Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 25. Feb. 2024 - 2. Fastensonntag (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Gen 22,1-2. 9a. 10-13. 15-18
Lesung aus dem Buch Genesis.
In Jenen Tagen
stellte Gott Abraham auf die Probe.
Er sprach zu ihm: Abraham!
Er sagte: Hier bin ich.
Er sprach: Nimm deinen Sohn,
deinen einzigen, den du liebst, Isaak,
geh in das Land Morija
und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne,
als Brandopfer dar!
Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte,
baute Abraham dort den Altar,
schichtete das Holz auf,
Abraham streckte seine Hand aus
und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sagte:
Abraham, Abraham!
Er antwortete: Hier bin ich.
Er sprach:
Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus
und tu ihm nichts zuleide!
Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest;
du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.
Abraham erhob seine Augen,
sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm
mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.
Abraham ging hin,
nahm den Widder
und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
Der Engel des HERRN
rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
und sprach:
Ich habe bei mir geschworen - Spruch des HERRN:
Weil du das getan hast
und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast,
will ich dir Segen schenken in Fülle
und deine Nachkommen überaus zahlreich machen
wie die Sterne am Himmel
und den Sand am Meeresstrand.
Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen.
Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde,
weil du auf meine Stimme gehört hast.
Mit der Widersprüchlichkeit Gottes werden wir in dieser Stelle konfrontiert. So schwierig wie damit umzugehen, so schwierig faßt sich diese Opferszene an. Alles erinnert an Wallfahrtsorte, zu denen die Israeliten pilgerten, um Gott Opfer darzubringen. Diese Orte sind an gewisse Ereignisse geknüpft, wie Gott erscheint, Gott spricht, oder an Gotteserfahrung, die Abraham zuteil wurde. Jeder kann somit hingehen und opfern wie dies die Urväter des Glaubens taten. Diese Kultstätten haben die landnehmenden Leute Abrahams genauso, wie später die zwölf Stämme von Ägypten kommend im "Gelobten Land" vorgefunden bzw. einfach von der anstämmigen Bevölkerung übernommen.
Eine weitere Schicht in dieser Geschichte ist, daß Menschenopfer im Umfeld Israels, d.h. bei der anderen Bevölkerung üblich waren. Waren auch bei den Israeliten Menschenopfer üblich? Jedenfalls sollte das Geopferte Gott zugeführt werden. Und es sollte nur das Beste sein. Somit war das Opfern der Erstgeburt angebracht. Dies wurde mit dem Vieh gemacht. Mit den Erstgeborenen der Menschen? Bekannt ist, daß die Israeliten die zu opfernde Erstgeburt der Menschen durch Opferung eines Tieres auslösten.
Letztendlich opfert Abraham seinen Sohn doch nicht. Werden folglich in Israel nicht Menschenopfer dargebracht, heißt dies nicht, Israel verehre deswegen Gott weniger als die anderen, die dies tun. Und wird dadurch nicht aufgezeigt, daß dieser Gott ein Gott der Lebenden ist?! Wieviele Menschenopfer fordern die Herren dieser Welt?
Die Lesung erzählt von Abraham, dem Stammvater des Volkes Israel, dem erst in hohem Alter ein legitimer Sohn und Stammhalter geschenkt worden war. An ihn knüpft er seine ganze Hoffnung. Gott verlangt von ihm, das eigene Kind zu opfern. Als Motiv wird genannt, daß Gott Abraham auf die Probe stellen wollte.
Es gibt viele Versuche, die unglaubliche Härte der Geschichte wegzuinterpretieren. Etwa der Versuch, in der Erzählung eine Gegengeschichte zu den damals außerhalb Israels üblichen Menschenopfern zu sehen. Die Geschichte wolle zeige, daß Gott keine Menschenopfer will. Abraham hatte jedoch seinen Sohn in Gedanken vielfach geopfert, bevor der Engel Gottes Einhalt geboten hat. Oder die Deutung als symbolische Geschichte: Söhne werden geopfert für das Vaterland, für heilige und unheilige Kriege, für den väterlichen Ehrgeiz...
Es kostet Kraft, die Geschichte auszuhalten, wie sie dasteht. Gott und das, was er von uns will, ist für uns Menschen oft hart und unverständlich. Auf der Suche nach dem Willen Gottes können wir auch irren. Den Mißbrauch des Namens Gottes verbietet das zweitwichtigste Gebot des Dekalogs. Sich von Gott ein Bild zu machen, birgt das Risiko eines eigenmächtigen Gottesbildes in sich.
Die Erzählung kann Anlaß sein, die eigenen Gottesvorstellungen und -bilder zu hinterfragen und die Unbegreiflichkeit Gottes neu zu erahnen.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Gen 22,1-18
Lesung aus dem Buch Genesis.
In Jenen Tagen
stellte Gott Abraham auf die Probe.
Er sprach zu ihm: Abraham!
Er sagte: Hier bin ich.
Er sprach: Nimm deinen Sohn,
deinen einzigen, den du liebst, Isaak,
geh in das Land Morija
und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne,
als Brandopfer dar!
Frühmorgens stand Abraham auf,
sattelte seinen Esel,
nahm zwei seiner Jungknechte mit sich und seinen Sohn Isaak,
spaltete Holz zum Brandopfer
und machte sich auf den Weg
zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte.
Als Abraham am dritten Tag seine Augen erhob,
sah er den Ort von Weitem.
Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten:
Bleibt mit dem Esel hier!
Ich aber und der Knabe,
wir wollen dorthin gehen und uns niederwerfen;
dann wollen wir zu euch zurückkehren.
Abraham nahm das Holz für das Brandopfer
und lud es seinem Sohn Isaak auf.
Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand.
So gingen beide miteinander.
Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham.
Er sagte: Mein Vater!
Er antwortete: Hier bin ich, mein Sohn!
Dann sagte Isaak:
Hier ist Feuer und Holz.
Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?
Abraham sagte:
Gott wird sich das Lamm für das Brandopfer ausersehen,
mein Sohn.
Und beide gingen miteinander weiter.
Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte,
baute Abraham dort den Altar,
schichtete das Holz auf,
band seinen Sohn Isaak
und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.
Abraham streckte seine Hand aus
und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sagte:
Abraham, Abraham!
Er antwortete: Hier bin ich.
Er sprach:
Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus
und tu ihm nichts zuleide!
Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest;
du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.
Abraham erhob seine Augen,
sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm
mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.
Abraham ging hin,
nahm den Widder
und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
Abraham gab jenem Ort den Namen:
"Der HERR sieht",
wie man noch heute sagt:
Auf dem Berg lässt sich der HERR sehen.
Der Engel des HERRN
rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
und sprach:
Ich habe bei mir geschworen - Spruch des HERRN:
Weil du das getan hast
und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast,
will ich dir Segen schenken in Fülle
und deine Nachkommen überaus zahlreich machen
wie die Sterne am Himmel
und den Sand am Meeresstrand.
Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen.
Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde,
weil du auf meine Stimme gehört hast.
Antwortpsalm - Ps 116,10. 15–19
Kv: Ich gehe meinen Weg vor Gott
im Lande der Lebenden. – Kv
Oder: GL 629,3
Ich glaube – auch wenn ich sagen muss: *
Ich bin tief erniedrigt!
Kostbar ist in den Augen des Herrn *
der Tod seiner Frommen. – Kv
Ach Herr, ich bin doch dein Knecht, /
dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd! *
Gelöst hast du meine Fesseln.
Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen, *
ausrufen will ich den Namen des Herrn. – Kv
Meine Gelübde will ich dem Herrn erfüllen *
in Gegenwart seines ganzen Volkes,
in den Höfen des Hauses des Herrn, *
in deiner Mitte, Jerusalem. – Kv
2. Lesung - Röm 8,31b-34
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
bIst Gott für uns,
wer ist dann gegen uns?
Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont,
sondern ihn für uns alle hingegeben –
wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen?
Gott ist es, der gerecht macht.
Wer kann sie verurteilen?
Christus Jesus, der gestorben ist,
mehr noch: der auferweckt worden ist,
er sitzt zur Rechten Gottes
und tritt für uns ein.
Alfons Jestl (2000)
Hans Hütter (1997)
Paulus spielt in diesen Zeilen an das Opfer Abrahams an. Im Judentum galt dieses zur Zeit des Paulus und danach als Sühneopfer. Die Verse versetzen uns in die Zeit des jüngsten Gerichts. Gott macht gerecht! Er verschafft Recht wider die Ankläger, die die Verdammnis erwirken wollen. Immer wieder in der Geschichte wurden Gerechte verklagt, bzw. wurde deren Vernichtung versucht zu erwirken. Das Hauptthema des Römerbriefes wird hier unterstrichen, und zwar Gottes Gerechtigkeit in und durch diesen Jesus Christus. Durch die Sendung Jesu verhilft Gott vielen zur Gerechtigkeit. Und er bleibt unser Fürsprecher bis zum jüngsten Gericht.
Die Auserwählung des Gottesvolkes ist ein zentrales Motiv des Alten Testamentes. Nicht wenige gläubige Juden führte die Gewißheit des Auserwähltseins in eine Selbstsicherheit und -gerechtigkeit, an der Jesus schließlich zerbrochen ist.
Paulus greift das Motiv der Auserwählung auf und stell es auf eine neue Basis: Für uns Christen ist Christus gestorben, für uns hat Gott seinen Sohn in den Tod gegeben. Das begründet in uns freudige Hoffnung und Zuversicht. Das Motiv des Sohnesopfers tritt hier in einem anderen Gewand auf. Paulus beschreibt dies aus dem Blickwinkel des Vaters und aus dem des Sohnes. Als Opfer wird hier die Hingabe an uns Menschen als höchstmöglicher Ausdruck der Liebe Gottes gesehen.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 17,5
Kv: Lob dir, Christus, König und Erlöser! - Kv
Aus der leuchtenden Wolke rief die Stimme des Vaters:
Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Lob dir, Christus, König und Erlöser!
Evangelium - Mk 9,2-10
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite
und führte sie auf einen hohen Berg,
aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt;
seine Kleider wurden strahlend weiß,
so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose
und sie redeten mit Jesus.
Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte;
denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und überschattete sie
und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn;
auf ihn sollt ihr hören.
Als sie dann um sich blickten,
sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen,
gebot er ihnen,
niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten,
bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
Dieses Wort beschäftigte sie
und sie fragten einander, was das sei:
von den Toten auferstehen.
Manfred Wussow (2006)
Alfons Jestl (2000)
Hans Hütter (1997)
Die Geschichte von der Verklärung Jesu ist bei Mt, Mk und Lk das Gegenstück zur vorausgegangenen Leidensweissagung (Mt 16, 21-23; Mk 8, 31-33; Lk 9, 22). Die Jünger, die sich zu Jesus als dem Christus bekannt haben, sollen wissen, welches der Weg Jesu und auch ihr eigener Weg sein wird. Jesus ist der Menschensohn, der leiden, sterben und auferstehen wird, und er ist der künftige Herr in der Herrlichkeit Gottes. Über seine Herrlichkeit belehrt Jesus die Jünger nicht durch Worte, die ja doch unverständlich bleiben müssten, sondern durch eine Erscheinung, die die Zukunft vorausnimmt, durch eine Offenbarung, in der durch Sehen und Hören die verborgene Würde Jesu enthüllt wird. Der Lichtglanz, in dem Jesus erscheint, ist in der Heiligen Schrift die Erscheinungsform himmlischer Wesen. Mose und Elija, die Männer, denen Israel seinen Glauben verdankt, hatten beide auf dem Sinai ihre große Gottesbegegnung (Ex 33, 18-23; 1 Kön 19, 9-13). Jetzt begegnen sie dem Herrn auf dem "heiligen Berg" (2 Petr 1, 18), um ihn als den zu bezeugen, in dem das Gesetz und die Propheten sich erfüllen. Dann entschwinden sie; in Zukunft ist Jesus allein der, auf den die Jünger hören sollen. - 2 Petr 1, 16-18; Ps 2, 7; Jes 42, 1; Mt 3, 17; Mk 1, 11; Lk 3, 22; Dtn 18, 15; Apg 3, 22.
Die markinische Überlieferung der Verklärungsgeschichte ist die erste. Matthäus und Lukas akzentuieren und profilieren sie.
Vorausgeht die Leidensweissagung: Mk. 8,31-33. Aber es ist nicht nur ein Leidensweg, sondern auch ein Weg ins Leben, der von Jesus gegangen wird, ja, zu gehen ist.
Auf dem hohen Berg wird Jesus vor den Augen seiner Jünger Petrus, Jakobus und Johannes verwandelt, d.h. eine Lichtgestalt. Angedeutet durch: seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Hier fließen zwei Vorstellungen ineinander über: das Licht und die Reinheit.
Vor den Augen seiner Jünger erscheinen Elija und Mose und reden mit Jesus. Das Gespräch selbst überliefert Markus nicht.
Petrus will für Jesus, Elija und Mose drei Hütten bauen, die Begegnung also dauerhaft machen, hoch erhaben dem Abstieg Einhalt gebieten. Allerdings vermerkt der Evangelist: er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte... Relativiert das den Wunsch, Hütten zu bauen? Oder wird Petrus in Schutz genommen?
Jedenfalls folgt auf das, was Petrus sagt, die Stimme aus dem Himmel: Das ist mein geliebter Sohn; auf den sollt ihr hören.
Danach ist Jesus mit seinen Jüngern (wieder) allein. Beim Abstieg verbietet er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten - bis der Menschensohn auferstanden sei. Die ältere Markusforschung hat von dem Messiasgeheimnhis gesprochen, das bevorzugt am Ende von Geschichten gewahrt bleiben sollte.
Am Ende belauscht Markus die Jünger. Was Elija, Mose und Jesus besprechen, bleibt ein Geheimnis, was die Jünger bewegt, sollen alle wissen: was das sei - von den Toten auferstehen.
Die Verklärungsgeschichte insgesamt ist eine einzigartige Variation dieses Themas.
Warum begegnen Elija und Mose Jesus? In gewisser Weise lässt sich die ganze Geschichte Gottes mit seinem Volk in diesen beiden Namen spiegeln: Mose empfängt die Offenbarung des Namens Gottes, er empfängt die Gebote, er führt Israel aus Ägypten ins das "gelobte" Land - an Elija geht Jahwe vorbei, nicht in Sturm und Gewitter, sondern in einem sanften Säuseln, Elija wird entrückt, Elija soll wiederkommen. Was als „Gesetz und Propheten“ zusammengefasst wird, ist von Elija und Mose repräsentiert..
Markus gönnt dieser Szene nur einen Satz: "Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus." Jesus steht nicht nur in einer Reihe mit Elija und Mose, er wird ihnen voran- und übergestellt. Das ist nicht mehr zu sehen, sondern zu hören! "Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören."
Während das "Gipfeltreffen" gesehen wird, aber nichts von dem verlautet, was gesprochen wird, lässt sich die Stimme vernehmen, wer das letzte Wort hat: der Sohn. Er ist nicht nur "mehr" als Elija und Mose, er vollendet ihren Weg. Petrus will zwar Hütten bauen, wird aber auf seine Ohren verwiesen. So erweist sich, was vor den Augen der Jünger geschieht und was von ihnen nur gehört werden kann, als eine Spannung, die den ganzen Weg Jesu - und den Weg seiner Gemeinde - kennzeichnet.
Wer sich mit dem Evangelium anfreunden möchte, findet auch eine Hilfe unter:
www.perikopen.de/Lesejahr_B/Verklaerung_B_Mk9_2-10_Schumacher.pdf
Mit Jesus erfüllt sich die Endzeit und sie steht schon im Anbruch und darin die Erfüllung der Geschichte Israels. Darin liegt die zentrale Botschaft dieser Stelle. Weiters hineingewoben in diese Erwartung sind das Erscheinen des Mose und des Elija. Denn genau das Auftreten dieser beiden wird beim Anbrechen der Endzeit im Judentum erwartet. Somit liegen die Zusammenhänge, die Markus hier vermittelt und unterstreicht klar vor.
Das Unverständnis der Jünger macht deutlich, daß nicht die himmlische Schau das Eigentliche ist, sondern die Botschaft. Jegliche Schwärmerei erhält eine Absage und das Leiden des Menschensohnes wird angesprochen. So offen wie Jesus spricht, so offen spricht Gott.
Unglaubhaft scheint, daß diese Geschichte eine Ostergeschichte sein könnte, die Markus eben nur in die Mitte seines Evangeliums gerückt hätte. Nichts ist bekannt, daß der Auferstandene nur drei Jüngern erschienen wäre, und weiters fehlt hier ein in Ostergeschichten übliches Jesuswort. Viel eher bricht hier in der Darstellung ein apokalyptisches Szenario durch. Jesus besteigt den Thron und es wird ihm göttliches Leben verliehen.
Das Evangelium erzählt von der Verklärung Jesu auf einem hohen Berg. Der Text spielt auf die Gottesbegegnung des Mose auf dem Sinai an (Ex 24, 12-18). Mose weilte sechs Tage auf dem Gottesberg, wird am 7. Tag von Gott in die Wolke hineingerufen und geht daraus mit einem strahlenden Gesicht hervor (Ex 34, 23 ff).
Der neutestamentliche Erzähler rückt somit Jesus in den Rang des Mose und des Elija. Elija fuhr auf einem feurigen Wagen in den Himmel. Seine Rückkehr wird zusammen mit dem Kommen des Messias erwartet.
