Der Herr hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten. Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt, wird er Nachkommen sehen und lange leben. Was dem Herrn gefällt, wird durch seine Hand gelingen. Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.
In den Kapiteln Jes 40-55 finden sich, über mehrere Stellen verteilt, die sogenannten Gottesknechtlieder, die von einem "Knecht Jahwes" reden, der einen weit über Israel hinausgehenden Auftrag bekommt, durch seinen Gehorsam ins Leiden und bis in den Tod hinunter geführt wird, zu dem sich aber Jahwe aber als zu seinem Knecht bekennt.
Die Verse Jes 53,1-12 sind eine bekenntnishafte Schilderung des Geschicks des Knechtes im Munde einer Gemeinde, die staunend Jahwes Geheimnis anbetet. Als Empfänger des hier geschilderten heilvollen Geschehens sind die "Vielen" genannt. Eine exklusive Verkündigung der Heilsbotschaft an Israel findet nicht mehr statt. In seinen rahmenden Worten bekennt sich Jahwe voll zu seinem Knecht, der erhöht wird und so den Lohn für seine Selbsthingabe bis in den Tod empfängt.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Jes 53,1-12
Lesung aus dem Buch Jesája.
Wer hat geglaubt, was wir gehört haben? Der Arm des HERRN - wem wurde er offenbar? Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen die Schuld von uns allen. Er wurde bedrängt und misshandelt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, so tat auch er seinen Mund nicht auf. Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Vergehen meines Volkes zu Tode getroffen. Bei den Frevlern gab man ihm sein Grab und bei den Reichen seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war. Der Herr hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten. Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt, wird er Nachkommen sehen und lange leben. Was dem Herrn gefällt, wird durch seine Hand gelingen. Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich. Deshalb gebe ich ihm Anteil unter den Großen und mit Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ. Er hob die Sünden der Vielen auf und trat für die Abtrünnigen ein.
Schwestern und Brüder! Da wir nun einen erhabenen Hohepriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten. Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!
Angesichts der glaubensgefährdenden Lebenssituation seiner Leser deutet der Autor des Hebräerbriefes die irdische Existenz Jesu als ein "Angefochtensein". Weil aber Jesus auf diesem Weg in die Herrlichkeit als Erhöhter gelangte und so einen neuen Heilsweg geschaffen hat, darf sich die Gemeinde in ihren Krisen in das Heil Jesu "mithineingenommen" wissen. Die Aussage über den Hohenpriester, der als Mensch in der Versuchung lebte, ist für den Autor somit die Begründung zum Festhalten am Bekenntnis, wie auch für die Ermutigung zu Gott hinzutreten, wo Erbarmen und Hilfe gefunden werden können.
In jener Zeit traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm: Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen! Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Wenn Jesus zu seinen Jüngern sagt: "Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele" (V.45), dann greift er auf das biblische Verständnis des Lösegelds und auf Jes 43,3f. zurück.
Heißt es dort, daß Ägypten, Kusch und Seba von Gott als Lösegeld für Israel hingegeben würden, so spricht Jesus hier davon, daß er gekommen sei, sein eigenes Leben hinzugeben. Entgegen der allgemeinen Erwartung der jüdischen Tradition von der Ankunft eines mächtigen Menschensohnes, der über die anderen erhoben ist, kommt der Menschensohn nach Jesus "...nicht um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen...".
Nachfolge Jesu bedeutet hier nicht auf Kosten anderer zu leben, sondern so zu leben, daß andere Menschen aufleben können. Ein Streit um Sitzplätze, wenn auch um himmlische, ist aus dieser jesuanischen Perspektive des Menschensohnes unsinnig.
Die katholische Kirche ist eine Weltkirche. Sie kennt von ihrem Auftrag und ihrem Ursprung her nicht Rassen, Sprachen, Nationalitäten und Unterscheidungen nach Geschlechtern oder nach Abstammungen. Dies sollten wir uns immer wieder einmal in aller Klarheit und Offenheit sagen lassen. Auch die ersten Apostel waren Juden und stammten aus Asien. Ausländervorbehalte oder Ausländerhass haben in unserer Kirche keinen Platz!
Die katholische Kirche ist - wie einige Beobachter meinen - ein echter "Global-player"; eine Organisation, welche weltweit vernetzt und in einer zentralen Struktur verbunden ist; dies ist auch bei den vielen Ordensgemeinschaften der Fall; die meisten von ihnen haben internationalen Charakter und klare zentrale Strukturen.
Das solche hierarchische Strukturen auch ihre Schattenseiten haben können, möchte ich hier nicht thematisieren. Auch die Unterschiede der Kontinente und deren kulturellen Hintergründe lassen oft nicht so einfach eine Form, eine Aussage oder auch eine gleiche und allgemein verbindliche Liturgie oder Sprache "herstellen".
Die katholische Kirche ist eine Weltkirche, welche von einem Auftrag beseelt ist, die frohe Botschaft von Jesus Christus immer und zu jeder Zeit, wie auch an allen Orten zu verkünden. Dass dies unterschiedlich und mit großer Klugheit und Achtung vor den Verhältnissen und den anderen Religionen geschehen soll, wurde nicht zuletzt vom 2. Vatikanischen Konzil unterstrichen.
Mission ist keine Einbahnstraße
In den letzten Jahrhunderten wurde von den Kirchen in Europa viel für die Mission und viel für die aufstrebenden Kirchen auf den anderen Kontinenten getan. Viele Tausende von Ordensschwestern, Brüdern, Priestern und Laien gingen in die Mission. Sie zogen aus ihrer Heimat fort. Neue Sprachen, neue Umgangsformen, neue Kulturen und andere Bedingungen mussten oft unter großen Strapazen erlernt und erprobt werden. Gerade die großen Missionsorden haben in dieser Arbeit ihren Ursprung und ihr Ziel gefunden. Selbst heute noch gehen von Europa und Nordamerika Missionarinnen und Missionare nach Südamerika, Afrika oder Asien; auch dorthin, wo schon jahrhunderte lange christliche Wurzeln sprießen. Viele finanzielle Mittel, viele Spenden von Gläubigen aus den Kirchen in Europa, sichern auch heute noch die kirchliche Arbeit in großen Teilen der südlichen Welt. Dafür soll auch an dieser Stelle ein großes Danke und Vergelt's Gott gesagt werden! Ohne die Spenden aus Europa und Amerika wäre die Arbeit in vielen Teilen der Welt für die Missionare und die Christen vor Ort bedeutend schwerer. Auch die Hilfe und große Solidarität bei Verfolgungen - ob des Glaubens willen - in vielen Ländern der Welt, zeigt die Wichtigkeit dieser Vernetzung.
