Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 15. Aug. 2023 - 15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Offb 11,19a; 12,1-6a. 10ab
Lesung aus der Offenbarung des Johannes.
Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet
und in seinem Tempel
wurde die Lade seines Bundes sichtbar:
Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel:
eine Frau, mit der Sonne bekleidet;
der Mond war unter ihren Füßen
und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.
Sie war schwanger
und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.
Ein anderes Zeichen erschien am Himmel
und siehe, ein Drache, groß und feuerrot,
mit sieben Köpfen und zehn Hörnern
und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen.
Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel
und warf sie auf die Erde herab.
Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte;
er wollte ihr Kind verschlingen,
sobald es geboren war.
Und sie gebar ein Kind,
einen Sohn,
der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird.
Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt.
Die Frau aber floh in die Wüste,
wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte.
Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen:
Jetzt ist er da, der rettende Sieg,
die Macht und die Königsherrschaft unseres Gottes
und die Vollmacht seines Gesalbten.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Die Offenbarung des Johannes, ein Trostbuch in der Verfolgungszeit, zeichnet am Beginn der heutigen Perikope das Bild von der siebenten Posaune. Sie verkündet die Herrschaft Gottes, die so sicher kommt, dass jetzt schon der Sieg in Jubel- und Dankliedern gefeiert werden kann. Die Danklieder sind aus Schriftzitaten aus dem Alten Testament zusammengesetzt.
Nun wird das Ende angekündigt. Jesus herrscht als König über die ganze Welt. Die Lade, die früher verborgen war, ist nun für alle sichtbar (19). Nun steht der Zugang zu Gott offen.
Im Kapitel 12-14, dem Kernstück des Buches, werden treibende Kräfte in der Geschichte gezeigt. Die hier vorgelegte Deutung der Geschichte geht nicht von den innerweltlichen Ursachen aus, wie es allgemein geschieht. Die Kirche muß sich in ihrer Geschichte mit Satan und seinem Treiben in der Welt auseinandersetzen. Der Ausgang dieses Kampfes ist der Sieg über Satan. Die Kirche wird befreit, wenngleich ihre Situation in der letzten Zeit aussichtslos erscheint. Am Ende wird das Lamm und sein Gefolge siegreich sein.
Die beiden Gegner (12,1-6) werden gezeigt: eine Frau von überirdischer Hoheit, das Gottesvolk - ein Drache, die gottfeindliche Macht mit unermesslicher Kraft, Satan. Die Geburt des männlichen Kindes, des messianischen Weltherrschers, konnte aber nicht verhindert werden. Der Messias wird zu Gott entrückt (Himmelfahrt). Die Frau, die Kirche, wird von Gott trotz aller Not der Drangsalszeit (1260 Tage - dreieinhalb Jahre - Zeit des Antichrist) bewahrt. Mit der Menschwerdung Jesu hat der Entscheidungskampf zwischen Gott und Satan um die Herrschaft über die Welt begonnen.
Der siegreiche Ausgang in diesem Kampf wurde schon in einem himmlischen Kampf vorgebildet. Der Erzengel Michael, der das Gottesvolk beschützt, und seine Engel besiegten Satan. Ein Hymnus besingt die Wende.
Die erste Lesung beinhaltet einen Auszug aus dem letzten Buch der Hl. Schrift, der Offenbarung (auch "Apokalypse"; genannt; griech.: apokálypsis = Enthüllung). Der Verfasser dieses Buches, der sich Johannes nennt (wahrscheinlich nicht identisch mit dem Apostel Johannes), schrieb dieses Werk gegen Ende der Regierungszeit des römischen Kaisers Domitian (ca. 81-96 n. Chr.). Der Verfasser rechnet damit, daß der Zwang zur göttlichen Verehrung des Kaisers in nächster Zukunft zu einer schweren Verfolgung der Kirche führen wird. Das Buch der Offenbarung gilt als erste selbständige christliche Apokalypse. Die Offenbarung vollzieht sich durch "Visionen" und "Auditionen", also durch das Schauen und Hören von himmlischen Botschaften.
Was für das Buch im allgemeinen gilt, läßt auch zu unserer Perikope sagen: Der Verfasser verwendet Bilder, Symbole und allegorische Szenen, um sein Hauptthema, den bevorstehenden Triumph der Herrschaft Gottes zu verdeutlichen. Jener endgültige Sieg Gottes, der dann auch am Schluß unseres Ausschnittes thematisiert wird (vgl. Offb 12,10ab). Allen Erwartungen nach möchte der Verfasser jedoch keine Voraussagen über den Gang der Welt- und Kirchengeschichte machen. Ebensowenig ist es seine Intention, das mit der baldigen Wiederkunft Christi verbundene Geschehen in seinem Ablauf genau zu beschreiben.
Die Perikope beginnt mit der Beschreibung, daß etwas Unerhörtes passiert. Es geschehen Dinge, die noch nie stattgefunden haben. Die geheimnisvolle Bundeslade, in der das göttliche Gesetz aufbewahrt wird und die so ein Zeugnis für die Gegenwart Gottes gibt, wird für alle sichtbar. Sonst durfte nach jüdischer Tradition nur der Hohepriester alljährlich am Versöhnungstag das Allerheiligste sehen.
Dann beschreibt der Verfasser das Erscheinen von Zeichen am Himmel. Zunächst wird eine gewaltige frauliche Figur skizziert. Hier sind unterschiedliche Interpretationen möglich. Mit dem Hinweis auf die Schwangerschaft der Frau und der Geburt eines Kindes lassen sich deutliche Parallelen zu Maria und ihrem Sohn Jesus, dem Christus erkennen.
Dieses Bild könnte aber auch auf das Volk Gottes, die Kirche angewandt werden. Die zwölf Sterne stehen somit als Sinnbild für die zwölf Stämme Israels oder (wenn man dies neutestamentlich deuten möchte) für den Zwölferkreis der Apostel. Aus dieser Sichtweise sind die Geburtswehen weniger von der leiblichen Geburt des Messiaskindes zu verstehen als von den Leiden des Volkes Gottes im Verlauf seiner Geschichte.
Das Erscheinen des Drachen ist ein Bild für das Zerstörerische, Feindliche, Dämonische und Tödliche, das scheinbar vor niemanden und nichts Halt macht. Selbst das Leben des Kindes ist von der Drachengestalt bedroht. Und doch ist die Macht des Drachens begrenzt. Er kann keinen Einfluß über das Kind gewinnen, da es von Gott erhöht wird. Hier wird offensichtlich Bezug genommen auf das universale Heilsgeschehen in Jesus Christus.
Das Wüstenmotiv, welches dann noch aufscheint, erinnert deutlich an die Wüstenwanderung des Volkes Israel. Kann aber auch wieder neutestamentlich auf die Kirche bezogen werden, die sich in Verfolgungszeiten aus der Öffentlichkeit zurückziehen muß und eine Zeitspanne höchster Not und Lebensgefahr allein durch die Hilfe Gottes durchstehen kann. Der rettende Sieg durch die Macht und Herrschaft Gottes bleibt ihr jedoch für alle Zeit sicher.
Bernd Michael Pawellek
Die Kapitel 12 - 14 gehören zu den Kernstücken der Offenbarung des Johannes. Der erste Teil dieses Kernstückes wird heute vorgelesen.
Der Text ist durchdrungen von mythischen Bildern. Hintergrund sind die konkreten Erfahrungen der christlichen Gemeinden (Verfolgung durch den römischen Staat; Vergöttlichung des römischen Kaisers usw. ...). Trotz aller schweren Bedrängnis soll und kann die Gemeinde zuversichtlich bleiben; der Sieg gehört Gott und dem Christus.
Das Bild der Himmelskönigin (mit Sonne bekleidet, auf einer Mondsichel stehend, am Haupt eine Krone von 12 Sternen) stammt aus der astralreligiösen Welt (vgl. auch die göttliche Mutter Ägyptens, Isis).
Im Judentum wurde den Gestirnen - im Gegensatz zu den anderen Völkern rundherum - keine göttliche Würde zuerkannt. Sonne, Mond und Sterne sind also für Johannes nur der Schmuck der Frau. Die Zwölfzahl deutet wohl darauf hin, daß sie das Gottesvolk der zwölf Stämme repräsentieren. Völker und Stämme wurden im alten Orient vielfach in Frauengestalt versinnbildlicht.
Die Frau am Himmel ist schwanger - sie soll den Messias gebären. Da dieser kein anderer als Jesus von Nazareth ist, könnte es nahe liegen, in der Himmelskönigin Maria, die Mutter Jesu, zu erkennen und sie als die mit der Sonne bekleidete Frau zu verehren.
In diesem Sinne hat besonders die mittelalterliche Kirche das Bild verstanden und Maria als Himmelskönigin dargestellt
Die Exegeten sehen in der Frau aber eher das wahre Israel, das Gottesvolk des Alten und Neuen Bundes, aus dem Christus gekommen ist.
Die alten oder die chaotischen Mächte der Welt verkörpern auch das Bild des Drachens. Sie streiten als Widersacher gegen Gott. Das Bild vom Kampf des Drachens gegen die gebärende Frau findet sich in verschiedensten Kulturen, so auch in den griechischen Mythen.
Für den Seher ist die Frau das wahre Israel und das Kind der Messias. Mit dem Kommen Jesu Christi hat der letzte Kampf begonnen. In dieser letzten Zeit wird aber auch der besondere Schutz Gottes zugesagt.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Offb 11,19 - 12,10
Lesung aus der Offenbarung des Johannes.
Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet
und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar:
Da begann es zu blitzen, zu dröhnen und zu donnern,
es gab ein Beben und schweren Hagel.
Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel:
eine Frau, mit der Sonne bekleidet;
der Mond war unter ihren Füßen
und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.
Sie war schwanger
und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.
Ein anderes Zeichen erschien am Himmel
und siehe, ein Drache, groß und feuerrot,
mit sieben Köpfen und zehn Hörnern
und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen.
Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel
und warf sie auf die Erde herab.
Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte;
er wollte ihr Kind verschlingen,
sobald es geboren war.
Und sie gebar ein Kind,
einen Sohn,
der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird.
Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt.
Die Frau aber floh in die Wüste,
wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte.
dort wird man sie mit Nahrung versorgen,
zwölfhundertsechzig Tage lang.
Da entbrannte im Himmel ein Kampf;
Michael und seine Engel erhoben sich,
um mit dem Drachen zu kämpfen.
Der Drache und seine Engel kämpften,
aber sie hielten nicht stand
und sie verloren ihren Platz im Himmel.
Er wurde gestürzt, der große Drache,
die alte Schlange,
die Teufel oder Satan heißt
und die ganze Welt verführt;
der Drache wurde auf die Erde gestürzt
und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.
Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen:
Jetzt ist er da, der rettende Sieg,
die Macht und die Königsherrschaft unseres Gottes
und die Vollmacht seines Gesalbten.
denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder,
der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Antwortpsalm - Ps 45,11-12. 16- 18
Kv - Selig bist du, Jungfrau Maria,
du stehst zur Rechten des Herrn. – Kv
Oder GL 649,1
Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr, *
vergiss dein Volk und dein Vaterhaus!
Der König verlangt nach deiner Schönheit; *
er ist ja dein Herr, wirf dich vor ihm nieder! – (Kv)
Sie werden geleitet mit Freude und Jubel, *
sie kommen in den Palast des Königs.
Ich will deinen Namen in Erinnerung rufen von Geschlecht zu Geschlecht; *
darum werden die Völker dich preisen auf immer und ewig. – Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - 1 Kor 15,20-27a
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Christus ist von den Toten auferweckt worden
als der Erste der Entschlafenen.
Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist,
kommt durch einen Menschen
auch die Auferstehung der Toten.
Denn wie in Adam alle sterben,
so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge:
Erster ist Christus;
dann folgen, wenn Christus kommt,
alle, die zu ihm gehören.
Danach kommt das Ende,
wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat
und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt.
Denn er muss herrschen,
bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.
Der letzte Feind, der entmachtet wird,
ist der Tod.
Denn: Alles hat er seinen Füßen unterworfen.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Maria Wachtler (2002)
Gastautor*in (1999)
Lorenz Walter Voith (1998)
Die in Korinth offenbar vorhandene Überzeugung, durch den Geistbesitz die Heilsvollendung erlangt zu haben, brachte es wohl mit sich, den christlichen Glauben an die Auferstehung der Toten für überflüssig zu erachten. Eine totalmenschliche Auferstehung im Tod widersprach auch der im Hellenismus vorhandenen Ansicht, der Körper sei nur das hassenswerte Gefängnis der Seele. Mit Berufung auf die urchristliche Grundverkündigung sucht Paulus zuerst die Tatsache der Auferstehung der Glaubenden, dann die Weise der Auferstehung zu besprechen und die konkrete Folgerung für die Gegenwart zu ziehen.
Paulus gibt seiner Gemeinde in Korinth ein deutliches Glaubensbekenntnis von der Auferstehung Jesu Christi. Offensichtlich hatten die Korinther Schwierigkeiten im Glauben an die Auferstehung des Herrn. Auf die Betonung des wahren Menschseins Christi legt Paulus hier besonderen Wert, so daß er die Parallele zwischen Adam (dem "Auslöser des Todes´") und Christus gebraucht. Gott hat durch die Auferweckung seines Sohnes, die Auferstehung für alle Menschen generell möglich gemacht, auch wenn Paulus eine bestimmte Reihenfolge gesetzt sieht, an deren Anfang Christus selbst steht.
Entscheidend für die Auferstehung ist die Zugehörigkeit zu Christus, die sozusagen als Privileg für das ewiges Leben gilt. Wer am Auferstehungsglauben rührt, gefährdet den universalen Heilswillen Gottes und die Durchsetzung seines Reiches.
Folgend beschreibt Paulus in Etappen das Endgeschehen dieser irdischen Welt. Schließlich gebraucht er die Motive von der Königsherrschaft Christi, die in der Übergabe der Herrschaft an Gott ihre Zielgebung findet.
Bernd Michael Pawellek
Der Apostel Paulus stellt in diesem Abschnitt die Tatsache der Auferweckung Jesu Christi als des Erstlings der Entschlafenen in den Mittelpunkt. Zugleich betont er den Zusammenhang der zukünftigen Auferweckung der Toten mit der durch Gottes Eingreifen bereits erfolgten Auferweckung Jesu.
Die Folgen der Auferweckung Jesu Christi werden von Paulus zunächst für die Zukunft entfaltet. Der Apostel kämpft gegen die Vorwegnahme der Auferstehung in der Taufe.
Beim Wiederkommen Christi kommt es zur endgültigen Vernichtung aller gottfeindlichen Mächte, einschließlich des Todes, der trotz der Versöhnungstat Gottes seine Macht über die Menschen noch bis zur Weltvollendung ausübt.
Dem ersten, irdischen Adam, stellt Paulus Jesus Christus als den zweiten, eschatologischen Adam entgegen.
Zwischen der Auferweckung Jesu und der Auferstehung aller Toten liegt nach Paulus eine längere Zeitstrecke. Paulus erwartete aber die Parusie (Wiederkunft Christi) wohl noch zu seinen Lebzeiten.
Ruf vor dem Evangelium - Ltg 0
Halleluja. Halleluja.
Aufgenommen in den Himmel ist die Jungfrau Maria.
Die Engel freuen sich und preisen den Herrn.
Halleluja.
Evangelium - Lk 1,39-56
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg
und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.
Sie ging in das Haus des Zacharías
und begrüßte Elisabet.
Und es geschah:
Als Elisabet den Gruß Marias hörte,
hüpfte das Kind in ihrem Leib.
Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt
und rief mit lauter Stimme:
Gesegnet bist du unter den Frauen
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte,
hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
Und selig,
die geglaubt hat, dass sich erfüllt,
was der Herr ihr sagen ließ.
Da sagte Maria:
Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan
und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Und Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabeth;
dann kehrte sie nach Hause zurück.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Gastautor*in (1999)
Lorenz Walter Voith (1998)
Reinhard Gruber (1997)
Als Anlaß für den Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth läßt sich die unmittelbar vorausgehende Botschaft des Engel der Verkündigung nennen. Die beiden Frauen werden zu den ersten Menschen, die in der Kraft des Geistes den kommenden Herrn begrüßen. Über das von beiden erfahrene persönliche Wunder hinaus sehen sie dabei das Revolutionäre Gottes, der in die konkreten Verhältnisse hinein wirkt.
Maria und Elisabeth machen die erste Begegnung zwischen Jesus und Johannes möglich. Schon im Mutterleib macht Johannes durch sein freudiges Strampeln auf Jesus aufmerksam. Elisabeth interpretiert in geisterfüllter und prophetischer Art den Hinweis ihres ungeborenen Sohnes und bringt staunend die einzigartige Berufung Mariens zum Ausdruck.
In der Seligpreisung zeigt Elisabeth die zweifache Qualität Mariens auf: Hören und Glauben. So gilt es nun, das große Handeln Gottes weiterzuerzählen. Maria gibt Elisabeth keine Antwort auf ihren Segensspruch, sondern spricht ein anbetendes Lob von Gott, den Lobgesang, das Magnificat. Das Magnificat ist das große Lob- und Danklied, in dem alle Glaubenden der alten Zeit und der kommenden Generationen sich vereinen.
Der Schlüssel für das Fest der Aufnahme Mariens liegt sicherlich einerseits in der Kontinuität, daß sich Gott immer wieder als Retter erweist. Anderseits tritt im Lobgesang Mariens ihre demütige Sonderstellung als niedrige Magd in Erscheinung. An dieser Frau hat "der Mächtige wirklich Großes getan", so daß sie schließlich nach Ablauf ihres irdischen Lebens seine Herrlichkeit schauen darf.
Im Mittelpunkt des heutigen Abschnittes stehen der Hinweis auf Johannes, den Vorläufer Christi, sowie die Seligpreisung Marias durch Elisabeth und der Lobpreis Marias im Magnificat.
Der Hörer und Leser soll darin bestärkt werden, in Johannes den Vorläufer Jesu zu sehen. Außerdem wird auf den vorbildhaften Glauben von Maria verwiesen. Dieser findet letztlich im Lobpreis (Magnificat) seinen Ausdruck.
Das aus alttestamentlichen Worten stammende Magnificat soll dazu anregen, das Heilsgeschehen des Neuen Bundes - im Leben der Kirche und des einzelnen - im Licht der Rettungsgeschichte aller Söhne und Töchter Abrahams zu betrachten.
Vom Ausblick auf die österliche und endzeitliche Erfüllung her ist es möglich, schon in dieser Zeit ( voll Bedrängnis etc.) Gott, dem Retter, zuzujubeln.
Die Begrüßung Mariens wurde später in das "Ave Maria" aufgenommen.
Das Magnificat selbst (als Zusammenfassung der von Gott geschenkten Zuwendung an Maria und alle Glaubenden) wurde in die kirchliche Abendliturige (Vesper) aufgenommen.
Das "Magnificat", benannt nach dem ersten Wort der lateinischen Fassung, ist eingebettet in eine historisch nicht faßbare Rahmenerzählung, nach der Maria zu ihrer Verwandten Elisabeth geht. Im Laufe der Zeit wurde dies legendenhaft ausgeschmückt, von einem Gang über das Gebirge und einer Hilfeleistung an Elisabeth ist nach dem Evangelienbericht allerdings nicht die Rede.
Johannes macht bereits im Mutterleib durch eine freudige Bewegung auf Jesus aufmerksam, er ist also bereits im Mutterschoß zu seiner Aufgabe bestimmt und befähigt. Elisabeth versteht den Hinweis ihres Kindes und preist mit prophetischen Worten die werdende, vor allen Frauen ausgezeichnete Mutter und ihr noch ungeborenes Kind. "Herr" (griechisch kyrios) ist zunächst - aus nachösterlicher Sicht - der Name des erhöhten Jesus, in ihm klingt andererseits aber auch die Nähe Christi zu Gott an, der auch mit Herr angeredet wird.
Marias Antwort, auf die in einer Frage formulierte Anrede Elisabeths ist ein Lobpreis, das Magnifikat, in dem sie die Aufmerksamkeit auf Gott richtet. Im ersten Teil nennt Maria als Grund ihres Jubels zunächst die ihr von Gott geschenkte Aufmerksamkeit, wegen der sie in Hinkunft alle Menschen preisen werden.
Im zweiten Teil preist Maria Gott in allgemeinen, alttestamentlichen Wendungen. Den Niedrigen verschafft er rettendes Recht und den Notleidenden Güter.
Im dritten Teil deutet Maria das ihr Widerfahrende eindeutig als Handeln Gottes an seinem Volk, in Treue zu den Verheißungen an die alten Patriarchen.
Das Magnificat, ein judenchristlicher Hymnus mit vielen Anklänge an das Alte Testament, weist auf den vorbildlichen Glauben Mariens hin. Die an Maria erwiesene Huld wird als Großtat Gottes gepriesen. Maria spricht ihren Lobpreis stellvertretend für alle Erlösten. Die aus dem Glauben Altisraels stammenden Worte des Magnificat regen dazu an, das Heilsgeschehen des Neuen Bundes im Lichte der Rettungsgeschichte aller Töchter und Söhne Abrahams zu sehen. Aus österlichem Blick ist es möglich, in einer Welt voller Bedrängnis über Gott, den Retter aller, zu jubeln.
Die Begrüßung Mariens durch Elisabeth wurde von der Kirche in das "Ave Maria", das "Gegrüßt seist du Maria", und ihr Magnificat in die kirchliche Abendliturgie (Vesper) aufgenommen.
Mariä Aufnahme in den Himmel - ein Fest der Hoffnung
Bilder der Hoffnung
Wir feiern das Fest der erlösten Menschheit, ein Fest der Hoffnung. Zur Hoffnung gehört es, dass das Erhoffte noch nicht Wirklichkeit ist, zumindest noch nicht vollendete Wirklichkeit. Zur Hoffnung gehört aber auch, dass sie begründet ist: dass es einen Grund gibt, auf den sie sich stützen kann. Und zur Hoffnung gehört, dass sie uns im Jetzt bewegt.
Die Apokalypse oder Offenbarung des Johannes genannt, aus der die heutige Lesung genommen ist, ist ein Hoffnungsbuch. Es wurde geschrieben in der Zeit (um 100 n. Ch.), da Christen im römischen Reich ihres Glaubens willen vor Gericht gestellt und getötet wurden. Es stellte sich die Frage: Wie geht dieses Getötet-Werden mit der frohen Botschaft zusammen, die Jesus gebracht: dass Gott zu denen steht, die auf ihn ihr Vertrauen setzen? Die Offenbarung des Johannes antwortet darauf.
Die Botschaft kommt uns in dramatischen Tönen und Bildfolgen entgegen, mit Stimmen von Engeln und Ältesten, mit Chören der Geretteten, mit Visionen des Kampfes und des Sieges, mit Thronen und Kronen, mit Rossen und Reitern, mit aufgeschlagenen Büchern und Posaunen des Gerichts, aber auch mit dem Strom des Lebens, an dem wunderbare Früchte reifen. Es ist das Buch der Rettung, das Buch der Erlösung, Buch der Hoffnung. Worauf läuft alles hinaus? Auf das Lamm, das gesiegt hat und die Siegel der Weltgeschichte, auch das Geheimnis von Leid und Verfolgung, öffnen kann (im 5. Kapitel), auf die Sternenfrau, Siegerin über den Drachen, den Widerpart der Frau (im 12. Kapitel), und das Ziel: die erlöste Menschheit in der Neuen Stadt Jerusalem, der Stadt, die erleuchtet ist von der Herrlichkeit Gottes und vom Lamm (im 21. Kapitel).
Urbild der erlösten Menschheit
Wer ist nun diese Sternenfrau? Die Sternenfrau in Offenbarung 12 ist das Urbild der erlösten Menschheit – in eine Gestalt gefasst. Sie verweist zurück auf den Anfang, an dem Gott zur Schlange sagt: „Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.“ Die Schlange, die die Menschen zum Misstrauen gegen Gott verführt und damit ins Unheil stürzen lässt, entpuppt sich als Drache, der sich zum Weltenherrscher aufspielt und den Nachkommen und die „Nachkommen“ der Frau verschlingen will. In der Figur dieser Frau ist gebündelt: das Volk Israel, aus dem der Messias hervorgeht, Maria, die Mutter des Messias Jesus, und die Kirche als immer neue Mutter von messianischen Menschen, von Christen.
In der Sternenfrau mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen, die zwölf Sterne - der Stämme Israels - auf ihrem Haupt wird die erlöste Menschheit ins Bild gebracht. Es wundert nicht, dass diese Sternenfrau die Züge Marias trägt, der Mutter des Messias und Mutter der Erlösten. Die erlöste Menschheit wird symbolisiert durch Maria. Um die erlöste Menschheit zu personifizieren, kommt Maria in den Blick. In ihr leuchtet klar die erlöste Menschheit auf.
Hineingerettet in die Herrlichkeit Gottes
Was bedeutet das? Dir Kirche bekennt, dass Maria, die Mutter Jesu und Mutter der Erlösten, „mit Leib und Seele“ in der Herrlichkeit Gottes lebt, in der verklärten Körperlichkeit des voll erlösten Lebens. Das ist eine Aussage über die konkrete Person Maria und zugleich eine Aussage über die erlöste Menschheit, die sie personifiziert. Wir sehen ihre und zugleich unsere Vollendung. „Wir“ sind die Menschen, die die Erlösung durch den gekreuzigten und auferstandenen Herrn annehmen, in der Sprache der Apokalypse: die Erlösung durch das Lamm, das mitten unter den Ältesten steht und ausschaut wie geschlachtet (vgl. Offb 5,6). Auch Maria ist erlöst, sozusagen vor-erlöst durch die Lebenshingabe des Lammes. Nun ist sie die Sternenfrau, das strahlende Bild der Hoffnung: Wie Maria, die Ersterlöste, sind wir alle, die Erlösten, mit ihr – vor dem zudringlichen Drachen – in die Herrlichkeit Gottes hineingerettet.
Hoffnung braucht einen Grund, auf den sie sich stützen kann. Der Grund unserer Hoffnung ist das Lamm, das wir jetzt in der Eucharistie feiern: Jesus, der zu Gott entrückt und zugleich bei uns ist. Wir empfangen Leib und Blut dessen, der der Sohn Marias ist. Wir gehören schon hier, wenn auch noch nicht in Vollendung, zur erlösten Menschheit, zu der Sternenfrau mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen, die zwölf Sterne auf ihrem Haupt.
Mit Maria loben und preisen wir den Herrn, der Großes an uns getan hat
Wie gehen wir mit der Botschaft der Hoffnung des heutigen Tages um? So wie Maria mit der Zusage Gottes an sie umgegangen ist: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter!“ Hoffnung bewegt: Mit Maria loben und preisen wir den Herrn! Wir loben und preisen das Tun Gottes an den Menschen: „denn der Mächtige hat Großes an mir getan“!
Am Marienfest feiern wir Gott, sein Tun, sein erlösendes Handeln an den Menschen. An Maria wird es deutlich. Maria war eine einfache Frau, ein Mädchen in Israel, gesellschaftlich nicht auffällig; lebte in einer Stadt, die in der großen Politik keine Rolle spielte. So ist Gott: Das Einfache, nicht Auffällige macht er zum Ort seines die Welt verändernden, Hoffnung schenkenden Handelns.
Diese einfache Frau ist gesegnet „mehr als alle anderen Frauen“. Sie ist die Frau. Durch diese Frau hat Gott in diese Welt auf eine Weise eingegriffen, die nur Gott einfallen kann! Und er wird weiter eingreifen! Der Vorbote Jesu, der kleine Johannes im Leib von Elisabet, hüpft vor Freude bei der Begegnung mit Maria und ihrem Sohn. Wir dürfen uns mit ihm freuen: über das Handeln Gottes an Maria und an uns: und das nicht erst, wenn wir eintreten in die neue Stadt Jerusalem, sondern jetzt schon, an diesem Fest der Hoffnung!
Gott wendet sich durch Maria in seinem Sohn den Menschen zu
Bunte Schöpfung
Wir feiern heute ein Fest der Buntheit der Natur, einen Bilderreichtum. Die Natur ist der größte Lieferant unserer inneren Bilder. Das gilt auch für die Gottesmutter. „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern.“ (Novalis, 1772-1801). Bilder sind immer begrenzt. „Das Göttliche lebt nicht nur in der Natur, in lauter Stille.“ (Wilhelm Bruners). Viele Blumen werden mit Maria in Verbindung gebracht. Sie stehen für Zärtlichkeit und Liebe: die Mariendistel, Rose ohne Dorne, Lilie ohnegleichen, der die Engel weichen… - Die weiße Lilie steht für Unschuld, für ewiges Leben.
Jesus und Maria stehen in Menschengestalt vor uns
Maria kann im Zusammenhang mit der Dreifaltigkeit und mit der Zwei Naturen-Lehre gesehen werden. Im Lukasevangelium, einige Verse vor der heutigen Schriftstelle, verkündet der Engel Gabriel: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,35). Keine Marienverehrung ohne Christologie.
Mich beeindruckt immer die dritte Strophe des Liedes „Maria, dich lieben“. Dort singen wir: „Du Frau aus dem Volke, von Gott ausersehn, dem Heiland auf Erden zur Seite zu stehn, kennst Arbeit und Sorge ums tägliche Brot, die Mühsal des Lebens in Sorge und Not.“ Was sagt diese Strophe für unseren Alltag aus? Gott schickt seinen Sohn in die Welt. Das geschieht durch die Geburt eines kleinen Kindes: dieses ist der logos, Verkünder von Gottes froher Botschaft in Menschengestalt. Marias Leib ist Tempel des Heiligen Geistes, auch wir sind es. Der 1. Korintherbrief weist auch darauf hin: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Kor 3,16). Das gilt besonders im Augenblick des Kommunionempfangs. Der Heilige Geist stiftet Beziehung, schafft Ordnung.
Goethe (1749-1832) formuliert: „Wer von der Natur spricht, muss den Geist voraussetzen.“ Ganz ähnlich, schon lange vor Goethe, Thomas von Aquin (1225-1274): „Gratia supponit naturam.“ Die Gnade setzt die Natur voraus, schließt die Vernunft ein und vollendet sie.
Maria steht Jesus in allen Höhen und Tiefen Menschlichen Daseins zur Seite
Maria steht dem Heiland zur Seite mit allen Höhen und Tiefen, die Menschen bis heute und auch später mitmachen: Freude, Streit, die Mühsal der Arbeit, die Sorge, dass Essen auf den Tisch kommt, viel Anstrengung, herausfordernde Tagesabläufe, Pubertät, Trennung von der irdischen Familie hinein in das Göttliche und dann das Leid. Jesus erlebt Gottverlassenheit, er schreit sogar. Wie ist das, wenn Eltern ihr Kind verlieren, denen muss das Herz brechen, damals und heute. So erlebt die Heilige Familie, einschließlich der Person Jesu alle Höhen und Tiefen menschlichen Daseins.
Mit Leib und Seele
Und wie ist das mit der Aufnahme in den Himmel? Zugesagt ist uns die Aufnahme mit Leib und Seele. Die griechische Philosophie und später auch der Philosoph René Descartes (1596-1650) trennen Leib und Seele. Die Heilige Schrift sieht aber den ganzheitlichen Menschen, mit Leib und Seele. Die Theologie spekuliert seit dem 6. Jhdt., wie diese ganzheitliche Aufnahme in den Himmel vor sich gehen soll, und findet auch im Mariendogma von 1950 keine Antwort, lässt alles offen.- Geheimnis des Glaubens.
Was ist somit der Aussagewert und die Aussagekraft dieses Festes? Gott wendet sich durch Maria in seinem Sohn den Menschen zu. Das ist Gnade, liebende Zuwendung. Er kennt all unsere Mühen und Sorgen und wird vollenden, was wir hier nicht zuwege bringen. Ein einprägsames Wort der Gottesmutter: „Tut, was er euch sagt!“
Versuchen wir in der Spur Jesu zu bleiben und nach seinem Willen zu leben.
"Der Mächtige hat Großes an mir getan"
Die heilbringende Kraft göttlicher Nähe
Am "Fest der Verklärung des Herrn" hat unser Seelsorger in seiner Predigt mehrmals die heilbringende Kraft göttlicher Nähe angesprochen. Ja! Gottes Nähe tut uns Menschen gut. Deshalb ist er Mensch geworden und uns näher gekommen, als Menschen jemals ahnen konnten. Der Akt seiner Menschwerdung ein riesengroßes Zeichen für seine Liebe zu uns. Er will, dass es uns gut geht. Er kommt in unsere Welt und lebt unter den Menschen. Viele haben seine wohltuende, befreiende Nähe wahrgenommen und es hat ihr Leben verändert.
Unser Glauben an den auferstandenen und erhöhten Herrn sagt uns, dass er auch heute mitten unter uns gegenwärtig ist. Wann immer wir möchten, können wir ihm im Gebet nahe sein, seine Nähe wahrnehmen. Aus unserer Beziehung zu ihm können wir Kraft schöpfen, unser Leben auf eine gute Spur bringen und so mitbauen an seiner Vision von Welt, dem Reich Gottes.