Die Stimme aus der Wolke erinnert an die Erzählung von der Taufe Jesu im Jordan. Sie weist ihn als "geliebten Sohn" (ein alter Messiastitel) aus.
Die vorliegende Erzählung knüpft an das Messiasbekenntnis des Petrus in Cäsarea Philippi (Mk 8, 29) an. Die Jünger haben ihn als Messias erkannt. Es fehlt ihnen noch das Verständnis, daß er leiden muß. Die Erscheinung im göttlichen Lichtglanz weist ihn als den von Gott Gesandten aus wie einst Mose und Elija.
Nur ein auserwählter Kreis von Jüngern ist bei diesem Ereignis anwesend. Auch ihnen fehlt das Verständnis für das, was sie gehört und gesehen haben. Sie möchte es festhalten. Erst nach der Auferstehung Jesu werden sie zu verkünden imstande sein, was sich ereignet hat.
Perspektivenwechsel
Bergwandern
Als mich meine Füße noch so weit trugen, ging ich gerne auf einen Berg, wenn ich einen klaren Kopf bekommen wollte. Am liebsten allein oder in kleiner Gruppe. Beim Anstieg arbeiteten die Gedanken, die mich umtrieben, in mir. Manche verloren sich, andere gewannen die Oberhand. Im Laufe der Zeit hatte ich schon meine bevorzugten Bergspitzen, die mich anzogen und von denen aus sich mir die Welt aus einem anderen Blickwinkel erschloss. Wenn ich dann in meinen Alltag zurückkehrte, waren die Welt und die zu bewältigenden Aufgaben zwar noch die gleichen, hatten jedoch ein anderes Gewicht.
Abraham auf dem Berg Maríja
Bergwanderer begegneten uns heute auch in der ersten Lesung und im Evangelium. In der Erzählung vom Opfer des Abraham können wir erahnen, welche Gedanken ihn umgetrieben haben. Da war sein innig geliebter Sohn Isaak, den er auf göttliche Eingebung hin Gott opfern sollte. Da war aber auch der unbegreifliche und unheimliche Gott, dem er in seinem bisherigen Leben blind vertraute, dem er aufs Wort folgte, sein ganzes erfolgreiches Leben verdankte, der ihm schließlich auch diesen einzigen legitimen Sohn schenkte, und aus dessen Liebe und Geborgenheit er nicht herausfallen wollte. Vor ihm lag eine Entscheidung, vor die wohl kein Mensch gestellt werden möchte. Welcher Vater würde sich in einem vergleichbaren Dilemma nicht viel lieber selbst opfern als den eigenen Sohn? Schlussendlich hätte er sein Liebstes Gott geopfert, wenn dieser ihn nicht durch seinen Engel zurückgehalten hätte.
Die Geschichte erzählt uns nicht, in welcher Gemütsverfassung und wie traumatisiert Vater und Sohn von diesem Berg zurückgekehrt sind.
Jesus im verklärenden Licht
Auch Jesus besteigt mit drei ausgewählten Jüngern einen Berg. Er liebte es, sich allein in die Einsamkeit auf einem Berg zurückzuziehen, um zu beten und mit seinem himmlischen Vater im Zwiegespräch zu sein. Der Evangelist erzählt uns nichts von den Gedanken und Motiven, die ihn an diesem Tag herumgetrieben haben. Aus dem größeren Zusammenhang des Evangeliums wissen wir jedoch, dass er mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem war. Dort wird er getötet und drei Tage später vom Tod auferstehen.
Was sich an diesem Tag auf dem Berg ereignet, beschreibt der Evangelist als unvorstellbares Licht, als Erleuchtung, Klarheit. Er ist nicht nur mit seinem Vater im Gespräch, sondern auch mit den beiden großen Lichtgestalten des Volkes Gottes, mit Mose und Elija. Die drei Zeugen dieses Ereignisses sehen Jesus im verklärenden Licht und vernehmen wie einst bei der Taufe Jesu im Jordan eine Stimme aus der Wolke, die sie überschattete, die sagte: "Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören." Was dieses außerordentliche Ereignis bedeutete, werden sie erst später begreifen.
Klarheit auf unserem Glaubensweg
Mit der Fastenzeit haben auch wir uns auf den Weg begeben, um neu und tiefer das Geheimnis des unfassbaren Vorhabens Gottes mit uns Menschen zu begreifen und zu verstehen. Was gegenwärtig mit unserer Welt geschieht, wie ihr von vielen Seiten Gewalt angetan wird, kann keinen wachen Menschen gleichgültig sein. Dazu kommen für den einen und die andere persönliche Schicksalsschläge, die sie nicht verstehen und akzeptieren können, die den Glauben und die Beziehung zu Gott in Frage stellen.
Auch für uns ist der Weg auf Ostern hin wie eine Wanderung auf einen Berg, in der wir unsere persönliche Geschichte mit Gott durch den Kopf gehen lassen, mit Gott ringen und Klarheit suchen. Wir gehen diesen Weg in der Hoffnung, dass uns Wegweisendes aufleuchtet, dass wir Gott trotz allem, was er uns zumutet, als treuen Begleiter entdecken, mit dem wir unseren Weg weitergehen können.
Abraham ist für Juden, Christen und Muslime zum Urbild und Vater aller an Gott Glaubenden geworden. Jesus schöpft aus seiner Beziehung zum Vater die Kraft, durch alle Auseinandersetzungen mit seinen Glaubensbrüdern, ja sogar durch den Tod hindurch seinen Weg zu gehen. Am Ende steht die Auferstehung.
Von der Verklärung zur Klarheit
„Der Schallraum, den das Wort des Herrn von uns fordert, ist unser „Heute“: die Umstände unseres Alltags und die Bedürfnisse unseres Nächsten; die Ereignisse und Forderungen des Evangeliums, die von uns stets dieselben Antworten verlangen, aber in einer täglich erneuerten Gestalt. (Madeleine Debrel)
Auszeit für Wesentliches
Immer wieder berichtet die Bibel von Orten, wo Jesus sich mit Jünger:innen zurückzieht, neu sammelt. Innehalten, heraussteigen aus dem Alltäglichen, um einen klaren Blick zu bekommen auf das, was ist. In der Geschichte Gottes mit seinem Volk spielen sich zentrale Ereignisse immer am Berg ab. Moses bekommt die lebensfreundlichen Gesetze am Sinai, Prophet:innen werden berufen, der Widerstand gegen die Herrschenden, gegen die Unterdrücker kommt aus den Bergen Galiläas, Maria macht sich auf ins Gebirge zu ihrer Verwandten Elisabeth. Jede und jeder weiß es aus eigener Erfahrung. Der Blick vom Berg, von Erhöhungen rückt die Umgebung in ein neues Licht, verschafft Überblick, neuen Ausblick, Fernsicht, auch Weitblick.
Jesus nimmt drei Jünger beiseite, sechs Augen sehen mehr, sechs Ohren hören mehr, weil es manchmal so unglaublich erscheint, was passiert. Wenn du da keine weiteren Zeugen nennen kannst, für das, was du gerade erlebt hast, glaubt dir das ja keiner. Jesus organisiert Auszeit für Wesentliches. Da werden alle Register gezogen. Mose, Elija und Jesus. Gewichtiger und wichtiger geht's nicht. Der Bogen wird gespannt von Mose, der die Tora Gottes überbracht hat und den Auszug ins gelobte Land mitorganisiert hat, über Elija, seines Zeichens Prophet und Mahner, den es immer wieder gebraucht hat, um den rechten, den gerechten Weg Gottes einzumahnen hin zu Jesus, der jetzt mit den Menschen geht und am Aufbau des Reiches Gottes arbeitet. Hier geschieht also Entscheidendes.
Glaube ist Tun
Kein Wunder also, dass Petrus nicht weiß, was er da sagen soll. Wer kommt schon so unmittelbar mit den Begründern der Tradition in Berührung. Drei Hütten will er bauen, immerhin selber bauen, und nicht bauen lassen, Hand anlegen für die Sache. Er trifft in seiner Unbeholfenheit dennoch Wesentliches. Drei Hütten sollen die Tradition, die ja immer da war, von Mose über Elija bis Jesus, bewahren. Petrus will Handfestes. Daneben gilt die Zusage des Geistes Gottes, der Garant ist dafür, dass Mitmenschlichkeit, Solidarität bestehen werden.
Dafür braucht es immer konkrete Menschen, die vom Geist wissen wollen und ihn weitertragen wollen, die davon erzählen und vor allem tun. Das ist auch heute immer noch und immer wieder aktuell. Glaube ist Tun. Ganz handfest und ganz wirklich. In einer Welt, wo noch viel zu tun ist, um geschwisterliche Verhältnisse zu schaffen. Dafür steht Mose, er erinnert an die Tora, die Wegweisungen zum Leben, wie Fulbert Steffensky die 10 Gebote bezeichnet, Handreichungen für ein gelingendes Leben in Gemeinschaft.
In dieser Tradition müssen wir uns füreinander verantwortlich fühlen, es geht gar nicht anders. Hier ist es eben nicht egal, wie es den Menschen rund um uns geht. Wir tragen Mitverantwortung und Jesus ruft uns immer wieder dazu auf, das Leben zu teilen.
Klar wie nie zuvor
Wenn dann wie in der Erzählung etwas so weiß wird, wie man es noch nie gesehen hat, vielleicht könnte man auch sagen, wenn der Blick so klar wird, wie noch nie zuvor, da kann einem schon Angst und bang werden. Da kann man sich dem, was man gerade gesehen und erkannt hat, nicht mehr entziehen, da ist man mitten hineingenommen ins Geschehen.
Markus macht in seiner Geschichte der Verklärung Jesu deutlich, was das Wesen des Messias ausmacht. An diesem Wesen soll deutlich werden, woran wir uns als Christinnen und Christen ausrichten sollen. Er beschreibt die „neue“ Ordnung Jesu, die eigentlich eine alte ist, die sich auf die Tradition Mose, die Tora und die Tradition der Prophet:innen, exemplarisch wird hier Elija genannt, stützt. Aus Verklärung wird Erklärung, Offenlegung. Jesus wird vor ihren Augen verwandelt, oder anders gesagt: sie erkennen jetzt, worum es geht. Jesus steht für ein neues Prophet:innentum, anknüpfend an Mose und Elia. Diese Tradition garantiert ein Leben in Fülle für alle Menschen, eine Gesellschaft, in der alle Platz haben.
Mose und Elija redeten mit Jesus. Genaueres wird nicht geschildert, klar ist allerdings, dass man sich an diesen Dreien orientieren kann und soll für den eigenen Weg, den Weg des Reiches Gottes, wo Menschen zu ihrem Recht, zu ihrer Würde, zu ihrem Menschsein kommen.
Zur rechten Zeit am rechten Ort
Petrus klinkt sich ein, überwältigt von dem, was er gesehen hat. So klar hatte er die Boten und die Botschaft noch nie im Blick. „Es ist gut, dass wir hier bei dir sind.“ Aber für wen ist es eigentlich gut? Möglicherweise für ihn und die anderen beiden Jünger. Gut, dass ich da dabei war, dabei sein durfte. Wenn wir unser eigenes Leben betrachten, werden uns wahrscheinlich auch einige Orte, Begebenheiten, Personen einfallen, die gut für uns, für unsere Entwicklung, für unser Leben waren. Gut, dass ich genau da dabei war.
Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Du hast uns gezeigt, was für das Leben wichtig ist. Wären wir nicht hier, hier nicht dabei, würde uns Entscheidendes im Leben fehlen. Petrus bringt seine Zustimmung zum gegenwärtigen Augenblick zum Ausdruck. Ihm ist etwas klargeworden, was er möglicherweise noch gar nicht richtig fassen kann. Aber es ist etwas transparent, durchlässig geworden, was vorher verschlossen war.
In Bewegung
Markus lenkt die Stoßrichtung seiner Erzählung nicht aufs Sesshaft werden, auf das Bauen von Hütten, es geht darum, sich entschlossen der Jesusbewegung anzuschließen. Die Botschaft vom Reich Gottes bringt in Bewegung, in Bewegung auf den anderen, auf die andere hin. Ein neues Menschsein, ein neues Miteinander bricht an. Untermauert wird das Geschehen von der Stimme, die Himmel und Erde verbindet. Die Stimme bestätigt die Auserwählung Jesu und weist hin, auf Jesus und damit auch auf die Tradition zu hören. Glaube ist Beziehungsgeschehen, ist hören und tun. Diese Erfahrung arbeitet in den Jüngern. Sie sind überwältigt, dürfen dabei sein, wo die Weichen für das Reich Gottes gestellt werden, hautnah.
Der Menschensohn ist Heil und Segen für andere Menschen. Auch wir sollen für unser Leben überlegen, wie wir als Menschen, als Männer und Frauen miteinander umgehen. Wo werden wir in dieser Gesellschaft einander zum Heil, wo sind wir einander Segen? Wo und wie setzen wir uns für ein menschenwürdiges Leben für alle ein? Was heißt das nun ganz konkret? Wohin schauen wir und was kann uns dabei klar werden.
Aufklärung statt Verklärung
Für viele Menschen wird es immer schwieriger, sich das Leben leisten zu können. Arbeit ist keine Absicherung mehr, das Erleben viele am eigenen Leib. Wer sich an die schwierigen Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst erinnert, weiß, dass selbst die rollierende Inflation, also der Teuerungsausgleich, von Seiten der Dienstgeber nicht bezahlt werden wollte. Immer mehr Personen sind daher trotz Arbeit armutsgefährdet oder kommen mit ihren Fixkosten nicht zurecht. Und Fixkosten sind wie der Name schon sagt Fixkosten. Da gibt es meist wenig Spielraum, gerade bei Miete, Betriebskosten, wie Wasser und Müllabfuhr, Heizung oder Strom. Die Caritas berichtet, dass Menschen anfangen, bei der Heizung zu sparen, weil es sich einfach nicht mehr ausgeht. Sie ist nicht lebensnotwendig, darauf kann man verzichten, wenn es eng wird. Beängstigend ist der Zustand, dass die Lebensmittel ein gewichtiger Preistreiber sind und viele Menschen anfangen, bei der Ernährung und bei den Nahrungsmitteln zu sparen.
Armut ist vorwiegend weiblich. Frauen, oft alleinerziehend, oft Mindestpensionist:innen, die daheim waren, Kinder betreut haben, Angehörige gepflegt haben, fehlt das zum Leben notwendige Geld. Dazu kommt, dass auch unsere Stützsysteme restriktiver werden. Um Sozialhilfe zu bekommen, braucht es oft gewaltige bürokratische Anstrengungen, woran gerade sozial Schwächere scheitern und die Kraft nicht aufbringen zum Ansuchen.
Oberösterreich ist übrigens Bundessieger bei der Anzahl der AMS-Sperren. Ein fragwürdiger Spitzenplatz. Menschen müssen also ein oder mehrere Monate ohne Arbeitslosenbezug auskommen in einer Lebenssituation, wo es ohnehin schon nicht zum Leben reicht. Und das, obwohl das Arbeitslosengeld ein Versicherungsanspruch ist. Immer mehr Menschen sind auch ohne Versicherung, weil sie aus den Systemen rausfallen, weil sie Sperren haben, weil sie den falschen Aufenthaltstitel haben. Auch die Obdachlosigkeit steigt. Ganz still und leise. Die Anzahl der Klient:innen wächst, kaum jemand kriegt es mit.
In Kontakt mit Menschen, die in solchen Verhältnissen leben kommen vor allem Sozialvereine und die Caritas. Sonst finden diese Schicksale großteils im Verborgenen statt. Zu groß ist oft die Scham, sich zu outen, gerade in einer Gesellschaft, wo einem dann auch noch die Schuld für die eigene Situation zugeschrieben wird. Noch immer ist das Gefühl da, ich bin ja selbst schuld, wenn ich arm bin. Dass ungerechte Verteilung in einem neoliberalen System der wesentliche Grund dafür ist, wird von den Verantwortlichen konsequent und hartnäckig negiert. Die Mär, dass jeder seines und ihres Glückes Schmied ist, wird dagegen immer noch bemüht. Dass aber die Vermögen von Benko, Wolf und wie sie alle heißen auch durch Steuerermäßigungen und Förderungen der Allgemeinheit entstanden sind, wird tunlichst verschwiegen.
Mitarbeit am Reich Gottes
Aufklärung statt Verklärung, dafür stehen die biblischen Bilder. Hinschauen und handeln, sich betreffen lassen von den Schicksalen anderer, Tora tun, menschenfreundlich einander zugewandt, das ist Auftrag und Verpflichtung. Biblisch sind wir verpflichtet zum Nächsten zu werden dem und der Nächsten, die uns braucht und deren Augen uns anschauen. „Mein Sohn, meine Tochter, entziehe dem Armen nicht den Lebensunterhalt, und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten. Enttäusche nicht den Hungrigen, verweigere dem Bedürftigen die Gabe nicht und missachte nicht die Bitten des Geringen. Neige dem Armen dein Ohr zu, rette den Bedrängten vor seinen Bedrängern.“ Angesichts der Verhältnisse um uns herum geben die Anweisungen der Bibel wie hier bei Jesus Sirach uns die Richtung vor. Es muss uns Anliegen sein, wie Menschen um uns herum leben und leben müssen und wir sind als Einzelne und als Gemeinde aufgerufen, dass totbringende Strukturen und Verhältnisse nicht das letzte Wort haben. Es muss wieder Aufgabe der Politik werden, das Leben aller zu sichern und gerade dort in den Markt einzugreifen, wo es um die Daseinsvorsorge und die Grundbedürfnisse der Menschen geht.
