Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 30. Mai. 2024 - Fronleichnam (B)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ex 24,3-8
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen
kam Mose und übermittelte dem Volk
alle Worte und Rechtssatzungen des Herrn.
Das ganze Volk antwortete einstimmig
und sagte: Alles, was der Herr gesagt hat,
wollen wir tun.
Mose schrieb alle Worte des Herrn auf.
Am frühen Morgen stand er auf
und errichtete am Fuß des Berges einen Altar
und zwölf Steinmale für die zwölf Stämme Israels.
Er schickte die jungen Männer der Israeliten aus
und sie brachten Brandopfer dar
und schlachteten junge Stiere als Heilsopfer für den Herrn.
Mose nahm die Hälfte des Blutes
und goss es in eine Schüssel,
mit der anderen Hälfte besprengte er den Altar.
Darauf nahm er das Buch des Bundes
und verlas es vor dem Volk.
Sie antworteten:
Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun;
und wir wollen es hören.
Da nahm Mose das Blut,
besprengte damit das Volk
und sagte: Das ist das Blut des Bundes,
den der Herr aufgrund all dieser Worte
mit euch schließt.
Die 1. Lesung des Festes erzählt vom Bundesschluß Gottes mit seinem Volk am Berg Sinai. Dieser Bund wird nach einem damals bei Bündnissen zwischen Königen üblichen Ritus mit einem Opfer besiegelt.
"Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun." Diese Worte begegnen uns innerhalb der ersten Lesung zwei Mal. Dadurch soll der hohe Stellenwert der "Kundgabe des Wortes" und dessen Annahme durch das Volk ausgedrückt werden.
Steine wurden im Alten Orient als Zeugen für den Abschluß eines Bundes verwendet. Die Zahl 12 symbolisiert in unserem Text die 12 Stämme Israels.
Die Tatsache, daß junge Israeliten - und nicht bereits institutionalisierte Priester - die Opfer darbringen, läßt auf ein sehr hohes Alter der Textgrundlage schließen.
Eine Hälfte des Blutes gießt Moses an den Altar. Die andere Hälfte sprengt er nach dem Verlesen des Wortes Gottes über das Volk. Entsprechend der Bedeutung der Blutsgemeinschaft (Stamm, Sippe, Familie) für Frieden und soziale Sicherheit schafft die rituelle Blutsgemeinschaft zwischen Gott (=Altar) und seinem Volk eine Lebensgemeinschaft des Heiles.
Antwortpsalm - Ps 116,12-18
Kv: Der Kelch des Segens gibt uns Anteil am Christi Blut . - Kv
(Oder: GL 305,3)
Wie kann ich dem HERRN vergelten
all das Gute, das er mir erwiesen?
Den Becher des Heils will ich erheben.
Ausrufen will ich den Namen des HERRN. - Kv
Kostbar ist in den Augen des HERRN
der Tod seiner Frommen.
Ach HERR, ich bin doch dein Knecht, /
dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd!
Gelöst hast du meine Fesseln. - Kv
Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen,
ausrufen will ich den Namen des HERRN.
Meine Gelübde will ich dem HERRN erfüllen
in Gegenwart seines ganzen Volks, - Kv
2. Lesung - Hebr 9,11-15
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Christus ist gekommen
als Hohepriester der künftigen Güter
durch das größere und vollkommenere Zelt,
das nicht von Menschenhand gemacht,
das heißt nicht von dieser Schöpfung ist.
Nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren,
sondern mit seinem eigenen Blut
ist er ein für alle Mal in das Heiligtum hineingegangen
und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt.
Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren
und die Asche einer jungen Kuh
die Unreinen, die damit besprengt werden,
so heiligt, dass sie leiblich rein werden,
um wie viel mehr wird das Blut Christi,
der sich selbst als makelloses Opfer
kraft des ewigen Geistes Gott dargebracht hat,
unser Gewissen von toten Werken reinigen,
damit wir dem lebendigen Gott dienen.
Und darum ist er der Mittler eines neuen Bundes;
sein Tod hat die Erlösung
von den im ersten Bund begangenen Übertretungen bewirkt,
damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhalten.
Bernhard Zahrl (1997)
Der Hebräerbrief reflektiert die Bedeutung des Lebens und Sterbens Jesu in der Sprache und in den religiösen Bildern des jüdischen Tempelkultes.
Die Verse Hebr 9,12-15 sind eine Gegenüberstellung der "Wirkung" alttestamentlicher Opfer und dem Opfertod Jesu Christi. Sein Tod bewirkt die Erlösung von den Sünden im ersten Bund und bewirkt daß die Berufenen (= die "Mitglieder" der Kirche) das verheißene Erbe erhalten.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 6,51
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist.
Wer dieses Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Halleluja.
Evangelium - Mk 14,12-16. 22-26
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote,
an dem man das Pas-chalamm zu schlachten pflegte,
sagten die Jünger zu Jesus:
Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
Da schickte er zwei seiner Jünger voraus
und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt;
dort wird euch ein Mensch begegnen,
der einen Wasserkrug trägt.
Folgt ihm,
bis er in ein Haus hineingeht;
dann sagt zu dem Herrn des Hauses:
Der Meister lässt dich fragen:
Wo ist der Raum,
in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?
Und der Hausherr
wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen,
der schon für das Festmahl hergerichtet
und mit Polstern ausgestattet ist.
Dort bereitet alles für uns vor!
Die Jünger machten sich auf den Weg
und kamen in die Stadt.
Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte,
und bereiteten das Paschamahl vor.
Während des Mahls nahm er das Brot
und sprach den Lobpreis;
dann brach er das Brot,
reichte es ihnen
und sagte:
Nehmt, das ist mein Leib.
Dann nahm er den Kelch,
sprach das Dankgebet,
gab ihn den Jüngern
und sie tranken alle daraus.
Und er sagte zu ihnen:
Das ist mein Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird.
Amen, ich sage euch:
Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken
bis zu dem Tag,
an dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes.
Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.
Bernhard Zahrl (1997)
Nach dem Verständnis des Evangelisten Markus war Jesu letztes Mahl ein Paschamahl. Dieses durfte nur innerhalb der Heiligen Stadt selbst gefeiert werden, sodaß man einen passenden Raum für die Feier suchen mußte. In der Regel feierten das Paschamahl mindestens zehn Personen gemeinsam (man sollte ja ein ganzes Lamm verzehren). Um solche Mahlgemeinschaften bilden zu können und den Pilgern die Teilnahme an solchen zu ermöglichen, sollten die Jerusalemer in dieser Nacht ihre Häuser für die Fremden öffnen und ihnen Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellen. In solch einem Raum konnten auch die Jünger Jesu alles Notwendige für das Paschamahl vorbereiten.
Innerhalb des Neuen Testaments wird an fünf verschiedenen Stellen (Mk 14,22-25; Mt 26,26-29; Lk 22,15-20; Joh 13,1 und 1Kor 11,23-25) vom letzten Abendmahl berichtet. Alle Texte berichten vom selben Mahl und doch wird der Verlauf jeweils etwas anders geschildert. Diese Tatsache läßt sich mit der großen Bedeutung dieser Feier für die einzelnen Gemeinden erklären, sodaß jede Christengemeinde im Laufe der Zeit ihre eigenen Akzente setzte.
Jesus bezeugt in seinem letzten Mahl nicht nur seine große Liebe zu seinen Jüngern und den Menschen, sondern auch sein fundamentales Vertrauen in die Vollendung des Reiches Gottes. Daran sollen seine Jünger sich erinnern und davon leben (im hebräischen Wort "erinnern" ist das Lebendigwerden des Vergangenen während des Vorgangs der Erinnerung mitgemeint).
Die heutigen Fragen nach dem genauen Ablauf des Herrenmahls wären wahrscheinlich weder für die Zwölf, noch für Jesus selbst relevant.
Evangelium (ungekürzt) - Mk 14,12-26
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote,
an dem man das Pas-chalamm zu schlachten pflegte,
sagten die Jünger zu Jesus:
Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
Da schickte er zwei seiner Jünger voraus
und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt;
dort wird euch ein Mensch begegnen,
der einen Wasserkrug trägt.
Folgt ihm,
bis er in ein Haus hineingeht;
dann sagt zu dem Herrn des Hauses:
Der Meister lässt dich fragen:
Wo ist der Raum,
in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?
Und der Hausherr
wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen,
der schon für das Festmahl hergerichtet
und mit Polstern ausgestattet ist.
Dort bereitet alles für uns vor!
Die Jünger machten sich auf den Weg
und kamen in die Stadt.
Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte,
und bereiteten das Paschamahl vor.
Als es Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf.
Während sie nun zu Tisch waren und aßen,
sagte Jesus: Amen, ich sage euch:
Einer von euch wird mich ausliefern,
einer, der mit mir isst.
Da wurden sie traurig
und einer nach dem andern fragte ihn:
Doch nicht etwa ich?
Er sagte zu ihnen: Einer von euch Zwölf,
der mit mir in dieselbe Schüssel eintunkt.
Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen,
wie die Schrift über ihn sagt.
Doch weh dem Menschen,
durch den der Menschensohn ausgeliefert wird!
Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
Während des Mahls nahm er das Brot
und sprach den Lobpreis;
dann brach er das Brot,
reichte es ihnen
und sagte:
Nehmt, das ist mein Leib.
Dann nahm er den Kelch,
sprach das Dankgebet,
gab ihn den Jüngern
und sie tranken alle daraus.
Und er sagte zu ihnen:
Das ist mein Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird.
Amen, ich sage euch:
Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken
bis zu dem Tag,
an dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes.
Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.
Fronleichnam
Mit Christus unterwegs
Es gibt sie leider nicht mehr an allen Orten – die Fronleichnamsprozession. Mit den vielen Menschen, die mitgehen, mit den vielen Menschen, die Straßen und Häuser geschmückt haben. An diesem Tag können wir etwas zeigen – und an diesem Tag wollen wir etwas sehen!
Eine Gemeinschaft von Menschen präsentiert sich in der Öffentlichkeit. Frömmer ausgedrückt: sie legt ein Bekenntnis ab. Open air. Dabei zeigen wir uns nicht selbst – so schön auch das ist. Wir sind eine Gemeinschaft von Menschen, die mit Christus unterwegs ist. Die ihm folgt. Wir gehen durch Gassen und Straßen, wir gehen durch die Felder. Wir singen, wir beten – und auch das passiert: wir lachen auf dem Weg. Wir zeigen IHN! Christus! Und: wir zeigen ihm unsere Welt. Im gemeinsamen Gehen wissen wir ihn in unserer Mitte. Dabei tragen wir nur ein Stück Brot. So kostbar die Monstranz ist, so schön die Gewänder, so klangvoll die Musik: wir haben nur ein Stück Brot. Ein Stück Brot. Das ist er – unser Herr! Wir hungern nach Leben.
1. Etappe
Machen wir uns auf den Weg, gibt es mehrere Etappen. Die erste – ist eine große Erinnerung.
„In jenen Tagen kam Mose
und übermittelte dem Volk
alle Worte und Rechtssatzungen des Herrn.
Das ganze Volk antwortete einstimmig
und sagte:
Alles, was der Herr gesagt hat,
wollen wir tun.“
Dass unsere Erinnerung so weit zurückreicht, ist heute eine Überraschung. Wie lange das doch her ist mit Mose! Wissen Sie noch? Das Volk Israel ist auf dem Weg durch die Wüste. Die ägyptische Gefangenschaft – wie die Menschen sie nannten – ist vorbei. Endgültig. Der Weg geht zwar durch Meer, Geröll und Sand, beschwerlich, enttäuschend, ermüdend, aber ein gelobtes Land liegt vor ihnen. Schaut doch nach vorne! Doch was ist schon ein gelobtes Land? Ein gelobtes Land ist, wenn Menschen „alle Worte und Rechtssatzungen des Herrn“ tun. Tun! Und das, man höre und staune: einstimmig. Während doch sonst so vieles durcheinander geht, auch durcheinander geredet wird, diese Klarheit beschert Glück: „Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun.“ Ganz besonders sind die Zehn Gebote gemeint. Man kann sie an zwei Händen abzählen – aber in diesen beiden Händen ruht eine neue Welt.
In dieser Erinnerung taucht noch etwas anders auf: der Bundesschluss. Gott schließt mit seinem Volk, mit Menschen, einen Bund. Eigentlich ist es ein Geschenk! Gott tut so, als seien wir ihm ebenbürtige Partner. Dass wir mit ziemlich leeren Händen kommen, ist für ihn nur der Anlass, sie uns so zu füllen, dass wir ihm etwas geben können. Würde unser Notar mit Tinte das Dokument unterschreiben und sein Siegel darauf setzen, so wird die Urkunde, die irgendwo im Himmel aufbewahrt ist, mit Blut beglaubigt. Übrigens: ein alter orientalischer Brauch.
„Mose nahm das Buch des Bundes
und verlas es vor dem Volk.
Sie antworteten:
Alles, was der Herr gesagt hat,
wollen wir tun;
und wir wollen es hören.
Da nahm Mose das Blut,
besprengte damit das Volk
und sagte:
Das ist das Blut des Bundes,
den der Herr aufgrund all dieser Worte
mit euch schließt.“
Die erste Etappe – eine große Erinnerung. Wie alles angefangen hat. Beurkundet, beglaubigt – mit Leben gesiegelt.
Heute sprechen wir auch vom Blut Jesu. Von seiner Hingabe. Von seiner Liebe.
2. Etappe
Das ist die zweite Etappe auf dem Weg. Die zweite Etappe ist – ist eine Begegnung. Die Begegnung mit einem Hohepriester, mit dem Hohepriester Christus. Im Tempel von Jerusalem wurden Opfer dargebracht, allesamt blutig. Dafür gab es ein festes Regelwerk – Gebührenordnung eingeschlossen. Da ist von Böcken und Stieren die Rede … und noch von so manchem anderen Getier. Aber jetzt ist Christus gekommen, „als Hohepriester der künftigen Güter“. Die vielen Opfer müssen nicht mehr sein – Gott will sie nicht. Gott braucht sie nicht. Christus ist das eine Opfer. Jetzt ist genug!
Bis heute sind Menschen an die Stelle von Tieren getreten – oder gesetzt worden. So viele Menschen werden geopfert! Wir bekommen Zahlen mit, nur die Gesichter sehen wir nicht. Die vielen Geschichten von Menschen auch nicht. Für was werden Menschen geopfert? Für welchen Traum? Für welchen Albtraum? Menschenopfer gefallen Gott nicht! Er steht dagegen auf:
„Christus ist gekommen
als Hohepriester der künftigen Güter …
damit wir dem lebendigen Gott dienen.
Und darum ist er der Mittler eines neuen Bundes;
sein Tod hat die Erlösung
von den im ersten Bund begangenen Übertretungen bewirkt,
damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhalten.“
Wir sind die Berufenen. Wir sollen das verheißene ewige Erbe erhalten. Ohne den Hass, der sich fromm verbrämt, ohne die Angst, die Menschen gefügig macht, ohne die Resignation, die alles beim Alten lässt.
Die zweite Etappe – eine Begegnung. Mit dem Hohepriester Christus. Mit dem, der die blutigen Opfer endgültig und unwiderruflich ersetzt hat. Er hat sein eigenes Blut geopfert. Mit seiner Liebe.
Heute sprechen wir von den künftigen Gütern.
3. Etappe
Die dritte Etappe auf dem Weg – ein Mahl. Bundesschlüsse werden immer mit einem gemeinsamen Essen gekrönt. In der Atmosphäre einer großen Freiheit sitzen Menschen beieinander, erzählen von dem, was vergangen ist, und von dem, was jetzt (!) so richtig ins Laufen kommt. Alte Fehden, alte Bedenken – vorbei.
Da sehen wir den Hohepriester Christus mit seinen Jüngern, allesamt untreue Gesellen, in der Nacht, in der er verraten wird, das Mahl feiern. Es wird zwar das letzte Abendmahl genannt, aber wir feiern es auch heute. Es ist sein Mahl. Zu seinem Gedächtnis. Wie er es gesagt, wie er es geordnet hat.
„Während des Mahls
nahm er das Brot
und sprach den Lobpreis;
dann brach er das Brot,
reichte es ihnen
und sagte:
Nehmt, das ist mein Leib.
Dann nahm er den Kelch,
sprach das Dankgebet,
gab ihn den Jüngern
und sie tranken alle daraus.
Und er sagte zu ihnen:
Das ist mein Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird.“
Brot und Wein stehen für seine Hingabe, für sein Opfer, für seine Liebe – sie sind darum auch Leib und Blut. Sein Leib, sein Blut.
Das muss, das darf auch so sein. Glücklicherweise hängt sein Mahl nicht davon ab, ob wir gerade richtig drauf sind, das Richtige glauben, das Richtige tun. Wenn wir tun, wie er gesagt hat, werden wir in seine Liebe aufgehoben, hineingenommen, geradezu verwandelt. Er verschenkt sich uns ganz.