Zwei Frauen am Beginn einer neuen Zeit
Das heutige Evangelium berichtet uns von einer Episode des Wunders seiner Menschwerdung. Genau genommen handelt es sich um zwei Wunder, die hier beschrieben werden. Es wird von zwei schwangeren Frauen berichtet, die sich zum Erfahrungsaustausch treffen. Beide Schwangerschaften sind nach menschlicher Erfahrung nicht möglich. Maria, ist zu jung und ohne Mann, Elisabeth, zu alt, um ein Kind erwarten zu können. Aber beide sind zum Zeitpunkt ihres Treffens in anderen Umständen.
Was sagt uns das bis heute? - Erstens: für Gott ist nichts unmöglich, zweitens: Gott hat mit diesen erwarteten Kindern etwas ganz Besonderes vor. Es sind zwei Frauen, die durch ihre beiden Söhne das Schicksal des Volkes Israel in den nächsten Jahren sehr verändern werden. Auf den ersten Blick scheint es, als würden die beiden Frauen in der Erzählung bloß auf ihre Mutterrolle reduziert. Wenn wir aber genauer hinschauen, sehen wir zwei überaus gläubige und auf Gott vertrauende Personen. Maria, die mit ihrer Aussage – mir geschehe nach deinem Worte – ein großes Zeichen ihres persönlichen tiefen Glaubens setzt. Dieses starke Glaubenszeugnis hebt sie ab von anderen Frauen. Sie erlebt sich selbst und ihr Kind als von Gott gesegnet, gebenedeit.
Als Maria auf ihre Base Elisabeth zukommt, spürt diese eine Reaktion des Kindes ihrem Bauch. Was sie zu dem Ausspruch veranlasst: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Sie erkennt den Messias zu einem Zeitpunkt, da noch niemand Gottes Menschwerdung ahnte. Es war ihr Glaube, der ihr dies Geheimnis eröffnete.
Zwei Frauen als erste Zeugen der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Darauf wird in unserer Kirche eher selten hingewiesen. Eher werden die beiden Frauen als Mütter ihrer besonderen Söhne hochverehrt.
Ein Neuanfang mit Johannes
Da ist zunächst einmal Johannes, Sohn der Elisabeth. Er ist uns allen bekannt als Johannes der Täufer. Er führt ein, durch Unterdrückung und Zerstreuung, hoffnungslos gewordenes Volk Israel wieder zurück zu Gesetz und Ordnung. Die Verheißungen der heiligen Schriften gewinnen wieder an Bedeutung und die Erwartung des angekündigten Messias gibt neue Hoffnung. Er ruft die Gläubigen zu Buße und Umkehr auf. Das Ritual der Wassertaufe, das er anbietet, wird für die Menschen zum Zeichen eines persönlichen Neuanfangs ohne Sünde, aber voller Hinwendung zu Jahwe und seinen Geboten. Das Tun von Johannes bereitet den Boden für die Aussaat der Botschaft Jesu gut vor. Er selbst aber wird enthauptet.
Für uns Christen ist er der letzte große Prophet des Alten Bundes. Gleichzeitig wird dieser Alte Bund durch ihn zum Humus, auf dem der neue Bund in Christus Jesus wachsen und gedeihen kann. Ein wichtiger Zusammenhang.
Elisabeth schenkt in der bereits unfruchtbaren Lebensphase ihres Frauendaseins durch Gottes Willen diesem Johannes das Leben. Während dieser Schwangerschaft erkennt sie durch ein Zeichen ihres Kindes die Messianität Jesu im Leib ihrer Base.
Sie ist sich der Gnade ihrer eigenen Mutterschaft durchaus bewusst. Aber sie begreift auch den Charakter eines Schlussaktes, der in ihrer Schwangerschaft versteckt ist. Besonders in der Begegnung mit der Kraft, die von Maria und deren ungeborenem Kind ausgeht.
Beginn einer neuen Wirklichkeit
Dieses Kind bringt neues Leben, neue Energie in die Welt. Ein völliger Neubeginn. Gott wird Mensch. Maria, eine junge gottesfürchtige Frau aus Galiläa, empfängt dieses Kind unmittelbar an ihrem Wechsel vom Kind zur Frau. Zu diesem Zeitpunkt ist sie unberührt und unschuldig genug für diese außergewöhnliche Mutterschaft. Durch sie wird Gott einer von uns. Er wird unter uns Menschen leben und seine Nähe wird heilbringend sein. Für alle, die sich dieser neuen Bewegung anschließen und sich von der befreienden Botschaft anstecken lassen, damals wie heute.
Auch Jesus wird zunächst getötet. Aber er wir nach drei Tagen von den Fesseln des Todes befreit und zeigt sich seinen Jüngern zeigen. Damit sie wissen: Er hat den Tod besiegt und lebt. Und er lebt unter uns Menschen, damals wie heute, hier und in der anderen, neuen Wirklichkeit.
(c) Getrude Schmid, Salzburg, gertrude.schmid@a1.net
Ein Fest der Hoffnung für die ganze Menschheit
Der »Große Frauentag« und das »schwache Geschlecht«
Am 1. August war »Equal Pension Day«. Bis zu diesem Tag erhielten seit Jahresbeginn Männer durchschnittlich so viel Pension wie Frauen durchschnittlich das ganze Jahr beziehen. Diverse Organisationen machen jedes Jahr auf dieses Ungleichgewicht aufmerksam. Auch hinsichtlich der Löhne für gleiche Arbeit gibt es unterschiedliche Behandlung von Frauen gegenüber Männern. Und was die Mitsprache der Frauen in der Kirche betrifft, hinken die Katholiken und orthodoxen Christen anderen christlichen Bekenntnissen hinterher. Was noch mehr bedrückt: Es sieht nicht nach baldiger Veränderung aus.
Am 15. August feiert die Katholische Kirche das Fest der Aufnahme Marias in den Himmel. Papst Pius XII. hat die theologische Lehre, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist, zwar erst im Jahre 1950 zum verbindlichen Glaubenssatz erklärt, das Fest und die Anschauung, dass Maria nicht gestorben sondern nur entschlafen und als ganzer Mensch in den Himmel entrückt worden sei, reicht aber bis in die Frühzeit des Christentums zurück.
Im Volksmund wurde und wird der 15. August in vielen Gebieten Österreichs als »Großer Frauentag« begangen. Er verweist nicht nur auf die »große Frau« Maria, sondern bringt auch zum Ausdruck, dass die Frauen im Ansehen Gottes »groß« sind. Überraschenderweise wird dieser Marienfeiertag im Gegensatz zum 8. Dezember kaum in Frage gestellt. Vermutlich hat das auch damit zu tun, dass dieses Fest vom Anfang an als Tag der Würde der Frauen wahrgenommen worden ist. Verschiedene, mit diesem Fest verbundene Volksbräuche, wie z.B. das Sammeln und Segnen von Kräutern, weisen in diese Richtung.
Starke Frauenbilder
Die liturgischen Lesungen dieses Festtages heben die Würde der »großen Frau und Gottesmutter« hervor. Im Evangelium erlebten wir die Freude und den Jubel Marias und ihrer Verwandten Elisabeth über ihre unverhofften Schwangerschaften mit. Beide sehen sich von Gott erwählt und hervorgehoben. Das Magnifikat, das der Evangelist Lukas Maria in den Mund legt, ist ein Lobpreis auf die Gottesmutter Maria, der die patriarchale Weltsicht der damaligen Zeit auf den Kopf stellt. Ich traue dieser theologischen Sichtweise zu, dass sie auch heute das Geschlechterverhältnis in den christlichen Kirchen verändern wird.
Ein ähnlich wirkmächtiges Frauenbild wie im Evangelium wurde uns auch in der ersten Lesung aus der Offenbarung des Johannes vor Augen geführt: eine Frau mit der Sonne bekleidet, den Mond zu ihren Füßen und mit zwölf Sternen bekränzt... Sie verkörpert die von zerstörerischen Mächten bedrohte Menschheit und Schöpfung. Die von einem siebenköpfigen Drachen bedrängte Frau und ihr Kind werden von Gott entrückt und vor dem Untergang gerettet.
Für mich ist dies ein starkes Hoffnungsbild für die Gegenwart. Gleich auf mehreren Ebenen setzen zerstörerische Mächte dreist und frech der Menschheit und der ganzen Schöpfung zu: Autokraten setzen sich über internationale Abkommen und Völkerrecht hinweg und versuchen andere Staaten und Völker zu verschlingen. Ohne Rücksicht auf irreparable Schäden beuten Unternehmer Menschen und Naturressourcen aus. In naivem Fortschrittsglauben fügen wir dem Klima und der Atmosphäre Schaden zu...
Hoffnung für die ganze Menschheit
Mit dem »Großen Frauentag« bringen wir unser Vertrauen in Gott zum Ausdruck, der nicht zulässt, dass diese Welt aus den Fugen gerät und die Menschenwürde auf Dauer mit Füßen getreten wird. Das Festgeheimnis lässt uns hoffen, dass er der Zerstörung der Schöpfung Einhalt gebietet.
Die Aufnahme Marias in den Himmel ist die Krönung ihrer Erwählung durch Gott. "Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen." Es ist gut für uns alle – Frauen wie Männer – dieses Fest gebührend zu feiern.
Die Vollendung Marias, ein Hoffnungszeichen
Weltweite Bedrohungsszenarien
In der vergangenen Woche legte der Weltklimarat den alarmierenden Jahresbericht 2021 vor. Er ist bedrohlich wie das Bild des Drachens, von dem wir in der ersten Lesung aus dem Buch der Offenbarung des Johannes gehört haben. Die Bedrohung durch den Klimawandel ist nur einer der sieben Köpfe und der 10 Hörner des apokalyptischen Ungeheuers: Brennende Wälder, eine Pandemie, die nicht zu Ende gehen will, Ströme von Flüchtlingen, die weltweit immer größer werden, antidemokratische Bewegungen, die in vielen Staaten den inneren Frieden bedrohen, weltweite wirtschaftliche Probleme und Verwerfungen u.a.m. Jedes einzelne dieser Problemfelder können wir als ein weiteres Drachengesicht der gegenwärtigen Bedrohungen der ganzen Menschheit verstehen.
Die Frau mit dem Zwölf-Sternen-Kranz kann noch vor jeder speziellen christlichen Deutung als Verkörperung der bedrohten Menschheit und das Kind, das sie erwartet, als bedrohte Zukunft der Menschheit interpretiert werden.
Diese phantastische Vision möchte uns jedoch nicht in Schockstarre versetzen, sondern verheißt uns Rettung aus dem Würgegriff des Drachen. Die Rettung kommt von Gott her, der das Kind in Sicherheit bringt und der Frau einen Zufluchtsort in der Wüste verschafft.
Drei Hoffnungsbilder
Diesem Hoffnungsbild werden in der zweiten Lesung und im Evangelium noch zwei weitere Zukunftsvisionen an die Seite gestellt: Christus, dem alle Feinde der Menschheit unterworfen werden und die Begegnung zweier schwangerer Frauen, die überglücklich sind, dass aus ihnen neues Leben hervorgehen soll.
Das Glück der beiden Frauen hat viele Facetten, die es zu beachten gilt. Es begegnen sich zwei Frauen in einem Ausnahmezustand. Die eine hat das Glück, noch in hohem Alter ein Kind zu erwarten, die andere ist auf eine Weise schwanger geworden, über die sie mit kaum jemand reden kann. Beide werden von den sie umgebenden Menschen nicht wirklich verstanden und erleben ihr Mutterglück durch große seelische Not hindurch. Maria und Elisabeth teilen nicht nur ihre Mutterfreuden sondern vor allem ihren tiefen Glauben, dass Gott all das bewirkt hat und mit ihnen Großes vorhat. Endlich können sie mit jemand darüber reden. Es scheint kein Zufall zu sein, dass Josef als wortkarge Person beschrieben wird und Zacharias bei all dem die Sprache versagt. Maria und Elisabeth wissen sich von Gott gesegnet. Im Lobgesang, den Maria anstimmt, ist die ganze Heilserwartung des Gottesvolkes zusammengefasst. Sie können sich von Gott geliebt, bestätigt, und gesegnet fühlen.
Alle drei Lesungen sind von der Gewissheit getragen, dass Gott die Menschheit nicht im Stich lässt, dass er sie aus aller Not heraus rettet und ihr Zukunft gibt.
Die Verherrlichung der Gottesmutter
Am Höhepunkt des Sommers feiern die Christen ein uraltes Fest: das Fest der Vollendung der Gottesmutter Maria. Gott hat sie durch alle persönliche Not hindurchgeführt und sie mit Leib und Seele in den Himmel erhoben. Ihre "Himmelfahrt" steht der "Himmelfahrt Christi" gegenüber. Beide Feste bringen den Glauben zum Ausdruck, dass Jesus Christus und auch seine Mutter Maria mit Leib und Seele weiterexistieren und nicht nur irgendwie "geistig" als "religiöse Idee", als Mythos in die Ideengeschichte der Menschheit eingegangen sind.
Ihre Vollendung ist auch für uns ein Hoffnungszeichen. Wir können hoffen, dass unser Leben nach aller Not, Gebrechlichkeit und Unvollkommenheit, die es durchlaufen kann, von Gott vollendet wird. Wir haben Zukunft über alle kosmischen, politischen und menschlichen Bedrohungen hinaus. Auch uns erwartet "Leben in Fülle", "ewiges Leben", "himmlische Zeiten", auch wenn wir es uns weder vorstellen noch ausreichend beschreiben können. Auch an uns wird der Mächtige, dessen Namen heilig ist, Großes vollbringen.
Ein bewegtes und bewegendes Leben
Lebensrückschau
Nicht nur bei Jubiläen, sondern auch am Ende des Lebens halten wir Rückschau, dabei wird oft auch manches beschönigt, um nicht zu sagen, gelogen. Das heutige Fest soll nicht in diesem Sinne missverstanden werden. Hier geht es um Zukunft, um Ausblick durch alle Generationen.
Das gilt für jeden einzelnen von uns, weil der Herr jeden bei seinem Namen ruft. Was Gott Großes an der Gottesmutter getan hat als Frau aus dem Volk, will er auch uns tun. Was wir hier nicht zusammenbringen, wird Gott zu Ende führen.
Es ist ein Fest der Erinnerung, aber auch der Zukunft. Im Begriff „Erinnerung“ ist auch das Wort „innen“ enthalten. Alles, was wir in unseren Herzen tragen, im Inneren, wird uns bei Rückblicken bewusst. Obwohl wir aus dem Leben der Gottesmutter wenig wissen, gelingt es doch mit Hilfe der Heiligen Schrift, einige markante Punkte aus dem Leben Marias zu benennen.
Sie ist bereit, durch ihr Leben zum Erlösungswerk Gottes JA zu sagen. „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben“(= Jahwe ist Erlöser, der Herr ist Erlöser, „Jesus“ bedeutet frei übersetzt: Gott rettet, siehe Lk,1,31). So ist der Name Lebensprogramm des göttlichen Vaters. Der Name bei der Taufe eines Menschen sollte auch Lebensprogramm und Identitätsmerkmal sein. Dieses JA, das zur Auferstehung führt, gilt allen Menschen. „Es wird ein Kind geboren, ein Sohn, der über alle Völker mit einem Zepterherrscht.“(Off.11,5). Und wie „durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehungder Toten.“(1 Kor.15,21). Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer bestätigt dieses Lebensprogramm, Taufe als Eintauchen in die Liebe Gottes. Am Anfang des Lebens in der Krippe ist Jesus ein kleiner König, der sich zu einem großen König, zum Heilsbringer entwickelt.
So wie bei allen Jugendlichen erfolgt ein Ablösungsprozess, eine Identitätsfindung. Jesus wird vorbereitet auf das Lebensprogramm des göttlichen Vaters. Er wächst heraus aus dem Gehorsam der Eltern Josef und Maria, hinein in seine Berufung. Der zwölfjährige Jesus - ein schmerzlicher Ablösungsprozess von daheim - wird im Tempel wiedergefunden (Lk.2,41-52) nach der Wallfahrt zum Passahfest nach Jerusalem, unserem späteren Osterfest. Jesus ist zunächst unauffindbar. Die Pubertät hat begonnen.
Wie geht es heute Eltern, speziell Müttern, die ihr Kind vermissen? Heute findet man viele Kinder und Jugendliche wieder über Smartphone, mit Hilfe der Behörden. Damals und heute: Schreckliche Zeiten für Eltern, die das durchleben müssen. Ein gewaltiger Erfahrungsschub für Josef und Maria, die erstaunt waren über die Entwicklung des jungen Mannes. Wie reagiert der junge Jesus: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“(Lk.2,49). Die Eltern verstanden das alles nicht. Dann heißt es: „Maria bewahrte alles in ihrem Herzen“ (Lk.2,51), also Erinnerung.
Erinnerungsgeschichten zwischen Eltern und Kindern gehen durch verschiedene Sichtweisen oft auseinander. Jesus wird im Laufe seines Wirkens immer mehr zum Zeichen des Widerspruchs(Lk.2,34), aber auch der Befreiung. Das wird in den Jahren seines öffentlichen Lebens sichtbar.
Wir hören von Krankenheilungen, von Konflikten mit den Pharisäern, von Trostworten an Verzweifelte und Ausgegrenzte. „Tut, was er euchsagt“, das schärft Maria den Dienern bei der Hochzeit zu Kana ein, (Joh.2,5), wo Wasser zu Wein wird und Jesus sein erstes Zeichen in der Öffentlichkeit setzt. Maria wächst immer mehr in das Heilsgeschehen Jesu hinein.
Der christliche Gott, dem sich auch Josef immer mehr zuwendet, ist nicht das Über-Ich von Josef und Maria, sondern ist Macht, die den Menschen hilft, in sein eigenes Wesen hineinzuwachsen. Die Anbindung an diesen Urgrund Gottes führt den Menschen zu sich selbst, zum eigenen Wesen, zur Freiheit.
Schließlich der Tod am Kreuz.
In Maria Luggau finden wir die Schmerzensmutter dargestellt. „Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ (Lk.2,35). Vielleicht spüren das Mütter besonders stark, wenn das Kind leidet oder gar stirbt. Liebe ist auch mit Leid verbunden. Letztlich wird aber der ganze Mensch mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Er ist niemals nur Seele allein. Daran denken wir heute, und so entsteht ein meditatives, spirituelles Marienbild.
Mit Maria stimmen wir ein Lied der Hoffnung an
Der Tod ist mitten in unserer Gesellschaft gegenwärtig
Mittlerweile ist es ein etwas makabres tägliches Ritual geworden: Das Fernsehen zeigt die Entwicklungskurve der mit Covid19 Infizierten, der Genesenen und der daran Verstorbenen. Eine verlässliche Kennzahl der Ausbreitung der Infektion ist dabei die Anzahl der daran Verstorbenen. Zu unserem Glück hat sich bei uns nicht bewahrheitet, was der Bundeskanzler anfangs an die Wand gemalt hat: "Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist." In vielen anderen Weltgegenden ist dies bittere Wahrheit geworden.
Der Tod ist uns plötzlich wieder als reale Bedrohung bewusst geworden. Bedenkt man dazu noch die vielen Toten durch Unglücksfälle, Terroranschläge oder Krieg und die vielen, die auf der Flucht umkommen. Das oft aus dem Leben verdrängte Thema Tod ist zurzeit mitten in unserer Gesellschaft gegenwärtig.
Mit Leib und Seele im Himmel
Von alters her feiern die Christen in der Monatsmitte des Augusts das Fest der Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel. Sie sei nicht gestorben, sondern nur entschlafen und mit Leib und Seele von Gott in den Himmel aufgenommen worden. Für Menschen, deren Denken von einem naturwissenschaftlichen Weltbild geprägt ist, ist das zwar unvorstellbar, gläubigen bleibt aber die Annahme, dass für Gott nichts unmöglich ist.
Worin liegt der tiefere Sinn dieses Festes? Ich sehe darin den gläubigen Protest gegen die Vergänglichkeit des Menschen und der ganzen Schöpfung und den Triumpf über den Tod. Gott hat Maria, die Mutter seines Sohnes, die Gottesgebärerin, herausgenommen aus dem Kreislauf des Werdens und endgültigen Vergehens. Als Gläubige knüpfen wir an dieses Glaubensgeheimnis die Hoffnung, dass auch wir in einer uns noch nicht vorstellbaren Weise mit Leib und Seele den Tod überleben werden.
Dem sicheren Tod entrissen
Die Lesung aus dem Buch der Offenbarungen des Johannes stellte uns eine Frau vor, die angesichts eines alles verschlingenden Drachen, dem Inbegriff alles Bösen, ein Kind zur Welt bringt, auf dem die Hoffnung der ganzen Menschheit ruht. Sie und ihr Kind werden von Gott an einen sicheren Ort entrückt und gerettet.
Gegenwärtig blühen angesichts der vielfältigen Bedrohungen eine Vielzahl von Verschwörungstheorien, Szenarien von Kämpfen zwischen Gut und Böse apokalyptischen Ausmaßes. Für mich sind sie Ausdruck unseres Wissens um unser Ausgeliefertsein und unserer Ohnmacht gegenüber den vielen gegenwärtigen Bedrohungen des Lebens.
Ihnen möchte ich das gläubige Vertrauen entgegenhalten, dass Gott alle, die er liebt, der endgültigen Auslöschung ihres Lebens entreißen wird, selbst dann noch, wenn sie dem ausausweichlichen Sterben nicht entkommen können.
Nach den Worten des Apostels Paulus führt Christus für uns diesen Kampf gegen das Böse. Als letzten Feind wird er den Tod besiegen und uns aus dem Reich des Todes herausführen. Die biblische Apokalyptik, der diese Texte zuzurechnen sind, will uns Hoffnung und Halt geben und uns im Gegensatz zu den Verschwörungstheorien nicht in Angst erstarren lassen.
Mit Maria stimmen wir ein Lied der Hoffnung an
Im Evangelium dieses Festtages legt Lukas Maria das Magnifikat in den Mund, einen Hymnus, der das in der Geschichte Israels erfahrene Erbarmen Gottes und seine machtvolle Taten zusammenfasst und zum Bewusstsein bringt. Das junge, nach menschlichen Kategorien ohnmächtige Mädchen preist Gott, der die Welt auf den Kopf stellt: Die Mächtigen werden entthront, die Niedrigen erhöht, die Hochmütigen bloßgestellt, Gerechtigkeit wird wieder hergestellt. Dieser Hymnus ist zu einem Lied der Hoffnung geworden, die uns als Gläubige trägt und angesichts aller Bedrohungen leben lässt.
Mit dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel stimmen wir in den Lobgesang auf die Größe Gottes ein und feiern wir ein Fest der Lebensfreude, auch wenn wir uns bewusst sind, dass wir mitten im Leben vom Tod und zerstörerischen Kräften umgeben sind. Wie Maria wird Gott auch uns mit Leib und Seele an einen sicheren Ort – wo und wie auch immer dieser sein kann – heimholen.
Ansingen gegen Erniedrigung und für Befreiung
Magnifikat
Die Bibelstelle zum heutigen katholischen Marienfeiertag ist das Dank- und Loblied Marias, das Magnifikat. Es ist eines der bedeutendsten Gebete des Christentums, ein fixer Teil des Stundengebets. Es kann als ein Stück Weltliteratur bezeichnet werden. Es ist ein einzigartig schöner lyrischer Text, der eine Vielzahl von Meditationen, Studien, Predigten, Musikstücken und Gemälden ausgelöst hat. Der Evangelist Lukas hat Maria hier einen Text in den Mund gelegt, der ganz deutlich aus dem Ersten, dem Alten Testament inspiriert ist, Worte der Hoffnung und Zuversicht des jüdischen Volkes.
Der im Widerstand gegen Nazideutschland ermordete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat das Loblied der Maria als „das leidenschaftlichste, wildeste, ja revolutionärste Adventlied“ bezeichnet. Bonhoeffer war ein radikal Hoffender, bis zum Ende seines Lebens.
In der frohen Botschaft des Lukas ist dieses besondere Lied eingebettet in die Begegnung zweier schwangerer Frauen. Für beide kam die Schwangerschaft völlig unerwartet - die eine, Elisabeth, war eigentlich zu alt dafür, und die andere, Maria, zu jung und noch unverheiratet. Maria war für diese Begegnung etwa 100 Kilometer gegangen, zu Fuß, durch unwegsames Bergland, und offensichtlich allein. Das zeugt schon von besonderem Mut, von Kraft, von Kenntnis über Land und Leute. Das Bergland von Judäa war nämlich damals das Rückzugsgebiet der Aufständischen gegen die römischen Besatzer.
Einige Tage wird Maria schon unterwegs gewesen sein. - Gehen macht den Kopf klar, das wissen alle, die sich jemals auf eine längere Wanderung eingelassen haben. Vielleicht wollte auch Maria Klarheit bekommen über sich, über ihre Situation, über ihre Schwangerschaft, über ihr Kind? Wer konnte da eher helfen als eine alte Verwandte, der es ähnlich erging?
Eine Ermutigung für alle Unterdrückten
Beim Zusammentreffen der beiden Frauen bricht dann dieses Lied heraus aus Marias Mund. Es ist gleichsam eine Fanfare, eine Zusammenfassung der gesamten Glaubensüberzeugung. Einerseits ist es ein sehr persönliches Siegeslied, und zugleich eine Ermutigung für alle Unterdrückten. Es besingt die totale Umkehrung und den Umsturz der gesellschaftlichen Macht- und Besitzverhältnisse, wie es eindeutiger nicht sein kann.
Woher hat Maria aber diese visionäre Gewissheit? Worin liegt sie begründet? Maria lobt
Gott, weil er hingeschaut hat „auf die Niedrigkeit seiner Magd...“, wie es in der liturgischen Fassung des Textes heißt. Bibelwissenschaftlich betrachtet ist das jedoch keineswegs ein mitleidiges 'Von-oben-herab-Schauen' auf eine fügsame Dienstmagd, die sich demütig ihrem Herrn beugt. (So wurde das fälschlicherweise Jahrhunderte lang in vielen Marienbildern tradiert und den Frauen als Vorbild für ihre Unterordnung hingestellt, mit der bekannten Wirkung auf gesellschaftliche und kirchliche Geschlechterverhältnisse.) Die hier genannte Niedrigkeit meint die Folge von Erniedrigung, reale Armut, die Not und Bedeutungslosigkeit der Sklavinnen und Sklaven. Um diese Erniedrigten also kümmert sich Gott, und im Gegensatz dazu werden die Mächtigen einige Zeilen später vom Thron gestürzt.
Gott ist ein Befreier
Gott ist ein Befreier, proklamiert Maria aus tiefster Seele und mit klarem Geist, und sie bekräftigt damit die jüdische Tradition des Exodus, des Auszugs aus der Sklaverei, und die Verheißung vom guten Leben für alle. Das ungeborene Kind, das in ihr wächst, wird Jesus heißen - Jeschajahu - auf Deutsch: Gott befreit. Er wird diese Tradition fortsetzen.
Die Erniedrigten in Lateinamerika heute haben diese Botschaft sehr gut verstanden. Im Laienkatechismus aus Peru ist Maria als armes Bauernmädchen dargestellt, das ausgenutzt wird und leidet. Sie ist die Patronin aller, die sich auflehnen und kämpfen gegen ungerechte Besitzverhältnisse, und sie nimmt die Indios schützend unter ihren Mantel, die ihr Leben verloren haben im Kampf um ein Stück Land zum Leben. Angesichts heutiger Verhältnisse - z.B. in Brasilien - ist dieses Bild eine Kraftquelle des Widerstands.
Gegen Erniedrigung ansingen
Ich erinnere mich an eine Begebenheit vor vielen Jahren in einem Bahnhof in Südspanien. Eine junge Frau, vom Aussehen her den Roma angehörig und offensichtlich schwanger, versuchte, unter den wartenden Menschen Papiertaschentücher zu verkaufen. Niemand beachtete sie, bis sie laut und eindringlich zu singen begann. Ihr Lied füllte den ganzen Raum, und ohne Kenntnis der Sprache meinte ich zu verstehen, wovon sie sang. Ich hörte sie ansingen gegen die Realität der Erniedrigung und des Ausgegrenztseins, der Armut und des Hungers. In ihrer großartigen Stimme klang aber auch der Stolz ihres Volkes und das Einstehen für seine Existenz. Und plötzlich wurde diese junge Frau auch gesehen, angesehen und wahrgenommen.
Wogegen und wofür gilt es heute anzusingen? Gegen die Erniedrigung von Menschen, die sich mit nichts als ihrem Menschenleben aus armen Ländern aufmachen, um in den reichen Teilen der Welt ein sicheres Leben zu suchen? Gegen das Kleinmachen von Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind? Gegen Strukturen der Ungerechtigkeit, und die Übermacht von Konzernen und Banken? Ansingen für eine Politik, die sich der Gerechtigkeit verschrieben hat und für Ausgleich sorgt, damit alle an den Reichtümern der Erde teilhaben können?
Magnifikat heute
Der revolutionäre Lobgesang Marias war seiner Zeit weit voraus und seine Vision ist bis heute nicht eingelöst. Deshalb möchte ich das Magnifikat in die heutige Zeit ein Stück weit so übersetzen:
„Ich will meinen Gott loben und über seine befreiende Kraft ein Jubellied anstimmen: Nicht für den Gott in der Höhe, sondern für den, der sich denen zeigt, die arm und schwach gemacht werden. Dieser Gott duldet keine Herrschaftsstrukturen, die die Gesellschaft spalten in die Eliten und die 'Abgehängten'. Gott, der Barmherzige, streitet für die Befreiung aller Völker, und aller Frauen. Unrechtsverhältnisse haben keinen Bestand. Und ich möchte darauf vertrauen, dass uns die Kraft geschenkt ist, gegen jede Ungerechtigkeit in der Welt aufzustehen, damit wahr wird, was Gott will: das gute Leben aller.
© Mag.a Anna Wall-Strasser, Diözese Linz
Maria, Zeichen des Lebens in einer bedrohten Welt
Blume des Feldes und Lilie in den Tälern
„Geh‘ aus meiner Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben“ – so Paul Gerhardt 1653. Die Wunden des 30-jährigen Krieges sind noch nicht verheilt, die Verwüstungen nicht überwunden. Heute, am 15. August, mitten im Sommer, sehen wir reife Felder, ein üppiges Grün, Blüten, eine schöner als die andere. In Zeiten des beängstigenden Klimawandels entdecken wir aber auch neu, wie bedroht die Welt ist, wie vergänglich ihre Schönheit, wie sorglos unser Umgang.
In einem hebräischen Lied, das wir in der Bibel finden, im „Hohen Lied“ wird von einer „Blume des Feldes“ und einer „Lilie in den Tälern“ gesungen. Im Mittelalter fand man, dass dieses schöne Bild doch genau auf die Jungfrau Maria passt – Blume des Feldes und Lilie in den Tälern. In einer der „goldenen Legenden“, die in der „legenda aurea“ im 13. Jahrhundert gesammelt sind, wird erzählt, dass dem Leichnam Mariens bei ihrer Beerdigung eine Palme vorausgetragen wurde. Als Christus selbst, drei Tage nach dem Tod seiner Mutter erschien, um sie auf ihrem Weg in den Himmel zu begleiten, breitet sich ein unaussprechlich schöner Duft aus. Es riecht nach Leben, nicht nach Tod. Eine alte wundersame Geschichte, volkstümlich, aber auch zärtlich und liebevoll. Dass sie nicht in der Bibel steht, mag man ihr nicht ankreiden. Jesus holt seine Mutter zu sich. Das steht am Anfang eines Festes, das wir als „Aufnahme Mariens“ in den Himmel heute feiern.
Der Drache steht vor der Frau
In der ersten Lesung, die wir hörten, heißt es:
Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet
und in seinem Tempel
wurde die Lade seines Bundes sichtbar: (Doppelpunkt)
Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel:
eine Frau, mit der Sonne bekleidet;
der Mond war unter ihren Füßen
und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.
Sie war schwanger
und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.
Ein anderes Zeichen erschien am Himmel
und siehe, ein Drache, groß und feuerrot,
mit sieben Köpfen und zehn Hörnern
und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen.
Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel
und warf sie auf die Erde herab.
Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte;
er wollte ihr Kind verschlingen,
sobald es geboren war.
Wir sehen eine Frau, mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen. Ihr Kopf ist geschmückt mit einem Kranz, einer Krone mit 12 Sternen. Ein hoheitsvolles Bild. Immerhin: Sonne und Mond! Künstler haben nicht gerastet und geruht, die schönsten Darstellungen zu schaffen. Ein Bild für Maria? Jedenfalls – das lässt sich dann nicht so gut darstellen – ist die Frau schwanger. Mehr: die Wehen haben eingesetzt. Wir hören die Schreie! Die „schönen“ Madonnen sind schlank und rank, fein gekleidet, gelegentlich im bäuerlichen Umfeld auch ein wenig fülliger. Aber sie haben keinen dicken Bauch, keine Wehen.
