Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 07. Mai. 2023 - 5. Sonntag der Osterzeit (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Apg 6,1-7
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm,
begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf,
weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden.
Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen
und erklärten:
Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen
und uns dem Dienst an den Tischen widmen.
Brüder, wählt aus eurer Mitte
sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit;
ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen.
Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.
Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde
und sie wählten Stephanus,
einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist,
ferner Philippus und Prochorus,
Nikanor und Timon,
Parmenas
und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia.
Sie ließen sie vor die Apostel hintreten
und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf.
Und das Wort Gottes breitete sich aus
und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer;
auch eine große Anzahl von den Priestern
nahm gehorsam den Glauben an.
Das lukanische Werk der Apostelgeschichte dreht sich um die Frage: Wie geht es nun für die Jüngerschar weiter mit dem, was der Mann aus Nazareth angefangen und vollbracht hat. Ein wesentliches Merkmal, das ihre Gemeinschaft ausmachen sollte, war soziale Gerechtigkeit. Da die Judenchristen, die nicht aus Israel stammten, im Sozialfall (etwa als Witwen) auf keine Versorgung aus der Tempelgemeinde zu hoffen brauchten, musste eine Lösung her. Sieben Männer wurden auserwählt, um als Diakone dafür zu sorgen, dass es diesen Menschen in den Gemeinden geistlich und materiell gut ging.
Je größer die Zahl der Glaubenden wurde, desto wichtiger war es für sie, die Gemeinschaft zu bilden und zu stärken. Zugleich bemerkten sie die ersten Trennungen unter sich. Hier werden die Hellenisten und die Hebräer genannt. Die einen kamen aus der jüdischen Tradition zum Glauben an Christus, die anderen aus der außerjüdischen Tradition.
Um die Gemeinde zu stärken und den Nöten der Menschen gerecht zu werden, kommt es zur Ausformung der Ämter: Der Aposteldienst als Verkündigung des Wortes, der Diakonendienst in der greifbaren Zuwendung zum Nächsten. Sowohl bei den Aposteln als auch bei den Diakonen wird die Zahl als heilige Zahl bestimmt: Zwölf Apostel und 7 Diakone. Für beide Dienste galt: Sie sind in der Kraft des Gottesgeistes erkannt und gelebt.
Die Zukunft der Gemeinde gab dieser Entscheidung die Bestätigung. Diese Form von Problemerkenntnis, Lösungsidee, Lösungsumsetzung und Erfolgsmeldung findet sich auch bei verschiedenen Berufungsgeschichten des Alten Testaments. Die hervorgehobene Erwähnung des Stephanus eröffnet schon die spätere Schilderung seiner Verkündigung.
Mit diesem Text beginnt in der Apostelgeschichte zeitlich gesehen ein neuer Abschnitt. Einige Exegeten gehen davon aus, daß zwischen den vorangegangenen Ereignissen und diesem Abschnitt der Apostelgeschichte wahrscheinlich die Zeitspanne von rund einem Jahr liegt, da es sich nun um eine große und nicht mehr geschlossene Gemeinde handelt. Erste Gruppierungen innerhalb der Gemeinde - Hellenisten und Hebräer - werden sichtbar und der Streit um die Witwenversorgung war wohl nur ein Anlaß, der tiefere Meinungsverschiedenheiten freilegte.
Das Wort "Jünger" bezeichnet nun die Schar aller Glaubenden und nicht mehr nur den Kreis der Apostel. Offenbar hatten die Apostel schon bisher Gehilfen für den sogenannten "Dienst". Es scheint klar zu sein, daß die Anhänger der jüdischen Lebensweise zur Betreuung "gesetzesfreier" Hellenisten nicht so gut geeignet waren und Streitereien aus diesen Unterschieden folgten. Der "Dienst" wird gewöhnlich auf die Caritas beschränkt. Die Hervorhebung der Geistesgaben und die feierliche Einsetzung lassen jedoch auf mehr schließen. Im Zusammenhang mit Apg 2,42 und 2,46 ("im Dienst an den Tischen"), kann auch die Feier des Brotbrechens miteingeschlossen sein. Bedenkt man, daß Philippus später Gemeinden gründete, so kann man bei den "sieben Männern" wohl an apostolische Helfer in der Vollmacht von Ältesten denken.
Antwortpsalm - Ps 33,1-2. 4-5. 18-19
Kv: Lass deine Huld über uns walten, o HERR! - Kv
Oder:
Kv: Halleluja. – Kv
Oder GL 56,1
Jubelt im HERRN, ihr Gerechten, *
den Redlichen ziemt der Lobgesang.
Preist den HERRN auf der Leier, *
auf der zehnsaitigen Harfe spielt ihm! - Kv
Das Wort des HERRN ist redlich, *
all sein Tun ist verlässlich.
Er liebt Gerechtigkeit und Recht, *
erfüllt von der Huld des HERRN ist die Erde. - Kv
Siehe, das Auge des HERRN ruht auf denen, die ihn fürchten, *
die seine Huld erwarten,
dass er ihre Seele dem Tod entreiße *
und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte. - Kv
2. Lesung - 1 Petr 2,4-9
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus.
Schwestern und Brüder!
Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein,
der von den Menschen verworfen,
aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist!
Lasst euch als lebendige Steine
zu einem geistigen Haus aufbauen,
zu einer heiligen Priesterschaft,
um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen,
die Gott gefallen!
Denn es heißt in der Schrift:
Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten Stein,
einen Eckstein, den ich in Ehren halte;
wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde.
Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre.
Für jene aber, die nicht glauben,
ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben,
zum Eckstein geworden,
zum Stein, an den man anstößt,
und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt.
Sie stoßen sich an ihm,
weil sie dem Wort nicht gehorchen;
doch dazu sind sie bestimmt.
Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht,
eine königliche Priesterschaft,
ein heiliger Stamm,
ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde,
damit ihr die großen Taten dessen verkündet,
der euch aus der Finsternis
in sein wunderbares Licht gerufen hat.
Martin Stewen (2014)
Norbert Riebartsch (2005)
Bernhard Zahrl (1999)
Was heißt Christsein? Der Verfasser des 1. Petrusbriefes ermahnt in Bildworten die Zuhörerschaft zu einem zeugnishaften Leben. Mit dem letzten Vers der heute gehörten Perikope ist das vor allem in der evangelischen Tradition wichtige Priesteramt aller Gläubigen skizziert. Alle Christinnen und Christen sind durch die Taufe zum Dienst der Nachfolge gerufen.
Das Bildwort vom Eckstein ist ein Rückgriff aus Psalm 118. Ein Eckstein ist jener Stein beim Hausbau, der speziell gestaltet und vielleicht mit Hinweisen auf Hauseigentümer oder Hausbauer versehen ist.
Der erste Petrusbrief beschreibt die Konsequenzen aus der Annahme der Osterbotschaft. Wer an die Auferstehung glaubt, muss sein Alltagsverhalten verändern. Hier ist die Aufforderung, die Berufung zur königlichen Priesterschaft zu erkennen und umzusetzen. Die Verheißung steht dahinter: Ihr werdet nicht zugrunde gehen. Es werden Themen und Bilder des Judentums aufgegriffen, die alle auf das Thema zulaufen: Die Bilder bekommen in Jesus eine neue Kraft.
Dieser Abschnitt beginnt mit einem Wort der Ermutigung an die verfolgte Kirche. Christus gilt als lebendiger Stein, der nicht zerstört werden kann. Nicht das Urteil der Menschen, sondern die Erwählung durch Gott ist maßgeblich. Und: Der auferstandene Christus macht die Glaubenden zu "lebendigen Steinen" und er verbindet sie untereinander zu einem Haus Gottes. Die Christen bringen nun ihrem Gott nicht mehr materielle Tier-, Speise-, oder Rauchopfer sondern geistige Opfer dar. Christus ist zum Grundstein geworden, auf dem das Haus steht, bzw. zum Eckstein, der die Mauern verbindet und zusammenhält. Der Gläubige steht damit gleichermaßen auf festem Untergrund (Stein, Felsen), der Ungläubige stößt sich jedoch an diesem Untergrund (Eckstein). Die Vorzüge Israels aufgrund der Erwählung werden in diesem Text den Christen zugesagt (vgl. dazu die Worte vom Bundesschluß am Sinai in Ex 19,3-6 oder auch Jes 43,21, Offb 1,6; 5,10 und Eph 5,8). Die im Hause Gottes Wohnenden haben priesterlichen und königlichen Charakter, auch wenn sie nicht Priester oder Könige sind.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 14,6
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Halleluja.
Evangelium - Joh 14,1-12
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern:
Euer Herz lasse sich nicht verwirren.
Glaubt an Gott
und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
Wenn es nicht so wäre,
hätte ich euch dann gesagt:
Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin
und einen Platz für euch vorbereitet habe,
komme ich wieder
und werde euch zu mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
Und wohin ich gehe -
den Weg dorthin kennt ihr.
Thomas sagte zu ihm:
Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst.
Wie können wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater
außer durch mich.
Wenn ihr mich erkannt habt,
werdet ihr auch meinen Vater erkennen.
Schon jetzt kennt ihr ihn
und habt ihn gesehen.
Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater;
das genügt uns.
Jesus sagte zu ihm:
Schon so lange bin ich bei euch
und du hast mich nicht erkannt, Philippus?
Wer mich gesehen hat,
hat den Vater gesehen.
Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?
Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin
und dass der Vater in mir ist?
Die Worte, die ich zu euch sage,
habe ich nicht aus mir selbst.
Der Vater, der in mir bleibt,
vollbringt seine Werke.
Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin
und dass der Vater in mir ist;
wenn nicht,
dann glaubt aufgrund eben dieser Werke!
Amen, amen, ich sage euch:
Wer an mich glaubt,
ird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen
und er wird noch größere als diese vollbringen,
denn ich gehe zum Vater.
Martin Stewen (2014)
Norbert Riebartsch (2005)
Bernhard Zahrl (1999)
Mit der Fußwaschung beginnt im Kapitel 13 des Johannesevangeliums der Abschiedsbereich. Dieses Zeichen der Zuwendung Jesu zu den Seinen wird zunächst durch Worte an einzelne Apostel bestärkt. Mit Kapitel 14 beginnen die Worte an die Jünger, die sich langsam aufbauen: Ihr sollt die Kraft erfahren, die ich euch geben kann (Kapitel 14). Ihr sollt die Frucht dieser Kraft für die anderen zur Verfügung stellen (Kapitel 15). Dazu gebe ich euch meinen Geist (Kapitel 16). Er soll euch in der Einheit halten (Kapitel 17) Immer wieder kommt in der Evangelienperikope dieses Sonntags die Rede auf den Vater. Er ist für Jesus der Anfang seiner Einheit, in die er die Jünger führen will.
Mit der Fußwaschung beginnt im Kapitel 13 des Johannesevangeliums der Abschiedsbereich. Dieses Zeichen der Zuwendung Jesu zu den Seinen wird zunächst durch Worte an einzelne Apostel bestärkt. Mit Kapitel 14 beginnen die Worte an die Jünger, die sich langsam aufbauen: Ihr sollt die Kraft erfahren, die ich euch geben kann (Kapitel 14). Ihr sollt die Frucht dieser Kraft für die anderen zur Verfügung stellen (Kapitel 15). Dazu gebe ich euch meinen Geist (Kapitel 16). Er soll euch in der Einheit halten (Kapitel 17) Immer wieder kommt in der Evangelienperikope dieses Sonntags das Wort auf den Vater. Er ist für Jesus der Anfang seiner Einheit, in die er die Jünger führen will.
Der Text des heutigen Evangeliums stammt aus der ersten Abschiedsrede Jesu (Joh 13,31-14,31). Vorbild ist die Abschiedsrede des Mose an die Israeliten im Buch Deuteronomium. Die Abschiedsreden Jesu im Johannesevangelium sind keine historischen Wiedergaben der Worte Jesu im Abendmahlsaal. Sie sind zumindest mehr als ein halbes Jahrhundert nach Jesu Tod und Auferstehung - unter Einfluß des Heiligen Geistes - als Botschaft Jesu an die Christenheit dieser Zeit formuliert worden.
Der im Gottesdienst anwesende Christus spricht zu den Seinen, die in dieser Welt offenbar keinen Halt haben und keinen Weg sehen: Der Jerusalemer Tempel ist seit Jahren zerstört, die Apostel gestorben und der sich für "göttlich" haltende römische Kaiser Domitian verfolgt die Christen. Auch von der Wiederkunft Christi ist weit und breit nichts zu bemerken. Die Christen beginnen sich damit abzufinden, daß die Hoffnung auf eine Wiederkunft Christi - in menschlich historischen Zeitbegriffen - im Moment nicht ganz berechtigt und sobald nicht zu erwarten ist. Johannes spricht von der Wiederkunft nicht mehr mit den selben Worten wie es noch die anderen Evangelisten taten. Bei ihm zeichnen sich die Schwierigkeiten des "Christwerdens", des "Christseins" und des Durchhaltens im Glauben - angesichts der Zweifel, Verfolgung etc. - bereits stark ab.
Der "verborgen Anwesende" ruft nun zum Glauben ("zum Tun des Glaubens") und möchte in eine neue Dimension des Glaubens, zum Vater, führen, wohin ihm die Christen vorerst nicht folgen können. Er wird aber im Heiligen Geist wiederkommen und sie "holen", so daß sie bei ihm bleiben, in seinem Namen handeln (Sakramente, Charismen), die Welt überwinden und in Welt und Geschichte das von Jesu Christus begonnene Werk vollenden können.
Lebensräume für alle
Euer Herz lasse sich nicht verwirren
Oh, das sollte Jesus heute auch sagen: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren.“ Verworren ist vieles in der Welt. Wir hören Nachrichten, verstehen sie aber nicht. Wir sehen Bilder, aber sie sind flüchtig. Wir denken, drehen uns aber im Kreis. Vieles kommt einem Verwirrspiel gleich. Einem Spiel mit Gefühlen, Träumen und Abgründen. Leider auch ein Verwirrspiel mit Menschen, die sich nicht wehren können.
Und dann ist da noch das Netz! Weltweit. World Wide Web. Im Netz wabern Verschwörungstheorien, Halbwahrheiten und Dummheiten. Im Netz werden Parallelwelten geschaffen. Im Netz werden aber auch Sorgen und Hoffnungen geteilt. Manchmal sogar mit richtigen Namen. Auf Punkt und Komma muss man oft nicht achten. Was können wir glauben? Worauf bauen? Wohin gehen?
Apropos Netz! Während das eine Netz hält und sichert, verfangen wir uns in dem anderen. Wie eine Fliege im Spinnennetz. - Von welchem Netz wollen wir reden?
Abschied ohne Anschrift
Wir hören heute in Jesu Abschiedsreden hinein. Der Evangelist Johannes hat sie aufgeschrieben. Jesus bereitet uns darauf vor, dass er die Welt verlässt, um zum Vater zu gehen. Zu Gott. Zwischen den Jüngern geht es hin und her. Zwischen uns auch. Wo ist der Vater? Wohin geht Jesus? Muss das sein?
Es ist ja tatsächlich so, dass Jesus keine Anschrift mehr unter uns hat. Keinen Ort, keine Straße, keine Hausnummer, auch keine Email-Adresse, kein www. Er hat keinen Sitz in Jerusalem, aber auch keinen in Rom. Wenn wir fragen "wo bist du? wo wohnst du? wie kann ich dich erreichen?", gibt es keine Antwort. Jesus hinterlässt uns keine Anschrift und der Post keinen Nachsendeauftrag.
Er geht uns voran und bereitet uns schon einmal ein Zuhause vor. Unsere neue Anschrift! Aber Achtung: In seines Vaters Hause sind viele Wohnungen! Sagt Jesus. Ich werde dieses neue Zuhause mit vielen anderen teilen. Auch mit Menschen, die anders denken, glauben, leben als ich. Die eine andere Geschichte erzählen. Die eine andere Sprache sprechen. Für Exklusivitätsansprüche gibt es keinen Raum, nicht einmal eine Türe.
Exklusiv ist nur, dass Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Oft genug haben sich Menschen als seine Sachwalter ausgegeben. So, als ob es nur einen Weg gäbe. So, als ob sie die Wahrheit gepachtet hätten. So, als ob sie die Schlüssel des Lebens verwahrten. Doch: Wer Jesus sieht, sieht den Vater! In seiner Barmherzigkeit. Gefängniszellen sind nicht im Haus des Vaters. Hier wohnt der Frieden.
"Amen, amen, ich sage euch, sagt Jesus:
Wer an mich glaubt,
wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen
und er wird noch größere als diese vollbringen,
denn ich gehe zum Vater."
Eckstein
Ich mag das Bild von den Wohnungen! Von Reihenhäusern, Villen und Palästen redet Jesus nicht. Es ist, als ob die Gemeinschaft der Menschen am besten als Gemeinschaft von Wohnungen erzählt werden kann. Nachbarschaft, groß geschrieben.
Wir stellen uns Wohnungen auch nicht als Zelte oder Baracken vor. Die gibt es heute wieder zu Hauf. Für Menschen auf der Flucht – oder auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Wenn sie nicht auf der Straße leben. Manchmal ist selbst ein Stück Stoff schon Komfort. Bilder gibt es im Fernsehen zu sehen. Aber was es heißt, in einem Zelt, einer Baracke oder auf der Straße zu hausen?
Wohnungen sind in der Regel fest gebaut, aus Stein, geschützte Räume für Menschen, die zusammenleben, aber ihre eigene kleine oder große Familie haben. Gemeinschaft und Individualität tragen einander.
Petrus, einer der Jünger Jesu, hat einen Brief geschrieben. Wir haben ihn vorhin gelesen:
„Kommt zu ihm – Jesus , dem lebendigen Stein,
der von den Menschen verworfen,
aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist!
Lasst euch als lebendige Steine
zu einem geistigen Haus aufbauen,
zu einer heiligen Priesterschaft…“
Das Bild, auf das Petrus hier anspielt, ist das Bild vom Eckstein, der ein ganzes Haus zusammenhält. Der Schlussstein sozusagen, ohne den die Mauern und Dächer auseinanderfallen. Ein Stein, doch an ihm liegt alles: Sicherheit, Verlässlichkeit, gar die Ewigkeit. Um im Bild zu bleiben: Wir sind „lebendige“‘ Steine, die das Haus zu einem Haus machen, eine Wohnung zu einer Wohnung. Hier entfaltet das Bild eine unbändige Kraft: Wir sind alle gleich – Stein. Schön anzusehen. Und fest! Ob die Sonne scheint oder ein Gewitter niedergeht, ob die Erde bebt oder eine Lawine sich löst – das Haus ist wie für die Ewigkeit gebaut. Und ER, Jesus, ist der Eckstein.
Im 118. Psalm heißt es:
„Ich danke dir, dass du mich erhört hast;
Du bist für mich zum Retter geworden.
Der Stein, den die Bauleute verwarfen,
er ist zum Eckstein geworden.
Das hat der Herr vollbracht,
vor unseren Augen geschah dieses Wunder.“
(Ps 118,21-24)
Es ist von einem Wunder die Rede. Oder von einem Prachtbau? Gemeinde genannt? Gemeinschaft der Menschen? Gottes Barmherzigkeit? Auf jeden Fall: „Vor unseren Augen“!
Lebensräume
Was wir bis jetzt wissen: Jesus geht zum Vater, uns eine Wohnung zu bereiten. Im Haus des Vaters. Das könnten wir verständlicherweise auch als Hinweis auf das Leben nach dem Tod nehmen, aber es steckt so viel mehr darin: das Haus für viele Menschen, für alle Menschen, das Haus Gottes. In diesem Haus ist Jesus der Eckstein, der die vielen Steine, die kunstvoll aufeinandergeschichtet sind, zusammenhält. In allen Gefahren und Ängsten sind die Wohnungen in diesem Haus Lebensräume, Lebensräume für Menschen, die ein Zuhause haben.
In der Apostelgeschichte – wir haben diese Geschichte auch gehört – wird die Not beschrieben, dass die Apostel – sprich: die alten Jünger Jesu – keine Ressourcen mehr haben, sich um die Witwen der „Urgemeinde“ zu kümmern. Angedeutet wird auch ein Konflikt, der sich später noch ausweiten wird: der Konflikt zwischen hebräisch- und griechisch-sprachigen Menschen. Es war noch nie egal, welche Sprache gesprochen wird, in welchen Worten Träume erzählt werden, in welchem Dialekt Klagen geäußert werden. Auf einer Gemeindeversammlung machen die Apostel den Vorschlag: Wir schauen jetzt nach Menschen, die sich um die Versorgung der Witwen kümmern können. Und siehe da: sie werden gefunden! Sogar Landsleute. Vertraute Menschen, die die gleiche Sprache sprechen.
„Stephanus, einen Mann,
erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist,
ferner Philippus und Prochorus,
Nikanor und Timon,
Parmenas und Nikolaus,
einen Proselyten aus Antiochia.“
Sie müssen sich die Namen nicht merken, aber sie haben einen Wohlklang. Wir werden zu Zeugen eines Wunders: Die Menschen, die jetzt gewählt werden, sind die ersten Diakone. Sie werden mit Gebet und Handauflegung beauftragt und gesegnet.
Hier schließt sich für uns heute ein Kreis: Menschen, die füreinander da sind, füreinander einstehen, füreinander Sorge tragen. Das sind die lebendigen Steine, die die Wohnungen schön machen für Menschen, die einen geschützten Lebensraum brauchen.
"In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen", sagt Jesus.
Oh, das sollte Jesus heute auch sagen: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren.“
Und der Friede Gottes,'
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Jesus Christus,
unserem Herrn.
"Glaubt an Gott und glaubt an mich!"
