Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 03. Mär. 2024 - 3. Fastensonntag (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ex 20,1-17
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen
sprach Gott auf dem Berg Sínai alle diese Worte:
Ich bin der Herr, dein Gott,
der dich aus dem Land Ägypten geführt hat,
aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Kultbild machen
und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben,
auf der Erde unten
oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen
und ihnen nicht dienen.
Denn ich bin der Herr, dein Gott,
ein eifersüchtiger Gott:
Ich suche die Schuld der Väter an den Kindern heim,
an der dritten und vierten Generation,
bei denen, die mich hassen;
doch ich erweise Tausenden meine Huld bei denen,
die mich lieben und meine Gebote bewahren.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes,
nicht missbrauchen;
denn der Herr lässt den nicht ungestraft,
der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbats:
Halte ihn heilig!
Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun.
Der siebte Tag ist ein Ruhetag,
dem Herrn, deinem Gott, geweiht.
An ihm darfst du keine Arbeit tun:
du und dein Sohn und deine Tochter,
dein Sklave und deine Sklavin
und dein Vieh
und dein Fremder in deinen Toren.
Denn in sechs Tagen hat der Herr
Himmel, Erde und Meer gemacht
und alles, was dazugehört;
am siebten Tag ruhte er.
Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet
und ihn geheiligt.
Ehre deinen Vater und deine Mutter,
damit du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.
Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren,
nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin,
sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas,
das deinem Nächsten gehört.
Die vorliegende Perikope berichtete von der Verkündigung der Zehn Gebote - wobei unklar bleibt: an wen. Der Text nennt keinen Adressaten, weder das Volk Israel noch Mose. Formell betrachtet handelt es sich um Gebote und Verbote, die in verschiedenen Traditionen unterschiedlich eingeteilt werden:
“Das rabbinische Judentum und der Talmud verteilen Ex 20,2 12 als I – V auf die erste und Ex 20,13 17 als VI – X auf die zweite Tafel. Sie zählen den Prolog als erstes Wort, fassen Fremdgötter und Bilderverbot als zweites zusammen und müssen dann die beiden Verbote des Begehrens als ein Wort zählen, um bei der Zehnzahl zu bleiben. Die Worte der ersten Tafel (vom Prolog bis zur Ehrung der Eltern) ordnen das Verhältnis zu Gott, die der zweiten Tafel das zum Nächsten.
Das hellenistische Judentum, Philo und Josephus sowie die Alte Kirche, aber auch die Griechisch Orthodoxen, die Reformierten und die Anglikaner nehmen die Selbstvorstellung Gottes für sich und stellen sie als Prolog voran. Sie zählen Fremdgötter und Bilderverbot als erstes und zweites Gebot und müssen dann gleichfalls die beiden Verbote des Begehrens zusammenlegen. Sie ordnen beide Tafeln zu 4 + 6 bzw. – sofern sie das Gebot der Elternehrung zur ersten Tafel rechnen – zu 5 + 5 Geboten (Gott und Welt).
Origenes, Augustinus, die römisch katholische Kirche und Luther verbinden entweder Fremdgötter und Bilderverbot zum ersten Gebot (Augustinus) oder streichen das Bilderverbot ganz (Luther; s.u.), müssen dann jedoch das Verbot des Begehrens in zwei zerlegen, um auf die Zehnzahl zu kommen. Am einflussreichsten ist die Disposition Augustins geworden, der die Gebote mit Hilfe des Doppelgebots der Liebe (Mk 12,29-31) ordnet: In I – III (Fremdgötter – Sabbat) gehe es um die Liebe zu Gott, in IV – X (Eltern – Begehren) um die Liebe zum Nächsten.”
(https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/dekalog zehn gebote at/ch/d55ad4d04f1c97231ac8857632cf1c67/)
Es sind die 10 Gebote - griechisch: Dekalog -, die in der Lesung vorgetragen werden. Neben dieser Überlieferung gibt es noch andere, die Gottes Willen "handlich" zusammenfassen. Ex 20 ist jedoch eine sehr dichte und in sich gewichtete Version, die in der Katechismustradition verdünnt wurde.
Der Überlieferung nach hat Mose die Gebote in zwei Tafeln bekommen: die erste Tafel widmet sich dem Gottesverhältnis, die zweite den menschlichen Beziehungen. Das steht allerdings nicht nebeneinander, sondern wird von einer Klammer zusammengehalten, die am Anfang der Reihe vorgegeben wird: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat...". Die 10 Gebote fügen zusammen, wie die Freiheit, die Gott gewährt und in geschichtlichen Erfahrungen wahrnehmbar macht, erhalten wird. Die Zusage Jahwes, "dein Gott" zu sein, führt die Gemeinschaft in Freiräume, die bewahrt und gestaltet werden sollen. Die sehr einfachen und eingängigen Formulierungen mit "Du sollst nicht" markieren Grenzen. Wesentliche Erfahrungen hat Israel in Ägypten gemacht. Es wird als "Sklavenhaus" in Erinnerung gerufen, bleibt aber auch als Versuchung präsent. Vor dem "du sollst nicht" steht: "Ich bin Jahwe...".
In den Evangelien legt Jesus das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe in diesem Horizont aus.
Wer ist mit !du" angesprochen? Das Volk Israel? Der einzelne Israelit? Für die jüdische Auslegung und Tradition steht jede Generation neu am Sinai und empfängt die Gebote. Das ist im Präsens zu erzählen. Die Vergangenheit ist Gegenwart und Zukunft.
Wenn die 10 Gebote in "Werte" verwandelt und als "Werte" beschworen werden, geht der große und konstitutive Zusammenhang mit der Befreiung aus dem Sklavenhaus verloren. Die 10 Gebote aber sind nicht "Werte", sondern Heilsgeschichte, sie sind nicht einfach "zeitlos", sondern "rechtzeitig" in der Geschichte.
In der Mitte, die die Gottesbeziehung und die Beziehung unter den Menschen (und der ganzen Schöpfung!) verbindet, steht die Ruhe Gottes und das Halten des Sabbats. In der priesterschriftlichen Schöpfungsgeschichte (Gen 1,1 - 2,3) ist nicht der Mensch (womöglich der "Mann") die Krone der Schöpfung, sondern die Ruhe Gottes am 7. Tag. Die 10 Gebote kreisen um die Vollendung der Schöpfung.
Nach der Schilderung der Rettung aus Ägypten (Ex 12-14) und der Wüstenwanderung Israels (Ex 15-19) finden sich die vielleicht zentralsten Stellen des Pentateuch mit der Theophanie (Ex 19), dem Dekalog (Ex 20), dem Bundesbuch (Ex 20,23 - 23,32), dem Bundesschluß (Ex 24) sowie Bruch und Erneuerung des Bundes (Ex 32-34).
Die Struktur des "Zehnwortes" stellt eine sehr gedrängte Anordnung von Geboten dar, die in 2 Teile geteilt ist: 20,2-6 (Jahwerede) und 20,7-17 (Jahwe in der dritten Person angesprochen; knappe Verbote; apodiktisch formuliertes Recht).
Die Einleitung des Dekalogs in Ex 20,2 bindet Glauben und Leben zusammen. Gott verweist auf die Befreiungstat, die allem Tun des Volkes vorausgeht.
Die nun folgenden Gebote sollen die Erhaltung der gewonnenen Freiheit sichern. Israels Treue ist Antwort auf das gnädige Tun seines Gottes, nicht Bedingung zur Erlangung der Gnade.
Das 1. Gebot ist das grundlegendste: keine anderen Götter!
Das 2. Gebot verbietet den Mißbrauch des Namens Jahwes.
Der Name ist Ausdruck von Wesen und Eigenart einer Person; die Kenntnis des Namens bringt eine gewisse Macht über den Namensträger.
Das 3. Gebot (Sabbatgebot Verse 8-11) wird hier in Ex 20 mit dem Abschluß des Schöpfungswirkens Gottes und seiner Ruhe am siebten Tag begründet. Im Gegensatz dazu wird in Dtn 5 der Sabbat mit der Erfahrung der Befreiung aus Ägypten motiviert. Die Vorlage zu diesem Gebot findet sich in Ex 23,12. Dieses Gebot soll den Menschen und die Tiere vor Ausbeutung schützen.
Das 4. Gebot (Elterngebot ) ist das erste der "sozialen" Gebote und eröffnet die "zweite Tafel". Dieses Gebot gilt für die erwachsenen Israeliten, die ihre Eltern im Alter schützen sollen. Es zielt auch nicht so sehr auf Gehorsam als vielmehr auf Respekt. Dabei fällt auf, daß Vater und Mutter gleichberechtigt nebeneinander stehen, was im kulturellen Umfeld der Bibel keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Die Verse 13-15 enthalten in einer äußerst kurzen, objektlosen Verbotsreihe eine Absage an schwerwiegende Vergehen gegen das Zusammenleben in einer Gemeinschaft:
- Verbot des nicht durch Recht gedeckten, gewaltsamen Tötens;
- Verbot des Ehebruchs (nicht irgendwelche sexuelle Verfehlungen) und Schutz der Unantastbarkeit der Ehe;
- Verbot des Diebstahls und Menschenraubs;
- Wahrheitsgebot
- und Verbot des "Begehrens" von fremdem Gut.
1. Lesung (Kurzfassung) - Ex 20,1-3. 7-8. 12-17
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen
sprach Gott auf dem Berg Sínai alle diese Worte:
Ich bin der Herr, dein Gott,
der dich aus dem Land Ägypten geführt hat,
aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes,
nicht missbrauchen;
denn der Herr lässt den nicht ungestraft,
der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbats:
Halte ihn heilig!
Ehre deinen Vater und deine Mutter,
damit du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.
Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren,
nicht seinen Sklaven oder seine Sklavin,
sein Rind oder seinen Esel oder irgendetwas,
das deinem Nächsten gehört.
Antwortpsalm - Ps 19,8-12
Kv - Herr, du hast Worte ewigen Lebens. – Kv
Oder GL 312,7
Die Weisung des Herrn ist vollkommen, *
sie erquickt den Menschen.
Das Zeugnis des Herrn ist verlässlich, *
den Unwissenden macht es weise. – (Kv)
Die Befehle des Herrn sind gerade, *
sie erfüllen das Herz mit Freude.
Das Gebot des Herrn ist rein, *
es erleuchtet die Augen. – (Kv)
Die Furcht des Herrn ist lauter, *
sie besteht für immer.
Die Urteile des Herrn sind wahrhaftig, *
gerecht sind sie alle. – (Kv)
Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge. *
Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben.
Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen; *
reichen Lohn hat, wer sie beachtet. – Kv
2. Lesung - 1 Kor 1,22-25
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Die Juden fordern Zeichen,
die Griechen suchen Weisheit.
Wir dagegen
verkünden Christus als den Gekreuzigten:
für Juden ein Ärgernis,
für Heiden eine Torheit,
für die Berufenen aber, Juden wie Griechen,
Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Denn das Törichte an Gott
ist weiser als die Menschen
und das Schwache an Gott
ist stärker als die Menschen.
Martin Stewen (2021)
Manfred Wussow (2006)
Johann Pock (2000)
Im vorliegenden Text positioniert Paulus den Christusglauben inmitten der konkurrierenden religiösen Vorstellungen der damaligen Zeit, vornehmlich jener der kulturdominaten Griechen, jener der jüdischen Minderheit und anderer Religionen. Er tut das, indem er auf religiöse Charakteristika anspielt (Zeichen, Weisheit). Auch deutet Paulus an, dass der Neue Weg, also die Gemeinschaften der frühen Christen, ihre Anhänger aus genau diesen etablierten Religionen rekrutiert: “für die Berufenen aber, Juden wie Griechen” (Vers 24).
Die Rede von der Torheit Gottes lässt sich wohl am ehesten nicht als Dummheit sondern als Cleverness verstehen (“Kinder und Toren/Narren sagen die Wahrheit”), die es ermöglicht die Wahrheit gegen alle Widerstände zu verkünden, ohne dass sie untergeht - eben wie Hofnarren es tun mussten.
In 1 Kor 1 wird den jüdischen Zeichenforderungen und der griechischen Philosophie - immerhin dem intelektuellen Standard der Zeit - das Wort vom Kreuz gegenübergestellt und als "wahre" Weisheit verkündigt: als Gottes Kraft und als Gottes Weisheit. Im Schlusssatz, mit "denn" eingeführt, wird Gottes Torheit und Schwäche von der Klugheit und Stärke der Menschen abgehoben. Nietzsche konnte die "Umwertung der Werte", die er vor Augen hatte, hier finden.
Paulus verkündigt Christus als den Gekreuzigten. Das ist der Leitsatz. Die Reaktion, die Paulus kennt, bewegt sich zwischen Verärgerung und Unverständnis. Die Gruppen werden von ihm genannt: Juden und Griechen. Beide machen je auf ihre Weise Bekanntschaft mit dem, was Paulus nicht nur verkündigt, sondern als der Weisheit letzter Schluss bezeugt. Für Paulus ist der schändliche Tod am Kreuz die Offenbarung Gottes schlechthin. Wer sich bisher darauf verließ, zu wissen, wer Gott ist, wird enttäuscht.
Ist Gott schwach? Leidensfähig? Die Vorstellungen, die Menschen sich von ihm machen, zeigen ihn überlegen und abgehoben. Am Kreuz zerbrechen die Bilder, die ihn festlegen. Aber auch die Bilder, die Menschen von sich machen. Dazu gehören auch die Vorstellungen von Größe und Stärke überhaupt.
Das "Wechselspiel", das in 1 Kor 1 die Argumentation trägt, hat Dietrich Bonhoeffer in seinem Gedicht "Christen und Heiden" übersetzt:
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, Christen und Heiden.
Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehn ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.
Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.
(Es sollten 1 Kor 1,18-25 gelesen werden!)
Anschließend an die Klärung, dass es keine Parteiungen geben darf aufgrund dessen, der die einzelnen getauft hat (1,10-17), kommt Paulus zu seinem Hauptthema: der Predigt vom Kreuz (1,18-25). Denn die Rede vom Kreuz ist der springende Punkt: An ihm scheiden sich die Geister. Denn sich im Kreuz, in der Erniedrigung zu offenbaren, das widerspricht sowohl den Juden: Sie wollen Zeichen sehen; aber auch den Griechen: sie hätten gern einen Messias, der die Welt durch Vernunft und Weisheit rettet. Gott aber offenbart seine Macht in der Ohnmacht, seine Weisheit in der Torheit des Kreuzes.
Und so macht Gott nun durch dieses Kreuz die selig, die glauben (Vers 21). Weil der Glaube sein Vertrauen auf Gott setzt und nicht auf etwas, was durch äußerste Steigerung von dem, was Menschen möglich ist, geschieht. Die Weisheit in dieser Torheit ist aber, dass Gott durch diesen Umweg über die Torheit des Kreuzes, durch den schweren Gang Jesu in den Tod, die menschliche Sünde und den Tod besiegt hat. Indem Gott sich nicht menschlicher Logik angepasst hat, hat er den Kreislauf der Sünde durchbrochen.
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Kor 1,18-25
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit;
uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft.
In der Schrift steht nämlich:
Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten
und die Klugheit der Klugen verwerfen.
Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter?
Wo ein Wortführer in dieser Weltzeit?
Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt?
Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes
auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte,
beschloss Gott,
alle, die glauben,
durch die Torheit der Verkündigung zu retten.
Die Juden fordern Zeichen,
die Griechen suchen Weisheit.
Wir dagegen
verkünden Christus als den Gekreuzigten:
für Juden ein Ärgernis,
für Heiden eine Torheit,
für die Berufenen aber, Juden wie Griechen,
Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Denn das Törichte an Gott
ist weiser als die Menschen
und das Schwache an Gott
ist stärker als die Menschen.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 3,16a.15
Lob dir, Christus, König und Erlöser! – Kv
So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Lob dir, Christus, König und Erlöser!
Evangelium - Joh 2,13-25
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
Das Pas-chafest der Juden war nahe
und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel
fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben
und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken
und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus
samt den Schafen und Rindern;
das Geld der Wechsler schüttete er aus,
ihre Tische stieß er um
und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg,
macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen,
dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferweckt war,
erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war,
kamen viele zum Glauben an seinen Namen,
da sie die Zeichen sahen, die er tat.
Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an,
denn er kannte sie alle
und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen;
denn er wusste, was im Menschen war.
Martin Stewen (2021)
Manfred Wussow (2006)
Johann Pock (2000)
Die Erzählung von der Tempelreinigung findet sich in allen vier Evangelien. Bei den Synoptikern steht sie im Kontext der Passionsgeschichte, bei Johannes am Anfang von Jesu öffentlichem Wirken: Jesus feiert das erste Mal mit seinen Jüngern zusammen Pessach und bei dessen Vorbereitung kommt es zum Eklat im Tempel. Die Einleitung mit der Erwähnung des ersten gemeinsamen Pessachfestes kontrastiert die Erzählung der Synoptiker, die die Tempelreinigung eben kurz vor Jesu letztem Pessach stattfinden lassen, wohl ganz bewusst.
Im Johannesevangelium geht der Erzählung in sorgsamer Komposition die Geschichte von der Hochzeit zu Kana voran. Hier tut Jesus sein erstes Wunder und lässt seine Wirkmächtigkeit erahnen. Die darauffolgende Erzählung von der Tempelaktion hingegen steht im Kontext von Leiden, Tod uns Auferstehen. Alle Hinweise, sowohl die des Weinwunders als auch die Worte bei der Tempelreinigung, erschließen sich in ihrer Vollständigkeit für die Zeugen erst nach der Auferstehung. All diese Erzählungen fokussieren die Quintessenz des Evangeliums, die Johannes im 20. Kapitel beschreibt: “damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen”.
Das Evangelium hat zwei Teile, die in einer "Wegszene" zusammen laufen.
Im 1. Teil vertreibt Jesus die Verkäufer und Geldwechsler aus dem "Haus meines Vaters". Dieser 1. Teil wird mit einem "Erinnerungswort" abgeschlossen: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.
Der 2. Teil ist dem Disput gewidmet, der sich anschließt. Jesus stellt sich selbst als Tempel vor und spricht von seiner Auferstehung. Auch dieser 2. Teil wird mit einem "Erinnerungswort" abgeschlossen: was Jesus gesagt hat, deutet sein Geschick.
Die beiden "Erinnerungsworte" strukturieren die Perikope. Die Jünger "erinnern" sich und finden in Jesu Wort die Schlüssel zu ihren Erfahrungen: mit dem Tempel und der Weggemeinschaft mit Jesus.
Obwohl das Evangelium erst am Anfang ist, weisen die letzten Verse in einen Weg ein: Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen.
Beide Teile sind miteinander verbunden: im ersten Teil werden Geschäfte aus dem Tempel vertrieben, im zweiten wird der Tempel überhaupt erst neu errichtet. Das ist eine Steigerung, die in einer provozierenden Aktion vorbereitet und in einem Rededuell offenbart wird. Der Tempel, den Jesus als Haus seines Vaters schützt, ist nicht länger die Wohnung Gottes – wir hören Joh 1: in Jesus wohnt das Wort unter uns. Es wird Fleisch. Wir sehen seine Herrlichkeit. Die Tempelerzählung in Joh 2 ist eine Auslegung des Prologs. Oder anders formuliert: Joh 2 erzählt, was in Joh 1 feierlich der Jesus-Geschichte vorangestellt wird. Der Prolog ist ein Hymnus. In ihm ist Joh 2 (und das ganze Evangelium) verwurzelt.
Kaufleute und Geldwechsler gehörten zum Kult, die Pilger konnten – zum Teil nach langen Pilgerwegen - erwerben, was sie für ihre Opfer brauchten. Der innere Bereich des Tempels war davon nicht betroffen. Trotzdem legten sich die frommen Geschäfte wie ein Ring um das Allerheiligste. Schon in vielen Psalmen wird geäußert, dass die Opfer, die Gott gefallen, die Herzen der Menschen sind. In den großen Visionen Jesajas und Ezechiels wird ein Blick in den himmlischen Tempel geworfen. In dem "Heilig" (Jes 6) klingt die Würde Gottes an. Jesaja spricht von einem Volk "unreiner" Lippen. Joh 2 lässt erkennen, dass der Tempel nicht mehr "Haus meines Vaters" (Jesus) ist. Antijüdische Spitzen hat das Evangelium nicht.
Die Tempelreinigung wird hier bei Joh bereits am Beginn erzählt, nicht erst nach dem Einzug in Jerusalem am Ende seines Wirkens (wie bei den Synoptikern).
Es geht um Glauben und Unglauben: Dem Jüngerglauben (2,11) wird die Skepsis der führenden Juden (2,18) gegenübergestellt.
Wie beim Anfang seines Wirkens in Galiläa (Kana-Wunder, 2,1-12) geht es hier um Zeichen, die von den Juden gefordert werden.
Das Wort Vers 17 wird zu verstehen sein als: "Der Eifer für Gottes Haus bringt dich noch ums Leben."
Die Juden verlangen ein Zeichen - wohl zur Legitimation für sein Vorgehen im Tempel. Jesus aber antwortet mit einem Rätselwort - das Missverständnis mit den Juden ist vorprogrammiert: Währende Jesus von Anfang an seinen Leib meint, denken sie an den steinernen Bau. (Vers 21 ist eine erklärende Bemerkung des Evangelisten dazu.)
Theologisch wird die Szene gedeutet als eine Überwindung des jüdischen Tempelkultes durch Jesus. Die johanneische Gemeinde versteht sich als jene Kultgemeinde, in der die vollkommene, eschatologische "Anbetung in Geist und Wahrheit" geschieht - durch die Bindung an die Person Jesu Christi, dem "wahren Tempel".
2,23-25 - Viele Zeichen in Jerusalem
Dass Jesus (Heilungs-) wunder vollbrachte, wird nur nebenbei erwähnt; der Glaube der vielen bleibt hier nur ein (unzulänglicher) "Wunderglaube".
Abreißen und neu bauen
Krawall im Tempel
Blitzlichtgewitter. Dann die Schlagzeile. „Krawall im Tempel“. Münzen aus aller Herren Länder fliegen über die Erde, Schafe und Rinder galoppieren davon und die Tauben suchen das Weite. Ein Wüterich tobt. Und das ist – unser lieber Herr Jesus Christ.
Wie gut! Wir brauchen keine Wechselstuben in der Kirche und Opfertiere werden hier auch nicht verkauft. Aber wir brauchen sie auch nicht. Rinder und Schafe sind auf Weiden, Tauben in ihren Schlägen.
Damals mussten aber die Pilger, wenn sie von weit her zum Tempel nach Jerusalem kamen, alles, was sie brauchten, auch vor Ort bekommen. Erst wechselten sie in die gültige Währung, dann kauften sie ihre Opfertiere. Klar. Alles ist eingespielt, alles ist geregelt. Ein frommer Betrieb. Selbst die Stationen sind vorgezeichnet. Dass der Tempel von Markthallten umgeben ist, daran sind die Menschen nicht nur gewöhnt, das erwarteten sie. Seit alters her.
Und dann kommt Jesus! Das Paschafest ist nah. Das große Fest der Befreiung. Mit der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, aus der Knechtschaft Israels, aus allen Abhängigkeiten. Das größte Fest überhaupt! Und was macht Jesus? Randale! Die Wechsler, Händler und Kunden – so nennt man wohl auch die Pilger - sind überrascht, überrumpelt, überfordert. So schnell können sie nicht einmal denken. Nicht auszudenken, wo jetzt die Rinder sind, die Schafe, die Tauben – auch nicht auszudenken, was die Priester sagen, die Pilger, die Leute. Womöglich stinkt es jetzt im ganzen Tempel nach Kuhfladen, die Schafe blöken an heiligem Ort und die Tauben hocken auf dem Altar.
Krawall im Tempel!
Das Blitzlichtgewitter – vorbei. Die Schlagzeile – bleibt. Was ist los?
„Haus meines Vaters“
Ich kenne Jesus so nicht. In meinem Bild ist er immer sanftmütig und gütig. Gewalt lehnt er ab. Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Aber dann höre ich ihn sagen: „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“
Obwohl Wechsler und Händler nicht direkt im Tempel sitzen - der Tempel ist von Geld, von Geschäften, von Umtrieben umgeben, geradezu umfangen, eingefangen. Jesus spricht von Haus meines Vaters, das zu einem Geschäftsmodell verkommen sei. Und das nicht nur in Zahlen! Mit Opfern machen Menschen mit Gott Geschäfte. Sie kaufen ihn, sie verpflichten ihn, sie machen ihn sich gefügig. Fleisch gegen Gnade! Opfer gegen Wohlwollen! Eine Hand wäscht die andere…
Was Jesus sagt, gibt dem Ganzen noch den Rest:
„Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?“
Wie hier doch alles durcheinander purzelt! Ja, der Tempel ist ein Gebäude. Über viele Jahrzehnte gebaut. Wunderschön anzusehen. Schon von weitem. Augenschmaus für müde Pilger. Ort der Heimkehr, der Erinnerung, der Sehnsucht. Die Opfertiere übrigens – die hat Gott selbst einmal gewollt. Menschen möchten doch etwas mitbringen, etwas geben – und selbst, wenn es nur symbolisch ist. Dass Gott das Herz ansieht – das haben die Propheten so oft gesagt, dass es eigentlich alle wissen konnten. Was kann man denn Gott schenken? Was könnte ihm gefallen?
Die Tiere aber, die im Tempel geopfert wurden, wurden anschließend auch in einem großen Gemeinschaftsmahl verzehrt. Der Tempel – Ort der Gemeinschaft für Menschen, die von weit herkommen und ihre Geschichten und Träume mitbringen. Hier muss keiner hungern oder leer zurückgehen. Für Menschen, die wenig hatten und oft von der Hand in den Mund lebten, mochte es wie ein Paradies schmecken. Dieser Ort. Oben auf dem Berg Zion.
Der Anfang
Das Gebet, das der König Salomon bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem gesprochen hat, wird uns im ersten Buch der Könige überliefert:
„Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde?
Siehe, selbst der Himmel
und die Himmel der Himmel
fassen dich nicht,
wie viel weniger dieses Haus,
das ich gebaut habe…
Halte deine Augen offen
über diesem Haus bei Nacht
und bei Tag,
über der Stätte,
von der du gesagt hast,
dass dein Name hier wohnen soll!“
(1 Könige 8,28ff)
Auch der Segen ist überliefert:
„Der HERR, unser Gott, sei mit uns,
wie er mit unseren Vätern war.
Er verlasse uns nicht
und verstoße uns nicht.