Dann sehen wir einen Drachen, groß, feuerrot – sozusagen höllisch – mit sieben Köpfen, zehn Hörnern und einem Schwanz, der ein Drittel der Sterne vom Himmel fegt. Was für ein Untier! Es macht sogar die Mythen klein. Dieses Großmaul stellt sich vor die Frau – und will ihr Kind verschlingen, sobald es geboren ist. Da lauert es! Ist denn die Frau jetzt ganz alleine?
Noch unheimlicher und gewaltiger lässt sich eine Bedrohung nicht darstellen. Die Bilder platzen förmlich. Die kleinen Gemeinden in Kleinasien, die als erste angesprochen werden, sehen jetzt nicht nur in den Himmel, sie fühlen sich in dieser Szene verstanden – und in ihr auch aufgehoben. Wie ist das, einem Ungeheuer zu begegnen, das sich breit und schnaubend einfach vor einen setzt, um das Kind zu fressen? Das Kind? Ein Kind. Einen Menschen. Viele Menschen?
Wie ist das, wenn nicht einmal der nächtliche Himmel noch glänzen kann, wenn die Löcher im Land immer größer werden, wenn die Erde im Chaos versinkt? Es gibt schrecklich viele Geschichten dieser Art. Dass Menschen aussehen können wie Drachen, Drachen Menschen sind – ist das eine Offenbarung? Im Leben Marias haben Menschen die Bedrohung, die Angst, die Einsamkeit sehen können, aber auch den Sieg! Wenn sie Maria malten, wenn sie Maria sahen, malten und sahen sie ihr eigenes Leben, ihre eigene Hoffnung.
Meine Seele preist die Größe des Herrn
Maria preist die Größe Gottes, sie macht ihn groß. Ihn groß zu machen, ihn zu besingen, macht den Himmel aus. Da wird der Himmel aufgenommen, da nimmt der Himmel auf.
„Denn der Mächtige hat Großes an mir getan
und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“
Es ist das Magnificat! Es ist ein umstürzlerisches Lied, das die Welt nicht so lässt wie sie ist. Karl Marx hat es mit großen Augen gelesen. Gott zerstreut die Hochmütigen, er stürzt die Mächtigen vom Thron, er erhöht die Niedrigen. Ein Satz ist gewagter als der andere. Maria besingt nicht nur die neue Welt, sie sagt „ja“ dazu, Mutter zu werden, Mutter Jesu – und Mutter Gottes. Jetzt! Anders kann die Welt nicht neu werden. Der Mächtige hat Großes an mir getan, singt sie. Und wird Teil seiner Geschichte mit uns Menschen. Gott wird Mensch, einer von uns. Klein, bedroht, hilflos. Die Größe Gottes ist seine Barmherzigkeit, seine Liebe. Nur darin mag er allmächtig sein, nur darin kann er allgegenwärtig sein, nur darin wird er allwissend sein. Die großen Worte, die großen Hoffnungen werden geboren. Mit einem Kind. Und mit einer Mutter. Gott erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht, von Generation zu Generation. Wenn wir den Himmel räumlich denken, wissen wir weder, wo er beginnt noch, wo er aufhört. Wenn wir den Himmel aber da sehen, wo Maria Jesus auf dem Schoß hält, entdecken wir Gott. Er denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vorfahren versprochen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Ich muss jetzt an die vielen Bilder denken, die von großen und kleinen Künstlern geschaffen wurden. Maria hält uns Jesus hin, Maria wird zu einem Thron, zum Sitz der Weisheit, Maria trägt ihren toten Sohn in ihren Armen, auf ihrem Schoß. Maria bekommt Gesichtszüge, Gesichtszüge eines Menschen von nebenan und doch gleichzeitig die Gesichtszüge Gottes von soweit weg. Barmherzigkeit braucht ein Gesicht, Liebe bekommt ein Gesicht.
Wohlriechende Kräuter
An unserem Festtag heute werden an vielen Orten auch nach altem Brauch Kräuter gesegnet. Eine kleine Erinnerung an die alte zärtliche Geschichte, die mit diesem Tag verbunden ist. Gebündelt sollen die Kräuter gegen Unheil schützen, das sich in Häusern und Ställen groß machen kann. Ein feiner Tee lässt sich mit Kräutern auch zubereiten. Und mit gesegneten Kräutern sollen auch die Spaghetti noch viel besser schmecken. Es sind symbolische Gesten, in der sich ein großes Vertrauen ausdrückt. Zeichen des Lebens in einer bedrohten Welt. Es riecht nach Leben!
Heute stellen wir uns breitbeinig vor dem Drachen auf. Du machst uns keine Angst – schaff die Sterne wieder an den Himmel! Maria wissen wir nicht nur im Himmel, wir wissen sie an unserer Seite.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Das letzte Wort hat Gott, nicht der Tod
Aufnahmeprüfung bestanden
Die Sommermonate sind für viele junge Menschen eine Zeit der Aufnahmeprüfungen: Es gibt Aufnahmeprüfungen für die Universitäten, für Lehrstellen und Berufe, für unterschiedliche Arbeitsplätze. Bei einer Aufnahmeprüfung versucht jeder und jede, sich von der besten Seite zu zeigen. Jeder Nachweis einer Zusatzausbildung oder einer besonderen Leistung kann dabei wichtig sein. Wir bereiten uns für die Aufnahme in einen Beruf jahrelang mit der Schule oder besonderen Ausbildungen vor.
Das heutige Fest heißt: „Aufnahme Mariens in den Himmel“. D.h. wir feiern heute, dass Maria unmittelbar nach ihrem Tod von ihrem Sohn zu sich in den Himmel geholt worden ist. Mit anderen Worten: Maria hat gewissermaßen die „Aufnahmeprüfung für den Himmel“ sofort bestanden!
Von Gott geprüft
„Prüfung“ – das ist aber ein Wort, das für uns üblicherweise nicht positiv klingt. Mit Prüfungen verbinden wir, dass man auch durchfallen kann. Man kann sich blamieren oder man kann dabei scheitern. Prüfungen verlangen Vorbereitung – und dann ist da einer oder eine, die uns prüfen.
Doch Prüfungen sind etwas ganz Biblisches: In der Bibel ist immer wieder von Prüfungen die Rede – und oft ist es Gott selbst, der die Menschen und ihren Glauben prüft. Da heißt es z.B. im Buch Deuteronomium 13,4: „Der Herr, euer Gott, prüft euch, um zu erkennen, ob ihr das Volk seid, das den Herrn, seinen Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebt.“
Das Volk Israel versteht seinen Weg durch die Wüste als Weg der Prüfung durch Gott. Die Psalmen sprechen davon, dass der Herr „Gerechte und Frevler“ (Ps 11,5) prüft. Vor allem aber ist Gott einer, der die Herzen prüft und der in das Innerste des Menschen schaut (Spr 24,12; Jer 11,20).
Auch der Apostel Paulus fordert dazu auf, sich selbst zu prüfen und zu schauen, ob man noch im Glauben ist oder nicht (2Kor 13,5).
Kann man sich den Himmel verdienen?
Wie aber sieht es vor diesem Hintergrund aus mit der Aufnahmeprüfung für den Himmel? Paulus würde hier zu Recht fragen: Kann man sich den Himmel denn überhaupt verdienen? Kann ich durch meine eigene Leistung dorthin kommen? Und er würde sagen: Nein! Der Himmel ist nicht zu verdienen – denn er ist Geschenk Gottes! Und so heißt es heute auch in der Lesung aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth: Der Stachel des Todes, die Sünde, ist besiegt – und diesen Sieg hat uns Gott durch Jesus Christus geschenkt. Das heißt: Der Himmel ist uns schon einmal geschenkt, wir brauchen ihn uns nicht zu verdienen!
Und dennoch geht es nicht ohne das Dazutun des Menschen: Denn Gottes Geschenk ist eine Einladung, kein Zwang; er erwartet sich, dass wir uns seines Geschenkes würdig erweisen – und das heißt: nach seinem Wort leben und handeln. Die Aufnahmeprüfung ist somit unser eigenes Leben, unser Handeln und unser Tun.
Maria als Vorbild
In diesem Sinn hat Maria eine Vorbild- und Vorreiterfunktion für einen jeden Menschen übernommen – so wie der große Theologe Karl Rahner den Sinn dieses heutigen Marienfestes ausdrückt: „Geliebte Menschen, sagt der heutige Tag, sind gerettet, sind heil, sind endgültig; sie mit ihrer konkreten Geschichte, mit ihrer ganzen Leibhaftigkeit, in der ein Mensch erst er selbst ist. Kein Gespenst, keine Seele“, ein Mensch ist im vollen Heil.
Dass wir von der Aufnahme Mariens „mit Leib und Seele“ sprechen – das ist mir für unseren christlichen, katholischen Glauben sehr wichtig: denn es bedeutet, dass der Himmel nicht eine Negierung, eine Verneinung der menschlichen Bedürfnisse ist, sondern deren Erfüllung. Der eigentliche Inhalt des heutigen Festes ist daher die Auferstehung – und dass sie nicht nur ein fromme Hoffnung, sondern Realität ist, das will das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel ausdrücken.
Wie die Auferstehung aussieht, wie dies vor sich geht: wir wissen es nicht; wir können es uns nicht vorstellen. Es bleibt uns der Glaube, dass der Tod zwar das letzte Wort in diesem Leben auf Erden hat; dass er aber nicht Gottes letztes Wort ist. Denn das letzte Wort Gottes ist das Wort der Liebe; es ist das Wort, mit dem er die Menschen geschaffen hat, liebt und zu sich heimholt.
Maria ist uns somit um diesen einen Schritt voraus: Sie ist bei dem Ziel angelangt, auf das hin wir unterwegs sind; unterwegs mit der Hoffnung, wie Karl Rahner sie formuliert: "Geliebte Menschen sind gerettet, sind heil, sind endgültig."
Maria, mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen
Fest der Entschlafung
Das Fest des heutigen Tages stammt aus Zeiten, in denen wir Christen mit der Ostkirche noch eins waren. Es hieß Entschlafung Mariens. Bald nach dem Konzil von Ephesus vierhunderteinunddreißig, auf dem Maria der Titel „Mutter Gottes“ zugesprochen wurde, feierte man in der Ostkirche ab dem sechsten und in der römischen Kirche seit dem siebten Jahrhundert am fünfzehnten August die "Entschlafung Mariens". Der Kirchenvater Johannes Damaszenus schreibt aus jener Zeit: „Heute wurde die heilige Jungfrau, ein lebendiger Himmel, aufgenommen in das Himmelszelt. Denn wie konnte jene den Tod schauen, aus der das wahre Leben ausgeströmt ist? Wie hätte auch die Unterwelt sie aufnehmen können, wie hätte Verwesung ihren Körper erfassen können, in dem das Leben selber gewohnt hat?“
Aus dem Fest der Entschlafung Mariens wurde der heutige Festtag, die „Aufnahme Mariens in den Himmel“, nicht wie es im allgemeinen Sprachgebrauch heißt: "Mariä Himmelfahrt", denn Maria fährt nicht aus eigener Kraft in den Himmel auf, sondern wird von Jesus aufgenommen. Daher heißt der offizielle Name des Festes ,,Aufnahme Marias in den Himmel". In der Schrift steht darüber nichts." Doch die Kirchenväter, der ersten Jahrhunderte sprechen vielfach darüber.
Verwandlung des ganzen Menschen
Gott schuf Maria, um Mutter und Wohnstatt seines Sohnes zu werden. So gestaltete er den Menschen in seiner schönsten Gestalt, besonders begnadet: ohne die Schrammen und Makel der Ur-Sünde, die unbefleckte Jungfrau. Ihr "Beitrag" war das Ja zum Wirken Gottes an Ihr. Sie hat sie sich nicht irreleiten lassen. Sie blieb auf Gott ausgerichtet, Sie war immer oben, wenn auch im Kampf um den Glauben in furchtbarer Not, besonders unter dem Kreuz. Da verwirklichte sie ihre Berufung in der reinsten und tiefsten Hingabe an Gott, als sie ihren Sohn verlor.
Wo der Glaube und die Liebe ganz rein und vollkommen werden, ganz Hingabe, da verwandelt Gott den Menschen. Gott verwandelt in Maria nicht nur den inneren Menschen, den Geist allein, nein, er wandelt auch den Leib, der den Erlöser getragen hat. Sie ist verklärt wie Jesus, mit Geist und Leib. Im Tod findet Maria mit Seele und Leib ihre Heimat im Himmel. Und wie Jesus mit Leib und Seele verklärt und auferstanden ist, so auch Maria, seine Mutter.
Vollendung des Menschen
Auch wir werden auferstehen. Nicht nur unser Geist, auch unser Leib. Durch die Taufe sind wir gnadenhaft ins neue österliche Leben hineinversetzt. Auch unser Leib besitzt den Keim der künftigen Auferstehung. Trotz unserer Sünden. Maria setzt alles dran, dass auch wir den Weg nach Oben schaffen.
Der Hl. Pfarrer von Ars hatte einen verständlichen Vergleich. Er sagte: „Der Mensch ist für den Himmel geschaffen. Der Satan hat die Leiter zerbrochen, die dorthin führte. Unser Herr hat uns mit seinem Leiden eine neue gemacht... Die allerseligste Jungfrau steht oben an der Leiter und hält sie mit beiden Händen fest" Ein schönes und tröstendes Bild! Auch uns hält Maria einmal die Leiter hin, da kann sonst niemand, auch nicht die Hölle dran. Aus der Sünde kann der Mensch durch Jesu Gnade und Mariens Hilfe errettet und heil werden.
Wenn uns einmal das letzte Stündlein schlägt, ist Maria da. Wie Christus, wie Maria, werden auch wir entschlafen, verwandelt und mit Leib und Seele aufgenommen in den Himmel. Erst dann kommt unser Menschsein ans Ziel: wir werden – wie Christus –neue, vergöttlichte Menschen. Wir werden die sein, die Gott schon sah, als er uns ins Leben rief auf diese Erde, vollendet als ganze Menschen, in Christus, mit Maria.
Ein Bild der Hoffnung über den Tod hinaus
Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg
Die Erinnerung an zwei Kriege soll der Beginn der Gedanken zum heutigen Fest sein:
der 2. Weltkrieg und der Dreißigjährige Krieg! Sicherlich erwartet niemand an diesem Festtag „Mariä Aufnahme in den Himmel“, an furchtbare Kriege mit Abermillionen Toten erinnert zu werden. Und doch gehört das Leid, die Not, die Brutalität dieser beiden Kriege zu diesem Fest: Aufnahme Mariens in den Himmel, mit Leib und Seele!
Mit diesem Marienfest wird eine tiefe Sehnsucht der Menschen nach einer heilen, unversehrten, einer ganzen Welt angesprochen. Wer möchte schon verkrüppelt, hässlich, vom Krieg gezeichnet auf dieser Welt herumlaufen. Ist es nicht so, dass wir alle eher hübsch sein möchten und unversehrt, im Ganzen, so wie wir sind angenommen und auch aufgenommen werden möchten?
Die Barockzeit, vor allem im Früh- und Hochbarock, also jene Zeit, in der der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen einen Großteil Europas in Geißelhaft nahmen, hat den damaligen Menschen den „Himmel geöffnet“. Es hat ihnen eine Welt gezeigt, von der die meisten vielleicht nicht einmal träumten. Natürlich war diese Ikonographie eine gezielte Maßnahme der Gegenreformation. Doch ist sie nicht ohne den damaligen Auseinandersetzungen, die im Dreißigjährigen Krieg ihren Höhepunkt erreicht haben, zu verstehen. Und vor allem entstanden in dieser Barockzeit jene – oft großformatigen - Gemälde von der »Aufnahme Mariens in den Himmel«, die wir heute noch in Kirchen und Museen bewundern können.
Eine Welt des Jubels, der Freude, des Lichtes!
Das Motiv der Aufnahme von Maria in den Himmel war damals ein Hoffnungsbild für jene Menschen, die nicht unversehrt, sondern gezeichnet von Krieg und Zerstörung, in ein neues politisches Gefüge hineinwachsen mussten. Für sie war mit und durch die Aufnahme Marias der Himmel offen, die Sehnsucht nach Annahme, so wie sie sind, wurde hier vor ihren Augen im Kirchengebäude sichtbar. Es war eine Verkündigung, die Menschen wieder hoffen ließ. Sie wurden – so wie Maria in diesen Bildern – von Gott erwartet. Es eröffnete sich für sie bildlich „eine Welt“ des Jubels, der Freude, des Lichtes!
Machen Sie sich die Mühe und schauen Sie sich in der nächsten Zeit ein Gemälde „Mariä Himmelfahrt“ aus der Barockzeit an. Im deutschsprachigen Gebiet, vor allem in Süddeutschland und in Österreich gibt es in vielen Kirchen diese Darstellung. Tauchen Sie ein in die Geheimnisse dieser Ikonographie. Als Betrachter, Betrachterin werden Sie „fast automatisch“ in ein Bildprogramm der Barockkunst mit einbezogen. Sie werden buchstäblich erwartet, um am dargestellten Geschehen teilzuhaben.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
So hart es nun klingen mag, der 2. Weltkrieg, die über 50 Millionen Tote, sein Ende 1945, wo die Hoffnung in weiten Teilen Europas auf null gesunken war, wenn man dies so sagen darf, soll im Zusammenhang mit diesem Fest nicht unerwähnt bleiben. Bereits ein Jahr nach Kriegsende, 1946, beginnt Papst Pius XII. die Bischöfe zu befragen, ob die jahrhundertelange christliche Glaubenstradition von der Aufnahme Marias im Himmel mit Leib und Seele als Dogma zu verkündigen sei. Seinem Anliegen – passend in dieser Zeit nach dem furchtbaren Morden und Töten, Vernichten und Auslöschen – stimmt die große Mehrheit der Bischöfe zu. 1950 wurde dann von Papst Pius XII. das Dogma der „Aufnahme Mariens im Himmel“ verkündet. Wieder wird die Sehnsucht nach einem unversehrten Leben, der Annahme der Menschen in ihrer Würde und in ihrem Sosein, wie sie sind, angesprochen und in dem Dogma für das entstellte Europa implizit ausgesprochen.
Angenommen werden, aufgenommen werden in der Gemeinschaft der Menschen, im Haus des Lebens, ist Gottes Anliegen, seine Option uns Menschen gegenüber. Dieses Gottesbild zu verkündigen ist wichtig, sehr wichtig sogar in einer unruhigen Zeit, wie sie viele Menschen momentan erleben oder sehen. Es ist ein Bild der Hoffnung über den Tod hinaus. Das heutige Fest erinnert an die Zusage Gottes: du bist angenommen, ich bin für dich da!
Aus Anlass der Ausstellung Rubens 2017 (Eröffnung Herbst 2017) im KHM, Wien, ein Gemälde aus dem KHM: „Mariä Himmelfahrt“ von P. P. Rubens, um 1613/20, barockes Gemälde.
Die Darstellung folgt dem Bericht aus der „legenda Aurea“. Es handelt sich hier um ein Altarbild aus der ehemaligen Jesuitenkirche in Antwerpen. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens von den Habsburgern im Jahre 1776 wurde es für die eigenen Gemäldegalerie angekauft.
Legenda aurea
Durch die »Legenda area« (= die goldene Legende) aus dem 13. Jhdt. kam es zur Verbreitung einer bestimmten Vorstellung von der Entschlafung Mariens und von ihrer Aufnahme in den Himmel.
In der christlichen Ikonographie begegnen wir fast ausschließlich diesen beiden Erzählungen:
die Apostel, die sich einerseits um das Totenbett bei der Entschlafung Mariens versammeln (sie wurden alle von Engeln zum Totenbett geholt) und der »Seele Mariens« kleinfigürlich dargestellt, die von Christus im »Himmel« empfangen wird, andererseits blicken die Apostel im Freien himmelwärts, während Maria von Engeln in den Himmel getragen, gehoben wird. Dort wird sie „nur“ von Christus oder von der Dreifaltigkeit empfangen (oft schon mit vorbereiteter Krone für die »Krönung Mariens«).
Foto: Hannelore Jäggle
Nichts ist umsonst! - Ein Fest gegen die Entwertung des Menschen
Modern Times
Sie gehört für mich zu den bemerkenswertesten Szenen der Filmgeschichte - und ich nehme an, dass auch Sie die Bilder kennen: Charlie, der Akkordarbeiter, kommt zwischen die großen Zahnräder einer riesigen Maschine und wird von ihnen nach vorwärts und nach rückwärts gequetscht - bis ihn die Maschine wieder ausspuckt. Dieser Slapstick stammt aus dem Charlie-Chaplin-Film „Modern Times“. Chaplin spielt darin einen Heimatlosen, der durch Akkordarbeit am Fließband zu Geld kommen will und dabei Opfer der modernen Zeit wird: mit ihrer enormen Beschleunigung und all ihren Normierungen. Am Ende der Szene wird Charlie verrückt. Überall sieht er Menschen, bei denen Schrauben locker sind - und die er nun anzuziehen versucht. Der Tramp muss deshalb in eine Nervenheilanstalt. Nach einiger Zeit entlässt ihn der Arzt mit dem zweifelhaften Ratschlag: „Take it easy!“.
In dem Chaplin-Film aus dem Jahr 1936 steckt für mich eine bis heute aktuelle Botschaft: Wenn der Mensch nicht mehr als Mensch wahrgenommen wird und als „zweitrangig“ gilt, kommt er unter die Räder. Er geht unter. Er geht verloren. Das Fest „Mariä Himmelfahrt“ knüpft genau bei dieser Erfahrung an. Am Beispiel Mariens bringt die Kirche allerdings im Kontrast dazu die Hoffnung ins Spiel, dass jeder Mensch und dessen Leben - und sei es noch so bruchstückhaft, so klein und so vorläufig - nicht wertlos ist. Gegen die Logik des Entsorgens und Entwertens hält der Glaube an der Überzeugung fest: Der Mensch steht im Mittelpunkt, mit seiner Würde, seinen Eigenheiten, seinen Grenzen und seiner Geschichte. All das hat in den Augen Gottes bleibenden Wert. Ohne Ostererfahrung wären diese Hoffnung und dieses Vertrauen jedoch nicht möglich und nur ein leeres Versprechen!
„Nach dem zu trachten, was droben ist“ (Kol 3,2)
Dementsprechend dürfen wir heute auf dem jahrtausendealten Fundament des biblischen Auferweckungsglaubens unseren Blick in den Himmel lenken, auf das hin, was uns Menschen von Gott her zugesagt ist. Das Fest „Mariä Himmelfahrt“ fordert uns heraus, ganz im Sinn von Kolosser 3,2 „nach dem zu trachten, was droben ist“. Das aber bedeutet nicht, abzuheben, der Erde den Rücken zuzuwenden, sich von der Welt zu verabschieden. Im Gegenteil! Dieser Blick nach oben schärft unseren Blick für die Welt. Er macht uns leidenschaftlich für das Diesseits, nicht gleichgültig! Dieser Blick in den Himmel stärkt unseren Mut zur Menschlichkeit und vertröstet nicht auf ein Danach. Oder mit den Worten Dietrich Bonhoeffers aus einer Predigt aus dem Jahr 1932:
„Daran entscheidet sich heute Gewaltiges, ob wir Christen Kraft genug haben, der Welt zu bezeugen, dass wir keine Träumer und Wolkenwandler sind. ...Dass unser Glaube wirklich nicht das Opium ist, das uns zufrieden sein lässt inmitten einer ungerechten Welt. Sondern dass wir, gerade weil wir trachten nach dem, was droben ist, nur umso hartnäckiger und zielbewusster protestieren auf dieser Erde. Protestieren mit Worten und Taten, um um jeden Preis voranzuführen.“
Aufstand für das Leben
Das Fest „Mariä Himmelfahrt“ zielt somit auf unser Tun, auf unser Handeln, auf unseren Einsatz für eine gerechtere Welt ab. Wer den Himmel - und insbesondere den Auferstanden und dessen Gott - im Blick hat, der steht für das Leben auf und für Gerechtigkeit ein: gegen jede Art von Entwertung und Entsorgung des Menschen. Nicht umsonst ist im Wort „Auferstandener“ der Begriff „Aufstand“ enthalten. Das Gleiche gilt aber auch im Blick auf Maria. Wer auf Maria schaut, sich an dieser Frau und ihrem Leben orientiert, dem begegnet ebenfalls dieser Einsatz für Menschlichkeit. So durfte beispielsweise zur Zeit der Militärdiktatur in Argentinien das „Magnifikat“ nicht bei öffentlichen Versammlungen gesprochen werden. Es wirkte für die Machthaber zu bedrohlich. Denn unmissverständlich zeigt dieser Lobpreis Mariens, wie sehr Gott gerade diejenigen am Herzen liegen, die ausgebremst, an den Rand gedrückt und mundtot gemacht werden. Maria - eine leidenschaftliche Zeugin für die leidenschaftliche Liebe Gottes zu den Schwächsten. Und gerade diese Frau ist - so die Botschaft des heutigen Tages - in den Himmel aufgenommen und von Gott angenommen worden. Es ist also gut, „nach dem zu trachten, was droben ist“, was Zukunft hat, worauf es ankommt.
Kräuter-Wünsche
Zum Abschluss meiner Predigtgedanken folgen Wünsche, die ich - anlassbezogen - mit Hilfe von Kräutern zum Ausdruck bringen möchte, die ja an diesem Tag in vielen Kirchen gesegnet werden.
- Ich wünsche uns, dass der Blick in den Himmel wie jene Kräuter wirkt, die appetitanregend sind - und Appetit auf ein Leben in Fülle macht, jetzt schon.
- Ich wünsche uns, dass der Blick nach oben bitteren Kräutern gleicht. Denn diese lassen uns nicht vergessen, dass insbesondere jene Menschen einen Platz bei Gott haben, denen Bitteres widerfährt. Auch wir sollen an ihrer Seite sein, immer wieder aufs Neue.
- Ich wünsche mir, dass der Blick in den Himmel den heilenden Kräutern entspricht: Mögen wir durch die verheißene Begegnung mit Gottes befreiendem „Ich-bin-da“ schon heute geheilt werden von Zynismus und Hartherzigkeit.
- Und schließlich wünsche ich mir, dass wir bei unserem Weggehen aus dieser Welt ebenso den Geruch von Weite und Menschlichkeit, Respekt und Einfühlungsvermögen hinterlassen dürfen. So wie es die Legende vom Grab Mariens erzählt, aus dem der Wohlgeruch von Kräutern aufgestiegen sein soll. - Amen!
© Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung/Diözese Linz
Mariens Aufnahme in den Himmel
Marias Ja zum Willen Gottes
Maria hatte zu Gottes Plan, Gottesmutter zu werden, Ja gesagt, obwohl sie sich in keiner Weise vorstellen konnte, was mit ihrem Ja im Einzelnen auf sie zukommen würde. Dass es sich um den Willen Gottes handelte, genügte ihr für ihr Ja. Aber die Schwierigkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Josef beginnt darüber nachzudenken, wie er sich von ihr trennen kann. Ihre Eltern und Verwandten werden ihr sehr skeptisch gegenüber gestanden haben: »Empfangen vom Hl. Geist« – wer soll das glauben? Noch nie hat es so etwas gegeben. Maria gerät in Not. Sie kann nicht beweisen, dass sie die Wahrheit sagt. Wie nur kann sie sich Luft verschaffen und Anerkennung finden?
Bei diesem ringenden Suchen werden ihr die Worte des Engels eingefallen sein, der erwähnte: Bei Gott ist Unvorstellbares möglich. Und als Beispiel nannte er ihre bereits im sechsten Monat schwangere Verwandte Elisabeth, die ein Leben lang unfruchtbar war. Nicht im fortgeschrittenen Alter, was man als eine Spätentwicklung deuten könnte, sondern hochbetagt wird ihr Mutterschaft geschenkt. Zu ihr macht sich Maria auf den Weg. Von Elisabeth erhofft sich Maria, dass ihren Worten »empfangen vom Hl. Geist« geglaubt wird.
Und sie hat Glück. Elisabeth hat Gottes Güte und Erbarmen erfahren und weiß: Bei Gott ist nichts unmöglich. So kann sie an das Wirken Gottes auch bei Maria glauben. Es wird berichtet: Als Maria das Haus betritt, wird Elisabeth vom Hl. Geist erfüllt und erkennt in Maria die »Mutter des Herrn«. Feinfühlig nimmt sie bei der Begrüßung Mariens das Hüpfen des Kindes in ihrem eigenen Leibe wahr. Elisabeth deutet es als zusätzlichen Hinweis Gottes für sie, in Maria eine Begnadete Gottes zu sehen. So bricht sie in einen Lobpreis auf Maria aus. Als Segen, als Geschenk erlebt Elisabeth den Besuch Mariens in ihrem Haus. Sie, Elisabeth, die oft weinen musste, weil sie von vielen Menschen wegen ihrer Unfruchtbarkeit geschnitten, verspottet, ja einer Strafe Gottes für heimlich begangenen Sünden verdächtigt wurde, darf der Mutter des Herrn begegnen und ihr Unterkunft und Geborgenheit gewähren. Alles in ihr jubelt. Noch oft wird sie mit Maria, die auf ihren Willkommensgruß hin einen Lobhymnus auf Gott anstimmt, diesen Lobpreis während des dreimonatigen Aufenthalts Mariens in ihrem Haus gesprochen haben.
Aufträge Gottes an uns
An Maria und Elisabeth können wir betrachten, dass Gott Aufgaben an Menschen übergibt. Maria darf Jesus Mutter sein, Elisabeth darf und soll Maria, dieses noch junge Mädchen, trösten, aufbauen, bestärken. Auch wir dürfen daran glauben und versichert sein, dass Gott Aufgaben für uns vorgesehen hat, wie klein, gering und unbedeutend man uns auch einstufen mag. Wenn wir nur genügend Gottvertrauen und Verbundenheit mit ihm aufbringen, werden wir sehr schnell verstehen und erahnen, wann sein Anruf an uns ergeht.
· Da wendet sich jemand mit einer Frage, einem Anliegen, einer Bitte ausgerechnet an uns. Es muss sich nicht um etwas besonders Großes oder ganz Wichtiges handeln. Aber dass er ausgerechnet zu mir kommt, sollte uns nicht entgehen. Es könnte ein Auftrag an uns sein.
· Ich begegne dem Nachbarn, der ein bisschen komisch ist und daher von allen geschnitten und gemieden wird. Verstehe ich die neuerliche Begegnung mit ihm, die ich nicht angestrebt habe, als Anruf, eine Annäherung zu versuchen, um die vorhandene Kluft zu verkleinern?
· Wir geraten in ein Gespräch, das sich immer mehr hochgeschaukelt, weil nur noch die Gegensätze geschildert und benannt werden. Fühle ich mich angesprochen, das Gemeinsame zu benennen und nach einem Vorschlag Ausschau zu halten, wie ein friedliches Miteinander trotz unlösbarer Gegensätze gestaltet werden kann?
· Ich stelle fest: Ich bin nicht so eng in die Arbeit eingebunden, dass mir überhaupt keine Zeit mehr bliebe, entsprechend meiner Kraft Hilfe anzubieten. Fühle ich mich herausgefordert anzupacken, Gutes und Wertvolles mitzugestalten?
Achten wir die Aufträge Gottes an uns nicht gering, auch wenn sie nicht die Größe haben, die an Maria und Elisabeth ergingen. Die Liebe in ihrer Vielfalt immer wieder in den Alltag einbringen ist in der Summe eine große Aufgabe, auch wenn sie sich aus vielen kleinen Begebenheiten und Situationen zusammensetzt. Wer im Großen wie im Kleinen Ja sagt zum Willen Gottes und den sich ihm stellenden Aufgaben, der wird wie Maria Aufnahme in den Himmel erfahren. Das ist die Botschaft, die jeden von uns erreichen und bestärken soll.
Diese Zusage Gottes an uns gilt es neben der Verehrung Mariens am heutigen Tag in besonderer Weise zu feiern. Wie Maria und Elisabeth hat Gott auch uns dazu erwählt, zum Heil der Menschen beizutragen. Mit dieser beglückenden Gewissheit im Herzen sollten wir jedes Jahr das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel feiern, nach der Liebe jeden Tag streben und so vertrauensvoll unserem eigenen Fest der Aufnahme in den Himmel entgegengehen.
Maria - Bild vom rettenden Sieg unseres Gottes
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Mariensäule, Blaues Kreuz, Neusiedl am See, Burgenland. Maria Immaculata auf Weltkugel mit Schlange, quadratischen Pfeiler mit Akanthus-Volutenkapitell. 2. Hälfte 18 Jhdt. |
Beliebte Mariendarstellungen
Die Lesungen des heutigen Marienfeiertages lassen uns teilhaben an gewaltigen Vorstellungen, Bildern über Maria, aber auch am Bild von einer starken, gewaltigen Frau in der Lesung aus der Apokalypse.
Die fantastische Basilika Santa Maria Maggiore in Rom bietet alles zum heutigen Marienfeiertag in Bildern dargestellt an: ob Mariä Himmelfahrt als Relief von Pietro Bernini oder die Frau aus der Apokalypse mit ihrem Mond und den Sternen von Ludovico Cigoli! So künstlerisch schön und wertvoll die Mariendarstellungen in Santa Maria Maggiore sind, so muss doch niemand deswegen nach Rom reisen; wir finden sie auch in vielfältigen Variationen an anderen Orten des Weltgeschehens.