Die dritte Etappe – ein Mahl. Ein festliches Essen mit dem Hohepriester! Wer er ist? Das ist eine kluge Frage, die man am besten bei Tisch stellt. Ich sehe ihn vor mir: er bricht das Brot – er reicht den Kelch. Jetzt weiß ich, wer er ist – und ich weiß auch, wohin ich gehöre.
Damit gehen wir nach draußen!
Prozession
Es gibt sie leider nicht mehr an allen Orten – die Fronleichnamsprozession. Mit den vielen Menschen, die mitgehen, mit den vielen Menschen, die Straßen und Häuser geschmückt haben. An diesem Tag können wir etwas zeigen – und an diesem Tag wollen wir etwas sehen!
Wer geht wo? Wer geht am Anfang? Wer geht überhaupt mit? Wo spielt die Musik? Und nicht zuletzt? An welcher Stelle kommt ER, der Herr? Das Kreuz voran! Das Zeichen seines Leidens und Sterbens, das Zeichen seiner Auferstehung und seines Kommens!
Wir kommen nicht von irgendwo! Wir laufen auch nicht irgendwo hin!
Wir tragen eine große Erinnerung - an die Worte und Rechtssatzungen des Herrn
Wir tragen eine große Begegnung - mit dem Hohepriester, der uns die künftigen Güter schenkt.
Wir tragen ein großes Mahl - in dem unser Herr gegenwärtig ist und sein Leben mit uns teilt.
Wir gehen nach draußen.
Dabei tragen wir nur ein Stück Brot. So kostbar die Monstranz ist, so schön die Gewänder, so klangvoll die Musik: wir haben nur ein Stück Brot. Ein Stück Brot. Das ist er – unser Herr! Er stillt unseren Hunger nach Leben
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Wo sich Himmel und Erde berühren
Mit dem Himmel unterwegs
Kann es Besseres geben, als mit dem Himmel unterwegs zu sein? Keine festliche Fronleichnamsprozession ohne den „Tragehimmel“! Er zeigt die Mitte, der auf den Straßen „wallenden“, gehenden, sich zeigenden Pfarr- und Ortsgruppen am Fronleichnamstag an. Dieser „Himmel“, der mitgetragen wird, ist ein uraltes, vorchristliches Zeichen. Von weitem konnte so das Nahen des „Herrschers“ gesehen werden. In dieser Bedeutung wurde der Himmel in christlichen Gottesdiensten und Feiern übernommen: Es naht „Jesus Christus, unser Herr und Bruder“, er ist unter uns.
Sein „Mit-uns-Sein“ möchte ich als Herausforderung sehen, und den „Himmel“, der so prunkvoll mitgetragen wird, als Anregung nehmen, um über all das, was zum Himmel schreit, nachzudenken.
Was zum Himmel schreit
Wir, die Kirche als organisierte Gemeinschaft, haben es uns unter dem Himmel ganz schön bequem gemacht. Ob so der Himmel über allen aufgehen kann, ist zu Fronleichnam eine berechtigte Frage!
Die kirchlich organisierte Bequemlichkeit macht blind, taub, starr, unflexibel gegenüber den Notwendigkeiten in dieser Zeit. Die Bequemlichkeit, gehört somit zu den himmelschreienden Sünden, die himmelschreiende Ungerechtigkeiten zur Folge hat.
Die derzeitige massiv wachsende soziale Ungleichheit unter der Weltbevölkerung, wird durch die Pandemie „Covid19“ noch verstärkt. Dies führt zu einer neuen Form der Armut, die nach politischen Lösungen, als Regelung des sozial vertretbaren menschlichen Zusammenlebens, schreit.
In dieser himmelschreienden sozialen Ungleichheit wird auch von Christen ein neues „politisches“ Bewusstsein, Engagement erwartet, eingefordert. Und das mit Recht!
Prof. Paul Zulehner hat in einem Beitrag über Petrus Canisius (geb 1521!) hingewiesen, dass dieser Jesuit schon 1560 in seinem „Catechismus“ unter anderem Brudermord, Verletzung des Gastrechts, Unterdrückung und Ausbeutung als „himmelschreiende Sünden“ genannt hat.
Hören wir die Schreie der Opfer?
Korruption, wirtschaftliche Diktatur und vieles mehr lassen aufschreien in allen Teilen der Welt. Hören wir die Stimmen der ausgebeuteten, unterdrückten Mitmenschen hier und weltweit? Wissen wir, warum sie „schreien“, was sie bedrängt und von der Fülle des Lebens ausschließt? Und wenn wir ihr Schreien hören, verstehen wir sie, sind wir bereit zum Handeln? Damit sind solidarisches Teilen, persönliches wie auch gemeinschaftliches Engagement in der Bildungsarbeit, der Verteilung der Lebensmittel usw. gemeint.
Caritas und Nächstenliebe
Christlich heißt das: Caritas und Nächstenliebe. Der Auftrag, den uns das Evangelium gibt, lautet: durch unsere Worte, durch unser Tun Christus an diesem und an anderen Orten verkünden. Dieser Auftrag lädt ein, das „durch die Straßen gehen und sich zu Fronleichnam als Glaubensgemeinschaft zu zeigen“ mit einer lebendigen, erlebbaren Verkündigung der Nächstenliebe zu verknüpfen. So „herrlich“ das Brauchtum zu Fronleichnam ist, so „herrlich“ sollte dieses Fest auch für den Nächsten werden, der unsere Hilfe braucht, der sich nach unserer Zuwendung, unserem Teilen sehnt.
"Umsonst habt ihr empfangen und umsonst sollt ihr geben", daran erinnert das Evangelium (Mt 10,8). Der mitgetragene „Himmel“ bei der Fronleichnamsprozession erinnert uns, dass „himmlische Erfahrungen“ über allen aufgehen und auf alle überspringen mögen, und dass wir dazu unseren Beitrag leisten.
Das ist Eucharistie: Dem Antlitz der Barmherzigkeit Jesu von Nazareth sichtbar im Zeichen von Brot und Wein begegnen, dafür Dank sagen und die Erfahrung des Glaubens anderen mit/teilen, hinaus gehen und verkünden. So geschieht Verwandlung in uns. Dadurch und durch die Verbundenheit im Glauben gestärkt werden wir den Schrei der Armen, der Ausgestoßenen, der Unterdrückten, der Nichtwillkommenen hören und nicht schweigen, sondern die Ungerechtigkeiten dieser Welt sehen und so manches schnell, manches langsam verändern.
Da berühren sich Himmel und Erde
Das afrikanische Sprichwort „Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern“ bestärkt uns in diesem Glauben. Es ist die Zukunft der Kirche, den Himmel auf Erden erfahrbar zu machen.
Schätze unseres Glaubens weitergeben
Werte vererben
Um Kunstschätze der Nachwelt zu erhalten, übergeben Kunstsammler das, was sie durch Jahrzehnte hindurch zusammengetragen haben, einer Stiftung oder einem namhaften Museum. So stellen sie sicher, dass die Nachfahren das Erbe nicht verscherbeln oder in einem Sinne verwenden, der dem Erblasser nicht recht wäre. Es ist nicht einfach, wertvolle Kulturgüter über den Tod hinaus zu erhalten. Oft wird erst viele Jahrzehnte später erkannt, welche Schätze ein Kunstschaffender hinterlassen hat. Kunstkenner, Kunstliebhaber und Sammler retten sie in eine spätere Zeit hinein.
Jesus hat nur eine kurze Zeit öffentlich gewirkt. In dieser Zeit hat er eine neue religiöse Wertordnung aufgezeigt und entsprechende Werthaltungen vorgelebt. Er hat keine Bücher geschrieben, keine Kunstwerke oder Denkmäler geschaffen, die der Nachwelt in Erinnerung gehalten hätten, wofür er gelebt hat. Lediglich aus Erzählungen, die im Volk kursierten und später von Evangelisten gesammelt wurden, wissen wir von ihm und was ihn umgetrieben hat. Wie kann man solches Gut der Nachwelt erhalten und weitergeben?
Das Vermächtnis Jesu
Der Evangelist Johannes hat das Vermächtnis Jesu in den sogenannten Abschiedsreden zusammengefasst. Darin bittet er, dass seine Jünger begreifen, was ihn im innersten bewegt hat: die Liebe und Verbundenheit mit dem Vater und mit allen, die wie er begriffen haben, wie kostbar und wegweisend eine solche Lebenseinstellung ist. "Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe." (Joh 15,9-12).
Gemeinschaft zu stiften durch innige Verbundenheit mit Gott, dem Vater, war das große Anliegen Jesu. Als Zeichen, das in Erinnerung bleiben soll, wäscht er seinen Jüngern beim Abschiedsmahl die Füße. "Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe." (Joh 13,14-15).
Die anderen drei Evangelisten berichten von einem anderen Zeichen ähnlichen Inhalts: beim Abschiedsmahl nahm Jesus Brot, dankte dafür Gott und gab es seinen Jüngern zu essen mit den Worten: Das ist mein Leib. Gleiches tat er nach dem Mahl mit einem Becher Wein und den Worten: Das ist mein Blut. Durch das Essen und Trinken sollen seine Jünger ihn in sich aufnehmen. In ihnen soll weiterleben, was er und wofür er gelebt hat. Auf diese Weise lebt er in den Jüngern weiter, und mit ihnen gehen seine Werthaltungen in die ganze Welt hinaus.
Fronleichnam
In jeder Eucharistiefeier und besonders am Fronleichnamsfest nehmen auch wir die Einstellungen, Haltungen und Werte Jesu in uns auf, wenn wir seinen Leib essen und sein Blut trinken. In uns werden sie erneut lebendig. Wir tragen sie hinaus in die Welt, in der wir leben. Jesus verwandelt uns und wir verwandeln durch ihn und mit ihm die Welt. Diesen kostbaren Schatz der Liebe Gottes können wir nicht für uns behalten. Wir tragen ihn hinaus auf die Straßen und in unsere Lebenswelten.
Fronleichnam ist mehr als nur dankbare Erinnerung. Fronleichnam ist Sendung, Mission. Jede heilige Messe endet mit der Aufforderung des Priesters: Geht, ihr seid gesendet! Ite missa est!
Fronleichnam, ein Glaubensbekenntnis
Eine heilende Spur
Im Evangelium hörten wir, dass die Jünger beauftragt wurden, zu einem Mann zu gehen, der einen Wasserkrug trägt. Das ist ein sehr tiefsinniges Zeichen, denn Wasserkrüge zu schleppen ist harte Alltagsarbeit. Anzunehmen, dass diese Wasserträger in der heilenden Spur bleiben, also immer wieder den Weg zum heilenden Wasser gehen, denn niemand will krank werden durch verdorbenes, abgestandenes Wasser. Dahinter steckt auch schon eine Anspielung auf das kommende Leiden Jesu. Die Wasserträger schöpfen in der Quelle Schiloach heilendes Wasser. Schiloach heißt „senden“ und hat hier zweierlei Bedeutung: Der Herr heilt, was verwundet ist und gibt den Jüngern und auch uns einen Sendungsauftrag, ihm nachzufolgen, was ohne Leid aber nicht gehen wird.
Durch dieses Fest, besonders durch die Prozession, erneuern wir unseren Sendungsauftrag in festlicher Form mit Musik, mit geschmückten Altären und Fenstern, eine „Professio fidei“, also ein Glaubensbekenntnis ihm nachzufolgen, in der Spur Jesu zu bleiben. Aber halten wir auch durch, was wir bekennen? Wir ziehen durch die Straßen, gedenken dabei nochmals seines Leidens und seiner Auferstehung, allerdings in anderer Form wie am Gründonnerstag.
Die Eucharistie bildet die Kirche und nicht umgekehrt, die Kirche die Eucharistie. Und so werden wir wohl etwas abgewandelt mit den beiden Jüngern beim Emmausgang fragen müssen: „Brannte uns nicht das Herz, als Jesus unterwegs mit uns redete?" (Lk.24,32). Oder verdunstet all das immer mehr, was uns vor zweitausend Jahren als Evangelium, als »Frohe Botschaft« mitgegeben wurde? Sind wir noch in der Spur Jesu, wenn wir diesem zentralen Auftrag: "Sooft ihr es tut, tut es zumeinem Gedächtnis!" nur noch schleppend nachkommen?“
Schlechter Service?
Kirche und Gesellschaft sind kommunizierende Gefäße. In vielen Belangen denkt die Wirtschaft aufgrund hoher Personalkosten und Einsparungsmöglichkeiten nicht mehr daran, dass der „Kunde König“ ist. Mittlerweile ist dieser Slogan in vielen Bereichen zu einer Hohlformel verkommen. Die Devise lautet jetzt: „Bad service or no service is our success“. Übersetzt heißt das: Schlechtes oder noch besser gar kein Service ist unser Erfolg. Wir sparen ein, wo wir können und erzielen dabei gute Profite.
In der Institution Kirche ist Ähnliches zu beobachten: „Bad service or no service is the best way in this difficult situation“. Schlechter oder gar kein Dienst ist der beste Weg in dieser schwierigen Situation. Wir erleben sowohl im wirtschaftlichen als auch im kirchlichen Bereich Menschen, die überarbeitet sind, unter Stress leiden, in Burn-out-Situationen geraten, aggressiv werden, sich überfordert fühlen und dadurch schlechtes Benehmen an den Tag legen. Im Arbeitsleben bedeutet das Kunden- und Geldverlust, in der Kirche sind es Austrittszahlen, obwohl man genaugenommen gar nicht austreten kann.
Kirche in der Spur Jesu
Die Kirche aber kann nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten, sondern soll vor allem für jene da sein, die besonderer Hilfe bedürfen. Das ist nämlich die Spur Jesu, die uns ans Herz gelegt wird: das Liebesgebot und Solidarität untereinander zu üben. Wie soll das geschehen, wenn die Pfarren zu groß werden, besonders am Land die Wegstrecken zu weit, die Menschen nicht mehr dort anzutreffen sind, wo wir sie noch erreichen könnten, weil sie durch Arbeitsplatzwechsel oder kurzfristige Mietverträge einen oftmaligen Ortswechsel durchführen müssen?
Eucharistie lädt zum Teilen ein, besonders dort, wo es uns gut geht, im Brechen des Brotes, im Weiterreichen des Weines. Es ist das Sakrament der Solidarität. Als in Christus Gewandelte, im Zeichen der Liebe gehen wir in den Alltag. Im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung bekommen Christen den Auftrag, die Liebe zu internationalisieren, zu globalisieren, was Roboter, facebook und twitter sicher nicht leisten können, sondern wo Menschen mit all ihren Gefühlen, ihrem Mitfühlen, ihrem Glauben und ihrem Verstand persönlich gebraucht werden.
Es mag für lediglich wirtschaftlich denkende Hirne paradox klingen: Wer teilt, bekommt mehr zurück. Das lehrt uns Jesus durch sein Leben, sein Tun, sein Wort und sein Sakrament. Versuchen wir gemeinsam die durch Hektik, Gedankenlosigkeit, Lieblosigkeit zugeschütteten Spuren Jesu wieder frei zu bekommen, um auf dem rechten Weg in seiner Nachfolge zu bleiben und seine Bitte, seinen Auftrag zu erfüllen: „Sooft ihr es tut, tutes zu meinem Gedächtnis!“
Eucharistie - Gedächtnis der Liebe Jesu
Pascha – Erinnerung an die Großtaten Gottes
Wenn die Juden heute das Paschamahl feiern, die Erinnerung an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, muss der jüngste Bub den Hausvater einleitend fragen: „Was unterscheidet die heutige Nacht von den anderen Nächten?“ Dieser erzählt darauf die Befreiungsgeschichte, wie Gott „mit starker Hand“ das Menschen-Unmögliche möglich machte, sie durchs Rote Meer führte und der Herrschaft des Pharao entriss. Er preist mit den Worten der Psalmen Gott, der mit ihnen am Sinai den Bund schloss und sie ins gelobte Land führte. Dabei ist das Gedächtnis an die Tat Gottes mehr als bloße Erinnerung, es ist eine Gegenwärtigsetzung. Was sonst der vordergründige Alltag wie mit einer dicken Staubschicht zudeckt, bekommt wieder Glanz in dieser Nacht: Unser Gott holte uns damals aus unserer Ohnmacht, er tut es auch heute, er wird es immer tun.
Eucharistie – Erinnerung an die Befreiung durch Jesus
Genau das will uns Jesus mit dem eucharistischen Mahl zeigen: Ich habe euch damals befreit am Kreuz und in der Auferstehung und dasselbe sollt ihr erfahren, wenn ihr euch zum eucharistischen Opfermahl versammelt. Wenn ihr das Wort hört: „Das ist mein Leib für euch hingegeben!“ dann wird gnadenhaft gegenwärtig gesetzt, was Jesus ein für alle Male für uns am Kreuz getan hat. Und wenn ihr den Priester sprechen hört im Hochgebet: „Darum feiern wir das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung deines Sohnes...“ dann wisst, dass ihr heute aufatmen könnt! Denn die Heilsquelle, die der Tod Jesu erschloss, sprudelt jetzt besonders.
