Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 28. Mai. 2023 - Pfingstsonntag (A/B/C)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Apg 2,1-11
Lesung aus der Apostelgeschichte.
Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war,
waren alle zusammen am selben Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen,
wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt,
und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer,
die sich verteilten;
auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt
und begannen, in anderen Sprachen zu reden,
wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden,
fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
Als sich das Getöse erhob,
strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt;
denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Sie waren fassungslos vor Staunen
und sagten:
Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
Parther, Meder und Elamiter,
Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien,
von Pontus und der Provinz Asien,
von Phrygien und Pamphylien,
von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin,
auch die Römer, die sich hier aufhalten,
Juden und Proselyten,
Kreter und Araber -
wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.
Aus allen Ländern versammeln sich Menschen am Pfingsttag, zum Wochenfest, in Jerusalem. Dieses Schawuot-Fest war im Judentum ein Erntefest, wurde dann im Spätjudentum als Bundeserneuerungsfest und im Zusammenhang mit den Gedächtnisfeiern zur Gesetzgebung am Sinai begangen. Es ist anzunehmen, dass es sich bei den "fremden Sprachen” (2,4) nicht um die Muttersprachen der Fremden handelt, sondern eher um Glossolalie (Zungenrede) - vielleicht in fremden Sprachen. Als Quellen des Pfingstberichtes wird zum einen 1 Kor 12,3.10 (Apg 2 ist der Ausbruch der Ankündigung von 1 Kor) und weitere Berichte über Sprachenwunder angenommen.
In diesem Bericht wird dann schon ein Problem leise angedeutet, was dann später im Apostelkonzil noch zum Tragen kommen soll: Wer ist Empfänger des Heiligen Geistes? - Der Pfingstbericht erzählt, dass alle ohne Unterschied den Geist empfingen - später werden sich die Apostel streiten, ob, wer Christ werden will, zunächst Jude werden muss.
Die Schilderung des Pfingstereignisses ist in der Apostelgeschichte bedeutungsvoll allen anderen Berichten vom Wirken des Heiligen Geistes vorangestellt. Auch der feierliche Ton, in dem die Schilderung gehalten ist, weist auf die Bedeutung des Ereignisses hin. Es soll ein Geschehen von geschichtsmächtigem Charakter dargestellt werden. Die Herabkunft des Heiligen Geistes bewirkt, dass die Gemeinde Jesu in die Weltgeschichte eintritt und das Evangelium allen Völkern verkündet.
Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, schildert den Vorgang in den Farben alttestamentlicher Gotteserscheinungen. Seine Erzählung trägt Anklänge an Ex 19,16-19 und 1 Kön 19,11f. Zugleich hat das erzählte Geschehen Erfüllungscharakter. Es erfüllt sich, was beispielsweise in Joel 3,1-5 prophetisch verheißen wurde und was auch Jesus angekündigt hat (vgl. die johanneischen Abschiedreden oder Apg 1,8). Der Beginn der Perikope heißt wörtlich übersetzt: "Als sich der Pfingsttag erfüllte …".
Mit dem Reden in fremden Sprachen, welches die versammelten Jünger erfüllte, ist vermutlich das Phänomen der Glossolalie gemeint. Dabei handelt es sich um jene ekstatischen Zungenrede, wie sie später auch aus der Gemeinde von Korinth bekannt ist (vgl. 1 Kor 12-14). Von dem merkwürdigen Verhalten der Geistträger angelockt oder aufgeschreckt, kommt es in Jerusalem zu einem Volksauflauf. In der Menge befinden sich auch Diasporajuden aus unterschiedlichen Sprachen und Völkern. Mit ihrer Erwähnung wird auf den universalen Zug des Geschehens nachdrücklich hingewiesen. Die als Völkerliste angelegte Aufzählung von Juden aus unterschiedlichen geographischen Bereichen verweist auf das kommende missionarische Wirken der Jesusjünger über den engen Bereich von Palästina hinaus.
Die Lesung trägt das Pfingstereignis aus der Apostelgeschichte vor. Die Apostelgeschichte enthält den einzigen ausdrücklichen und ausführlichen Bericht darüber. Was sich zum Pfingstfest in Jerusalem ereignete, ist die Erfahrung der Christen der ersten Generation: Die Ausgießung des Geistes Gottes über alle, die Jesus nachfolgen. Diese Erfahrung wird in unserem Text durch symbolträchtige Phänomene hörbar und sichtbar: das Brausen, das einem Sturm gleicht, und die Feuerzungen, welche das Sprachenwunder sichtbar machen, und schließlich das unerwartete öffentliche Auftreten der Jünger.
Das Pfingstfest wurde von den Juden fünfzig Tage nach dem Paschafest (Ostern) gefeiert. Es war ursprünglich ein Erntedankfest und wurde auch als Gedächtnis der Gesetzgebung auf dem Sinai begangen. Nach einer jüdischen Legende über die Gesetzgebung am Sinai hat sich die Stimme Gottes in die 70 Sprachen der Völker verteilt, sodaß jedes Volk die 10 Gebote in seiner Sprache vernahm.
Lukas greift dieses Motiv auf und fügt in seine Erzählung eine Völkerliste ein. Ursprünglich dürfte es sich um zwölf Völker gehandelt haben. Die in Jerusalem anwesenden Vertreter dieser Völker sind jedoch Juden. Man kann an heimgekehrte Diasporajuden denken. Die Öffnung den Heidenvölkern gegenüber findet nach Lukas erst später statt.
In der erneuerten katholischen Liturgie ist das Pfingstfest wieder fest mit dem Osterfestkreis verbunden. Ostern dauert demnach 7 Wochen. Die Auferstehung und die Ausgießung des Geistes Gottes gehören zusammen.
1. Lesung (ungekürzt) - Apg 2,1-13
Lesung aus der Apostelgeschichte.
Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war,
waren alle zusammen am selben Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen,
wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt,
und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer,
die sich verteilten;
auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt
und begannen, in anderen Sprachen zu reden,
wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden,
fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
Als sich das Getöse erhob,
strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt;
denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Sie waren fassungslos vor Staunen
und sagten:
Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
Parther, Meder und Elamiter,
Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien,
von Pontus und der Provinz Asien,
von Phrygien und Pamphylien,
von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin,
auch die Römer, die sich hier aufhalten,
Juden und Proselyten,
Kreter und Araber -
wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.
Alle gerieten außer sich und waren ratlos.
Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten?
Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken.
Martin Stewen (2011)
Martin Leitgöb (2004)
Hans Hütter (1996)
Aus allen Ländern versammeln sich Menschen am Pfingsttag, zum Wochenfest, in Jerusalem. Dieses Schawuot-Fest war im Judentum ein Erntefest, wurde dann im Spätjudentum als Bundeserneuerungsfest und im Zusammenhang mit den Gedächtnisfeiern zur Gesetzgebung am Sinai begangen. Es ist anzunehmen, dass es sich bei den "fremden Sprachen” (2,4) nicht um die Muttersprachen der Fremden handelt, sondern eher um Glossolalie (Zungenrede) - vielleicht in fremden Sprachen. Als Quellen des Pfingstberichtes wird zum einen 1 Kor 12,3.10 (Apg 2 ist der Ausbruch der Ankündigung von 1 Kor) und weitere Berichte über Sprachenwunder angenommen.
In diesem Bericht wird dann schon ein Problem leise angedeutet, was dann später im Apostelkonzil noch zum Tragen kommen soll: Wer ist Empfänger des Heiligen Geistes? - Der Pfingstbericht erzählt, dass alle ohne Unterschied den Geist empfingen - später werden sich die Apostel streiten, ob, wer Christ werden will, zunächst Jude werden muss.
Die Schilderung des Pfingstereignisses ist in der Apostelgeschichte bedeutungsvoll allen anderen Berichten vom Wirken des Heiligen Geistes vorangestellt. Auch der feierliche Ton, in dem die Schilderung gehalten ist, weist auf die Bedeutung des Ereignisses hin. Es soll ein Geschehen von geschichtsmächtigem Charakter dargestellt werden. Die Herabkunft des Heiligen Geistes bewirkt, dass die Gemeinde Jesu in die Weltgeschichte eintritt und das Evangelium allen Völkern verkündet.
Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, schildert den Vorgang in den Farben alttestamentlicher Gotteserscheinungen. Seine Erzählung trägt Anklänge an Ex 19,16-19 und 1 Kön 19,11f. Zugleich hat das erzählte Geschehen Erfüllungscharakter. Es erfüllt sich, was beispielsweise in Joel 3,1-5 prophetisch verheißen wurde und was auch Jesus angekündigt hat (vgl. die johanneischen Abschiedreden oder Apg 1,8). Der Beginn der Perikope heißt wörtlich übersetzt: "Als sich der Pfingsttag erfüllte …".
Mit dem Reden in fremden Sprachen, welches die versammelten Jünger erfüllte, ist vermutlich das Phänomen der Glossolalie gemeint. Dabei handelt es sich um jene ekstatischen Zungenrede, wie sie später auch aus der Gemeinde von Korinth bekannt ist (vgl. 1 Kor 12-14). Von dem merkwürdigen Verhalten der Geistträger angelockt oder aufgeschreckt, kommt es in Jerusalem zu einem Volksauflauf. In der Menge befinden sich auch Diasporajuden aus unterschiedlichen Sprachen und Völkern. Mit ihrer Erwähnung wird auf den universalen Zug des Geschehens nachdrücklich hingewiesen. Die als Völkerliste angelegte Aufzählung von Juden aus unterschiedlichen geographischen Bereichen verweist auf das kommende missionarische Wirken der Jesusjünger über den engen Bereich von Palästina hinaus.
Die Lesung trägt das Pfingstereignis aus der Apostelgeschichte vor. Die Apostelgeschichte enthält den einzigen ausdrücklichen und ausführlichen Bericht darüber. Was sich zum Pfingstfest in Jerusalem ereignete, ist die Erfahrung der Christen der ersten Generation: Die Ausgießung des Geistes Gottes über alle, die Jesus nachfolgen. Diese Erfahrung wird in unserem Text durch symbolträchtige Phänomene hörbar und sichtbar: das Brausen, das einem Sturm gleicht, und die Feuerzungen, welche das Sprachenwunder sichtbar machen, und schließlich das unerwartete öffentliche Auftreten der Jünger.
Das Pfingstfest wurde von den Juden fünfzig Tage nach dem Paschafest (Ostern) gefeiert. Es war ursprünglich ein Erntedankfest und wurde auch als Gedächtnis der Gesetzgebung auf dem Sinai begangen. Nach einer jüdischen Legende über die Gesetzgebung am Sinai hat sich die Stimme Gottes in die 70 Sprachen der Völker verteilt, sodaß jedes Volk die 10 Gebote in seiner Sprache vernahm.
Lukas greift dieses Motiv auf und fügt in seine Erzählung eine Völkerliste ein. Ursprünglich dürfte es sich um zwölf Völker gehandelt haben. Die in Jerusalem anwesenden Vertreter dieser Völker sind jedoch Juden. Man kann an heimgekehrte Diasporajuden denken. Die Öffnung den Heidenvölkern gegenüber findet nach Lukas erst später statt.
In der erneuerten katholischen Liturgie ist das Pfingstfest wieder fest mit dem Osterfestkreis verbunden. Ostern dauert demnach 7 Wochen. Die Auferstehung und die Ausgießung des Geistes Gottes gehören zusammen.
Antwortpsalm - Ps 104,1-2. 24-25. 29-31. 34
Kv: Sende aus deinen Geist
und das Angesicht der Erde wird neu. – Kv
Oder: Kv Halleluja. – Kv
GL 312,2
Preise den Herrn, meine Seele! /
Herr, mein Gott, überaus groß bist du! *
Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel, *
du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt. – (Kv)
Wie zahlreich sind deine Werke, Herr, /
sie alle hast du mit Weisheit gemacht, *
die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Da ist das Meer, so groß und weit, *
darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große Tiere. – (Kv)
Verbirgst du dein Angesicht, sind sie verstört, /
nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin *
und kehren zurück zum Staub.
Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen *
und du erneuerst das Angesicht der Erde. – (Kv)
Die Herrlichkeit des Herrn währe ewig, *
der Herr freue sich seiner Werke.
Möge ihm mein Dichten gefallen. *
Ich will mich freuen am Herrn. – Kv
2. Lesung - 1 Kor 12,3b-7. 12-13
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!,
wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.
Es gibt verschiedene Gnadengaben,
aber nur den einen Geist.
Es gibt verschiedene Dienste,
aber nur den einen Herrn.
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken,
aber nur den einen Gott:
Er bewirkt alles in allen.
Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt,
damit sie anderen nützt.
Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat,
alle Glieder des Leibes aber,
obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden:
So ist es auch mit Christus.
Durch den einen Geist
wurden wir in der Taufe
alle in einen einzigen Leib aufgenommen,
Juden und Griechen,
Sklaven und Freie;
und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
Martin Stewen (2011)
Martin Leitgöb (2004)
Hans Hütter (1996)
Der eine Geist wirkt verschiedene Gaben, die immer im Sinne der Einheit zu sehen sind. Sie alle haben ihren Ursprung in Gott.
Ausgelassen werden die Verse 1 Kor 12,8-11, in denen die verschiedenen Geistesgaben exemplarisch genannt werden. Im weiteren Verlauf (1 Kor 14) werden die Gaben auf ihren Nutzen in der Gemeinde beschrieben. Und dazwischen das Hohe Lied der Liebe (1 Kor 13).
So ist es nicht nur eine numerische Reihenfolge, sondern eine inhaltliche: Zwischen 1 Kor 12 und 1 Kor 14 steht 1 Kor 13. Aus der Liebe heraus ist verständlich, dass die Gaben des Geistes geschickt werden. Und aus der Haltung der Liebe werden sie nutzbar für die Gemeinde.
Die Perikope steht im Kontext der Stellungnahme des heiligen Paulus zu den außergewöhnlichen ekstatischen Charismen, etwa der Zungenrede, in der Gemeinde von Korinth. Es gibt eine starke Tendenz unter den Gemeindemitgliedern, dass diese Charismen überbewertet werden. Umgekehrt haben diejenigen, welche nicht mit ihnen begabt sind, gewisse Minderwertigkeitsgefühle. So sind große Spannungen entstanden. Die Gemeinde ist zwischen den verschiedenen Polen hin- und hergerissen.
Der Apostel macht sich im Hinblick auf diese Situation gewissermaßen zum Anwalt der Vielfalt. Er betont die Vielzahl der Charismen, die alle aus dem einen Heiligen Geist hervorgehen, und er weist darauf hin, dass die unterschiedlichen Gnadengaben auf die Gemeinschaft hingeordnet sind, also den anderen hilfreich und dienstbar sein sollen. Das Fundament aller Gaben ist das Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn. Daran müssen sich die außergewöhnlichen Charismen bewerten lassen. Und es gilt: Wer das Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn in seinem Herzen trägt und auf seinen Lippen führt, ist im Geist, ganz gleich in welche Richtung er begabt ist.
Um die Einheit in der Vielheit auszudrücken verwendet Paulus das Bild vom Leib mit den vielen Gliedern. Allen Gemeindemitgliedern gewährt Christus Raum in sich. Von daher ergibt sich ganz selbstverständlich eine gegenseitige Zuordnung und ein Miteinander. Keiner ist für sich alleine Glied am Leib Christi. Es ist wiederum der Geist, der die Zuordnung der Christen zum Leib Christi und die Einheit dieses Leibes bewirkt. Der Geist ist gewissermaßen die alles und alle verbindende Seele des Christusleibes, er ist der innere Zusammenhalt der Gemeinde.
Die Lesung ist dem Ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther entnommen. In der jungen Gemeinde in Korinth gibt es große Spannungen. Paulus kämpft leidenschaftlich um die Einheit der Gemeinde. Ein Streitpunkt ist das Zueinander der unterschiedlichen Begabungen (Charismen). Eine sehr auffällige (und von manchen begehrte Gabe) ist eine ekstatische Verzückung, die sich in der sog. Zungenrede äußert. Paulus bemüht sich in seinem Schreiben, die Zungenrede als Gabe des Geistes anzuerkennen, sie zugleich aber nicht überzubewerten. Entscheidend ist für ihn, daß alle Begabungen Geschenk des Geistes Gottes sind. Das Kriterium ihrer Echtheit ist jedoch ihre Ausrichtung auf die Einheit.
2. Lesung (ungekürzt) - 1 Kor 12,3b-13
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!,
wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.
Es gibt verschiedene Gnadengaben,
aber nur den einen Geist.
Es gibt verschiedene Dienste,
aber nur den einen Herrn.
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken,
aber nur den einen Gott:
Er bewirkt alles in allen.
Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt,
damit sie anderen nützt.
Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt,
Weisheit mitzuteilen,
dem anderen durch denselben Geist die Gabe,
Erkenntnis zu vermitteln,
einem anderen in demselben Geist Glaubenskraft,
einem anderen - immer in dem einen Geist -
die Gabe, Krankheiten zu heilen,
einem anderen Kräfte, Machttaten zu wirken,
einem anderen prophetisches Reden,
einem anderen die Fähigkeit,
die Geister zu unterscheiden,
wieder einem anderen
verschiedene Arten von Zungenrede,
einem anderen schließlich die Gabe,
sie zu übersetzen.
Das alles bewirkt ein und derselbe Geist;
einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu,
wie er will.
Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat,
alle Glieder des Leibes aber,
obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden:
So ist es auch mit Christus.
Durch den einen Geist
wurden wir in der Taufe
alle in einen einzigen Leib aufgenommen,
Juden und Griechen,
Sklaven und Freie;
und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
Sequenz - Ltg 0
Komm herab, o Heil'ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.
In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.
(Amen. Halleluja.)
Ruf vor dem Evangelium - Ltg 0
Halleluja. Halleluja.
Komm, Heiliger Geist,
erfülle die Herzen deiner Gläubigen,
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!
Halleluja.
Evangelium - Joh 20,19-23
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an
und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Denen ihr die Sünden erlasst,
denen sind sie erlassen;
denen ihr sie behaltet,
sind sie behalten.
Martin Stewen (2011)
Martin Leitgöb (2007)
Hans Hütter (1996)
Der Evangelist Johannes setzt die Geistsendung unmittelbar in dem Zusammenhang zum Auferstehungsgeschehen: Am Morgen des ersten Tages fanden die Frauen das Grab leer. Und am ersten Tag geschieht auch die Geistmitteilung. Dieser Geist geht aus dem Sohn hervor - als sein Atem. Die Adressaten sind nicht Fremde wie etwa im Pfingstbericht des Lukas, sondern Jesu Vertraute, seine Jünger. Noch ein Unterschied fällt auf: Die Gaben des Geistes sind nicht Aufgaben oder menschliche Fähigkeiten (siehe 1 Kor oder Apg) sondern Geschenke: Friede und Freude.
Die Perikope ist ein Höhepunkt in der Osterbotschaft des Johannesevangeliums. Der Auferstandene erscheint vor den Jüngern und beschenkt sie mit dem Heiligen Geist. Was die kirchliche Liturgie zu Ostern und zu Pfingsten feiert, ist eine zeitliche Entfaltung dieser Geschehenseinheit. Der Auferstandene begründet durch seine Erscheinung und die Geistspendung den Glauben der Jünger und damit auch die Kirche, und er offenbart zugleich die Fruchtbarkeit seines Todes und seiner Erhöhung. So ist es zu verstehen, dass in V. 20 besonders auch das Zeigen der Seite betont wird, jener von der Lanze durchstoßenen Seite des Gekreuzigten, aus der nach Joh 19,34 Blut und Wasser hervorgeströmt sind: Symbole des von Gott gespendeten Lebens.
In der vorliegenden Erscheinungsgeschichte wird mehrfach an die Abschiedsreden Jesu (Joh 14-17) angeknüpft. Der Friede war das Vermächtnis Jesu vor seinem Tod (Joh 14,27), jetzt ist der Friede gleich zweimal der Wunsch und die Gabe des Auferstandenen. Vor seinem Tod verheißt Jesus den traurigen Jüngern ein Wiedersehen in voller und ungebrochener Freude (Joh 16,22), jetzt freuen sich die Jünger, als sie den Herrn sehen. In seinem Abschiedgebet hat Jesus von der Sendung der Jünger gesprochen, gleichsam als einer Verlängerung seiner eigenen Sendung vom Vater her (Joh 17,18), jetzt geschieht diese Sendung expressis verbis. Schließlich hat Jesus wiederholt in den Abschiedsreden den Beistand, den Geist der Wahrheit, verheißen (z.B. Joh 14,16. 26; 16,7. 13), jetzt schenkt er den Jüngern diesen Geist.
Für die Geistspendung verwendet der Evangelist Johannes das Verbum „anhauchen“–„emphysan“, welches in der griechischen Version des Alten Testaments in Gen 2,7, Ez 37,9 und Weish 15,11 vorkommt. Es handelt sich dabei jeweils um Texte, in denen die lebensspendende Kraft Gottes verkündet wird. Die Mitteilung des Geistes ist also als Gabe eines neuen Lebens zu verstehen.
In V. 23 ist zum einzigen Mal im Johannesevangelium von Sündenvergebung die Rede. Die Jünger repräsentieren, in dem sie die Vollmacht zur Sündenvergebung empfangen, die ganze Kirche. Ihr Gesendetsein und ihr Beschenktsein mit dem Heiligen Geist erfährt in dieser Gabe eine besondere Konsequenz. Im wesentlichen besteht die Sündenvergebung darin, diejenigen wieder zu versöhnen oder aber auszuschließen, die des Geistes unwürdig werden, welcher der Kirche verliehen ist.
Das Johannesevangelium endet mit den Erzählungen von den Erscheinungen des Auferstandenen. Für Johannes ist im Osterereignis Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten enthalten.
Die aus Furcht vor den Juden verschlossene Tür ist der Anlaß, daß Jesus seine übernatürlich Erscheinung demonstriert.. Er zeigt seine Wundmale als Hinweis auf seinen Tod. Der Friedensgruß ist Ausweis seiner Göttlichkeit. Wie der Schöpfer dem ersten Menschen das Leben eingehaucht hat, haucht er den Jüngern den Heiligen Geist ein. Dieser gibt ihnen neue Lebenskraft. Dieser Geist erweist sich in der Vergebung der Sünden, die der Kirche anvertraut ist.
Gottes Geist weht - lasst uns Segel setzen!
Tag der Ernte
In der jüdischen Tradition wird das Wochenfest - hebräisch: Schawuot - fünfzig Tage nach dem Fest der Ungesäuerten Brote gefeiert. Im Umgang der gebildeten Juden wurde dieses Fest griechisch benannt: »pentekoste«. Es kennzeichnet das Ende der Erntezeit, ist ein Fest des Dankes und zugleich auch ein Anlass zum Pilgern. In der Verkündigung an diesem Festtag wird des Bundesschlusses Gottes mit seinem Volk Israel am Sinaï gedacht.
An diesem jüdischen Erntedankfest feiert nun die Kirche, die Neusammlung des alten Israels, ihren speziellen Erntedank. Sie erfreut sich der Gaben des Heiligen Geistes, sie soll Anteil haben an seinen Früchten und aus der Kraft dieser anderen Ernte entstehen, werden und leben. Denjenigen, die sich durch das Mithineingenommensein in Christi Tod und Auferstehung zu einem neuen Bund versammelt haben, ist der Geist als Beistand verheißen. Im IV. Eucharistischen Hochgebet wird diese Erinnerung faszinierend formuliert:
Damit wir nicht mehr uns selber leben,
sondern ihm,
der für uns gestorben und auferstanden ist,
hat er von dir, Vater,
als erste Gabe für alle, die glauben,
den Heiligen Geist gesandt,
der das Werk deines Sohnes auf Erden weiterführt
und alle Heiligung vollendet.
Alles mal setzen lassen
Der Weg der fünfzig Tage nach Tod und Auferstehung Jesu beschreibt die Reifung der Ernte. Während der ersten Wochen nach Ostern hörten wir, wie die Menschen sich verwundert die Augen reiben: Sie begegnen dem Auferstandenen und fragen sich, was da läuft. Allmählich schlägt der Auferstehungsglaube Wurzeln. Dann die Fragen: Was hat die junge Gemeinschaft aller Glaubenden denn nun zu tun? Wie soll ihr Leben gehen?
Allmählich bilden sich dann Formen und Wege des Glaubenslebens und der Glaubensverkündigung heraus. Es ist ein Tasten und Suchen. Und in diese Suchbewegung hinein erfahren alle, die sich mit auf den Weg des Glaubens gemacht haben: Ihr geht nicht allein. Es fängt im kleinen Kreis an bei den Aposteln. Ihnen verheißt der Auferstandene den Beistand noch selbst. Wir hörten es im Evangelium.
Beim Erntefest fünfzig Tage nach der Auferstehung Jesu aber wird es groß und vielfältig. Da geht die Gabe Gottes an alle: So verschieden ihr seid - Parther, Meder und Elamíter - und so viele mehr, wie die Lesung sagt: "Euch allen ist gemeinsam der Heilige Geist verheißen, der euch Beistand sein will." Und so bekommt diese Suchbewegung der frühen Kirche eine neue gemeinsame Richtung und sie etabliert sich. Und genau jetzt bekommt sie ein Problem.
Nichts für Nesthocker*innen
Vielleicht kennen Sie das: Gründerväter und Gründermütter sind Enthusiasten und Enthusiastinnen - das gilt in allen Bereichen, wo Neues entsteht. Die nächste Generation aber setzt sich ein wenig ins gemachte Nest. Ihr geht sehr oft die Aufbruchsstimmung des Anfangs ab. Bei der Kirche war und ist das nicht anders. Paulus sagt daher den Korinthern deutlich: "Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt." Es gibt in der Kirche keinen Moment, wo es ansteht, sich niederzulassen und das Werk als vollendet zu betrachten. Die Gemeinschaft der Glaubenden ist nie fertig. Mit Rückbezug auf den Kirchenvater Augustinus spricht das II. Vatikanische Konzil deswegen auch von der Kirche als wanderndes Volk Gottes. Bis heute.
Fürchtet euch nicht
Immer unterwegs. Immer anders. Immer aufbrechen. Die Vorstellung, dass diese Kirche in ihrer Form und Darstellung nichts ewig Verlässliches bietet, das löst an vielen Stellen immer wieder Unruhe, geradezu Panik und vor allem heftigste Gegenbewegungen aus. Sogar bei Bischöfen. Das, was war, muss immer bleiben. Dabei stellt man allerdings oft fest, dass das, was für seit ewig geltende Traditionen gehalten wird, meist ziemlich jungen Datums ist: Was sind in unserer Kirche schon fünfhundert Jahre bei einer Geschichte von zwei Jahrtausenden? Da darf man sich dann fragen: Woher kommt eigentlich die Angst, dass unsere Glaubensgemeinschaft sich verliert, wenn sie sich weiterentwickelt?
Wer meint, wenn die Kirche sich bewegt, reflektiert und verändert, dann kommt ihr das Gesicht abhanden, der hat diese Worte des Apostels Paulus an seine Gemeinde in Korinth nicht gehört: "Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen." - Seit Gott seinen Bund mit den Menschen geschlossen hat, gilt dieses Wort. Wir dürfen uns darauf verlassen und vorangehen. Sicher nicht blindlings, aber bestimmt mutig und engagiert.
Gottes Geist ist konkret
Das Wirken des Heiligen Geistes ist eben kein leises Lüftchen, sondern ein recht ordentlicher Sturm. Das war schon in der ersten Lesung zu hören. Und im Korintherbrief des Paulus wird es sehr konkret. Paulus, ein frommer Jude, kannte natürlich den Psalm104, in dem es heißt: "Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu." Und wenn der Völkermissionar Paulus von diesem Geist Neues erwartet, ist das nicht eine fromme Worthülse, sondern sehr ernst. Und vor allem ist das: sehr konkret.
Wenn Paulus also an seine Gemeinde in Korinth die Worte schreibt: "durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie", dann hat er ein für damalige Zeiten sehr revolutionäres Bild vom Reich Gottes vor Augen. Denn diese Worte heißen nichts anderes als die Aufhebung der damaligen Gesellschaftsordnung. In den christlichen Gemeinden, so des Apostels sehr deutliche Weisung, ist die Frage, ob der und die Getaufte römisches Bürgerrecht oder gar Menschenrecht hat, völlig gleichgültig. In der Taufe werden alle eins in Christus. Und wer an diesen Gott glaubt, dessen Wille all das ist, der braucht sich auch nicht zu fürchten, weil in den Augen Gottes die Vorstellungen der Menschen nicht gelten und alles auf Gottes Weise in der Kraft des Heiligen Geistes gut kommt.
Was macht nun jede und jeder von uns damit? Vielleicht mag ein Wort aus einem nicht-christlichen Kontext uns Christinnen und Christen weiterhelfen: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen einige Mauern, andere setzen Segel."
Den Geist Gottes auf uns wirken lassen
Einheit in bunter Vielfalt
Pfingsten, ein Fest mit Offenheit und Weite in allen Völkern und Nationen, mit den Gaben des Heiligen Geistes. Darauf weist bereits die erste Lesung hin. Kirche ist multikulturell, bunt, verschiedenartig und führt doch zur Einheit, ursprünglich also für alle offen. Deshalb konnte sich das Christentum durchsetzen, aus einer sehr kleinen Bewegung entsteht Weltkirche. Das merken wir auch weltweit in vielen Großstädten, auch hier in Wien mit verschiedenen christlichen Konfessionen.
„Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen“. Das ist eine Textzeile aus der Ballade „Die Kraniche des Ibykus“ von Friedrich Schiller (1749-1805). Dort allerdings ist der Inhalt ein trauriger, weil er von der Ermordung des Dichters Ibykus handelt. Für die Buntheit und Pluralität der Kirche spricht aber dieses Zitat allemal. Nur mit der Einheit haben wir oft Schwierigkeiten, weil sie gar nicht so selten mit Uniformität verwechselt wird, die ja kaum Buntheit zulässt. Der Hintergrund dabei ist Angst vor Identitätsverlust und auch Machtgehabe, weil immer auch das Bestreben da ist, alles zu besitzen und zu beherrschen. In der Kirchengeschichte haben wir damit traurige Erfahrungen gemacht, wie das Beispiel des Ritenstreits in Indien in den Jahren 1610 bis 1740 zeigt.
Juden, Griechen, Sklaven Freie – in 1 Leib
Die zweite Lesung bringt noch einen weiteren Aspekt zur Sprache. Dort hören wir von der Kirche als „Leib Christi“. Der Leib ist durchlebter Organismus in dem jedes Glied seine Aufgabe hat. Das ist schon antike Weisheit, zu finden bereits bei Menenius Agrippa Lanatus (um 540 v. Chr. bis 493 v. Chr.), dann wiederzufinden bei Titus Livius (59 v. Chr. bis 17 n. Chr.) in „Ab urbe condita“ 2,32-33 unter dem Titel „Vom Körper und dem Magen“ und wird etwas später bei Paulus im 1. Korintherbrief wieder aufgenommen: Der faule Magen, angespielt auf die Patrizier (die Reichen), will nichts beitragen zum guten Leben, das die Plebejer (die Armen) sicherstellen. Deshalb rebellieren die Glieder (der Armen) durch Schmerzempfinden. Die Lehre daraus: Jedes Glied muss und soll seine Aufgaben erfüllen, sonst kommt es zu Magenverstimmungen, also Schmerzen bzw. zu organischem Leiden. Das betrifft den ganzen Körper. Kirche als „Leib Christi“ heißt: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen.“ (1 Kor 12,13). Gemeinschaft funktioniert nur, wenn alle ihre Talente und Begabungen einbringen.
Empfangt den Heiligen Geist!
Das wird uns durch das Evangelium, das wir bereits zu Ostern hörten, in Erinnerung gebracht. Wir bekommen Gaben des Heiligen Geistes geschenkt wie Erkenntnis, Weisheit, Einsicht, Ehrfurcht, Gottesfurcht, Stärke, Frömmigkeit, die sich in den Früchten des Heiligen Geistes auswirken sollen, wenn wir diese Geschenke annehmen und damit arbeiten. Diese Früchte sind: Liebe, Friede, Freude, Geduld, Güte, Treue etc. Tragende Begriffe, damit wir etwas begreifen sind etwa Friede - heute im Evangelium zweimal erwähnt - dazu das Geschenk des Heiligen Geistes. Genauso wichtig ist auch die Vergebung als Testfall für die Nächstenliebe. Voraussetzungen dafür sind Bereitschaft, wertschätzende Kommunikation und Begegnung auf Augenhöhe.
Die innere Kraft des Heiligen Geistes wirken lassen
All das sollte die Gemeinschaft der Kirche leisten bis in die Pfarren und Familien. Aber schon in der Urkirche „verschlossen die Jünger aus Furcht die Türen.“ Jesus tritt aber herein, spricht den Sendungsauftrag auch für den Frieden aus, als österliche Botschaft. Wie ist das heute? Viel Krieg in der Welt, Ukraine, Sudan, Syrien, wieder einmal extreme Spannungen in Israel, viel Unrast, Unruhe auch bei uns aus Angst vor existentiellem Absturz, Angst macht eng.
Und die Kirche? Papst Franziskus sprach von der „Kirche als Lazarett“ für gesundheitliche, soziale und karitative Dienste. So soll sie sich zeigen mit Gott als Kraftquelle in den Sakramenten. Diese sind Medikament für den ganzheitlichen Menschen. Manche bleiben aber bei den Energydrinks mit anregender Wirkung auf den Organismus und die Psyche stecken und denken gar nicht an die innere Kraft des Heiligen Geistes, der Beziehung schafft.
Pfingsten - wieder einige freie Tage zum Nachdenken über diese Festtagstexte. Vielleicht können Sie diese von Gott geschenkte Zeit dazu verwenden, sich auszuruhen, den Geist Gottes auf sich wirken lassen und nicht in einem überfüllten Freizeitprogramm die Tage verstreichen lassen.
Empfangt den Heiligen Geist!
Wozu braucht es eine Kirche?
Das Pfingstereignis wird oft als Geburtsstunde der Kirche bezeichnet. Heute fragen sich nicht wenige, ob wir die Kirche überhaupt brauchen. In Österreich und Deutschland treten besorgniserregend viele Getaufte aus der Kirche aus; nicht nur aus der katholischen. Die einen, weil ihnen Glaube und Religion nichts mehr bedeuten, andere sagen: um an Gott zu glauben und als guter Mensch zu leben, brauche ich diese Organisation nicht. Manche "holen" sich von der Kirche nur einige feierliche Rituale wie Taufe, Firmung, Hochzeit. Sie sehen in der Kirche einen Dienstleister für schöne Zeremonien. Mittlerweile treten auch an keine Kirche gebundene Anbieter religiöser Zeremonien auf und bieten ihre Dienste an.
Braucht es unter diesen Umständen die Kirche noch? Wozu braucht es eine Kirche? Wozu brauche ich eine Kirche?
Im Johannesevangelium haucht Jesus seinen Jüngern am Tag der Auferstehung den Heiligen Geist ein und sendet sie, den Menschen die Sünden zu erlassen und sie mit Gott zu versöhnen. Nach der Lesart des Johannes gilt dieser Auftrag unverzüglich, nicht erst fünfzig Tage später.
Braucht es dazu eine Kirche? Von welchem Selbstverständnis ist eine solche Kirche geleitet?
Frieden schaffen
Gegenwärtig steht die ganze Menschheit vor der großen Herausforderung, Frieden zu schaffen. Wie kann es gelingen, Kriege zu beenden? Wie kann es gelingen, nebeneinander oder gar miteinander zu leben, Zukunft zu gestalten, wo so viele gegensätzliche Interessen aufeinanderprallen? Jedes Volk ist bestrebt, sich gegenüber den anderen Vorteile für sich herauszuschlagen.
Lange haben wir darauf vertraut, dass dies durch Aufrüstung und gegenseitige Abschreckung erreicht werden könne. Dann hielten wir gemeinsames Wirtschaften und wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeiten für den Schlüssel zum Frieden und wachsenden Wohlstand. Die unseligen Kriege in Syrien, Afghanistan und in der Ukraine führen uns vor Augen, dass diese Rechnungen nicht aufgehen.
In seiner Abschiedsrede vor seinem Tod sagt Jesus zu seinen Jüngern: "Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch." (Joh 14,27). In seiner ersten Begegnung mit den Jüngern am Tag der Auferstehung, sagt Jesus zweimal zu ihnen: "Der Friede sei mit euch!". Er hauchte sie an und sagte zu ihnen: "Empfangt den Heiligen Geist!"(Joh 20,19-23). Er sendet sie aus, Sünden zu vergeben und die Menschen miteinander und mit Gott zu versöhnen.
Der Geist Jesu Christi, der Heilige Geist Gottes zeigt uns Wege, Frieden zu stiften und gibt uns die Kraft, Frieden zu schließen. Grundlage dauerhaften Friedens ist die Anerkennung und das Respektieren der Würde eines jeden Menschen, gerechte Verteilung der Lebensgüter und Ehrfurcht vor der Schöpfung.
Menschen, die sich vom Heiligen Geist Gottes leiten lassen
Menschen, die sich diesem Heiligen Geist Gottes öffnen, die sich den Geist Jesu Christi aneignen, ohne ihn für sich selbst zu missbrauchen, sind im besten Sinne "Schüler", Jünger Jesu. Am Anfang dieser Jüngerbewegung nannte man alle, die sich um diesen Jesus von Nazareth geschart haben und ihn als ihren Herrn (griechisch: Kyrios) versammelt haben, »Kyriake«. Daraus ist später unser Wort Kirche geworden.
Wenn wir auf diesen Ursprung schauen, wird deutlich, was wir vor allem bauchen: Menschen, die sich vom Heiligen Geist Gottes leiten lassen. Wir brauchen Menschen, die zusammenkommen, um sich in den Geist Jesu Christi zu vertiefen. Wir bauchen Menschen, die bereit sind, diesen Geist den Menschen bekannt zu machen. Wir brauchen Menschen, die im Sinne dieses Geistes Frieden stiften und die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden schaffen. Solche Menschen brauchen wir heute wie eh und je. Wie sich diese Menschen zusammenschließen und organisieren, ist zweitranging und hat sich im Laufe der Jahrhunderte vielfach geändert.
Eine solche Rückbesinnung auf den Ursprung ist für alle, die beanspruchen, Kirche Jesu Christi zu sein, eine große Herausforderung. Sie dürfen nicht müde werden, sich am Geist des Jesus von Nazareth zu erneuern. Und das ist mehr als schöne Zeremonien zu feiern, mehr als Traditions- und Brauchtumspflege, mehr als das Streiten um Prinzipien und Lehrmeinungen.
