Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 08. Apr. 2024 - 25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 7,10-14
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Der HERR sprach weiter zu Ahas - dem König von Juda;
und sagte:
Erbitte dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott,
tief zur Unterwelt
oder hoch nach oben hin!
Ahas antwortete:
Ich werde um nichts bitten
und den HERRN nicht versuchen.
Da sagte Jesaja:
Hört doch, Haus Davids!
Genügt es euch nicht, Menschen zu ermüden,
dass ihr auch noch meinen Gott ermüdet?
Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben:
Siehe, die Jungfrau hat empfangen,
sie gebiert einen Sohn
und wird ihm den Namen Immanuel
- Got mit uns - geben.
Die Lesung aus dem Buch Jesaja steht am Anfang des Propheten. In der Zeit der Bedrohung Jerusalems waren die Hoffnungszeichen wichtige Schritte in der Durchhaltekraft des Volkes. In dieser Situation setzt Gott die Hoffnungszeichen der Jungfrau und des symbolischen Namens ihres Kindes: Gott mit uns.
In der Auslegungsgeschichte gibt es einen Streit, wie man den Vers 14 zu deuten hat: Geht es um die Jungfrau oder die junge Frau? Da hier aus der Übersetzung auch Konsequenzen für Verständnis und Interpretation entstehen, ist dieser Text sehr wichtig.
Wie an den drei vorigen Sonntagen stammt die alttestamentliche Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja. Es ist einer der bekanntesten Texte des gesamten Buches und enthält die berühmte Weissagung von der Geburt des Immanuel, was übersetzt heißt "Gott ist mit uns". Das prophetische Wort Jesajas ergeht im Laufe eines Gesprächs an den jüdischen König Ahas während eines Krieges im Jahre 732 v. Chr.
Der König Ahas muß eine politische Niederlage hinnehmen und verschanzt sich in Jerusalem. Zugleich sieht er sich nach einem Bundesgenossen um, der ihm aus der Bedrohung helfen könnte. Er plant, den König von Assur um Hilfe anzugehen. Dies hätte nicht nur politische sondern auch religiöse Folgen gehabt: Die Staatsgötter der Schutzmacht müßten anerkannt werden, die Bilder im Tempel aufgestellt werden. In dieser Situation richtet Jesaia seine Botschaft an Ahas. Er fordert ihn auf, Assur nicht um Hilfe zu bitten, sondern allein der Hilfe Gottes zu vertrauen. Die vom König geforderte Entscheidung besteht in der Wahl zwischen der vertrauensvollen Treue zu Gott oder dem Abfall zu Götzen.
Verse 10-11: Im Auftrag Gottes will Jesaia Ahas zu einer klaren Glaubensentscheidung bewegen. Der Prophet fordert den König auf, sich ein Zeichen von Gott zu erbitten, das ihm Jahwes Gegenwart und Wirkmacht verbürgt. Das angebotene Zeichen soll dem Glauben des Ahas dienen.
Vers 12: Ahas lehnt es ab, ein Zeichen zu fordern, weil er angeblich den Herrn nicht versuchen will. Die Antwort, Gott nicht versuchen zu wollen, ist eine Ausrede und eine Verweigerung des Glaubens. Ahas zieht es vor, sich auf seine "Real-Politik" und nicht auf die Verheißung Gottes zu verlassen.
Vers 13: Gott läßt sich nicht "ausmanövrieren", schon gar nicht von frommen Sprüchen. Gottes Geduld mit dem König ist erschöpft, seine Langmut zu Ende.
Vers 14: Was der Prophet ausspricht, kann ein Heilswort gleichzeitig wie eine Gerichtsdrohung für Ahas sein. Er verheißt einen im Gegensatz zu Ahas stehenden Idealkönig; mit ihm soll nach vorausgegangener Katastrophe eine Ära paradiesischen Glücks anheben. Gott bleibt der David gegebenen Verheißung treu, wird jedoch die gegenwärtig regierenden Linie unterbrechen und einen Neubeginn setzen.
Haupthandelnder dabei ist der persönlich eingreifende Gott. Er wird sich bei seinem Eingreifen einer mit David verbundenen "Jung-Frau" bedienen, die an Gottes Gegenwart und Handeln glaubt und diesem ihrem Glauben Ausdruck verleiht, daß sie ihren Sohn Emmanuel, d.h. "Gott ist mit uns" nennt.
Antwortpsalm - Ps 40,7-11
Kv - Mein Gott, ich komme;
deinen Willen zu tun macht mir Freude. - Kv
An Schlacht- und Speiseopfern hattest du kein Gefallen, /
doch Ohren hast du mir gegraben,
Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
Da habe ich gesagt: Siehe, ich komme.
In der Buchrolle steht es über mich geschrieben. - Kv
Deinen Willen zu tun, mein Gott, war mein Gefallen
und deine Weisung ist in meinem Innern.
Gerechtigkeit habe ich in großer Versammlung verkündet,
meine Lippen verschließe ich nicht; HERR, du weißt es. - Kv
Deine Gerechtigkeit habe ich nicht in meinem Herzen verborgen.
Ich habe gesprochen von deinem Heil und deiner Treue,
nicht verschwiegen deine Huld
und deine Treue vor großer Versammlung. - Kv
2. Lesung - Hebr 10,4-10
Lesung
aus dem Hebräerbrief:
Schwestern und Brüder!
Das Blut von Stieren und Böcken
kann unmöglich Sünden wegnehmen.
Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt:
Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert,
doch einen Leib hast du mir bereitet;
an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen.
Da sagte ich: Siehe, ich komme
- so steht es über mich in der Schriftrolle - ,
um deinen Willen, Gott, zu tun.
Zunächst sagt er:
Schlacht- und Speiseopfer,
Brand- und Sündopfer forderst du nicht,
du hast daran kein Gefallen,
obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden;
dann aber hat er gesagt:
Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.
Er hebt das Erste auf,
um das Zweite in Kraft zu setzen.
Aufgrund dieses Willens
sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt -
ein für alle Mal.
Norbert Riebartsch (2006)
Antonia Keßelring (2003)
Bernhard Zahrl (2009)
Der Hebräerbrief, der eigentlich diesen Namen nicht verdient, hat zwei große Themen: Die Bedeutung des wandernden Gottesvolkes und die Bedeutung des Hohepriestertums Christi. Die Lesung ist dem zweiten Teil entnommen. Deshalb wird in Vers Hebr 10,5 ff. gleich abgesetzt: Christus bringt ein anderes Opfer als das, welches man gekannt hat. Er bringt ein neues Opfer, das dem Willen Gottes näher kommt. Sein Opfer ist Gehorsam (Verse 7 und 9). Sein Opfer ist einmalig (siehe Vers 10). ER ist der Schlüssel zum Verstehen der Schrift (Vers 7).
Gerade aus der Betonung des Gehorsams wächst der Weg zum Evangelium: Jesus war gehorsam in seiner Bereitschaft, in die Welt zu kommen. Dies konnte er aus dem Gehorsam Marias heraus. Und das wiederum ermöglichte ihm den Gehorsam des Lebens und Sterbens.
Der Hebräerbrief wird zu den sogenannten "katholischen" (d.h. "an alle gerichteten") Briefen gerechnet. Wer ihn schrieb und wer seine Adressaten waren, wissen wir heute nicht mehr. Weil er die hebräische Bibel gut kannte, aber ausgezeichnet Griechisch konnte, nimmt man an, dass der Autor ein gebildeter Judenchrist - vielleicht aus der Diaspora - war, der für Seinesgleichen diesen Text verfasste. Er entstand zwischen 80 und 95 n. Chr.
Ursprünglich war der Hebräerbrief nicht als Brief gedacht - es fehlen Anrede und eine Grußliste, wie sie z. B. die Paulusbriefe haben -, sondern war wohl eher eine Art urchristliche Predigt, in der wichtige Stellen des Alten Testamentes ausgelegt werden. Der Verfasser möchte zeigen, dass Christus die Erfüllung der alten Verheißungen ist, um so die alttestamentliche Überlieferung mit dem Neuen, das mit Christus begonnen hat, zu verbinden. Seiner Ansicht nach ist schon im Alten Testament überall von Christus die Rede.