Wenn in den letzten Jahren immer mehr Missionare auch aus dem Süden nach Europa kamen, um hier in der Seelsorge zu arbeiten, wird dies von Teilen der Kirchen auch kritisch hinterfragt. "Warum brauchen wir so viele Afrikaner und Inder bei uns?", so hörte ich einen jüngeren Geistlichen vor einigen Monaten öffentlich sagen. "Sie sollten in ihren Heimatländern arbeiten, und außerdem: viele dienen ja nur als Lückenbüßer für den Priestermangel oder den Mangel an Ordensschwestern,…", so dieser Kollege.
Ich halte eine solche Einstellung für höchst fraglich. Abgesehen von der Frage nach der großen Sorge nach Priester- und Ordensberufen in unseren westlichen Ländern, die wohl viel weit reichender und vielschichtiger diskutiert und geklärt werden müsste, stellt sich für mich die Frage: Bräuchten wir als westeuropäische Kirche nicht viel mehr solche Frauen und Männer auch in unseren Kirchen, die eine neue bunte missionarische Dynamik mit einbringen könnten? Als weltweite Gemeinschaft sollten wir nicht vor allem nationale oder kulturelle Grenzen sehen, sondern viel eher diese Vielfalt, diese weltweite Solidarität, diese gegenseitige Befruchtung erkennen.
Europa bedarf der Missionierung
Wenn Papst Benedikt XVI. Europa als einen Kontinent beschreibt, der einer neuen Missionierung bedarf, so ist es wohl erlaubt, noch mehr als bisher auf die Kirchen zu blicken, welche sich am Beginn des 21. Jahrhunderts im Aufschwung, im Wachstum, in oft auch jugendlichem Elan zeigen.
So ist dieser Weltmissionssonntag nicht nur ein Tag der Solidarität im finanziellen Sinne. Helfen wir weiter bei vielen Projekten im Süden der Welt - ja!
Zugleich lade ich Sie ein zu bedenken: Wie stehen wir zu solchen Mitchristen aus den Süden? Wie offen sind unsere Gemeinden zu Seelsorgern aus anderen Kulturen - auch in einem Umfeld, wo gegen Immigranten und Asylanten große Vorbehalten spürbar sind? Können wir akzeptieren, dass diese Frauen und Männer es oft schwer haben mit unserer Sprache, unserer Tradition, unseren Gebräuchen, … Ähnlich hatten es viele europäische Missionare in den letzten Jahrhunderten auch im Süden der Welt.
Lassen Sie mich noch zwei weitere Gedanken zu diesem Sonntag anfügen.
"Geld ist Macht"
In einem Sprichwort heißt es: "Wer Geld hat, hat die Macht". Wenn wir genau die Welt in ihrem Gefüge betrachten, so stimmt dieses Wort auch teilweise im Leben der Kirche. Mit dem zur Verfügung stehenden Geld einer Organisation, einer Ordensgemeinschaft und einer Pfarrgemeinde, kann viel zur Erhaltung von Einrichtungen, von Gebäuden, von Projekten, wie auch von sozial-karitativen Engagement ermöglicht werden. Gerade die Kirchen in Deutschland, Schweiz und Österreich konnten so in den letzten Jahrzehnten Großartiges bewahren, aufbauen und auch solidarisch weiter geben. Schon allein die Zahl der von der Kirche angestellten Personen in Deutschland verweist auch auf ihre ökonomischen Möglichkeiten hin. Dass dabei auch der Kirchenbeitrag bzw. die Kirchensteuer eine wesentliche Grundlage für all diese Leistungen sind, darf und soll nicht verschwiegen werden.
Dass solche ökonomische Gewichte auch ihre Fragen und ihre Schattenseiten haben, wissen wir auch. Wer das Geld hat, bzw. wer über finanziellen Möglichkeiten entscheiden kann, hat auch Macht - ohne Zweifel. Er hat die Gestaltungskraft und die Möglichkeiten, Vorhaben und Projekte auch verwirklichen zu lassen. Er hat aber auch die Kraft, gewisse Projekte (und Einrichtungen) sterben zu lassen und andere zu fördern oder aufzurichten. Dass damit auch "Kirchenpolitik" gemacht werden kann, zeigen Beispiele auch in Mitteleuropa. Dass diese Methode aber nicht neu ist, zeigen uns Beispiele aus der Kirchengeschichte zur Genüge.
"Diener aller werden"
"Alle Macht ist geliehen"; auch in den oben beschriebenen Möglichkeiten mit demokratischem Hintergrund. Gerade Frauen und Männer in so genannten "machtvollen Positionen" erkennen - wenn Sie im Sinne des Evangeliums versuchen zu agieren und zu handeln - ihre Grenzen und oftmals auch ihre Ohnmacht.
Das Begehren der beiden Jünger nach besonderen Positionen an der Seite des Herrn ist auf dem ersten Blick verständlich und äußerst menschlich. Auf der anderen Seite ist dieses Begehren immer auch mit Gefahren verbunden. So gibt Christus seinen Jüngern, wie auch allen Mächtigen und kirchlichen Entscheidungsträgern der Gegenwart, eine wichtige Lehre mit auf dem Weg: "Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein." Christus begreift das Dienen als das zwischenmenschlich Verbindende, als etwas "sich in den Dienst der Anderen Stellendes". Jesus sagt aber auch, dass dieser Dienst so manches Bittere und auch Schweres in sich enthalten kann und wird.
Als Provinzial einer Ordensgemeinschaft -wie auch als Leiter von Projekten und Vereinigungen - weiß ich, dass hinter Entscheidungen, die nun einmal gefällt werden (müssen), es oft auch ganz ordentlich menschlich zugehen kann. Es gibt immer auch Einzelne oder Gruppen, die aus verschiedensten Gründen anderer Meinung sind. Daneben finden sich auch immer wieder Prisen von Eifersucht, Neid und Unverständnis. All dies gehört auch zu einer Art von "bitterem Geschmack".
Im dem Versuch, Christus - auch in einem Leitungsamt - zu folgen, bedarf es einer genügend breiten eigenen Reflexion und einer großen Demut, sowie das Wissen, dass "alle Macht letztlich nur geliehen ist". Auch jeder "Machtvolle" bleibt in den Augen Gottes ein Suchender, einer der wohl nie den Ansprüchen aller gerecht werden kann. In diesem Wissen, letztlich oft auch als ein "Blinder" unterwegs zu sein, entsteht vielleicht eine Ahnung von dem, was Gottes Wille ist und was manchmal sehr "menschlich" bleibt.
