2. Lesung vom 3. Fastensonntag, Lesejahr A:
Röm 5,1-2.5-8
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer:
Gerecht gemacht aus Glauben,
haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten,
in der wir stehen,
und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
Die Hoffnung aber läßt nicht zugrunde gehen;
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Christus ist schon zu der Zeit,
da wir noch schwach und gottlos waren,
für uns gestorben.
Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben;
vielleicht wird er jedoch für einen guten Menschen sein Leben wagen.
Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen,
daß Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren.
Wurde in der alttestamentlichen Lesung aus Ex. 17 der Fels zum Wasserquell und der Horeb zum Lebensversprechen auf dem Weg in das gelobte Land, wird der Gemeinde in Rom der "Zugang zu der Gnade" beschrieben: wir sind gerecht gemacht aus Glauben und haben Frieden mit Gott (Anfang), der seine Liebe zu uns darin erwiesen hat, dass Christus für uns gestorben ist (Schluß). Paulus formuliert bekenntnishaft, was die Gemeinde in Rom – eine heidenchristliche Gemeinde – erfahren hat.
In Röm. 6 wird Paulus dann die Taufe auslegen, die schon hier den "Zugang zu der Gnade" begründet.
Dass Paulus ein Meister der Verkettungen ist, lässt sich nicht übersehen: Weil wir (inklusiver Sprachgebrauch) in der Gnade stehen, rühmen wir uns unserer Hoffnung, die uns nicht zugrunde gehen lässt. Mit einem pointierten "denn" benennt Paulus den Grund: die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen (man beachte das Wasser-Motiv) durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Der Abschnitt lässt sich mit der Frage aufschließen, was "wir" haben, sprich: zugesprochen, geschenkt, anvertraut bekamen: den "Zugang zu der Gnade", den Heiligen Geist. Ein besonderes Augenmerk ruht darauf, dass Christus dafür gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Paulus wägt öffentlich ab, dass es keine rationale Begründung gibt und kein Verdienst. Was Liebe ist, offenbart sich im Tod Christi.
Paulus fasst die Ausführungen über die Rechtfertigung aus dem Glauben zusammen und spricht in der Wir-Form über die Erfahrung der ersten Christen: Friede mit Gott und Versöhnung entstehen nicht aus eigener Kraft, sondern aus Gnade und Zugang zu Gott.
Der heilige Geist ist für Paulus das "lebendige Wasser", welches das Innerste, das Herz "erfüllt". Dies ist ein Wort der Ermutigung angesichts der Drangsale, die Christen mitten im heidnischen Rom zu erleben hatten - aber sie dürfen sich zumindest der Liebe Gottes gewiss sein.
Nicht die Liebe ist Gott, sondern Gott ist die Liebe. Er hat uns als Sünder geliebt. Weil er Gott ist, ist er die Liebe. So wie er sich der Samariterin annimmt, so wird er sich auch uns Menschen annehmen, aus der Sünde befreien und uns in sein Leben mit aufnehmen - eine Botschaft im Hinblick auf die uns zuteil werdende Gnade von Ostern.
Die zweite Lesung des 3. Fastensonntags ist dem Brief des Apostels Paulus an die Römer entnommen. In diesem Abschnitt versucht Paulus darzulegen, was durch Jesus Christus anders geworden ist für die, die an ihn glauben. Der Schlüssel dazu ist in Vers 5 enthalten: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Dadurch haben wir Anteil am Frieden. Friede meint hier einen umfassenden Zustand: Heil, erfülltes Leben, Ganzheit für jeden einzelnen und das ganze Volk Gottes. Paulus nennt diesen Zustand auch "in der Gnade stehen", in der Sphäre der Liebe Gottes leben.
In den Versen 6 bis 8 legt Paulus dar, daß uns diese Liebe Gottes unverdient als Geschenk (Gnade) zuteil geworden ist, noch vor unserer Hinkehr zu Gott, "als wir noch Sünder waren".
Weiters schließt er, daß wir erst recht in der Zukunft daran teilhaben werden, "wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden".
Manfred Wussow (2008)
Bernhard Zahrl (2002)
Hans Hütter (1996)