Entscheiden Sie selbst, ob Sie die Kirche in ihrem ursprünglichen Sinn brauchen. Entscheiden Sie selbst, in welcher Weise Sie den Heiligen Geist Gottes in die Welt hineintragen.
Der Heilige Geist, die innere Autorität des Menschen
Pfingsten damals - heute
Pfingsten - Fest des Heiligen Geistes, Geburtsstunde der Kirche, viele Frauen und Männer in Jerusalem, eine bestürzte Menschenmenge, viele Sprachen und Kulturen. In der Apostelgeschichte lesen und hören wir von der Urgemeinde, die Jünger fürchten sich, sperren sich ein, von einem Sturm ist auch die Rede. Soweit der äußere Rahmen, nicht sehr angenehm. Im Evangelium bei Johannes finden wir dann endlich Trostworte: „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück“ und: „Friede sei mit euch, empfangt den Heiligen Geist.“
Wie sollen wir mit diesen Schilderungen umgehen? Was sagt uns das Pfingstfest heute? Da ist schon die 1. Lesung sehr gegenwartsbezogen: der Sturm bringt frische Luft. Manche können das nicht aushalten, es ist zu kalt, irgendetwas muss sich ändern, Wärme, Feuer wäre dazu notwendig. Feuer, das Symbol für Begeisterung. Da ist das Wort „Geist“ enthalten. Sie kennen die Redensart: Jemand ist Feuer und Flamme für den Sport, für die Musik. Jemand brennt darauf, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, brennt für einen Beruf, ist begeistert davon. So kann der Beruf zur Berufung werden.
Unser Pfingstfest (griechisch: pentekoste), 50 Tage nach Ostern kommt aus dem jüdischen Schawuot als Erinnerung an die Gesetzgebung auf dem Sinai, durch Mose an das Volk weitergegeben, damit es in Gottes Spur, in Jesu Spur bleibt, denn es heißt: „Der Vater und ich sind eins“ (Joh 10,30). Obwohl die Menschen aus verschiedenen Kulturen stammten und in ganz unterschiedlichen Sprachen redeten, verstanden sie in ihren Sprachen „die GroßtatenGottes.“ Schon merkwürdig für uns heute. Manche tun sich schwer, eine Sprache zu erlernen, andere wieder wollen das auch gar nicht, wieder andere sind sprachliche Talente, haben die Begabung, also Gabe, etwas besonders gut zu können, muss nicht nur eine Fremdsprache sein.
Sprachenbegabungen
Wir sprechen von den Gaben des Heiligen Geistes, die jeder von uns in ganz unterschiedlicher Form mitbekommt. „Es gibt verschiedene Gaben, aber nur den einen Geist“ (1 Kor 12,4). Keiner hat alle Gaben und Begabungen. Wir erleben zu Pfingsten ein Sprach- und Hörwunder. Wieso kann Gottes große Taten jetzt plötzlich jeder in seiner Sprache verstehen? Der LOGOS, die Sprache, wird dem Menschen eingehaucht, er ist Luft, Atem. Das neugeborene Kind kommt mitunter mit einem Schrei zur Welt. Zum Sprechen braucht man Atem - Symbol des Heiligen Geistes. Gott haucht den Menschen Atem und damit Leben ein.
Aber gibt es nicht so viele Missverständnisse in der Welt, die zu Gewalt, Kriegen und Leid führen? Ja, leider. Das ist der böse Geist. Hier wäre die Unterscheidung der Geister notwendig. Ein Kurztext von Lene Mayer-Skupanz (geb. 1939) mit dem Titel „(Vater) mit jedem redest du anders“ zeigt, wie unterschiedlich wir miteinander reden. Da hört der Bub, dass der Vater, ein Zahnarzt, mit den verschiedenen Menschen, die er trifft, sich sprachlich auf ihre Lebenssituation einstellt. Das tun wir Erwachsene ja auch. Menschen etwa gleichen Alters reden anders miteinander als mit Kindern. Ausschlaggebend für unterschiedliche Sprechweisen sind auch Ort, die Zeit, das Thema. Auch Gott redet mit jedem einzelnen sehr persönlich. Er redet, wenn wir schweigen. Jedes Gespräch braucht Pausen. Gott leitet seine Botschaft damals und heute weiter in verschiedene Sprachen und Kulturen. Und dort wieder ganz persönlich zu jedem Menschen. Und nicht nur das: Er beschenkt uns mit seinen Gaben, damit der Mensch sich in Freiheit entfalten kann zu seiner Freude, aber auch zum Wohl und zur Freude anderer.
Der Heilige Geist als innere Autorität des Menschen
Es kommt leider auch vor, dass wir Gaben und Talente nicht zur Entfaltung bringen durch Eigenverschulden oder aber, dass andere Begabungen verhindern, das geht hin bis zu Berufungen. „Du bist dafür nicht geeignet“. „Gib her, ich mach das schneller und besser“. „Das kannst du später auch noch lernen oder tun.“ Oft auch bedarf es der List des Heiligen Geistes den Begabungen, Berufungen doch noch zum Durchbruch zu verhelfen. Der Geist Gottes soll zum Göttlichen im Menschen führen. Das ist auch aus dem Evangelium herauszulesen. Friede braucht innere Gestimmtheit, ist nicht nur Abwesenheit vom Krieg. Heilung: Wunden verheilen oft schwer. Sie werden in den verklärten Wundmalen in der Osterkerze angedeutet, letztlich wird alles gut.
Der evangelische Theologe Karl Barth nennt den dritten Band seiner Dogmatik: „Der Geist als Grund der Seele und des Leibes.“ So können wir sagen, dass der Heilige Geist als innere Autorität des Menschen wirkt. Versuchen wir in unserem Leben, suns von dieser göttlichen inneren Autorität leiten zu lassen.
Der Heilige Geist bewegt
Zuversicht
Fast 2000 Jahre lang gibt es unsere Kirche schon. Vieles ist in dieser Zeit geschehen, es gab unzählige Hochs und Tiefs. Auch heute ist die katholische Kirche in einer Krise. Wenn wir genau hinschauen, entdecken wir mit Sicherheit mehrere Baustellen oder Krisenherde. Doch nicht Fatalismus ist es, der mich sagen lässt, dass wir uns um die Zukunft der Kirche keine großen Sorgen machen müssen, sondern ein Blick in das heutige Evangelium.
Bei verschlossenen Türen saßen die Jünger Jesu beisammen, die Osterbotschaft von der Auferstehung hatte ihre Herzen noch nicht erreicht. Und genau diesen ängstlichen und unsicheren Jüngern begegnet Jesus noch einmal. Zwei Geschenke bringt er ihnen mit: Zum einen seinen Frieden – gleich zweimal sagt er zu ihnen „Friede sei mit euch!“ - und zum anderen den Heiligen Geist. Jesus haucht die Jünger an und haucht ihnen gleichsam neuen Geist, neues Leben ein. Mit diesem Geistempfang ist ein Auftrag, eine Sendung Jesu verbunden. Die Jünger sollen Sünden vergeben. Ein großer Auftrag, der uns auch heute gilt. Zu vergeben fällt oft schwer, wie leicht bin ich gekränkt, und wie oft steht mir mein Ego im Weg, wenn es darum geht, jemandem zu verzeihen.
Geist bewegt
Heute Jüngerin oder Jünger Jesu zu sein, ist eine Herausforderung. Unsere Gesellschaft wird zusehends säkularer, vielen Menschen fehlt die Zeit, sich auch noch um Religion zu kümmern, Kirche und das, was sie zu bieten hat, scheint nicht relevant zu sein. Für diese Probleme kann ich keine Lösung anbieten, doch ich kann einige Erfahrungen aus meinem Leben teilen. Der Weg des Glaubens führt mich nicht immer geradeaus, ich habe schon einige Umwege und auch Irrwege beschritten. Oft fühle ich mich ähnlich wie die Jünger, und manchmal wäre es verlockend, sich einzusperren. Doch Jesus traut auch mir etwas zu, er schenkt auch mir die Gaben des Heiliges Geistes. Dieser Geist ist es, der mir Mut macht, der mich antreibt, mich weiterhin für die Frohe Botschaft einzusetzen. Da hängt nicht alles von mir ab, doch ich trage Verantwortung für mein Leben, für die Schöpfung, für mein persönliches Umfeld.
Als Christin habe ich die Aufgabe, dem Heiligen Geist, der heute in mir und durch mich wirken möchte, zumindest nicht im Weg zu stehen. Dieser Geist Gottes begegnet mir überall dort, wo es gelingt, neue Wege zu beschreiten, wo etwas in Bewegung kommt, wo echte Begegnung geschieht. Wenn ich mich vom Geist Gottes beleben und ermutigen lasse, kann Neues entstehen und Bewährtes weiterwirken. Jeder Mensch ist von Gott beschenkt mit verschiedenen Gaben. Wenn wir in aller Verschiedenheit miteinander am Reich Gottes weiterbauen, ist uns die Unterstützung des Heiligen Geistes gewiss. Unsere Welt und unsere Kirche brauchen Menschen, die den Auftrag Jesu zur Vergebung wahrnehmen und die sich mutig für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Seien wir mutig, wagen wir es und lassen wir uns vom Geist Gottes leiten und inspirieren.
Welcher Geist bewegt uns und treibt uns?
Was treibt die Wirtschaft an?
In den vergangenen Tagen kursierte eine Beobachtung des Kabarettisten, Schauspielers und Autors Michael Niavarani in den sozialen Netzwerken: "Ist nicht erstaunlich, dass die Wirtschaft zugrunde geht, wenn die Menschheit 8 Wochen lang sich nur das kauft, was sie wirklich braucht? Ist doch arg, oder? 8 Wochen lang nur Lebensmittel gekauft und was man ganz dringend braucht und die Wirtschaft geht zugrunde."
Was treibt die Wirtschaft wirklich an? Die Regierungen rund um die Welt versuchen, die ins Stocken geratene Wirtschaft mit unvorstellbaren Geldsummen wieder in Bewegung zu bringen. "Koste es, was es wolle!" hat die österreichische Regierung als Motto ausgegeben. Abgesehen davon, dass das in Aussicht gestellte Geld nicht so rasch fließt wie versprochen, greifen nach und nach Zweifel um sich, ob sich auf diese Weise der Wirtschaftsmotor wieder so einfach starten lässt. Die Gastronomiebetriebe haben zwar wieder geöffnet, die erhofften Gäste sind aber vorerst ausgeblieben. Was hindert sie zu kommen? Sind es nur die strengen Auflagen? Ist es die Angst vor Ansteckung, vor einer "zweiten Welle"? Oder hat ein Umdenken eingesetzt, dessen Folgen wir noch nicht abschätzen können? Die Kulturbetriebe und der Tourismus sehen düstere Zeiten heraufdämmern.
Was motiviert die Menschen, ins Gasthaus zu gehen, auf Urlaub zu fahren oder Kultur zu genießen? Was steuert sie? Wie sehr sind wir konsumgesteuert, angstgesteuert, geldgesteuert, triebgesteuert, vernunftgesteuert? Viele haben in den Wochen des Lockdown die Erfahrung gemacht, dass man auch einfacher gut leben kann. Wir haben 8 Wochen unfreiwillige Nachdenkzeit hinnehmen müssen. Man wird sie nicht ungeschehen machen können; auch nicht, wenn alle Einschränkungen aufgehoben sind. Niemand kann die Folgen abschätzen.
Die Folgen eines fünfzigtägigen Lockdown
In den Lesungen haben wir vom Pfingsterlebnis der Anhänger Jesu gehört. Sie waren in einen unfreiwilligen Lockdown hineingeraten. "Aus Furcht vor den Juden" haben sie sich eingesperrt. Die Furcht vor den Juden war es nicht allein. Auch allgemeine Ratlosigkeit hat das Ihre dazu beigetragen. Abwarten und beten… Viel mehr an Möglichkeiten eröffneten sich zunächst nicht. Fünfzig Tage Lockdown.
Wenn wir auf die biblischen Erzählungen genauer hinschauen, passierte in dieser Zeit des Rückzugs doch einiges mehr: die Jünger begannen sich neu zu ordnen. Sie wählten einen Ersatz für Judas, damit die Zwölfzahl wieder vollständig war. Sie tauschten ihre Erfahrungen aus und begriffen nach und nach, dass Jesus lebt und weiterwirkt; allerdings anders als sie es bis dahin gewohnt waren und sie gerne fortgesetzt hätten. Die 50 Tage des biblischen Lockdown veränderten ihr Bewusstsein. Die Angst begann zu weichen, ihre alten messianischen Phantasien und Rollen, die sie sich im Reich des Messias erträumten, waren Makulatur wie der Budgetentwurf des Finanzministers. Ein neues Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen begann zu wachsen. Wie ihr Landsmann Jesus begannen die Provinzler aus Galiläa in Jerusalem, der Welthauptstadt der Religion, "Gottes große Taten zu verkünden". Die große Überraschung: Die Leute verstehen, was sie zu sagen haben. Sie werden gehört und von vielen ernst genommen. Das Wunder ist perfekt.
Was ist geschehen? Ein neuer Geist treibt sie an. Oder ist es doch der schon bekannte Geist Jesu? Theologisch wird das alles noch ausdifferenziert und ausformuliert werden müssen. Was da geschehen ist, lässt sich nur mit Symbolen beschreiben; mit einem Sturmwind, mit Feuerflammen und Feuerzungen.
Was motiviert mich?
Das Pfingstfest konfrontiert uns mit der Frage, was treibt uns heute an? Was motiviert uns heute? Welcher Geist bewegt uns? Wessen Geistes Kinder sind wir?
Gesellschaftlich:
Die Coronakrise und der Lockdown stellen in Frage, was wir gesellschaftlich bisher als normal betrachtet haben: Wachstum, wirtschaftlichen Erfolg, Wohlstand, materielle Werte, Sicherheit, Freiheit… Reicht das für ein gutes Leben aller? Braucht es nicht auch eine neue Lebenseinstellung? Ein neues Verhältnis zur Natur? Als Menschen sind wir Teil der Natur, nicht Herren der Schöpfung. Ein neues Verhältnis zum Schöpfer, bzw. zur geistigen Dimension allen Lebens.
Die Krise hat uns gezeigt, dass geistige Ressourcen in der Gesellschaft in einem viel stärkeren Ausmaß vorhanden sind, als viele unserer Zeit zutrauten: Bereitschaft zu Solidarität, Wertschätzung des Lebens – auch der Menschen, die nicht mehr produktiv sein können, Bereitschaft zur Mitverantwortung jenseits einer moralinsauren political correctness und polizeilicher Kontrollen. Wie können diese geistigen Kräfte unserer Gesellschaft gepflegt und weiter entfaltet werden?
Kirchlich:
Das kirchliche Leben befindet sich in meiner Wahrnehmung schon längere Zeit in einem Lockdown; länger als uns lieb sein kann. Wir haben uns in vielfacher Hinsicht selbst gefesselt durch starres Festhalten an alten Formen, Regeln und theologischen Formeln. Mit kleinkarierten Streitigkeiten und Rivalitäten haben wir uns vielfach lächerlich gemacht. Die moralische Autorität der Kirche hat durch Klerikalismus, geistigen und sexuellen Missbrauch sowie durch zwielichtige wirtschaftliche Machenschaften schweren Schaden genommen.
Gleichzeitig beobachten wir hohe Wertschätzung des caritativen Engagements der Kirchen, ihres Einsatzes für Menschenwürde, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit. Die Kirche verfügt aus ihren geistigen Grundlagen heraus über einen reichen Schatz an Erfahrungen und Lebensweisheit. Als Kirche stützen wir uns auf die Zusage Jesu, dass er mit seinem Heiligen Geist immer bei uns ist und in uns und durch uns wirkt. Doch wieviel Raum geben wir dem Heiligen Geist? Lassen wir uns von ihm antreiben oder treiben andere Interessen unser kirchliches Handeln?
Aber auch persönlich ist jeder/jede von uns mit der Frage konfrontiert: Von welchem Geist, von welchen Motiven lasse ich mich leiten und antreiben? Braucht es erst einen persönlichen Lockdown in Form einer persönlichen Krise, einem Burnout oder einer schweren Krankheit, dass ich zum Nachdenken komme? Wie nachhaltig und wie krisenfest sind meine persönlichen Lebensziele? Von welchen Werten lasse ich mich leiten? Man kann sich dem Heiligen Geist auch öffnen, ohne dass man durch eine Krise dazu genötigt wird.
Die Tradition zählt sieben Gaben des Heiligen Geistes auf: Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Habe ich schon alle entdeckt und schätzen gelernt? Pfingsten ist Anlass, den Heiligen Geist darum zu bitten, und Einladung, seine Gaben für mein persönliches Leben fruchtbar zu machen.
Der verborgene Heilige Geist offenbart sich
Versteckspiel
Zu Pfingsten werden zwar keine Eier versteckt, aber auf ein Suchspiel können wir uns heute doch noch einlassen. Wir suchen ein Wort. Es können auch mehrere sein, wenn sie einfach zusammengehören. Ein kleines Versteckspiel?
Fangen wir einmal mit der ersten Lesung an. Sie ist aus der Apostelgeschichte des Lukas. Gleich im ersten Satz heißt es: „Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.“ Das macht schon neugierig! Alle an einem Ort? Wie das? Die Geschichte nimmt dann eine unerwartete Wendung: „und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ Schon wieder: „alle“! Nichts Handverlesenes! Keine Bedingungen! Keine Einschränkungen! Einfach: „alle“. Fast schon spiegelbildlich wird von einem großen Staunen berichtet.
„Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
Parther, Meder und Elamíter,
Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien… und so weiter“.
Ist „jeder“ hier nicht: „wir alle“? Eine wundersame Wendung. Die ganze Welt scheint hier zu sein – und alle werden in eine Geschichte hineingenommen, die sie sich nicht hätten träumen lassen. Alle verstehen! „Wie bitte“ sagt hier keiner. Wir – alle – hören in unseren Sprachen Gottes große Taten. Alles klingt so selbstverständlich.
Alles!
Alles in allen
Sollen wir noch ein wenig weiter suchen? In seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt Paulus: Es gibt zwar viele Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott! Und: Er bewirkt alles in allen.
Ist das ein Zufall? Alles in allen! Das ist uns in der 2. Lesung begegnet, zugesprochen und anvertraut.
Gemeint sind die vielen Gnadengaben, die Charismen – oder einfacher gesagt: Jedem Menschen ist etwas Besonderes, Schönes, Einmaliges geschenkt. Wenn die Menschen, alle, wir alle, das teilen, sind alle reich. Paulus hat sogar den Mut, Bruder Leib als Zeugen anzurufen: alle Glieder, vom Kopf bis zu den Füßen, tragen, halten und bewegen uns. Ich kann sagen: Mir tun heute die Füße weh. Oder: mein Bauch knurrt. Oder: Meine Kehle ist ganz trocken. Aber ich bin ein einzigartiger Mensch, Ebenbild Gottes. Paulus zieht Konsequenzen daraus:
„So ist es auch mit Christus.
Durch den einen Geist
wurden wir in der Taufe
alle in einen einzigen Leib aufgenommen,
Juden und Griechen,
Sklaven und Freie;
und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.“
Da ist es wieder, schon wieder: alle in Christus aufgenommen – alle mit dem einen Geist getränkt. Die Taufe wird zum Schlüssel für eine riesige Erfahrung: alle sind geliebt, begabt, beauftragt. Alle!
Ein Leib! Christus!
Ich kann von meinen müden Füßen reden. Sie gehören zu mir. Mein Körper. Aber jetzt gerät der andere Mensch in den Blick. Er kann auf verlorenem Posten stehen, sich hinter einer Maske verschanzen, sich vor jedem Tag fürchten. Er kann in sein Unglück rennen, mit dem Kopf durch die Wand wollen, alles verspielen. Und: er gehört zu mir. So, wie ich zu ihm. In Christus. Wir sind sein Leib. Alle! Wir können auch nur zusammen funktionieren, zusammen gehen, zusammen leben. Paulus spricht davon, dass wir alle mit dem einen Geist beschenkt wurden. Wieder: keine Bedingungen, keine Einschränkungen, keine Bedenken.
Alles wissen
Aller guten Dinge sind bekanntlich „drei“. Im Evangelium finden wir tatsächlich das Wort „alle“ auch wieder. Eine Überraschung? Oder weil es pfingstlich ist? Womöglich eine „Geistesart“? Die Art des Geistes? Jesus sagt:
„Der Beistand aber, der Heilige Geist,
den der Vater in meinem Namen senden wird,
der wird euch alles lehren
und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
„Alles lehren“ – „alles erinnern“! Was Jesus gesagt hat. Alles! Hier laufen alle Fäden zusammen, alle unsere Gedanken finden ihre Mitte, alles bekommt seine Kraft. Eine neue Perspektive tut sich hier auf. Wir werden – haben Sie das gemerkt – zu „Alleswissern“! Eine gewagte Sache: Jesus hat vor so langer Zeit gepredigt, vor so langer Zeit Zeichen gesetzt. Die Distanz ist kaum zu überbrücken. Sie reicht über Jahrhunderte. Doch uns wird alles gelehrt, alles erinnert? Ein bisschen ratlos bin ich schon. Ich sehe viele Puzzleteile, höre auseinandergehende Meinungen, werde von Ansprüchen, auch von Wahrheitsansprüchen, ständig herausgefordert. Was soll ich glauben? Alles? Von wem? Wenn ich etwas nicht bin, dann „Alleswisser“!
Jesus verspricht uns einen Advokaten, einen, der dem Wortsinn nach für uns spricht, für uns eintritt, uns verteidigt. Ich bin nicht allein, wenn ich angeklagt werde, auch nicht, wenn ich mich anklage und vor dem Tribunal meines Lebens nicht bestehen kann. Wenn ich nichts mehr verstehe. Wenn mir nichts mehr bleibt. Ein größeres Geschenk als einen Fürsprecher kann es nicht geben. Er sagt, was ich nicht sagen kann. Er weiß, was ich nicht verstehe. Er hört, was im Himmel beschlossen wird. Der Heilige Geist ist ein Meister, allen Dingen ihren Grund zu geben, Größenwahn klein zu machen und Verstummten den Mund zu öffnen. Der Heilige Geist ist der Fürsprecher, der, der für uns eintritt. Er vertritt uns sozusagen anwaltlich bei Gott. Der höchsten Instanz.
Die Liebe Gottes
Das Wissen ist nicht das, was im Internet aufbewahrt, vermehrt und verschlüsselt wird. In dem „alles“ versteckt sich die Fülle des Lebens, das größer ist, weiter geht, tiefer reicht als alle Daten, Fakten, Gerüchte, Bücher, Filme und Rätsel. Kann es so etwas geben? Wissen ist doch darauf aus, sich ständig zu vermehren – und das immer schneller. Neue Computer werden entwickelt, optimiert, immer leistungsfähiger. Mit schier unendlichen Speicherkapazitäten und Geschwindigkeiten, die den Atem rauben. Ob Jesus das im Blick hat? Ist das „alles“? Doch in dem „alles“ offenbart sich die – Liebe. Die Liebe Gottes. Sie schenkt dem Wissen eine Bescheidenheit, eine Weisheit, eine Klarheit, die allen Dingen, auch den einfachen und verletzlichen, einen Glanz schenkt, der nur aus dem Himmel kommen kann. Nicht die Menge macht es, nicht, was gezählt und gesammelt werden kann – alles wird an der Liebe gemessen. Alles zu wissen heißt: zu sehen, zu verstehen, wie die Liebe alles wägt, was wir zu wissen glauben. Alles zu wissen heißt: aus dem Bann der Dinge herauszutreten, die nur sich selbst sehen können, sich vermehren, sich im Unendlichen verlieren.
Paulus schreibt:
„Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt,
damit sie anderen nützt.“
Das Zauberwort von Pfingsten ist: „alle“. „alles“. So einen Geist zu haben, löst viele Versteckspiele auf!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Dreimal Pfingsten
An die Öffentlichkeit gehen
Die biblischen Texte zum heutigen Pfingstfest stellen uns drei Bilder vor Augen, die uns zur Besinnung anregen sollen. Sturm und Feuer als Charakterzug und Wesen des Hl. Geistes, der die Apostel und Anhänger Jesu mit Lebendigkeit, Mut und Kraft erfüllte. Das zweite Bild betrifft die Sprache, die von allen Anwesenden verstanden wurde. Das dritte Bild berichtet vom öffentlichen Auftreten der Jünger, die sich bisher mehr versteckt hielten. Von nun an sind sie bereit, sich offen und ohne die bisherige Furcht zu ihrem Glauben an Christus zu bekennen.
Jesu erstes Pfingsten am Jordan
Pfingsten wiederholte sich vieles, was im Leben Jesu geschah. Viele Jahre lebte dieser in Nazaret das normale Leben der jüdischen Gläubigen, ohne besonderes Aufsehen zu erregen. In seinem Bemühen, Glauben lebendig zu leben, macht er sich – wie viele andere damals – dann auf den Weg zum Jordan, um die aufrüttelnde Botschaft Johannes des Täufers zu hören. Offen für Gott und einen lebendig gelebten Glauben erfährt Jesus am Jordan sein Pfingsten. Bei seiner Taufe senkt sich Hl. Geist auf ihn herab. Von nun an beginnt Jesus sein öffentliches Auftreten und Wirken, wie es bei den Aposteln nach dem Empfang des Hl. Geistes geschah.
Wie sehr Jesus vom Hl Geist erfüllt war, zeigt sich in seiner Sprache. Wohlwollen, Güte, Erbarmen enthalten seine Worte. Immer neu wirbt er um das Vertrauen in Gott und verkündet diesen als den Barmherzigen und alle Menschen Liebenden. Auf diese Weise ermutigt er, die Verbundenheit mit Gott zu suchen, zu vertiefen und zu beleben. Jesus enthält sich der Worte, die beleidigen, jemanden blamieren, Streit heraufbeschwören, verurteilen oder beiseitestoßen. Gegenseitige Achtung, Versöhnung, Friede sollen Einzug halten und das Leben der Menschen prägen. Diese Weise des Handelns sollen die Jünger und Christen übernehmen.
Neu war für viele Juden wohl, dass Jesus das Erbarmen Gottes allen zusprach: selbst denen, die im eigenen Volk abgelehnt wurden, sowie allen Völkern und Nationen. Die Israeliten hielten sich allgemein durch ihre Auserwählung durchaus für die Besseren, die Lieblinge Gottes. Dieses Denken durchbricht Jesus durch die Tat. Er wendet sich nicht nur den Ausgestoßenen im eigenen Volk zu. Seine Liebe erstreckt sich auch auf die Heiden, auf die er mehrfach zugeht. Ausdrücklich wird uns ein Satz Jesu überliefert, mit dem er den Glauben des heidnischen Hauptmanns hervorhebt: Einen solchen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.
Das Pfingsten der Apostel in Jerusalem
Was sich Pfingsten bei den Aposteln und Anhängern Jesu ereignet, ist der entschlossene Beginn, konsequent Jünger und Nachahmer Jesu zu werden. Vom Hl. Geist entflammt treten sie öffentlich auf. Ihr bisheriges sich versteckt-Halten hat ein Ende. Sie wissen, dass sie dafür werden leiden müssen, so wie Jesus bei seinem Auftreten Gegnerschaft und Leiden auszuhalten hatte. Aber die Erfahrung der Auferstehung Jesu drängt sie, gestärkt durch die Kraft des Hl. Geistes, den sie wie Feuer in sich spüren, entschlossen ans Werk zu gehen und ihre Zukunft in die Hände Gottes zu legen, wie Jesus es getan hatte.
Unser Pfingsten
Pfingsten soll sich auch in unserem Leben immer wieder ereignen. Heiligen Geist haben wir in der Taufe und im Sakrament der Firmung empfangen. Entscheidend und wichtig ist, dass sich in uns die Angst vor einem öffentlichen Bekenntnis zu unserem Glauben mindert und möglichst ganz verlässt. Daran will uns das Pfingstfest jedes Jahr neu erinnern.
Dass wir bei der Mühe um lebendig gelebten Glauben immer wieder auch Einbrüche erleben und Versagende sind, sollte uns vom öffentlichen Bekenntnis zu unserem Glauben nicht abhalten. Auch die Apostel und Jünger waren nach dem Pfingstereignis nicht fehlerlos. Aber sie ließen sich vom Hl. Geist neu zu Umkehr bewegen und in erneutem Streben und Ringen, das Leben nach dem Beispiel Jesu auszurichten. Dazu schenkt auch uns der Hl. Geist Kraft.
Wir müssen damit rechnen, dass auch wir bei öffentlichem Bekenntnis zum Glauben Gegnerschaft erfahren, Spott statt Anerkennung ernten, als unrealistisch oder gar dümmlich beurteilt werden. Wie Jesus vor seinen Gegnern und Spöttern nicht einknickte, so sollen auch wir uns vom Weg seiner Nachfolge und dem offenen Bekenntnis zu ihm nicht abbringen lassen. Hl. Geist wird uns dabei ermutigen und mit seiner Kraft zur Seite stehen.
Eine Sprache sprechen, die alle verstehen
Für die Praxis kann uns das Bild von der „Sprache, die alle verstanden“ Hinweis und Hilfe sein. Die Sprache, die alle ohne Übersetzung verstehen, gibt es; es ist die Sprache der Liebe. Jesus hat diese Sprache gesprochen. Er lässt Verunglimpfungen, Verurteilung, ein den anderen Blamieren nicht über seine Lippen kommen. Den unterschiedlichen Meinungen, die es im menschlichen Leben immer wieder gibt, stellte er sich und scheute sich dabei auch nicht zu mahnen. Aber es geschieht stets in Achtung des anderen. Wo wir uns diese Sprache der Achtung, Wertschätzung des anderen, des Wohlwollens und der Friedfertigkeit aneignen, dort reden wir nicht mehr aneinander vorbei, dort kommt es zur Verständigung, selbst mit denen, die uns fremd sind.
Die Sprache der Liebe kann sich auch in Werken und Taten ausdrücken. Mich hingeben, einbringen, helfen, das Gute und Schöne mit unterstützen, das alles spricht für sich, benötigt keine Worte und keine zusätzliche Erläuterung.
Pfingsten, der Tag, an dem die Apostel und Anhänger Jesu ihre Ängste aufgaben, um entschlossen in Wort und Tat von Jesus Zeugnis zu geben, will uns daran erinnern, den Hl. Geist auch in uns wirken zu lassen. Hl. Geist möge uns die Ängste nehmen, die uns abhalten, offen zu unserem Glauben zu stehen.
Lassen wir uns bewegen, die Sprache der Liebe zu sprechen in Wort und Tat, unabhängig davon, ob wir Anerkennung oder Spott ernten, geben wir durch unser Denken, Reden und Handeln Zeugnis von Jesus in unserer Zeit – entflammt vom Hl. Geist, der ermutigt, stärkt und beisteht.
Wenn sich alle Menschen verstehen
Ein Fest im Schatten
Die Meinungsumfrage auf der Straße war enttäuschend. Ich habe es einfach mal probiert. Nicht gerade da, wo man mich kennt. Nächste Woche ist Pfingsten – wissen Sie, was an diesem Tag gefeiert wird? Der Tag steht immerhin im Kalender. Gleich mit zwei Feiertagen. Denke ich.
Stirnrunzeln, ein verschämtes Lächeln, ein offenes: oh, da haben Sie mich gerade falsch erwischt. Dass auch Ältere die Achseln zucken oder vielleicht auch nichts sagen wollen, überrascht mich dann doch. Selten, viel zu selten, leuchtet ein Gesicht auf. Da war doch was mit den vielen Sprachen? War das nicht ein windiger Tag? Waren die Jünger Jesu nicht voll gut drauf? Die Ausbeute ist nicht groß, dann auch noch sehr vage. War vielleicht auch keine gute Idee, auf die Straße zu gehen. Hätte ich mir denken können.
Ich weiß nicht, wie viele Pfingstpredigten ich in meinem Leben schon gehalten habe. Stimmt, Brauchtum gibt es eigentlich nicht, Geschenke werden auch nicht gemacht, große Erinnerungen stellen sich auch nicht ein. Pfingsten ist ein Fest im Schatten. Es ist aufregend und auch lohnend, ein altes Fest neu zu entdecken.
Jüdisches Fest der ersten Früchte
In Jerusalem wird gerade das Fest Schawuot gefeiert, das jüdische Wochenfest, als die Jünger Jesu dort an einem Ort versammelt sind. 50 Tage, also sieben Wochen plus ein Tag, nach dem Pessachfest. Nach der Hinrichtung Jesu. Das Fest trägt auch den Namen Erntefest oder Tag der Erstfrüchte. Der erste Weizen ist geerntet! Die alten Sachen sind aufgebraucht. Die neuen Früchte, das junge Getreide, frisch auf dem Markt, locken. Wie das schmeckt! Die ganze – jüdische – Welt ist zum Feiern nach Jerusalem gekommen. An diesem Tag wird auch an die 10 Gebote erinnert, die Gott seinem Volk geschenkt und anvertraut hat. Und jeder redet so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. So bunt, so reich ist die Welt, dass keine Grammatik reicht, sie in Form zu bringen.
Gehen wir durch die Straßen unserer Städte, hören wir das Gewimmel, ungewohnte Laute, Worte, die scheinbar aus einer anderen Welt kommen. Ob ich es mal probiere, einfach einen Passanten, eine Passantin anzusprechen, nach dem Weg zu fragen oder einfach ein Gespräch anzufangen? In Königsberg (Ostpreußen) hat mich einmal ein junger russischer Student einfach in eine Kneipe einladen wollen, ohne groß zu reden – und ich hatte Angst. Schade, er hat das Bier alleine getrunken. Und ich habe mich ganz schlecht gefühlt. Mir geht das bis heute nach.
Die ganze Welt versteht
Der Evangelist Lukas breitet die Vielfalt, das Wirrwarr, den Atlas genüsslich aus. Und kann doch nicht vollständig sein: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber... Die kleine Auswahl steht für die ganze bewohnte Welt. Aus aller Herren Länder sind Menschen hier. Sprachen, Dialekte und Worte umschwirren Köpfe, suchen Ohren und finden tatsächlich Gehör.
Sie hören die Jünger Jesu, ihnen unbekannte und fremde Menschen, „in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden“, so der Originalkommentar. Ein kleiner, aber ganz besonderer Zug in dieser Geschichte: Die Menschen laufen nicht an einander vorbei, sehen sich nicht flüchtig an, sie reden und staunen gemeinsam. Auf einmal besteht Jerusalem nicht aus 1000 Inseln.
Die großen Taten Gottes
Aber die Pointe ist, dass die Jünger reden – und verstanden werden. Sie reden nicht anders als sonst auch in ihrem Idiom, ihrer Mundart, den See Genezareth auf der Zunge. Das ist ein Wunder, das nicht von jeder Predigt gesagt werden kann. Wir - sagen die Leute - hören sie die großen Taten Gottes verkünden! Sprachkünstler, Sprachakrobaten sind die Jünger nicht. Sie sind bisher auch noch nicht weit herumgekommen. Über Nacht ist auch nicht die große Bildung in ihre kleine Welt geraten. Lukas erzählt die Geschichte trotzdem in den höchsten Tönen. Weil Gottes Wort tatsächlich, weltweit, die Herzen von Menschen erobert, sie glücklich macht, ihnen den Himmel öffnet. Ich weiß gar nicht, welche Worte ich dafür wählen soll, überhaupt finden kann.
Wenn uns die Sprache verrät
In Münster ist der Katholikentag zu Ende gegangen. Viele Menschen haben diskutiert, gefeiert und gebetet. Streitthemen lagen auch bereit. Zum Beispiel die Gemeinschaft am Tisch des Herrn für die nichtkatholischen Ehepartner in den sog. konfessionsverbindenden Ehen. Unterschiedliche Positionen in der Bischofskonferenz sind bekannt geworden. Sie wurden nach Rom gebracht und von dort wieder nach Hause mitgegeben. Eine einmütige Lösung wird erbeten. In manchen Gesprächen aber wurde auch wieder getrennt zwischen denen „da oben“ und „wir unten“, wurde die „Amtskirche“ unterschieden von – ja, von was? Von der „eigentlichen“ Kirche? Zu der wir uns dann zählen? Sprache ist immer offen genug, um auch verräterisch zu sein. Worte führen ein Eigenleben. Worte trennen. Worte verlieren sich.
Aber wie können wir uns verstehen? Auf einander hören? Miteinander staunen? Die großen Taten Gottes ertragen zwar auch den Streit, führen aber über ihn hinaus. Was die großen Taten Gottes sind? Es ist seine Liebe, die – im Bild geblieben – ausgegossen wird über alle Menschen. Der Prophet Joel hat das einmal gesagt und Petrus hat es aufgegriffen. In seiner Pfingstpredigt: „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und Töchter sollen Wegweisendes sagen, und eure jungen Männer sollen Visionen haben, und eure Alten sollen die neue Welt träumen.“ (Joel 3,15-5; Apg. 2,14ff). Haben wir dafür Worte? Und wenn wir sie gefunden haben – finden sie Ohren? Herzen? Der Geist Gottes berührt uns, fällt wie Regen auf die Haut und leuchtet wie die Sonne.
Wenn uns die Worte verraten
Im Gazastreifen treffen wieder Menschen aufeinander. In der Zeitung lese ich: „Am 70. Gründungstag des Staates Israel verlegen die USA ihre Botschaft nach Jerusalem - und provozieren damit heftige Proteste. Palästinenser haben zu "Tagen des Zorns" aufgerufen. Im Gazastreifen strömen Tausende Palästinenser in die Grenzgebiete. Auch von Ramallah und Bethlehem im Westjordanland aus haben sich Menschen in Marsch gesetzt. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee werden zahlreiche Palästinenser getötet. Die Zahl der Verletzten soll weit über 1000 liegen.“
Die Nachrichtenagenturen schicken jeden Tag Berichte um die Welt. Hinter sachlichen Formulierungen verbergen sich Tragödien. Und oft genug merken wir, wie das ausgeht, wenn Menschen gegeneinander reden. Worte werden genug gewechselt, geschleudert, in Speerspitzen verwandelt. Nicht nur gibt ein Wort das andere, mit jedem Wort wachsen Hass und Wut. Eigentlich immer auf zwei Seiten. Oder mehr. Längst ist die Wahrheit zur Strecke gebracht, in neue Fakten umgewandelt und für die Geschichtsbücher unkenntlich gemacht.
Dabei hat jede Seite, jede Partei, jeder Mensch eine Geschichte zu erzählen. Träume und Hoffnungen. Wunden. Wenn es doch einen Geist gäbe, der heilt, verbindet, tröstet! Der alte Fronten aufbricht! Der versöhnt! Dass Pfingsten davon erzählt, sieht man der alten Geschichte gar nicht an. Es ist eine trotzige Geschichte. Eine Auferstehungsgeschichte. Die Geschichte von einem neuen Geist!