Eine solche Einstellung zeichnete den Sel. Papst Johannes XXII. aus, der mehrfach auf diese Themen zu sprechen kam. Er selbst musste, so wissen wir aus seinen Tagebüchern und Aufzeichnungen, so manche Gegnerschaft in der eigenen Kurie - aus verschiedensten Gründen - aushalten und damit im Sinne Jesu großherzig umgehen.
Die neue Lebensordnung
Pater Klemens Nodewald (2009)
Unser heutiges Evangelium spielt sich auf folgendem Hintergrund ab: Jesus befindet sich mit den Jünger auf dem Weg nach Jerusalem. Was die Jünger dort erwartet und ihm, dem Herrn, angetan werden wird, darauf möchte Jesus die, die sich ihm angeschlossen haben, vorbereiten. "Er sagte zu ihnen: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen" (10,32f).
Ob die Jünger in der Tiefe erfassten, welchem Ausmaß an Leid Jesus entgegen ging, wird uns nicht mitgeteilt. Was sie offensichtlich nicht überhört hatten, ist die Ankündigung Jesu, dass er am dritten Tage auferstehen werde. Damit war für die Jünger klar: Jesus wird am Ende Sieger bleiben, wie er sich bisher stets als Überlegener gegenüber den Schriftgelehrten und Pharisäern erwiesen hatte. Somit gab es für die Jünger keinen Grund an den Worten Jesu von seiner Auferstehung zu zweifeln. Letztlich, davon waren die Jünger überzeugt, würde sich alles zum Guten wenden. Mit dieser hoffnungsvollen Aussicht und dem vorausgesagten baldigen Sterben Jesu beeilen sich die Zebedäussöhne, Jakobus und Johannes, rechtzeitig ihr "Schäfchen ins Trockene zu bringen". Sie nutzen Zeit und Chance, für ihre Zukunft vorzusorgen.
Jesus reagiert weder entrüstet noch erbost. Dass Menschen Zeit und Chance nützen, um für sich Sorge zu tragen, ist ja erst einmal nichts Schlechtes. Nur die Art und Weise, wie die Zebedäussöhne es tun, ist bedenklich. Hinter dem Rücken der anderen Jünger sprechen sie Jesus an, wollen sich eventuell auf ihre Kosten ein Plätzchen sichern. Außerdem drängen sie Jesus, dass er sich hier und jetzt auf ihre Vorstellungen festlegt. Es sollen Throne sein, auf denen sie sitzen wollen - rechts und links neben ihm.
herrschen - dienen
Für Jesus wird deutlich, dass seine Jünger offensichtlich noch sehr falsche Vorstellungen über ihn und das von ihm vermittelte Gottesbild haben. Daher seine Antwort: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Denn das Wesen Gottes und das Leben mit ihm in ewiger Gemeinschaft bestehen nicht darin, auf Thronen zu sitzen wie die Mächtigen und Herrscher dieser Welt. Himmel ist kein Abklatsch weltlich fürstlicher Hofhaltung. Bei Gott geht es nicht ums Thronen und Herrschen, sondern ums Dienen.
Dies wird sichtbar an Jesus selbst. Er kommt nicht in die Welt, um sich bedienen zu lassen. Sein Wirken und Handeln ist unermüdlicher Dienst an den Menschen. Dass Jesus oder der Vater im Himmel zu Recht "Herr" genannt werden, ergibt sich nicht daraus, dass sie einen Thron und zahllose Dienerschaft haben, sondern aus ihrem göttlichen Wesen, das vollkommen und unübertrefflich ist. Ihr Handeln ist ein ganz von der Liebe getragenes, dem Wohl des Menschen dienendes Wirken. Dieses vom Wesen her absolute den Menschen dienen Wollen ist der Grund dafür, dass Jesus so weit geht, sein Leben als "Lösegeld" für uns Menschen dahin zu geben.
Um den Sinn des Satzes und den Ausdruck "Lösegeld" richtig zu verstehen, müssen wir uns in jüdisches Denken versetzen. Dieses ging davon aus, dass ein Täter die Folgen seiner Tat zu tragen hatte. Wenn z.B. ein Mann im Streit einen anderen so verletzte, dass dieser bettlägerig wurde oder an Krücken gehen musste, dann war der Täter verpflichtet, für die Heilung des Geschädigten aufzukommen, bzw. für seine Arbeitsunfähigkeit Ersatz zu leisten (vgl. Ex 21). Außerdem galt: Hatte jemand einen anderen getötet, so hatte er das eigene Recht auf Leben verwirkt. Er konnte straffrei selbst getötet werden. Anklänge an dieses Denken finden sich bei uns in der Todesstrafe oder einer lebenslangen Haft bei Mord.
Neue Maßstäbe
Was Jesus mit seinem Satz, der in jüdisches Denken und jüdische Ausdrücke gekleidet ist, klarstellen will, ist dies: Als Messias und Sohn Gottes übersteigt er in seiner Liebe menschliches Denken und Handeln. Jesus und der Vater im Himmel fordern nicht - auf einen Thron sitzend - Wiedergutmachung, sondern sie möchten durch ihr von der Liebe bestimmtes Handeln uns Menschen herauslösen aus unserem boshaften Versagen. Gott geht es nicht um Sühne, sondern um den inneren Wandel. Wir Menschen sollen uns lösen von dem, was nicht heilend und Heil bringend ist. Das Böse und alles, was uns zum Bösen drängt oder verleitet, soll in uns sterben; davon sollen wir uns lösen und trennen, damit das Gutes in uns wächst oder neu aufersteht, um wesenhaft in uns zu leben.
Diese Sicht sollen die Jünger begreifen und sich ihr zuwenden. Es ist eine neue Lebensordnung, die durch Jesus dem weltlichen Handeln gegenüber gestellt wird. Im Reich Gottes, das Jesus mit seinem Kommen in dieser Welt begründet, gelten andere Maßstäbe. Im Wort "dienen" ist all das zusammengefasst, was uns eine ungebrochene Liebe sagen und zu tun ans Herz legen würde. Die Liebe und das Dienen bringen uns rechts und links an die Seite Jesu und in seine Spur.
Treu bis in den Tod
Wer diesen Weg geht, daran erinnert Jesus, wird am Kelch des Leids nicht vorbei kommen. Dies ist sicher auch unsere Erfahrung. Liebe und Gutsein werden nicht stets automatisch belohnt. Liebe ist immer wieder auch vielen Formen des Undanks, der Ablehnung, der Gleichgültigkeit, des Ausgenutzt-Werdens, der Benachteiligung, des Spotts ausgesetzt. In diesen Situationen begegnen wir wie Jesus dem Kreuz, das auch uns manchmal sehr zu Boden drückt.