Sich nicht verwirren lassen
Der Satz Jesu an seine Jünger beim letzten Abendmahl: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich", hat sich tief in meine Seele eingeprägt. In einer Zeit, wo ein grausamer Krieg in der Ukraine tobt, wo weltweit, auch bei uns in Deutschland, unschuldige Menschen Opfer von Gewalt und Verbrechen werden, da kann man auch als gläubiger Christ verzweifeln und Gott die Frage stellen: Herr, warum lässt Du das alles zu und bestrafst nicht die brutalen Herrscher und Tyrannen. Viele Menschen rufen zu Gott: mache diesem Wahnsinn ein Ende und rette die unschuldigen Betroffenen, Frauen, Kinder, Zivilisten.
Aber auch in unserem eigenen Leben gibt es Lebenssituationen, wo einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird, wo man kein Licht am Ende des Tunnels sieht und man daran verzweifeln könnte. In einem Leserbrief im Katholischen Sonntagsblatt habe ich vor kurzem geschrieben:
Meine Lebenserfahrung ist, dass man auch als gläubiger Christ in Lebenssituationen gerät, wo der christliche Glauben ins Wanken gerät. Viele Fragen tauchen auf, nach dem Wieso und Warum, bei schweren Krankheiten, dem Verlust von lieben Menschen, dem Scheitern von Partnerschaften und Freundschaften und eigenen Lebensplänen. Geholfen hat mir persönlich das Lesen in der Bibel. Insbesondere das Johannes Evangelium hat mich berührt. Die Worte Jesu: "Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich“ richten sich direkt an mich, an uns alle. Wenn alles sinnlos erscheint, wenn Leid und die Trauer uns übermannt, wenn wir mit unseren eigenen Kräften am Ende sind, dann ist ER an unserer Seite und bei uns.
Er geht mit uns
Woher nehme ich diese Gewissheit?
An anderer Stelle im Johannesevangelium sagt Jesus in seiner Abschiedsrede zu den Jüngern: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen." Das ist eine ganz klare Zusage Jesu, nicht nur damals an seine Jünger, sondern auch heute an uns Christen. Auch wenn Gott nicht sofort unsere persönlichen Lebenskrisen und die Krisen in dieser Welt zu einem guten Ende führt, so haben wir die Gewissheit, dass Gott uns nicht allein lässt und uns schon gar nicht verlässt.
Wenn wir den Worten Jesu vertrauen, dann ist Jesus Christus in Gott seinem Vater, nicht irgendwo fern im Universum, sondern ganz nah bei uns und in uns. Gerade auch in dieser Stunde, wo wir Gottesdienst miteinander feiern. Und von Jesus wird dies bestätigt, wenn er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Jesus zeigt uns den Weg, wie wir zu Gott dem Vater kommen. Es ist kein leichter und einfacher Weg, sondern oft ein beschwerlicher. Wir werden nicht mit der Taufe auf eine Rolltreppe gestellt und kommen dann ohne Mühen im Reich Gottes an. Nein, das Leben als Christ, und vielleicht gerade als Christ, ist beschwerlich. Und die Kreuzesnachfolge gehört ebenfalls dazu und bleibt uns nicht erspart.
Was bedeutet das, wenn Jesus sagt: wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten? Zunächst denke ich, heißt es, Jesus die Treue zu halten, auch in schweren Zeiten, im Leiden und bei Enttäuschungen. Nicht vom Glauben abzufallen, auch wenn es in unserer katholischen Kirche so viele Enttäuschungen gibt. Und Gott nicht zum Sündenbock zu machen für alles, was in unserem Leben nicht unseren Vorstellungen entspricht.
Hören und tun
An Jesu Wort festhalten, bedeutet auch, Jesus nachzufolgen, in der Liebe zu Gott dem Vater und zu dem Nächsten. Und da gibt es viele gute Beispiele, wie Menschen sich für Mitmenschen einsetzen: z. B. in der Pflege von kranken und älteren Menschen. Ich denke da insbesondere an Angehörige, die kranke und ältere Menschen zuhause pflegen. Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern, Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.
Auch das Gebet, das Gespräch mit Gott und Jesus Christus, ist ein Beispiel, wie wir am Wort Gottes festhalten.
Entscheidend ist, dass wir das Wort Gottes nicht nur hören, sondern unser Leben danach ausrichten. Versuchen wir in unserm Alltag auch danach zu leben. Dann dürfen wir erfahren, dass Gott der Vater und Jesus Christus bei uns Wohnung nehmen in unserem Herzen.
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus: für dich, für mich, für alle Menschen. Und: "Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!"
© Wilhelm Kraft - wilhelm-kraft(at)web.de
Das Wort Gottes ist lebendige Quelle desGlaubens
Bibel lesen
Vor ein paar Tagen habe ich an einer Umfrage einer theologischen Zeitschrift teilgenommen. "Welche Bedeutung hat die Bibel in ihrem Leben?" "Lesen sie täglich in der Bibel oder eher unregelmäßig? Wenn ja, dann auch privat oder von Berufs wegen. Ich selbst lese in der Bibel am meisten von Berufs wegen. Ich habe täglich mit dem Wort Gottes zu tun: In Vorbereitungen auf die Gottesdienste, in Vorbereitung auf den Schulunterricht oder für Vorträge. Wer nicht im pastoralen Dienst tätig ist oder Ordensmann oder Priester ist, hat vielleicht andere Wege, sich mit der Bibel zu befassen. Auf dem Markt gibt es viele Bücher, welche die Bibel erklären oder versuchen Texte der Bibel nahe zu bringen. Es gibt in vielen Pfarreien Bibelkreise. Menschen tauschen sich aus. Was sagt diese Bibelstelle mir persönlich, in meiner Lebenssituation. Die Bibel - das Wort Gottes ist wichtig, ja das wichtigste am Glauben.
Wie wichtig das Wort Gottes ist, haben die Apostel erkannt. Wir hören in der Lesung, dass sich die Witwen der Hellenisten vernachlässigt fühlten. Wahrscheinlich war es eine Überforderung, sich gleichzeitig um das Wohl der Armen zu kümmern und um das Wort Gottes. Dieses musste ja verkündigt werden. Darum wurden auch die Aufgaben aufgeteilt. Die Diakone kümmerten sich fortan um das Wohl der Armen und der Witwen, die Apostel waren von da an ausschließlich für das Wort Gottes da. Auf eine Sache sich konzentrieren zu können und nicht gleichzeitig mehrere Aufgaben erledigen zu müssen, wünschen sich die meisten von uns. Sich ausschließlich gerade der Person zu widmen, mit der man gerade spricht, die gerade die Hilfe braucht, das fällt - ehrlich gesagt auch mir - schwer. Heute ist eher Multitasking angesagt. Das ist nicht immer gut.
Das Wort Gottes ist wichtig für den Glauben
Doch Gottes Wort ist wichtig, so wichtig, dass sich die Apostel nur noch damit beschäftigen möchten. Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Jesus hat dieses Wort gesprochen als der Versucher ihn aufforderte, Brot aus Steinen zu machen.
Das Wort Gottes ist lebenswichtig für den Glauben. Jesus ist das Wort Gottes, das Wort, das Fleisch geworden ist. Jesus führt uns zu unserem Lebensziel, einmal bei Gott zu leben. "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!" "Niemand kommt zum Vater außer durch mich!" "Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen!" "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen!" Wir erfahren Jesus vor allem in der Bibel. Dort hören und lesen wir von dem, was er sagte und was er tat. Wenn wir uns mit der Bibel beschäftigen, wenn wir sie regelmäßig hören oder wenn wir in ihr lesen, dann werden wir im Glauben wachsen und reifen.
Orientierung, Halt, Trost
Jesus sagt uns durch seine Worte, dass wir durch IHN unseren Lebenssinn finden. Sein Wort gibt Orientierung. Sein Wort gibt uns Festigkeit, schenkt uns Trost. Es macht uns Mut. Immer wieder wurde Jesus von vielen Menschen aufgesucht. Er sah die vielen Menschen, die wie Schafe ohne Hirten waren. Er lud den reichen Jüngling ein, alles zu verlassen, um ihm nachzufolgen. Die Apostel konnten alles verlassen, ihre Familien, ihr Leben, als Jesus sie rief. Sie spürten, dass sie mit ihm ein neues Leben, eine neue Richtung geschenkt bekommen haben. Jesus ist die Wahrheit. Er ist treu. Er steht zu uns. Jesus ist das Leben. Er will uns erfülltes Leben, sinnvolles Leben schenken. Das alles bekommen wir im Glauben geschenkt, wenn wir uns an ihn orientieren.
Beziehung zu Gott
Wir brauchen Vorbilder wie ihn. Nur dann können wir im Glauben und im Leben wachsen und reifen. Wir können an unserem Ort, in unserer Berufung, auf unserem Lebensweg die werden, zu denen uns Gott haben möchte. Wir werden dazu unser ganzes Leben brauchen, um Jesus zu erkennen. Wenn wir das Wort Gottes hören, werden wir immer mehr eine Freundschaft und Beziehung zu Jesus aufbauen. Es ist wichtig, sich immer wieder mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Aus dem Wort Gottes bekommen wir Kraft für unseren Dienst an die Mitmenschen. Beides gehört zusammen. Der Dienst an die Mitmenschen und das Hören auf das Wort sind gleich wichtig. Hören wir auf IHN, vertrauen wir IHM, bauen wir eine Freundschaft zu IHM auf. Leben wir füreinander, schöpfen wir aus seinem Wort Kraft und Mut. Amen.
Wo man gerne wohnt
Wohnungssuche
Vor einigen Tagen wurde eine Statistik veröffentlicht, die europaweit vergleicht, in welchem Alter im Durchschnitt Kinder das Elternhaus verlassen. Österreicher werden im Schnitt mit 24,4 Jahren flügge. Der europäische Durchschnitt liegt bei 26,6. Die Gründe für das wohnungsmäßige Selbständigwerden sind vermutlich vielfältig. Wann kann man sich eine eigene Wohnung leisten? Das hängt vom verfügbaren Einkommen wie auch vom Wohnungsmarkt ab. Nicht zuletzt wohl auch davon, wie gut das Verhältnis zur eigenen Familie ist. "Hotel Mamma" ist oft sehr praktisch...
Ältere Menschen beschäftigt eine andere Wohnungssuche. Sie fragen sich: Wie lange werde ich in meiner gewohnten Umgebung leben können? Wie organisiere ich es, wenn ich Pflege brauche? Wer wird mir Heimat geben, wenn Verwandte und Freunde altersbedingt immer weniger werden?
Die Wohnungsfrage ist immer auch eine Beziehungsfrage. Wo fühle ich mich wohl? Wo lebe ich gerne?
Im Evangelium kündigt Jesus an, dass er zu Vater vorausgeht, um für die Seinen einen Platz vorzubereiten. "Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen", sagt er zu seinen Jüngern. Dieser Text wird gerne für Begräbnisfeiern ausgewählt. Es geht darin aber um mehr als um unsere Zukunft nach dem Tod, so tröstlich dieser Aspekt auch ist. Jesus zieht es heim zum Vater. Zeitlebens war er aufs innigste mit ihm verbunden. Immer wieder hat er sich zurückgezogen, um im Gebet bei ihm zu verweilen. Die Beziehung zum Vater hat ihm die Kraft gegeben, seinen Weg als Prophet und Messias zu gehen. Sie hat ihm in der äußersten Verlassenheit seines Todes Halt gegeben und getragen.
Daheim beim Vater
Während er unterwegs war, um die Frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden, hat er Freunde, Mitstreiterinnen und Jünger gefunden, die ihn begleiteten. Sein Beziehungskreis hat sich ausgeweitet. Aber auch der Beziehungskreis seiner Begleiter und Begleiterinnen wurde größer. Sie sind untereinander zu Freunden geworden, und Jesus hat sie in seine innige Beziehung zum Vater hineingenommen. Jesus hat von sich einmal gesagt: "Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann" (Mt 8,20). Dennoch waren er und seine Freunde nicht heimat- und wohnungslos: Er wusste sich in Gott beheimatet.
Das war wohl ähnlich, wie ich das in meinem Elternhaus erlebt habe. Meine Freunde waren immer auch den Eltern und Geschwistern willkommen. Bis zu einem gewissen Grad sind sie zu Freunden der Familie geworden. Sogar jetzt noch interessiert meine Geschwister, was aus dem oder Jenem geworden ist, und umgekehrt fragen mich meine Freunde, wie es meinen Angehörigen geht.
Thomas will von Jesus den Weg zum Vater wissen. Dieser antwortet ihm mit zunächst rätselhaften Sätzen: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich!" Philippus möchte, möchte, dass Jesus ihnen den Vater zeige. Er bekommt zur Antwort: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen." Diese geheimnisvollen Sätze lösen sich auf, wenn wir das Beziehungsgeflecht Jesu anschauen. Wenn jemand eine so innige und intensive Beziehung zum Vater hat wie Jesus, dann erkennt man in ihm den Vater, ohne den Vater von Angesicht zu Angesicht gesehen zu haben.
In persönlichen Gesprächen erzählen mir oft Menschen von ihren guten oder auch schwierigen Beziehungen zu den Eltern. Ohne diese zu kennen, entsteht in mir ein Bild von diesen Personen. Und ich glaube, dass dieses Bild nicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Ein geflügeltes Wort, das auf Johann Wolfgang Goethe zurückgeht, behauptet, "Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist!" Die Menschen, mit denen wir leben, färben nicht nur auf uns ab, sie sind ein Teil unseres Lebens. Wenn wir uns vom unsichtbaren Gott ein Bild machen wollen, schauen wir am besten auf Jesus. An der Art und Weise, wie er lebte und mit den Menschen umging, können wir erkennen, wie Gott ist.
Beziehungspflege
Die Ankündigung Jesu, dass er vorausgehe, um uns eine Wohnung zu bereiten, verstehe ich nicht in erster Linie als Trost oder letzte Absicherung meines Lebens. Ich sehe darin vor allem eine Einladung, meine Beziehung zu ihm zu intensivieren. Sie wird auf mein Leben abfärben und auch mich in die Richtung verändern, wie er gelebt hat. Sie wird mich in seine Beziehung zum Vater hineinnehmen, und ich darf hoffen, dass ich bei Jesus und beim Vater ein immer willkommener Gast sein werde.
Jesu innige Freundes- und Vaterliebe ist aber auch eine Herausforderung, der Beziehungspflege sowohl in der Familie wie auch im Freundeskreis einen hohen Stellenwert beizumessen. Gerne bin ich bei meinen Geschwistern zu Gast. In ihnen lebt die Atmosphäre des Elternhauses fort. Gerne besuche ich Freunde und teile mit ihnen mein Leben. Denn wo Freunde in Eintracht zusammen sind, erleben wir etwas von jener "Wohnqualität", die uns Jesus verheißen hat. Freunde vertragen auch die Wahrheit. Diese braucht nicht vermieden zu werden, um Konflikte zu umgehen. Echt sind Freundschaft und Liebe, wenn man sich trotzdem liebt.
Das Evangelium von den Wohnungen beim Vater und vom Weg zum Vater wird in diesem Jahr zufällig am Muttertag gelesen. An diesem Tag danken wir unseren Müttern, Eltern und Großeltern für alles, was sie uns ins Leben mitgegeben haben. Neben dem Geschenk des Lebens gehört der familiäre Zusammenhalt zum Kostbarsten, was sie uns geben konnten. Dieses Erbe weiterzugeben und zu pflegen ist der schönste Dank, den wir ihnen zurückgeben können. Jesu innige Vater- und Mutterliebe weisen uns den Weg dazu.
Wie Jesus leben
Wie leben?
Das heutige Evangelium ist ein Ausschnitt aus den Abschiedsreden Jesu. Die Abschiedsworte sollen die Jünger vorbereiten für die Zeit, wo sie ohne Jesus direkt an ihrer Seite leben müssen. Damit sie auf sich allein gestellt nicht in Ratlosigkeit oder gar Panik verfallen, will Jesus zur Sprache bringen, was die Jünger beherzigen müssen, damit ihr Leben gelingt. Wie müssen sie ihren Lebensweg gestalten, damit ihr Leben erfülltes Leben wird? Das ist die Kernfrage des heutigen Evangeliums.
Gemeinschaft mit Jesus
Als ein erstes Ziel benennt Jesus die Fortführung einer engen geistigen Gemeinschaft mit ihm. Für ein paar Jahre konnten die Jünger direkte Gemeinschaft mit ihm hier auf Erden auskosten. Aber die auf Erden begonnene Gemeinschaft mit Jesus soll mit seinem Scheiden aus dieser Welt nicht beendet sein, sondern über das irdische Leben hinaus für immer bestehen. Jesus möchte, dass die Jünger erkennen: Wenn er sie verlässt, um die himmlische Wohnung zu bereiten, wie Jesus sagt, verabschiedet er sich von ihnen nicht für immer, zieht er sich nicht in einen unzugänglichen, göttlichen Bereich zurück. Sie werden von ihrem Herrn und Meister nicht allein oder gar im Stich gelassen. Ganz im Gegenteil: Jesus bereitet den Ort vor, der am Ende für immer Heimat sein soll, der Himmel ist, wo ununterbrochene direkte Gemeinschaft möglich wird: mit ihm, dem Vater und allen Menschen.
Der zweite Hinweis bezieht sich auf den Weg, der in diese himmlische Gemeinschaft führt. Es ist der Weg, wie ihn Jesus gegangen ist. Im Gegensatz zu den Propheten war Jesus nicht nur ein Wegweiser, der auf Gott und seine Weisungen verwies. Jesus lebte, was er verkündete. Eins mit dem Vater lebte er in Gott und handelte aus Gott. So kann er sagen: Ich bin der Weg. Diesen Weg sollen auch die Jünger und alle Christen einschlagen.
Das heißt: In unserem Wesen, im Denken und Verhalten sollen wir immer mehr hineinwachsen in das Wesen Jesu. Seine Art zu denken, den Menschen zu begegnen und das Leben zu gestalten, soll uns prägen. Auch wir sollen in der Welt und für die Welt mehr sein als nur Verkünder und Hinweisende auf Gott oder Christus. In unserer Nachfolge sollen wir regelrecht verschmelzen mit Jesus, eins werden mit ihm, wie er eins war mit dem Vater. Dies spricht Jesus als Ziel aus, auch wenn wir als Menschen es nie so umfassend verwirklichen können, wie es Jesus gelang. Aber wo wir das Streben nach diesem Ziel des Eins-Seins mit Christus nicht aufgeben, dort sind wir auf dem rechten Weg.
Die Werke Jesu vollbringen
Dabei ist es unerheblich, ob wir etwas oder viel bewirken. Auch Jesus hat nur begrenzt Erfolge erzielt. Misserfolge, Verkennung durch andere, eigenes Versagen sollen uns nicht beunruhigen oder nervös machen. Wo wir lebendig und strebsam um den Weg Jesu ringen, ist unser Leben Zeugnis und Verkündigung.
Wenn wir den Weg Jesu gehen, so verheißt uns Jesus: Ihr werdet Werke vollbringen, die ich vollbracht habe. Bei diesem Satz werden wir wahrscheinlich erst einmal gestutzt haben mit der Frage: Übertreibt Jesus hier nicht? Können wir z.B. – wie er – Wunder wirken? - Natürlich können wir keine Toten erwecken, Blinde oder Aussätzige heilen, Brot vermehren, einen reichen Fischfang ermöglichen, Aber ist es nicht auch ein Wunder, wenn wir, weil wir in das Wesen Jesu eintauchen, z.B. aufhören, uns zu rächen?
Rache ist ein Dämon, der uns antreibt, bei Wiedervergeltung nicht harmlos oder zögerlich zu sein, sondern drein zu schlagen, zu quälen, zu zerstören, die empfindlichen Stellen beim anderen zu treffen und uns obendrein an all dem auch noch zu ergötzen und zu weiden.
Beim Eintauchen in das Wesen Jesu zur Versöhnlichkeit wandeln wir uns, vertreiben wir den Dämon Rache in uns. Jedes Mal, wo wir Böses mit Gutem vergelten, wirken wir ein Wunder. Wir erwecken Totes, Gelähmtes, Zerstörerisches in uns zum Leben. Wir vertreiben – wie Jesus – Dämonen.
Wunder können wir manchmal auch bei anderen wirken. Jesus konnte Wunder immer nur dort vollbringen, wo sich Menschen ihm oder Gott öffneten. So ist es auch bei uns. Weil Zachäus sich Jesus öffnete, geschah in ihm Umkehr. Weil Maria Magdalena sich von der Liebe Jesu berühren ließ, wandelte sie ihr Leben. Weil die Menschen zuvor dem liebevollen Wesen Jesu begegnet waren und sich ihm geöffnet hatten, geschahen an ihnen die Wunder. Dies gilt auch für uns. Wo wir in das Wesen Jesu eintauchen, wo wir den Menschen in Jesu Art begegnen, machen wir es den anderen leichter, sich für das Gute zu öffnen, umzukehren, sich zu wandeln. Je echter wir den Weg Jesu gehen, umso mehr können wir ein Anlass sein, dass sich bei anderen Wunder anbahnen und vollziehen.
Den Weg Jesu gehen
Herzlicher und freundlicher, werbender und überzeugender, noch eindringlicher bittend als mit den Worten des heutigen Evangeliums kann Jesus uns Menschen wohl nicht mehr einladen und anstoßen, seinen Weg zu gehen. Es ist der Weg tiefer Freundschaft mit ihm schon hier auf Erden und anknüpfender, vollendeter Gemeinschaft mit ihm im Himmel.