Geschichte von Welt
Die Pfingstgeschichte ist eine Geschichte von Welt! Schade, dass sie auf der Straße nicht mehr gekannt wird. Die Frage, wie Menschen sich verstehen können, bewegt uns. Das liegt nicht nur an den vielen Sprachen und Sprachkulturen. Oft können wir uns nicht einmal in unserer eigenen Sprache verständlich machen oder verstanden werden. Wir hören an einander vorbei. Wir hören nur, was wir hören wollen. Wir hören nicht, was zwischen den Zeilen versteckt wird. Darum sind viele Worte leer, aufgepustet und scheinheilig. Dabei sehnen wir uns danach, dass Worte die Welt verändern, Herzen öffnen und wahr und rein sind.
In der alten Pfingstsequenz heißt es:
Komm herab, o Heil‘ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not...
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Wenn sich alle Menschen verstehen
Vielfalt in Jerusalem
Bei den Juden wurde 50 Tage nach dem Paschafest ein Erntedankfest gefeiert. Das änderte und wandelte sich in eine Erinnerungsfeier an die Gesetzgebung und den Bundesschluss am Sinai. Die Christen setzten einen neuen Akzent und feierten an diesem Tag anstelle der Gabe des Gesetzes die Gabe des Geistes.
Wir hören heute, wie der Geist Menschen in Gebet und Sprache verbindet und die Apostel, besonders Petrus, zu Verkündigern befähigt. „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber - wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“ Gemeint waren hier Juden, die in diesen für uns exotisch klingenden Ländern lebten, als Juden in der Diaspora, irgendwo im Römerreich, und die an Pfingsten endlich wieder einmal in ihrem Glauben zu Hause waren. Sie hörten in der Sprache, die sie aus dem Einwanderungsland mitbrachten, dass nach der Schrift Jesus der leidende und am Kreuz erhöhte Herr ist, den der Vater auferweckte. Und der Geist Jesu bewirkte: Alle verstanden und waren betroffen. Die Kirche war erblüht: Einheit in Verschiedenheit.
Katholikentag: Fest der Einheit
Das erfuhren die Teilnehmer am Deutschen Katholikentag in Münster, der vor einer Woche in der Pfingstnovene zu Ende ging. Er trug das Thema: „Suche Frieden!“ Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg sagte: „Unsere Gesellschaft braucht nicht das Ich zuerst, sondern die Rücksicht auf den anderen. Und sie braucht den Dialog. Wir wollen den Dialog auch mit anderen Religionen. Richtig gelebte Religionen sind nicht Ursache des Kriegs, sondern Motor des Friedens.“
Sternberg thematisierte in seinem Schlusswort die Veränderungen in der Weltkirche: „Unser Papst möchte eine synodale Kirche auch bei uns. Wir sind gerne bereit, daran mitzuwirken.“ Sternberg bemängelte unter dem Applaus der Gläubigen zugleich, dass Frauen in der Leitung und in Ämtern der Kirche nicht ausreichend zur Geltung kämen. Die konfessionsverschiedenen Ehen bewertete Sternberg als Keimzellen der Ökumene. Es geht um die Zulassung evangelischer Partner zur Eucharistie. Sternberg sieht sich und alle Laien mit der überwiegenden Zahl der Bischöfe im Konsens.“
Kardinal Marx lud die Teilnehmer des Katholikentags ein zum Einsatz für den Frieden in der Welt „Wir wollen Jesus versprechen: Wir nehmen den Auftrag an, wir wollen seine Zeugen sein!“, sagte Marx. Zugleich rief er zur Beilegung des seit Wochen schwelenden Streits unter den Bischöfen auf. „In der katholischen Kirche selber müssen wir auch bei allem Ringen um den rechten Weg deutlich machen, dass wir eins sind, auch wir Bischöfe. Wir wollen uns darum bemühen“, sagte der Kardinal.
Die Kraft des Heiligen Geistes
Erinnerung – Kraft – Bewegung – Veränderung
Im heutigen Evangelium hörten wir, dass die Erfahrung der Jünger einen Dominoeffekt auslöst: Die Kraft der Erinnerung bewegt, verändert ihr Leben. Schauen wir uns die vier Schritte, die diesen Dominoeffekt auslösen können, an:
Erinnerung
Ich kann mich an Erlebnisse aus meiner Kindheit, aus meiner Jugend sehr gut erinnern, die heute noch ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern und ein Glücksgefühl in mir aufkommen lassen. Der Friede in mir ist spürbar und strahlt in solchen Momenten der Erinnerung auch auf meine Umwelt aus.
"Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!"
Es ist dieser Friede, den Jesus der Welt bringt, schenkt. Sein Kommen löst Freude bei denen aus, die sich an die Erfahrungen mit ihm erinnern. Angst, Trauer, Mutlosigkeit, Verzweiflung werden dadurch (durch die Erinnerung) besiegt.
Kraft
Es gibt Erfahrungen, die in meinem Leben zu kraftvollen Zeichen wurden. Sie haben mich bei wichtigen Entscheidungen bestärkt. Mein Leben hat dadurch an Kontur und Glaubwürdigkeit gewonnen. Ich habe gesiegt.
"Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen".
Sie erkennen, sie sehen, dass sich all das erfüllt, was ihnen verheißen wurde.
Bewegung
Bewegung tut gut. Nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige. Ein Gedankengang der mich schon lange bewegt, der schon lange in mir Unruhe stiftet, mich nicht los läßt! Welcher ist es?
"Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Es wird verkündet, was die Jesusbewegung letztlich so erfolgreich, so mutig werden (erscheinen) lässt: Der Sendungsauftrag mit der Zusage des Beistandes, dem Heiligen Geist. So haben sie Anteil an dem Leben Christi, dem Auferstanden. Dies befähigt sie, sich von dem Ort der Abgeschiedenheit hinaus zu bewegen, in die Welt, die die Botschaft Jesu wie ein tägliches Brot braucht. Und die Botschaft des Evangeliums verändert diese Welt, sie fordert die Welt auf, sich zum Mitmenschen hin zu bewegen, eine Gemeinschaft der Solidarität zu werden. Nicht umsonst wurde das Christentum anfangs als „der neue Weg“ bezeichnet.
Veränderung
Es hat sich etwas in meinem Leben zum Positiven verändert, weil ich mutig war, ich getan habe, was mir am Herzen gelegen ist. Ich habe davon erzählt und es aufgeschrieben, damit es nicht vergessen wird. Auch nicht von mir. Es ist ein Stück Testament, was ich anderen mitgeben möchte.
"Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert."
Der Evangelist Johannes zeigt im Vers 23 auf, was durch die Kraft der Geistausendung, der Geisttaufe - das bedeutet Anteil haben an dem Leben des Auferstandenen - möglich ist. Die Vollmacht der Vergebung, die allen durch die Taufe, durch ihren Glauben zuteil wird, baut Brücken, überwindet das Böse, schafft Veränderung im Leben des Einzelnen, aber auch in der Gemeinschaft. Die Kraft der Vergebung führt letztlich zu neuem Leben.
Diese vier Aspekte im heutigen Evangelium sind mir wichtig geworden. Ich habe dabei einen Weg gefunden, der mich mit meiner Lebensgeschichte mit dem Pfingstereignis von damals heute und jetzt in Berührung bringt. Gefüllt mit dem Glauben an den Auferstandenen, können diese vier Schritte Erinnerung – Kraft – Bewegung – Veränderungdas begreifbar und erfahrbar machen, was wir so locker als „Pfingstwunder“ bezeichnen.
Ein Heilig-Geist Bild:
Moderne Kunst in der Pfarrkirche St. Andrä in Graz lässt die Welt des Glaubens in neuen Bildern sehen. So schwebt im Altarbereich ein Karussell-Sessel als permanente Installation. Als „offenes Kunstwerk“, wie Kunstwerke in Kirchen gesehen werden, erinnert es mich nicht nur an die Kindheit, sondern in der Kirche an den Hl. Geist: er weht, er bewegt, er lässt uns „flügeln“ wachsen...
All das und noch viel mehr ist in diesem modernen Kunstwerk von Markus Wifling für mich zu sehen.
Altarbild der Pfarrekirche St. Andrä in Graz
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Karussell-Sessel als permanente Installation in der Pfarrkirche St. Andrä in Graz
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Die Geistsendung an Pfingsten
Eine neue Einheit im Glauben an Jesus Christus
„Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: 'Empfangt den Heiligen Geist.'" so kennzeichnet heute das Johannesevangelium den Pfingsttag. Dieses Evangelium hören wir auch an Ostern. Ostern und Pfingsten fallen hier zusammen. Jesus, der Auferstandene, vergibt den Jüngern ihre Sünde, eint sie und sendet sie zu den Menschen. Geistsendung geschieht bei Johannes im kleinen Kreis.
Heute dagegen, hören wir auch den Evangelisten Lukas. Der Verfasser seines Evangeliums und der Apostelgeschichte gestaltet die Geistsendung am Pfingsttagt in sinnenfälligen Symbolen: ein Sturm erhebt sich, einfache Menschen werden ergriffen und begeistert. Feuerzungen schweben über ihnen. Sie reden vor vielen Menschen. Die Anwesenden fühlen sich tief angesprochen. Sie wissen sich als Zeugen einer Gottesoffenbarung.
Das jüdische Pfingstfest bildet den Grundrahmen. Es ist das Fest des Wortes Gottes, der Thora, die alle Jüdisch-Gläubigen eint, ob sie zu Hause in Israel leben oder verstreut irgendwo im Ausland, im großen Weltreich der Römer. Hier beim Pilgerfest an Pfingsten in Jerusalem erfuhren sie erneut die Kraft des Wortes: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“. Es waren viele Volksgruppen jüdischen Glaubens mit eigenen Sprachen versammelt. Da geschah es, dass Gläubige aus allen möglichen Ländern, aus Ägypten, aus Rom, aus Kreta oder Arabien, "außer sich vor Staunen" gerieten, Denn jeder hörte die Jünger plötzlich in seiner Muttersprache reden, er verstand auf wundersame Weise, was gesprochen wurde. Sie waren durchdrungen vom Geist der Herzlichkeit und des Miteinander. Sie wurden eine neue Einheit im Glauben an Jesus, das neue Gottesvolk.
Pfingsten – ein Fest des sich Verstehens
Wenn wir zurückgehen an den Anfang des Alten Testamentes, finden wir die Erzählung des Turmbaus zu Babel. Menschen sprechen eine Sprache und wollen einen Turm bis in den Himmel bauen, um selbst Gott zu sein. Ihr Hochmut bringt sie durcheinander, sie verstehen sich nicht mehr. Pfingsten dagegen ist das Wunder des Grenzen überschreitenden Verstehens. Dieser Heilige Geist, der auf die Jünger herabkam, schuf die Einheit der Gläubigen und hob die Kirche aus der Taufe - manch einer spricht sogar vom "Geburtstag der Kirche".
Von diesem Moment an verstand sich die Schar der Jünger als Gottesvolk. Der Geist schuf eine lebendige Beziehung zu Jesus und zueinander. Er wurde sozusagen zum Verbindungsglied zwischen Gott, seinem Sohn, und der Erde. Da ruft er seine Kirche zusammen. Er hält in ihr Jesus lebendig.
Gefeiert wird Pfingsten 50 Tage nach Ostern. Die Bezeichnung „Pfingsten“ stammt vom Altgriechischen pentekoste "der fünfzigste Tag". Er schließt die Osterzeit.
Gaben des Heiligen Geistes
Der Heilige Geist beschenkt uns seit unserer Taufe und Firmung mit seinen Gaben. Er will uns führen und begleiten. Er hilft uns, in den vielfältigen Fragen des Lebens gute Wege und Entscheidungen zu finden. Wer sich dem Geist Gottes aussetzt und versucht ,in all seinem Handeln auf ihn zu hören, kann seine Stärke erleben. Die vielfältige Weise, wie dieser Geist wirkt, finden wir in den sogenannten sieben Gaben. Es sind die Gaben der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.
Krankt nicht unsere Zeit an der Angst, zu kurz zu kommen? Ich meine, es zeigt sich m Beispiel der Flüchtlinge, dass wir in einer Angstgesellschaft leben. Ängste lassen abwehren oder schüren die Aggression. Der Heilige Geist schenke uns die Gabe des Vertrauens und rechter Erkenntnis.
Der Heilige Geist erweckte in den Jüngern den Mut, Jesus zu bekennen. Mit unseren Geschwistern im Glauben, den Christen anderer Konfessionen, sehen wir in Jesus unseren Retter und Erlöser. Pflegen wir miteinander eine tiefe Freundschaft, wo einer den anderen höher als sich schätzt, wie es uns der heilige Paulus empfiehlt.
Das Bekenntnis des Namens Jesu bringt uns in unserem freien Land keine Nachteile. Wer in der DDR gelebt hat, weiß vom Druck, Nachteilen und Einschüchterungen, aber auch von mutigen Bekenntnissen.
Schauen wir nach Ägypten. Vor einigen Tagen fielen koptische Christen auf einer Pilgerreise einem Attentat zum Opfer. Mindestens sechsundzwanzig teilweise junge Christen starben. Das heißt, dass Glaubensgeschwister sich unter dem Kreuz einfinden mussten und als Blutzeugen ihr Leben gaben. Wir dürfen sicher sein, dass der Heilige Geist, der Beistand und Anwalt, wie ihn Jesus nennt, ihnen nahe war.
Möge dieses Pfingsten uns vor allem die Gaben des Glaubens und der Liebe schenken für unsere Kirche und unsere Gesellschaft!
Yes, we can
Charismatiker
Vielleicht erinnern sie sich noch an diesen Wahlslogan von Barak Obama: Yes, we can. Dieses Motto hat abertausende Menschen begeistert und auch Hoffnungen geweckt. Barack Obama hat beide Präsidentschaftswahlen gewonnen, weil er mehr Menschen motivieren konnte zur Wahl zu gehen, als seine jeweiligen Herausforderer. Dies sagen jedenfalls die Wahlanalytiker.
Menschen, die andere begeistern können, die andere motivieren und mitreißen, sind Charismatiker. Sie haben eine ungeheure Macht. Denn Menschen, die von etwas begeistert sind, die motiviert sind, sind gefragt. Sie bringen frischen Wind und strotzen vor Energie.
Umgekehrt erleidet die Volkswirtschaft regelmäßig einen enormen wirtschaftlichen Schaden, wenn Arbeitnehmer unmotiviert sind und geistig schon längst ihren Job gekündigt haben, z.B. weil sie mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden sind, oder weil sie keine Perspektiven sehen.
Nicht umsonst stellen viele Fußball-Profivereine Mentaltrainer und Psychologen ein, damit ihre Stars das Potential, das in ihnen steckt, auch abrufen und dass mögliche Blockaden abgebaut werden.
Und wir selbst spüren es: Wenn wir von etwas überzeugt sind, wenn wir uns von etwas anstecken lassen, dann sind wir auch bereit, Vieles dafür einzusetzen: Geld, Zeit, Energien, Engagement. Und so manches wird plötzlich möglich, wo vorher als unmöglich galt. Die Triebkraft sind Erwartungen, Hoffnungen und Träume, sind Ziele, die man erreichen möchte. Doch allzu oft kommt nach der Erwartung die Ernüchterung, die Routine, der graue Alltag.
Jesus von Nazareth
Vor rund 2000 Jahren lebte so ein Charismatiker. Jesus von Nazareth, den wir Christen als Sohn Gottes verehren. Viele Menschen waren von ihm begeistert, sie folgten ihm und jubelten ihm zu. Wir erinnern uns an den triumphalen Einzug von Jesus in Jerusalem. Die Menschen hatten große Erwartungen, Hoffnungen und Träume. Sie hatten ganz bestimmte Pläne und Wunschvorstellungen mit dieser Person verknüpft. Ihre Rechnung ging nicht auf. Ihre Erwartungen wurden nicht erfüllt. Aus dem Ruf „Hosanna“, wurde der Ruf laut: „Ans Kreuz mit ihm“.
Nach dem Schock vom Karfreitag und dem Tod Jesu kam die unerwartete Wende. Ostern. Der Tod wird besiegt. Der Auferstandene erscheint seinen Jüngern. Bevor er zu seinem Vater im Himmel heimgeht, verspricht er seinen Jüngern den Beistand, den Heiligen Geist. Dessen Sendung feiern wir Christen heute.
Wir hören, dass die Jünger wieder begeistert waren. Aber, es ist eine andere Begeisterung. Sie sind nicht mehr begeistert von ihren Plänen, von ihren Vorstellungen, sie sind begeistert vom Plan und vom Willen Gottes. Dafür lassen sie sich begeistern. Ihre Botschaft verbreitet sich nicht durch Analysen, Machbarkeitsstudien, oder durch Finanzierungspläne, sondern weil sie in erster Linie und noch vor allen Aktivitäten Gottes Geist Raum geben. Die Gegenwart Gottes steht vor jeder Aktivität. Denn nur durch Gottes Gegenwart gereicht das menschliche Bemühen zum Segen.
Was kann das für uns konkret bedeuten
Yes, we can - Wir können so leben, dass Gottes Geist unter uns leben kann.
Yes, we can - Wir können Gott jeden Morgen darum bitten, dass er uns durch diesen neuen Tag mit all seinen Aufgaben und mit all seinen Herausforderungen begleitet und uns beisteht.
Yes, we can - Wir können immer wieder am Abend eines Tages auch das Bruchstückhafte, selbst die Verletzungen und Traurigkeiten, Gott hinhalten und ihn um Heilung und um seinen Segen bitten.
Yes, we can - Wir können hier, jetzt und heute Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines neuen Himmels und einer neuen Erde werden, weil Gott auch uns seinen Beistand, seinen Heiligen Geist zugesagt hat.
Yes, we can - Wir können ein lebendiger Tabernakel in dieser tränendurchtränkten Welt sein, damit Gott durch uns den Menschen in ihrem Leid nahe ist. Er wird sie zu neuem Leben erwecken und ihnen Freude in Fülle schenken.
In diesem Sinne wünsche ich ihnen allen ein geisterfülltes und frohes Pfingstfest.
© Diakon Martin Genter, genter@me.com
Der Heilige Geist als erneuernde Kraft
Wir haben in der Lesung aus der Apostelgeschichte die Sendung des Hl. Geistes gehört. Unter den Schriften des Neuen Testamentes dürfen wir die Apostelgeschichte als „Evangelium des Heiligen Geistes“ betrachten. Sie beschreibt die Entstehung der Urgemeinde und ihre Ausbreitung bis nach Rom. Sie zeigt das mächtige Handeln des Geistes, den man als Impulsgeber der neuen „Zeit der Kirche“ bezeichnen kann.
Das jüdische Pfingstfest
Nach der Auferstehung und Himmelfahrt bittet Jesus die Jünger, „die Verheißung des Vaters abzuwarten“, die etwas Neues bringt: „Ihr werdet mit Heiligem Geist getauft werden“. Er offenbart, dass noch „wenige Tage“ fehlen. Die nächste Gelegenheit ist das jüdische Pfingstfest, bei dem man das Gesetz als Gottesgeschenk feierte. Damit schloss man auch das Pasquafest ab. Zu diesem Fest wurden auch die Vertreter aus der Diaspora nach Jerusalem geschickt, um die Einheit des erwählten Volkes auszudrücken und die Gaben für den Tempelkult zu überreichen. Jerusalem war also in diesen Tagen bevölkert von Menschen verschiedener Sprachen und Sitten.
Das Pfingstfest der Apostelgeschichte
Schließlich bricht der Geist vom Himmel herab. Heute würden wir sagen, er kommt „multimedial“. Er lässt sich hören durch das gewaltige Brausen, wie wenn ein gewaltiger Sturm daher führe. Er erfüllt das ganze Haus, in dem sie waren. Dann sind Feuerzungen zu sehen, die sich verteilen und sich auf jeder Person niederlassen. Der Geist ergreift den Menschen von innen her und dringt in seine Sprachfähigkeit ein. Lukas sagt schlicht: „Alle wurden mit dem heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Lk 2,4). Die äußerlich wahrnehmbaren Zeichen rufen die Menschen zusammen. Es sind die Juden aus der Diaspora. Lukas beschreibt genau ihre Herkunft. Der Geist wirkt ein erstes Wunder: Alle können sie in ihrer Sprache reden hören. Nun ist die Stunde einer einzigen Sprache im Heiligen Geist angebrochen. Endlich wird der Fluch von Babel aufgehoben. Die Verständigung unter den Völkern beginnt. Lukas beschreibt nicht, wie der Vorgang des Sprachwunders zu verstehen sei. Er hebt die Früchte der Taufe im heiligen Geist hervor.
Der Heilige Geist wirkt in der Kirche
Die Apostelgeschichte, das „Evangelium des Heiligen Geistes“, stellt in den ersten elf Kapiteln den Werdegang der Kirche aus dem Nichts bis zur Gemeinde von Jerusalem dar. Aus diesem Keim wuchs die Kirche von heute. Dieser Geist Gottes, der am Anfang so mächtig wehte, bläst auch für uns heute nicht minder mächtig. Wie damals will er uns „erobern“ und uns mit seiner Kraft antreiben.
Diese Gabe ist nicht gebunden an Raum, Zeit oder Religion. Auch heute gibt es Menschen, z.B. solche, die hinweisen oder warnen oder anfeuern können. Oder Politiker oder prophetische Menschen aus anderen Religionen, Zeugen für die Gewissensfreiheit und Menschenwürde. Die Kraft von Oben will auch uns „heute“ leiten mit der unaufhaltsamen Phantasie Gottes.
Besonders spürbar wirkt der Geist heute als Kraft für den Menschen ja die Völker und die Menschheit in Papst Franziskus. Er bekam den Aachener Karlspreis und redete Europas Spitzenpolitikern ins Gewissen. Sein Wunsch: Ein Kontinent, auf dem es kein Verbrechen ist, Migrant zu sein. Die bekannte Schlagzeile aus seiner Rede: „Was ist mit Dir los, humanistisches Europa?“ All dies wäre undenkbar ohne den Geist, der auch heute ausgegossen wird. Wer meint, er sei besonders „weit weg“ vom Heiligen Geist, darf mit seiner verändernden Nähe rechnen.
Ein Herz und eine Seele werden
Das urchristliche Pfingstfest brachte die erste „Stadt mit Weltdimension“ hervor. Dabei hat sich das innerste Wesen Gottes verschenkt ins neue Herz der Menschheit. Dieses Herz ist gemeinschaftlich geprägt, nicht individuell. In diesem mit Gottes Freundschaft erfüllten Herzen lässt der Herr Hoffnung und Zuversicht erfahren. Der „Raum“ des Geistes weitet sich grenzenlos und unausschöpfbar in einem ständigen Frühling. Dabei muss man wie Paulus in jeder Lebenssituation vom heiligen Geist „ergriffen sein“.
Die Schwerkraft dieser im Geiste erneuerten Welt lässt alles in ein Zentrum hineinfallen, „ein Herz und eine Seele zu werden“. Dieses vitale Zentrum lebt nur, wenn die Menschen sich gegenseitig frei aneinander verschenken, wenn Niemand sein Eigentum festhält, sondern es unter den anderen kreisen lässt. So kann der Geist Jesu alles in Eintracht und Einheit zusammenfügen durch die gegenseitige Liebe. Er hilft dem einen sich verständlich zu machen und auch dem, der zuhört, frei zu bleiben von vorgefassten Meinungen.
Da der Geist alles auf die Endzeit ausrichtet, sprengt er jede Enge auf. Er schafft Weite und Wachstum. Er drängt hin zur Sendung. Er will die Nahen und Fernen erreichen. Er wirkt inmitten der Gemeinde, die das Evangelium lebt, und bleibt so eine Quelle der Hoffnung für die Menschheit.
Was ist das für ein Fest!
Was ist das für ein Fest!
Jesus öffnet uns die Türen. Auch die Herzen. Was klein anfängt, erobert die Welt. Mit Worten, die alle verstehen. Pfingsten erzählt von einer Liebenserklärung: „Ich habe euch lieb“. Das beflügelt alle guten Geister. Was ist das für ein Fest! Es stürmt, lodert – und wir reden mit der Welt, als ob wir nie etwas anderes gemacht hätten. So viel Welt an diesem kleinen Ort! Sie steht Kopf! Und: die Menschen verstehen. Sie verstehen Gott, sie verstehen sich, sie verstehen die Welt. Was ist das für ein Fest!
Ohne Punkt und ohne Komma
Was ist das für ein Fest! Es stürmt, lodert – und einfache Fischer reden mit der Welt, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten. So viel Welt an einem Ort! Sie steht Kopf! Und: die Menschen verstehen. Sie verstehen Gott, sie verstehen sich, sie verstehen die Welt. Sie hören von den großen Taten Gottes in ihren Sprachen. Lukas, der die Geschichte erzählt, wägt zwar die Worte – aber die sprudeln dann nur so. Was ist das für ein Fest!
Lukas ist ein Meister der Erzählkunst. In seinem Evangelium und dann auch in der Apostelgeschichte erzählt er Geschichten, die keinen Zeigefinger brauchen, aber mit Worten die Welt verwandeln: Die Weihnachtsgeschichte, zum Beispiel. Der barmherzige Samariter. Der reiche Mann und der arme Lazarus – und eben auch die Pfingstgeschichte.
Die Jünger, einfache Leute, werden mit Hl. Geist geradezu überschüttet. Die Propheten haben das kommen sehen! Bei Joel ist sogar von Knechten und Mägden die Rede, die mit Geist beschenkt werden – hier wird „Elite“ ganz neu bestimmt. Wie Sturm, wie Feuer – die Jünger werden mitgerissen, angesteckt. Ganz dicht erzählt Lukas davon – atemlos, überrascht – ohne Punkt und ohne Komma. Das hat die Welt noch nicht gesehen!
Geistesblitz
Anders als Lukas verliere ich jetzt schon fast zu viele Worte. Entschuldigung. Aber es ist ein erstaunliches Ereignis, wenn Menschen Worte finden, die Gottes Liebe unter uns lebendig werden lassen. Wenn sie mutig werden, sich der Welt zu öffnen. Wenn sie leidenschaftlich den Auftrag Jesu annehmen, seine Zeugen zu sein. Genau das geschieht heute! In einem Kreis von Menschen, in deren Wiege nicht gelegt war, nur mit Worten Wunder zu wirken. Zehn Tage nach Himmelfahrt. Als Jesus seine Jünger verließ – und uns auch – hat er die Kraft des Heiligen Geistes versprochen. Seinen Geist! Wenn er kommt, werden wir mitgerissen und angesteckt. Der Geist blitzt auf! Wir haben einen Geistesblitz! In die Dunkelheit sehen wir das Licht fahren – und die Dunkelheit wird zerrissen.
Die Welt, in der wir leben, wird mit Worten überschüttet – zugeschüttet. Aber viele Worte sagen nichts mehr. Sie eilen, schlingern, eiern – sie verstecken, verschlimmern, verdecken. Sie sind wie ein Sturm, der verwüstet – sie sind wie ein Feuer, das alles verbrennt. Worte geben sich freundlich, vergiften aber – triefen voller Wahrheit, sind aber verlogen. Ich weiß nicht, was ich glauben kann. Viele Worte machen mir Angst. Manchmal bin ich in meiner eigenen Sprache nicht mehr zu Hause. Ich vermisse Worte, die die Welt verwandeln – ich brauche Worte, die mich verwandeln. Wie ein Wind im Rücken, wie ein Feuer im Herzen. Lukas gebraucht Bilder, die so wandlungsfähig sind wie die Erfahrungen, meine Erfahrungen. Es ist nicht ausgemacht, was ein Sturm ist – und was ein Feuer.
Hauptsache: der Geist kommt zu uns. Wie Feuerzungen. Auf meinem Kopf. Tatsächlich: auch sichtbar! Für andere. Der Geist bleibt nicht allein. Die Pfingstgeschichte bewegt sich und bringt in Bewegung. Sie zeigt die Kraft der Worte – hat Gott nicht durch sein Wort die Welt geschaffen? Das Licht? Lukas schaut auf den Anfang, auf den ersten Tag – wir fangen neu an! Pfingsten!
Evangelium
So eingestimmt hören wir das Evangelium. Johannes erzählt die Pfingstgeschichte als Ostergeschichte – und das ist eigentlich auch ihr Sinn. Der auferstandene Christus schenkt Leben! Die Jünger haben sich aus Furcht zurückgezogen. Es ist von verschlossenen Türen die Rede – wir ahnen auch die verschlossenen Herzen. Was heißt das, sich zu verschließen? Dicht zu machen? Angst zu haben? Dann ist die Welt, dann sind die Menschen, die draußen sind, zu Feinden geworden. Oder zu Fremden. Wenigstens zu Fremden.
Auch Christen und Christinnen haben oft genug geglaubt, ihre kleine heile Welt in einem Ghetto bewahren zu müssen, ihre Identität gegen den bösen Zeitgeist behaupten zu können, ihre Reinheit von der bösen Welt nicht beschmutzen zu lassen. Manche glauben das auch heute noch.
Jesus aber kommt in unsere Mitte und bringt uns den Frieden – mit einem Gruß, der Türen und Herzen öffnet. Die Insel der Seligen wird auf die Plätze, auch auf die Schauplätze unserer Städte und Dörfer verlegt. Denn Friede – das hebr. Wort heißt „Schalom“ – macht heil, was getrennt ist, macht ganz, was geteilt ist, macht hell, was im Dunkel verschwindet.
Komm herab!
In der alten Pfingstsequenz heißt es:
Komm herab, o Heil‘ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,
in der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Wenn Jesus so in unsere Mitte kommt und uns den Frieden bringt, hören wir ihn sagen:
„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Anhauchen. Anhauchen heißt: nahe zu sein. Er ist mir nahe. Ich bin ihm nahe. Ich spüre ihn. Es ist sein Lebensatem. Auf meinem Gesicht. Eine zärtliche Geste ist das auch, hier, an diesem Ort, wo die Türen verschlossen wurden. Wurden!
Die Folgen hat Johannes, der Evangelist, im Blick. Der Heilige Geist hat die Kraft, mit Menschen neu anzufangen, ihnen neue Wege zu eröffnen, ihnen neue Worte zu schenken. Das hat viel mit Vergebung zu tun: Wer sich und andere auf die alten Geschichten, Vorwürfe und Verstrickungen festlegt, wird nicht aufbrechen können, wird auch das Leben nicht finden – und eben auch nicht die Zukunft. Darum kommt der Auferstandene – am ersten Tag – zu seiner Gemeinde, um sie fähig zu machen, aus der Versöhnung zu leben. Türen auf, Fenster auf – draußen spielt die Musik.
Der erste Tag: das ist der Sonntag. Das ist der Tag der Auferstehung. Das ist auch der Pfingsttag.
Wir haben über die Verlorenheit vieler Worte Worte verloren. Wir kennen die Angst, als Gemeinde im Strudel vieler Worte und Ansprüche unterzugehen. Wir brauchen verschlossene Türen, um hinter ihnen Wunden zu lecken. Wir sehnen uns nach Geborgenheit und Frieden.
Aber Jesus macht uns nicht die selbstgenügsame Einsamkeit, auch nicht die gemütliche Stube schmackhaft. Jesus öffnet uns die Türen. Auch die Herzen. Sein Geist ist wie ein Hauchen, wie ein Sturm dann auch, wie ein Feuer. Was klein anfängt, erobert die Welt. Mit Worten, die alle verstehen. Pfingsten erzählt von einer Liebenserklärung: „Ich habe euch lieb“. Das beflügelt alle guten Geister und die bösen zischen ab.
Was ist das für ein Fest! Es stürmt, lodert – und wir reden mit der Welt, als ob wir nie etwas anderes gemacht hätten. So viel Welt an diesem kleinen Ort! Sie steht Kopf! Und: die Menschen verstehen. Sie verstehen Gott, sie verstehen sich, sie verstehen die Welt. Was ist das für ein Fest!
Ein Traum ist das nicht!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
... und das Antlitz der Erde wird neu
Pfingsten ohne Ende
Innsbruck ist eine sehr bunte Gemeinde. Da wohnen Tiroler, Vorarlberger, Ober- und Niederösterreicher, Wiener, kurz gesagt: da gibt es eine große Mischung von Inländern, aber auch Menschen mit einer anderen Nationalität. Wenn ich jetzt zu den Einwohnern noch die Gäste unserer Stadt dazuzähle, ist Innsbruck fast ein Abbild von Jerusalem, wo sich zu Pfingsten vor 2000 Jahren Parther, Meder und Elamiter, Römer, Juden, Kreter und Araber aufhielten.
Jerusalem ist keine große Stadt, aber weltberühmt. Da fand das erste Pfingstfest statt, das eine Weltrevolution auslöste, die bis heute andauert und bis zum Ende der Welt weiter wirken wird. Pfingsten eröffnet uns eine ganz neue Zukunft, die über das Grab hinausgeht. Dieser Geist macht uns zu Söhnen und Töchtern Gottes (Röm 8,15). Ja er gibt der ganzen Welt ein neues Gesicht, sodass die Theologen von einer Neuschaffung der Welt sprechen. Der Heilige Geist ist die Liebe, ein Geschenk Jesu an uns. Er macht uns frei für ein Leben in Fülle, wenn wir auf ihn hören.
Das ganze Jahr Pfingsten feiern
Aus diesem Grund ist in der oststeirischen Stadt Weiz Pfingsten das wichtigste Fest des Jahres. Da wird das ganze Jahr Pfingsten gefeiert. Der Geist Gottes will stets das Antlitz der Erde erneuern. Er nimmt wie bei Maria in uns Gestalt an, macht uns zu einer lebendigen Monstranz, macht aus unserem staubigen Dasein etwas unendlich Wertvolles. Da kann man Gott nur loben und preisen.
Wir haben eine große Sehnsucht nach diesem Geist in der Familie, im Beruf und in der Welt, damit endlich Neid und Hass aufhören, damit endlich Friede und Liebe herrschen kann. Daher beten wir auch immer wieder um diesen Geist. Pfingsten besagt, dass eine andere Welt möglich ist, dass es einen Ausweg gibt. Denn Gott hat seinen Geist in unsere Herzen ausgegossen (vgl. Röm 5,5).
Pfingstbilder
Das bekannteste Symbol für den Heiligen Geist ist die weiße Taube. Schon in der Antike galt die Taube als Sinnbild für Liebe, Frieden und Sanftmut. Die Menschen nahmen nämlich an, dass die Taube keine Gallenblase besitzt und daher frei von Bitterem und Bösem sei.
Mir fällt auf, dass man im Hebräischen nicht vom Geist, sondern von der Geistin spricht. Das hebräische Wort für Geist heißt "ruach" und stellt ein Femininum dar. Das bedeutet nicht, dass der Geist eine Frau ist. Gott hat kein Geschlecht. Gott Vater ist nicht ein Mann und der Heilige Geist keine Frau. Das Wort "ruach" will sagen, dass im Heiligen Geist besonders die fraulichen und mütterlichen Seiten Gottes zum Ausdruck kommen.
Wirkungen des Geistes
Dieser mütterliche Geist Gottes vertreibt die Müdigkeit, vertreibt die Symptome der Angst und Mutlosigkeit in uns. Das Wort Geistin will besagen, dass diese Person für das Gebären einer neuen Welt verantwortlich ist.
Christus selbst vergleicht Gottes Geist einmal mit einer Frau, die einen Sauerteig unter drei Maß Mehl mengt, bis das Ganze durchsäuert ist. Der Geist ist es, der die Schöpfung zur Vollendung führt. Ich brauche diesen Geist, weil er mir das Leben Gottes bringt, weil er mich mit meiner Lebensgeschichte versöhnt.
Im Gegensatz zum Geist der Welt
Der Geist Gottes wirkt aber meist still und leise. Er ist wie eine Mutter, die unauffällig immer für uns da ist und uns nie aus den Augen verliert. Dieser Geist mit der Wärme einer Frau erfüllt das All. Diese mütterliche Liebe kann nicht ruhen, solange wir Menschen nicht am Ziel sind.
Es fällt mir auf, dass der Geist Gottes kein Machertyp, kein Marktschreier ist. Es gibt Menschen in Kirche und Politik, die wollen immer etwas machen, etwas in Bewegung setzen. Sie sagen "anything goes", irgendetwas geht. Hinter einem "Macher" steht oft nicht die Liebe, sondern Macht. Hoffentlich erliegen wir nicht der Gefahr einer Leistungspastoral, die glaubt, dass alles von unserem Tun abhängt. Was bleibt von solchen Menschen? Am Ende sind sie ausgelaugt, landen im burn-out.
Wenn ich dem Heiligen Geist auch etwas zutraue, wirkt er auch in unser Leben hinein. Es dauert oft lange, bis wir Menschen erkennen, dass im Gebet zum Heiligen Geist eine ganz große Wirkkraft liegt. Der Heilige Geist ist der Motor, die Kraft aus der Höhe, die nur darauf wartet, durch das Gebet in Gang gesetzt zu werden.
Der Heilige Geist kam in Feuerzungen herab, das heißt: Gottes Geist erweckte in den Menschen das Feuer der Liebe. Wer von diesem Geist erfüllt ist, sperrt seine Türen auf und gibt diese Liebe allen weiter.
Der Pfingsttag kennt keinen Abend
Pfingsten aber ist kein Endzustand, sondern der Start zu einem neuen Leben. Ich soll immer mehr in die Fülle des Geistes hineinwachsen. Daher brauche ich ihn täglich, muss ich täglich um ihn beten.
Wenn ich in Wien bin, gehe ich gerne in den Stephansdom. Und da ist beim Haupteingang rechts die Eligiuskapelle, in der den ganzen Tag das Allerheiligste ausgesetzt ist. Da steht in einem Glasfenster der schöne Satz: "Der Pfingsttag kennt keinen Abend, denn seine Sonne, die Liebe kennt keinen Untergang". Da wird mir bewusst, dass Pfingsten eine Vision für die ganze Menschheit darstellt.
Und wenn ich das Rosettenfenster des Stephansdomes betrachte, das ein Künstler aus Innsbruck entworfen hat, fängt mein Herz zu schwingen kann. Es ist ein Bild für die neue Schöpfung, die durch Pfingsten entsteht. Dieser Geist schenkt eine Hoffnung, die über das Grab hinausgeht. Dieser Geist eröffnet uns eine neue Zukunft, die schon heute beginnt.