Andererseits erleben wir, wie sehr unsere Liebe andere beglückt, wie viel Freude wir durch sie ins Leben bringen können, wie viele Wunden die Liebe zu heilen vermag, wie sehr unser Leben durch die Liebe und das selbstlose Dienen an Wert gewinnt. Liebe trägt immer auch ihre Früchte.
Jesus blieb der Liebe treu bis in den Tod. Er möge uns die Kraft geben, ihn immer wieder nachahmen zu können, damit auch durch unsere Liebe viele aufleben und glücklich werden. Wo die Freude an der Liebe uns ergriffen hat, dort sind wir glücklich - ganz gleich welchen Platz uns Gott oder das Leben zuweist.
Lieder: GL 634: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben GL 637: Laßt uns loben Brüder loben GL 640: Gott ruft sein Volk zusammen GL 641: Gleichwie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch GL 642: Eine große Stadt ersteht, die vom Himmel niedergeht GL 643: O Jesu Christe, wahres Licht, erleuchte, die dich kennen nicht GL 644: Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit
Psalmen und Kehrverse: GL 710: Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde. Mit Psalm 8 GL 722: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade Mit Psalm 33 oder Psalm 100 (GL 741) GL 732: Die Völker sollen dir danken, o Gott, danken sollen dir die Völker alle Mit Psalm 67 GL 649: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit Mit Psalm 84 GL 650: Geheiligt hat der Herr sein Volk; Gott ist in unsrer Mitte Mit Psalm 46 GL 694: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes des Vaters. Nach Phil 2, 6-11
Einleitung1
Klemens Nodewald (2009)
Im heutigen Evangelium muss Jesus neu erleben, wie wenig die Jünger über sein und das Wesen des Vaters im Himmel verstanden haben. Die Vorstellungen der Jünger sind sehr geprägt von einem Gottesbild, das Gott als Herrscher auf einem Himmelsthron sieht. Die Jünger übertragen weltliche Strukturen auf Gott und halten anscheinend hartnäckig an ihren Vorstellungen fest.
Jesus nimmt die Gelegenheit wahr, um den Jüngern neu aufzuzeigen, dass es im Reich Gottes eine andere Ordnung als die der Welt gibt. Sie besteht aus "dienen" und liebevoller Hingabe. Diese neue Lebensordnung sollen sich die Jünger zueigen machen. Dann werden sie groß sein, wie sie es sich wünschen, und von ganz allein nicht mehr nach einem Thron für sich im Himmel bitten.
Bußakt2
Lorenz Walter Voith (2009)
Wir wollten fröhlich sein - und waren traurig. Wir wollten miteinander sprechen - und haben geschwiegen. Das tut uns leid. Herr, verzeihe uns! Wir wollten den andern begegnen - fanden nur uns selbst. Wir wollten einander glücklich machen - und haben gestritten. Das tut uns leid. Christus, verzeihe uns! Wir wollten an dich denken, Herr, - und haben es vergessen. Wir wollten deinen Willen tun - und haben versagt. Das tut uns leid. Herr, verzeihe uns!
Klemens Nodewald (2009)
Groß zu werden im Dienen und in der Liebe, hat Jesus seinen Anhängern als Lebensordnung und Ziel ans Herz gelegt. Ihn wollen wir bitten:
Herr Jesus Christus, du kamst in die Welt und hast den Menschen gedient Herr, erbarme dich.
Die Liebe zu uns Menschen bestimmte dein Handeln Christus, erbarme dich.
Du willst uns herausführen aus allem Missbrauch von Überlegenheit, Macht, Kraft und Stärke Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der uns liebende Gott. Er verzeihe uns unser Versagen und stärke uns in der Liebe. Amen.
Kyrie1
Hans Hütter (2009)
Herr, Jesus Christus, du bist nicht gekommen, um dich zu bedienen, sondern um zu dienen. Herr, erbarme dich.
Du hast dich zum Knecht und Diener aller gemacht. Christus, erbarme dich.
Du hast dein Leben eingesetzt, um uns freizukaufen und los zu bekommen von verhängnisvollen Abhängigkeiten und heillosen Bindungen. Herr, erbarme dich.
Tagesgebet2
Messbuch - TG 29. Sonntag: bereit, deinen Weisungen zu folgen
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Besonder Anliegen: für Christen in der Zersteuung
Allmächtiger Gott, du hast im Alten Bund dein Volk in der Zerstreuung wunderbar geführt und zum Zeugen deiner Größe und Herrlichkeit berufen. Sieh gnädig auf die Christen in der Diaspora unserer Zeit. Versammle sie immer wieder unter deinem Wort und stärke sie durch die Kraft der Sakramente, damit sie unter den Völkern deine Großtaten verkünden und für die Wahrheit des Evangeliums Zeugnis geben. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.
MB Für Christen, die in der Zersteuung leben
Eröffnungsgebet2
Sonntagsbibel
Gott, dein Sohn ist gekommen als unser Bruder und unser Diener. Schenk uns den Mut, dir in den Menschen zu dienen. Durch Christus, unseren Herrn.
Lorenz Walter Voith (2009)
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Fürbitten2
Zitat (2009) - nich um sich dienen zu lassen
"Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit."
Dein Sohn Jesus Christus ist nicht in die Welt gekommen "um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben für viele". Schenke der Familie Gottes in der Welt die Sehnsucht, deinem Sohn ähnlich zu werden.
Dein Sohn Jesus sagte den Seinen, dass "Herrscher ihre Völker unterdrücken" und "Mächtige ihre Macht missbrauchen". Schenke den Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Medien, den Freimut, dass alle Menschen ihre Religion frei ausüben können.
Dein "Auge ruht auf allen, die dich ehren" und du willst "sie dem Tod entreißen und in der Hungersnot ihr Leben erhalten". Hilf den Notleidenden, dass sie Wege aus ihrer Armut finden und sei du ihnen Hoffnung.
In der zweiten Lesung werden wir aufgefordert, "an dem Bekenntnis, dass Jesus der Sohn Gottes ist, festzuhalten". Schenke uns Christen, Mut zum Zeugnis und zur Mission.