Aus heutiger Sicht sagen wir vielleicht, dass der Verfasser des Hebräerbriefs das Alte Testament ungebührlich vereinnahmt. Ich denke, dass sich darin ein Teil der Streitigkeiten zwischen der zahlenmäßig noch überlegenen Synagoge und der kleineren, aber ständig anwachsenden jungen Kirche widerspiegelt. Zwischen Christen und Juden war bereits ein tiefer Graben - beides zugleich konnte niemand sein. Der Autor dieser Schrift will sein jüdisches Erbe nicht preisgeben, aber ebenso wenig sein christliches Bekenntnis, und verfällt daher auf diese besondere Art der Schriftauslegung, um beides vereinen zu können.
Im vorliegenden Abschnitt des Hebräerbriefs werden zunächst die Verse 5 - 7 aus dem Psalm 40 zitiert, und zwar nach der griechischen Übersetzung, die die Juden in der Diaspora verwendeten. Psalm 40 ist ein Danklied. Der Beter preist Gott für seine Errettung aus großer Not. In den Versen, um die es hier geht, erklärt der Beter, warum er es nicht einfach bei einem Dankopfer im Tempel bewenden lässt: Gott sind diese Opfer egal. Der wahre Gottesdienst ist es, seinen Willen zu tun, und dazu möchte sich der Psalmbeter aus Dankbarkeit gerne verpflichten.
Der Autor des Hebräerbriefs deutet diese Stelle nun ganz neu, indem er die Psalmworte Christus selber in den Mund legt, und liest sie so: Christus erteilt den Opfern der alten Art eine Absage. Denn er ist das wahre Opfer. Aber nicht ein blutiges Tieropfer, sondern ein Opfer der neuen Art: Er kommt, um Gottes Willen zu tun. Wenn Christus also das wahre Opfer ist, dann nicht in erster Linie deshalb, weil er stirbt, sondern weil er zu Gottes Willen ein ungeteiltes Ja sagt.
Einer der Schwerpunkte des Briefes an die Hebräer ist die Ausfaltung der Bedeutung des Hohepriestertums Jesu Christi.
In Abhebung von und zu den Opfern im älteren Testament wird klar angesprochen, dass Gott an den vorangegangenen Opferformen keinen Gefallen mehr hat und diese Opferformen werden gleichsam außer Kraft gesetzt. Er setzt nun ein zweites Opfer, die Opfergabe seines Leibes in Kraft - ein Opfer von völlig neuer Qualität.
Die Opferthematik steht in diesem Textabschnitt im Vordergrund. Doch bei genauerem Studium erhält Vers 7, "Da sagte ich: Ja, ich komme - so steht es über mich in der Schriftrolle -, um deinen Willen, Gott, zu tun." eine große Bedeutung. Hier wird angesprochen, dass Jesus der verheißene und erwartete messianische Heilsmittler ist. Dies rückt die Perikope nicht nur in die Nähe der alttestamentlichen ersten Lesung, sondern erklärt auch ihre Verwendung in der Adventzeit, in der die erwartete Begegnung mit Jesus Christus als Erfüllung aller Sehnsüchte und Vorbereitung auf sein zukünftiges Kommen am Ende der Geschichte gesehen werden kann.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 1,14ab
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir! – Kv
Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt,
und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir!
Evangelium - Lk 1,26-38
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel
von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
zu einer Jungfrau gesandt.
Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt,
der aus dem Haus David stammte.
Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein
und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete,
der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede
und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria;
denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden
und einen Sohn wirst du gebären;
dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein
und Sohn des Höchsten genannt werden.
Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen
und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel:
Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr:
Heiliger Geist wird über dich kommen
und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.
Deshalb wird auch das Kind heilig
und Sohn Gottes genannt werden.
Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte,
hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen;
obwohl sie als unfruchtbar gilt,
ist sie schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Danach verließ sie der Engel.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Norbert Riebartsch (2005)
Martin Leitgöb (2002)
Die Bezeichnung Marias als "Jungfrau" (Vers 27) und die Formulierung von Vers 31 bezieht sich auf Jes 7,14 (vgl. 1. Lesung), und zwar auf die griechische Übersetzung dieser Stelle, die ausdrücklich "Jungfrau" meint statt des ursprünglichen Begriffs "junge Frau". Damit wird in Bezug auf Jesus betont, dass dieses Kind seine ganze Existenz dem Geist und der Kraft Gottes verdankt und dass er von Anfang seines Lebens an Gottes Sohn ist (Vers 35).
Im symbolischen Sinn bedeutet "jungfräulich sein": noch in Erwartung sein, offen und leer sein, bereit sein. Mit dieser Haltung wird Maria für Menschen heute zum hilfreichen Modell und trifft den Wunsch vieler nach mehr Gelassenheit. Gerade in Lebenssituationen, die ganz anders sind als erwartet und erwünscht, ist man herausgefordert, die eigenen festen Vorstellungen von der Zukunft loszulassen. Leer davon geworden, wird der Mensch offen und bereit für das Leben, wie es eben gerade jetzt auf ihn zukommt. Im Vertrauen auf das Wirken des Gottesgeistes (Vers 35a) in jedem Menschen kann man dann lernen Ja zu sagen zu Gottes Willen für unser Leben (Vers 38: "mir geschehe"). Dieser Prozess des Leerwerdens, sich Öffnens für Gottes Kraft und sich Einlassens auf seinen Willen lässt sich am Gespräch Marias mit dem Engel schrittweise aufzeigen und auf den Umgang mit konkreten Lebenssituationen heute übertragen. Der Hinweis auf die "Elisabeth, deine Verwandte" (Vers 36) öffnet darüber hinaus den Blick für Weggefährten auf den eigenen Lebenswegen, die sich in Krisenzeiten gegenseitig ermutigen können.
Das Evangelium stammt aus der Kindheitsgeschichte des Lukas. Ein Text, der nicht zum ursprünglichen Anliegen des Lukasevangeliums gehört hat (siehe Lukas 1,1).
Die Kindheitsgeschichte ist später eingefügt worden und bringt die Anfänge der Geschichte Johannes des Täufers und der Geschichte Jesu zusammen.
Es finden sich in den anderer Kulturen vergleichbaren Texte zu unserem heutigen Abschnitt. Dies legt umso mehr den Schluss nahe, dass es sich um eine Angleichung an Gewohntes handelt, um dann das ganz andere der Botschaft von Jesus zu bringen.
Zentral sind hier zwei Dinge: Der Engel Gabriel wird von Gott gesandt – Gott selbst eröffnet die Kommunikation. Maria ist es, die antwortet – erst nach ihrem Ja kehrt der Engel zurück.
Die Verkündigung an Maria weist deutliche Parallelen zur Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers an Zacharias auf, die im Lukasevangelium unmittelbar zuvor geschildert wird. Sie stellt aber auch eine Steigerung dieser vorausgehenden Erzählung dar.
Die Erzähltendenz der Verkündigungsszene ist vor jeder mariologischen Aussageabsicht grundlegend christologisch bestimmt. Es soll die Messianität und Gottessohnschaft Jesu theologisch fundiert werden. Aus der Erzählung erwächst als Bekenntnis: Jesus ist der endzeitliche Messias, der den Davidsthron einnehmen wird, er ist der aus einer Jungfrau geborene "Sohn des Höchsten" bzw. "Sohn Gottes", er ist der "Heilige" Gottes. Eigentlich handelt es sich also um eine Christuserzählung.
Dennoch geht es in der Schilderung des Verkündigungsgeschehens auch um eine facettenreiche Charakterisierung Mariens. Sie ist mit Josef verlobt, lebt also noch nicht mit ihm zusammen, gilt aber nach altjüdischem Recht bereits als seine Ehefrau. Sie ist die "Begnadete", d.h. sie ist durch die Gunst und Zuwendung Gottes ausgezeichnet. Nach einem erschrockenen Nachsinnen und nach einer um Verständnis suchenden Frage gelangt sie zur Einwilligung in den Willen Gottes. Passive Verfügbarkeit und aktive Bereitschaft sind bei Maria keine Gegensätze, sondern gehören zusammen.
"Himmelsmama, Warum gibt es Krieg?"