Beim Abendmahl Jesu, das in die jüdische Paschafeier eingebettet ist, setzt sich die rettende Tat Gottes in Jesus fort. Der Leib, hingegeben für uns, stirbt ein paar Stunden später am Kreuz, sein Blut wird dabei vergossen für uns und viele. Er liebt uns bis zur Vollendung. Da beugt er sich herab zu uns mit unseren Verletzungen und unserer Unfähigkeit zu Lieben. Er zieht uns an sich und trägt uns zum Vater.
Eucharistie – ein Vermächtnis der Liebe Jesu
In der Eucharistie hat uns Jesus das Vermächtnis seiner Liebe hinterlassen. In ihr wird sichtbar und greifbar, was er schon während seines ganzen Lebens getan hat. Er redete Worte der Liebe, die uns die Barmherzigkeit des Vaters zusagen. Er beheimatet bei sich Menschen, die sich selbst nicht annehmen können. Er richtet Menschen auf, die ihre Würde verloren haben. Er heilt die Wunden, die unser Egoismus schlägt. Brot und Wein sind die mächtigen Zeichen für den geopferten Leib Christi und für sein Blut, mit dem er den Neuen Bund besiegelte.
In der Prozession tragen wir heute dankbar Jesus als Brot des Lebens in die Straßen und Plätze unseres Alltags. Möge Christi Friede und Liebe durch den Herrn, der verborgen ist im Brot des Lebens, in reichem Masse sich niederlassen! Möge Christus uns helfen, Menschen der Freude und des Segens zu sein!
Demonstration mit Monstranz
Alltägliche Opfer
"Opfer" ist bei Jugendlichen ein Schimpfwort geworden. Opfer sein ist ein Zeichen von Schwäche, Opfer sind unterlegen, können sich nicht behaupten, werden ausgenützt oder gar missbraucht, gelten als lebensuntüchtig.
Die Möglichkeit Opfer zu werden ist aber allgegenwärtig. Dabei muss man nicht gleich an eine kriminelle Handlung denken. Wer in ein Auto einsteigt, begibt sich in Gefahr ein Verkehrsopfer zu werden. Wer den wirtschaftlichen Konkurrenzkampf aufnimmt, muss damit rechnen, unter Umständen das eingesetzte Vermögen einzubüßen. Verlieren kann man aber auch den Job und ist dann plötzlich Opfer der Wirtschaftskrise und Modernisierungsverlierer.
Wer nicht Opfer werden will, "opfert" einiges, um diesem Schicksal zu entgehen. Da opfert einer seine Freizeit, um sich besser zu qualifizieren und eine Prüfung zu schaffen. Ein anderer opfert Beziehungen, um Karriere zu machen. Wieder andere opfern viel, um Zutritt zu sogenannten besseren Kreisen zu bekommen und lassen es sich etwas kosten, dazu zu gehören und entsprechend angesehen zu sein.
Opfer gehören in unserem Leben zum Alltag. Über manche Opfer reden wir nicht gerne, auf andere sind wir stolz. Ein Hobby darf etwas kosten, oft gar nicht wenig. Welche Opfer wir meiden, welche wir in Kauf nehmen und auf welche wir stolz sind, ist eine Frage persönlicher Werthaltungen.
Opfer in der Liturgie
"Opfer" ist auch ein Schlüsselwort der Liturgie; nicht nur hinsichtlich der Opfersammlungen. Vielen geht es auf die Nerven, wenn in den liturgischen Texten so oft das Wort Opfer vorkommt. Die Rede vom heilsnotwendigen Kreuzesopfer Christi scheint vielen übertrieben. Und mit einem Gott, der seinen Sohn opfert oder sich nur durch das Opfer seines Sohnes gnädig stimmen lässt, wollen nur wenige etwas zu tun haben.
Die Rede vom Opfer ist zu einer theologischen Kurzformel geworden, die vielen Menschen im Wege steht, das Gemeinte zu verstehen. Die Theologen und Kirchenleute sollten damit behutsamer umgehen. Gleichzeitig müssen wir uns hüten, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten und nicht mehr vom Opfer zu reden, denn Opfer sind in unserem Alltag allgegenwärtig.
Eine entscheidende Frage ist: Wer opfert wem und was? Wenn eine Mutter oder ein Vater ihre Lebensenergie für ihre Familie einsetzen und dabei auf vieles verzichten, ist das wertzuschätzen. Wenn ein Feuerwehrmann oder ein Polizist sein Leben riskiert, um jemand zu "bergen – retten – schützen", hat er unsere Hochachtung. Wenn hingegen jemand sein Leben oder gar das Leben anderer riskiert, um im Straßenverkehr ein paar Meter weiter vorne zu sein, kann dies auch Opfer fordern, ist aber ganz anders zu bewerten. Wieder kommen wir zur Frage persönlicher Werthaltungen. Wie ein Opfer eingeschätzt wird, kann auch von Gesellschaft zu Gesellschaft, von Kultur zu Kultur, von Epoche zu Epoche unterschiedlich ausfallen.
"Für euch"
Ein Gott, der sich nur durch Opfer versöhnen lässt, ist eine archaische Vorstellung, die zum Gott Jesu nicht mehr passt. Ein Sohn Gottes, der sein Leben einsetzt, um die Menschen miteinander und mit Gott zu versöhnen, weckt Bewunderung und findet Nachahmer. Die Bereitschaft, für die Rechte der Armen den Kopf hinzuhalten, wie sie der jüngst seliggesprochene Erzbischof Oscar Romero von San Salvador aufbrachte, erwuchs aus dem Beispiel Jesu.
Wenn wir Eucharistie feiern, erinnern wir uns an die Lebenshingabe Jesu. Am Abend vor seinem Leiden und Tod hat er beim Mahl in einer symbolischen Handlung zum Ausdruck gebracht, wie es sein Leben verstanden wissen will: "Für euch" habe ich mich eingesetzt, "für euch" habe ich gelebt, "für euch" will ich Brot sein. Damit fordert er uns auf, so für einander da zu sein und zum Brot für einander zu werden, wie er es selbst getan hat.
Was Jesus uns vorgelebt hat, ist ein Opfer in einem neuen Sinn, das die alten Opferrituale hinfällig macht. Allzu leicht fallen wir zurück in archaische Haltungen, die stellvertretend für die eigene Lebenshingabe andere zu Opfern macht. In den alten jüdischen und auch heidnischen Opferbräuchen wurde die eigene Hingabe durch ein stellvertretendes Opfer ersetzt. Und genau darum geht es in der Hingabe Jesu und in der Eucharistiefeier nicht.
Auf Christus zeigen
Wenn wir heute das Allerheiligste auf die Straßen unserer Dörfer und Städte hinaustragen, weisen wir mit Stolz auf Jesus Christus hin, der bereit war, sein Leben für ein neues Miteinander der Menschen hinzugeben. Er verkörpert für uns eine Werthaltung, an der sich auch heute die Geister scheiden. Die Bruchlinie verläuft nicht zwischen den Religionen, sondern zwischen denen, die bereit sind, nicht nur für sich selbst zu leben, sondern sich für andere einzusetzen, manchmal sogar unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Ihnen stehen jene gegenüber, die ausschließlich auf ihr eigenes Wohl bedacht sind und dem Leitsatz folgen: "ich bin doch nicht blöd...". So verstanden darf dieser Brauch durchaus den leisen Beigeschmack eines Spießrutenlaufes haben, er ist eine "Demonstration mit Monstranz".
Christus auf der Straße
Doppelmonstranz von Edgar Bachinger
Ich habe den Eindruck, dass unser Christentum halbseitig gelähmt ist. Wir suchen Christus nur in der Kirche und nicht auch im Menschen. Wunderbare Gotteshäuser haben wir zu Ehren Jesu gebaut. Aber selten bedenken wir, dass auch unser Leib ein Tempel des Herrn ist. Der Schöpfer Himmels und der Erde macht uns durch jede Kommunion zur Monstranz. Das will der Diakon und Künstler Edgar Bachinger mit der Doppelmonstranz darstellen. Auch durch mich und durch den Nächsten will uns Christus begegnen.
Die Erzählung „Birne in der Kirche“ von Günter Herburger bringt das zum Ausdruck. Unter Birne versteht der Dichter die Glühbirne, der er menschliche Eigenschaften zuschreibt. Da ereignet sich vor der Kirche ein Verkehrsunfall. Doch anstatt den Verletzten zu helfen, stehen die Mensch nur herum und reden. Da eilt die Birne in die Kirche und ruft: „Herr Jesus wir brauchen dich! Draußen liegen Verletzte“. Jesus kommt und hilft. Als die Menschen Christus erkennen, heben sie ihn hoch und tragen ihn in die Kirche zurück. Sie können sich nicht vorstellen, dass es Jesus außerhalb des Gotteshauses gibt.
Diese Erzählung und diese Darstellung des Künstlers zeigen uns, dass wir Christus nicht nur in der Kirche, sondern überall suchen sollen. Jesus selbst sagt: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).
Die Doppelmonstranz deutet auch an, dass Gott Großes am Menschen tut. Die herablassende Liebe Gottes will, dass nicht nur in Maria, sondern auch in uns das Wort Gottes Fleisch wird. Ja, die ganze Schöpfung soll in die Gestalt des Auferstandenen verwandelt, sein mystischer Leib werden. „Alles, was im Himmel und auf Erden ist, wird in Christus zusammengefasst“ (Eph 1,10). So gesehen bekommt Fronleichnam einen ganz tiefen Sinn.
Gottes Treue ist uns gewiss
Gott verbunden
Die Eucharistie, von Jesus eingesetzt, ist eingebettet in den Bundesgedanken Gottes mit den Menschen. Gott verbündet sich mit den Menschen als ihr Wegweiser und Begleiter, Beistand und Helfer. Wo der Mensch sich vertrauensvoll mit Gott einlässt, beginnt mit diesem Schritt eine wunderbare Heilsgeschichte. In der Bibel wird namentlich auf Abraham verwiesen. Auf Gottes Geheiß hin macht er sich mit einem tiefen Vertrauen in Gott und in enger Verbundenheit mit ihm auf den Weg in eine für ihn, Abraham, ungewisse Zukunft. Sein Vertrauen in Gott trägt ihn durch alle Schicksale, die ihm im Laufe des Lebens entgegenkommen. Wie schon Noach vor ihm, der ja auch Gott vertraute und durch den Bau einer Arche gerettet wurde, so kann sich auch Abraham davon überzeugen, dass Gott ein verlässlicher Bündnispartner ist, der voll zu seinem Wort steht.
Die Erfahrung mit der Treue Gottes gibt Abraham an die Nachfahren seiner Sippe weiter. Und was mit den ersten Erfahrungen der Urväter begann, entwickelt sich weiter. Es entsteht ein tiefes Verbundenheitsgefühl. Gott und Menschen stehen sich nicht nur freundschaftlich gegenüber, sondern sie bilden eine lebendige Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, in der ganz klar Gott der Schenkende und der Mensch vor allem der Empfangende ist.
Bundesschluss
Beschenkt- und Beschützt-werden erfuhr Israel in einer fast unvorstellbaren Weise beim Auszug aus Ägypten, in seiner Befreiung aus Sklaverei und Frondienst. Moses begreift in begnadeter Weise, was Gott damit sichtbar macht und zum Ausdruck bringen will. Es geht Gott nicht um eine lockere, wohlwollende Freundschaft. Nein, er sucht innige Verbundenheit mit den Menschen, denen er seine ganze Liebe schenken möchte. Moses antwortet auf Gottes Heilstat, indem er nicht nur persönlich dankt, sondern das gesamte Volk in eine große Danksagung einbindet, die äußerlich in die Form einen Bundesschlusses gebettet ist. Im Buch Exodus ist uns das Geschehen überliefert.
Nach den Vorstellungen der damaligen Zeit war im Blut der Sitz des Lebens. Moses besprengt mit dem Blut der Opfertiere den Altar und die Israeliten. Ein Lebensbündnis bis zum Äußersten, bis aufs Blut, wird hier geschlossen. So zuverlässig wie Gott zu den Menschen steht, so ernst soll auch das Volk und jeder einzelne den Bundesschluss mit Gott nehmen. Die Schlacht- und Brandopfer, die Israel später - sei es vor dem hl. Zelt in der Wüste, sei es im Vorhof des Tempels - darbrachte, waren stets Dankopfer an Gott und neue Besiegelung des am Sinai geschlossenen Bundes mit ihm.
Ein neuer Bund
Bei der Einsetzung der Eucharistie erinnert Jesus an den bestehenden Bundesschluss, indem er die Feier des Abendmahls als einen Neuen Bund bezeichnet. Bleibend wie im Alten Bund ist die innige Vereinigung der Menschen mit ihrem Gott. Neu ist der Wegfall der Schlacht- und Brandopfer. An ihre Stelle soll die totale Hingabe des Menschen selbst in Liebe und im einander Dienen treten. Den Dank, der zuvor mit dem Opfer von Tieren ausgedrückt wurde, sollen die Christen Gott darbringen, indem sie durch ihr Leben und Handeln Zeugnis geben von Gott und im sich selbst Verschenken, wie Jesus es tat. Mit einem liebenden Herzen auftreten ist der schönste und kostbarste Dank, den wir Gott entgegen bringen können.
Neu ist, dass in den Bund, den Jesus stiftet, neben Israel alle Menschen dieser Erde einbezogen sind. Neu ist schließlich, dass die Besprengung mit dem Blut der Opfertiere, die den ganzen Ernst des Bündnisses ausdrückte, ersetzt wird durch die Segnung mit hl. Geist. Wo wir ihn in uns wirken lassen, führt er uns in eine tiefe Verbundenheit mit Gott, bewegt er uns immer neu zum Denken und Handeln in Liebe.
Friedvolle Bekenntnis-Demonstration
Wenn wir am Fronleichnamsfest in einer Sakramentsprozession auf die Straße gehen, dürfen und sollten wir dies tun als eine friedvolle Bekenntnis-Demonstration zu Gott und als Demonstration für das Bündnis, das uns Menschen vonseiten Gottes angeboten wird.
Wo wir uns zur Prozession einfinden und an ihr teilnehmen, wird uns sicher neu der Gedanke bewusst: Wichtiger als alle Demonstrationen sind die Taten im Alltag und im Leben. Das Bündnis Gottes mit uns im Alltag einhalten, sich seinem Denken und seiner Weisung unterstellen, sich durch hl. Geist bestärken lassen, das wäre ein angemessener Dank an unseren Bündnispartner Gott. Solchen Dank nimmt er gern und mit Freude entgegen.
In jeder hl. Messe, wenn nach der Wandlung Brot und Wein demonstrativ vom Priester in die Höhe gehalten werden, erinnern wir uns an den Bund Gottes mit uns Menschen. Gottes Treue ist uns gewiss. Dass wir unser Ja zu seinem Bund mit uns sprechen, darauf kommt es an. Kraft und Hilfe für unser Ja zum Neuen Bund will uns Gott in jeder Eucharistie schenken. Vereinen wir uns mit Christus im Empfang des hl. Brotes und danken wir ihm immer wieder mit Lobpreis und durch Taten der Liebe im Alltag.
Fronleichnam demonstriert die Menschenfreundlichkeit Gottes
Wenn Menschen auf die Straße gehen
Stuttgart 21, dieses Stichwort steht dafür, dass Menschen sich wehren. Sie demonstrierten gegen ein Bahnhofsprojekt, das ihrer Meinung nach unsinnig ist, das Unsummen Geld verschluckt und das ein gutes Stück Lebensqualität in der Stuttgarter Innenstadt zerstört und in dessen Planung sie als Bürger der Stadt nicht beteiligt wurden. Ob der Protest wirklich berechtigt ist, kann ich im letzten nicht beurteilen. Aber ich sehe Menschen aus allen Schichten und Altersgruppen der Bevölkerung, die für eine Sache oder Idee ganz konsequent und deutlich einstehen, weil es Ihnen um wichtige Werte in ihrem Leben geht. Gott sei Dank verlaufen diese Proteste weitestgehend gewaltfrei. Aber eben auch nicht immer. Und es geht darum, was uns in unserem Leben wertvoll und wichtig ist.
Occupy- Wallstreet hier setzen sich Menschen dagegen zur Wehr, dass eine Geld und Finanzpolitik vieler Banken, Fonds und Regierungen, aber auch anderer Unternehmen dazu führt, das Menschen ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage verlieren, das die ökonomische Basis unserer Gesellschaft zum Nutzen weniger Reicher zerstört wird, dass Menschen, vor allem auch junge Menschen keine Möglichkeit mehr haben ihr Leben durch ihre Arbeit und Leistung zu gestalten. Immer mehr werden zu Opfern, wenige profitieren. Es geht um Gerechtigkeit und Fairness für alle Menschen. Es geht um elementare Werte unseres Zusammenlebens.