Ein Pfingstfest ohne Ende
Bunte Vielfalt
In den Siebzigerjahren - ich leitete damals als Student eine Jugendsinggruppe, die jeden zweiten Sonntag den Jugendgottesdienst mitgestaltete. - gab es in manchen Familien heiße Diskussionen, ob man in Jeans zum Sonntagsgottesdienst gehen könne. Erwachsene Männer, die etwas auf sich hielten, gingen damals im Anzug, weißem Hemd und Krawatte, und Frauen trugen zu einem solchen Anlass einen Rock usw. - nicht zu bunt... Entsprechend einfarbig war auch das Bild, wenn man vom Presbyterium ins Kirchenschiff blickte. Dass es auch Gesellschaftsschichten gab, die mit diesen Kleidungsgewohnheiten nicht ohne weiteres mithalten konnten, wurde meist nicht wahrgenommen. Heute ist das Gott sei Dank anders. Wer möchte, darf sogar wieder einen Anzug oder einen Rock tragen. Das Bild ist entsprechend bunter.
Und wenn man in die versammelten Menschen hineinschauen könnte, hätte man vermutlich ein ähnlich buntes Bild an religiösen und politischen Meinungen vor sich. Gott sei Dank! - notgedrungen... Einen mitfeiernden Tom Neuwirth im Outfit der Conchita Wurst würden aber trotzdem viele als Provokation empfinden. Die Toleranzfähigkeit vieler Christen würde damit auf eine harte Probe gestellt.
Ein langer Lernweg
Was ist geschehen seit den Sechziger- und Siebzigerjahren? Wir haben gelernt, dass nicht alle, die sich vom Evangelium ansprechen lassen, die gleiche Meinung und den gleichen Geschmack haben. Wir haben zu begreifen begonnen, dass das Tolerieren anderer Einstellungen und Meinungen unumgänglich ist, wenn wir nicht allein dastehen wollen. Nicht weniger schwierig war der Lernweg, unterschiedliche Spiritualitäten und Ausdrucksformen in den Gottesdiensten zuzulassen. Noch immer treffe ich auf Gemeinden, wo einige Personen die Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes verweigern, wenn er von Kindern mitgestaltet wird.
Manche haben im Zuge dieses Lernprozesses aber auch erkannt, dass Vielfalt eine große Bereicherung und eine neue Chance sein kann. Menschen mit einem anderen Zugang zum Religiösen eröffnen auch neue Verständnismöglichkeiten der uralten Frohen Botschaft. Sie helfen uns, Entwicklungen, mit denen wir konfrontiert sind, als Zeichen der Zeit wahrzunehmen und aus dem Evangelium heraus zu deuten und zu bewerten.
Der Lernweg der ersten Generation
In der Lesung haben wir vom Pfingstwunder gehört, das die Jüngerinnen und Jünger Jesu erlebt haben. In Jerusalem sind Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, unter die das Volk Gottes zerstreut war, zusammengekommen, um den einen Gott zu verehren. Ein jeder brachte seine eigene Vorstellungswelt aus der jeweiligen Kultur, in der er aufgewachsen ist, mit. Sie alle hörten die die Frohe Botschaft in ihrer je eigenen Sprache.
Dass es gar nicht so einfach war, dieses Faktum in das alltägliche Leben der Christen zu integrieren, erzählt uns der weitere Verlauf der Apostelgeschichte. Als Petrus den Römer Kornelius getauft und gefirmt hat, ohne ihn zuvor zum Judentum zu bekehren, stieß dies auf heftigen Widerstand der Judenchristen. Und als Paulus begann, unter den Griechen das Evangelium zu verkünden, war dies den Hardlinern unter den jüdischen Christen nicht recht. Und diese neue Praxis verlangte früher oder später auch eine neue Theologie. Der geschulte Theologe Paulus begann, die Theologie des jüdischen Christentums in die Denkweise der Griechen und Römer hinein zu übersetzen.
Dieser Prozess ist bis heute nicht zum Stillstand gekommen. Bedeutende Schritte der letzten Jahrzehnte waren die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils und die theologischen Impulse, die aus Lateinamerika, Asien und Afrika auf uns zugekommen sind. Wie aufregend das sein kann, erleben wir an Papst Franziskus.
Der eine Geist wirkt und hält zusammen
Im Evangelium hörten wir die johannäische Version der Geistsendung. Jesus haucht den Jüngern seinen Geist ein und sendet sie in die Welt hinein, wie der Vater ihn gesandt hat. Er verbindet diese Sendung mit dem Auftrag zur Sündenvergebung, zur Versöhnung der Menschen mit Gott, dessen Liebe Jesus verkörperte und verkündete.
Im Laufe der Geschichte haben die Christen die Erfahrung gemacht, dass sich Einzelaspekte der Frohen Botschaft verselbständigten und die Einheit gefährdeten. Zu allen Zeiten gab es heftige Auseinandersetzungen um die Frage, was gehört unverzichtbar zum Kern der Frohen Botschaft. Paulus beschwört den Korinthern gegenüber den einen Geist, der alles zusammenhält. Der Geist Jesu Christi, der Heilige Geist, der ihn mit dem Vater verbindet, treibt einerseits den Prozess der Vervielfältigung in die jeweiligen Epochen und Kulturen hinein voran, andererseits ist er zugleich die Rückbindung an das, was uns Jesus in seiner Zeit und Kultur vorgelebt hat.
Wie kreativ diese Spannung ist, sehen wir mit eigenen Augen an der Geschichte, die das Evangelium geschrieben hat. Ein Pfingstfest ohne Ende...
Atme in mir, du Heiliger Geist!
Eine Abendgeschichte am Pfingstmorgen
Kommt Ihnen die Geschichte bekannt vor? Es ist tatsächlich die Ostergeschichte! Vom ersten Tag der Woche ist die Rede, von einem Abend, von verschlossenen Türen und verängstigten Jüngern, von Jesu Friedensgruß und - seinem Auftrag. "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!" Eine Ostergeschichte!
Ob Sie das erwartet haben? Heute feiern wir doch Pfingsten. An Ostern denken wir kaum noch zurück. Sieben Wochen sind vergangen. Um genau zu sein: 50 Tage. Dass wir hier auf jüdische Wurzeln stoßen, ist auch nicht zufällig. Am 50. Tag nach dem Passahfest wird das Fest "Schawuot" gefeiert. Gefeiert wird, dass Gott seinem Volk die Torah geoffenbart hat, seine gute Weisung, sein Wort. Wir können auch sagen: seinen Geist. Spannenderweise ist das Fest Schawuot auch ein Erntefest. Gefeiert wird der Abschluss der Weizenernte. Ein besonderer Anlass - für Menschen, die Hunger haben und das Leben schmecken müssen. Am 50. Tag! Eine runde Zeit, abgerundet und überschaubar. Am 50. Tag - Glück! Nicht wie abgezählt - wir sehen das Leben wogend vor uns.
In unserer christlichen Zeitrechnung erscheint Pfingsten wie eine Krone - auf der Ostergeschichte. Die österliche Freudenzeit - wie wir sie nennen - erzählt tatsächlich in immer wieder neuen Anläufen, wie sich Türen und Fenster auftun, wie Menschen, die sich zurückgezogen haben, sich geradezu leichtfüßig der Welt zuwenden, wie ein neuer Geist durch alte Gemäuer huscht und Ruinen aufbaut. Mitreißend und befreiend.
Pfingsten ist eine Ostergeschichte. An einer Stelle wird das im Evangelium sehr deutlich: Jesus haucht seine Jünger an. Wenn ich einen weiten Schritt zurück tun darf: Als Gott die Menschen schuf, gab er ihnen seinen Atem. Im 104. Psalm heißt es: "Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde."
Ein Hauch von Leben
Ich lade Sie ein, an dieser Stelle noch etwas zu verweilen. Ich halte einmal die Luft an. Dann atme ich tief durch. Ich lege meine Hand auf den Brustkorb. Er hebt sich, er senkt sich. Es ist so selbstverständlich, eigentlich keiner Rede wert. Aber wenn der Atem stockt, wenn mir die Puste ausgeht, wenn ich hechelnd stehen bleiben muss - dann entdecke ich das Glück, wieder aufatmen, wieder durchatmen zu können.
Im Evangelium wird Atem geschenkt, heute. Ein Hauch nur - aber die Jünger leben auf. Wir leben auf. Hauch ist auch mit Geist zu übersetzen, mit Odem, mit Lebenskraft. Wenn ich mir die Szene im Evangelium vorstelle, spüre ich die Nähe - und die Vertrautheit. Ich käme nie auf die Idee, einen fremden Menschen anzuhauchen. Aber der Auferstandene schenkt uns sein Leben, seine Kraft: "Empfangt den Heiligen Geist."
In einem neueren Kirchenlied - es ist in Schweden beheimatet - heißt es:
Wind kannst du nicht sehen,
ihn spürt nur das Ohr
flüstern oder brausen wie ein mächtger Chor.
Geist kannst du nicht sehen;
doch hör, wie er spricht
tief im Herzen Worte voller Trost und Licht.
Wind kannst du nicht sehen,
aber, was er tut:
Felder wogen, Wellen wandern in der Flut.
Geist kannst du nicht sehen,
doch, wo er will sein,
weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein.
Hergesandt aus Welten,
die noch niemand sah,
kommt der Geist zu uns, und Gott ist selber da.
In diesem Lied wechseln sich Wind und Geist ab, uns das Leben spüren zu lassen. "... und Gott ist selber da." Wenn ich dann nicht nur meinem Atem nachspüre, sondern auch die Nase in den Wind halte, fällt mir auf, wie leicht Pfingsten in der Luft liegt. Ich muss jetzt nicht einmal etwas machen. Nur: Empfangen! Annehmen! Mich öffnen!
Sprühender Geist
Im Evangelium ist davon die Rede, dass die Jünger "gesandt" werden. Die Angsthasen, Besserwisser und Zweifler. Als "Gesandte" Jesu werden sie seinen guten Geist in die Welt tragen, Menschen aufsuchen und begleiten. Mal werden sie die Ungerechtigkeiten beim Namen nennen, mal die Ängstlichen ermutigen - mal die Mächtigen ermahnen, mal den Schwachen ihre Stimme leihen - mal die Unwahrheiten aufdecken, mal Hoffnungen sprühen lassen.
Gottes Geist passt in keine Schublade, verträgt keine Rezepte, lässt sich nicht klein machen. Gottes Geist hält die Welt am Leben. Gottes Geist gibt ihr Leben. So vielfältig und so reich wie er ist. Am 1. Tag der Schöpfung - und am 50. Tag. Heute feiern wir ein großes Fest! Wir sehen ein Wunder: Jesus kommt zu seinen verängstigen Jüngern, haucht sie an und schenkt ihnen seinen Atem. Für lange und schwierige Wege, für Durststrecken und Trampelpfaden, für Schuldverstrickungen und Versöhnungen.
Wenn Sie an die Lesung aus der Apostelgeschichte zurückdenken: Die Jünger, allesamt mehr oder weniger aus dem Milieu der Kleinfischer, erobern die Welt mit einem guten Wort. Mit dem Evangelium. Es ist heute Morgen nichts kompliziert: alle verstehen! Alle! Das ist eine überraschende Wendung: Die Sprache der Liebe erobert Herzen und Gedanken. Auch Fremde sind auf einmal zu Hause. "Wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden."
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte.
Hüte mich, du Heiliger Geist,
dass ich deine Gabe nie mehr verliere.
(Augustinus)
Die vielen Gestalten des Heiligen Geistes
Die innere Kraft der Schöpfung
Der Heilige Geist der Liebe war immer da. Das beschreibt die Genesiserzählung des AT. "Am Anfang war die Erde wüst und leer. Der Geist Gottes schwebte über den Wassern!" Der Heilige Geist ist die innere Kraft der Schöpfung, aber auch des Alten Bundes. Besonders zieht sich seine Gegenwart durch das Leben Jesu. Der Geist bewirkt die Menschwerdung aus der Jungfrau, seinen Liebes-Tod am Kreuz. Der Geist erweckt ihn von den Toten. Diesen Bogen von der Geburt, vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu spannt der Heilige Geist auch in unser Leben hinein.
Der Heilige Geist im Leben des Einzelnen
Dass der Heilige Geist im Leben des Einzelnen wirksam ist, haben wir alle schon erfahren. Für mich ist dabei faszinierend, dass er, der die dritte Person der Dreifaltigkeit ist, oft Kavalier spielt. Er lässt den Vortritt. Oft lernen wir zuerst Jesus kennen, den menschgewordenen Gott; oder wir entdecken die Liebe des Vaters im Himmel. Tatsache ist, dass der Heilige Geist von uns seltener direkt wahrgenommen wird, wohl aber an seinem Wirken und Eingreifen erkannt wird - und das oft im Nachhinein. Wenn ich auf mein eigenes Leben zurückschaue, erkenne ich oft im Rückblick sein Wirken.
Mein Leben in meiner Familie und im Internat des Ordens prägte mich christlich. Immer wusste ich während meiner ganzen Schülerzeit, dass ich Priester werden wollte, auch wenn ich es vor anderen nur mit einem "vielleicht" zugab. Diese Berufsvorstellung war oft enggeführt in den Vorstellungen eines heranreifenden jungen Menschen der Nachkriegszeit. Doch Gottes Geist führte mich weiter im Ja der Ordensprofess und der Zulassung zur Priesterweihe. Die ersten Priesterjahre waren in der Jugendseelsorge sehr gesegnet. Den Heiligen Geist habe ich tief drinnen auch erfahren, auch wenn es in meinem Leben drunter und drüber ging. Er schenkte mir einen starken Glauben an einen guten Wandel in Situationen, die verfahren waren: in Krankheit und in Anfechtungen. Alles Gute meines Lebens schreibe ich dem Heiligen Geist zu. Ich denke, dass jeder von Ihnen im Rückblick Ähnliches sagen kann.
Der Heilige Geist im Evangelium
Werfen wir einen Blick auf das Evangelium. Denken wir an die Begebenheit, die Johannes beschreibt: Der Auferstandene begegnet am Abend des Ostertages den Jüngern, die aus Furcht vor den Juden hinter verschlossenen Türen sitzen. Er tritt in ihre Mitte, haucht sie an und sagt: "Empfangt den Heiligen Geist!". Und in diesem Augenblick beginnt Pfingsten, obwohl der Heilige Geist mit Feuer und Brausen erst 50 Tage danach auf die Jünger herabkommt.
Und an Pfingsten werden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fangen an in fremden Sprachen zu reden. Der Heilige Geist macht aus verängstigten Aposteln mutige Zeugen, die weise und freimütig sprechen, die Zeichen und Wunder tun. Auch die, die sich daraufhin mitten ins Herz treffen lassen, die sich bekehren, öffnen sich dem Heiligen Geist, lassen sich von ihm erfüllen.
Erfahrungen mit dem Geist des Auferstandenen
Vielleicht wandern auch Ihre Gedanken in Tage zurück, wo Sie den auferstandenen Jesus und seinen Heiligen Geist erlebt haben. In einer guten Gemeinschaft, im Hören aufeinander in der Ehe und Familie, wenn wir versucht haben, einander zu lieben. In besonderen Tagen, In Exerzitien, bei Festen des Kirchenjahres. Bei besonderen Anlässen, z.B. bei einer Wallfahrt oder bei einem Gespräch, in einer Gruppe. Alle spüren manchmal eine besondere Atmosphäre. Diese Atmosphäre ist Auswirkung der Gegenwart des Auferstandenen, der in unserer Mitte ist, wenn wir die gegenseitige Liebe unter uns lebendig erhalten.
Haben Sie nicht auch schon diese Atmosphäre erlebt? Sie macht uns auf einmal frei, sie schenkt uns einen Frieden, obwohl wir eigentlich schwere Päckchen mit uns herumtragen. Sie erfüllt uns mit Heiterkeit, die uns eine Freude gibt, die tief, tief in die Wurzeln reicht, die uns das Schöne im Andern sehen lässt. Und da vernehmen wir auch besser die Stimme Gottes in unserem Innern. Sie wird wie von Lautsprechern verstärkt.
Oft habe ich erlebt, dass bei Begegnungen dieser Art mir auf einmal glasklar vor Augen stand, was ich zu tun hatte oder lassen sollte. Allein hatte ich ewig herumgegrübelt, ohne auf einen Schluss zu kommen. Oft schenkt der Hl. Geist - hoffentlich auch heute - eine neue Großzügigkeit der Hingabe. Der Heilige Geist schenkt in der Schwachheit Kraft: zum Durchhalten in Schwierigkeiten, zur Umkehr, Kraft in Krankheit und Tod.
Geist der Erneuerung
Auch heute wirkt der Geist. Wir brauchen Augen sein oft verborgenes Wirken zu entdecken. Manche seiner Ausdrucksformen werden anders sein als wir sie praktizieren und ausüben. Junge Leute werden ihre eigenen Geisterfahrungen machen. In unseren Kirchen finden Menschen auf neuen Wegen zum Herrn. Wir werden langsam entdecken, dass Gottes befreiender Geist schon vielfach in unserer Welt lebt, wir werden dies würdigen und dankbar annehmen. Der Geist befreit uns für den unter uns wirkenden Geist.
Der Geist des Herrn erfüllt das All
Der Heilige Geist, der Beziehung schafft
Einmal im Jahr am Ende des Osterfestkreises bekommt der Heilige Geist etwas mehr Raum zugesprochen, obwohl wir bei jeder heiligen Messe den Heiligen Geist herabrufen und die biblischen Texte immer wieder vom Heiligen Geist sprechen. Nicht die Kirche oder die Gemeinschaft der Heiligen sind Gegenstand unseres Glaubens wie man aus dem Text des Glaubensbekenntnisses schließen könnte, sondern einzig und allein der dreifaltige Gott, den wir am nächsten Sonntag besonders in den Blick nehmen: Ich (wir) glaube(n) an den Heiligen Geist- somit an den, der Beziehung schafft. Das Leben Gottes ist Beziehung: Beziehung in sich, Selbstmitteilung, sich einander mitteilen, Austausch des Lebens, das wir Person nennen.
Die erste Lesung aus der Apostelgeschichte zeigt uns, dass Gott neue Seiten seines Wesens zu erkennen gibt. Der Heilige Geist ist Gabe für die Zeit nach Jesu Tod. Es ist der Geist der Einheit, der Menschen über die Barrieren von Sprache und Nationalität zusammenführt ohne die kulturelle Vielfalt, die es von Anfang an in unserer Welt und auch in der Kirche gibt, zu zerstören. Auch wenn es immer wieder Spannungen, Auffassungsunterschiede und Konflikte gibt, ist ein Weg in die Einheit möglich, zugegebenermaßen schwer zu finden.
Der Mensch ist ein Zerrissener, Heimatloser
Im Roman "Parallelen der Liebe" von Aldous Huxley (1894-1963) lesen wir: "Von zweierlei Treue hin- und hergerissen zu werden ist das schmerzliche Los fast jedes Menschen: Hie Gott, hie Teufel, hie Geist, hie Fleisch." Anders gesagt: Der Mensch ist ein Zerrissener, Heimatloser. "Dieser Konflikt in seinen verschiedenen Gestalten ist der Gegenstand jedes Dramas." Persönlich füge ich hinzu: ist der Konflikt jedes menschlichen Lebens. Zerrissenheit, seelische Halt-und Heimatlosigkeit, Unsicherheit werden durch die neuen Medien wie Internet, Facebook, Twitter- und damit auch durch die Rasanz der Zeit offenbar.
An anderer Stelle in Huxleys Roman "Parallelen der Liebe" ist zu lesen: "Der Geist muss offen sein [...] frei von unwichtigen Dingen und völlig ruhig. Es ist kein Platz für Gedanken in einem angestopften Hirn voll Lärm. Wo der Mensch seinen Geist mit so viel irdischem Kleinkram füllt, dass Gott darin keinen Raum mehr findet, da begeht er die Sünde wider den Geist." Paulus empfiehlt deshalb im Brief an die Römer: "Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne (und Töchter) Gottes." (Röm.8,14). Am Pfingstfest kommt der Heilige Geist in Form von Feuerzungen auf die Apostel nieder. (Apg. 2,1-4). Gott wählt das Symbol des Feuers, um den Menschen nahe zu sein. Seine Wärme und sein Licht sind spür- und sichtbar.
Licht sein
Ob wir für andere Licht sind, zeigt sich in unserem täglichen Leben, in all jenen Begebenheiten, in denen wir uns in irgendeiner Weise mit unseren Mitmenschen auseinandersetzen. Sie haben immer einen konkreten Anfang, der sehr schnell eine kritische Phase heraufbeschwören kann. Daraus erwächst der Höhepunkt, dem das gute oder böse Ende folgt. Anfang, kritische Phase, Höhepunkt und Ende sind die vier Bauelemente unserer persönlichen "Alltagsgeschichten" oder unserer Lebensgeschichte. Ob es sich um eine gute oder böse handelt, entscheidet sich in der kritischen Phase.
Hat nicht hier besonders das Schriftwort Gültigkeit: "Alle, die sichvom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne (und Töchter) Gottes." Unsere persönliche Alltagsgeschichte kann zur Überlebensgeschichte werden. Die Psychologie hilft uns, blinde Flecken in unserem vielschichtigen Menschsein auf dem Weg zur Mitte zu entdecken. Der Mensch ist ein Rätsel, ein Geheimnis. Vieles in meiner persönlichen Lebensgeschichte ist mir nicht bewusst, unbekannt, damit auch nicht erklärbar, manches wird anderen über mich bekannt, was sich zur kritischen Phase in meinem Alltag entwickeln kann. Sind in diesen Situationen andere für mich Licht, und inwieweit habe ich anderen Wärme gegeben?
Sich vom Geist Gottes leiten lassen
"Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne (und Töchter) Gottes." Das gilt natürlich auch für die christlichen Kirchen. Wie viele blinde, dunkle Flecken sind auch in den Kirchen zu erforschen? Blindheit nimmt gefangen, macht eng und ängstlich, das Licht des Geistes fehlt. Es ist sehr zu hoffen, dass wir durch den neuen Papst, der ein großer Verehrer des Heiligen Geistes ist, wir wieder besser ans Evangelium herangeführt werden. Unser Umgang miteinander, auch der einzelnen Kirchen untereinander, bestimmt, ob wir Wege und Tore öffnen oder verschließen, ob wir Licht sein wollen als geisterfüllte Menschen oder, ob wir nicht das Licht ausblasen, auch das Licht anderer Konfessionen.
"Der Geist des Herrn erfüllt das All
mit Sturm und Feuersgluten.
Er krönt mit Jubel Berg und Tal.
Er lässt die Wasser fluten."
Herr, nach unserer Ebbe, schenke uns deine Flut.
Ein Fest der Zumutung
Unser liturgischer Festkalender teilt den Osterfestkreis in "kleinere Portionen", um wenigstens ansatzweise das österliche Geheimnis zu begreifen. Im Neuen Testament bei Johannes geschieht eigentlich alles auf einmal: Tod, Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten. Bei Lukas in der Apostelgeschichte liegen fünfzig Tage (pentekosté heméra) dazwischen. So wird Pfingsten zur Geburtsstunde der Urkirche in Jerusalem. Da zeigt sich der Heilige Geist als "Seele der Kirche". Die Lesungen aus der Apostelgeschichte führen uns in diesen sieben Sonntagen nach dem Ostersonntag in das Leben der Urgemeinde ein, die ja auch einen Sendungsauftrag bekommen hat zu den Menschen mit der "Frohen Botschaft" hinauszugehen.
Pfingsten ist das große "Fest der Zumutung" unter dem Motto: "Ich sage dir: Steh' auf und geh!" Diese Worte hat bereits Abraham zu hören bekommen: "Zieh fort aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde."(Gen.12,1-2). Das ist wohl eine recht große Zumutung, die aber mit einem Segensspruch verbunden ist: "Ich werde dich segnen und deinen Namen groß machen." (Gen.12,4).
Aber auch dem Paulus wird viel zugemutet, sodass er sogar stürzt: "Er stürzte (nahe Damaskus) zu Boden und hörte wie eine Stimme zu ihmsagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?.....Steh' auf und gehin die Stadt, dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst." (Apg.9,4.6).
Im Mk.- Evangelium befiehlt Jesus dem Gelähmten, den man wegen der vielen Menschen durchs Dach transportiert hatte: "Ich sage dir: Steh' auf, nimm deine Tragbahre, und geh' umher!" (Mk.2,11)
Trau dir zu!
Gal. 5,16 würde frei übersetzt lauten: Wandelt im Geist der Liebe! Somit sind all diese Weggeschichten auch Berufungsgeschichten. Diese sind auch an uns gerichtet. Sie sind auch "Auferstehungsgeschichten", verbunden mit einer Zumutung. Das Wort "Mut" ist darin enthalten: Trau' dich! Trau dir zu, den Anfang zu wagen, auch wenn es Startschwierigkeiten gibt! Erhebe dich und halte durch, auch wenn es mühsam wird! Mut zum Bekenntnis und kein Leugnen! "Ich sage dir, Petrus, ehe heute der Hahn kräht, wirst du dreimal leugnen, mich zu kennen."(Lk. 22,34). Somit keine Spur von Durchhalten, vielmehr liegen bleiben, sich verstecken, kein Bekenntnis, umfallen.
Gibt es nicht auch heute reihenweise "Umfaller", nicht nur in der Politik, wo es oft an Handschlagqualität fehlt? "Umfaller" auch bei Glaube und Kirche, sofortige Distanz, wenn man seine Meinung nicht halten kann, wegen persönlicher Nachteile oder Blamage vor Andersdenkenden, Angst vor Getuschel oder der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. Wer sich einsetzt, setzt sich aus. Das bringt große Unsicherheiten. Darunter haben Abraham, Petrus, Paulus und viele andere gelitten. Auch der Gelähmte mit seiner ganz besonderen Biographie weiß nicht, wohin ihn seine Wege führen werden.
Die Urkirche in Jerusalem hatte große Startschwierigkeiten im Inneren mit sozialen Aufgaben, etwa der Versorgung der Witwen, Schwierigkeiten auch damit, dass manche Ideale zu hoch angesetzt waren. Nach außen hin gab es Schwierigkeiten mit den politischen und Religionsbehörden, viele Verhöre, Drohungen, sogar die Steinigung des Stephanus, weil dieser die vielen Gebote und Verbote kritisiert hatte, die es galt einzuhalten und die persönliche Beziehung zu Jahwe hinderte. Schließlich hatten auch die Jünger noch Angst vor dem Scheitern, sie meinten ja mit dem Kreuzestod des Herrn sei alles vorbei.
Gespräch auf Augenhöhe
Was hat das alles mit Pfingsten, mit unserer heutigen kirchlichen Situation zu tun? Heuer sind es fünfzig Jahre, dass das II. Vatikanische Konzil eröffnet wurde. Gleichzeitig soll ein "Jahr des Glaubens" beginnen.
Kardinal König hat das Konzil als "Leuchtturm für das wandernde Volk Gottes" bezeichnet. Absicht ist aus dieser "Glut des Konzils" durch den Heiligen Geist Feuer der Liebe in uns Menschen, in der Kirche zu entfachen. Es gehört Mut dazu, sich den Anforderungen der Gegenwart in gesellschaftlichen Veränderungen, in wissenschaftlichen Erkenntnissen dem Dialog zu stellen und nicht gegen die "Moderne" erbittert zu kämpfen.
Es ist mühevoll, Jesu Botschaft durch die Sprache, durch unser Tun ins "Heute" zu übersetzen gegen alle Angst vor Identitätsverlust. Johannes XXIII. hat vor fünfzig Jahren erkannt, dass die Kirche nicht mehr bei den Menschen ist, dass Verkündigung dort geschehen soll, wo Menschen mit ihren Freuden, Sorgen und Ängsten leben. Seelsorge und Lebensbegleitung der Menschen darf nicht zum Luxusgut werden durch zu große pfarrliche Einheiten.
Wir sind heute auch in der Kirche zu einer Konfliktgesellschaft geworden. Umso mehr bedarf es einer sprachbegabten Kirche, die auch im Konfliktmanagement geschult ist und auch von der Gesellschaft lernen will.
Es braucht gerade in dieser Zeit eine Kirche der guten Traditionen, die ihre wertvollen Schätze anbietet, nicht mit erhobenem Zeigefinger oder gar Drohpotential, sondern im Gespräch auf Augenhöhe, in Zeichen der Hoffnung mit Zukunftsperspektiven und nicht in nostalgischer Wehmut. Wir leben heute in einem Umbruch von der Volkskirche/Staatskirche in eine Entscheidungskirche. Mit Hilfe des Heiligen Geistes versuchen wir den Weg zu einer entschiedenen Volkskirche zu gehen.
Gerade jetzt gilt: Alles wegen der Kirche, alles für die Kirche und alles trotz der Kirche an Verkündigung in Wort und Tat zu erbringen.
Von der Macht und Ohnmacht des Wortes
Idiom und Sprache
In der ersten Lesung des heutigen Festtages vernehmen wir die eindrucksvolle Schilderung von einer höchst seltsamen Wirkung gesprochener Worte. Wer da genau in Jerusalem versammelt war, wird nicht im Einzelnen geschildert. Sicher waren die Apostel als "Prediger" darunter. Was inhaltlich gesagt wurde, bleibt offen. Es müssen jedenfalls begeisterte und begeisternde Worte gewesen sein. Das Erstaunliche, Wunderbare an dieser Weise des Redens aber war der Umstand, dass über sprachliche und vielleicht sonst noch bestehende Hürden hinweg ein Verstehenshorizont auf Seiten der Zuhörer erzeugt wurde, dass da etwas in ihnen berührt, angesprochen wurde, auf das sie vielleicht schon lange gewartet hatten. Denn diejenigen, die da gesprochen haben, verwendeten natürlich ihre Muttersprache, also hebräisch, vielleicht aramäisch, und sie hätten sich auch mit den Zuhörern gar nicht über profane Dinge unterhalten können, es hätte also keine Konversation oder ein Dialog zwischen ihnen stattfinden können, weil die Idiome der Sprechenden und der Hörenden total verschieden waren. Überflüssig zu sagen, dass es natürlich auch keine Simultanübersetzung gab.
Aber dennoch werden die Zuhörer in einer Weise angeredet, die sie nicht nur restlos begriffen haben; es muss da in ihren Herzen auch eine Melodie zum klingen gebracht worden sein, die sie längst in sich getragen, aber nicht vernommen haben. Die Hörer wurden in einer Weise angesprochen, die sie selbst in Erstaunen versetzt. Denn sie fragen sich ja, wie denn das sein könne, dass sie als Parther, Meder, Elamiter usw. angeredet werden und dass sie das Gesprochene auch verstehen, obwohl sie das Idiom der Sprechenden nicht beherrschen. In einer verborgenen Tiefe ihres Herzens konnten sie diese Anrede erfassen und sie verstehen, dass da in ihrer je eigenen Sprache Gottes große Taten verkündet werden (vgl. Apg 2, 11).
Babylon und andere (Sprach)verwirungen
Der Turmbau zu Babel war nach den Worten der Hl. Schrift Anlass, dass Gott die Sprache der Menschen verwirrt hatte (Gen 11,1-9). Dabei ist es geblieben, Babel ist leider zur bleibenden Gegenwart geworden. Es geht dabei aber nicht so sehr um die Frage der heute verwendeten Idiome (Deutsch, Englisch, Italienisch usw), sondern um die erschreckende Tatsache, dass Menschen mit dem Wort - dem eigenen wie dem anderer - erschreckend sorglos umgehen. Wir haben im Deutschen ja sehr treffende Redewendungen, wie z.B. "einem das Wort im Mund umdrehen", "jemandem ins Wort fallen", und bisweilen kann einem vor Schreck "das Wort im Hals stecken bleiben". Man kann ein "Wort verlieren" und es ist dann bisweilen unwiederbringlich fort.
Worte können heilen, vielleicht sogar ein Heilungs"wunder" bewirken, aber sie können
auch verletzen, ja sogar todbringend sein
Babylon blieb (leider) nicht die einzige Sprachverwirrung, und die Kirche selbst bedient sich durchaus nicht immer einer pfingstlichen Sprache. Manches an ihren Äußerungen ist bisweilen schwer verständlich und stellt beileibe nicht immer jene tröstende Botschaft dar, von der die Sequenz des heutigen Festtages so eindrucksvoll spricht: "Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not".
"Freude und Hoffnung"
Wenn die Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils ("Gaudium et spes") diese Worte gleichsam zum Leitmotiv für das Wirken der Kirche in der Welt gewählt hat, so müsste alles Reden und Tun in der Kirche auch daran gemessen werden können, ob es wirklich dem entspricht was der Prophet Jesaia über das Wirken des Gottesknechtes gesagt hat: "Das genickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus" (Jes 42, 3). Die Kirche müsste immer deutlich machen, dass Gott heilsame Zuwendung zum Menschen ist.
Mit Freude und Dankbarkeit muss besonders am Pfingstfest der Vielen - Christen wie Nichtchristen - gedacht werden, die Licht in Dunkelheiten bringen, Bedrängten beistehen, Hoffnung schenken. Schon allein ihre Anwesenheit gibt Zeugnis dafür ab, dass der "Geist des Herrn" immer noch lebendige Wirklichkeit ist.
Aber andererseits hat die Kirche auch Strukturen eines Machtapparates an sich, dem es nicht unbedingt um das geduldige Zuhören und Verständnis bei der Lösung von vielleicht nicht immer mit dem erforderlichen Geschick vorgebrachter, gleichwohl aber berechtigter Anliegen geht. Gesprächsverweigerung und einseitiges Pochen auf Gehorsam sind kein Lösungsansatz.
Pfingstliche Rede heute?
Manchmal ist in der Kirche eine Sprache vernehmbar, die das Pfingstwunder von damals geradezu ins Gegenteil zu verkehren scheint. Nicht immer ist da der Geist dessen zu hören, der eigentlich als "höchster Tröster in der Zeit", als "köstlich Labsal in der Not" verstanden werden will und an den wir uns als dem "glückselig(en) Licht" bittend wenden (Pfingstsequenz). Sprachbarrieren können nicht nur vorgegeben, sondern auch verschuldet sein. Der Heilige Geist kann sie beide bereinigen, durch vergangene (Pfingstwunder) wie auch durch gegenwärtige.
Gottes Geistes-Gegenwart
Kritische Fragen
Ein kritischer Geist formulierte einmal folgende Fragen ans Pfingstfest: Wozu soll das gut sein: Feuerzungen? Wer wird sich schon die Zunge verbrennen und den Mund? Wozu soll das gut sein: Sturmesbrausen? Man drückt sich den Hut nur fester in die Stirn und schließt für alle Fälle das Fenster. Wozu soll das gut sein: Fremde Sprachen? Sollen die andern erst mal alle Deutsch lernen!
Solche Fragen treffen den Nerv des Pfingstfestes. Sie fordern auch heraus, nachzudenken, was Pfingstfest wirklich ist und was wir davon halten.
Geistesgegenwart
Geistes-Gegenwart ist unser Stichwort. Das Gegenteil wäre Geistes-abwesend. Einige Beispiele dazu aus unserem Alltag: Ein Radfahrer fährt rasant um die Ecke. Eine alte Frau steht mitten auf seiner Bahn. Geistesgegenwärtig reißt er das Lenkrad herum und haarscharf streift er an der Fußgängerin vorbei, ohne dass etwas passiert. Blitzschnell hat ihm der Geist eingegeben, richtig zu handeln, trotz seines riskanten Fahrstiles! Geistes-Gegenwart!
Vor einigen Jahren war in Freising am Domberg eine Ausstellung unter dem Titel 'Geistes-Gegenwart'. Ich erinnere mich noch gut an einen dezent beleuchteten Raum und mitten drin auf dem Boden eine Statue. Durch Lichtquellen tauchte an den Wänden überall diese Figur auf. Der ganze Raum war erfüllt vom Geist dieser Figur. Geistes-Gegenwart eines Kunstwerkes in diesem Raum.
Eine Ehefrau muss plötzlich ganz intensiv an ihren Mann denken, der auf Reisen ist, und sie betet für ihn ein Stoßgebet. Nicht lange dauert es und es kommt die Nachricht, dass er schwer verunglückt ist. Sie bekommt heraus, dass es genau zu der Stunde war, als sie so intensiv an ihn denken musste. Geistesgegenwart, wahrscheinlich ausgelöst durch die Liebe zu einem Menschen.
Geistesgegenwart ist: im richtigen Augenblick richtig handeln, aber auch ein Gespür dafür haben, was um uns los ist. Das Gegenteil - Geistes-Abwesenheit - kennt jeder. Dafür hat jeder genug Beispiele.
Wagen wir von diesen menschlichen Erfahrungen von Geistes-Gegenwart den Sprung zu Gottes Geistes-Gegenwart bei uns Menschen. Die Pfingstbotschaft sagt uns: Gottes Geist ist geistes-gegenwärtig bei uns Menschen in Erfahrungen wie Feuer; in Erfahrungen wie Sturm, in Erfahrungen wie Sprache.
Was bedeutet das?
Denken wir an das erste Bild: Erfahrungen wie Feuer.
Feuer macht warm, heiß, macht hell und verändert bis zum Verbrennen. Der Geist Gottes ist gegenwärtig, wenn es uns warm wird ums Herz und wir uns so richtig verstanden fühlen, angenommen, da bin ich daheim. Der Geist Gottes ist gegenwärtig, wenn es mir heiß wird und ich keine Ruhe bekomme, endlich die Wahrheit zu sagen, wie es wirklich steht um mich. Der Geist Gottes ist gegenwärtig, wenn mir ein Licht aufgeht und ich jetzt weiß, wie ich weitermachen soll in einer schwierigen Situation. Der Geist Gottes ist gegenwärtig, wenn eine festgefahrene Situation plötzlich aufbricht und etwas ganz Neues passiert. Ich verbinde damit das Konzil vor 50 Jahren, wie es für unsere Zeit Türen geöffnet hat, den Glauben neu zu verstehen und heute zu leben.
Denken wir an das zweite Bild: Erfahrungen wie Sturm.
Sturm ist schnell bewegte Luft, die selber nicht sichtbar ist. Aber durch die Bewegung merken wir ihre Kraft. Luft bedeutet Leben. Einem Sterbenden hält man einen Spiegel vor den Mund. Wenn er beschlagen wird, sagt man: Er lebt noch. Gottes Geist ist gegenwärtig überall, wo es Leben gibt. Er ist das Leben, dem Menschen eingehauchter Odem Gottes. (Gen. 2,7). Gottes Geist ist gegenwärtig, wo jemand mit aller Kraft darum kämpft, dass es einem Volk gut geht und in ihm alle leben können. Gottes Geist ist gegenwärtig, wenn einer in verzweifelter Lage wieder Mut bekommt, weiter zu leben, neu anzufangen. Gottes Geist ist gegenwärtig, wenn wir uns besonders um Menschen kümmern, deren Lebensfaden dünn geworden ist und zu zerreißen droht. Gottes Geist ist gegenwärtig, wenn es bei einem im Leben sehr stürmisch zu geht und er wieder ins Lot kommt.