Er lenke unsere Herzen zu sich hin,
damit wir auf seinen Wegen gehen
und die Gebote, Gesetze
und Rechtsentscheide bewahren,
die er unseren Vätern gegeben hat.“
(1 Könige 8,57f)
Die Einweihungsfeier endet dann in einem riesigen Opfer – oder auch Opfergelage:
„Dann brachten der König
und mit ihm ganz Israel
vor dem HERRN Opfer dar.
Zweiundzwanzigtausend Rinder
und hundertzwanzigtausend Schafe
ließ Salomo als Heilsopfer
für den HERRN schlachten.“
Das lässt sich nacherzählen. Gewiss nicht nachzählen. Ein wenig zweifelnd, ein wenig staunend. So viel? So ein großes Fest?
Nur: dass Gott hier nicht wirklich wohnt, sondern nur sein Name. Aber was heißt schon „nur“? Zu fassen ist Gott nicht – nur anzurufen.
Von abreißen und neu bauen
Was will Jesus denn jetzt umstoßen, schließlich abreißen? Abreißen lassen? Das Haus? Dieses Haus? Wie weit möchte der Wüterich denn noch gehen?
Die Irritation ist perfekt, von Jesus gewollt, vom Evangelisten nachgezeichnet. Nein, um das Gebäude ginge es gar nicht. Auch nicht um Wechsler und Händler. Der Tempel hat noch Jahre lang nach diesem Zwischenfall Menschen angezogen. Sie haben Geld gewechselt, Opfer erworben und Opfer dargebracht. Bis die Römer einen Aufstand niederschlugen – und dem Tempel, dem Herz des jüdischen Volkes, den Garaus machten. Die Klagemauer ist übriggeblieben. Eine Klagemauer…
Wo wohnt Gott denn jetzt?
Als der Evangelist Johannes sein Evangelium schrieb, war vom Tempel schon nichts mehr übriggeblieben. Eine Ruine. Steine, wild durcheinander. Dass Jesus wie eine Furie dazwischengefahren ist, liest sich im Nachhinein wie eine Offenbarung. Wie ein Menetekel. Nein, es geht um – Jesus. Er ist der Tempel Gottes! In ihm wohnt Gott. In ihm wohnt sein Name. In ihm ist er gegenwärtig. Nicht in einem Haus von Händen gebaut, unter Schafen und Rindern. Jesus lädt Mühselige und Beladene zu sich! Menschen, die ein verpfuschtes Leben mitbringen. Verlorene Träume. Bittere Erfahrungen. Opfer? Opfer will er nicht – er ist doch selbst das Opfer. Opfer braucht er nicht – er bringt sich selbst dar. Er lässt sich die Sünde aufladen. Wie einen Fluch. Dann stiftet er Gemeinschaft. Mit Brot und Wein. Mit sich.
Wir hören es:
„Jesus aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferweckt war,
erinnerten sich seine Jünger,
dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort,
das Jesus gesprochen hatte.“
Ab jetzt ist die Markthallte geschlossen. Nein, der Tempel braucht sie nicht mehr. Wir auch nicht. Es ist von Gottes Liebe zu erzählen, über sie zu staunen, sich ihr zu öffnen. Mit Gott können wir keine Geschäfte machen. Hier wäscht keine Hand die andere. Gott gibt uns alles, was er hat – sich.
Das Bild von der Markthalle gefällt mir trotzdem gut! Da treffen sich Menschen. Die einen kaufen, die anderen verkaufen. Marktschreier rufen ihre Angebote aus. Und der billige Jakob gibt noch das und dann das und dann noch mehr von dem dazu. Heute – alles – für nur … Tatsächlich ist das nicht nur folkloristisch. Wir Menschen denken in den Kategorien von Leistungen und Gegenleistungen – sogar bei Geschenken. Wir wägen – es huscht uns durch den Kopf - alles ab. Wir leben in einer großen Markthalle. Alles muss sich lohnen, alles muss sich rechnen. Dass sich dann auch fast alles um Geld dreht – geschenkt!
Kommt raus!
Geschäfte mit Gott brechen ein
Blitzlichtgewitter. Dann die Schlagzeile. „Gott ist ausgezogen – Entsetzen im Tempel“. Traumfetzen aus aller Herren Länder fliegen über die Erde, die Geschäfte mit Gott lösen sich in Wohlgefallen auf und die Kosten-Nutzen-Rechnungen der Menschen entschwinden wie Tauben, die sich den Himmel erobern . Ein Wüterich tobt. Und das ist – unser lieber Herr Jesus Christ.
„Während er zum Paschafest in Jerusalem war,
kamen viele zum Glauben an seinen Namen,
da sie die Zeichen sahen, die er tat.
Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an,
denn er kannte sie alle
und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen;
denn er wusste, was im Menschen war.“
Er weiß, wer ich bin!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Kirchenreinigung
Mut zur Freiheit
Gott will für Größeres Raum schaffen, das Reich Gottes sichtbar machen auch durch Freiheit für uns in Gedanken, Worten und Werken. Das zeigen die anspruchsvollen Texte dieses Sonntags, die sich sogar zu einem Glaubensseminar ausgestalten ließen. Wichtige Voraussetzungen dafür sind Anleitungen durch die zehn Gebote, und auch Erinnerungen sind dabei eine große Hilfe.
Die Erinnerung, eine ständige Begleiterin durch unser Leben, auch über den Tod hinaus kann große Wirksamkeit zeigen. In diesem Begriff steckt „innen“, somit wird anschaulich gemacht, was in uns an Erlebnissen vorhanden ist, worüber wir nachdenken, reflektieren können, was uns bewegt und vielleicht sogar zum Gebet führt. Gottes Stimme in mir, jene innere Stimme als Vorahnung und Fähigkeit zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Dazu gleich die erste Lesung: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.“ (Ex 20,2.3).
JHWH führt von einem Reich mit viel Machtgehabe und Unterdrückung in die Freiheit. Freiheit ist nicht Beliebigkeit, sondern hat auch mit Verantwortung zu tun, äußerliche und innere Freiheit bedingen einander. Das Volk Israel beginnt bei seiner Wanderung zu murren: Wären wir doch daheim geblieben. Auch heute überlegen viele Menschen, welchen Sinn diese Freiheit hat, alles ist unsicher geworden, man kann sich auf nichts mehr verlassen. Wollen wir Freiheit überhaupt noch? Eine veränderungsmüde, erschöpfte Gesellschaft, die auch in den kleinen Entscheidungen des Lebens gleichgültig wird, tut sich schwer mit eigenständigem Denken und mit Eigenverantwortung. Alles soll in die Hände eines oder einer autoritären Clique übertragen werden. Die Folgen hatten wir ja schon mit zunehmend diktatorischem Gehabe in den Regierungen mit Gewalt, Krieg, Leid, wirtschaftlichem Schaden, Millionen von Toten.
Auch die Kirchengeschichte war diesbezüglich sehr blutig. Ein literarisch sehr anschauliches Beispiel bringt die Legende „Der Großinquisitor“ im vierteiligem Roman „Die Brüder Karamasow“ vom russischen Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821-1881). Jesus hat Sehnsucht, unerkannt, nur für ganz kurze Zeit, wieder in diese Welt zu kommen, besonders nach Sevilla, wo der Scheiterhaufen für die Ketzer besonders prasselt. Jesus heilt in dieser Stadt, befreit vom Leid, erweckt ein totes Mädchen zum Leben. Das beobachtet der Großinquisitor, der neunzigjährige Kardinal mit seinen eingefallenen Augen, seinen kalten, blassen Lippen und lässt diesen unbekannten Mann ins Gefängnis bringen. Der Hauptvorwurf des Kardinals: Du störst die Ordnung, die die römisch- katholische Kirche in über tausend Jahren errichtet hat. Der Großinquisitor ist nämlich der Ansicht, alle Ketzer zur Ehre Gottes verbrennen zu lassen. Im Gefängnis entwickelt sich ein heftiger Dialog, in dem der Kardinal eifrig viele Bibelstellen zu seinen Gunsten uminterpretiert. - Offenbar hat er eine Bibelstelle nicht gelesen: „Bedenkt dabei vor allem dies: Keine Prophetie der Schrift wird durch eigenmächtige Auslegung wirksam“ (2 Petr 1,20) und: „Seid nicht Beherrscher derGemeinden, sondern Vorbild für die Herde.“ Der Kardinal macht aus der Religion Ideologie, ein Vorwurf an die Kirche der Gegenwart, den man heute auch manchmal zu hören bekommt. In diesem Dialog, der eher ein Monolog des Großinquisitors ist und dem Jesus großteils nur schweigend zuhört, äußert sich der Kardinal so: Ich weiß nicht, wer du bist und will's auch nicht wissen, aber du störst die Menschen. Am Schluss antwortet Jesus nicht, sondern küsst den Kardinal auf seine kalten Lippen und verschwindet. Der Großinquisitor hat genau genommen vom Anliegen Jesu nichts verstanden. Dieser Zustand reicht bis in innerkirchliche Segmente auch heute hinein, wobei Rechthaberei und Fundamentalismus sowie Unkenntnis und Lieblosigkeit, mangelnder Dialog große Gefahren darstellen. Auch in diesem literarischen Beispiel glaubt die Inquisition die Wahrheit gepachtet zu haben.
Mut zum Kreuz
Das zeigt auch die zweite Lesung: Beim Leiden allein stehen zu bleiben, ist zu wenig. Die Leidensverliebtheit, die noch so mancher Gläubiger in sich trägt und bei manchen perverse Züge annimmt, geht am Anliegen Jesu vorbei und offenbart, das Kreuzessymbol noch nicht richtig verstanden zu haben, was auch den damaligen Menschen sehr schwer gefallen ist. Wozu das Ganze, nach dem Tod ist alles aus… Vielleicht hilft hier das Wort des Augustinus (354-430): „Wir Christen gehen deshalb in den Stürmen der Welt nicht unter, weil wir vom Kreuzesholz getragen werden.“ Glaube, Hoffnung und Liebe sollten allgegenwärtig sein, sind immer auch zukunftsorientiert.
Mut zur Bescheidenheit
Das will auch das Bild vom Tempel und auch von der Kirche durch die sogenannte Tempelreinigung vermitteln. Weg mit allen Zwischeninstanzen wie Geld - nur so viel wie notwendig zur Weitergabe des Glaubens - Machtansprüche, Prunksucht, magisches Verhalten, Klerikalismus. Erinnern wir uns des Schriftwortes: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seidund der Geist Gottes in euch wohnt?“ Ganz ähnlich auch 1 Kor 6,19: „Verherrlicht Gott ineurem Leib!“- Ich wünsche, dass Ihnen das im Laufe ihres Lebens auch gelingen mag.
Mit der Autorität und der Kraft des Geistes
Der Tempel ist keine Shopping-City
Als ich einmal eine Taufe in einer Pfarre gehalten habe, mussten zuerst Essensreste – eine ausgestreute Packung Käsescheiben und eine halb ausgeleerte Coladose – aus den Kirchenbänken entfernt werden, welche Jugendliche am Vorabend im offenen Gotteshaus hinterlassen hatten. Ist denn die Kirche ein Gotteshaus oder ein Wirtshaus?
Sie ist auch kein Einkaufszentrum, keine Shopping City. Jesus hat die Geldwechsler und andere Geschäftemacher mit ihren Opfertieren aus dem Jerusalemer Tempel geworfen. Das Gesetz erlaubte es ärmeren Menschen, ein Paar Tauben zu opfern, wenn sie sich die teureren Schafe nicht leisten konnten. Eine entsprechende Regelung der Reinigungsopfer nach der Geburt eines Kindes findet sich im Buch Levitikus (Lev 12,8). Zu den Taubenhändlern hat Jesus gerufen: „Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“ (Joh 2,16). „Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein, ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht“, notieren die anderen Evangelien (Lk 19,46; Mk 11,17; Mt 21,13). Die Volxbibel, eine Bibelübertragung in Jugendsprache, gibt das sehr zeitgemäß wieder: „Dieses Haus gehört meinem Vater, hier hat euer Rumgedeale nichts verloren. Macht diesen Ort nicht zu einem Ein-Euro-Shop“ (Joh 2,16).
Das ist die einzige Szene im Evangelium, in der Jesus drohend eine Geißel schwingt, eine Peitsche aus mehreren Stricken, mit der er all die Geschäftemacher hinausschmeißt (Joh 2,14). Er hat die Nase gestrichen voll von Menschen, die das Jerusalemer Heiligtum verunreinigen. Seine Reaktion gibt’s zwar auf keinem TikTok-Video, doch haben Menschen seit Jahrhunderten über diese Bibelstelle gesprochen: Der Sohn Gottes reinigt das Haus seines Vaters. Als er dann von den Tempelaufsehern zur Rede gestellt wird und gefragt, ob er das überhaupt tun darf, sagt Jesus: „Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ (Joh 2,19).
Jesus ein Superheld?
Wie ist das möglich? Ist Jesus gar einer jener Superhelden, welche dieser Tage in Kinofilmen wie „Aquaman“ oder „Madame Web“ gefeiert werden? Bräuchte es nicht ein ganzes Superheldenteam wie die „Avengers“, um einen Tempel, an dem 46 Jahre gebaut worden war, in nur drei Tagen wieder zu errichten? Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen Jesus und Superhelden: beide setzen sich für das Gute ein, beschützen Schwache und bekämpfen Bedrohungen für die Menschheit. Und doch besteht zwischen Jesus und den heldenhaften Fantasiegestalten ein gravierender Unterschied: Jesus ist real. Ihn gibt’s wirklich! Und der „Tempel seines Leibes“ (Joh 2,21) ist zu Ostern binnen drei Tagen nach seinem Tod wieder auferstanden.
Jesus und unsere Superkraft
„Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“, hat Paulus im Brief an die Korinther geschrieben (1 Kor 6,19). Damit gilt es achtsam umzugehen, gerade in der Fastenzeit.
Wenn ich sehe, wie Menschen ihren Mitmenschen helfen, die in Not sind, – wie unsere Firmkandidatinnen und Firmkandidaten Lebensmittel für Bedürftige sammeln, Kilos gegen Armut, – dann stelle ich fest, sie sind auch Helden.
Was auch einmal gesagt werden darf: Jede und jeder von uns kann etwas sehr gut und bringt besondere Fähigkeiten mit, Talente, die es mit Power zu unser aller Wohle einzusetzen gilt. Und was ist Deine Superkraft?
© Diakon Oliver Meidl, 1230 Wien-Inzersdorf.
Gott will keine Helden, Gott will Normalos
Ein heiliges Aufräumen
Im heutigen Evangelium geht die Post ab. Jesus räumt auf. Ob dieses Ereignis so stattgefunden hat, ist unter historischer Betrachtung des Textes umstritten, aber dennoch fällt auf, dass alle vier Evangelien von dieser Tempelreinigung berichten.
Schauen wir einmal auf die Situation. Der Tempel zu Jerusalem zeigte sich damals wie so mancher Wallfahrtsort heute auch: Rund ums Heiligtum finden sich allerlei Verkaufsstände. Sind es heute eher Devotionalienläden, die den Pilgernden Frommes und weniger Frommes anbieten, waren es im alten Israel Läden, in denen die Pilgernden kaufen konnten, was zum Opferkult im Tempel benötigt wurde - so etwa auch die Opfertiere, von denen wir im Evangelium hörten. Wenn Jesus nun mit rigidem Handeln das Treiben der Händler beendet, dann hat das nicht nur mit einer Wiederaufwertung des heiligen Tempelbezirkes zu tun. Es weist darüber hinaus. Was Jesus dort im Tempel tut, hat zuerst einmal Heilsbedeutung. Wenn Jesus mit dem Opferkult im Tempel - im wahrsten Sinne des Wortes - aufräumt, dann tut er das, um anzukündigen, dass bald keine Opfer im Tempel mehr nötig sind, um mit Gott in Kontakt zu kommen, weil bald ein Opfer dargebracht wird, das ein für alle Male mit Gott versöhnt: nämlich Jesu eigenes Opfer am Kreuz.
Gott braucht keine Opfer
Mit zwei Aussagen deutet der Evangelist das bereits im Tempelkonflikt an. Wie Jesus seinem Zorn freien Lauf lässt, kommt bei den Jüngern das Psalmwort (Ps 69,9) hoch: "Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren." Dass dieses »Verzehren« aber weit über ein »Ermüden« hinausgehen und sogar das Verzehren von Jesu ganzer Existenz durch den Tod meinen könnte, das ist den Jüngern zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Dann hörten wir Jesus sagen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. - Und er meint den Tempel seines Leibes. Die Leute sind verblüfft - und die Jünger verstehen auch dieses Wort erst, als sie Tod und Auferstehung erlebt haben.
In der Schwachheit kommt Gottes Kraft zum Tragen
In der Tempelreinigung wird einmal mehr in überdeutlichen Bildern der Übergang vom Alten Bund zum Neuen aufgezeigt - das Alte manifestiert sich in den wehrhaften Mauern des Tempels zu Jerusalem, und der Neue Bund offenbart sich im zerbrechlichen Leib des Gottessohnes. Und mitten in diesem Gegensatz wird deutlich: Das Schwache und Zerbrechliche wird das Starke und Wehrhafte überwinden. Gottes Kraft offenbart sich im Kleinen.
Der Evangelist Johannes streicht das noch viel deutlicher heraus als die anderen, indem er die Erzählung von der Tempelreinigung an den Anfang seines Evangeliums setzt. Es ist das erste Paschafest in Jesu öffentlichem Wirken. Diese Botschaft von Gottes Kraft im Einfachen und Zerbrechlichen begleitet seine ganze Verkündigung. Bei Markus, Lukas und Matthäus findet sich der Text in näherer Umgebung zur Passionsgeschichte. Es gibt eine logische Verknüpfung zwischen Jesu rüdem Handeln und der Anklage vor Pontius Pilatus. Johannes hingegen lässt die Botschaft von der Kraft des Schwachen sich von Anfang an wie einen roten Faden durch sein Evangelium ziehen.
Der Mensch denkt und Gott lenkt
Der Apostel Paulus weist noch auf etwas anderes Paradoxes, Seltsames hin. Während der Evangelist Johannes uns Zuhörern deutlich macht, dass das Schwache und Zerbrechliche über das Starke und Wehrhafte siegen wird, lässt Paulus uns wissen, dass Gottes Heilshandeln wider alle Logik, wider allen Verstand geht: "Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit. - Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen."
Gottes Heilshandeln an den Menschen verläuft nicht entlang der Grenzen menschlicher Vernunft und Berechnung. Immer dann, wenn wir denken, wenn wir nur genug beten oder sonst wie genug fromm sind, dann muss der Weg Gottes mit uns Menschen schon irgendwie nach unseren Vorstellungen verlaufen, liegen wir in unserem Kalkül vermutlich ganz schön falsch. Und andererseits genau dann, wenn wir meinen, hier geht’s in unserem Leben sicher keinen Schritt mehr weiter, hier sieht alles völlig dunkel und verbaut aus, passiert das eben doch. So, wie wir uns unseren Gott und sein Handeln zurechtlegen, geht das sehr selten auf.
So war das immer schon
Schon das Alte Volk Israel kannte dafür einige Beispiele in seiner Geschichte. Das prägendste von allen war wohl sicher das Babylonische Exil, nach dem sich das Volk wieder ganz neu erfinden musste. Aber auch das Ausreißen der israelitischen Minderheit aus dem ägyptischen Volk kann aus diesem Blickwinkel betrachtet werden. Heimatlos standen sie vor den Toren der ägyptischen Königsstadt, - wohl dem Joch der Knechtschaft entkommen, dafür scheinbar ohne Zukunft. Gott aber führt sie durch die Zeit hindurch in neues Land, wo sie sich niederlassen und gedeihen können. Und immer wieder geben sie auf dem Weg dorthin ihrem Gott eine Erscheinungsform nach eigener Vorstellung, etwa die Form eines Goldenen Kalbes. Aber das passt nie. Gott ist immer anders. Und Gott lässt sie wissen: Er wird nicht verherrlicht, wenn die Israeliten Außergewöhnliches tun, besondere Formen der Anbetung erfinden, - Gott wird genau dann verehrt, wenn die Menschen ihr ganz normales Leben gut und gerecht leben. Etwa entlang der zehn Gebote, die wir gehört haben. Gott will keine Helden, Gott will Normalos.
Wir stehen mitten in der Fastenzeit und bereiten uns auf das Osterfest vor. An Ostern feiern wir den Sieg des Schwachen und Zerbrechlichen über das Dunkle und Starke, wir feiern den Sieg der Wege Gottes über die Logik und Vorstellungen des Menschen. Am heutigen Sonntag sind wir aufgerufen und eingeladen, uns darauf einmal mehr einzulassen.
Volkshaus statt Markthalle — Aufräumen für Wesentliches
Der Tempel ein Marktplatz?
Jesus warf die Händler aus dem Tempel. Wir wissen: Sie kamen durch die Hintertür immer wieder herein. Jesus empört sich, schlägt massiv drein, mit einer Geißel aus Stricken, die er selbst gemacht hat, kein spontaner Wutausbruch, eher schon eine vorsätzliche Tat, der genaue Beobachtung vorausgeht. Der Tempel, ein Ort der Erinnerung an die Heilstaten Gottes, Ort des Austausches und der Vergewisserung, wie Glaube zum Leben kommt, ist zum Warenhaus verkommen. Die Händler haben den Tempel seiner ursprünglichen Bedeutung entfremdet. Der Tempel, die zentrale religiöse, ökonomische und politische Institution des Judentums hat seine Funktion verloren, für die Menschen Sorge zu tragen, sich gegen Herrschaft jeglicher Art aufzulehnen, ein Ort der Umverteilung zu sein, gerade auch für Witwen und Waisen.
Im Tempel herrscht jetzt Markttreiben: Geldwechsler machen Profit, Händler preisen ihre Tiere an, Schafe blöken, Rinder muhen, dazwischen gurren Tauben, Stallgeruch. Es stinkt gehörig zum Himmel. Von einem Haus des Gebetes, der Gemeinschaft, des Austausches über ein Leben gemäß der Thora keine Spur. Da erinnert rein gar nichts an das Haus Jahwes. Johannes schildert die Geschichte am Beginn des Wirkens Jesu. Gleich zu Beginn seines Auftretens macht Jesus klar, worum es ihm geht. „Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren“, zitieren die Jünger Psalm 69 und spannen damit den Bogen zur Tradition. Es ist kurz vor Pessach, einem der wichtigsten Feste der Juden. Erinnert wird an die Befreiungstat des Volkes mit seinem Gott Jahwe, an den Auszug aus der Sklaverei in Ägypten. Knechtende, ausbeuterische Arbeits- und Lebensverhältnissen sollen nicht mehr sein, dafür die Vision eines herrschaftsfreien und gleichwürdigen Lebens aller Menschen.
Profit statt Prophet
Jesus empört sich über einen Tempel, der keiner mehr ist. Der Zugang zu Gott geht hier über Geld. Der Tempel ist Markthalle, nicht mehr Gottes- und Menschenhaus, Volkshaus sozusagen. Es geht um eine Kauf-, Tausch- und Opferlogik, die mit Gott Handel treibt und mit Gott handeln will. Profit statt Prophet sozusagen, die Thora hat ausgedient, die Frage nach dem guten Leben aller in Gemeinschaft, nach gerechten Verhältnissen ist verstummt. Jesus richtet mit seiner Aktion das Hauptaugenmerk auf die Hohenpriester und Schriftgelehrten. Sie missachten die Vorschriften der Thora um des Profites Willen. Statt für die Armen, Ausgegrenzten, Ausgestoßenen zu sorgen und Segen zu sein, machen sie Geschäfte und lassen sich Geld in die Opferkästen werfen.
Ein Tempel, der sich nicht um die Menschen sorgt, ist nicht der Tempel Jahwes. Hier braucht es Empörung und eine Kurskorrektur. Da muss weggeräumt und ausgemistet werden. Erst dann können in der Leere die alten Ideen der Menschenfreundlichkeit neu entstehen. Für heute gesprochen braucht es Empörung gegen Verhältnisse, die das Leben kleinhalten, Empörung aber auch gegen uns selbst, ein genaues Betrachten unserer Lebensverhältnisse, verbunden mit der Frage: In welcher Welt wollen wir leben?
In welcher Welt wollen wir leben?
Jesus sträubt sich gegen eine Ordnung, in welcher der Eine auf Kosten des Anderen existiert. Er setzt auf Gemeinwohl und begründet damit quasi die Soziallehre. Das Wohlergehen der ganzen Gemeinschaft ist der bevorzugte Blick, von dem aus das Wohl des Einzelnen in den Blick genommen wird. Eng mit dem Gemeinwohl verknüpft ist die Frage der Gerechtigkeit. Es geht um das gute Leben, um ein Leben in Fülle für alle in einer Gemeinschaft und dabei auch um die Frage nach den Strukturen und Verhältnissen, die das ermöglichen. „Ob eine Gesellschaft gerecht ist, erweist sich erst, wenn man sie mit der Brille der gesellschaftlich Ausgeschlossenen, der Benachteiligten und sozial Abgewerteten beurteilt“, so die Kath. Sozialakademie Österreichs.
Jesus rückt verkehrte Verhältnisse zurecht, er richtet den Tempel neu aus. Hier soll der gemeinsame Glaube an die Vision eines Lebens, wo alle alles gemeinsam haben bestärkt und genährt werden. Die Menschen sind der Tempel Gottes. In ihrem Zusammenschluss, in der Mitmenschlichkeit wird Gott lebendig und tätig. Jesus verweist auf sich als den wahren Tempel Jahwes. Sein Leben, sein Leib ist Zeichen und Orientierung. Dementsprechend haben wir zu leben, zu lieben und gerecht, barmherzig und wohlwollend aneinander zu handeln.
Die Menschen sind der Tempel Gottes
Diese neue Sicht des Tempels schafft eine neue Gesellschaft. Hier sollen alle Platz haben. Eine solidarische Gesellschaft von Gleichen braucht Weitblick, einen Blick immer wieder in Richtung der noch Benachteiligten. Krüppel, Kranke, Besessene, Witwen, AusländerInnen, so benennt die Tora die Benachteiligten der Gesellschaft. Heute könnten es Obdachlosen sein, die Kinder und Geflüchteten in Moria und Lesbos, sozial Benachteiligte, MigrantInnen, AsylwerberInnen, physisch und psychisch Kranke, Arbeitslose, Menschen in Kurzarbeit, die sich ihr Leben nicht mehr leisten können, Frauen, die homeschooling, Hausarbeit, Kindererziehung und Beruf unter einen Hut bringen müssen, von der Arbeitswelt kaputtgemachte Menschen. Ihnen gilt der bevorzugte Platz im Tempel Jahwes.
