Himmelfahrt
Heute feiern wir Himmelfahrt. Die Himmelfahrt Jesu. Jesus hat sich von seinen Jüngern verabschiedet. Sie waren zwar nicht lange zusammen, aber so lange, dass sie von einander nicht mehr lassen konnten. Jesus hat seine Jünger geliebt. Sie ihn auch. Zusammen haben sie weite Wege zurückgelegt und Erfahrungen gemacht, in der die Welt auf einmal ganz anders war - und werden konnte. Die Jünger haben bei Jesus gesehen, wie böse Geister vertrieben werden, ein befreiendes, erlösendes Wort gefunden wird, selbst giftige Bisse ihre Wirkung verfehlen - und ausgestoßene Menschen Ehrenplätze bekommen. Dass Jesus gekreuzigt wurde, nahm sie sehr mit. So sehr, dass sie nicht einmal glauben mochten, er sei auferstanden - obwohl er ihnen das zugesagt hat.
Jetzt, erzählt der Evangelist, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Die Jünger aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.
Tatsächlich: die Menschen, die zum Glauben finden, machen den bösen Geistern die Plätze streitig, lassen sich von Vorurteilen und Missverständnissen nicht beeindrucken, wissen Vergiftungen zu heilen und machen kranke Menschen gesund. Wer fährt denn jetzt eigentlich zum Himmel auf? Jesus? Es ist, als ob wir auffahren. Ein schönes Wort: Auf-fahren! Nichts für Trippelschritte oder Treppensteigen. Der Himmel wird gestürmt! Mehr noch: Der Himmel muss gestürmt werden!
Himmelfahrt!
Ich glaube
Der Himmelfahrtstag gehört, leider, nicht zu großen Tagen im Alltag der Menschen. Dabei ist uns das Himmlische so wichtig! Es gibt, achten wir nur einmal auf die Werbung, einen himmlischen Geschmack - im Sonderangebot. Einfach um die Ecke. Verliebten hängt auch heute noch der Himmel voller Geigen - aber die sind nicht käuflich. Den Himmel können sich Menschen nur schenken. Stiller Beobachter ist immer noch der - Mond. Aber wenn von einem Himmelfahrtskommando die Rede ist, denken wir eher an die Hölle als an einen wirklichen Himmel. Das sind drei Beispiele, drei Annäherungen. Ungeachtet unseres Wissens über den Kosmos, über Raum und Zeit: der Himmel umgibt uns ständig. Er überwölbt gleichsam unseren kleinen Lebensraum. Staunend sehen wir die schier endlose Weite, trinken mit den Augen das schönste Blau - und selbst die dunkelsten Wolken eilen im Wind dahin. Und irgendwo dahinten berührt der Himmel die Erde. Ich habe es vorhin noch gesehen!
Im Glaubensbekenntnis, das wir sprechen, heißt es:
Gekreuzigt, gestorben und begraben.
Hinabgestiegen in das Reich des Todes.
Am dritten Tage auferstanden von den Toten.
Aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters.
Es ist ein altes Bekenntnis! Ursprünglich waren die Formulierungen heftiger, dynamischer - und befreiender:
Niedergefahren zur Hölle -
Aufgefahren in den Himmel.
Das ist ihr Sinn: Jesus bricht in die Hölle ein - und nimmt dann auch den Himmel ein. Er ist der Herr! Über Unten und Oben, über Tod und Leben.
Die Geschichte eines Himmelfahrtskommandos
In einem Lied heißt es:
Jesus ist kommen, nun springen die Bande,
Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden;
er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande;
Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
bricht dem gewappneten Starken ins Haus,
sprenget des Feindes befestigte Schlösser,
führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.
Tatsächlich: die Himmelfahrtsgeschichte ist die Geschichte eines Himmelfahrtskommandos! Vielleicht ist es gerade dieses Wort, das die Geschichte von der Himmelfahrt wie ein Juwel leuchtet lässt: Die Hölle ist jetzt am Ende! Was im Glaubensbekenntnis nur nacheinander gesagt und bekannt werden kann - wir Menschen können immer nur die Dinge nacheinander auf die Reihe bringen -, ist bei Gott ein Augen-Blick, ein Ereignis, ein Geschenk.
Ich glaube, dass Jesus der Herr ist!
Hinaus!
Geht hinaus in die ganze Welt. Sagt Jesus. Und die Jünger ziehen aus und predigen überall. Der Evangelist fügt hinzu: Der Herr stand ihnen bei und bekräftige die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.
Weil wir das erlebt haben, sind wir heute hier:
Böse Geister werden heimatlos!
Ja, sie werden vertrieben!
Wo sich ängstliches Schweigen breit macht,
stehen Worte auf.
Das Gift, das verspritzt, injiziert und inhaliert wird,
wirkt nicht mehr.
Und was dann kommt, stellt alles in den Schatten:
Kranke Menschen werden gesund.
Was nichts anderes heißt als: die Welt wird heil.
Himmelfahrt heißt:
Gott selbst berührt die Erde. Liebevoll und zärtlich.
Wenn Eltern mit ihren Kindern auf der Wiese den Wolken folgen, der nächtliche Sternenhimmel meine kleine Welt in die Arme nimmt und am Morgen die Sonne aufgeht - dann spüren wir, dass nicht unsere Enge, sondern Gottes Weite unserem Leben Raum gibt.
Und einen Sinn!
Was mit keinem Fernrohr zusehen ist, nicht einmal mit den größten Teleskopen:
wenn böse Geister vertrieben werden, wenn Menschen wieder eine gemeinsame Sprache finden, wenn es keine Angst mehr gibt - vor Schlangen, Dämonen und sonstigen Ungeheuern auf zwei Beinen - dann ist der Himmel zu uns gekommen. Eben: Himmelfahrt!
Darum muss ich jetzt gehen! Kommt doch alle mit!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus, unserem Herrn.