Denken wir auch an das dritte Bild: Erfahrungen wie Sprache.
Sprache hilft, einander zu verstehen. Deutsch - Französisch - Russisch usw. Nicht leicht, fremde Sprachen gut zu verstehen. Es gibt aber auch die Sprache des Herzens, der Gefühle, der Gesten. Manche verstehen sich, ohne ein Wort zu sagen. Gottes Geist ist gegenwärtig, wenn zwei Menschen, die sich nicht mehr verstanden haben, die Blockade überwinden und wieder zueinander finden. Gottes Geist ist gegenwärtig, wenn zwei einander von Herzen her vergeben. Gottes Geist ist gegenwärtig, wenn Menschen die Sprache der Liebe reden, gerade dann, wenn überall die Ellbogen und das Geld regieren. Gottes Geist wird verweigert, wenn Vergebung, Frieden verweigert wird.
Das Evangelium stellt gerade diese vergebende Kraft des Hl. Geistes besonders heraus, weil sie so notwendig ist unter uns, und besondere Impulse braucht.
Ein "Treibauf Gottes"
Ich nenne den Hl. Geist gern einen "Treibauf Gottes". Er treibt uns immer wieder auf, dass wir nicht erlahmen, resignieren und die Flügel hängen lassen. Bei einem Kindergottesdienst fragte ich einmal die Kinder: wer weiß, was der Hl. Geist ist? Da streckte ein Bub die Hand und sagte: "Mut" nur dieses Wort "Mut". Ich glaube, er hat es ausgezeichnet getroffen. Der Hl. Geist ist unser Mutmacher: politisch, in der Kirche, bei uns selber. Wagen wir Gottes Geistes-Gegenwart.
Der Geist Gottes bewirkt eine Umkehr der Herzen, eine neue Gesellschaft
Der Geist Gottes führt zusammen
Um den Geist Gottes, den Geist der Nächstenliebe und Solidarität am Leben zu erhalten, bedarf es einer Gemeinschaft, die von ihm wissen will. Damals wie heute. Der Geist Gottes führt zusammen. Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. In einer Zeit, als noch unklar war, wie diese Bewegung Jesu, überhaupt weitergeht, war es lebensnotwendig, zusammenzustehen, Gemeinschaften zu bilden. Diese Gemeinschaft entwickelt seitdem im Geist Gottes eine unbändige Kraft. Individuell wäre das nie zu schaffen. Der Geist verändert die Beziehungen untereinander, schweißt zusammen, bestärkt, ermutigt. Im Zusammensein entsteht eine Kraft und Energie, die den Himmel nicht unberührt lässt. Ein heftiges Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, erfüllt das Haus.
Die Bibel erzählt uns bildhaft Gewaltiges, Unvorstellbares, Unbegreifliches, versucht einzufangen, was in Worten wahrscheinlich nur ansatzweise zu fassen ist. Lassen wir uns von dieser Sprache berühren, im Bewusstsein, dass es eine Sprache alter Texte ist, und genießen wir, dass wir, wie der Theologe Fulbert Steffensky es treffend formuliert, Gäste sein dürfen bei diesen großen Lebensbildern. Wir sind in dieser Sprache nicht oder nicht mehr zu Hause, dürfen uns aber trotzdem hineinnehmen lassen in diese geisterfüllten Ereignisse, von denen unsere GlaubenszeugInnen erfüllt waren.
Der Geist Gottes holt alle in diese Gemeinschaft herein
Der Geist Gottes lässt niemanden aus, holt alle in diese Gemeinschaft herein. Zungen wie von Feuer verteilten sich auf jede und jeden von ihnen. Da musste doch förmlich das Herz zu lodern oder gar zu brennen anfangen. Alle wurden mit dem Geist Gottes erfüllt. Und dieser Geist rührt an und um. Die Rede vom Geist ist eine Rede über eine konkrete Praxis, die sich ergibt, wenn man von diesem Geist voll ist. Vom Geist erfüllt begannen sie, in fremden Sprachen zu sprechen, wie der Geist es ihnen eingab. Diese neue Gemeinschaft begeistert, stärkt und wirkt, setzt in Bewegung und lässt die Angst verlieren. Das Erlebte will anderen mitgeteilt werden. Ja, ich lebe nicht aus mir heraus, sondern aus dem Geist Gottes, und das in einer Gemeinschaft, die trägt und hält. Dazu sollen auch andere eingeladen werden. Der Geist eröffnet fremde Sprachen und damit ein Verstehen über den bisherigen Horizont hinaus. Die eigene Kleingeistigkeit wird durchbrochen. Die begeisterte Gemeinschaft setzt sich in Bewegung. Neues kommt in Gang, Gewohntes wird durchbrochen. Auf andere zugehen, verändert auch selbst.
Der Geist zeigt Wirkung nach außen
Der Geist zeigt Wirkung. Auch nach außen. Alle, die aus den unterworfenen Völkern des römischen Reiches nach Jerusalem gekommen sind, hören und verstehen die Galiläer in ihrer Sprache: Eine klare antiimperiale Pointe des Textschreibers. Wer sich verständlich machen kann, die Sprache des Volkes spricht, ist gefährlich. Jene, die sich nicht darauf einlassen wollen, was die JüngerInnen begeistert erzählen, versuchen, sie in ein schlechtes Licht zu rücken. Sie spotten, dass sie betrunken seien von süßem Wein, und damit sollen sie nicht ernst genommen werden. Von Gott und dem zu erzählen, wovon das Herz voll ist, war also immer mit Widerstand verbunden. Doch das Erstaunen über die Galiläer überwiegt. Kennen wir nicht auch Erfahrungen, wo wir uns mit wenigen Worten, teils mit Händen und Füßen einander verständlich gemacht haben, wo es nicht auf die richtige Grammatik oder die genaue Aussprache ankam, die Wahl der Worte nicht entscheidend war? Weil, ja weil der Zugang zueinander im Wesentlichen eine Frage der Einstellung ist, abhängig von einem verständnisvollem Herz, getragen von Respekt, Akzeptanz, Wohlwollen und Barmherzigkeit. Wo die Begeisterung durchschlägt, da trifft Geist auf Herz, da kommt eine neue Praxis in Gang, nämlich sich verstehen zu wollen, aufeinander zu- und einzugehen, miteinander in Berührung zu kommen. Mit dem Herzen zu hören wird wesentlich. So ereignet sich wirkliche Begegnung.
Grenzenlos
Die Begeisterung kennt keine Grenzen, das solidarische Leben aus dem Glauben an den lebendigen Gott will allen mitgeteilt werden: Parthern, Bewohnern von Juda, jenen aus der Provinz Asien, auch den Römern. Alle sollen eingeladen werden, an diesem Geist, an diesem Leben teilzuhaben, sich zu beteiligen. Verkündet werden die großen Taten Gottes. Es geht nicht um Redseligkeit, um Selbstinszenierung, um die Vermarktung der eigenen Bewegung, nein, in ihren Reden, in ihrem Erinnern verweisen die JüngerInnen über sich hinaus. Die Buntheit der Sprachen ist auch eine Kritik an der Pax Romana, an der römischen Besatzung, wo letztlich nur mehr die Sprache der Sieger, des Kaisers, der Herrschaft gilt. Dagegen braucht es neue Hoffnungen und Sehnsüchte und eine gemeinschaftliche Kurskorrektur, letztlich eben eine neue Sprache des Lebens.
Wenn es um Jahwe und die Erfüllung seiner Tora, seiner Weisungen zum Leben geht, dann wird Leben möglich, grenzenlos, für alle. Es gibt kein Leben ohne diesen Geist.
Der Geist bringt neue Allianzen ins Spiel, er verweist darauf, dass Juden und Gojim, also Heiden zusammenfinden sollen. Dieses Zusammenfinden soll in den Gemeinden Gestalt bekommen. Die Gemeinde ist die neue Art gemeinschaftlich zu leben, mit der Wirklichkeit umzugehen, ein Versuch des richtigen Lebens im Falschen, in einer Welt des Gegeneinanders und der Vereinzelung. Hier braucht nicht jeder und jede seines und ihres Glückes Schmied zu sein, weil das Teilen des Lebens, das Teilen von Fähigkeiten, von Wissen und Erfahrungen im Geist Gottes einander neu verbindet. Der Geist weht letztlich nur in Gemeinschaften, die ihm Wohnung geben. Dort ist neues Verstehen unter Menschen auch unterschiedlicher Sprachen konkret möglich.
Die Sprache des Geistes Gottes
Welche Sprache finden wir, um unseren Glauben mitzuteilen, von unseren Hoffnungen zu erzählen, begeistert zu unserer Gemeinschaft einzuladen?
Die Bibel stellt nicht die Frage, was der Geist ist, sondern wie er konkret in Menschen wirkt. Die Wirkgeschichte ist wesentlich. An der mitmenschlichen Lebensweise ist ablesbar, wer vom Geist beseelt ist. Der Geist verbindet uns mit Jahwe, mit der Tradition Jesu und erinnert uns immer wieder an die Anwesenheit des Abwesenden. Er vergegenwärtigt uns den Auferstandenen in dieser Welt. Wenn wir Brot brechen und teilen, sehnen wir eine Welt herbei, in der es genug für alle gibt, in der ein gutes Leben für alle möglich ist. Unser Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden, für eine andere, menschliche Welt, das ist heiliger Geist. Dass wir nicht nachlassen, immer wieder Worte der Ermutigung zu finden, auch des Protests, dass wir uns nicht stumm machen lassen. Der Geist ist bewegende Kraft, Intuition, eine Gegenkraft gegen alles, was hart, rigide, kalt, unmenschlich und versteinert ist. Je mehr wir uns aufeinander einlassen, desto mehr kann der Geist Gottes in uns und um uns wirken. Der Geist Jesu ruft zur Auferstehung.
Auferstehung aus dem Tod ist das Konkreteste, das man in seinem Leben machen kann, in allen Lebensbereichen, in der Arbeitswelt, in der Familie, in Beziehungen, im Leben mit Kindern. Auferstehung bedeutet, dass wir nicht zulassen, dass auch nur ein Mensch erniedrigt wird, vergessen, getreten. Dazu soll uns der Geist Gottes erinnern, wachrütteln, ermutigen, immer wieder auch trösten und uns begleiten zu einem neuen Leben, wo wir einander Nächste sind.
Der Geist Gottes wirkt Unterschiedliches
Unterschiedlich wirkt der Geist in verschiedenen Menschen. Auch davon können wir in der Bibel immer wieder lesen. Der Geist macht aus Töchtern Prophetinnen und lässt junge Männer Visionen haben, auch Knechte und Mägde werden Propheten sein. Gewohnte Herrschaftsverhältnisse werden im Geist Gottes aufgehoben. Paulus schreibt von verschiedenen Gnadengaben, Charismen aus dem einen Geist, wie Weisheit, Erkenntnis, prophetisches Reden, die Gabe, Krankheiten zu heilen, Geister zu unterscheiden, verschiedene Arten des Zungenredens, beziehungsweise dieses zu deuten. Alles bewirkt ein und derselbe Geist, einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu. (1 Kor 12). Wesentlich werden diese Gaben aber erst, wenn sie miteinander in Beziehung gebracht werden, geteilt werden. Die Geistgaben dienen nicht dem Einzelnen, sondern dem Aufbau der Gemeinde, und alle Charismen sind wichtig und wesentlich, damit ein neues Miteinander gelingt, herrschaftsfrei gemeinschaftlich, radikal aufeinander angeweisen. Denn wir können uns nicht selbst retten. "Dein Reich komme" ist die Bitte um unbedingte Gemeinschaft und Solidarität aller und das Ende aller Herrschaft als Anfang einer neuen Menschlichkeit.
Der Geist bewirkt ein Umdenken, eine Umkehr der Herzen, eine Denkhaltung der Veränderung, eine Bekehrung aufeinander zu. Wenn wir diese Umkehr mitvollziehen, entsteht eine neue Gesellschaft, eine Gesellschaft in der alle Platz haben und in der jede Träne getrocknet wird. Komm, Heiliger Geist! Bewege mich und uns - aufeinander zu.
© Mag. Fritz Käferböck-Stelzer
Der Geist weht, wo er will und wie er will
Ein Fest der Be-geisterung?
In der guten alten Zeit, als ich noch zum Jugendseelsorger taugte, veranstaltete ich gemeinsam mit Mitbrüdern und befreundeten JugendseelsorgerInnen durch mehrere Jahre hindurch ein dreitägiges Jugendpfingstfest mit Jugendlichen aus Gemeinden, in denen wir als Redemptoristen arbeiteten oder mit denen wir in Kontakt waren.
Jedes Mal machten wir uns viel Mühe mit der inhaltlichen Vorbereitung. Dabei leitete uns die Frage: Wie und wo kann Pfingsten heute erfahren werden? Die offensichtliche Diskrepanz zwischen der Begeisterung der Jünger damals und der Coolness der Jugendlichen heute forderte uns jedes Jahr neu heraus. Wie und womit können wir in unseren Tagen Menschen für lebendiges Christsein begeistern? Und klar war von vornherein: Mit dem Begeisterungspotential einer Fußballmeisterschaft oder eines Popkonzertes konnten wir auf keinen Fall mithalten.
Geht es zu Pfingsten wirklich um Be-geisterung? Wo können wir das Phänomen Pfingsten, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird, einordnen?
Was sich nach der Schilderung der Apostelgeschichte in Jerusalem zugetragen hat, ist überraschend über alle, die es erlebt haben, hereingebrochen und ruft heute noch Staunen hervor. Wer hätte dies den Jüngern zugetraut? Wie ein Naturereignis unvorhersehbar ist es ihnen zugestoßen. Von Jesus, seiner Lehre und seinen Taten begeistert waren sie früher einmal, am Anfang des Auftretens Jesu in Galiläa. Diese Beobachtung ist mir wichtig, damit wir uns nicht auf eine falsche Fährte locken lassen. Begeisterung für Jesus führt nicht zwangsläufig zu einem neuen Pfingsten.
Aufbruch und Neubeginn
Wir tun gut daran genauer hinzuschauen, was damals geschehen ist. Zunächst einmal ist an jenem 1. Karfreitag alles zusammengebrochen, was an Hoffnungen und auch an Begeisterung für Jesus da war. In den Tagen und Wochen danach finden wir die Jüngerinnen und Jünger damit beschäftigt aufzuräumen und ihr Leben neu zu ordnen. Dabei machen sie die Erfahrung, dass Jesus und das, was er in ihr Leben gebracht hat, nicht tot sind. Er lebt, und das, was er ihnen gesagt hat, bewahrheitet sich und ergibt jetzt einen neuen, noch tieferen Sinn als zuvor. Nach und nach beginnen sie Konsequenzen daraus zu ziehen.
Am Pfingsttag kommt über sie der Geist Gottes, wie er zuvor über Jesus gekommen ist: Bei der Taufe im Jordan kam er auf ihn herab (Lk 3,22). Dann führte er ihn in der Wüste umher (Lk 4,1). "Erfüllt von der Kraft des Geistes" kehrt Jesus nach Galiläa zurück (Lk 4,14f) und beginnt zu predigen. Nun heilt er Menschen, die von unreinen Geistern besessen waren (Lk 4,33. Lk 8,29. Lk 8,39 u.v.a.m.). Der Geist Gottes bewirkte in Jesus vor allem Aufbruch und Neubeginn.
Im Johannesevangelium haucht der Auferstandene den Heiligen Geist seinen Jüngern ein. Er übergibt ihnen den Geist, der ihn beseelte und bewegte.
Der Verfasser der Apostelgeschichte beschreibt in Fortsetzung des Lukasevangeliums, wie der Heilige Geist auch auf die Jünger herabkam und auch in ihnen einen Aufbruch und Neubeginn bewirkte.
Wenn wir all dies berücksichtigen, ist es geradezu gefährlich, um diesen Geist Gottes zu bitten, ein Spiel mit dem Feuer gleichsam, denn wir wissen nicht, was er in uns auslöst und in uns und durch uns bewirkt. Das ist mehr als einfach Begeisterung.
Mein persönliches Pfingsten
Im Rückblick auf mein eigenes Leben muss ich gestehen, dass ich in den liturgisch vorgesehenen Begegnungen mit dem Heiligen Geist bei der Firmung und auch bei der Priesterweihe eher Windstille erlebt habe. Es war so windstill, dass ich mich fragte: War's das jetzt?
Anders hingegen verlief es in anderen Lebensphasen. Mehrere Male zerbröselten meine Lebensentwürfe und ich landete in einer handfesten Krise; von Außenstehenden kaum wahrgenommen. Für mich aber waren diese Ereignisse mit tiefgehenden Erschütterungen verbunden. Jede dieser Krisen dauerte eine Zeitlang und stellte eine Reihe meiner bisherigen Einstellungen in Frage. Am Ende jeder Krise stand aber ein Neuaufbruch mit einem kräftigen Motivationsschub. Einmal hatte ich sogar das länger anhaltende Gefühl, vor dieser Erfahrung nicht wirklich gelebt zu haben. - War das mein persönliches Pfingsten?
Anders als wir es wollen
Der Geist Gottes weht, wo er will und wie er will. Und das stimmt mich zuversichtlich. Ich muss ihm nicht künstlich nachhelfen. Ich brauche keine Begeisterungsstürme zu erzeugen und niemand anzufeuern. Dafür fühle ich mich nicht sonderlich begabt. Im Gegenteil: ich meide Menschenansammlungen, die für irgend etwas außergewöhnlich begeistert sind; auch kirchliche.
Was mir immer wieder geholfen hat: das Kreisen um die biblischen Texte über Jesus und seine Jünger und mein Wunsch zu begreifen, was sie bewegt hat.
Wonach ich immer wieder Sehnsucht verspüre: Eintauchen in den Geist Jesu, in den Geist der Vergebung, in seine Verbundenheit mit dem Vater, in seine Offenheit für die Kleinen und Schwachen, in seine Geduld mit seinen Freundinnen und Freunden. - Ist das der Geist, mit dem er uns getauft hat?
Ich ahne, dass die Begegnung mit Gott in den großen sakramentalen Zeichen doch nicht vergeblich war, auch wenn ich dies im Vollzug nicht direkt wahrnehmen konnte. Das stimmt mich zuversichtlich, wenn ich sehe, wie sehr sich unsere Pfarrgemeinden um eine nachhaltige Feier der Sakramente bemühen, auch wenn sie keinen unmittelbaren Erfolg verbuchen können.
Eintauchen in den Geist Jesu
Oft wünsche ich mir einen Aufbruch in der Kirche, wie ich ihn in meinem individuellen und persönlichen Leben erfahren habe. Ich sehe einige Parallelen zwischen dem Erleben meiner persönlichen Krisen und den Krisenphänomenen der gegenwärtigen Kirche. Ich fürchte, wir können den Aufbruch nicht machen und nicht herbeizwingen, sondern wir müssen ihn uns zur gegebenen Zeit schenken lassen. Was ich bis dahin tun kann, tun will und mit allen, die sich dafür gewinnen lassen, teilen will, ist das Eintauchen in den Geist Jesu, in das, was ihn bewegt hat.
Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein
Chaos: Chance zum Aufbruch oder Anfang vom Ende
Wenn man es sich hin und wieder einmal gönnt, durch europäische und andere Fernsehkanäle zu schalten und sich Debatten in den Parlamenten dieser Welt anzuschauen, wird man mit den unterschiedlichsten Kulturen öffentlicher Kommunikation konfrontiert. In den einen Häusern wird laut und hart gestritten, in den anderen durchaus auch mal gebuht und an einigen Stellen ist es sogar schon zu Handgreiflichkeiten gekommen. Manchmal ist man geneigt, sich zu fragen, welcher Kinderstube denn der eine oder die andere Volksvertreterin entsprungen ist, oder auch wie man bei denen so zu Hause miteinander umgeht.
Aber das Parlament ist nun nicht zuerst ein Haus, in dem die Defizite früherer Kindheit zur Schau gestellt werden sollten, sondern vielmehr ein Ort, an dem Menschen darüber sinnieren, wie die Zukunft ihres Landes zu gestalten ist. Dazu gehört eben auch der intensive Austausch, in den jeder hinein gibt, was ihn bewegt, was er für richtig und förderlich hält. Aus diesen Debatten erwachsen dann konkrete Ideen, die in Beschlüssen und Gesetzen schließlich dem Volk dienen sollen.
Es ist das kreative Chaos, das möglich macht, dass viele Stimmen und Haltungen in die Fortbewegung des Landes einfließen und somit eine jede politische Entwicklung auch ein Spiegel der Vielfalt der Menschen ist. Im besten Fall. Wir wissen alle, dass bis zu diesem Ideal in den allermeisten Ländern dieser Erde noch ein weiter Weg vor den Menschen liegt.
Von Träumen und Visionen
Heute hörten wir in der Lesung aus der Apostelgeschichte von einem ähnlichem Chaos mit äußerst produktivem Charakter - so mancher Parlamentarier sollte sich die Heilige Schrift zum Vorbild nehmen. Da waren nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt die Freundinnen und Freunde an einem Ort versammelt, um fünfzig Tage nach dem Pessachfest das Schawuot-Fest, das jüdische Erntedankfest, zu feiern. Die Versammelten und all jene, die hinzukamen, mussten da erleben, wie ihnen durch Gottes Kraft widerfuhr, was der Prophet Joël schon lange zuvor angekündigt hatte: "Danach aber wird es geschehen, / dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, / eure Alten werden Träume haben / und eure jungen Männer haben Visionen.” (Joël 3,1).
Einst exklusiv - heute allumfassend
Wir würden sagen: So wie ihnen der Schnabel gewachsen war, erzählten sie von Gott und priesen seine Taten. Überdeutlich wurde nun den Menschen zu Augen und Ohren gebracht, dass die Botschaft Gottes keine Grenzen kennt. Jesu heilsstiftendes Wirken war nicht nur für einen auserlesenen Kreis gedacht, sondern für all jene, die in den Fußspuren Jesu gehen wollen. Die Erfahrung vom Heil sollte nicht nur von jenen direkten Zeuginnen und Zeugen weiter gegeben werden, die Jesus durch Galiläa begleitet haben, die das Drama der Hinrichtung erleben mussten und seine Auferstehung erleben durften.
"Geht hinaus in alle Welt” - das gilt nun allen Berufenen rund um die Erde. Der exklusive Kreis der Jüngerinnen und Jünger öffnete sich zu einer allumfassenden Gemeinschaft von Gerufenen: zu einer ecclesia catholica - ohne nationale und soziale oder sonst wie geartete Grenzen. Ihre Wirkung besteht nicht mehr allein nur in der Predigt und den Wundern der Apostel - vielmehr sind jetzt alle aufgerufen beizutragen, was sie haben und können, um dieses eine zu Ziel zu erreichen: Gottes Präsenz in seiner Schöpfung zur wirklichen Erfahrung der Menschen werden zu lassen. Alle - das meint eben auch uns heute.
Alle müssen mitmachen
Der Apostel Paulus erklärt das den Menschen in der Hafenstadt Korinth ganz einfach so: "Es gibt nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.” (1Kor 12,6f). Diese paulinische Aussage ist auf den ersten Blick mal ein pastorales Mutmach-Programm: Paulus traut den Menschen etwas zu. Er glaubt an sie und er ist sich sicher, dass, wenn das Ziel stimmt, der Weg nicht falsch sein kann.
Die Worte des Paulus machen aber nicht nur Mut, sie fordern auch auf und sie fordern heraus. Paulus mobilisiert die Menschen, sich für diese Botschaft Jesu zu riskieren und vielleicht Wege in dieser Welt zu gehen, die nicht en vogue sind. Er will, dass die Menschen die Ärmel hochkrempeln und sich in der Nachfolge Jesu engagieren.
Eine Herausforderung
Aber nicht nur das: Paulus fordert dabei auch die Nachfolgegemeinschaft als ganze heraus, sich der Vielfalt ihrer Individuen zu stellen. So wie sich damals im Saal von Jerusalem trotz der Vielstimmigkeit alle Anwesenden im Lob des einen Gottes erkannten, muss auch heute die Kirche die ihr innewohnende Vielfalt als ein Qualitätsmerkmal anerkennen und dieses schätzen - Vielfalt ist nicht ein Kratzer im Lack, ist nicht ein Fehler. Das mag man bejahen - aber wer trägt die Konsequenzen? Fragen wir uns doch: Wie wäre es denn etwa, wenn wir die Auftrennung der einen Kirche in verschiedene Konfessionen weniger als einen Schaden, sondern vielmehr als eine Herausforderung ansähen? Es wäre dann halt weiter zu fragen, wie man mit dieser Herausforderung umgeht.
Oder: Warum müssen wir immer wieder überall in der römisch-katholischen Kirche erleben, dass die Vielfalt so große Angst macht und dazu führt, dass genau definiert - also: abgegrenzt - wird: welche Menschen in der Nachfolge Jesu leben und welche nicht, welche Lebensweisen - zum Beispiel etwa auch: welche Partnerschaften - gottgefällig sind, welche Denkweisen dem Wohl der Kirche entsprechen. Mit großer Energie wird dann verfolgt, was nicht entspricht, statt dass diese Energie darauf verwendet wird, glaubwürdiges Zeugnis abzulegen in einer Welt, die auf genau dieses Zeugnis wartet.
Jetzt ist die Zeit da, auf neuen Wegen loszugehen: Der Geist ist uns gesandt. Fünfzig Tage haben wir aus den Ostererfahrungen gelebt und gefeiert - eine Zeit, in der wir zurückgeschaut haben und die Eindrücke des Auferstehungsgeschehens auf uns haben wirken lassen. Nun wenden wir den Blick nach vorn in die Zukunft, um aus der gestalterischen Kraft des Heiligen Geistes neue Wege zum Heil zu gehen - Wege, die vielleicht ungewöhnlich sind, Wege, die uns keiner zugetraut hätte; Wege, die manch anderem vielleicht fremd erscheinen. Jede und jeder von uns kann - jetzt und immer wieder - seine Gnadengaben einsetzen und um ein glaubwürdiges Zeugnis der Frohbotschaft besorgt sein. Und das klappt - wenn wir auf diese eine Bitte setzen: "Sende aus deinen Geist - und das Antlitz der Erde wird neu.”
Teilnehmen am Wirken Gottes
Aufruhr in Jerusalem
Gestern in den späten Morgenstunden entstand mitten in Jerusalem ein riesiger Aufruhr. Eine kleine Gruppe ehemaliger Anhänger dieses Jesus, der vor 50 Tagen hingerichtet wurde hat sich plötzlich zu Wort gemeldet und lautstark in aller Öffentlichkeit wieder über ihn geredet. Es machte den Eindruck, sie hätten getrunken. Aber das war wohl nicht die Ursache ihres plötzlichen Sinneswandels. Aber was dann. Bemerkt wurden zu dieser Zeit weitere seltsame Geschehnisse. Ein heftiges Brausen war zu hören und einige sahen regelrechte Feuerzungen. Ein ungewöhnliches Naturereignis, das sich vorher nicht angekündigt hat. In Jerusalem hielten sich zu der Zeit viele Menschen aus ganz verschiedenen Ländern auf. Sie hörten zu, waren beeindruckt vom dem, was sie hörten. Was bewegt derart viele Menschen und was führt sie zusammen? Die römische Besatzungsmacht und auch die jüdische Tempelhierarchie rufen zu äußerster Wachsamkeit auf, in der Sorge dass ein Volksaufruhr die öffentliche Ordnung gefährdet.
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen, könnte so eine Zeitungsmeldung über die Ereignisse am Pfingstfest ausgesehen haben? Oder vielleicht noch etwas drastischer und zugespitzter, weil ein solcher Volkskauflauf, herbeigeführt durch eine Handvoll unbekannter Gestalten schnell kippen und zu einem handfesten Aufstand führen kann. Das kann niemand wollen.
Doch wohl nicht, mögen jetzt vielleicht einige denken oder meinen, handelt es sich doch um ein religiöses und nicht um ein politisches Ereignis. Vielleicht.
Aber ist nicht doch in einer angespannten Situation die öffentliche Ordnung und die öffentliche Ruhe sehr schnell gefährdet? Gerade dann wenn eine unbekannte Gruppe auf einmal mit ihren doch etwas radikalen und seltsamen Thesen an die Öffentlichkeit tritt und dabei auch noch deutlich Kritik übt an dem was geschehen ist und am herrschenden politischen und religiösen Establishment. Wohin kann so etwas führen?
Beginn der Kirche
Das Pfingstereignis gilt als Beginn der Kirche, nicht weil es ein schönes religiöses Ereignis ist, in dem viele mal eine tolle Erfahrung machen. Nein. Das Pfingstereignis gilt als Beginn der Kirche, weil Menschen die Botschaft Jesu als an sich gerichtet erfahren, indem sie spüren, uns gilt die Zusage Gottes und wir sind verantwortlich das Werk Jesu weiterzuführen. Im Heiligen Geist nehmen wir als Menschen Anteil am Wirken Gottes, das sich in der Person Jesu Christi noch einmal verdichtet hat. Als Menschen nehmen wir Anteil am Schöpfungsauftrag Gottes, in dem wir verantwortlich für unsere Welt sind, wir nehmen Anteil an seiner Befreiungsgeschichte, indem wir gegen Unfreiheit und Ungerechtigkeit kämpfen, wir nehmen Anteil an seinem Erlösungsgeschehen, indem wir Menschen ihre Würde zurückgeben und mitbauen am Reich Gottes heute und hier.
Wenn ich das ernst nehme, dass sich Kirche dort ereignet, wo Menschen diese Zusage und diesen Auftrag von Gott annehmen, dann kann ich mit anderen Augen auf viele Ereignisse unserer Tage schauen, dann ereignet sich Pfingsten mitten unter uns.
Wenn Menschen aufstehen und sich wehren
Schon lange nicht mehr haben mich Bilder so begeistert und gefreut wie die Bilder der demonstrierenden jungen Menschen in Spanien. Sie nehmen ihre Sorgen und Nöte wahr, nämlich unter einer verfehlten Wirtschaftspolitik zu leiden. Und sie nehmen die Kraft wahr, die in ihnen steckt. Sie geben die Verantwortung nicht ab, sondern nehmen Verantwortung für sich und andere wahr. Sie verfallen nicht in Lethargie angesichts einer schwierigen Situation, sondern sie werden kreativ und gestalten. Sie laufen nicht falschen Göttern nach, sondern prangern die falschen Götter unserer Tage, die sich zu Herrschern über Menschen machen, an und entlarven sie. Die, die als Manager von Hedgefonds und Ratingagenturen durch ihre Selbstherrlichkeit ganze Volkswirtschaften in den Ruin treiben und Menschen um Arbeit in Brot bringen und sich gleichzeitig die Taschen mit Millionen und Milliarden vollstopfen ohne wirklich einmal Verantwortung zu übernehmen.
Genauso gilt es hier die Menschen im Nahen Osten zu nennen, die sich gegen ungerechte Herrscher und Strukturen wehren. Und auch innerhalb der Kirche gibt es Bewegungen von Menschen, die sich durchaus kritisch mit dem auseinandersetzen, was vorgegeben wird und wo sie sich mit ihren Erfahrungen und ihrem Engagement nicht berücksichtigt sehen.
Da wo Menschen aufstehen und sich wehren, da ereignet sich Pfingsten und da bildet sich Kirche. So heißt es im ersten Kapital der Pastoralkonstitution über die Kirche des 2. Vatikanischen Konzils: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden."
Mit den Bildern aus Spanien im Kopf kann ich dieses Jahr ein gutes Stück besser Pfingsten feiern.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2021)
Lieder:
GL 165: Send uns deines Geistes Kraft
GL 341: Veni, creator Spiritus
GL 342: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft
GL 343: Veni Sancte Spiritus
GL 344: Komm herab, o Heilger Geist
GL 345: Veni Sancte Spiritus
GL 346: Atme in uns, heiliger Geist
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All
GL 348: Nun bitten wir den Heiligen Geist
GL 349: Komm, o Tröster, Heilger Geist
GL 350: Geist der Zuversicht, Quelle des Trostes (Kanon)
GL 351: Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein
GL 487: Nun singe Lob, du Christenheit
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen (3. Str.)
Kehrverse und Psalmen:
GL 645,3-4: Sende aus deinen Geist, und das Antlizt der Erde wird neu - Mit Ps 104 - VII.
GL 645,5-6: Alle wurden erfüllt mit Heiligem Geist und kündeten Gottes große Taten - Mit Psalm 147 - V.
GL 646,1: Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, Halleluja, Halleluja
GL 654,1: Ihr seid der Tempel Gottes, in euch wohnt Gottes Geist
- Einleitung11
Martin Stewen (2023)
Dein Geist weht, wo er will, heißt es in einem Kirchenlied. Schnell gesungen, aber was heißt das? Wir feiern Pfingsten: Gott sendet seinen Geist. Er beschenkt uns und er fordert uns heraus.
Hans Hütter (2022)
Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger hat Jesus sein Versprechen, ihnen einen Beistand zu senden, der sie führen und leiten werde, eingelöst. Dieser Geist hat neue Menschen aus ihnen gemacht. Mutig uns selbstbewusst sind sie an die Öffentlichkeit getreten und haben das Werk Jesu fortgesetzt.
Der Heilige Geist ist auch heute durch jene Menschen am Werk, die sich vom Geist Jesu leiten lassen und ihr Leben danach ausrichten. Den Frieden, den wir gerade in diesen Tagen so sehr ersehnen, werden wir nur mit Hilfe des Heiligen Geistes herbeiführen können. Er lässt uns umdenken und gibt uns die Kraft, unseren Beitrag zum Frieden zu leisten.
Bitten wir den Herrn, dass er auch in uns das Feuer seines Geistes entzünde.
Elisabeth Fritzl (2021)
50 Tage lang haben wir Ostern gefeiert. Heute danken wir Gott für das Geschenk seines Heiligen Geistes, der uns beisteht und immer wieder neue Kraft schenkt, unser Leben zu bewältigen. Der Heilige Geist fordert uns heraus, unser Christsein zu leben und uns zu Gott zu bekennen.
Hans Hütter (2020)
Das biblische Pfingstereignis beendete die fünfzigtägige Krise der Jüngerinnen und Jünger Jesu. Zunächst haben sie sich in ihrer Ratslosigkeit und Angst eingesperrt. Sie waren gezwungen, darüber nachzudenken, was das von ihnen Erlebte bedeuten könnte. Der Heilige Geist, den ihnen Jesus verheißen hatte, hat sie über sich hinauswachsen lassen.
Die gegenwärtige weltweite Krise zwingt uns, über vieles nachzudenken. Was bewegt die Welt? Wer leitet uns? Wo und wie begegnen wir dem von Jesus verheißenen Heiligen Geist.
Manfred Wussow (2019)
Der Gemeinde in Rom schreibt Paulus: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“
Heute feiern wir Pfingsten. Heute feiern wir den Heiligen Geist. Er hat die Liebe Gottes ausgegossen. Großzügig, wahllos, ohne Bedingungen. Fulminante Bilder begegnen uns heute. Stürmische Bilder. Feurige Bilder. Er hat die Liebe Gottes ausgegossen.
Klemens Nodewald (2019)
Pfingsten ist der Tag, wo die Apostel und Anhänger Jesu endlich aus dem Schatten treten, um sich ohne Furcht öffentlich zu Christus zu bekennen.
Hl. Geist schenkt Christen die Kraft, ihre Ängste aufzugeben. Durch den Beistand des Hl. Geistes werden wir fähig, offen für unseren Glauben einzustehen, auch wenn wir dabei des Öfteren dem Spott und der Ablehnung ausgesetzt sind.
Manfred Wussow (2018)
Wir feiern heute Pfingsten. Morgen auch.
Gott schüttet seinen Geist über uns aus, grenzenlos ist seine Liebe. Menschen fangen an, sich zu verstehen, Verzagte werden mutig, Verstummten wachsen die Worte nur so zu. Wir sehen einen guten Geist in der Welt.
Viele Menschen können mit diesen Tagen nicht mehr viel anfangen. Aber alle sehnen sich danach, das Konflikte gelöst, Hasspiralen durchbrochen, Feindschaften versöhnt werden.
Hans Hütter (2014)
Mit dem Pfingstfest erreicht der Osterfestkreis seinen zweiten Höhepunkt. Der auferstandene Christus löst sein Versprechen ein und sendet seinen Jüngerinnen und Jüngern den verheißenen Beistand, den Heiligen Geist.
Dieser bewirkt zunächst Aufsehen und Irritation. Er verwandelt die verschreckte Jüngerschar und treibt sie, öffentlich das großartige Wirken Gottes zu verkünden und zu bezeugen.
Pfingsten ist aber nicht ein einmaliges Ereignis in der Geschichte, sondern findet immer neu statt, wo Menschen sich dem von Jesus ausgesandten Heiligen Geist öffnen.
Bitten wir ihn, dass er auch heute in uns und in der ganzen Kirche sein Wirken entfalte.
Manfred Wussow (2013)
Als Paulus der Gemeinde in Rom schrieb: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Röm 5, 5, ahnte er nicht, dass er uns heute eine große Freude machen würde. Dass Gott verschwenderisch und großzügig seine Liebe ausgießt, uns an der Fülle seines Lebens teilhaben lässt und sich in unsere Herzen traut, feiern wir heute!
Unsere Schwachstellen, Schuldverstrickungen und Ängste befehlen wir ihm.
Martin Stewen (2011)
Einst einmal erschuf Gott aus dem Chaos Himmel und Erde mit allem, was dazu gehört. Heute, am Pfingstfest hören wir, wie nach dem Bericht des Lukas in der Apostelgeschichte aus dem Chaos vieler Menschen wieder ein neuer Aufbruch entsteht, der bis heute andauert: Die Idee Jesu, dass ihm eine große Gemeinschaft folgen soll, wird Wirklichkeit. Durch das Wirken des Geistes werden Menschen überall auf der Erde dazu berufen, die Botschaft vom Heil weiterzusagen. Die Kirche von heute nimmt ihren Anfang.
Rufen wir zu ihm, dessen Werk weiterzuführen diese Gemeinschaft der Kirche beauftragt ist:
Bernhard Rathmer (2011)
Was vor einem Jahr noch als festgefügte und fast unumstößliche Ordnung unserer Welt angesehen wurde ist mächtig ins Wanken geraten. Menschen wehren sich wo sie zu Vernachlässigten und Opfern bestehender Systeme werden. Tunesien, Lybien, Syrien aber auch Spanien und Griechenland.
Es ist die alte Erfahrung des Exodus: Gott führt Menschen aus der Sklaverei in die Freiheit. Diese Freiheit, durch die Menschen ihr Leben in eigener Verantwortung und in Verantwortung vor Gott in die Hand nehmen, ist die Grundbotschaft des jüdisch-christlichen Glaubens.