Solidarisches Leben und Zusammenstehen wird angesichts der herrschenden Verhältnisse zunehmend wichtiger. Gutes Leben für alle im Blick zu haben und zu sichern, dazu ist es wichtig, dass wir hier sind. „Rabbi, es ist gut dass wir hier sind“, das zu sagen, steht auch uns an. Als Konsequenz folgt die Mitarbeit am Reich Gottes, wo alle das Leben haben und es in Fülle haben. - Wir bleiben dran.
© Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger - Betriebsseelsorge Linz-Land Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf.
Gott ist ein Gott des Lebens
Opfer
Glaube ist auch anstrengend, fordert Mitarbeit, geistig und körperlich im Tun. Glauben ist anstrengender Aufstieg durch manchen Zweifel und manche Ablenkung bis hin zum Glück.
Das bekommen wir bereits in der Lesung vom Opfer Abrahams zu spüren. Dort haben wir es mit einer sehr anstößigen Begebenheit zu tun, von der manche Persönlichkeiten auch in der Glaubensverkündigung sagen: Die lassen wir aus, die ist nicht zumutbar, sogar pervers. Diese Lesung wird auch in der Osternacht vorgetragen.
Abraham soll seinen Sohn Isaak opfern, auf den er und Sara so lange gewartet haben. Glaube ist Herausforderung fast bis zum Zusammenbruch. Da ist Mitarbeit und unser Mitdenken gehörig herausgefordert, wenn wir dahinterkommen wollen, was mit dieser Genesisstelle gemeint ist. JHWH stoppt den Angriff mit dem Messer, denn Kindesopfer waren in der damaligen heidnischen Umwelt durchaus üblich. Hier wird uns klar gemacht, dass Gott Leben nicht vernichtet, sondern Leben zulässt und fördert. Ab nun soll Kindesopfern ein Ende bereitet werden, aller brutaler Gewalt soll Einhalt geboten werden.
Wir bringen auch heute noch Menschenopfer anderer Art auf den Altären des Wohlstandes dar, die unter Umständen tödlich enden können. Arbeit z.B. bis zur Erschöpfung, zum Zusammenbruch oder gar zu Tode. Es ist nicht leicht, Misserfolge, schwere Niederlagen durchzustehen, aufzustehen, weiter zu arbeiten, dazwischen Verzweiflung, vor Gott gerade stehen, sein Haupt erheben...
Christus – für uns hingegeben
Nach dieser ersten Lesung die beinahe provokante Frage im Römerbrief (8,31): Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Und dann ähnlich weiter wie in der ersten Lesung: „Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben.“ (Röm 8,32).Das klingt im Moment auch nicht gerade verheißungsvoll. Aber ein Satz lässt dann doch aufhorchen: „Christus Jesus, der gestorben ist … der auferweckt worden ist, er sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.“ (Röm 8,34). Das feiern wir jeden Sonntag. Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest.
Aufgrund eines Bekehrungserlebnisses notiert der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662), auf einem kleinen Zettel: „Feuer (gemeint der brennende Dornbusch, der nie verbrennt), Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Gott der Philosophen.“ Glauben soll Begeisterung auslösen, die Philosophie soll nach dem letzten Grund fragen, das ist Gott, also auch meditieren, still werden, auf die Stimme Gottes hören, die Begeisterung auslösen soll.
Gipfelerlebnis
Den steilen Osterberg bis zum Höhepunkt hinaufgehen, ist anstrengend. Von einem Berg ist im Evangelium die Rede. Der Berg bringt uns ein Stück zu Gott näher. Beim Wandern braucht es gut überlegte Schritte, auf den Weg schauen, Luft holen, Gefahren nicht übersehen, Nahrung und Getränke mitnehmen und auch gegebenenfalls teilen, persönliche Fragen zur Sprache bringen, aber auch gemeinsames Schweigen ist wichtig, sonst könnte einem die Luft ausgehen.
Sprachlosigkeit bei Petrus, nicht so sehr beim Wandern, sondern aus Ehrfurcht, auch aus Verlegenheit. Verklärung: etwas klar machen. Der Berg bietet eine andere Sichtweise, Klarheit für einen kurzen Moment des Glücks, das man nicht in Worte fassen kann. Vielleicht haben Sie solche Momente schon erlebt. Sie sind ganz selten. Glück ist dort, wo Schönes, Wahres, Gutes spürbar werden, gleichsam ein Gipfelerlebnis. Das nennen wir Gotteserfahrung, die wir in der Natur, in der Kunst, in erfreulichen Erlebnissen mit Menschen erfahren dürfen. Auch das geschieht manchmal nur in kleinen Augenblicken. Nichts davon können wir hier auf Dauer festhalten. Das wird uns durch die drei Hütten klar gemacht.
Zurück im Alltag
Der Abstieg hinunter in die Ebenen des Alltags soll uns neue Kraft bringen, weiterzuarbeiten an ungewöhnlichen Umständen. Immer wieder tauchen Chancen auf, Freunde zu gewinnen. Freundschaft ist etwas Großes, das mit kleinen Dingen beginnt als Anbruch des Reiches Gottes.
Fassen wir zusammen: Dieser Gott ist ein Gott des Lebens. Durch Jesu Tod und Auferstehung haben wir Anteil am ewigen Leben. Die Lebenszeit hier ist Vorbereitung auf Vollendung, auf jenen Glücksmoment, der grenzenlos dauern wird, ewiges Jetzt. Die Fastenzeit bietet Gelegenheit, die Verbindung zu Gott, wo sie unterbrochen wird, wieder aufzunehmen oder auch zu festigen, besonders im Gottesdienst, im sonntäglichen Auferstehungsfest.
Offener Himmel
Gottesbegegnungen
Heute würde man das als „Aha“-Erlebnis“ oder eine „Aha“-Erfahrung bezeichnen, etwas, was den Menschen in Staunen versetzt, wo sich ihm etwas offenbart, etwas, was ihm Augen und Ohren öffnet. Von so einer Erfahrung der Jünger erzählt das Evangelium.
Wenn sich der Himmel „öffnet“, dann wird etwas erkennbar, was zuerst im Verborgenen war. Die biblische Sprache bringt so auf anschauliche Weise ihre Botschaft den Menschen nahe: Es wird verkündet, was in dieser Begegnung gehört, erkannt, offenbar geworden ist.
Offenbarung auf der Höhe eines Berges
„Da kam eine Wolke und überschattete sie
und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn;
auf ihn sollt ihr hören.“
Einfach himmlisch, wie es bei Markus da zugeht: die Begleiter, Petrus, Jakobus und Johannes aus dem Zwölferkreis, gehen mit ihrer Lebenswelt, ihrem Alltag, ihren Gesprächen mit Jesus nach Jerusalem. Und da kommt es zum ersten Höhepunkt am „Glaubensberg“, zur „unglaublichen“ Gottesbegegnung, um dann wieder, wahrscheinlich mit etwas Mühe, abzusteigen aus dem himmlischen Geschehen, und geerdet zu werden.
Steil, so eine Glaubenserfahrung zu verkraften, zu verstehen, zu verarbeiten und zu schweigen, wie ihnen geboten wird. Markus setzt dieses „Schweigegebot“ als Stilmittel ein. Denn Tod und Auferweckung Jesu durchkreuzen und korrigieren die konventionellen Vorstellungen vom Messias. Davor kann Jesus zu leicht als Messias falsch verstanden werden.
Die „himmlische Begegnung“ auf dem Berg (Tabor?), die ein „gutes Ende“ erhoffen lässt, gibt einen tiefen Einblick in die Beziehung Gottes zu Jesus. Schon bei der Taufe Jesu wird dies verkündet: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“. Diese Offenbarung wird noch ein drittes Mal im Markusevangelium verkündet: unter dem Kreuz. Dort bekennt der römische Hauptmann „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“.
Offenbarung - in den Tiefen des Jordantals
„Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“
Wer soll die Botschaft hören, an wen sind die himmlischen Worte gerichtet? - In beiden Bibelstellen wird das Wesentliche, Entscheidende über Jesus gesagt. Einmal in direkter Rede zugewandt an Jesus und zugleich als Vorstellung Jesu für alle. Wie ähnlich sich diese beiden Verse auch sind, so ist der jeweilige Adressaten-Kreis, der hört, was hier die göttliche Stimme verkündet, ein anderer. Mk 1,11 – Adressat ist Jesus, der geliebte Sohn, der von Gott gesandt ist. Mk 9,7 – hier wird Jesus als „mein geliebter Sohn“ seinen Begleitern, die aus dem Kreis der Zwölf sind, ans Herz gelegt. Diese himmlische Begegnung, an der die Begleiter Jesu teil hatten, ist verbunden mit dem Auftrag an sie: auf ihn zu hören!
Die Verklärung Jesu am Berg Tabor - ein „geographischer“ Höhepunkt - kann als „Auftauchen“ aus der Tiefe – im Jordantal war die Taufe Jesu - menschlicher Erfahrungen gesehen werden. Sie, die Jünger, sind angesprochen, bei ihnen kommt es zur Erleuchtung, sie erkennen Jesus als den Messias, der von Gott gesandt ist.
Eine Gottesbegegnung in der Wolke
„Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“
Doch zuvor wird Jesus auf dem Berg Tabor in den Kreis der großen Propheten Israels gestellt, aufgenommen: „Da erschien ihnen Elija und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus.“ Sie, die wichtigsten Propheten des Judentums, stehen ihm zur Seite, beiseite, als er in himmlische Sphären entrückt.
Ein Augenblick, der festgehalten werden soll, wo man sich gerne häuslich einrichten möchte. Drei Hütten sollen daher gebaut werden. Doch der Schatten einer Wolke lässt aufhorchen! Es ist nicht alles, was sie wahrnehmen, Jesus umgeben mit den bedeutendsten Persönlichkeiten des Volkes Gottes. Die Wolke bedeutet Gottes Gegenwart und es wird ihnen Jesus, als der geliebte Sohn Gottes offenbart. Doch dann verschwindet das, was die Freunde vermeint gesehen zu haben, wofür sie sogar Hütten bauen wollten! Dieser „himmlische Ein- und Ausblick“ hat eine Veränderung in ihnen bewirkt.
Die Frage stellt sich: Was bleibt ihnen, was können sie von dieser Offenbarung auf dem Weg mit Jesus mitnehmen?
Zurück in die Niederungen des Lebens
„Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.“
Hinabsteigen, zurückkehren in den Alltag braucht Zeit, denn das „Unglaubliche“ bedarf einer Erklärung, einer Darlegung, einer Antwort auf die himmlischen Worte. Sie suchten im Gespräch mit Jesus eine Antwort auf ihre Frage, was das sei: von den Toten auferstehen“.
So wiederholen sie mal fürs Erste die Worte „von den Toten auferstehen“. Sie nehmen diese Worte, die bereits das Ostergeheimnis vorwegnehmen, mit auf ihren Weg mit Jesus, dem geliebten Sohn Gottes, wie sie ihn auf dem Berg Tabor erfahren haben. Als Sohn Gottes wurde Jesus auch von jenen, die von bösen Geistern besessen waren, bezeichnet. „Er aber gebot ihnen, dass sie ihn nicht bekannt machen sollten.“ Das für Markus typische Schweigegebot gilt auch für sie.
Erst unmittelbar nach seinem Tod „darf“ der römische, heidnische Hauptmann als Bekenntnis sagen: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ (Mk 15,39). Die Erfahrung, dass Gott seinen geliebten Sohn aus dem Tod auferweckt hat, bestimmte im beginnenden und sich langsam ausbreitendenden Christentum die Erzählungen aus dem Leben Jesu. Nun ist es ist kein Geheimnis mehr, dass Jesus der Messias, Gottes geliebter Sohn ist. Offen darf es nun verkündet werden.
Jetzt erst, in der Gesamtheit der Erinnerung, kann das Ende am Kreuz, dem Jesus ausgeliefert wurde, gedeutet werden, im Lichte der Hoffnung und im Vertrauen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. So können die Tage auf Ostern hin zur sprudelnden Quelle werden, die unsere Hoffnung bestärkt.
Dahinter blicken
Neue Seiten eines Menschen kennenlernen
Vielleicht haben Sie auch schon einmal so eine Erfahrung gemacht: Sie kennen jemanden schon eine längere Zeit. Eines Tages machen Sie gemeinsam mit dieser Person eine Erfahrung, die Ihnen völlig neue Aspekte, eine völlig neue Seite an ihr eröffnet. Manchmal passiert das aufgrund einer neuen Gruppenkonstellation, manchmal, weil man einfach mehr Zeit miteinander verbringt oder sich beide Seiten in einem intensiven Gespräch öffnen. Manchmal trägt auch eine räumliche Veränderung dazu bei, dass man jemanden neu oder anders kennenlernt.
Ähnliches ist vielleicht auch den Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes mit Jesus passiert. Jesus nimmt die drei beiseite und gemeinsam gehen sie auf einen hohen Berg. Dort passiert es. Jesus wird verwandelt, seine Kleider werden strahlend weiß, Mose und Elija erscheinen und Jesus unterhält sich mit ihnen. Dann kommt eine Stimme aus den Wolken: „Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ Zu guter Letzt trägt Jesus den drei Jüngern auf, nichts davon zu erzählen, bis er auferstanden sei. Das ist doch die volle Überforderung - aber auch eine unglaubliche Wertschätzung.
Nun stellt sich vielleicht folgende Frage: Welche Seiten, welche Aspekte der Person Jesus können wir in dieser Erzählung erkennen? Der Evangelist Markus lässt sichtbar werden, in welcher Tradition sich Jesus bewegt. Er ist in direkter Verbindung mit der jüdischen Tradition, mit Mose, der sinnbildlich für die Thora steht, und mit den Propheten, in der Erzählung durch Elija vertreten. Und das alles wird sichtbar in der unmittelbaren Nähe Gottes, denn der Berg ist ein Symbol für die Nähe zu Gott.
Hochachtung, Wertschätzung, Würde
In dieser Tradition wird uns immer wieder zugesagt, dass wir Menschen mit Würde sind. Im ersten Buch Mose, dem Buch Genesis steht geschrieben, dass wir als Bild Gottes geschaffen wurden - männlich und weiblich - und „es war sehr gut“. Die Würde ist uns von Anbeginn unserer Zeit geschenkt und ist deshalb nicht verhandelbar. Im zweiten Buch Mose, dem Buch Exodus, führt ebendieser sein Volk aus der Sklaverei Ägyptens, in der die Würde des Menschen mit Füßen getreten wurde. Der Weg führt in ein Leben, in dem die Menschen als Personen mit Würde in der Gemeinschaft gut leben können. Und auch die Gesetzgebung Mose hat dieses Leben als Person in Würde und in der Gemeinschaft zum Ziel.
Im heutigen Evangelium lässt Jesus die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes an dem Ereignis am Berg teilhaben. Er öffnet sich und lässt sie an seinem Wesen teilhaben und die drei Jünger lassen sich ihrerseits darauf ein. Auch sie öffnen sich. Sie sind würdig bei diesem Gipfelereignis dabei zu sein. Petrus, Jakobus und Johannes werden vom Evangelisten namentlich genannt. Die Nennung beim Namen ist auch ein Zeichen der Würde. Sie werden als Personen mit Namen und Würde angesprochen.
„Die Würde des Menschen als Person ist unantastbar. Sie ist nicht verdient, kann nicht verhandelt oder verkauft werden.“ Das sagt auch die Christliche Soziallehre. Der Mensch als Person mit seiner Würde steht in ihrem Zentrum und aus der Personalität leiten sich auch alle anderen Prinzipien der Soziallehre (Gemeinwohl, Solidarität, Subsidiarität, Nachhaltigkeit und Option für die Armen) ab. In dieser Personalität gründet sich die Freiheit des Individuums, aber auch die Verantwortung in der Gemeinschaft. Person ist man immer auch im Zusammenleben mit anderen.
Hinter die Fassade blicken
Wir leben in einer Zeit, in der unsere Leistung, unsere Arbeit, unsere Funktion, unser Aussehen, unsere Kleidung oft im Mittelpunkt stehen. Der erste Eindruck ist oft von Äußerlichkeiten geprägt. Doch was können wir sehen, wenn wir hinter das Offensichtliche blicken - unter die Oberfläche? Wir sehen den Menschen als Person mit ihrer Würde - mit der Würde, die allen Menschen gleich ist. Dahinter zu blicken fällt uns manchmal leicht, vor allem wenn es um Bekannte geht, um FreundInnen, um Menschen, die unseren Lebensstandard teilen. Doch was, wenn die eben genannten Aspekte nicht dem entsprechen, was wir als angenehm empfinden? Was ist mit den Menschen, die uns nicht entsprechen, die anders sind, anders aussehen als wir es gewohnt sind, mit denen wir lieber nichts zu tun haben wollen. Da fällt es schwer diese Würde zu sehen.
Arme Menschen kennen diese Erfahrungen. Sie werden nicht beachtet, und oft auch nicht geachtet. Diejenigen, die schon materiell in Ungerechtigkeit leben, werden dann auch noch menschlich ungleich behandelt. Und gerade deshalb: Als Bild Gottes sind wir geschaffen - wir alle - und die Personenwürde ist allen gleich. Der erste Schritt in Richtung einer gerechteren Gesellschaft, in der alle mit Würde leben können, ist also nicht, diesen Menschen die Würde zurückzugeben. Nein, das ist nicht nötig, denn sie besitzen diese Würde bereits. Der erste Schritt ist es, dahinter zu blicken, hinter das Offensichtliche, auf die Person mit ihrer Würde. Dazu müssen wir uns öffnen. Unsere Augen und Herzen öffnen.