Mögen Jesu Worte uns tief im Inneren berühren und auf seinen Weg führen. Erbitten wir von ihm jene Kräfte, mit denen auch wir Wunder bewirken können: Vertreibung von möglichen Dämonen in uns wie Rache, Gier, den Hang zu Mobbing, Brutalität und was sonst noch zum Zerstören und Leid-Antun beiträgt. Und möge unser Lebensstil dazu beitragen, dass sich auch in anderen gelegentlich Wunder ereignen können.
Christus der Weg
Abschied
Das heutige Evangelium ist aus den sogenannten Abschiedsreden genommen. Es sind Worte, die Jesus beim letzten Abendmahl vor seinem Sterben den Jüngern anvertraute. Aus der Sicht seines Todes und seiner Auferstehung versuchen wir heute, uns diesen Reden zu nähern. Jesus spricht über seinen Weg zum Vater: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Dann bekräftigt er: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Die Jünger kommen mit dieser Aussage Jesu nicht zurecht. Philippus sagt zu ihm: „Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.“ Jesus verweist auf den Glauben: „Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke!“
Jesus lebt aus seinem Vater. Er bezeichnet sich nun beim Abschied vor seinem Sterben als »Weg zum Vater«. Das bedeutet für jeden Menschen das Angebot, den Weg zur Erfüllung seines Daseins, den Weg zum tiefsten Glück. Jesus verspricht nicht nur erfülltes Leben, er lebt es vor. Aus seiner inneren Mitte, die im Vater verankert ist, handelt er für die Schwachen, Kranken und Benachteiligten. Er offenbart so die barmherzige Liebe des Vaters zu uns Menschen. Können wir einen Zugang zu dieser Liebe finden?
Jesu lädt ein, seinen Weg zu gehen
Mit den Erfahrungen unseres Lebens, die uns im Gelingen und Scheitern reifen lassen, führt uns die Gnade Gottes tiefer zur Erkenntnis: Der Weg zum Glück geht nicht über das Habenwollen und Für Mich-Nehmen. Er führt über das Geben. Nehmen und Geben muss im rechten Verhältnis stehen. Wir spüren, dass Geben aus Liebe etwas Großes und Schönes ist, auch wenn es uns etwas kostet.
Jesus verkündete und lebte, was er sagte: „Ich bin nicht gekommen mich bedienen zu lassen, sondern um dienen.“ In dieser Haltung und im totalen Vertrauen auf den Vater litt er bis zur Verlassenheit am Kreuz, ging in den Tod im tiefsten Vertrauen auf den Vater und starb gewaltfrei und Barmherzigkeit verströmend. In dieser Hingabe bietet sich Jesus uns an: „Ich bin der Weg!“ Jesus lädt uns ein, seinen Weg zu gehen und uns ihm ganz anzuvertrauen.
Benedikt XVI. formulierte in einer seiner ersten Predigten an die jungen Menschen die Ängste, die uns hindern können, uns ganz Jesus anzuvertrauen: „Haben wir nicht alle irgendwie Angst, wenn wir uns Christus ganz öffnen, es könnte uns etwas genommen werden von unserem Leben? Müssen wir dann nicht auf so vieles verzichten, was das Leben erst so richtig schön macht? Würden wir nicht eingeengt und unfrei? Nein. Wer Christus einlässt, dem geht nichts – gar nichts verloren von dem, was das Leben frei, schön und groß macht. Nein, erst in dieser Freundschaft öffnen sich die Türen des Lebens. Erst in dieser Freundschaft gehen überhaupt die großen Möglichkeiten des Menschseins auf. Erst in dieser Freundschaft erfahren wir, was schön und was befreiend ist.
So möchte ich heute mit großem Nachdruck und großer Überzeugung aus der Erfahrung eines eigenen langen Lebens Euch, liebe junge Menschen, sagen: Habt keine Angst vor Christus! Er nimmt nichts, und er gibt alles. Wer sich ihm gibt, der erhält alles hundertfach zurück“.
Als Petrus nach einer erfolglosen Nacht beim Fischen sich total dem Wort Jesu anvertraut und am Morgen hinausfährt, gelingt der größte Fang seines Lebens. Erbitten wir in dieser Eucharistiefeier die Gnade, uns ganz und gar, mit unserer ganzen Person Jesus, als dem Weg zum Vater, anzuvertrauen. Friede und Glück wird uns geschenkt werden.
Kirchesein - Über Mut, Phantasie und Verantwortung
Was ist eigentlich los
In diesen fünfzig Tagen nach Ostern feiert die Kirche so etwas wie eine Zwischenzeit. Und es ist eine schwierige Zeit, der sich all die Menschen damals nach Jesu Tod stellen mussten. Sie sind mit ihm gegangen, sie haben seine Worte gehört - vielleicht haben sie sie verstanden, vielleicht nicht. Sie haben Anteil gehabt an dieser Begeisterung, die Jesus in Galiläa und überall ausgelöst hat. Sie waren seine Fans. Sie mussten nicht lange überlegen, was er für sie bedeutet. Er war einfach da und hat sie in seinen Bann gezogen. Sie haben sich von seiner Gegenwart tragen lassen.
Schließlich: Die Begeisterung, die Hoffnung, all das Schöne und Gute - am Kreuz auf Golgatha angenagelt. Allmählich macht sich so der Gedanke und die Erfahrung breit, dass all die Jünger das eine oder andere noch nicht so ganz erfasst hatten. Tod und Auferstehung - Jesus hatte sie wohl angedeutet. Aber was hieß das schon.
Dann aber machen die Ersten ihre ganz eigenen Erfahrungen: die Frauen am Grab, die Jünger auf dem Weg nach Emmaus und viele mehr. Allmählich kommt der Gedanke auf, dass alle, die Jesus folgen wollen, tatsächlich einmal ganz genau nachspüren müssen, worum es denn eigentlich und wirklich bei diesem Mann aus Nazareth gegangen ist.
Und damit heißt es dann auch: sich mit diesen neuen Erfahrungen zurecht zu finden. Herauszufinden, was der Kern der Botschaft Jesu mit mir zu tun hat, was denn wirklich mit Nachfolge Jesu gemeint ist. Das war für die ersten Christinnen und Christen kein einfaches Unterfangen - das ist es auch heute nicht. Wie schwierig das damals sein konnte, machen uns an diesem Wochenende vor allem zwei Gestalten aus dem Umfeld Jesu und aus den ersten Gemeinden deutlich: Im Evangelium hört wir von den Aposteln Philippus und Thomas.
"Suchen und Fragen, Hoffen und Sehen”
Wir hörten, wie Jesus zu diesen Aposteln vor seiner Auferstehung über Tod und Auferstehen spricht - und was das für die Menschen bedeuten soll. Nachfragend tasten sich Thomas und Philippus an das heran, was damit gemeint sein könnte, was sie davon verstanden haben. Gegenüber Philippus verliert Jesus schon fast die Geduld: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt? Aber Philippus und Thomas bleiben dran, sie lassen nicht locker. Auch nach dem Schock der Kreuzigung. Sie gehen ihren Weg des Erkennens und des Verstehens kraftvoll voran. Schließlich gehören sie zu jenen, die es selbst schaffen, die Leute mit der Frohbotschaft in den Bann zu ziehen und in Jerusalem die erste Gemeinde zu gründen
So werden Thomas und Philippus zum Paradebeispiel eines Christen: Sie halten im Anfang die Unsicherheit des Nichtverstehens aus und sie bleiben dran. Sie lassen das Missverstehen zu und sammeln immer mehr Glaubenserfahrungen, bis sich für sie aus den vielen, zunächst unverständlichen Puzzleteilen ein Bild ergibt, das sie weiterverschenken können. Sie werden vom Empfänger der Frohbotschaft zu deren Zeugen und Verkünder.
Andere Welt, andere Kirche
Diese Beispiele sollen Christinnen und Christen heute ermutigen, ihren eigenen Weg der Nachfolge zu suchen und zu gestalten. Zunächst richtete sich die Botschaft des heutigen Evangeliums durch alle Zeiten der christlichen Verkündigung hindurch zunächst einmal an jene, die am Osterfest durch das Sakrament der Taufe in die Spur Jesu gesetzt wurden: Sucht euren Weg in der Nachfolge, gestaltet und geht ihn!
Aber auch alle schon längst Getauften ermuntert das Zeugnis der beiden Apostel, den eigenen Glaubensweg immer wieder genau unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, ob wir als Christinnen und Christen denn eigentlich tatsächlich noch in den Spuren Jesu laufen. Dazu reicht es nicht, immer wieder aufzuschauen zum Herrn, immer wieder überzeugende Beispiele von christlichen Vorbildern zur Kenntnis zu nehmen. Es braucht neben dem Erkennen und Annehmen der Wahrheit auch das eigene christliche Zeugnis in der Welt, in der wir Nachfolge leben. Wie das schließlich aussieht, dafür gibt es kein Rezept. Es braucht unsere Phantasie und unser Engagement als lebendige Kirche. Wenn wir hinschauen, wie die Welt um uns herum lebt, wonach sie fragt und was sie braucht, können wir erkennen, was von uns als Christinnen und Christen gefragt ist.
Hauptsache dynamisch
Manchmal ist da sehr viel Mut und Phantasie gefragt, weil Althergebrachtes nicht mehr taugt. Die Situation der Kirche von heute ist nicht mehr die von einst und schon lange nicht mehr jene der Anfänge. Wir hören solche Klagen: Es wird nicht mehr geglaubt, es wird Kirche nicht mehr gelebt. Viele wissenschaftlichen Analysen und auch unzählige Medienberichte wollen uns immer wieder wissen lassen, wie das Glaubensleben der Menschen sich verflüchtigt.
Schaut man näher hin, lässt sich oft feststellen, wie sehr wohl Menschen auf der Gottsuche sind, wie sie versuchen, zu ergründen, was die Frohbotschaft für ihr Leben heißt. Nur eben anders, als das vielleicht zu anderen Zeiten geschah. Über die Generationen und Kulturen hinweg und quer durch die Kirche wird das wohl immer eine große Herausforderung bleiben. Diese Dynamik gilt es auszuhalten - und das ist manchmal ganz schön schwer. Was das für jeden einzelnen Christen heißt, formuliert der 1. Petrusbrief in beeindruckenden Worten: Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen. Nun lässt sich aber Architektur bekanntlich auf verschiedenste Weise gestalten: Funktional, praktisch, klassisch, gut sortiert, dafür vielleicht ein bisschen seelenlos - oder aber auch wie eines der Hundertwasser-Häuser zu Wien: kunterbunt, ein wenig verworren und chaotisch. Mit der Kirche ist das genauso. Wir Christen, die wir zu Bausteinen dieser Kirche berufen sind, dürfen mit unserem je eigenen Christsein der Kirche ihre Form geben. Und je mehr interessante Bausteine sich einbinden lassen, desto spannender, attraktiver, sehenswerter und strahlender wird das Bauwerk.
Wie Gott wohnt
Wohnst du noch oder lebst du schon?
Das Evangelium ist vielen von uns vertraut. Weniger vom Gottesdienst am Sonntag, mehr aus den Gottesdiensten und Seelenämtern, wenn wir am Grab eines lieben Menschen stehen. Dort schenkt uns dieses Bild von den vielen Wohnungen den Trost und die Zuversicht, dass der Mensch, den wir hergeben müssen, nicht verloren ist, sondern seinen Platz erhält in einem anderen, von Gott geschenkten, neuen Leben.
Doch mehr noch beschäftigt die Frage des Wohnens die Menschen im Diesseits in allen Kulturen, von Anfang an. Und was im Sprichwort für Bücher gilt - nämlich "Sag mir was du liest, und ich sage dir, wer du bist!" das lässt sich beinahe 1:1 auf den Raum übertragen, den der Mensch bewohnt: "Sage mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist." Und es ist weder die Bibel, noch ein philosophisches Buch, sondern die schlichte Werbung, die Werbung eines weltweit bekannten Möbelhauses, die all dem noch mal eins drauf setzt, indem das Einrichtungshaus für seine Produkte mit dieser einfachen Frage wirbt: "Wohnst du noch oder lebst du schon?"
Wohnst du noch oder lebst du schon? Die Frage hat mich gepackt! Wohnen stand für mich bisher für leben. Die englische Sprache sieht es genauso: wohnen und leben haben das gleiche Wort. Nur dieses Möbelhaus scheint es anders zu sehen. "Wohnst du noch oder lebst du schon?" Das heißt doch: Leben ist mehr als Wohnen. Wenn ich an meine eigenen Besuche in Möbelhäusern zurückdenke, wird mir klar, dass Möbelhäuser Orte sind, in denen mit der Frage nach der Einrichtung immer auch eine tiefere Aussage gemacht wird. Nämlich die: welchen Stellenwert erhält was in meinem Leben? Möbelhäuser sind - zumindest für mich - Sinn-Orte, in denen Menschen das, was sie an kleinen und großen Werten, wie sie leben wollen, nach außen bringen.
Wohnungssuchende
Wohnst du noch oder lebst du schon? Mir kommen Antworten auf diese Frage in den Sinn, Antworten, die nicht in Möbelhäusern, sondern im Leben gefunden werden.
Zum Beispiel die stumme Antwort der Flüchtlinge aus Afrika, die über die kleine italienische Insel Lampedusa in diesen Tagen zu uns nach Europa drängen. Sie lassen sich kaum aufhalten. Sie nehmen die Strapazen und Gefahren des Meeres auf sich, in der Hoffnung bei uns ein wohnliches Haus, d.h. ein besseres Leben zu finden als das der Unterdrückung und der Verfolgung in Ihrem Land.
Wohnst du noch oder lebst du schon? Ich denke an die Pilgerinnen und Pilger, die sich auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostella gemacht haben. Viele erzählen nach ihrer Rückkehr: Das, was ich unterwegs erfahren habe, hat mein Leben verwandelt.
Wohnst du noch oder lebst du schon? Ich denke an den Seligen Papst Johannes Paul II. Sein Pontifikat war keines der großen innerkirchlichen Reformen. Doch er sah wie kein anderer seiner Vorgänger seine Aufgabe darin, die päpstliche Wohnung zu verlassen und sich über alle Grenzen hinweg auf den Weg zu den Menschen zu machen, so dass trotz der drückenden Last der Geschichte Menschen wieder zusammen wohnen können und neues Leben möglich ist.
Ein Lebenshaus bauen
Jesus erzählt im Evangelium seinen Jüngern, dass es im Haus des Vaters viele Wohnungen gibt. Und die Lesung aus dem Petrusbrief ist eine Einladung an uns: "Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus auferbauen, zu einer heiligen Priesterschaft."
Was ist damit gemeint? Ganz einfach und ganz schwer: zu leben wie Jesus gelebt hat; Gottes Willen zu tun, der nichts anderes will als ein erfüllendes Leben für alle Menschen. Das war auch Jesu Lebenssinn. Wenn wir uns für gutes Leben einsetzen, kann die Erde zu einem Lebenshaus werden, in dem alle einen Platz finden. Wir sind als Christen zu einer königlichen Priesterschaft berufen. Das bedeutet, dass es in der Welt mehr gibt, als mich, eine größere Perspektive, die etwas von mir will. Ich bin nie nur für mich selber da, sondern immer auch für einen anderen. Die anderen, die uns rufen, sind Rückantwort unserer Berufung durch Gott. Wir müssen lediglich noch in Gang kommen. Geht hinaus in die Welt hat Christus gesagt. Und nicht: Setzt euch hin und wartet bis einer kommt.
Indem er Weg, Wahrheit, Leben ist und dazu ermutigt, werden Menschen zum wahren Mensch- und Christsein geführt. Nicht äußerlich durch Gebote und Verbote, sondern innerlich: durch die Mobilisierung all der Fähigkeiten und Kräfte, die den Menschen vom Vater gegeben sind, damit sie wachsen und schon jetzt Reich Gottes gegenwärtig setzen in der Welt. Die entscheidende Frage jedoch ist, ob es uns gelingt, über Jahrhunderte gewohnte und damit verfestigte Standpunkte auf den Prüfstand zu stellen, ob sie nicht uns selbst dienen, sondern IHM, der als Weg, Wahrheit und Leben in den Herzen der Menschen wohnen will und sich in der Kraft seines Pfingstgeistes dort schon lange Wohnungen errichtet hat.
Wie Gott unter den Menschen wohnt
Ich möchte die ansprechenden Bilder von den lebendigen Steinen und den vielen Wohnungen, die uns in Lesung und Evangelium vorgezeichnet wurden, gerne mit den bunten Farben meines ganz persönlichen Kirchentraumes etwas weiter ausmalen:
Ich träume von einer Kirche, die den Menschen nicht mit wehenden Fahnen vorauseilt, sondern die in allen Fragen an der Seite des Menschen steht, in die Frauen und Männer gleichberechtigt ihre Fähigkeiten einbringen können und die auch Menschen nach einem Scheitern begleitet und weiterführt.
Ich träume von einer Kirche, in der Menschen (wieder wie am Anfang der Kirche) als Hauskirchen in ihren Wohnungen das Brot miteinander teilen und besonders die einladen, die auf der Suche sind. So bezeugen sie den, der von sich gesagt hat: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Ich träume von einer Gemeinde, die nicht nur eine Kirche und ein Gemeindehaus, sondern auch eine Kleiderkammer und ein Kontaktcafe hat. Und zwar für die vielen vom Leben Gezeichneten, die sich sonst nicht sehen lassen und die wir kaum erreichen. - Mit der Tasse Kaffee und der Babykleidung, finden sie dort zwei Mitarbeiter von Caritas und Gemeinde als erste Ansprechpartner für das, was sie suchen, aber auch für das, was sie geben können.
Ich träume von einer Gemeinde, die entdeckt hat, dass nicht nur in Gottesdiensten, Glaubensgesprächen und Bibelkreisen, sondern auch in ihrer Kindertageseinrichtung religiöses Leben hoch präsent ist. Deshalb entscheidet sich die Gemeinde dafür, einen Teil der Öffnungszeiten des Pfarrbüros und der Sprechzeiten der Seelsorgerin dorthin zu verlegen.
Ich träume von einem Gemeindekindergarten, der zwei Tage in der Woche in einem Altenheim stattfindet. Das tut den alten Menschen und den Jungen gut.
Manches davon ist bereits kein Traum mehr; da und dort gibt es so etwas schon. Es bezeugt die vielen Wohnungen Gottes unter den Menschen. Es ist sichtbar gewordenes Evangelium, sozusagen "frohe Botschaft zum Anfassen", und nicht zuletzt eine starke Antwort auf die Frage: "Wohnst du noch oder lebst du schon?"
Von der Dunkelheit in "sein wunderbares Licht"
auserwählt
Diese Texte kommen aus der Tiefe des Herzens, stellen gleichzeitig aber auch große Anforderungen an ChristInnen. Zwei Abschnitte verdienen besonderes Augenmerk: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, einVolk, das sein Eigentum wurde."(1 Petr 2,9). In der Taufliturgie bei der Salbung mit Chrisam hören wir einen ähnlichen Text: "Du bist nun Glied des Volkes Gottes, gesalbt zum Priester, König und Propheten in alle Ewigkeit." Hier sind schon viele Menschenrechte grundgelegt, die im Laufe der Geschichte nochmals thematisiert und ausformuliert wurden. Es sind dies Ehrentitel Israels, die auf das neue Gottesvolk übergegangen sind.
Auserwähltsein bedeutet hier in der Treue zu Gott zu stehen, setzt voraus, ihm sein Vertrauen zu schenken, sich zu ihm bekennen. Das ist eine große Herausforderung, an der wir immer wieder zu scheitern drohen. Wir suchen immer wieder nach Beweisen, nach sicheren Tatbeständen und belegten Fakten. Davon hat der Glaube wenig anzubieten. Wir bitten vielmehr um das Geschenk Gottes liebender Zuwendung. "Ihr seid eine königlichePriesterschaft" bedeutet für uns, dass jeder/jede KönigIn ist.
Dieses Amt, dieser Auftrag sorgt für Gerechtigkeit unter den Menschen, verlangt Verantwortung füreinander und setzt Wahrheit voraus. Leider ist davon wenig zu merken. Wir erleben recht häufig, wie diese königliche Würde verletzt wird durch körperliche und seelische Gewalt, durch Intrigen, durch Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, wie sie oft unverschuldet ins Elend geraten.
"Ich bin..."
Das Evangelium teilt uns in einem zweiten Gedanken Wichtiges mit:
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." (Joh 14,6). Gott gibt sich in der Person Jesu zu erkennen. Jesus stellt sich in sehr vielen "Ich-bin-Worten" immer wieder vor: "Ich bin der Gute Hirte", "Ich bin das Brot des Lebens", "Ich bin die Tür". Bereits im Buch Exodus, also im Auszug aus Ägypten, sagt Jahwe von sich er, ist der "Ich bin-der- ich- bin- immer-da." (Ex 3,14). "Das ist mein Name für immer,für alle Generationen."(Ex 3,15). Gottes Programm sieht vor, mit uns mitzuwandern, unter uns zu sein. Daher sagt er auch im Evangelium: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."
... der Weg
Ein etwas abgedroschenes Sprichwort meint: "Der Weg ist das Ziel." Das kann wohl nur für Gott gelten. Berechtigt fragt Thomas, der Gottsucher, nach dem Weg. Das ist bis heute eine recht oft gestellte Frage, nicht nur in geographischer Hinsicht. Menschen fragen nach ihrem weiteren Lebensweg, wenn sie Wohnung, Arbeit, ihre Liebsten verlieren: Wie soll es weitergehen, ich finde keinen Ausweg mehr? Wo ist Gott geblieben, der von sich sagt "Ich bin-der-ich-bin-immer da"? Wie oft gehen deswegen Glaube und Vertrauen den Bach hinunter? Was ist an der Frohen Botschaft noch glaubwürdig?
