Licht
Kein Symbol hat eine so große Bedeutung bei den Religionen wie das Licht. Heute, am Fest der Darstellung des Herrn, werden die Kerzen geweiht. Die Weihnachtszeit mit ihrer dunklen Jahreszeit ist sehr gut bestimmt dieses Symbol hervorzuheben. Jesus ist das Licht, das in die Dunkelheit unseres Lebens kommt. Wir Menschen machen uns diese Dunkelheit oft selber. Fast jedes Fest, sei es ein persönliches Fest wie Taufe oder Erstkommunion oder Firmung oder Hochzeit, sei es ein kirchliches Fest wie Ostern oder Pfingsten, wird begleitet von einem Ritual mit Licht und Dunkelheit. Wir brauchen diese Symbole, diese Zeichen, um mit Gott in Kontakt zu treten, um unserem Glauben Ausdruck zu verleihen. Es sind auch die Sinne, nicht nur der Verstand angesprochen.
An diesem Fest erneuern auch viele Ordensfrauen und Ordensmänner ihre Gelübde, ihre Hingabe an Gott. Sie sagen gemeinsam noch einmal Ja zu einem Leben mit Gott. Sie zeigen: wir bauen unser Leben auf Gott auf. Wer sich mit Lebensgeschichten dieser Männer und Frauen befasst, wir spüren: die Männer und Frauen fühlen sich geführt von Gott. Ihr Leben soll ein Licht sein.
Das Evangelium stellt uns heute Menschen vor, die von Gott geführt werden, in denen Gott im Leben eingegriffen hat. Alle leben tief verbunden mit Gott. Viele Ordensleute sind auf ihre Weise Licht für diese Welt.
Christus das Licht
Jesus ist der Mittelpunkt dieses Festes. Er wird als Licht bezeichnet. Simeon, ein alter weiser Mann, dem der Heilige Geist geoffenbart hat, er werde den Tod nicht schauen, bis er den Messias gesehen habe, nennt Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, in seinem Gebet: "Ein Licht, das die Heiden erleuchtet!" Alle Menschen sollen teilhaben an dem Licht, das Jesus bringt. Über Jesus wird viel Hoffnungsvolles gesagt. Er ist das Heil in dem Unheil der Welt. Er ist dem Herrn geweiht. Das Leben gehört nicht uns, sondern wir alle haben unser Leben als Geschenk empfangen. Gott hat Jesus mit Weisheit erfüllt und seine Gnade ruhte auf ihm. Gott wirkt im Leben Jesu. Doch eines zeigt sich in den Worten des Simeon aber auch: Das Leben Jesu wird nicht leicht. Er, der das Licht ist, kommt in das Dunkle unseres Lebens. Weil Jesus das Licht bringen will, darum wird er auch die Dunkelheit als Feind haben. "Durch ihn werden viele zu Fall kommen, er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." "Die Gedanken vieler sollen offenbar werden." Jesus wird einmal die Menschen zur Entscheidung fordern. Es wird sich gerade an ihm zeigen, was einem Menschen wichtig ist im Leben.
Dunkelheit
Diese Worte zeigen doch ganz deutlich: wer sich auf Jesus und seine Botschaft einlässt, wird es auch schwer haben. Der kann doch abseits stehen, der kann zum Außenseiter werden. Viele Menschen haben für diesen Glauben ihr Leben gelassen. Maria wird die Worte hören: "Deine Seele wird ein Schwert durchdringen!" Eben nicht nur Großartiges wird über Jesus gesagt, womit ein Mensch sich rühmen könnte. Es gibt auch die andere Seite, die schwere, ja die harte Seite. Maria hat dieses erfahren müssen beim Kreuz ihres Sohnes Jesus. Erlösung hat auch seinen Preis. Nicht, dass wir uns diese Erlösung verdienen könnten.
Glauben und auch Zeugnis für den Glauben an Gott zu geben, kann auch schwere Stunden bedeuten, etwa dann, wenn die nächsten Mitmenschen mich nicht mehr verstehen, wenn es mir weh tut, dass sich andere von mir abwenden, weil ich im Glauben Dinge erkannt habe, die mir wichtig geworden sind. Doch nicht nur, wenn mich die Mitmenschen nicht verstehen, sonders auch die Dunkelheit, in der ich Gott nicht mehr spüre, Gott mir fern zu sein scheint und frage: Gott, wo bist du? Ein Blick in das Buch des Propheten Maleàchi kann uns helfen. Der Herr kommt zu seinem Tempel. Wie Gold und Silber will er uns läutern. Wer kann bestehen? Wir werden uns auch unserer Schuld und unseres Versagens bewusst werden. Das wird sehr schmerzlich sein. Auch das ist eine Dunkelheit - die eigenen Verfehlungen zu erkennen. Diese Dunkelheit ist aber notwendig.