Ein Kind - wie das Gritli auf dem Bild von Patrick Steiger - kommt zur Gottesmutter Maria. Nur einen großen Unterschied gibt es zum Bild: Es lacht nicht. Auf seinem Gesicht liegen Ratlosigkeit und Traurigkeit: "Du, Himmelsmama! Ich komme an deinen Rockzipfel und frage dich: Warum gibt es Krieg? Ich verstehe das nicht. Können die nicht miteinander reden? Warum müssen Menschen sterben? Warum so viele ihr Zuhause verlassen? Warum kann der Krieg nicht einfach fertig sein?"
Maria neigt sich ihr zu. Und auch das Christus-Kind. Auch sie lachen nur auf diesem Bild, nicht aber bei der Begegnung mit dem Kind heute. Auch sie sind voll Sorge und Traurigkeit. Die Himmelsmama spricht: "Du weißt, ich bin die Königin des Friedens. Viele Menschen kommen so wie du in diesen Tagen zu mir. Sie fragen so wie du. Sie klagen mir ihr Leid. Ich habe alles gegeben, was ich hatte. Ich habe den Menschen meinen Sohn geschenkt. Ich habe zugesehen, was Menschen in Macht und Tat ihm angetan haben, wie sie ihn gekreuzigt haben. Ich kann dir nur sagen: Gewalt ist keine Macht. Macht hat allein Liebe. Darum sei stark in der Liebe, die du hast zu allen Menschen, zu allem, was Gott erschaffen hat. Auch jetzt. Vor allem jetzt. Frieden kann nur die Liebe bringen."
Das Kind versteht die Antwort nicht ganz. Aber es versteht, dass Liebe Opfer bringt. Und dass es nicht aufhören soll zu lieben ...
Gott überrascht
Damit hat niemand gerechnet
Leben ist schön. Zum Teil wünschen wir uns es nur unterschiedlich. Einige Menschen mögen einen planbaren Ablauf des Tages. Andere lieben die vielen Überraschungen des Alltags. Für diese Menschen bietet der heutige Tag viele Facetten.
Gott will mit der Rettung seines Volkes anfangen. Hat damit jemand gerechnet? Bibelkennner hätten es tun können. Jesaja hatte es in seinem Wort an Ahas angekündigt: „Der Herr wird euch selbst ein Zeichen geben. Siehe, die Jungfrau hat empfangen.“ (Jes 7,14). Hören Sie den Unterschied in dieser neuen Bibelübersetzung? Wir haben noch den alten Text im Ohr: „Die Jungfrau wird ein Kind empfangen“. Dies können wir als Bild für die Zukunft gelten lassen. Einmal wird das sein. Aber wann? Und wie viele Generationen nach mir? Jetzt heißt es: Die Jungfrau hat empfangen. Christliche Übersetzer*innen lesen die Texte des Jesaja mit ihrer Glaubensüberzeugung.
Gabriel kommt zu Maria
Völlig unerwartet kommt es zur Begegnung zwischen Maria und dem Engel Gabriel. Wieder gilt: Bibelkenner hätten es wissen können. Immer wieder spricht das AT von Engeln Gottes bei den Menschen. Eine tolle Erfahrung. Sie kann tragen. Aber für die junge Maria? Hätte sie damit rechnen können?
„Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben.“ (Lk 1,30.) Wie soll Maria damit rechnen? „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (Lk 1,34).
Tatsächlich wird Maria schwanger. Und – wie am Freitag im Evangelium des Josefstags gehört: „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.“ (Mt 1,19). Er tut es nicht – auch er hat die unerwartete Begegnung mit dem Engel.
An Weihnachten und bei der Darstellung Jesu im Tempel („Lichtmess“) geht es weiter. Es hat doch niemand damit gerechnet, dass es mit dieser kleinen Familie etwas Besonderes auf sich hat. Die Evangelien erwähnen die Hirten, die Sterndeuter, Simeon und Hannah. Sie ahnen und erkennen. Aber wer kann das ernst nehmen? Lange Jahre passiert nichts Aufregendes um Jesus. Ein geregelter Alltag eben.
Dreißig Jahre später
Dann geschehen Berufungen. Damit hatte doch niemand gerechnet! Es kommt zu Heilungen. Damit hatte doch niemand gerechnet! Menschen fühlen sich plötzlich verstanden. Damit hatte doch niemand gerechnet! Hoffnungen werden greifbar. Damit hatte doch niemand gerechnet!
Erst Ostern bietet den Schlüssel. Erst Pfingsten kann das Geschehen einordnen und beschreiben. Im Hebräerbrief gibt es dann einen Versuch des Beschreibens und Deutens.
Im Lauf der Zeit werden viele andere Wege daraus. Die Verkündigung wird in der Kunst immer wieder dargestellt. Jede Epoche bringt ihr Verständnis in die Darstellung ein. Bei Josef Mohr wird daraus das bekannte Lied: „Maria war alleine versunken im Gebet. Emmanuel erscheine, dich kündet der Prophet.“ (Siehe »Kontexte«). Ähnlich wie in seinem Lied »Stille Nacht!« ist es etwas für das Herz.
Gott kommt überraschend
Wir feiern heute das Fest der Verkündigung des Herrn. Wir feiern es aus dem Abstand der Geschichte. Wir feiern es im Wissen um das, was die Spiritualität im Lauf der Jahrhunderte daraus gemacht hat.
Aber ist damit die Geschichte Gottes mit seinem Volk schon zu Ende? Ich glaube: Nein! Vielleicht hat Gott schon längst unter uns Dinge angefangen, die wir jetzt noch nicht ahnen. Vielleicht werden die Menschen später dann auch sagen: Damit hatte doch niemand gerechnet!
Berufen am Heilsplan Gottes mitzuwirken
Menschen, die am Heilsplan Gottes witwirken
Das Fest der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria „Gott möchte, dass sie Mutter seines Sohnes werde“ gehört zu den Hochfesten des Kirchenjahres, auch wenn dieser Tag nicht als offizieller, arbeitsfreier Festtag begangen wird.
Die Berufungsgeschichte Mariens zur Mutter des Sohnes Gottes offenbart uns, welches Verhältnis Gott zu uns Menschen anstrebt und aufbauen will. Gott hat seine Pläne. Von seiner Macht her könnte er sie alle ohne uns verwirklichen. Aber er handelt nicht an uns Menschen vorbei, übergeht uns nicht. Er will uns an der Verwirklichung seiner Pläne beteiligen.
Im Alten Testament hat sich Gott an die Propheten gewandt und durch sie verkünden lassen, was sein Wille ist. An Moses wendet er sich, die Israeliten aus der Gefangenschaft Ägyptens zu befreien und während der Wüstenwanderung in die Vertiefung des Glaubens zu führen. Johannes der Täufer darf Jesus den Weg für sein öffentliches Auftreten bereiten. Die Apostel und Jünger und alle Getauften werden beauftragt, den Aufbau des Reiches Gottes unter der Leitung des Hl. Geistes weiterzuführen. Gott wünscht unsere Mitarbeit an seinen Vorhaben und Absichten.
Gott bittet um Einwilligung Mariens
An der Erzählung von der Überbringung der göttlichen Botschaft an Maria können wir beobachten und erkennen: Gott diktiert nicht; er bittet uns Menschen um die Einwilligung in die Mitarbeit an seinen Plänen. Er selbst übernimmt seinen, den göttlichen Anteil. Was den menschlichen Anteil an seinen Plänen betrifft, da möchte er mit uns zusammenwirken. Vieles im Leben ist ganz und gar uns überlassen: Wie wir äußerlich den Alltag gestalten, welche Hobbies wir pflegen, welches Vergnügen wir bevorzugen. Aber wo es um das Zusammenleben geht,
- die Behebung von Nöten in gegenseitiger Fürsorge,
- um Achtung und Wertschätzung,
- um Frieden und Versöhnung im Großen wie im Kleinen,
- um Verantwortung in verschiedenen Bereichen,
dort möchte Gott gemeinsames Vorgehen und Handeln in seinem Sinn. Außer unserer eigenen Kraft, die Gott von Natur aus in uns hineinlegte, will er unser Mühen zusätzlich unterstützen mit seiner Gnade und seinem Segen.