In Wien am Platz Am Hof ist eine wunderschöne Mariensäule, in München am Marienplatz steht ebenfalls eine. Die beliebte Mariendarstellung mit Mondsichel, Sternenkranz, Weltkugel und Schlange finden Sie auch in Museen, in Kirchen, sicherlich auch in ihrer Nähe, wo sie wohnen.
Das Bild einer starken Frau
Falls sie Zeit haben, gehen sie hin und schauen sie sich das Gesicht einer solchen Marienstatue, eines solchen Gemäldes mit der Mondsichelmadonna oder der Immaculata mit dem Sternenkranz und der Mondsichel zu ihren Füßen an! Vergleichen sie es mit dem eben gehörten Text, vor allem mit dem Vers 2 aus dem 12. Kapitel: „Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.“
Sie werden staunen, was aus dieser gewaltigen Frau, wie sie der Visionär der Apokalypse sieht, in der christlichen Ikonographie geworden ist. Nichts verrät mehr, wen Johannes, dem Schreiber dieser Vision der Endzeit, vor seinem inneren Auge hatte: das Bild vom Volk Israel – die zwölf Sterne weisen auf die zwölf Stämme Israels hin -, welches Christus, den Messias, den Gesalbten Gottes hervorbrachte. Dabei greift er auf die Propheten Jesaja und Micha zurück. Bei Jesaja heißt es: „Noch ehe die Frau ihre Wehen bekommt, hat sie schon geboren; ehe die Wehen über sie kamen, brachte sie einen Knaben zur Welt.“ Und der Prophet Micha beschreibt ein drohendes Szenario in folgendem Bild: „Jetzt aber, warum schreist du so laut? Gibt es keinen König bei dir? Ist kein Berater mehr da, dass dich Wehen ergreifen wie eine gebärende Frau?“
Sie werden dieses Bild der „ schmerzerfüllten Frau“ von den Propheten Jesaja und Micha und des Sehers Johannes in all den Bildern, Statuen der Mondsichelmadonna nicht mehr erkennen. Da ist etwas passiert: im Laufe der Geschichte hat man in der Frau nicht mehr „das Volk Israel“ gesehen, sondern „die Kirche“ und durch die im Mittelalter sich ausbreitende Marienverehrung, Maria, die Mutter Jesu…
Das andere Frauenbild in der Bibel
Da kommt die Frage auf: welches Frauenbild hatten die Propheten und auch der Visionär Johannes, dass sie ihr, „einer Frau“, den Schmerz ihres Volkes zumuten, dass sie nicht stumm ist, nicht schweigen muss, sondern laut aufschreien kann?
Diesem biblischen Bild von Frau möchte ich hinzufügen: es sind Männer, die hier ihre Bilder in Worte gefasst haben. Nicht schweigen, nicht das Leid vertuschen, sondern das, was an Unerhörtem passiert, darf herausgeschrien werden von einer Frau. Es ist das Bild des Geburtsvorganges, der nur durch Frauen erlebt wird, nur Frauen erfahrbar ist.
Die Propheten und auch der Schreiber der Apokalypse nehmen dieses schmerzhafte Geschehen in ihrer Erzählung über das Volk Israel als reales Bild. Das konnten die Menschen verstehen, die Geburt eines Kindes war kein Geschehen, das weit von zu Hause stattfand.
Eine Botschaft vom rettenden Sieg unseres Gottes
Und das Kind? Es wird gerettet, auch seine Mutter, die gewaltige, starke Frau! Sie findet einen Ort der Zuflucht und sie hört eine Stimme im Himmel rufen: „Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten.“
Mit Leib und Seele im Himmel
Wir leben in einer vielfach bedrohten Welt
Vor wenigen Tagen wurden wir an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 70 Jahren erinnert. Der 6. August 1945 markiert den Beginn der atomaren Aufrüstungsspirale. Und obwohl der Ruf "Nie wieder!" einhellig ertönt, haben die Staaten, die über Atomwaffen verfügen, das vielfache Potential, die ganze Erde zu vernichten. Trotz Abrüstungsverträgen und -appellen drängen neue Staaten in den Kreis derer, die mit Atomwaffen den Rest der Welt erpressen können.
Doch der Einsatz von Atomwaffen ist nicht die einzige Bedrohung der gegenwärtigen Menschheit. Wohin der Klimawandel uns noch führen wird, können wir nicht einmal erahnen. Ein viel zu heißer Sommer ist vermutlich nur ein erster Vorgeschmack des Kommenden.
Ideologische, religiöse und nationalistische Auseinandersetzungen vertreiben Millionen von Menschen aus ihren Heimatländern und hinterlassen verbrannte Erde.
Bisher unvorstellbare Wanderbewegungen aus einem armen Süden in einen reicheren Norden bedrohen unsere politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systeme.
Wissenschaft und Forschung ermöglichen Eingriffe in die Lebensgrundlagen, die in neuer Weise das Leben auf diesem Planeten zerstören könnten.
Der rettende Gott
Ich zähle all das auf, nicht um Angst zu schüren, sondern um bewusst zu machen, dass wir keineswegs in einer heilen Welt leben. Das apokalyptische Bild der Bedrohung, das uns in der Lesung aus dem Buch der Offenbarungen des Johannes vor Augen geführt worden ist, ist zwar schon zweitausend Jahre alt, aber aktueller denn je.
Die Frage ist: Wer ist mit dieser Frau und wer ist mit dem Kind, das sie gebären soll, gemeint? Da diese Lesung vornehmlich an Marienfesten gelesen wird, deuten wir sie vorschnell auf Maria. Diese Bilder und Texte aber kursierten schon vor der christlichen Marienverehrung in Kreisen, die vom Gedankengut der Apokalypse fasziniert waren, und wurden vermutlich erst danach auf Maria hin gedeutet.
In der Frau, die von dem siebenköpfigen Drachen bedroht wird, können wir zunächst einmal die von vielen Gefahren in ihrer Existenz bedrohte Menschheit sehen. Die sieben Köpfe verkörpern die vielen Gesichter der Bedrohung der Menschheit. Im Kind, das diese Frau gebiert, fließen die Messiashoffnungen der Menschheit zusammen. Die Botschaft, welche diese Bilder vermitteln wollen, ist jedoch trotz aller Angst, die sie auslösen, eine positive: Gott entrückt das Messiaskind zu seinem Thron und bringt die bedrohte Frau an einen sicheren Ort in der Wüste. Darin kommt die Hoffnung zum Ausdruck, dass Gott die Menschheit aus den verschiedenen Bedrohungsszenarien erretten wird.
Vollendung mit Leib und Seele
Das Evangelium erzählt von der Begegnung der beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth. Elisabeth, die Mutter Johannes' des Täufers, erkennt in Maria die Mutter des ersehnten Messias und preist sie selig. Das erhoffte Eingreifen Gottes ist in der Geburt Jesu aus Maria wahr geworden. An ihr und durch sie ist die Errettung der Welt und die Erlösung der Menschheit Wirklichkeit geworden.
Heute feiern wir die Aufnahme der Gottesmutter Maria mit Leib und Seele in den Himmel. Darin kommt zum Ausdruck, dass Gott die begonnene Errettung der Welt vollendet. Maria geht als ganzer Mensch, mit Leib und Seele, in die vollendete Welt Gottes ein; nicht nur irgendwie geistig oder im übertragenen Sinn. Der Glaube der Kirche behauptet, dass die Rettung der Menschheit ganz und vollständig geschehen wird. Maria hat die Vollendung erreicht, die auch uns erwartet.
Das gibt uns eine zweifache Hoffnung. Der Kampf mit dem Drachen, den wir gegenwärtig auf verschiedenen Ebenen ganz real erleben, ist nicht aussichtslos. Allerdings wird die Menschheit diesen Kampf nicht aus eigener Kraft auf sich allein gestellt gewinnen. Gott kämpft auf unserer Seite, weil ihm seine Schöpfung nicht gleichgültig ist. Darauf dürfen wir vertrauen. Darum kann auch uns die Schöpfung nicht gleichgültig sein.
Das Zweite: Die Errettung und die Vollendung der Schöpfung haben auch eine leibhafte Seite. Es geht nicht nur um einen geistigen Sieg. Die leibhafte und körperliche Realität der Schöpfung hat auch für unsere Zukunft Bedeutung. Auch wenn wir uns eine "Auferstehung des Fleisches" (noch) nicht vorstellen können, dürfen wir die leibhafte Basis unseres Lebens nicht gering schätzen. "Verherrlicht Gott in eurem Leib!" (1 Kor 6,20) ruft Paulus den Christen in Korinth zu; denn er ist "Tempel des heiligen Geistes". Der Geist Gottes wohnt in unserer leibhaften und materiellen Welt. Darum wird Gott sie retten und vollenden.
"Gott ist Fülle"
Glaubenserfahrungen verbinden
Maria, schwanger durch das Wirken des Hl. Geistes, eilt zu ihrer Verwandten Elisabeth und verbleibt dort drei Monate. Warum tut Maria dies? Warum geht sie nicht zur ihrer Mutter und bleibt bei ihr? Meine Vermutung geht in die Richtung: Maria trifft zuhause auf kein rechtes Verständnis. Man ist sich unsicher, ob man ihr glauben darf. Empfängnis durch den Hl. Geist - Wer soll das glauben? Wir wissen nicht, wieviel an Misstrauen und Schmähung Maria in ihrem Heimatdorf Nazareth auf sich nehmen musste. Bei Elisabeth fühlt sie sich geborgen.
Elisabeth ist bis in ihr hohes Alter unfruchtbar. Im alten Israel galt dies als Schande. Die meisten Gläubigen argwöhnten sogar, dass Unfruchtbarkeit eine Strafe Gottes für heimlich begangene Sünden sei. Mit viel Unrecht und Leid wird Elisabeth in ihrem Leben konfrontiert. Für ihre Unfruchtbarkeit kann sie nichts. Anstatt Mitleid mit ihr zu haben, wird sie von vielen geschmäht, verurteilt, in ihrem Wert nicht wahrgenommen. Das Bittere an Elisabeths Situation ist: Sie kann von sich aus so gut wie nichts tun, um eine positive Einstellung der Menschen ihr gegenüber zu bewirken. Sie ist ihren Mitmenschen ausgeliefert.
Elisabeth - wie Maria ganz dem Willen Gottes ergeben und selbst den Weg der Verachtung gegangen - kann nachvollziehen, wie es Maria innerlich geht. Inzwischen durch Gottes Gnade und wunderbares Wirken selbst schwanger geworden, weiß sie, dass bei Gott Unmögliches möglich ist. Mit dieser Glaubenserfahrung ist sie genau die Richtige, die das junge Mädchen Maria auffangen, trösten und ermutigen kann, ihr wunderbares Ja zu Gott mit ihrem Herzen immer neu zu bestätigen, auch wenn Menschen auf ihr herumhacken. Elisabeth, die Glaubenserfahrene, kann der jungen noch unerfahrenen Maria Stütze sein und Halt geben. Umgedreht kann Maria bei ihrer Base in die Schule gehen und sich überzeugen, wie richtig es ist, Gott die Treue zu halten gegen alles Gerede und negative Verhalten der Mitmenschen.
Zwei Frauen mit einer bewunderungswürdigen Verbundenheit und Treue zu Gott begegnen sich und stimmen einen Lobpreis an. Denn Treue zu Gott und Dank an Gott bestimmen ihr beider Wesen.
"Gott ist Fülle"
Wenn wir uns fragen, wozu könnte uns das heutige Evangelium anregen, dann steht mir als erstes Bild die lebenslange Treue der Elisabeth vor Augen. Wie viele Hoffnungen an ihr Leben musste sie begraben! Das Leben gibt ihr einen Weg vor, den sie so als junges Mädchen sicher weder erahnte noch wollte. Im Vertrauen auf Gott nimmt sie ihr Schicksal an.
Sodann kann uns das Evangelium in Erinnerung bringen: Jede Gemeinde, jede Gemeinschaft, jede christliche Gruppe braucht Menschen vom Typ der Elisabeth.
- Menschen, an denen man sich aufrichten kann;
- Menschen, die sich durch Schicksale des Lebens nicht entmutigen ließen und lassen;
- Menschen, von denen man als Vorbilder lernen kann;
- Menschen, die innerlich nicht verhärmt oder ins ständige Klagen abgerutscht sind, sondern sich Kraft und Freude erhielten, weil sie in Gott und aus Gott lebten und leben - und nicht daraus, ob ihre Wünsche und Pläne in Erfüllung gingen oder nicht.
Elisabeth trägt den Namen "Gott ist Fülle". Und dies lebt sie. Gott ist für mich Fülle - und nicht meine erfüllten Pläne, Wünsche und Erwartungen. Dies wäre auch für uns ein guter Leitspruch.
Mögen diese beiden Frauen uns Vorbild sein, unser Leben - auch mit seinen Härten - im Vertrauen auf Gott anzunehmen und immer neu in den Lobpreis auf Gott einzustimmen, trotz mancher Leiden.
Der Himmel ist nicht fern
"Wer nicht an den Himmel glaubt, wird depressiv"
Manche Menschen glauben nicht mehr an den Himmel. Sie sagen mit Heinrich Heine: "Den Himmel überlassen wir den Spatzen". C. G. Jung, ein berühmter Arzt und Psychotherapeut aus der Schweiz, wurde einmal von seinen Studenten gefragt: "Herr Professor, wo ist der Himmel?" Er gab zur Antwort: "Das weiß ich nicht. Fragt die Theologen. Aber eines weiß ich, wer nicht an den Himmel glaubt, wird depressiv".
Es stimmt, dass die Depressionen in unserer Zeit zunehmen. Eine Reihe von Menschen sieht kein Licht mehr, sie meinen keine Zukunft zu haben, glauben nicht mehr an einen Himmel. Für manche Menschen erscheint das Leben wie die Einfahrt eines Eisenbahnzuges in einen finsteren Tunnel. Sie wohnen in einem geistigen Keller. Paul Meek schreibt in dem Buch "Der Himmel ist nur einen Schritt entfernt": "Mir geht manchmal der Vergleich durch den Sinn, dass es so ist, als ob wir ein vierstöckiges Haus bewohnen würden. Die einen leben im Keller, ohne es zu wissen, dass es über ihnen drei weitere Stockwerke gibt, die lichter, wärmer und schöner sind. Für sie existieren diese drei höheren Ebenen nicht. Für andere mögen sie vorhanden sein, aber sie bleiben ihnen verschlossen, denn sie haben nicht entdeckt, dass es eine Treppe gibt, die nach oben führt. Viele leben ganz zufrieden auf den beiden unteren Fluren, dem Keller und dem Erdgeschoss. Vielleicht entdecken sie irgendwann später in ihrem Leben, dass auch weiter oben Lichtstrahlen aus einem Fenster in das Haus einfallen. Der Schlüssel zu allen Stockwerken, zu allen Bewusstseinsebenen, liegt in jedem von uns selbst und wird nicht in der äußeren Welt gefunden. Nur wem es gelingt, in die innere Welt einzudringen, wird sich seiner wahren spirituellen Identität bewusst werden, denn dann kann er das Licht in die oberen Stockwerke seines Hauses hereinlassen und wirklich 'im Licht' leben."
Wege aus dem Keller
Das Fest Mariä Himmelfahrt möchte die Menschen aus ihrem Ich, aus ihrem Keller herausholen und in die Höhe führen. Der Mensch ist als Geistwesen offen für das Unendliche, offen für das ewige Licht. Der Philosoph Heidegger spricht aus diesem Grund von der "Lichtung des Seins". Der Tunnel hat einmal ein Ende. Dann werden wir im Licht Gottes stehen, das heller als alle Sonnen ist.
Eine Reihe von Menschen hat vergessen auf Gott zu schauen, der uns ein Paradies, einen Himmel bereiten will. Eine Reihe von Menschen hat vergessen auf Christus zu schauen, der uns wie Maria unendlich glücklich machen will.
Wir bauen hier so feste und sind doch nur Gäste auf Erden. Wir haben hier keine bleibende Stätte, wir sind Vorübergehende. Die Gast-auf-Erden-Mentalität sagt uns: "Die Fülle des Lebens kommt erst, ist nur bei Gott zu finden".
C. G. Jung fragt: "Wo ist der Himmel?" Der Himmel ist Gott. Ja, er ist überall, wo man Gott Einlass gewährt. Gott will uns bei sich haben. Denn er hat uns zu seinen Kindern, zu Erben des Himmels gemacht.
So erwarte ich mit euch das ewige Licht. Dann wird die Freude grenzenlos sein, die Liebe kein Ende haben. Wir glauben der Botschaft Jesu, dass uns Gott für immer glücklich machen will. Daher singen wir mit Maria das Magnificat: "Hochpreiset meine Seele den Herrn". "Gott, deine Liebe reicht weit. Gott, deine Liebe ist ein Lied, das uns seit je zu dir zieht. Dein Atem belebt, die Schwermut flieht: Gott, deine Liebe, ein Lied (Eugen Eckert)". Der Himmel ist wirklich nicht mehr fern.
Das Schönste kommt noch
Ein Fest österlicher Freude
Das heutige Fest liebe ich von Kindheit an. Es ist ein Fest, in dem sich die ganze österliche Freude widerspiegelt, ein Fest, das uns weit über den Alltag hinaushebt. Und was Gott an Maria getan hat, will er auch an uns tun. Der Auferstandene bleibt immer bei uns und nimmt uns am Ende auf in seine Herrlichkeit (vgl. Ps 73). Ich frage mich, was ist der Mensch, dass Gott ihn so hoch erhebt, uns an seiner Seligkeit teilnehmen lässt? Wir sind doch nur ein Staubkörnchen, aber Gott schaut auf unsere Niedrigkeit und tut Großes an uns. Daher stimmt Maria im Namen der ganzen Menschheit das Magnifikat an.
Immer wieder lesen wir in der Heiligen Schrift, dass der Himmel einem ewigen Hochzeitsmahl gleicht. Gott will seinen Sohn der ganzen Menschheit, exemplarisch dargestellt am Volk Israel und der Kirche, als Bräutigam zuführen. Gottvater gibt sogar seinen Sohn hin, um die Liebe der Menschen zu gewinnen. Die Braut darf ihre Kleider im Blut des Lammes waschen. Sie erstrahlt in der Herrlichkeit Gottes. Die "Hochzeit des Lammes" (Offb 19,7; 21,9) beginnt eigentlich schon mit der Menschwerdung Gottes und findet ihre Vollendung mit der Krönung der Braut im Himmel.
Ein Fest unserer Zukunft
Wir feiern mit diesem Fest schon jetzt unsere Zukunft. Dieses Fest hat der Menschheit ein neues Gottes- und Menschenbild gebracht. Der Mensch ist ein Wesen, dem sich Gott ganz hingibt. Wie gut ist Gott. Schon jetzt kann es zu einem wunderbaren Austausch zwischen Gott und Mensch kommen.
Das heutige Fest hat daher auch eine große gesellschaftspolitische Bedeutung. Wer glaubt, ohne Gott und ohne Christus ein Paradies auf Erden zu errichten zu können, irrt gewaltig. Der Himmel ist Gott selbst und nicht der Mensch.
Lenin und Stalin meinten, den Menschen zum Glück zwingen zu müssen. Doch sie brachten nicht den Himmel auf Erden, sondern den Gulag. Es ist eine Tatsache: Wenn der Mensch von Gott, seinem Ursprung und Ziel weggeht, geht er von seinem ewigen Glück weg. Wer sich jedoch Gott nähert, ist dem Himmel nahe. Das heutige Fest sagt mir: Großes kann nur in Verbindung mit Gott geschehen.
Wir kommen von Gott und gehen zu Gott
Das heutige Fest sagt auch Tiefes über den Sinn des Lebens aus. Wir kommen von Gott und gehen zu Gott. Wir sind hier nur auf der Durchreise. Doch bevor wir zu Gott kommen, haben wir hier eine Aufgabe zu erfüllen: Leben zu entfalten und nicht zu verhindern.
Das heutige Fest ist gesellschaftspolitische äußerst relevant. Wer nämlich nicht an den Himmel glaubt, sucht auf Erden das Paradies, das er letzten Endes doch nicht findet. Denn nie sagt der Mensch: Es ist genug. Im Menschen ist ein Abgrund, den nur Gott ausfüllen kann.
C.G. Jung wurde einmal von seinen Studenten gefragt: "Herr Professor, wo ist der Himmel?" Jung hab zur Antwort: "Ich weiß es nicht, fragt die Theologen. Aber eines weiß ich: Wer nicht an den Himmel glaubt, wird depressiv". Es ist so: Wer nicht an seine Vollendung durch Gott glaubt, wird schwermütig, glaubt nicht an die Liebe, die Gott jedem schenken will.
Wer jedoch den Worten Christi Vertrauen schenkt, dass Jesus uns schon bei seinem Vater eine Wohnung bereitet hat, der bekommt immer wieder neue Kraft, dem wachsen Flügel wie einem Adler (Jes 40,31).
Das Schönste kommt erst
Der Glaube an den Himmel sagt uns: Alles Irdische ist ein Gleichnis. Das Schönste kommt erst. Ich muss daher nicht alles gesehen und gelesen haben. Ich brauche diese Welt nicht zur Gänze auskosten. Ich kann auch auf dies und jenes verzichten. Denn was Gott denen bereitet, die ihn lieben, ist unbeschreiblich.
Der Glaube an den Himmel sagt uns auch: Gott selbst wird uns trösten über die Vergangenheit, über das Leid, das wir in dieser Welt erdulden mussten. Dann werden wir versöhnt sein mit unserer Geschichte, dann werden wir aufblühen. Gott wird uns selbst ehren und verherrlichen (vgl. Röm 8,28ff).
Doch immer wieder höre ich, den Himmel sollen wir den Kindern und Spatzen überlassen. Das Wort Himmel mag antiquiert sein, aber dem Inhalt nach ist dieser Begriff ein Schlüsselwort. Himmel ist nichts anderes als die Fülle des Lebens, unsere Krönung und Vollendung durch Gott. Gottes Verheißung gemäß erwarten wir einen "neuen Himmel und eine neue Erde" (2 Petr 3,13). Ich kann diesen Satz der Heiligen Schrift nicht ausradieren. Himmel heißt: Gott und die Menschen werden zusammen leben und alles miteinander teilen.
Wenn ich vom Himmel spreche, kann ich nur stammeln. Der Himmel ist zunächst das Reich Gottes, also der Bereich Gottes, dessen Zugänglichkeit uns nur geschenkt werden kann. Freude, Begeisterung und Jubel gehören daher in der biblischen Überlieferung zum Kernbestand religiöser Erfahrung.
Sehnsucht nach dem Himmel
Bernadette Soubirous hat 1858 in Lourdes die Gottesmutter von Angesicht zu Angesicht gesehen. Sie sagt: "Wer die Gottesmutter nur einmal gesehen hat, möchte am liebsten gleich sterben, um sie wieder zu sehen". Anderer Heiligen sagen Ähnliches: "Wenn wir wüssten, was uns im Himmel erwartet, würden wir vor Freude sterben. Für eine Sekunde im Himmel, lohne es sich alle Müh und Plag auf Erden auf sich zu nehmen".
Weil aber unser Leben auf Erden kein Paradies ist, gibt es Menschen, die aussteigen und Drogen nehmen. Momentan fühlen sie sich high, aber auf Dauer gesehen, werden sie psychisch und physisch ein Wrack. Psychologen behaupten daher: Der Mensch braucht eine Idee, für die es sich auch lohnt, zu sterben. Kann diese Idee der Glaube an den Himmel sein? Ja. Gott ist der Himmel und Gott ist jedes Wagnis wert.
Ich fragte einmal eine todkranke Frau: "Was erwarten sie sich noch vom Leben?" Da sagte sie zu mir: "Hier erwarte ich nichts mehr. Aber das Leben bei Gott erwartet mich". Wenn ich das auch sagen kann, dann werde ich lachen, wenn ich sterbe.
Mit Leib und Seele in der Herrlichkeit Gottes
Bis an die Grenzen des Möglichen gehen
Als am 14. Oktober 2012 Felix Baumgartner den Sprung aus 39 km Höhe wagte und heil auf der Erde landete, saß auch ich gebannt vor dem Fernseher und hielt den Atem an. Extremsport liegt aber im Trend und fasziniert viele Menschen. Er verspricht den besonderen Kick. Es muss ja nicht gleich ein Absprung aus der Stratosphäre sein. Es reizt viele Menschen, die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit auszuloten und am eigenen Leib zu spüren, wozu der trainierte Körper fähig ist. Dass mentales Training fast genauso wichtig ist, hat sich mittlerweile auch herumgesprochen.
Es muss ja nicht Extremsport sein. Um den Körper fit zu halten, ihn zu modellieren und zu stylen, lassen sich viele viel Schweiß und Geld kosten. Notfalls muss ein Schönheitschirurg ein wenig nachhelfen. Wer nicht einen ansehnlichen Körper vorweisen kann, zählt in gewissen Kreisen nicht. Dieser wird meist auch durch eine körperbetonende sportliche Kleidung unterstrichen und zur Schau gestellt.
Es gibt aber auch das Gegenteil: "no sports"; "Sport ist Mord" pflegen andere als Grundsatz; oft als Verneinung des allgegenwärtigen Körperkults. Nicht selten wird dieser Protest auch durch ein Outfit unterstrichen, das den Körperkult verhöhnt.
Ein Weg von den Körperwelten kann man auch in ganz anderen Bereichen beobachten. Moderne Kommunikationsmittel erlauben es, sich in von der realen Welt abgehobene Kommunikationsräume zu begeben und dort eine Identität anzunehmen, die mit dem wirklichen Leben nicht mehr viel zu tun haben. Menschen tauchen von Zeit zu Zeit ab in virtuelle Welten und "leben" dort erdachte Lebensentwürfe. Sie finden Befriedigung in geistigen Welten.
Das Verhältnis zum eigenen Körper ist auch in unserer gegenwärtigen Zeit immer noch zwiespältig trotz aller Versuche, den Menschen ganzheitlich zu sehen und als unverwechselbare Person, als Einheit von Körper, Seele und Geist wahrzunehmen.
Zweispalt und Versöhnung von Körper und Geist
Ein zwiespältiges Verhältnis zu Körper und Geist hatten auch viele Menschen im ersten christlichen Jahrhundert. Das lässt sich gut beim Apostel Paulus nachlesen; und dies trotz jüdischer Denktradition, die den Menschen eher ganzheitlich in den Blick nahm. Für ihn ist der Körper irdisch, "Fleisch", und der Geist himmlisch. Allen Äußerungen des Leiblichen stand er skeptisch gegenüber. Paulus hat das nicht erfunden. Er ist ein Kind seiner Zeit. Diesen Zwiespalt gab es auch im hellenistischen Denken dieser Epoche. Einerseits erlebte der Körperkult bei den Griechen und Römern eine Hochblüte, andererseits griffen Geistesströmungen, die allem Körperlichen skeptisch gegenüberstanden, sowohl in der Philosophie wie auch in den Religionen um sich.
Umso bemerkenswerter ist, dass sich trotz dieser leibfeindlichen Tendenzen die Christen zu einem Glaubensbekenntnis durchrangen, in dem sie ausdrücklich die Inkarnation, die "Fleischwerdung Gottes" bekannten und eine Auferstehung des Fleisches erhofften. "Und das Wort ist Fleisch geworden" ist zu einem christlichen Leitgedanken geworden. Am Beginn des vierten Jahrhunderts stellte das Konzil von Ephesus klar, Maria sei "Gottesgebärerin", um keinen Zweifel an der Leibhaftigkeit und vollen Menschlichkeit Jesu aufkommen zu lassen.
Maria ist mit Leib und Seele in die Herrlichkeit Gottes eingegangen
Am 15. August feiern wir die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Obwohl Papst Pius XII. die Aufnahme Mariens in den Himmel mit Leib und Seele erst 1950 zu einem Dogma erklärte, geht es dabei um ein Anliegen, das die Christen seit frühester Zeit bewegte: Maria ist als ganzer Mensch mit Leib und Seele in die Herrlichkeit Gottes eingegangen. Dies bestärkt uns in der Hoffnung, dass auch wir mit Leib und Seele an der Herrlichkeit Gottes teilhaben werden.
Damit wird jeglicher spirituellen Abwertung des Leiblichen eine Absage erteilt, auch wenn offen bleibt, wie wir uns ein leibhaftes Leben in dieser neuen Welt Gottes vorstellen können. Dieses Glaubensgeheimnis verbietet uns jegliche Geringschätzung des Leibes aber auch jede Instrumentalisierung des Leibes. Bei aller Leibfreudigkeit weist es uns aber auch auf die Dimension des Seelischen und des Geistes hin, die ebenso Teil unseres Lebens ist, und spornt uns an, auch diese zu pflegen, zu trainieren und zu entwickeln.
Künstler haben dies der jeweiligen Kunstepoche gemäß mit Vorliebe an Maria dargestellt. Die vielen Marienbilder zeigen sie meist sehr leibhaft und dennoch in den Himmel entrückt. In uns wecken diese Darstellungen die Sehnsucht nach Vollendung als ganze Menschen mit Leib, Seele und Geist.
Wir stehen mitten in der Erntezeit. Es ist die Zeit der Reife. Mir scheint es kein Zufall, dass sich im Laufe der Geschichte diese Zeit für dieses Fest angeboten hat: Die Fülle und der Reichtum, der uns zu dieser Zeit begegnet ist ein ausdrucksstarkes Symbol dafür, dass auch unser Leben einmal bei Gott seine letzte volle Reife und Schönheit mit Leib, Seele und Geist erreichen wird. An Maria sehen wir diese Hoffnung erfüllt.
Der Mensch ist Gott wertvoll und wichtig
Mehr als Jenseitshoffnungen
Ich war schon sehr erstaunt als ich las: die Christen hatten ihren Zulauf weniger wegen ihrer Jenseitshoffnungen. Unsterblichkeit und Heilsgewissheit waren nur Teilaspekte des göttlichen Plans. Der christliche Glaube sagte dem Menschen genau, wozu die Einzelnen bestimmt waren. Der Mensch ist zu einem höheren Wesen bestimmt.
Auf dem ersten Blick hat das ein wenig dem widersprochen, was für mich der eigentliche Grund, der Kern des christlichen Glaubens ist. Unser Ziel ist es doch einmal bei Gott leben zu dürfen. Der Tod hat doch durch diesen Glauben seinen Schrecken verloren. Mit diesem Gedanken habe ich schon viele trösten wollen, die an Jesus Christus, den Auferstandenen glauben.
Das Fest Aufnahme Mariens in den Himmel kann uns aber eine Antwort auf die Frage geben, was denn so wichtig ist am christlichen Glauben. Jenseitshoffnungen - das hatten viele andere Religionen auch. Wäre es nur um Unsterblichkeit und Heilsgewissheit gegangen, dann hätte der christliche Glaube wohl nichts Neues mehr gebracht. Was der christliche Glaube den Menschen schenkt, das kann das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel zeigen.
An Maria sehe wir die Berufung des Menschen
Maria war der Mensch, der nach unserem Glauben den Willen Gottes am vollkommensten erfüllt hat. Maria wird nicht einfach verehrt, weil sie die leibliche Mutter war, sondern einzig und allein aus diesem Grund. An Maria zeigt Gott, was er mit dem Menschen vorhat. Der Mensch ist berufen, in liebender Gemeinschaft mit Gott zu leben. Darum hat Gott auf verschiedene Weise die Menschen an sich ziehen wollen. Er hat es getan, indem er in Jesus Mensch wurde. Dazu hat er Maria auserwählt, die Mutter Jesu zu werden. Maria hat Ja gesagt, nicht nur bei der Menschwerdung. Sie ist Jesus bis unter dem Kreuz treu geblieben.
Es geht nicht um eine Vertröstung auf das Jenseits: wenn es dir auf der Erde schlecht geht, dann geht es dir woanders gut. Wir dürfen voller Hoffnung wissen, dass unser Leben mit Gott bereits im Hier und Heute beginnt. Wer wie Maria Ja sagt zum Willen Gottes, wer in diese Beziehung zu Gott hineinwächst, kann schon erfahren, was es heißt, einmal bei Gott zu leben. Das erspart nicht Leid, nicht Traurigkeiten, es schützt nicht vor Krankheiten. Diese Erfahrungen zeigen auch: noch leben wir in einer unerlösten von Krankheit bestimmten Welt. Noch gibt es viele Mächte, die uns vom Glauben abbringen wollen, Mächte, die Gott zum Feind haben. Noch brauchen wir Menschen Gottes heilendes Handeln an uns.