Aufstehen gegen Rechts. Hier gehen Menschen auf die Straße um sie nicht einer rechten Gesinnung und einer rechten Gewalt zu überlassen, damit nicht wieder geschieht, was geschehen ist, damit Menschen anderer Religion, Nationalitäten und Hautfarbe nicht wieder zu Opfern werden. Auch hier geht es um das Leben.
Menschen versammeln sich, auf Plätzen und Straßen, in Algerien, Ägypten, Libyen und Syrien. Sie fordern ihr Recht auf Demokratie eine und ihr Recht auf Unabhängigkeit und das legitime Recht, ihr Leben zu gestalten. Dafür nehmen sie viel in Kauf, manchmal zu viel. Können sie aber anders für Ihr Recht einstehen?
Viele dieser mutigen Einsätze bewegen mich. Und manchmal schäme ich mich auch, nicht dabei zu sein, aus Bequemlichkeit oder Feigheit oder oder... Denn es geht bei all diesen Protesten darum, dass Menschen für ihr Recht auf Selbstbestimmung, Achtung, Freiheit und Menschenwürde einstehen.
Wenn Christen auf die Straße gehen
Fronleichnam, an diesem Tag gehen viele katholische Christinnen und Christen auf die Straße um ihren Glauben zu bezeugen. Vor Jahren häufig in einem Umfeld, in dem viele dachten und glaubten wie sie. Heute eher in einem Umfeld, in dem sie belächelt werden oder unbeachtet bleiben. Hier demonstrieren Menschen ihren Glauben in einem Umfeld, das immer weniger gläubig ist. Und sie tragen die Mitte ihres Glaubens, Jesus Christus, in der Gestalt von Brot hinaus in unsere Welt, auf Straßen, Plätze und Institutionen, in denen wir leben und in denen wir Leid und Not erfahren und in denen wir immer wieder neu unsere Hoffnung und unser Glück finden.
Hier demonstrieren Menschen dass sie glauben, dass der Sinn und die Mitte ihres Lebens Gott selber ist, der sich in Jesus Christus ganz auf unser menschliches Leben eingelassen hat. Er ist das Fundament unseres Lebens und nicht wir selber, auch nicht unsere Leistung und ebenso wenig unsere Institutionen und Organisationen, wie wichtig sie auch sein mögen. Gott verschafft den Menschen den Raum zum Leben und die Freiheit, die sie brauchen, um selbstbestimmt leben zu können. Das feierte auch Jesus, als er mit seinen Freundinnen und Freunden zusammensaß und Mahl hielt und ihnen auftrug, dass sie dies auch weiterhin tun sollten, damit seine frohe Botschaft unter allen Menschen weiterleben und Hoffnung geben könne.
Vielfach gehen Menschen auf die Straße und demonstrieren, damit unsere Welt menschenfreundlicher wird. Fronleichnam demonstriert die Menschenfreundlichkeit Gottes.
Predigten für drei Altäre...
1. Altar:
Es ist ein schönes Land,
das uns reichlich mit Brot und anderer Nahrung versorgt.
(In Anlehnung an die Schriftstelle Dtn. 8,7-11)
Fronleichnam lässt schon bei einigen die Vorfreude auf den Urlaub aufkommen, auf Badestrände, Bergwanderungen, Kulturgenüsse. Für die ländliche Bevölkerung beginnt die Erntezeit, Arbeit in Sonne, mitunter brütender Hitze, auf Feldern, Wiesen und auch im Wald. Trotz mancher Naturkatastrophen fahren wir aber doch im Gesamten gesehen eine gute Ernte ein. Die harte Arbeit, die riesige Anstrengung macht sich bezahlt. Wir leben hier in Europa auf einem schönen Stück Heimat, ausgestattet mit fruchtbaren Böden.
Der biblische Schriftsteller führt uns auch in ein schönes Land. Nachdem die großen Mühen des Weges durch die Wüste vorbei waren, sagt Mose zu seinem Volk: "Nimm dich in Acht und vergiss den Herrn, deinen Gott nicht, missachte nicht seine Gebote, Rechtsvorschriften und Gesetze, auf die ich dich heute verpflichte . . . nimm dich in Acht, dass dein Herz nichthochmütig wird" (Dtn.8,11.14).
Sehr schnell sind die Anstrengungen und Mühen vergessen. Der Weg des Volkes Israel durch die Wüste und das Manna haben Symbolkraft für unseren Lebensweg. Das Volk Gottes ist immer auf dem Weg durch die Wüste, auch heute noch. Unsere Lebenswüste zeigt sich in Orientierungslosigkeit, im Durst nach Sinn, im Ausgebranntsein, in der Hektik und Hitze des Alltags, im Kampf ums Überleben, um den Arbeitsplatz, um Sehnsucht und Träumen nach geglückten menschlichen Beziehungen. Das schaut oft aus wie eine Fata Morgana.
Das Volk auf dem Weg durch die Zeit und durch die Wüsten des Lebens wird immer das Brot Gottes brauchen und Gott wird dadurch unser Wegbegleiter. Er ist auch jetzt in besonderer Weise bei uns, wenn wir ihn durch die Straßen von Matzen tragen.
Vor wenigen Tagen feierten wir Pfingsten, Abschluss des Osterfestes, Herabkunft des Heiligen Geistes, der jetzt unter uns weilt und das Leben der Kirche prägt. In einem Kirchenlied heißt es so treffend: "Da schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid, Gott lobend- Halleluja."
2. Altar:
Hostie und Münze
(Zum Evangelium: Mk. 6,34-44 oder Mt. 14,13-21)
Von vielen Stützen und Pfeilern, die unseren christlichen Lebensweg tragen, zählen wohl der Dienst am Nächsten (=bei Joh. 13 die Fußwaschung) und das Brotbrechen (=Eucharistie) zu den allerwichtigsten, ja sie sind auch Basis unseres gemeinschaftlichen Lebens.
Johannes Chrysostomos (um 344-407, auch "Goldmund" genannt) sagt: "Das Sakrament des Altares ist nicht zu trennen vom Sakrament des Bruders (und der Schwester)", also vom Dienst am Nächsten, besonders dann, wenn er auf irgendeine Weise Hilfe benötigt.
In Zeiten der Wirtschaftskrise, beginnender sozialer Unsicherheit, in Zeiten von Einsamkeit und Beziehungsnot, in Zeiten großer Sehnsucht nach Harmonie und Geborgenheit bekommt dieser Satz auch Aktualität für heute. Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist bei näherem Hinsehen eine gewaltige Sinnkrise. Zeigen uns nicht all diese Vorkommnisse, die uns schon sehr lange beschäftigen und Sorgen bereiten, dass sehr viel brüchig (geworden) ist. Sind das nicht Hinweise darauf, auch unser persönliches Leben anders zu gestalten, besser zu überlegen? Wie wirkt sich die zunehmende Entsolidarisierung, die Vergletscherung der Gefühle auf den Dienst am Nächsten aus?
Den Inhalt dieses Festes mit all seinen Schriftstellen, aber auch die Namensgebung und den Sinn der Prozession (lat.: procedere = voranschreiten) verstehen auch viele ChristInnen nicht mehr. In der Prozession mit den einzelnen Stationen kommt auch unser Lebensweg zum Ausdruck: Anfang, gehen, innehalten (bei den Altären; symbolisiert aber auch Lebensabschnitte /Zäsuren), weiter voranschreiten bis zur Vollendung (Tod und Auferstehung aller Menschen). Obwohl unsere Lebensgeschichten auch hier in der Gemeinde sehr unterschiedlich sind, geht Jesus mit uns mit.
Die Symbolkraft von Brot und Wein regt Kunst und Literatur immer wieder zu neuem Gedankengut an. In Peter Handkes "Langsame(r) Heimkehr" (1979) lernen wir den Geologen Valentin Sorger kennen, der sich zunächst etappenweise von Familie und Heimat verabschiedet und ins Niemandsland des Polarkreises geht. Dort bekommt er Schuldgefühle und auch Sehnsucht wieder zurückzukehren. Das geschieht auf geographisch weiten Umwegen. Valentin merkt deutlich, dass er sich von Tradition und Sprache seiner Umgebung und seiner christlichen Herkunft entfernt hat. Er merkt das bei der Teilnahme an der Sonntagsmesse und stellt eine merkwürdige Verbindung von Hostie und (Geld)münze her.
Soziale Diakone, also Dienst am Nächsten, lehrt uns, dass man mit Geld auch sehr viel Gutes tun kann, hier in unserer Heimat - es gibt genügend Beispiele-, aber auch weltweit. Jesus mahnt sogar seine Jünger im Lukas-Evangelium nicht nur wie die Kinder des Lichts zu leben, sondern sehr wohl auch klug wie die Kinder der Welt mit Geld und materiellen Gütern umzugehen.
Die Menschen suchen aber auch, was ihren inneren Hunger und Durst stillt. Das ist nicht in Supermärkten oder Fast-Food- Restaurants zu bekommen. In der Geschichte der Brotvermehrung erzählt der Evangelist das, was auch beim Letzten Abendmahl geschah: Jesus nahm die "fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten." (Mk.6,41).
Die Mahlgemeinschaft mit Jesus ist mit leiblicher Sättigung verbunden. Gemeinsames Essen baut Vertrauen auf. Armut und Hunger können auf diese Weise gemildert, vielleicht sogar ausgeschaltet werden. Für uns Menschen ist sehr schwer in Zeiten des Mangels zu verstehen, wer teilt, hat mehr vom Leben. Das vermittelt uns der Schlusssatz des Evangeliums: "Als die Jünger die Reste der Brote und auch der Fische einsammelten, wurden zwölf Körbe voll." (Mk.6,44).
Im Herrenmahl zeigt sich Jesus selbst als Mahlherr und Gastgeber in der Verteilung der Güter. Alle nehmen daran teil, alle sind dazu eingeladen. Dürfen wir heute in der Kirche als Christen Menschen noch vom Gastmahl ausschließen, wenn sie die Idealziele des Evangeliums nicht erreichen?
3. Altar:
Mahl halten - immer wieder
(zum Evangelium Lk. 22,14-22)
Hier in Matzen demonstrieren Sie sehr gut, dass "Essen und Trinken Leib und Seel' zsammhalt", wie das Sprichwort sagt, aber nicht nur das. Nahtlos an die Eucharistiefeier schließt das Pfarrfest. So stellen Sie einen Zusammenhang zwischen Fronleichnam und Eucharistie her. Das ist gar nicht einmal so weit auseinander, denn Brot und Wein standen kurz zuvor auf dem Altar. Das Brot des Lebens trugen wir in die Festhalle.
In der Heiligen Schrift begegnen wir immer wieder solchen Gastmählern mit Jesus. Manch einem der Zeitgenossen hat das gar nicht gefallen, dass Jesus mit der Unterschicht zusammensitzt, mit ihnen isst und trinkt und Vertrauen aufbauen will, offen sein für alle. Mit wem ich das Brot teile, der wird mir wie Bruder und Schwester, wie ein Blutsverwandter sein.
Mahl halten- immer wieder: So wie wir täglich Nahrung aufnehmen, lädt Jesus im Einsetzungsbericht ein, immer wieder Eucharistie zu feiern, Brot zu brechen:
"Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie,
damit sie uns werden Leib+ und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus. . .
Nehmt und esst alle davon: Das ist mein Leib. . .
Nehmt und trinkt alle aus diesem Kelch: Das ist mein Blut. . .
Tut dies zu meinem Gedächtnis."
Dieser letzte Satz bringt die Einladung, die Aufforderung, dieses Geschenk der Eucharistie nicht zu vergessen, nicht verkommen zu lassen wegen reformbedürftiger Kirchengesetze. "Tut dies zu meinem Gedächtnis" soll uns auch bei Tisch durch das Kreuzzeichen und/oder das Tischgebet daran erinnern, wem wir all die guten Gaben zu verdanken haben. Der Gottesdienst möge uns in unseren Alltag hinein verwandeln im Geist Jesu unseren Alltag zu gestalten.
Ein Fest mit verschüttetem Inhalt
Das Wort Fronleichnam leitet sich aus dem Alt- bzw. Mittelhochdeutschen ab und bedeutet übersetzt in etwa "Des Herren Leib". Seinerzeit bezeichnete das Wort liknam oder lichnam den lebendigen Leib und wurde vom Wortinhalt her noch nicht so verwendet wie unser heutiges Wort Leichnam. Offiziell lautet die Bezeichnung des heutigen Festes "Hochfest des Leibes und Blutes Christi".
Inhaltlich wird an Jesu Feier des letzten Abendmahls (am Gründonnerstag) gedacht und erinnert, bei dem er gleichsam sein Fortbestehen in Brot (Leib) und Wein (Blut) verkündet hat. Das ist auch der Grund, warum der heutige Feiertag an einem Donnerstag gefeiert wird. Auf den ersten Blick würde sich also auch der Gründonnerstag für die Feier eines Fronleichnamsfestes eignen. Doch nachdem dieser klarerweise in der Fastenzeit gefeiert wird, wurde der Fronleichnamstag auf den 2. Donnerstag nach dem Pfingstfest gelegt.
Ursprünge des Festes
Aufgrund der Bedeutung des Fronleichnamstages wird klar ersichtlich, dass dieser Festtag einer der wenigen ist, die sich auf keinen jüdischen oder heidnischen Ursprung zurückführen lassen. Ganz im Gegenteil, es ist ein "relativ spät" entstandenes Fest.
Es erhält seine ursprüngliche Deutung aus dem Umfeld der mittelalterlichen Eucharistiefrömmigkeit, welche besonders die Verehrung der eucharistischen Gaben - unabhängig von der restlichen Liturgiefeier - ins Zentrum des Geschehens rückt. Lobpreis, Verherrlichung und die Anbetung Gottes durch die Feier treten in den Hintergrund. Die Verehrung und Anbetung eines singulären Elementes der Eucharistiefeier, des verwandelten Brotes, tritt bestimmend in den Vordergrund.
800-jährige Tradition
Das Fronleichnamsfest entwickelte sich erst in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts und aus der Zeit um 1200 ist uns erstmals überliefert, dass das "verwandelte Brot" während der Eucharistiefeier erhoben und den Gläubigen gezeigt worden ist. Im Jahre 1264 schreibt Papst Urban IV. das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche vor. Papst Johannes XXII. setzte es in die Praxis um und wählte den 2. Donnerstag nach Pfingsten für die Feierlichkeiten. Richtig durchsetzen konnte sich das Fest allerdings erst im 14. Jahrhundert, nachdem es vor allem vom Dominikanerorden verbreitet wurde.
Wichtigster Bestandteil des Fronleichnamsfestes ist seit jeher eine feierliche Prozession. Bei dieser trägt der Priester unter einem so genannten Himmel die Monstranz hoch erhoben. Er führt damit den Zug der Prozession an. Der Weg führt zu vier Altären, welche die vier Evangelien symbolisieren sollen. Die erste urkundlich erwähnte Fronleichnamsprozession wurde 1277 in Köln abgehalten.
In der Zeit der Reformation und Gegenreformation waren die Fronleichnamsprozessionen leider häufig kirchenpolitische Machtdemonstrationen der Katholiken gegenüber den Protestanten, die ein anderes theologisches Verständnis in Bezug auf die Wandlung der eucharistischen Gaben besitzen.
Neubesinnung auf das Fest
Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird das heutige Fest nicht mehr kirchenpolitisch missbraucht und auf seine ursprünglichen Inhalte zurückgeführt. Es kommt auch deutlich zum Ausdruck, dass die Prozession als solche der Feier der Eucharistie gegenüber nicht im Vordergrund stehen darf.
Blicken wir in die Tiefe des Festinhaltes, so können uns der Sinn und die Tragweite des heutigen Fronleichnamsfestes neu bewusst werden. Fronleichnam greift wie der Gründonnerstag das Motiv des Selbsthingabe Jesu und der damit verbundenen Stiftung eines bleibenden und in die Zukunft hinein lebendigen Gedächtnismahls auf. Doch im Gegensatz zu sonstigen "weltlichen" Mahlfeiern ist er in Brot und Wein selbst anwesend. Die Kirche wird so zu einer Gemeinschaft der Menschen untereinander mit ihrem lebendigen Gott, der mitten unter ihnen ist. So verstanden, kann eine Prozession zum Symbol des mit seinem Volk durch alle Bedrängnisse, Freuden und Zeiten wandernden Gottes werden.