Mit welcher Hochachtung Gott uns Menschen begegnet bei seiner Bitte um unsere Mitarbeit an seinen Plänen, können wir am Auftreten des Engels Gabriel ablesen. Bevor dieser seine Botschaft und das Anliegen Gottes ausspricht, verkündet er Maria zunächst, welchen Wert sie in den Augen Gottes hat. Gabriel nennt Maria bei ihrem Namen. Dies drückt Würdigung und besondere Nähe aus. In ihrer, Mariens Ratlosigkeit, wie das Verkündete geschehen kann, erklärt ihr der Engel den Plan Gottes im Einzelnen. Maria kann erkennen, dass sie nicht überfordert wird. Ihr erster Beitrag und Schritt, sich an der Verwirklichung des Planes Gottes zu beteiligen, besteht im Gottvertrauen. Sie sagt zu, spricht ihr Ja.
Ermutigung zum Gottvertrauen
Diese Szene ausgiebig zu betrachten, möchte uns der Evangelist Lukas ans Herz legen. Wie spüren ja auch des Öfteren: Im Blick auf Gott müsste ich so und so handeln. Aber dann kommt uns das Gefühl: Wie soll das gehen und möglich werden. Bei diesem Gefühl sollen wir nicht zu schnell aufgeben, will uns Lukas nahelegen. Im Gottvertrauen das als richtig und wichtig Erkannte durchaus wagen, dazu sollen wir uns im Blick auf Maria ermutigen lassen. Und nicht selten findet sich oft auch bei uns ein Weg und eine Lösung, die wir zunächst nicht sahen.
Sich an der Verwirklichung von Gottes Plänen beteiligen und mitarbeiten, kommt nicht stets einem Vergnügen gleich. Das soll nicht verschwiegen werden. Es kostet Kraft und Zeit, Anstrengung und Wachsamkeit und führt gelegentlich auch durch Leid. Dies alles können wir an Maria beobachten. Obwohl Maria Mutter des Sohnes Gottes ist, unterscheidet sich ihr Leben äußerlich kaum vom Leben vieler anderer. Um ihrem Kind das Leben zu retten, muss sie mit ihm fliehen. Zurückgekehrt wird sie nicht reich, erfährt nicht einmal besondere Ehrungen. Sie muss sich mühen und sorgen wie die übrigen Einwohner Nazareths, ihren „Mann stehen“ in dem Umfeld und Lebensraum, wohin sie durch ihre Geburt gestellt wurde.
Die Krönung kommt erst am Ende des Lebens
Hierin gleicht sie ganz und gar uns. Wo wir bereit sind, an den Plänen Gottes mitzuarbeiten, wird es auch uns in der Regel ergehen wie Maria. Dennoch wird so manches, was wir mit Gott zusammen im Laufe unseres Lebens an Gutem und Schönen bewirken konnten, uns immer wieder erfreuen, beglücken und ermutigen, im Verborgenen mit dem Gutestun fortzufahren. Die besondere Auszeichnung oder Ehrung erfahren wir – wie Maria – am Ende unseres Lebens durch die Krönung mit der Aufnahme in die Gemeinschaft des Himmels.
Maria durfte Jesus unter ihrem Herzen tragen, ihm das Leben schenken und ihn durch das Leben begleiten. Zu dieser Aufgabe hatte Gott sie ausersehen. Diesem Geschehen ähnlich will Gott auch uns mit seinem Geist überschatten und in unseren Herzen Wohnung nehmen. Das ist die Berufung an uns. In welches Umfeld dieser Erde wir auch geboren werden, wie unser Leben äußerlich auch verläuft, wir sollen Gottes Geist in unseren Herzen tragen, um mit ihm zusammen seine Heilspläne zu verwirklichen. Auch wir sind Erwählte, Begnadete und von Gott Angefragte. Lassen wir uns davon beseelen und beglücken und Gott dafür in besonderer Weise danken am heutigen Tag, wo wir der Erwählung Mariens zur Gottesmutter ausdrücklich gedenken.
Die oft kaum wahrnehmbare Wirklichkeit Gottes
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Gedanken zur Verkündigungserzählung des Lukas
Lukas Darstellung von Maria im Evangelium ist für uns heutige Menschen fast nicht nachvollziehbar. Er erzählt von einer Frau, die nicht als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, die nicht als Leiterin des Pfarrflohmarktes, die nicht im Liturgiekreis usw. tätig ist. Nein, seine Maria ist zu Hause erreichbar, in einer ihr vertrauten Umgebung. Es ist ein Ort, wo sie Veränderungen, mit denen sie vielleicht nicht so schnell gerechnet hat, auch wahrnehmen und eine Botschaft aufnehmen kann.
Rubens hat dazu ein wunderbares barockes Bild gemalt (zu sehen im KHM in Wien):
Ein „Rauscheengel“, wie man ihn aufgrund seiner Kleidung aus Satinstoff nennen möchte, sieht fast flehend die etwas skeptische, aus ihrem Lesen aufgeschreckte, Maria an. Sein Blick will sagen: „Nimm an, was dir verkündigt wird!“ Rubens lässt symbolisch - während der Verkündigung durch den Engel - Marias linke Hand auf einer geöffneten Bibel ruhen. Göttliches Licht erhellt die Dunkelheit im Hintergrund des Gemäldes und der Geist Gottes kommt auf Maria „als Taube schwebend“ herab.
Spannend, echt spannend ist nicht nur Rubens „Bildnis von Maria“. Spannend ist auch, dass diese „gemalte“ Situation in unserer Zeit wahrgenommen werden kann. Fragen wie „Bin ich bei mir wenigstens zeitweise zu Hause?“ oder „Bin ich meistens außer mir?“ oder „Können überraschende Nachrichten, Botschaften, die mein Leben verändern würden, mich überhaupt erreichen?“ sind dazu an uns selbst - im Lichte dieses Evangeliums – zu stellen.
Es wäre für jeden sicherlich interessant, welche Antworten wir „in“ uns vorfinden.
Das heutige Evangelium will uns ermutigen, für die Botschaft des Lebens offen und bereit zu sein. Dann ist die Botschaft in uns angekommen.
„Danach verließ sie der Engel“, so erzählt Lukas weiter. Wer begriffen hat, worum es geht, muss sich nun mit dem, was in ihm angekommen ist, auf den Weg machen.
Im eigenen Leben Gott wirken lassen
Durchkreuzte Lebenspläne
"Leben ist das, was passiert,
während du eifrig dabei bist andere Pläne zu machen."
(John Lennon)
Das kennen Sie sicher auch: wenn Sie voller Vorfreude auf etwas sind oder sich etwas fest vorgenommen haben - und dann kommt etwas Unerwartetes dazwischen. Das können kleine Dinge im Alltag sein, wie z. B. ein geplanter Ausflug, der wegen Regen "ins Wasser fällt". Aber auch unsere großen Lebenspläne und -wünsche werden manchmal durchkreuzt: wenn für den Traumberuf keine Ausbildungsstelle zu finden ist, wenn der Wunsch nach einem Kind nicht in Erfüllung geht, wenn eine Krankheit oder der Tod eines lieben Menschen unser Leben plötzlich total verändern.
"Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist andere Pläne zu machen." - das hat auch Maria hautnah erfahren: mit Josef verlobt, vielleicht mitten in den Hochzeitsvorbereitungen, mit der Vorstellung von einem ganz normalen Ehe- und Familienleben im vertrauten Dorf Nazareth. Und dann - passiert das: Etwas völlig Neues tritt in ihr Leben, schon mit dem Gruß des Engels "Du Begnadete, der Herr ist mit Dir." Diese Anrede passt so wenig zu dem Bild, das Maria von sich selbst hat, dass sie erschrickt. Sie beginnt zu überlegen, was das jetzt zu bedeuten hat. Genau das tun wir ja auch bei solchen unvorhergesehenen Ereignissen in unserem Leben: Wir versuchen das Neue mit dem Verstand zu erfassen. Wir vergleichen das Neue mit unseren bisherigen Erfahrungen und versuchen so die Konsequenzen abzuschätzen. Aber manchmal kommen wir damit nicht weiter: das Erschrecken bleibt.
Da wird Maria vom Engel ermutigt: "Fürchte dich nicht!" Doch wie er dann die von Gott gewollte Zukunft Marias beschreibt, klingt alles andere als beruhigend: statt des ganz normalen Familienlebens in Nazareth ein Kind, das "Sohn Gottes genannt wird"!?