Kräutersegnung
Darin sehe ich einen Sinn der Kräutersegnung. Wir segnen das, was uns Gott für unsere Heilung, für unser Heil geschenkt hat. Wir segnen das, was Menschen die Gesundheit, das Heil schenken soll. Wir segnen die Schönheit der Blumen, mit denen Gott das Herz der Menschen erfreut. Nicht ohne Grund schenken wir Blumen, wenn wir jemanden eine Freude machen wollen, nicht umsonst schenken wir Blumen als Dankeschön. Alles steigert die Freude am Leben. Gott zeigt doch in seinem Handeln, wer er für uns Menschen ist: ein Gott des Lebens. Was Gott tat, das tat Gott aus Liebe zu uns. Er ist ein Gott für uns, ein Gott, der das Leben will, der uns zu einem ewigen Leben erschaffen hat.
Gott hat Großes mit dem Menschen vor
Gott, der uns Menschen zu einem ewigen Leben erschaffen hat, hat auch Großes mit den Menschen vor. Das zeigt sich sehr stark im Magnifikat, dem Jubelruf. Gott handelt an Maria. Und Gott handelt an uns. Wenn Maria jubelnd ruft: "Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter", dann dürfen auch wir das singen. Wir sind als Menschen zuerst da, um Gott die Ehre zu geben.
Gott erweist sich immer wieder auch für uns als Retter. Er rettete die Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens. Jesus wird von den Engeln zuerst als der Retter angekündigt. Gott rettet auch uns aus dem Tod, der uns gefangen nimmt. Gott rettet uns von dem, was uns vom Glauben entfernen will. Wenn Maria betet: "Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut, siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter", dann sei auch uns bewusst. Gott schaut in Liebe auf uns Menschen. Aus uns selbst heraus sind wir vor Gott klein und unbedeutend.
Weil aber Gott uns als wertvoll ansieht, darum erst haben wir unseren Wert, nicht aus uns, nicht aus unseren Leistungen. Im Buch Genesis lesen wir: "Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich!" Der Beter von Psalm 8 betet: "Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschenkind, dass du dich seiner annimmst. Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott." Vor diesem Gott, der mit viel Liebe an uns gehandelt hat, da sind wir berufen, unsere Knie zu beugen. "Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig." Maria denkt hier an ihre großen Berufung, Mutter Gottes zu sein. Doch auch an uns hat Gott wunderbar gehandelt, in unserem Leben. Wir dürfen Gottes Spuren in unserem Leben entdecken. Jeder Mensch ist ein Werk der Liebe Gottes.
Jeder Mensch ist vor Gott wertvoll
Nein, ich kann und will nicht ausführlich jeden einzelnen Satz kommentieren. Mir aber zeigen diese Gedanken: wenn Gott schon so viel Liebe in die Welt und in den Menschen geschenkt hat, wenn Gott sich mit großer Liebe an die Menschen verschenkt, dann ist die Welt kein Zufall. Gott kann doch dann die Welt und den Menschen nicht dazu geschaffen haben, dass wir im ewigen Tod versinken. Ich vergleiche das mit einem Schreinermeister, der mit Liebe und Mühe einen Schrank zimmert. Niemals würde dieser Mensch seinen Schrank auch nach Jahren zerstören. Etwas Wertvolles versucht man lang zu erhalten. Jeder Mensch ist vor Gott wertvoll. Jedes Leben ist wertvoll. Das ist Grund genug für uns Christen uns für das Leben einzusetzen. Das meint das ungeborene wie auch das geborene Leben.
Wir Christen setzen uns ein für alles, was das Leben fördert und fordert. Eben weil Gott es ist, der Leben, ein erfülltes Leben und die Lebensmöglichkeiten aller Menschen fördert. Da werden "die Hungernden mit seinen Gaben beschenkt." "Die Reichen lässt er leer ausgehen." "Die Mächtigen werden vom Thron gestürzt, die Niedrigen werden erhöht." Wer "im Herzen voll Hochmut" ist, der wird zerstreut. Diese Welt Gottes ist anders als das, was wir erleben. Das ist keine Welt, die das Leben anderer beschneidet, sondern allen Menschen, unabhängig vom Reichtum, sozialer Stellung soll ein erfülltes Leben ermöglicht werden. Das heißt doch auch: wir haben andere Werte. Das sind zum Beispiel Werte, welche die Rechte der schwächeren schützen. Durch unser Leben geben wir doch Zeugnis, dass wir auf ein neues Ziel leben.
Nach dem Willen Gottes leben
Die Welt Gottes fängt schon hier an, jetzt in unserem Leben. Nämlich dort, wo wir nach dem Willen Gottes fragen. Er hat seine Welt nicht so gewollt, dass die Stärkeren, die Reichen siegen, nicht nur die Mächtigen leben können. Wo ich mich einsetze für die Menschen, da fängt auch schon das Leben an. Was ist der Wille Gottes für unser Leben, für mein Leben, für das Leben der Kirche?
Maria hat verbunden mit Gott gelebt. Wir sind dazu bestimmt, dass auch wir uns mit ihm verbinden, seinen Willen suchen. Wir sind wert und wichtig. Auch auf uns schaut Gott. Auch unser Leben möge sich bei Gott vollenden und auch weitergeführt werden.
Mariae Himmelfahrt - ein österliches Fest
Sieger und Verlierer
Die Menschen und auch die Welt werden auf verschiedene Weise eingeteilt. Eine Einteilung ist die in Sieger und Verlierer. Die Sieger, das sind die Starken, die Reichen, die Erfolgverwöhnten, denen es gut geht. Die Verlierer sind die Menschen, denen Erfolg, Besitz und bestimmte Wünsche versagt bleiben, die am unteren Rande der Skala stehen. Sieger sind strahlende Menschen, denen zugejubelt wird, die Verlierer sind die wenig beachteten Menschen. Zu den Siegern zählen diejenigen, die dem Schönheitsideal entsprechen, die gesund, schlank sind. Zu Verlierern gehören diejenigen, die ein körperliches Leiden haben. Nicht zuletzt aber ist das Alter ein Hinweis dafür, ob ich zu Siegern zähle oder ob ich zu den Verlieren gehöre. Darum versuchen auch viele Menschen sich jung zu halten. Einige lassen sich das sogar viel Geld kosten für Schönheitsoperationen. Klar: wer träumt nicht davon, auf dem Siegertreppchen des Lebens zu stehen, wo einem die Mitmenschen zujubeln und bewundern. Mir selbst ist das nicht fremd. Als Kind habe ich oft davon geträumt, ein Star zu sein. Einfach ein durchschnittlicher Mensch zu sein, ist für viele nicht attraktiv. Es sind anscheinend die Gewinnertypen, die sich in unserer Welt durchsetzen werden. Doch ist das wirklich so?
Eine Frau mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen...
Wir feiern heute das Fest Mariae Himmelfahrt. Lassen wir uns diese Frage beantworten von der Lesung aus der Offenbarung des Johannes. Schauen wir auf den Text der Lesung. Wir begegnen einer Frau. Sie ist ein großes Zeichen am Himmel. Diese Frau ist mit einer Sonne bekleidet, der Mond ist unter ihren Füßen. Ein Kranz mit 12 Sternen ziert das Haupt dieser Frau. Die 12 steht für die 12 Stämme Israels. Diese Frau, die das Volk Israel darstellt, gebiert unter großen Schmerzen ein Kind, den erwarteten Messias. Für uns Christen ist dieser Messias ja Jesus. Der Gegenpart ist ein Drache. Er will die Frau verschlingen. Das Kind wird von Gott entrückt. Gott nimmt sich dieses Kindes an. Dieses Kind soll einmal über alle Völker herrschen. Dieses Kind ist der erwartete Messias. Die Frau flieht in die Wüste. Gott hat ihr einen Zufluchtsort geschaffen.
Am Ende der Lesung hören wir den Satz, der uns aufrichten soll, der Mut macht, aus dem wir leben dürfen: "Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten." Der Drache, der eigentlich stärker ist, der die Frau bedroht hat, die ihm unterlegen ist rein menschlich gesehen, wird nicht siegen. Gott handelt souverän. Nicht der Drache, der kämpft, wird siegen, sondern die Frau, die sich ganz Gott überlässt, wird siegen.
Dem Bösen nicht hilflos ausgeliefert
Dieser Text beschreibt die Verfolgung der Christen. Doch wenn sie auch zu verlieren scheinen, weil sie verfolgt und unterdrückt sind, Johannes macht Mut: vertrauen wir auf Gott, auf sein Handeln in unserem Leben. Dann werden wir siegen und nicht eben das Böse. Dem Bösen, dem Drachen, sind wir Christen nicht hilflos ausgeliefert, wie auch weder das Kind noch die Frau dem Bösen hilflos ausgeliefert waren. Gott ist der Souverän der Geschichte, der Geschichte der Welt und auch meiner persönlichen Lebensgeschichte.
Ich gebe zu: wenn ich an die Ereignisse in der Kirche denke, dann meine ich: es sind die Christen und Christinnen, die verlieren. Wir scheinen nur noch ein kleiner Rest zu sein. Oft scheint es, als seien wir die Außenseiter. Die Botschaft von Gott scheint in unserer Welt keinen Platz zu finden. Feindesliebe, Frieden stiften, Bergpredigt, das alles ist für Menschen, die anscheinend untergehen werden in dem Konkurrenzkampf, in einer Welt, die vom Geld der Banken regiert wird. Doch, wenn wir an Gott glauben, dann ist das genau umgekehrt. Wir sind berufen zur Zuversicht, dass Gott in unserem Leben handelt. Das ist eine zuversichtliche Botschaft der Lesung.
Das Leben wird siegen
Was uns aber noch zuversichtlicher stimmen soll. Es wird das Leben siegen. Mariae Himmelfahrt ist ein sehr österliches Fest. Es zeigt uns in neuer Weise: Nicht der Tod wird siegen. Sondern das Leben wird siegen. Wir sind zu einem ewigen Leben geboren und nicht um nach dem Sterben von der Bildfläche zu verschwinden. Doch leider glauben zu viele Menschen eben daran: mit dem Tod ist alles aus. Sie leben dementsprechend auch so. Also lasst uns das Leben genießen, lasst uns möglichst viel mitnehmen. Lasst uns möglichst weit kommen. Wehe denjenigen, die da nicht mithalten können.
Paulus aber schreibt in seinem Brief an die Korinther. Wir müssen in Adam alle sterben. Der alte Mensch muss sterben. Aber in Christus werden wir lebendig gemacht. In Jesus werden wir zu neuen Menschen gewandelt. Wir sind dann nicht mehr den Zwängen der Welt unterworfen. Die Kriterien der Welt, wer denn Gewinner und Verlierer ist, die haben wir hinter uns gelassen. Es zählen die Kriterien der neuen Welt Gottes. Diese neue Welt Gottes ist das Paradies, das wir durch den Sündenfall Adams, durch den der Tod in die Welt gekommen ist, verloren haben.
Die neuen Verlierer
Diese neue Welt Gottes ist es, die siegen wird. Das ist auch die frohe Botschaft des Magnifikats, das wir im Evangelium gehört haben. Wer jetzt zu den Verlierern der Gesellschaft gehört, bei Gott ist er der Gewinner.
Maria besingt das in ihrem Magnifikat. "Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen."
Wer wird einmal Verlierer sein bei Gott? Wer sind die Hochmütigen? Es werden die Menschen sein, die meinen, sich alles selbst und ihrer eigenen Kraft zu schreiben zu dürfen. Es werden die sein, die sich nicht verdanken wollen. Und die Mächtigen? Sind sie schlecht wegen ihrer Macht? Nicht deswegen. Aber wenn sie vergessen, dass sie als Mächtige, als Inhaber von höheren Positionen zuerst Diener sind und nicht Herrscher, die ihre Macht dazu missbrauchen, andere zu unterdrücken, dann werden sie gestürzt werden. So werden die Reichen nicht wegen ihres Reichtums bei Gott zu Verlierern, sondern wenn sie vergessen zu teilen, wenn sie ihren Wert als Mensch im Reichtum sehen. Reichtum und Macht, das darf nicht zum Ziel unseres Lebens werden. Wir machen sie sonst zu unseren Götzen, zu unserem Inhalt, der uns dann beherrscht und dem wir uns unterwerfen. Diese Götzen machen uns unfrei.
Unser Lebensziel: ein Leben bei Gott und mit Gott
Heute werden wir zu dem geführt, was das wahre Ziel und der wahre Sinn unseres Lebens ist: ein Leben bei Gott und mit Gott. Lasst uns wie Maria mit Gott leben, auf Gott unsere Hoffnung setzen. Dazu sind wir berufen, reiche wie arme Menschen. Das sind die Gewinner: die auf Gott bauen und auf Gott vertrauen. Dann leben wir schon jetzt in diesem Leben in der Welt Gottes. Maria hat in ihrem Leben bereits das Heil gefunden. Dann kann auch schon jetzt viel Heilung im Leben geschehen und nicht erst nach dem leiblichen Tod.
Das ist auch der Sinn, der hinter der Kräutersegnung steht. Die verschiedenen Kräuter bedeuten Heilung der verschiedenen Krankheiten. Alles wurde von Gott geschaffen. Gott handelt durch vielerlei Zeichen in unserem Leben, durch alles, was Gott erschaffen hat. Das alles ist geschaffen, weil Gott ein Gott des Lebens ist.
Darum wird alles einmal besiegt werden, was Leben zerstört oder was nicht lebenswert ist, ganz besonders der Tod. Sicher: solange wir in dieser Welt leben, sind wir Teil von ihr, sind wir verwoben in ihren Fragen und Sorgen. Solange wir in dieser Welt leben, können wir bedrängt werden. Doch haben wir Mut. Gott hat alles besiegt, besonders den Tod. Weil Gott den Tod besiegt hat, können wir mit Gott im Bunde nur siegen, und wir können nur mit Gott im Bunde siegen.
Es führte zum Sieg, was gar nicht nach Sieg aussah
Der Kampf zwischen Gut und Bös
Es gibt ein Volksschauspiel mit dem Titel "Der Drachenstich." Ein riesiger, Feuer speiender Drache versetzt die Volksscharen in lähmende Angst. Dieses mythische Ungeheuer ist zwar nicht in konkreter Gestalt nachweisbar, aber es ist der Inbegriff für schlimme Erfahrungen wie kriegerische Überfälle, Terror, Krankheit, Schicksalsschläge und Zeiten gottfeindlicher Diktaturen mit Grausamkeiten. Held und Sieger über das Böse wird in diesem Schauspiel schließlich ein tapferer Ritter, der dem Drachen den tödlichen Stoß versetzt.
Vielleicht sind Ihnen Ähnlichkeiten zur heutigen Lesung aufgefallen. Dort erscheint ein Drache, groß und feuerrot mit sieben Köpfen und zehn Hörnern. Satanische Vernichtungswut spricht aus diesen Zeichen. Der Schweif fegt ein Drittel der Sterne vom Himmel. Dies ist ein Bild für das Weltgericht.
Diesem Drachen steht eine Frau mit ihrem neugeborenen Sohn gegenüber. Auf ihn hat es der Drache abgesehen. Denn in diesem Kind verbirgt sich die Macht, die dem Satan den tödlichen Stoß versetzen kann. Wehrlos wären Mutter und Kind dem dämonischen Monster ausgeliefert. Aber Gott selber steht auf ihrer Seite.
Und Gott hat Großes gewirkt an dieser Frau. Er hat sie mit der Sonne umgeben. Der Mond ist unter ihren Füßen. Durch Gottes Großtaten wird Maria erhoben über die gesamte Schöpfung. Um ihr Haupt strahlt ein Kranz von zwölf Sternen. Diese versinnbilden die zwölf Stämme des auserwählten Volkes und damit alle Gotteskinder, die zu Christus gehören wollen.
Die heutige Lesung ist geprägt vom Kampf mit den feindlichen Mächten. Schon am Anfang der Bibel ist vom Ringen mit der Macht des Bösen die Rede, wo Gott zur Schlange spricht: "Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deiner und ihrer Nachkommenschaft." Diese Auseinandersetzung zieht sich durch die gesamte Bibel. Das Gute muss sich bewähren. Es fällt einem nicht tatenlos in den Schoß.
Sieg ist verheißen, obwohl es äußerlich ganz und gar nicht danach aussah.
So wie Maria ist auch den Glaubenden und der Kirche als ganzer die Überlebenskraft und der Sieg von Gott her verheißen.
Petrus, der erste im höchsten Amt der Kirche, bekommt die Zusage: "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen."
Es siegte eine wehrlose Frau mit einem hilflosen Kind gegenüber einem riesigen Raubtier.
Es siegten die zwölf Apostel als einfache Männer gegen die Weltmacht der Römer.
Sieg ist verheißen den Waffen des Hl. Geistes wie Glaube, Gerechtigkeit, Güte, Hoffnung und Liebe gegenüber den Waffen der Gewalt und Unterdrückung, des Hasses, der Zerstörung und des Todes. Sieg wurde errungen, wo es äußerlich gar nicht danach aussah:
Da wurde in Maria eine Frau gekrönt, die einfach und unauffällig ist. Da wurde ein Lebensweg gekrönt, der unserem Alltag sehr ähnlich ist. Von sich aus konnte Maria mit nichts Besonderem auftrumpfen. Sie wohnte in einem völlig unbekannten Flecken. Ihr Leben war geprägt von der täglichen Arbeit. Wenn sie heute leben würde, fände man sie mit ihrer Einkaufstasche im Supermarkt an den Regalen die Preise und die Sonderangebote vergleichen. Auch sie müsste täglich vom Geldbeutel her überlegen, was geht und was nicht. Maria konnte wirklich keine großen Sprünge machen. Auch sie musste sich mit vielen Kleinigkeiten herumschlagen, die uns Tag für Tag zu schaffen machen.
Mit dem heutigen Fest feiern wir einen Sieg, wo es ganz und gar nicht danach aussah:
Dem Glaubensweg Marias blieben Enttäuschung und Leid nicht erspart. Unter dem Kreuz musste Maria ihre härteste Probe bestehen. Sie musste mit ansehen, wie ihr einziger Sohn zu Tode gequält wird. Diese Verbrecher-Hinrichtung war nicht nur tragisch. Sie lieferte den Gegnern handfeste Trümpfe und stellte auch Maria als Gescheiterte bloß. Spötter und Gaffer machten sich über sie lustig, weil sie immer noch zu einem Hingerichteten stand, der als armer Irrer, als Lügner, als Verführer entlarvt war. Trotz allem hielt Maria unter dem Kreuze aus.
Wie keine Zweite ist Maria den Leidensweg Jesu mitgegangen. Wie keine Zweite hat Jesus Maria in den Sieg der Auferstehung hinein genommen. Maria hat sich in schweren Zeiten von Jesus nicht trennen lassen und darum ist sie ihm auch im Glück am nächsten.
Auch unser Ringen ist nicht hoffnungslos.
Wir feiern heute ein Siegesfest, ein Hoffnungsfest auch für uns. Denn wenn wir von Maria reden, dann reden wir auch ein Stück weit von uns. Maria ist eine Frau aus dem Volk. Was sie an Voraussetzungen mitbrachte, das hat auch jede und jeder von uns. Was Gott mit ihr zuwege brachte, das Gleiche hat der Allmächtige auch mit uns vor.
Die Vollendung Mariens im Himmel kann uns mit Hoffnung anstecken. Was äußerlich gar nicht danach aussieht, will Christus zum Siege führen: die tägliche Kleinarbeit, die man bekanntlich nicht sieht. Selbst Durststrecken und Leidenswege können und wollen sich zu Heilswegen verwandeln mit Gottes Hilfe. Maria hat Gottes Hilfe voll angenommen und genützt. Auch wir sind eingeladen, Gottes Hilfe voll anzunehmen und zu nützen.
Maria, eine Herausforderung für Glaubende
Am 1. November 1950 verkündet der damalige Papst Pius XII mit der Apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus" die Aufnahme Marias mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit. Einige von ihnen können sich vielleicht sogar noch daran erinnern. Es ist das bisher letzte marianische Dogma unserer Kirche.
Was hat dann aber der heutige Festtag von den leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel für eine Bedeutung?
Die Bedeutung Marias wird in den letzten Jahrzehnten sehr unterschiedlich bewertet.
Da gilt jemand als konservativ, wenn er Marienlieder singt, oder ein anderer gehört schon gar nicht mehr zur Kirche, weil er mit Maria nicht viel anfangen kann.
Für die einen ist Maria die menschlichste Seite an Gott, für einen anderen die kitschigste Art an Gott zu glauben. Für die einen ist Maria Dienerin und Magd des Herrn, für den anderen das junge Mädchen, das unehelich schwanger wird und mutig und selbstbewusst sich den gängigen Wertmaßstäben entgegenstellt. Die einen erheben sie fast zur Göttin, für die anderen ist sie die neue Frau, die etwas riskiert gegen eine dominierende und festgefügte Männerwelt.
Für mich selber und für meinen Glauben ist Maria keine einfache Sache. Die meisten Marienlieder des Gotteslobes gehen mir nur schwer über die Stimmbänder, weil sie mir häufig ein Bild von Maria vermitteln, das sie an die Stelle Jesu stellt, oder einen Gott vermitteln, der so hart und grausam ist, dass man ohne die Fürsprache einer guten Mutter gar nicht an ihn herankommen kann.
Wenn von der Himmelskönigin gesungen wird, fehlt mir die Maria, die auf Erden gelebt hat, die mit Jesus gelebt hat, die mit diesem Jesus und mit ihren Zweifeln und mit ihrem Mut manches Mal durch den Scheuersack gegangen ist.
Mir fehlt darin die Maria, die das Magnificat singt, ein Lied, das nicht nur theoretisch sondern radikal gültige Wertmaßstäbe bis auf den heutigen Tag auf den Kopf stellt und deutlich sagt, dass viele unserer Maßstäbe von Leistung, Reichtum, Ordentlichkeit und Bürgerlichkeit ganz und gar nicht Maßstäbe Gottes sind, nach denen er mit uns Menschen umgeht.
Mir fehlt das einfache, selbstbewusste jüdische Mädchen. Maria ist nicht der Grund unseres Heils. Der Tod als die Grenze unseres Lebens ist durch Jesus Christus überwunden worden. Er ist Grund unseres Heils. Aber durch Maria ist dieses Heil möglich geworden.
Sie war mutig genug, sich gegen alle Vernunft auf Gott einzulassen. Sie war selbstbewusst genug, der herrschenden Meinung und Ordnung etwas entgegenzustellen. Sie war gläubig genug, Gott zu vertrauen. Sie war Mutter genug, immer wieder mit Jesus auf dem Weg zu sein, zu trauern und zu zweifeln. Sie war Frau genug, die lebendige Seite Gottes für die Menschen zum Klingen zu bringen.
Unser Leben bei Gott
Am heutigen Festtag der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel geht es um Maria. Aber ebenso sehr geht es um uns. Das Leben Marias auf der Erde und das Leben Marias bei Gott ist unser Leben.
Mit diesem Festtag bringen wir unseren Glauben zum Ausdruck, dass der Mensch mit seinem Körper und mit seiner Seele eins ist und er mit Körper und Seele bei Gott aufgehoben ist. Wir glauben, dass die irdische Geschichte jedes Menschen gültig bleibt und unser irdisches Leben mit all seinen Erlebnissen und Erfahrungen nicht nur eine Spielwiese war, sondern bei Gott Platz hat.
Wir glauben an die Würde unseres Körpers, der nicht ein beliebiges Aufbewahrungsinstrument für die Seele ist sondern Teil von uns, mit dem wir als freie Menschen leben können.
Wir glauben mit diesem Festtag an die Verwandlung des Menschen durch Gott, der uns und unser irdisches Leben in seine himmlische Wirklichkeit aufnimmt.
Wir glauben daran, dass es den Himmel als Ort gibt, an dem wir mit geliebten Menschen wieder zusammenkommen werden.
So wenig, wie wir diesen Festtag endgültig verstehen können, so sehr lädt er uns mit Maria ein, an das Geheimnis Gottes zu glauben, der für uns Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist.
Gottes bergende Hände
In der Kirche Maria am Gestade, der ältesten Marienkirche Wiens, befindet sich ein gotisches Tafelbild des namentlich unbekannt gebliebenen Meisters von Maria am Gestade (15. Jahrhundert), das einmal einen Teil eines für den Hochaltar bestimmten Triptychons (dreiteiliges Bild) bildete. Während das Mittelstück dieses Altaraufbaus verloren gegangen ist, sind die beiden Seitenteile erhalten. Eines davon zeigt die Krönung Mariens durch Gott, setzt also deren leibliche Aufnahme in den Himmel voraus. Das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel kann sich zwar auf keine Aussage der Hl. Schrift berufen, ist aber seit vielen Jahrhunderten kirchliche Glaubensüberzeugung. Papst Pius XII. hat sie 1950 in den Rang eines eigentlichen Dogmas erhoben.
Dankbarer Aufblick
"Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von ihnen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt." - So hat vor etwa 200 Jahren der Dichter Novalis seinen eigenen und den Empfindungen vieler Ausdruck verliehen, wenn er an die Gestalt Marias dachte, die die einzigartige Form ihrer Gottesbegegnung in die Worte des "Magnificat" gekleidet hat: "Großes hat an mir getan der Mächtige, und sein Name ist heilig"(Lk 1, 49).
Das heutige Marienfest ist uns Anlass, der vielen Generationen von Menschen zu gedenken, die am Festtag Mariä Himmelfahrt (wie das Fest früher benannt wurde) bereits zu Maria aufgeblickt haben, jenem "Zeichen des Trostes und der Hoffnung", das die heutige Liturgie besingt. Wir tun es in Gemeinschaft mit den vielen Tausenden von Christen auf der ganzen Welt, die sich über dieses Fest freuen. Wir vereinen uns mit dem Lobgesang, den die Kirche heute anstimmt: "Großes wird von dir gesagt, Maria, der Herr hat dich erhoben über die Chöre der Engel in seine Herrlichkeit".
Bei der Feier dieses Festes wissen wir Katholiken uns eins vor allem mit den Ostkirchen, den Orthodoxen und den mit Rom Unierten, die ebenfalls das Fest der Himmelfahrt Mariens feiern. Die Aussage des Festes ist die, dass Maria zwar den leiblichen Tod sterben musste wie alle Menschen, dass aber an ihr das vorausgenommen wurde, was an uns allen einmal Wirklichkeit werden soll. Wir bekennen ja im Glaubensbekenntnis, dass wir an die Auferstehung des Leibes - des Fleisches hat man früher gesagt - (carnis resurrectio) glauben.
Menschliche Ganzheit
Maria Himmelfahrt, Fest der Aufnahme Mariens, wie es nunmehr offiziell heißt, ist ein Fest der menschlichen Ganzheit. Der Mensch darf nicht einseitig nur als Seele gesehen werden, die einen Leib hat, sondern der Mensch ist Seele und Leib. Man kann sich den Menschen nicht vorstellen, wenn das eine vom anderen getrennt wird, oder gar, wenn die Seele als der edle Teil, der Körper aber als das Unedle gedacht wird. Die Körperlichkeit des Menschen ist ja schon dadurch geheiligt, dass sie von Gott erschaffen wurde; sie ist weiter geheiligt, weil der eingeborene Sohn Gottes einen menschlichen Leib angenommen hat.
Gott schätzt die menschliche Leiblichkeit. Er schätzt sie bei jedem Menschen, der ja von Gott geschaffen wird und eigentlich ein Liebesgedanke Gottes ist. Er schätzt natürlich besonders die Körperlichkeit seiner leiblichen Mutter, aus der er selber einen menschlichen Leib, "Fleisch" angenommen hat ("caro factum est"). Maria Himmelfahrt ist ein Fest der Zustimmung zum Leib, der eine Himmelfahrt vor sich hat, keine Reise in ein mythologisches Reich der Schatten, sondern die Aufnahme in eine Ganzheit, die allein Gott schenken kann. Der ganze Mensch soll geheilt und geheiligt werden.
Der Leib ist nicht Gefängnis der Seele, sondern Gefährt zum Himmel: "Caro cardo salutis" (der Leib ist der Schlüssel zum Heil), so lehren die Kirchenväter. Wir glauben, dass Auferstehung, d.h. die ewige Beheimatung bei Gott für den Menschen ein Fortleben nicht nur seiner Seele bedeutet, sondern auch ein Verbleiben in seinem Leibe. Auferstehung heißt im Grunde genommen nichts anderes als ein nie endendes Umfangensein von Gott und bei Gott, und zwar in der Ganzheit menschlicher Existenz, d.h. mit Leib und Seele.
Trost und Hoffnung
Wenn es in der Liturgie des heutigen Festtage heißt, dass das Geschehen an Maria für uns Zeichen von Trost und Hoffnung ist, dann bedeutet das für uns alle, dass am Ende eines menschlichen Lebens mit all seinen Enttäuschungen, seinen Brüchen und fehlgeschlagenen Erwartungen nicht eine dunkle Einsamkeit steht, sondern eine zärtliche Umarmung und ein unwiderrufliches Angenommensein bei Gott, der an einem Menschen - Maria - das vorausgenommen hat, was auch uns allen einmal zugedacht ist. Die leibliche Aufnahme Mariens ist daher eine Verheißung: Auch uns wird das zum Geschenk, was an ihr im Voraus gewirkt wurde.
Nun könnte man vielleicht sagen, das alles sei nichts als billige Vertröstung auf ein Jenseits, auf etwas, das erst kommen muss, aber eben noch nicht da ist. Ist somit der gläubige Aufblick zu der in den Himmel Aufgenommenen nichts als ein Ablenkungsmanöver von den bedrückenden Sorgen und Bedrängnissen der je eigenen Gegenwart? Ist das Zeichen des Trostes und der Hoffnung nur auf ein mehr oder minder fernes Jenseits gerichtet, das keine Auswirkung auf die bittere Gegenwart hat? - Aber wer Hoffnung zu geben vermag, der spendet Leben. Leben, das zwar nicht gefühllos, gleichsam immunisiert ist gegenüber dem Leid, den Abgründen und Vergeblichkeiten, den dunklen Nächte der Seele, das aber Wege zur Verklärung aufweist. Auch die Geschichte der Seele Mariens, der in einzigartiger Weise mit Gott Verbundenen, zeigt, dass sie einen gar nicht immer beschwerdefreien Weg des Glaubens gehen musste, dass es da Dunkelheiten, Verständnislosigkeit, "Sprachschwierigkeiten" mit der Rede und dem Schweigen Gottes gegeben hat. - Aber am Ende stand für Maria die große Klarheit (vielleicht dürfen wir das aus anderem Zusammenhang kommende Wort "Verklarung" verwenden), das in ihre Verklärung mündet. Für gläubig Aufblickende, aber auch für die vielen Zögernden ist sie "Zeichen des Trostes und der Hoffnung"
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 390: Magnificat, magnificat (Taizé)
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 521: Maria, dich lieben ist allzeit mein Sinn (6. Str.)
GL 522: Maria aufgenommen ist, Halleluja
GL 523: O Maria, sei gegrüßt, die du voller Gnade bist
GL 524: Meerstern ich dich grüße
GL 526: Alle Tage sing und sage
GL 527: Ave Maria zart, du edler Rosengart
GL 531: Sagt an, wer ist doch diese
GL 534: Maria, breit den Mantel aus
GL 535: Segne du, Maria
GL 536: Gegrüßt seist du, Königin
GL 648: Du große Herrscherin, schönste Frau
GL 666,4: Salve, Regina
GL Ö948: Wunderschön prächtige, hohe und mächtige
GL Ö963: Glorwürdige Königin, himmlische Frau
Kehrverse und Psalmen:
GL 60 Der Herr hat uns befreit; auf ewig besteht sein Bund - Mit Psalm 111 - VI.
GL 69: Der Herr hat Großes an uns getan, sein Name sei gepriesen - Mit Psalm 126 - IX.
GL 404: Danket dem Herrn, er hat uns erhöht - Mit Magnificat (GL 631,4) - IX.
GL 631,3-4: Der Herr hat Großes an uns getan, sein Name sei gepriesen - Mit Magnificat - IX.
GL 650,2: Mein Geist jubelt über Gott, meinen Herrn, meinen Retter - Mit Magnifikat (GL 634,4) - II
GL 650,3: Meine Seele, preise den Herrn - Mit Magnifikat (GL 634,4) - II.
GL 651,7-8: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Seligpreisungen - V.
GL 653,3-4: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Psalm 84 - V.
- Einleitung7
Hans Hütter (2023)
Der heutige Tag ist ein hoher Festtag, von alters her. Seit dem 5. Jahrhundert wird Mitte August die Aufnahme Mariens in den Himmel gefeiert. Nach alter Überlieferung ist Maria nicht gestorben, sondern nur "entschlafen". Als Mutter des fleischgewordenen Gottessohnes überließ Gott sie nicht der Verwesung, sondern hat sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Erst im Jahre 1950 hat Papst Pius XII. dies auch als Glaubenssatz formuliert und feierlich verkündet.
Für uns ist die Aufnahme Mariens in den Himmel zur Verheißung geworden. Als seine geliebten Kinder wird er auch uns einmal im Himmel vollenden, auch wenn wir uns davon noch keine Vorstellung machen können.
Am Beginn der Feier treten wir vor den Herrn und bitten ihn um sein Wohlwollen und Erbarmen.
Gertrude Schmid (2021)
Wir feiern ein Fest, das bis ins 6. Jhdt. hinein nachweisbar ist,
ein Fest, das Leib und Seele betrifft:
Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel.