Auf unserem Weg folgen wir dabei dem Herrn, der seinen Leib für uns zerbrechen ließ, der sein Blut für alle vergoss. Dieses "alle" kann jedoch nicht bei uns in der Feier Anwesenden stehen bleiben. Wir haben gleichsam den Auftrag, auch an jene zu denken und in Gottes Auftrag an ihnen zu handeln, die nicht einmal das tägliche Brot haben. "Du gibst uns unser tägliches Brot und dich selbst - hilf uns, dass wir Hungernden ihr tägliches Brot und dich selbst geben können."
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 144: Nun jauchzt dem Herren, alle Welt (1., 4., 5., 7. Str.)
GL 184: Herr, wir bringen in Brot und Wein
GL 186: Was uns die Erde Gutes spendet
GL 209: Du teilst es aus mit deinen Händen (2. Str.)
GL 210: Das Weizenkorn muss sterben
GL 211: Wir rühmen dich König der Herrlichkeit
GL 213: O wunderbare Speise
GL 215: Gott sei gelobet und gebenedeiet (1. Str.)
GL 281: Also sprach beim Abendmahle (1. Str.)
GL 282: Beim letzten Abendmahle
GL 377: O Jesu, all mein leben bist du
GL 378: Brot, das die Hoffnung nährt (1. und 3. Str.)
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr (3. Str.)
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 442: Wo die Güte und die Liebe wohnt
GL 470: Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
GL 484: Dank sei dir Vater, für das ewge Leben (2. und 4. Str.)
GL 492: Jesus, du bist hier zugegen
GL 493: Preise Zunge das Geheimnis (Pange, lingua)
GL 494: Pange lingua
GL 495: Sakrament der Liebe Gottes (Tantum ergo)
GL 496: Tantum ergo
GL 497: Gottheit tief verborgen
GL 498: Das Heil der Welt, Herr Jesus Christ
GL 642: Zum Mahl des Lammes schreiten wir (1. und 4. Str.)
Kehrverse und Psalmen:
GL 37: Der Herr ist mein Hirt; er führt mich an Wasser des Lebens - Mit Psalm 23 - VI.
GL 55: Jubelt, ihr Lande, dem Herrn; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 - VIII.
GL 59: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks - Mit Psalm 110 - I.
GL 60: Der Herr hat uns befreit; auf ewig währt sein Bund. - Mit Psalm 111 oder mit Psalm 116 (GL 629,4) - VI.
GL 214: Dies Brot ist mein Leib für das Leben der Welt - Mit Psalm 100 (GL 56,2) - V.
GL 558: Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.
GL 652,1: Du hast uns erlöst mit deinem Blut
GL Ö875: Preiset den Herrn, denn er ist gut
- Einleitung3
Hans Hütter (2018)
An vielen Orten wird zur Fronleichnamsprozession aufgeboten, was eine Dorfgemeinschaft, bzw. eine Pfarrgemeinde aufbieten kann. Von außen betrachtet erscheint dieses Fest als Traditionspflege. Wenn wir genauer hinschauen, warum wir das alles tun, entdecken wir, dass wir heute das kostbarste Gut unseres Glaubens präsentieren. Dieses ist zusammengefasst im Sakrament der Eucharistie, und ist dargestellt im Allerheiligsten, das wir durch den Ort tragen. Auch hier gilt es noch einmal dahinter zu schauen. In diesem heiligen Zeichen ist das Vermächtnis Jesu zusammengefasst; seine Liebe, seine Hingabe an den Vater und an die Menschen. Er will, dass wir weitertragen, was er gelebt hat, dass wir seine Liebe in unsere Welt hinaustragen.
Wir beginnen die Feier mit dem Lobpreis und der Huldigung unseres Herrn und Erlösers.
Klemens Nodewald (2012)
Das "Hochfest des Leibes und Blutes Christi", das wir heute am Fronleichnamstag begehen, hätte eigentlich seinen Platz am Gründonnerstag. Am Tag vor dem Karfreitag aber ein freudiges Fest zu feiern, widerstrebt wohl jedem Christen. Zu sehr steht uns bereits das Leiden des Karfreitags vor Augen.
Andererseits schöpfen wir neben der Ausstattung mit dem Hl. Geist aus nichts mehr Kraft für unser Leben als Christen als aus der Eucharistie. Hierfür zu danken in Jubel und Freude, ist der Grundgedanke des Fronleichnamsfestes.
Christus als den gegenwärtigen Herrn in unserer Welt zu bezeugen, ist sodann der Sinn unserer Fronleichnamsprozessionen. Dabei werden wir uns an diesem Tag sicher auch fragen:
- Gestalte ich mein Leben aus Christus?
- Erbitte ich mir zu meinen eigenen Kräften die Gnade des Himmels, um mein Christsein in die Tiefe und Weite zu führen?
Bernhard Rathmer (2012)
Da wo etwas fehlt, da wo nicht einfach alles glatt und einfach läuft, da wo Mängel sich zeigen, da wo wichtige Bedingungen einfach unberücksichtigt bleiben, aber auch da, wo etwas wichtiges gesagt oder gezeigt werden soll, auch da, wo es darum geht Leben zu erhalten und voranzubringen, immer da, gibt es - Gott sei Dank - Menschen die dafür einstehen, die sich zeigen, die demonstrieren hier bin ich mit dem was wir wichtig ist und mein Leben ausmacht.
Daher feiern wir als Christinnen und Christen Fronleichnam.
- Kyrie4
Hans Hütter (2018)
Herr, Jesus Christus,
durch die Hingabe deines Lebens
hast du einen neuen Bund Gottes mit den Menschen begründet.
Herr, erbarme dich.
Als Mittler dieses neuen Bundes
hast du die Menschen mit Gott versöhnt.
Christus, erbarme dich.
Deine Hingabe für uns Menschen
gibt uns die Kraft, unser Leben für einander einzusetzen.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2012)
Herr Jesus Christus,
unter der Gestalt von Brot und Wein bleibst du in unserer Mitte.
Herr, erbarme dich...
Einen Bund gegenseitiger Treue willst du mit uns schließen.
Christus, erbarme dich...
Aus dir und deiner Gnadenkraft dürfen wir immer wieder neu schöpfen,
um uns nach einem Versagen neu aufzurichten.
Herr, erbarme dich...
Erbarme dich unser, Herr,
damit wir in der Liebe und allem Guten wachsen
und nach Verfehlungen neu zu dir umkehren. Amen.
Bernhard Rathmer (2012)
Herr Jesus Christus,
du bist im Brot des Lebens bei uns alle Tage.
Herr erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du gehst mit uns Menschen und mit deiner Kirche den Weg in die Zukunft.
Christus erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du möchtest uns heute einen Vorgeschmack deiner künftigen Herrlichkeit schenken.
Herr erbarme dich.
Bernhard Zahrl (2009)
Herr Jesus Christus,
du bist das Brot, das uns vom Himmel gegeben ist.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du bist die Speise, durch die wir leben.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du bist das Weizenkorn, das uns durch seine Hingabe ernährt.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Fronleichnam: Gedächtnis deines Leidens und deiner Auferstehung
Herr Jesus Christus,
im wunderbaren Sakrament des Altares
hast du uns das Gedächtnis deines Leidens
und deiner Auferstehung hinterlassen.
Gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse
deines Leibes und Blutes so zu verehren,
dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird.
Der du in der Einheit des Heiligen Geistes
Mit Gott dem Vater lebst und herrschest in alle Ewigkeit. Amen.
MB Fronleichnam
Messbuch - TG Votivmesse Eucharistie: lass uns erfahren, dass wir gerettet sind
Gott, unser Heil,
du hast das Werk der Erlösung
im österlichen Geheimnis vollendet.
Darum verkünden wir in der heiligen Eucharistie
den Tod und die Auferstehung deines Sohnes.
Schenke uns in dieser Feier
immer reicheren Anteil an der Erlösung
und lass uns von Tag zu Tag neu erfahren,
dass wir gerettet sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Votivmesse von der hl. Eucharistie
Messbuch - TG Votivmesse kostbares Blut: erlöst durch das kostbare Blut
Barmherziger Gott,
durch das kostbare Blut deines Sohnes
hast du die ganze Menschheit erlöst.
Bewahre in uns, was dein Erbarmen gewirkt hat,
und schenke uns immer neu die Frucht der Erlösung,
sooft wir das Geheimnis unseres Heiles feiern.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Votivmesse vom kostbaren Blut
- Eröffnungsgebet2
Sonntagsbibel
Gott,
unser Vater, dein Sohn ist für uns zur Speise geworden.
Schenke uns das Brot des Lebens,
das uns mit dir und untereinander verbindet.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2021)
Gott, unser Vater,
in Jeus hast du uns einen Vermittler gesandt
und einen unvergänglichen Bund mit dir geschenkt.
Durch sein Leben und Wirken hat uns Jesus ein Beispiel gegeben,
dass alle Menschen Sättigung an Leib und Seele erhalten sollen.
Lass uns in der Gemeinschaft des Teilens von Brot und Wein
zu der Gemeinschaft zusammenwachsen,
die glaubwürdig von deiner unermesslichen Liebe und Hingabe
zu allen Menschen kündet.
Das erbitten wir durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn. – Amen.
- Fürbitten9
Renate Witzani (2024)
Im eucharistischen Brot teilt Christus sein Leben mit allen, auf welch unterschiedliche Weise sie auch mit ihm verbunden sind.
Ihn lasst uns bitten:
Für die Kirche, dass sie zu einem lebendigen Raum wird, in dem die Menschen zu dir finden.
Für die Welt, in der oft Friede, Menschenrechte, Freiheit, Demokratie und gegenseitiger Respekt zu zerbrechen drohen.
Für alle, die dir heute durch ihr Mitgehen oder am Rand stehend Ehrfurcht erweisen.
Für die vielen, die unter ihren zerbrochenen Lebensplänen leiden
um das Vertrauen auf neue Lebensmöglichkeiten.
Für unsere Verstorbenen und alle, die um sie trauern
um Kraft aus deinem Tod und deiner Auferstehung.
Wir danken dir für die Gaben in Gestalt von Brot und Wein, durch die du uns Gemeinschaft und Leben schenkst. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Eucharistie ist keine Privatsache. Wo immer sie gefeiert wird, geht es um die Verbindung mit Christus und mit ihm um die Verbindung mit der ganzen Schöpfung.
Lasst uns gemeinsam zum Vater beten:
Für alle, die sich im eucharistischen Geschehen von Deiner unendlichen Gnade beschenken lassen.
Für alle, die du zum gemeinsamen Mahl einlädst:
für die, die tonnenweise Lebensmittel verschwenden,
und für die, die von einem Tag auf den anderen nicht wissen,
wie sie ihren eigenen Hunger und den der Ihren stillen können.
Für alle, die sich in den Schwierigkeiten ihres Lebens allein gelassen fühlen
und sich nach Beistand und Hilfe sehnen.
Für alle, die in der Fülle der von den Medien verbreiteten „facts“ und „fakes“ nicht mehr wissen, wem sie noch vertrauen können.
Für uns alle, dass wir uns wie Jesus in unserer Todesstunde ganz Dir hingeben können.
Mit der ganzen Schöpfung preisen wir dich, Vater,
dich Jesus, der du für uns sein Leben hingegeben hast,
und dich Heiliger Geist. - Amen.
Hans Hütter (2018)
Herr, Jesus Christus,
im Brot und im Wein des Abendmahles hast du dich selbst uns zur Speise gegeben.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, die hungern oder gar verhungern.
Rüttle wach, die für ihr Elend Mitverantwortung tragen.
Für alle Menschen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Stärke sie in ihrem Bemühen durch dein Beispiel selbstloser Liebe.
Für alle Menschen, denen es an geistiger Nahrung fehlt, die sie satt macht.
Lass sie den Weg, die Wahrheit und das Leben entdecken,
die du uns gewiesen hast.
Für alle Menschen, die an der Produktion von Nahrungsmitteln mitwirken.
Wecke in ihnen das Bewusstsein der Verantwortung für Gesundheit und Umwelt.
Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde.
Lass sie am himmlischen Mahl der Vollendung teilhaben.
Du, Herr, stärkst alle, die in deiner Liebe bleiben.
Auf dich bauen und dir vertrauen wir in allen unseren Nöten. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Dir Jesus war es wichtig,
über deinen Tod hinaus mit deinen Jüngern verbunden zu sein.
Ein Zeichen dieser Verbundenheit mit uns sind Brot und Wein,
in denen wir deine Gegenwart verehren.
Dich bitten wir:
Wir bitten dich, dass uns in der feierlichen Tradition, in der wir das Fest feiern, bewusst wird, wie lebendig wir als deine Kirche mit dir verbunden sind.
Wir bitten dich für alle christlichen Kirchen, deren unterschiedliches Eucharistieverständnis oft der Grund für zwischenmenschliches Leid und Streit ist.
Wir bitten dich für alle Menschen, die miteinander Verträge abschließen, dass sie einander nicht übervorteilen oder wortbrüchig werden.
Wir bitten dich für die Menschen in unserer Gemeinde, die du hier an diesem Ort zusammengeführt hast und die miteinander leben und Freud und Leid miteinander teilen.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen, die an dich, den Mittler des neuen Bundes geglaubt und gehofft haben.
Durch dich, Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder,
bringen wir unsere Bitten vor Gott.
Ihn den ewigen und allmächtigen Gott preisen wir.
Dir danken wir für das Heil, das du uns erwirkt hast.
Auf den Beistand des Heiligen Geistes vertrauen wir,
jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2015)
Guter Gott und Vater,
in Jesus von Nazareth bist du uns entgegen gekommen,
um uns miteinander und mit dir zu versöhnen.
Wir bitten dich:
Für alle Opfer der Kriege und blutigen Auseinandersetzungen in der Gegenwart und Vergangenheit.
Lass ihren Tod ein mahnendes Zeichen sein,
das Bereitschaft zum Frieden weckt.
Für alle Opfer von Einsätzen der lokalen und internationalen Hilfsorganisationen.
Lass ihren Tod nicht sinnlos und vergeblich sein.
Für alle Verlierer rasanten technischen Entwicklung und der Modernisierung.
Eröffne ihnen neue und zufriedenstellende Lebensmöglichkeiten.
Für alle Christen, die das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Jesu lebendig halten.
Lass sie daraus immer neu Kraft und Hoffnung schöpfen.
Für alle unseren verstorbenen Angehörigen und Freunde.
Lass sie teilhaben am großen Mahl der Versöhnung im Himmel.
Dein Sohn, guter Vater, hat sein Leben für uns eingesetzt
und hat uns den Weg zu einem neuen Miteinander und Füreinander gewiesen.
Die sei Dank und Ehre. – Amen.
Renate Witzani (2015)
Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat uns Jesus ein für alle Mal erlöst.
Ihn bitten wir:
Um Priester, die mit den Gemeinden Eucharistie feiern und das Gedächtnis an den Tod und die Auferstehung Jesu lebendig halten. Besonders beten wir alle Priesteramtskandidaten, die sich auf ihre Weihe vorbereiten.
Um Mut aus deinem Opfer, dass wir alle je nach unseren Möglichkeiten - wie Papst Franziskus in diesen Tagen in Sarajewo – für Versöhnung, Friede und Gerechtigkeit in dieser Welt eintreten.
Um Kraft aus deinem Opfer für alle Menschen, die hier in unserem Ort leben, arbeiten und ein persönlich schweres Schicksal zu tragen haben.
Um deinen Geist, der uns den Sinn des Lebens in deiner Nachfolge als Dienst an unseren Schwestern und Brüdern lehrt.
Um die Hoffnung über den Tod hinaus, dass wir mit dir und unseren Verstorbenen am endzeitlichen Festmahl vereint sind.
Denn du, Herr Jesus Christus, hast mit deiner Hingabe den Bund Gottes mit den Menschen erneuert. In dir ist uns Heil, Gnade und Erlösung geschenkt, jetzt und immerdar. - Amen.
Klemens Nodewald (2012)
Mit seinem Bund hat uns Gott Schutz und Beistand angeboten.
Ihm wollend wir uns anempfehlen und ihn bitten.
Stärke, Gott, in uns die Sehnsucht und das Verlangen,
in Treue den Weg der Nachfolge Jesu gehen zu wollen.
Gott des Bundes - Wir bitten dich, erhöre uns.
Segne alle, die ihre Liebe verschenken:
in der Familie, an Nachbarn, im Urlaub, am Arbeitsplatz.
Gott des Bundes...
Richte alle auf, die sich übernommen haben.
Sende ihnen ausreichend Hilfe und gütige Helfer.
Gott des Bundes...
Sende deiner Kirche Männer und Frauen,
die es verstehen, Menschen in deinen Bund einzubeziehen.
Gott des Bundes...
Wir empfehlen dir alle, die von uns oft vergessen werden.
Lass sie deine Hilfe in besonderer Weise erfahren.
Gott des Bundes...
Nimm alle Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Gott des Bundes...
Du, Gott, willst uns alle in deinen Bund einschließen.
Wir danken dir für deine Liebe und Treue, die keine Grenzen kennen.