Feste Vorstellungen loslassen
Darauf reagiert Maria auf zweierlei Weise ganz überraschend:
Zum einen zweifelt sie gar nicht daran, dass es so kommen wird, sondern fragt direkt nach dem "Wie". Sie hat ihre eigenen Pläne und Erwartungen schon losgelassen, sie stehen ihr und Gott nicht mehr im Wege. Maria kann sich erwartungsvoll und offen auf das Leben, auf Gottes Willen, auf eine ungewisse Zukunft einlassen. Allzu feste Vorstellungen loszulassen sind auch wir oft herausgefordert: sei es beim Traumberuf, der Planung des Ruhestands oder dem Wunsch nach einem perfekten Familienleben. Unsere engen Bilder loslassen: Nur so werden wir frei und offen für andere, neue Möglichkeiten, die unser Leben bietet. Nur so können wir selber erfahren, was Dietrich Bonhoeffer schrieb: "Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche."
Gott wirken lassen
Das zweite Überraschende an Marias Reaktion: Sie fragt nicht voller Tatendrang - wie mancher von uns das schnell tut: "Was soll ich machen?". Sondern ihre Frage lautet: "Wie soll das geschehen?" Und auch der Engel spricht nicht vom "machen", sondern von Gottes geheimnisvollem Wirken. Was ist Marias Aufgabe? Nichts machen, außer: geschehen lassen, Heiligen Geist über sich kommen lassen, sich von der Kraft Gottes erfüllen lassen.
Für uns Menschen, die gerne alles im Griff haben wollen, ist das eine große Herausforderung: statt zu machen zu lassen. Aber gerade in Situationen wie Krisen oder Krankheiten, in denen wir spüren, dass wir nicht mehr alles in der Hand haben, kann dieses "geschehen lassen können" befreiend wirken. Eine solche gelassene Haltung hat niemand von heute auf morgen. "Geschehen lassen können" wird in einem langen Prozess gelernt und will selbst dann immer wieder neu geübt werden. Dabei dürfen wir uns darauf verlassen, dass der Heilige Geist ja nicht nur in besonderen Menschen wie Maria wirkt. Gottes Kraft ist in jedem von uns lebendig wirksam.
Das bedeutet nicht, dass Lassen besser sei als Machen, oder gar, dass wir alles mit uns machen lassen sollten. Die Kunst besteht vielmehr darin wahrzunehmen, wann eher Handeln und aktives Gestalten angebracht ist und wann eher Zulassen und Gelassenheit.
Sich gegenseitig ermutigen
Sich selbst und seine Zukunft so vertrauensvoll Gott zu überlassen wie Maria - das klingt vielleicht abgehoben und riskant wie ein Seiltänzer ohne doppelten Boden.
Aber Gott lässt Maria - und uns - nicht "in der Luft hängen". Ungefragt weist der Engel Maria auf ihre Verwandte Elisabeth hin: Maria ist nicht allein, da gibt es eine Seelenverwandte! Der geht es ganz ähnlich und sie ist Maria sogar zeitlich voraus. Deren Zukunftsperspektive sah bisher auch ganz anders aus. Aber Gott stört sich nicht an irgendwelchen Etiketten wie "die Unfruchtbare". Darin zeigt sich Gottes unfassbare Weite und sein Wille zu geglücktem Leben für uns Menschen. Auch Elisabeth lernt gerade sich auf ein völlig neues Leben einzulassen und sich dabei Gottes Wirken anzuvertrauen.
Auch uns stellt Gott solche "Verwandte" an die Seite, vielleicht auch dort, wo wir es erst gar nicht vermuten. Wenn wir entdecken, wer ähnliche Wege geht, dann können wir uns gegenseitig ermutigen, uns auf Unerwartetes einzulassen. Dann können wir leichter wie Maria Ja sagen zu Gottes Willen für unser Leben und unsere Zukunft. Dann können wir lernen, Gottes Wirken an uns zu-zu-lassen mit den Worten: "Mir geschehe."
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B/2012. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012..
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2019)
Lieder:
GL 215: Gott sei gelobet und gebenedeiet
GL 227: Komm, du Heiland aller Welt (1.-3. Str.)
GL 236: Es kommt ein Schiff geladen (1.-3. Str.)
GL 251: Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr Engel in Chören (1. 4.-6. Str.)
GL 252: Gelobet seist du, Jesu Christ (4.-7. Str.)
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 521: Maria, dich lieben (1. und 2. Str.)
GL 527: Ave Maria zart
GL 528: Ein Bote kommt, der Heil verheißt
GL 530: Maria, Mutter unsres Herrn
GL 537: "Ave maria, gratia plena!" So grüßt der Engel
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren
Psalmen und Kehrverse:
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 oder mit Psalm 40 (GL 41,2) - IV.
GL 255: Das Wort wurde Fleisch und wohnte bei uns - Mit 1 Sam 2,1-10 - VIII.
GL 622,1: Habt Mut, ihr Verzagten, und fürchtet euch nicht! Gott selbst wird kommen und euch erretten. - Mit 1 Sam 2,1-10 - VIII.
GL 625: Mein Herz ist voll Freude über den Herrn. - Mit 1 Sam 2,1-10 - VIII.
GL 633,3: Hebt euch, ihr Tore, hebt euch, ihr Tore! Unser König kommt. - Mit Psalm 24 - VII.
- Einleitung3
Norbert Riebartsch (2021) - Gott fragt die Menschen
Wir feiern das Fest der Verkündigung des Herrn. Maria soll ihn gebären. Sie wird gefragt: Willst du Gott helfen in seinem Herzensanliegen? Maria sagt ja.
Gott fragt die Menschen, die an ihn glauben, seitdem immer wieder: Willst du dich erlösen lassen? Sagen wir dann auch ja?
Klemens Nodewald (2019)
Der allmächtige Gott demonstriert seine Macht nicht. Vieles an Gutem, das er tut, bring er mit uns Menschen gemeinsam auf den Weg. So vollzieht sich der Eintritt seines Sohnes in die Welt durch eine natürliche, menschliche Geburt. Maria war bereit, am Plane Gottes mitzuwirken. Gott erfragt ihre Bereitschaft und Maria stimmt zu.
Heute, neun Monate vor Weihnachten, dem Geburtstag Jesu, gedenken wir des Geschehens von damals. Wir feiern und ehren unseren Gott und Maria, wobei wir gleichzeitig um Kraft bitten, Mariens Beispiel nachahmen zu können, wenn Gott uns zum Mitwirken an der Verwirklichung seiner Pläne anspricht.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Herzlich begrüße ich Sie zu unserem Gottesdienst. Gottes-dienst ist auch "Gottes Dienst an uns". In seinem Wort und in seiner Gegenwart in Brot und Wein will er an jedem von uns nahe kommen und an uns wirken: mehr Lebendigkeit, mehr Weite, mehr Freude für unser Leben. Lassen wir Gott in dieser Stunde an uns handeln.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B/2012. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012.
- Kyrie2
Norbert Riebartsch (2021) - Gottes Angebot an unsere Zukunft
Herr Jesus,
du bist Gottes Angebot an unsere Zukunft.
Kyrie, eleison.
Deine Mutter Maria hat durch ihr Ja diesen Weg möglich gemacht.
Christe, eleison.
Du hast als Jesus von Nazareth gezeigt, welchen Weg Gott mit uns geht.
Kyrie, eleison.
Klemens Nodewald (2019)
Herr Jesus Christus,
eins im Wollen mit dem Vater und dem Hl. Geist
hast du die Erde betreten, um uns Heil zu bringen.
Herr, erbarme dich.
Du lädst uns ein, uns an deinem Werk und Wirken zu beteiligen.
Christus, erbarme dich.
Du schenkst uns Kraft, wenn unser Mitwirken am Guten uns große Mühe abverlangt.
Herr, erbarme dich.
Der Herr schenke uns auf die Fürsprache der Gottesmutter Kraft zur Umkehr, wo wir uns zur Mitarbeit am Guten verweigerten. – Amen.
- Eröffnungsgebet1
Norbert Riebartsch (2021) - Gottes Weg zu uns Menschen
Treuer und liebender Gott,
deine Verheißungen hast du nicht vergessen,
sondern ins Leben umgesetzt.
Lass uns dankbar sein für deinen Weg zu uns Menschen
durch deinen Sohn Jesus Christus,
der mit dir und dem Heiligen Geist
unser Leben erfüllt und begleitet. Amen.