Offen für Neues
Am Anfang habe ich Sie gefragt, ob Sie schon einmal eine Erfahrung gemacht haben, bei der Sie jemanden ganz anders kennengelernt haben und kennenlernen durften. Damit solche Erfahrungen gelingen, braucht es eine Haltung der Offenheit, eine Haltung, die uns auf die Person mit ihrer Würde blicken lässt. Eine solche Haltung müssen wohl auch die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes gelebt haben, sonst hätte ihnen Jesus vielleicht nicht diese Erfahrung geschenkt. Die drei Jünger können uns mit dieser Haltung als Vorbilder dienen. Den ersten Schritt könnten wir ja in der Fastenzeit gehen.
Für die Fastenzeit nehmen wir uns gerne gute Vorsätze. Das Fasten soll uns helfen, Gott näher zu kommen. Meist sind es Vorsätze, auf etwas zu verzichten. Für diese Fastenzeit lade ich Sie ein, etwas bewusst einzunehmen. Und zwar die Haltung der Offenheit, die uns auf die Person mit ihrer Würde blicken lässt. Ich lade Sie ein, immer wieder dahinter zu blicken - hinter die Äußerlichkeiten und unter die Oberfläche. Denn was kann uns Gott näherbringen, als den Menschen mit Würde zu begegnen - so wie er geschaffen ist.
© Peter Habenschuß, Referent Fachbereich Arbeit der Katholischen Jugend OÖ; Jugendleiter Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf
Opfer - anstößig in einem doppelten Sinn
Opfer – eine überholte Redeweise?
Dass ein Vater seinen Sohn opfert, ist ein unerträglicher Gedanke. Dass sich diese Geschichte noch dazu in der Bibel findet, macht sie nicht erträglicher. Da hilft kein theologisches Hin- und Herreden. Es ist schon schlimm genug, wenn Vergleichbares in der Presse Schlagzeilen macht, weil die Lebensrealität immer noch grausamer ist, als Schriftstellern und Filmemachern einfällt.
Nur mit Mühe zu ertragen ist auch der theologische Gedanke, dass Gott seinen Sohn opfert, um die Menschheit zu erlösen. Paulus schreibt im Römerbrief: "Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben." Wer opfert da wem? Wem wurde Jesus geopfert? - Gott? Was wäre das für ein Gott! Wie könnte ein solcher Gott zum Inbegriff der Liebe werden!
So schwer religiöse Opferkulte für uns heute zu verstehen sind, so selbstverständlich reden wir von Opfern in vielen anderen Zusammenhängen. Opfer gibt es nicht nur in Krimis, sondern auch in der kleinen und großen kriminellen Wirklichkeit. Vaterländer opfern auch heute ihre Söhne und Töchter für politische oder wirtschaftliche Vorteile. Wir nehmen in Kauf, dass unser Verkehrs- und Mobilitätsbedürfnis täglich Opfer fordert. Wir nehmen alle möglichen Opfer auf uns, um ehrgeizige persönliche Ziele zu erreichen. Schockiert sind wir höchstens, wenn Naturgewalten Opfer fordern.
Opfer in der Bibel
Die biblischen Texte vom Opfer des Abraham sind zu einer Zeit entstanden, in der Menschenopfer vom Hörensagen in Israel umgebenden Kulturen noch bekannt waren. Das Opfern von Tieren, die die eigene Hingabe an eine Gottheit verkörpern sollten, war eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Der biblische Autor hat diese Opfermotive benutzt, um damit die Hingabe und Ergebenheit Abrahams an Gott eindringlich darzustellen. Auch für Paulus war der jüdische Tempel- und Opferkult Alltagsrealität und in keiner Weise anstößig.
Für die Christen der ersten Jahrhunderte war der damals selbstverständliche Opferkult eine Hilfe zu verstehen, was mit und um Jesus passiert ist. Jesus wurde offensichtlich Opfer der politischen und religiösen Machtverhältnisse seiner Zeit. Seine Kreuzigung war für sie ein Schock und sein freimütiges darauf Zugehen war ihnen unverständlich. Wie passt das in ihr von Jesus geprägtes Welt- und Gottesbild? In ihrer Erklärungsnot sind ihnen Texte wie die Gottesknechtslieder des Propheten Jesaja und die Opfertheologie des jüdischen Tempelkultes zu Hilfe gekommen.
Das Opfer Jesu
Wenn ich versuche, die damaligen Ereignisse aus seinem Blickwinkel Jesu anzusehen, erscheinen mir die Erklärungen des Paulus oder des Hebräerbriefes auch heute noch stimmig. Ich bewundere Jesu Hingabe an seine Sendung, einen vorbehaltlos liebenden Gott zu verkünden. "Dies ist mein Leib (hingegeben) für euch" rufen wir in jeder Eucharistiefeier in Erinnerung. Jesus weicht dem Tod nicht aus, weil er seinem Gott vertraute und sein persönliches Schicksal in einem größeren Zusammenhang sah. Dies kommt auch in der Erzählung von seiner Verklärung zum Ausdruck. Sein wirkliches Ende ist sein Eintauchen in die Herrlichkeit Gottes, sein Weg führt ihn jedoch durch Leid und Tod hindurch. Die Jünger, die ihn begleiteten, verstanden das noch nicht.
Offen bleibt bei all dem aber noch die Rolle Gottes. Hat er das so beabsichtigt? Hat er das so gewollt, wie wir Menschen etwas wollen? Oder ist ihm dabei eine Panne passiert?
Es holt uns die unlösbare Frage ein: Warum lässt Gott das alles zu? Diese Frage stellt sich uns auf Schritt und Tritt auch in der Gegenwart. Warum lässt Gott die Gräuel, die Menschen vollbringen, zu? Schaut er unbarmherzig weg? Auf diese Fragen finde ich keine Antwort. Der Theologe Ottmar Fuchs schreibt in einem seiner Bücher, diese Fragen werden wir Gott stellen, wenn er zum Gericht kommt.
Wem opfere ich was?
Manche Texte würden wir in der Bibel am liebsten überlesen oder zumindest aus dem liturgischen Gebrauch streichen, weil sie so schwer zu verstehen sind. Über manche Begriffe stolpern wir oft auch in der Liturgie. Das Wort Opfer kommt in der liturgischen Sprache so oft vor, dass es Gefahr läuft zu einer leeren Floskel zu werden. Manches Mal – aber nicht immer – lässt es sich ganz stimmig durch das Wort Hingabe ersetzen. Durch einen behutsamen Umgang mit dem Wort und mit dem, was es bezeichnet, können wir es mit dem füllen, was uns kostbar ist.
Das Reden von Opfern ist und bleibt aber anstößig in einem doppelten Sinn. Einerseits stoßen wir uns daran, andererseits erhalten wir Anstöße, über unverzichtbare Zusammenhänge, die weh tun und unter die Haut gehen, nachzudenken. Ostern, Tod und Auferstehung Jesu, können wir nicht verstehen, wenn wir uns nicht mit der existenziellen Bedeutung dieser Ereignisse auseinandersetzen. Vielleicht sind wir versucht, diesen Themen auszuweichen, weil sie uns letztlich vor die Frage stellen: Wie sieht es mit Deiner Hingabe für andere Menschen und für Gott aus? Für wen und wofür lebst Du?
Jesus im Licht der Auferstehung
Unvorstellbar: Ein leidender Messias
Wenn wir das Anliegen, das Markus mit der Erzählung von der Verklärung Jesu verfolgt, verstehen wollen, müssen wir uns zunächst in die Situation der Jünger hineindenken. Zur Zeit Jesu erwarteten die Juden in ihren Vorstellungen einen Messias, der Israel zu Glanz und Ruhm führen würde. Die Unterdrückung durch Nachbarvölker würde ein Ende haben. Alle Welt würde zu Israel aufschauen und es bewundern. Ein Messias, der leidet, wie Jesus es für sich voraussagte, war für die Menschen der damaligen Zeit nicht vorstellbar. Ihre Erwartungen gingen in eine total entgegengesetzte Richtung.
In diese Situation hineingestellt, muss Jesus darum ringen, eine Umkehr im Denken und in den Vorstellungen der Menschen zu bewirken. Durch seine Wunder und die Liebe zu den Ausgestoßenen und Abgeschriebenen kann er zwar die Aufmerksamkeit und Bewunderung auf sich lenken, aber das genügte nicht. Viele hielten Jesus durchaus für einen begnadeten Menschen, aber damit noch längst nicht für den verheißenen Messias. Sie erwarten weiterhin ein äußeres Aufblühen Israels in Glanz, Stärke und Ansehen. Auch die Jünger, die sich offensichtlich durch Jesu Wunder und ganz besonders durch seine unübertreffliche Liebe faszinieren ließen, sind von diesen Erwartungen nicht frei. So verstehen sie nicht, dass Jesus von bevorstehendem Leiden spricht, das auf ihn zukomme.
Um den Jüngern im Umdenken ihrer bisherigen Messias-Vorstellungen behilflich zu sein, nimmt Jesus drei der Jünger mit sich auf den Berg, wo sie seine Verklärung durch den Vater im Himmel miterleben. Nicht Engel und himmlische Scharen erscheinen und huldigen unter aufstrahlendem Glanz Jesus als König. Sondern es sind Boten Gottes, die Israel einst Gottes Heil überbrachten: Elija als Vertreter der Propheten und Moses, Leiter des Gottesvolks durch die Wüste und Verkünder des Willens Gottes durch die Zehn Gebote. In den Kreis dieser Heilsbringer eingeschlossen und im Gespräch mit ihnen, verkündet die Stimme Gottes: "Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören."
Jesus im Licht der Auferstehung
Überwiegend hörten und befolgten die Jünger bereits, was Jesus ihnen sagte. Nur, dass er leiden müsse, das war für sie nicht zu begreifen, zumal es in keiner Weise ihren Vorstellungen über den Messias entsprach. So sind sie nach Jesu Gefangennahme und in den Stunden seines Leidens auch nicht in seiner Nähe und an seiner Seite. Es bedurfte der Auferstehung, um den Menschen damals, ja selbst den Jüngern, den letzten Zweifel zu nehmen, dass ein Leidender und Hingerichteter der verheißene Messias sein könnte. Im Licht der Auferstehung und unter der Wirkung des Hl. Geistes erkennen sie: Jesus ist mehr als nur ein begnadeter Mensch. Er ist wahrhaft der Messias. Dieser Jesus hat etwas Wichtigeres und Größeres vollbracht, als Israel äußere Macht und Glanz zu verleihen. Er hat die Liebe gekrönt und auf den Thron gehoben und damit gezeigt: Güte, Wohlwollen, Liebe, einander Beistehen und sich Erbarmen, das soll Israel zu Glanz und Ruhm verhelfen, dadurch soll das Gottesvolk sich auszeichnen und liebenswert werden, sodass die Völker staunend zu ihm aufschauen.
Weil ohne Auferstehung den Menschen der Glaube an Jesu Messianität nicht möglich war, wird verständlich, warum Jesus die Jünger bittet, über das Ereignis auf dem Berg der Verklärung bis zur Auferstehung nicht zu berichten. Es hätte eher Verwirrung unter die damaligen Menschen gebracht. In ihrer Sehnsucht nach einem Messias mit äußerem Glanz hätten sie Jesus bereits beim Anblick auch nur geringen Leidens sofort als Messias verworfen. So einer kann nicht unser Messias sein, wäre ihr Urteil gewesen.
Der andere Messias
Mit der Auferstehung begreifen die Jünger und Anhänger Jesu nach und nach immer mehr, worin die Aufgabe des verheißenen Messias bestand: Hinführen zur Liebe, Hinführen zur Nachahmung des Handelns Gottes. Jahwe befreite sein Volk aus der Knechtschaft Ägyptens, begleitete es in Fürsorge auf dem Weg durch die Wüste und führte es in das versprochene Land, wo Israel als Volk und Glaubensgemeinschaft leben sollte nach den Geboten, die er, Jahwe, ihnen durch Moses gab. Jahwe erwies sich beim Auszug aus Ägypten und dem Durchzug durch die Wüste nicht als Geber äußeren Glanzes und des Reichtums, sondern als Gott der Liebe und Fürsorge. Diese Liebe nachahmend lebte und handelte Jesus.
Durch die Auferstehung Jesu wurde es den Menschen damals also leichter, sich von ihren bisherigen Vorstellungen hinsichtlich der Erwartung eines Messias mit äußerer Machtfülle zu trennen. Sie erkannten, dass Jesus sich ganz am Verhalten ihres Gottes Jahwe ausgerichtet hatte. Ihm und seiner Weisung, nach der Liebe zu streben, war Jesus konsequent treu geblieben trotz allen Leidens, das er dadurch erdulden musste. Diese Erkenntnis der absoluten Treue zu Gott war sicher das entscheidende Motiv, Jesus als Messias anzuerkennen.
Eine große Hilfe war ihnen dabei, das die drei Jünger nach der Auferstehung von ihrem Erlebnis auf dem Berg der Verklärung berichteten. Es gab also mehrere Zeugen, mit Namen benennbar, die bestätigen konnten, dass Gott selbst sich zu diesem Jesus bekannt hatte mit dem Auftrag an die Menschen, auf seine Worte zu hören und seine Botschaft zu leben. So wurde der Bericht von der Verklärung Jesu für viele zu einem bestärkenden Hinweis, Jesus wahrhaft als Messias anzuerkennen und sich ihm ohne weiteren Zweifel anzuschließen.
Aufforderung zur Nachfolge
Zu entschlossener Nachfolge möchte Markus auch uns bewegen mit dem Bericht von der Verklärung und Auferstehung Jesu. Wir sollen betrachten, wie viel Jesus die Liebe wert war, wie sehr sie jeden krönt, der sie lebt. Liebe schafft und bewirkt Heil. Sie verbindet uns tief mit Gott und untereinander.
Nun ist es ja nicht immer einfach, die Liebe konsequent zu leben, besonders wenn sie uns Kraft, Mühe und Überwindung abverlangt. Aber es ist schon einmal ein guter Schritt, wenn wir uns grundsätzlich Mühe geben und uns des Öfteren kontrollieren, ob unserem Wollen Ernsthaftigkeit innewohnt, damit auch Taten folgen.
Achtsam sollten wir auch dafür sein: Wir werden zuweilen leicht und schnell verführt, die uns mögliche Liebe zu unterlassen und mit uns zufrieden zu sein, wenn wir uns sagen können, dass wir niemanden direkt etwas Böses angetan haben. So wertvoll dies ist, Böses zu unterlassen, sollten wir uns bewusst werden: Wir können mehr. Sich in den kommenden Wochen darauf zu besinnen und mit der uns möglichen Liebe zu handeln, würde der Fastenzeit und unserem Leben wunderbaren Glanz verleihen.
Verklärung
Dunkle und helle Seiten Gottes
Was wir in der ersten Lesung gehört haben, ist beinahe unzumutbar, ja sogar verwerflich: Ein Vater soll seinen Sohn töten. Das ist wohl die dunkelste Seite Gottes. Aber dann: eine unglaubliche Wende nach diesem Schock: Segen, erfreuliche Zusage. Es heißt: „Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen.“(Gen.22,15-17). Hier spüren wir wieder die helle Seite. Außerdem sollten wir beachten: Nur Gott steht es zu, Rache zu nehmen (siehe auch Röm.12,19 hier wird „Rache“ mit „Vergeltung“ übersetzt und Hebr.10,30: Mein ist die Rache) oder zu töten. Letztlich ist es Gott selbst, der seinen Sohn hingibt, um für alle Menschen ihr Leben vom irdischen Tod ins ewige Leben zu führen. Wenn wir diesen Text auch aus dieser Perspektive betrachten, verliert diese Stelle ihren Schrecken.
So zeigen die Texte des 2. Fastensonntags ein doppeltes Gesicht, denn auch das Evangelium geht nicht anders vor: Wir beten den Kreuzweg, werden dabei mit Leiden, Spott, Schmähung, Vergänglichkeit konfrontiert, die Liturgie hat violette Farbe und dann Verklärung des Herrn, also Einbruch in eine neue Zeit. Wir werden hineingenommen in eine andere Wirklichkeit, in ein neues Leben, wo manches klar wird, was wir jetzt noch nicht erkennen, erst in der „Fülle des Lebens“, wie es bei Joh.10,10 heißt. Manches scheint uns unverständlich wie Leid, Tod, Schicksalsschläge, Bestialität, wie wir sie täglich erleben, wo schon Franz Grillparzer (1791- 1872) sagt: „Von der Humanität, über die Nationalität zur Bestialität.“
Vorausschau
Im Evangelium wird uns ein Blitzlicht in das Innerste des Herrn gezeigt, also Vorahnungen, die uns Jesus im Evangelium verspricht. Wenn die beiden Gestalten Mose und Elija kommen, ist das Reich Gottes nahe. Dann hören wir noch von drei anderen Menschen, die in ihrer Persönlichkeit erst wachsen müssen, so wie wir alle. Da begegnen wir dem Choleriker Petrus, der den Herrn zunächst verleugnet, dann aber bereut und dann das Brüderpaar Jakobus und Johannes. Sie sind schlafend im Ölberggarten Getsemani vorzufinden.