... die Wahrheit
Auf diese Weise kommt auch die "Wahrheit" zur Sprache. Wir haben sie nicht zur Gänze zur Verfügung. Wir leben immer nur in Teilwahrheiten. Wahrheit ist uns als geschichtliche Offenbarung geschenkt, immer aber in verschiedenen Zugängen durch unterschiedliche Zeiten und Kulturen. Jede Generation ist gefordert, diese Wahrheit neu zu suchen und setzt voraus, den anderen in seiner Menschenwürde anzuerkennen. "DieWahrheit wird euch frei machen", lesen wir bei Johannes (8,32). Manche Repräsentanten in Staat und Kirchen meinen aber, die Lüge wird euch frei machen, um Problemlösungen hinauszuschieben oder ernste Dinge zu verharmlosen. Vielleicht genügt schon die "halbe Wahrheit", um ans Ziel zu kommen.
...das Leben
Jeder Lebensweg ist immer auch Weg durch die Wüste, besonders dann, wenn Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden, wenn sie kaum Beziehungen aufbauen können, weil sie durch ihren Beruf, der oft weit weg von ihrem Wohnort ist, daheim nur noch funktionieren, um zu überleben. Der Terminkalender gestaltet den Lebensrhythmus und nicht mehr die bescheidene Freiheit und freie Zeit.
Das Evangelium - erster Teil der Abschiedsrede - verspricht für Wohnungen zu sorgen, als Zeichen der Geborgenheit, des Friedens und des Vertrauens. Da geht es nicht um jenseitige Vertröstung, sondern schon hier und jetzt soll davon etwas zu spüren sein. "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?...Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr." (1 Kor 3,16.17). Dieses Haus sind wir selber. Jeder einzelne von uns wird schließlich durch Gemeinschaft Mitglied des "mystischen Leibs Christi". Die Erfahrung von Familie, Gemeinde und Kirche bekommt ein Gesicht durch die Personen, die sie darstellen. Leib Christi heißt Leben. Jesus ist gekommen, damit wir alle "das Leben haben und esin Fülle haben." (Joh 10,10). Das heißt dann Vollendung, denn der Tod ist nur Durchgang zu neuem und ewigem Leben in Gott.
Jesus versucht, uns durch sein Leben zu zeigen, einen neuen Weg in der Menschheitsgeschichte einzuschlagen, der von der Dunkelheit in "sein wunderbares Licht führt"(1 Petr 2,9), von der Knechtschaft in die Freiheit. Wir sind noch unterwegs. Die Auferstehung Jesu ist die große Verwandlung, die jeden Tag geschieht bis zu unserer persönlichen Vollendung, wenn wir die Würde des Menschen, das Liebesgebot, die Anleitung zur Liebe durch gute Werke ernst nehmen.
Wer Christus sieht, sieht den Vater
Jesusbilder
Vor einigen Jahren bot ich im Rahmen eines internationalen Treffens Jugendlicher einen Bibelarbeitskreis an, der sich mit der Person Jesu beschäftigte. Die Auseinandersetzung in der Gruppe brachte zutage, dass ein jeder der Teilnehmer seine eigenen Vorstellungen über die Person Jesu pflegte und dass diese oft im Widerspruch zu den Vorstellungen anderer Gruppenteilnehmer standen. Es entwickelte sich ein sehr fruchtbares Gespräch darüber, wer und wie dieser Jesus wirklich war. Welche Eigenschaften und Zuschreibungen sind eher Folgen unserer Wunschträume und lassen sich biblisch gar nicht begründen. Eine junge Frau, die an diesem Arbeitskreis teilnahm, warf mir danach vor, ich hätte ihr Jesusbild zerstört.
Wer und wie war Jesus wirklich? Das ist und bleibt eine spannende Frage, obwohl wir in den Evangelien eine große Zahl von Erzählungen und Berichten über ihn vorfinden. Jesus ist zwar eine historisch greifbare Persönlichkeit, doch ermöglichen die unterschiedlichen und manchmal sogar gegensätzlichen Aussagen über ihn kein einheitliches Bild von ihm.
Es ist nicht nur eine Marotte von Künstlern wie Alfred Hrdlicka und Pier Paolo Pasolini, Museumsdirektoren, Ausstellungskuratoren, wenn sie mit provokanten Bildern, die unter Umständen auch religiöse Gefühle von Menschen verletzen, auf ihre Weise diese Frage zuspitzen und ins Gespräch bringen. (Vgl. Kontexte zu einer Ausstellung des Wiener Dommuseums).
Gottesbilder
Um wie viel schwieriger ist es, sich von Gott ein Bild zu machen. "Niemand hat Gott je gesehen" heißt es im Prolog des Johannesevangeliums (Joh 1,18). Es ist nicht verwunderlich, dass manche Wissenschaftler über Gott gar nicht reden wollen, wie wir es in den letzten Monaten in der Diskussion um Evolutions- und Schöpfungstheorien erlebt haben.
"Herr, zeig uns den Vater" fordert im Johannesevangelium der Apostel Philippus Jesus auf. Er nimmt damit eine Frage auf, die alle gläubigen Menschen bewegt: Wie können, dürfen, sollen wir uns Gott vorstellen? Manche Religionen, insbesondere das Judentum und der Islam verbieten es, sich von Gott ein Bild zu machen. Sie wollen nicht der Versuchung erliegen, dass die Gläubigen an einem von Menschen gemachten Bild hängen bleiben und Gott vergegenständlichen. Auch das Christentum hat in seiner Geschichte heftige Auseinandersetzungen um Bilderkult und Bilderverbot erlebt.
Wer Jesus sieht, sieht den Vater
Überraschend ist die Antwort, die Jesus den Jüngern gibt: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen". Jesus von Nazareth ist das wahre Abbild Gottes. Ganz neu ist der Gedanke nicht. In der ersten Schöpfungserzählung heißt es zur Erschaffung des Menschen: "Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er ihn." (Gen 1,27). Der Gedanke ist großartig, lässt uns aber auch erschaudern, wenn wir beginnen vom Menschen Rückschlüsse auf Gott zu ziehen. Nicht fremd ist den Religionswissenschaften die Wahrnehmung, dass viele Eigenschaften, die wir Gott zuschreiben, als Projektion menschlicher Eigenheiten in den Himmel zu betrachten sind. – Aber wie ist Gott wirklich?
In Jesus sehen wir den Menschen, wie ihn Gott vor dem Sündenfall gedacht hat. D. h. Jesus ist der Mensch, der die Freiheit des Menschen gelebt und verwirklicht hat, ohne sich von Gott zu lösen oder sich gegen ihn zu stellen.
In Jesus sehen wir auch, wie Gott ist: voll Zuwendung zu den Menschen, voll Erbarmen und dennoch souverän und unabhängig von menschlichen Wunschträumen, deren Verwirklichung die Menschheit schon oft in Katastrophen hineingeführt hat.
Jesus kennen lernen
Was bedeutet diese Antwort Jesu für uns heute? Ich denke, sie fordert uns auf, nicht müde zu werden zu fragen und zu suchen, wer und wie ist Gott wirklich. Am treffendsten erkennen wir ihn, wenn wir die Persönlichkeit Jesu studieren.
Alle Bilder, die wir auf der Suche nach Gottesbildern gewinnen, werden wir aber auch wieder "abhängen" oder gar verwerfen müssen. Denn sie werden immer nur Teilaspekte darstellen. Denn Gott und auch Jesus von Nazareth sind zu groß, um jemals in eine unserer Vorstellungen zu passen; auch nicht in die eines geistreichen Theologen.
Und dennoch ist es heilsam, sich mit den vielen Aspekten, die Menschen aus den unterschiedlichen Blickrichtungen im Laufe der Jahrhunderte von Jesus und von Gott gewonnen haben, auseinanderzusetzen. Sie werden nicht nur unsere eigenen Bilder von Gott vertiefen, sondern auch unsere Einstellungen zum Menschen und zur Welt verändern und unsere Werke, unser Tun und Handeln beeinflussen.
Jesus, der Weg zum Leben
Ein Ziel haben
Das heutige Evangelium ist ein Ausschnitt aus den Abschiedsreden Jesu. Diese sollen die Jünger vorbereiten für die Zeit, wo sie - auf sich gestellt - ohne Jesus leben müssen. Damit nicht Verwirrung unter ihnen entsteht, Ratlosigkeit oder gar Panik sich unter den Jüngern ausbreitet, will Jesus zur Sprache bringen, was die Jünger beherzigen müssen, damit Zukunft gelingt. Wie muss der Weg verlaufen, wie das Leben aussehen, das erfülltes Leben werden soll? Das ist die Kernfrage des heutigen Evangeliums.
Als erstes verweist Jesus die Jünger und uns auf das Ziel. Ziel des Lebens ist eine enge Gemeinschaft mit ihm. Für ein paar Jahre konnten die Jünger sie hier auf Erden auskosten. Aber die auf Erden begonnene Gemeinschaft mit Jesus soll über das irdische Leben hinaus für immer bestehen. Die Zubereitung der himmlischen Wohnung gehört also ebenso zur Aufgabe Jesu wie sein Wirken auf der Erde. Jesus möchte, dass die Jünger erkennen: Wenn Jesus sie verlässt, verabschiedet er sich von ihnen nicht für immer, zieht er sich nicht in einen unzugänglichen, göttlichen Bereich zurück. Sie werden von ihrem Herrn und Meister nicht allein oder gar im Stich gelassen werden. Ganz im Gegenteil: Jesus bereitet den Ort vor, der Heimat sein soll, der Himmel ist, weil dort ungebrochen Gemeinschaft möglich wird mit ihm, dem Vater und allen Menschen.
Den Weg zum Ziel wissen
Das zweite Anliegen, das Jesus den Jüngern nahe bringen will, bezieht sich auf den Weg, der in diese himmlische Gemeinschaft führt. Der Einwurf des Thomas, dieser Weg sei völlig unbekannt, lässt aufhorchen und uns selbst fragen: Kenne ich den Weg?
Eigentlich müssten wir diesen Weg kennen wie Thomas ihn kennen müsste. Der Weg ist der, wie ihn Jesus gegangen ist. Im Gegensatz zu den Propheten war Jesus nicht nur ein Wegweiser, der auf Gott und seine Weisungen verwies. Jesus lebte, was er verkündete. Eins mit dem Vater lebte er in Gott und handelte er aus Gott. So kann er sagen: Ich bin der Weg.
Diesen Weg sollen auch die Jünger und alle Christen einschlagen. Das heißt: In unserem Wesen, im Denken und Verhalten sollen wir immer mehr hineinwachsen in das Wesen Jesu. Seine Art zu denken, den Menschen zu begegnen, zu handeln und das Leben zu gestalten soll uns prägen. Auch wir sollen in der Welt und für die Welt mehr sein als nur Verkünder und Hinweisende auf Gott oder Christus. In unserer Nachfolge sollen wir regelrecht verschmelzen mit Jesus, eins werden mit ihm, wie er eins war mit dem Vater. Dies ist eindeutig das Ziel, auch wenn wir als Menschen es nie so umfassend verwirklichen können, wie es Jesus gelang. Aber wo wir das Streben nach diesem Ziel des Einsseins mit Christus nicht aufgeben, dort sind wir auf dem rechten Weg.
Dabei ist es unerheblich, ob wir etwas oder viel bewirken. Auch Jesus hat nur begrenzt Erfolge erzielt. Misserfolge, Verkennung durch andere sollen uns nicht beunruhigen oder nervös machen. Wo wir lebendig und strebsam um den Weg Jesu ringen, ist unser Leben Zeugnis und Verkündigung. Darauf sollen wir alle Kraft und Aufmerksamkeit lenken und uns nicht unnötig oder verzagt sorgen, wenn Menschen unserer Umgebung sich Jesus nicht oder nur zögerlich anschließen oder unsere Art zu leben ablehnen.
Wunder wirken
Wo wir den Weg Jesu gehen, dort verheißt uns Jesus: Ihr werdet Werke vollbringen, die ich vollbracht habe. Bei diesem Satz werden wir wahrscheinlich erst einmal gestutzt haben mit der Frage: Übertreibt Jesus hier nicht? Können wir z.B. - wie er - Wunder wirken?
Natürlich können wir keine Toten erwecken, Blinde oder Aussätzige heilen, Brot vermehren, einen reichen Fischfang ermöglichen. Aber ist es nicht auch ein Wunder, wenn wir – weil wir in das Wesen Jesu eintauchen - z.B. aufhören, uns zu rächen?
Rache, die uns lähmt, gut zu sein, die uns innerlich ganz krank machen kann, wird beim Eintauchen in das Wesen Jesu von uns verwandelt in die Lebendigkeit der Versöhnung. Jedes Mal, wo wir Böses mit Gutem vergelten, wirken wir ein Wunder. Wir erwecken Totes, Gelähmtes, Krankes in uns zum Leben. Wir vertreiben - wie Jesus - Dämonen. In unserem Beispiel ist es der Dämon Rache, der uns antreibt, bei der Widervergeltung nicht harmlos oder zögerlich zu sein, sondern drein zu schlagen, zu quälen, zu zerstören, die empfindlichen Stellen beim anderen zu treffen und uns obendrein an all dem auch noch zu ergötzen und zu weiden.
Wunder können wir manchmal auch bei anderen wirken. Jesus konnte Wunder immer nur dort vollbringen, wo sich Menschen ihm oder Gott öffneten. So ist es auch bei uns. Weil Zachäus sich Jesus öffnete, geschah in ihm Umkehr. Weil Maria Magdalena sich von der Liebe Jesu berühren ließ, wandelte sie ihr Leben. Die Wunder geschehen, das sollten wir aufmerksam beachten, weil die Menschen zuvor dem liebevollen Wesen Jesu begegnet waren. Wo wir in das Wesen Jesu eintauchen, wo wir den Menschen in Jesu Art begegnen, machen wir es den anderen leichter, sich für das Gute zu öffnen, sich zu wandeln. Je echter wir den Weg Jesu gehen, umso mehr können wir Anlass sein, das Wunder sich anbahnen und vollziehen.
Jesus gibt die Kraft dazu
Alle, die bei den bisherigen Gedanken noch zögerlich sind, eher zurückhaltend als begeistert reagieren, alle die noch nicht wissen, ob sie den Worten Jesu uneingeschränkt trauen sollen, die im Blick auf das eigene Versagen mehr ihre Grenzen als ihre Möglichkeiten vor Augen haben, spricht Jesus am Ende noch einmal persönlich an: Alles, um was ihr mich bittet, werde ich euch gewähren. Jesus hat hier sicher nicht all die menschlichen Bitten und Wünsche im Blick, die - angefangen von Sechs Richtigen im Lotto, eine gute Note im Zeugnis, das Bestehen einer Prüfung, Bewahrung vor einem Unfall, die glückliche Rückkehr von einer Reise - alltäglich an Gott herangetragen werden.
Im Zusammenhang mit seinem Anliegen, uns auf den Weg zu schicken, der er selbst ist, ist sein Augenmerk sicher gerichtet auf jene Bitten, die wir aussprechen, um diesen Weg gehen zu können. Es ist die Bitte um innere Kraft, um seinen Beistand und Segen, um Vertrauen in ihn, um charakterliches Wachsen, um Mut und Ausdauer, um Herzensstärke. Jesus sagt uns die Erhörung dieser Bitten zu. Und damit die Jünger spüren, dass er es nicht einfach nur so dahin sagt, sondern sich sehr bewusst ist, was er verspricht, fügt er hinzu: Ich erhöre eure Bitten nicht nur, weil ich euer Freund, euer Herr und Meister bin, sondern vor allem, weil ihr im Gebrauch dieser erbetenen Gaben den Vater im Himmel ehrt.
Herzlicher und freundlicher, werbender und überzeugender, noch eindringlicher bittend als mit den Worten des heutigen Evangeliums kann Jesus uns Menschen wohl nicht mehr einladen und anstoßen, seinen Weg zu gehen - den Weg tiefer Freundschaft schon hier auf Erden und anknüpfender inniger Gemeinschaft mit ihm, dem Vater und allen Menschen im Himmel.
Mögen Jesu Worte uns tief im Inneren berühren und auf seinen Weg führen. Erbitten wir von ihm jene Kräfte, mit denen auch wir Wunder der Wandlung, der Auferstehung zu neuem Leben und der Dämonen-Vertreibung bewirken können.
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann (2020)
Lieder:
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 210: Das Weizenkorn muss sterben
GL 281: Also sprach beim Abendmahle (1.,2.,3. Str.)
GL 318: Christ ist erstanden
GL 324: Vom Tode heut erstanden ist
GL 331: Ist das der Leib, Herr Jesus Christ
GL 334: O Licht der wunderbaren Nacht
GL 326: Wir wollen alle fröhlich sein
GL 329: Wir schauen auf zu Jesus Christ (3. und 4. Str.)
GL 336: Jesus lebt, mit ihm auch ich
GL 338: Jerusalem, du neue Stadt
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 361: Mein schönste Zier und Kleinod bist
GL 362: Jesus Christ, you are may life
GL 389: Dass du mich einstimme lässt (1.,4. Str.)
GL 393: Nun lobet Gott im hohen Thron (2. Str.)
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg
GL 461: "Mir nach", spricht Christus, unser Held (2. Str.)
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht (2. Str.)
GL 487: Nun singe Lob, du Christenheit (5. Str.)
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 497: Gottheit tief verborgen
Kehrverse und Psalmen:
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade - Mit Psalm 100 oder Psalm 34 (GL 651,6) - V.
GL 71: Selig, wer Gott fürchtet und auf seinen Wegen geht - Mit Psalm 128 - VIII.
GL 631,1: Singt, ihr Christen, sing dem Herrn: Halleluja. Halleluja. Halleluja - Mit Psalm 92 (GL 51,2) - IX oder I.
GL 643,3-4: Jubelt dem Herrn, alle Lande, Halleluja, presit unsern Gott. - Mit Psalm 118 - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder mit Psalm 111 (GL 60,2) - VI.
- Einleitung6
Manfred Wussow (2023)
Jesus auf Wohnungssuche! Kann das sein? Wenn wir dann noch hören, dass er für uns eine Wohnung bereitet, dürfte die Überraschung perfekt sein. Brauchen wir denn ein neues Zuhause? Das Haus, an das Jesus denkt, ist auch nicht aus Steinen gebaut, sondern aus Menschen. Wir werden „lebendige Steine“ genannt. Menschen, die einander Heimat schenken können. Mit ihren Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen. Und ER, der Herr, ist der Eckstein, der alles zusammenhält und zusammenführt. Ein Haus, das für die Ewigkeit gebaut wird. Jesus sagt: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Ihn rufen wir an:
Jörg Thiemann (2020)
Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Das ist ein sehr wichtiges Wort Jesu im Evangelium. Wir erfahren IHN, den Auferstandenen Herrn, wenn wir sein Wort hören. In IHM hören wir den Vater. Wir sehen IHN in Brot und Wein. In IHM sehen wir den Vater. Seine Liebe und seine Worte sind für unser Leben am wichtigsten. Sie tragen uns. Sie zeigen uns unseren Lebenssinn.
Grüßen wir IHN in unserer Mitte und bitten wir um sein Erbarmen.
Hans Hütter (2017)
Gottesdienst feiern ist wie ein Heimkommen. Der Herr versammelt uns um seinen Tisch und verpflegt uns mit seinem Wort und den eucharistischen Gaben.
Gottesdienst feiern ist Begegnung mit Christus und seinem Vater, aber auch mit allen, die durch ihre Beziehung zu ihm Geschwister geworden sind.
Gottesdienst feiern stärkt unsere Beziehung zu Gott und miteinander.
Am Beginn treten wir vor den Herrn hin und huldigen ihm:
Klemens Nodewald (2017)
Nicht nur wir Menschen sehnen uns nach einem erfüllten Leben. Auch Gott möchte, dass unser Leben gelingt. In einem Gespräch mit seinen Jüngern, das uns im heutigen Evangelium wiedergegeben wird, zeigt Jesus den Weg auf, den wir einschlagen sollen, um zu erfülltem Leben zu gelangen. Und wer den von Jesus vorgeschlagenen Weg wählt, dem verspricht der Herr seinen Beistand und seine Hilfe.
Martin Stewen (2014)
"Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!”, ruft Jesus den Jüngern und uns heute zu. Wir erinnern uns daran, dass uns das Erbe der Botschaft Jesu Christi anvertraut ist und wir als seine Zeuginnen und Zeugen dazu gerufen sind, mit dem Beistand Gottes, dem Heiligen Geist, nach unserer je eigenen Berufung das Evangelium im Leben zu verkünden und so die Welt zu gestalten.
Markus Duchardt (2011)
Wir alle schätzen unsere Wohnungen und Häuser als Räume, in die wir uns zurückziehen können, um wieder Kraft zu schöpfen. Unsere Häuser und Wohnungen sind unsere "eigene Welt", in der wir uns entfalten können. Die Soziologen und Zukunftsforscher machen darauf aufmerksam, dass das Wohnen für den Zusammenhalt der Gesellschaft immer mehr zu einer entscheidende Größe wird.
Die Schrifttexte in diesem Gottesdienst vom Haus aus lebendigen Steinen (Petrusbrief) und den vielen Wohnungen im Haus des Vaters (Johannesevangelium), möchten uns dazu einladen, das Leben, das uns von Gott geschenkt ist, in unserem Miteinander zu entdecken und in diesem Gottesdienst zu feiern.
- Bußakt1
Markus Duchardt (2011)
Herr, Jesus Christus,
du bist vom Vater gesandt, zu heilen, was verwundet ist.
Auch wir stehen in diesem Auftrag.
Herr, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, im Haus deines Vaters sind viele Wohnungen.