- Fürbitten3
Norbert Riebartsch (2021) - Herr, erlöse dein Volk!
Gott, Maria hat mit ihrem Ja einen Beitrag zur Erlösung geleistet.
Wir bitten dich für unsere Welt in ihrer Erlösungsbedürftigkeit:
Herr, erlöse dein Volk!
Die Pandemie ist allgegenwärtig.
Sie bestimmt unseren Alltag, unser Miteinander, unsere Ängste und unsere Träume.
Wir bitten:
Wir erleben in vielen Situationen, am Ende zu sein.
Erlösung ermöglicht einen Neuanfang.
Wir bitten:
Hunger und Krieg finden wir in vielen Ländern dieser Welt.
Paare fragen sich, ob sie in diese Welt Kinder setzen können.
Wir bitten:
Schuld zugeben ist eine Sache.
Sie einsehen und vor sich selbst bekennen ist der erste Weg.
Wir bitten:
Das Volk in der Not sollte ein Zeichen sehen.
Zeichen der Ermutigung brauchen viele Menschen.
Wir bitten:
Das heutige Fest bereitet auf Weihnachten vor.
Für die Hoffnung auf Zuwendung und Liebe ist es weit weg.
Wir bitten:
So lass deine Erlösung immer wieder geschehen, Gott.
Lass es gerne auch da sein, wo niemand damit rechnet. - Amen.
Klemens Nodewald (2019)
Gütiger, uns Menschen zugewandter Gott,
mit uns zusammen willst du Gutes vollbringen.
Wir bitten dich:
Öffne unsere Herzen für deine Bitten an uns und stärke unsere Bereitschaft zu einem Ja an dich.
Gütiger, uns zugewandter Gott…
Segne das Bemühen aller, die sich für etwas Gutes einsetzen.
Gütiger, uns zugewandter Gott…
Stehe besonders jenen bei, denen du anvertraust, schwierige Probleme zu lösen.
Gütiger, uns zugewandter Gott…
Sei nahe und Hilfe allen Frauen, die ein Kind unter ihrem Herzen tragen.
Gütiger, uns zugewandter Gott…
Stärke in uns und in allen Gläubigen das Vertrauen in dich.
Gütiger, uns zugewandter Gott…
Für alle Armen, Entrechteten, Verkannten und Leidenden erbitten wir Hilfe .
Gütiger, uns zugewandter Gott…
Nimm alle Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Gütiger, uns zugewandter Gott…
Guter Gott,
wir danken dir für deine Liebe und Sorge um uns.
Mit unserem Ja zu dir und der Bereitschaft, mit dir zusammen Gutes zu wirken und zu vollbringen, wollen wir dich ehren. – Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Herr Jesus Christus,
immer wieder fordert uns Unerwartetes in unserem Leben heraus. Wie Du selbst als Mensch und wie Maria sich in solchen Situationen ganz auf Gott verlassen hat, so schenke auch uns immer mehr die Gelassenheit auf Gottes Wirken zu vertrauen.
So bitten wir dich:
Für alle, deren Lebenspläne und -träume durchkreuzt werden:
Lass sie im Loslassen fester Vorstellungen frei werden für neue Lebensmöglichkeiten.
Christus höre uns. A: Christus erhöre uns.
Für die Menschen, deren Leben durch Krankheit eingeschränkt oder bedroht ist:
Schenke ihnen die Gnade, ihre Krankheit immer mehr annehmen zu können.
Für die Sterbenden: dass sie ihr Leben vertrauensvoll in Gottes gute Hand geben können.
Für alle, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung engagieren:
Schenke ihnen auch in Zeiten scheinbar vergeblichen Mühens Hoffnung und Zuversicht.
Für die Kirche und unsere Gemeinde:
Bewahre uns vor Aktivismus und öffne uns immer wieder für das Wirken deines Geistes.
Herr Jesus Christus, in deiner Auferstehung hat das Leben ein für alle Mal gesiegt.
Lass uns daraus immer wieder Kraft und Zuversicht schöpfen.
Darum bitten wir dich heute und alle Tage. Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B/2012. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012
- Gebet zur Gabenbereitung1
Norbert Riebartsch (2021) - ein Geschenk für das ganze Volk
Gott,
das Ja Marias war ein Geschenk für dein ganzes Volk.
Du hast sie für ihren Weg gestärkt.
Schenke den Gaben von Brot und Wein deinen Segen,
damit wir durch diese Gaben gestärkt werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Maria hat dir vertraut und zu deinem Willen ja gesagt
Kehrvers:
Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter.
Guter und treuer Gott,
wir bringen Dir unseren Lobpreis dar.
Wir haben allen Grund, Dir zu danken.
Denn Du hast Deinem Volk ein Zeichen gegeben,
dass Du der treue Gott bist, der die Seinen nicht vergisst.
Kehrvers
An der Jungfrau Maria hast du deinen Willen gezeigt,
das Heil zu wirken, wo Menschen dies für unmöglich halten.
Du hast sie erwählt, die Mutter Deines Sohnes zu werden.
Kehrvers
Vom Heiligen Geist hat sie den empfangen,
der die ganze Menschheit gerettet und erlöst hat
und dessen Herrschaft kein Ende hat.
Maria hat dir vertraut und zu deinem Willen ja gesagt.
Kehrvers
Darum preisen wir Dich mit allen Engeln.
und mit allen, die sich durch die Annahme deiner Frohen Botschaft
haben heiligen lassen.
Mit ihnen und der ganzen Schöpfung singen wir Dir unser Lob:
Danklied, z. B. Den Herren will ich loben… (GL 395)
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2021) - Ein Zeichen des Vertrauens
Marias Ja war Zeichen des Vertrauens.
Gottes Wirken hat es bestätigt.
Auch wir dürfen Vertrauen haben und rufen:
Vater Unser…
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2021) - Frieden zugesagt
Herr Jesus,
Du hast den Menschen in Situationen Frieden gesagt und gezeigt,
in denen sie nicht damit gerechnet haben.
Du kannst auch uns Frieden sagen und zeigen.
Darum bitten wir:
Herr, Jesus Christus, schaue nicht…
- Gebet zum Abschluss1
Norbert Riebartsch (2021) - Wir danken für die Erlösung
Gott,
am Ende des Gottesdienstes danken wir dir
für die Wege, mit denen du zeigst:
Ich erlöse euch immer mehr.
Lass uns dich erkennen,
wann immer du dies bei uns tun willst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Segen2
Messbuch (2021) - Feierlicher Segen Mariä Verkündigung
Gott, der allmächtige Vater,
segne euch durch den Erlöser der Welt,
unseren Herrn Jesus Christus,
den Sohn der jungfräulichen Mutter Maria. - Amen.
Sie hat den Urheber des Lebens geboren;
ihre mütterliche Fürsprache erwirke euch Gottes Hilfe. - Amen.
Euch und allen, die heute das Fest der Verkündigung unseres Herrn begehen,
schenke Gott die wahre Freude und den ewigen Lohn. - Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater …
Norbert Riebartsch (2021) - Segen
Gott ließ durch den Engel Maria fragen.
Er segne euch auf Eurem Weg in die Zukunft. – Amen.
Christus wurde von Maria geboren und erzogen.
Er segne euch mit seinem Wissen um den Menschen. – Amen.
Im Heiligen Geist nahm alles seinen Anfang.
In seiner Begleitung konnten die Menschen verstehen.
Dazu helfe er euch in seinem Segen. - Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
erfülle euch und euer Leben. – Amen.
- Sonstiges1
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Hinführung zur Ersten Lesung (Jes 7,10-14)
In Zeiten der Krise und Bedrohung kündigt der Prophet Jesaja ein Hoffnungszeichen an, das Gott von sich aus den Menschen schenkt: ein Kind mit dem Namen "Immanuel", das bedeutet: "Gott mit uns". Gott will mit uns sein: sichtbar und greifbar - auch und gerade in Krisenzeiten unseres Lebens.
Hinführung zur Zweiten Lesung (Hebr 4-10)
Um in Gemeinschaft mit Gott zu leben, fordert Gott keine Opfer von Menschen. Sondern er will, dass wir in seinem Sinne, nach seinem Willen, leben. Seit Jesus ganz in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes gelebt hat, gestorben und auferstanden ist, ist uns ein für alle Mal Gemeinschaft mit Gott geschenkt.