Entscheidende Augenblicke
All das Schöne dauert nur einen Augenblick, dann geht es wieder hinunter in die Niederungen des Alltags. Diese Hütten sind Symbol für Stabilität, für Festhalten. Wir wollen gerne schöne Augenblicke festhalten, das ist verständlich und zutiefst menschlich. Festhalten schöner Augenblicke geschieht heutzutage durch elektronische Hilfsmittel mit oder ohne flash, meist Kurzzeitbelichtung mit langer Wirkung nachher, wenn wir die Bilder später ansehen. Trotzdem bleiben auch die schönen Augenblicke nur Teil einer größeren Wirklichkeit.
Verklärung des Herrn: Oft entscheidet im Leben der Kairos und zwar in Sekunden; der Blick in die Augen, Liebe. Wer ein Chaote ist, kann kaum Beziehung aufbauen. Liebe ist Geisteshaltung und Grundüberzeugung. Olympiagold wird in Sekundenschnelle entschieden, das führt zur Berühmtheit. Immer aber ist Leben Begegnung.
Verklärung- etwas klarmachen. Verklärtes Menschsein ist Ziel für gelungenes Leben. Leben und viel Erfahrung bilden Furchen in den Gesichtern der Menschen durch die Niederungen des Alltags. Auch das wollen uns diese Texte klarmachen.
Aus der Tiefe geschenktes Leben
Gotteserfahrungen
Bei der Berlinale wurde heuer ein Film von Karl Markovics vorgestellt, in dem Brigitte Beimpold eine Supermarktkassierin spielt, die eine Gotteserfahrung macht. Der Film kommt im März unter dem Titel "Superwelt" in unsere Kinos. Wie der Film und das darin Gezeigte zu beurteilen ist, kann ich nach dem kurzen Trailer nicht sagen. Aber das Thema passt zur heutigen Perikope, wo es ja auch um ein mystisches Erlebnis geht.
Jesus führt seine Jünger, Petrus, Jakobus und Johannes, auf einen Berg. Der Tradition nach ist das der Berg Tabor am Weg nach Jerusalem. Markus schildert uns dieses Geschehen 6 Tage nach dem Gespräch Jesu mit seinen Jüngern, indem er sie fragt, für wen die Leute des Messias halten und in dem er ihnen sein Leiden ankündigt. In beiden Situationen tritt Petrus hervor. Einmal, indem er seinen Glauben an Jesus als den von Gott gesandten Messias bekennt. Damit unterscheidet er sich von der allgemeinen Meinung, die in Jesus Elija oder sonst einen der Propheten sieht. Das andere Mal will er Jesus abhalten, seinen Leidensweg nach dem Willen des Vaters auf sich zu nehmen und wird schroff korrigiert.
Eine mystische Erfahrung
Die Kirchenväter erklären uns dazu, dass bei diesem Geschehen die auftretenden Propheten Mose und Elija uns einerseits klar machen sollen, dass Jesus eben nicht Elija ist, andererseits aber auch den Vorwurf an Jesu entkräften, er selbst hätte sich göttliche Ehren zugesprochen. Wenn Mose, der nach der Tradition von Gott das Gesetz empfangen hat, und Elija, der sich als Eiferer für die Ehre Gottes erwiesen hat, mit ihm reden, dann muss alles seine Richtigkeit haben. Und auch jetzt tritt wieder Petrus besonders in Erscheinung. Er reagiert wieder sehr spontan und menschlich.
Die ganze Situation der Erscheinung können wir als mystische Erfahrung sehen. Es passieren Dinge, die unsere Denkkategorien von Raum und Zeit durch die Erscheinung der zwei großen Gestalten aus dem AT aufheben. Mystische Erfahrungen sind Augenblicke, die uns unmittelbar in unserem Sein ansprechen. Es sind Momente der Erfahrung zweckfreien Daseins. Vielleicht haben sie auch schon erlebt, wie sie verzaubert von einer tiefen menschlichen Begegnung, einem Musikstück oder der überwältigenden Schönheit der Natur sich der Realität ihrer Umgebung enthoben, herausgehoben, ekstatisch gefühlt haben. Das sind Momente, in denen nicht mehr der Zweck sondern nur mehr der Sinn des Lebens wichtig sind. Es sind kontemplative Momente.
Meister Eckhart drückt das so aus: "Die entscheidende Frage im Leben ist nicht: was tun, sondern wer wir sind." Aber gerade die Überlegung, wer sind wir eigentlich, macht uns auch oft hilflos. Da ist es schon leichter etwas zu tun, aktiv zu sein, dieser Tiefe des Lebens durch Aktion zu entfliehen. Und das macht Petrus: er will drei Hütten bauen.
Begegnung mit dem Transzendenten
Zweckfreies Sein erfüllt uns mit Sinn. Es führt zur Begegnung mit dem Transzendenten. Jesus und die Jünger haben am Berg eine Gottesbegegnung. Die Wolke weist der Tradition nach immer auf die Gegenwart Gottes hin. Diese Schriftstelle ist eine der drei im Markusevangelium geschilderten Ereignisse, in denen die Gottheit Jesu offenbar wird. Der Evangelist will seine Hörer und Leser damit zum Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn führen. Denn der Glaube an Kreuz und Auferstehung kann dem Menschen Sinn und Hoffnung auf Zukunft hin geben. In all dem, was uns so täglich passiert, Momente zu erleben, in denen wir Sinn erfahren, ist Lebenskunst.
Viktor Frankl, ein jüdischer Arzt, der viele Jahre im Konzentrationslager erlebt und überlebt hat, schreibt, dass es nicht unbedingt die Robusten und Starken waren, die diese Qualen überlebt haben. Es waren mehr die, die ein reiches Innenleben hatten; die in ihrer nach außen so hoffnungslosen Perspektive sich einen Blick in eine Zukunft bewahren konnten. Gerade diese Erfahrungen waren es, die ihn zu seiner Logotherapie - einer speziellen Richtung der Psychotherapie, die versucht die Menschen dabei zu begleiten, dass sie Sinn in ihrem Leben finden - geführt haben.
Zweckfrei sinnvoll
Vielleicht gelingt es uns, in diesen Wochen der vorösterlichen Bußzeit etwas zu machen, das zweckfrei Sinn gibt; dass wir spüren, wer wir sind, welchen Wert wir unabhängig von unserer Leistung haben; wer wir sind, nicht was wir haben, nicht was wir leisten; welchen Wert aber auch die Menschen unserer Umgebung als Person haben: unabhängig davon ob sie gesund oder krank sind, im Arbeitsprozess eingegliedert oder arbeitslos sind, arm oder reich sind, integriert oder exzentrisch sind. Lassen wir uns ermutigen, den Weg in die Tiefe zu gehen, und das uns geschenkte Leben anzunehmen, so wie es ist, mit allem Licht und allem Schatten. Machen wir uns auf die Suche nach der Begegnung mit dem Ursprung und Sinn von allem, nach Gott.
Sich immer neu um das Gute bemühen
Ist Gott mit uns?
Der Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Römer ein Problem an, das sich auch in anderen Religionen findet. Solange es uns Menschen gut geht, glauben wir Menschen leicht daran, dass Gott mit uns ist. Schon die Israeliten waren überzeugt, dass ihr Gott Jahwe ein sie liebender, ihnen helfender und in ihrem Leben gegenwärtiger Gott sei. Diese Überzeugung gerät nicht selten unter Druck und in einen gewissen Zweifel, sobald Lebenspläne hart durchkreuzt werden oder vorhandenes Wohlergehen zerbricht. Der Gedanke und die Frage kommen in uns auf: Wo bist du Gott, von dem ich mich geliebt, umsorgt und beschützt glaube?
Hinzu kommt, dass alle Religionen von ihren Gläubigen erwarten und sie dazu auffordern, das Gute anzustreben. Diese in sich richtige Erwartung wird aber oft verknüpft mit der Vorstellung: Weil Gott in die Herzen der Menschen zu schauen vermag, kontrolliert er uns in der Weise, wie wir Menschen Kontrolle ausüben. Und sofort stellt sich fast wie von selbst das Bild bei uns ein: Das Gute belohnt Gott, beim Versagen fallen wir aber in Ungnade, werden aus seiner Fürsorge und Hilfe ausgeschlossen. Da wir - jeder von uns - im Leben Misserfolge ernten, Schicksalsschlägen ausgeliefert sind, uns Krankheiten zuziehen, also unser Wohlbefinden durchkreuzt wird, werden wir alle herausgefordert, Stellung zu beziehen: Will ich trotz allem an einem gütigen und nahen Gott festhalten oder schlage ich mich eher auf die Seite derer, die gern von einem sich rächenden Gott sprechen? Immerhin wird im Alten Testament oft vom Zorn Gottes und einer Bestrafung des Volkes durch ihn gesprochen.
Gott ist und bleibt ein liebender Gott
Seit seiner Bekehrung vom Judentum zum Christentum kämpft Paulus gegen das Gottesbild eines strafenden und sich rächenden Gottes an. Deutlich sagt er in seinem Brief an die Römer: Christus Jesus, der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. Mit diesem Satz erteilt der Apostel keinen Freibrief für alles Unrecht und Böse, das wir anrichten. Falsch bleibt falsch, gemein bleibt gemein, Böses ist böse. Aber in der Reaktion unterscheidet sich Gott von uns Menschen. Er rechnet nicht mit uns ab, wie wir dies oft tun. Er verhängt weder Sanktionen noch entzieht er uns seine bis dahin gewährte Liebe und Nähe. Gott bleibt bei seiner eingeschlagenen Linie. Einzig durch seine Liebe und durch nichts anderes möchte er uns auf seine Wege führen und uns für sich gewinnen.
Wer sich von dieser Sicht, Gott ist und bleibt ein liebender Gott, überzeugen will, braucht nur auf das Leben Jesu zu schauen. Nie hat er sich darauf beschränkt, sich nur liebenswerten Menschen zuzuwenden. Gerade den Abgerutschten und Sündern hat er immer wieder seine Liebe und Nähe angeboten. Ohne Zwang auszuüben, ohne mit Gottes Zorn oder seiner Abwendung vom Menschen zu drohen, hat er alle aufgerufen: Kehrt um!
Einladung zur Umkehr
Die Einladung zur Umkehr ist der entscheidende Schlüssel. Nicht Fehler- und Sündenlosigkeit hat Jesus gefordert, sondern die Mühe und das Streben nach dem Guten und den Glauben an einen gütigen, barmherzigen Gott. Mühe und Streben nach dem Guten und den Glauben an einen uns liebenden Gott miteinander zu verbinden, darum ringt Paulus bei den Gläubigen. Der Apostel weiß und hat an sich selbst erlebt, dass menschliches Leben ohne Fehler und ohne Versagen nicht möglich ist. Paulus erkennt: Jesus übernimmt nicht das menschliche Verhalten, nämlich mit Verurteilung, Ausschluss oder Verachtung zu reagieren. Seine Antwort und Reaktion ist vielmehr der ermutigende Zuruf: Kehre um! Unterstelle dich neu der Gnade und dem Segen Gottes. Und Paulus kann beobachten, wie viele, deren Leben abgerutscht und zu einem großen Teil verkorkst war, gerade deswegen neuen Anlauf nahmen, weil sie nicht verurteilt wurden. Und dabei spürten die Betroffenen, wie Paulus es bei sich gespürt hat, das Mitwirken einer inneren Kraft, die ihnen nach ihrer Überzeugung nur von Gott geschenkt sein konnte.
Gestärkt mit der Kraft Gottes
Für Paulus ist klar: Erlösung und Heilshandeln Gottes besteht nicht darin, dass die Jünger und Christen künftig nicht mehr versagen, sondern dass sie gestärkt mit der Kraft Gottes ein Leben lang Mühe und den Willen zur Umkehr aufbringen, verbunden mit dem Vertrauen in Gottes Beistand und Mitwirken. Dem Apostel ist es recht, wenn wir über uns selbst und so manche unserer Taten beschämt dastehen. Denn Versagen bleibt Versagen und Sünde bleibt Sünde. Aber in der Verurteilung und Anklage gegenüber uns selbst und anderen sollen wir nicht stecken bleiben, sondern uns in der Freude über einen gnädigen Gott uns selbst und andere aufrichten zu neuer Umkehr. Dabei will Christus uns beistehen und für uns eintreten, damit wir aus unserm Versagen immer neu aussteigen und wieder neu mit dem Ringen um das Gute beginnen.
Paulus stellt in seinem Brief auch noch die Frage: Wer kann euch anklagen, wer euch verurteilen? Hier sollten wir nicht zu schnell mit der Antwort "Keiner!" zur Stelle sein. Auf das, was man uns Christen infolge mancher unserer Taten und unseres Verhaltens vorwirft, sollten wir genau hinhören, um zu prüfen, welche Kritik berechtigt ist. Wir sind nicht fehler- und sündenlos. Zu dem, was falsch ist und Versagen bedeutet, sollten wir stehen: im Großen wie im Kleinen. Nicht Sündenlosigkeit zeichnet uns aus, sondern der Wille und die Anstrengung, nicht im Versagen zu verharren. Mit der Gnade Gottes und in der Kraft des Hl. Geistes sich dem Guten immer wieder neu zuzuwenden, darin gilt es, sich auszuzeichnen, dazu will Paulus ermutigen.
Lassen wir uns von Paulus ansprechen, unser Gottesbild auf einen uns liebenden und nicht uns strafenden Gott auszurichten. Machen wir Ernst mit Jesu Aufruf zur Umkehr. Wahre Reue zielt auf die Tat und begnügt sich nicht mit beschämenden Gefühlen über sich selbst. Anstrengung in das Bemühen um das Gute zu bringen, ist die einzig richtige Antwort auf Fehler und Versagen. Und dabei dürfen wir uns der Gnade und Hilfe Gottes gewiss sein.
Kraft aus dem Blick auf das Ganze
Ich habe einen Traum...
"I have a dream..." hat Martin Luther King jr. 1963 zweihundertfünfigtausend Anhängern der Bürgerrechtsbewegung in Washington zugerufen. Das besondere dieser historischen Rede: Dieser Traum hat viel bewegt und die Vereinigten Staaten und die ganze Welt verändert. Ein anderer großer Träumer und Visionär war Mahatma Gandhi.
"Wenn einer träumt, bleibt es ein Traum. Träumen wir aber alle gemeinsam, wird es Wirklichkeit" lautet eine Dom Helder Camara zugeschriebene und oft zitierte Spruchweisheit.
In der Seelsorge begegnen mit immer wieder unermüdliche Träumer und dazu passende schöne Texte. Die einen träumen von einer erneuerten Kirche, die anderen von einer neuen Gesellschaft usw. Ob ein Traum etwas bewirkt oder nur Traum bleibt, hängt aber davon ab, wie der/die TräumerIn mit dem Inhalt des Traumes nach dem Aufwachen umgeht. Viele Kirchenträume bringen es nicht weiter als zu Kuschelgruppen.
Oft wird übersehen, was einem bedeutsamen Traum vorausgeht. Meist ist es ein gehöriges Maß an Leidensdruck. Und ein Traum kann dann auf einen kreativen Ausweg aus dieser Situation hinweisen. Danach bedarf es aber eines beherzten ersten Schrittes, den angezeigten Weg auch zu gehen, und schließlich Ausdauer, den Weg auch durchzuhalten.
Wer keine Träume hat, wem es an Visionen mangelt, die einen Weg in die Zukunft anzeigen, ist aber noch schlechter dran.
Der Beginn einer neuen Wirklichkeit
Im Evangelium des 2. Fastensonntagsgeht es auch um ein visionäres Ereignis. Dieses findet unmittelbar nach einer Auseinandersetzung Jesu mit seinen Jüngern statt. Auf dem Weg nach Jerusalem versucht Jesus seinen Jüngern beizubringen, wie er seine und ihre Zukunft sieht: Der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen... (Mk 8,31). Petrus will dies verhindern und wird von Jesus mit harten Worten zurechtgewiesen: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. (Mk 8,33).
Sechs Tage danach ereignet sich, was wir heute im Evangelium gehört haben. Jesus wird vor den Augen einiger ausgewählter Jünger - Petrus gehört dazu - verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß... Und Jesus redet mit Elija und Mose. Die Jünger sind glücklich darüber und möchten gleich hier bleiben. Jesus führt sie aber wieder zurück in die Niederungen seines und ihres Lebens, zurück auf den Weg nach Jerusalem.
Der Blick auf das Ganze
Und wozu war dieses Erlebnis auf dem Berggipfel gut? Wem nützte es? - Die Bedeutung dieses Ereignisses erhellt sich erst, wenn wir es im Gesamtzusammenhang des Lebensweges Jesu sehen. Es hat Ähnlichkeit mit dem, was rund um die Taufe Jesu im Jordan geschehen ist. Auch dort war eine Stimme aus dem Himmel zu hören. Während sie am Jordan zu Jesus sagte: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden", spricht sie nun zu allen Anwesenden: "Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören."
Dieses Ereignis auf dem Berg ist eine Fortsetzung der Tauferzählung. Es setzt ein Gegengewicht zur Vorahnung des Leidensweges. Der Blick auf das Ganze, auf den großen Zusammenhang der Heilsgeschichte erst gibt dem Leiden, dem die Jünger zunächst ausweichen wollen, erst Sinn und Berechtigung. Jesus wird dadurch bestärkt, den Weg durch Leiden und Tod hindurch anzunehmen und weiter zu gehen. Die Jünger sind überfordert. Sie sehen noch nicht den großen Zusammenhang, sie bleiben am Erlebnis hängen und möchten es festhalten.
Kraft für unseren Lebensweg
Was können wir so viele Jahre später diesem Ereignis noch abgewinnen? Hat es für uns mehr als eine historische Bedeutung?