Wir tun uns oft schwer damit, über den Tellerrand des Gewohnten hinauszuschauen.
Christus, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Wir spüren immer wieder, dass es gar nicht so einfach ist, in unserem Alltag Zeuginnen und Zeugen deines neuen Lebens zu sein.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie7
Manfred Wussow (2023)
Herr,
oft genug sind wir fremd in unserer eigenen kleinen Welt
und fühlen uns in der eigenen Haut nicht wohl.
Herr, erbarme dich.
Christus,
kleingläubige und irritierte Menschen liebst du,
du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir haben uns häuslich in unseren Gewohnheiten und Traditionen eingerichtet,
die Mauern aber halten nicht, die Dächer sind undicht.
Herr, erbarme dich.
Das Wort des HERRN ist redlich, *
all sein Tun ist verlässlich.
Er liebt Gerechtigkeit und Recht, *
erfüllt von der Huld des HERRN ist die Erde.
(Ps 33)
Ehre sei Gott in der Höhe…
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du übersiehst keinen in Not
und rufst auch uns zum Handeln.
Herr, erbarme dich.
Du schenkst uns Worte des Vaters
und sendest uns es weiterzutragen.
Christus, erbarme dich.
Du lässt uns nicht allein,
sondern legst auf uns die Kraft des Hl. Geistes.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr, Jesus Christus,
du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Herr, erbarme Dich.
Du zeigst uns den Weg zum Vater.
Christus, erbarme Dich.
Mit Dir können auch wir Gottes Werke tun.
Herr, erbarme Dich.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du Wort Gottes, durch unsere Verkündigung und durch unser Lebenszeugnis breitet sich dein Wort aus.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du bist der lebendige Stein, von Menschen verworfen, aber Halt für unser Leben.
Herr Jesus Christus,
du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben, folgen wir dir, hoffen wir auch dich.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2017)
Herr, Jesus Christus, in deinem Reden und Tun sehen wir, wie Gott ist.
Herr, erbarme dich.
Du zeigst uns den Weg zum Vater
und nimmst uns in deine innige Beziehung zu ihm hinein.
Christus, erbarme dich.
In Verbindung mit dir vollbringen auch wir Gottes Werke.
Herrn, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2017)
Wenden wir uns Christus zu, der in diese Welt kam,
um uns auf den Weg des Heils zu führen.
Herr Jesus Christus,
du hast uns mit deinem Leben ein Beispiel gegeben,
wie auch wir leben sollen.
Herr, erbarme dich…
Du hast uns eingeladen,
deinen Weg als Weg zu erfülltem Leben zu wählen.
Christus, erbarme dich…
Vergib uns unser Versagen
und führe uns immer neu auf deinen Weg zurück,
wenn wir von ihm abgewichen sind.
Herr, erbarme dich…
Es erbarme sich unser der gütige und barmherzige Herr. Er verzeihe uns Sünde und Schuld und gewähre uns sein Heil. Amen
Martin Stewen (2014)
Von dir, Gott, kommt der Geist der Wahrheit,
der Zeugnis ablegt für dein ewiges Wort
Herr, erbarme dich.
Durch ihn sind wir Zeugen
deines menschgewordenen Wortes in der Welt
Christus, erbarme dich.
Sammle unsere Gedanken,
heile unsere Seelen und öffne unser Herz.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Ostern 5 So: schenke ihnen die wahre Freiheit
Gott, unser Vater,
du hast uns durch deinen Sohn erlöst
und als deine geliebten Kinder angenommen.
Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben,
und schenke ihnen die wahre Freiheit
und das ewige Erbe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 5. Sonntag der Osterzeit
MB 23. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 16. Sonntag: Mach uns stark im Glauben
Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle,
die du in deinen Dienst gerufen hast.
Mach uns stark im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind
und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 16. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Kirche als Zeichen des Heils unter den Völkern
Gott, du willst, dass deine Kirche
ein Zeichen des Heils unter den Völkern sei
Und das Werk Christi bis zum Ende der Welt fortführe.
Erwecke in allen, die glauben,
die wache Sorge für das Heil der Menschen,
damit aus allen Völkern ein heiliges Volk wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums B
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
Jesus Christus ist der Weg, der zu dir führt.
Laß uns erfahren, daß unser Leben Richtung
und Ziel hat, wenn wir auf ihn
unsere Hoffnung setzen, der mit dir lebt
und herrscht in Ewigkeit.
Manfred Wussow (2023)
Du, Gott, baust ein Haus mit vielen Wohnungen.
Uns heißt du willkommen
und andere auch.
Es ist noch viel Platz für Menschen,
die du liebst.
Wir danken dir.
Lass in deinem Haus den guten Geist walten,
der Vorurteile überwindet,
Gemeinschaft stiftet
und ein fröhliches Lachen schenkt.
Dann erfüllt sich unter uns die Verheißung Jesu,
dass in seines Vaters Haus viele Wohnungen sind.
Im Leben und Sterben
gehören wir zu dir.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du Wort Gottes,
verkündet von den Aposteln.
Herr Jesus Christus, du Weg, Wahrheit und Leben,
bezeugt durch das Beispiel vieler Menschen.
Herr Jesus Christus,
du lebendiger Stein, den die Menschen verwarfen,
aber von Gott auserwählt und geehrt.
Sei uns nahe und erfülle unser Herz mit Liebe,
damit wir in dir den Vater erfahren. Amen.
Martin Stewen (2014) - Fragen und Zweifel
Gütiger Gott,
dein Sohn hat uns in Zeichen, Worten und Beispielen Ideen dafür gegeben,
wie wir ihm folgen können.
Doch immer wieder haben wir unsere Fragen und Zweifel.
Sei du mit uns,
wenn wir unser Leben im Licht deiner Frohbotschaft gestalten wollen.
Erfülle uns mit deinem Heiligen Geist,
um die Zeichen unserer Zeit angemessen deuten zu können.
So bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
- Fürbitten10
Manfred Wussow (2023)
Im Evangelium hörten wir, dass in unserem Vaterhaus viele Wohnungen sind, Lebensräume und Traumorte für Menschen, die von ihm geliebt sind. Jesus ist der Eckstein des Hauses, in dem alle Irritationen und Unsicherheiten einen Ort der Ruhe finden.
Darum beten wir:
Herr, viele Menschen haben keine Wohnung. Sie hausen auf der Straße, in Flüchtlingscamps und in Containern. Sie haben keine Anschriften.
Herr, in deines Vaters Haus sind viele Wohnungen…
Für viele Menschen ist auch ihr Zuhause kein Zufluchtsort. Sie sind in Streit verwickelt, kämpfen um ihren Platz in der Familie und werden von Erinnerungen heimgesucht. Sie finden keinen Frieden.
Herr, in deines Vaters Haus sind viele Wohnungen…
Viele Menschen finden kein Zuhause. Sie brauchen Verschwörungsmythen, finden in Hasstiraden ihre Stärke und haben sich im Weltuntergang häuslich eingerichtet. Sie verspielen die Zukunft.
Herr, in deines Vaters Haus sind viele Wohnungen
Viele Menschen fühlen sich in der Kirche heimatlos. Eine große Geschichte ist über sie hinweggegangen. In Skandalen haben sie das Vertrauen verloren. Die kirchliche Sprache ist ihnen fremd geworden. Sie finden keinen Anschluss mehr.
Herr, in deines Vaters Haus sind viele Wohnungen…
Viele alte Menschen leben in Heimen. Viele sind einsam. Pflegekräfte geben ihr Bestes, aber viele sind am Limit. Sie habe keine Kraft mehr.
Herr, in deines Vaters Haus sind viele Wohnungen…
Menschen sterben jeden Tag. Viele von ihnen waren nie glücklich. Andere konnten glücklich auf ihr Leben zurückschauen. Oft gibt es nicht einmal mehr Trauer. Menschen verschwinden in der Anonymität. Sie haben einen Raum bei Gott.
Herr, in deines Vaters Haus sind viele Wohnungen…
Herr,
dir vertrauen wir alle Menschen an,
die, die eine Heimat gefunden haben,
die eine Heimat suchen,
die eine Heimat verloren haben.
In Christus, der das Haus des Vaters mit uns teilt. – Amen.
Beatrix Senft (2023)
In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Vater, an dich und deinen Sohn glauben heißt auch, dass wir dir alles hinhalten dürfen, so bitten wir:
In den Sorgen und Ängsten unserer Zeit.
Sei du mit uns…
In dem Bemühen um Gerechtigkeit und Frieden für alle.
Sei du mit uns…
Bei den Entscheidungen für ein Leben in Zukunft.
Sei du mit uns…
In unserer Hoffnung über den Tod hinaus.
Sei du mit uns…
Gott, du hast uns zugesagt, dass du der Gott ICH BIN DA bist.
So hoffen wir auf dich, heute und alle Zeit, bis in deine Unendlichkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Christus hat seine Kirche mit seinem Heiligen Geist beschenkt. Er begeistert sie und bewirkt in ihr Lebendigkeit.
Um seine Kraft und Begleitung lasst uns beten:
Um eine Kirche, die neben aller notwendigen Organisation von Menschen getragen ist, die versuchen in ihrem Leben Gottes- und Nächstenliebe zu vereinen.
Um eine Gesellschaft, in der Toleranz und Diversität ihren Platz haben und die durch gelebte Fürsorge und Solidarität christlich geprägt ist.
Um Augenmaß und Weitblick bei der Lösung der wesentlichen Zukunftsfragen, sodass viele zu einer persönlichen Veränderung ihres Lebensstils motiviert werden können.
Um Halt aus einem Glauben, der auch in unsicheren Zeiten Heimat, Geborgenheit und Schutz bieten und helfen kann, die eigene Identität zu stärken und Verletzungen zu verarbeiten.
Um Trost für alle Trauernden, damit sie darauf vertrauen können, dass auf die Zeit der vorübergehenden Trennung eine Zeit der Gemeinschaft mit dir und ihren Lieben folgt, die dann endgültig ist.
Lebenspendender Gott!
Dein Geist erfüllt uns mit Freude, gibt Geborgenheit und Mut zu einem Leben in deiner Nachfolge.
Dir gebührt Dank und Ehre allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist der Weg, den wir gehen sollen.
Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, weil dort für sie ein menschenwürdiges Leben nicht mehr möglich ist.
Stelle ihnen Menschen zur Seite, die ihnen helfen, eine neue Heimat zu finden.
Für alle Menschen, deren Heimat durch Krieg, Katastrophen oder Klimawandel zerstört worden ist.
Hilf allen, die bleiben, ihre Heimat neu aufzubauen, und allen, die gehen, eine neue Heimaten zu finden.
Für alle Menschen, die Angst vor Geflüchteten haben, weil sie sie nicht kennen.
Öffne ihr Herz, damit sie den Fremden mit offenen Armen entgegen gehen können.
Für alle Menschen, die Angst um ihre Wohnungen haben,
für alle, die keinen angemessenen Wohnraum finden oder bereits auf der Straße leben.
Lass sie Hilfe finden bei Menschen, die bereit sind, sich für sie einzusetzen.
Für alle, deren Wohnung leergeworden ist durch Trennung oder Tod.
Hilf ihnen, die Leere in ihren Wohnungen und in ihrem Herzen neu mit Sinn und Heimat zu füllen.
Für uns alle.
Hilf uns, unseren Weg zu finden und durch dich und in dir den Vater zu erkennen
Für unsere Verstorbenen.
Bereite ihnen einen Platz in den himmlischen Wohnungen.
Herr Jesus Christus,
du möchtest in uns dein österliches Licht entfalten und uns das Leben in Fülle zeigen.
Dafür danken wir Dir. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
in deiner Liebe wurde Gottes Liebe sichtbar.
In deinen Worten hören wir das Wort des Vaters.
Wir bitten dich:
Wir beten für alle Frauen und Männer, die in deiner Kirche tätig sind, sei es ehrenamtlich, sei es hauptamtlich,
dass sie ihre Aufgabe immer wieder neu als Dienst begreifen...
Wir beten für alle, die dein Wort auslegen.
Sende ihnen deinen Heiligen Geist, dass sie das verkünden, was du der Welt sagen willst.
Wir beten für Papst Franziskus und alle Bischöfe auf der ganzen Welt.
Schenke ihnen Weisheit, deine Kirche zu leiten, damit sie Gottes Liebe glaubwürdig verkünden.
Wir beten für alle Länder dieser Welt, die besonders schwer von der Corona Pandemie betroffen sind.
Lass sie mit Ausdauer notwendige Wege zur Überwindung der Krise gehen.
Wir beten für alle Jugendlichen und für alle Kinder.
Stelle ihnen Vorbilder an die Seite, die sie zu Jesus führen.
Wir beten für alle, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden,
dass sie sich nicht wertlos fühlen, sondern ihnen Hilfe zuteil werde...
Wir beten für unsere Verstorbenen,
dass sie in den ewigen Wohnungen Freude und Erfüllung aller menschlichen Hoffnung erfahren.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2017)
Gott und Vater,
an Jesus haben wir erkannt, dass du ein Herz hast für alle, die in Not sind.
So bitten wir dich:
Für alle, die auf der Suche nach einer Heimat sind.
Lass sie Menschen und Orte finden, wo sie willkommen sind.
Für alle, die nach einer ihnen gemäßen Gottesvorstellung und Gottesbeziehung suchen.
Lass sie einen Weg finden, der sie zu dir führt.
Für alle, die sich in haupt- oder ehrenamtlichen Diensten der Kirche abmühen.
Lass ihre Werke in deinem Sinne gelingen.
Für alle, die sich bemühen, die Welt menschlicher zu gestalten.
Begleite ihre Anstrengungen durch dein Wirken.
Für alle, die uns in die ewige Heimat vorausgegangen sind.
Lass sie Frieden und Erfüllung finden.
Guter Gott, wir danken dir,
dass du uns in Jesus gezeigt hast, wie du bist.
Dir vertrauen wir unser Leben an. – Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
du lädst uns ein, deinen Weg in dieser Welt zu gehen,
um die Werke zu vollbringen, die du selbst getan hast
und die den Vater im Himmel preisen.
Wir bitten dich:
Schenke uns ein tiefes Vertrauen in deine Hilfe und deinen Beistand.
Christus, höre uns…
Verleihe uns deinen heiligen Geist,
der uns deinen Weg stets klar erkennen lässt.
Christus, höre uns…
Hilf uns, von Irrwegen umzukehren.
Christus, höre uns…
Segne alle, die du berufst und beauftragst, Menschen deinen Weg zu weisen.
Christus, höre uns…
Erbarme dich derer,
die auf dem Weg deiner Nachfolge müde geworden sind
oder sich verausgabt haben.
Christus, höre uns…
Lass alle Menschen erkennen,
wie heilsam dein Weg für die Welt und jeden einzelnen ist.
Christus, höre uns…
Nimm alle Verstorbenen auf in die Wohnung des Himmels, die du bereitet hast.
Christus, höre uns…
Herr Jesus Christus,
wir danken dir für deinen Sorge um uns,
für deine Liebe und deinen Beistand,
heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Renate Witzani (2017)
Durch unsere Taufe gehören wir zu Christus und seiner Kirche.
Unser aller Berufung ist es, unseren Glauben in Wort und Tat zu leben.
Durch Christus lasst uns den Vater bitten:
Für unsere Pfarrgemeinden, die Wege suchen, auch im Heute unserer Zeit als Gemeinschaft von Glaubenden zu leben und einander darin zu bestärken.
Für alle Menschen, die in Zeiten von Terror und Gewalt uns als Sicherheitskräfte beschützen und dafür ihr Leben einsetzen.
Für alle Mütter, die unter einem gesicherten sozialen Umfeld ihre Kinder großziehen können.
Für alle Mütter, denen durch widrige Lebensumstände die Mutterschaft zu einer schweren Bürde geworden.
Für uns selbst, dass wir ein Leben führen, das unserer Taufberufung entspricht,
und die uns geschenkten Gaben im Dienst an der Gemeinschaft einsetzen.
Für unsere Verstorbenen, denen wir viel Gutes in unserem Leben verdanken
und für die wir erhoffen, dass sie Christus in das Reich des Vaters führt.
Denn Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Er führt uns zum Vater.
Dank, Lob und Preis sei dir, dem dreieinen Gott,
heute und alle Tage. - Amen.
Martin Stewen (2014)
"Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen.”
Mitten in dieser Welt wollen wir an einer Nachfolgegemeinschaft Jesu bauen,
die glaubwürdig die Frohbotschaft lebt und verkündet.
Doch ohne dich, Gott, den Baumeister, geht nichts.
Wir rufen zu dir:
Wir beten für alle, die mit ihrem individuellen Christsein ein lebendiges Zeugnis geben:
Schenke ihnen Mut für ihren Weg.
Wir beten für alle, die die Frohbotschaft missbrauchen,
um damit Hass und Zwietracht zu säen:
Schenke ihnen die Einsicht,
dass sie den Grund der Kirche massiv gefährden.
Wir beten für alle, die sich auf das Sakrament der Firmung vorbereiten:
Dein Geist möge sie beleben, in ihrem Leben umzusetzen,
was sie von deiner Botschaft verstanden haben.
Wir beten für alle, die sich im Haus der Kirche nicht daheim fühlen:
Gib ihnen die Kraft, dieses Haus mit ihren Ideen mitzugestalten,
bevor sie ausziehen.
Wir beten für unsere Verstorbenen:
Zeige ihnen die Wohnstätte, die du ihnen verheißen hast.
"Das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren,
die nach seiner Güte ausschauen”, heißt es im Psalm 33.
Im Vertrauen darauf legen wir dir unsere Bitten in deine Hände.
Sei du mit uns durch Zeit und Ewigkeit. – Amen.
Markus Duchardt (2011)
Guter Gott,
in deinem Haus gibt es viele Wohnungen.
Weil wir uns oft schwer damit tun,
gute Verwalter deines Hauses zu sein,
bitten wir dich:
Wir denken an die Menschen, die auf der Flucht in "Nuss-Schalen" das Meer überquert, um in Europa ein besseres Leben zu finden
und bitten für uns, dass wir uns nicht verleiten lassen von Stammtischparolen wie "Das Boot ist voll!", sondern uns für sie einsetzen.
Christus höre uns, Christus, erhöre uns.
Wir denken an die verfolgten Christen in Ägypten, unsere Schwestern und Brüder im Glauben,
und bitten für uns um den Mut, nicht zu schweigen, wenn Mitmenschlichkeit und Solidarität leiden.
Wir denken an die Ausbeutung deiner Schöpfung, unseres Lebensraumes,
und bitten für uns um Mut und Phantasie, dem Raubbau Einhalt zu gebieten auf neue Energiequellen zu bauen.
Wie denken an die Menschen, die in diesen Tagen zu Diakonen und Priestern geweiht werden und an jene, die als Laien in der Kirche in vielen Ämtern Verantwortung tragen
und bitten für uns, dass wir einander auf dem Weg unserer Berufung begleiten und bestärken.
Wir denken am die zunehmende Armut der Kinder in unserem reichen Land
und bitten darum, dass wir den Alleinerziehenden und den Menschen in Arbeitslosigkeit in unseren Gemeinden Heimat schenken.
Wir denken an alle Menschen, die mit uns als deine Kirche zu dir gehören,
und bitten darum, dass wir nicht Schätze der Vergangenheit anhäufen, sondern uns dem Geist deines Sohnes öffnen und mit Tatkraft und Phantasie ein einladendes Haus mit vielen Wohnungen sind.
Wir denken an unsere verstorben Angehörigen
und bitten darum, dass wir uns in der Hoffnung bestärken, dass du ihnen eine Wohnung bereitet hast ist im Reich deines Friedens, der Liebe und des Lichtes.
Dir, guter Gott, sei Lobreis.
Durch die Lieder, die wir zu deiner Ehre singen,
durch die Worte, die wir zueinander sprechen
und die Taten, die wir in der Nachfolge deines Sohnes vollbringen,
heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Ostern 5 So: Anteil an deiner göttlichen Natur
Erhabener Gott,
durch die Feier des heiligen Opfers
gewährst du uns Anteil an deiner göttlichen Natur.
Gib, dass wir dich nicht nur als den einen wahren Gott erkennen,
sondern unser ganzes Leben nach dir ausrichten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - GG Auswahl 4: er erfülle uns Lobgebet mit seiner Hingabe und Liebe
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat uns versprochen,
er werde in unserer Mitte sein,
wann immer wir in seinem Namen versammelt sind.
Er selber erfülle das Lobgebet,
das wir über Brot und Wein sagen,
mit seiner Hingabe und Liebe.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswahl 4
Messbuch - GG um Priesterberufe: Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener
Herr,
nimm die Gebete und Gaben deines Volkes an.
Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener,
die du als Seelsorgerinnen und Seelsorger
und als Priester und Diakone
mit der Verkündigung der Frohen Botschaft
und der Spendung der Sakramente auserwählt hast.
Erhalt sie in deiner Liebe und Treue zu dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB: Orationen Messen um Priesterberufe
- Gebet zur Gabenbereitung4
Manfred Wussow (2023)
Bei dir, Herr, sind wir lebendige Steine.
Wir leben von dem Brot des Himmels,
du teilst mit uns den Kelch des Heils.
Du bist der Eckstein, der unser Leben,
unsere Hoffnungen, unsern Glauben zusammenhält.
Wir danken dir, dass du uns zu lebendigen Steinen machst.
Du gibst uns Anteil an deinem Leib,
deinem Blut
und verwandelst unser Leben.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du Wort Gottes,
das Fleisch wurde, sichtbar in der Gestalt des Brotes.
Herr Jesus Christus, du Weg, Wahrheit und Leben,
dein Leben war Hingabe und Liebe.