Hinführung zum Evangelium (Lk 1,26-38)
Mehr Gelassenheit wünschen wir uns oft: in stressigen Zeiten, in den kleinen Dingen des Alltags, in den großen Herausforderungen, die das Leben manchmal an uns stellt. Das heutige Evangelium stellt uns Maria als Modell vor Augen. Wie sie damit umgeht, dass ihr Leben plötzlich eine ganz andere Wendung nimmt, will uns heute Mut machen gelassener zu werden.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B/2012. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012
- Vorschlag für einen Hausgottesdienst1
Norbert Riebartsch (2021) - Vorschlag für ein Hausgebet am 25. März, Fest der Verkündigung des Herrn
Eröffnung:
Suchen Sie sich für den Hausgottesdienst einen geeigneten Platz in Ihrer Wohnung,
zünden Sie eventuell eine Kerze an und beginnen Sie:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. - Amen.
Einleitung:
Wir feiern das Fest der Verkündigung des Herrn. Maria soll ihn gebären. Sie wird gefragt: Willst du Gott helfen in seinem Herzensanliegen? Maria sagt ja.
Gott fragt die Menschen, die an ihn glauben, seitdem immer wieder: Willst du dich erlösen lassen? Sagen wir dann auch ja?
Kyrie:
Herr Jesus,
du bist Gottes Angebot an unsere Zukunft.
Kyrie, eleison.
Deine Mutter Maria hat durch ihr Ja diesen Weg möglich gemacht.
Christe, eleison.
Du hast als Jesus von Nazareth gezeigt, welchen Weg Gott mit uns geht.
Kyrie, eleison.
Eröffnungsgebet:
Treuer und liebender Gott,
deine Verheißungen hast du nicht vergessen,
sondern ins Leben umgesetzt.
Lass uns dankbar sein für deinen Weg zu uns Menschen
durch deinen Sohn Jesus Christus,
der mit dir und dem Heiligen Geist
unser Leben erfüllt und begleitet. Amen.
1. Lesung - Jes 7,10-14
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Der HERR sprach weiter zu Ahas - dem König von Juda;
und sagte:
Erbitte dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott,
tief zur Unterwelt
oder hoch nach oben hin!
Ahas antwortete:
Ich werde um nichts bitten
und den HERRN nicht versuchen.
Da sagte Jesaja:
Hört doch, Haus Davids!
Genügt es euch nicht, Menschen zu ermüden,
dass ihr auch noch meinen Gott ermüdet?
Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben:
Siehe, die Jungfrau hat empfangen,
sie gebiert einen Sohn
und wird ihm den Namen Immanuel
- Got mit uns - geben.
Antwortpsalm - Ps 40,7-11
Kv - Mein Gott, ich komme;
deinen Willen zu tun macht mir Freude. - Kv
An Schlacht- und Speiseopfern hattest dukein Gefallen, /
doch Ohren hast du mir gegraben,
Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
Da habe ich gesagt: Siehe, ich komme.
In der Buchrolle steht es über mich geschrieben. - Kv
Deinen Willen zu tun, mein Gott, war mein Gefallen
und deine Weisung ist in meinem Innern.
Gerechtigkeit habe ich in großer Versammlung verkündet,
meine Lippen verschließe ich nicht; HERR, du weißt es. - Kv
Deine Gerechtigkeit habe ich nicht in meinem Herzen verborgen.
Ich habe gesprochen von deinem Heil und deiner Treue,
nicht verschwiegen deine Huld
und deine Treue vor großer Versammlung. – Kv
2. Lesung - Hebr 10,4-10
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Schwestern und Brüder!
Das Blut von Stieren und Böcken
kann unmöglich Sünden wegnehmen.
Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt:
Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert,
doch einen Leib hast du mir bereitet;
an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen.
Da sagte ich: Siehe, ich komme
- so steht es über mich in der Schriftrolle - ,
um deinen Willen, Gott, zu tun.
Zunächst sagt er:
Schlacht- und Speiseopfer,
Brand- und Sündopfer forderst du nicht,
du hast daran kein Gefallen,
obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden;
dann aber hat er gesagt:
Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.
Er hebt das Erste auf,
um das Zweite in Kraft zu setzen.
Aufgrund dieses Willens
sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt -
ein für alle Mal.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 1,14ab
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir! – Kv
Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt,
und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.
Christus, du ewiges Wort des Vaters, Ehre sei dir!
Evangelium - Lk 1,26-38:
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel
von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
zu einer Jungfrau gesandt.
Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt,
der aus dem Haus David stammte.
Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein
und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete,
der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede
und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria;
denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden
und einen Sohn wirst du gebären;
dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein
und Sohn des Höchsten genannt werden.
Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen
und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel:
Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr:
Heiliger Geist wird über dich kommen
und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.
Deshalb wird auch das Kind heilig
und Sohn Gottes genannt werden.
Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte,
hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen;
obwohl sie als unfruchtbar gilt,
ist sie schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Danach verließ sie der Engel.
Lobpreis:
Kehrvers:
Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter.
Guter und treuer Gott,
wir bringen Dir unseren Lobpreis dar.
Wir haben allen Grund, Dir zu danken.
Denn Du hast Deinem Volk ein Zeichen gegeben,
dass Du der treue Gott bist, der die Seinen nicht vergisst.
Kehrvers
An der Jungfrau Maria hast du deinen Willen gezeigt,
das Heil zu wirken, wo Menschen dies für unmöglich halten.
Du hast sie erwählt, die Mutter Deines Sohnes zu werden.
Kehrvers
Vom Heiligen Geist hat sie den empfangen,
der die ganze Menschheit gerettet und erlöst hat
und dessen Herrschaft kein Ende hat.
Maria hat dir vertraut und zu deinem Willen ja gesagt.
Kehrvers
Darum preisen wir Dich mit allen Engeln.
und mit allen, die sich durch die Annahme deiner Frohen Botschaft
haben heiligen lassen.
Mit ihnen und der ganzen Schöpfung singen wir Dir unser Lob:
Danklied, z. B. Den Herren will ich loben… (GL 395)
Fürbitten:
Gott, Maria hat mit ihrem Ja einen Beitrag zur Erlösung geleistet.
Wir bitten dich für unsere Welt in ihrer Erlösungsbedürftigkeit:
Herr, erlöse dein Volk!
Die Pandemie ist allgegenwärtig.
Sie bestimmt unseren Alltag, unser Miteinander, unsere Ängste und unsere Träume.
Wir bitten:
Wir erleben in vielen Situationen, am Ende zu sein.
Erlösung ermöglicht einen Neuanfang.
Wir bitten:
Hunger und Krieg finden wir in vielen Ländern dieser Welt.
Paare fragen sich, ob sie in diese Welt Kinder setzen können.
Wir bitten:
Schuld zugeben ist eine Sache.
Sie einsehen und vor sich selbst bekennen ist der erste Weg.
Wir bitten:
Das Volk in der Not sollte ein Zeichen sehen.
Zeichen der Ermutigung brauchen viele Menschen.
Wir bitten:
Das heutige Fest bereitet auf Weihnachten vor.
Für die Hoffnung auf Zuwendung und Liebe ist es weit weg.
Wir bitten:
So lass deine Erlösung immer wieder geschehen, Gott.
Lass es gerne auch da sein, wo niemand damit rechnet. - Amen.
Vater unser…
Schlussgebet:
Gott,
am Ende des Gottesdienstes danken wir dir
für die Wege, mit denen du zeigst:
Ich erlöse euch immer mehr.
Lass uns dich erkennen,
wann immer du dies bei uns tun willst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Segen:
Gott ließ durch den Engel Maria fragen.
Er segne euch auf Eurem Weg in die Zukunft. – Amen.
Christus wurde von Maria geboren und erzogen.
Er segne euch mit seinem Wissen um den Menschen. – Amen.
Im Heiligen Geist nahm alles seinen Anfang.
In seiner Begleitung konnten die Menschen verstehen.
Dazu helfe er euch in seinem Segen. - Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
erfülle euch und euer Leben. – Amen.
Pater Norbert Riebartsch
Maria war alleine, versunken im Gebet
Maria war alleine, versunken im Gebet
„Emmanuel, erscheine, dich kündet der Prophet!