Christinnen und Christen fragen heute auch in unserer Kirche nach der eigenen Verantwortung und ihrer Mitbestimmung in wichtigen kirchlichen Fragen. Es kommt vieles in Bewegung. Sollte damit etwa der Hl. Geist nichts zu tun haben?
- Bußakt2
Manfred Wussow (2013)
Herr,
wir kennen böse Geister.
Manchmal räumen wir ihnen kampflos das Feld.
Herr, erbarme dich.
Herr,
wir machen mit bösen Geistern sogar Geschäfte.
Wenn wir unsere Seelen verkauft haben, bleibt uns nichts.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir ziehen uns oft verängstigt und kleinlaut zurück.
Schenke uns deinen Geist.
Herr, erbarme dich.
Bernhard Rathmer (2011)
Wir haben den Geist des Mutes,
doch wie oft setzten wir angstvoll unsere Schritte?
Herr erbarme dich.
Wir haben den Geist der Weisheit,
doch wie oft sehen wir schwarz?
Christus erbarme dich.
Wir haben den Geist des Glaubens,
doch wie wenig vertrauen wir oft auf Gott und uns selber?
Herr erbarme dich.
- Kyrie11
Martin Stewen (2023)
Es gibt verschiedene Gnadengaben,
aber nur den einen Geist.
Herr, erbarme dich.
Es gibt verschiedene Dienste,
aber nur den einen Herrn.
Christus, erbarme dich.
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken,
aber nur den einen Gott.
Herr, erbarme dich.
Vergebungsbitte:
Der gute Gott hat den Heiligen Geist gesandt
zur Vergebung der Sünden:
Er erbarme sich unser,
er nehme von uns alle Schuld
und führe uns zum ewigen Leben.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott, du hast uns deinen Geist gesandt.
Herr, erbarme dich.
Mit ihm als Beistand brauchen wir uns nicht zu fürchten.
Christus erbarme dich.
So können wir in Jesu Nachfolge leben.
Herr erbarme dich.
Hans Hütter (2022)
Herr, Jesus Christus,
du hast den Jüngern den Heiligen Geist eingehaucht.
Herr, erbarme dich.
Dein Heiliger Geist führt zum Frieden und stiftet Einheit.
Christus, erbarme dich.
Dein Heiliger Geist erneuert unser Denken
und befähigt uns zur Umkehr.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2022)
Herr, Jesus Christus,
du hast die Geisteskraft verheißen,
die aus deinem Vater und dir hervorgeht.
Herr, erbarme dich.
Du hast deinen Jüngern und Jüngerinnen den Hl. Geist
als Vermächtnis deines Wirkens zugesprochen.
Christus, erbarme dich.
Beschenkt mit der Geisteskraft,
hast du deine Jüngerinnen und Jünger –
also auch uns – befähigt,
deine Botschaft in die Welt zu tragen.
Herr, erbarme dich.
Elisabeth Fritzl (2021)
Herr Jesus Christus,
du sendest uns den Heiligen Geist als Beistand.
Kyrie eleison!
Herr Jesus Christus,
dein Wort schenkt uns Kraft und Freude.
Christe eleison!
Herr Jesus Christus,
du schenkst der Welt deinen Frieden.
Kyrie eleison!
Manfred Wussow (2019)
Herr,
du lässt jedes Maß vermissen, wenn es um deine Liebe geht.
Wir haben Angst davor, liebgewordene Vorstellungen aufgeben zu müssen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du schenkst uns einen Beistand, der für uns eintritt.
Dein Geist lehrt uns alles, was die Welt neu macht.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir wissen, wie geistlos und verloren wir oft dastehen.
Vieles, was wir zu wissen glauben, trägt uns nicht.
Herr, erbarme dich.
So ist es mit Christus: Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
Ehre sei Gott in der Höhe!
Klemens Nodewald (2019)
Herr Jesus Christus,
durch deine Auferstehung hast du besiegelt,
dass deine Art zu leben in ewiges Leben führt.
Herr, erbarme dich.
Auch bei Kritik, Widerstand oder Ablehnung, die wir bei lebendig gelebtem Glauben erfahren, wollen wir treu zu dir stehen..
Christus, erbarme dich.
Wo wir uns um deine Nachfolge bemühen, stärkst du uns durch die Kraft des Hl. Geistes.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2018)
Herr,
manchmal geht uns alles auf den Geist.
Wir sind müde.
Wir möchten nichts mehr hören,
nichts mehr sehen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du verschenkst deinen Geist liebevoll und großzügig.
Plötzlich verstehen wir dich und die Menschen,
wir finden Worte, die helfen und alles neu machen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir beklagen die Geistlosigkeit in der Welt.
Alte Geschichten wärmen wir auch auf,
Ängste verlängern wir mutlos.
Herr, erbarme dich.
Herr,
sende aus deinen Geist
und das Antlitz der Erde wird neu.
Ehre sei Gott in der Höhe...
Hans Hütter (2014)
Herr, Jesus Christus,
du hast den Jüngern den Heiligen Geist eingehaucht.
Herr, erbarme dich.
Dein Heiliger Geist hat in den Jüngern und Jüngerinnen
ungeahnte Fähigkeiten und Kräfte geweckt.
Christus, erbarme dich.
Dein Heiliger Geist lässt Menschen aus allen Völkern
in allen Sprachen den Vater verherrlichen.
Herr, erbarme dich.
Josef Stöckl (2012)
Komm herab, o Heil'ger Geist,
Der die finstre Nacht zerreißt,
Strahle Licht in diese Welt.
Erbarme dich unser!
Ohne dein lebendig Wehen
Kann im Menschen nichts bestehen,
Kann nichts heil sein und gesund.
Erbarme dich unser!
Wärme du, was kalt und hart,
Löse, was in sich erstarrt,
Lenke, was den Weg verfehlt.
Erbarme dich unser!
Martin Stewen (2011)
Jesus Christus,
du hast uns den Vater gezeigt, den Schöpfer der Dinge.
Sende uns den Geist, dass wir diese Welt gestalten und bewahren:
Herr erbarme dich.
Jesus Christus,
du hast uns Gottes Heil bezeugt.
Sende uns den Geist, dass wir deine Botschaft weitertragen:
Christus, erbarme dich.
Jesus Christus,
du hast uns mit dem Atem Gottes erfüllt.
Sende uns den Geist, dass er uns verwandelt:
Herr erbarme dich.
Der gute Gott befreie uns von den schlechten Geistern dieser Welt,
er nehme von uns Schuld und Sünde
er schenke uns seinen Heiligen Geist
und ein Leben in Fülle.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Pfingsten: Erfülle die ganze Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes
Allmächtiger, ewiger Gott,
durch das Geheimnis des heutigen Tages
heiligst du deine Kirche in allen Völkern und Nationen.
Erfülle die ganze Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes,
und was deine Liebe am Anfang der Kirche gewirkt hat,
das wirke sie auch heute in den Herzen aller,
die an dich glauben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Pfingsten am Tag
Messbuch - TG Pfingsten Vorabend: Vereine im Heiligen Geist die Menschen aller Sprachen und Nationen
Gott, unser Herr,
du hast das österliche Geheimnis
im Geschehen des Pfingsttages vollendet
und Menschen aus allen Völkern das Heil geoffenbart.
Vereine im Heiligen Geist die Menschen aller Sprachen und Nationen
zum Bekenntnis deines Namens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Pfingsten, am Vorabend
Messbuch - TG Pfingsten Vorabend: der Glanz deiner Herrlichkeit strahle über uns auf
Allmächtiger Gott,
der Glanz deiner Herrlichkeit strahle über uns auf,
und Christus, das Licht von deinem Licht,
erleuchte die Herzen aller Getauften
und stärke sie durch den Heiligen Geist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Pfingsten, am Vorabend
- Eröffnungsgebet8
Sonntagsbibel
Großer Gott,
der Geist deines Sohnes will
unser Leben und unsere Kirche prägen.
Öffne uns für sein Wirken
und laß immer wieder Pfingsten werden unter uns.
Durch Christus, unseren Herrn.
Martin Stewen (2023)
Guter Gott
an diesem Pfingstfest
danken wir dir für das Wirken deines Heiligen Geist,
der uns erfüllt und uns die Kraft schenkt,
dein Werk auf Erden fortzusetzen.
Er leite uns und gebe uns immer neu Weisheit und Mut,
wenn wir deine Liebe und Barmherzigkeit
gelegen oder ungelegen verkünden.
So bitten wir durch Jesus Christus.
Beatrix Senft (2022)
Vater im Himmel,
deine heilige Geisteskraft
spricht uns verschiedene Gnadengaben zu,
stellt uns in verschiedene Dienste
und schenkt uns unterschiedliche Kräfte,
damit durch uns alles in allen bewirkt werden kann.
Schenke uns offene Sinne,
damit wir unseren Auftrag in der Welt erkennen
und so glaubwürdig die Botschaft deines Sohnes weitertragen.
Das erbitten wir durch ihn,
Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
deine heilige Geisteskraft spricht uns verschiedene Gnadengaben zu,
stellt uns in verschiedene Dienste
und schenkt uns unterschiedliche Kräfte,
damit durch uns alles in allen bewirkt werden kann.
Schenke uns offene Sinne,
damit wir unseren Auftrag in der Welt erkennen
und so glaubwürdige die Botschaft deines Sohnes weitertragen.
Das erbitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2019)
Heute, am Pfingsttag, danken wir dir,
Gott, für die große Freude
deiner geistvolle Gegenwart und Nähe.
Stürmisch kommst du in unsere Welt
mit deiner Liebe – und unsere Herzen
fangen zu brennen, zu leuchten an.
Schenke uns Mut und Gelassenheit,
es mit allen bösen Geistern aufzunehmen,
geistlosen Parolen und Ausreden zu widerstehen
und deiner Liebe zu trauen.
Dein Geist erneuert das Gesicht der Erde.
Alle Menschen warten darauf.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2018) - Wenn die Geister auf einander prallen
Du, Gott, hast die Welt gut geschaffen.
Mit deinem Wort, mit deinem Geist.
Wir danken dir für deine Treue,
die keinen Anfang zeigt und kein Ende weiß.
Du kennst unsere Schlagzeilen,
die Bilder, die um die Welt gehen,
die Ängste, die geschürt werden.
Menschen werden eingeschüchtert,
Wahrheit beliebig,
Zukunft in der Vergangenheit ertrunken.
Wenn die Geister auf einander prallen,
stecke uns mit deinem Geist an,
damit wir für Wahrheit und Recht kämpfen,
den Dingen nicht ihren Lauf lassen und
in deinem Wort den Frieden finden,
in Christus, unserem Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2013)
Treuer, barmherziger Gott,
Jesus hast du von den Toten auferweckt.
Heute, 50 Tage nach Ostern, feiern wir,
dass er uns deinen Geist geschenkt hat,
die Fülle des Lebens.
Wir danken dir für den Mut,
für die Leidenschaft,
für die Kraft,
die wir bei dir finden.
Wenn wir durch das Leben hetzen,
manchmal sogar auf der Flucht sind,
dann komm durch unsere verschlossenen Türen,
schenke uns neuen Atem
und Frieden,
durch Jesus, unseren Weggefährten,
in der Kraft deines Geistes
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Martin Stewen (2011)
Guter Gott,
durch die Sendung des Heiligen Geistes
befähigst und ermutigst du alle Menschen,
von dir Zeugnis zu geben und dein Heil weiterzutragen.
Bewahre deiner Kirche das Feuer der Begeisterung
durch die Zeit hindurch
und befreie sie von Ängstlichkeit und Resignation.
So bitten wir dich in der Kraft des Heiligen Geistes
durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Bruder,
der in der Einheit mit dir, dem Vater, lebt und liebt
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
- Fürbitten19
Martin Stewen (2023)
Gütiger Gott,
mit den Worten des Kirchenvaters Augustinus bitten wir dich um das konkrete Wirken deines Geistes hier in unserem Leben:
Atme in mir, Du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Beflügle die Phantasie all derer, die heute dafür Verantwortung tragen, das Zeugnis von deiner Heilsbotschaft lebendig zu halten.
Treibe mich, Du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Schenke Christinnen und Christen aller Konfessionen Kraft und Engagement in ihrem Wirken für dein Reich.
Locke mich, Du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Lass uns suchen, was dem Frieden, der Aussöhnung und der Gerechtigkeit zwischen Nationen, Kulturen, Sprachen und Religionen dient.
Stärke mich, Du Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte.
Hilf uns, den Schatz deiner Botschaft vom Heil im Herzen zu bewahren, dass er uns zur Grundlage allen Handelns dient.
Hüte mich, Du Heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere.
Schenke unseren Verstorbenen einen Platz in deinem Reich und lass sie deine Herzlichkeit schauen.
Um all dies, o Gott, bitten wir dich und vertrauen darauf, dass dein Heiliger Geist wirkt; hier, heute und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Um den Heiligen Geist zu bitten ist ein Wagnis. Wer sich seinem Wirken öffnet, muss damit rechnen, dass Unerwartetes geschieht, uns die Kontrolle entgleitet, sein Wirken unser Denken und Sein radikal verändert.
Bitten wir um den Mut, uns auf seine Gaben einzulassen:
Um eine Kirche, in der alle gemeinsam deine Botschaft verkünden und deren Dienst von der Liebe zu den Mitchristen geprägt ist.
Um Kreativität, die uns befähigt, mit dem rasanten Wandel in Welt, Technik, Politik, Wirtschaft und Werten gut umzugehen.
Um eine Gesellschaft, die dem gleichen Wert aller Menschen mehr Raum zugesteht als dem übertriebenen Individualismus und der Selbstherrlichkeit einiger weniger.
Um die Fähigkeit staunend und dankbar für alle Erfahrungen offen zu sein, die uns im Leben geschenkt werden.
Um die Aufnahme und Teilhabe an deinem Reich für unsere Verstorbenen.
Durch die Gabe des Heiligen Geistes bekommen wir eine Ahnung von der Größe und Macht deiner Liebe zu uns.
In diesem Geist lasset uns danken und dich loben jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus, Du hast uns den heiligen Geist als Beistand gesandt.
Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die sich für andere einsetzen, die immer für sie da sind, die helfen, wo sie nur können.
Sende Ihnen deinen Geist und gibt ihnen Kraft für ihr Tun.
Für alle Menschen, die trotz ihres Glaubens an dich die Kirche verlassen, weil sie sich in ihr nicht mehr behütet und wertgeschätzt fühlen oder weil sie gar unter ihr leiden.
Sende ihnen deinen Geist und zeige ihnen deinen Weg mit ihnen.
Für alle Menschen, die das Gefühl haben, nicht gebraucht zu werden.
Sende ihnen deinen Geist und lass sie erkennen, dass auch sie mit ihren Charismen wichtig und wertvoll sind.
Für alle Menschen, die eine neue Heimat suchen und doch nur erfahren müssen, dass sie unwillkommen sind.
Sende Ihnen deinen Geist als Beistand.
Für die Verantwortlichen der Kriege in der Ukraine, in Syrien und an anderen Orten auf der Welt.
Sende ihnen deinen Geist und lass sie erkennen, dass Gewalt keine Lösung, sondern nur Leid bringt.
Für uns, die wir in einer Gesellschaft leben, die immer mehr von Schwarz-weiß-Denken bestimmt wird und immer weiter auseinanderdriftet.
Sende uns deinen Geist und schenke uns die Erkenntnis, dass wir nur gemeinsam, mit unseren verschiedenen Charismen, Frucht bringen können.
Für die Menschen, denen es nicht gelingt, an einen liebenden Gott zu glauben.
Sende ihnen deinen Geist in Gestalt von Menschen, die glaubwürdig in Deiner Liebe stehen.
Für unsere Verstorbenen und für alle, die um sie trauern.
Lass sie spüren, dass sie in deiner Liebe leben, nimm die Verstorbenen auf in dein Reich und steh den Trauernden bei.
Herr Jesus Christus,
du hast deinen Jüngern den Frieden gewünscht und sie, gestärkt durch den Heiligen Geist, ausgeschickt, deine Botschaft zu verbreiten. Auch uns hast du so beauftragt und mit dem Heiligen Geist gestärkt.
Dafür danken wir dir. – Amen.
Hans Hütter (2022)
Guter und großer Gott, die ganze Menschheit steht gegenwärtig vor Herausforderungen, die das Menschenmögliche übersteigen.
Wir bitten dich für alle Machthaber, die durch Gewalt und Krieg versuchen, die Welt zu ihren Gunsten zu verändern.
Bewege sie zum Umdenken.
Sende uns deinen Heiligen Geist!
Für alle Menschen, denen Unrecht geschieht oder geschehen ist.
Lass sie Gerechtigkeit erfahren und schenke ihnen die Kraft zu vergeben.
Für alle Menschen, die um den Verlust ihres Wohlstandes bangen und sich an ihrem Besitz festklammern.
Gib ihnen die Kraft, mit den Bedürftigen zu teilen.
Für alle Menschen, die dich nicht oder nur oberflächlich kennen.
Lass sie deine hochherzige Liebe entdecken.
Für alle Menschen, deren Leben in dieser Welt zu Ende gegangen ist.
Eröffne ihnen neues Leben bei dir.
Herr, wir vertrauen darauf, dass dein Geist das Angesicht der Erde erneuert.
Gib, dass wir sein Wirken in der Welt immer mehr erkennen. – Amen.
Renate Witzani (2022)
Den Heiligen Geist brauchen wir nicht herbeibeten, denn er ist schon da, in uns und um uns. Er durchwirkt die Welt wie der Atem den Körper.
Dass wir uns seiner Lebenskraft öffnen, bitten wir:
In unseren Gemeinden, die davon leben, dass die verschiedenen Akzente gelebten Christentums nicht als Konkurrenz sondern als gegenseitige Ergänzung erfahren werden.
In unseren Demokratien, die vom Ringen nach Lösungen und Kompromissen geprägt sind.
In unseren Beziehungen, die eher dann gelingen werden, wenn mit Schuld und Versagen anders umgegangen wird als es rein menschlich gesehen naheliegend wäre.
In allen Gefirmten, wenn sie neben dem Alltagslärm auch Platz lassen für leise Momente, in denen sie sich auf das Wesentliche des Christseins ausrichten können.
In unserem Glauben an das ewige Leben, das wir für uns und unsere Verstorbenen erhoffen.
Kinder Gottes sind alle, die sich in die Dynamik dieses Geistgeschehens hineinziehen lassen.
Als deine Kinder loben und preisen wir dich, den dreieinen Gott. - Amen.
Elisabeth Fritzl (2021)
Gott schenkt uns den Heiligen Geist als Beistand und Tröster.
Ihn bitten wir vor Vertrauen:
Für alle, denen die Lebensfreude fehlt.
Für alle, die unter Krieg und Gewalt leiden.
Für alle, die schwer an den Folgen der Pandemie zu tragen haben.
Für alle, die in diesen Tagen unterwegs sind.
Für alle Verstorbenen, die uns vorausgegangen sind und die wir vermissen.
Guter Gott, du bist für uns da und hörst unser Gebet.
Dafür danken wir dir und loben dich heute und in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Im Zentrum unseres Glaubens steht Jesus, der Sohn Gottes. Im Heiligen Geist, den er uns verheißen hat, sind wir in seine enge Beziehung zum Vater miteinbezogen. Er ist in den Gemeinden gegenwärtig und wirkt in ihnen.
In ihm lasst uns den Vater bitten:
Für alle, die zu Zeugen seiner Frohbotschaft berufen sind
und nach dem Wie und Wo in der Verkündigung von Heute suchen.
Für die Juden und Araber in Israel und palästinensischen Gebieten um ein Ende der Kampfhandlungen und Wege zu einem friedvollen Nebeneinander.
Für alle, die ihr Wissen um Nachhaltigkeit und den Möglichkeiten der Digitalisierung in den Dienst aller stellen und so zum Nutzen der ganzen Weltgemeinschaft beitragen.
Für alle, die nach der wahren Freiheit suchen und das Streben nach völliger Unverbindlichkeit und grenzenloser Selbstverwirklichung zu überwinden suchen.
Für unsere Verstorbenen: Befreie sie von allem, was sie von Dir trennt und schenke Ihnen Deinen Frieden.
Im Heiligen Geist, der allen verheißen ist, die an Jesus glauben,
loben und preisen wir ihn und den Vater jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2020)
Gott, Heiliger Geist,
du verbindest und einigst uns mit dem Vater und mit Jesus Christus.
Dir übergeben wir unsere Bitten:
Für alle Menschen, deren Leben durch die gegenwärtige Krise aus den Fugen geraten ist,
um den Geist der Besonnenheit und Klugheit, dass sie gute Wege aus ihrer Notlage finden.
Für alle Menschen, die in der gegenwärtigen Situation mit Einschränkungen konfrontiert sind und an Grenzen stoßen, um Einsicht in das Notwendige und um Rücksicht auf Mitbetroffene.
Für alle Menschen, die Zurzeit im Feiern von Gottesdiensten behindert sind, um Frömmigkeit und Gottesfurcht, die sie angemessene neue Wege finden lassen.
Für alle Menschen, die durch eine Krankheit oder durch Überforderung in eine persönliche Krise geraten sind, um verständnisvolle Ratgeber und hilfreiche Lebensbegleiter.
Für uns selbst bitten wir um Stärke, dass wir mit den Belastungen, die uns gegenwärtig zugemutet werden, gut zurechtkommen.
Für alle Verstorbenen, dass sie vom Auferstandenen in die von ihm bereiteten himmlischen Wohnungen aufgenommen werden.
Heiliger, dreifaltiger Gott,
mit der ganzen Schöpfung sagen wir dir Lob und Dank. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Wenn wir beten, beten wir im Heiligen Geist, der uns durch Christus vom Vater geschenkt ist.
In ihm lasst uns beten:
Sende aus deinen Geist, der deine Kirche durch diese Zeit führt und der uns durch die in dieser Krise gewonnenen Erfahrungen für die Zukunft lernen lässt.
Sende aus deinen Geist, der alle Glieder unserer Gesellschaft die Anliegen der anderen nicht nur hören sondern auch verstehen lässt.
Sende aus deinen Geist, der uns im persönlichen und gesellschaftlichen Leben neue Räume eröffnet und einen Neuanfang ermöglicht.
Sende aus deinen Geist, der uns im Sakrament der Taufe zu Töchtern und Söhnen Gottes macht und uns in deine Liebe hineinzieht.
Sende aus deinen Geist, der uns in der Osterbotschaft der Auferstehung Hoffnung auf ewiges Leben schenkt.
Im Glauben bekennen wir, dass nur du der eine Gott bist, der alles in allem bewirkt.
Dich loben und preisen wir jetzt und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2019)
Das große Wort von Pfingsten heißt „alle“.
Alle Menschen verstehen. Wir sollen alles wissen. Gott ist alles in allen.
Darum beten wir heute:
Herr,
in Köpfen und Herzen ziehen Menschen Grenzen.
Sie fragen nach Identität und Heimat.
Viele Menschen werden ausgegrenzt, als Fremde diffamiert.
Ängste werden geschürt.
Herr, sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu!
Herr,
das Wissen ist dazu verdammt, ins Unendliche zu wachsen.
Daten umrunden in Windeseile Kontinente und Kulturen.
Viele Menschen sehnen sich danach, im Wettlauf nicht unterzugehen.
Auf viele Fragen gibt es keine Antworten.
Herr,
im kulturellen Gedächtnis werden Erinnerungen aufbewahrt.
Leidgeschichten aber wiederholen sich.
In Geschichtswerken, Romanen und Biographien rechtfertigen sich Menschen,
verstehen aber einander nicht.
Herr,
Statistiken und Untersuchungen beschreiben die Säkularisierungstendenzen in unserer Gesellschaft.
Christen werden zu einer Minderheit.
Missbrauch hat das Vertrauen bei vielen Menschen zerstört.
Alte Formen zerbrechen, alte Sicherheiten tragen nicht mehr.
Herr,
auf dem Markt der Nachrichten und Informationen wird mit harten Bandagen gekämpft.
Meinungen werden einer Deutungshoheit unterworfen.
Viele Menschen wollen nur noch das glauben, was in ihr Weltbild passt.
Im Netz wird gehetzt und Hass verbreitet.
Du hast deinen Geist ausgegossen, ohne Bedingungen zu stellen.
Den Geist der Wahrheit und Liebe.
Menschen, die sich nicht kennen, fangen an, sich zu verstehen.
Dein Geist öffnet Türen, ein weltumspannendes Netz und das Licht des Himmels.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Klemens Nodewald (2019)
Herr Jesus Christus,
zu lebendig gelebtem Glauben benötigen wir die Kraft des Hl. Geistes.
Um sie bitten wir:
Stärke uns, deinen Weisungen nicht auszuweichen, wenn sie Mut und Mühe erfordern.
Christus, höre uns…
Stehe allen bei, die um ihres Glaubens willen verachtet, gedemütigt oder verfolgt werden.
Christus, höre uns…
Erfülle mit deinem Hl. Geist alle, die in unserer Kirche, der Gesellschaft, in ihren Berufen besondere Verantwortung tragen:
Christus, höre uns…
Erbarme dich aller, die vor wichtigen oder gar schicksalhaften Entscheidungen stehen, damit sie einen guten Weg finden.
Christus, höre uns…
Richte auf, die im Ringen um das Gute müde geworden sind.
Christus, höre uns…
Ermutige in unseren Gemeinden viele, notwendige Verantwortung und helfende Dienste zu übernehmen, um Lebendigkeit und Gemeinschaft zu fördern.
Christus, höre uns…
Stehe allen Kranken und Sterbenden bei und nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, höre uns…
Herr Jesus Christus,
wir danken dir und preisen wir dich für das Geschenk des Hl. Geistes. – Amen.
Renate Witzani (2019)
Im Glauben, dass Gottes Geist mit seiner ganzen Macht auch in das Heute unserer Tage hereinbricht und wirkt, bitten wir:
Du kannst vollbringen, dass Menschen einander verstehen.
Schenke deiner Kirche die Sprache, in der sie die Menschen erreicht,
sodass sie deine Botschaft verstehen können.
Kommunikation und Austausch von gegensätzlichen Meinungen gelingt nur auf Basis gegenseitiger Wertschätzung.
Löse die momentan verkrusteten Positionen der politischen Parteien in unserem Land.
Durch deinen Geist hast du die Sehnsucht nach Liebe in unsere Herzen gelegt.
Ermutige uns, dieser Sehnsucht zu folgen und bei dir anzukommen.
Erst durch die Gabe deines Geistes wird Jesu Sendung für uns erfahrbar.
Hilf, dass wir uns und besonders alle Neugefirmten sich in der großen Gemeinschaft deiner Kirche geborgen fühlen.
In der Kraft deines Geistes ist Jesus von den Toten auferstanden.
Erwecke auch unsere Verstorben zum ewigen Leben.
Denn du hast jedem von uns im Heiligen Geist die Fülle des Lebens geschenkt.
Nur in ihm können wir deine Größe, deine Allmacht und Liebe zu deiner Schöpfung loben und preisen. - Amen.
Manfred Wussow (2018)
In der Pfingstgeschichte staunen Menschen, die von weit her gekommen sind, die großen Taten Gottes zu verstehen, jeder in seiner Sprache, jeder auf seine Art.
Liebe öffnet Herzen, gibt den Worten einen guten Geist und verleiht der Welt Glanz und Schönheit.
Darum beten wir:
Herr,
Menschen rufen Geister und werden ihrer nicht mehr Herr.
Die Folgen vieler Erkenntnisse sind offen.
Schenke uns die Weisheit, nicht alles zu machen, was wir können.
Wir rufen dich an: Schenke uns den Geist der Liebe.
Herr,
Menschen beklagen die Geistlosigkeit und liefern sich ihr aus.
Auf der Suche nach einfachen Antworten macht sich der Populismus breit.
Schenke uns die Phantasie, keine Angst vor der Vielfalt und dem Fremden zu haben.
Herr,
Menschen fragen nach einem neuen Geist und haben den alten satt.
Die Schubladen mit Vorurteilen quellen über.
Schenke uns die Kraft, uns von Denkmustern zu befreien, die uns und andere nur gefangen nehmen.
Herr,
Menschen sehen die Geister mit Sorge, die als Brandstifter durch die Welt eilen.
Der gesunde Menschenverstand wird verführt.
Schenke uns Besonnenheit, kühl und leidenschaftlich Partei zu ergreifen für Wahrheit und Recht.
Herr,
Menschen fürchten, ihren Geist zu verlieren.
Demenz mit den vielen Gesichtern flößt Angst ein.
Schenke uns Mut, in jedem Menschen dein Ebenbild zu sehen.
Uns, Herr, gehen oft die Worte aus,
Gedanken drehen sich im Kreis,
Ohren verschließen sich.
Schenke uns deinen Geist,
ein neues Bild von der Welt
und die Freiheit, es mit Tod und Teufel aufzunehmen.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Nach den Tagen der Trauer und Verzweiflung schöpfen die Jünger durch die Gabe des Heiligen Geistes wieder Mut und Kraft und tragen ihren Glauben an Jesus Christus von nun an in die ganze Welt.
Zu Jesus Christus, der zur Rechten des Vaters sitzt, lasst uns beten:
Für deine Kirche, dass sie sich vom Heiligen Geist führen lässt.
Für die Völker im Nahen Osten, dass sie auf einen Weg der gemeinsamen Suche nach einem friedlichem Zusammenleben gelangen.
Für alle, die ihre speziellen Begabungen in den verschiedenen Gemeinschaften einsetzen.
Dass sie ihr Tun als Dienst an den Menschen verstehen.
Für uns selbst, dass wir durch die Gaben des Heiligen Geistes Mut fassen, aus der Verschlossenheit des eigenen Ichs auf die Menschen um uns herum zuzugehen.
Für unsere Verstorbenen, denen du die Türen zu deinem Reich geöffnet hast.
Denn dein Geist hilft uns, aufeinander zuzugehen und im Miteinander deine Botschaft zu leben.
Dafür danken wir dir jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Mit allen unseren christlichen Schwestern und Brüdern, die verschiedene Sprachen sprechen und über den ganzen Erdkreis verteilt sind, lasst uns einmütig zum Vater beten:
Sende uns deinen Geist!
Dass wir in der Verkündigung deiner Heilsbotschaft eine Sprache sprechen, die auch kirchenferne Menschen verstehen.
Dass die Bemühungen der UNO, wenigstens die schwersten Folgen der Hungersnöte in Afrika zu lindern, von allen ihren Mitgliedern ernsthaft unterstützt werden.
Dass sich alle Gefirmten bewusst und entschieden dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen.
Dass in unserem Denken, Fühlen, Reden und Handeln die Gaben deines Geistes sichtbar werden.
Dass du auch unsere Verstorbenen, wie du es an Christus vollbracht hast, durch deinen Geist auferweckst.
Denn dein Geist beschenkt uns mit all den Gaben, die unter den Menschen Einheit und Frieden schaffen.
Dafür preisen wir dich den Vater, von dem der Sohn und der Heilige Geist ausgeht, jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2016)
Der Heilige Geist begleitet uns auf allen unseren Wegen.
An uns liegt es, auf seine Führung zu vertrauen.
In diesem Vertrauen lasst uns den Vater bitten:
Dass der Heilige Geist alle Getauften erfasse
und so jeder nach seinen Möglichkeiten die Frohbotschaft des Evangeliums leben und verkünden kann.
Dass sich vom Heiligen Geist geleitet viele Menschen ihrer politischen Verantwortung bewusst werden
und sich gemeinsam für das Wohl des Staates und der Gesellschaft einsetzen.
Dass der Heilige Geist alle stärke, die schwer an ihrem Leben zu tragen haben
und sie in ihrer Not tröste.
Dass der Heilige Geist in unseren Familien und Gemeinschaften jene Einheit schafft,
nach der wir uns sehnen, ohne sie aber verwirklichen zu können.
Dass der Heilige Geist in Ewigkeit bei allen ist,
die am Glauben an Christus festgehalten haben.
Denn dein Heiliger Geist verkündet deiner Schöpfung
dich, den dreifaltigen Gott,
als die Wahrheit und das Ziel allen Seins.
Dich loben und preisen wir jetzt und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2015)
Heiliger Geist,
als die Welt noch keine Gestalt hatte, gabst du ihr Form und Halt,
du legst uns Worte in den Mund, die Wunder wirken,
du wirst uns in das Reich Gottes führen.
Wir bitten dich:
Reiße uns aus unserer Lethargie, wenn es gilt, für Recht und Gerechtigkeit einzutreten.
Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig darauf.
Hilf uns, mutig zu sein.
Komm, Heiliger Geist!
Entzünde in uns deine Liebe, wenn Hoffnungen zerbrechen.
Viele Menschen haben Angst, fallen gelassen zu werden.
Hilf uns, über Schatten zu springen.
Komm, Heiliger Geist!
Schenke uns Worte, wenn wir nichts mehr zu sagen wissen.
Die Welt ist geschwätzig und laut, die leisen Hilferufe verstummen.
Hilf uns, achtsam zu sein.
Komm, Heiliger Geist!
Steh uns mit deinem Rat bei,
wenn über das Leben anderer Menschen entschieden wird.
Flüchtlinge suchen eine Heimat, stoßen aber auf Vorbehalte.
Hilf uns, für die Schwachen einzutreten.
Komm, Heiliger Geist!
Erquicke uns, wenn das Leben bitter schmeckt.
Menschen sind enttäuscht, traurig und von Schmerzen zerfressen.
Hilf uns, Wunden zu heilen.
Komm, Heiliger Geist!
Du, Herr, bringst uns den Frieden.
Wir sind oft furchtsam, gelangweilt und geistlos.
Schenke uns offene Herzen, einen klaren Verstand
und Gedanken aus deiner Welt.
Durch Christus...
Renate Witzani (2015)
Jesus hat uns als Beistand den Heiligen Geist gesandt.
Damit wir ein Leben führen können,
das unserer Berufung als Getaufte entspricht,
lasst uns gemeinsam beten:
Du Geist der Wahrheit!
Erschließe deiner Kirche den Willen Gottes für sein Volk
und hilf uns deine Liebe der Welt einmütig zu bezeugen.
Du Geist, der Leben schafft!
Erfülle uns mit Ehrfurcht vor dem Geschenk des Lebens
und hilf uns an einer Welt mitzubauen,
in der für alle gerechte Lebensbedingungen herrschen.
Du Geist des Trostes und der Stärke!
Erfülle uns mit dem Mut zum Guten
und hilf uns aus unserem Glauben heraus
Zuversicht und Freude auszustrahlen.
Du Geist der Unterscheidung!
Bewahre uns vor allem, was uns verwirrt
und von dir weg führt.
Schenke uns einen wachen Verstand und ein feinfühliges Herz.
Du Geist des Heils und der Vollendung!
Führe unsere Verstorbenen zur Herrlichkeit des ewigen Lebens.
Im Heiligen Geist strahlt die Größe und Würde der Liebe Gottes auf.
Ihm, dem dreieinen Gott, sei Ehre, Macht und Herrlichkeit,
jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2014)
Gott, Heiliger Geist,
du verbindest uns mit dem Vater und mit Jesus Christus, unserem Bruder.
Dir übergeben wir unsere Bitten:
Führe alle Getauften und Gefirmten zur Erkenntnis Gottes und seiner unerschöpflichen Liebe, die in Jesus Christus sichtbar geworden ist.
Erfülle alle Christen mit Freude an der Frohen Botschaft.
Führe alle Völker zu Frieden und Zusammenarbeit zum Wohl aller Menschen.
Schenke allen Menschen Respekt vor den Überzeugungen der jeweils anderen.
Wecke in allen Menschen Freude an der Vielfalt und Buntheit des Lebens.
Lass unsere Verstorbenen in deiner Liebe geborgen sein
und an der Freude des ewigen Lebens teilhaben.
Heiliger, dreifaltiger Gott,
mit der ganzen Schöpfung sagen wir dir Lob und Dank. – Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG Pfingsten: Sende uns deinen Geist
Allmächtiger Gott,
erfülle die Verheißung deines Sohnes:
Sende uns deinen Geist,
damit er uns in die volle Wahrheit einführt
und uns das Geheimnis dieses Opfers
immer mehr erschließt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Pfingsten am Tag
Messbuch - GG Pfingsten Vorabend: dein Geist segne diese Gaben
Herr, unser Gott,
dein Geist segne diese Gaben
und erfülle durch sie die Kirche mit der Kraft deiner Liebe,
damit die ganze Welt erkennt,
dass du sie zum Heil gerufen hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB - Pfingsten, am Vorabend
- Gebet zur Gabenbereitung4
Martin Stewen (2023)
Gütiger Gott,
von den Früchten des Feldes und des Weinstocks
sind Brot und Wein bereitet,
die die geistgewirkte Gegenwart
deines Sohnes im Sakrament verkünden.
In dieser Versammlung um den Tisch,
den du uns gedeckt hast,
lass uns Kraft schöpfen,
um unseren Auftrag als Christinnen und Christen zu erfüllen.
So bitten wir durch Christus.
Manfred Wussow (2019)
Wir danken dir, Herr, für den Geist,
der alle Dinge, alles Wissen, alle Einsicht verwandelt.
Das Brot, den Wein
bringen wir dir,
unseren Hunger nach Leben,
die Sehnsucht nach einem Fest,
an dem aller Streit,
alle Angst
in Freude verwandelt sind.
Du nimmst das Brot,
du nimmst den Kelch in deine Hand
und schenkst uns deine Gaben
verwandelt.
Du schenkst dich uns selbst.
Deine Liebe schmecken wir.
Bis wir dich sehen,
wie du immer schon warst.
Auf dich warten wir
In Christus, unserem Herrn.
Manfred Wussow (2018)
Du, Gott, lässt das Getreide wachsen.
Das Korn wird gemahlen.
Wir essen Brot.
Du lässt die Trauben reifen.
Sie werden gekeltert.
Wir trinken Wein.
Was du uns schenkst, nehmen wir in die Hand.
Unsere Arbeit, die Sorgen, die Erwartungen
legen wir dir in deine.
Du schenkst uns deine Liebe in Brot und Wein,
dein Geist verwandelt sie.
Wir danken dir für Jesus,
für seinen Leib, für sein Blut.
Für uns gegeben,
für die Ewigkeit.
Martin Stewen (2011)
Gütiger Gott,
aus vielen verschiedenen Körnern entsteht ein Brot,
aus vielen verschiedenen Menschen eine Kirche.
Stärke mit den Gaben von Brot und Wein
unsere Kraft, unsere Bereitschaft und unseren Mut,
unsere Charismen zum Wohl und Nutzen
deiner Kirche einzubringen.
So bitten wir durch Christus unseren Herrn.
- Lobpreis2
Elisabeth Fritzl (2021)
Kehrvers:
Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.