Mit Leib und Seele wurde sie von Gott in den Himmel erhoben.
An vielen Orten werden an diesem Tag Kräuter gesegnet.
Es ist es ein Fest mit besonders großer Naturverbundenheit.
Gebet zur Kräutersegnung:
Herr, du Arzt für Leib und Seele,
hast in Liebe und Weisheit
eine Fülle von Pflanzen und Kräutern
als heilbringende und vorbeugende Medizin geschaffen.
Wir bitten dich:
+ Segne diese Blumen und all die Pflanzen.
Segne aber auch all jene,
die mit den Geschenken der Natur gutes Essen auf den Tisch stellen
und so auch einen guten Geist in uns erzeugen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Wir feiern heute das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Sie ist eine in besonderer Weise von Gott Begnadete. Ihr Ja, das sie zu Gottes Ansinnen ihr gegenüber spricht, findet zu ihren Lebzeiten jedoch nicht nur Anerkennung. Maria begibt sich zu ihrer Base Elisabeth und erfährt von ihr Unterstützung. Davon hören wir im Evangelium.
Die Krönung Mariens durch Gott für ihr Ja zu seinem Willen soll auch uns beflügeln, unser Ja zu Gottes Aufträgen an uns zu sprechen. Denn er will auch uns – wie Maria – einmal in den Himmel aufnehmen.
Hans Hütter (2015)
Rund um den 15. August machen viele Menschen Urlaub und genießen die schönen Seiten des Lebens. Das kann uns aber nicht darüber hinwegschauen lassen, dass wir in einer Welt leben, die in vieler Hinsicht bedroht ist. Das macht vielen Menschen Angst. Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel stärkt unsere Hoffnung, dass er seine Schöpfung nicht untergehen lassen, sondern vollenden wird. Er hat Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, weil aus ihr der Messias geboren wurde. An dieser Hoffnung nehmen auch wir teil als Kinder Gottes, Wohnstätten des Heiligen Geistes.
Klemens Nodewald (2014)
Wir begehen heute das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Mit ihrem Ja, Mutter des Herrn zu sein, hat sich Maria voll und ganz Gott ausgeliefert und ihm anvertraut. Wo wir im Grunde unseres Herzens ihrem Beispiel folgen, dürfen auch wir der Aufnahme in den Himmel sicher sein.
Neben der Gnade Gottes war für das junge Mädchen Maria die Begegnung mit ihrer Base Elisabeth eine große Lebenshilfe. Wir hören davon im heutigen Evangelium. Beistand erfahren und Beistand gewähren, das lässt dem Himmel entgegengehen.
Hans Hütter (2013)
Der 15. August ist für viele Menschen der krönende Abschluss des Sommers. Er liegt mitten in der Erntezeit. Der Reichtum der Natur ist ein Bild dafür, wie reich Gott uns beschenkt hat. Die reifen Früchte erinnern uns daran, dass Gott auch uns als reife Früchte zur Vollendung des Lebens führen will.
Als Christen bringen wir an diesem Festtag unsere Freude an der Vollendung der Gottesmutter Maria zum Ausdruck. Gott hat sie, durch die Jesus Christus Mensch geworden ist, mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. An Maria sehen wir, was Gott auch an uns einmal tun wird, wenn er seine Schöpfung vollendet.
Dieses Fest ist für uns Anlass, Gott für all das zu danken und das Geschenk des Lebens dankbar zu genießen.
Jörg Thiemann (2012)
Es gibt Kirchen, die sind mit Bildern reich ausgestattet. Viele Bilder zeigen dann das Leben im Himmel. Die Künstler wollten damit die Menschen schon ein wenig in den Himmel führen.
Auch in diesem Gottesdienst berühren sich immer wieder Himmel und Erde. Das Wort Gottes und auch die Eucharistie wollen uns Mut machen, unseren Weg im Leben zu gehen, so wie Maria ihren Weg gegangen ist. Sie lebte im Willen Gottes.
Öffnen wir uns dem Willen Gottes für unser Leben.
Haben wir unser Ziel in unseren Herzen, einmal bei Gott zu sein wie Maria.
- Bußakt1
Gertrude Schmid (2021)
Wenn es ums Heil geht, heißt das auch, dass es Unheil gibt.
Wir begehen im wahrsten Sinn des Wortes Gesundheitssünden.
Fehlverhalten gibt es in verschiedenen Formen.
Deshalb rufen wir:
Herr, erbarme dich unser.
Christus, erbarme dich unser.
Herr, erbarme dich unser
Nachlass, Vergebung und Verzeihung all unserer Sünde
gewähre uns der gütige Gott. - Amen.
- Kyrie6
Hans Hütter (2021)
Herr, Jesus Christus,
durch Maria hast du menschliche Gestalt angenommen.
Herr, erbarme dich.
Du hast den Tod überwunden und bist in den Himmel aufgestiegen.
Herr, erbarme dich.
Du hast deine Mutter Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen
und auch für uns einem Platz im Himmel bereitet.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
spätestens durch dich wissen wir, dass das Ja zum Willen des himmlischen Vaters in die Auferstehung führt.
Herr, erbarme dich.
Noch vor Maria hast du dein Ja zum Willen des himmlischen Vaters gesprochen.
Christus, erbarme dich.
Wo wir unser Handeln nach dem Willen des Vaters ausrichten, willst du auch uns – wie Maria – in die Gemeinschaft des Himmels aufnehmen.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er stärke uns, Maria nachzuahmen, um wie sie am Heil der Menschen mitzuwirken. - Amen.
Hans Hütter (2015)
Herr, Jesus Christus,
Du hast den Tod überwunden und bist in den Himmel aufgestiegen.
Herr, erbarme dich.
Du hast Deine Mutter Maria mit Leib und Seele in den Himmel erhoben.
Christus, erbarme dich.
Du hast auch uns den Himmel eröffnet
und beim Vater eine Wohnung bereitet.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du hast Maria mit Gnade erfüllt
und sie zu deiner Mutter erwählt.
Herr, erbarme dich.
Du willst auch uns deine Gnade in überreichem Maße schenken.
Christus, erbarme dich.
Mit Maria sollen wir teilhaben an der Gemeinschaft des Himmels.
Herr, erbarme dich.
Guter Vater,
du willst uns stärken,
wie Maria zu deinem Willen mit uns ein Ja zu sagen.
Festige unseren Willen
und nimm unseren Dank für deinen Beistand entgegen. - Amen.
Hans Hütter (2013)
Herr, Jesus Christus,
durch Maria hast du menschliche Gestalt angenommen.
Herr, erbarme dich.
Wie Maria, die du zu dir in den Himmel heimgeholt hast,
hast du die Menschheit aus ihrem Elend emporgehoben.
Christus, erbarme dich.
An Maria sehen wir,
zu welcher Herrlichkeit du uns berufen hast.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2012)
Herr Jesus,
du Sohn der Jungfrau Maria.
Deine Mutter hielt aus unter deinem Kreuz.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus, du Sohn der Jungfrau Maria.
Deine Mutter betete mit den Jüngern im Saal.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus, du Sohn der Jungfrau Maria.
Deine Mutter wurde aufgenommen in den Himmel, unserem Ziel.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG Mariä Himmelfahrt: zur Herrlichkeit des Himmels erhoben
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast die selige Jungfrau Maria,
die uns Christus geboren hat,
vor aller Sünde bewahrt
und sie mit Leib und Seele
zur Herrlichkeit des Himmels erhoben.
Gib, dass wir auf dieses Zeichen
der Hoffnung und des Trostes schauen
und auf dem Weg bleiben,
der hinführt zu deiner Herrlichkeit.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. August, Mariä Aufnahme in den Himmel (am Tag)
Messbuch - TG Mariä Himmelfahrt Vorabend: nimm auch uns in deine Herrlichkeit auf
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast die selige Jungfrau Maria
zur Mutter deines ewigen Sohnes erwählt.
Du hast auf deine niedrige Magd geschaut
und sie mit Herrlichkeit gekrönt.
Höre auf ihre Fürsprache
und nimm auch uns in deine Herrlichkeit auf,
da du uns erlöst hast
durch den Tod und die Auferstehung deines Sohnes,
unseres Herrn Jesus Christus,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Mariä Himelfahrt, am Vorabend
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Großer Gott,
Maria ist das Bild des vollendeten Menschen.
An ihr wird dein Plan mit den Menschen offenbar.
Hilf uns,
wie Maria unseren Weg zu gehen,
der hinführt zur Gemeinschaft mit dir
und deinem Sohn, der mit dir lebt und
herrscht in Ewigkeit.
Gertrude Schmid (2021)
Allmächtiger, ewiger Gott.
Dankbar blicken wir heute auf das Leben der Gottesmutter zurück,
verbunden mit dem Brauch der Kräutersegnung.
Öffne unsere Herzen, Augen und Ohren,
dass wir mit den kostbaren Schätzen der Natur sorgsam umgehen.
Darum bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit mit dem Heiligen Geist lebt und wirkt,
heute und in alle Ewigkeit. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
damit dein ewiges Wort
in Jesus in die Welt geboren werden konnte,
hast du dir Maria erwählt.
Diese junge Frau,
die sich dir mit allen Sinnen öffnete
und auf deine Botschaft
mit einem JA reagierte.
Von der Elisabeth bekundet:
gesegnet bist du unter den Frauen.
Die Frau, die bescheiden bleibt und antwortet:
Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat Gott geschaut.
Öffne auch unsere Sinne in diesem Gottesdienst
und lass uns unseren Wert erkennen,
ohne hochmütig zu werden
und mache auch uns bereit, uns deinem Dienst zu stellen.
Das erbitten wir durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
- Fürbitten14
Hans Schalk (2023)
Gott, unser Vater, Ursprung und Ziel unseres Lebens,
am Fest der Aufnahme Marias in deine Herrlichkeit beten wir:
Um den vertrauenden Glauben, dass du Großes an uns Menschen wirken kannst und willst!
Gott, unser Vater: Wir bitten dich, erhöre uns!
Für die Kirche, dass sie ihrer Sendung, Zeichen der Hoffnung für die Menschen zu sein, gerecht werden kann!
Gott, unser Vater: Wir bitten dich, erhöre uns!
Für alle, die schweres Leid durchstehen müssen:
Lass sie deine unverbrüchliche Nähe erfahren!
Gott, unser Vater: Wir bitten dich, erhöre uns!
Steh uns Menschen auf dieser Erde bei auf dem oft beschwerlichen Weg zur voll erlösten Menschheit!
Gott, unser Vater: Wir bitten dich, erhöre uns!
Für alle, die bereits durch das Tor des Todes hindurchgegangen sind und in diesen Tagen hindurchgehen werden:
Nimm sie auf in deine Freude!
Gott, unser Vater: Wir bitten dich, erhöre uns!
Gott und Vater,
höre auf unsere Bitten und sei uns nahe, zusammen mit Maria, der Mutter Jesu, die du als Sternenfrau der Hoffnung in die Vollendung bei dir erhöht hast,
der du lebst und wirkst, jetzt und in Ewigkeit! - Amen.
Renate Witzani (2023)
Maria ist als ganzer Mensch von Gott angenommen und aufgenommen. Dieses Fest ist auch für uns Anlass zur Freude, weil auch wir auf einen guten Ausgang in unserem Leben hoffen dürfen.
Auf ihre Fürsprache wenden wir uns mit unseren Bitten zu dir, unserem Vater:
Für eine Kirche, die im Bewusstsein ihrer menschlichen Schwächen dich und deinen Namen groß sein lässt.
Für alle Menschen, deren Leben von Armut und Hunger geprägt ist und die darauf hoffen, dass die Satten und Reichen mit ihnen teilen.
Für ein Miteinander, in dem spürbar wird, dass jeder wertvoll und ein von dir geliebtes Geschöpf ist.
Für uns selbst um ein großes und weites Herz, das uns dankbar erkennen lässt, was du in unserem Leben immer wieder Gutes bewirkst.
Für unsere Verstorbenen im festen Glauben, dass sie und uns alle letztlich die Vollendung bei dir erwartet.
Mit der Gottesmutter preisen wir dich und danken wir dir jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2022)
Maria ist für uns ein Zeichen der Hoffnung. Durch unseren Glauben an ihre Aufnahme in Gottes Herrlichkeit leben auch wir in der Zuversicht, dass zum Schluss auch für uns alles gut wird.
Auf ihre Fürsprache lasst uns den Vater bitten:
Für alle, die sich an der Schönheit deiner Schöpfung erfreuen, die durch ihrer Hände Arbeit an ihrem Fortbestand mitwirken und für die, die sich nachhaltig und konsequent für die Schonung ihrer Ressourcen einsetzen.
Für alle, die die Unsicherheiten unserer Zeit nicht mehr aushalten, die schwer an Krankheit und Leid tragen, die Angst um ihr finanzielles Auskommen haben und die dringend eines Zeichens deines Beistands und deiner Treue benötigen.
Für die Kirche, die als dein Volk teils selbstverschuldet teils durch äußere Umstände genötigt mühsam den Weg zum Ziel und zur Vollendung in dir sucht.
Für uns selbst, dass wir das Schöne, das du uns im Leben schenkst, schätzen und immer mehr in eine Haltung von Dankbarkeit für alle deine Gaben hineinwachsen.
Für uns alle, die wir stets mit der Endlichkeit irdischen Lebens konfrontiert sind, um die Gnade des Glaubens an die Auferstehung.
Marias Lebensweg ist geprägt von Begegnungen, an denen sie reift und deine Güte und Barmherzigkeit erkennt.
In ihren Lobgesang stimmen auch wir ein und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2021)
Guter Gott,
da hast die Gottesmutter Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen
und ihr Leben in deiner Herrlichkeit vollendet.
Wir bitten dich:
Für alle, die in den letzten Wochen durch Unwetter, Waldbrände oder andere Katastrophen ihr Hab und Gut oder gar ihr Leben verloren haben.
Lass sie Hilfe und ein neues Zuhause finden.
Für alle, die durch Krieg, Verfolgung oder Hungersnot aus ihren Heimatländern vertrieben worden sind.
Führe sie an Orte, wo sie neu beginnen können.
Für alle, die ohne Rücksicht auf die Umwelt und die Mitmenschen nur auf die eigenen Vorteile bedacht sind.
Wecke in ihnen Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein.
Für alle, die in diesen Tagen mit dem Sterben lieber Angehöriger konfrontiert sind
und für alle verstorbenen Freunde und Verwandten.
Schenke ihnen die Vollendung ihres Lebens in deinem himmlischen Reich.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2021)
Maria hat Gott vertraut.
Sie hat ihm ihr Leben anvertraut.
Vertrauensvoll wenden auch wir uns an ihn
und bitten ihn:
Für die Kirche,
dass sie wie Maria den Menschen ganz nahe ist,
mit Freude und Überzeugung dein Wort verkündet
und offen ist für alles, was du in und an ihr wirkst.
Für alle jene, die in den diversen Staatsformen dafür Verantwortung tragen,
dass Gesellschaftsstrukturen geschaffen werden,
unter denen Menschen gut zusammenleben können.
Für alle, die hilflos zusehen müssen,
wie verheerende Waldbrände ihre Existenz vernichten
und vor den Flammen fliehen müssen,
für die vielen, die versuchen, die Feuer einzudämmen
und für jene, die verletzt wurden oder tödlich verunglückt sind.
Für alle, die sich benachteiligt und ungerecht behandelt fühlen,
und nur im Glauben in ihrer Religion an eine ausgleichende Gerechtigkeit noch eine Lebensperspektive für sich sehen.
Für alle Menschen, die ihre eigene Endlichkeit nicht akzeptieren können,
und für die, die in der Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel in ihrem Auferstehungsglauben bestärkt und getröstet werden.
Gott,
du, der Mächtige, bewirkst auch in unserem Leben viel Großes und Gutes.
Mit Freude und Dankbarkeit kommen wir zu dir,
loben und preisen dich mit Maria, der Gottesmutter,
jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2020)
Gottes Menschwerdung hat die ganze Schöpfung verändert.
Nichts ist seither so wie es zuvor war:
Niedrige werden erhöht, Reiche gehen leer aus.
Gott wendet sich uns Menschen zu.
Jetzt geht es darum, wie sehr wir uns von ihm berühren lassen.
Wir bitten ihn:
Für eine Kirche, die zeigt, dass Glaube an das Evangelium ungeheure Ressourcen in sich birgt, um für alle das Leben lebenswerter zu machen.
Für eine Gesellschaft, die eine komplexe Welt nicht als Bedrohung erfährt, sondern Mut zu Veränderungen aufbringt.
Für alle Frauen, die wie Maria den Mut haben, auch gegen die Erwartungshaltung vieler ihren Weg zu gehen.
Für alle, die in dieser Zeit der Pandemie verunsichert sind und nach Halt und Struktur suchen.
Für unsere Verstorbenen, für die wir erhoffen, dass du an ihnen deine Verheißung auf ewiges Leben erfüllst.
Denn wir glauben, dass unser irdischer Tod wie bei der Gottesmutter Maria nicht die Begrenzung des von dir geschenkten Lebens ist.
Dafür preisen wir dich und stimmen in den Lobgesang Mariens ein. - Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr, himmlischer Vater,
du willst uns Kraft schenken, Maria nachzuahmen und unser Ja zu dir zu sprechen.
Wir bitten dich:
Hilf uns und allen Christen, aufmerksam nach deinem Willen zu fragen.
Vater im Himmel...
Sporne uns an, den Menschen in ihren Nöten beizustehen, wo immer wir dies vermögen.
Vater im Himmel...
Lass vor ihrem Tun noch alle zur Einsicht kommen und innehalten, die Unrechtes planen und beabsichtigen.
Vater im Himmel...
Segne unseren Papst, die Bischöfe und alle Seelsorger und Seelsorgerinnen. Stelle ihnen gute und bereitwillige Helfer an die Seite.
Vater im Himmel...
Wir empfehlen dir alle Kranken, die Behinderten, Verfolgten und die vielen Menschen auf der Flucht.
Vater im Himmel...
Schenke den Verstorbenen – wie Maria – die Aufnahme in den Himmel und die Gemeinschaft mit dir.
Vater im Himmel...
Herr, himmlischer Vater,
wir danken dir für deine Zusage und Bereitschaft, alle Menschen guten Willens zu krönen mit der Teilnahme an deinem Leben in Vollendung.
Wir preisen dich als den, der Großes an uns tut und sich unser immer wieder liebevoll erbarmt. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Mit der Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel verbinden auch wir die Hoffnung, in Gott das Ziel unseres Lebens zu finden.
Lasst uns auf die Fürsprache Mariens Gott bitten:
Für alle Christen, dass sie zur Einheit trotz aller Vielfalt finden.
Für alle Opfer der Kriege im arabischen Raum, die oft körperlich schwer behindert und ihrer sozialen Bindungen beraubt alleingelassen einer unsicheren Zukunft entgegensehen.
Für alle jene, die sich professionell oder ehrenamtlich um andere Menschen annehmen und ihnen ihre Sorgen erleichtern.
Für unsere persönlichen Anliegen, die wir voll Vertrauen zu Gott bringen.
Für unsere Verstorbenen: Vater nimm sie wie die Gottesmutter auf in deine Herrlichkeit.
Barmherziger Gott, du willst das Leben und das Heil aller Menschen.
Dafür danken wir dir und loben dich jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2016)
Welche Würde Gott unserem menschlichen Leben zugedacht hat, zeigt er uns in der Aufnahme der Gottesmutter mit Leib und Seele in dem Himmel.
Mit ihr als Fürsprecherin lasst uns gemeinsam den Vater bitten, dass auch wir bei ihm unsere Vollendung finden:
Um die Einheit der Christen. Lass sie nicht nur das gleiche Evangelium verkünden,
sondern auch ihm gemäß einander begegnen.
Um Mut und Zuversicht aus dem Glauben in einer durch Gewalt und Terror verunsicherten und verängstigten Gesellschaft.
Um Wertschätzung der verschiedenen künstlerischen Aktivitäten der Sommerzeit, die unser Leben mit Sinn erfüllen und unser Menschsein vertiefen können.
Um die Fürsprache der Gottesmutter für alle Sterbenden, dass sie sich letztlich in der ihnen geschenkten Freiheit für dich, den allmächtigen und barmherzigen Gott, entscheiden mögen.
Um die Aufnahme und Vollendung unserer Verstorben bei dir.
Gott des Lebens, in und durch Christus hast du uns neues Lebens geschenkt.
Wer daran glaubt, darf auf die Vollendung hoffen, die Maria schon erreicht hat.
Dir sei Lob, Preis und Dank jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2015)
Guter Gott,
da hast die Mutter deines Sohnes mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen
und damit unsere Hoffnung auf die volle Erlösung gestärkt.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, denen Krieg und Verfolgung alle Lebensgrundlagen zerstört haben.
Schaffe ihnen einen Zufluchtsort, an dem sie leben können.
Für alle Kinder, die um das Überleben kämpfen.
Schenke ihnen Frieden, Nahrung, ein Zuhause und Zugang zu Bildung.
Für alle Menschen, die sich für Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.
Lass ihr Bemühen Früchte tragen.
Für alle Menschen, deren Lebensmöglichkeiten durch Krankheit oder Behinderung eingeschränkt sind.
Schenke ihnen trotz allem den Glauben an deine Vaterliebe,
die ihr Leben zur Fülle führen wird.
Für alle Menschen, deren irdisches Leben zu Ende gegangen ist.
Schenke ihnen das unendliche Leben,
in das du die Gottesmutter Maria bereits emporgehoben hast.
Du Gott, hast alles Leben hervorgebracht.
Dir vertrauen wir uns und die ganze Schöpfung an.
Amen.
Renate Witzani (2015)
Lasst uns wie Maria aufbrechen, um unseren Glauben an Gottes Allmacht und Menschenliebe mit denen im Gebet zu teilen, die uns anvertraut sind:
Für eine Kirche,
die nach heute verständlichen Formen der Verkündigung Gottes großer Liebe sucht.
Für die vielen Flüchtlinge,
die sich nach Europa auf den Weg gemacht haben, um in Sicherheit und Freiheit leben zu können.
Für alle Wallfahrer,
die auf den weiten Wegenetzen die Begegnung mir Gott, dem tiefsten Sinn für ihr Leben, suchen.
Für Eltern, Lehrer und alle Menschen,
die die Wege der ihnen anvertrauten Kinder in Liebe, Fürsorge und Gebet begleiten.
Für unsere Verstorbenen,
die in dir Gott das endgültige Ziel ihres Lebenswegs erreicht haben.
Gott, du hast Maria reich gesegnet.
Auf ihre Fürsprache erfülle auch uns mit deinem Segen und deiner Gnade,
damit wir mit ihr dich loben und preisen,
jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2013)
Guter Gott,
da hast die Gottesmutter Maria mit Leib und Seele
in den Himmel aufgenommen.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, deren Lebensmöglichkeiten durch eine Krankheit oder eine körperliche Behinderung eingeschränkt sind.
Hilf ihnen diese Last zu tragen und schenke ihnen Lebensfreude.
Für alle Menschen, die seelisch leiden
und sich geistig nicht voll entfalten können.
Lass sie Menschen finden, ihnen helfen, mit ihrem Schicksal zurecht zu kommen.
Für alle Menschen, die um die elementaren Lebensbedingungen kämpfen müssen.
Lass sie Gerechtigkeit erfahren.
Für alle Menschen, die unter Krieg und Terror zu leiden haben.
Führe die Kriegstreiber zur Einsicht
und zeige den Beteiligten Auswege aus der verworrenen Situation.
Für alle Menschen, deren irdisches Leben zu Ende gegangen ist.
Schenke ihnen das unendliche Leben,
in das du die Gottesmutter Maria bereits emporgehoben hast.
Du Gott, hast alles Leben hervorgebracht.
Dir vertrauen wir uns und die ganze Schöpfung an.
Amen.
Jörg Thiemann (2011)
Herr Jesus Christus,
du hast Maria aufgenommen in den Himmel.
Auch uns ist diese Hoffnung geschenkt.
Auf die Fürsprache Marias bitten wir dich:
Wir beten für Menschen, die krank sind an Leib und Seele,
dass sie Hoffnung auf Heilung
durch deine Worte und durch die liebende Zuwendung von Mitmenschen erfahren.
Wir beten für Menschen, die nicht an ein Leben nach dem Tod glauben können,
dass sie sich für den österlichen Glauben öffnen können.
Wir beten für Menschen, die am Rande stehen,
sei es durch Armut, sei es durch Ausgrenzung,
dass sie erfahren, wie wertvoll sie bei dir sind.
Wir beten für Menschen, deren Leben durch grausames Schicksal zerstört wurde,
dass sie nicht verzweifeln,
weil du als der Jahwe zu ihnen stehst.
Wir beten für Menschen, die Verantwortung tragen,
dass sie immer darauf bedacht sind, anderen zu dienen,
aber auch Unterstützung erfahren.
Wir beten für alle Frauen, die schwanger sind,
dass sie ihre Kinder in Liebe annehmen.
Dich loben und preisen wir,
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
Zitat (2010)
Lasset uns beten zu Jesus Christus,
der das Leben seiner Mutter Maria vollendet hat.
Für die pilgernde Kirche,
der in Maria ein Zeichen der Hoffnung gegeben ist.
Christus, höre uns. - Christus, erhöre uns.
Für die Menschen,
die keine Hoffnung auf ein ewiges Leben haben
Für alle, die in Not sind
und ein schweres Kreuz zu tragen haben
Für alle,
denen die Sorge für andere Menschen anvertraut ist
Für alle, die untröstlich sind
über den Tod eines lieben Menschen
Für unsere Toten,
die uns im Glauben an die Auferstehung vorangegangen sind
Großer und ewiger Gott,
du willst die Schöpfung heimholen zu dir.
Du hast Maria erwählt
und nach ihrem Erdenleben in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen.
Führe auch uns durch das Kreuz und die Auferstehung deines Sohnes zu dir.
Dich loben und preisen wir in alle Ewigkeit. Amen.
Maiandachten, Hrsg. Bischöfl. Ordinariat Eichstätt
- Gabengebet2
Messbuch - GG Mariä Himmelfahrt: entzünde in unseren Herzen das Feuer der Liebe
Allmächtiger Gott,
unser Gebet und unser Opfer steige zu dir empor.
Höre auf die selige Jungfrau Maria,
die du in den Himmel aufgenommen hast,
und entzünde in unseren Herzen das Feuer der Liebe,
damit wir dich allzeit suchen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. August, Mariä Aufnahme in den Himmel (am Tag)
Messbuch - GG Mariä Himmelfahrt Vorabend: Es erwirke uns die Vergebung der Sünden
Herr und Gott,
am Fest der Aufnahme Marias in den Himmel
bringen wir das Opfer des Lobes und der Versöhnung dar.
Es erwirke uns die Vergebung der Sünden
und die Gnade, dir immer zu danken.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB 15. August, Mariä Aufnahme in den Himmel (am Vorabend)
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Der Herr hat Großes an uns getan,
sein Name sei gepriesen.
(GL 631,3)
Gott, unser Vater,
heute, am Fest der Aufnahme der Gottesmutter Maria an den Himmel
wollen wir dir unser Lob und unseren Dank darbringen.
Kehrvers
Wir danken dir für das Geschenk des Lebens,
für die wunderbare Gestalt, die du ihm gegeben hast.
Kehrvers
Wir danken dir für Jesus Christus,
den du uns als Erlöser gesandt hast.
Kehrvers
Wir danken dir für seine Mutter Maria,
durch die er menschliches Fleisch angenommen hat.
Kehrvers
Wir danken dir, dass du Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens
mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen hast.
Kehrvers
Wir danken dir, dass du uns damit die Hoffnung geschenkt hast,
dass auch wir einmal mit Leib und Seele deine Herrlichkeit schauen werden.
Kehrvers
Mit der ganzen Kirche stimmen wir ein in das Lob deiner Größe
und singen:
Dankelied, z. B. GL 395: Den Herren will ich loben. . .
oder ein Magnificat oder Taizé-Magnificat GL 390)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Mariä Himmelfahrt: Aufnahme Mariens in den Himmel
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und das Werk deiner Gnade zu rühmen.
Denn heute
hast du die jungfräuliche Gottesmutter
in den Himmel erhoben,
als erste empfing sie von Christus
die Herrlichkeit,
die uns allen verheißen ist,
und wurde zum Urbild der Kirche
in ihrer ewigen Vollendung.
Dem pilgernden Volk ist sie
ein untrügliches Zeichen der Hoffnung
und eine Quelle des Trostes.
Denn ihr Leib,
der den Urheber des Lebens geboren hat,
sollte die Verwesung nicht schauen.
Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Aufnahme Marias in den Himmel
- Mahlspruch1
Bibel
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
denn er hat auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut.
(vgl. Lk 1,46-48)
Oder:
Selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt,
was der Herr ihr sagen ließ.
(vgl. Lk 1,45)
Oder:
Jetzt ist er da, der rettende Sieg,
die Macht und die Herrschaft unseres Gottes
und die Vollmacht seines Gesalbten.
(Offb 11,10)
- Meditation2
Helene Renner (2021)
Maria
Mutter Jesu
Mutter des Herrn
Gott hat auf dich geschaut
dich von Anfang an erkoren
zur Mutter aller
er hat dich erwählt
und dein Ja gehört
Gott hat alles Leid
und den Schmerz deines Lebens
verwandelt in Herrlichkeit
aufgenommen im Himmel
preist deine Seele
die Größe des Herrn
in deinen Lobpreis
wollen wir einstimmen
denn Gott will mit dir
auch uns heil machen
Helene Renner (2020)
Maria
Mutter Jesu
Mutter des Herrn
Gott hat auf dich geschaut
dich von Anfang an erkoren
zur Mutter aller
er hat dich erwählt
und dein Ja gehört
Gott hat alles Leid
und den Schmerz deines Lebens
verwandelt in Herrlichkeit
aufgenommen im Himmel
preist deine Seele
die Größe des Herrn
in deinen Lobpreis
wollen wir einstimmen
denn Gott will mit dir
auch uns heil machen
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Mariä Himmelfahrt: Lass uns zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen
Barmherziger Gott,
wir haben das heilbringende Sakrament empfangen.
Lass uns auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria,
die du in den Himmel aufgenommen hast,
zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. August, Mariä Aufnahme in den Himmel (am Tag)
Messbuch - SG Mariä Himmelfahrt Vorabend: lass auch uns in die ewige Heimat gelangen
Herr, unser Gott,
am Fest der Aufnahme Marias in den Himmel
hast du uns an deinem Tisch versammelt.
Erhöre unser Gebet
und lass auch uns nach aller Mühsal dieser Zeit
zu dir in die ewige Heimat gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB 15. August, Mariä Aufnahme in den Himmel (am Vorabend)
- Gebet zum Abschluss1
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
dein Erbarmen reicht von Geschlecht zu Geschlecht.
Du vollbringst mit deinem Arm machtvolle Taten
und willst uns täglich neu beschenken.
Schenke uns die Kraft,
wie Maria deinem Auftrag zu folgen
und auf das zu vertrauen,
was du uns durch deinen Sohn geoffenbart hast.
Rufe uns immer wieder an
und lass auch uns ein klares JA sprechen.
Das erbitten wir mit Maria, die du erwählt hast
und die du zu dir gerufen hast
in deine ewige Heimat. - Amen.
- Segen4
Messbuch - Feierlicher Segen von der seligen Jungfrau Maria
Gott, der allmächtige Vater,
segne euch durch den Erlöser der Welt,
unseren Herrn Jesus Christus,
den Sohn der jungfräulichen Mutter Maria.
Sie hat den Urheber des Lebens geboren;
ihre mütterliche Fürsprache erwirke euch Gottes Hilfe.
Euch und allen, die heute das Fest ihrer Aufnahme in den Himmel begehen,
schenke Gott die wahre Freude und den ewigen Lohn.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
MB Feierliche Schlussegen. Von der seligen Jungfrau Maria
Benediktionale (2000) - Segen zur Kräuterweihe
An das Wunder, das Gott an Maria gewirkt hat, wollen auch die Heilkräuter erinnern, die wir nun segnen wollen. Sie können nachher mitgenommen werden. Sie sollen uns an die bleibende Hoffnung auf ein Leben in Gottes neuer Schöpfung, den Himmel erinnern, der schon heute beginnt.
Lasset uns beten. -
Herr, unser Gott,
du hast Maria über alle Geschöpfe erhoben
und sie in den Himmel aufgenommen.
An ihrem Fest danken wir dir für alle Wunder deiner Schöpfung.
Durch die Heilkräuter und Blumen schenkst du uns Gesundheit und Freude.
Segne + diese Kräuter und Blumen.
Sie erinnern uns an deine Herrlichkeit und an den Reichtum deines Lebens.
Schenke uns auf die Fürbitte Mariens dein Heil.
Laß uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir gelangen
und dereinst einstimmen in das Lob der ganzen Schöpfung,
die dich preist durch deinen Sohn Jesus Christus in alle Ewigkeit.