Gott ist ein Gott des Lebens, der Lebensfreude und der Gerechtigkeit, ein Gott, der das Leben der Menschen will. Jesus reinigt den Tempel, um ihn neu wieder herzustellen mit Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Liebe und Gerechtigkeit, als Ort der Gemeinschaft von Menschen, die ihr Leben gemeinschaftlich ausrichten wollen. Der Tempel soll Volkshaus und Lebensort sein.
Was ist gut für das Ganze? Diese Frage ist zentral. Damals wie heute. Die Bibel denkt die Gesellschaft vom Gemeinwohl her. Das mutet uns in unserer individualisierten Gesellschaft ein großes Stück Phantasie zu, auch ein Verlassen vertrauter Bilder. Empörung, Courage, beherztes Handeln und Kurskorrektur sind auch heute angesagt. Nichts muss so sein, wie es ist. Das reichste 1 % verfügt in Österreich über rund 40 % des gesamten Nettovermögens, während die ärmeren 50 % der österreichischen Haushalte gemeinsam gerade einmal 2,5 % besitzen. (Quelle: AK Wien).
Da ist wohl etwas gehörig aus dem Ruder gelaufen. Gerade in Zeiten der Covid19-Pandemie wurden die Reichen noch reicher. Auf der anderen Seite stieg die Zahl arbeitsloser Menschen in Rekordhöhe und viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind in Kurzarbeit gekommen. Das bringt mit sich, dass die Deckung des Lebensunterhaltes oft nicht mehr finanzierbar ist.
In Anlehnung an die Tempelreinigung Jesu stellt sich uns die Frage: Wer rückt hier die Verhältnisse zurecht? Wer treibt die Händler des Marktes aus ihren Hallen? Wir? Wo liegt unsere Verantwortung als Kirche und als Christinnen und Christen für das Gemeinwohl? Gemeinwohl ist immer konkret, braucht Umverteilung und Neuverteilung von realem Reichtum und Lebensmöglichkeiten. Die Soziallehre als Kompass kann uns die Richtung weisen.
Teilen und Verteilung
Die Ausrichtung einer Gesellschaft am Gemeinwohl stellt die Frage der Verteilung von Einkommen, Arbeit, Macht und Einfluss, Lebensmöglichkeiten, Wohnraum, um nur einige Felder zu erwähnen, neu. Mietobergrenzen, ein Grundeinkommen zur Absicherung des Lebens, Löhne, die das Leben sichern, niemand mehr, der Armut leiden muss, das sind Aufgaben für uns und die Politik. Und statt Ellbogen ausfahren, teilen lernen. Teilen muss die Grundhaltung und Grundlage des Zusammenlebens sein. Die Güter, Bodenschätze und Früchte der Welt sind ja schließlich für alle da, nicht nur für einige Wenige. Wir müssen uns empören, wenn uns immer öfter Schlagworte wie Selbstoptimierung, Privatvorsorge, Zukunftseigenvorsorge, Eigenverantwortung begegnen und damit gemeinsame, solidarische Lebensformen verlassen werden.
Es liegt an uns, Glaube und Empörung im Sinne Jesu in Einklang zu bringen und so heilend und befreiend tätig zu werden, uns einzureihen in die Befreiungsbewegung Gottes. Darin wird unser Glaube konkret, einander Nächste sein, der Nächsten und dem Nächsten zu dienen, dem Genossen, wie Martin Buber treffend übersetzt, der wie du auf Solidarität angewiesen ist. Möge uns ein Leben in bedingungsloser Geschwisterlichkeit gelingen.
© Mag. Fritz Käferböck-Stelzer, Leiter des Treffpunkts mensch&arbeit Nettingsdorf.
Tempel Gottes sein
Reinigung, rein werden
Kennen sie das Gefühl? Nach einem anstrengenden mühevollen, vielleicht mühseligen, möglicherweise konfliktbeladenen Arbeitstag, in die Dusche zu gehen oder ein Bad zu nehmen. Wenn das Wasser die Haut berührt, geschieht etwas, das tief hineingeht bis in mein Innerstes „Ich“. Es ist nicht nur das äußerliche rein werden vom Schweiß der Mühe und dem Schmutz des Alltags. Das Wasser wäscht nicht nur, sondern erfrischt, reinigt und bringt ins Fließen, wo etwas starr und verhärtet scheint. Nach einer Dusche oder einem Bad fühlen wir uns oft wie neu. Ein Gefühl wie neu geboren zu sein, keimt auf. Nicht zufällig gibt es in den unterschiedlichsten Religionen Reinigungsrituale, die mit dem Element Wasser in Verbindung stehen. Reinigung, rein wird bis in das Tiefste der eigen leiblichen Erfahrungswelt erfahrbar.
Der misslungener Versuch einer Tempelreinigung
Jesus ist mit seinen Freunden im Tempel! In dem ganzen Trubel und in der Geschäftigkeit, die religiösen Vorschriften zu erfüllen, geht ein ganz wichtiger Gedanke den Menschen verloren: Gott ist mitten unter ihnen im Tempel gegenwärtig. Der Opferbetrieb wird wichtiger als der, dem dieses Opfer gilt. Gut gemeint muss nicht gut sein! In Umgangssprache könnten wir sagen, Jesus ist ausgeflippt! Oder, Jesus zuckt aus!
Jesus ist erschüttert und provoziert durch das Verhalten der Menschen im Haus seines Vaters! Da entlädt sich das alles wie ein reinigendes Gewitter. Diese Unwürdigkeit, diese Gotteslästerung, diese Achtlosigkeit bricht emotional plötzlich aus ihm heraus. Da flattern die freigekommenen Tauben, da blöken die Schafe, da klirrt das Geld, da fallen die Tische, da jammern Menschen, die ihr Geld suchen und aus dem Tempel getrieben werden.
Doch was ist passiert, was hat sich verändert? - Nach kurzer Zeit geht der übliche Tempelbetrieb ungestört weiter. Das Verhalten der Menschen hat sich überhaupt nicht geändert. Nur Jesus muss sich vor den Juden rechtfertigen, sie fordern ein Zeichen von ihm, das seine Legitimität beweist. In dem Bildwort. „reißt den Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen“ spricht Jesus von sich selbst, von seinem Tod und seiner Auferstehung.
Die Wohnung Gottes in mir
Ein spannender Gedanke taucht plötzlich in dieser Rechtfertigung Jesu auf, er bezeichnet sich selbst, seinen Körper als Tempel. Jesus selbst ist der Ort der Gegenwart Gottes. Gott wohnt in Jesus. Sein Leib ist die Wohnung, der Tempel Gottes. Diese Wahrheit ist für seine Jünger noch zu hoch und unvorstellbar. Nach Ostern werden sie begreifen was Jesus in dieser Situation sagt: Dass nicht nur Jesus Ort der Gegenwart Gottes ist, sondern jeder Christ, jede Christin Tempel Gottes ist. Paulus beschreibt im Korintherbrief: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Kor 3,16).
Das faszinierende Geheimnis, dass Gott in uns wohnt, ist keine passive Realität, sondern fordert uns heraus unser eigenes „Ich“ zu gestalten, die Wohnung Gottes zu gestalten. In der ersten Lesung wird uns in den zehn Geboten aus dem Buch Exodus ein Weg aufgezeigt, wie wir in Freiheit mit Gott in und um uns leben können.
Mit Gott ins Reine kommen bedeutet, in der Reflexion mit mir selbst oder mit jemandem, dem ich vertrauen kann, die verschlungenen Wege meines eigenen Lebens anzuschauen, sie der Perspektive Gottes auszusetzen und die Frage zu stellen, wie sie bestehen können. Vielleicht braucht es da oder dort eine Kurskorrektur. Vielleicht muss ich sogar umkehren und neue Wege gehen.
Entscheidend ist, ob ich die grenzenlose, die endgrenzte Liebe, die Gott, der in mir wohnt, mir schenken will, annehmen kann.
© Diakon Hans Wachter, Ausbildungsleiter für PAss der ED Wien j.wachter(at)edw.or.at
Räume und Zeiten der Stille
Heilige Orte
Es ist mir noch wohltuend in Erinnerung, wie ich in Lourdes den heiligen Bezirk erlebte. Die beeindruckende Krankensegnung, wo ich jedes Gebet über Lautsprecher bestens mit verfolgen konnte. Gruppen, die auf je ihre Weise den Kreuzweg beteten und vor allem die stille und von Gebet angereicherte Atmosphäre an der Erscheinungsgrotte. Noch nach Jahren erzählten einzelne Pilgerinnen und Pilger von der Gnadenstunde, die sie nach Mitternacht vor der Madonna ungestört im Gebet verbringen durften. In Lourdes ist es gelungen, vom heiligen Bezirk den Verkaufstrubel, die Getränke- und Essensbuden sowie das Bettelunwesen fernzuhalten. Das dankbare und flehende Beten so Vieler aus aller Herrenländer steckt an, dringt näher zum Herzen und entwickelt heilende Kräfte.
Eigentlich müssten solche Erfahrungen auch ohne Lourdes möglich sein, und auch öfter im Laufe des Jahres, wenn ich mich bemühe, im Alltag für mich wenigstens einen kleinen heiligen Bezirk zu schaffen.
Zu sich finden durch Stille
Die Londoner Kommunikationswissenschaftlerin Felicity Mellor erklärte vor Jahren: „Der Zwang zum Dauerreden, Diskutieren und massenhaften Veröffentlichen lähmt inzwischen die Wissenschaften. Natürlich brauchen Forscher Austausch. Aber sie haben kaum noch Zeit, das Gesagte zu verdauen. Eine Publikation jagt die nächste. Große Ideen sind immer in der Zurückgezogenheit entstanden. Einstein und Darwin galten als stille Charaktere. Newton veröffentlichte nur sehr widerwillig. Die bedeutendsten und originellsten Ideen werden meistens abseits der Betriebsamkeit geboren.“
Um nicht auszuleiern, ist es notwendig, dass sich der Mensch in eine gewisse Einsamkeit einübt. Das bewahrt vor leeren Worten und erleichtert es, ein neues Verhältnis zu Gott, den Mitmenschen und den Dingen zu finden. Im Schweigen der Einsamkeit kehren die umherschweifenden Gedanken zu dem zurück, was wichtig und vorrangig ist.
Heiligung des Sonntags
In der heutigen Lesung hörten wir von den zehn Geboten. Jahrhundertelange Erfahrungen sind hier gebündelt. Die zehn Gebote sind die Vorfahren der Menschenrechte. Wer sich um sie bemüht, baut mit an einer guten Zukunft. Auffallend ausführlich wird der 7. Tag als geheiligte Zeit geschildert, weil es allzu leicht passiert, dass Gott und die Grundwerte unseres Lebens aus dem Blick geraten.
Auf uns bezogen heißt das: Wir brauchen den Sonntag, um in Betriebsamkeit und Hetze einen Ausgleich zu finden. Unsere Arbeit wird gezielter und gediegener, wenn es wöchentlich möglich ist, uns Abstand zu verschaffen und Überblick zu gewinnen. Diese Lebensqualität möchte der christliche Sonntag fördern. Wo das religiöse Leben im Alltag abnimmt, ist der vom Glauben geformte Sonntag umso nötiger. So wie die Händler und Geldwechsler es den Tempel-Wallfahrern schwerer machten, sich auf Gott zu konzentrieren, so behindern heute verkaufsoffene Sonntage und Beschäftigungen, die in die Arbeitswoche gehören, das zu sich selbst Finden und ein Vorankommen auf dem Weg zu Gott.
Zu sich finden durch christliche Feste
Ich kenne keine zweite Stelle in den Evangelien, wo Jesus so zornig wird wie bei der Tempelreinigung. Das Haus des Gebetes verkommt zur Räuberhöhle. Die selten gewordenen heiligen Orte werden von Lärm und Betriebsamkeit gefährdet. Wir werden uns selber immer fremder und oberflächlicher, wo wir Wichtigeres, als wir selber sind, nicht mehr an uns heranlassen, wo uns nichts mehr in Frage stellen und verändern darf.
Das Weihnachtsfest z.B. hinterlässt dort innere Leere, wo man bei köstlicheren Mahlzeiten, bei Schmuck und Festtagsliedern steckengeblieben ist. Auch Ostern wird enttäuschen, wenn wir in der Fastenzeit kein Wort Jesu in uns eindringen lassen und weder die Palmbuschen noch das Osterei den biblischen Hintergrund näherbringen.
Gott zu uns sprechen lassen
Mutter Teresa verteidigt das Vorgehen Jesu, wenn sie betont: Es ist nicht wesentlich, was wir sagen, sondern was Gott uns sagt und durch uns sagen will. In der Stille wird Jesus zu unserem Herzen sprechen. Die innere Stille ist schwer, aber wir müssen uns Mühe geben zu beten. In dieser Stille werden wir neue Kräfte und eine wirkliche Einheit finden. Es geht um das Einswerden unserer Gedanken mit seinen Gedanken, das Einswerden unserer Gebete mit seinen Gebeten, das Einswerden unserer Handlungen mit seinen Handlungen... Alle unsere Worte werden nutzlos sein, wenn sie nicht aus der Tiefe des Herzens kommen. Worte, die nicht das Licht Christi ausstrahlen, vermehren die Dunkelheit.
Der Theologe Wunibald Müller, der auch als Psychotherapeut tätig war, erzählt von einem idyllischen Plätzchen, das seiner Seele guttut. Erst nach zwanzig Jahren ist ihm aufgegangen, was dieser Schatz für ihn bedeutet. Er schreibt dazu: „Viele, viele Kilometer habe ich zurückgelegt und zahlreiche Enttäuschungen durchgemacht. Inzwischen weiß ich, dass ich meinen Schatz nur finde, wenn ich - bildlich gesprochen - unter meinem eigenen Haus nach ihm grabe. Je weiter ich von mir weggehe, desto mehr entferne ich mich von meinem Schatz. Das ist das Geheimnis der Menschen, die zufrieden und erfüllt ihren Alltag leben... Sie reiben sich nicht auf, verzetteln sich nicht im vergeblichen Bemühen, ihn anderswo zu finden.“
Es gibt heute mehr Möglichkeiten, sich zu zerstreuen, sich ablenken zu lassen und sich durch Dutzende von Medien vollstopfen zu lassen. Hier gegenzusteuern ist eine Kunst. Mit der Tempelreinigung macht Jesus aufmerksam, sich das Heilige nicht zuschütten zu lassen. Erhaltet euch Orte der Stille, wo man sich ungestört niederlassen kann. Haltet den Sonntag heilig, damit dieser freie Tag euch heiligen kann. Schätzt Gnadenorte, wo Glaube mehr gespürt wird. Habt Mut, euch selbst und eurem Lebensziel nicht davonzulaufen. Nützt die Gelegenheiten, eure Arbeiten und euer Planen auf Gott hin durchsichtiger zu machen.
Gottesdienst oder Götzendienst
Ein Haus des Gebetes
„Mein Haus soll ein Haus des Gebetes genannt werden. Ihr aber macht daraus eine Räuberhölle.“ (Mt 21,13).
Stellen Sie sich vor: Jesus ist in einer gläubigen jüdischen Familie groß geworden. Am Sabbat versammelte sich die Familie, um zu beten, aus der Tora zu lesen. Das heilsame Wirken Gottes an Israel stand im Mittelpunkt des Singens und Betens. Dann kommt Jesus nach Jerusalem, in den Tempel, dem „Wohnort“ Gottes inmitten seines Volkes. Was findet er vor? Anstatt Menschen, die singen, beten und Gott für sein Heils wirken am Volk Israel loben, betritt er eine Markthalle. Tiere, die vor Angst brüllen, da sie spüren, dass ihr Ende naht. Geldwechsler und Händler, die durcheinander schreien und ihre Waren anpreisen. Großer Lärm erfüllt den Tempel. Dazu kommen der Gestank und der Schmutz, den die Tiere verursachen; Fäkalien, Blut und Urin verschmutzen den Boden.
Wo soll da jemand zur Ruhe kommen? Wo entsteht eine Gemeinde, die das Wirken Gottes am Volk Israel preist? Wo gelingt es da Menschen still zu werden und sich auf Gott (JHWH) aus zu richten? Mit Jesus fragt man sich: Braucht Gott all das Geld, die Schlachtopfer, den riesigen Tempel? Oder wird da mehr einem Götzen gehuldigt, den sich die Menschen geschaffen haben? Vielleicht um ihre Macht abzusichern, um sich zu bereichern oder um wichtig zu sein, gesehen zu werden?
In der Tradition der Propheten
Jesus, der Jude aus dem kleinen Dorf Nazareth ist entsetzt und reagiert dementsprechend wütend. Er vertreibt die Händler und provoziert so seine Landsleute, die vom Tempel leben. Jesus weiß sich in der Tradition der Propheten. Auch Jesaja (Jes 1,11-17), Jeremia (Jer 7,1-11) und Amos (Am 5,21-24) haben den Opferkult und den Tempel kritisiert: „Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen. Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen..." (Am 5,21-22). Jesus betont in seinem Reden und Wirken, dass Gott nur in einem würdigen Maß verehrt wird, wenn man bereit ist, den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Er fühlt sich zu jenen gesandt, die am Rande der damaligen jüdischen Gesellschaft lebten: Witwen, Waisen, Kranke, von Dämonen Besessene, Prostituierte, Zöllner, durch Ausbeutung verarmte Menschen.
Jesus lebt und predigt, was schon Jeremia der Führungsschicht vor dem babylonischen Exil gepredigt hat: „So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort. Vertraut nicht auf die trügerischen Worte: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies! Denn nur, wenn ihr euer Verhalten und Tun von Grund auf bessert, wenn ihr wirklich gerecht entscheidet im Rechtsstreit, wenn ihr die Fremden, die Waisen und Witwen nicht unterdrückt, unschuldiges Blut an diesem Ort nicht vergießt und anderen Göttern nicht nachlauft zu eurem eigenen Schaden, dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort, in diesem Land." (Jer 7,3-7a).
In ähnlichen Worten formuliert es der Prophet Jesaja: „Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?, spricht der Herr. Die Brandopfer von Widdern, und das Fett von Mastkälbern habe ich satt und am Blut der Stiere, Lämmer und Böcke habe ich kein Gefallen. Wascht euch, reinigt euch! Schafft mir eure bösen Taten aus den Augen! Hört auf Böses zu tun! Lernt Gutes zu tun! Sucht das Recht! Schreitet ein gegen den Unterdrücker! Verschafft den Waisen Recht, streitet für die Witwen!" (Jes 1,11-17). Gottesdienst oder Götzendienst ist hier die Frage.
Was braucht es, um Gott zu dienen?
Was braucht es, um Gott zu dienen, ihm Raum in unserem Leben zu schenken? Es scheint ein Grundbedürfnis von Menschen zu sein, sakrale Bauten zu errichten, sozusagen das Göttliche im Raum zu verankern. Dazu braucht es Geld. Nur wenn dieses Sammeln von Geld Dimensionen annimmt, wo es nur mehr um Reichtum und Macht geht, wird die Beziehung zu Gott in den Hintergrund gedrängt. Martin Luther hat vor 500 Jahren in erster Linie den Ablasshandel, die unermessliche Geld- und Machtgier der Renaissancepäpste kritisiert. Hätte das nicht auch Jesus getan? Im Laufe der Jahrhunderte sind immer wieder Menschen aufgestanden, die sich am Leben und Wirken Jesu orientierten: Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Mutter Teresa und viele andere. Wahrer Gottesdienst, wahre Gottesverehrung zeigt sich darin, wie ich mit meinem/r Nächsten umgehe. Dazu gehören nicht nur Freunde, Familienangehörige oder Landsleute, sondern auch jene, die am Rande der Gesellschaft stehen: psychisch Kranke, behinderte Menschen, Flüchtlinge, Armutsmigrantlnnen...
Gottesdienst und den Dienst am Nächsten kann man nicht trennen
Diese Herausforderung gilt auch für uns heute! Dahingehend verstehe ich die Aufforderung von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“: „Mir ist eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist. Wenn uns etwas in heilige Sorge versetzen und unser Gewissen beunruhigen soll, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne einen Horizont von Sinn und Leben.“ Was sind die Götzen, um die wir kreisen, damals wie heute? Die Gier nach Macht: was wird nicht alles versucht, um Macht zu gewinnen. Der Nächste ist Statist, der dem Bestreben der Machthungrigen zu dienen hat. Er wird „gekauft“, kontrolliert oder diffamiert, wenn er sich den Interessen der Mächtigen entgegen stellt.
Die Gier nach Geld und Reichtum: Es ist genug für alle da. Und doch gelingt es Menschen seit Jahrtausenden Reichtum, Besitz und Geld anzuhäufen. Ihr ganzes Herz hängt am Glanz, am Luxus. Die Angst, es zu verlieren ist groß. Der Arme wird als Bedrohung gesehen. Die Gier nach Prestige und Anerkennung: die sozialen Medien sind voll von Menschen, die gesehen und bewundert werden wollen. Alles dreht sich um das eigene Ego. Der Nächste ist dazu da, um zu bewundern.
Jesus hat uns einen anderen Weg gezeigt: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“ (Mt 23,11), „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon (Geld)“, (Mt 6,24). „Hütet euch, eure Gerechtigkeit zur Schau zu stellen“ (Mt 6,1).
Gottesdienst und den Dienst am Nächsten kann man nicht trennen! Und den Dienst am Nächsten kann man in einem kurzen Satz Jesu, bekannt als die goldene Regel, zusammenfassen: „Alles was ihr von den anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten“ (Mt 7,12).
© Mag.a Franziska Mair, Pastoralassistentin, Diözese Linz.
Erneuerung fängt bei mir selbst an
aufräumen
Papst Franziskus ist in aller Munde. Vor Weihnachten sagt er den Kardinälen die Meinung. Endlich - so mag es mancher gedacht haben, haben sie es gehört. Ihnen gehört es mal gesagt. Vor einigen Wochen habe ich - als Ordensmann - sein Schreiben an die Ordensleute gelesen. Ich habe da zum Beispiel Gedanken gelesen wie: "Eifersucht, Neid, Konkurrenzdenken, Hass... haben bei euch (den Ordensleuten) nichts zu suchen." Seine Gedanken wirkten auf mich wie ein Gewissenspiegel. Ich habe gespürt: es tut gut, das Leben immer wieder einmal zu erneuern, innerlich aufzuräumen.
Jesus räumt im Evangelium gründlich auf. Diese Seite kennen wir bei Jesus eigentlich nicht. Aber sein Tun ist nur mit einer tiefen Liebe zum Tempel erklären. Der Tempel war für Jesus der Ort, Gott zu begegnen, zu Gott zu beten, mit ihm zu sprechen. So hat sich in der tiefen Liebe von Jesus zum Tempel seine tiefe Liebe zu Gott gezeigt. Der Tempel war nicht irgendein Ort. Der Tempel war der heilige Ort. Freilich: beten kann man auch außerhalb bestimmter Orte. Jesus hat oft einsame Orte aufgesucht, wenn er beten wollte.
Sakrale Orte
Doch es braucht bestimmte Orte, die nur dafür da sind, den Glauben zu pflegen und Gott meine Liebe zu zeigen. Das ist mir bei einem Vortrag neu bewusst geworden. "Welche Orte sind in sakralen Bauten wichtig?" Dabei ist mir klar geworden: Jeder Ort hat uns etwas für den Glauben zu sagen. Das Weihwasserbecken, das mich an meine Taufe erinnert. Der Ambo, der Ort von dem aus das Wort Gottes verlesen wird, von dem aus Gott zu uns spricht. Am Altar feiern wir mit Jesus Mahl, am Altar wird das Kreuzesopfer Jesu gegenwärtig. Dort sind wir vereint mit allen Engeln und Heiligen und feiern mit in der himmlischen Liturgie. Es ist wichtig, diese Orte als Orte des Gebetes und der Liebe zu Gott zu achten und zu schätzen.
Die Händler hatten diesen Ort zu einer Markthalle gemacht. Nicht, dass hier keine Gottesdienste oder religiöse Veranstaltungen stattgefunden haben. Doch was Jesus sah, das hatte ihn wütend gemacht. Warum? Der Handel musste doch sein wegen der Opfer, welche die Menschen bringen wollten. Offensichtlich aber hatte der Handel Überhandgenommen. Für einige war der Tempel eine wichtige Einnahmequelle. Das Gebet wurde immer mehr zurückgedrängt. Die wirtschaftlichen Interessen waren jedoch wichtiger. Jesus geht gegen eine Frömmigkeit vor, die meint, mit Gott handeln zu können. Jeus zeigt, dass wir Gott nicht für die wirtschaftlichen Interessen missbrauchen dürfen. Nun hatten die Menschen Angst um ihre wirtschaftliche Grundlage. Darum musst Jesus, dieser unbequeme Rabbi, getötet werden.
Eifer für das Haus Gottes
Jesus eckt hier ganz deutlich an. Die Menschen fragen, mit welchem Recht er das tut. Jetzt beginnt ein Gespräch, indem deutlich wird: Jesus und seine Gegner reden auf verschiedene Ebenen. Jesus spricht von sich. Er ist der Tempel. Er ist der Tempel, der niedergerissen wird. Jesus ist der Tempel, der wiederaufgerichtet wird. Das ist ein Hinweis auf seinen Tod und auf seine Auferstehung. Doch seine Gegner verstehen ihn völlig falsch. Sie glaubten, Jesus spreche von dem Tempel aus Steinen. Auch seine Jünger haben Jesus erst nach seiner Auferstehung verstanden.
Seine Gegner und auch seine Jünger spüren nicht, dass Jesus so handeln darf, weil er Gottes Sohn war. In Jesus selbst begegnen die Menschen Gott. Weil sie sich von Gott abgewandt hatten, darum können sie Jesus nicht erkennen. Weil sie sich Gott verschlossen hatten, weil sie von ihm falsche Vorstellungen hatten, darum wurde aus dem Tempel eine Markthalle.
Kirche und Welt
Auch heute müssen wir aufpassen. Sicher: die Kirche braucht eine gute und solide wirtschaftliche Grundlage. Dann hat sie viele Möglichkeiten, zu wirken, Gemeinden und Kirchen in ärmeren Ländern zu unterstützen, Bildungsangebote zu setzen, dann ist sie von anderen Mächten eher unabhängig. Es besteht aber die Gefahr - und dieser waren die Händler im Tempel unterlegen - dass sich das religiöse und das weltliche zu stark vermischt. Selbstverständlich haben die Christen den Auftrag und die Berufung, nach dem Sinn von Jesus zu leben. Wie ich mit dem Geld umgehe, darin kann ich viel von meinem Glauben zeigen. Steht Geld nun im Vordergrund oder hat es bei mir die Bedeutung, die es braucht, nicht mehr und nicht weniger?