Herr Jesus Christus,
du lebendiger Stein, den die Menschen verwarfen,
du bist uns nahe, du bist sichtbar und greifbar in Brot und Wein.
Erfülle und verwandle uns. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Auf dem Altar, o Gott, sind Brot und Wein bereitet.
Sie sind uns Zeichen dafür,
dass Christsein nicht allein geht,
dass dein Sohn bei uns sein will.
In Brot und Wein wird Jesus Christus lebendig.
Er ist der Eckstein, den die Bauleute verwarfen.
Er ist Kraftquelle für unser Menschsein.
Dafür danken wir dir -
heute, alle Tage unseres Lebens, bis in Ewigkeit. – Amen.
Markus Duchardt (2011)
Guter Gott,
in der Nachfolge deines Sohnes
haben wir Brot und Wein zu deinem Altar gebracht.
Nimm diese Gaben an,
damit seine Worte und Taten in unserer Mitte lebendig werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Jubelt ihr Lande dem Herrn;
alle Enden der Erde schauen Gottes Heil. (GL 55,1)
Gott und Vater im Himmel,
wir kommen zu dir, um dich zu preisen.
Von Anfang an hast du dich gezeigt als der Leben stiftende Gott.
Die Welt hast du ins Dasein gerufen und Leben auf ihr geweckt.
Dem Menschen hast du die Erde anvertraut,
dass er sie behüte und bebaue.
Kehrvers
In Jesus hast du dich als Gott der Liebe geoffenbart,
der das Leben will und Wege zum wahren Leben zeigt.
Er hat aufgerichtet, die von der Last des Lebens niedergedrückt waren.
Er hat geheilt, die an der Not ihrer Krankheit zu zerbrechen drohten.
Er hat allen die Frohe Botschaft vom Reich Gottes verkündet,
die für sein Wort offen waren.
Kehrvers
Alle, die seinem Ruf Gehör schenkten und ihm folgten,
hat er zu einem geistigen Haus aus lebendigen Steinen aufgebaut.
Uns hat er berufen, sein auserwähltes Volk zu sein.
Er hat uns zu einer königlichen Priesterschaft gemacht,
damit wir deine großen Taten verkünden.
Kehrvers
Damit dein Werk auf Erden fortgeführt werde,
hat er Apostel eingesetzt und Diakone,
damit sie für alle sorgen, die Not leiden.
Uns allen hat er aufgetragen,
die Werke zu vollbringen, die er vollbracht hat,
damit so alle Menschen dich als den einen und wahren Gott erkennen und preisen.
Kehrvers
Darum stimmen wir, deine Kirche, ein in den Lobgesang der Engel und Heiligen.
Wir singen mit der ganzen Schöpfung dein Lob:
Danklied, z. B.: Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus (GL 381)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Osterzeit 4: Die Erneuerung der ganzen Schöpfung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater,
in diesen Tagen freudig zu danken,
da unser Osterlamm geopfert ist,
Jesus Christus.
Das Alte ist vergangen,
die gefallene Welt erlöst,
das Leben in Christus erneuert.
Darum preisen wir dich in österlicher Freude und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 4
Messbuch - Präfation Sonntage 6: Der Heilige Geist als Angeld der ewigen Osterfreude
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn in dir leben wir,
in dir bewegen wir uns und sind wir.
Jeden Tag erfahren wir aufs neue
das Wirken deiner Güte.
Schon in diesem Leben
besitzen wir den Heiligen Geist,
das Unterpfand ewiger Herrlichkeit.
Durch ihn hast du Jesus auferweckt von den Toten
und uns die sichere Hoffnung gegeben,
daß sich an uns das österliche Geheimnis vollendet.
Darum preisen wir dich
mit allen Chören der Engel und
singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 6
Messbuch - Präfation aus Hochgebet 4: Der alleinige lebendige und wahre Gott
In Wahrheit ist es würdig, dir zu danken,
heiliger Vater.
Es ist recht, dich zu preisen.
Denn du allein bist der lebendige und wahre Gott.
Du bist vor den Zeiten und lebst in Ewigkeit.
Du wohnst in unzugänglichem Lichte.
Alles hast du erschaffen,
denn du bist die Liebe
und der Ursprung des Lebens.
Du erfüllst deine Geschöpfe mit Segen
und erfreust sie alle mit dem Glanz deines Lichtes.
Vor dir stehen die Scharen der Engel
und schauen dein Angesicht.
Sie dienen dir Tag und Nacht,
nie endet ihr Lobgesang.
Mit ihnen preisen auch wir deinen Namen,
durch unseren Mund rühmen dich alle Gesschöpfe
und künden voll Freude das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Hochgebet 4
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater außer durch mich.
(Joh 14,6)
Oder:
Christus spricht:
Wenn ihr mich erkannt habt,
werdet ihr auch meinen Vater erkennen.
Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.
(Joh 14,7.9)
Oder:
So spricht der herr:
Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Rebzweige.
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe,
der bringt reiche Frucht. Halleluja.
(Joh 15,1.5)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Jesus, du hast gesagt
ICH BIN DER WEG
dir nachfolgen heißt,
deinem Beispiel folgen,
deinen Weg gehen:
den Weg des Miteinander statt gegeneinander
den Weg zu den Menschen
den Weg gegen den Strom der Zeit
den Weg zum Kreuz
den Weg der Liebe.
Du hast gesagt
ICH BIN DIE WAHRHEIT
dir nachfolgen heißt, deiner Wahrheit glauben:
der Wahrheit der Güte und Größe Gottes
der Wahrheit der Erlösung von Sünde und Tod
der Wahrheit der Auferstehung
der Wahrheit des Geistes
der Wahrheit der Liebe.
Du hast gesagt
ICH BIN DAS LEBEN
dir nachfolgen heißt, nach deinem Beispiel leben:
ein Leben des Mitleids und der Anteilnahme
ein Leben der Verzeihung und der Versöhnung
ein Leben das nach Gottes Willen fragt
ein Leben der Liebe.
Lass uns auf dich schauen
lass uns dir nachfolgen
Bruder Jesus
der du WEG - WAHRHEIT - und LEBEN bist
damit unser Leben gelingt.
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Ostern 5 So: damit wir an Leib und Seele gesunden
Barmherziger Gott, höre unser Gebet.
Du hast uns im Sakrament das Brot des Himmels gegeben,
damit wir an Leib und Seele gesunden.
Gib, daß wir die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und als neue Menschen leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag der Osterzeit
- Gebet zum Abschluss4
Manfred Wussow (2023)
Du, Gott, hast Jesus von den Toten auferweckt
und unserem Leben Zukunft gegeben.
Wenn wir ihn hören, hören wir dich,
wenn wir ihn sehen, sehen wir dich.
Er ist der Weg, auf dem wir gehen,
er ist die Wahrheit, der wir trauen,
er ist das Leben, das den Tod bezwingt.
Begleite uns auf den Wegen, die vor uns liegen und
segne die Menschen, mit denen wir unser Leben teilen.
In Christus, der uns in seiner Treue bewahrt für die Ewigkeit. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du Wort Gottes,
das uns Mut und Kraft für unser Leben gibt.
Herr Jesus Christus, du Weg, Wahrheit und Leben,
du bist bei uns alle Tage.
Herr Jesus Christus,
du lebendiger Stein, den die Menschen verwarfen,
du schenkst uns Zuversicht.
Segne uns, wenn wir in unser Leben gehen,
wenn wir dein Wort bezeugen. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Gütiger Gott, du machst uns Mut,
als Christinnen und Christen diese Welt zu gestalten,
wenn das Wort deiner Frohbotschaft uns führt
und das Sakrament von Brot und Wein uns stärkt.
Dafür danken wir dir.
Führe dieses Wirken nun fort,
wenn wir hinausgehen in unseren Alltag.
Sei du mit uns und begleite uns mit deinem Segen:
durch alle Zeit - von Ewigkeit zu Ewigkeit. – Amen.
Zitat (2011)
Der Herr stärke unser Vertrauen,
dass wir uns dem Wandel nicht verweigern
und die Chancen der Zeit ergreifen.
Der Herr stärke unseren Mut,
dass wir loslassen können, was vergangen ist,
und festhalten, was unsere Zukunft begründet.
Der Herr stärke unsere Liebe,
dass wir das Leben schützen,
für die Schwachen einstehen und
unsere Wege,
wenn auch in kleinen Schritten, gehen.
Roland Breitenbach u. Stefan Philipps: Segen für dich. Dein Begleiter durch das Jahr, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.
Gesetzt den Fall
gesetzt den Fall
ER käme morgen wieder
so
wie ER es verheißen hat
und ER käme wieder nicht
in Macht und Pracht
sondern -
wie schon einmal -
mitten in unsere
bedürftige Menschlichkeit
gesetzt den Fall
ER stände morgen
mit der gleichen Botschaft
mit den gleichen Anfragen
mit den gleichen Anforderungen
im Namen des Vaters
vor meiner Tür
würde ich -
in der Verwirrtheit
und
Verschlossenheit meines Herzens -
IHN erkennen
wenn ER zu mir spricht
„Glaub mir doch.“
ja
gesetzt den Fall
ich nehme IHN ernst
dann steht er
in jedem
DU
in jeder Begegnung
vor meiner Tür
HEUTE
und auch
MORGEN
IMMER
Beatrix Senft 2023.
Sehnsucht nach Heimat
Ein anheimelndes Evangelium trotz der Endzeit, in die es hinein gesprochen wird und die es thematisiert: „ich gehe euch einen Platz bereiten im Hause des Vaters, in dem es viele Wohnungen gibt“, spricht Jesus zu den Jüngerinnen und Jüngern. Wohnungen: einen Ort, an dem man sich geschützt zur Ruhe legen kann, einen Ort, an dem man sich auskennt, dem man seinen eigenen Stempel aufdrücken kann; ein Sehnsuchtsort vieler, die keine Wohnung haben, deren Wohnung zerstört wurde durch Krieg oder Katastrophen, oder die erst gar nicht in der Lage sind, eine Wohnung zu bekommen. Menschen, die keine Miete zahlen können, Menschen, die obdachlos geworden sind, vielleicht aus Gründen, die nur sie selbst beurteilen können. Menschen auf der Flucht, in Elendslagern, in den Massenquartieren auch bei uns: Für alle diese Menschen ist „Wohnung“ ein Synonym für „zu Hause“, „angekommen sein“, (menschenwürdig) leben zu dürfen, sich nicht verstellen zu müssen.
Diese Sehnsucht muss man kennen oder zumindest ahnen, um zu verstehen, was Jesus meint. Wir kommen nach Hause, es ist eine Wohnung bereitet für uns, kein Massenquartier, keine Behelfsunterkunft: eine Wohnung. Eine eigene Wohnung für jeden und jede von uns. Es ist ein Ende aller Heimatlosigkeit, wir dürfen hoffen: wir kommen nach Hause.
Wohl deshalb ist dieses Evangelium auch immer wieder gewünscht von Angehörigen bei Beerdigungen: sie glauben daran oder hoffen zumindest darauf, dass der oder die Verstorbene nun zu Hause ist, in Ruhe und Frieden für alle Zeit.
Wir dürfen darauf vertrauen: wenn wir Jesus nachfolgen mit all unseren Fähigkeiten, aber auch mit all unserem Unvermögen, dann werden wir nach Hause kommen am Ende unserer irdischen Zeit.
Beatrix Senft 2023.
Diakone
Der Diakon ist ein Stand in der Kirche, der nicht nur aufgrund von Taufe und Firmung, sondern aufgrund einer sakramentalen Weihe durch einen Bischof begründet wird. Neben dem Bischofsamt ist das Diakonenamt das älteste, schon im Neuen Testament bezeugte Amt in der Kirchengeschichte. Durch die Jahrhunderte hat der Diakonat immer fortbestanden, ist jedoch ab dem 9. Jahrhundert, seiner tiefsten inneren Sinnbedeutung weitgehend entkleidet, lediglich zu einer Vorstufe der Priesterweihe geworden.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Diakonat als eine beständige Weihestufe wiederentdeckt. Sinn und Zweck der Diakonenweihe ist es, den christlichen Bruderdienst als Erlöserdienst Christi selbst anfassbare Wirklichkeit für die Menschen werden zu lassen. Das Ureigene des Diakonats besteht darin, aufgrund der Stärkung durch die sakramentale Gnade und aufgrund der sakramentalen Verbindung zum christlichen Heilsmysterium Christus überall dort sichtbar zu machen, erkennbar und berührbar zu machen, wohin er vom Bischof gesandt wird. So war es schon in der Apostelgeschichte und so ist es auch heute wieder, in einer Zeit, in der mehr als 2.900 Diakone in der katholischen Kirche in Deutschland ihre ganz unterschiedlichen und vielfältigen Dienste tun.
In der Pfarrei begegnen sie uns immer wieder an den entscheidenden Wegmarken des Lebens. Sie spenden die Sakramente der Taufe, der Eucharistie und Wegzehrung, assistieren den Eheschließungen der Brautleute, geleiten die Verstorbenen auf ihrem letzten irdischen Weg. Diakone assistieren dem Bischof und dem Priester bei der Feier der Gottesdienste, verkündigen das Evangelium und predigen, wie es schon in der Urkirche ihre Aufgabe war und stehen nichteucharistischen Gottesdiensten (Stundenliturgie, Andachten) vor. Sie leisten den Dienst der Nächstenliebe an denen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen am Rande der Gemeinde oder Gesellschaft stehen. Auf diese Weise sind sie die amtlich bestellten Helfer des Bischofs und der Priester.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil können auch verheiratete Männer zum Diakon geweiht werden, sofern die Ehefrau der Weihe zustimmt. Der Weihe voraus geht entweder ein theologisches (Universität) oder religionspädagogisches(Fachhochschule) Studium oder eine berufsbegleitende Ausbildung je nach diözesanen Regelungen. Der Einsatz der Ständigen Diakone erfolgt in den Diözesen nach Maßgabe der jeweiligen Bestimmungen, entweder im Hauptamt oder verbunden mit einem weltlichen Beruf.
Georg Gänswein, Martin Lohmann, Katholisch - Wissen aus erster Hand, Reinbach 2010.
Real existierendes Christentum
Ein Konglomerat
aus
griechischer Philosophie,
römischem Recht,
germanischer Gefolgstreue,
mittelalterliche Angst,
absolutistischer Macht,
aufklärerischer Entmythologisierung,
romantischem Traditionalismus,
gemeindeideologischen Gutmenschentum
und einer kleinen Prise Jesus.
Dennoch:
Es gibt das Christentum
nicht nackt,
nicht chemisch rein,
sondern nur im Gewand der Geschichte,
im Gemenge er Meinungen.
Solange ich Jesus im Munde führen darf,
schlucke ich das andere gern.
Solange er in meinem Herzen ist,
poche ich auf dem anderen nicht herum.
solange mir sein Wort unter die Haut geht,
kratzt mich das andere weniger.
Solange er mein Handeln motiviert,
haut mich das andere nicht um.
Er in mir,
ich in ihm,
er mit mir
auf dem Weg
zum Vater.
Christus in uns,
zwischen uns,
durch uns hindurch.
Darum geht's.
Stefan Jürgens, Ausgeheuchelt, So geht es aufwärts mit der Kirche, Freiburg 2019.
Lernen Mensch zu sein
Für die Christen ist Jesus das Sinnbild des Menschseins. Was das in seiner Tragweite bedeutet, bleibt solange unklar, wie wir glauben, Jesus sei gekommen, um uns Spiritualität zu lehren. Und in diesem Glauben bestärken uns die Kirchen unermüdlich. Kein Wunder, wenn die meisten Christen sich in diese Richtung orientieren und versuchen, der Spiritualität in ihrem Leben Raum zu verschaffen. Doch Spiritualität ereignet sich ganz von selbst!
Nein, wenn Jesus wirklich das Sinnbild von Menschsein ist, dann geht es um etwas anderes. Dann geht es darum, dass wir lernen, Mensch zu sein! Diese Erkenntnis ist, wenn wir sie konsequent weiterdenken, geradezu schockierend. Dann ist Religion nicht länger ein eng begrenzter Lebensbestandteil, den wir am Sonntag hervorholen können, der vielleicht noch bei der Entscheidungsfindung moralischer Fragen eine gewisse Rolle spielt, der aber ansonsten auf unser Leben keine nennenswerten Auswirkungen hat. Dann ist Religion nicht länger Privatsache und sie beschränkt sich nicht auf die eigene Kirchengemeinde.
Zu lernen Mensch zu sein - dieser Frage stehen wir immer gegenüber, von den allerersten Entwicklungsschritten als Neugeborene an über die weitere persönliche Entwicklung bis hin zur Aufgabe, ein neuer Mensch zu werden. Zu lernen Mensch zu sein - dieser Frage stehen wir also in einem fundamentalen Sinn und auch in einem globalen! Dieser Frage steht der ganze Planet genau jetzt gegenüber: Wie können wir uns gegenseitig menschlich, würdig, höflich und respektvoll behandeln?
Richard Rohr, Nur wer absteigt, kommt auch an, Die radikale Botschaft der Bibel, München 2013.
Österreicher werden im Schnitt mit 25,4 Jahren flügge
Während Schwedinnen schon mit 19 Jahren ausziehen, sind Männer in Kroatien im Schnitt 34 Jahre, wenn sie das Nest verlassen.
Österreichische Kinder werden laut Eurostat mit 25,4 Jahren flügge. Die jungen Männer lassen sich mit dem Auszug aus dem Hotel Mama deutlich länger Zeit (26,6) als die jungen Frauen (24,2). Damit liegt Österreich knapp unter dem europäischen Durchschnitt von 26,1 Jahren. Experten nennen übrigens Geldmangel als häufigste Ursache für den aufgeschobenen Auszug aus dem Elternhaus.
2013 lebten in den 28 EU-Ländern 60 Prozent der 20 bis 24 Jahre alten Frauen noch bei den Eltern. Bei den gleichaltrigen Männern waren es sogar 72 Prozent. In der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen nutzten 28 Prozent der Töchter und 43 Prozent der Söhne das Rundum-sorglos-Paket daheim.
Kroatien ist das Land der Nesthocker
Die treuesten Gäste im Hotel Mama lebten in Ost- und Südeuropa. Am längsten verließen sich mit einem durchschnittlichen Auszugsalter von 32 Jahren die Nesthocker in Kroatien auf Herd, Kühlschrank und Waschmaschine der Eltern. Es folgen die Slowakei (31), Malta (30) und Italien (30).
Am frühesten flügge werden Skandinavier: Schweden ziehen im Schnitt schon mit knapp 20, Dänen mit 21 und Finnen mit knapp 22 Jahren aus. Für alle EU-Staaten gilt: Junge Frauen (im EU-Schnitt 25 Jahre) ziehen früher aus als junge Männer (27,2 Jahre). Besonders deutlich wird das durch zwei Extremwerte: Während Schwedinnen schon mit 19 Jahren ausziehen, sind Männer in Kroatien im Schnitt 34 Jahre, wenn sie das Nest verlassen.
(APA/dpa) - DiePresse am 02.05.2016
Das Zusammenleben der Freunde
Ist nun nicht, wie verliebten Personen der gegenseitige Anblick am liebsten ist und sie diese Wahrnehmung jeder anderen vorziehen, sofern die sinnliche Liebe wesentlich durch sie besteht und entsteht, so auch für Freunde das liebste, zusammen zu leben?
Freundschaft ist ja doch Gemeinschaft.
Auch verhält man sich, wie zu sich selbst, so zum Freunde. Nun ist uns bezüglich unser selbst die Wahrnehmung des Daseins angenehm, mithin auch in bezug auf den Freund. Die Tätigkeit aber, aus der man des anderen Dasein erkennt, vollzieht sich im Zusammenleben, so dass das Streben der Freunde naturgemäß hierauf gerichtet ist. (1172a)
Endlich will jeder was immer ihm als eigentliches Sein oder als des Lebens Endzweck gilt, in Gemeinschaft mit den Freunden treiben. Daher die einen mit dem Freunde trinken, die anderen mit ihm Würfel spielen, wieder andere mit ihm gymnastische Übungen machen oder jagen oder philosophieren, kurz, jeder will das gemeinsam mit dem Freunde treiben, was er von allen Dingen am liebsten hat. Man will ja mit ihm zusammenleben, und darum treibt und teilt man mit ihm dasjenige, was man unter Leben und Zusammenleben versteht.
Daher wird die Freundschaft unter Schlechten eine Gemeinschaft im Bösen. Leichtlebig wie sie sind, nimmt der eine das Schlechte von dem anderen an, und so werden sie beide gleich böse. Dagegen die unter Guten wird eine Gemeinschaft im Guten. Von Tag zu Tag gewinnt sie durch den Umgang an sittlichem Gehalt, und der Fortschritt wird hier durch gemeinsame Tugendübung nicht minder als durch gegenseitige Zurechtweisung herbeigeführt. Jeder nimmt von den ihm zusagenden Eigenschaften des anderen einen Abdruck in sich auf, daher das Dichterwort:
»Edeles lernst du von Edeln.«
Soviel sei denn von der Freundschaft gesagt. Hieran mag sich die Erörterung von der Lust anschließen.
Aus: Aristoteles, Nikomachische Ethik (322 vor Chr.), Übersetzung: Eugen Rolfes, 1921
Können wir Gott im Mitmenschen erkennen?
Auf dem Höhepunkt des Vietnam-Krieges befragte eine deutsche Zeitung »prominente« Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft, was sie sich unter »Gott« vorstellen. Die schon mehrfach erwähnte evangelische Theologin Dorothee Solle, die immer für eine provozierende Formulierung gut war, gab seinerzeit, mitten zwischen den wohlgesetzten Auskünften der anderen »Prominenten«, eine herausfordernde Antwort: Gott sieht man, erläuterte sie, wenn man ein geschundenes und verlassenes Kind auf dem vietnamesischen Kriegsschauplatz ansieht.