Zunächst hilft uns diese Erzählung zu verstehen, was damals zu Ostern passierte. Die Jünger konnten erst nach dem Tod und der Auferstehung Jesu erst langsam begreifen, dass dies so kommen "musste". Erst danach ist ihnen der Sinn des Leidensweges Jesu aufgegangen.
Darüber hinaus ist aber jeder Getaufte selbst auf einem Weg, der ihn durch den Tod hindurch zu einem neuen und umfassenderen Leben führt. Auch wir sind Weizenkörner, die in die Erde fallen und das Sterben annehmen müssen, damit unser Leben Frucht bringt. Wir sterben zwar nicht denselben Tod wie Jesus, wir stehen aber wie er vor der Herausforderung, unser Lebens an Gott und die Menschen hinzugeben; ein jeder in seiner eigenen Weise. Ohne den Blick auf das Ganze hat ein Sterben für einander keinen Sinn, und wir werden auch nicht die Kraft dazu haben.
Vom Berg herab in die tagtägliche Wirklichkeit
Das Beispiel der Verklärungserzählung kann uns aber auch Kraft geben für unsere Visionen hinsichtlich eines neuen Himmels und einer neuen Erde, hinsichtlich einer neuen Gesellschaft und einer neuen Kirche.
Ich erlebe die gegenwärtigen politischen Diskussionen als höchst sonderbar. Im Durchschnitt geht es des Menschen bei uns in Europa und wohl auch darüber hinaus so gut wie noch nie zuvor, und dennoch können wir uns kaum einigen, wie wir das Erreichte in Zukunft einigermaßen gerecht miteinander teilen können. Es ist nicht nur die Gier und der Egoismus einiger weniger, die eine friedliche und gerechtere Zukunft gefährden. Fast jeder wehrt sich gegen ein Gürtel-enger-schnallen. Und anfangen sollen die anderen.
Im Blick auf das Ganze schöpfe ich aber auch Kraft für die gegenwärtig schwierige Zeit in unserer Kirche. Träume und Visionen sind gut und hilfreich, wenn wir auch daran gehen, sie zu leben und zu verwirklichen. Wo zwei oder drei im Namen Jesu zusammen sind, ereignet sich Reich Gottes. Das Reich Gottes ist hier und jetzt. Sieh dich um, es gibt genug Menschen, die diese Vision mit dir teilen!
Ich will nicht warten, bis andere damit anfangen, bessere Bedingungen für kirchliches Leben zu schaffen. Immer wieder begegnen mir Menschen, die trotz aller Enttäuschungen und Kränkungen, die sie im kirchlichen Leben erfahren haben, das tun, was sie tun können. Ich will aufstehen und weitergehen im Vertrauen, dass Gott auch uns Wasser, Manna und Wachteln schicken wird, wenn wir es brauchen.
Verklärung und Klarheit
Anblicke - Ausblicke – Überblicke
Das Evangelium dieses Sonntags ist dasselbe, das auch am Fest der Verklärung des Herrn verkündet wird. Jesus und drei namentlich genannte Jünger (Petrus, Jakobus, Johannes) besteigen einen nicht näher bezeichneten Berg, ohne dass eine bestimmte Absicht hinter dieser Ersteigung eines Gipfels erkennbar wäre. Von einer Höhe aus genießt man, zumindest bei schönem Wetter, einen ungeahnten Blick auf eigentlich Bekanntes, das sich aber auf einmal unter einer anderen Blickweise, einer anderen Perspektive zeigt. Von einem Überblick spricht man, wenn man vieles gleichzeitig sehen oder Zusammenhänge erkennen kann, denen man sich sonst vielleicht erst mühsam, gleichsam Stück für Stück nähern müsste, um sie deutlich in den Blick zu bekommen.
Verklärung bedeutet etwas anderes als Klarsicht: Erstere wird jedenfalls als angenehm empfunden, erzeugt Begeisterung, Hingerissensein, letztere kann auch eine durchaus bittere Einsicht vermitteln. Etwa wenn ein Mensch Klarheit über seine finanzielle Aussichtslosigkeit oder gar über eine gefährliche Krankheit gewinnt. Da könnte man eigentlich sagen, die Klarheit widerfährt ihm, sie überfällt ihn gleichsam. - Verklärung, wie sie uns im Evangelium geschildert wird, ist ein anderer Zugang zu Wirklichkeiten. Wer Verklärtem begegnet, sieht zwar Vorhandenes, er unterliegt demnach keiner Einbildung, keiner Halluzination, er erlebt aber eine in bisher nicht gekanntes Licht getauchte Realität.
Das wird im Evangelium, gleichsam als Teil für das Ganze, in einem Bild über die Kleider Jesu ausgesagt: "Seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann."
Hütten bauen
Es hat aber auf Seiten der Begleiter Jesu des Staunens noch kein Ende. Denn da tauchen auf einmal noch zwei vorher nicht vorhandene Männer (Moses und Elias) auf, die mit Jesus sprechen. Über Inhalt und Form dieses Gesprächs ist nichts bekannt, umso mehr aber über die Reaktion auf Seiten des Petrus, die wohl auch die Stimmungslage der beiden anderen Apostel wiedergibt. Es muss wohl ein Gefühl restloser Geborgenheit, einer Beheimatung, eines Glücklichseins gewesen sein, von dem Petrus ganz ergriffen war. So bietet er sich an, drei Hütten zu bauen, eine für Jesus, eine für Moses und die dritte für Elias. In seiner Impulsivität bedenkt er nicht, dass ja auch er und seine beiden Begleiter eine Hütte, oder jedenfalls eine Behausung benötigen würden. Oder hat er vielleicht gar nicht unüberlegt gesprochen? Hat er etwa nur das zum Ausdruck gebracht, was er empfunden hat, dass nämlich er und seine Begleiter nichts anderes mehr brauchen würden als die Gemeinschaft mit diesem Jesus, bei dem er, wie er meint, für immer restlose Geborgenheit erfahren wird. somit unwiderruflich daheim ist? Einem Verklärten scheint die Zukunft in allen möglichen rosigen Facetten, und -vielleicht hat Petrus gedacht: Wenn ich ganz daheim bin, brauche ich sonst kein zuhause mehr!
Abstieg vom Berg
Aber ist es bei diesem Zustand des restlosen Ergriffenseins geblieben? Haben die Verklärten etwa sofort angefangen, Hütten zu bauen? - Davon ist nicht die Rede; Jesus geht auch auf das Angebot des Petrus gar nicht ein. Jesus sieht im Gegenteil für sich etwas ganz anderes kommen, das sich - den Jüngern unverständlich - wie ein dumpfes unheilvolles Grollen in das Durchschimmern der Herrlichkeit Gottes mengt. Jesus spricht von Leid, das ihm widerfahren werde, aber auch von der Auferstehung der Toten. Das dürften sie allerdings überhört haben, weil ja zuerst der Tod, das Leid kommen müsste. Die Jünger, die Zeugen der Verklärung geworden sind, sehen sich auf einmal dem ganz Anderen, für sie Rätselhaften gegenüber. In den Zustand der scheinbar restlosen Glückseligkeit des Verklärtheitsein, den Petrus unbedingt festhalten, beheimaten, (einfangen?) will, fällt der Wermutstropfen, den Petrus radikal zurückweist. Man mag sich hier an ein Wort von Goethes Faust erinnern ("Werd' ich zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön"). - Der durchscheinende Gottessohn ist zwar verklärt, bleibt aber dennoch unerklärbar, bleibt immer (auch) leidvolle Erfahrung.
Jesus und seine Begleiter mussten wieder in die Niederungen der Alltäglichkeit zurückkehren, sie haben weiterhin in ihren gewohnten Behausungen gelebt und waren den Belastungen des Alltags ausgesetzt. Die Kleidung Jesus wird nicht immer so wunderbar strahlend erscheinen, sie wird vielmehr blutbefleckt sein, und die Stimme aus der Höhe ("das ist mein geliebter Sohn"), die ist auch nicht mehr zu vernehmen.
Ein anderer Gott?
In Zusammenhang mit der Passion Jesu bekennt Petrus zwar (vollmundig wie er nun einmal ist), dass er notfalls für seinen geliebten Meister sogar sterben wolle (Mt 26,33-35). Aber kurze Zeit später hat sich das Blatt schon gewendet. Da gibt er nämlich vor, Jesus gar nicht zu kennen, er will angeblich mit ihm nie etwas zu tun gehabt haben (Mt 26,69-75). Das Ereignis auf dem Berg ist zu einer schönen Erinnerung geworden, Petrus und seine Begleiter haben längst andere Hütten gebaut, oder sind in vorher schon bewohnte Behausungen zurückgekehrt.
Petrus ist vom Erlebnis auf dem Berg geprägt. Nur diesen Gott will er kennen, den anderen, der von Leid und Tod spricht, den mag er nicht, den weist er von sich und macht ihm sogar Vorwürfe, so als habe er seine Aufgabe gar nicht richtig verstanden (Mk 8,32). Deshalb wird er auch von Jesus streng zurechtgewiesen: "Weg von mir, Satan, geh mir aus den Augen. Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen" (Mk 8,33).
Petrus und die anderen Jünger haben nach der Verklärung auf dem Berg Klarheit für ihr späteres Leben gewonnen und sind Jesus auch in seinen gewaltsamen Tod gefolgt.
Nur wer auch für sich persönlich beide Formen von Begegnung mit dem immer Geheimnis bleibenden Gott auf sich zu nehmen vermag, mit dem verklärten wie auch mit dem leidenden Gottesknecht, der ist auf dem Weg, Jüngerschaft, Nachfolge Jesu in ihrer Gänze zu begreifen.
Kraft schöpfen
Auszeit
Kennen Sie das: Nach einer Zeit in der sie viel leisten mussten, nach einer Zeit, in der sie viel aushalten mussten, nach einer Zeit, die durch viele äußere und innere Bedingungen sehr anstrengend und aufreibend war, das sie manchmal an den Rand der eigenen Kräfte geführt wurden, brauchen Sie mal etwas ganz anderes. Etwas worauf Sie sich richtig freuen können. Etwas, was ihnen persönlich gut tut. Etwas bei dem sie sich ausspannen und erholen können.
Diese kräftezehrenden Zeiten sind Zeiten, in denen wir ganz für andere da sein mussten, für den Ehepartner, die Kinder, die Eltern oder auch einen anderen Menschen der auf uns angewiesen ist. Zeiten, in denen wir eine eigene Krankheit durchstehen mussten, Zeiten auch, in denen das eigene Schicksal es nicht gut mit uns meinte.
Ich glaube jeder kennt solche Zeiten, in denen er oder sie an die eigene physischen und psychischen Grenzen kommt.
Gut sein zu sich selbst
Wenn Menschen hier im Krankenhaus einen lieben Angehörigen oder Freund in einer schweren Krankheit begleiten, wenn auch Menschen in einer schwierigen Lebenssituation zu Beratungsgesprächen oder einer längeren Begleitung zu mir kommen, dann stell ich ganz häufig die Frage: Was tun Sie in dieser Zeit für sich selber? Was würde Ihnen jetzt einmal wirklich Freude machen und Kraft geben? Wie sind Sie auch gut zu sich selber, damit sie gut zu dem anderen sein können?
Ich halte eine solche seelische Bilanz, das Gutsein zu sich selber für ungeheuer wichtig, weil für wir Menschen auf Dauer nur das für andere tun können, was wir für uns selber getan haben.
Dass dies kein Auswuchs einer verkorksten modernen Psychologie oder das Ergebnis eines Egotrips ist, darauf macht das heutige Evangelium aufmerksam.
Wie ist all das auszuhalten?
Dem gerade gehörten Evangelium vorangegangen ist eine Menge Arbeit die Jesus und seine engsten Freunde geleistet haben. Alltagsarbeit, die an die Substanz gehen kann. Wunderheilungen, Predigten, Auseinandersetzungen mit Menschen, die ihn und das was er sagte nicht annehmen konnten und zum guten Ende auch die Gewissheit, dass alles nicht gut ausgehen wird, dass er noch einiges zu leiden hat.
Und da heißt es dann auf einmal im Evangelium: "Da nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg."
Nach einer schwierigen Zeit wieder einmal etwas ganz andere erleben. Nach vielen Auseinandersetzungen endlich einmal wieder einen guten und glücklichen Augenblick erleben. Nachdem sie soviel Leid und Tod erlebt hatten, endlich einmal wieder in Ruhe durchatmen können. Nach der vielen Arbeit endlich mal einmal für einige Zeit alles hinter sich und die Seele baumeln lassen können.
Und dann geschieht es. In der Ruhe und der Entspannung, an dem Ort an dem für einen Moment die Alltagssorgen auch mal hinter ihnen bleiben, geschieht es: Jesus und mit ihm seinen besten Freunde erfahren wieder einmal, was eigentlich der Kern ihres Tuns und ihres Lebens ist. Die Stimme die sagt "Du bist mein geliebter Sohn" kann abseits des Trubels und abseits der vielen Arbeit und Verantwortung wieder einmal wahrgenommen werden. Die Grundbotschaft Jesu, die an die Anfänge, an die Taufe Jesu anknüpft.
Eine Zusage, die gut tut
Diese gute Grundbotschaft, dieses Gutsein zu sich selbst, braucht auch Jesus, brauchen auch seine Freunde, um Kraft für ihren Alltag zu finden. Hier geht es Jesus und den Jüngern nicht anders wie ihnen und mir. So kann er sich wieder auf dem Weg ins Tal machen und tun worauf es ankommt.
Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer
Als ich einmal in einer 6. Klasse Gymnasium, also bei elfjährigen Kindern, die Geschichte von der Prüfung Abrahams behandelte - unsere heutige Lesung - begehrte ein Mädchen auf und sagte, es sei doch schrecklich, dass Gott von Abraham verlangt, seinen Sohn zu opfern. Es sei doch entsetzlich zu hören: "Nimm deinen Sohn und bring ihn als Brandopfer dar. . . und er nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten." Auf meinen vorläufigen Einwand, dass Gott das Opfer letztlich doch nicht gewollt habe, antwortete sie, allein dass Gott jemand so auf die Probe stelle, sei barbarisch genug.
Die Geschichte Jiftachs
Das Mädchen hatte nicht unrecht. Da gilt es weiterzufragen. Zwar geht es bei dieser Schriftstelle um den Glauben Abrahams, aber diese Glaubensprobe ist eingebettet in ein archaisches Weltbild, das es erst zu klären gilt, wenn man an die eigentliche Botschaft kommen will.
Sehen wir uns zunächst in der Schrift selbst um. Es gibt im Alten Testament noch eine weit schlimmere Geschichte als die des Opfers Abrahams, die Geschichte vom Opfer des Jiftach. Jiftach war um 1100 v. Chr. Richter in Israel. Als er gegen die Ammoniter ausziehen musste, machte er Gott ein Gelübde: "Wenn du die Ammoniter wirklich in meine Gewalt gibst und wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern zurückkehre, dann soll, was immer mir (als erstes) aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, dem Herrn gehören, und ich will es ihm als Brandopfer darbringen."
Jiftach siegte, und als er heimzog, kam ihm seine geliebte Tochter, sein einziges Kind, als erste entgegen. Jiftach opferte sie (Ri 11,29 ff) und Gott ließ das Opfer zu. (Die Stelle findet sich in der Märchenliteratur wieder: Der Müller und der Teufel!)
Menschenopfer
Was ist das für ein Schrecknis? - Nicht Gott ist das Schrecknis, sondern der Mensch, und das Alte Testament ist das Zeugnis der Erziehungsmühe Gottes, um die Menschen zur Menschlichkeit zu führen. Die Geschichte von Jiftach zeigt eine Vorstellungswelt, die wir überall in alter Zeit finden: Will man von den Göttern Segen und Hilfe, so muss man ihnen opfern. Was aber ist das kostbarste Opfer? Das Menschenleben. So opfert Jiftach seine Tochter, so Agamemnon seine Tochter Iphigenie, als das Heer der Griechen gegen Troja zieht, so die Karthager ihre Kinder, als die Römer 204 v. Chr. vor ihren Mauern stehen. So opfern die Römer die feindlichen Könige beim Triumphzug, noch bis in die Jahrhunderte nach Christus. Denn in dem Augenblick, in dem am Jupitertempel auf dem Kapitol das Dankopfer dargebracht wurde, wurden die Besiegten im mamertinischen Kerker hingerichtet. Und in Amerika, im Reich der Azteken, wurden noch am Anfang des 16.Jahrhunderts, bis zur Eroberung durch Cortez, Tausende von Kriegsgefangenen den Göttern geopfert.
"Tu deinem Sohn nichts zuleide!"
Was sagt nun die Abrahamsgeschichte? Sie sagt dem Zeitgenossen das Gegenteil dessen, was sie uns zu sagen scheint. Als diese Geschichte rund 1000 v. Chr. niedergeschrieben wurde, sahen die Israeliten bei den umliegenden Völkern, wie etwa den Kanaanitern, die mitten unter ihnen lebten, dass den Göttern Kinder geopfert wurden, also taten sie es auch. An einer zentralen Stelle der Überlieferung der Abrahamserzählungen, eben in der Erzählung vom Opfer Isaaks, sagt Gott dem Volk Israel: "Tu deinem Sohn nichts zu leide", d.h. "Eure bisherige Ansicht ist falsch, ich will keine Menschenopfer! Ersetzt sie durch Tieropfer." Aber es muss eine schwer zu erlernende Lektion gewesen sein, denn bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. müssen die Propheten immer wieder gegen die Kinderopfer in Israel predigen.
"Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer"
Um diese Zeit hat aber die Offenbarung längst eine weitere Stufe erreicht: »Was sollen mir die Tieropfer, gehört mir nicht alles Getier in Wald und Feld?», spricht Gott im Psalm 50, »was soll ich mit dem Fleisch von Stieren? Lobt Gott und lebt rechtschaffen!« Und bei Hosea um 750 v. Chr. heißt es: »Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer.« Aber auch in diesen 700 Jahren bis zu Christus hin scheint dies nicht verstanden worden zu sein, warum nähme sonst Jesus diesen Ruf auf, wenn er spricht: "Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" (Mt 9,13).
Angst vor Gott.
Was ist daran eigentlich so schwer zu lernen? Sehr viel! Der Mensch ist bereit, alles Mögliche herzugeben, sogar die eigenen Kinder, nur sich selbst nicht, seine Freiheit. Ein Gott, der Hingabe, Liebe verlangt, ist ihm nicht geheuer, der Mensch hat Angst, die Selbstbestimmung zu verlieren, die er durch Gott bedroht wähnt. So braucht es uns nicht zu wundern, dass auch die zweitausend Jahre der Kirchengeschichte immer wieder das Unvermögen zeigen, diese Lektion zu lernen. Freilich sind die Formen des sich Loskaufens durch Opfer in der Zeit der Kirche subtiler geworden. Die frommen Leute opfern, gerade jetzt in der Fastenzeit, Gebete, Fasten, Wallfahrten und anderes, die weniger frommen Zigarettenrauchen, Fernsehen, Schokolade. Das mögen alles sehr lobenswerte und wichtige Handlungen sein, aber das Vorzeichen muss stimmen. Fasten hat in erster Linie den Sinn, den Menschen zu verinnerlichen, nicht aber vor Gott eine große Leistung zu vollbringen, die man vorrechnen kann.
Eine Zeit der wachsenden Barmherzigkeit
Wir stehen am Anfang der Fastenzeit. Es gibt viele Möglichkeiten, sie sinnvoll zu gestalten. Dass wir in dieser Zeit besonders derer gedenken, die in Not leben und für diese finanziell Opfer bringen, versteht sich von selbst. Aber manche Not werden wir nur entdecken, wenn wir daran denken, dass diese Zeit besonders eine Zeit der wachsenden Barmherzigkeit sein muss, eine Zeit, in der wir uns besonders bemühen, in unser Leben hineinzuhören, um wie Abraham zu erfahren, was Gott und nicht wir für das rechte Opfer, die rechte Barmherzigkeit hält.
Hören wir nochmals den Propheten Hosea: »Lasst uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn, denn so spricht der Herr: Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer« (vgl. Hos 6,3.6).
Eine Frage der Motivation
Spitzenleistungen
"Wie macht das der Niedermeyer?" lautete vor einiger Zeit ein Werbespruch einer österreichischen Handelskette, die zu einem geflügelten Wort wurde. Es drückt Bewunderung für besondere Leistungen aus, die man sich nur schwer erklären kann.
Spitzenleistungen von Sportlern, wecken Bewunderung und motivieren zum Nachahmen. Umso enttäuschter sind Fans, wenn auffliegt, dass der Sieg, die Medaille, mit Hilfe unredlicher Mittel errungen wurde.
Die Bewunderung gilt nicht zuletzt der Willenskraft, mit der sie regelmäßig und mit Einsatz aller Kräfte trainieren, um an die Spitze zu kommen. Einen Teil des Erfolgs mag eine günstige körperliche Konstitution ausmachen, der Rest aber ist Ausdauer, Willenskraft, Zielstrebigkeit und harte Arbeit. Diese Tugenden sind auch in anderen Lebensbereichen gefordert, wenn man Erfolg haben will: im Wirtschaftsleben, in Wissenschaft und Forschung, in der Kunst, in der Politik u. v. a. m. Somit wird die Frage an alle weiter gereicht: Wie können wir uns für die wichtigen Lebensaufgaben motivieren?
Eine Frage der Motivation
Im Evangelium haben wir die Erzählung von der Verklärung Jesu gehört. Um sie zu verstehen, ist es wichtig, dass wir uns vergegenwärtigen, dass Jesus bereits auf dem Weg nach Jerusalem ist. Er ist sich bewusst, wohin sein Weg führt. Es ist der Weg des Messias. Er werde vieles erleiden, von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden, aber nach drei Tagen werde er auferstehen, hat er unmittelbar zuvor seinen Jüngern erklärt.
Auch bei Jesus erhebt sich die Frage nach der Motivation: Woher nimmt er die Kraft, dass er eine solche Sendung durchstehen und durchhalten kann? Die Erzählung von der Verklärung fasst die wichtigsten Punkte zusammen.
Die Motivation Jesu
Jesus tritt mit Mose und Elija in Verbindung, den beiden großen Propheten des alten Israel. An ihnen wird deutlich, dass die Geschichte Israels nicht nur eine von Menschen gestaltete Geschichte ist. Mose und Elija führten das Volk aus einer engen persönlichen Verbindung mit Jahwe heraus. Sie selbst ließen sich von Gott führen und führten das Volk durch schwierige Zeiten. So ist die Geschichte Israels zu einer Heilsgeschichte geworden.
Ein zweites Motiv in dieser Begebenheit ist das unbeschreiblich helle Licht, in welches die ganze Szene getaucht ist. Die endgültige Herrlichkeit des Messias wirft für einige Augenblicke ihren Glanz voraus und lässt die Gegenwart in einem ganz anderen Licht erscheinen. Die Jünger sind davon so beeindruckt, dass sie diesen Zustand festhalten wollen. Den tieferen Zusammenhang verstehen sie nicht, können sie noch gar nicht verstehen, da ihnen diese Dimension der Welt Gottes noch fremd ist.
Ein drittes Motiv ist die Stimme aus dem Himmel. In gleicher Weise wie bei der Taufe im Jordan am Beginn der Sendung Jesu bestätigt eine Stimme aus dem Himmel das besondere Naheverhältnis Jesu zu Gott.
Das Erlebnis der Verklärung hat zunächst für Jesus selbst große Bedeutung. Aus dieser Erfahrung schöpfte er die Kraft, seinen Weg hinauf nach Jerusalem weiter zu gehen, durchzuhalten und nicht der Versuchung zu erliegen, dem Kommenden auszuweichen.
Kraft zur Nachfolge
Kurze Zeit vor diesem Ereignis hat Jesus die Jünger mit der Forderung konfrontiert: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." In der Verklärung zeigt er ihnen (und auch uns), woher die Kraft für einen derartigen Weg kommt.
Es gibt Lebensphasen, da sind Menschen ganz begeistert für Christus. Wie die Jünger sind viele eine Zeitlang bereit, ihr Leben für ihn zu geben. Erst im Laufe der Jahre wird vielen bewusst, dass es gar nicht so leicht ist, Christus nachzufolgen, dass Christsein auch das Kreuz beinhaltet. Etwa, das Kreuz, dass wir in einigen grundsätzlichen Fragen mit vielen Mitbürgern "übers Kreuz", nicht einer Meinung sind: in Fragen der des Lebensschutzes z. B., der Solidarität mit den sozial Schwächeren, der Gerechtigkeit gegenüber ärmeren Völkern.
Auch der persönliche Glaubensweg ist oft mit dem Kreuz konfrontiert. Das Gebot der Nächstenliebe verlangt von uns Versöhnung, Barmherzigkeit, Treue, Ausdauer, Geduld. Das kann ganz schön schwierig werden. Oder Schicksalsschläge stellen unseren Glauben auf die Probe. Eine krebskranke Frau sagte mir einmal von ihrem Krankenbett aus: Wenn ich nicht den Glauben hätte, hätte ich schon längst Schluss gemacht.
Zeit zum Kraftschöpfen
Die Erzählung von der Verklärung stellt uns die Frage: Woher beziehst Du die Kraft für die schwierigen Wegstrecken deines Lebens und deines Christseins?
Jesus hat in der Einsamkeit des Rückzugs auf den Berg auf die großen gläubigen Persönlichkeiten seines Volkes geblickt. Er hat vorausgeschaut auf das Ziel, das er nach dem Tod am Kreuz erreichen wird. Und er ließ sich an das Wohlwollen seines himmlischen Vaters erinnern.
Die Fastenzeit führt uns weg vom lauten Getriebe des Alltags in die Stille. Sie erinnert uns an die Geschichte Gottes mit den Menschen. Sie lässt uns vorausschauen auf das Ziel unseres Lebens, die Gemeinschaft mit Gott. Und sie erneuert in uns das Bewusstsein, dass wir Gottes geliebte Töchter und Söhne sind und in seinem Wohlwollen stehen.
Die Fastenzeit lädt uns ein, innezuhalten wie Jesus und dadurch Kraft zu schöpfen für unseren Weg.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 142: Zu dir, o Gott, erheben wir
GL 266: Bekehre uns, vergib die Sünden
GL 273: O Herr, nimm unsre Schuld
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern
GL 363: Herr, nimm auch uns zum Tabor mit
GL 364 und Ö853: Schönster Herr Jesu
GL 368: O lieber Jesu, denk ich dein (6. Str.)
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 412: Die Herrlichkeit des Herrn bleibet ewiglich (Kanon)
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte (Str. 1, 4, 5)
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
Psalmen und Kehrverse:
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 - IV.
GL 264,2: Du bist das Licht, die Völker zu erleuchten, du deines Volkes Herrlichkeit - Mit Psalm 8 (GL 33,2) - VII., VI.
GL 629,1-2: Du führst mich hinaus ins Weite; du machst meine Finsternis hell - Mit Psalm 30
629,3-4: Ich gehe meinen Weg vor Gott im Lande der Lebenden - Mit Psalm 116 - VI.
GL 651,7: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Mt 5,3-10 (Seligpreisungen) - V.
- Einleitung5
Hans Hütter (2018)
Die Eucharistiefeier, zu der wir uns jeden Sonntag versammeln, ist "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens" (Lumen Gentium 11). In ihr vergegenwärtigen wir den Tod und die Auferstehung Jesu und schöpfen daraus Kraft für unsere eigene Hingabe an Gott und die Mitmenschen.
In der Fastenzeit versuchen wir tiefer zu verstehen, was damals geschehen ist und was Jesu Tod und Auferstehung für uns und für die ganze Menschheit bedeuten. Am 2. Fastensonntag nimmt uns Jesus mit auf den Berg der Verklärung. Dort zeigt er sich in seiner göttlichen Herrlichkeit und öffnet unsere Augen für die größere Wirklichkeit Gottes.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor Ihn, der als Auferstandener in unserer Mitte gegenwärtig ist, hin und huldigen wir ihm als unserem Heiland und Erlöser.
Hans Hütter (2012) - mit Jesus auf das Osterfest zugehen
In der Fastenzeit gehen wir mit Jesus auf das Osterfest zu. Dies ist ein Weg, der uns durch den Tod hindurch zum unvergänglichen Leben führt. Am zweiten Fastensonntag nimmt uns Jesus mit auf den Berg der Verklärung, von dem aus sich der Sinn seines Lebens- und Leidensweges erschließt.
An ihn wenden wir uns am Beginn dieser Feier, ihn bitten wir:
Klemens Nodewald (2018)
Wenn eine Sehnsucht oder ein Wunsch in einem Menschen tief verankert ist, fällt es ihm schwer, sich davon zu verabschieden. Das war auch bei jenen Juden so, die einen Messias erwarteten, der Israel zu Macht und äußerem Glanz führen sollte. Es dauerte seine Zeit, bis ein Umdenken gelang und Jesus als Messias akzeptiert wurde, der leidet, wie wir Menschen.
Wenden wir uns an Christus, der uns durch das Beispiel seines Lebens und durch seine Botschaft in das Denken Gottes einführen will.
Bernhard Rathmer (2009)
Passt sie eigentlich noch in unsere Zeit, die Fastenzeit?
Wissen wir noch etwas damit anzufangen mit der Fastenzeit?
Was ist sie für mich, die Fastenzeit?
Zeit sich neu auszurichten in der Fastenzeit? – Worauf?
Fastenzeit: Achten auf das Gute in uns selbst.
Fastenzeit: Achten auf das, was uns gut tut!
Ist das Fastenzeit?
Klemens Nodewald (2015)
Unsere Beziehung zu Gott wird bestimmt von dem Bild, das wir uns von Gott geformt haben. Paulus wirbt in seinem Brief an die Römer bei den Gläubigen darum, sich im Blick auf Jesus das Bild eines gütigen und barmherzigen Gottes anzueignen.
An ihn, in dessen Reden und Handeln Gottes Erbarmen mit uns Menschen sichtbar und greifbar wurde, wollen wir uns am Beginn dieser Feier wenden und ihn bitten.
- Kyrie4
Hans Hütter (2018) - dein göttlicher Glanz erhellt uns Leben
Herr Jesus Christus, dein göttlicher Glanz erhellt uns Leben.
Herr, erbarme dich.
Du bist Gottes geliebter Sohn, auf den wir hören sollen.
Christus, erbarme dich.
Du bist durch den Tod hindurch gegangen und von den Toten auferstanden.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2018)
Kyrie
Herr Jesus Christus,
du warst vollkommen auf den Vater im Himmel ausgerichtet.
Herr, erbarme dich.
Nicht der äußere Glanz Israels, sondern das Heil der Menschen lag dir am Herzen.
Christus, erbarme dich.
So wurde die Liebe die Richtschnur deines Herzens.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser Christus, unser Herr.
Er bestärke uns, nach der Liebe zu streben
und am Heil der Menschen mitzuwirken.
Dank sei ihm für allen empfangenen Segen
und das Geschenk seiner Gnade. – Amen.
Bernhard Rathmer (2009)
Es ist nicht immer leicht,
unser Leben als von dir getragen und geführt anzusehen.
Herr erbarme dich.
Du selber hast Höhen und Tiefen erlebt,
kennst menschliche Bemühungen und die Freude aus der wir Kraft schöpfen.
Christus erbarme dich.
Du schenkst uns eine Zukunft,
die unser Vorstellungsvermögen übersteigt.
Herr erbarme dich.
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
Abbild der Güte des himmlischen Vaters.
Herr, erbarme dich.
Du Zeuge ungebrochener Liebe Gottes zu allen Menschen.
Christus, erbarme dich.
Du Kraftquelle, aus der wir schöpfen dürfen.
Herr, erbarme dich.
Voll Erbarmen wandte sich Jesus stets den Menschen zu.
Er nehme sich auch unser gnädig an.
Er lindere unsere Leiden und Nöte,
verzeihe uns unser Versagen
und bestärke uns in unserem Streben, das Gute zu vollbringen. – Amen.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Fastenzeit 2 So: reinige die Augen unseres Geistes
Gott, du hast uns geboten,
auf deinen geliebten Sohn zu hören.
Nähre uns mit deinem Wort
und reinige die Augen unseres Geistes,
damit wir fähig werden,
deine Herrlichkeit zu erkennen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 2. Fastensonntag
Messbuch - TG Verklärung des Herrn
Allmächtiger Gott,
bei der Verklärung deines eingeborenen Sohnes
hast du durch das Zeugnis der Väter
die Geheimnisse unseres Glaubens bekräftigt.
Du hast uns gezeigt, was wir erhoffen dürfen,
wenn unsere Annahme an Kindes statt
sich einmal vollendet.
Hilf uns, auf das Wort deines Sohnes zu hören,
damit wir Anteil erhalten an seiner Herrlichkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 6. August, Verklärung des Herrn
Messbuch - TG 12. Sonntag: du entziehst keinem deine väterliche Hand
Heiliger Gott,
gib, dass wir deinen Namen allezeit
fürchten und lieben.
Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand,
der fest in deiner Liebe verwurzelt ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 12. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Fastenzeit 2 Sa: führe uns zum Licht, in dem du wohnst.
Gütiger Gott,
durch das Wirken deiner Gnade
schenkst du uns schon auf Erden
den Anfang des ewigen Lebens.
Vollende, was du in uns begonnen hast,
und führe uns hin zu jenem Licht,
in dem du selber wohnst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Samstag in der 2. Fastenwoche
- Eröffnungsgebet2
Sonntagsbibel
Barmherziger Gott,
wir suchen dich.
Du gibst unserem Leben Orientierung und Ziel.
Stärke unseren Glauben,
damit wir auf deinen Sohn hören
und mit ihm verherrlicht werden.
Durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2021)
Gott, du bist in allem für uns.
Du hast uns so sehr geliebt,
dass du uns deinen geliebten Sohn in die Welt gesandt hast,
damit er uns ein Beispiel deiner Liebe und Zugewandtheit gebe.
Im Alltagstrott vergessen wir oft, dass du immer zu uns stehst.
Schenke uns wache Sinne,
dass wir uns in dieser Fastenzeit immer wieder auf diese, deine Zusage, besinnen.
Das erbitten wir durch Christus, unser Beispiel, für heute und alle Zeit. – Amen.
- Fürbitten9
Renate Witzani (2024)
Im Vertrauen auf Gottes bedingungslose Zuwendung zu seiner Schöpfung bitten wir:
Um deinen Geist für die, die deine Botschaft verkünden, und für die, die sie annehmen und daraus zu leben versuchen.
Um unsere eigenen Anstrengungen zur Bewahrung deiner Schöpfung aber auch um die Erkenntnis, dass wir Menschen allein die Welt nicht im Griff haben können.