Doch auch in anderen Fragen und Bereichen unseres Lebens können wir zu angepasst an die Welt werden. Wir wollen menschlich sein - das ist gut, merken aber nicht, dass wir unser Profil als Christen aufgeben. Wir drängen Gott in unser Leben immer mehr zurück. Seine Gebote, was er sagt beachten wir nur soweit, wie sie unseren Interessen zugutekommen. Gott spannen wir oft vor den Karren unserer eigenen Interessen, nicht nur vor den wirtschaftlichen Interessen.
Wir dürfen eines nicht: die Gebote Gottes abmildern. Wir müssen sie ernst nehmen. Als Gott Mose die Zehn Gebote gab, waren seine ersten beide Gebote: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben..." und "Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!" Alle anderen Bereiche, sei es die Ehe, sei es mein Verhalten gegenüber den Eltern oder der Respekt gegenüber fremden Eigentum, meine Achtung vor meinem Leben und dem Leben anderer, sind von meinem Glauben bestimmt. Alles kann ich zu Gott machen. Besonders - um auf die Tempelreinigung zurückzukommen - das Geld kann mein Gott werden.
Sich erneuern lassen
Jesus wollte und will auch heute noch die Menschen zu diesem Gott zurückführen. Jetzt in der österlichen Bußzeit, die auch eine Zeit der Besinnung ist, können wir uns fragen: wo führt mich ein Verhalten von Gott weg? Wo erkenne ich bei mir Verhaltensweisen, die zeigen, wie sehr ich meinen Glauben erneuern muss.
Eingangs sagte ich: es tut gut, das eigene Leben immer wieder zu erneuern. Tempelreinigung Jesu - da ist schön und gut, aber ich muss auch selbst immer wieder mich erneuern lassen, von den Worten Jesu, von den Worten der Mitmenschen.
Erneuerung der Kirche - ja wir sind alle begeistert von Papst Franziskus. Das ist aber nur dann in Ordnung, wenn wir uns bewusst werden: jeder von uns ist Kirche, jeder ist ein Baustein dieser Kirche, jeder ist Kirche, jede Familie, jeder Orden, jede Gemeinde. Jeder braucht die Erneuerung. Tempelreinigung, damals wie heute, wörtlich wie bildlich, nicht bei den Kardinälen, "denen man ja endlich mal den Kopf gewaschen hat", nicht bei den anderen Ordensleuten, bei mir fängt es an.
Für einen unverstellten Blick auf Gott
Wallfahrtsorte
So kennen wir Jesus eigentlich nicht. Wenn wir ihn beschreiben sollten, sprechen wir wohl eher von einem Friedensstifter, wir sehen ihn als jemand, der barmherzig ist, der heilt, als jemanden der Worte findet, die gut tun. Woher kommt dieser Gefühlsausbruch, diese Wut auf einmal? Warum? Was hat es damit auf sich?
Für viele seiner Zeitgenossen war es sicherlich zunächst ganz in Ordnung, dass im Tempel Waren verkauft wurden. Wir kennen es auch heute aus vielen Wallfahrtsorten und wir kaufen ganz gerne etwas ein, um etwas mitzubringen. Ich weiß, dass wir als Kinder von unserer Oma immer ein Fähnchen, einen Anhänger oder auch mal eine Maria im Schnee bekamen, wenn sie in Kevelaer gewesen war. Es war auch nicht nur etwas zum Spielen oder hinstellen, sondern etwas, was uns an Gott erinnern oder beschützen sollte. Gleichzeitig wird es jedoch auch vielen so gehen, dass ihnen der Rummel in den großen Wallfahrtsorten ganz schön auf die Nerven gehen kann. Beeindruckend fand ich es in Lourdes, dass der heilige Bezirk trotz der vielen Läden rundherum ein stiller Ort des Gebetes oder der Meditation geblieben ist, den auch Händler achten.
Ähnlich erging es auch wohl den Menschen zurzeit Jesu. Wenn sie auf einer Wallfahrt zum Jerusalemer Tempel kamen, war es für sie eine religiöse Verpflichtung, etwas zu spenden ein Opfer darzubringen. Viele Wallfahrer werden froh gewesen sein, dies nicht schon von zu Hause mitbringen zu müssen sondern es vor Ort kaufen zu können. So lief der Betrieb und so war es einfach handhabbar, praktisch wie wir sagen.
Fehlende Emotionskontrolle?
Und doch irgendetwas scheint nicht zu stimmen, ist so störend, dass Jesus seine Emotionen nicht mehr so richtig unter Kontrolle hat, etwas geht ihm mächtig gegen den Strich. Warum?
Ein Teil der Antwort ist schon in der heutigen Lesung zu finden. In ihr wird die Beziehung Gottes zum Menschen deutlich, nämlich das er der Gott ist, der sein Volk, die Menschen, die unterdrückt werden, aus dem Sklavenhaus heraus in die Freiheit führt, der Menschen von falschen Göttern befreit, die ihm seine Freiheit uns seine Entfaltungsmöglichkeiten nehmen, von falschen Göttern befreit, die versuchen Menschen für sich zu nutzen.
Wenn das jedoch gefährdet ist, so steht es dort auch, dann kann Gott sehr wohl emotional reagieren. Er wird eifersüchtig und reagiert darauf, wenn Menschen sich etwas zu Schulden kommen lassen. Jedoch, und das ist wichtig dabei wahrzunehmen, der Schuld geht er bis ins dritte und vierte Geschlecht nach, der Liebe jedoch bis ins Tausendste. So viel bestimmender ist für ihn die Liebe. Die genannten Gebote sind eben keine Lebenseinschränkungen, sondern eine von jedem Menschen einsehbare und verstehbare Lebensethik, die die Grundlage unseres menschlichen Zusammenlebens ist.
Ein unverstellter Blick auf Gott
Und an dieser Stelle kommen wir wieder bei Jesus an. Diese jedem Menschen zugewandte Lebensethik führt er, von Gott ausgehend, weiter. Der Tempel muss der Ort bleiben, an dem Menschen Gott in besonderer Weise begegnen können, an ihm muss deutlich werden wie Gott mit jedem Menschen umgeht und wer jeder Mensch für Gott ist. Das meint dann Ehrfurcht.
Vielleicht war es damals wie heute, dass die Menschen, die der Liebe Gottes besonders gebrauchen sich ausgeschlossen fühlten, dass gerade Ihnen durch das viele Drumherum der Blick auf das Heiligste versperrt war. Das darf nicht sein. Was diesen Blick auf Gott versperrt, gehört hier nicht hin.
Es tut mir in diesem Zusammenhang richtig gut, dass die Familiensynode sich z.B. neu mit der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten beschäftigt und in der deutschen Kirche, bei den Bischöfen und vielen Christinnen und Christen ein Umdenkungsprozess stattfindet. Es tut gut zu sehen, wie Kirchen sich für ihr Recht auf Kirchenasyl stark machen. Es tut gut zu sehen wie Papst Franziskus so manches ablegt, das nur noch höfisch absolutistischer Klimbim war.
Und es tut gut zu sehen, dass die Kirche dort wieder an Autorität und Achtung gewinnt, wo sie sich um Menschen kümmert, wo sie mutig auftritt und den Menschen in seiner ganzen Bedürftigkeit aber auch in seiner Gottebendbildlichkeit in die Mitte stellt und eigene Privilegien geringer achtet.
Für diesen unverstellten Blick auf Gott steht Jesus ein. Das ging dann wohl nicht immer ganz emotionsfrei.
Reinigung für einen neuen Geist
Religion und Geld
In Kreta bei der Besichtigung der Tempelanlage von Knossos wurde mir bewusst, wie heilige Orte auch im außerchristlichen Bereich aus verschiedenen Gründen zum Anziehungspunkt für viele Menschen werden. Religion und Geld, Tempel und Gottesverehrung liegen sehr eng beieinander. Ein wesentliches Thema dieses heutigen Sonntags bildet deshalb auch die Frage: Was verstellt uns die Sicht auf Gott und welche Möglichkeit gibt es, sich von verschiedenen Netzen oder Zwischeninstanzen wie verkrusteter Traditionen, Formalismen und Rubrizismen zu befreien?
Palastanlagen von Königen, in denen seit jeher Könige gottähnliche Verehrung genossen, ebenso der Tempel in Jerusalem, der zur Ehre Jahwes errichtet wurde, und Wallfahrtsorte dienten und dienen nicht nur der Gottesverehrung, sondern waren und sind bis heute auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die verschiedensten Regionen dieser Welt. Mit dem Verkauf von Devotionalien, aber auch mit den Opfergaben der Gläubigen wie Geld, Schmuck, in alten Zeiten auch Opfertiere oder Lebensmittel, lebte vor allem die höhere Tempelhierarchie in Jerusalem recht gut, ja sie wurde sogar immer reicher.
Die 613 Gebote und Verbote erschwerten den Zugang zu Jahwe und verstellten den Blick auf ihn. Jesus kritisiert die Vorgangsweise aufs schärfste, wie das Evangelium berichtet, ja er wird nicht müde, die Ehre seines Vaters zu verteidigen. Auch Paulus verurteilt in ähnlicher Weise mit etwas anderem Hintergrund den Artemiskult in Ephesos und muss dabei um sein Leben fürchten. (Apg. 19,21-40: Aufstand der Silberschmiede).
Fragwürdige Traditionen
Bereits der Eingangsvers des 3. Fastensonntags, der sehr selten erwähnt wird, gibt die Richtung für unser Tun und Handeln an: "Oculi mei semper ad Dominum, quia ipse evéllet de laqueo pedes meo."- Meine Augen schauen stets auf den Herrn; denn er befreit meine Füße aus dem Netz.
Die Versuchung war immer sehr groß, die Augen mehr auf Geld und materielle Zuwendungen zu richten, ebenso auch auf Geschäftigkeit, Wichtigtuerei und Machtgehabe. Darum sagt nicht zu Unrecht der zweite Satz des Eingangsverses: "Er (also Jahwe) befreit meine Füße aus dem Netz." Die Kirchengeschichte zeigt, wie oft diese Verwicklungen in nur materielle Dinge, in fragwürdige Traditionen und Gesetze die Gottesbeziehung gestört, ja sogar zerstört haben.
Jesus setzt sich mit dieser Gepflogenheit auseinander. Deutlich ist zu spüren, dass lang bestehende Traditionen zum Selbstzweck geworden sind. Da kommt Jesus und schafft Ordnung. Darin ist eine tiefe Symbolik zu erkennen. Jesus will eine neue Zeit bringen. Der Messias ist sichtbar da. Er tritt wirkmächtig ein.
In die Gegenwart übertragen müssten wir nach den Händlern und Verkäufern fragen, die ihre Waren heute anbieten (welche?) und auch, wo sie anzutreffen sind. Es sind die Unglückspropheten in Politik und Kirche, die mit der Angst der Menschen spielen, ihre Unsicherheiten ausnützen, ihr Drohpotenzial hervorkehren und damit üble Geschäfte machen. Johannes XXIII. warnte bereits bei seiner Antrittsrede am Beginn des II. Vatikanums vor den Unglückspropheten. Auch Kardinal König stellt am Vorabend der Eröffnung des Konzils in einer viel beachteten Rundfunkansprache fest: "Die Kirche kann zu den Menschen des 20. Jahrhunderts nicht so reden wie zu den Menschen des 10. Jahrhunderts, zu den Naturvölkern Afrikas nicht so wie zu den Menschen asiatischer Hochkulturen." - Also die unterschiedliche oder veraltete Sprache als Störung zu einer persönlichen Gottesbeziehung.
Reinigung
Als Kirchenhistoriker wusste Johannes XXIII. genau, dass es notwendig ist, der Kirche als "pilgerndes Volk Gottes" die Füße von manchem Netz zu befreien, das sie im Schritt hemmt. Eine Karikatur, die mir kürzlich in die Hände gefallen ist, stellt dar, wie der alte Johannes XXIII. - liebevoll auch "Johnny Walker" (Johannes der Wanderer) genannt - die Kirche mit einem Besen von Belehrung, Unterdrückung, Doktrinen und Bevormundung reinigt, um dem wandernden Volk Gottes nicht nur die Füße frei zu machen, sondern auch die Augen für Gott zu öffnen.
Das war und ist auch Anliegen des II. Vatikanums. Von Zeit zu Zeit setzt das "Groß-Reine-Machen" ein: Abspecken in materieller Hinsicht, die dichten Netze der Formalismen zerschneiden ohne Ordnungen zu zerstören, unnötige Hindernisse beseitigen. Das ist oft mit Schmerzen, Reibungen, Konflikten verbunden, um Verkrustungen zu lösen. "Groß-Reine-Machen" auch im kleinen Lebensbereich, ein wichtiges Anliegen der Fastenzeit, nicht mit "finsterem Gesicht" (Mt. 6,16), sondern mit Freude sich von Altlasten zu befreien.
Ein neuer Geist
Mit der Tempelreinigung soll ein neuer Geist, nicht nur in die Kirchen, sondern auch in jeden einzelnen von uns einziehen. Richtlinie für diesen neuen Geist ist die Gottes-Selbst-Nächsten- und Feindesliebe, von der in der ersten Lesung gesprochen wird. Mit der Tempelreinigung erinnert uns Jesus daran, dass auch wir mit unserem Leib "Tempel des Heiligen Geistes" sind. (1 Kor.6,19). Deutlicher geht es wohl nicht mehr.
Die Kirche bietet ein "Reinigungsmittel" an: Es ist das Sakrament der Versöhnung und Buße, wo Verhärtung, routinemäßig liebloses Verhalten, aber auch Gelungenes und Erfreuliches zur Sprache gebracht werden können. Sakramente wollen unsere Augen für Gott öffnen, unsere Füße aus dem Netz befreien, damit Gottes liebende Zuwendung, die Gnade, wirksam werden kann. Das ist das Anliegen des 3. Fastensonntags.
Heilige Orte, heilige Zeiten, heilige Zeichen
Sorgsamer Umgang mit Klostergegenständen
Ein Erlebnis mit einem Mitbruder vor 20 Jahren: als gerade geweihter Priester kam ich von einem Jugendzeltlager. Da mein Auto ein wenig dreckig wurde, habe ich mein Auto in der Waschstraße reinigen lassen. Anschließend habe ich es gründlich ausgesaugt. Es sah wieder sehr ordentlich aus. Ein Mitbruder sagte mir, als er den Wagen sah: Ja, der heilige Benedikt sagt, dass man Klostergut wie Altargut behandeln müsse. Tatsächlich findet sich eine derartige Anweisung in der Regel des Heiligen Benedikt. "Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er (der Cellerar des Klosters) als Altargerät."
Ein Auto, dazu noch ein älteres soll also genauso viel Wert haben wie ein Messkelch, in dem regelmäßig die Eucharistie gefeiert wird oder die Patene, auf der Brot in den Leib Jesu Christi verwandelt wird? Erst einmal die anderen Gegenstände, ein Fahrrad, eine Bohrmaschine. Ich habe damals ein wenig innehalten müssen. So bewusst war es mir noch nicht, dass gerade in dieser Regel eine tiefe Weisheit stecken könnte.
Ja, es ist viel Wahrheit dahinter. Denn in der Art und Weise, wie ich meine Gegenstände behandele, kann sich auch viel von meinem Glauben zeigen. Es kann meinen Glauben an Gott auch vertiefen. Aber besonders heiligen Gegenständen sollte ich die notwendige Achtung entgegenbringen. Wenn ich das nicht mehr tue, dann kann es leicht sein, dass ich auch anderes vernachlässige.
Ein heiliger Ort
Das hat auch Jesus gespürt. Der Tempel war ihm lieb. Hier war der Ort, an dem für den frommen und gläubigen Juden Gott wohnte. Hier fühlten sie sich Gott ganz nahe. Gott selbst hat dem berühmten König Salomon in einer Vision den Segen für das Haus versprochen. Vorausgesetzt, das Volk Israel hält Gott die Treue. Doch was hat Jesus gesehen und erleben müssen? Er hat gesehen, wie die Menschen den Tempel entehrt haben, wie aus dem Haus des Gebetes eine Markthalle wurde. Der Ort wurde entfremdet. Darum auch die Wut Jesu.
Wir haben ja heute die einzige Stelle, an der Jesus "gewalttätig" wurde. Das Verhalten der Menschen war für Jesus auch ein klares Zeichen dafür, dass Gott nicht mehr die Bedeutung gegeben wurde, wie es hätte sein sollen und wie es auch heute, ja zu allen Zeiten sein sollte.
Der arbeitsfreie Sonntag
Wenn wir bei uns schauen, dann müssen wir uns fragen: drängen wir Gott und seine Gebote nicht zu sehr zurück. Ein Beispiel dafür ist ja der Sonntag. Immer weiter wurde der Sonntag ausgehöhlt. Der Sonntag: ein arbeitsfreier Tag. Vor allem aber ist der Sonntag der Tag, an dem wir eingeladen sind, Gott zu feiern, uns an seine Taten von Anfang an zu erinnern. Die Aushöhlung des Sonntags ist ja auch nur ein Zeichen wie sehr der Glaube in unserer Gesellschaft verdunstet. Viele Menschen aber spüren auch, dass uns was Entscheidendes fehlt, wenn jeder Tag gleich ist, wenn der Sonntag als der Tag verloren geht, der bei vielen Menschen den Alltag unterbricht. Damit werden jetzt nicht die Menschen an den Pranger gestellt, deren Arbeit auch an Sonntagen notwendig ist. Sie tragen oft zum Gelingen des Sonntags bei. An Sonntagen aber muss kein Geschäft geöffnet sein, nur um mehr Geld einzunehmen.
Vor einigen Jahren wurde bei einem Familienfest der KAB, das an einem Sonntag stattfand, bewusst darauf verzichtet, für die Mahlzeiten Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Vielmehr wurde ein paar Tage vorher Brot gekauft. Damit sollte ein Zeichen gesetzt werden, den Sonntag auch wieder mehr Sonntag sein zu lassen.
Gott die Ehre geben...
Jesus geht es darum, dass wieder mehr Gott die Ehre gegeben wird. Das haben viele Menschen gespürt. Darum kamen auch viele zum Glauben an ihn, aufgrund der Zeichen, die er bei ihnen tat. Diesem Gott, dem wir den ersten Platz im Leben geben sollen, ging es immer um den Menschen. Es ging darum, dass unser Leben gelingt und erfüllt wird. Darum hat er uns Hilfen gegeben.
Eine wichtige Hilfe sind seine Gebote. Diese sind ein Ausdruck seiner Liebe zu uns. In der Lesung aus dem Buch Exodus haben wir die 10 Gebote gehört. In vielen Darstellungen sehr wir sie auf zwei Tafeln angeordnet. Dabei sehen wir die ersten drei Gebote auf der ersten Tafel, die Gebote vier bis sieben auf der zweiten Tafel angeordnet. Die ersten drei Gebote behandeln unser Verhältnis zu Gott, die anderen sieben Gebote unser Verhalten zu unseren Mitmenschen.
Das sieht so aus, als gebe es eine Trennung vom Heiligen und vom Weltlichen. Doch wir müssen das Heilige wieder mehr das Heilige sein lassen. Wenn das geschieht, dann kann sich das auch auswirken auf mein Verhältnis zum Mitmenschen. Wenn ich Gott liebe, seine Gebote wichtig erachte, dann kann es auch sein, dass ich den Mitmenschen achte, weil auch er ein geliebtes Kind Gottes ist. Wenn ich Gott achte, dann respektiere ich vielleicht eher den Besitz des anderen, dann verschaffe ich mir nicht Vorteile auf Kosten anderer. Wenn ich Gott achte, dann gehe ich auch eher achtsam mit dem um, was er geschaffen hat, oder mit dem, was Menschen geschaffen haben. Alle Dinge bekommen dann ihren eigenen Wert. Wichtig ist nur, dass sich mein Glaube, meine Liebe auf das Verhalten zum Mitmenschen auswirken kann.
... in allen Lebensbereichen
Wann gehen Menschen nachlässig mit dem Heiligen um? Wenn Gott immer weniger Bedeutung hat für das Leben. Es ist aber durchaus möglich, dass sich ein nachlässiger Umgang mit den Mitmenschen negativ auf meinen Glauben auswirkt. Ich greife noch einmal die Regel des Heiligen Benedikt auf. Der Heilige Benedikt fordert einen sehr sorgsamen Umgang mit den Klostergegenständen, vor allem aus der Liebe zu Christus heraus. Da ist kein Bereich ausgenommen.
Ein Beichtspiegel greift vier Bereiche auf. Der erste Bereich stellt Fragen über mein Verhältnis zu Gott, ein anderer mein Verhältnis zur Natur und zu den Dingen, ein Dritter mein Verhältnis zu den Mitmenschen, ein vierter mein Verhalten zu mir selbst. In allem kann ich zeigen, dass mir Gott wichtig ist, dass ich Gott die Ehre geben möchte.
Jesus Christus der neue Tempel
Gott die Ehre geben, darum sah sich Jesus sich zu diesem Verhalten, das wir im Evangelium hören, berechtigt. Er wirft alles hinaus, was in diesen Tempel nicht gehört. Aber es hatte noch einen tieferen Grund. Jesus ist der neue Tempel, der wahre Tempel, der Ort, an dem Gott erfahren wird. Der Tempel ist nicht mehr der prachtvolle Steinbau, sondern vor allem Jesus, seine um ihn versammelte Gemeinde. Als Christen und Christinnen machen wir ihn zum Lebensinhalt. Durch sein Leiden und Sterben, durch seine Auferstehung, die angekündigt wird, hat Jesus uns Menschen befreit. Wie die Israeliten durch das Blut des Lammes befreit wurden, gerettet wurden, so hat uns Jesus befreit, in dem "der Tempel seines Leibes nach drei Tagen wieder aufgebaut wurde." Denn er hat auch uns Auferstehung erworben. Auch wir werden auferstehen, wieder aufgebaut werden, um einmal im Bild des Evangeliums zu bleiben.
Dass wir Jesus erfahren, dafür brauchen wir heilige Orte, heilige Zeiten, wir brauchen es auch, in allem die Liebe Gottes zu sehen. Das hilft mir, in der Liebe zu Gott zu wachsen. Diese Liebe kann sich im Umgang mit allem zeigen.
Der Leib Christi, der neue österliche Tempel
Eine mächtige Provokation
Jesus führt sich mächtig auf: wortlos macht er Stricke und treibt die Verkäufer und Geldwechsler zum Tempel hinaus mit ihren Schafen, Tauben und Rindern. Wo Jesus sich erregt, fliegen Tische um, ebenso Geldschüsseln. Römergeld mit dem heidnischen Kaiserbild durfte im Tempelkult nicht verwendet werden. Man tauschte sie in die Tempelmünzen ein. Die Taubenhändler müssen hören: "Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zur Markthalle!"
Ist dieser Eifer nicht ein Übereifer? wird sich mancher fragen. Denn Jesus provoziert mächtig. Doch es passiert eigentlich kein massiver Widerstand. Spüren die mächtigen Frommen, dass Jesus im Grunde recht hat? Dass man nicht mit dem Blut von Böcken und Stieren sich entsühnen kann. Steht das denn nicht schon seit Jahrhunderten im Psalm 50: "An Schlacht- und Speiseopfern habe ich kein Wohlgefallen. Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist." Vielleicht machte Jesus mit seiner Tempelreinigung schlagartig bewusst, dass man nicht mit einem Tier den Menschen entsühnen kann.
Er prangert das äußeres Getue an: Ihr habt eine Markthallen-Religion. Die Verkäufer verkaufen Schafe. Der Käufer gibt Geld und lässt das Tier schlachten, um sich mit dessen Blut rein zu machen von Sünde, Egoismus und einem gottlosen Lebensstil. Da wird Gott zum Kaufmann gemacht, dem ich etwas abhandeln kann, durch meine Gegenleistung.
Trotz seines scharfen Auftretens bleibt Jesus unbehelligt. Keine Tempelwache schmeißt ihn raus und schon gar nicht werden die Römer geholt, die eine kampfbereite Truppe in der nahen Burg Antonia stehen haben. Sie fürchten eine öffentliche Szene vor dem Volk, das Jesus verehrt und das man nicht erregen will. Gefragt nach dem Zeichen, dass er die Vollmacht hierfür habe, antwortet Jesu rätselhaft: "Reißt den Tempel nieder, in 3 Tagen wird er aufgebaut: er meint den Tempel seinen Leibes." Die Juden kapieren diese Hinweise nicht: 46 Jahre haben unsere Väter daran gearbeitet und Du, was willst Du überhaupt?
Jesus, das neue Paschalamm und der neue Tempel
Die Tempelreinigung steht bei Johannes am Beginn, im 2. Kapitel, nach dem
Wunder von Kana? Wir können folgern, dass es dem Evangelisten um das
Grund- Programm Jesu geht. Denn er vermerkt, dass das Paschafest nahe war. Am Pascha feierte man mit dem Osterlamm und dessen Blut die große Errettungstag aus Ägypten. Doch Jesus wird am Kreuz zum Neuen Osterlamm, dessen But wirklich retten und entsühnen kann. Sein Leib wird niedergerissen, aber am 3. Tag aufgebaut. Dadurch wird er, der niedergerissen wird mit seinem Leib, zum neuen Tempel mit denen, die den Glauben an seine Liebe zu uns annehmen. Er wird aufgerichtet nach 3 Tagen in der Kraft des Hl. Geistes. Dieser Geist ist die verschwenderische Liebe Gottes an uns Menschen.
Der Evangelist Johannes will herüberbringen, dass Jesus in der österlichen Hingabe der eigentliche Tempel ist! An diesem Tempel haben wir teil seit unserer Taufe. Nur wenn wir in dieser Haltung leben, leben wir wie Er, sind wir in diesem Tempel. Wenn wir im Äußerlichen Getue bleiben, sind wir nicht in diesem Tempel. Dabei gilt es täglich, den österlichen Schritt zu tun: dem eigenen übermächtigen Ich zu sterben und sich vom Geist aufbauen zu lassen, als einzelne und gemeinsam, zum Leib Christi, der der neue Tempel ist.