In der Dunkelheit des Lebens nicht allein
Doch wir sind in der Dunkelheit unseres Lebens nicht allein. Dieses Fest hat auch die Botschaft, dass Gott für uns das Licht ist. Es schenkt uns die Botschaft, dass nicht nur Menschen einer bestimmten Gruppe den Glauben empfangen, sondern auch Licht ist, "das die Heiden erleuchtet." Dieses Licht lässt uns unser Leben und alles, was geworden ist, klar sehen.
Schauen wir unser Leben einfach einmal an im Licht des Glaubens. Als Beispiel können uns Simeon und Hanna dienen. Im Licht des Glaubens hat er erkannt, dass er den Tod nicht schauen werde, bis er den Messias gesehen hat. Der Glaube an Gott, der Glaube an die Rettung Israels, sein Beten, das alles machte ihn offen für Gottes Wirken, für den Heiligen Geist. So ließ er sich führen. Simeon ließ sich in seinem Leben führen, der Glaube an Gott, seine Beharrlichkeit, durch sie konnten ihm die Begegnung mit Jesus geschenkt werden. Ebenso auch Hanna, die sich ständig im Tempel aufhielt, Gott diente: sie erkennt Jesus als den Erlöser. Jesus hat das Volk Israel nicht befreit von den Römern. Darauf warteten die Menschen vordergründig. Jesus will uns erlösen und befreien von dem, was unser Leben unglücklich macht, er will uns befreien von Schuld und von Ungerechtigkeit.
Mir machen Simeon und Hanna Mut. Sie zeigen mir: wichtige Erkenntnisse, wichtige Begegnungen werden mir geschenkt. Es dauert oft ein ganzes Leben lang. Wer mit Gott verbunden lebt, übersieht das Dunkel in unserem Leben nicht, nicht das Schwere und das Leid. Aber im Licht des Glaubens deutet er alles als einen Weg zur Reifung, zu wachsen im Glauben und als Mensch, zu wachsen. Was ich jetzt noch nicht so erkennen kann, eines Tages, in der echten Begegnung mit Gott, wird mir vieles deutlich. Mag sein, dass ich dann spüre: nichts war Zufall. Ich sage dann das nicht mit dem Kopf, weil es sich so fromm anhört, nein, ich spüre es dann.
In Jesus beginnt Neues
Simeon und Hanna begegnen einem Kind. Ein Kind steht für Unschuld, für das Neue. In Jesus beginnt Neues. Doch dieses Neue wird von Gott geführt und geleitet. "Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihn!" Vertrauen auch wir uns diesem Gott an. Gott will auch uns mit dem Heiligen Geist erfüllen - und wir müssen es wirklich wollen. Dann können wir Licht im Leben der Mitmenschen werden.
Neben Hanna und Simeon finden wir noch Menschen, die einen wichtigen Teil ihres Glaubensweges noch gehen müssen. Es sind Maria und Josef. Nur voller Staunen erfahren sie, was über Jesus gesagt wird. Wie oft verstehen wir etwas im Glauben nicht, wie oft stellen wir Fragen. Doch wir sind eingeladen, unser Leben mit Jesus zu gehen. Jesus ist unser Licht, unser Licht in der Dunkelheit des Lebens. Wenn wir es auch nicht immer wissen und erfahren, wir werden begleitet. Auch dann, wenn wir keine Ordensleute sind, so leben wir doch unser Leben für Gott, stellen wir ihn an die erste Stelle unseres Lebens. In der Taufe haben das die Eltern bejaht. Wir gehören Gott. Wer danach lebt, der lebt erfüllt. Wer danach lebt, wird von Gott begleitet. Zeigt sich das nicht daran, dass Licht an wichtigen Festen nicht fehlt? Leben mit Gott bedeutet: Leben mit Licht und Dunkelheit. Amen.