Gott, unser Vater, darum bitten wir dich, durch Christus unseren Herrn und Bruder, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. ' Aus: Missio 2009
Klemens Nodewald (2009)
Herr Jesus Christus, weder Leiden noch Tod konnten dich davon abhalten, der Liebe treu zu bleiben. Wir bitten dich:
Um Standhaftigkeit, wenn unsere Liebe nicht erwidert wird. Jesus, du Diener der Liebe. - Wir bitten dich, erhöre uns
Um Freude an einem Leben, das von der Liebe geprägt und bestimmt wird. Jesus, du Diener der Liebe. - Wir bitten dich, erhöre uns
Um offne Augen für jene, die unsere Liebe nötig haben. Jesus, du Diener der Liebe. - Wir bitten dich, erhöre uns
Um ein von der Liebe durchdrungenes Klima in allen Familien, Gemeinden und in der Kirche. Jesus, du Diener der Liebe. - Wir bitten dich, erhöre uns
Um Seelsorger und Seelsorgerinnen mit Herz und Hingabe. Jesus, du Diener der Liebe. - Wir bitten dich, erhöre uns
Um deinen besonderen Segen für alle, die gequält, verachtet und misshandelt werden. Jesus, du Diener der Liebe. - Wir bitten dich, erhöre uns
Um eine liebevolle Begleitung für alle, die sterben. Jesus, du Diener der Liebe. - Wir bitten dich, erhöre uns
Herr Jesus Christus, niemanden hast du aus deiner Liebe ausgeschlossen, niemandem deine Liebe nur begrenzt geschenkt. Mit allen, die dich in ihr Herz geschlossen haben, sagen wir dir Dank mit frohem Herzen - heute und immer wieder bis in Ewigkeit. Amen.
Gabengebet2
Messbuch - GG 29. Sonntag: damit wir rein werden und dir gefallen
Hilf uns, Herr, daß wir den Dienst am Altar mit freiem Herzen vollziehen. Befreie uns durch diese Feier von aller Schuld, damit wir rein werden und dir gefallen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG: stärke deine Gläubigen in der Treue zu Christus
Herr, unser Gott, mehre in unseren Herzen die brüderliche Liebe und stärke durch dieses Opfer deine Gläubigen in der Treue zu Christus, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 1074
Lobpreis1
Hans Hütter (2021) - nicht, um sich bedienen zu lassen
Kehrvers Wir danken dir und preisen dich.
Gott und Vater, in dieser Feier bringen wir Dir unseren Dank und unseren Lobpreis dar: Wir danken Dir, dass Du Dich immer neu uns Menschen zuneigst und uns nahe sein willst.
Kehrvers
Dein Sohn Jesus Christus war dir gleich, hielt aber nicht daran fest, dir gleich zu sein, sondern entäußerte sich und wurde uns Menschen gleich. Er ist in die Welt gekommen nicht, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für uns hinzugeben.
Kehrvers
Er hat unsere Schuld auf sich geladen und sein Leben als Sühnopfer hingegeben. Er ist der Hohepriester, der mitfühlt mit unserer Schwachheit, und bei dem wir Erbarmen und Hilfe finden.
Kehrvers
Für all das danken wir dir und preisen wir dich mit allen Engeln und Heiligen:
Danklied, z. B.: Nun saget Dank und lobt den Herren (GL 385)
Präfation2
Messbuch - Präfation Apostel II - Das apostolische Fundament und Zeugnis der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn hast du die Kirche auf das Fundament der Apostel gegründet, damit sie bis ans Ende der Tage fortbestehe als Zeichen deiner Heiligkeit und allen Menschen die Botschaft des Heiles verkünde. Darum preisen wir das Werk deiner Liebe und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig ...
MB Apostel 2
Messbuch - Präfation Einheit der Christen: Die Einheit als Werk Gottes durch Christus und den Heiligen Geist
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. In ihm hast du uns zur Erkenntnis der Wahrheit geführt und uns zu Gliedern seines Leibes gemacht durch den einen Glauben und die eine Taufe. Durch ihn hast du deinen Heiligen Geist ausgegossen über alle Völker, damit er Großes wirke mit seinen Gaben. Er wohnt in den Herzen der Glaubenden, er durchdringt und leitet die ganze Kirche und schafft ihre Einheit in Christus. Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig...
MB: Von der Einheit der Christen
Mahlspruch1
Bibel
Der Menschensohn ist gekommen, um sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele. (vgl. Mk 10,45)
Oder:
Das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren, die nach seiner Güte ausschauen. Denn er will sie dem Tod entreißen und in der Hungersnot ihr Leben erhalten. (Ps 33,18-19)
Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, spricht der Herr. (vgl. Mk 10,43)
Oder:
Christus spricht: Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (vgl. Mt 28,19f)
Schlussgebet1
Messbuch - SG 29. Sonntag: Frucht bringen
Allmächtiger Gott, gib, daß die heiligen Geheimnisse, die wir gefeiert haben, in uns Frucht bringen. Schenke uns Tag für Tag, was wir zum Leben brauchen, und führe uns zur ewigen Vollendung. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis Die Bittmesse
Gebet zum Abschluss1
Lorenz Walter Voith (2009) - Hilf uns, dir an jedem Tag zu dienen
Guter Vater im Himmel. Wir danken dir für deinen Auftrag, für die Möglichkeiten und Fähigkeiten, die du uns gegeben hast. Hilf uns, dir an jedem Tag zu dienen durch Hilfsbereitschaft, durch Verstehen, durch ein gutes Wort. Unser Leben soll dich preisen und alles soll in dir seine Vollendung finden. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.
Segen1
Messbuch - Feierlicher Segen im Jahreskreis 6: Evangelium Christi
Gott, unser Vater, segne euch mit allem Segen des Himmels, damit ihr rein und heilig lebt vor seinem Angesicht. - Amen.
Er lehre euch durch das Wort der Wahrheit; er bilde euer Herz nach dem Evangelium Christi und gebe euch Anteil an seiner Herrlichkeit. - Amen.
Er schenke euch jene geschwisterliche Liebe, an der die Welt die Jünger Christi erkennen soll. - Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
"Die Völker werden in diesem Licht einhergehen" (Offb 21,24)
An diesem Sonntag, der der Mission gewidmet ist, wende ich mich insbesondere an euch, Brüder im Bischofs- und Priesteramt, und dann auch an euch, Brüder und Schwestern des ganzen Gottesvolkes, und ermuntere einen jeden, auf den Spuren des Völkerapostels Paulus in sich das Bewußtsein für den Sendungsauftrag Christi "Macht alle Menschen zu meinen Jüngern" (Mt 28,19) neu zu wecken. "Die Völker werden in diesem Licht einhergehen" (Offb 21,24). Ziel der Mission der Kirche ist es in der Tat, alle Völker auf ihrem Weg zu Gott durch die Geschichte mit dem Licht des Evangeliums zu erleuchten, damit sie in Ihm ihre Verwirklichung und ihre Erfüllung finden. Wir sollen das Verlangen und die Leidenschaft spüren, alle Völker mit dem Licht Christi zu erleuchten, das auf dem Antlitz der Kirche erstrahlt, damit alle sich unter der liebevollen Vaterschaft Gottes in einer einzigen Menschheitsfamilie versammeln.