Niederreißen, verlieren und gewinnen
Niederreißen, verlieren und gewinnen: es passiert im Alltag von Christen:
Eine gläubige Familie, die sich oft vor Gott fragte, was Gott im Alltag wirklich von ihnen wolle, hatte sich einiges erspart für ein notwendiges Eigenheim. Da kamen Freunde, die mit ihnen im Familienkreis den Glauben und das Evangelium teilten, in Not und benötigten gerade diese Summe. Die Frau erzählte nachher: Eigentlich hatte ich mich vor Gott geprüft und gespürt, dass wir ihnen mit unserem Ersparten helfen sollten. Aber ob ich das meinem Mann zumuten kann? In einem guten Moment kam sie mit ihrem Mann ins Gespräch und vertraute sich ihm an. Der antwortete erstaunt: auch ich spürte tief im Herzen, dass wir unser Geld teilen sollten - aber wie sage ich dies meiner Frau? Die beiden taten einen Schritt im Vertrauen auf Gottes Liebe und im Glauben an das Wort: "Gebt - und es wird euch gegeben." Sie gaben ihr Geld her. Ein Jahr später erhielten sie eine unerwartete Erbschaft. Es kam die verschenke Summe, ja mehr wieder zurück. Sie konnten den Bau des Eigenheims beginnen...
Die zehn Worte
Es gibt Menschen, deren Gottesbild von Angst geprägt ist. Sie kommen nicht los von der Vorstellung eines strengen Gottes, der über die von ihm erlassenen Gebote und Vorschriften wacht und diejenigen bestraft, die dagegen verstoßen. Hinter dem "Du sollst!", dem "Du darfst nicht!" der zehn Gebote vermuten sie einen Aufpasser-Gott, der ihr Verhalten kontrolliert. Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit den zehn Geboten geht, ob Sie diese als hilfreich für Ihr Leben halten oder nicht. Ich will mit Ihnen der Frage nachgehen, was sie uns bedeuten, wie wir uns an ihnen orientieren können.
Ein Gott, der befreit.
Zunächst gilt es festzustellen, dass es im Urtext nicht "Zehn Gebote" heißt, sondern "Zehn Worte" (Dekalog). Sie gelten im Juden- und Christentum als Inbegriff der Weisung (Tora) für das Verhalten gegenüber Gott und den Mitmenschen. Mit ihnen wollte Gott ein Treuebündnis mit Israel schließen. Gott hatte das Volk Israel aus der Sklaverei der Ägypter befreit. Und er lässt durch Mose, den Führer und Fürsprecher Israels, seinem Volke sagen: "Ihr habt gesehen, wie ich an den Ägyptern gehandelt habe, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hier zu mir getragen habe" (Ex 19, 4) Auf ihn, der so handelt - das will Gott durch Mose sagen - könnt ihr euch verlassen. Ihm könnt ihr trauen.
Der Vorspruch zu den zehn Worten war in den Schulbibeln, aus denen ich noch gelernt habe, nicht zu lesen. Eine wirklich folgenschwere Unterlassungssünde. Denn in dem einleitenden Wort vor den zehn Worten der Wegweisung stellt Gott sich selber vor: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus" (Ex 20, 2; Dtn 5,6). Er ist ein Gott, der befreit. So ist ja auch in der Algebra entscheidend, was vor der Klammer steht. Lässt man das positive Vorzeichen: den Befreier-Gott, den von der Sklaverei befreienden Gott, einfach weg, dann werden die zehn Worte zu einem belastenden Katalog von Gesetzen und Vorschriften.
Ein Gott, der das Leben schützt.
Die zehn Worte waren Mose auf zwei Tafeln übergeben worden, was bildhaft zu verstehen ist. Auf der ersten Tafel stehen drei Worte, die den Menschen auf Gott verweisen. Auf der zweiten Tafel stehen sieben Worte, die die Menschen aufeinander verweisen. Mit ihnen will Gott zwischenmenschliche Solidarität gewährleisten. Er will durch sie die Menschen auch voreinander schützen und dafür Sorge tragen, dass der eine nicht auf Kosten des andern lebt, der Mensch nicht Opfer des Menschen wird. Schutz des Menschen vor dem Menschen. Im vierten Wort geht es um den Schutz der alt werdenden Eltern. Das fünfte Wort will das Leben schützen, das sechste die Liebe, das siebte das Eigentum, das achte die Wahrheit. Die beiden letzten Worte verstärken noch einmal das sechste und das siebte Wort. Die Weisungen Gottes wollen hohe Güter des Menschen schützen.
Und auch in den ersten drei Worten ist der Mensch mit einbegriffen. Sie lenken auf Gott hin, der den Menschen schützt und in Freiheit setzt. Wenn Gott sich eifersüchtig nennen lässt, so ist damit eine Eifersucht aus Liebe gemeint. Damit wir uns nicht falschen Göttern an den Hals werfen. Damit wir "nie mehr zum Machwerk unserer Hände sagen: unser Gott" (Hos 14, 4), oder in dieser oder jener Form uns selbst vergöttern. Von Thomas von Aquin stammt der Satz: "Gott wird von uns nicht beleidigt, es sei denn, wir handeln gegen unser eigenes Wohl."
In diese Richtung weist sehr deutlich das Wort von der Sabbatruhe. In ihm will Gott nicht kleinlich für sich einen Tag der Verehrung erzwingen. Diese Weisung muss man verstehen auf dem Hintergrund der von Gott in Gang gesetzten Befreiung des Menschen. "Am Sabbat", sagt das dritte Wort, "darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave, deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh, und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenen Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten" (Dtn 5, 14f.) Der Schutz und das Recht des Fremden in Israel war kulturgeschichtlich Bahn brechend. Die Rechte des Fremden in unserer Zeit längst nicht gewährleistet. Der Mensch, auch der Fremde, soll, wie es im Buch Exodus heißt, am Sabbat "zu Atem kommen" (Ex 23, 12). Denk daran, lässt Gott mir sagen, dass du selbst nicht in Unfreiheit leben willst. Und weil Gott dir Freiheit schenkt, gewähre auch anderen Freiheit. Und gewähre sie auch dir selbst.
"Der Sabbat", wird später Jesus sagen, "ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat" (Mk 2, 17). Gott will uns mit dem Feiertagsgebot auch gegen den eigenen Stress schützen. Er will uns schützen vor Gewinnsucht, vor der Ausbeutung des Menschen. Das Wort von der Sonntagspflicht sollten wir abschaffen. Denn wir schulden es uns selber, Gott an diesem Tag die gebührende Ehre zu erweisen und ihm zu danken. Er ist es, der mich herausführt aus meinem Ägypten. Aus dem, was mich noch unfrei sein lässt. In diesem in Freiheit setzenden Gott liegt für mich die letzte Verbindlichkeit seiner zehn Worte. An sie will ich mich binden.
In Freiheit mich binden.
Es zeugt von einer großen Freiheit, wenn ein Mensch aus freier Wahl Bindungen eingeht und sie durchzuhalten versucht. Jemand hat einmal das, was unter rechtlichem Aspekt "Unauflöslichkeit der Ehe" heißt, "freie Treue" genannt (Rudolf Pesch). Frei deswegen, weil Gesetze und Sanktionen oder äußerer Druck im letzten nicht tragen. Dieses "frei" ist jedoch alles andere als Beliebigkeit oder Bindungsscheu. Wenn ich mich binde, setze ich mir damit auch Grenzen. Wer zu seinem Ehepartner steht, wird keine andere geschlechtliche Beziehung eingehen. Was nicht heißt, dass eine Ehe auch einmal scheitern kann und es keinen anderen Weg gibt, als sich zu trennen und eine neue Verbindung einzugehen.
Mit den zehn Worten des Treuebündnisses sind keineswegs Rezepte für alles und jedes vorgegeben. Sie sind so etwas wie Leitplanken. Es ist im Einzelfall auch gar nicht so leicht, die richtige Güterabwägung vorzunehmen und sich für einen guten Weg zu entscheiden den besseren Weg zu wählen (maius bonum). Es gilt, einen Instinkt für das Gute zu entwickeln, sich in das Gute einzuüben. Man kann dies auch Gewissensbildung nennen.
Du sollst! - Du darfst nicht!
Man könnte sich daran stoßen, dass nur zwei von den zehn Worten als Gebot ausgesprochen sind: die Sabbatheiligung sowie Achtung vor den Eltern und deren Schutz. Die übrigen acht Worte sind in Verbotsform gefasst. Brauchen wir nicht auch in unserem alltäglichen Leben Verbotsschilder, Geländer? Dies kann folgende Geschichte deutlich machen. "Himmel, was für ein Abgrund" rief bei einer Wanderung ein Tourist erschrocken. "Dass hier kein Warnschild gestanden hat!" "Gestanden hat da eines" sagte der ortsansässige Begleiter, "gestanden schon. Weil aber hier nie einer abgestürzt ist, haben wir das Schild wieder entfernen lassen." Diese Geschichte bedarf keiner Erläuterung. Verbote sind zwar gegen etwas, aber sie sind für das Leben. Wenn Warntafeln, Hinweisschilderungen, Wegmarkierungen auf menschlicher Ebene sinnvoll sind, warum sollten sie dann nicht für eine Ebene gelten, wo der Mensch noch größeren Gefährdungen ausgesetzt ist und scheitern kann: In unseren menschlichen Beziehungen, in der Liebe.
Können wir uns da nicht mit den Weisungen Gottes, auch wenn sie negativ formuliert sind, anfreunden? Sie sind zum Schutz elementarer Rechte des Menschen erlassen. In dem "Du sollst!" und "Du darfst nicht!" können Gottes Weisungen zu Verheißungen werden. Wenn wir an den Gott glauben, der nicht versklaven, sondern befreien will, wie es uns die Überschrift zu den zehn Worten verheißt, dann werden wir für das Leben eintreten, dann werden wir die Würde des Menschen achten, dann werden wir wahrhaftig sein. Mögen wir auch aus menschlicher Schwachheit dahinter zurückbleiben. Wir sollten nicht fixiert sein auf das, was wir nicht tun dürfen und uns nicht durch Verbote die Sicht versperren für das, was wir tun dürfen. Nicht mehr: "Du sollst!". "Du darfst nicht!" Vielmehr: "Du darfst gut sein!" Ja, "Du wirst gut sein!" Im Dekalog, in den zehn Worten, stehen die Gebote und Verbote in Form der Zukunft, sie sind futurisch formuliert. Zehn Worte Gottes, zehn große Freiheiten. Von ihnen sollten wir uns anstecken lassen zum Guten. Anstiften lassen zu einer Freiheit, wie Gott sie im Sinn hat.
Wo sind wir zu Hause?
In den heutigen liturgischen Texten (1. Lesung und Evangelium) finden sich folgende Aussagen über "Haus" und "Tempel": "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus" (Ex 20,2). "Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle" (Joh 2,16). "Er aber meinte den Tempel seines Leibes" (Joh 2,20). Wo ist unser Haus, unser Tempel? Wo sind wir zu Hause?
Befreit aus dem "Sklavenhaus"
Israel erlebte sich in Ägypten wie in einem Sklavenhaus. Es konnte sich nicht frei entfalten. Israel bekennt sich zu Gott, der da ist, zu seinem Gott, als dem Gott, der es herausgeführt, befreit hat aus diesem Sklavenhaus. Das befreite Volk freilich läuft Gefahr, in neue Sklaverei zu fallen, wenn es nicht die Freiheitsbedingungen kennt und bejaht. Im Dekalog, den "Zehn Geboten", sind sie aufgeführt.
Achtung: Auch wir können uns selber unser Sklavenhaus bauen: Wir sperren uns selber ein, wenn wir neben Gott andere Götter verehren. Götternamen von heute können sein: "Das macht man halt heute so!" "Wer mehr Geld hat, hat mehr vom Leben!" "Geiz ist geil!" "Bloß nicht nachgeben!" "Ich mache, was mir Spaß macht!" etc. Der Weg in die Freiheit: "Du sollst neben mir keine anderen Götter haben!"
"Gedenke des Sabbats! Halte ihn heilig!" Der von Arbeit freie Tag wurde für das befreite Israel zum Erinnerungszeichen an Gott, der es aus dem Sklavenhaus herausgeführt hat. Wir sperren uns selber wieder ein, wenn wir keine Zeiten mehr kennen, die der Erinnerung an Gott reserviert sind.
"Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott dir gibt". Respekt und Achtung voreinander im Lebensraum Familie lässt frei atmen, lässt leben. Wir riskieren verhängnisvolle seelische Verstrickungen, wenn wir einander nicht würdigen, nicht "ehren".
"Du sollst nicht morden": Jeder, der andere nicht leben lässt, tut sich auch selber Böses an. Wer andere ermordet, sperrt sich selber ein in das Gefängnis des Hasses und der Schuld.
"Du sollst nicht die Ehe brechen": Wer nicht in den Ordnungen der Liebe lebt, erfährt Liebe nicht als Freiheit!
"Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen! Du sollst nicht nach dem Haus des Nächsten" und nach dem, was dem anderen gehört, verlangen: Achtung vor dem, was dem anderen gehört, und Achtung vor dem, was stimmt, was richtig ist, bringen befreiende Klarheit in die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Im Haus des Volkes Israel soll man leben können. Der Mensch kann nur frei sein, wenn er auch verbindlich lebt. Ein Volk kann nur frei sein, wenn es auch verbindlich lebt. Das heilige Zelt und später der Tempel sollten der Erinnerungsraum sein, an dem Gott bei seinem Volk ist, der Gott, der es aus dem Sklavenhaus befreit hat in ein eigenes Land, in dem man frei und verbindlich vor Gott und miteinander leben kann.
Der "Tempel seines Leibes"
Der Tempel ist Erinnerungsraum an diesen Gott. Nun kommt Jesus zum Tempel. Er findet dort geschäftiges Treiben: Wechselstände, um Opfergeld zu erwerben, Stände mit Opfertieren, die zum Kauf angeboten werden. "Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!" (Joh 2,16). Jesus greift ein, voll Zorn! Dass angesichts dieses Treibens einen Israeliten, der den Tempel als Haus der Begegnung mit Gott sieht, Zorn ergreift, ist verständlich. Aber was sagt da Jesus? Er nennt den Tempel das Haus seines Vaters!
Der Gott Israels ist sein Vater. Was Gott an Israel getan hat, ist Werk seines Vaters. Die Gebote Gottes, damit das Leben im Volk gelingen kann, sind die Gebote seines Vaters. So geht ihn, was hier geschieht, unmittelbar an. Es geht um die Ehre seines Vaters! Seine Zuständigkeit wird aber angezweifelt: "Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst?" (Joh 2,18)
Die Auseinandersetzung spitzt sich zu. Jesus antwortet: "Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen"! Unmöglich! Aber Jesus hat mit "diesem" Tempel sich selbst gemeint. Ungeheuer: Jesus ist der Tempel! Der neue Tempel ist er in Person. Das sprengt die unmittelbare Situation. Der Evangelist erklärt: "Er aber meinte den Tempel seines Leibes".
Der Leib Christi ein "Tempel", ja "der Tempel"? Dieser Tempel wurde tatsächlich im Kreuzestod zerstört und in drei Tagen wieder aufgebaut - durch die Auferweckung von den Toten. Was für den Israeliten der Tempel war, der Raum, in dem Gott bei seinem Volk ist, ist für uns Jesus: der Raum, in dem Gott bei seinem Volk ist.
Wir sind der "Leib Christi", der "Tempel des lebendigen Gottes"
Paulus spricht vom "Leib Christi" und meint die Kirche. Die Kirche bildet im Miteinander der Glieder der Kirche einen "Leib". Diesen Leib nennt er aber nicht den "Leib der Christen", sondern den "Leib Christi". Warum? Weil Christus in seiner Kirche, in den einzelnen Gläubigen und ihrem Miteinander gegenwärtig ist, also "wohnt". Im Bild des Tempels sagt Paulus der Christengemeinde von Korinth (2 Kor 6,16a): "Wir sind doch der Tempel des lebendigen Gottes".
Wir sind der Leib Christi, sein "mystischer" Leib, in dem er als der Gekreuzigte und Auferstandene verborgen gegenwärtig ist. Wir sind der Erscheinungsort Christi in der Welt von heute. Wir sind der Tempel Gottes, für den nach Paulus die Zusicherung Gottes gilt: "Ich will unter ihnen wohnen und mit ihnen gehen. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein" (2 Kor 6,16b).
Leben im "Leib Christi", im "Tempel des lebendigen Gottes"
Wie lebt man in diesem Tempel? Paulus sagt den Korinthern, als Tempel des Herrn sollen sie nach "vollkommener Heiligung" streben (2 Kor 7,1). Es soll spürbar werden, dass der "Heilige", Jesus, in ihnen und unter ihnen lebendig ist.
Jesus aber ist die Erfüllung des Gesetzes und der Propheten, die Erfüllung der Weisungen Gottes, der "Zehn Gebote". Die zehn Gebote vereinfachen sich für uns Christen dahingehend, im Sinne Jesu, in seinem Geist zu leben. "Im Geiste Jesu leben", das heißt - wie er - ganz offen zu sein für Gott, für den Vater, für das, was er möchte, und ganz da zu sein für die Menschen, und ganz da zu sein füreinander: "Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt"! Wenn wir so zu leben versuchen, werden alle anderen Gebote mit erfüllt. Die Fähigkeit so zu leben, die Kraft dazu, schenkt uns Jesus, dessen Leib wir sind. Im Schlussgebet werden wir heute beten: "Lass in unserem Leben sichtbar werden, was wir im Sakrament empfangen haben"!
Wo sind wir Christen zu Hause? Nicht mehr im Sklavenhaus, aber auch nicht mehr im Tempel von Jerusalem, sondern in einem neuen Tempel, im Tempel des Leibes Christi, dort, wo er lebt: ganz beim Vater und ganz bei uns und mit uns bei den Menschen - als sein Leib! Amen.
Wegweiser zu einem gelungenen Leben
"Nur für Beter!"
"Während der Gottesdienstzeiten nicht herumgehen!" Oder: "Nur für Beter!" So lese ich es in manchen Kathedralen und Kirchen. Es ist also doch ein Gespür dafür vorhanden, welch einen Sinn ein Kirchengebäude hat. Eine Kirche, sei es dass sie schlicht und einfach eingerichtet ist, sei es dass viele Kunstschätze in ihr zu sehen sind, ist zuerst eine Stätte des Gebetes, des Gottesdienstes. Gott ist die Mitte dieses Ortes. Ich habe nichts dagegen, wenn dann und wann ein Konzert aufgeführt wird. Doch wenn nicht in einer Kirche, wo dann sonst kann deutlich werden, dass Gott einen Platz, ja sogar den wichtigsten Platz hat. Zwar stehe ich auch auf dem Standpunkt, dass ich Gott überall begegnen kann, aber es braucht auch heilige und besondere Orte, an denen sich Menschen versammeln können oder sich zurückziehen können. Als Wallfahrtsseelsorger bin ich sehr froh, wenn sich die verschiedenen Gruppen nach Kirchenführungen eine kleine Andacht wünschen oder ein Marienlied oder wenn ein Kirchenführung mit der Feier der Heiligen Messe verbunden wird. Damit merke ich: viele Menschen sehen in der Kirche einen Ort, an dem sie Gott begegnen.
Wirtschaftliche Interessen
Das war offensichtlich das Motiv von Jesus, sich so zu verhalten, wie wir ihn sonst nicht kennen. Ihn hat offensichtlich ein heiliger Zorn gepackt. Jesus spürt: das Verhalten der Menschen ist ein klarer Beweis, dass sie sich von Gott entfernt hatten. Wirtschaftliche Interessen machten also auch vor dem Tempel und der Religion nicht Halt. Wo wirtschaftliche Interessen wichtig sind, da wird auch genau nach wirtschaftlichen Motiven gehandelt. Da hat der das Sagen, der am reichsten ist. Da ist die Ausbeutung armer und wirtschaftlich abhängiger Menschen nicht fern. Da gibt es Gier, da gibt es Neid. Ich weiß, dass die Kirche und auch die Christen notwendigen Gesetzen unterworfen sind. Wie schnell aber kann das Geld, der Handel wichtig werden, ja wichtiger als Gott und seine Gebote. Nicht dass sie wichtiger wären, nein es kann sogar noch schlimmer kommen: man kann darüber leicht Gott vergessen. Am allerschlimmsten ist es, wenn der Handel, das Geld an die Stelle Gottes tritt, wenn der Tempel dann nicht mehr Gott selbst gehört, dem Gott Israels, der "Jahwe" ist, der "Ich bin der Ich bin für euch da", dem Gott der Väter Abrahams, Jakobs und Isaaks, dem Gott, den Jesus Vater nennt, sondern dem Gott "Handel". Dagegen wehrt sich Jesus. Sein Verhalten ist ein Eifer für Gott, für den Glauben. Jesus entfernt alles, was von Gott wegführt. Ich bin froh über sein zorniges Verhalten, ist es doch ein Zorn aus Liebe zu Gott.
Näher zu mir und näher zu Gott kommen
Wir stehen in der Fastenzeit. Wir haben an diesem Sonntag das "Bergfest" der diesjährigen österlichen Bußzeit. "Bergfest" bedeutet: wir sind in der Mitte angelangt, nun geht es mit Riesenschritten auf Ostern zu. Ich habe neulich einen schönen Satz gelesen. Es geht nicht um ein "Weniger", es geht in der Fastenzeit um ein "Mehr". Fastenzeit ist nicht bloß eine Diätzeit. Verzicht darf kein Selbstzweck sein, sondern es hat den Sinn, mich wieder mehr zu Gott zu führen.
Wie kann das gehen? Jemand nimmt sich vor, in der Fastenzeit, weniger Fernseher zu schauen. Ist das für ihn eine Leistung, mit der er sich selbst etwas beweisen will oder merkt dieser Mensch mit der Zeit: dadurch, dass der Fernseher ausbleibt, gewinne ich Zeit für mich, Zeit für ein gutes Buch, Zeit für Meditation, Zeit für meine Mitmenschen. Ich gehe vielleicht abends weniger aufgewühlt ins Bett, weil ich durch den Verzicht auf das Fernsehen ruhiger bin, weil ich durch den Verzicht auf das Zappen weniger zerstreut bin. Dadurch bekomme ich mehr Schlaf, bin ruhiger und ausgeglichener. Das alles kommt dann mir und auch meinen Mitmenschen zugute. So kann ich durch jeden Verzicht gewinnen.
Die Fastenzeit ist also eine Zeit, in der ich näher zu mir und näher zu Gott kommen kann. Jeder Verzicht kann dazu helfen, mir wieder bewusst zu werden: was brauche ich für mein Leben wirklich.
Vieles setzen wir an die Stelle Gottes. Von dem müssen wir in unserem Leben immer wieder befreit werden. Es kann auch manchmal - um da im Bild des heutigen Evangeliums zu bleiben - auf sehr heftige Weise geschehen. Auf eine Weise, die zuerst hart aussieht, aber doch von einer leidenschaftlichen Liebe zu uns geprägt ist. Aus dem Leben von uns allen muss doch von Zeit zu Zeit herausgetrieben werden, was mit dem Glauben an Gott, mit unserer christlichen Einstellung nichts zu tun hat. Es ist wichtig, dass wir in jeder Fastenzeit immer wieder und immer mehr das loslassen, was uns von Gott wegführt.
Leidenschaftliche Liebe
Die leidenschaftliche Liebe, die Jesus im Evangelium zum Tempel zeigt, diese leidenschaftliche Liebe hat er für Gott und für jeden einzelnen. Diese leidenschaftliche Liebe war es, die ihn ans Kreuz gebracht hat. Aber das Kreuz war nicht Endstation, es war Durchgang zu einem neuen Leben. Der Tempel, von dem Jesus sagte: reißt diesen Tempel nieder, nach drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen, war der Tempel seines Leibes. Jesus ist dieser neue Tempel. Seine Gegner können das nicht so sehen und daran glauben. Seine Jünger begreifen es erst später, als sie erfahren: Jesus ist auferstanden. Wir müssen es immer wieder glauben lernen.
Nur dann können wir mit Paulus in seinem Brief an die Korinther sagen, dass Jesus als der Gekreuzigte Gottes Kraft und Gottes Weisheit ist. Diese Weisheit ist ganz anders als die Weisheit der Welt. Das Kreuz, das Leiden für die Botschaft aber ist für Jesus und damit auch für uns der Weg zum Heil. Im Kreuz zeigt sich, wer Gott für uns ist: ein Gott für uns Menschen. Wenn einer anderes an die Stelle Gottes, wird er sich und seinen Vorteil suchen. Auf dem ersten Blick und rein menschlich scheint das der Weg zu sein, aber bei genauerem Hinsehen werden wir merken, dass dieser Weg ins Verderben führen kann. Ich glaube, dass Jesus einfach darum so wütend wurde, weil Gott nicht die Ehre gegeben wurde.
Wegweiser zu einem gelungenen Leben
Jesus wurde wütend, um die Menschen zu schocken, um mich zu schocken. Denn die Menschen kannten die Gebote Gottes. Viele kannten die 10 Gebote, die wir in der ersten Lesung aus dem Buch Exodus gehört haben. Diese 10 Gebote werden leider oft als Verbote angesehen mit den Formulierungen "Du sollst nicht …", besonders vom 5. Bis zum 10. Gebot. Doch gerade die 10 Gebote sind Richtschnur, sind Wegweiser zu einem gelungenem Leben hin. Gott hat uns einen Weg gezeigt, wie wir friedlich in dieser Welt zusammen leben könnten, wie wir alle zufrieden und glücklich sein könnten.
Wenn wir Gott achten, neben ihn keine anderen Götter hätten, wenn wir das Eigentum, den Ehepartner achten, das Eigentum des anderen achteten, dann sähe auf der Welt, ja schon in meinem kleinen Umkreis ganz anders aus. Aus einem kleinen Vergehen kann doch sehr schnell eine falsche Haltung werden, die mir und anderen schadet. Die Finanz - und Wirtschaftskrise ist doch auch eine Quittung für vieles falsche Verhalten, das oft klein angefangen hat, doch viel größer und sehr tragisch geendet ist.
Geben wir diesem Gott, dem Gott Israels, der einst sein Volk aus Ägypten herausgeführt hat, zu dem Gott Abrahams, zu dem Gott, den Jesus uns Vater nennen lehrt, die Ehre. Tun wir das aus ganzem Herzen. Das zeigt sich dann auch, wie wir uns in Kirchenräumen verhalten, es zeigt sich in unseren Werten, in unserem Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen.
Die Tempelreinigung
Neulich sah man in der SZ ein kurioses Photo. Da standen die regierenden Häupter der EU regellos herum und alle starrten auf den Boden. Sie suchten nach ihrem jeweiligen markierten Standpunkt für das Gruppenfoto. Es ist eben nicht gleichgültig, wo man steht, am Rande oder im Zentrum.
Schon die Stellung also, die jemand oder etwas in einem Ganzen hat, bedeutet etwas, beinhaltet schon eine Botschaft.