O Davids Sohn, wie gern möcht ich dich schau’n
und dienen deiner Mutter, der Königin der Frau’n.“
Kyrie, eleison!
Und sieh, gesandt von oben ein Engel trat herein:
„Maria, hoch erhoben, gegrüßet sollst du sein!
Die Huld und Kraft des Ew’gen ist mit dir;
o zage nicht, Maria, dich schmückt der Gnaden Zier.
Kyrie, eleison!
Du sollst der Welt gebären des Allerhöchsten Sohn,
und ewiglich wird währen des Vaters David Thron.
An dir, o Jungfrau, Großes sich erweist;
du wirst von Gott empfangen, betaut vom Heil’gen Geist.
Kyrie, eleison!
Maria sprach mit Neigen: „Ich bin des Herren Magd;
er mag an mir erzeigen, was du mir angesagt.“
Der Engel schied. Das Wunder ist gescheh’n.
Lass dich nun bald, o Heiland, in unsrer Mitte seh’n!
Kyrie, eleison!
Josef Mohr, Gotteslob, Diözesanausgabe Freiburg.
Gerufen
… wenn du von Oben angerufen wirst, angefordert, erwählt, ermächtigt, gesandt:
du mit diesem deinem sterblichen Stück Leben bist gemeint,
dieser Augenblick ist nicht davon herausgenommen,
er lehnt sich ans Gewesene an und winkt dem noch zu lebenden Rest,
du wirst nicht in einer unverbindlichen Fülle verschlungen,
du wirst gewollt für die Verbundenheit.
Martin Buber in: Des Lebens Geschenk. Kiefel Verlag Wuppertal 1980.
Mariä Erwählung
Heilige Maria,
deine Erwählung erinnert mich,
dass Gott sich für mich entschieden hat
und mir seine Verheißung gilt.
Heilige Maria,
deine Berufung sagt mir,
dass Gott auch mich berufen hat,
mir seine Gnade schenken zu lassen.
Heilige Maria,
dein Gehorsam ermutigt mich,
auf Gott einzugehen
und sein Wort geschehen zu lassen.
Heilige Maria,
dein Vertrauen weckt in mir
neues Zutrauen
zu den verborgenen Plänen Gottes.
Heilige Maria,
dein Weg führt mich
zu tieferem Vertrauen auf Gott,
der uns niemals aufgibt.
Aus: Berufung. Zur Pastoral der Geistlichen Berufe Heft 36 (1998) Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg.
Verkündigung des Herrn
Verkündigung: Der unfassbare, alles verändernde Einbruch Gottes ins Leben dieses einen Menschen Maria – und damit in die Weltgeschichte – ist angekündigt und zugleich auch geschehen. Gottes Wort ist schöpferisches Wort: Es bewirkt (unverzüglich), was es besagt.
Drei Verben sind es, die dieses Wirken des Geistes Gottes im biblischen Text und in den Gesängen der Liturgie beschreiben:
descendet – superveniet – obumbrabit:
Er steigt herab, er entschließt sich, er lässt sich ein…
Er überfällt, er überrascht, er wirft sich darüber…
Er beschattet, er verdunkelt, er schützt…
Schwester Emmanuela Kohlhaas OSB in: Aus der Stille leben. Ermutigende Impulse von Ordensleuten zum Kirchenjahr St. Benno Verlag Leipzig, o.J.
Nun soll es wissen alle Welt
Nun soll es wissen alle Welt:
Gekommen ist, der Leben bringt,
erschienen ist, der Rettung schafft
und aus des Feindes Joch uns löst.
Denn was Jesus einst verhieß,
ist in der Jungfrau jetzt erfüllt;
was Gabriel ihr kundgetan,
das wirkt in ihr des Höchsten Kraft.
Empfangen hat Mariens Schoß
des Vaters Wort, den ew´gen Sohn;
ihn, den die ganze Welt nicht fasst,
umschließt und trägt der Jungfrau Leib.
Zur Erde kam das Licht vom Licht,
verscheucht die Nacht, besiegt den Tod.
Kommt alle, glaubt und betet an
den Gott im Schoße einer Frau.
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Preis,
Gott, den die Jungfrau uns gebar,
Lob auch dem Vater und dem Geist
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.
Aus: Stundenbuch für die katholischen Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1978.
Altes Bild der Verkündigung
Zuerst nur Dunkelheit –
langsames Erkennen –
das Auge gewöhnt sich –
Maria in demütiger Geste
hell schimmernd ihr Gesicht
die Lilie undeutlich,
der Engel im Dunkel verborgen,
aber im hellen Gewand,
beide einander zugewandt,
Auge in Auge –
Herz spricht zum Herzen –
Beginn eines neuen Lebens
Ilse Pauls
Erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche
Die Sehnsucht ... wird in diesen gefahrvollen Tagen besonders stark sein, und jeder Brief wird sie nur vergrößern. Aber gehört es nicht zum Wesen des Mannes im Unterschied zum Unfertigen, daß das Schwergewicht seines Lebens immer dort ist, wo er sich gerade befindet, und daß die Sehnsucht nach der Erfüllung seiner Wünsche ihn doch nicht davon abzubringen vermag, dort, wo er nun einmal steht, ganz das zu sein, was er ist?
Der Heranwachsende ist nie ganz dort, wo er ist; das gehört geradezu zu seinem Wesen, sonst wäre er vermutlich ein Stumpfbold; der Mann ist immer ein Ganzer und entzieht der Gegenwart nichts. Seine Sehnsucht, die den anderen Menschen verborgen bleibt, ist immer schon eine irgendwie überwundene Sehnsucht; und je mehr er zu überwinden hat, um immer ganz gegenwärtig zu sein, desto geheimnisvoller und vertrauenswürdiger wird er im Grunde seines Wesens für die Mitmenschen, insbesondere für jüngere, die noch auf dem Wege sind, den er schon durchschritten hat. Wünsche, an die wir uns zu sehr klammern, rauben uns leicht etwas von dem, was wir sein sollen und können. Wünsche, die wir um der gegenwärtigen Aufgabe willen immer wieder überwinden, machen uns - umgekehrt - reicher. Wunschlosigkeit ist Armut.
In meiner jetzigen Umgebung finde ich fast nur Menschen, die sich an ihre Wünsche klammern und dadurch für andere Menschen nichts sind; sie hören nicht mehr und sind unfähig zur Nächstenliebe. Ich denke, auch hier muß man leben, als gäbe es keine Wünsche und keine Zukunft, und ganz der sein, der man ist. Es ist merkwürdig, wie sich andere Menschen dann an uns halten, ausrichten und sich etwas sagen lassen.
Ich schreibe Dir das alles, weil ich denke, daß Du in dieser Zeit auch eine sehr große Aufgabe hast und weil Du später froh sein wirst im Gedanken daran, daß Du sie erfüllt hast, soweit es ging. Wenn man einen Menschen in Gefahr weiß, möchte man ihn ganz als den wissen, der er ist. Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche; das ist es wohl, was ich eigentlich sagen wollte. Verzeih, daß ich Dir immer wieder mit solchen »Betrachtungen« komme, aber ich lebe eben hier vorwiegend in der Betrachtung und Du verstehst das schon richtig.
19.3.1944. Widerstand und Ergebung (DBW 8)
existenzanalyse.info/Inhalt/Bonhoeffer/Dietrich_Bonhoeffer/dietrich_bonhoeffer.htm
Mich loslassen
Mich loszulassen, Herr, bin ich hier:
Aus meiner Verspannung,
aus meiner Verstrickung,
aus meiner Verkrampftheit,
mit der ich mich selbst festhalten will,
und doch verliere.
Mich niederzulassen, Herr, bin ich hier:
In meine Mitte,
in meine Tiefe,
in meinen Grund.
Dorthin, wo ich an Dich grenze,
wo mein Leben an Dein Leben rührt.
Eins zu werden, Herr, bin ich hier:
Mit dem Boden,
mit der Erde,
in der ich wurzeln kann
und die mich trägt: Du.
Neu zu werden, Herr, bin ich hier:
Aus Deiner Kraft,
aus Deiner Liebe,
aus Deinem Geist,
mit dem Du mich durchflutest,
und Leben in Fülle schenkst.
(Alois Albrecht, Quelle unbekannt)
Norbert Riebartsch (2006)
Martin Stewen (2004)
Anna und Alois Mantler-Schermann (1998)