1. Lesung vom 5. Fastensonntag, Lesejahr A:
Ez 37,12b-14
Lesung aus dem Buch Ezechiel:
So spricht Gott, der Herr:
Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk,
aus euren Gräbern herauf.
Ich bringe euch zurück in das Land Israel.
Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk,
aus euren Gräbern heraufhole,
dann werdet ihr erkennen,
daß ich der Herr bin.
Ich hauche euch meinen Geist ein,
dann werdet ihr lebendig,
und ich bringe euch wieder in euer Land.
Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.
Ich habe gesprochen, und ich führe es aus
- Spruch des Herrn.
Die erste Lesung stammt aus dem Buch des Propheten Ezechiel und ist Teil einer der theologisch bedeutendsten Visionen des Alten Testaments. Die prophetische Schau, zu der Ezechiel von Gott geführt wird, beschreibt die Wiederbelebung ausgetrockneter Gebeine. Diese leblosen Knochen stehen da als Bild für das gleichsam leblose Volk Israel. Durch seinen Geist verleiht der Herr diesen Knochen nun neues Leben. - Ein Text voller Hoffnung, ein grossartiges Bekenntnis zum Leben schaffenden Gott.
Wir haben es mit einem visionären Vorgang zu tun, der auf das Haus Israel gedeutet wird. Zuvor spricht der Prophet prophetisch über Gebeine, die er in einer Ebene liegen sieht, damit sie sich zusammenfügen, mit Fleisch und Haut überzogen und folglich wieder lebendig werden. Sogar aus den Gräbern kommen sie hervor. Es entspricht spätjüdischer und neutestamentlicher Auferstehungsvorstellung. Den christlichen Auferstehungsglauben nimmt Ezechiel jedoch nicht vorweg. Es bleibt beim Bild der Wiederherstellung des Volkes.
Im AT ist den Toten nur ein schattenhaftes Dasein in der Unterwelt beschieden. Erst ab dem 2. Jhdt. v. Chr. findet sich die Auferstehungserwartung im Judentum.
Die Stelle zeigt, die Wiederbelebung der Toten durch Jahwe ist immer möglich. Nur die reale Erwartung ist etwas anderes.
Das Buch Ezechiel wurde wohl in den Jahren 594 - 560 v. Chr. im babylonischen Exil geschrieben. Der vorliegende Abschnitt deutet die vorausgegangene Vision von der Wiederbelebung der Toten ("So spricht Gott, der Herr zu deinen Gebeinen ... Ich überziehe euch mit Haut und hauche euch Atem ein, damit ihr lebendig werdet!" Ez 37,5a und 6b).
Das Volk Israel befindet sich im Exil. Als von der Heimat abgeschnittenes Volk ist es ohne Hoffnung, es ist so gut wie gestorben und begraben. Der Gott Israel aber will, daß es lebt. Er holt sein Volk aus dem Grab der Verbannung und Hoffnungslosigkeit heraus und führt es in die Heimat zurück.
Später wurde in diesem Text auch ein Hinweis auf die Auferstehung der Toten gesehen.
Martin Stewen (2005)
Alfons Jestl (2008)
Lorenz Walter Voith (2002)