Sei gepriesen: Heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Bernhard Rathmer (2012)
Gott, in Jesus Christus bist Du uns nahe.
Mit unseren Bitten kommen wir zu Dir:
In vielen Kirchen und christlichen Gemeinschaften wird dein Mahl gefeiert und dein Brot gebrochen und ausgeteilt.
Führe alle Christen zu einer großen Gemeinschaft zusammen
und lass uns nie aufhören, aufeinander zuzugehen.
Gott unser Vater...
In vielen Zeichen, aber auch in Erlebnissen und Begegnungen mit Menschen dürfen wir deine Nähe und deine Liebe erfahren.
Öffne uns für diese Zeichen Deiner Gegenwart in unserem Leben
und lass uns heute ein lebendiges Zeugnis von Dir geben.
Gott unser Vater...
Viele Menschen leben einsam, getrennt von menschlicher Liebe und Treue.
Brich ihre Isolation auf.
Stärke alle mit dem Brot des Lebens,
die einen schweren Weg haben.
Mache aber auch uns aufmerksam und hellhörig,
wo Menschen auf Hilfe und Zuwendung warten.
Gott unser Vater...
Wir bitten dich für alle Menschen, die irgendwo auf der Welt für ihre Rechte und für eine bessere Welt einstehen,
dass ihr Protest und ihre Arbeit Frucht tragen.
Gott unser Vater...
Ganz besonders bitten wir dich heute auch für die Männer, Frauen und Kinder in Syrien,
dass die Gewalt nicht das letzte Wort hat
und dass sie miteinander Wege des friedlichen Miteinanders finden.
Gott unser Vater...
Wir bitten dich für alle Menschen die kranken sind
und für die, die im Sterben liegen,
dass sie aus deiner guten Botschaft Kraft finden.
Guter Gott, du schenkst uns Menschen immer wieder Deine Nähe, Dein Brot in dem Mahl der Eucharistie. Dir sei Dank, jetzt und in Ewigkeit. Amen
Bernhard Zahrl (2009)
Gepriesen seist Du Jesus Christus, Brot unseres Lebens,
das für uns im Sakrament des Altares gegenwärtig ist.
Zu Dir wollen wir unsere Bitten tragen:
Herr Jesus Christus, gegenwärtig in unserer Mitte.
Sei das Brot des Lebens für jene Menschen, die einen weiten Weg haben.
Herr Jesus Christus, gegenwärtig in unserer Mitte.
Du bist das Brot des Lebens.
Wer zu dir kommt, wird nie mehr hungern und dürsten.
Stärke unseren Glauben.
Herr Jesus Christus, gegenwärtig in unserer Mitte.
Sei bei den Erstkommunionkindern, den Firmlingen und ihre Familien.
Schenke ihnen Vertrauen und Liebe zu dir.
Herr Jesus Christus, gegenwärtig in unserer Mitte.
Es gibt keine Minute, in der du uns nicht hältst.
Lass uns immer mehr offen werden für dich.
Herr Jesus Christus, gegenwärtig in unserer Mitte.
Du lehnst keinen Menschen ab.
Hilf auch uns, dass wir unseren Nächsten lieben.
Herr Jesus Christus, gegenwärtig in unserer Mitte.
Wir verkünden deinen Tod und deine Auferstehung bis du kommst.
Lass all unsere Verstorbenen
Dich in Deiner Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht sehen
und lasse sie leben in der Geborgenheit Deiner Gegenwart.
Jesus Christus, Brot unseres Lebens,
Du stärkst uns mit deiner Gegenwart.
Dafür danken wir dir jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Fronleichnam: aus vielen Körnern, aus vielen Trauben
Herr, unser Gott,
wir bringen das Brot dar,
das aus vielen Körnern bereitet,
und den Wein,
der aus vielen Trauben gewonnen ist.
Schenke deiner Kirche,
was diese Gaben geheimnisvoll bezeichnen:
die Einheit und den Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB Fronleichnam
Messbuch - GG Votivmesse Eucharistie: Sakrament, das uns in deiner Liebe zusammenschließt
Gütiger Gott,
wir bringen die Gaben dar
für die Gedächtnisfeier unserer Erlösung.
Mache sie zum Sakrament,
das die Einheit bezeichnet
und uns in deiner Liebe zusammenschließt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse von der hl. Eucharistie
Messbuch - GG Gründonnerstag: Werk der Erlösung
Herr,
gib, daß wir das Geheimnis des Altares ehrfürchtig feiern;
denn sooft wir die Gedächtnisfeier dieses Opfers begehen,
vollzieht sich an uns das Werk der Erlösung.
Durch Christus, unseren Herrn.
MB Gründonnerstag
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Brot, das uns für immer sättigt
Kehrvers: Lobe den Herrn, meine Seele.
(GL 58,1)
Großer und fürsorglicher Gott,
wir wollen dir danken für all das Gute, das du uns tagtäglich schenkst:
Wir danken dir für das Geschenk des Lebens
und für die Freude, die wir daran haben.
Kehrvers
Brot und Wein sind für uns Inbegriff dessen,
was wir zum Leben brauchen, und was uns gut tut.
Sie verkörpern deine Liebe zu allen Geschöpfen.
Kehrvers
Mit Manna hast du dein Volk am Leben erhalten,
als es durch die Wüste zog,
und du hast ihm Korn geschaffen,
als es das verheißene Land in Besitz nahm.
Kehrvers
Jesus dein Sohn, hat das Volk mit deinem Wort gesättigt,
als er ihm den Sinn der Schriften erschloss,
und hat mit ihnen das Brot geteilt,
sodass alle essen und satt werden konnten.
Kehrvers
Am Abend vor seinem Tod hat er sich selbst seinen Jüngern
im Brot zur Speise und im Wein zum Trank gegeben.
Am Kreuz hat er dieses Vermächtnis mit der Hingabe seines Lebens erfüllt.
Kehrvers
So ist er für uns zum Brot geworden,
das vom Himmel herabgekommen ist,
das uns für immer sättigt
und durch das wir mit dir auf das Innigste verbunden sind.
Kehrvers
Wir danken dir für dieses große Geheimnis,
in dem deine unerschöpfliche Liebe
für uns zur Quelle ewigen Lebens geworden ist.
Wir stimmen ein in den Lobgesang der Kirche aller Jahrhunderte
und singen mit allen Engeln und Heiligen:
Danklied, z. B. GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
- Präfation2
Messbuch - Präfation Eucharistie 2: Abendmahl Christi und Eucharistiefeier der Gläubigen
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat beim Lezten Abendmahl
das Gedächtnis des Kreuzesopfers gestiftet
zum Heil der Menschen bis ans Ende der Zeiten.
Er hat sich dargebracht als Lamm ohne Makel,
als Gabe, die dir gefällt,
als Opfer des Lobes.
Dieses erhabene Geheimnis heiligt
und stärkt deine Gläubigen,
damit der eine Glaube
die Menschen der einen Erde erleuchte,
die eine Liebe sie alle verbinde.
So kommen wir zu deinem heiligen Tisch,
empfangen von dir Gnade um Gnade und
werden neu gestaltet nach dem Bild deines Sohnes.
Durch ihn rühmen dich Himmel und Erde,
Engel und Menschen und
singen wie aus einem Munde
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Eucharistie 2
Messbuch - Präfation Eucharistie 1: Die Eucharistie als Opfer Christi und Opfer der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Als der wahre und ewige Hohepriester
hat er die Feier eines immerwährenden Opfers gestiftet.
Er hat sich selbst als Opfergabe dargebracht
für das Heil der Welt
und uns geboten,
daß auch wir diese Gabe darbringen zu seinem Gedächtnis.
Er stärkt uns,
wenn wir seinen Leib empfangen,
den er für uns geopfert hat.
Er heiligt uns,
wenn wir sein Blut trinken,
das er für uns vergossen hat.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten und mit all den Scharen
des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Eucharistie 1
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer dieses Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
(Joh 6,51)
Oder:
Christus spricht:
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.
(Joh 6,56)
- Meditation6
Helene Renner (2021)
Brot und Wein
uralte Zeichen der Gastfreundschaft
Brot und Wein
Gaben, die schon im alten Bund alle laben sollten
die auf Wanderschaft waren
Brot und Wein
Nahrung, die Jesus beim letzten Abendmahl
mit seinen Jüngern teilte
Brot und Wein
Lebensnotwendiges und Freudebringendes
Zeichen unseres Glaubens
Brot und Wein
miteinander essen, miteinander feiern
den Hunger stillen
Leben und Freude teilen
Geborgenheit und Liebe spüren
Brot und Wein
Jesus selbst
nehmt, esst und trinkt
so ist uns aufgetragen
und teilt aus, damit alle sehen können
was euch leben lässt, was euer Leben froh macht
Lasst euch verwandeln
und werdet in Jesu Namen
selbst zur Speise
für alle
die darauf warten
Helene Renner (2021)
Brot und Wein
uralte Zeichen der Gastfreundschaft
Brot und Wein
Gaben, die schon im alten Bund alle laben sollten
die auf Wanderschaft waren
Brot und Wein
Nahrung, die Jesus beim letzten Abendmahl
mit seinen Jüngern teilte
Brot und Wein
Lebensnotwendiges und Freudebringendes
Zeichen unseres Glaubens
Brot und Wein
miteinander essen, miteinander feiern
den Hunger stillen
Leben und Freude teilen
Geborgenheit und Liebe spüren
Brot und Wein
Jesus selbst
nehmt, esst und trinkt
so ist uns aufgetragen
und teilt aus, damit alle sehen können
was euch leben lässt, was euer Leben froh macht
Lasst euch verwandeln
und werdet in Jesu Namen
selbst zur Speise
für alle
die darauf warten
Helene Renner (2021)
Gott aller Menschen
Sooft wir Eucharistie feiern
soll das sein
wie das Zusammensein Jesu mit seinen Jüngern.
Lass uns nicht vergessen
dass er unter uns ist und bei uns bleibt
wenn wir uns in seinem Namen versammeln
und mit uns geht
wenn wir in seinem Auftrag gehen.
Gott, du Mitte unserer Gemeinde
du hast mit uns, deinem Volk
einen Bund geschlossen
der nie ein Ende haben soll.
Du sendest uns.
Wir sollen wie die Glieder deines Leibes sein
und zum Wohl des Ganzen beitragen.
Du willst, dass wir unsere Fähigkeiten
in den Dienst der Gemeinschaft stellen.
Stärke uns mit dem Brot des Lebens
und dem Kelch der Freude.
Begleite uns mit deiner Gnade
und segne uns und unser Bemühen.
Helene Renner (2021)
Guter Gott
Wir danken dir
für das Leben
für alle Wege, die wir gemeinsam gehen
für alle Erfahrungen, die uns Zusammenhalten
für dein Wort, das trägt, Mut macht und tröstet
für offene Augen und Ohren
für die Herzen, die sich öffnen
und die Hände, die uns halten.
Wir danken dir
für den Tisch, um den wir versammelt sind
für deine Gegenwart in Brot und Wein
und für alle köstlichen Gaben der Schöpfung
für alles, was uns am Leben erhält.
Wir wissen uns in deiner Hand
denn du bist wie ein Vater
der Leben schenkt
und wie eine Mutter
die alles trägt und umfängt
in dir wissen wir uns geborgen
Wir danken dir dafür.
Bernhard Rathmer (2012)
Da ist mehr,
mehr möglich,
mehr versprochen.
Da ist Sinn,
der einlädt aufzustehen
zu sagen was Not tut
und zu zeigen was anders geht.
Da ist eine Hoffnung
die aufmerksam macht
die Mut gibt
den Schritt zu gehen.
Da ist ein Glaube
der hinausgeht
der nicht einfach akzeptiert
der Zukunft verheißt
Zitat (2009) - Der Dinge Bestes ist das Brot
"Der Dinge Bestes ist das Brot"
sagt ein indisches Sprichwort.
Ein schwedisches Sprichwort meint:
"Einen Braten genießt man.
Einen Fisch lobt man.
Das Gemüse liebt man.
Doch wirklich zufrieden macht nur gutes Brot."
Im Brot haben die Kräfte und Materialien der Erde ihr Zuhause gefunden.
Sonne, Regen und menschliches Zutun.
Brot ist "Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit".
Im Brot ist das Leben erkennbar.
Brot ist Leben.
Brot ist Zeichen des Umgangs der Menschen miteinander.
Im Lateinischen wird der,
der mit mir sein Brot teilt, "companio" genannt.
Er ist mein Kumpane, mein Kumpel, mein Freund,
der mich mag und der mit mir sein Brot teilt.
Wenn wir Brot miteinander brechen und essen,
so ist das nicht nur Nahrungsaufnahme,
sondern immer auch Gemeinschaft der Gläubigen untereinander und mit Gott.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Fronleichnam: Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit
Herr Jesus Christus,
der Empfang deines Leibes und Blutes
ist für uns ein Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit.
Sättige uns im ewigen Leben
durch den vollen Genuss deiner Gottheit.
Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. Amen.
MB Fronleichnam
Messbuch - SG Fastenzeit 3 So: was unseren Augen noch verborgen ist
Herr und Gott,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gesättigt
und uns in dieser Speise
ein Unterpfand dessen gegeben,
was unseren Augen noch verborgen ist.
Lass in unserem Leben sichtbar werden,
was wir im Sakrament empfangen haben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Fastensonntag
Messbuch - SG Weihnachtszeit: zum unvergänglichen Leben gelangen
Barmherziger Gott,
du bist es, der uns in diesem heiligen Sakrament begegnet.
Lass die Kraft dieser Speise in uns wirksam werden
und mache uns durch dieses große Geschenk bereit,
stets neu deine Gaben zu empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Januar
- Gebet zum Abschluss1
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
gesättigt mit dem Brot,
das Jesus uns gemeinschaftsstiftend geschenkt hat,
gehen wir wieder in unseren Alltag,
gehen in den ganz normalen „Wahnsinn“ der Alltäglichkeit.
Lass uns auch in der kommenden Woche
etwas von der Stärkung erfahren,
die diese Speise für uns ist
und auch bleiben will,
dass in diese Welt ausstrahlt,
worauf wir unsere Hoffnung setzten.
- Segen1
Bernhard Zahrl (2009)
Der Herr bleibe bei uns alle Tage bis zur Vollendung
und stärke uns allezeit mit dem Brot des Lebens.
Er lasse seinen Frieden auf uns ruhen
und begleite uns auf unseren Wegen. Amen.
Es segne euch der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Hungern
durch die Straße hetzend
tritt er hervor
dieser unerträgliche Hunger
Kohldampf ist es schon
nicht früh genug erkannt
Blicke schweifen umher
schnell
eine Currywurst
einen Döner
ein Stück Pizza
mal schnell auf die Hand
und weiterhetzen
hetzen und
hetzen
bis es nicht mehr geht
und ich stelle fest
da bleibt ein Hunger in mir
habe ich diese Form je
wirklich erkannt
es hungert und dürstet mich
wonach
nach einer Speise
die mich wirklich
sättigt und
füllt –
ja er-füllt
wo ist der Raum
in dem schon Polster
für mich ausgelegt sind
dass ich Platz nehmen
und mich sättigen lassen kann
und ich finde DEN
der mich einlädt
der mir das Brot bricht
der sich selbst brechen ließ
und dessen Einladung
nicht einmalig ist -
so groß sie auch ist –
sondern
der mir zuspricht
mich immer und
immer wieder
von ihm sättigen
zu lassen
auf seinen Polstern
der Liebe
der Zugewandtheit und
des Neubeginns
Platz zu nehmen
und
mitzubringen
all jene
die es hungert und
dürstet
damit
wir eine Gemeinschaft
werden
von erfüllten Menschen
von Menschen
die in die Welt gehen
und andere
stärken und
sättigen
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Kunststiftung
Eine Kunststiftung ist eine aus öffentlichen oder privaten Mitteln, oder aus beiden gemeinsam finanzierte Einrichtung, die sich für den Erwerb, die Bewahrung oder die Schöpfung von Kunstwerken einsetzt.
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de.wikipedia.org/wiki/Kunststiftung - 24. Mai 2018
Ernst von Siemens, Unternehmer, Stifter, Mäzen
Die Ernst von Siemens Kunststiftung verdankt ihre Gründung der Großzügigkeit des Mannes, der ihr seinen Namen gegeben hat. Ernst von Siemens (1903-1990) war beides: Industrieller und Mäzen.
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www.ernst-von-siemens-kunststiftung.de/foerderphilosphie.html - 24. Mai 2018
Oskar Romero
Erzbischof von San Salvador, Märtyrer...
www.heiligenlexikon.de/BiographienO/Oscar_Romero.html
Ökumenisches Heiligenlexikon im Internet.
Couplet-Fragment
Aus Stockholm kam der Anruf,
Nobelpreis stünde an.
Verleihung wäre Samstag.