In dieser Perspektive arbeiten die Jünger Christi über die ganze Welt verstreut, sie mühen sich ab, sie stöhnen unter der Last des Leids und geben das Leben hin. Ich betonte mit Nachdruck, was meine verehrten Vorgänger mehrmals gesagt haben: Die Kirche handelt nicht, um ihre Macht auszudehnen oder ihre Vorherrschaft durchzusetzen, sondern um allen Menschen Christus, das Heil der Welt, zu bringen. Wir wollen nichts anderes, als uns in den Dienst der Menschen zu stellen, vor allem der Notleidenden und Ausgegrenzten, denn wir glauben, daß "die Verkündigung des Evangeliums an die Menschen unserer Zeit . . . ohne Zweifel ein Dienst ist, der nicht nur der Gemeinschaft der Christen, sondern der ganzen Menschheit erwiesen wird" (Evangelii nuntiandi, 1), die "zwar erstaunliche Errungenschaften aufzuweisen hat, aber sie scheint den Sinn für letzte Wirklichkeiten und für das Dasein selbst verloren zu haben" (Redemptoris missio, 2).
Alle Völker sind zum Heil berufen
Die ganze Menschheit ist wahrlich von Grund auf dazu berufen, zur eigenen Quelle zurückzukehren, die Gott ist, in Dem allein sie ihre endgültige Erfüllung durch die Wiederherstellung aller Dinge in Christus finden wird. Die Zerstreuung, die Verschiedenheit, der Konflikt, die Feindschaft werden durch das Blut des Kreuzes versöhnt und wieder zur Einheit geführt.
Der neue Anfang hat bereits mit der Auferstehung und Verherrlichung Christi begonnen, der alle Dinge an sich zieht, sie erneuert und sie an der ewigen Freude Gottes teilhaben läßt. Die Zukunft der neuen Schöpfung erstrahlt bereits in unserer Welt und entfacht, trotz aller Widersprüche und allen Leids, die Hoffnung auf neues Leben. Die Sendung der Kirche besteht darin, alle Völker mit dieser Hoffnung "anzustecken". Deshalb beruft Christus seine Jünger, er macht sie gerecht und heilig und sendet sie aus, damit sie das Reich Gottes verkünden, auf daß alle Nationen zum Volk Gottes werden. Und nur in dieser Sendung wird der wahre Weg der Menschheit in der Geschichte verständlich und authentisch. Die Weltmission muß eine grundlegende Konstante im Leben der Kirche werden. Die Verkündigung des Evangeliums muß für uns, wie schon für den Apostel Paulus, unaufschiebbar und vorrangig sein.
Die pilgernde Kirche
Die Weltkirche, in der es weder Grenzen noch Barrieren gibt, fühlt sich angesichts ganzer Völker für die Verkündigung des Evangeliums verantwortlich (vgl. Evangelii nuntiandi, 53). Sie ist Keim der Hoffnung aus Berufung und soll den Dienst Christi an der Welt fortführen. Ihre Mission und ihr Dienst richten sich nicht nach dem Maß der materiellen oder auch geistigen Bedürfnisse, die sich im Rahmen des zeitlichen Lebens erschöpfen, sondern eines transzendenten Heils, das sich im Reich Gottes erfüllt (vgl. Evangelii nuntiandi, 27). Obwohl dieses Reich in seiner Vollendung eschatologisch und nicht von dieser Welt (vgl. Joh 18,36) ist, besteht es doch in dieser Welt und in ihrer Geschichte als Kraft der Gerechtigkeit, des Friedens, der wahren Freiheit und der Achtung der Würde jedes Menschen. Die Kirche strebt danach, die Welt durch die Verkündigung des Evangeliums der Liebe zu verwandeln, die "eine dunkle Welt immer wieder erhellt und uns den Mut zum Leben und zum Handeln gibt . . . und damit das Licht Gottes in die Welt einzulassen" (vgl. Deus caritas est, 39). Zur Mitwirkung an dieser Sendung und an diesem Dienst möchte ich, auch mit dieser Botschaft, alle Mitglieder und Einrichtungen der Kirche aufrufen.
Missio ad gentes
Die Sendung der Kirche besteht also darin, alle Völker zum Heil zu rufen, das Gott durch seinen menschgewordenen Sohn gewirkt hat. Es ist deshalb notwendig, daß wir den Einsatz für die Verkündigung des Evangeliums erneuern, welches Ferment der Freiheit und des Forschritts, der Brüderlichkeit, der Einheit und des Friedens ist (vgl. Ad gentes, 8). Ich möchte "erneut bekräftigen, daß der Auftrag, allen Menschen die Frohbotschaft zu verkünden, die wesentliche Sendung der Kirche ist" (Evangelii nuntiandi, 14), eine Aufgabe und eine Sendung, die durch die weitreichenden und tiefgreifenden Veränderungen der heutigen Gesellschaft noch dringlicher werden. Es steht das ewige Heil der Menschen auf dem Spiel, das Ziel und die Erfüllung der Menschheitsgesichte und des Universums selbst. Vom Völkerapostel ermutigt und inspiriert, müssen wir uns dessen bewußt sein, daß Gott viel Volk in allen Städten gehört, die auch von den heutigen Aposteln durchquert werden (vgl. Apg 18,10). In der Tat gilt die Verheißung "all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird" (Apg 2,39).
Die ganze Kirche muß an der missio ad gentes mitwirken, bis die rettende Herrschaft Christi ganz verwirklicht ist: "Jetzt sehen wir noch nicht alles ihm zu Füßen gelegt" (Hebr 2,8).
Berufen auch durch das Martyrium zu evangelisieren
An diesem der Mission gewidmeten Tag gedenke ich im Gebet aller, die ihr Leben ganz der Evangelisierungstätigkeit geweiht haben. Besonders erwähnen möchte ich jene Ortskirchen und jene Missionare und Missionarinnen, die das Reich Gottes in Situationen der Verfolgung bezeugen und verbreiten, wo Formen von Unterdrückung herrschen, die von der gesellschaftlichen Diskriminierung bis zu Gefängnis, Folter und Tod reichen. Es sind nicht wenige, die derzeit um seines "Namens" willen getötet werden. Es ist immer noch erschreckend aktuell, was mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. schrieb: "Das Gedächtnis des Jubiläums hat uns einen überraschenden Schauplatz eröffnet. Es hat uns gezeigt, daß unsere Zeit reich ist an Zeugen, die auf je eigene Weise trotz Widerstand und Verfolgung das Evangelium zu leben vermochten und dabei oft bis zur höchsten Hingabe des Blutes gegangen sind" (Novo millennio ineunte, 41).