Die Position der Tempelreinigung im Evangelium von Johannes
Da ist es interessant, dass wir im heutigen Evangelium von Johannes etwas Ähnliches finden. Es berichtet von der Tempelreinigung, der Vertreibung von Händlern aus dem Tempel. Nicht nur Johannes, auch die anderen drei Evangelisten berichten davon, Matthäus, Markus und Lukas. Bei diesen jedoch steht die Tempelreinigung nach dem Einzug Jesu in Jerusalem, die Tage also kurz vor dem Ende des Wirkens Jesu auf Erden. Das dürfte auch der geschichtliche Ort gewesen sein.
Johannes dagegen stellt dieses Ereignis entgegengesetzt, unmittelbar an den Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu. Das erweckt den Eindruck einer großen Überschrift, einer Programmansage.
Wenn wir etwas von diesem Programm Jesu erfahren wollen, müssen wir uns die Mühe machen, die Fakten näher zu betrachten, die örtlichen und zeitlichen Umstände genauer anzuschauen. So hören wir im Evangelium: "Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen."
Der Tempel zu Jerusalem
"Im Tempel." Der Tempel in Jerusalem bestand aus vielen Bauten, die ein beträchtliches Areal überdeckten. Im Zentrum stand das eigentliche Heiligtum. Dort befand sich der siebenarmige Leuchter und der Brandopferaltar. Um dieses Heiligtum lagen Vorhöfe: der der Priester, der Männer, der Frauen. Alles umgreifend dann der große Vorhof der Heiden, zu dem jedermann Zutritt hatte. Dieser Vorhof war eine riesige Anlage von etwa 400 mal 400 m Fläche, von gewaltigen, prächtigen Säulenhallen umstanden. Auf der Westseite dieses Vorhofs der Heiden, befand sich ein Verkaufsareal. Hier also spielte sich die Tempelreinigung Jesu ab.
Doch zurück zum Allerheiligsten. Dort stand wie gesagt der Brandopferaltar. Auf diesem wurde jeden Morgen zu Ehren Gottes ein Lamm dargebracht, dessen Fleisch dann verbrannt wurde. Den ganzen Tag bis zum nächsten Opfer sollte das Feuer brennen und sein Rauch zum Himmel steigen. Neben diesen offiziellen Opfern wurden viele private Opfer dargebracht.
Die Bedeutung des Opferkultes im Tempel
Den ganzen Tag also sollte der Rauch zum Himmel steigen. Das erinnert an den Auszug aus Ägypten und den Zug durch die Wüste. Dort heißt es, dass Gott dem Volk vorauszog um ihm den Weg zu weisen, in der Nacht als Feuersäule und am Tag in einer Wolkensäule. An diese Wolkensäule, dem Zeichen der Gegenwart des wegweisenden Gottes, sollte das Rauchopfer erinnern.
Damit zeigt sich, dass der Tempel nicht nur die Gegenwart des Bundesgottes bedeutete, dem man Gebete und Gottesdienste weihte, sondern dass der ganze Gottesdienst ganz wesentlich mit der Opferung von Tieren und Speisen zusammenhing, dass der Opferkult eine zentrale Stellung einnahm. Das hebräische Wort für Altar war bezeichnenderweise "Schlachtstelle". Ein Exeget des Alten Testaments sagt deshalb, dass man die Bedeutung des Opferkultes für Israel gar nicht überschätzen könne. Das erweist sich gerade auch durch die Größe der Verkaufsstelle. Der Händlerbereich erstreckte sich ja auf ein Viertel des Vorhofs der Heiden, also auf einem Gelände von der etwa 100 x 400 Metern, d.h. 4 Hektar.
Die Vertreibung der Händler
Von diesem Händlerbereich erzählt nun das Evangelium: "Jesus machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttet er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!"
Jesus geht tätlich gegen Leute vor. Das ist das einzige Mal, dass wir von einer solchen Aggressionstat Jesu hören. Aber selbst dies ist mit Einschränkung zu verstehen. Denn wenn man die oben dargelegten Umstände genauer betrachtet, ergibt sich eine erstaunliche Diskrepanz: Der Händlerbereich beanspruchte wie schon gesagt eine riesige Fläche. Selbst wenn nicht nur Jesus, sondern alle Apostel zusammen auf die Händler losgegangen wären, hätten sie die Vertreibung nicht geschafft. Das Areal war viel zu groß, eine Tempelaustreibung auf der ganzen Linie ist deshalb nicht vorstellbar. Das zeigt sich auch darin, dass Jesus von niemandem gehindert wurde, weder von den Händlern selbst, noch von der Tempelpolizei, noch von den Römern. Jesus hat diese Austreibung sicher nur in einem kleinen Bereich des ganzen Marktes durchgeführt. Es handelt sich also um eine Symbolhandlung, eine Zeichensetzung, die zuerst einmal sagen soll, dass man den Tempel des Herrn nicht in eine Kaufhalle verwandeln darf. *)
Die hintergründige Aussage der Symbolhandlung
Aber dahinter zeichnet sich eine andere Aussage ab, die klar erst später benannt wird (Joh 4,21 ff), eine Aussage von großer Tragweite: Jesus stellt die zentrale Bedeutung des jüdischer Gottesdienstes jener Zeit, in Frage: den Sinn von Schlacht- und Brandopfern jeglicher Art. Der ganze Opferkult des Tempels, in der Sicht Israels jener Zeit die Grundfesten der Verehrung Gottes, wird in Frage gestellt.
Warum? Weil es nur noch 1 Opfer geben wird, das Opfer des Gottessohnes am Kreuz. Im Brief an die Hebräer, zeitgenössisch mit dem Johannesevangelium, wird es klar ausgedrückt:
"Darum spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht-
und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir
geschaffen; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen.
Da sagte ich: Ja, ich komme, . . . um deinen Willen, Gott, zu tun." (Heb10:5)
Der Wille Gottes aber war, dass der Sohn seinen Leib ans Kreuz geben sollte, zur Vergebung der Sünden der Welt: "Jesus, der Gott gleich war, hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein, . . . sondern er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz."
Das einzigartige Opfer
Ein für alle Mal sollten all die vielen Opfer aufgehoben und eingeschlossen sein in das eine Opfer des Gottessohns. Und dieses Opfer Christi am Kreuz ist zwar ein historisches Ereignis, hat Ort und Datum in der Geschichte, aber nicht nur. Es ist kein Geschehen, an das wir uns als ein vergangenes erinnern. Es ist zugleich übergeschichtlich. Wenn der Priester die Worte Jesu beim letzten Abendmahl spricht, "das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, . . . das ist mein Blut, das für euch vergossen wird", dann ist für uns der Kreuzestod Christi Gegenwart.
Wenn wir nun hintreten zum Altar, zum Tisch des Abendmahls Christi, zum Opferaltar des Kreuzes, sind wir hineingenommen in Christi Erlösungstod. Dann geschieht, was wir nach der Wandlung beten: "Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit."
*) Die exegetischen Angaben sind größeren Teils entnommen aus: Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament 4/1, Jürgen Becker, Das Evangelium nach Johannes, Würzburg 21985, S. 120 ff
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 81: Lobet den Herren alle, die ihn ehren (4. Str.)
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 144: Nun jauchzt dem Herren, alle Welt (2. und 4. Str.)
GL 211: Wir rühmen dich, König der Herrlichkeit
GL 267: O Mensch, bewein dein Sünde groß
GL 268: Erbarme dich, erbarm dich mein
GL 269: Du Sonne der Gerechtigkeit
GL 271: O Herr, aus tiefer Klage
GL 273: O Herr, nimm unsre Schuld
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt (4. Str.)
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 397: All meine Quellen entspringen in dir (Kanon)
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 449: Herr, wir hören auf dein Wort
GL 453: Bewahre uns Gott, behüte uns Gott
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 543: Wohl denen, die da wandeln (1.-3. Str.)
Kehrverse und Psalmen:
GL 79,1: Der Name des Herrn ist erhaben: Seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel. - Mit Psalm 19 (GL 35,2) - VII.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 19
GL 639,3-: Beim Herrn ist Barmherzigkeit, bei ihm ist Erlösung in Fülle - Mit Psalm 130 - II.
GL 639,5-6: Bekehre uns, vergib die Sünde, schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen. - Mit Jes 55,6-7
- Einleitung8
Manfred Wussow (2024)
In unserem Gottesdienst begegnen uns heute wieder alte Bekannte: die Zehn Gebote. In Kurzform haben Sie sie vielleicht sogar auswendig gelernt. Können Sie sie noch? Als sie dem Volk Israel gegeben wurden, stand hinter ihnen eine große Befreiungsgeschichte. Der Auszug aus Ägypten, aus der Knechtschaft, aus der Sklaverei. Die Menschen waren auf dem Weg in ein „gelobtes“ Land. Wir alle sollen … leben!
Im Evangelium begegnet uns Jesus, wie er im Tempel von Jerusalem Randale macht. Die vielen Äußerlichkeiten – weg damit. Die Opfer – weg mit ihnen. Die heiligen Geschäfte – weg mit ihnen. Auch das ist eine große Befreiungsgeschichte. Jesus selbst ist der Tempel, der Menschen einen Raum der Liebe öffnet. Wir alle sollen … leben!
Der Herr ist in unserer Mitte.
Ihn rufen wir an:
Martin Stewen (2021) - gut und gerecht leben
Wir stehen in der Zeit der Busse und Umkehr. Doch Gott will keine grossen Taten. Der österliche Mensch ist der Mensch, der sein Leben gut und gerecht lebt – vor Gott und den Menschen. Das tönt einfach, ist es aber oft nicht.
Gastautor*in (2021)
Am heutigen Fastensonntag begegnet uns Jesus im Evangelium als Mensch, ergriffen von seinen eigenen großen Emotionen, als Mensch mit Ecken und Kanten. Wir haben uns am ersten Tag der Woche vor Gott versammelt und dürfen vor ihn tragen, was als Last unsere Schultern drückt. Wir dürfen Gott anvertrauen, was uns schwer im Magen liegt. Wir dürfen jubelnd vorbringen, was uns ermutigt, erfreut und begeistert.
Im Kyrie wollen wir jetzt gemeinsam (wie der blinde Bettler Bartimäus) unserem Herrn voll Hoffnung und Freude, „Herr erbarme dich“ zurufen.
© Diakon Hans Wachter, Ausbildungsleiter für PAss der ED Wien j.wachter(at)edw.or.at
Ludwig Götz (2018)
Mitten in der Fastenzeit begegnet uns die Evangelienstelle, wo Jesus Geldwechsler und Händler aus den Tempel treibt. Auch wenn dieser Vorgang das Fasten nicht zum Thema hat, will er uns dem österlichen Leben näher bringen. Damals wie heute schleichen sich Beschäftigungen und Ersatzhandlungen ein, die uns den Weg zu Gott erschweren. Wo wir Gott auf Distanz halten, und unsere Beziehung zu ihm nicht wächst, bitten wir um Erbarmen und Hilfe.
Schuldbekenntnis...
Jörg Thiemann (2015)
Wir wollen in dieser Stunde Gott feiern. Damit erkennen wir ihn an als den einzigen und wahren Gott. Dieser Gott ist anders als wir Menschen, anders als die Welt ist. In Jesus spricht er zu uns. In Jesus lädt er uns ein zum Mahl der Liebe. Wir brauchen Orte, die nur den einen Zweck haben: diesem Gott zu begegnen. Jesus zeigt dieses in der Tempelreinigung. Jesus führt die Menschen zu Gott zurück. Lassen wir uns zu dieser Liebe neu zurückführen.
Bernhard Rathmer (2015)
Da geht mir so etwas richtig gegen den Strich. So wie es ist, so wie die anderen damit umgehen, halte ich für falsch. Hier geht etwas verloren, was mir doch wichtig ist... Selbst Gott kommt zu kurz, wenn das so geschieht, und dann erst recht der Mensch.
Solche Gedanken mögen sie kennen, mir sind sie ebenfalls nicht fremd. Was dann tun?
Jesus geht es im heutigen Evangelium genauso. Und er handelt. Handelt so, dass es zunächst befremdet. - Warum?
Jörg Thiemann (2012)
Dieser Ort ist ein Ort des Gebetes. Diese Zeit, die Stunde, die vor uns liegt, ist eine Zeit des Gebetes, eine besondere Zeit, in der wir mit Gott verbunden sind. Gott spricht zu uns sein Wort. Heute schenkt es uns Orientierung, aber auch eine Korrektur unseres Lebens.
Gott aber ermutigt uns, Jesus als den Herrn zu bekennen, zu erkennen, dass Jesus damals wie heute der Ort ist, Gott zu begegnen, der eigentliche Tempel, die eigentliche Kirche.
Wo wir der Erneuerung bedürfen, bitten wir IHN, den auferstandenen Herrn um sein Erbarmen.
Jörg Thiemann (2009)
Orte und Zeiten sind wichtig, sie sind uns heilig. Weil Ihnen und auch mir dieser Ort und diese Zeit heilig ist, darum haben wir uns versammelt. Wir wollen Gott begegnen, sein Wort hören, uns seine Liebe wieder neu zeigen lassen. Das kann uns helfen, bewusst aus dem Glauben zu leben.
Wir brauchen diese heiligen Orte und Zeiten. Sie helfen uns, innezuhalten. Erneuern wir in dieser Feier unsere Liebe zu Gott.
Bevor wir IHM begegnen, dem Auferstandenem, wollen wir uns besinnen, IHN begrüßen als die Mitte unserer Gemeinschaft, in der Mitte unseres Herzens.
- Bußakt1
Jörg Thiemann (2012)
Reißt diesen Tempel nieder,
ich werde ihn nach drei Tagen neu aufbauen,
so sprichst du, Jesus, zu den Menschen:
Wir brauchen immer wieder neu die Umkehr zu dir.
Herr, erbarme dich.
Wir brauchen immer wieder neu, dass du unser Leben heilst.
Christus, erbarme dich.
Wir brauchen immer wieder neu deine Führung.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie7
Manfred Wussow (2024)
Wir sind jeden Tag unseres Lebens unterwegs.
Hoffnungsgeschichten suchen wir überall.
Lass uns mit deiner Weisung glücklich sein.
Herr, erbarme dich.
Du bist den Weg in den Tod gegangen.
Fromme Routinen hast du durchbrochen.
Hilf uns, auf dich unser Vertrauen zu setzen.
Christus, erbarme dich.
In unseren Köpfen wägen wir ab:
Leistungen und Gegenleistungen.
Schenke uns das Wunder der Barmherzigkeit.
Herr, erbarme dich.
Wir freuen uns über das Psalmwort:
„Die Befehle des Herrn sind gerade, *
sie erfüllen das Herz mit Freude.
Das Gebot des Herrn ist rein, *
es erleuchtet die Augen“
(Ps 19)
Edith Furtmann (2024)
Herr, guter Gott,
du hast deinen Sohn in die Welt gesandt.
Herr, erbarme dich.
Er hat uns erlöst.
Christus erbarme dich.
Ihm dürfen wir nachfolgen.
Herr, erbarme dich.
Martin Stewen (2021) - Umkehr und Neuanfang
Jesus Christus du rufst uns zu Umkehr und Neuanfang.
Herr erbarme dich.
Jesus Christus, du willst unseren inneren Wandel.
Christus erbarme dich.
Jesus Christus, du bist Richtschnur und Massstab.
Herr erbarme dich.
Der gute Gott befreie uns von Schuld und Sünde,
er schenke uns Frieden mit ihm und untereinander
und lasse uns einziehen in sein ewiges Reich. – Amen.
Gastautor*in (2021)
Jesus,
in deiner Sehnsucht nach aufrechter, mutiger und demütiger Gottesliebe begegnest du uns Menschen im Evangelium.
Herr erbarme dich.
Jesus,
in deiner Liebe zu Gott und den Menschen warst du bereit, Kreuz und Leid auf dich zu nehmen.
Christus erbarme dich.
Jesus,
in dir ist Gott gegenwärtig. Durch unsere Verbindung mit dir und dem Wirken des Heiligen Geistes sind auch wir zur Wohnung Gottes geworden.
Herr erbarme dich.
© Diakon Hans Wachter, Ausbildungsleiter für PAss der ED Wien j.wachter(at)edw.or.at
Beatrix Senft (2021) - zuhause im Glauben
Herr, Jesus Christus, du konntest es nicht ertragen, dass das Haus deines Vaters marktschreierisch entehrt wurde.
Wir wissen oft gar nicht, wo unser „Zuhause“ im Glauben ist.
Herr, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, du suchtest den Weg in die Stille, um deinen Weg und Auftrag zu finden.
Wir haben oft gar kein Gespür mehr dafür, was Stille in uns freisetzten will.
Christus, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, du bist achtsam auf die Menschen zugegangen und wusstest, was in ihrem Inneren vorgeht.
Wir gehen meist achtlos aneinander vorbei.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2015)
Herr Jesus Christus,
du Sohn des einzigen wahren und lebendigen Gottes.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
dein Sterben am Kreuz ist ein Weg der Liebe.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
der du die Menschen kennst und weißt, was in ihrem Inneren ist.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2009)
Herr Jesus Christus, der Eifer für dein Haus verzehrt dich
Wo wir gleichgültig sind, rufen wir zu dir:
Herr, erbarme dich.
Wo wir zu bequem sind, den Glauben zu leben, da rufen wir:
Christus, erbarme dich.
Wo wir dir nicht den ersten Platz geben, da rufen wir:
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Fastenzeit 3 So: lass uns Vergebung finden
Gott, unser Vater,
du bist der Quell des Erbarmens und der Güte,
wir stehen als Sünder vor dir,
und unser Gewissen klagt uns an
Sieh auf unsere Not und lass uns Vergebung finden
durch Fasten, Gebet und Werke der Liebe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 3. Fastensonntag
Messbuch - TG Fastenzeit 4 Mo: gib der Kirche, was sie in dieser Zeit braucht
Allherrschender Gott,
du schenkst uns im österlichen Geheimnis
jenes wunderbare Leben,
das die Welt unablässig erneuert.
Laß das Werk deiner Gnade in der Kirche mächtig werden
und gib ihr alles, was sie in dieser Zeit braucht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Montag der 4. Fastenwoche
Messbuch - TG Ostern 3 Fr: Erwecke uns zum neuen Leben
Allmächtiger Gott,
wir glauben und bekennen,
dass unser Herr Jesus Christus
für uns gestorben und auferstanden ist.
Erwecke auch uns
durch die Kraft des Heiligen Geistes
zum neuen Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 3 Freitag der Osterzeit
- Eröffnungsgebet7
Sonntagsbibel
Herr, unser Gott,
du schaust auf unsere Gesinnung und unser Herz.
Laß uns in Kraft und Weisheit deinem Sohn nachfolgen,
der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Manfred Wussow (2024)
Dich, Gott, kennen wir als den Befreier
aus Unterdrückung, Engherzigkeit und Angst.
Wir danken dir für viele gute Wege,
auch für so manchen beschwerlichen Weg,
auf dem wir uns erfahren
und ausprobieren konnten.
Du führst Menschen auch durch die Wüste.
Um Geduld und Weitsicht bitten wir dich heute
und um Mut,
Hass und Unterdrückung zu wehren,
Frieden und Gerechtigkeit zu teilen
und den vielen Lügenmärchen
nicht auch noch freiwillig auf den Leim zu gehen.
Du lässt uns in einem Raum der Liebe leben,
in einem Tempel, nicht aus Steinen gemacht.
In Christus, unserem Herrn,
mit uns auf dem Weg
in die Ewigkeit. – Amen.
Martin Stewen (2021) - auf das Wesentliche besinnen
Guter Gott,
du willst, dass wir uns als Glaubende
in dieser Zeit der Umkehr auf das Wesentliche besinnen
und dir mit unserem ganzen Leben folgen.
Lenke unser Tun und Denken auf das,
was auf dem Weg zu dir wirklich zählt.
Mach uns offen für dein Wirken in dieser Welt,
das uns oft überrascht und unverständlich erscheint.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. – Amen.
Ludwig Götz (2018)
Gott, unser Vater,
in Jesus Christus bist du in unser unfertiges Leben eingestiegen
und bist auch in schwierigen Situationen nicht ausgestiegen.
Heute und in Zukunft gehst du den Weg mit uns weiter
bis hin zur österlichen Vollendung.
Wir bitten dich,
dass wir uns in dieser Fastenzeit bewusster auf dein Wort einlassen,
damit unser christliches Leben glaubwürdiger wird.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2012)
Jesus, du bist der Tempel,
der Ort, an dem Gott wohnt,
nicht nur in einem Haus aus Steinen.
Herr Jesus,
wir kommen zu dir, dein Wort zu hören
dein Wort, das uns sagt: ich liebe dich, du Mensch.
Wir kommen zu dir, dich zu empfangen,
wandle uns in dieser Feier,
denn du bist der Tempel,
der Ort, an dem wir die Liebe erfahren. Amen.
Jörg Thiemann (2015)
Guter Gott,
du willst, dass unser Leben gelingt,
dass wir in Frieden miteinander leben.
Wir Menschen gehen eigene Wege.
Doch du hast Jesus gesandt.
Er zeigt uns deine Liebe.
Er führt uns zu dir zurück.
Durch seine Worte und durch seine Taten.
Lass uns ihn erkennen.
Dazu helfe uns jetzt dein Wort.
Dazu öffne dein Mahl unsere Herzen. - Amen.
Jörg Thiemann (2009)
Jesus, jetzt ist eine besondere Stunde für uns:
Denn du sprichst zu uns - Öffne unsere Herzen.
Denn du bist uns nahe - Öffne unsere Herzen.
Denn du schenkst uns deine Liebe.- Öffne unsere Herzen.
Jesus, wir sind an einem besonderen Ort:
Denn wir haben uns in deinem Namen versammelt - Öffne uns für dich und füreinander.
Denn wir wollen zu dir beten, mit dir sprechen - Öffne unsere Sinne.
Erfülle sie, denn dein Heiliger Geist betet in uns.
Jesus, du bist mitten unter uns wie du es verheißen hast,
denn in deinem Namen sind wir hier versammelt.
- Fürbitten15
Manfred Wussow (2024)
Jesus hat im Tempel aufgeräumt. Heiligen Geschäften ist er zu Leibe gerückt. Für ihn muss kein Mensch ein Opfer bringen.
Wir beten für Menschen, die auch heute noch zu Opfern gemacht werden, die als Bauernopfer dienen müssen, die aus einer Opferrolle nicht mehr heraus gelassen werden.
Hilf uns, die Zeichen zu sehen, die Jesus tat.
Wir beten für Menschen, die mit allem ihre Geschäfte machen, mit Hoffnungen, die in die Irre führen, mit fake news, die keine Wahrheit mehr kennen.
Hilf uns, die Zeichen zu sehen, die Jesus tat.
Wir beten für Menschen, die Rädern in die Speichen fallen, die Lügen entlarven, die sich auf die Seite der Opfer stellen.
Hilf uns, die Zeichen zu sehen, die Jesus tat.
Wir beten für Menschen, die in der Kirche Gemeinschaft gestalten, eine Heimat für kritische Zeitgenossen, eine Oase für müde und enttäuschte Menschen.
Hilf uns, die Zeichen zu sehen, die Jesus tat.
Wir beten für Menschen, die krank sind und alt, und für die, die ihnen zur Seite stehen.
Für Menschen, die sterben und für die, die ihren Weg begleiten.
Hilf uns, die Zeichen zu sehen, die Jesus tat.
Wir freuen uns über jeden Raum, in dem Menschen angenommen und geliebt werden.
Wir wollen selber Raum sein, in dem Gottes Name wohnt.
"Die Furcht des Herrn ist lauter, *
sie besteht für immer.
Die Urteile des Herrn sind wahrhaftig, *
gerecht sind sie alle.
Renate Witzani (2024)
Fürbitten für den 3. Fastensonntag / 3.3.2024
Für Christinnen und Christen ist Jesus der Weg, der zum Vater führt.
Ihn lasst uns bitten:
Um deinen Geist für alle, die durch die Verkündigung deiner Botschaft andere auf ihrem Weg zum Heil begleiten.
Um ein Miteinander von Politik und Zivilgesellschaft bei der Erhaltung der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen zum Wohl der ganzen Schöpfung.
Um Stärke im Glauben an dein Erlösungswerk für alle, die sich derzeit auf ihre Taufe zu Ostern vorbereiten.
Um Weisheit beim Lesen der Bibel und um Erkenntnis, wie revolutionär deine Botschaft für die Menschheit ist.
Um die Überfülle deiner Barmherzigkeit und Liebe für unsere Verstorbenen.
Mit allen, die sich weltweit Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst versammeln, bringen wir dir in der Einheit mit dem Vater und dem Hl. Geist unseren Dank und unser Lob dar. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
Guter Gott,
dein Sohn hat die Händler aus dem Tempel vertrieben. Er wollte, dass das Gotteshaus ein Ort der Andacht und des Gebetes ist.
Wir bitten dich:
Für die Verantwortlichen in unserer Kirche,
dass sie erkennen, wo die Kirche zum Ort seelenloser Gesetze und Riten geworden ist, und sich für notwendige Veränderungen einsetzen, damit die Option für Menschlichkeit und Nächstenliebe in den Vordergrund tritt.
Für die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft,
dass sie erkennen, wo das Festhalten an Regeln und Gewohnheiten für die Zukunft der Menschen schädlich ist, und sich trauen, notwendige Änderungen zu benennen und herbeizuführen.
Für alle Menschen, die erkennen, dass ihr Leben in einer Sackgasse angekommen ist,
dass sie den Mut haben aufzubrechen, neue Wege zu suchen, auch wenn sie steinig sind, und alle Mühen aushalten, die Veränderungen mit sich bringen.
Für alle Menschen, die andere in Krisensituationen begleiten, haupt- oder ehrenamtlich; in der Seelsorge und Psychotherapie, im Gesundheitswesen und im Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Verleihe ihnen Empathie und Mut, den ihnen anvertrauten Menschen neue Wege aufzuzeigen, und hilf ihnen, diese auch zu gehen.
Für alle Menschen, die ihr ganzes Leben in deinen Dienst gestellt haben.
Verzeihe ihre Fehler, belohne ihren Einsatz und segne ihren Weg mit dir.
Für alle Menschen, die Angst vor der Zukunft haben und die erkennen, wie rechte Populisten unser Miteinander und unsere Demokratie zu stören suchen.
Gib ihnen Mut und Kraft, nicht mehr zu schweigen, aufzustehen und sich Menschenfeinden entgegenzustellen, damit die Zukunft in unserem Land für alle lebenswert bleibt und die Spalter keinen Erfolg haben.