(GL 312,2)
Großer und heiliger Gott,
wir preisen dich und danken dir für die Gaben des Heiligen Geistes.
Du schenkst uns Rat, Weisheit, Erkenntnis, Einsicht,
Frömmigkeit, Gottesfurcht und Stärke.
Kehrvers
Dein Sohn Jesus Christus schenkt der Welt seinen Frieden.
Sehnsüchtig warten viele Menschen auf diesen Frieden.
Er hat uns ein Beispiel gegeben, wie wir leben sollen,
damit dieser Friede für viele Menschen Wirklichkeit wird.
Kehrvers
Der Heilige Geist öffnet unsere Augen und Herzen für die Not unserer Mitmenschen,
für die Schönheit der ganzen Schöpfung
und für die vielen kleinen Dinge, die das Leben schön machen.
Kehrvers
Wir loben und preisen dich, liebender Gott
und danken dir von Herzen für deine Liebe zu deinen Geschöpfen,
die kein Ende hat. – Amen.
Zitat (2020) - Danke, Schöpfer-Geist
Kehrvers:
Jubelt dem Herrn alle Lande,
Halleluja, preist unseren Gott. (GL 643,1)
Danke, Schöpfer-Geist, dass du ununterbrochen unser Chaos in Kosmos verwandelst; dass du unseren Geist besucht und unser Herz mit Gnade erfüllt hast.
Kehrvers
Danke, dass du für uns der Tröster bist, die größte Gabe des Vaters, das lebendige Wasser, das Feuer, die Liebe und die geistliche Salbung.
Kehrvers
Danke für die unendlichen Gaben und Charismen, die du als mächtiger Finger Gottes unter den Menschen verteilt hast, du erfüllte und ständig zu erfüllende Verheißung des Vaters.
Kehrvers
Danke für das Wort aus Feuer, das du niemals aufgehört hast, in den Mund der Propheten, der Seelsorger, der Missionare und der Beter zu legen.
Kehrvers
Danke für das Licht Christi, das du in unserem Geist hast leuchten lassen, für seine Liebe, die du in unsere Herzen ausgegossen hast, und für die Heilung, die du in unserem gebrechlichen Leib bewirkt hast.
Kehrvers
Danke, dass du uns im Kampf zur Seite gestanden hast, dass du uns geholfen hast, den Feind zu besiegen oder uns nach der Niederlage wieder zu erheben.
Kehrvers
Danke, dass du unser Führer warst in den schwierigen Entscheidungen des Lebens und dass du uns vor der Faszination des Bösen bewahrt hast.
Kehrvers
Danke schließlich, dass du uns das Angesicht des Vaters offenbart und uns gelehrt hast, "Abba!" zu rufen.
Kehrvers
Danke, dass du uns dazu anspornst, zu erklären: "Jesus ist der Herr!"
Kehrvers
Danke, dass du dich der Kirche der Väter und der unserer Tage offenbart hast als das Band der Einheit zwischen Vater und Sohn, als unaussprechliches Objekt ihrer gemeinsamen Hauchung der Liebe, als Lebensatem und Duft göttlicher Salbung, die der Vater dem Sohn überträgt, indem er ihn zeugt "noch vor dem Morgenstern".
Kehrvers
Danke einfach dafür, dass du da bist, jetzt und in alle Ewigkeit, sei dir, Heiliger Geist, gedankt!
Danklied: z. B.: Nun danket alle Gott (GL 405)
Aus Raniero Cantalamessa, Komm, Schöpfer Geist. Betrachtungen zum Hymnus Veni Creator Spiritus. Aus dem Italienischen von Ingrid Stampa. Mit einem Vorwort von Joseph Kardinal Ratzinger, Freiburg i. Br.: Verlag Herder 1999.
- Präfation1
Messbuch - Präfation Pfingsten: Die Vollendung des Ostergeschehens am Pfingsttag
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
immer und überall zu danken
und diesen Tag in festlicher Freude zu feiern.
Denn heute hast du das österliche Heilswerk vollendet,
heute hast du den Heiligen Geist
gesandt über alle,
die du mit Christus auferweckt
und zu deinen Kindern berufen hast.
Am Pfingsttag erfüllst du
deine Kirche mit Leben:
Dein Geist schenkt allen Völkern
die Erkenntnis des lebendigen Gottes
und vereint die vielen Sprachen
im Bekenntnis des einen Glaubens.
Darum preisen dich alle Völker
auf dem Erdenrund in österlicher Freude.
Darum rühmen dich die himmlischen Kräfte
und die Mächte der Engel
und singen das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Pfingsten
- Mahlspruch1
Bibel
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt
und verkündeten Gottes große Taten.
(vgl. Apg 2, 4.11)
Oder:
Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen,
und du erneuerst das Antlitz der Erde.
Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn;
der Herr freue sich seiner Werke.
(Ps. 104,30f.)
Oder:
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
(Joh 20,21)
Oder:
Wenn der Geist dessen in euch wohnt,
der Jesus von den Toten auferweckt hat,
dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat,
auch euren sterblichen Leib lebendig machen,
durch seinen Geist, der in euch wohnt.
(Röm. 8,11)
- Meditation8
Helene Renner (2021)
Starker Gott
Du zeigst dich uns immer neu in vielfältigen Zeichen.
Heute ersehnen wir und erwarten dich
im feurigen Wirken deines Geistes.
Das Feuer war und ist ein Ort
an dem durch alle Zeiten hindurch
Menschen deine Gegenwart spüren können.
Du hast dich im brennenden Dornbusch offenbart
du zogst in der Flammensäule vor deinem Volk her
du bist in den Herdfeuern vieler Kulturen.
Du gibst dich uns
wie einst am ersten Pfingstfest
im Feuer deines Geistes.
Wir danken dir dafür
und preisen deine Gegenwart.
Heute und jeden Tag
an dem das Wirken deines Geistes
unser Leben durchströmt.
Helene Renner (2021)
Geist Gottes
komm auf uns
und öffne uns für deine Botschaft
Geist Gottes
komm auf uns
und bereite uns für Jesu Nachfolge
Geist Gottes
komm auf uns
und erneuere unseren Glauben
Geist Gottes
komm auf uns
und stärke unsere Hoffnung
Geist Gottes
komm auf uns
und entzünde neu in uns die Liebe
Geist Gottes
komm auf uns
und begleite uns durchs Leben
Helene Renner (2021)
Du hast mir Vieles anvertraut, mein Gott
mein Leben mit all seinen Kräften
seinen Höhen und Tiefen
und all den Talenten und Fähigkeiten
die in mir sind.
Du schenkst mir Zeit und Raum
diese zu entfalten
und fruchtbar zu machen
für mich und die anderen.
Dein Wort hast du mir anvertraut
dass ich es weitersage
und deine Liebe
dass sie mich anstecke
und antreibe
hin zu meinen Mitmenschen.
Vieles hast du mir anvertraut, mein Gott
ich möchte deinem Vertrauen gerecht werden
ich kann es nicht allein
doch ich darf gewiss sein
dass du mit mir bist
und dass dein Geist mich stärkt und führt.
Du selbst hast dich mir anvertraut
und so kann ich in deinem Namen
täglich neu beginnen
denn du gehst mit mir.
Helene Renner (2021)
Sende deinen Geist
und rüttle mich wach, Gott
ich bin in meinen alten Gewohnheiten erstarrt
Sende deinen Geist
und öffne meine Augen
ich bin oft blind für die Realität um mich herum
Sende deinen Geist
und öffne meine Ohren
ich höre im Lärm der Welt deine Stimme nicht mehr
Sende deinen Geist
und öffne meine Hände, setze mich in Bewegung
ich sehe manchmal die nicht mehr, die mich brauchen
Sende deinen Geist
und gib mir ein offenes Herz
ich möchte die Liebe zu dir
und zu den Mitmenschen neu entdecken
Sende deinen Geist
und mach mich neu
Helene Renner (2020)
Dein Geist, o Gott
bewege uns
und treibe uns an
er mache uns stark und froh
und bereit
Zeugnis zu geben
für dich und dein Wort.
Neu begeistert
wollen wir hinausgehen
in unseren Alltag
und deinen Frieden weiter tragen
zu allen Menschen
denen wir begegnen.
Dankbar und gesegnet
wollen wir
als Kinder Gottes leben -
erfüllt vom guten Geist:
Dem Geist der Liebe
und des Friedens.
Helene Renner (2019)
Heiliger Geist
entzünde neu in uns
die Flamme der Phantasie
damit wir gute Wege gehen
Entzünde neu in uns
das Licht der Weisheit
damit wir Gut und Böse unterscheiden können
Stärke neu in uns
das Feuer der Liebe
damit wir in unseren Mitmenschen dich erkennen
Segne und entflamme uns neu
damit unser Leben heil und froh wird
Segne uns, Gott
damit uns dein Geist aufweckt
wenn wir müde und mutlos geworden sind
Segne uns und stärke uns
damit uns deines Geistes Feuer neu erfüllt
und antreibt
deine Zeugen zu sein
Manfred Wussow (2013)
SEQUENZ nach dem Mahl
Komm herab, o Heil'ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.
In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.
Bernhard Rathmer (2011)
Schlagzeilen heute
der Sehnsucht nach Freiheit
der Wunsch nach Mitbestimmung
die Hoffnung auf Veränderungen
der Mut einfacher Menschen
Schlagzeilen heute
Machthaber die nur Gewalt kennen
Krieg der das Leben bedroht
Ungerechtigkeit die Menschen tötet
Nein zum Leben des anderen
Schlagzeilen des Heiligen Geistes
Freiheit die in die Weite führt
Hoffnung die ermutigt
Glauben der stärkt
Liebe die den Feind zum Freund macht.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Pfingsten: Lass die Kraft aus der Höhe in deiner Kirche weiterwirken
Herr, unser Gott,
du hast deine Kirche
mit himmlischen Gaben beschenkt.
Erhalte ihr deine Gnade,
damit die Kraft aus der Höhe, der Heilige Geist,
in ihr weiterwirkt
und die geistliche Speise sie nährt
bis zur Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Pfingsten am Tag
Messbuch - SG Pfingsten Vorabend: Erfülle uns mit der Glut des Heiligen Geistes
Herr, unser Gott,
du hast uns im heiligen Mahl gesättigt.
Erfülle uns durch dieses Sakrament
mit der Glut des Heiligen Geistes,
den du am Pfingstfest den Aposteln gesandt hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Pfingsten am Vorabend
Messbuch - SG Votivmesse Heiliger Geist: nähre in uns das Feuer des Heiligen Geistes
Herr, unser Gott,
laß das Sakrament, das wir empfangen haben,
in uns wirksam werden
und nähre in uns das Feuer des Heiligen Geistes,
den du am Pfingstfest
den Aposteln eingegossen hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse vom Heiligen Geist
- Gebet zum Abschluss5
Martin Stewen (2023)
Barmherziger Gott,
wir haben dein Wort vernommen
und getan, was dein Sohn uns aufgetragen hat.
Nun gehen wir hinaus,
um dein Evangelium in dieser Welt
durch Wort und Tat zu verkünden.
Die Früchte des Heiligen Geistes
mögen unseren Weg leichtmachen.
Darauf vertrauen wir durch Christus unseren Herrn. - Amen.
Beatrix Senft (2022)
Vater im Himmel,
in einer Zeit, in der wir oft meinen,
dass uns alle Kräfte versagen,
hast du uns erneut die Kraft des Hl. Geistes geschenkt.
Lass uns auf sie vertrauen,
wenn wir jetzt wieder in all die Anfechtungen des Lebens gehen.
Lass sie uns erfüllten,
damit wir die Botschaft deines Sohnes
freudig in die Welt tragen können.
Manfred Wussow (2019)
Wir danken dir, Herr, für den Geist,
der alle Dinge, alles Wissen, alle Einsicht verwandelt.
Das Brot, den Wein
bringen wir dir,
unseren Hunger nach Leben,
die Sehnsucht nach einem Fest,
an dem aller Streit,
alle Angst
in Freude verwandelt sind.
Du nimmst das Brot,
du nimmst den Kelch in deine Hand
und schenkst uns deine Gaben
verwandelt.
Du schenkst dich uns selbst.
Deine Liebe schmecken wir.
Bis wir dich sehen,
wie du immer schon warst.
Auf dich warten wir
In Christus, unserem Herrn.
Manfred Wussow (2018)
Gott, ewig, reich und grenzenlos,
du hast, als noch nichts war,
deinen Geist über das Tohuwabohu ausgebreitet.
Dann hast du ihn uns Menschen eingehaucht.
Wir wurden lebendige Seelen.
Den Jüngern Jesu hast du den Geist geschenkt,
damit sie deine Botschaft verständlich und liebevoll unters Volk bringen.
Wir danken dir, heute Pfingsten zu feiern.
Schenke uns das Glück,
von deinem Geist angesteckt und mitgerissen zu werden,
aus deiner Liebe zu leben
und ein weites Herz zu haben.
In Christus, unserem Herrn,
in der Kraft deines Geistes,
von Ewigkeit zu Ewigkeit. – Amen.
Martin Stewen (2011)
Barmherziger Gott,
in der Kraft des Heiligen Geistes gehen wir jetzt hinaus
an Christi Statt, um sein Werk weiterzuführen.
Gestärkt durch das Wort vom Heil und durch das Brot des Lebens
wissen wir, dass du bei uns bist.
Dafür danken wir dir alle Zeiten unseres Lebens
bis in Ewigkeit.
- Segen3
Messbuch - Feierlicher Segen vom Heiligen Geist
Der gütige Gott hat am heutigen Tag die Jünger durch die Eingießung des Heiligen Geistes erleuchtet.
Er segne euch und schenke euch den Reichtum seiner Gaben. Amen.
Jenes Feuer, das in vielen Zungen auf die Jünger herabkam,
reinige eure Herzen und entzünde in euch die göttliche Liebe. Amen.
Der Heilige Geist, der die vielen Sprachen im Bekenntnis des Glaubens geeint hat,
festige euch in der Wahrheit und führe euch vom Glauben zum Schauen. Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
MB Vom Heiligen Geist
Beatrix Senft (2022)
Heiliger Geist,
Quelle der Wahrheit,
du Atem Gottes,
Spender des Lebens!
Mitten in unserer Alltäglichkeit
überrasche uns mit deiner Kraft.
Mitten in unsere Planlosigkeit
zeige deine Pläne.
Mitten in die Zweifel an uns selbst
entzünde dein Chrisma.
Mitten in unsere Antriebslosigkeit
entfache du dein Feuer
und schenke uns Antrieb.
Mitten in unsere Verständnislosigkeit
schenke dein Verstehen
Mitten in unsere Sprachlosigkeit
schenke uns Worte,
die heilen und aufrichten.
Mitten hinein in alles, was uns ausmacht,
lass uns dich erspüren
und lege deinen göttlichen Segen auf uns,
du, den wir zu erfassen suchen,
in der Unfassbarkeit deiner Vielfältigkeit,
als den Vater und den Sohn und den Hl. Geistes. – Amen.
Herkunft unbekannt (2012)
Bitten wir um den Segen des dreieinigen Gottes:
Gott, der Vater:
Er schaue auf uns mit dem Blick der Liebe. Amen.
Gott, der Sohn:
Er gehe mit uns die Wege des Lebens. Amen.
Gott, der Heilige Geist:
Er durchwehe uns mit seiner Kraft. Amen.
So segne uns alle
Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. Amen.
Komm zu mir Heiliger Geist
Wenn ich Menschen in Schubladen stecke,
komm zu mir Heiliger Geist,
öffne die Schubladen
und hilf mir, den einzelnen Menschen zu sehen.
Komm zu mir Heiliger Geist!
Wenn ich in Vorurteilen gefangen bin,
komm zu mir Heiliger Geist,
kläre meinen Blick
und hilf mir, Vorurteile zu überwinden.
Komm zu mir Heiliger Geist!
Wenn ich nur noch auf mich selbst schaue,
komm zu mir Heiliger Geist,
lenke meinen Blick in die Weite,
damit ich meine Mitmenschen in den Blick nehme.
Komm zu mir Heiliger Geist!
Wenn mir die Worte fehlen,
komm zu mir Heiliger Geist,
lass mich mutig werden,
und darauf vertrauen, die richtigen Worte zu finden.
Komm zu mir Heiliger Geist!
Wenn ich nicht mehr weiter weiß,
Komm zu mir Heiliger Geist,
schenk mir den Mut,
neue Wege zu gehen.
Komm zu mir Heiliger Geist,
damit ich ein Leben
in der Liebe zu Gott und den Menschen
leben kann.
Edith Furtmann 2023
Das war der Heilige Geist...
Der Geist weht, wo er will. So heißt es in einem Kirchenlied, und so scheint es auch zu sein. Manchmal hat man das Gefühl, da war er dabei, der Heilige Geist, erzwingen kann man ihn aber nicht.
Es ist schon faszinierend: ängstlich halten sich die Jüngerinnen und Jünger gemeinsam in einem Raum auf, in Jerusalem, betend, hoffend, dass niemand kommt und sie verhaftet. Und plötzlich gehen sie raus, sprechen zu den Menschen, und die Menschen verstehen sie und niemand versucht, sie zu verhaften. Was ist da passiert? In der Bibel heißt es: das war der Heilige Geist.
Was heißt das für uns? Kennen Sie Situationen, denen Sie am liebsten aus dem Weg gehen würden? Ich erinnere mich an eine meiner besten Freundinnen, die im Sterben lag. Sie wusste es, und doch spannen wir uns eine gemeinsame Zukunft aus? Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Darf man das? Und wie überhaupt redet man mit jemandem, der höchstwahrscheinlich sterben wird? Ein Krankenhausseelsorger beantwortete mir die Frage wie folgt: Ehrlich bleiben. Nichts vortäuschen. Dann kann nichts schief gehen. Ich hatte Angst. Aber ich fand die richtigen Worte.
Wie redet man mit den Angehörigen? Wie redet man mit den Trauernden? Ehrlich bleiben, sich trauen. Dann, wenn man sich drauf einlässt, hilft, so meine Erfahrung, irgendwas, die Worte zu finden, die stimmig sind. Und das ist für mich der Heilige Geist.
Edith Furtmann 2023
Heiliger Geist
Sanfter Regen –
wäscht Tränen weg
Lauer Wind –
tröstet mich
Wilder Sturm –
treibt mich an
zu neuen Taten.
Ilse Pauls
Pfingstlied heute
Ein Pfingslied von Lothar Zenetti, vertont von Reinhard Burchhardt:
Kann als PDF heruntergeladen werden.
Text: Lothar Zenetti, Musik Reinhardt Burchhardt.
Komm, du einzig wahre Geistin
Komm, du einzig wahre Geistin
Komm,
du einzig wahre Geistin
Ruach
erfülle
das Haus unseres Herzens
mit Wahrhaftigkeit und Liebe
entfalte
was von Anbeginn
in uns
angelegt ist
mit Farbenpracht und Phantasie
damit wir
ALLE
erreichen
ALLE
bis an die Grenzen der Erde
alle Völker und Stämme
Gefangene und Freie
Kranke und Gesunde
Bedürftige und Satte
damit die Welt erkennt
wir alle
suchen und bedürfen
DEINER unauslöschlichen
LIEBE
KRAFT
VIELFALT
Beatrix Senft (2022)
Pfingsten
In Einmütigkeit
gewartet
zu verkünden
Sprachverwirrung
aufgehoben –
jeder hörte sie
in seiner Muttersprache reden
Feuerzungen
hatten Zungen gelöst
und sie sprachen
frei und ohne Angst
Ilse Pauls
Urchristentum
Der Anfang war einfach und leicht
Brot gemeinsam gebrochen
einmütig am gleichen Ort
von einem Mut beseelt
von einer Hoffnung bestärkt
von einer Einheit geträumt
Güter geteilt –
sie hatten alles gemeinsam
sie waren ein Herz und eine Seele …
Später:
Regeln
Gesetze
Pflichten
Organisation
Gruppen
Teilungen –
Wo bleiben
das Herz und die Seele …
Ilse Pauls (unveröffentlicht)
Die gescheiterte Wette auf große Reformen
Noch während des Kalten Krieges hoffte man im Westen, dass steigender wirtschaftlicher Wohlstand in der Sowjetunion und China auch zu politischem Wandel führen würde. Putin und Xi haben all diese Hoffnungen zerstört.
Der Überfall des russischen Präsidenten, Wladimir Putin, auf die Ukraine und der zunehmende Autoritarismus des chinesischen Präsidenten, Xi Jinping, haben einem Großteil der Welt mit Verspätung vor Augen geführt, dass eine geopolitische Wette, die die USA und ihre Verbündeten vor einer Generation eingegangen sind, gescheitert ist. Die notwendige Reaktion auf die neue düstere Realität spiegelt die Kosten wider, die durch das Scheitern dieser Wette entstanden sind – und sie wird alles verändern: von Verteidigungsallianzen, Militärbudgets und internationalem Handel bis hin zu Finanzströmen und zur Umwelt- und Energiepolitik.
Ganzer Beitrag (leider nur gegen Bezahlung):
https://www.diepresse.com/6144066/
Michael J. Boskin in: diepresse.com am
https://www.diepresse.com/6144066
Ruach
Ich bin da
Ruach
Geistin
Geist
bunte Vielfalt
erregend
durchdringend
tragend
an eurer Seite
ICH BIN DA
In allen Sprachen
Für alle Völker
Für jeden Menschen
Für dich
Werde still
höre
staune
Ich bin im Lauten und
im Leisen
Im Brausen und
im Tosen
In der tiefsten Stille
im Oben und im Unten
In deiner Sprachlosigkeit und
in deinem Sprechen
In deinen Verletzungen und
in deiner Heilung
In deiner Lieblosigkeit und
in deiner Sehnsucht nach Liebe.
In deinem überschäumenden Glück und
in deiner tiefsten Traurigkeit
In der Enge deines Herzens und
in der Weite deines Herzens
In allem, was dich ausmacht
Ich lege mich segnend auf dich und du wirst spüren:
Ich, RUACH, bin da.
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Für eine geistvoll erneuerte Normalität
Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der in jeder Situation alles neu machen kann. Die verängstigten Jünger wurden durch diesen Geist ermutigt, ihre Isolation zu verlassen und freimütig das Evangelium zu verkünden. Dieses pfingstliche Ereignis sowie den fünften Jahrestag des Erscheinens der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus nehmen wir zum Anlass, uns an alle Menschen in Österreich zu wenden. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie mussten wir das öffentliche Leben auf ein Minimum reduzieren. Selbst die gemeinsamen Gottesdienste, die vielen Menschen geistliche
Nahrung bieten, konnten nicht mehr stattfinden. Das war ein schwerer Verzicht, auch wenn dadurch in den Häusern und Wohnungen vielleicht mehr gebetet und damit mitten im Alltag der Glaube stärker wurde. Jetzt stehen wir in der Krisenbewältigung an einer Schwelle. Das öffentliche Leben wird schrittweise normalisiert.
Auf diesem Weg hin zu einer „erneuerten Normalität“ feiern wir Pfingsten, das Fest eines Neuen Geistes. Bereits in den vergangenen Wochen war sein belebender Atem im erfreulichen Zusammenhalt von Politik und Gesellschaft zu spüren.
Vollständiger Hirtenbrief als PDF
Kurzfassung des Hirtenwortes als PDF
Wider das Wachstumsdogma: Wie Corona die Richtung ändern könnte
Lockdown, Börsenschock, Hunderttausende in Kurzarbeit, Millionen in Existenznot: Die Viruskrise bringt nicht nur medizinisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial enorme Probleme. Von positiven Effekten zu sprechen, mag da vermessen erscheinen. Doch manch einer sieht die Chance, gerade jetzt die Gelegenheit für ein Umsteuern zu ergreifen. "Wir werden durch einen äußeren Schock in einen Zustand gebracht, der so nie gekommen wäre", sagt etwa Henning Vöpel, Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. Nach dem Motto: Wenn (fast) nichts mehr geht, lässt sich Neues denken und erproben. Vorstellungen von Ökonomie und Alltag könnten sich ändern.
Ganzer Beitrag >>>
Nach: J. Galot, Zum Heiligen Geist. Gebete, 3. Aufl., Leutesdorf am Rhein: Johannes-Verlag 1973.
Von Weizsäcker: "Corona öffnet die Augen für tiefere Krise"
Nach der Pandemie werden wir umdenken und längerfristige Gefahren wie die Klimakrise angehen, davon ist der Energie- und umweltpolitische Vordenker überzeugt. Im DW Gespräch zeigt er Möglichkeiten zur Veränderung auf.
Ganzer Beitrag >>>
dw.com - Deutsche Welle 2023
Heiliger Geist
Feuer, das brennt,
Wasser, das kühlt,
Wind, der belebt,
unbekannter,
unbenannter,
sanfter,
ausdauernder Rufer,
immerwährender Mahner,
beharrlicher Begleiter,
verständnisvoller Zuhörer:
Bleibe bei uns,
rufe uns zu,
entzünde uns,
sei uns nah,
unsichtbar,
unhörbar,
unspürbar -
aber immer da.
Aus: Ilse Pauls, Edition Club D’Art-International, 2005.
Das Pfingstwunder
Zuerst -
Worte - falsch verstanden
als Waffen gebraucht
um Recht zu haben
als Todesurteile.
Es geschehen Wunder:
Worte - die wärmen,
trösten
Schmerzen lindern,
heilen -
Worte
machen Mut.
Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.
Im Abendmahlssaal
Im Abendmahlsaal versammelt
heiliger Ort des Wartens
des Betens
Brüderlichkeit
Schwesterlichkeit
dichte Atmosphäre der Liebe
explodiert
in Feuerzungen.
Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.
Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde
Alle Länder der Erde, die Regierungen aller Völker, die Bewohner der Städte,
die Menschen aller Landschaften haben sich geeinigt.
Sie loben Gott, ihren Herrn.
Sie führen keine Kriege mehr.
Sie misshandeln keine Menschen.
Sie kämpfen nicht mehr gegeneinander.
Sie zerstören nicht mehr die Erde,
sie legen die Schöpfung zurück in Gottes Hand.
Sie haben erkannt: Gott allein ist der Herr.
Die dienen Gott mit großer Freude.
Helfen und Heilen ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen.
Ihre Freude wirkt wie eine ansteckende Gesundheit.
Noch viele Menschen werden diese Freude weitergeben
und von ihr erzählen.
Alle Länder der Erde, die Regierungen aller Völker,
die Bewohner der Städte, die Menschen aller Landschaften
verwirklichen die Güte Gottes.
Nach Psalm 100,
Das Liederbuch. Lieder zwischen Himmel und Erde, Münster 6. Aufl. 2011.
Gott spricht: Ich will ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets (Sach 12,10)
Glücklich die Kirche, die nie aufhört zu fragen,
die nie aufhört zu suchen.
Glücklich die Kirche, die sich selbst in Frage stellt,
die über sich selber lächeln kann.
Glücklich die Kirche, die Freiheit verbreitet aus ihrem Glauben,
die Freude ausstrahlt aus ihrem Leben.
Glücklich die Kirche, die den Menschen neue Zuversicht schenkt,
die den Frieden und die Gerechtigkeit in die Tat umsetzt.
Glücklich die Kirche,
die ein Ort der Menschlichkeit ist in einer unmenschlichen Welt,
sie könnte selber Modell sein für eine gute Zukunft.
Glücklich die Menschen dieser Kirche,
sie brauchen keine Angst mehr zu haben,
von Gott und den Menschen verlassen zu sein.
Nach Psalm 1,
Das Liederbuch. Lieder zwischen Himmel und Erde, Münster 6. Aufl. 2011.
Atem des Lebens
Atem des Lebens, wehe uns an,
du, der uns Menschen begeistern kann,
nimmt in uns Wohnung, bring leben und Licht.
Erneuere uns, erneuere uns,
und der Erde Angesicht, und der Erde Angesicht.
Hoffnung der Armen, steh in uns auf,
nimm nicht Zerstörung, nicht Unrecht in Kauf.
Lehr uns das Teilen, die Chance heißt Verzicht
Erneuere uns, erneuere uns,
und der Erde Angesicht, und der Erde Angesicht
Quelle der Schöpfung, Wasser, das tränkt,
allen Geschöpfen kristallklar geschenkt.
Dich trüb zu trinken, ist Tod, ist Gericht.
Erneuere uns, erneuere uns,
und der Erde Angesicht, und der Erde Angesicht.
Stimme der Stummen, Wort, das uns weckt,
Weise, die niemals nach Aufgeben schmeckt,
Lied, in dem heute das Morgen anbricht.
Erneuere uns, erneuere uns,
und der Erde Angesicht, und der Erde Angesicht.
Eugen Eckert, in: Das Liederbuch. Lieder zwischen Himmel und Erde, Münster 6. Aufl. 2011.
Komm, Heiliger Geist
Komm, Heiliger Geist,
du Geist der Wahrheit, die uns frei macht.
Du Geist des Sturmes, der uns unruhig macht,
Du Geist des Mutes, der uns stark macht.
Du Geist des Feuers, das uns glaubhaft macht.
Komm, Heiliger Geist,
du Geist der Liebe, die uns einig macht.
Du Geist der Freude, die uns glücklich macht.
Du Geist des Friedens, der uns versöhnlich macht.
Du Geist der Hoffnung, die uns gütig macht.
Komm, Heiliger Geist!
(Leonardo Boff)
Website der ED Wien
Komm, Sturmwind des Geistes
Komm,
Sturmwind des Geistes,
zerbrich die selbstgemachten Häuser,
die uns doch nicht bergen können.
Führ uns hinaus aus unsern Kerkern,
beheimate uns
im ewigen Haus!
Komm,
Sturmwind des Geistes,
bring zum Erlöschen die künstlichen Lichter,
die uns erblinden ließen für das wahre Licht.
Gib uns
den klaren Blick!
Komm,
Sturmwind des Geistes,
überflute die Dämme, mit denen wir uns abgesichert haben
gegen den Einbruch des Himmels.
Befreie uns aus unsren Wüsten!
(Antje Sabine Naegeli)
Website der ED Wien
Du heiliges Feuer
Du heiliges Feuer
Brenn in unseren Herzen
Du heiliges Wasser
Fließ in unsere Beziehungen
Du Heiliger Geist
Beflügle unsere Gedanken
Du heiliger Fürsprecher
Sprich in unserem Innern
Du heilige Taube
Flieg durch unsere Welt
Du heilige Liebe
Begeistere alle Menschen
(Anton Rotzetter, Gott der mich atmen lässt, Herder 1994, S. 89)
Website der ED Wien
Atme in mir Heiliger Geist
Atme in mir Heiliger Geist.
Ströme aus der Mitte meines Seins.
Sei du mein Rhythmus,
mein Kommen und Gehen,
mein Werden und Wachsen.
Atme in mir Heiliger Geist.
Sei du das Leben, das ich fühle,
sei die Sehnsucht, die mich zieht.
Sei du das Feuer, das in mir brennt
und das Blut, das in mir fließt.
Atme in mir, Heiliger Geist.
Lass mich aufblühen und ein Lob sein.
Lass mich reif werden
und Frucht bringen.
Lass mich ein Segen sein für diese Erde
und für die Menschen auf ihr. Amen.
Website der ED Wien
Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist
Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden
für die Wunder deiner Schöpfung, deiner Güte und Liebe.
Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden für die Dunkelheiten und Leiden in unserer Welt.
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
dass wir nicht taub werden für dein Wort und deine Wahrheit.
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
für die Bitten und Stimmen von Menschen und ihre Schreie der Not.
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
Tag für Tag deinen Willen erkennen und in
deinem Licht das Licht sehen.
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
die Geister zu unterscheiden lernen.
Erhelle unser Herz, Heiliger Geist,
damit wir lieben was wahrhaft und gerecht ist und
in allem, was wir lieben, dich lieben.
Hülle uns ein in dein Licht und deine Wahrheit,
dass wir uns senden lassen in diese Welt, dir lobsingen
und die Kraft deiner Auferstehung feiern. Amen.
Website der ED Wien
Herr unser Gott
Herr unser Gott,
Vater im Himmel,
lass uns deinen Geist entdecken
mitten unter uns:
den Geist, in dem wir uns öffnen für dich,
in dem wir uns füreinander öffnen,
in dem wir wieder aufatmen können
und Hoffnung schöpfen.
Hilf uns, dass wir uns mehr und mehr
Diesem Geist überlassen,
sodass der Ungeist des Missverstehens
und des Unverständnisses
uns nicht länger beherrscht,
der Geist der Angst
und des Misstrauens voreinander,
der unseren Mund stumm macht.
(Eleonore Beck)
Website der ED Wien
Heiliger Geist, du belebst alles
Heiliger Geist, du belebst alles.
Du teilst dich in je verschiedener Weise der ganzen Schöpfung mit.
Du schenkst uns die Gnade,
erleuchtest uns zur Erkenntnis Gottes,
du vollendest die Gerechten,
machst die Toten lebendig
und Fremdlinge zu Kindern Gottes.
Durch dich werden die Schwachen stark, die Armen reich,
die Unmündigen und Ungebildeten weiser als die Gelehrten.
Du bist im Himmel und erfüllst die Erde,
du bist überall zugegen,
und nirgends kennst du Schranken.
Du wohnst in jedem Menschen und bist ganz Gott.
Wir bitten dich:
Nimm in unseren Herzen Wohnung,
und verlass uns zu keiner Zeit!
(nach Basilius, gestorben 379)
Website der ED Wien
Die Gaben des Heiligen Geistes
Die Gaben des Heiligen Geistes
mögen Feuer zur Erde bringen,
sodass die Gegenwart Gottes
in neuem Licht gesehen werden kann,
an neuen Orten, auf neuen Wegen.
Mögen unsere eigenen Herzen entflammt werden,
sodass kein Hindernis, wie groß es auch sein mag,
sich der Botschaft Gottes darin in den Weg stellen kann.
Mögen wir von ganzem Herzen dem Wort Gottes trauen,
um es mutig auszusprechen,
um ihm gläubig zu folgen,
um es in anderen zur Flamme zu entfachen.
Möge Jesus,
der Frauen mit seinem Heiligen Geist erfüllte,
die Welt und die Kirche mit neuem Respekt beschenken
für die Kraft und die Gegenwart des Geistes.
(Sr. Joan Chittister, OSB)
Website der ED Wien
Heiliger Geist
Heiliger Geist,
Du Geist der Wahrheit, erleuchte mich,
damit ich ein Gespür entwickle für das Wesentliche in meinem Leben.
Du Geist der Stärke, bewirke,
dass mir Boden unter meine Füße wächst.
Du Geist der Freiheit, befreie mich,
damit ich lerne, dem Frieden und der Gerechtigkeit aller zu dienen.
Du Geist des Rates, verlocke mich,
damit ich das Abenteuer mit Gott wage.
Du Geist der Wissenschaft, lenke mein Denken,
dass ich die Schöpfung und die Geschöpfe leidenschaftlich achte.
Du Geist des Gebetes, bete in mir,
damit Gott sich in mir aussprechen kann.
Du Geist der Liebe Gottes, behüte mich,
damit ich leben kann in und aus Hoffnung auf immer.
Mit neuer Begeisterung will ich aufbrechen
und mich einsetzen für das Kommen deiner neuen Welt.
Website der ED Wien
Geist des Glaubens, Geist der Stärke
Gib uns Abrahams gewisse,
feste Glaubenszuversicht,
die durch alle Hindernisse,
alle Zweifel siegend bricht;
die nicht bloß dem Gnadenbunde
trauet froh und unbewegt,
auch das Liebste jede Stunde
Gott zu Füßen niederliegt.
Gib uns Moses Flehn und Beten
um Erbarmung und Geduld,
wenn durch freches Übertreten
unser Volk häuft Schuld auf Schuld.
Laß uns nicht mit kaltem Herzen
unter den Verdorbnen stehn,
nein, mit Moses heiligen Schmerzen
für sie seufzen, weinen, flehn.
Gib uns Davids Mut, zu streiten
mit den Feinden Israels,
sein Vertraun in Leidenszeiten
auf den Herren, seinen Fels;
Feindeslieb und Freundestreue
seinen königlichen Geist
und ein Herz, das voller Reue
Gottes Gnade sucht und preist.
Gib Elias heilge Strenge,
wenn den Götzen dieser Zeit
die verführte, blinde Menge
Tempel und Altäre weiht,
daß wir nie von ihnen beugen,
Haupt und Knie, auch nicht zum Schein,
sondern fest als deine Zeugen
dastehen, wenn auch ganz allein.
Gib uns der Apostel hohen,
ungebeugten Zeugenmut,
aller Welt trotz Spott und Drohen
zu verkünden Christi Blut.
Laß die Wahrheit uns bekennen,
die uns froh und frei gemacht;
gib, daß wir’s nicht lassen können,
habe du die Übermacht.
Geist des Glaubens, Geist der Stärke,
des Gehorsams und der Zucht,
Schöpfer aller Gotteswerke,
Träger aller Himmelsfrucht;
Geist, du Geist der heilgen Männer,
Köni’ge und Prophetenschar,
der Apostel und Bekenner:
auch bei uns werd offenbar!
Philipp Spitta (1833), in: EG 137.
Aktion
Die passiven, träumenden,
klagenden,
nicht ständig zur Jüngerschaft
herausgeforderten Christen
sind eine Schande ihres Herrn.
Bloße Pflichttreue aber ist
viel zu wenig,
weil Fröhlichkeit
in unseren Dienst gehört
und Phantasie,
welche in erfinderischer Liebe
sich dauernd etwas einfallen lässt,
und die Zivilcourage derer,
die aus dem Troß
nach vorne stoßen
und sich dem Strom
der Zeit gegenüber
fast stets auf seiten
der allergetreuesten
Opposition befinden.
Das Kreuz revolutioniert
die Herzen und Gedanken,
und keinem,
der davon nichts verspüren läßt,
ist zu glauben,
daß er auf die Auferweckung
von den Toten hofft.
Ernst Käsemann, Aktion, in: Literarische Auslese. Hrsg. von Wolfgang Eck, Stuttgart: Radius 1989.
Wir träumen einen Traum
1.
Wir träumen einen Traum
Und wenn auch alle lachen,
wir träumen einen Traum
von einer bessern Welt.
Da sind die Blumen nicht aus Schaum,
Da sind die Tränen nicht aus Glas,
Da ist die Freude nicht geschminkt,
da ist das Leben schön.
2.
Wir träumen einen Traum
und wenn auch alle mahnen,
wir träumen einen Traum
von einer bessern Welt
Da sind die Helden mangelhaft,
da sind die Eichen angesägt,
da ist die Wahrheit nicht gezinkt,
da ist das Leben schön.
3.
Wir träumen einen Traum
und schenken ihm das Leben,
wir träumen einen Traum
und machen uns die Welt.