Die Teilhabe an der Sendung Christi kennzeichnet in der Tat das Leben der Verkünder des Evangeliums, denen das gleiche Schicksal vorbehalten ist, das auch ihrem Meister widerfuhr. "Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen." (Joh 15,20). Die Kirche begibt sich auf denselben Weg und erduldet dasselbe Schicksal Christi, denn sie handelt nicht auf der Grundlage einer menschlichen Logik, noch rechnet sie mit der Macht der Kraft, sondern sie folgt dem Weg des Kreuzes und wird in kindlichem Gehorsam gegenüber dem Vater Zeugin und Weggefährtin der Menschheit.
Die alten Kirchen ebenso wie die neuerer Gründung erinnere ich daran, daß sie vom Herrn als Salz der Erde und Licht der Welt errichtet wurden und berufen sind, Christus, das Licht der Völker, bis an das äußerste Ende der Erde zu verbreiten. Die missio ad gentes muß deshalb Priorität in ihren Pastoralprogrammen haben.
Den Päpstlichen Missionswerken danke ich und ermutige sie bei ihrer unverzichtbaren missionarischen Informations- und Bildungsarbeit und bei der materiellen Unterstützung der jungen Kirchen. Durch diese päpstlichen Institutionen verwirklicht sich auf wunderbare Weise die Gemeinschaft unter den Kirchen durch den Austausch von Gaben sowie in gegenseitiger Fürsorge und in gemeinsamen missionarischen Projekten.
Schluß
Der missionarische Elan ist stets Zeichen der Lebendigkeit unserer Kirchen gewesen (vgl. Redemptoris missio, 2). Es muß jedoch auch betont werden, daß die Evangelisierung ein Werk des Geistes ist und daß sie vor aller Aktivität zunächst Zeugnis und Ausstrahlung des Lichtes Christi (vgl. Redemptoris missio, 26) seitens der Ortskirche ist, die ihre Missionare und Missionarinnen aussendet, damit diese über die eigenen Grenzen hinausgehen. Deshalb bitte ich alle Katholiken um das Gebet zum Heiligen Geist, daß er in der Kirche die Leidenschaft für die Mission wachsen lasse, das Reich Gottes zu verbreiten und die Missionare und Missionarinnen zu unterstützen wie auch die christlichen Gemeinden, die sich an vorderster Front, bisweilen in einem feindlichen Umfeld der Verfolgung, für diese Sendung einsetzen.
Zugleich lade ich alle ein, die Gemeinschaft unter den Kirchen durch die materielle Unterstützung glaubhaft zu bezeugen, insbesondere auch in der Zeit der Krise, die die Menschheit gegenwärtig erlebt, damit die jungen Ortskirchen in der Lage sind, die Völker mit dem Evangelium der Liebe zu erleuchten. In unserem missionarischen Handeln leite uns die Jungfrau Maria, der Stern der Neuevangelisierung, die der Welt Christus geschenkt hat, der zum Licht für die Völker gemacht wurde, damit er "bis an das Ende der Erde" (Apg 13,47) das Heil bringen möge.
Allen erteile ich meinen Segen.
Aus dem Vatikan, am 29. Juni 2009
Weltmissionssonntag 2009
Schweizer Bischofskonferenz (SBK)
Am 18. Oktober feiern wir auf der ganzen Welt den Weltmissionssonntag. Dieser Tag erinnert uns an den zeitlosen Wert des missionarischen Auftrags, der sich an alle Diözesen, alle Pfarreien, alle kirchlichen Werke und Gruppen unserer Kirche richtet. Indem wir an diesem Tag die Kollekte, die in allen Gemeinden der Weltkirche aufgenommen wird, wirklich ernst nehmen, kommen wir unserer Pflicht des Teilens nach.
Die Kirche hat Missio beauftragt, den Gemeinden auf der ganzen Welt die zu ihrer geistigen und gesellschaftlichen Entwicklung nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Missio verfügt auf diesem Gebiet über die nötige Kompetenz, weil sie die Bedürfnisse aller Diözesen auf der Welt kennt und ihre Mittel sinnvoll verteilt. Es gilt, den Weltmissionssonntag in Solidarität mit den Schwestern und Brüdern auf der ganzen Welt zu feiern. Gastkirche von Missio ist dieses Jahr der Senegal. In diesem Zusammenhang wollen wir von der Möglichkeit profitieren, das Zusammenleben der Christinnen und Christen mit anderen Religionen, im Speziellen mit dem Islam, kennen zu lernen.
Die Schweizer Bischöfe rufen alle Gläubigen in unserem Land dazu auf, die Kollekte* des Weltmissionssonntags grosszügig zu unterstützen.
Freiburg, 8. September 2009.
Die Kirche hat eine universale Mission
Karl Kardinal Lehmann
Die Kirche hat eine universale Mission, weil Gott sein Heil allen Völkern zugedacht hat. Diese Einsicht hat die Christen von Anfang an bewegt, ihren Glauben an Jesus Christus öffentlich zu bezeugen und das Evangelium vom Reich Gottes "bis an die Grenzen der Erde" (Apg 1,8) zu verkünden. Alle Völker und alle Menschen haben ein Recht zu erfahren, dass Gott sich der Menschheit aller Epochen und Kontinente in Jesus Christus unwiderruflich zugewandt hat. Jesus Christus ist das "Licht der Völker", so sagt das Zweite Vatikanische Konzil und fügt hinzu, dass dieses Licht "alle Menschen" erleuchten soll (vgl. Lumen gentium 1).
Karl Kardinal Lehmann, Mainz, September 2004.