Die Frau sagt: Lieber Mann,
wir warn schon zweimal auswärts,
und dreimal hat kein Stil
Drei Abende in Reihe
sind meiner Frau zuviel.
Aus: Robert Gernhardt, Später Spagat. Gedichte. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2008.
„Bis du kommst in Herrlichkeit“
Bei jeder Feier der Eucharistie sprechen oder singen wir: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Diese Akklamation fasst das Geschehen der Eucharistie präzise in einem einzigen Satz zusammen. Eucharistie ist die Verkündigung und die Feier von Tod und Auferstehung des Herrn in Erwartung seiner Ankunft in Herrlichkeit. Theologisch ausgedrückt: Sie ist real vergegenwärtigendes Gedächtnis von Tod und Auferstehung Jesu Christi und reale Antizipation seiner Parusie. Genau dies hat das Zweite Vatikanische Konzil in der Liturgiekonstitution gesagt, indem es sie als die gemeinsame liturgische Feier des Paschamysteriums bestimmt hat.1
Bisher haben wir in der vom Konzil eingeleiteten Liturgiereform diese Vision weitgehend erst zur Hälfte, nämlich die Eucharistie als Gemeinschaftsfeier in unsere Praxis und in unseren Herzen aufgenommen. Der Zusammenhang von Eucharistie und Eschatologie ist bislang wenig ins allgemeine Bewusstsein eingegangen. Die Traktate über die Eschatologie sind meist so weit weg vom liturgischen Leben wie umgekehrt das durchschnittliche Verständnis der Eucharistie wenig eschatologisches Bewusstsein atmet und deshalb oft nichts- oder wenig sagend ist.
Walter Kardinal Kasper in: Walter Kardinal Kasper / George Augustin (Hg.), Hoffnung auf das ewige Leben. Kraft zum Handeln heute. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2015.
„Geheimnis des Glaubens"
„Geheimnis des Glaubens“, ruft der Priester oder der Diakon inmitten der heiligen Messe, nachdem er vor dem sakramentalen Leib und Blut Christi die Knie gebeugt hat. Die anwesenden Gläubigen setzen diesen Ruf fort mit den Worten: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
Das Wort „Geheimnis“ hat in den letzten Jahrzehnten viel an Terrain verloren. Die Wissenschaften - vor allem Natur- und Humanwissenschaften - haben die Grenzen des Wissens immer wieder aufgebrochen und die weißen Flecken auf der Landkarte des Wissens zusammenschmelzen lassen. Weltraumfahrt und Kernphysik haben die Wege des Menschen nach außen und nach innen verlängert, Biochemie und Gentechnik haben nie da gewesene Möglichkeiten zur Selbstmanipulation erschlossen und der menschliche Intimbereich ist angesichts medialer Neugier sehr schmal geworden.
Wir wissen als Menschheit im Ganzen viel mehr als irgendeine Generation vor uns; und doch gilt, was die vor einigen Jahren verstorbene Dichterin Marie Luise Kaschnitz am Ende eines Gedichtes über die „Kinder unserer Zeit“ geschrieben hat: „Immer noch war das Leben ein Geheimnis, ein andres der Tod.“ Die Wissenschaft greift an die Wurzeln des Lebens, an die Wurzeln der Welt, aber sie kann uns nicht sagen, warum wir da sind und wozu wir da sind. Sie kann uns auch nicht sagen, warum es besser sein soll, selbstlos zu leben statt krass egoistisch zu sein. Sie kann uns nicht sagen, ob Gott als tragender und ansprechbarer Grund unseres Daseins existiert. „Nicht ist die Liebe gelernt, und was im Tod uns entfernt, ist nicht entschleiert“, hat Rilke 1922 in den Sonetten an Orpheus geschrieben - eine auch heute nicht überholte Aussage über die Grenzen menschlichen Wissens und Könnens.
„Geheimnis des Glaubens“ - dieser Ruf des Priesters nach der Wandlung weist auf etwas hin, das für die physischen Augen nichts weiter ist als ein Stück Brot und ein wenig Wein. Für die Augen des Glaubens, die Augen des Herzens aber ist es die Gegenwart Christi, der in den 33 Jahren seines irdischen Lebens wie Brot und Wein gewesen ist und darum bei der Kirche bleiben wollte in der Gestalt dieser „Lebensmittel“, Mittel zu einem Leben in Fülle. Dieses Stück weißen Brotes, dem wir am Fronleichnamstag und bei jeder heiligen Messe mit so viel Ehrfurcht und Liebe begegnen - dieses Geheimnis ist nicht in Wissenschaft hinein auflösbar. Es ist wie eine lichte Wolke, die wir anschauen, aber nicht durchdringen können. Aber im Anschauen und im Sich-Aussetzen gegenüber diesem Geheimnis, dieser lichten Wolke, gehen ihr Licht und ihre Kraft in uns ein.
Aus: Egon Kapellari, Menschenzeit in Gotteszeit. Wege durch das Kirchenjahr. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2002.
Der für euch hingegeben wird
Die Eucharistie ist die Hingabe des Leibes und Blutes Christi für uns und für alle. Diese Hingabe Jesu vollzieht sein Sterben voraus: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird." Ohne Abendmahl wäre das Kreuz Jesu eine bloße Hinrichtung. Der Tod ist ja von außen her zunächst ein Akt der Bosheit, der Grausamkeit, der Gleichgültigkeit, der Gewalt. Von der Eucharistie her dürfen wir den Tod Jesu als Akt der Liebe und der Versöhnung verstehen. Von innen her verwandelt Jesus die Sünde zur Versöhnung, den Tod zum Leben. Ohne diese Wandlung könnte auch Christus nicht gegenwärtig sein. Eucharistie ist ja kein Totenkult und keine Heldenfeier. Wie können wir von der Eucharistie her Hass, Gleichgültigkeit, Gewalt, Verachtung, Neid aufbrechen und verwandeln lassen? Wie können vielfältige Formen des Todes durch das Opfer Jesu Christi in Leben verwandelt werden?
In der Eucharistie vollzieht sich auch die Umwandlung der Schöpfungsgaben von Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Über das rein Funktionale hinaus führt die Eucharistie in tiefste Bereiche der Wirklichkeit. Über das Oberflächliche, Greifbare, Messbare hinaus ist die Eucharistie eine personale Begegnung mit Jesus. Die Christen haben von Anfang an den Herrn als den Auferweckten in der Kraft des Geistes bei der liturgischen Feier als gegenwärtig erfahren. Der erhöhte Herr ist selbst personal beim Mahl als Tischherr und Gastgeber gegenwärtig. Er ist gegenwärtig im Wort, in den eucharistischen Gestalten, im Priester und in der Gemeinde, so das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Liturgie-Konstitution (Sacrosanctum Concilium 7). Gegenwärtig ist das Heilsgeschehen. Anwesend ist Jesus selbst in seiner durch das Kreuz hindurchgegangenen Liebe. Es ist die Liebe, die über den rechten Gebrauch des Wortes "Gegenwart" befindet. Gegenwart, welche die Liebe präsentiert, ist notwendig auch zeitliche Gegenwart. Von der Heiligen Schrift her bedeutet "lieben" nicht zuletzt "Zeit haben". Nur wer sich für den anderen Zeit nimmt, kann sich auf den anderen einlassen, ihn lieben (vgl. Lk 10, 25-37).
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Ich bin das Brot des Lebens
Jesus, mein Freund und Bruder, ich danke dir, dass du zu mir nicht in komplizierten Zusammenhängen sprichst, sondern in Bildern, die ich verstehen kann. Deine Beispiele kommen aus dem Alltag von uns Menschen. Du bezeichnest dich selbst als das Brot des Lebens. Brot brauchen wir jeden Tag; es ist unser Grundnahrungsmittel. Wir nehmen es ganz selbstverständlich hin, dass wir immer ausreichend, ja in Überfülle, dieses Brot zu uns nehmen können. Erst wenn wir nachdenken, wird uns bewusst, dass der Großteil der Menschen unserer Erde sich sehr um sein Überleben mühen und plagen muss und dass es ihm dabei nicht einmal sicher ist, ob er genügend Brot für das tägliche Leben finden wird.
Wenn du von dir als dem Brot des Lebens sprichst, willst du uns darauf hinweisen, dass wir mit dir jeden Tag rechnen sollen, so wie wir mit dem täglichen Brot rechnen. Nicht zu besonders festlichen Zeiten unseres Lebens nur willst du uns begegnen, sondern jeden Tag aufs Neue, wie wir jeden Tag zum Brot greifen. Nicht für wenige Auserwählte ist deine Botschaft bestimmt, sondern für alle Menschen mit ihren Grundbedürfnissen.
In der Wirklichkeit deiner Gegenwart, im Nachvollzug deines Todes und deiner Auferstehung, dürfen wir dich in unseren Gottesdiensten in der Gestalt des Brotes empfangen. Dieses Brot bildet eine Gemeinschaft untereinander und mit dir. Dieses Opfer vergegenwärtigt dein Tun vom letzten Abendmahl bis hin zum Ostermorgen.
Immer aber ist das Brot das Zeichen deiner Gegenwart. Herr, ich danke dir für das tägliche Brot, das ich ohne große Mühe empfange. Ich danke für dein Wort, dass der nie mehr hungern wird, der zu dir kommt. Ich danke für deine eucharistische Gabe und deine Anwesenheit unter uns Menschen.
Ich bitte uni Brot für alle Welt. Ich bitte, dass alle erkennen: Du bist das lebendige Brot. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Wolfgang Oberröder in: Das große Buch der Gebete, herausgegeben von Reinhard Kürzinger und Bernhard Sill. Verlag HOHE GmbH, Erfstadt 2007.
nachdenklich
du hast uns von etwas kostbarem kosten lassen
das brot
das wir miteinander geteilt haben
ist das brot deines lebens
für unser leben.
der kelch
aus dem wir getrunken haben
ist der kelch
der uns als gemeinde
zu deiner gemeinschaft
weggemeinschaft werden lässt.
Gott wir wollen
auf diesem weg
weitergehen
den weg deiner verheißungen
nicht scheuen
sondern
offenen auges verantwortung übernehmen
und herausforderungen nicht scheuen
lass uns deine
gemeinde sein
ohne wenn und aber
nachdenklich aber entschieden.
Amen
Julia Stricker in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag/Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Bring Deine Kirche nach Hause zu Dir
Vater, ich danke Dir,
dass ich Jesus kennen und mit ihm leben darf.
Und ich danke Dir für die Kirche,
die mir sein Evangelium verkündet
und durch die er für mich da sein will,
in seinem Wort und seinem Sakrament
und in seiner stillen, mächtigen Gegenwart in der Welt.
Für die zerrissene Kirche bitte ich Dich,
dass sie sich sammelt um Deinen Tisch:
Denn wie das Brot des Lebens, das wir essen,
in den Körnern zerstreut war über die Felder
und nun zu einem geworden ist,
so werde auch Deine Kirche gesammelt von den Enden der Erde
und vereint in Deinem Reich.
Gedenke, Herr, Deiner Kirche.
Entreiße sie der Macht des Bösen,
eine und vollende sie in der Macht Deiner Liebe.
Bringe sie aus allen vier Winden nach Hause in Dein Reich.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Nach einem Gebet der Zwölfapostellehre in YOUCAT, Jugendgebetbuch. Herausgegeben von Georg Lengerke und Dörte Schrömges. Pattloch Verlag, München 2011.
"pro multis"
SCHREIBEN VON PAPST BENEDIKT XVI.
AN DEN ERZBISCHOF VON FREIBURG UND VORSITZENDEN DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ, DR. ROBERT ZOLLITSCH
Vatikanstadt, 14. 4. 2012
Seiner Exzellenz
dem Hochwürdigsten Herrn
Dr. Robert Zollitsch
Erzbischof von Freiburg
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Herrenstraße 9
D-79098 F R E I B U R G
Exzellenz!
Sehr geehrter, lieber Herr Erzbischof!
Bei Ihrem Besuch am 15. März 2012 haben Sie mich wissen lassen, daß bezüglich der Übersetzung der Worte "pro multis" in den Kanongebeten der heiligen Messe nach wie vor keine Einigkeit unter den Bischöfen des deutschen Sprachraums besteht. Es droht anscheinend die Gefahr, daß bei der bald zu erwartenden Veröffentlichung der neuen Ausgabe des "Gotteslobs" einige Teile des deutschen Sprachraums bei der Übersetzung "für alle" bleiben wollen, auch wenn die Deutsche Bischofskonferenz sich einig wäre, "für viele" zu schreiben, wie es vom Heiligen Stuhl gewünscht wird. Ich habe Ihnen versprochen, mich schriftlich zu dieser schwerwiegenden Frage zu äußern, um einer solchen Spaltung im innersten Raum unseres Betens zuvorzukommen. Den Brief, den ich hiermit durch Sie den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz schreibe, werde ich auch den übrigen Bischöfen des deutschen Sprachraums zusenden lassen.
Lassen Sie mich zunächst kurz ein Wort über die Entstehung des Problems sagen. In den 60er Jahren, als das Römische Missale unter der Verantwortung der Bischöfe in die deutsche Sprache zu übertragen war, bestand ein exegetischer Konsens darüber, daß das Wort "die vielen", "viele" in Jes 53, 11f eine hebräische Ausdrucksform sei, um die Gesamtheit, "alle" zu benennen. Das Wort "viele" in den Einsetzungsberichten von Matthäus und Markus sei demgemäß ein Semitismus und müsse mit "alle" übersetzt werden. Dies bezog man auch auf den unmittelbar zu übersetzenden lateinischen Text, dessen "pro multis" über die Evangelienberichte auf Jes 53 zurückverweise und daher mit "für alle" zu übersetzen sei. Dieser exegetische Konsens ist inzwischen zerbröckelt; er besteht nicht mehr. In der deutschen Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift steht im Abendmahlsbericht: "Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird" (Mk 14, 24: vgl. Mt 26, 28). Damit wird etwas sehr Wichtiges sichtbar: Die Wiedergabe von "pro multis" mit "für alle" war keine reine Übersetzung, sondern eine Interpretation, die sehr wohl begründet war und bleibt, aber doch schon Auslegung und mehr als Übersetzung ist.
Diese Verschmelzung von Übersetzung und Auslegung gehört in gewisser Hinsicht zu den Prinzipien, die unmittelbar nach dem Konzil die Übersetzung der liturgischen Bücher in die modernen Sprachen leitete. Man war sich bewußt, wie weit die Bibel und die liturgischen Texte von der Sprach- und Denkwelt der heutigen Menschen entfernt sind, so daß sie auch übersetzt weithin den Teilnehmern des Gottesdienstes unverständlich bleiben mußten. Es war ein neues Unternehmen, daß die heiligen Texte in Übersetzungen offen vor den Teilnehmern am Gottesdienst dastanden und dabei doch in einer großen Entfernung von ihrer Welt bleiben würden, ja, jetzt erst recht in ihrer Entfernung sichtbar würden. So fühlte man sich nicht nur berechtigt, sondern geradezu verpflichtet, in die Übersetzung schon Interpretation einzuschmelzen und damit den Weg zu den Menschen abzukürzen, deren Herz und Verstand ja von diesen Worten erreicht werden sollten.
Bis zu einem gewissen Grad bleibt das Prinzip einer inhaltlichen und nicht notwendig auch wörtlichen Übersetzung der Grundtexte weiterhin berechtigt. Da ich die liturgischen Gebete immer wieder in verschiedenen Sprachen beten muß, fällt mir auf, daß zwischen den verschiedenen Übersetzungen manchmal kaum eine Gemeinsamkeit zu finden ist und daß der zugrundeliegende gemeinsame Text oft nur noch von weitem erkennbar bleibt. Dabei sind dann Banalisierungen unterlaufen, die wirkliche Verluste bedeuten. So ist mir im Lauf der Jahre immer mehr auch persönlich deutlich geworden, daß das Prinzip der nicht wörtlichen, sondern strukturellen Entsprechung als Übersetzungsleitlinie seine Grenzen hat. Solchen Einsichten folgend hat die von der Gottesdienst-Kongregation am 28. 3. 2001 erlassene Übersetzer-Instruktion Liturgiam authenticam wieder das Prinzip der wörtlichen Entsprechung in den Vordergrund gerückt, ohne natürlich einen einseitigen Verbalismus vorzuschreiben. Die wichtige Einsicht, die dieser Instruktion zugrunde liegt, besteht in der eingangs schon ausgesprochenen Unterscheidung von Übersetzung und Auslegung. Sie ist sowohl dem Wort der Schrift wie den liturgischen Texten gegenüber notwendig. Einerseits muß das heilige Wort möglichst als es selbst erscheinen, auch mit seiner Fremdheit und den Fragen, die es in sich trägt; andererseits ist der Kirche der Auftrag der Auslegung gegeben, damit - in den Grenzen unseres jeweiligen Verstehens - die Botschaft zu uns kommt, die der Herr uns zugedacht hat. Auch die einfühlsamste Übersetzung kann die Auslegung nicht ersetzen: Es gehört zur Struktur der Offenbarung, daß das Gotteswort in der Auslegungsgemeinschaft der Kirche gelesen wird, daß Treue und Vergegenwärtigung sich miteinander verbinden. Das Wort muß als es selbst, in seiner eigenen, vielleicht uns fremden Gestalt da sein; die Auslegung muß an der Treue zum Wort selbst gemessen werden, aber zugleich es dem heutigen Hörer zugänglich machen.