(Vgl. Benediktionale, Studienausgabe f. d. kath. Bistümer d. dt. Sprachgebiets, Benziger/Herder Verlag, Einsiedeln/Freiburg 1979, S. 63 - abgeänderter Auszug aus: Otto Winkes, Bilder und Symbole im Jahreskreis, Erich Wewel Verlag 1995, S. 170f.)
Zitat (2000) - Segensgebet zur Kräuterweihe
Segne, Gott,
die Kräuter und Blumen, die wir bringen,
und segne und heile auch uns.
Segne, Jesus Christus,
unsere Sehnsucht nach Gesundheit
und lass uns an Leib und Seele gesund werden.
Segne, Heiliger Geist,
was dem Geiste nach krank ist an uns,
an unserer Kirche, in unseren Gemeinden und Gemeinschaften
und heile uns.
So segne uns Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Franz Burgey (2011) - Kräutersegnung (Bundschuh-Schramm)
L: Schön bist du, Maria, du Mutter aller Geschöpfe.
V: Du bist wie die Erde, die das Leben hervorbringt, Maria...
A: Wir rufen zu dir.
L: Schön bist du, du Frau des Sommers.
V: Du bist wie die Sonne, die uns Menschen begleitet, Maria...
A: Wir rufen zu dir.
L: Schön bist du, Maria, du Freundin der Blumen.
V: Du bist wie die Rose, die dem Himmel entgegenblüht, Maria...
A: Wir rufen zu dir.
Lasset uns beten:
Gott, alle Kräuter und Blumen strecken sich dir entgegen,
denn du hast sie gemacht.
Auch Maria, deine schönste Blume, ist dir entgegengewachsen,
und du hast sie in den Himmel aufgenommen.
An ihrem Fest danken wir dir für die Sonne
und für die Erde, für die Kräuter und für die Blumen.
Wir bitten dich:
Segne diese Kräuter und Blumen.
Schenke uns durch sie Gesundheit und Heil, Freude und Lebenslust.
Lass uns wie sie dir entgegenwachsen
und Blüten treiben, schön wie Maria.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen.
Aus: Christiane Bundschuh-Schramm (Hg.), Du bist gesegnet unter den Frauen. Mariengottesdienste. Schwabenverlag.
Mensch wie wir
Maria ist Mensch wie wir, weder eine bloße „Seele“ noch eine „Göttin“. Wenn also von ihr gesagt ist, sie sei mit ihrem vollen Menschenwesen in Gottes Herrlichkeit aufgenommen, dann spricht das sehr eindringlich davon, was der Menschenleib ist: jene geheimnisvolle, alltägliche und zugleich auf die Ewigkeit hingeordnete Wirklichkeit, die einst in Gottes Leben hineingeholt werden soll.
Aus: Romano Guardini, Die Mutter des Herrn. Würzburg 1955.
Mariä Himmelfahrt
Maria, die Gott aufnimmt.
Gott nimmt Maria auf
in den Himmel, in sein Reich, bei sich.
Er nimmt Maria zu sich.
Ganz und gar.
Mit Leib und Seele.
Maria, die Gott aufnimmt.
Und warum?
Gott hat Maria von Anfang an,
angenommen, aufgenommen
in seinen Heilsplan.
Das nahende, beginnende Reich Gottes auf Erden.
Maria, die Gott aufnimmt.
Beginn der neuen Schöpfung.
Maria als neue Eva.
Rein und makellos.
Frei von Sünde.
Ohne die Sünde Evas und Adams.
Maria, die Gott aufnimmt.
Sie gehört ganz Gott.
Mit Leib und Seele.
„Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben..“ (Lk 1,53)
Maria lässt Gott in ihr Leben.
„Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38)
Sie lässt Gott in ihrem Leben wirken und wirklich werden.
Sie sagt Ja zu Gott, zu Jesus.
Ja mit Leib und Seele.
Zu Jesus, zu seinem Leben und unter dem Kreuz.
Sie vertraut seinem Wort, seiner Verheißung.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ (Joh 11,25)
Maria, die Gott aufnimmt.
Gott nimmt Maria auf.
Mit Leib und Seele.
Aber was hat das mit mir, mit dir, mit uns zu tun?
In der Taufe nimmt Gott mich an
als sein Kind.
Er gibt mir Anteil an seinem Reich, an sich, an Jesus.
Er befreit mich von Sünde.
Auch von der Sünde Adams und Evas.
Aber ich bleibe nicht frei von Sünde.
Falle zurück in alte Muster.
In die Fallstricke von Schuld und Sünde.
Will ich mich von Jesus beschenken lassen?
Von seiner versöhnenden, verzeihenden Liebe.
Hungert es mich nach seiner Liebe?
Nach ihm.
Ganz und gar.
Mit Leib und Seele.
Will ich ihn wirken lassen?
Wirksam werden lassen.
Ihn wirklich werden lassen in meinem Leben und in mir.
„Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5)
„Dies ist mein geliebter Sohn, … auf ihn sollt ihr hören.“ (Mt 17,5)
Will ich auf Jesus hören?
Ihm gehören.
Mit Leib und Seele.
Und auf ihn vertrauen.
Ihm vertrauen.
Dass er mich am Ende aufnimmt.
Bei und in sich.
Mit Leib und Seele.
Elke Uhl 2022
Marienlied
Ein Marienlied - als PDF herunterladen.
Text: Paul Weismantel
Musik: Reinhard Burchhardt
Paul Weismantel / Reinhard Burchhardt
Maria – Geheimnis der Verbindung von Menschlichem und Göttlichem
Marienfeste sind meist sehr alte und nicht selten auch fröhliche und volkstümliche Feste, tief in der Frömmigkeit verwurzelt. Oft sind sie mit Wallfahrten und beliebten Kirchen verbunden.
Herkunft und Bedeutung der Marienfeste
Die Verehrung der Mutter Jesu durchzieht das ganze Jahr, hat aber in den „Marienmonaten“ Mai und Oktober traditionell zwei Höhepunkte. Der Mai als naturnaher Frühlingsmonat, mit zahlreichen Marienliedern und besonderen Andachten, hat in der Tradition eine große Bedeutung. Der Oktober wurde 1883 durch Papst Leo XIII. zum Rosenkranzmonat erklärt. Der Rosenkranz ist ein meditatives Mariengebet, in dem die Ereignisse des Lebens Jesu meditiert werden. Ihren Ausgangspunkt haben die Marienfeste in der Ostkirche, wo es zunächst ein allgemeines Marienfest gab, aus dem sich dann ab dem 5. Jahrhundert weitere Gedenktage Marias entwickelt haben. Es gibt auch nach der – gegenüber der Heiligenverehrung kritischen – Reformation durch Luther (der ein großer Marienverehrer war) gemeinsame Hochfeste, die sowohl in der evangelischen wie auch in der katholischen Kirche gefeiert werden: die Marienfeste am 2. Februar, 25. März und 2. Juli. In den liturgischen Kalender der Katholiken haben deutlich mehr Marienfeste Eingang gefunden.
Ganzer Beitrag:
https://www.herder.de/el/hefte/archiv/2009/8-2009/maria-geheimnis-der-verbindung-von-menschlichem-und-goettlichem/
Rudolf Walter 2009 auf herder.de
Equal Pension Day:
Am Mittwoch werden Männer bereits jene Pension erreicht haben, die Frauen im Durchschnitt erst bis Jahresende erreichen.
Anlässlich des morgigen Equal Pension Day übt die Opposition Kritik an der Frauenpolitik der Regierung. Am Mittwoch werden Männer bereits jene Pension erreicht haben, die Frauen im Durchschnitt erst bis Jahresende erreichen.
Ganzer Beitrag:
https://www.diepresse.com/6172672
Tageszeitung Die Presse am 2.8.2022
Klimabericht sagt drastische Klimawandel-Folgen voraus
Genf (dpa) - Mehr Hitzewellen, Dürren und Starkregen: Der menschengemachte Klimawandel beschleunigt sich, und das mit verheerenden Folgen, wie aus dem neuen Bericht des Weltklimarats hervorgeht.
Ganzer Bericht:
https://www.zeit.de/news/2021-08/09/weltklimarat-veroeffentlicht-bericht-zum-klimawandel
Zeit online 9. August 2021, 18:32 Uhr Quelle: dpa
"Weckruf für die Welt": Reaktionen auf den Weltklimabericht in Zitaten
Ein „Weckruf für die Welt“ nennt Boris Johnson den Bericht des Weltklimarates. „Keine wirklichen Überraschungen“ ortet Aktivistin Greta Thunberg. ÖVP-Staatssekretär Brunner will die Energiewende „schneller umsetzen“.
Ganzer Bericht:
https://www.diepresse.com/6018931
Zeit online 9. August 2021, 18:32 Uhr Quelle: dpa
Maria auf dem Weg zu Elisabeth
Maria ging übers Gebirge
um nicht allein zu sein
von Frau zu Frau
mit einer zu sprechen
der es so ging wie ihr.
Ein freudiges Wiedersehen –
in einer Umarmung
Kind zu Kind
gedrückt –
voll Freude
hüpfte das eine
voll Freude und Jubel
sangen sie.
Ilse Pauls
Der dich gerufen
Als der Himmel sich öffnete
um
in die Schrecken der Welt
Gottes Wort
in Jesus-
dem Christus –
ganz Mensch werden zu lassen
erging ein Anruf an
MARIA
eine junge Frau
noch ganz prägbar
und sie
nimmt den Anruf –
obwohl sie erschrocken ist –
an
erfährt Bestätigung
durch Elisabeth
dass ihr Weg
der richtige ist
ein Weg
der ihr viel
abverlangt
der sie
durch Höhen und Tiefen
führt
ein Weg bis zum Kreuz
ein Weg bis zum Tod Jesu
ein Weg bis in das Unvorstellbare –
bis in die Auferstehung
ein Weg
bis in den Himmel (!!?)
von dem Jesus verheißt
dass er eine Wohnung bereitet
wenn der Himmel sich öffnet
um Gott Mensch werden zu lassen
warum sollte er sich nicht öffnen
um diese Wohnungen
auch zu betreten
öffnen
um sie
MARIA
als Erste
einzuladen
dort Wohnung zu nehmen
gerufen durch
IHN:
„Der dich gerufen am Tage des Heils.“
Beatrix Senft 2021 (unveröffentlicht)
Prophetin Maria
Jubelnd
sagst du voraus,
dass Jesus kommen wird
als barmherzige Liebe des Vaters,
als Einer,
der die Hungernden sättigt,
die Niedrigen erhöht,
die Mächtigen vom Thron stürzt,
die Reichen leer ausgehen lässt.
Du sagst es voraus und wirst
staunend es erleben.
Ilse Pauls
Maria
Nicht soviel
von Maria sprechen,
mehr –
wie Maria sein.
Ohne Zögern
zu großen Aufgaben
„Ja“ sagen,
den Menschen Mut machen
die guten Taten zu tun,
die sie tun sollen.
Sich freuen
mit den Geheilten,
bescheiden draußen stehen,
wenn man nicht wichtig ist.
Zur rechten Zeit
unter dem Kreuz stehen,
auch wenn ein Schwert
das Herz durchbohrt.
Ilse Pauls
Weltkirchenrat fordert "Exodus aus Nuklearzeitalter"
Methodistische Bischöfin Swenson bei katholisch-anglikanischem Friedensgottesdienst 70 Jahre nach den Bomben: Massenvernichtung nie ein legitimer Selbstschutz.
Hiroshima, 6.8.2015 (KAP) Zur Vernichtung aller Atomwaffen und zum Ende einer auf dieser basierenden Politik haben internationale Kirchenvertreter am Mittwochabend in Hiroshima aufgerufen. "Wir müssen eine Politik ablehnen, die die Massenvernichtung anderer Menschen als legitime Form des Selbstschutzes ansieht", sagte die methodistische Bischöfin Mary Ann Swenson bei einem gemeinsamen katholisch-anglikanischen Friedensgottesdienst in Erinnerung an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945. Die US-Amerikanerin ist stellvertretende Vorsitzende des Zentralausschusses des Weltkirchenrats (ÖRK).
Die methodistische Geistliche übte scharfe Kritik an den Regierungen der Herkunftsländer der beim Gottesdienst anwesenden ÖRK-Vertreter, darunter die USA, Deutschland, Japan, die Republik Korea, Norwegen, Niederlande und Pakistan. Alle würden sich in ihren Reden für eine nuklearwaffenfreie Welt einsetzen, "aber Jahr um Jahr, Jahrzehnt um Jahrzehnt sind diese sieben Regierungen bereit, Nuklearwaffen zu gebrauchen." 40 Atommächte gebe es 70 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki immer noch, und sie würden ihre Rüstung nicht vernichten, sondern modernisieren. Dass die Bedrohung durch nukleare Vernichtung auch 50 Jahre nach den großen Anti-Atomwaffen-Protesten noch fortbestehe, sei "unglaublich", so Swenson.
Waffen und Energieformen müssten endlich an ihren Wirkungen auf Mensch und Natur gemessen werden, forderte die Bischöfin. Die Welt sollte erkennen, "dass unser Streben nach materiellem Wohlstand und Komfort uns entfremdet von existenziellen Fragen über die Quelle und die Menge der Energien, die wir nutzen". Die Atomwaffen und auch die Nuklearenergie seien "Wege ins Verderben" und die Verwendung atomarer Energie auf lebensbedrohende Weise ein "sündhafter Missbrauch der Schöpfung Gottes", so Swanson, die einen "Exodus aus dem Nuklearzeitalter" forderte. Christen seien durch ihren Grundauftrag als Friedensstifter zum Einsatz für ein Ende der Atomwaffen verpflichtet.
Atomversuchs-Opfer nicht übersehen
Nicht nur das Leid der als "Hibakusha" bezeichneten japanischen Bombenopfer gelte es zum 70-Jahr-Gedenken zu sehen, sondern auch das der radioaktiver Strahlung ausgesetzten Bergleute oder der Opfer der Atombombenversuche, die vielfach an atomar bedingten Genmutationen litten, forderte die ÖRK-Vertreterin. So sei etwa die größte der 67 Testbomben der USA zwischen 1946 und 1958 auf den Marshall-Inseln tausendmal stärker gewesen als die Hiroshima-Bombe, und viele Inselbewohner könnten bis heute aufgrund der atomaren Verseuchung nicht in ihre Heimat zurück oder litten nach fehlgeschlagenen Rücksiedlungsversuchen nun an Krebs. Auch drohe den Inseln, dass der steigende Meeresspiegel eine Lagerstätte für Nuklearabfall undicht machen könnte.
Kraftvoller Schrei nach Frieden
Swenson erinnerte an Friedensinitiativen in Folge der Hiroshima-Katastrophe: So hatte etwa das Mädchen Sadako Sasaki aus Hiroshima, das als Zweijährige den Bombenabwurf überlebte, bald darauf aber mit den Folgen der Strahlenbelastung zu kämpfen, das Falten von Papierkranichen - in Japan ein Glückssymbol - gestartet, das nach ihrem frühen Tod ihre Klassenkameraden fortsetzten. Ein "kraftvoller Schrei nach Frieden" sei als Antwort auf die "unaussprechliche Gewalt" entstanden, so die Bischöfin; das Mitbringen selbstgefalteter Papierkraniche sei heute im Pazifikraum bei Friedenstreffen längst üblich geworden.
Als weiteres Beispiel wurden Repräsentanten der Dene-Indianer und der französisch-indianischen Mischlinge (metis) aus dem hohen Norden Kanadas angeführt: Sie waren in den neunziger Jahren nach Japan gekommen, um seine Bewohner um Vergebung zu bitten; kurz davor hatten sie erfahren, dass das in den A-Bomben auf Hiroshima und Nagasaki enthaltene Uran auf ihrem Stammesgebiet abgebaut worden war.
Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten. - 06-08-2015.
Atombomben: Spiel mit der Vernichtung der Welt
10.08.2015 | 18:14 | von Julia Raabe (Die Presse)
Noch immer sind auf der Welt so viele Kernwaffen vorhanden, dass die Menschheit sich mehrfach selbst zerstören könnte. Sie sind um ein Vielfaches schlagkräftiger als die Bomben von Hiroshima und Nagasaki vor 70 Jahren.
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CO2-Blase: Die Wette auf den Klimaschock
05.07.2014 | 18:30 | Karl Gaulhofer (Die Presse)
Damit das Klima nicht kippt, dürfen wir nur mehr ein Drittel der gesicherten Reserven an Öl, Gas und Kohle verbrennen. Doch die Konzerne bohren eifrig weiter. Platzt die Kohlenstoffblase, droht der Börsenkrach.
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Gebet zum "Großen Frauentag"
Du hast zu Gott ja gesagt,
Maria.
Darum wollten sie aus allen Frauen
Jasagerinnen machen.
Du hast geweint,
Maria.
Darum sagten sie:
Frauen sollen ruhig weinen.
Du hast Lieder gesungen,
Maria.
Darum meinten sie,
alle Frauen haben Grund zur Freude.
So haben sie deinen Namen missbraucht,
Maria.
Bald werden sie nach deinem Lied
die Sprache verlieren.
Bernhard Lang in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. HOHE Verlag, Erfstadt. 2007.
Brauchtum zum Fest Mariä Himmelfahrt
Klagenfurt-Feldkirch, 10.08.14 (KAP) Tausende Gläubige aus Österreich und dem Ausland nehmen am 15. August, dem Festtag Mariä Himmelfahrt, an den traditionellen Schiffsprozessionen auf dem Wörthersee und dem Bodensee teil. Bei der vom Kärntner Bischof Alois Schwarz geleiteten 60. Schiffswallfahrt auf dem Wörthersee wird heuer der emeritierte Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser predigen. Haltestellen der Prozession nach der Abfahrt von der Schiffsanlegestelle Klagenfurt um 19.30 Uhr sind Krumpendorf (20.25 Uhr), Pörtschach (21.15 Uhr), Velden (22.10 Uhr) und Maria Wörth (23.00 Uhr).
Einen Fokus auf ein christliches Europa hat die 33. Fatima-Schiffsprozession auf dem Bodensee: Nach einer Festmesse in der Bregenzer Kapuzinerkirche um 17.30 Uhr erfolgt um 20 Uhr die Abfahrt der Schiffe vom Hafen Bregenz; die Wallfahrt führt zur Fatimastatue, die am Dreiländereck im See versenkt ist. Dort erbitten die Gläubigen das "Geschenk der wahren Einheit für Europa".
Programm rund um den Wörthersee
Einladende zur traditionellen Marien-Schiffsprozession auf dem Wörthersee ist die Klagenfurter Stadtpfarre St. Josef-Siebenhügel.
Bereits ab 18.30 Uhr stimmt die Stadtkapelle Klagenfurt die Besucher musikalisch auf die Prozession ein. Einlass auf die Schiffe "Velden"
und "Klagenfurt" bei der Schiffsanlegestelle Klagenfurt ist ab 19.30 Uhr, für die "MS Kärnten" gilt 19.45 Uhr. Nach der offiziellen Eröffnung der Schiffsprozession durch den Pfarrer von Klagenfurt-Siebenhügel, Pater Franz Kos SDB, einer Kurzansprache von Alterzbischof Kothgasser und der Segnung der Schiffe durch Diözesanbischof Schwarz werden die verschiedenen Haltestellen der Prozession angefahren.
Bei den Anlegestellen wird wie alljährlich ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten. So gibt es in Krumpendorf eine musikalisch gestaltete Andacht mit Kräutersegnung und anschließendem Verkauf von Kräutersträußen, in Pörtschach ein "Fest der 1.000 Lichter" sowie ein Konzert der steirischen Musikkapelle St. Marein, in Velden vor dem Schlosshotel ein Konzert des Blasorchesters "Manges" aus Slowenien. In Maria Wörth stimmt die Trachtenkapelle Magdalensberg die Besucher musikalisch auf die Ankunft der Schiffe ein. Dort erfolgt dann mit der Erneuerung der Weihe an die Gottesmutter durch Bischof Schwarz und dem abschließenden Feuerwerk der Höhepunkt der Schiffsprozession. Die Rückkehr nach Klagenfurt ist für 24 Uhr geplant.
Die Tradition der Schiffsprozession auf dem Wörthersee geht zurück auf das Jahr 1954. Damals kam aus dem bekannten Wallfahrtsort Fatima in Portugal eine Marienstatue für die St. Josef-Kirche nach Klagenfurt-Siebenhügel. Um diese Statue festlich in die Kirche einzuführen, kam man auf die Idee, sie mit einem Schiff von Velden zum Klagenfurter Ufer zu bringen. Vom Ufer trug man sie in einer Lichterprozession zur Kirche. Die Teilnahme an dieser ersten abendlichen Marienfahrt war so groß, dass man sich entschloss, jedes Jahr zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel diese Statue in einer nächtlichen Schiffsprozession über den Wörther See zu führen.
Im Laufe der Jahre haben sich die größeren Orte rund um den See an der Prozession beteiligt.
Im "Dreiländereck" auf dem Bodensee beten am Hochfest Mariä Himmelfahrt Tausende Pilger aus Österreich, Deutschland und der Schweiz - heuer besonders aktuell - für ein friedliches Miteinander in Europa. Traditionell treffen sich zum Marienfest die Prozessionsschiffe aus Rohrschach, Lindau und Bregenz, um für die Idee des vereinten Europas und seine christliche Wurzeln ein sichtbares Zeichen zu setzen.
Geschichte und Brauchtum
Das Fest Mariä Himmelfahrt hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es bereits in der Spätantike, im Jahr 431, eingeführt wurde. Die orthodoxen Kirchen begehen das Fest am 28. August. In der lateinischen Kirche wird die in der Bibel nicht beschriebene leibliche Aufnahme ("Assumptio") Mariens in den Himmel seit dem 7. Jahrhundert gefeiert. Zum Dogma wurde diese alte Glaubensüberzeugung durch Papst Pius XII. am 1. November 1950.
Eine Legende erzählt, dass dem Grab Marias in dem Augenblick, in dem sie in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entstieg. Dies könnte der Ursprung für die verbreitete Segnung von Heilkräutern am 15. August sein. Einerseits soll in diesem 1000 Jahre alten Brauch die lebenspendende Kraft der Gottesmutter ausgedrückt werden, andererseits ist es wahrscheinlich, dass die jahreszeitlich bedingte Getreidereife und Hochblüte der Natur in Erinnerung brachten, dass Maria traditionell als "Blume des Feldes und Lilie in den Tälern" verehrt wurde.
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Gebet
Maria,
Du Vorgeschmack,
Du zärtlicher Schein,
Du Morgenlied,
Du Heimatduft,
Du wärmende Hand,
Du Schwester,
Du Freundin,
Du Lächeln des Himmels.
Bernhard Meuser in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. HOHE Verlag, Erfstadt. 2007.
Heilige Maria
Heilige Maria,
deine Erwählung erinnert mich daran,
dass Gott sich auch für mich entschieden hat
und auch mir seine Verheißung gilt.
Heilige Maria,
deine Berufung sagt mir,
dass Gott auch nach mir Sehnsucht hat
und mir seine Gnade leibhaftig schenkt.
Heilige Maria,
dein Vertrauen weckt in mir
die Hoffnung
auf das Erbarmen Gottes mit mir.
Heilige Maria,
dein Weg führt mich
aus den Tälern der Verzagtheit
auf die Höhen des Jubels.
Heilige Maria,
dein Magnifikat singt mir
das großartige Lied von der Vorliebe Gottes
für die kleinen Leute.
Heilige Maria,
dein starkes Herz zeigt mir,
dass einzig die Liebe
alles vermag.
Paul Weismantel in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. HOHE Verlag, Erfstadt. 2007.
Extremsport - Herantasten an die Leistungsgrenze
www.wissenswertes.at/index.php
Felix Baumgartner absolvierte Rekordsprung
Am Sonntag hat es nach mehreren Verschiebungen doch geklappt, der Wind zeigte in Roswell Gnade. Extremsportler Felix Baumgartner begab sich auf die Reise in die Stratosphäre, um aus rund 39.000 Metern abzuspringen. Er landete heil...
14. Oktober 2012
derstandard.at/1348286014492/Felix-Baumgartner-bewaeltigt-Rekordsprung
Trend Extremsportarten -Auf der Suche nach dem Kick
Marathon laufen war gestern. Freizeitsportler stürzen sich Steilhänge hinunter und unternehmen waghalsige Bergexpeditionen. Aber was steckt dahinter? Ist das Extreme mittlerweile zum Mainstream geworden? Ein Erklärungsversuch. Von Carolin Gasteiger
8. August 2013 13:22
www.sueddeutsche.de/leben/trend-extremsportarten-auf-der-suche-nach-dem-kick-1.1741528
Bergsteiger-Weltrekord: Kaltenbrunner schafft alle Achttausender ohne Sauerstoffmaske
Gerlinde Kaltenbrunner hat es geschafft: Als erste Frau hat sie alle 14 Achttausender-Berge ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen. Am K2 im Karakorum, dem zweithöchsten Gipfel der Welt, war sie sechsmal gescheitert - am Dienstag erfüllte sie
23. August 2011, 16:33 Uhr - SpiegelOnline
www.spiegel.de/reise/aktuell/bergsteiger-weltrekord-kaltenbrunner-schafft-alle-achttausender-ohne-sauerstoffmaske-a-781944.html
Und Gott machte eine Frau aus mir
Und Gott machte eine Frau aus mir,
mit langem Haar,
Augen,
Nase und Mund einer Frau.
Mit runden Hügeln und Falten
und weichen Mulden,
höhlte mich innen aus
und machte mich zu einer Menschenwerkstatt.
Verflocht fein meine Nerven
und wog sorgsam
meine Hormone aus.
Mischte mein Blut
und goß es mir ein,
damit es meinen Körper
überall bewässere.
So entstanden die Gedanken,
die Träume,
die Instinkte.
All das schuf er behutsam
mit seinen Atemstößen
und seiner bohrenden Liebe,
die tausendundein Dinge, die mich täglich zur Frau
machen,
derentwegen ich stolz
jeden Morgen aufwache
und mein Geschlecht segne.
Gioconda Belli in: Du bist der Atem meines Lebens. Frauengebetbuch. Schwabenverlag / KlensVerlag, Ostfildern 2010.
Auferstehung des Fleisches
Wenn wir Christen also „die Auferstehung des Fleisches" bekennen, was sagen wir dann damit eigentlich? Was mindestens?
Fleisch meint den ganzen Menschen in seiner eigenen leibhaftigen Wirklichkeit. Auferstehung also die Endgültigkeit und Vollendung des ganzen Menschen vor Gott, die ihm das „ewige Leben“ gibt. Weil der Mensch ein plurales Wesen ist, das in und trotz seiner Einheit gewissermaßen sich durch mehrere und sehr verschiedene Dimensionen hindurch, durch Materie und Geist, Natur und Person, Aktion und Passion usw. hindurch erstreckt, so ist es nicht verwunderlich, daß das Werden seiner Vollendung und ihr Eintritt nicht einfach eine in jeder Hinsicht in sich selbst einfache und identische Größe ist und daß der „Zeitpunkt“ solcher mehrschichtiger Vollendung nicht einfach für jede dieser Dimensionen derselbe ist. Darum bleibt es wahr, was, belehrt von Ansätzen zu solcher Erkenntnis in der Schrift, das Glaubensbewußtsein der Kirche immer deutlicher erfaßt hat: die bleibende Wirklichkeit des personalen Geistes kann schon zur unmittelbaren Gottesgemeinschaft gelangen durch den Vorgang und den Moment, den wir nach seiner innerweltlichen Seite als Tod erfahren. Insofern diese Gottesgemeinschaft das innerste Wesen der seligen Vollendung ausmacht, kann mit dem Tod schon der „Himmel" und die „ewige Seligkeit" gegeben sein (DS 1000). Trotzdem bleibt der Verstorbene mit der Wirklichkeit, dem Geschick und so der Zeit der Welt „verbunden", sowenig wir uns eine solche bleibende Weltzugehörigkeit „vorstellen" können und sowenig darüber unmittelbar greifbare Aussagen in der Schrift enthalten sind. Man muß sich nur einmal nüchtern klarmachen, daß eine geistige Gottesgemeinschaft nicht einfach als eine im umgekehrten Verhältnis zur Zugehörigkeit zur materiellen Welt wachsende Größe betrachtet werden kann, sondern daß dies zwei an sich völlig disparate Größen sind, so daß es z. B. grundsätzlich Gottesschau vor dem Tod geben kann und „Trennung vom Leib" im Tod für die Seele noch lange nicht eo ipso eine größere Nähe zu Gott bedeuten muß. Weltferne und Gottesnähe sind nicht vertauschbare Begriffe, so gern wir in einem solchen Raumschema zu denken pflegen. Die Verstorbenen bleiben somit (trotz der Visio beatifica [seligen Schau Gottes]) dem Schicksal der Welt verbunden.
[...]
Wenn und insofern wir Leibhaftigkeit und Konkretheit der auferstandenen und wirklichen Person - auch entsprechend der Erfahrung mit dem Auf erstandenen - nicht anders denken können als zusammen mit einer gewissen Raum- und Orthaftigkeit, so werden wir den Himmel als Ort und nicht nur als "Zustand" zu denken haben. Insofern es jetzt schon Menschen gibt (der auferstandene Herr, Maria und wohl auch andere: vgl. Mt 27,52), die eine verklärte Leiblichkeit besitzen, existiert dieser „Ort" schon jetzt als Ergebnis, wenn auch nicht als Voraussetzung (wie die Alten dachten) dieser Verwandlung von menschlicher Leibhaftigkeit. Wenn wir an die innere Endlichkeit unserer eigenen physikalischen Räumlichkeit denken, die nicht Voraussetzung, sondern inneres Moment der unverklärten Materie und Ergebnis ihrer Geschichte ist, dann wird es uns nicht unmöglich zu denken (nicht: vorzustellen!), daß diese Räumlichkeit und jene himmlische "Raumhaftigkeit" an sich disparate und inkommensurable Größen sind. Das aber bedeutet dann, daß es einerseits a priori sinnlos ist zu fragen, wo der Himmel sei, wenn unter diesem „Wo“ eine Raumstelle unserer physikalischen Räumlichkeit zu denken ist, und daß es anderseits doch möglich bleibt, sehr „realistisch“ an der Leibhaftigkeit der Verklärten samt deren Raum- und Orthaftigkeit festzuhalten. Wir brauchen die Himmlischen nicht im physikalischen Weltsystem unserer Erfahrung unterzubringen. Weil man aber heute in der Physik mehr als je lernt, unanschaulich zu denken, wird uns das weniger als früher daran hindern, die Existenz der Himmlischen sehr unanschaulich ernst zu nehmen. Wenn einmal die Geschichte des Kosmos und der geistigen Welt zu ihrem vollen Ende gekommen sein wird, wird alles verwandelt sein. Dann kann das eine Neue ebensogut neuer Himmel wie neue Erde genannt werden.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Karl kardinal Lehmann und Albert Raffelt. Herder Verlag 2004 (1982).
Segen für Frauen
Gottes Segen komme zu uns Frauen,
daß wir stark sind in unserer schöpferischen Kraft,
daß wir mutig sind in unserem Recht.
Gottes Segen komme zu uns Frauen,
daß wir Nein sagen, wo es nötig ist,
daß wir Ja sagen, wo es gut ist.
Gottes Segen komme zu uns Frauen,
daß wir schreien, wo Unrecht ist,
daß wir schweigen, wo Entsetzen ist.
Gottes Segen komme zu uns Frauen,
daß wir Weisheit suchen und finden,
daß wir Klugheit zeigen und geben.
Gottes Segen komme zu uns Frauen,
daß wir die Wirklichkeit verändern,
daß wir das Lebendige fördern.
Daß wir Gottes Mitstreiterinnen sind auf Erden!
Hanna Strack in: Du bist der Atem meines Lebens. Frauengebetbuch. Schwabenverlag / KlensVerlag, Ostfildern 2010.
Zum Tode eines Freundes
das beste,
was wir tun können,
wir können uns in erinnerung rufen,
dass wir ihn hatten:
seine hoffnung und kraft,
seine güte und liebe,
seine freude und sehnsucht.
das beste,
was wir tun können,
wir können fortsetzen,
was er angestrebt hat:
aufnehmen, was er uns hinterlassen hat;
weitergeben, was wir an ihm hatten;
kämpfen für das, was ihm kostbar war.
das beste,
was wir tun können,
wir können hoffen,
für ihn und für uns:
dass nichts vergeblich war,
weder sein tun noch sein hoffen;
dass gott ihm treu ist;
dass gott uns allen nahe ist,
er, der gott der lebenden.
Aus: Mitten im Tag, Junge Menschen suchen, fragen beten. Gebetsbuch für Jugendliche und junge Erwachsene. Hildesheim, 1982.
Himmel
Von alters her galt der Himmel als die Sphäre Gottes, und zwar nicht (nur) der Himmel im Sinne des Luftraumes, der sich über der Erde befindet (englisch: sky), sondern auch und vor allem als symbolisch aufgeladener Raum (englisch: heaven). Diese obere Region bildet zusammen mit der Erde die gesamte Welt: "Himmel und Erde" sind die Worte, mit denen im Alten Testament der gesamte Kosmos bezeichnet wird (zum Beispiel in Genesis 1,1; 2,4 und öfter). Der Wohnort Gottes ist im Himmel (Jesaja 63,15 und 19); von dort kommt er herab, und von dort spricht er (Markus 1,10-11).