Hirtenwort der österreichischen Erzbischöfe und Bischöfe
Österreichische Bischofskonferenz
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Heute feiern alle katholischen Diözesen der Welt den Weltmissions-Sonntag mit Gebet und Sammlungen für die ganze Weltkirche. Dabei macht es keinen Unterschied, ob eine Diözese arm oder reich ist, ob sie eine Jahrhunderte lange Geschichte hat oder erst ein paar Jahre alt ist, ob sieim Norden liegt oder in einem der Länder des Südens: alle geben, die Bedürftigsten erhalten. Daraus ergibt sich die größte Solidaritätsaktion der Welt. Ihr liegt eine Idee zugrunde: Alle Kirchen für die ganze Kirche.1Besonders berührend ist es, diesen Tag in einer armen Gemeinde, z.B. im Senegal, zu verbringen: Auch und gerade dort geben die Menschen, die selbst kaum das Nötigste zum Leben haben, ihren Beitrag. Daran erkennt man, dass es nicht um Geld, sondern in Wirklichkeit um Liebe geht. Denn nicht das Geld, sondern die Liebe macht die Gemeinschaft der Kirche zu einer einzigen großen Familie: zur Familie Gottes in der Welt. Was berechtigt uns, diesen Ausdruck "Familie" für eine solche Vielfalt von Kulturen, Völkern und Nationen zu verwenden? Es ist das Bekenntnis unseres Glaubens, indem wir beten: "Ich glaube an den einen Gott, den Vater. . .", aber auch die Bereitschaft des Sorgens, des Mühens und, wo nötig, auch des Leidens füreinander. Es ist Gott, der als unser aller Vater das Familie- sein aller Gläubigen begründet. Als der Auferstandene bestätigt und erklärt Jesus diese Familie des Vaters: ". . . ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater" (Joh 20, 17). Und an diesen Vater richtet er seine sehnlichste Bitte: "Vater, lass sie alle eins sein . . .". Diese Bitte verbindet Jesus mit einem Ziel: " . . . damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast"(Joh 17,21).Von den ersten Generationen der Christen wird gesagt, dass sie "ein Herz und eine Seele" (Apg 4,32) waren. Dies hatte eine ganz sichtbare Folge: "Immer mehr wuchs die Zahl der Männer und Frauen, die den Glauben an den Herrn annahmen" (Apg 5,14). Das Zeugnis ihrer Einheit bewirkte, dass mehr und mehr Menschen an Christusglauben konnten. Neben dem Glauben an den Vater ist es die geschwisterliche Sorge füreinander, die Liebe von Geschwistern zueinander, die schon die natürliche Familie und ebenso die Familie Gottes in der Welt kennzeichnet. Die Schönheit einer Familie liegt im Vertrauen zueinander, das von Liebe getragen ist. In der Geborgenheit, die sich die Familienmitglieder schenken, indem sie zu einander stehen. In dem Bewusstsein, dass jedes Mitglied, vom kleinsten Kind bis zum Ältesten, um seiner selbst willen geliebt wird, und das trotz aller Schwächen und1 Pauline Marie Jaricot, Prop. Fidei 1994.unabhängig von jeder Leistung. Die Liebe in der Familie kennt oft kein Maß. Viele von uns erinnern sich dabei vielleicht an ihre Mutter oder ihren Vater, die in schwierigen Zeiten unter großen Opfern ihr Äußerstes und oft ihre Gesundheit gegeben haben, um die Familie zu erhalten .Die Liebe zu den Schwestern und Brüdern kann auch das beinahe Unmögliche möglich, ja zur größten Selbstverständlichkeitwerden lassen.
So lesen wir im Bericht eines afrikanischen Missionars über die katastrophalen Zustände während des Bürgerkriegs in seinem Land: "Die Flucht des ganzen Dorfes vor den herannahenden Soldaten hatte eingesetzt. Dramatische Szenen spielen sich ab: Angesichts der tödlichen Bedrohung bricht Panik aus. Mitten in dieser Panik schleppt ein siebenjähriger Junge seinen verletzten, älteren und um vieles schwereren Bruder schwankend auf den rettenden Urwald zu. Ein Foto- Reporter, der diese Szene festhält, ruft entsetzt: 'Das schaffst Du nie!' - 'Doch', antwortet der Kleine keuchend, aber zuversichtlich, 'er ist gar nicht schwer - er ist ja mein Bruder!'"
Familie sein und - mehr noch - Familie Gottes in der Welt sein, das schenkt eine Kraft, die über die natürlichen Reserven und Schmerzgrenzen hinaus zu gehen vermag. "Einer trage des anderen Last", lesen wir bei Paulus (Gal 6,2). Dadurch wird ein Netz der Nächstenliebe über die ganze Welt gewoben. Zwar droht dieses Netz angesichts der globalen Krisen, bei dem Ausmaß der Not immer wieder zu zerreißen, doch trotz der Schwere der Bedrängnis geben der Glaube und die Liebe die Hoffnung nicht auf. Viele wertvolle Initiativen von Orden und Organisationen, von Diözesen und Pfarren arbeiten mit an diesem Netz der Liebe und der Solidarität. Der unverwechselbare Auftrag von Missio, den Päpstlichen Missionswerken, ist es, die schwächsten Stellen dieses weltweiten Netzwerks, die jungen 1.100 Missionsdiözesen, zu stärken. Sie bringen das Wort Gottes, die Frohe Botschaft, dass wir alle zu Seiner Familie gehören, bis in die fernsten Länder und Menschenherzen. Mit einem herzlichen "Vergelt's Gott" für Ihre Gebete und materiellen Hilfen in der Vergangenheit bitten wir Bischöfe Österreichs sie auch heuer wieder, dieses Netzwerk der Nächstenliebe durch Ihr Gebet und eine großzügige Spende zu unterstützen. Auch wenn es ein wenig weh tut, es ist nicht schwer: es sind ja unsere Schwestern und Brüder! Maria, unsere Mutter und Fürsprecherin segne und vergelte auch allen österreichischen Missionaren ihre Mühen und stehe uns allen, der Familie Gottes in der Welt, bei. Wien, Oktober 2009-10-11
Ämter und Dienste in der Kirche
Wilhelm Rees
Die Entwicklung und Ausgestaltung von Ämtern und Diensten in der Kirche ist im Laufe der Jahrhunderte in unterschiedlicher Weise erfolgt. Kam in der Anfangszeit für die Dienste in und an der Gemeinde den Charismen eine große Bedeutung zu, so wurden zugleich Gemeindemitglieder mit Leitungs- und Ordnungsfunktionen betraut. An der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert erfolgte die entscheidende Weichenstellung für die Entwicklung des Amtes, näher hin die Dreigliedrigkeit in Bischöfe, Presbyter und Diakone. Immer mehr wurde in der Folge das Unterscheidende und Abgrenzende zwischen Klerikern und Laien herausgestellt.
Erst das Zweite Vatikanische Konzil hat eine neue Sicht bzw. eine Rückbesinnung auf die Frühzeit der Kirche eingeleitet, indem es die Kirche als das neue Volk Gottes und als Communio sieht. Allgemeines Priestertum und Amtspriestertum sind einander zu-, nicht gegen geordnet. Im Blick auf das kirchliche Amt, das über fast 2000 Jahre vom Kleriker her bestimmt war, verwendet der kirchliche Gesetzgeber einen weiteren Amtsbegriff, so dass Laien Ämter in der Kirche innehaben können. Alle Gläubigen haben an der Sendung der Kirche teil. Sie sind daher befähigt, nicht nur am Verkündigungs- und Heiligungsdienst, sondern auch am Leistungsdienst mitzuwirken. Dabei sind Mann und Frau gleichberechtigt.
Wilhelm Rees, Ämter und Dienste. Kirchenrechtliche Standortbestimmung und Zukunftsperspektiven. Ämter und Dienste, Österr. Pastoraltagung 2009, Linz 2009.
Bernhard Zahrl (1997)