»Wie einseitig!«, möchte man zunächst abwehren. Und in der Tat: Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes (Gen 1,27-28). In jedem Menschen kann man daher Gott erkennen - ohnehin nur mit dem Blick des Glaubens. Aber nun ist es eine alte Erfahrung des Menschen: Solange etwas normal verläuft, bleibt auch das eigentlich Auffällige unauffällig und unbemerkt. Das tägliche Sonnenlicht erregt nicht unsere Aufmerksamkeit, wir sind es gewohnt, es ist uns selbstverständlich. Tritt aber eine Sonnenfinsternis ein, dann merken wir plötzlich, dass es auch anders sein könnte. Wir wissen, dass manche sogenannten »Naturvölker«, die die astronomischen Zusammenhänge einer Sonnenfinsternis nicht kennen, dabei in wilde Panik geraten können. Und wir selber haben uns alle schon einmal die merkwürdige Beklommenheit eingestehen müssen, die uns regelrecht aufatmen lässt, wenn eine Sonnenfinsternis wieder vorbei ist.
So lässt uns an sich jeder Mensch Gott erkennen. Denn seitdem Gott in seinem menschgewordenen Sohn Jesus Christus unser Bruder geworden ist, seitdem wir also, mit den Worten der Schrift gesagt, »Kinder« Gottes sind, »Söhne« (und Töchter) Gottes, ja »Miterben« mit Christus (Gal 3,26-4,7), sind wir alle sozusagen »Verwandtschaft« Gottes, und wenn man Verwandte kennt, kann man daraus einen Rückschluss auf die Eigenart einer »Sippe« und des »Sippenhauptes« ziehen.
Aber, wie gesagt, das Normale ist zu normal, als dass wir es immer aufmerksam genug sehen. Weist uns nun aber jemand auf den nicht »normalen«, sondern auf den unglücklichen, den leidenden, den geschundenen Menschen, um uns zu sagen: »Da, sieh die Verwandten Gottes«, dann erschrecken wir. Und doch, dürfen wir denn verdrängen, was wir in der »großen Gerichtsrede« (Mt 25,31-46) lesen: Mit Christus selbst haben wir nicht zu tun, wenn wir den Glücklichen, sondern: wenn wir den Leidenden unsere Liebe zuwenden - die Hungernden und Dürstenden ernähren, die Nackten bekleiden, die Kranken versorgen, die Obdachlosen beherbergen, uns um die Gefangenen kümmern. Dürfen wir vergessen, dass den Armen und Elenden, den, modern gesagt, »Unterprivilegierten«, den Verfolgten das Reich Gottes gehört (Lk 6,20-23), den Reichen, den Lachenden, den Satten, den Glücklichen das Reich Gottes aber verschlossen bleibt (Lk 6,24-26; Mk 10,17-27)? Dürfen wir vergessen, dass die Last des anderen zu tragen Erfüllung des »Gesetzes Christi« ist - und nicht, an seinem Glück teilzuhaben (Gal 6,2)? Können wir denn übersehen, dass Gott die ganze Unbegreiflichkeit seiner Liebe zu uns Menschen am Kreuz, im Leiden und Tod seines Sohnes offenbart hat?
Es ist schon so: Die Leidenden und die Armen sind die »privilegierten« Verwandten Gottes. In allen Mitmenschen können wir Gott erkennen, sein Verhältnis zu uns, seine Liebe zu uns - wenn wir sie nur mit dem Blick des Glaubens anschauen. Aber in den Leidenden erkennen wir ihn mit Vorzug.
Und so ergibt sich wieder das Besondere der Gotteserkenntnis in den Mitmenschen. Wir erkennen in ihnen sozusagen Gottes »Fantasie«. Jeder Mensch ist eine Welt für sich, auch der Unscheinbare, der ja nur deswegen »unscheinbar« ist, weil das, was er wirklich vorzuweisen hat, zufällig oder infolge menschlicher Dummheit gerade nicht auf die Aufmerksamkeit und die Wertschätzung der Zeitgenossen stößt. Welch eine »Fantasie«, man möchte fast sagen: welch eine unerschöpfliche künstlerische Gestaltungskraft, sich so viele Menschen und das heißt: so viele einmalige Welten auszudenken! Der Blick auf den Mitmenschen ergänzt und vollendet auf diese Weise, was wir von der Macht Gottes auch in der äußeren Natur entdecken können. Aber: Wollen wir die ganze Eigenart und das Ausmaß dieser Vorstellungskraft Gottes erkennen, müssen wir auf die Leidenden schauen. Welch rätselhafte Liebe, gerade denen den Vorzug vor allen zu geben!
Die Sache hat aber, mit vollem Recht, auch ihre erschreckende Kehrseite. Mit welcher »Fantasie« können die Menschen die Fantasie Gottes durchkreuzen, indem sie menschliches Leiden hinnehmen, ja selbst verursachen und diese Menschen dadurch daran hindern, das zu sein und darzustellen, was sie nach der Fantasie Gottes sein könnten und sollten. In den Leidenden offenbart sich darum Gott auch im Widerspiel der Sünde. Und wiederum zeigt sich, wie im vorausgehenden Kapitel, eine Türangel zwischen Gotteserkenntnis und Ethik. Im Leiden der Mitmenschen Gott erkennen und nichts gegen dieses Leiden tun - das heißt Gottes Offenbarung im Mitmenschen missbrauchen. Es heißt das Kreuz zum bloßen Wandschmuck verkommen lassen.
Aus: Otto Hermann Pesch, heute Gott erkennen. Topos Taschenbücher, Kevelaer 2012.
Orte der Gotteserfahrung
Bruder Gemot betreut in einem unserer Benediktinerklöster als Sakristan die wunderschöne alte Stiftskirche. Er pflegt sie wie seinen Augapfel. Es ist ihm ein Anliegen, dass die Kirche ein würdiger Raum des Gottesdienstes und für das Gebet ist.
Am meisten kämpft er im Sommer mit den Touristen, die wegen der Kunstschätze das Kloster und die Kirche besuchen. Die meisten kommen nicht zum Gebet, aber viele sind davon berührt, wie gut es den Baumeistern der Kirche gelungen ist, einen heiligen Raum zu schaffen. Gerne möchte er den Besuchern die Heiligkeit des Ortes nahe bringen und stößt dabei manchmal auf großes Unverständnis.
Eines Tages, als er wieder einmal die Kirche betrat, sah er zu seiner Verwunderung und mit Entsetzen, dass sich eine Dame mit ihrem Pudel mitten im Altarraum befand und dass der Pudel sich gerade daran machte, auf den Altar zu springen. Schnell war er bei der Dame, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass das so nicht ginge.
»Gnädige Frau«, sagte er, »das ist eine Kirche und kein Hundeabrichtplatz. Würden Sie bitte möglichst schnell ihren Hund an die Leine nehmen und mit ihm die Kirche verlassen. Er hat nichts in dieser Kirche zu suchen.« Verärgert und aggressiv antwortete die Hundebesitzerin: »Junger Mann, Sie haben wohl kein Gefühl und kein Herz für Tiere. Auch ein Hund hat eine Seele - und vielleicht will er die Nähe Gottes in dieser Kirche erfahren.«
Bruder Gemot antwortete schlagfertig: »Ich weiß sehr gut, dass ein Hund eine Seele hat, aber deswegen muss er nicht auf dem Altar herumspringen. Ein Hund gehört in die Hundehütte.«
Die Dame wollte sich noch nicht geschlagen geben und meinte: »Wenn Menschen in einer Kirche Gott erfahren können, dann muss auch für einen Hund Platz sein, damit er dort Gott erfahren kann.«
Jetzt reichte es dem guten Gemot. »Ob ein Hund in einer Kirche eine Gotteserfahrung machen kann, das weiß ich nicht. Ich glaube, er gehört in die Hundehütte. Sie gehen ja auch nicht in eine Hundehütte, um zu beten.«
Ich glaube, dass jeder einen Platz hat, an dem er sich wohlfühlt. Das gilt für Menschen und für Hunde. An manchen Plätzen fühlen sich beide wohl. Aber es gibt sicher auch unterschiedliche Erfahrungen und Empfindungen. Manche Menschen gehen zum Beten in den Wald, anderen gelingt es, während einer Autofahrt zu beten, wieder andere brauchen den heiligen Raum einer Kirche oder einer Kapelle. Ich glaube, dass es sich nicht allgemein gültig festlegen lässt, wo der geeignetste Platz für ein Gebet ist. Aber ich denke, dass es gut ist, wenn wir solche Orte kennen und sie auch pflegen. Es gibt heilige Orte und heilige Zeiten, die uns helfen, in Beziehung zu unserem Inneren und zu Gott zu kommen - wir sollten sie achten. Es ist auch gut, wenn wir die heiligen Orte und Zeiten anderer Menschen beachten, auch wenn sie für uns selber nicht geeignet sind. Den einen gefällt eine barocke Kirche besser als die nüchterne Einfachheit einer romanischen Kirche. Ein Wegkreuz, ein Bildstock oder nur ein stiller, abgelegener Platz im Wald können für manche Menschen genauso geeignet sein, wie sie für andere nicht geeignet sind.
Die Erfahrung aber hat mir gezeigt, dass es Orte gibt, die wirklich durchbetet sind. Dort scheint es so zu sein, dass vom Gebet, vom guten Denken, von der Beziehungssuche der Menschen nach Gott etwas an diesen heiligen Orten hängen bleibt. Davon profitieren dann andere, die nachkommen. Wallfahrtswege und Wallfahrtsorte sind solche heiligen Bereiche. Wer sie bewusst geht, spürt die positive Kraft, die durch andere Menschen und durch die Gnade Gottes dort entstanden ist. Die Möglichkeit, das eigene Leben mit all seinen Sorgen und Nöten vor Gott hinzutragen, heiligt einen Ort und eine Zeit. Auch diejenigen, die nichts davon wissen, werden angerührt.
Nur wer sich mit großer Offenheit und Sensibilität einem solchen Ort nähert, nicht aus Neugierde, sondern mit dem Wunsch, sich berühren zu lassen, wird die Heiligkeit des Ortes erahnen. Deshalb ist es gut, diese heiligen Orte nicht durch Lärm, durch Geschrei, durch Sensationslüstemheit und durch unpassende Geschäftigkeit zu entweihen. Es ist eine Form des Respektes, wenn man diese heiligen Orte und Zeiten beachtet.
Ich meine auch, dass Dinge, Wesen und Menschen einen Platz brauchen, der ihnen entspricht. Ein Hund gehört eben in die Hundehütte - und nicht in die Kirche, auch wenn er eine Seele hat. Ich glaube, es ist für einen Hund angenehmer, in einer Hundehütte zu sein als in einer Kirche.
Das Gleiche gilt für die Menschen. Es ist gut, wenn wir uns an heiligen Orten so verhalten, dass wir selbst und auch andere inneren Frieden und Hoffnung finden können. Dann ist auch dort ein Gebet möglich.
Aus: Johannes Pausch / Gert Böhm, Auch schwarze Schafe können beten. Für alle, die nicht an Gott glauben und dennoch beten wollen. Kösel Verlag, München 2002.
Für eine Kirche, die sich sehen lassen kann
Vor mir liegt ein Bergkristall von faszinierender Transparenz. So transparent sollte Kirche sein, damit fernstehende und nichtglauben- de Frauen und Männer uns Christen nachlaufen, uns festhalten und sagen: "Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist mit euch" (Sach 8,23).' Das Hören ist ein glaubensästhetisches Phänomen. Fides ex auditu! (vgl. Röm 10,17) Dieser Ästhetik geht es um das, was sinnlich wahrgenommen wird, aber zugleich die Sinne übersteigt. Es geht um das Hörbarwerden des Unhörbaren, um das Sichtbarwerden des Unsichtbaren. In der Glaubensästhetik ist Gott der Wahmehmungsinhalt, ER, der Unhörbare und Unsichtbare, der sich "zeigt", der in Erscheinung tritt. Gott läßt uns Epiphanie feiern. ER hat unsere Aufmerksamkeit auf SICH gelenkt, auf daß wir IHN "wahmehmen". Verheißen ist der Kirche als Grundsakrament, transparentes Zeichen zu sein für die Präsenz Gottes in dieser Welt, "signum gratiae efficax", ein Zeichen, das Gnade bewirkt. Ihrem Wesen nach ist sie ein weitverzweigtes Symbolsystem4 im Dienst der Botschaft vom erlösenden Handeln Gottes in Jesus Christus. Sie ist beauftragt, "Salz der Erde", "Licht auf dem Leuchter", "Stadt auf dem Berg" (vgl. Mt 5,13-15) zu sein. Ihrer Erscheinungsweise nach ist sie dagegen ein äußerst ambivalenter Symbolkomplex, der zugleich transparent und opak ist, durchlässig und undurchlässig für das Licht des Evangeliums und der Mysterien des Glaubens. Die Proklamation der Botschaft und ihr Verrat liegen nahe beieinander. Die Kirche ist reich an transparenten Symbolen, aber auch heimgesucht von verwirrungstiftenden Objektivationen, welche die Funktion von "Diabolen" haben.
[...]
Zur Veranschaulichung wähle ich drei Beispiele aus:
Das erste betrifft ein unscheinbares Detail am Rande einer Bischofsweihe. Beim Abschied eines Altbischofs von seiner Diözese wurde ihm, um ihn zu ehren, der Titel eines "päpstlichen Thronassistenten" verliehen. Was mögen sich die anwesenden Ehrengäste, unter denen sich viele "Fernstehende" und vermutlich auch einige "Nicht(mehr)glaubende" befanden, bei dieser Titelverleihung gedacht haben? Welche Botschaft haben sie vernommen? Wie weit ist diese von der Mahnung Jesu entfernt, sich nicht Rabbi, Vater, Lehrer nennen zu lassen (vgl. Mt 23,7f.)?
Das zweite Beispiel sind die "Pastoralbesuche" des Papstes in vielen Ländern der Welt. Bei allem Respekt vor der Person des Papstes und seinen Intentionen zweifle ich in manchen Punkten, daß diese Besuche die entsprechende pastorale Gestalt besitzen. Ich bin in meinem Urteil zurückhaltend, weil ich die positive Seite der Besuche sehe und würdige. Aber ich halte es nicht für richtig, über die Kehrseite zu schweigen, die es auch gibt. Ich frage mich, was wird von den zusammengeströmten Menschenmengen tatsächlich wahr- genommen, welche "symbolische Interaktion" findet statt - von dem Augenblick an, in dem der Papst das Flugzeug verläßt, bis zu dem Moment, in dem er es wieder besteigt? Das "Papamobil" mit dem gläsernen Aufbau und dahinter die ehrwürdige weiße Gestalt könnten in einem Märchen Vorkommen. Im Sinne Carl G. JUNGs haben wir es hier mit einem Symbolkomplex archetypischer Qualität zu tun: der Archetypus des "Alten Weisen" und des "Priester- Königs" verschmelzen ineinander und haben eine außerordentliche religiös-numinose Leuchtkraft.17 Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt. Wenn bei der Reise des Papstes durch Australien ein Geisteskranker den Versuch unternimmt, diesen zu ermorden, weil er annimmt, der Papst habe zuviel Geld, dann irrt er sich zwar, aber seine Assoziation von Macht und Reichtum ist unvermeidlich, bedient sich doch der Papst des üblichen Repräsentationsrepertoires und des Sicherheitsapparats der Großen dieser Welt. Weiterhin befürchte ich, daß in Eucharistiefeiern mit riesigen Menschenmassen zwar starke Gefühle, auch religiöser Art, geweckt werden, daß aber bei relativ wenigen unter den Versammelten eine Betroffenheit durch das "mysterium fidei" vorhanden ist. So stellt sich die Frage: Wieweit wird durch dieses Ereignis, das als "Symbolsystem" verstanden werden kann, das Evangelium proklamiert und wieweit wird durch eben dieses Ereignis der Evangelisierungsvorgang irritiert?
Das dritte und letzte Beispiel gehört dem Bereich der Architektur an. In Österreich und im süddeutschen Raum befinden sich, weit über das Land verstreut, zahlreiche imposante Klöster und Stifte. So bedeutsam diese Bauten als Kulturdenkmäler auch sein mögen, so problematisch sind sie als kirchlich-institutionelle Symbole in der heutigen Zeit geworden. Wir müssen mit diesem historischen Erbe leben. Sorgfältig ist jedoch bei der Errichtung neuer kirchlicher Großbauten - Priesterseminare, Bildungshäuser, Seelsorgezentren usw. - zu überlegen, wie Ärgernisse - "Da sieht man es wieder, wie reich die Kirche ist!" - möglichst vermieden werden können.
Durch diese Beispiele soll darauf aufmerksam gemacht werden, daß alle kirchlich-institutionellen Symbole, ob sie nun absichtlich inszeniert sind oder eher unbedacht, ja zwangsläufig entstehen, Träger von pastoral problematischen Bedeutungen sind. Bei Fernstehenden und Nichtglaubenden, die über keine positive Erfahrung der "Kirche von innen" verfügen, entwickelt sich aus diesen "Botschaften" ein Bild der Kirche, das keine brauchbare Vorstellung davon vermittelt, wie Jesus seine Kirche gewollt hat. Die Überprüfung der institutionellen Symbole ist also pastoral unerläßlich.
Aus: Hermann M. Stenger, Für eine Kirche, die sich sehen lassen kann. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 1995.
Der Ort der Wahrheit ist ein kleiner
Nein, wir sind nicht »Besitzer der Wahrheit« - und unser Glaube verbietet uns sogar streng, sich für etwas Ähnliches auszugeben. Wenn wir glauben, dass »Christus die Wahrheit ist« (und dass nur Er von sich sagen konnte: »Ich bin die Wahrheit«), und wenn wir bekennen, dass »wir an Christus glauben«, dann gestehen wir damit ein, dass wir nicht Jesus Christus sind, dass wir nicht die Wahrheit sind - und müssen deshalb auch der Versuchung widerstehen, dass wir uns als die »Wahrheit« bzw. als Monopolisten der Wahrheit aufspielen.
Wir »besitzen nicht« Christus. Der Gegenstand des Glaubens - und nicht einmal der Glauben selbst - ist kein Besitz, sondern eine Verpflichtung. Christus verpflichtet uns, ihm zu folgen, die Wahrheit zu suchen und darin nicht nachzulassen. »Denn dieses Leben wird durchlaufen, nicht indem wir Gott haben, sondern indem wir ihn suchen«, schrieb Martin Luther. »Immer müssen wir suchen und fragen, d. h., wieder und wiederum suchen. [...] Denn nicht wer anfängt und sucht, sondern "wer beharret" und nachsucht "bis ans Ende, der wird selig" (Mt 10,22), indem er immer wieder beginnt, sucht und das Gesuchte immer wieder durchsucht. Wer nämlich auf dem Wege Gottes nicht vorwärts schreitet, der fällt zurück. Und wer nicht sucht, verliert das Gesuchte, weil man auf dem Weg Gottes nicht Stillstehen darf.«
Sich mit der Wahrheit zu identifizieren und sich als Besitzer der Wahrheit auszugeben ist ebenso eine Sünde, wie wenn man aufhört, sich für die Wahrheit zu interessieren, und ins Lager der Zyniker überläuft.
Aus: Tomás Halik, Berühre die Wunden. Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Caritas unter den "Supermarken" 2014
"Superbrands-Zertifikat" für herausragende Marke an Caritas vergeben - Auswahl der "Supermarken" erfoglt über eine Verbraucher-Befragung und Beurteilung durch eine Fachjury
Wien, 26.04.14 (KAP) Die Caritas ist unter die "Business Superbrands" 2014 gewählt worden. Das aus Fachexperten bestehende "Superbrands Austria Brand Council" zeichnet mit dem Titel Marken aus, die in Österreich bekannt sind, geschätzt werden und Kunden und Geschäftspartnern die Sicherheit bieten, hervorragende Qualität zu erhalten. Für die Caritas ist die Auszeichnung eine Bestätigung der Entwicklung und des Erfolgs der eigenen Marke, so Caritas Kommunikationsleiterin Sonja Jöchtl in einer Aussendung am Samstag. "Das fundierte Auswahlverfahren von Superbrands macht diese Anerkennung für uns besonders bedeutend."
Die Auswahl der Superbrands erfolgt ausschließlich über die Endverbraucher und das Expertengremium. In Zusammenarbeit mit einem Marktforschungsinstitut werden in einem ersten Schritt die Verbraucher nach ihren Lieblingsmarken befragt. Das Fundament des Superbrands Programms ist schließlich das Expertengremium, das aus den so ermittelten Brands die stärksten Marken Österreichs auswählt. Zu Superbrands werden jene Marken, "die innerhalb ihrer Branche einen hervorragenden Ruf erworben haben. Die Verbraucher verbinden mit diesen Marken Werte, die ihnen emotionale oder greifbare Vorteile versprechen, die sie vom Grund auf erwarten und schätzen".
Superbrands werden heute in 90 Ländern gewählt
Vor über 15 Jahren wurde das Superbrands Programm in Großbritannien von Marketing- und Kommunikationsexperten eingeführt. Ziel war es, außerordentlich starke Marken ins Rampenlicht zu rücken und darüber hinaus anderer Marktteilnehmer zu inspirieren und motivieren. Heute wird die Auszeichnung in 90 Ländern, verteilt auf alle fünf Kontinente, verliehen. Eine Schlüsselrolle spielt das Brand Council, das aus hoch spezialisierten Experten im Bereich Marketing und Kommunikation besteht.
