Das Zeichen des Kreuzes
In der polnischen Hauptstadt Warschau steht ein Kreuz, über das heftig gestritten wird. Pfadfinder haben es aufgestellt, nachdem im April dieses Jahres 96 Polen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Einer der Toten ist der damalige Präsident Kacynski.
Zum Gedenken an ihn steht es vor dem Präsidentenpalast und ist zum Streitobjekt geworden. Das Kreuz ist für manche nicht mehr das Zeichen des Glaubens. Sie sehen es als ein politisches Mittel an, gegen das sie sich wehren. Sie haben nichts gegen das Kreuz zur Erinnerung an die Opfer des Flugzeugabsturzes - aber an einem anderen Ort. Für sie ist es keine Geste der Ehrfurcht, sondern der Provokation.
Der Ursprung des Festes.
Wie anders war es vor 1675 Jahren. Da wurde eine Kreuzreliquie gezeigt und die Menschen waren froh. Es war die Reliquie eines Kreuzes, das ihnen wertvoll und heilig war. Es war aus dem Kreuz Christi. Aufgehoben von seinen Jüngern wurde es versteckt und wiedergefunden. Da sich die Umstände gewandelt hatten, konnte die damalige Kaiserin Helena zu Ehren des Kreuzes eine Kirche bauen lassen. Hier konnten die Gläubigen einkehren und beten. Einmal im Jahr zeigten die Priester den Gläubigen dieses Kreuz. Darauf geht das heutige Fest der Kreuzerhöhung zurück.
Heutige Zeichen.
Manche Angehörigen der Opfer in Polen mögen zunächst über das Kreuz froh gewesen sein. Es gab ihrer Trauer ein Zeichen. Es sprach von ihrem Schmerz. Ein Opfer war ein Militärbischof. Bei ihm kann man annehmen, dass er dieses Zeichen begrüßen würde. Einigen Angehörigen ging es vielleicht wie den Menschen, die froh um die Gedenktafel sind, die in Duisburg an die Opfer der Panik bei der Love - Parade erinnert. Die Platte erzählt von dem Leid der Opfer. Durch ihre Namen sind sie über ihren Tod hinaus präsent. Sie in Duisburg und das Kreuz in Warschau erzählen von dem Tod der Menschen und von dem, was anderen in der Trauer hilft.
Das Kreuz ist für die Glaubenden ein Zeichen des Lebens und der Hoffnung. Jesus war nicht der erste Gekreuzigte. Aber er hat dieses Schicksal erlebt, um seine Liebe zu zeigen. Er hat das Kreuz nicht überlebt, aber hat dann Auferstehung erfahren. Das ist die Besonderheit, die sich für Glaubende mit dem Kreuz Jesu verbindet. Deshalb war es so wertvoll und deshalb zeigte man einen Teil dieses Kreuzes den Glaubenden. All jene, denen es gezeigt wurde, wollten es sehen. Sie kamen bewusst an diesen Ort. Für sie war es kein zufälliges Erleben, sondern bewusstes Schauen.
Unser Weg heute
Wenn wir heute das Fest Kreuzerhöhung feiern, dann stehen wir nicht in Jerusalem. Es wird uns kein Partikel vom Kreuz Jesu gezeigt. Aber wir feiern dieses Fest aus der Verbundenheit mit den damaligen Menschen. Sie sahen das Kreuz und freuten sich. Andere wurden getröstet. Wieder andere werden sich an die Texte des Evangeliums erinnert haben, die ihnen besonders wichtig sind. All das können wir auch. Das Evangelium kann uns so lebendig sein wie den Menschen damals. Die Ahnung der Liebe kann bei uns auch sein. Die Hoffnung auf Kraft können wir teilen und schöpfen. Wir können unseren Glauben so leben und spüren, dass er trägt.
Wer sich so mit den Menschen von damals in Jerusalem verbindet, kann sich auch mit den Menschen in Duisburg oder Warschau verbinden. Was damals trug und uns heute trägt, kann dort vielleicht auch helfen.