Da ist der Mensch dem Menschen gleich,
da ist der Christus ganz aus Fleisch,
da ist die Auferstehung wahr,
da ist das Leben schön.
Günter Hildebrand, Wir träumen einen Traum, in: Literarische Auslese. Hrsg. von Wolfgang Eck, Stuttgart: Radius 1989.
Melodie: Peter Janssens (1975)
Gnadenwirtschaft
haben
und teilen
wenig haben
austeilen
weniger haben
mehr austeilen
in der Wüste
die lustige
Wirtschaft
wo das Wort
zum Wirte
geworden
bis alles verteilt
und alle gehabt
Kurt Martin, gnadenwirtschaft, in: Literarische Auslese. Hrsg. von Wolfgang Eck, Stuttgart: Radius 1989.
Gebet zum Heiligen Geist
Heiliger Geist,
eins mit dem Vater und dem Sohn,
deine schöpferische Kraft erfüllt das All mit Glanz und Herrlichkeit.
Atme in mir deinen Atem des Lebens, der Weisheit und der Menschlichkeit,
damit ich Zeuge von deiner unendlichen Güte bin.
Dein lebendiges Feuer möge mich beflügeln,
mein Inneres durchdringen,
mich erwärmen und heiligen.
Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe,
damit ich das Böse besiege,
die Angst überwinde,
Freundschaften schließe
und zur Versöhnung beitrage.
Heiliger Geist,
du Feuer und Flamme,
hilf mir, die Liebe zu entzünden,
die Herzen zum Glühen zu bringen,
den Geist zu erfrischen und die Sinne zu erfreuen.
Beschenke mich mit deinen himmlischen Gaben
und verwandle mich, damit ich umkehre, wo Umkehr notwendig ist,
und neu beginne.
Leite mich auf den rechten, ebenen Pfaden
und mache mich zum Werkzeug deines Friedens,
damit ich in den Familien und Gemeinden der Einheit und Eintracht diene.
Heiliger Geist,
ich danke dir, dass ich bei dir so wunderbar geborgen bin.
Sei gepriesen heute und in alle Ewigkeit. Amen.
P. Antony Kolencherry, Kloster Visitation, 4500 Solothurn, Schweiz.
Der Geist Jesu
Jesus geht, der Geist kommt.
Er segnet uns mit der Fähigkeit,
die Geister zu scheiden.
Mit Bereitschaft,
Neues anzunehmen.
Jesus geht, die Wahrheit kommt.
Er segnet uns mit Offenheit,
das Richtige zu sagen.
Mit Freiheit,
hinter die Dinge zu schauen.
Jesus geht, die Liebe kommt.
Er segnet uns mit Größe,
Böses nicht mit Bösem zu vergelten.
Mit Mut, neu anzufangen.
Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Dein Begleiter durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.
Feuer und Flamme
Heiliger Geist komme über uns,
damit wir Feuer und Flamme sein
und Zeugnis ablegen können von allem,
was die Welt bewegen kann.
Heiliger Geist, verwandle uns,
dass wir das Leben so annehmen,
wie es uns zum Ziel führen will.
Heiliger Geist, bleibe bei uns,
damit wir einen festen Stand haben,
von dem aus wir die nächsten Schritte wagen.
Heiliger Geist, bewege uns,
dass wir nicht selbstzufrieden werden,
sondern bis an unsere Grenzen gehen.
Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Dein Begleiter durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.
Gebet zum Hl. Geist
Heiliger Geist, vervollständige in uns das Werk, das Jesus begonnen hat! Gib unserem Apostolat Begeisterung, damit es alle Menschen und Völker erreicht, da sie alle durch das Blut Christi erlöst und sein Erbe sind! Töte in uns die natürliche Anmaßung ab und trage uns in das Reich heiliger Demut, wahrer Gottesfurcht und hochherzigen Mutes empor! Kein irdisches Band möge uns hindern, unserer Berufung Ehre zu machen; kein Interesse möge uns feige und die Forderung der Gerechtigkeit machtlos machen; keine Berechnung möge die unendliche Weite der Liebe in die Enge unserer kleinen Selbstsucht zwängen! Möge alles an uns groß sein: die Suche und Verehrung der Wahrheit, die Bereitschaft zum Opfer bis zu Kreuz und Tod! Und alles möge dem letzten Gebet des Sohnes an den himmlischen Vater und der Ausgießung entsprechen, mit der der Vater und der Sohn dich, Heiliger Geist der Liebe, der Kirche und ihren Einrichtungen, den einzelnen Seelen und den Völkern schenken wollte. Amen; alleluja alleluja.
Johannes XXII. In: Walter Nigg, Mit großen Christen um den Hl. Geist beten. Rex-Verlag, München Luzern 1976.
Veni Creator Spiritus
Komm heiliger Geist du, schöpferisch!
Den Marmor unsrer Form zerbrich,
Daß nicht mehr Mauer krank und hart
Den Brunnen dieser Welt umstarrt,
Daß wir gemeinsam und nach oben
Wie Flammen ineinander toben!
Tauch auf aus unsern Flächen wund
Delphin von aller Wesen Grund,
Alt allgemein und heiliger Fisch!
Komm reiner Geist du, schöpferisch,
Nach dem wir ewig uns entfalten,
Kristallgesetz der Weltgestalten!
Wie sind wir alle Fremde doch!
Wie unterm letzten Hemde noch
Die Schattengreise im Spital
Sich hassen bis zum letzten Mal,
Und jeder, eh’ er ostwärts mündet,
Allein sein Abendlicht entzündet,
So sind wir eitel eingespannt,
Und hocken bös an unserm Rand,
Und morden uns an jedem Tisch.
Komm heiliger Geist du, schöpferisch
Aus uns empor mit tausend Flügen,
Zerbrich das Eis in unsern Zügen!
Daß tränenhaft und gut und gut
Aufsiede die entzückte Flut,
Daß nicht mehr fern und unerreicht
Ein Wesen um das andre schleicht,
Daß jauchzend wir in Blick, Hand, Mund und Haaren,
Und in uns selbst dein Attribut erfahren!
Daß, wer dem Bruder in die Arme fällt,
Dein tiefes Schlagen fest am Herzen hält,
Daß, wer des armen Hundes Blick empfängt,
Von deinem weisen Blicke wird beschenkt,
Daß alle wir in Küssens Überflüssen
Nur deine reine heilige Lippe küssen!
Franz Werfel in: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten ausgewählt von Alois Weimer. Patmos Verlag, Düsseldorf 2006.
„Schwachstellen“ der Kirche
„Ich bin stolz auf unsere Kirche!" - So habe ich früher oft gesagt. Und ich bin noch immer stolz auf sie. Aber es gibt „Schwächen“ an unserer Kirche, die wir sehen müssen. Sie werfen Fragen auf, sie sind „fragwürdig“. - Ich denke dabei nicht an die Skandale, die es in der Kirche gegeben hat; und die Missstände, die wir so gut kennen und die eine Schande für die Kirche und uns Christen sind. Ich denke vielmehr an „Schwächen“ der Kirche, die zu ihrer „Grundausstattung“ gehören und immerzu ihr gehören werden. Sie sind ihr „auf den Leib geschnitten", und sie wird sie daher nie los werden.
Einige dieser „Schwächen“ springen ins Auge.
Die Apostel
Eine „Schwäche" gehört seit Anfang an zur Kirche. Jesus selber hat sie verursacht, als er die "Apostel“ ausgesucht hat.
Wenn wir nämlich mit etwas kritischem Sinn auf die Auswahl schauen, die Jesus getroffen hat, sind wir versucht zu sagen: es war eine „schlechte Wahl“! Die Männer, auf die seine Wahl gefallen ist, waren Arbeiter, Steuereintreiber, manche von ihnen politisch eher extrem, charakterlich unausgeglichen; und alle ungebildet! ... Ich habe Jesus öfters Vorwürfe gemacht, dass er solche Männer zu seiner Kerngruppe machte.
Aber ist es nicht höchst erstaunlich, dass diese inkompetenten und unfähigen Männer die Kirche aufgebaut und getragen haben? Nicht gescheite Leute haben Jesus und seine Botschaft in der Welt gegenwärtig gemacht, keine mächtigen Politiker oder Millionäre, sondern dieses arme Häuflein! Zeigt nicht gerade diese Tatsache, dass die Kirche nicht Menschenwerk ist, sondern von Gott und seinem Christus getragen und gehalten wird?
Paulus hat diese und andere „Schwächen“ der Kirche klar im Blick gehabt; er schreibt oft darüber, besonders in seinem 1. Brief an seine Freunde in Korinth: „Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und was gering ist vor der Welt und was verachtet ist, das hat Gott erwählt, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist.“(1 Kor 1,27f.).
Das ist die „Weisheit Gottes“ und die „Philosophie“ seines Messias!
Aus: Hans Schermann, Auf dem Weg des Lebens. Erfahrungen und Einsichten. Fromm Verlag, Saarbrücken 2017
Noch bleibt alles zu tun
Komm näher, Friede, komm,
Es darf nicht weitergehen
Wie bisher, hinterhältig
Halten sie dich von uns fern.
Komm näher, Friede, komm.
Die toten Flüsse wollen deinem Licht
Wieder antworten mit ihrer Klarheit,
Delphine und Seehunde ohne Furcht atmen.
Komm näher, Friede, komm,
Damit wir die Rüstungen ablegen können
Und ein Ende haben Erstarrung,
Elend, Unterdrückung, Gewalt.
Komm näher, Friede, komm
Mit Manna für alle, die hungern,
Und Wärme für unsere Worte,
Die zu Eis wurden.
Komm näher, Friede, komm,
Damit uns die Kraft bleibt, uns täglich
Gegen die Mutlosigkeit zu entscheiden,
Die Ausdauer nicht zu verraten.
Komm näher, Friede, komm
Mit einem anderen Leben, ohne Würger.
Auch wir sind auf dem Weg,
Dürfen nicht nur auf dich warten.
Komm näher, Friede, komm,
Als Sehnsucht nach dir
Nehmen wir dich wahr
Auf unseren Reisen durch die Bangigkeit.
Komm näher, Friede, komm,
Die Erde braucht dich für ihre
Neue gerechte Gestalt.
Noch bleibt fast alles zu tun.
Walter Helmut Fritz in: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten ausgewählt von Alois Weimer. Patmos Verlag, Düsseldorf 2006.
Gesalbt - nicht angeschmiert!
»Du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut« singt der Pfingsthymnus (Gotteslob 245,2). Manchem von uns ist er nah und vertraut, anderen eher fremd und unverständlich. »Der Seele Salbung«? Wir salben die Haut. Die Salbung der Seele geht unter die Haut. Sie geht an die Substanz, an unsere Identität. Christus heißt zu Deutsch: Der Gesalbte! Christen sind die Gesalbten - in Taufe und Firmung. Das ist unser Eigenname. Wir sind gesalbt, nicht angeschmiert.
Salbung, die unter die Haut geht
Wenn ich die Jugendlichen sehe, die zur Firmung kommen - was für ein Bild. Ganz anders heute, als vor zwanzig Jahren. Tipptopp gekleidet; an Salben, Cremes und Gels ist nicht gespart. Hat da die Chrisamsalbung noch eine Chance? Die jungen Leute sind doch schon nach allen Regeln des Trends an Haut und Haaren gesalbt - oder sind sie angeschmiert?
Keine Frage, die Haut soll auf ihre Kosten kommen. Wer wollte nicht frisch aussehen und gut dastehen. Dazu haben wir allen Grund: »Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? ... Verherrlicht also Gott in eurem Leib« (1 Kor 6,19 f.). Wir sind gesalbt mit dem Heiligen Geist, nicht angeschmiert.
Aber offenkundig geht es nicht nur um den Leib. »Der Seele Salbung ...«- "Das ist Balsam für meine Seele", sagen wir. Das geht in die Tiefe, eben unter die Haut. - Ein anerkennendes Wort, ein ermutigender Blick, eine einfühlsame Zuwendung - sie sind "Balsam für die Seele".
Und erst recht, wenn Gott sich uns zuwendet. Wenn ich weiß: Er ist bei mir, er begleitet mich, er steht mir bei durch seinen Beistand, den Heiligen Geist. Das gibt Raum, das lässt aufatmen, das befreit zum Leben. »Du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut, der Seele Salbung ...«
Einmalig
Gesalbt wurde zu biblischen Zeiten nicht irgendwer, sondern die Könige, die Priester, die Propheten. Wer gesalbt wurde, war etwas Besonderes.
Ein Christ ist nicht irgendwer. Er ist gesalbt. Bei der Taufe fängt’s an damit. Und mit der Firmung geht es weiter. Denn die Sache ist zu wichtig, als dass man sie im Baby-Alter verschlafen dürfte. Christen sind gesalbt, nicht angeschmiert. Gott sagt uns: "Du bist etwas ganz Besonderes". Wir sind alle Unikate, einmalig. Wir sind Originale, keine Abziehbilder. Jeden und jede von uns gibt es nur einmal.
Oft denke ich bei der Firmung: Ob das auch lange genug an- halten wird, das Wissen: Dieser Mensch ist Gottes besonderer Schatz. Ob man sich daran lange genug erinnert? Ob er das auch erfährt: Ich bin einmalig, unverwechselbar, nicht von der Stange. Ich bin von Ewigkeit her gewollt und geliebt. Eben gesalbt!
Nicht Wert, sondern Würde
Durch die Salbung kommt ans Licht, was allen Menschen von Gott geschenkt ist: eine unzerstörbare Würde. Der Mensch hat seine Würde, nicht einen bestimmten Wert. Das ist etwas anderes. Gnade uns Gott, wenn wir anfangen, Würde und Wert zu vertauschen. Der Mensch hat eine unzerstörbare Würde. Die zeichnet ihn aus, von Anfang bis Ende, vom ersten Atemzug bis zum letzten. Die kommt ihm nicht erst im Laufe der Zeit zu aufgrund bestimmter Fähigkeiten. Sie ist mit seinem Menschsein gegeben. Sie hängt nicht an Gesundheit und Stärke. Sie darf nicht in den Sog von Forschungs- und Wirtschaftsinteressen geraten. Wer wünschte nicht, dass Kranke geheilt werden! Aber dabei kann man doch nicht über Leichen gehen. Man kann nicht Schwache töten, um Schwächen zu beseitigen.
Wir sind gesalbt in Christi Namen. Darauf dürfen wir stolz sein. Das ist zugleich Auftrag und Verpflichtung. Wer Christ ist, der darf den Mund nicht halten, wenn auf der Straße Ausländer angepöbelt werden; der darf nicht schweigen, wenn Asylbewerber als Schmarotzer beschimpft werden; der muss widersprechen, wenn man uns erzählen will, die Armen seien selbst schuld an ihrer Misere; der muss widersprechen, wenn mit Embryonen (also mit ungeborenen Menschen) Organe gezüchtet werden und Handel getrieben wird.
Wer sich mit Überzeugung Christ nennt, der soll wissen: Ich bin gesalbt, nicht angeschmiert.
Aus: Franz Kamphaus, Gott beim Wort nehmen. Zeitansagen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Der Geist stiftet Gemeinschaft
Der Geist der Liebe ist es, der aus der entmutigten, verzweifelten, zerstreuten und verleugnenden Jüngerschar Zeugen der Auferstehung erstehen lässt. Gottes Geist gibt ihnen eine neue Sprache: aus dem Blabla, dem unverbindlichen Geschwätz, aus dem Gezänk der Parteien, der Saft- und Kraftlosigkeit der Predigten, in den Sprachbarrieren entsteht eine neue Verstehensgemeinschaft. Als geisterfüllte Menschen erinnern und bezeugen die Apostel das kraftvolle, tröstende Wort Gottes, das Jesus in Person ist. Der Geist ist ihnen Beistand, der guten Stand gibt, gerade wenn sie traurigen, sprachlosen, lahmen, trägen, einsamen, verängstigten oder verbitterten Menschen begegnen. Der Heilige Geist eröffnet Lebensräume, wo alle in die Enge getrieben sind, Freiräume, wo die Lasten drücken, Quellen, wo alles verkarstet, Licht, wo Dunkel herrscht.
"Die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes seien mit euch allen" (2 Kor 13,13). Der Heilige Geist ist der Kuss, die Beziehung zwischen Vater und Sohn, das "Zwischen", die Atmosphäre. Geist ist das, was verbindet, was zusammenfügt, was Gemeinschaft stiftet. Gemeinschaft ist geradezu der Urgedanke Gottes. Nur ein gemeinschaftsfähiger Mensch entspricht dem trinitarischen Gott der Liebe und der Gemeinschaft.
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Ein Pfingsthymnus
Komm herab, o heilger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.
In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig’ Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring’ bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Mensch nichts bestehen,
kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.
Amen. Halleluja.
"Veni Sancte Spiritus", Pfingsthymnus des Stephan Langton, Erzbischof Canterbury, ca. 1200.
In: Egon Kapellari, menschenzeit in Gotteszeit. Wege durch das Kirchenjahr. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2002.
Säen gegen den Wind?
Fast lauter junge Gesichter und leuchtende Augen sind es, in die ein Bischof bei den vielen Firmspendungen im Laufe eines Kirchenjahres blickt. Im Wechsel von einem Gesicht zum anderen kommt er manchmal in ein inneres Gespräch mit dem Heiligen Geist, der diesen Firmlingen in Gebet, Handauflegung und Salbung geschenkt wird.
Fragen drängen sich auf: Was wirst du, Gottes Geist, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit diesem jungen Menschen tun, der jetzt vor mir steht? Und was wird er in seiner Freiheit mit dir, der niemanden zwingt, tun? Wird er dein Licht in einer großen Lebens- und Glaubenskrise auslöschen? Oder wird er dieses Licht durch ein laues Leben zu einer armselig brennenden Funzel, zu einem glimmenden Docht verkommen lassen? Werden die Augen dieses Firmlings in zwanzig, in fünfzig Jahren inmitten eines dann vielleicht schon runzeligen Gesichtes noch leuchten, weil das Licht des Heiligen Geistes dann immer noch in seinem Herzen brennt? Oder werden diese Augen stumpf sein und werden sich Spuren von tiefen Enttäuschungen, von Gier und von Gleichgültigkeit in dieses Gesicht eingeschrieben haben?
Jeder weiß, dass viele junge Menschen mit so guten Gesichtern und leuchtenden Augen zur Firmung herangetreten sind und trotzdem bald darauf schon die großen Ferien vom kirchlichen Leben begonnen haben; dass sie aufgehört haben, regelmäßig zu beten, den Sonntagsgottesdienst mitzufeiern, zu beichten und sich für die Kirche mitverantwortlich zu fühlen. Die Firmung ist für sie absurderweise nicht Anfang eines Lebens als mündiger Christ geworden, sondern Abschied vom Leben mit der Kirche.
Der Bischof gleicht bei der Firmspendung jenem Sämann, über den Jesus in einem Gleichnis gesprochen hat: Er streut das Saatgut mit dem Wind und auch gegen den Wind aus. Er ahnt, dass einiges verloren geht, weil es auf steinigen Boden oder in ein Dornengestrüpp fallt. Er darf aber auch hoffen, dass vieles von dem, was da ausgesät wird, aufgehen und dreißigfach, sechzigfach, ja hundertfach Frucht bringen wird (Mk 4,1-9).
Jede Firmspendung geschieht in der Hoffnung, dass mindestens diesmal kein Firmling mit dabei ist, der in einer der ihm bevorstehenden Krisen den Geist Gottes in seinem Herzen ganz auslöschen wird. Diese Hoffnung gründet auf der Erfahrung, dass viele Getaufte und Gefirmte zwar durch Jahre, ja Jahrzehnte in weite Feme von der Kirche geraten, dass sie aber eines Tages neu zum Glauben erwachen wie aus einem Winterschlaf. Manchmal geschieht dies, wenn sie Mutter oder Vater geworden sind und nun ihren Kindern jenen Glauben vermitteln wollen, den sie selbst anscheinend verloren haben. Öfter aber geschieht dies im Alter oder während einer schweren Krankheit. Die Krankenhäuser und die Altenheime sind ja so etwas wie Exerzitienhäuser, auch wenn viele Menschen dort ohne kirchlichen Beistand auskommen müssen. In diesen Häusern steigen häufig Fragen wieder auf, die durch lange Zeit vergessen, verdrängt waren: Wozu lebe ich eigentlich? Woher komme ich und wohin gehe ich? Fängt jemand mich auf, wenn ich sterbend fürchte, ins Nichts zu fallen? In christlicher Sicht sind dies Fragen, die der Geist Gottes eingibt und die allein er auf unübertreffliche Weise beantworten kann. Es sind Fragen, die zu einer Tauferneuerung und Firmerneuerung führen können.
Aus: Egon Kapellari, Menschenzeit in Gotteszeit. Wege durch das Kirchenjahr. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2002.
Wind kannst du nicht sehen
Wind kannst du nicht sehen,
ihn spürt nur das Ohr
flüstern oder brausen wie ein mächtger Chor.
Geist kannst du nicht sehen;
doch hör, wie er spricht
tief im Herzen Worte voller Trost und Licht.
Wind kannst du nicht sehen,
aber, was er tut:
Felder wogen, Wellen wandern in der Flut.
Geist kannst du nicht sehen,
doch, wo er will sein,
weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein.
Hergesandt aus Welten,
die noch niemand sah,
kommt der Geist zu uns, und Gott ist selber da.
Markus Jenny (1983) 1991 nach dem schwedischen "Vinden ser vi inte" von Anders Frostenson 1958/73. In: EG 568.
Der Gesandte Gottes
So ist Jesus als der Heilige Gottes im ganzen Johannes-Evangelium ... der Gesandte Gottes. Sein ganzes Wesen ist "Gesandtsein". Was das bedeutet, wird in einem Wort aus dem 7. Kapitel sichtbar: "Meine Lehre ist nicht meine Lehre" (V. 16), sagt da der Herr. Er ist ganz vom Vater her und stellt ihm nichts anderes, nichts bloß Eigenes entgegen. In den Abschiedsreden wird dieses charakteristische Wesen des Sohnes auf den Heiligen Geist ausgedehnt: "Nicht aus sich wird er sprechen, sondern was er hört, wird er sagen" (16,13). Der Vater sendet den Geist in Jesu Namen (14,26); Jesus sendet ihn vom Vater her (16,26). Nach der Auferstehung zieht Jesus die Jünger in diesen Strom der Sendung hinein: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (20,21). Für die Jüngergemeinschaft aller Zeiten muss es kennzeichnend sein, dass sie im Gesandtsein von Jesus her steht.
Die Alte Kirche hat für dieses wesentliche Gesandtsein der Jünger Christi, die Bindung an sein Wort und an die Kraft seines Geistes, die Form der "apostolischen Nachfolge" gefunden. Das Weitergeben der Sendung ist "Sakrament", das heißt nicht selbstverfügtes Können und auch nicht von Menschen gemachte Institution, sondern Hineingebundenwerden in das "Wort vom Anfang her" (1. Joh 1,1), in die geistgewirkte Gemeinschaft der Zeugen.
Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Jesus von Nazareth. Band II: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung, Freiburg-Basel-Wien: Herder 2011.
Dritter Artikel
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Was ist das?
Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft
an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann;
sondern der Heilige Geist
hat mich durch das Evangelium berufen,
mit seinen Gaben erleuchtet,
im rechten Glauben geheiligt und erhalten;
gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden
beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt
und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben;
in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen
täglich alle Sünden reichlich vergibt
und am Jüngsten Tage
mich und alle Toten auferwecken wird
und mir samt allen Gläubigen in Christus
ein ewiges Leben geben wird.
Das ist gewißlich wahr.
Martin Luther (1529) Kleiner Katechismus.
Schechina
Um das Missverständnis auszuräumen, der personifiziert vorgestellte Heilige Geist sei sozusagen eine dritte Kraft, ist mir der Blick auf die jüdische Sichtweise von Gottes Einheit hilfreich. Er, der Einzige (...) und Transzendente, offenbart sich mittels der schechina, der göttlichen Gegenwart, seinem Volk auf Erden und steht ihm bei. Sie umschreibt Gottes beständige Immanenz.
"Schechina ist keine Abstraktion, sondern ein Eigenname für diese, Juden spezifische Gotteserfahrung. Dass die Rabbinen diese weibliche Namensform benutzen, kommt sicher dem menschlichen Bedürfnis entgegen, die 'weibliche' Dimension der Gottheit - Zuneigung, Mitleid, Schutz - auch sprachlich auszudrücken" (P. N. Levinson ...)
Während die Rabbinen schechina noch mit Gott identifizieren, begegnet sie in der mittelalterlichen Mystik der Kabbala als eigenes Wesen mit eigenem Charakter, etwa als Tochter Gottes, die er der Welt zur Braut gibt.
Siegfried Bergler, Exaudi: Joh 14,15-19, in: Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext. Zur Perikopenreihe V, Weihenzell: Studium in Israel 2006.
Alles Leben wird gelebt
Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt
Wie aus dem Kerker, der ihn hasst und hält,-
Es ist ein großes Wunder in der Welt:
Ich fühle: alles Leben wird gelebt.
Wer lebt es denn? Sind das die Dinge, die
wie eine ungespielte Melodie
im Abend wie in einer Harfe stehn?
Sind das die Winde, die von Wassern wehn,
sind das die Zweige, die sich Zeichen geben,
sind das die Blumen, die die Düfte weben,
sind das die langen alternden Alleen?
Sind das die warmen Tiere, welche gehen,
sind das die Vögel, die sich fremd erheben?
Wer lebt es denn? Lebst du es, Gott, - das Leben?
R. M. Rilke, Die Gedichte, Frankfurt: Insel 1986.
Komm, Heiliger Geist, der Leben schafft
Komm, Heiliger Geist,
du Lebenskraft.
Erfülle mich neu
mit dem Atem Gottes
vom allerersten Beginn.
Wehe fort von mir
alle Furcht und Angst,
alle Mutlosigkeit und Schwarzmalerei.
Erfülle mich
mit dem Vertrauen und
der Weisheit der Menschen
die vor mir ihren Weg
gemeistert haben.
Öffne mein Herz für Dein Wehen
und entzünde in mir ein Feuer,
das Verdorrtes verbrennt,
mir Wärme schenkt
und den Boden bereitet für das Neue,
das in mir und durch mich wachsen will.
Erfülle mich mit Deiner Kraft,
die in mir wirkt und Leben schafft.
Andrea Rehn Laryea in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag/Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Bitte
Feuer Geist
Dein Feuer reinigt uns
Du lässt uns nicht als gebrannte Kinder zurück
Feuriger Geist
verzehre Neid und Gier, die uns besetzen
schmilz die Panzer aus Angst, die uns gefangen halten
versenge Hass und Gewalt, die Länder und Völker verwüsten
Feuriger Geist
entflamme unser Herz für das, was unserem Leben Mitte gibt
entzünde in uns Leidenschaft und Mitgefühl
mach brennend unsere Sorge für Deine Schöpfung
Feuer Geist
Du machst unsere Dunkelheit hell
In Deiner Lebensglut tauen wir auf
Angela Berlis in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag/Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Geheime Sehnsucht nach dem Geist
Im postmodernen Mischmasch und Einerlei gibt es keinen großen Unterschied zwischen dem Alkoholgehalt, der Vernunft und dem Heiligen Geist. Müssen wir den Geist aber deshalb abschreiben, weil er so vieldeutig ist? Lassen wir ihn vorübergehend in Frühpension gehen, weil wir ihn ohnehin nicht brauchen? Was wäre in unserem Leben anders, wenn wir Pfingsten nicht feiern würden? Oder ist er doch eine tiefe geheime Sehnsucht in uns, die über das Faktische, die Berechenbarkeit und die Verfügbarkeit hinausgeht, weil wir uns doch nicht der Herrschaft der Resignation unterwerfen und aus dem mit der Zeit faden Kreislauf des Habens und Besitzens ausbrechen wollen? Oder wollen wir vielleicht hoch hinaus, um dann - wie beim Turmbau zu Babel - ganz unten zu landen? Beschwören wir den reinen Geist der Gnosis, jener dualistischen Tendenz, die Leib und Geist so strikt zu trennen suchte und deshalb der ärgste Feind des Heiligen Geistes ist, weil er keine Fleischwerdung Gottes und auch kein Kreuz kennt?
Um dem Heiligen Geist Gottes auf die Spur zu kommen, dürfen wir uns von der Heiligen Schrift her leiten lassen. Der Geist Gottes ist der schöpferische Geist des Lebens. Er schwebt, wie es im Buch Genesis heißt, über dem Wasser, einer Urflut und einem Zustand, der noch "wüst ist und leer", eben dem Tohuwabohu. Der Geist Gottes bewirkt, dass die Erde bewohnbar wird und nicht untergeht in materieller und geistiger Umweltverschmutzung. Aus dem Chaos wird ein Kosmos, aus dem zerstörerischen Durcheinander eine Beziehungsstruktur, aus dem Kampf mit dem Recht des Stärkeren ein gegenseitiges Wahr- und Annehmen in Würde. Adam wird zum Menschen, weil ihm der Geist eingehaucht wird, einer, der zu Gott Du sagen kann. Der Heilige Geist ist eine "kraftgeladene Wirklichkeit von höchster Lebendigkeit und Bewegtheit", sagt Alfons Deissler. [...]
Der Geist der Liebe ist es, der aus der entmutigten, verzweifelten, zerstreuten und verleugnenden Jüngerschar Zeugen der Auferstehung erstehen lässt. Gottes Geist gibt ihnen eine neue Sprache: aus dem Blabla, dem unverbindlichen Geschwätz, aus dem Gezänk der Parteien, der Saft- und Kraftlosigkeit der Predigten, in den Sprachbarrieren entsteht eine neue Verstehensgemeinschaft. Als geisterfüllte Menschen erinnern und bezeugen die Apostel das kraftvolle, tröstende Wort Gottes, das Jesus in Person ist. Der Geist ist ihnen Beistand, der guten Stand gibt, gerade wenn sie traurigen, sprachlosen, lahmen, trägen, einsamen, verängstigten oder verbitterten Menschen begegnen. Der Heilige Geist eröffnet Lebensräume, wo alle in die Enge getrieben sind, Freiräume, wo die Lasten drücken, Quellen, wo alles verkarstet, Licht, wo Dunkel herrscht.
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
ein neues herz
schaffe in mir gott ein neues herz
das alte gehorcht der gewohnheit
schaff mir neue augen
die alten sind behext vom erfolg
schaff mir neue ohren
die alten registrieren nur unglück
und eine neue liebe zu den bäumen
statt der voller trauer
eine neue zunge gib mir
statt der von der angst geknebelten
eine neue sprache gib mir
statt der gewaltverseuchten
die ich gut beherrsche
mein herz erstickt an der ohnmacht
aller die deine fremdlinge lieben
schaffe in mir gott ein neues herz
und gib mir einen neuen gewissen geist
dass ich dich loben kann
ohne zu lügen
mit tränen in den augen
wenns denn sein muss
aber ohne zu lügen
Dorothee Sölle
Du, heiliger Geist
Du, heiliger Geist -
beflügle unsere Gedanken!
Du, heiliges Feuer -
brenn in unseren Herzen!
Du, heiliges Wasser -
fließ in unseren Beziehungen!
Du, heiliger Begleiter
sprich in unserem Innern!
Du, heilige Taube -
flieg durch unsere Welt!
Du, heilige Liebe -
begeistere alle Menschen!
Aus: Anton Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien.
Gebet wider den Geist der Zeit
In dieser klugen Zeit,
Herr, lass uns nicht verdummen:
Vor leerem Menschenwort
lass dein Wort nicht verstummen.
In dieser satten Zeit
lass uns nicht Hungers sterben:
Speis' uns mit deinem Brot,
dass wir nicht gar verderben.
In dieser kalten Zeit
lass unsre Herzen brennen:
Lass in der Liebe stehn,
die deinen Namen nennen.
In dieser müden Zeit
gib Kraft zu neuem Werke:
Wo unser Herz verzagt,
sei du, Herr, unsre Stärke.
Zum reinhören:
https://m.soundcloud.com/user-607197191/gebet-wider-den-geist-der-zeit-version-i-zum-reinhoren
Lindolfo Weingärtner - Quelle unbekannt
Du hinter uns
Du hinter uns
hinter allem, was war
Kraft, die hervorbringt
die Leben will
Entfaltung
Du in uns
in allem, was ist
Kraft, die durchdringt
die Reifung will
Verwandlung
Du vor uns
vor allem, was wird
Kraft, die vorantreibt
die Liebe will
Vollendung
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Bitte um den Heiligen Geist
Wir bitten dich, Gott, um deinen Geist heute:
Er sei uns wie ein helles, leuchtendes Feuer,
das unsere Dunkelheit erhellt
und unsere Liebe entfacht.
Er sei uns wie ein kühlender Hauch,
der uns tröstet
und in unserer kleingläubigen Sorge um unsere Zukunft besänftigt.
Er sei uns wie eine kräftige Brise,
in der wir mutig unsere Segel setzen
und neuen Horizonten zusteuern.
Er sei uns wie ein Gewitter,
das die Luft reinigt.
Er sei uns wie Wasser,
das nach der Dürre neue Blüten sprossen lässt.
Herr unseres Lebens und unserer Geschichte:
Dein Geist zeige uns,
dass unser Auftrag, den du uns in Wahrheit gegeben hast,
auch in diesen neuen Zeiten die Welt noch wandeln kann.
Hermann Schalück OFM
Lass Dich spüren
Geist Gottes,
manchmal spüre ich dich
in den Menschen, die mir begegnen -
manchmal spüre ich dich nicht.
Geist Gottes,
manchmal spüre ich dich
in der Arbeit, die ich verrichte -
manchmal spüre ich dich nicht.
Geist Gottes,
manchmal spüre ich dich
an Plätzen und Häusern, die ich besuche
manchmal spüre ich dich nicht.
Geist Gottes,
manchmal spüre ich dich
in meinem Herzen, tief drin in mir -
manchmal spüre ich dich nicht.
Geist Gottes,
lass dich spüren.
Amen.
Pfingstliche Katarakte
1. Öffne du, o Heiliger Geist,
was uns in die Zukunft weist.
Nimm hinweg die Ängstlichkeit
Führ uns ganz zur Mündigkeit.
Öffne unsern Geist und Ohr,
bring du Glaubenmut hervor,
dass wir stehen in der Zeit.
2. Wenn wir sind nicht ganz bei Trost,
Schrauben lockere, die verrost’t.
Öle du erstarrten Sinn.
Geistes Frucht ist Lauterkeit,
kommt nichts voran mit Traurigkeit.
Mich wundert’s, dass ich fröhlich bin.
3. Öffne uns das Herz, die Sinne,
dass da alle werden inne
deine Menschenfreundlicheit.
Luke sind die offnen Herzen,
zeigen nicht die großen Schmerzen.
Bringen die Gerechtigkeit.
4. Suche heim, Geist, deine Kirche,
dass ein Mahl die Einheit wirke.
Bleib du der Hirt der Oberhirten!
Binde, löse, arrangiere,
dass niemand in die Irre führe,
die Stellverteter-Gutehirten.
5. Uns mangelt Nötigstes gar oft.
Da wirkest du gar unverhofft,
willst nicht, dass einer Waise ist.
Und Stolze mögen haben Throne.
Die heilige Ruach uns verschone!
Humor ist deine große List.
6. Der du da lebst ja allerorten,
lässt Menschen bauen Himmelspforten
in Slums - du bist der "Ich-bin-da".
Du bist der Urgrund allen Lebens,
dir schwört man allenfalls vergebens.
Deine Wahrheit ist ein Ja.
7. Oh, dass wir auch die Fremden lieben
und niemand wird aus Gier vertrieben.
Sei du in jedem uns zu Gast.
Wir preisen dich in Glut und Feuer!
Kein Element, ganz ungeheuer,
kann fassen deiner Größe Last.
Wolfgang Dettenkofen
Dein Geist weht, wo er will
Dein Geist weht, wo er will
wir können es nicht ahnen.
Er greift nach unsern Herzen
und bricht sich neue Bahnen.
Strophe 1 des gleichnamigen Liedes von Wolfgang Poeplau/Text und Ludger Edelkötter/Melodie
aus: Beiheft zum Gotteslob für das Erzbistum Freiburg, Freiburg 1985.
Gebet um den Heiligen Geist
Komm
Heiliger Geist
fackle nicht lange
zieh uns in deinen Bann
Komm
Heiliger Geist
hauch uns an
entfache uns
Komm
Heiliger Geist
lodere in uns
sei Kraft, die in uns glüht, ohne zu verglühen
Komm
Angela Berlis in: Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegund Keul, Aurelia Spendel OP (Hrsg); Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag Ostfildern 2006.
Dasein
Dasein im
Ein- und Ausatmen
weil ich dadurch verbunden
bin mit allem
mit dir
atmender Geist
Aus: Pierre Stutz; 50 Rituale für die Seele. Herderverlag Freiburg 2001.
Dein Geist weht, wo er will
Du lebst
Du träumst
Du glaubst
Du gehst deinen Weg
Schritt für Schritt für Schritt
Manchmal müde
Manchmal voller Elan und Energie
Du lebst
Begeistert?
Ohne Schwung?
Dein Geist weht, wo er will
Er treibt uns an, stärkt uns
Bringt uns in Bewegung
In Sturm und Feuersgluten:
eine stürmische Begrüßung
eine feurige Diskussion
ein begeisterter Applaus
Dein Geist weht, wo er will
Auch ganz leise und still:
Eine sanfte Umarmung
Ein kleines Zeichen der Anerkennung
Eine Geste der Zuwendung
Ein tröstendes Gespräch
Dein Geist weht, wo er will!
Dein Geist weht überall!
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker (Hrsg); Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen. Keine Verlagsangabe, keine Jahresangabe.
Ungewöhnliche Rufe zum Heiligen Geist
Heiliger Geist, Quelle der Wahrheit,
du Atem Gottes, Spender des Lebens!
Überrasche mich - mitten im täglichen Leben.
Verfolge mich bis in meine Pläne hinein.
Wecke mein Talent - damit es arbeite.
Entzünde dein Charisma - damit ich dich bezeuge.
Treibe mich - wenn ich nachlasse.
Verständige mich - wenn ich nicht verstehe.
Durchglühe mich - wenn ich erkalte.
Überflute mich - wenn ich selbstgefällig bin.
Bete in mir - wenn ich wortlos bin.
Berge mich - wenn ich schutzlos bin.
Juble in mir - wenn ich dich liebe.
Aus: Es ist Zeit zur Aussaat. Novene im Anliegen der geistlichen Berufe und kirchlichen Dienste im Jubeljahr der Erzdiözese Freiburg (1827 - 2002).
Martin Stewen (2011)
Martin Leitgöb (2004)
Hans Hütter (1996)