Kathpress 26.4.2014 - Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Freiwilligen-Messe informiert über ehrenamtliche Arbeit
46 Tiroler Organisationen, Initiativen und Vereine stellen sich am 6. Juni im Innsbrucker Congresshaus vor
Innsbruck, 05.05.14 (KAP) Mit einer Freiwilligen-Messe am 6. Juni im Innsbrucker Congresshaus möchte die Caritas Tirol auf die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die gesamte Gesellschaft hinweisen. 46 Tiroler Organisationen, Initiativen und Vereine - darunter zahlreiche kirchliche - stellen sich dabei vor und präsentieren die verschiedenen Möglichkeiten, sich freiwillig zu engagieren. "Die Messe soll in kurzer Zeit einen unverbindlichen kompakten Überblick verschaffen, in welchen Bereich man sich je nach persönlicher Neigung engagieren will", so Martin Lesky von der Caritas Tirol zum Hintergrund der Messe.
Die 46 Aussteller decken die Bereiche Kinder und Jugend, Gesundheit und Soziales, Frau und Familie, Migration, Senioren, Menschen mit Behinderung, Umwelt, Vermittlung und Beratung, Auslandseinsätze und Bildung und Kultur ab. Die Messe ist bei freiem Eintritt von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Veranstalter ist der von den Barmherzigen Schwestern in Innsbruck und der Caritas Tirol ins Leben gerufene Verein zur Förderung des Freiwilligen Engagements in Tirol. (Infos: www.freiwilligenmessetirol.at)
Kathpress 5-5-2014 - Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Peter Neysters & Karl Heinz Schmitt
Gott ist kein penibler Buchhalter, der uns dann völlig überraschend unsere guten und bösen Taten vorhalten wird. Gott ist kein richtender Gott, der uns belohnen oder bestrafen will. Gott ist ein liebender Gott. Darin besteht letztlich das Gericht Gottes, wenn wir es uns überhaupt irgendwie vorstellen können: Im Tod werden wir durch seine Liebe sozusagen entwaffnet. Dann können wir ganz zu uns selbst stehen, zu dem, was wir gewesen sind, zu unseren Fehlern und Schwächen, zu Sünde und Schuld, zu unseren Erfolgen und Leistungen, zu unserer Liebe und Gerechtigkeit, zu unseren Träumen und Sehnsüchten. Wir erkennen uns selbst, so, wie wir wirklich sind - frei von allen Fesseln der Zeit, der Gesellschaft und der Umstände.
Aus: Peter Neysters & Karl Heinz Schmitt, Denn sie werden getröstet werden. Das Hausbuch zu Leid und Trauer, Sterben und Tod, Kösel-Verlag, München 1993.
Komm, bau ein Haus
Komm, bau ein Haus, das uns beschützt,
pflanz einen Baum, der Schatten wirft,
und beschreibe den Himmel, der uns blüht,
und beschreibe den Himmel, der uns blüht.
Lad viele Tiere ein ins Haus
und füttre sie bei unsrem Baum,
laß sie dort munter spielen,
wo keiner sie in Kreise sperrt,
laß sie dort lange spielen,
wo der Himmel blüht.
Refrain: Komm bau ein Haus ...
Lad viele Kinder ein ins Haus,
versammle sie bei unsrem Baum,
laß sie dort fröhlich tanzen,
wo keiner ihre Kreise stört,
laß sie dort lange tanzen,
wo der Himmel blüht.
Refrain: Komm bau ein Haus ...
*
Lad viele Alte ein ins Haus,
bewirte sie bei unsrem Baum,
laß sie dort frei erzählen,
von Kreisen, die ihr Leben zog,
laß sie dort lang erzählen,
wo der Himmel blüht.
Refrain: Komm bau ein Haus ...
Komm, wohn mit mir in diesem Haus,
begieß mit mir diesen Baum,
dann wird die Freude wachsen,
weil unser Leben Kreise zieht,
dann wird die Freude wachsen,
wo der Himmel blüht.
Komm, bau ein Haus, das uns beschützt,
pflanz einen Baum, der Schatten wirft,
und beschreibe den Himmel, der uns blüht,
und beschreibe den Himmel, der uns blüht.
Text: Friedrich Karl Barth, Peter Horst, Hans-Jürgen Netz 1977
Melodie: Peter Janssens 1977
relikids.gmxhome.de/lieder/kommbau.htm
vom 12.05.2011
Thema Gotteserkenntnis
Die spezifisch religiöse Kompetenz der Kirchen, die sie heute zur Geltung zu bringen haben, liegt genauerhin in den drei Themen von Gotteserkenntnis, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Dies sind die drei entscheidenden Themen, mit denen die Kirche auf die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft antworten muss. Denn in diesen drei Themen liegen die elementaren Lebenskräfte und Lebenssäfte einer zukunftsfähigen Gesellschaft verborgen. Für den christlichen Glauben muss es sich dabei aber wiederum von selbst verstehen, dass bei dieser Trias der Gotteserkenntnis der eindeutige Primat zukommt. Denn nur wenn die Kirche die Kostbarkeit jener Wahrheit im Blick hat, die ihr anvertraut ist, kann sie sich gelassen und entschieden zugleich den gesellschaftlichen Herausforderungen von heute stellen.
Aus: Bischof Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag Freiburg Schweiz 2002.
Andere Gottesbilder
"Im Dunkel warteten die Schöpfer,
Gestalter, Vorväter:
Der Planer, der Former, der Erfolgbringer,
Urmutter und Urvater,
auch die Federschlange,
die großmächtige Gebärerin.
Sie waren in der Leere allein.
Ihr Wesen ist große Kunde und Weisheit.
Sie sind diejenigen, die Ideen haben,
die ein Kind vom Nichts zu etwas bringen.
Und die Zeit war gekommen.
Die Schöpfer begannen, in der Dunkelheit
miteinander zu sprechen.
Sie überlegten, fragten und berieten sich,
was da werden solle.
Sie planten den Beginn des Lebens,
das Wachstum der Wälder
und die Erschaffung der Wesen,
die ihre Schöpfer rühmen sollten.
Sie besprachen alles,
bis ihre Ideen übereinstimmten
und - wie Kristalle - feste Formen annahmen."
Aus dem Popol Vuh - Aus: Theodor Seifert, Weltenstehung. Die Kraft von tausend Feuern. Reihe Zauber der Mythen. Kreuz Verlag, Stuttgart 1986.
Herr, enthülle und das Geheimnis Gottes
Herr Jesus Christus,
ewiger Sohn des ewigen Vaters,
geboren von der Jungfrau Maria.
Wir bitten dich:
Enthülle uns immer wieder
das Geheimnis Gottes,
damit wir in dir,
in deiner göttlichen Person,
in der Wärme deiner Menschlichkeit,
in der Liebe deines Herzens,
das Abbild des unsichtbaren Gottes
erkennen können.
Herz Jesu,
in dem die ganze Fülle
der Gottheit wohnt!
Herz Jesu,
von dessen Fülle
wir alle empfangen haben!
Herz Jesu,
König und Mittelpunkt
aller Herzen
in alle Ewigkeit!
Amen.
Johannes Paul II. In: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Lizenzausgabe für Verlag Hohe, Erfstadt 2007.
Dein Name hält uns in Atem
Gott,
schon immer hat dein Name
auf dieser Erde gewohnt
und hielt uns in Atem,
verhieß und bedeutete vieles.
Aber in Leben und Tod Jesu Christi
hast du endgültig geoffenbart,
wer du bist.
In ihm finden wir dich,
unseren Vater,
er ist dein ganzes Wort
und deine ganze Verheißung.
Wir bitten dich,
dränge uns hin zu ihm,
damit wir mehr und mehr
vertraut werden mit dir.
Huub Oosterhuis in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Lizenzausgabe für Verlag Hohe, Erfstadt 2007.
Jesus Christus
Wo die Erinnerung schweigt
wo die Bilder tot sind
wo die Vergangenheit verstummt
ist Jesus Christus
Neubeginn und Gnade
Wo der Verstand stumpf wird
wo die Grundbegriffe fehlen
wo man sich nicht mehr versteht
ist Jesus Christus
Wahrheit und Gnade
Wo der Wille fehlt
wo die Sehnsucht verschüttet ist
wo die Liebe leer ist
ist Jesus Christus
Liebe und Gnade
Aus: Anton Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt. Gebete des Lebens. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1985/1994.
Gruppensex im Dommuseum
Eine Kirche, die indezente Darstellungen ihres eigenen Stifters ausstellt, gewinnt an Sympathie und verliert an Seelen.
Alfred Hrdlickas Radierung Leonardos Abendmahl, restauriert von Pier Paolo Pasolini interpretiert das christliche Motiv des letzten Abendmahles als Sexparty, bei der die Gäste einander fröhlich ans Gemächt gehen. Sieben Tage war das eigentümliche Bild im Rahmen einer Hrdlicka-Ausstellung im Wiener Dommuseum (betrieben von der Erzdiözese Wien) zu sehen, am achten Tage jedoch wurde es auf Anweisung der Diözesanleitung entfernt, wie die Museums-Homepage etwas spitz anmerkt. Dem vorausgegangen war eine eher mäßig lautstarke Empörung vor allem konservativer christlicher Kreise in Österreich, aber auch Italien.
Man muss selbst kein Katholik sein, um nachvollziehen zu können, dass es viele Katholiken nicht gerade rasend amüsiert, ihren Religionsstifter ausgerechnet in einem Kontext dargestellt zu sehen, der nach katholischer Ansicht als wenig fromm gilt. Hier geht es nicht um die Freiheit der Kunst (um die ginge es, handelte es sich etwa um ein staatliches Museum) hier geht es bloß um die Frage, was uns eigentlich eine Kirche über sich selbst erzählt, wenn sie zuerst derartige Kunst ganz bewusst ausgerechnet in ihrem eigenen Hause ausstellt und anschließend verschämt abnehmen lässt, sobald sich nicht ganz unerwartbarer Unmut darob regt.
Will sie uns zeigen, wie tolerant sie (vor allem im Vergleich zum Islam) ist aber warum musste das Bild dann doch entfernt werden? Will sie uns zeigen, dass sie nicht duldet, dass ihr Stifter derart dargestellt wird aber warum wurde es dann ursprünglich überhaupt aufgehängt?
Dass in ganz Europa wesentlich mehr Christen zum Islam konvertieren als umgekehrt, hat zwar verschieden Ursachen doch eine davon ist zweifellos, dass der Islam seinen Gläubigen in mancher Hinsicht wesentlich rigider, klarer und unmissverständlicher daherkommt als die altersmilde gewordene katholische Kirche in Europa. Dass in einer Moschee auch nur darüber debattiert würde, ob Mohammed so dargestellt werden dürfe wie Jesus von Hrdlicka, ist nicht denkbar, und noch weniger denkbar ist, dass Derartiges dann auch noch im der Moschee angeschlossenen Kulturzentrum ausgestellt würde.
Damit wird die weniger rigide katholische Kirche in den Augen all jener, die eher der Aufklärung als dem Glauben zuneigen, irgendwie sympathischer. Eine Religion, die derart schräge Darstellungen ihres eigenen Stifters nicht nur zulässt, sondern auch noch selbst ausstellt, wird Wohlwollen ernten vor allem bei jenen, die ihren Glauben nicht sehr teilen. Und, bei mancher Sympathie, auch in Zukunft nicht teilen werden. Zu vermuten ist freilich auch: Das ist nicht wirklich, wonach jene suchen, denen der Sinn nach einem stabilen spirituellen Fundament steht; aus welchen Gründen auch immer.
Zu befürchten ist: Eine Kirche, die indezente Darstellungen ihres Stifters auch nur annähernd so robust bekämpfte wie der Islam, gewönne deutlich an Attraktivität bei jenen, die glauben wollen; und das gilt auch für andere innerkirchliche Kulturkämpfe zwischen Traditionalisten und Reformern. Was die Kirche nach den Kriterien der Moderne sympathischer macht, macht sie vermutlich nicht stärker, sondern schwächer; und vice versa.
CHRISTIAN ORTNER (Die Presse)
christian-ortner@chello.at
10.04.2008 | 18:57
Christian Ortner ist Journalist in Wien.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2008)
Hrdlickas Abendmahl unerwünscht
Kardinal Christoph Schönborn ließ ein Bild von Alfred Hrdlicka aus der laufenden Ausstellung im Wiener Dommuseum entfernen.
Kardinal Christoph Schönborn hat nach den Anfeindungen gegen die Ausstellung "Religion, Fleisch und Macht – das Religiöse im Werk von Alfred Hrdlicka" im Wiener Dommuseum den Künstler selbst verteidigt. Er bedauert jedoch, dass dessen Version des "Letzten Abendmahls" in die Ausstellung gelangt ist. Das Bild wurde auf seine Veranlassung hin am 20. März aus der Ausstellung entfernt.
Schönborn begründet dies so: "Die Ausstellung bedeutet nicht, dass das Dommuseum sich mit allen Werken Hrdlickas identifiziert. In einzelnen seiner Werke beachtet er die unbedingte Schwelle der Ehrfurcht vor dem Heiligen nicht." Und weiter: "Unter seinen Werken sind auch solche, die vom Standpunkt des gläubigen Christen klar abzulehnen sind. Selbstverständlich hätte ich der Präsentation von Werken, die blasphemisch oder pornografisch sind, nicht zugestimmt. Ich bedauere es daher ausdrücklich, dass ein Bild dieser Art – ohne mein Wissen – in der Ausstellung zu sehen war. "
Mitleiden
Der Wiener Erzbischof stellt sich jedoch klar hinter den Künstler: "Hrdlicka ist einer derbedeutendsten lebenden Künstler Österreichs. Wie kaum ein anderer Künstler hat er sich mit dem leidenden und geschundenen Menschen befasst und zur 'Compassion' mit der 'Passion' eingeladen. Dieses Mitleiden drückt er in seinem Werk in erschütternder Weise aus. Am bekanntesten sind in dieser Hinsicht sein 'Plötzenseer Totentanz' und sein Holocaust-Denkmal vor der Albertina in Wien."
Die Ausstellung wurde anlässlich des 80. Geburtstages Hrdlickas, zu dem Kardinal Schönborn auch seine Glückwünsche übermittelte, organisiert und am 12. März eröffnet. Gezeigt werden Arbeiten aus Zyklen wie "Themenkreis Bibel" (1959 – 61), "Samson" (1959 – 63), "In Gottes Namen" (1983), "Glaubenskriege" (1997) oder "Golgatha" (1997-98).
Regelmäßig hat sich der bekennende Atheist mit religiösen Themen beschäftigt und Bibelinterpretationen gezeichnet.
INFO: Die Ausstellung im Dommuseum läuft noch bis 10. 5., Di – Sa 10 – 17 Uhr
Artikel vom 10.04.2008 09:11 | Tageszeitung KURIER
Zwei Forschungsreisende
Es waren einmal zwei Forschungsreisende, die kamen zu einer Lichtung im Dschungel, wo viele Blumen und Kräuter wuchsen. Da sagte der eine Forscher: "Es muß einen Gärtner geben, der dieses Stück Land bebaut." Der andere widersprach: "Es gibt keinen Gärtner." Da schlugen sie ihre Zelte auf und überwachten die Lichtung. Aber kein Gärtner ließ sich blicken. "Vielleicht ist es ein unsichtbarer Gärtner." So zogen sie einen Zaun aus Stacheldraht und setzten ihn unter Strom. Und sie schritten ihn mit Spürhunden ab... Kein Schrei aber ließ jemals vermuten, daß ein Eindringling einen Schlag bekommen hätte. Keine Bewegung des Drahtes deutete jemals auf einen Unsichtbaren hin, der hinüberklettert. Dennoch war der Gläubige noch nicht überzeugt: "Es gibt Gärtner, unsichtbar, unberührbar, unempfindlich gegen elektrische Schläge, einen Gärtner, der keine Spur hinterläßt und keinen Laut von sich gibt, der aber heimlich kommt und sich um den Garten kümmert, den er liebt." Schließlich sagte der Skeptiker verzweifelt: "Was ist denn eigentlich von deiner ursprünglichen Behauptung übriggeblieben? Wie unterscheidet sich denn dein unsichtbarer, unberührbarer, ewig unbegreifbarer Gärtner von einem eingeblideten oder gar von überhaupt keinem Gärtner?"
Anthony Flew
Eine allgemeine christliche Kirche
Das Zweite Vatikanische Konzil sah in der Überwindung dieser Engführung und in der Wiederherstellung der ursprünglichen Katholizität eine seiner Hauptaufgaben. Es hatte sich darum zum Ziel gesetzt, der Einheit aller Christen den Weg zu bereiten, weil die Spaltung "ganz offenbar dem Willen Christi widerspricht", weil sie "ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen" darstellt. Dabei sollten die Kirchen nichts (für sie) Wesentliches von ihrer in Jahrhunderten gewachsenen Tradition und von ihrem je eigenen Profil zugunsten einer so zu sagen auf einer "mittleren Linie" liegenden "Einheitskonfession" hergeben. Voraussetzung und "Seele der ganzen ökumenischen
Bewegung" ist eine "Bekehrung des Herzens und die Heiligkeit des Lebens."
Ohne ein ausgewogenes Miteinander und Ineinander von Einheit und Verschiedenheit kann es keine "wieder vereinigte" Kirche geben. Wer die Einheit fördern will, muss auch die Verschiedenheit bejahen. Beim Vergleich der Lehren, wie sie in den unterschiedlichen Konfessionen der einen Kirche vorgetragen werden, "soll man nicht vergessen, dass es eine Rangordnung oder Hierarchie der Wahrheiten innerhalb der katholischen (= allgemeinen christlichen) Lehre gibt. Gerade diese Betonung der "Hierarchie der Wahrheiten" fordert auf zu bedenken, dass nicht allen Glaubenswahrheiten der gleiche Stellenwert und der gleiche Rang im Ganzen des Glaubens zukommt. Der Blick ist in erster Linie auf das Fundament und Zentrum zu richten. Eine gewissenhafte Beachtung dieses Grundsatzes könnte eine Umorientierung im Leben und Denken vieler gläubiger Christinnen und Christen bewirken und so das Erscheinungsbild ihrer eigenen Kirche gegenüber den anderen Kirchen wesentlich verändern.
Es ist immer wieder darauf hinzuweisen, dass "kirchliche Gemeinschaft nicht auf dem bloßen Zusammengehörigkeitsbewusstsein und dem Einheitswillen getrennter Gruppen beruht, sondern auf der gemeinsamen Teilhabe an dem einen Herrn." Und es ist dann zu fragen, "ob und wieweit diese Teilhabe auch in der gegenwärtigen Situation der Konfessionskirchen nicht schon in der Tauf- und Glaubensgemeinschaft gegeben ist."
Aus: Norbert Scholl, Das Glaubensbekenntnis Satz für Satz erklärt, Kösel-Verlag, München 2000.
Geschmack am Leben
Da geht's dann nicht mehr um die eigene Glückseligkeit, es geht um die Welt. Manchmal, in einer ruhigen Stunde frage ich mich: Was erwartest du noch? Ich merke, wie meine eigene kleine Welt an den eigenen vier Wänden endet und ich zufrieden bin, wenn es dort so läuft, wie es halt läuft. Ist das alles? Das kann doch nicht alles sein! Ich sehe die Bibel vor mir liegen, ein Buch voller Hoffnungen, voller Erwartungen, meinen eigenen Erwartungen unendlich weit voraus.
Einmal wird es sein - so die Propheten - dass keiner mehr hungert und keiner mehr mit dem Fett des anderen sich's gut sein lässt. Alle werden zu essen haben und zu trinken. Die Decke der Trauer und der Blindheit wird weggenommen. Die Völker werden durchblicken. Der Schmach ist ein Ende gesetzt. Das Geschäft des Todes ist bankrott. Gott selbst wischt uns die Tränen aus dem Gesicht.
Wer sich schwer tut, diesen Verheißungen zu trauen, kann er sich nicht mit denen verbinden, die am Boden liegen und von der Verheißung leben, dass Gott sie aufrichtet?! Ewiges Leben heißt ja nicht, dass es endlos so weitergeht. So stellen sich das die vor, die hier schon alles zu haben scheinen, aber nie genug kriegen; die das, was sie haben, für immer haben wollen. Anderes fällt ihnen nicht mehr ein als ihre private Seligkeit. Das kann's doch nicht sein. Ewiges Leben heißt neuer Himmel und neue Erde (Vgl. Apk 21), Durchbruch in eine neue Dimension jenseits der Zeit: Glück, das nicht mit dem Unglück anderer bezahlt wird; Lust, die nicht Privat-vergnügen oder Gruppenprivileg bleibt, sondern alle erfasst; Jubel darüber, dass alle zu ihrem Recht kommen und Frieden finden.
Wer keine Musik kennt, meint vielleicht, ohne sie entbehre er nichts - vielleicht! Jedenfalls, wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, der kann ohne sie nicht leben. Ostern weckt und kräftigt den Geschmack am Leben. Christen verachten nicht das, was ist. Aber sie lassen sich damit nicht abspeisen. Ihre Sehnsucht, ihre Lust am Leben greifen weit darüber hinaus, sie wittern mit allen Sinnen die Signale des ewigen Lebens. "Präludium vitae aeternae", las ich auf einer Orgel. Es gibt Momente in unserem Leben, die können nur so wahr sein, weil sie ein Präludium sind für das ewige Leben. Das ist intoniert, mitten in unserem Leben. Lasst uns Ostern feiern. Halleluja!
Aus: Norbert Scholl, Das Glaubensbekenntnis Satz für Satz erklärt, Kösel-Verlag, München 2000.
Martin Stewen (2014)
Norbert Riebartsch (2005)
Bernhard Zahrl (1999)