Für die Menschen, die ihren irdischen Weg bereits beendet haben.
Nimm sie auf in Dein Reich.
Guter Gott,
du hast uns in die Nachfolge Jesu berufen. Wir wissen, dass dies eine Lebensaufgabe ist und dass wir auch scheitern können. Du ermöglichst uns den Neuanfang. Bleibe bei uns auf unserem Weg.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2021) - du willst uns zu einem Leben in Fülle führen
Gott, du zeigst dich uns immer wieder auf neue und unerwartete Weise.
Vor dich tragen wir unsere Anliegen:
Wir bitten dich für alle Menschen, die in dieser Zeit der Umkehr erkennen müssen, dass vieles falsch in ihrem Leben gelaufen ist.
Lass sie nicht allein in ihrem Erschrecken, in ihrem Schmerz und in ihrer Trauer.
Schenke ihnen Mut zu einem Neuanfang.
Wir beten für alle, die Menschen in Krisensituationen begleiten. Wir denken an Ärzte, Psychologinnen, Seelsorgende.
Gib ihnen Weitsicht, Mut und Einfühlungsvermögen, gemeinsam mit den Hilfesuchenden neue, gangbare Lebenswege zu entdecken.
Wir denken auch an die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Kirche.
Lass ihnen starke Propheten und Prophetinnen begegnen, die ihnen aufzeigen, wo sie dringend etwas aufzuräumen haben.
Gib den Verantwortlichen die Einsicht und die Kraft, notwendige Veränderungen auch durchzusetzen.
Wir hoffen, für alle Menschen, die das irdische Leben verlassen haben und auf einen Platz in deinem Reich hoffen.
Erweise du dich als der Vollender ihres Lebens, auf den sie immer gesetzt haben.
Guter Gott, du willst nicht, dass alles beim Alten bleibt, du willst alles neu machen und uns zu einem Leben in Fülle führen. Das ist manchmal ziemlich unbequem.
Auch wenn wir dich nicht immer begreifen, wir danken dir, dass du mit uns gehst. -
Durch Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Bruder. – Amen.
Gastautor*in (2021)
Du liebender, menschenfreundlicher Gott, du bist die Mitte und der Angelpunkt unserer Gemeinde. Bittend treten wir vor dich:
Als Gemeinde erheben wir unser Wort und beten für alle Menschen, die psychisch am Ende sind.
Hilf uns helfen, kreativ und mit einem Herzen voller Freude.
Als Gemeinde erheben wir unser Wort und beten für alle Menschen, die ihre Arbeit verloren haben.
Hilf uns helfen, Chanen zu ergreifen und Kontakte und Verbindungen zu nützen.
Als Gemeinde erheben wir unser Wort und beten für alle Menschen, deren Ehe oder Beziehungen zerbrochen ist.
Hilf uns helfen, wo Ermutigung und Nähe heilsam sein kann.
Als Gemeinde erheben wir unser Wort und beten für die Regierenden.
Lass sie das Wohl aller mehr im Blick haben als parteipolitische Interessen.
Und hilf uns helfen, wo wir das Gemeinwohl unterstützen können.
Als Gemeinde erheben wir unser Wort und beten für alle Verstorbenen.
Lass sie Wohnung finden bei dir in deinem Reich.
Und hilf uns den Trauernden helfen, Trost und Hoffnung zu finden.
Du liebender, menschenfreundlicher Gott,
du wohnst in uns und bist bereit, mit jedem Menschen den Weg des Lebens zu gehen.
Dafür danken wir dir und preisen dich alle Tage unseres Lebens. – Amen.
© Diakon Hans Wachter, Ausbildungsleiter für PAss der ED Wien j.wachter(at)edw.or.at
Renate Witzani (2021)
Beten wir zusammen um das Kommen des Reiches Gottes unter uns:
Um eine Kirche, die zum Zeichen deiner Gegenwart unter uns wird.
Um mehr Sensibilität in unserer Gesellschaft für die Gekreuzigten unserer Tage.
Um Aufmerksamkeit und Solidarität für alles, was die Menschen um uns zu einem erfüllten Leben brauchen.
Um einen klaren Blick auf die verschiedenen Götzen in unserem Leben.
Um deine Barmherzigkeit und Nähe für unsere Verstorbenen.
Dich Vater bitten wir, dass wir die Zeichen deiner Gegenwart erkennen und aus dir, unserer Mitte, leben und handeln
durch Christus, den du mit deiner Kraft vom ewigen Tod befreit hast, im Heiligen Geist. - Amen.
Ludwig Götz (2018)
Herr Jesus Christus,
Oft sind wir umtriebig und ruhelos wie die geschäftigen Händler und Geldwechsler damals.
Darum bitten wir dich :
Lass uns immer wieder erfahren, wie lebenfördernd Stille sein kann.
Heilige Orte sind in Gefahr, von Geschäftemachern missbraucht zu werden.
Lass Betende zu den Erfahrungen vordringen, die am Beginn der Wallfahrten zu diesen heiligen Orten gemacht wurden.
Die Feste im Kirchenjahr führen uns an die Geheimnisse unseres Glaubens heran.
Hilf, dass wir nicht im Vorfeld stehen bleiben.
Wenn wir den Sonntag heilig halten, dann kann er uns heiligen.
Lass uns die arbeitsfreie Zeit nützen,
um das eigene Denken und Tun mit Deinen Augen zu betrachten.
Für Menschen, die am Sonntag arbeiten müssen, ist es schwieriger, aus der Betriebsamkeit auszusteigen.
Lass sie dennoch Gelegenheiten finden, wo sie ihr Tun überdenken und den Sinn ihres Lebens entdecken können.
Oft scheiden Verwandte und Bekannte überraschend aus dem Leben.
Lass uns im Gedenken an sie erkennen, was vor dem Mitmenschen und vor Gott bleibenden Bestand hat.
Guter Gott,
du willst nicht den Tod des Sünders, sondern dass er lebt.
Dir sei Dank und Lobpreis in alle Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Gott wendet sich uns zu und will uns in die Freiheit der Kinder Gottes führen.
Lasst uns ihn bitten, dass wir uns in diesen Wochen der Vorbereitung auf Ostern von all dem befreien, was uns am Weg zu ihm hindert:
Für die Kirchen in Asien, Afrika und Lateinamerika,
mit denen wir uns durch die heurige Fastenaktion solidarisieren
und mit ihnen teilen wollen.
Für alle Partnerorganisationen der Aktion Familienfasttag,
die durch ihre Projekte für Frieden und eine gerechtere Welt eintreten.
Für alle Frauen, die erst mühsam ihre Rechte kennenlernen
und ihr Selbstwertgefühl entwickeln müssen.
Für uns selbst, dass wir zu Menschen reifen,
die den Wert der anderen und ihrer Kulturen schätzen.
Für unsere Verstorbenen,
dass du an ihnen deine Verheißungen erfüllst.
Denn deine heilsame Gegenwart dürfen wir überall dort erfahren,
wo wir uns für die Erfüllung der Sehnsucht der Menschen nach Recht, Frieden und Versöhnung einsetzen.
Das erbitten wir von dir, dem Vater,
durch Christus, unseren Herrn, im Heiligen Geist. - Amen.
Jörg Thiemann (2015)
Guter Gott, der du uns Wege zeigst
und uns immer wieder zu dir zurückführst.
Wir bitten dich:
Mach deiner Kirche Mut, Schwächen und Fehler zu erkennen
und zu dir umzukehren.
Lass alle kirchlichen Gebäude und alle Kapellen Orte der Anbetung und der Begegnung mit dir werden.
Führe alle zur Einsicht, die ihre Ziele mit Gewalt und Unterdrückung erreichen wollen.
Hilf Frieden und Versöhnung stiften dort,
wo Hass und Streit das Zusammenleben vergiften.
Schenke echte Freundschaft denen, die einsam und verlassen sind,
auf dass diese Menschen nicht verzweifeln.
Gib, dass unsere Kinder und Jugendlichen Vorbilder erleben,
die sie zu einem gelungenen Leben führen.
Auf dich bauen wir, auf dich hoffen wir, dir vertrauen wir,
jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Bernhard Rathmer (2015)
Gott, der uns vorangeht,
bitten wir für uns und unsere Welt.
Für alle, die in Staat und Gesellschaft an Verordnungen und Gesetzten mitwirken:
dass sie die Würde jedes Menschen zum Ausgangspunkt ihrer Entscheidungen machen.
Gott unser Vater...
Oft ertappen wir uns, dass wir Meinungen nachplappern.
Beschenke uns ständig neu mit der Gabe, Zusammenhänge zu hinterfragen, sie zu durchschauen, und kritisch mit unseren Sichtweisen, Beurteilungen und Meinungen umzugehen.
Menschen, Völker und Länder rüsten zum Krieg und gehen aufeinander los.
Befähige uns Menschen, im Anderen die Not, das Elend und den Jammer zu sehen, um von Grausamkeit, Brutalität und Gewalt Abstand nehmen zu können.
Auf vielfältige Weisen zerstören Menschen das eigene Leben,
ruinieren sich und geben sich selbst auf.
Wir sprechen oft von deiner Gnade, Gott.
Wirke begnadend, damit Menschen, aber auch wir selbst,
von dir her mit Lebenssinn gefüllt werden.
Nimm du unsere Verstorbenen bei dir auf
und führe sie in das verheißene gelobte Land.
Diese Bitten höre, du unser Gott, für uns und unsere Welt.
Durch Christus unseren Herrn. – Amen.
Renate Witzani (2015)
Gott, allmächtiger Vater!
Du hast deinem Sohn göttliche Macht übergeben.
Das zu glauben begründet unseren persönlichen christlichen Glauben.
Gemeinsam lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, stärke unseren Glauben!
Immer dann, wenn deine Kirche um die richtigen Antworten auf die Fragen unserer Zeit ringt.
Allmächtiger Gott, stärke unseren Glauben!
Immer dann, wenn Christen weltweit wegen ihres Glaubens bedroht, verfolgt und getötet werden.
Allmächtiger Gott, stärke unseren Glauben!
Immer dann, wenn existenzielle Krisen Menschen aufrütteln
und sie nach Sinn und Halt suchen.
Allmächtiger Gott, stärke unseren Glauben!
Immer dann, wenn wir dir im Empfang der Sakramente der Versöhnung und Eucharistie begegnen.
Allmächtiger Gott, stärke unseren Glauben!
Immer dann, wenn wir im Gedenken an unsere Verstorbenen dich um ihr ewiges Heil bitten.
Allmächtiger Gott, stärke unseren Glauben!
Denn du bist der Ursprung der göttlichen Macht,
die uns in Christus erschienen ist.
Dir gilt unser Lobpreis und Dank, jetzt und in Ewigkeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2012)
Herr Jesus Christus,
du rufst die Menschen, immer wieder auf, zu Gott umzukehren.
Dich bitten wir voller Hoffnung:
Für die Verantwortlichen in der Kirche,
dass sie Vorbilder sind,
dass sie durch ihr Leben das Heilige zu bewahren oder neu zu entdecken helfen.
Für die Menschen, die ziellos durch Leben gehen,
dass sie deine frohe Botschaft als Hilfe entdecken können.
Für die jungen Menschen, die ihren Platz im Leben suchen,
dass sie sich von deinen Worten leiten lassen
und die christlichen Werte ihnen wichtig werden.
Für alle Menschen, die schwere Entscheidungen treffen,
dass sie deine Liebe und das Wohl der Mitmenschen nicht außer Acht lassen.
Für alle, die in dieser Zeit der Umkehr und der Buße bewusst anders leben als sonst,
dass sie frei werden von dem, was sie von einem Leben mit dir hindert.
Dich loben und preisen wir,
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
Hans Schalk (2009)
Zu Jesus Christus, der uns berufen hat,
mit ihm sein Leib zu sein, beten wir:
Öffne unser Herz für deinen Lebensstil:
ganz für den Vater und für die Menschen zu leben!
Christus, erhöre uns!
Lass uns neu bewusst werden,
wo wir als Christen zu Hause sind:
dort, wo du lebst!
Christus, erhöre uns!
Lass immer mehr Menschen entdecken,
wie befreiend es ist, in deinem Sinne zu leben!
Christus, erhöre uns!
Sei mit all den Menschen, die in Bedrängnis und Not geraten sind,
und mit all denen, die den in Bedrängnis und Not Geratenen beistehen!
Christus, erhöre uns!
Herr, der du für uns und mit uns lebst
und mit uns für die Menschen leben willst:
lass uns die Freude eines solchen Lebens erfahren,
der du lebst und herrscht in alle Ewigkeit!
Jörg Thiemann (2009)
Gott, du bist der Gott Israels,
der Gott, den dein Sohn Jesus uns Vater zu nennen gelehrt hat.
Wir bitten dich:
Erfülle all unsere Herzen mit einer echten und tiefen Liebe zu dir,
die sich im Denken und Handeln auswirkt.
Erfülle die Herzen aller Menschen, die nicht an dich glauben können,
mit einer Bereitschaft, immer wieder neu nach dir zu fragen.
Erfülle die Herzen aller Männer und Frauen,
die in der Kirche Verantwortung tragen,
mit einem Mut, neue Wege zu gehen,
der ausstrahlt auf die Mitmenschen.
Erfülle die Herzen aller Kinder und Jugendlichen,
die sich auf den Empfang der ersten Heiligen Kommunion
oder auf den Empfang der Firmung vorbereiten,
mit tiefer Freude,
so dass sie sich immer wieder an Jesus orientieren.
Erfülle die Herzen der Eheleute,
die einmal "Ja" gesagt haben zueinander,
mit Treue und Hingabe füreinander,
so dass sie Zeugen der Liebe zu uns werden.
Erfülle die Herzen aller,
die spüren, dass sie Schuld auf sich geladen haben,
mit Reue, so dass sie bereit sind, neue Wege zu gehen.
Dir sei Lob und Preis, dir sei die Ehre in alle Ewigkeit.
Johann Pock (2000)
Allmächtiger Gott,
mit leidenschaftlichem Eifer hast Du Dich für Dein Volk eingesetzt
und es geführt auf seinem Weg in das verheißene Land.
Dich bitten wir:
Die Menschen suchen nach etwas, woran sie sich halten können:
Lass sie Deine Botschaft als eine befreiende Wegweisung für ihr Leben erfahren.
Junge Menschen haben heute oft keine Zukunftsperspektive mehr:
Arbeitslosigkeit, zerbrochene Beziehungen belasten viele von ihnen.
Schenke ihnen Hoffnung und jemanden,
der sie annimmt, so wie sie sind.
Kriege und Hunger vertreiben viele Menschen aus ihrer Heimat,
machen sie zu Bittstellern und erniedrigen sie.
Öffne unsere Herzen für die Nöte der Ausländer, der Vertriebenen und Ausgestoßenen.
Die Glaubensnot in unserer Zeit wird immer größer.
Woran sollen die Menschen sich noch halten?
Hilf uns, dass wir unseren Mitmenschen Vorbilder im Glauben sein können.
Im Tod wird endgültig, was wir hier gelebt haben.
Nimm unsere Verstorbenen auf und sei ihnen ein gnädiger Richter.
Gott, du hast deinem Volk die Freiheit geschenkt
und du bist ihm vorangegangen auf dem Weg der Freiheit.
Durch den Tod deines Sohnes hast du uns allen diese Freiheit geschenkt die Freiheit vom Tode.
Dafür danken wir. - Amen.
- Gabengebet4
Messbuch - GG Fastenzeit 3 So: schenke uns die Kraft zu vergeben
Barmherziger Gott,
befreie uns durch dieses Opfer von unseren Sünden
und schenke uns die Kraft, auch den Brüdern zu vergeben,
wenn sie an uns schuldig geworden sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Fastensonntag
Messbuch - GG Fastenzeit 2 Do: durch deine Gnade innerlich erneuere
Herrn, unser Gott,
im heiligen Opfer, das wir feiern,
nimm auch unsere Mühen an,
damit der äußere Verzicht,
den wir in diesen vierzig Tagen auf uns nehmen,
uns durch deine Gnade innerlich erneuere.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Donnerstag in der 2. Fastenwoche
Messbuch - GG: den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen
Herr, unser Gott,
dieses heilige Opfer helfe uns,
daß wir den alten Menschen ablegen
und den neuen anziehen,
der nach deinem Bild geschaffen ist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB
Messbuch - GG 18. Sonntag: mache uns selbst zu einer Gabe
Barmherziger Gott, heilige diese Gaben.
Nimm das Opfer an,
das dir im Heiligen Geist dargebracht wird,
und mache uns selbst zu einer Gabe,
die für immer dir gehört.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 18. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung5
Manfred Wussow (2024)
Ein Stück Brot ist uns, Herr, zu wenig –
wir wollen alles.
Ein Schluck Wein ist uns, Herr, zu dürftig –
wir wollen mehr.
So nehmen wir ein Stück Brot in die Hand
und heben den Kelch hoch.
Du sprichst das Wort, das verwandelt
Brot und Wein
Du schenkst uns alles,
du schenkst uns gar noch mehr als alles.
Du schenkst Dich.
Wir danken dir
für deinen Leib, für dein Blut.
Martin Stewen (2021) - du machst uns fähig, umzukehren
Barmherziger Gott,
wir haben uns zum Lobe deines Namens
und zur Feier deiner Gegenwart um diesen Altar versammelt.
Mit den Gaben von Brot und Wein stärkst du uns
und machst uns fähig, umzukehren und uns neu auszurichten.
Dafür danken wir dir durch Christus unseren Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2015)
Guter Gott,
du bist uns nahe in Brot und Wein.
Du bist uns nahe hier am Altar,
am Tisch deines Sohnes.
Wir wollen voller Glauben,
voller Hoffnung
und voller Liebe ihn empfangen
und so uns mit ihm vereinen. - Amen.
Jörg Thiemann (2012)
Jesus, du bist das Brot,
das Brot des Lebens,
das Brot der Liebe,
das Brot der Hingabe.
Jesus, du bist der Wein,
der Wein der Freude,
der Wein, der gekeltert wurde,
aus Liebe zu uns.
Jesus, du bist die Mitte,
dieser Feier,
du bist die Mitte unseres Lebens.
Jesus, du bist das Leben in Fülle,
du schenkst uns deine Liebe,
die da ist für uns. Amen.
Jörg Thiemann (2009)
Jesus,
viele Menschen hast du um viele Tische versammelt.
Jesus,
wir sind versammelt um deinen Altar.
Jesus,
an diesem Ort, auf diesem Altar wird deine Liebe sichtbar.
Deine Liebe gibt sich hin - damals wie heute
Deine Liebe teilt sich aus - damals wie heute
Deine Liebe lässt sich brechen - damals wie heute
Jesus,
in dir sind wir eine Gemeinschaft,
Miteinander, Füreinander
Jesus,
mit dir halten wir Mahl. Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers
Singt dem Herrn, alle Lander der Erde,
singt dem Herrn und preist seinen Namen. (GL 54,1)
Guter und großer Gott,
wir kommen zu dir, um dir Dank zu sagen
und dir unseren Lobpreis darzubringen.
Du bist den Menschen nahe seit Anbeginn der Welt.
In dir leben wir, bewegen wir uns und sind wir.
Kehrvers
Mit dem Volk, das du dir erwählt hast,
hast du einen Bund geschlossen
und ihm durch Gebote den Weg gewiesen,
der zum wahren Leben führt.
Kehrvers
Als es dir einen Tempel errichtete,
um dich darin gebührend zu ehren
und dein Gedächtnis lebendig zu halten,
hast du ihn mit deiner Gegenwart erfüllt.
Kehrvers
In deinem Sohn Jesus von Nazareth
hast du auf neue Weise unter uns Menschen Wohnung genommen.
Er hat dir ein Haus aus lebendigen Steinen erbaut.
Darin bist du an allen Orten gegenwärtig,
wo Menschen dich im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Kehrvers
Wir danken dir, dass wir durch die Frohe Botschaft
dich erkennen, dir begegnen und in deiner Gegenwart leben dürfen.
Mit allen Menschen, die mit aufrichtigem Herzen zu dir beten,
singen wir dir unser Lob.
Danklied, z. B. "Herr, unser Herr, wie bist du zugegen" (GL 414)
oder "Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus" (GL 381)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Fastenzeit 2: Innere Erneuerung durch Buße
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen deinen heiligen Namen.
Denn jetzt ist die Zeit der Gnade,
jetzt sind die Tage des Heiles.
Du hilfst uns, das Böse zu überwinden,
du schenkst uns von neuem die Reinheit des Herzens.
Du gibst deinen Kindern die Kraft,
in dieser vergänglichen Welt
das unvergängliche Heil zu wirken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dich
in deiner Kirche und vereinen uns
mit den Engeln und Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig...
MB Fastenzeit 2
Messbuch - Präfation Sonntage 4: Die Heilsereignisse in Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn durch seine Geburt
hat er den Menschen erneuert,
durch sein Leiden unsere Sünden getilgt,
in seiner Auferstehung den Weg zum Leben
erschlossen und in seiner Auffahrt zu dir
das Tor des Himmels geöffnet.
Durch ihn rühmen dich deine Erlösten und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 4
Messbuch - Präfation Kirchweihe 2: Die Kirche als Braut Christi und Tempel des Heiligen Geistes
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken und deine Größe zu rühmen.
In jedem Haus des Gebetes wohnst du als Spender der Gnade,
als Geber alles Guten:
Denn du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes,
dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt.
Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild deiner Kirche,
die du zur Braut deines Sohnes erwählt hast.
Du heiligst sie Tag für Tag,
bis du sie, unsere Mutter, in die Herrlichkeit aufnimmst
mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder.
Darum preisen wir dich in deiner Kirche
und vereinen uns mit allen Engeln
und Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Kirchweihe 2
- Mahlspruch1
Bibel (2021)
Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten,
Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit
(1 Kor 1,23)
Oder:
Christus spricht:
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben
und es in Fülle haben.
(Joh 10,10)
Oder:
Selig, die wohnen in deinem Haus,
die dich allezeit loben.
(Ps 84,5)
- Meditation1
Helene Renner (2021) - weck uns auf
weck uns auf
lebendiger Gott
aus dem Schlaf der Sicherheit
weck uns auf
aus der Faulheit des Denkens
weck uns auf
aus dem Schlaf der Selbstgenügsamkeit
weck uns auf
aus der Dürre der Phantasie
weck uns auf
aus der Blindheit des Egoismus
weck uns auf
aus der Feigheit der Sünde
weck uns auf
aus dem Tod der Hoffnung
weck uns auf
aus dem Tod der Liebe
weck uns auf
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Fastenzeit 3 So: was unseren Augen noch verborgen ist
Herr und Gott,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gesättigt
und uns in dieser Speise
ein Unterpfand dessen gegeben,
was unseren Augen noch verborgen ist.
Lass in unserem Leben sichtbar werden,
was wir im Sakrament empfangen haben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Fastensonntag
Messbuch - SG Fastenzeit 4 Fr: neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit
Allmächtiger Gott,
du hast uns von den alten
zu den neuen Zeichen des Heils hinübergeführt.
Lass uns die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Freitag der 4. Woche der Fastenzeit
Messbuch - SG Fastenzeit 2 Do: das heilige Opfer bestimme unser ganzes Leben
Herr, unser Gott,
das heilige Opfer, das wir gefeiert haben,
bleibe in uns wirksam
und bestimme unser ganzes Leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Donnerstag der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss5
Manfred Wussow (2024)
Wir gehen wieder nach Hause
Dir, Gott, danken wir für die Gebote,
die uns in die Freiheit führen,
für Christus, deine Kraft und deine Weisheit,
für den Aufruhr im Tempel.
Bewahre uns davon,
uns in Äußerlichkeiten zu verlieren,
dem schönen Schein zu huldigen
und uns in falscher Sicherheit zu wiegen.
Schenke uns vielmehr die Kraft,
mutig dazwischen zu fahren,
wenn Menschenrecht und Menschenwürde
mit Füßen getreten werden.
Auf deiner Seite wollen wir leben.
In Christus, der uns freigemacht hat
von Tod und Teufel. – Amen.
Martin Stewen (2021) - das Leben im Licht des Glauben gut und redlich führen
Guter Gott,
du willst nicht, dass wir große Taten vollbringen,
sondern unser Leben im Licht des Glauben gut und redlich führen.
Dazu lenkt uns dein Wort und
stärkt uns das Sakrament deiner Gegenwart.
Führe uns auf diesem Weg durch die Zeit der Neubesinnung
und lass uns das Osterfest mit frohem Herzen feiern.
Das erbitten wir durch Christus unseren Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2015)
Guter Gott,
die Welt ist deiner Herrlichkeit voll.
Du zeigst dich uns in jedem Bruder,
in jeder Schwester.
An diesem Ort haben wir deine Liebe gefeiert.
An diesem Ort hast du uns neue Kraft geschenkt.
Von diesem Ort sind wir jetzt gesendet,
als Schwestern und Brüder miteinander zu leben.
Dazu segne uns jetzt, du der dreieinige Gott,
Jahwe, der "Ich bin der Ich bin da".
Jörg Thiemann (2012) - Du sendest uns aus
Jesus, du sendest uns aus,
von diesem Ort
in unser Leben, in unseren Alltag.
Aber du gehst mit uns.
Hilf uns, unsere Aufgabe und Sendung zu erfüllen.
Hilf uns, alles zu deiner größeren Ehre tun,
sei es in Worten,
sei es in Gedanken,
sei es Werken der Liebe.
Komm in diese Welt,
auch durch uns. Amen.
Jörg Thiemann (2009) - dass dein Wort Fleisch werde
Jesus,
wir wollen sie leben - deine Gebote
wir wollen wie weitertragen - deine Liebe
wir wollen sie zeigen - deine Werte
Jesus,
du sendest uns aus - wie einst deine Jünger
du sendest deine Heiligen Geist als Beistand - wie einst zu deinen Jüngern
wir wollen dich verkünden - in Wort, aber mehr in Tat,
dass dein Wort Fleisch werde - wie einst durch deine Apostel.
Dazu segne uns jetzt.
Auf das Innere kommt es an
Ärgernis und Torheit
Den Griechen in Korinth erschloss sich die neue Religion, die Paulus predigte, genauso wenig wie den Juden. Ein Gott, der seinen Sohn ermorden lässt, ein Gott, der sich ans Kreuz nageln lässt, ein solcher Gott war etwas Unerhörtes, etwas Neues. Einen Gott, der scheitert anstatt zu triumphieren, hat die Welt bis dahin nicht gesehen. Dieser Gott war jedoch auch ein Gott der Auferstehung. Diese Spannung zwischen Ohnmacht und Macht, Leid und Triumpf ist kaum aushaltbar, nicht rational erklärbar. Diese Spannung war so weit weg von allen bisherigen Gotteserfahrungen, dass sie nicht richtig sein konnte.