"Selig die Armen im Geist; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn sie euch um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch alles Lügnerische nachsagen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel."
(Matthäus 5, 3,8. 10-12)
Gott kann als "Vater unser im Himmel" angesprochen werden (Matthäus 6,9); sein ist das "Reich der Himmel" (Matthäus 3,2; 4,17 und öfter).
So liegt es nahe, den Himmel als Aufenthaltsort der verstorbenen Gerechten anzusehen, denen nach dem Tod die Gottesnähe verheißen ist. Da der Himmel ansonsten aber die göttliche Sphäre ist und kein Mensch je dorthin gelangt ist, malt sich die Bibel nicht besonders detailliert aus, wie dieser Ort aussehen soll. Allerdings gibt das Neue Testament einige Hinweise auf die himmlische Gemeinschaft.
Der Alttestamentler Bernhard Lang und die Religionswissenschaftlerin Colleen Mc Dannell fassen sie in ihrem Buch "Der Himmel. Eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens" zusammen: "Neben Abraham befinden sich in dieser Gemeinschaft alttestamentliche Heilige wie Elija und Mose, Gestalten, mit denen Jesus in mystischer Entrückung gesprochen haben. Aus anderen Überlieferungen geht hervor, dass sich im Himmel auch gewöhnliche Menschen aufhalten, zum Beispiel Lazarus des Gleichnisses (Lk 16,19-31), die Witwe jener Sadduzäerfrage (Mk 12,18-27) und der mit Jesus zusammen gekreuzigte reuige Schächer (Lk 23,39-43). Diesem hatte der im Todeskampf stehende Jesus versprochen, noch "heute" werde er mit ihm im Paradiese sein. Aber auch seinen Anhängern, vor allen seinen Jüngern, verhieß er Plätze im Himmel. In seiner Abschiedsrede sagte Jesus, er werde ihnen einen Platz bereiten, "denn im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen." Diesen "Wohnungen" und "Wohnorten" fehlt alles, was an Häuslichkeit erinnert. Obwohl die Toten im Jenseits Gesellschaft haben werden, unterstreicht Jesus die geistige Eigenart jener Welt. Als engelsgleiche Wesen kennen die Heiligen weder Ehe noch Zeugung, die Grundlagen des häuslichen Lebens in der Antike."
Aus: Gerlinde Baumann, Ewiges Leben, Hoffnung über den Tod hinaus Freiburg 2010.
Zu einer höheren Existenz berufen
... In den Städten war es die Ausstrahlungskraft der Gemeinden, die neue Mitglieder anzog. Ausführlich schildert dies um 200 Tertullian in seinem Apologeticum. Er hebt die große Liebestätigkeit als besonderes Kennzeichen hervor. Die Menschen, die sie sehen, sagen: "Seht, wie haben sie sich gegenseitig so lieb" - sie selbst hassen sich nämlich gegenseitig -; weiter: Sie sind bereit füreinander zu sterben - sie selbst sind eher bereit, sich gegenseitig umzubringen.
Der große Zulauf, den das Christentum verzeichnete, beruhte weniger auf seinen Jenseitshoffnungen, sondern auf einer anderen umfassenderen Dimension. Das Christentum kannte einen umfangreichen göttlichen Plan, der den Menschen insgesamt zum Ziele hatte. Unsterblichkeit und Heilsgewissheit waren nur Teilaspekte davon. Das Christentum lieferte ein historisch-metaphysisches Schöpfungs- und Erlösungsepos mit vielen Licht und Schatteneffekten. Durch diese Vorstellung wusste jeder Einzelne, woher er kam und wozu er bestimmt war. Der Mensch ist zu einer höheren Existenz berufen. Hierin unterschied sich das Christentum von den anderen Religionen der damaligen Zeit und war vor allem für die Stadtbevölkerung attraktiv.
Der Missionserfolg ist am Anfang begründet in der Frohbotschaft und dem Angebot der Erlösung aus irdischer Trübsal. Hinzu kommt die Anziehungskraft, die das überlieferte Bild von Jesus bot und sodann der sittliche Gehalt der Lehre, insbesondere der Bergpredigt. Hinzu kommen Gründe, die in der christlichen Gemeindestruktur lagen, die Liebestätigkeit, der organisatorische Zusammenschluss von Gemeinden im gesamten Imperium und die sittliche Fixierung der Lehrinhalte im Neuen Testament. Das Christentum verband Elemente orientalischer Mysterienreligionen mit denen einer antiken Philosophenschule. Besonders attraktiv erschien es dadurch, dass es sich nicht an einzelne Gruppen, sondern an alle zugleich wandte, Arme und Reiche, Gebildete und leseunkundige.
Aus: Rolf Decot, Die Stadt - Ort des frühen Christentums - in: Das Prisma, Beiträge zu Pastoral, Katechese und Theologie, 1/2012.
Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat
Das vierte Gesätz des glorreichen Rosenkranzes hat das Festgeheimnis vom 15. August, Mariae Himmelfahrt, Mariae Aufnahme in den Himmel, zum Inhalt. Dieses Ereignis bedeutet für Maria selbst die Vollendung ihres Lebens in der leiblichen Verklärung sogleich nach dem Ende ihrer Erdentage. Christus, der erste von den Toten Auferweckte, erhebt seine Mutter als Erste aus der erlösungsbedürftigen Menschheit an seine Seite in die himmlische Verherrlichung - eine Tat, die das innige Verhältnis des Sohnes zu seiner Mutter bekräftigt und dem Mittun der Magd an dem Werk ihres Herrn entspricht. Aber sie geschieht nicht an Maria allein. Da Maria die "Mutter der Kirche" und die "Mutter der Lebenden" ist, werden von diesem Ereignis auch die Kirche und die ganze Menschheit betroffen. Sie werden mit der Aufnahme Marias von neuem auf ihr eigenes Hoffnungsziel ausgerichtet: auf die Verklärung des ganzen Menschen und alles Geschaffenen. Nun hat Maria auch das universale Amt der himmlischen Mutterschaft und der Mittlerin der Gnaden angetreten. Papst Pius XII. betonte bei der Verkündigung des Dogmas besonders seine gegen den Materialismus der Moderne gerichtete geistige Kraft.
Kardinal Leo Scheffczyk in: Was er euch sagt, das tut, Mit Maria Jesus Christus begegnen, ein Gebetbuch zum Rosenkranz. Gegeben zur Vollendung des 70. Lebensjahres von Kardinal Joachim Meisner, Freiburg 2003.
Unsere Würde und Hoffnung
... Dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen ist, ergibt sich aus der unvergleichlich engen Verbundenheit mit Christus. Was uns allen am Ende der Zeiten gegeben wird, die "Auferstehung des Fleisches", ist an ihr bereits vollzogen, weil sie seine Mutter ist. Ich finde gerade diese Lehre in unserer Zeit so wichtig, weil der Leib so furchtbar entwürdigt wird: durch Kriege, durch Rauschgift, durch Pornographie - und dabei ist er für Gottes Herrlichkeit bestimmt.
In Maria, das möchte ich dir, liebe Kerstin zu alledem noch sagen, wird uns immer unsere eigene Würde und Hoffnung gezeigt. An ihr erkennen wir, was Gott an uns allen Großes tun will. Wer das einmal begriffen hat, wird auf die Marienverehrung nie mehr verzichten.
Winfried Henze, Glaube ist schön, Ein katholischer Familien Katechismus, München 6. Auflage 2002.
Magnifikat
Magnificare heißt, wie auch das entsprechende griechische Wort megalynein: groß machen. Es steht im Neuen Testament normalerweise für "rühmen", "als groß preisen"; aber dieses Wort wird auch dort gebraucht, wo Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer kritisiert, weil sie "die Quasten an ihren Gewändern lang machen" (Mt 23,5). Wir haben also schon recht damit, dieses elementare "groß machen" in dem Wort zu hören, mit welchem Maria ihren Lobgesang beginnt: "Meine Seele preist die Größe des Herrn", wörtlich: Meine Seele macht den Herrn groß (Lk 1,46).
Dieses demütige Wort der niedrigen Magd bekommt so einen schier überheblichen, anmaßenden Klang. Wie kann ein Geschöpf Gott groß machen?
Ja, das Lobpreisen, Gott verherrlichen, das ist in der Tat Vollzug menschlichen Kleinseins und menschlicher Größe zugleich. Sag mir, was für dich groß ist, und ich sage dir, wie groß du bist. Wie groß du gerade im Kleinsein bist, das anderes für dich groß sein lässt. Dies ist der Adel des Menschen, dass er Größe, einzig wahre Größe zu erkennen, zu benennen, zum Inhalt seines Wortes, ja seines Lebens werden lassen kann: die Größe Gottes. Es kann ihm - und dies widerfuhr dem heiligen Anselm von Canterbury gerade in seiner Existenz als Beter - der Gedanke eines Gedankens in den Sinn kommen, über den hinaus nichts Größeres gedacht werden kann - und dabei gewahrt er, dass dieser Gedanke ja kein bloßer Gedanke ist, sondern das ihn und alles konstituierende Maß, jenes Maß, das nicht von den Dingen und Menschen entworfen wird, sondern das Dinge und Menschen "entwirft".
Aus: Klaus Hemmerle, Dein Herz an Gottes Ohr, Einübung ins Gebet, München 1999 (3).
Das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel
Um es noch provozierender zu machen:Was soll uns das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel sagen? Es wurde erst spät, im Jahre 1950, festgelegt. Seltsamerweise gibt es tatsächlich von Anfang weder ein Grab noch irgendwelche Reliquien Mariens.
Dieses Dogma fällt uns natürlich allen besonders schwer, weil wir uns unter Himmel nichts vorstellen können. Und schon gar nicht, dass hier eine Art von Leib platziert sein könnte. So gesehen bietet dieses Dogma eine große Aufgabe an unser Verstehen dessen an, was Himmel, was Leib heißt. An das Verstehen des Menschen und seiner Zukunft überhaupt ...
Und wie lösen Sie persönlich diese Aufgabe?
Mir hilft hierbei die Tauftheologie, die der heilige Paulus entfaltet hat, wo er sagt: "Gott hat uns mit Jesus mit auferweckt und uns in Christus Jesus im himmlischen Bereich mit sitzen lassen" (Eph. 2,6). Das heißt, als Getaufte haben wir unsere Zukunft schon vorweggenommen.
Das Dogma besagt also nur, dass in Maria das, was Taufe an uns allen wirkt, nämlich das Wohnen ("Sitz haben") mit Gott "im Himmel" (Gott ist der Himmel!) bei Maria voll eingelöst ist. Die Taufe (das Mitsein mit Christus) ist zu ihrer vollen Wirkung gekommen. Bei uns ist dieses Mitsein mit Christus, das Auferstandensein, noch brüchig, sehr unfähig. Bei ihr nicht. Nichts fehlt mehr. Sie ist in die volle Gemeinschaft mit Christus eingegangen. Und zu dieser Gemeinschaft gehört dann auch eine neue Leiblichkeit, die wir uns nicht vorstellen können.
Kurz gesagt: Das Wesentliche an diesem Dogma ist, dass Maria ganz bei Gott, ganz bei Christus, ganz Christin ist.
Aus: Josef Ratzinger, Papst Benedikt XVI, Gott und die Welt, Ein Gespräch mit Peter Seewald, München 2005.
Magnifikat heute
Es steht geschrieben, dass maria sagte,
meine seele erhebt den herren
und mein geist freut sich gottes meines heilands
denn er hat die niedrigkeit seiner magd angesehen
seihe von nun an werden mich selig preisen alle kindeskinder
Heute sagen wir das so
meine seele sieht das land der freiheit
und mein geist wird aus der verängstigung herauskommen
die leeren gesichter der frauen werden mit leben erfüllt
und wir werden menschen werden
von generationen vor uns den geopferten erwartet
Es steht geschrieben dass maria sagte
denn er hat große dinge an mir getan der da mächtig ist
und dessen namen heilig ist
und seine barmherzigkeit währt von geschlecht zu geschlecht
Heute sagen wir das so
die große veränderung die an uns und durch uns geschieht
wird mit allen geschehen - oder sie bleibt aus
barmherzigkeit wird geübt werden wenn die abhängigen
das vertane leben aufgeben können
und lernen selber zu leben.
Es steht geschrieben dass maria sagte
er übt macht mit seinem arm und zerstreut die hochmütigen
er stürzt die gewalttätigen von ihren thronen
und die getretenen richtet er auf
Heute sagen wir das so
wir werden unsere besitzer enteignen und über die
die das weibliche wesen kennen werden wir zu lachen kriegen
die herrschaft der männchen über die weibchen wird ein ende nehmen
aus objekten werden subjekte werden
sie gewinnen ihr eigenes besseres recht
Es steht geschrieben dass maria sagte
hungrige hat er mit gütern gefüllt
und die reichen leer hinweggeschickt
er denkt der barmherzigkeit und hat sich
israels seines knechts angenommen
Heute sagen wir das so
frauen werden zum mond fahren und in den parlamenten entscheiden
ihre wünsche nach selbstbestimmung werden in erfüllung gehen
und die such nach herrschaft wird leer bleiben
ihre ängste werden gegenstandslos werden
und die ausbeutung ein ende haben.
Aus Dorothee Sölle, Die revolutionäre Geduld, Berlin 1974.
Königin, aufgenommen in den Himmel
Irdisch gesehen
ist mit dem Tod alles aus.
Dann ist auch mein ganzes Leben sinnlos.
Wenn ich trotzdem lebe,
bleibt mir nur der Konsum,
sinnloser Genuss,
der mich rasch zur Sucht verleitet.
Ich kann auch nicht dem körperlichen Leib entfliehen,
indem ich ihn als fremd betrachte
oder gar als Feind,
als Gefängnis,
vor dem mich erst der Tod befreit.
Ich habe nicht nur einen körperlichen Leib,
ich bin mein Leib:
Ich höre, sehe, taste, fühle, rieche, schmecke!
Wenn mein körperliches Dasein einen Sinn hat,
dann muss dieser Sinn auch in ihm selber liegen:
Der Sinn liegt in den Sinnen!
Mein körperlicher Leib bekommt den Tod zu spüren,
nicht erst am Ende der Tage:
Der Tod ist da,
wenn eine Freude stirbt,
wenn ein Augenblick des Glücks verlischt
und wenn ich das hergeben muss,
worauf ich mich verlassen habe.
Was bin ich,
wer bin ich,
wenn mir vom Eigentlichen,
von allem, was mich ausmacht,
vom leibhaftig Geliebten und Erlebten,
nichts mehr übrig bleibt als die Erinnerung
und diese nur,
solange mein Gedächtnis funktioniert?
Maria,
du Königin, aufgenommen in den Himmel,
du Zeichen ewigen Menschseins.
An dir zeigt uns Gott,
was die Auferweckung Jesu
für alle Menschen bedeutet.
Nichts geht verloren von dem,
was ich in meinem körperlichen Dasein gelebt
und erlebt habe.
Ich - all das, was mich ausmacht,
was "eigentlich" zu mir gehört -,
werde nicht in Verwesung enden.
Der Tod hat keinen Stachel mehr.
Und was ich als Verwesung sehe,
ist ein Geschehen des Lebens, nicht des Todes.
Was meine unerlösten Augen noch sehen
als Leben und als Tod,
das wird eins - im ewigen leben.
Du Königin,
aufgenommen in den Himmel,
bitte für mich!
Aus: Elmar Gruber, Maria - Weg des Glaubens, Meditationen, München.
"Wo ich bin, da soll auch mein Diener sein"
»Die unbefleckte Jungfrau kehrte nicht zum Erdenstaub zurück.
Da sie hienieden schon ein lebendiger Himmel war,
wird sie in die himmlischen Wohnungen aufgenommen.
Wie könnte sie auch den Tod verkosten,
sie, aus der uns das wahre Leben geflossen ist?
Wie könnte der Tod diese wahrhaft selige Frau verschlingen,
die durch die Wirkung des Heiligen Geistes Mutter wurde,
die dem Sohne Gottes das Leben schenkte
und sich ganz Gott weihte?
Wie könnte die Totenwelt diese aufnehmen?
Wie könnte Verwesung diesen Leib erfassen,
in dem das Leben aufgenommen wurde?
Ihr war ein gerader, ebener und leichter Weg zum Himmel bereitet.
Denn, wenn Christus, das Leben und die Wahrheit, sagt:
"Wo ich bin, da soll auch mein Diener sein",
wird da nicht erst recht seine Mutter bei ihm sein können?«
(Johannes von Damaskus)
Gebet
Königin des Himmels!
Hocherhabene, seligste Jungfrau.
Du thronst auf dem himmlischen Sitze der Seligen.
Allen Irdischen bist du entrückt,
bekleidet mit dem Gewande der Unsterblichkeit,
gleich dem Ewigen alterst du nie.
Sei gegrüßt, Königin,
Glück der Erdgeborenen,
Hilfe der Christen,
einzige Hoffnung der Sünder,
Wonne des Alls,
jungfräuliche Mutter,
schöner als alle Jungfrauen,
erhaben über die himmlischen Mächte,
Herrscherin,
Allkönigin,
Freude der Menschheit.
Bleibe stets huldvoll geneigt zu deinem Geschlecht,
sei uns allenthalben Zuflucht und Heil,
und allen erzeige deine Hilfe:
Trost den Kleinen,
Kraft den Schwachen,
Schutz den Bedrängten,
Leben den Sterbenden.
Darum sei gegrüßt,
Jungfrau,
Mutter,
du Schirmerin und Ruhm und Zierde der Kirche. Amen.
(Johannes Chrysostomus)
In tausend Bildern
Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
doch keines von allen kann dich schildern,
wie meine Seele dich erblickt.
Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel
seitdem mir wie ein Traum verweht,
und ein unnennbar süßer Himmel
mir ewig im Gemüte steht.
Novalis
Maria - Ihr Loblied
Meine Seele preist Gott, meinen Herrn,
mein Geist ist glücklich über den Gott, der mir hilft.
Denn mein Gott hat mich erhoben aus meiner Niedrigkeit.
Glücklich werden mich preisen alle meine Kindeskinder.
Er hat Großes an mir getan, der mächtige, der heilige Gott.
Von Generation zu Generation
waltet seine Barmherzigkeit über denen, die ihn ehren.
Gewaltiges wirkt er;
die Übermütigen zerstreut er wie Sand.
Mächtige holt er vom Thron, Niedrige richtet er auf.
Hungrige sättigt er mit guter Nahrung,
Reiche treibt er mit leeren Händen davon.
Er nimmt sich Israels an, seines Dieners,
und bewahrt ihm seine Barmherzigkeit.
Unseren Vätern hat er es zugesagt,
und in Ewigkeit gilt es Abrahams Volk.
Lukas 1, 46-55
Aus: Hildegund Wöller, Gott, höre meine Stimme. Gebete aus Bibel und Traditon. Kreuz Verlag Stuttgart 2006.
Maria - Inbild der Kirche
Im Zentrum des gewaltigen frühbarocken Hochaltars im Gurker Dom ist das Festgeheimnis des 15. August aus vergoldetem Holz geschnitzt zu Bild gebracht. Maria erscheint hier nicht als schlichte Frau aus Nazareth, sondern als in Christus neu geschaffener und vollendeter Mensch und so als Inbild dessen, was die Kirche als ihre eigene Zukunft erhofft. Der Altar zeigt an seiner Basis die lebensgroßen Gestalten der vier Evangelisten, auf deren Schultern die größten Väter der Kirche des -Westens stehen: Ambrosius, Gregor der Große, Augustinus und Hieronymus. In der Mitte über ihnen hat der Künstler die Gruppe der zwölf Apostel situiert, aus deren Kreis Maria, umgeben von musizierenden oder Spruchbänder mit Anrufungen aus der Lauretanischen Litanei tragenden Engeln, emporgehoben wird in die Glorie des Dreifaltigen Gottes, die dieses riesige Altarwerk des aus Sachsen stammenden Meisters Michael Hönel bekrönt. Der Gurker Altar sollte die Lehre des Konzils von Trient über die Kirche in die Sprache des Bildes übertragen. Maria inmitten der pilgernden Kirche - das ist aber zugleich auch die Sicht des II. Vatikanischen Konzils.
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, fragt der Beter des achten biblischen Psalms seinen Gott. Gott hat, so glauben die Christen, diese Frage in Jesus Christus auf unüberbietbare Weise beantwortet. Der Mensch in höchster Aufgipfelung des Menschseins, das ist zugleich der Gott in radikalster Selbstentäußerung. Er steht als Jesus aus Nazareth verhüllt in Knechtsgestalt vor Pilatus, der ahnungslos das prophetische Wort spricht: "Ecce homo - Seht da, der Mensch." Und er sammelt als auferstandener Christus die erlöste, die erneuerte Menschheit um sich. Inmitten dieser unermesslich großen Schar steht jene Frau, die beides ist: die demütige Magd Gottes aus Nazareth und - als Inbild der vollendeten Kirche - die Frau mit der Sonne umkleidet, mit dem Mond unter ihren Füßen und einem sie umgebenden Kranz von zwölf Sternen, was man ebenso auf die zwölf Stämme Israels wie auf die zwölf Apostel des Lammes beziehen kann.
Es gibt unzählige durch die Heilige Schrift und die sie umgreifende große Glaubenstradition der Kirche inspirierte Christusbilder. Nicht alle sprechen den Glaubenden jederzeit mit gleicher Intensität an. Manche verblassen zeitweise, damit andere umso strahlender erscheinen können. Man darf diese Bilder aber nicht gegeneinander ausspielen. Sie ergänzen und deuten einander. Gleiches gilt für die Bilder von Maria und von der Kirche.
Manche Christen sprechen heute am liebsten nur von Jesus von Nazareth und lassen den ergänzenden Wesensnamen Christus beiseite. Authentische Christen sind aber nicht bloß Jesuaner, sondern eben Christen. Sie glauben, dass der Mann von Nazareth auch der auferstandene Christus ist, der Sieger über Sünde und Tod, die Mitte und das Ziel der Geschichte. Darum ist auch die Mutter Jesu nicht nur das Mädchen und die Frau aus Nazareth, sondern sie hat in der Heilsordnung einen Rang, der ihr in ihrer eigenen Glaubensgeschichte erst stufenweise enthüllt worden ist.
Maria ist der Beginn jener neuen Schöpfung, die durch das Eintreten Gottes als Mensch in die Geschichte wie ein Sauerteig die alt gewordene Schöpfung durchdringen will. Sie ist um Christi willen herausgenommen aus dem Geflecht des Bösen, das sich von Generation zu Generation fortzeugt: man nennt diese Freiheit von der Erbsünde das Mysterium der unbefleckten Empfängnis und feiert es am 8. Dezember. An jenem Feiertag, dessen Wiedereinführung rosenkranzbetende Staatsmänner wie Julius Raab auch als Zeichen des Dankes für das kaum zu erhoffende Geschenk der Unabhängigkeit Österreichs von den Besatzungsmächten verstanden haben. Wer weiß das noch in einer Gesellschaft, in der manche diesen Feiertag und andere Feiertage wegen gewiss gegebenen wirtschaftlichen Problemen aus dem Kalender streichen möchten.
Am 15. August wird das andere Mysterium Mariens gefeiert, das Fest der Vollendung jener, die in ihrer Ganzheit, das heißt mit Leib und Seele, in den Himmel aufgenommen ist. Der Himmel ist die vollendete Beziehung zwischen Gott und seinen Geschöpfen. Am Fest "Mariä Himmelfahrt" wird kein Mythos gefeiert, der Bilder aus den Kategorien der Weltraumfahrt in Anspruch nähme, sondern die Erfüllung der Hoffnung, dass es für den Menschen, für die Menschheit eine ewige Heimat bei Gott gibt. Eine Heimat, die Christus einer immer wieder alternden Welt und einer von Ermüdung bedrohten Kirche im letzten Buch des Neuen Testaments mit dröhnenden Worten verheißt: "Seht, ich mache alles neu!"
Aus: Egon Kapellari, Begegnungen unterwegs. Eine Nachlese. Styria Verlag 2003.
"Magnificare" heißt "großmachen"
"Nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes wurde die heiligste Jungfrau Maria mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen, wo sie schon an der Auferstehungsherrlichkeit ihres Sohnes teilhat und so die Auferstehung aller Glieder seines Leibes vorwegnimmt" (Katechismus der Katholischen Kirche). Am 15. August feiert die Kirche Mariä Aufnahme in den Himmel. Die damit verbundene Glaubensüberzeugung ist seit alters her vorhanden. In der Ostkirche ist das Fest bald nach dem Konzil von Ephesus (431) aufgekommen, in der römischen Kirche wird es seit dem 7. Jahrhundert gefeiert.
Der "Hohe Frauentag" am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel steht in der Volksfrömmigkeit hoch da. Verschiedenste Feiern mit guten Bräuchen sind vorhanden, z. B. Kräutersegnung mit Andacht, Andacht mit eucharistischer Prozession, Seeprozessionen ... Zur Kräutersegnung werden seit über tausend Jahren an diesem Tag Heilkräuter zum Gottesdienst gebracht. Die Heilkraft der Kräuter soll durch die Fürbitte der Kirche dem ganzen Menschen zum Heil dienen. Dieses Heil ist an Maria besonders deutlich geworden. Deshalb bezieht die Liturgie die Aussagen der Schrift über die göttliche Weisheit auf Maria und bringt Palmen, Rosen, Zimt, Myrrhe, Weihrauch, Wein und wohlriechende Kräuter (vgl. Sir 24), um Maria zu ehren. Mit den Blumen bringen wir die Schönheit der Schöpfung in den Gottesdienst, der so zu einem sommerlichen Fest der Freude wird. Blumen und Kräuter spiegeln die Fülle und Schönheit der Natur als Schöpfung Gottes, sie sind aber auch Zeichen der Fülle und der Schönheit der Gnade, der liebenden Zuwendung Gottes zu Maria und zu jedem von uns.
Blumen sind ein Zeichen der Lebensfreude und der Hoffnung. Die Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel durch Papst Pius XII. (1950) sollte nach den Barbareien und Höllen des Zweiten Weltkrieges und der Shoah ein Zeichen der Hoffnung sein. Im Gefolge Marias ist nicht der Tod, ist nicht ein Trümmerfeld. "Es blüht hinter ihm her" - so lautet ein Wort von Hilde Domin. Wir dürfen es von Maria sagen. Marias Hinterlassenschaft, Marias Erbe ist Friede, Versöhnung und Hoffnung für die Kleinen und Geringen. Es blüht hinter Maria her, weil sie einen Raum der Dankbarkeit hinterlässt, nicht eine Atmosphäre des Neides, des Ressentiments, des Zukurz-gekommen-Seins. Es blüht hinter Maria, weil sie nicht Zynismus oder Verachtung ausstrahlte, sondern Ehrfurcht vor der Würde des Menschen, gerade auch der anderen und Fremden. Es blüht hinter ihr her, weil ihre Aufnahme in den Himmel Hoffnung auf Auferstehung für alle einschließt.
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2006.
Raum- und Orthaftigkeit
Wenn und insofern wir Leibhaftigkeit und Konkretheit der auferstandenen und wirklichen Person - auch entsprechend der Erfahrung mit dem Auferstandenen -nicht anders denken können als zusammen mit einer gewissen Raum- und Orthaftigkeit, so werden wir den Himmel als Ort und nicht nur als "Zustand" zu denken haben. Insofern es jetzt schon Menschen gibt (der auferstandene Herr, Maria und wohl auch andere: vgl. Mt 27, 52), die eine verklärte Leiblichkeit besitzen, existiert dieser "Ort" schon jetzt als Ergebnis, wenn auch nicht als Voraussetzung (wie die Alten dachten) dieser Verwandlung von menschlicher Leibhaftigkeit. Wenn wir an die innere Endlichkeit unserer eigenen physikalischen Räumlichkeit denken, die nicht Voraussetzung, sondern inneres Moment der unerklärten Materie und Ergebnis ihrer Geschichte ist, dann wird es uns nicht unmöglich zu denken (nicht: vorzustellen!), daß diese Räumlichkeit und jene himmlische "Raumhaftigkeit" an sich disparate und inkommensurable Größen sind. Das aber bedeutet dann, daß es einerseits a priori sinnlos ist zu fragen, wo der Himmel sei, wenn unter diesem "Wo" eine Raumstelle unserer physikalischen Räumlichkeit zu denken ist, und daß es anderseits doch möglich bleibt, sehr "realistisch" an der Leibhaftigkeit der Verklärten samt deren Raum- und Orthaftigkeit festzuhalten. Wir brauchen die Himmlischen nicht im physikalischen Weltsystem unserer Erfahrung unterzubringen. Weil man aber heute in der Physik mehr als je lernt, unanschaulich zu denken, wird uns das weniger als früher daran hindern, die Existenz der Himmlischen sehr unanschaulich ernst zu nehmen. Wenn einmal die Geschichte des Kosmos und der geistigen Welt zu ihrem vollen Ende gekommen sein wird, wird alles verwandelt sein. Dann kann das eine Neue ebensogut neuer Himmel wie neue Erde genannt werden.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Albert Lehmann und Adalbert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Notre-Dame de la belle Verrière
In reichen Farben,
vielen Bildern
hat man gemalt
von dir gesungen
große Frau mit
jenem wunderbaren Kind.
Du Arche Noah
in dem Blau
der Fluten.
Du Mandorla,
die uns das
Leben birgt.
Tief dunkel und
so schwer
thront Christus,
unser Herr,
auf deinem
lichten Schoß.
Aus dir
ward Er
zu Erde
und hat des
Todes Schwere
gewandelt in
des Himmels Los.
Aus: Klemens Jockwig, Im haus der Fremde. Gedichte. Lahn Verlag Limburg 1989.
Fest Maria in den Himmel aufgenommen
Von vielen wird der Leib heute vergötzt. Sie erhoffen sich von ihm sexuelle Erlebnisse und darin eine intensive Lebendigkeit. Manchen scheint nur die sexuelle Erfahrung das wahre Leben zu verheißen. Aber sie werden immer wieder enttäuscht. Der Leib ist vergänglich und hält nicht, was er verspricht, wenn er vom Geist getrennt wird. Dann braucht man immer neue sexuelle Erfahrungen, um sich überhaupt am Leben zu fühlen. Der Leib - vergötzt und erniedrigt zugleich - ist in Maria in den Himmel aufgenommen. Er ist bei Gott. So ist das Fest Mariä Himmelfahrt ein frohes und hoffnungsvolles Fest, ein Fest, das den Leib bejaht, das das Leben bejaht, weil es den Tod schon überwunden hat. Unser Leib ist für ewig hineingerettet in das Leben Gottes.
Anselm Grün und Petra Reitz (Hg), Marienfeste, Wegweiser zum Leben, Münsterschwarzach 2005, 66.
Himmel
Aber 'Himmel' war für die Menschen der Bibel nicht nur der Ort Gottes, der oben gedacht war, er war auch der Ausdruck für Gott selbst. Für seine erlösende Nähe. Für seine Heiligkeit, für die Urkraft seines Geistes, die schaffende. In diesen Raum der schöpferischen Kraft ging Christus hinauf und hinunter oder hinaus oder hinein, wie immer wir sagen wollen.
Und wir selbst werden gleich nach unserem Tode in diesen Raum Gottes hinaus und hinüber gehen, in den Raum einer neuen hellen Gotteserfahrung. Auch uns wird der Tod nicht auslöschen, wie er Jesus Christus nicht auslöschen konnte. 'Himmel' ist jedenfalls für uns Menschen in ihrer kleinen raumzeitlichen Umgebung die uns abgekehrte größere Wirklichkeit. 'Himmel' ist die kosmische Nähe einer Gegenwart Gottes, die unserer Wahrnehmung abgewandt ist. Unzugänglich. Eine ansprechbare Nähe für die betende Hingabe, eine erreichbare für Ruf und Antwort.
Jörg Zink, Die Urkraft des Heiligen, Christlicher Glaube um 21. Jahrhundert, Herder-Verlag, Freiburg, 2008, 380.
Fest unseres Selbst
Das Dogma erfüllt die Sehnsucht nach der Überwindung der Gegensätze zwischen Mann und Frau, die die Seele in eine gefährliche Spannung versetzen und sie in Unrast und Hetze treiben. Mit rationalen Mitteln können wir die Spannung nicht beheben, da brauchen wir eben solche Symbole, wie sie die Aufnahme Mariens in den Himmel darstellt. Indem wir das Fest Mariä Himmelfahrt feiern, kommt in unserer Seele etwas in Bewegung, die Gegensätze zwischen männlich und weiblich gleichen sich aus, ohne dass wir merken, wie das geschieht. Der Prozess läuft über das Unbewusste. Auf diese Weise kommen wir durch so ein Fest unseres Selbst, das Gott und Mensch, Mann und Frau in sich vereinig, ein Stück näher.
C.G. Jung, Gesammelte Werke, Bd. XI, Zürich 1963, 498f.
Maria Wachtler (2002)
Gastautor*in (1999)
Lorenz Walter Voith (1998)