Gott selbst sagt JA zu seinem Sohn
Am Jordan hat Gott sein JA zu Jesus gesagt, nochmals und - wie uns die Evangelisten bekunden - nun auch öffentlich. Ein Ja ohne Wenn und Aber: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden!".
Er, dieser Jesus reihte sich ein unter die Hunderten, die auch zum Jordan gekommen waren. Sie wollten sich taufen lassen von Johannes, dem großen Prediger der Wüste. Menschen aus wohl ganz unterschiedlichen Gegenden, mit ganz unterschiedlichen Erwartungen und auch Hoffnungen.
Dieser Jesus von Nazareth reihte sich einfach ein.
So, als ob er sagen wollte: Ich bin einer von euch. Ich kenne euch. Ich kenne auch eure Hoffnungen, eure Grenzen, eure Abgründe und eure ganz persönlichen Bitten.
So, als ob er sagen wollte: Ja, ich weiß um eure Gebrechlichkeit.
Ich weiß um das Leid, das oft unaussprechliche und unverschuldete Leid, sei es durch Unterdrückung, durch Ungerechtigkeit oder durch Katastrophen so gekommen.
Ja, ich weiß, dass eure Gebete eigentlich die oft einzigen Mittel waren und sind, um aus diesem Leid, aus dieser Trauer, oder auch dieser Hoffnungslosigkeit herauszukommen.
Ja, ich weiß, wie oft ihr alle unterwegs seid und Ausschau hält, nach Gesundheit, nach Heilung, nach Wunder, nach Frieden, Freude und Glück...
Für mich eine bewegende Episode am Jordan. Jesus, der Herr, reiht sich ein unter uns Menschen: Ein großartiges Bild der tiefen Solidarität Gottes mit den Menschen.
Später - nach Ostern - wird dieser Christus seinen Jüngern auftragen: "Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt 28,18f)
Gottes JA zum Menschen
So kommen wir zu der von Christus gestifteten Taufe. Sie ist anders als die Taufe des Johannes am Jordan. Sie enthält das JA Gottes an uns persönlich und ist ein gesendeter Zuspruch.
Wer von uns erinnert sich schon an die eigeneTaufe? Die meisten von uns wurden als Säuglinge getauft - ohne unser Zutun. Unseren Eltern oder Verwandten war es wichtig, dass auch wir in eine große Heilsgemeinschaft eingegliedert wurden. Es war ihnen wohl auch wichtig, dass der Segen Gottes uns ein Leben lang begleiten möge. In der Taufe wurden uns dann auch Segen und Heil zugesprochen. Wir wurden getauft im "Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".
Mit der Erstkommunion, der Firmung - oder bei anderen Anlässen - wurden viele von uns - als Kinder und Jugendliche - bewusst eingeführt in diese Heilsgemeinschaft in Jesus Christus. Wir wurden eingeladen, selbst JA zu sagen, zum Christsein mit seinen Sakramenten. Ich lasse es einmal hingestellt, wie viele von uns auch wirklich bewusst ein JA zu sagen vermochten zu diesem Weg als Christen... Wollen wir es annehmen.
Daneben dürfen wir aber glauben, dass Gott selbst bereits sein JA zu uns, zu jedem von uns, ausgesprochen hat.
Die Taufe, die wir erhalten haben, hat uns hierher geführt, verbindet uns auch heute als Gottesdienstgemeinde. Diese Taufe verbindet uns auch mit den vielen Christen anderer Konfessionen, so mit den Protestanten, den Anglikanern, den vielen Orthodoxen auf der ganzen Welt. Derzeit werden weltweit drei Milliarden Christen gezählt - eine große Zahl!
Was bewirkte eigentlich die geschenkte Taufe bei uns? Eine Frage, die ich mir immer wieder stelle, wenn ich so in - auch gebrochene - Lebensgeschichten schaue und diese bedenke.
Befähigte uns die Taufe im Glauben ständig zu wachsen und als christliche Menschen zu leben und zu handeln? Oder war sie nur eine geschenkte kleine Glut, welche dann erst zu einem Feuer werden konnte, wenn genügend "Material" gesammelt wurde ...?
Entdeckung und Auftrag
Im Gedenken an unsere Taufe dürfen wir dies alles auch bedenken. Wir dürfen vor allem bedenken, dass Gott zu uns sein JA gesagt hat.
Dieses JA lädt uns ein, selbst JA zu sagen im Glauben, im Mitgehen als Volk Gottes (auch in seiner Kirche) und als Heilsgemeinschaft Jesu Christi.
Im Empfangen der Sakramente und im Gebet darf ich immer wieder auch Zeichen des Heils, der Stärkung für den Alltag, für die verschiedenen Lebenswege, empfangen. Als geheimnisvolles Wirken in der Welt heute.
Papst Benedikt XVI. umschrieb dieses "JA Gottes" bei einer Ansprache vor wenigen Tagen: Wir alle brauchen dieses "unbedingte Angenommensein Gottes. Nur wenn Gott mich annimmt und ich dessen gewiss werde, weiß ich endgültig: Es ist gut, dass ich bin. Es ist gut, ein Mensch zu sein".
Jesus Christus reihte sich ein unter die Vielen, die getauft werden wollten. Er weiß um uns. Reihen wir uns selbst auch immer wieder ein, im gemeinsamen Suchen nach Gott, nach den Zeichen des Heils in unserer Welt, in unserem Leben. Achten wir auf das Geschenk der Taufe, welches uns zugekommen ist. Entdecken wir vielleicht wieder neu, was diese unsere gemeinsame Taufe uns auch aufträgt und verheißt!