Genau das ist es aber, was unseren Glauben ausmacht: die Spannung zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen, zwischen Allmacht und Ohnmacht: Ein Gott, der als Verbrecher am Kreuz erbärmlich gestorben ist und der nach drei Tagen doch triumphal auferstanden ist.
Ein Gott, der seinen menschlich-göttlichen Sohn geopfert hat. Da braucht es keine weiteren Opfergaben mehr. Ein wahrer Gott und Mensch zugleich, der konsequent den Tod auf sich nimmt, obwohl es Auswege gegeben hätte. Er ist das das ultimative Opfer. Da braucht man keine Menschenopfer und auch keine Tieropfer mehr. Gott will das nicht. Er will Hingabe, Liebe, Glauben und Vertrauen.
Jesu Kritik an Äußerlichkeiten
Da ist es nur konsequent, dass Jesus die Händler aus dem Tempel treibt. Sie sind nicht notwendig, Tieropfer sind überflüssig, Gott will keine Opfer. Die Liebe zu Gott definiert sich nicht über den Einkauf des richtigen Opfertieres, über die Größe, über das, was man sich leisten kann. Ein Andachtsort sollte der Tempel sein, Ort der Anbetung. Stattdessen war er stinkender Marktplatz. Alles, was dort verkauft wurde, war überflüssig. Auf die innere Haltung kommt es an, auf die Ehrlichkeit in Gebet und Vertrauen. Ein Tempel, eine Kirche wird nicht durch Äußerlichkeiten zum Haus Gottes, sondern durch das Gebet der Gläubigen. Das wollte Jesus wiederherstellen, zugleich wollte er die Oberflächlichkeit entlarven.
Auf unser Inneres kommt es an
Auch wir laufen heute in Gefahr, uns an Äußerlichkeiten festzuhalten. An Ritualen, deren Sinn nur mehr wenige verstehen, an Gesetzen, die einengen anstatt die Freiheit des Glaubens zu stärken. Machen wir uns frei davon. Gebet und Vertrauen und Nächstenliebe und Caritas müssen einander befruchten. Dann ist unser Glaube ehrlich. Unabhängig davon, was wir in den Klingelbeutel werfen, unabhängig davon, wie andere uns in der Kirche wahrnehmen: auf unser Inneres kommt es an.
Libreria Editrice Vaticana am 10. Januar 2024
Gebote
Gottes-Gebot
wird
Menschen-Gebot
wird zum
Liebesgebot
nicht um zu fesseln
zu unterwerfen
einzuengen
klein zu machen
zu versklaven
sondern
groß zu machen
frei zu machen
Weite zu geben
wenn ich jedem gebe
wenn jeder mir gibt
wenn wir uns geben
dann
entsteht
eine Welt
wie sie Gott gefällt
in der wir
frei und mit Zukunft
LEBEN
möglich machen
und
dieses Liebesgebot
spiegeln wir dankend
und liebend
zurück
an den
der es schuf
nicht
aus Pflicht
geben es zurück
zum Schöpfer dieser „Ordnung“
zurück an
GOTT
und so verflechten sich
GOTT und MENSCH
zur
GOTT-MENSCH-
MENSCH-GOTT-LIEBE
die alles umfängt
in der alles geborgen ist.
Beatrix Senft
Sieben Wahrheiten
Wohl dem, der in seinem Inneren eine leise Stimme hört, die ihm die Botschaft Gottes vermittelt.
Wohl dem, der Ohren hat, die wahrhaft hören, und der sich nicht durch unwahres Zuflüstern täuschen lässt.
Wohl dem, der Augen hat, die sich zeitweilig dem Äußeren verschließen, um nach innen zu blicken und die zarten Regungen der Seele wahrzunehmen.
Wohl dem, der Zugang zu seiner Seele hat, die ihm himmlische Geheimnisse offenbart.
Wohl dem, der durch sein Gebet das Ewige berührt und aus dieser Kraft sein Leben gestaltet.
Wohl dem, der keine neuen Hindernisse aufschichtet und einen immer weiteren Zugang zur Quelle allen Lebens findet.
Wohl dem, der durch Übungen gelernt hat, seiner Natur zu folgen und sich im Gebet Gott ganz hinzugeben.
Peter Dyckhoff
Der Stille lauschen
Sonne
sanfter Wind
sonst nichts
kein Lärm
keine Gedanken
nichts.
Nur Ruhe
nur ich
nur du.
Tief unter mir die Welt weit weg
Und hinter mir Vergangenheit weit weg
Und Zukunft kommt von selbst
ist noch nicht da
Jetzt bin nur ich
und Ruhe sanfte Stille
und nur du.
Und alles ist gut, wie es ist
und alles darf sein, wie es ist
Der Stille lauschen - bereit sein.
Hans Gerhard Behringer
Das Wort zähmen
Das Wort zu zähmen
ist die schwierige Aufgabe
der Stille,
des Hinhörens,
des Erwartens,
des Empfangens.
Man lernt nur sprechen,
wenn man schweigen lernt mit dem Volk.
Das Wort wird Fleisch
in der erlittenen Stille.
Aus: Pedro Casaldáglia, A Cuia de Gedeão. Poemas e autos sacramentais sertenejos, Petrópolis 1982. Aus dem Portugiesischen übersetzt von Dr. Bruno Kern M. A.
in: Concilium, Internationale Zeitschrift für Theologie. Grünewald. www.gruenewald.de.
Sieben Wahrheiten
Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären...
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit...
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
Anmerkung:
Diese Zeilen stammen aus einem Brief von Rainer Maria Rilke "an einen jungen Dichter" (Franz Xaver Kappus), in dem sie eingestreut sind. Wer die hier vorliegende Fassung formuliert hat, ist unbekannt. Der Titel "Über die Geduld" stammt jedenfalls nicht von Rilke selbst! Zum Brief: www.rilke.de/briefe/230403.htm
Rainer Maria Rilke - www.dr-mueck.de/HM_Denkhilfen/Rainer-Maria-Rilke-Geduld.htm
Die Zehn Gebote
Ich bin der Herr, dein Gott
1. Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm dienen!
Das ist für Christen die Forderung, den Glauben an den einen Gott, der Vater, Sohn und Geist ist, zu bekennen. Auf ihn sollen wir unsere Hoffnung setzen, denn er ist Ursprung und Ziel unseres Lebens.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!
Das ist eine Forderung der Ehrfurcht vor dem unergründlichen Geheimnis Gottes. Wir können nicht groß genug von seiner Macht und Herrlichkeit denken. Das muss unser Reden von Gott, unseren Umgang mit ihm und mit allem bestimmen, was zu Gott gehört.
3. Gedenke, dass du den Sabbat heiligst!
Das ist für den Christen die Forderung, an der schöpferischen Ruhe Gottes teilzunehmen und im Gottesdienst dem Herrn für die Gaben der Schöpfung und die Gnade des Erlösungswerkes zu danken, wie es die Kirche vor allem in der sonntäglichen Feier der Eucharistie tut.
4. Du sollst Vater und Mutter ehren!
Das ist die Forderung in der Familie, in Staat und Gesellschaft, in der Kirche jedem Glied der Gemeinschaft mit Achtung zu begegnen und zu ihm zu stehen.
5 Du sollst nicht töten!
Das ist die Forderung, das eigene und das fremde Leben zu achten. Geistiges und leibliches Leben sind Gaben, die uns Gott zur Pflege und Entfaltung anvertraut.
Das schließt den Auftrag ein, für gesunde Lebensbedingungen zu sorgen und ein Klima der gegenseitigen Fürsorge zu schaffen, in dem jeder nicht nur sein Recht erhält, sondern auch jene Liebe und Anerkennung erfährt, ohne die er verkümmern müsste.
6. Du sollst nicht ehebrechen! - 9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau/ deiner Nächsten Mann.
Eine verantwortungsbewusste Haltung gegenüber der Geschlechtlichkeit schafft die Voraussetzung für eine menschenwürdige Begegnung zwischen Mann und Frau.
7. Du sollst nicht stehlen! - 10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!
Das ist die Forderung, das Eigentum des Nächsten zu respektieren und verantwortlich mit eigenem und fremdem Gut umzugehen.
8. Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten.
Das ist die Forderung nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Reden und Handeln. Kein Mensch kann sich entfalten und keine Gemeinschaft kann Bestand haben, wenn falscher Schein, Täuschung und Lüge, Verleumdung, Treulosigkeit und Unzuverlässigkeit das Vertrauen und die Sicherheit untergraben und zerstören. Wir leben von der Treue und von der Wahrhaftigkeit Gottes.
Aus: Beten im Alltag, Action 365.
Sakralräume
In jüngerer Zeit finden Kirchenbauten in der Öffentlichkeit wieder mehr Beachtung. Dies bietet den christlichen Gemeinden die Chance, durch entsprechende pastorale und kulturelle Konzepte das Proprium Sakralraum an die Gesellschaft zu vermitteln. Es geht um die Erfahrung des Anderen in einer zweckrational bestimmten Welt. Dazu ist eine Besinnung auf das, was christliche unter "sakral" zu verstehen, unumgänglich. Das sacrum ist das Ausgegrenzte, Gott Geweihte. Dem steht das profanum gegenüber, wörtlich das vor dem Heiligen Liegende. Erst durch die Ausgrenzung heiliger Bezirke kann der eigene Lebensraum als geordneter Raum erfahren werden. Das Profane steht also nicht im Widerspruch zum sakralen, sondern ist dessen Möglichkeitsbedingung. Dennoch bleibt die Kategorie des Sakralen im Christentum (wie auch im Judentum) doppeldeutig, da das eigentliche Heiligtum nicht ein Gebäude, sondern einberufene Versammlung aus "lebendigen Steinen" ist.
Aus: Georg Gänswein / Martin Lohmann (Hg.) Katholisch - Wissen aus erster Hand, Freiburg, 2010.
Jesus, der Feindschaftsfähige
Jesus ist angeeckt. Er hat den Menschen nicht nach dem Mund geredet. Er hat gesagt, was er von Gott her als richtig erkannt hat. Das hat ihm die Feindschaft vieler Sadduzäer und mancher Pharisäer eingebracht. Die Sadduzäer sahen ihre religiösen und wirtschaftlichen Interessen bedroht. Jesus hatte den Mut, im Tempel die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler umzustoßen und die Händler und Käufer aus dem Tempel zu treiben. (Markus 11,15-19) Als das die Hohenpriester und Schriftgelehrten hörten, "suchten sie nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen." (Markus 11,18) Jesus hätte auch vorsichtiger sein können. Doch ihm war Gottes Wille wichtiger als die Meinung der Menschen. Und hier ging es um das Haus Gottes, das ein Haus des Gebetes sein sollte und keine Räuberhöhle.
Die Tempelreinigung ist nur ein Bild für den Kampf Jesu gegen eine Frömmigkeit, die das Haus des Glaubens verunreinigt, indem sie mit Gott handelt, indem sie einen frommen Betrieb aufrecht erhält und die Frömmigkeit für wirtschaftliche Interessen benutzt. Gegen diese Einstellung der Gottesbeziehung ist Jesus konsequent vorgegangen. Durch seinen aggressiven Auftritt im Tempel hat er sich die Sadduzäer zu Feinden gemacht. Für sie war der Tempel eine wichtige Einnahmequelle. Denn der Gewinn aus dem Tempelhandel floss in die Kasse der hohenpriesterlichen Familie. So sahen die Sadduzäer ihre wirtschaftliche Grundlage durch Jesu Zeichenhandlung bedroht und beschlossen, diesen unbequemen Rabbi zu töten.
Aus: Anselm Grün, Bilder von Jesus, Münsterschwarzach 2001.
Die Zehn Gebote
Die 10 Gebote haben die Aufgabe, die Freiheit zu schützen, ihr eine Form zu geben. Sie bewahren die Gemeinschaft und den Einzelnen vor Machtmissbrauch, Misstrauen und Kontrolle, sie schützen auch das Leben der Schwachen und regeln, was mein ist und was dein. Sie bewahren die Beziehungen zwischen Menschen vor dem Zerfall, können wie Bojen Untiefen anzeigen, damit wir unser Schiff durch den Sturm navigieren können, ohne Schiffbruch zu erleiden. Es geht um ein Leben in Freiheit und Würde. Es geht um Werte, die für unser Zusammenleben wichtig sind und die Gefahren, die das Zusammenleben in Freiheit gewähren.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für eine Kultur der Ehrlichkeit, des Respekts und der Treue. Ich will die Bedeutung der Zehn Gebote für heute so umschreiben, wie ich sie sehe. Mein Anliegen ist nicht, neue Gebote zu formulieren, sondern den tiefen Sinn der alten Gebote für uns heute wieder begreifbar zu machen.
Roland Rosenstock, Die Zehn Gebote, und was sie heute bedeuten, Hamburg 2007.
Geistkirche
Vielleicht wird Gott die Kirche nie ganz fallen lassen, aber wäre es nicht auch eine kühne Idee, etwas völlig Neues zu beginnen? Dann gäbe es ein Altes, ein Mittleres und ein ganz neues Neue Testament. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei.
Das hatte sich ja auch Joachim von Fiore im 12. Jahrhundert ausgedacht. Er meinte, dass die Geschichte eigentlich dem Dreischritt der Trinität entsprechen müsse. Von der Zeit des Vaters, dem Alten Testament, die die besonders strenge Zeit des Gesetzes sei, über die Zeit des Sohnes, der Zeit der Kirche, die schon gemildert ist, bis hin zur Zeit des Heiligen Geistes mit einer ganz neuen Geistkirche. Die Geistkirche werde die Versöhnung zwischen Ost und West, die Versöhnung zwischen Juden und Christen, die wahre Freiheit vom Gesetz bringen. Diese Theorie hat große geschichtliche Wellen geschlagen. Zunächst hat sich ein Teil der franziskanischen Bewegung damit verbunden und sich als diese neue Geistkirche gefühlt. Der Gedanke wurde dann ins Säkulare gewendet und reicht mit der Bezeichnung "Drittes Reich" bis in die Hitlerei hinein.
Henri de Lubac hat zwei große Bände über die Nachwirkungen von Joachim geschrieben. Er zeigt darin auch, wie diese Idee über einen Teil der franziskanischen Bewegung, die sich als die eigentliche heilige Geistkirche dem verweltlichten Papsttum entgegengesetzt hat, zu erheblichen theologischen Auseinandersetzungen führte. Hier wurde allerdings auch klargestellt, dass es einen solchen Dreischritt der Geschichte nicht gibt. Die ganze Geschichte ist durchgängig die Zeit des dreifaltigen Gottes. Die Kirche als solche ist das letzte Wort Gottes in der Geschichte, weil Christus sein letztes, sein ganzes Wort ist. Sie ist zwar vielfältiger Entfaltungen fähig, aber es wird nichts anderes mehr geben. Ihr ist wirklich verheißen: Ich bin bei euch, mit euch, mit dieser Kirche bis ans Ende der Welt. Alles andere wäre selbstgemacht, Menschenwerk, das kommt und vergeht.
Aus: Josef Ratzinger, Benedikt XVI, Gott und die Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald.
Vom Zorn überwältigt
... Da der Hohe Priester und seine Familie von den Geschäften im Tempel profitierten, war diese Gewaltaktion, die von den Theologen gemeinhin als "Tempelreinigung" bezeichnet wird, "ein direkter Angriff auf die Sippe der mächtigsten Familie des Landes" und musste großes Aufsehen erregen. Jesus war offenbar vom Zorn so überwältigt, dass ihm das gleichgültig war. Um dieses Gewalttat, die nicht so recht in das Klischee des sanften und friedlichen Jesus hineinpassen will, zu rechtfertigen, griffen die Evangelisten tief in die Kiste des Alten Testamentes und brachten zur Entschuldigung das Zitat eines alten Propheten , der einmal gesagt haben soll: Der Eifer für mein Haus verzehrt mich (Ps. 69,10).
Jesus wurde hinterher zur Rede gestellt. Er sagte zunächst, dass man das Haus Gottes nicht zu einer Markthalle machen dürfe. Das sagte er relativ versöhnlich zu den Taubenhändlern, die ja auch leben wollten. Die Beamten von der Tempelbehörde gingen direkt zur Sache und fragten, welche Legitimation er eigentlich habe für einen solchen Skandal.
"Welche Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst?" (Joh 2,18)
Jesus lässt sich, offenbar vom Zorn überwältigt, auf die eigentliche Frage gar nicht ein, sondern sagt:
"Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten."
Damit konnte er nicht das Gebäude gemeint haben, wie auch der Evangelist vermutet. Er schleudert ihnen entgegen, indem er auf sich zeigte:
Ihr könnt mich ruhig totschlagen, nach drei Tagen bin ich wieder da.
Aus: Heiner Geißler, Was würde Jesus heute sagen? Die politische Botschaft des Evangeliums.
Deine Nase ist der Ernstfall meiner Freiheit
Freiheit: das ist für mich nichts Theoretisches. Freiheit zeigt sich praktisch. Konkret, im Alltag. Wie auch ihr Gegenteil.
Sind wir wirklich frei?
Gegen jeden Augenschein halte ich aufrecht: wenn wir nicht frei sind, hält uns doch keiner davon ab, frei zu werden, jeden Tag einen winzigen Schritt in Richtung Freiheit zu wagen. Dazu habe ich jeden Tag neu zahllose Gelegenheiten: indem ich andere durch meine Depression nicht belaste; durch Humor, wenn Frustration die Stimmung zu beherrschen droht; im ernstlichen Bemühen zu verstehen, auch wenn ich meine, da sei nichts zu verstehen -; im täglich neuen unbedingten Ja der Liebe.
Was Freiheit nicht ist?
Es gibt da eine Geschichte, die wir einander im Marie Adelaide Leprosy Center und im Lepra - und TB Kontrollprogramm für Pakistan, wo ich arbeite, oft erzählen: Als Pakistan die Freiheit erhielt, am Tage seiner Unabhängigkeit, da feierten die Menschen ein großes Fest. Die Männer der Bergstämme tanzten in den Straßen und wirbelten ihre Stöcke über den Köpfen und drehten sich im Kreise - und dabei traf ein Stock die Nase eines Fußgängers an der Seite. Hör, sagte der, jetzt sei mal vorsichtig, was machst du denn da? Ich bin frei, sagte der andere, ich kann machen, was ich will, keiner hat mir etwas vorzuschreiben!
Irrtum, sagte der andere, an meiner Nase hört deine Freiheit auf!
Freiheit ist keine Willkür. Freiheit ist nicht nur für mich. An deiner Nase hört meine Freiheit auf. Oder: Deine Nase ist der Ernstfall meiner Freiheit.
Rut Pfau, in: Hartlieb, Quarch, Schellenberger, Spirituell leben, Freiburg 2006.
Die Kirche ist der Tempel Gottes im Heiligen Geist
Der Tempel bedeutet für die alte Welt den Ort der wirksamen Gegenwart Gottes in der Welt. Für Israel war es kennzeichnend, dass es lange Zeit keinen ortsfesten Tempel besaß; Gott war inmitten unter seinem Volk bei seinem Weg durch die Wüste gegenwärtig. So kann auch das Neue Testament die Kirche bzw. die konkrete Gemeinde als Tempel, als Ort der Gegenwart Gottes und Jesu Christi bezeichnen. "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18, 20). Die Kirche meint also nicht in erster Linie einen Bau aus toten Steinen, sondern einen geistigen Bau aus lebendigen Steinen, dessen Eckstein Jesus Christus ist (vgl. 1 Petr. 2, 4 - 5).
Die Gegenwart Gottes und Jesu Christi geschieht im Heiligen Geist. Durch den Heiligen Geist werden wir Volk Gottes des Neuen Bundes (vgl. Jer 31,31-33; Ez 11,19-20; 36,26-27). Durch den einen Geist werden wir auch ein Leib in Christus (vgl. 1 Kor 12,13-14). So kann Paulus sagen:
"Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr." (1 Kor 3, 16 - 17/vgl. 2 Kor 6, 16; Eph 2, 21)
Katholischer Erwachsenenkatechismus Bd. I, Teil 3, Seite 227.
Von der Rettungsstation zum Clubhaus
Parabel/Kurzgeschichte, zu finden in:
Willy Hoffsümmer, Kurzgeschichten 1, 7. Auflage Mainz, 49 f.
Ein Akt bürgerlichen Ungehorsams
Ein Großteil des Johannesevangeliums richtet sich gegen billige Religiosität. Wohlverwaltete Kirchen und Predigten, denen man leicht zuhören kann, mögen uns anfangs ansprechen, aber sie befriedigen unseren tiefen geistlichen Hunger nicht wirklich. Sie sind hohl, und was sie uns scheinbar bieten, wird schließlich als geschmacklos erwiesen wie abgestandenes Wasser.
Die nächste Szene verstärkt das noch. Jesus marschiert in den Tempel, der für Johannes ein Symbol dafür ist, wie Gott gekauft und verschachert wird. Jesus jagt die Käufer und Verkäufer des religiösen Seelenfriedens fort, er erschreckt sie mit dem selben Eifer, die einst David und Salomo dazu getrieben hat, dieses Haus für Gott zu bauen. Als er aufgefordert wird, seinen Akt bürgerlichen Ungehorsams und seine gewaltsame Protesthandlung zu rechtfertigen, antwortet Jesu: "Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten" (Joh 2, 19). Er verwandelt die Religion von etwas, was dessen Zentrum in Gebäuden lokalisierbar ist, zu etwas, was in seinem Leib, in seinem Volk, lokalisierbar ist.
Johannes bezieht sich dabei nicht nur auf die Auferstehung. Dieses Evangelium wurde geschrieben, nachdem der Tempel von Jerusalem im Jahre 70 nach Christus zerstört worden war. Johannes spielt darauf an, dass nach der Tempelzerstörung der Glaube an den Gott Israels durch die Jesus-Gemeinden zu allen Völkern kam. Die Symbolik im Johannesevangelium ist reichhaltig, weil Symbole eine vielschichtige Bedeutung haben.
Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Freiburg 2003, Seite 255 f.
Die Freiheit der Gebote
Welche Freiheit gewährt zum Beispiel das dritte Gebot! Unsere Zeit läuft nicht monoton und gleichförmig dahin, sondern ist gegliedert: Jeder siebte Tag ist ein hervorgehobener Tag. Was für eine Vernünftigkeit allein schon im Rhythmus der sieben Tage! Jeden siebten Tag dürfen wir ausruhen und aufatmen, dürfen wir zurückblicken auf das, was wir getan haben, dürfen wir Gott preisen für seine Taten in unserer Mitte, dürfen wir fröhlich sein vor Gott. Das Sabbat - beziehungsweise Sonntagsgebot ist keine Last, keine Einengung unseres Lebens und unserer Freiheit, sondern ein Glück für jeden Menschen.
Und ähnlich ist es mit allen Geboten. Sie ordnen das Leben des Gottesvolkes und wehren dem Chaos, das der Mensch sich selber bereitet, wenn er sich als den Herrn seines Lebens ansieht. Israel hat deshalb die Gebote nicht als Last empfunden. Es hat Gott immer wieder für die Thora gedankt. Es hat gesagt: Deine Gebote sind kostbarer als alle Schätze der Welt. Sie sind wie ein Wunder. Sie sind unsere ganze Freude. Sie sind unsere Lust. Sie sind unsere Berater. Sie sind es wert, dass wir sie täglich betrachten. Wir wollen sie bewahren, solange wir leben.
Gerhard Lohfink, Gottes Volksbegehren, München 1998, Seite 66f.
Fastenzeit
Zeit zum Fasten.
Zeit zum Verzichten.
Zeit zum Verschenken.
Etwas zu kosten, was mir nicht schmeckt,
kann manchmal schwerer sein als das Fasten.
Endlich etwas zu tun, was ich lange vor mir herschob,
kann mich mehr fordern als das Verzichten.
Das Beschenkt - Werden anzunehmen,
kann mich zuweilen mehr Überwindung kosten,
als etwas zu verschenken.
Fastenzeit,
Zeit, loszulassen.
Zeit, innezuhalten.
Zeit, wachsam zu werden.
Manches muss ich loslassen, um frei zu werden
für Neues, das mir begegnen will.
Nur meine leeren Hände kann Gott füllen.
Zuweilen muss ich meinen rasenden Schritt
verlangsamen.
Ich könnte sonst ins Schleudern geraten.
Manchmal muss ich meine Seele aus Ihrem
Schlummer holen.
Der Tag ist zu kostbar, um ungelebt zu verstreichen.
Fastenzeit
Zeit für die Wahrnehmung.
Zeit für die Stille.
Zeit für die Gegenwart.
Cäcilia Kittel, Sei stille dem Herrn, München 2006, Seite 58 f.
Ich finde meinen Ort, um zu beten
Gerade am Anfang fällt es leichter, auf Gott achtsam zu sein, wenn sie allein und in einer relativ stillen Umgebung sind. Für manche ist das eine Herausforderung an ihre Kreativität. Ich habe einige Leute gekannt, die zum Beten ganz früh am Morgen einen Spaziergang im Central Park von New York machten. Andere lernten es, sich gegen den sie umgebenden Lärm abzuschotten, indem sie sich ganz nach innen konzentrierten. Manche Familien erklärten einen bestimmten Sessel zum "Stillsessel". Wer sich hineinsetzt, hat ein Recht darauf in Ruhe gelassen zu werden und nicht angesprochen zu werden. Manche haben sich eine verfügbare Abstellkammer als regelrechte "Gebetskammer" eingerichtet.
Haben Sie ihren festen Gebetsort gefunden, so heiligen sie ihn durch häufigen Gebrauch. Machen Sie ihn zum heiligen Raum. Vielleicht möchten sie ihn mit wenigen Symbolen für die Gegenwart und Schönheit Gottes versehen. Denken Sie daran: Sie sind kein körperloser Geist. Achten Sie auf Ihren Körper; bringen Sie ihn mit ins Gebet ein, damit er ihnen eher zur Stütze als zur Quelle der Ablenkung wird. Geben Sie sich die Erlaubnis, mit Haltungen und Gesten zu experimentieren.
Marjorie Thompson, Christliche Spiritualität entdecken, Freiburg, Seite 77.
Falsche Tradition
Parabel von einer Katze, die das Gebet der Mönche störte...
Zu finden bei:
Roland Breitenbach, Sechs Minuten Predigt, für die Sonntage im Lesejahr B, 2002, Seite 66.
Martin Stewen (2021)
Manfred Wussow (2006)
Johann Pock (2000)