In diesem Zusammenhang ist vom Heiligen Stuhl entschieden worden, daß bei der neuen Übersetzung des Missale das Wort "pro multis" als solches übersetzt und nicht zugleich schon ausgelegt werden müsse. An die Stelle der interpretativen Auslegung "für alle" muß die einfache Übertragung "für viele" treten. Ich darf dabei darauf hinweisen, daß sowohl bei Matthäus wie bei Markus kein Artikel steht, also nicht "für die vielen", sondern "für viele". Wenn diese Entscheidung von der grundsätzlichen Zuordnung von Übersetzung und Auslegung her, wie ich hoffe, durchaus verständlich ist, so bin ich mir doch bewußt, daß sie eine ungeheure Herausforderung an alle bedeutet, denen die Auslegung des Gotteswortes in der Kirche aufgetragen ist. Denn für den normalen Besucher des Gottesdienstes erscheint dies fast unvermeidlich als Bruch mitten im Zentrum des Heiligen. Sie werden fragen: Ist nun Christus nicht für alle gestorben? Hat die Kirche ihre Lehre verändert? Kann und darf sie das? Ist hier eine Reaktion am Werk, die das Erbe des Konzils zerstören will? Wir wissen alle durch die Erfahrung der letzten 50 Jahre, wie tief die Veränderung liturgischer Formen und Texte die Menschen in die Seele trifft; wie sehr muß da eine Veränderung des Textes an einem so zentralen Punkt die Menschen beunruhigen. Weil es so ist, wurde damals, als gemäß der Differenz zwischen Übersetzung und Auslegung für die Übersetzung "viele" entschieden wurde, zugleich festgelegt, daß dieser Übersetzung in den einzelnen Sprachräumen eine gründliche Katechese vorangehen müsse, in der die Bischöfe ihren Priestern wie durch sie ihren Gläubigen konkret verständlich machen müßten, worum es geht. Das Vorausgehen der Katechese ist die Grundbedingung für das Inkrafttreten der Neuübersetzung. Soviel ich weiß, ist eine solche Katechese bisher im deutschen Sprachraum nicht erfolgt. Die Absicht meines Briefes ist es, Euch alle, liebe Mitbrüder, dringendst darum zu bitten, eine solche Katechese jetzt zu erarbeiten, um sie dann mit den Priestern zu besprechen und zugleich den Gläubigen zugänglich zu machen.
In einer solchen Katechese muß wohl zuerst ganz kurz geklärt werden, warum man bei der Übersetzung des Missale nach dem Konzil das Wort "viele" mit "alle" wiedergegeben hat: um in dem von Jesus gewollten Sinn die Universalität des von ihm kommenden Heils unmißverständlich auszudrücken. Dann ergibt sich freilich sofort die Frage: Wenn Jesus für alle gestorben ist, warum hat er dann in den Abendmahlsworten "für viele" gesagt? Und warum bleiben wir dann bei diesen Einsetzungsworten Jesu? Hier muß zunächst noch eingefügt werden, daß Jesus nach Matthäus und Markus "für viele", nach Lukas und Paulus aber "für euch" gesagt hat. Damit ist scheinbar der Kreis noch enger gezogen. Aber gerade von da aus kann man auch auf die Lösung zugehen. Die Jünger wissen, daß die Sendung Jesu über sie und ihren Kreis hinausreicht; daß er gekommen war, die verstreuten Kinder Gottes aus aller Welt zu sammeln (Joh 11, 52). Das "für euch" macht die Sendung Jesu aber ganz konkret für die Anwesenden. Sie sind nicht irgendwelche anonyme Elemente einer riesigen Ganzheit, sondern jeder einzelne weiß, daß der Herr gerade für mich, für uns gestorben ist. "Für euch" reicht in die Vergangenheit und in die Zukunft hinein, ich bin ganz persönlich gemeint; wir, die hier Versammelten, sind als solche von Jesus gekannt und geliebt. So ist dieses "für euch" nicht eine Verengung, sondern eine Konkretisierung, die für jede Eucharistie feiernde Gemeinde gilt, sie konkret mit der Liebe Jesu verbindet. Der Römische Kanon hat in den Wandlungsworten die beiden biblischen Lesarten miteinander verbunden und sagt demgemäß: "Für euch und für viele". Diese Formel ist dann bei der Liturgie-Reform für alle Hochgebete übernommen worden.
Aber nun noch einmal: Warum "für viele"? Ist der Herr denn nicht für alle gestorben? Daß Jesus Christus als menschgewordener Sohn Gottes der Mensch für alle Menschen, der neue Adam ist, gehört zu den grundlegenden Gewißheiten unseres Glaubens. Ich möchte dafür nur an drei Schrifttexte erinnern: Gott hat seinen Sohn "für alle hingegeben", formuliert Paulus im Römer-Brief (Röm 8, 32). "Einer ist für alle gestorben", sagt er im zweiten Korinther-Brief über den Tod Jesu (2 Kor 5, 14). Jesus hat sich "als Lösegeld hingegeben für alle", heißt es im ersten Timotheus-Brief (1 Tim 2, 6). Aber dann ist erst recht noch einmal zu fragen: Wenn dies so klar ist, warum steht dann im Eucharistischen Hochgebet "für viele"? Nun, die Kirche hat diese Formulierung aus den Einsetzungs-Berichten des Neuen Testaments übernommen. Sie sagt so aus Respekt vor dem Wort Jesu, um ihm auch bis ins Wort hinein treu zu bleiben. Die Ehrfurcht vor dem Wort Jesu selbst ist der Grund für die Formulierung des Hochgebets. Aber dann fragen wir: Warum hat wohl Jesus selbst es so gesagt? Der eigentliche Grund besteht darin, daß Jesus sich damit als den Gottesknecht von Jes 53 zu erkennen gab, sich als die Gestalt auswies, auf die das Prophetenwort wartete. Ehrfurcht der Kirche vor dem Wort Jesu, Treue Jesu zum Wort der "Schrift", diese doppelte Treue ist der konkrete Grund für die Formulierung "für viele". In diese Kette ehrfürchtiger Treue reihen wir uns mit der wörtlichen Übersetzung der Schriftworte ein.
So wie wir vorhin gesehen haben, daß das "für euch" der lukanisch-paulinischen Tradition nicht verengt, sondern konkretisiert, so können wir jetzt erkennen, daß die Dialektik "viele" - "alle" ihre eigene Bedeutung hat. "Alle" bewegt sich auf der ontologischen Ebene - das Sein und Wirken Jesu umfaßt die ganze Menschheit, Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft. Aber faktisch, geschichtlich in der konkreten Gemeinschaft derer, die Eucharistie feiern, kommt er nur zu "vielen". So kann man eine dreifache Bedeutung der Zuordnung von "viele" und "alle" sehen. Zunächst sollte es für uns, die wir an seinem Tische sitzen dürfen, Überraschung, Freude und Dankbarkeit bedeuten, daß er mich gerufen hat, daß ich bei ihm sein und ihn kennen darf. "Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad' in seine Kirch' berufen hat...". Dann ist dies aber zweitens auch Verantwortung. Wie der Herr die anderen - "alle" - auf seine Weise erreicht, bleibt letztlich sein Geheimnis. Aber ohne Zweifel ist es eine Verantwortung, von ihm direkt an seinen Tisch gerufen zu sein, so daß ich hören darf: Für euch, für mich hat er gelitten. Die vielen tragen Verantwortung für alle. Die Gemeinschaft der vielen muß Licht auf dem Leuchter, Stadt auf dem Berg, Sauerteig für alle sein. Dies ist eine Berufung, die jeden einzelnen ganz persönlich trifft. Die vielen, die wir sind, müssen in der Verantwortung für das Ganze im Bewußtsein ihrer Sendung stehen. Schließlich mag ein dritter Aspekt dazukommen. In der heutigen Gesellschaft haben wir das Gefühl, keineswegs "viele" zu sein, sondern ganz wenige - ein kleiner Haufe, der immer weiter abnimmt. Aber nein - wir sind "viele": "Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen", heißt es in der Offenbarung des Johannes (Offb 7, 9). Wir sind viele und stehen für alle. So gehören die beiden Worte "viele" und "alle" zusammen und beziehen sich in Verantwortung und Verheißung aufeinander.
Exzellenz, liebe Mitbrüder im Bischofsamt! Mit alledem wollte ich die inhaltlichen Grundlinien der Katechese andeuten, mit der nun so bald wie möglich Priester und Laien auf die neue Übersetzung vorbereitet werden sollen. Ich hoffe, daß dies alles zugleich einer tieferen Mitfeier der heiligen Eucharistie dienen kann und sich so in die große Aufgabe einreiht, die mit dem "Jahr des Glaubens" vor uns liegt. Ich darf hoffen, daß die Katechese bald vorgelegt und so Teil der gottesdienstlichen Erneuerung wird, um die sich das Konzil von seiner ersten Sitzungsperiode an gemüht hat.
Mit österlichen Segensgrüßen verbleibe ich im Herrn Ihr
BENEDICTUS PP XVI
© Copyright 2012 - Libreria Editrice Vaticana
Hunger ist "beschämende Tragödie"
Für Christen, die regelmäßig um das "tägliche Brot" beten, ist es eine "beschämende Tragödie", dass immer noch ein Fünftel der Menschheit hungert, betonte Papst Benedikt XVI. bei einer Begegnung mit den Teilnehmern der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften. Um die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und Energie für alle sicherzustellen, sei internationale Zusammenarbeit auf der Basis von Naturrecht und Solidarität notwendig, sagte der Papst. Zugleich unterstrich Benedikt XVI. die grundlegende Bedeutung der Menschenrechte.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts habe die internationale Gemeinschaft - nach den traumatischen Erfahrungen der beiden Weltkriege und der totalitären Regime - ein neues System des internationalen Rechts auf der Basis der Menschenrechte entwickelt.
Das Zweite Vatikanische Konzil, aber auch die Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. hätten immer wieder das Recht auf Leben, aber auch das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit als Mitte der Menschenrechte herausgestellt.
Die Kirche habe zu jeder Zeit bekräftigt, dass die menschlichen Grundrechte zu wahren seien und ihnen universale Anerkennung zuteil werden müsse, betonte der Papst. Sie seien grundgelegt in der Natur des Menschen als eines Abbildes Gottes. Als Richtschnur des Handelns verwies Benedikt XVI. auf die "Goldene Regel": "Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen".
Aus: Agenturmeldung der "kathpress" vom 6. Mai 2009.
Jeder weiß...
Jeder weiß, dass Hunderte Millionen Menschen rund um den Erdball verhungern. Jeder weiß auch, dass Europa tief begraben liegt unter seinen Butter-, Weizen- oder Schweinebergen. Und jeder weiß, dass es genügend Gründe dafür gibt, warum Nahrung unmöglich zu denen kommen kann, die sie brauchen.
Jeder weiß, dass Hunderte Millionen Menschen unter Verhältnissen leben, die vom Unrecht herrschender Schichten oder von der Gleichgültigkeit der Zuständigen gekennzeichnet sind. Und jeder weiß, dass es aus tausend traurigen Gründen bis ans Ende der Welt so bleiben wird.
Jeder weiß, dass die Umwelt des Menschen nicht mehr viel aushält, dass also ein Umdenken stattfinden muss im Hinblick auf die Produktion der Industrie und den Verbrauch der Völker. Jeder weiß, dass die Katastrophe kommt, wenn nichts geschieht. Und jeder weiß, auch, dass aus vielen Gründen nichts geschehen kann.
Der Arbeiter in Djakarta, der seine Faust durch das aufgedrückte eiserne Tor stößt, macht das nicht aus Spaß, das sieht man ihm an. Also müsste man ihn fragen, warum er es tut.
Aber wer fragt schon?
Aus: Jörg Zink, Sag mir wohin. Weg und Ziel des Menschen, Stuttgart 1977.
Die Tür zum Eigentlichen
Und am Ende der Wanderung war da wirklich der See! Jan hat gebadet, er ist mit den anderen zusammen Kahn gefahren. Es war eine große Gaudi. Aber als sie dann hinaufgegangen sind, ist Jan noch einmal zurückgelaufen und hat sich allein in das Boot gehockt. Die zahme Krähe ist ihm nachgeflogen und hat sich zu ihm gesetzt, und die Schwäne haben erwartungsvoll Kurs auf ihn genommen. Nun ist es ganz still. Das Wasser schlägt leise glucksend gegen die Bootswandung, und der See liegt spiegelglatt vor ihm - ganz weit, grün, hellblau und in der Ferne schwarzblau. Diese Stille ist wie eine geöffnete Türe. Auf einmal hört man etwas, was man sonst überhört: wie es raschelt im Schilf, wie die Flügel der Wildenten sausen, wie die Schwäne leise auffordernd schnarren, die Krähe sich plustert und das Wasser ans Ufer schwappt. Jan spürt, dass der große See ihm seine eigentliche Tür aufgemacht hat: die zu sich selbst.
Man kann in einem See über Wochen plantschen, ohne ihn zu erkennen. Er lädt nur ein, wenn man still wird - und in die Hocke geht.
Uns "Großen" geht die Tür zum Eigentlichen gewiss auch nur auf, wenn wir die Stille suchen - und das Knien in der Hinwendung auf die große Weite hinter all dem lärmenden Getöse unseres Alltags. Aber diese Stille kann man nicht einfach so haben; man muss sich von den anderen sondern. Nicht nur der Geist eines großen Sees fordert etwas von uns: auch der Heilige Geist hat seine Voraussetzung.
Aus: Christa Meves, Wenn ihr werdet wie die Kinder. Von Kindern leben lernen, Freiburg 1993.
Gegenwärtig in den Sakramenten
Dieses Werk der Erlösung der Menschen und der vollendeten Verherrlichung Gottes, dessen Vorspiel die göttlichen Machterweise am Volk des Alten Bundes waren, hat Christus, der Herr, erfüllt, besonders durch das Pascha-Mysterium: sein seliges Leiden, seine Auferstehung von den Toten und seine glorreiche Himmelfahrt. In diesem Mysterium "hat er durch sein Sterben unseren Tod vernichtet und durch sein Auferstehen das Leben neugeschaffen". Seither hat die Kirche niemals aufgehört, sich zur Feier des Paschamysteriums zu versammeln, dabei zu lesen, "was in allen Schriften von ihm geschrieben steht" (Lk 24, 27), die Eucharistie zu feiern, in der "Sieg und Triumph seines Todes dargestellt werden", und zugleich "Gott für die unsagbar große Gabe dankzusagen" (2 Kor 9, 15), in Christus Jesus zum Lob seiner Herrlichkeit" (Eph 1, 12). All das aber geschieht in der Kraft des Heiligen Geistes.
Um dieses große Werk voll zu verwirklichen, ist Christus seiner Kirche immerdar gegenwärtig, besonders in den liturgischen Handlungen. Gegenwärtig ist er im Opfer der Messe sowohl in der Person dessen, der den priesterlichen Dienst vollzieht - denn "derselbe bringt das Opfer jetzt dar durch den Dienst der Priester, der sich einst am Kreuz selbst dargebracht hat" - wie vor allem unter den eucharistischen Gestalten. Gegenwärtig ist er mit seiner Kraft in den Sakramenten, so dass, wenn immer einer tauft, Christus selber tauft. Gegenwärtig ist er in seinem Wort, da er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden. Gegenwärtig ist er schließlich, wenn die Kirche betet und singt, er, der versprochen hat: "Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18, 20).
In der Teilnahme am eucharistischen Opfer, der Quelle und dem Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens, bringen sie das göttliche Opferlamm Gott dar und sich selbst mit ihm, so übernehmen alle bei der liturgischen Handlung ihren je eigenen Teil, sowohl in der Darbringung wie in der heiligen Kommunion, nicht unterschiedslos, sondern jeder auf seine Art. Durch den Leib Christi in der heiligen Eucharistiefeier gestärkt, stellen sie sodann die Einheit des Volkes Gottes, die durch dieses hocherhabene Sakrament sinnvoll bezeichnet und wunderbar bewirkt wird, auf anschauliche Weise dar.
Aus: Konstitution über die heilige Liturgie "Sacrosanctum Concilium", zitiert nach Theodor Schneider (Hrsg.), Der verdrängte Aufbruch. Ein Konzils-Lesebuch, Mainz 1985.
Bernhard Zahrl (1997)