2. Lesung vom Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr A:
2 Kor 13,11-13
Lesung aus dem 2. Brief an die Korinther:
Brüder, freut euch,
kehrt zur Ordnung zurück,
laßt euch ermahnen,
seid eines Sinnes,
und lebt in Frieden!
Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
Grüßt einander mit dem heiligen Kuß!
Es grüßen euch alle Heiligen.
Die Gnade Jesu Christi, des Herrn,
die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen!
Der Text ist der Briefschluß des zweiten Korintherbriefes. Der Apostel rechtfertigt noch einmal sein Schreiben. Er greift in Korinth ein, um Gemeinde aufzubauen. Er weiß sich als Beauftragter des Herrn, und mit dessen Autorität war er auch aufgetreten. Nun folgen Freudenwünsche und Grüße, wie es die antike Briefform nahelegt.
V 11: Hier folgt eine Reihe von Imperativen, von denen ein jeder einem ganz bestimmten Kontext angehört. Der Apostel spricht die Christen in Konrinth mit „Brüder“ an, nicht als Schüler. Das heißt, er weiß sich vor dem Herrn als Bruder unter Brüdern. Der erste Imperativ fordert zur Freude auf. Gemeint ist die eschatologische Freude, die der Wiederkunft Christi entgegensieht. Der nächste Imperativ fordert Vollkommenheit, die Realisation der Forderung Jesu. Die dritte Aufforderung heißt: Tröstet einander und ermahnt einander, baut einander als Gemeinde auf! Die nächste Mahnung gilt der Einheit im Denken und Trachten: Seid auf das Eine bedacht, was in Christus gilt. Sodann: Wahret Frieden und stiftet Frieden! Diese Imperative schärfen genau diese Lebensweise ein, die den Christen ausmachen und von seiner Umwelt abheben.
V 12: Es folgt die Grußformel. Christen sollen einander begrüßen mit heiligem Kuß. Schließlich richtet der Apostel die Grüße der anderen Christen aus. Er nennt sie Heilige; solche, die zur Heiligkeit berufen sind und schon auf dem Weg ihrer Berufung sind. Sie sind ausgegrenzt aus der Welt des Bösen, sie sind Bereich Gottes und Christi.
V 13: Bei diesem Vers handelt es sich um eine feststehende Formel, die höchstwahrscheinlich um eine liturgische Formel. Was den Christen hier zugesprochen und verheißen wird, ist die Liebe Gottes. Das nächste Gut für die Getauften ist die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist. Die getauften stehen im Kraftfeld dieses Geistes. Sie sind sein Werk und sind auf Gemeinschaft mit ihm angewiesen.
Die Perikope enthält die letzten Verse des zweiten Korintherbriefes. Die Schlußworte der paulinischen Schreiben gelten in der Regel als stark persönlich gefärbte Abschnitte. So gesehen sind mit der fünffachen Ermahnung ("freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, laßt euch ermahnen, seid eines Sinnes, lebt in Frieden") die Herzensanliegen des Apostels gegenüber der Gemeinde von Korinth formuliert. Andererseits ist auffällig, daß der vorliegende Briefschluß knapper als in anderen Schreiben gehalten ist. Paulus sah sich in der von ihm gegründeten Gemeinde zunehmend mit internen Auseinandersetzungen, aber auch mit harter Opposition gegen sich selber konfrontiert. Die Kap. 10-13 des zweiten Konrintherbriefes enthalten eine scharfe Abrechnung mit den Gegnern und Kritikern. Die erhitzte Stimmung, in der diese Abrechnung gehalten ist, stand breit ausladenden Schlußworten offensichtlich entgegen.
Immerhin greift Paulus am Ende nach einer bedeutungsschweren und in seinen Briefen singulären Segensformel: "Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen." Wie kommt er darauf? Dem Apostel ist an einer neuen Einheit mit der Gemeinde und in der Gemeinde gelegen. Von alleine, nur aus den Kräften menschlichen Bemühens, geht das nicht. Wann immer Einheit möglich wird, ist sie eine Gabe Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, jenes dreifaltigen Gottes, der in der Einheit der drei Personen selber als Gemeinschaft existiert. Dies ist die lebendige Überzeugung eines Mannes, dem die Unwilligkeit und Uneinigkeit der Gemeinde von Korinth einigen Ärger bereitete. Ob diese Überzeugung auch in unseren Gemeinden und in der Kirche von heute das letzte Wort hat?
Als zweite Lesung wurde der Schluß des 2. Briefes des Apostels Paulus an die Korinther ausgewählt. Er enthält ein trinitarische Segensformel, in der neben dem Sohn der Vater und der Heilige Geist angerufen werden. Solche Formeln sind im Neuen Testament durchwegs geläufig. Sie dürften im liturgischen Gebrauch entstanden sein und bilden die biblische Grundlage der Theologie des dreifaltigen Gottes.
Der Briefschluß hält sich im übrigen an die damals geläufige Form, einen Brief abzuschließen.
Paulus ermahnt seine Adressaten, zur Ordnung zurückzukehren. Eine Reihe von Problemen, die die Gemeinde von Korinth zu sprengen drohten, waren der Anlaß für diesen Brief.
Auf die Ermahnung folgt eine Verheißung: Der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein.
Die unseren Ohren ungewohnte Formulierung "mit heiligem Kuß" stammt einerseits aus einer jüdischen Umgangsform, welche in die christliche Liturgie übernommen worden ist: Der Kuß als Ausdruck der Versöhnung und des Friedens. Die Christen als Heilige zu bezeichnen, kommt ebenfalls aus dem liturgischen Sprachgebrauch.
Feri Schermann (2005)
Martin Leitgöb (2002)
Hans Hütter (1996)