Um Achtsamkeit für eigene und fremde Bedürfnisse besonders die Kinder und Jugendlicher in den Ländern des Südens, die im Rahmen der heurigen Fastenaktion gefördert werden.
Um Zeiten der Stille, in denen wir zur inneren Ruhe finden und erkennen können, wer oder was für uns wichtig und lebensnotwendig ist.
Um das ewige Leben für unsere Verstorbenen, wie du es allen Getauften zugesagt hast.
Im Glauben, dass dein Reich bereits jetzt unter uns begonnen hat und einst in dir vollendet wird, danken wir dir und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Plötzlich sahen die Jünger Jesus in einem ganz anderen Licht.
Dass auch wir das, was uns in dieser Pandemie irritiert und mutlos macht, in einem anderen Licht sehen können, bitten wir den Vater:
Für alle, die dein Wort verkünden;
für die, die darin Weisung für ihr Leben suchen;
für die, die sich im Rahmen ihrer Taufvorbereitung ganz besonders damit auseinandersetzen.
Für die, die derzeit ganz konkret unter den Folgen des Klimawandels leiden;
für die, die sich um Nachhaltigkeit bemühen;
für die, die noch zögern, ihre Lebensweise zu überdenken.
Für die, die in der Begegnung mit der Natur Abstand zu ihren Sorgen finden;
für die, die sich ehrenamtlich in den vielen Test- und Impfstraßen engagieren;
für die, die sich nicht damit abfinden können, dass ihre derzeitigen Lebensumstände nicht ihren Erwartungen entsprechen.
Für die, die Schmerzen und Leid nicht als Teil menschlichen Lebens akzeptieren können;
für die, die andere in ihrem Leid begleiten;
für die, die anderen durch ihr Beispiel Mut machen.
Für unsere Verstorbenen,
für die wir erhoffen, dass sie deine Herrlichkeit schauen können.
Dass wir wirklich am Ende unseres irdischen Lebens bei dir ankommen, können wir nicht als sicher annehmen. Aber unser Tun auf diesem Weg dahin, können wir nach dir ausrichten.
Dafür erbitten wir deine Hilfe und deinen Segen, jetzt und alle Tage. - Amen.
Hans Hütter (2018)
Gott und Vater im Himmel,
dein Sohn hat den Tod nicht gescheut,
um uns zu zeigen, dass du stärker bist als der Tod.
Deshalb bitten wir dich:
Für die Opfer der Kriege im Nahen Osten.
Mache sie zu Wegbereitern dauerhaften Friedens.
Für die Opfer der Naturkatstrophen
und der Unfälle im Flug- und Straßenverkehr.
Schenke ihnen ewiges Leben bei dir.
Für die Opfer der Einsatzkräfte aller Hilfsorganisationen.
Lass ihr Engagement nicht vergeblich sein.
Für alle Menschen, die Kranke pflegen und für Notleidende sorgen.
Lass ihren Einsatz Früchte tragen.
Für alle, die sich in der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen abmühen.
Schenke ihnen Erfüllung in ihrem Beruf.
Für alle haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger.
Erfülle sie mit deinem Heiligen Geist.
Du, Herr, hast dich immer neu als der treue Gott erwiesen.
Auf deine Hilfe verlassen wir uns. – Amen.
Klemens Nodewald (2018)
Herr Jesus Christus,
die Liebe hast du in den Mittelpunkt deines Wirkens gestellt.
Wir bitten dich:
Für alle, denen Wohlwollen, Güte, Nähe und Anteilnahme verweigert werden.
Christus, Helfer und Beistand...
Um Hilfe für die Menschen in Not, Leid, Krankheit und Depressionen.
Christus, Helfer und Beistand...
Um Erfolg ihrer Mühe, wo Menschen sich einsetzen bei Unfällen und Katastrophen, im Dienst an Schwachen und Zusammengebrochenen.
Christus, Helfer und Beistand...
Um den Hl. Geist für alle, die Verantwortung tragen: in Kirche und Staat, Gremien und Vereinen, im Bereich der Wirtschaft und Wissenschaft.
Christus, Helfer und Beistand...
Um das Ende von Kriegen, Ausbeutung und Unterdrückung, Demütigung oder Verleumdung.
Christus, Helfer und Beistand...
Sei nahe den Sterbenden und nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, Helfer und Beistand...
Herr Jesus Christus,
wir vertrauen auf deine Hilfe und deinen Beistand
und danken dir für alle Liebe, die wir durch dich erfahren. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Auch wir können in unserem eigenen Leben immer wieder erfahren, wie Gott rettend eingreift. Dass wir durch diese Erfahrungen zu einem tieferen Glauben gelangen, darum lasst uns den Vater bitten:
In Christus zeigt sich deine Liebe zu uns Menschen.
Lass alle, die deine Botschaft in Kirche und Welt verkündigen,
zu wahren Hoffnungsträger werden.
Neuerliche brutale Kämpfe in Syrien lassen viele Menschen an Flucht denken.
Stärke in den Christen vor Ort den Mut, mit ihren Landsleuten am Wiederaufbau christlicher Gemeinden mitzuarbeiten.
Wenn auch unsere Gesellschaft der Institution der Kirche kritisch gegenüber steht, entdeckt sie gerade jetzt in der Fastenzeit oft den Wert von Verzicht und Stille.
Begleite alle mit deinem Geist und lass sie bei dir Halt und Hilfe finden.
Das miteinander Teilen und füreinander Beten hält unsere Gemeinde zusammen.
Schenke uns die Gnade, in diesen Wochen der Vorbereitung auf Ostern immer tiefer das Geheimnis deiner liebenden Hingabe zu erfassen.
Immer wieder müssen wir die Endlichkeit und Verletzbarkeit irdischen Lebens erfahren.
Tröste uns und geleite unsere Verstorbenen in das Licht deiner ewigen Herrlichkeit.
Denn du gibst uns Sicherheit und das Vertrauen,
die Herausforderungen des Lebens bestehen zu können.
Dir sei Dank in alle Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
ganz eins mit dem Vater bist du als ein "Bote der Liebe Gottes zu uns Menschen" in die Welt gekommen. Als unser Heiland und Erlöser legst du immer neu Fürspache beim Vater für uns ein.
Wir bitten dich:
Stärke in uns und allen Christen den Glauben und das Vertrauen,
dass du uns auch im Leid und großer Not zur Seite stehst.
Christus, Bote der Liebe Gottes...
Segne alle Mühen, wo Menschen um das Gute für sich selbst und andere ringen.
Christus, Bote der Liebe Gottes...
Führe uns und alle Gläubigen in dieser Fastenzeit zu einer sich vertiefenden Verbundenheit mit dir.
Christus, Bote der Liebe Gottes...
Schenke den Suchenden und Unsicheren Erkenntnisse, die ihnen Gewissheit und Sicherheit verleihen.
Christus, Bote der Liebe Gottes...
Lenke die Herzen und Gedanken aller Verantwortlichen,
dass sie ihre Möglichkeiten zum Wohle vieler ausschöpfen.
Christus, Bote der Liebe Gottes...
Nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, Bote der Liebe Gottes...
Herr Jesus Christus,
du begleitest uns mit deiner Gnade und deinem Segen durch das Leben und trittst für uns ein beim Vater im Himmel. Immer neu preisen wir dich mit dem Vater und dem Hl. Geist als den "Gott mit uns und für uns". - Amen
Renate Witzani (2015)
Im Glauben an die Herrlichkeit,
die Gott an Jesus Christus am Berg der Verklärung bezeugt hat,
lasst uns gemeinsam beten:
Dass der Beitrag der Frauen in der Kirche erkannt und gewürdigt wird.
Dass die Menschen in den Krisenregionen wie in der Ukraine und im Nahen Osten in ihrer Hoffnung auf Frieden nicht enttäuscht werden.
Dass das Forschen der Wissenschaftler weltweit dem Wohl aller Menschen dient.
Dass wir uns auf die Suche nach dem Wesentlichen in unserem Leben machen.
Dass unseren Verstorbenen, die in Jesus verheißene Herrlichkeit Gottes aufleuchtet.
Denn du , Gott, hast uns in der Verherrlichung deines Sohnes die Zuversicht geschenkt, dass auch wir in Jesus Christus auferstehen werden.
Dafür nimm unseren Lobpreis und Dank an, heute und bis in alle Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2012)
Gott und Vater,
du hast uns auf deinen geliebten Sohn Jesus Christus verwiesen.
Auf ihn sollen wir hören.
Im Blick auf sein Leben, Sterben und Auferstehen bitten wir dich:
Für alle, die einen schweren Lebensweg zu gehen haben.
Schenke ihnen Klarheit, Kraft und Entschiedenheit.
Für alle, die körperlich oder seelisch zu leiden haben.
Lass sie an ihrer Not nicht verzweifeln.
Für die Kranken, die auf das Ende ihres Lebens zugehen.
Schenke ihnen Hoffnung auf das neue Leben,
in das du sie führst,
und stärke ihr Vertrauen auf dich.
Für alle, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Gib ihnen langen Atem
und lass sie erste Früchte ihres Bemühens sehen.
Für alle Christen, die um Vertiefung ihres Glaubens
und um eine Erneuerung der Kirche ringen.
Zeige ihnen Wege,
wie dein Reich in unserer Zeit lebendig werden kann.
Du, guter Gott, gehst mit uns.
Deiner Treue vertrauen wir. Amen.
Bernhard Rathmer (2009)
Guter Gott,
wir leben in einer Welt ständiger Veränderungen,
in der wir alle nach Sicherheit und Grund suchen.
Nimm du unsere Bitten an.
Gott unser Vater,
neben Zeiten der Anspannung brauchen wir Zeiten der Ruhe und der Besinnung.
Hilf uns in dieser Fastenzeit zu spüren, was uns wirklich gut tut,
und es in unserem Alltag umsetzten.
Gott unser Vater,
jeder erlebt neben glücklichen Augenblicken auch Situationen der Enttäuschung,
der Verzweiflung und Verlassenheit.
Schenke uns Kraft für diese schwere Zeit.
Gott unser Vater,
als Menschen sehnen wir uns nach Glück und Geborgenheit.
Lass es uns finden und schenke uns Menschen, die für uns da sind.
Gott unser Vater,
viele Menschen haben schwere Krisen zu bestehen
durch äußere Katastrophen oder Krankheit und Leid.
Schenke ihnen Aussichten, die Mut und Hoffnung machen.
Gott unser Vater,
In unserem Glauben und in unserer Kirche stehen wir immer wieder in der Gefahr
zu sehr festhalten und bewahren zu wollen.
Schenke uns den Mut, uns auf neue Glaubenserfahrungen einzulassen.
Guter Gott, du bist für uns Anfang und Ende,
höre auf unsere Bitten,
darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen.
- Gabengebet4
Messbuch - GG Fastenzeit 2 So: Das Opfer heilige uns an Leib und Seele
Herr,
das Opfer, das wir feiern,
nehme alle Schuld von uns.
Es heilige uns an Leib und Seele,
damit wir uns in rechter Weise auf das Osterfest vorbereiten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Fastensonntag
Messbuch - GG Verklärung des Herrn: mache uns zu Kindern des Lichtes
Gott, unser Vater,
sende über uns und diese Gaben
das Licht deiner Herrlichkeit,
das in deinem Sohn aufgestrahlt ist.
Es vertreibe das Dunkel der Sünde
und mache uns zu Kindern des Lichtes.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. August, Verklärung des Herrn
Messbuch - GG Ostern 5 So: Anteil an deiner göttlichen Natur
Erhabener Gott,
durch die Feier des heiligen Opfers
gewährst du uns Anteil an deiner göttlichen Natur.
Gib, dass wir dich nicht nur als den einen wahren Gott erkennen,
sondern unser ganzes Leben nach dir ausrichten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - GG Auswahl 7: Licht werden für die Welt
Gabengebet
Vater im Himmel,
in deinem Sohn ist der Welt
das Licht aufgeleuchtet,
das unserem irdischen Leben den Weg weist.
Laß uns in der Feier seines Opfers
das göttliche Leben empfangen,
damit wir selbst Licht werden für die Welt.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswahl 7
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers:
Jubelt ihr Lande dem Herrn;
alle Enden der Erde schauen Gottes Heil. (GL 55,1)
Guter Gott, wir kommen zu dir, um dir zu danken
und deine Größe zu preisen.
Einst hast du Abraham auf die Probe gestellt,
um ihm die Fülle deines Segens zu schenken
und ihn zum Segen für alle Geschlechter der Erde zu machen.
Kehrvers
Mose und Elija hast du deine Herrlichkeit schauen lassen
Sie haben dein Volk durch schwierige Zeiten geführt
und ihm deinen Willen geoffenbart.
Kehrvers
Auf dem Berg der Verklärung
hast du Jesus als deinen geliebten Sohn geoffenbart,
an dem du Gefallen gefunden hast.
Kehrvers
Durch ihn hast du deinen Plan mit den Menschen vollendet.
Er ist durch Leiden und Tod hindurch
in deine himmlische Herrlichkeit eingetreten.
Kehrvers
Durch ihn hast du auch uns den Himmel aufgeschlossen
und lässt uns jetzt schon erahnen,
Was du denen bereitet hast, die dich lieben.
Kehrvers
Dafür loben und preisen wir dich
mit allen Engeln und Heiligen.
Zusammen mit der ganzen Schöpfung singen wir zu deinem Lob:
Danklied, z. B.: Gott wohnt in einem Lichte (GL 429)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Fastensonntag 2: Die Botschaft vom Berg der Verklärung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat den Jüngern
seinen Tod vorausgesagt
und ihnen auf dem heiligen Berg
seine Herrlichkeit kundgetan.
In seiner Verklärung erkennen wir,
was Gesetz und Propheten bezeugen:
daß wir durch das Leiden mit Christus
zur Auferstehung gelangen.
Durch ihn rühmen wir deine Größe
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Fastensonntag 2
Messbuch - Präfation Verklärung Christi: Die Verklärung Christi als Verheißung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er enthüllte auf dem Berg der Verklärung
seine verborgene Herrlichkeit,
er ließ vor auserwählten Zeugen
seinen sterblichen Leib im Lichtglanz erstrahlen
und gab den Jüngern die Kraft,
das Ärgernis des Kreuzes zu tragen.
So schenkte er der ganzen Kirche die Hoffnung,
vereint mit ihrem Haupt die ewige Verklärung zu empfangen.
Darum preisen wir deine Größe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB 6. August, Verklärung des Herrn
- Mahlspruch1
Bibel
Aus der Wolke rief eine Stimme:
"Dieser ist ein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören"
(Mk 9,7)
Oder:
Gott hat seinen Sohn nicht verschont,
sondern ihn für uns alle hingegeben
(Röm 8,32)
Oder:
Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört,
was Gott denen bereitet, die ihn lieben.
(vgl. 1 Kor 2,9)
- Meditation2
Helene Renner (2021)
TEILEN heißt
geben und nehmen
denken und handeln
ich und du
gleiche Teile machen
TEILEN kann ich
Geld und Zelt
Leid und Freud
Dach und Brot
den Platz am Feuer
TEILEN mit
nah und fern
weiß und schwarz
alt und jung
Geringsten unter allen
TEILEN schenkt
Vertrauen und Liebe
Hoffnung und Frieden
Nähe und Geborgenheit
Angenommensein als Mensch
TEILEN
lindert Not und Elend
fördert Freundschaft und Verständnis
schafft Leben und Lebenssinn
TEILEN BRINGT MENSCHEN EINANDER NÄHER
Bernhard Rathmer (2009)
So dicht beieinander
Forderung und Überforderung
Tun und Nichts geht mehr
für jeden von uns
So Not-wendend
von der Anspannung zur Ruhe
von der Leistung zur Besinnung
für jeden von uns
So gelebt
als Zeit der Einkehr und Umkehr
als Zeit der Konzentration und Kontemplation
für jeden von uns
So Geschenk
Gottes an uns -
Fastenzeit
für jeden von uns
- Schlussgebet4
Messbuch - SG Fastenzeit 2 So: Anteil an der Herrlichkeit deines Sohnes
Herr,
du hast uns im Sakrament
an der Herrlichkeit deines Sohnes Anteil gegeben.
Wir danken dir,
daß du uns schon auf Erden teilnehmen läßt
an dem, was droben ist.
Durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Fastensonntag
Messbuch - SG Verklärung des Herrn: Lass uns seinem verherrlichten Leib gleichgestaltet werden
Herr, unser Gott,
in der Verklärung deines Sohnes
wurde der Glanz seiner Gottheit offenbar.
Lass uns durch den Empfang der himmlischen Speise
seinem verherrlichten Leib gleichgestaltet werden.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB 6. August, Verklärung des Herrn
Messbuch - SG Erscheinung des Herrn: Erhelle unsere Wege mit dem Licht deiner Gnade
Wir danken dir, allmächtiger Gott,
für die heiligen Gaben
und bitten dich:
Erhelle unsere Wege mit dem Licht deiner Gnade,
damit wir in Glauben und Liebe erfassen,
was du uns im Geheimnis der Eucharistie geschenkt hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Erscheinung des Herrn
Messbuch - SG Ostermontag: Lass deine Gnade in uns mächtig werden
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch die österlichen Geheimnisse
auf den Weg des Lebens geführt.
Lass deine Gnade in uns mächtig werden,
damit wir uns deiner Gaben würdig erweisen
und unseren Weg zu dir vollenden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Ostermontag
- Gebet zum Abschluss1
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus Christus,
du hast die Jünger auf den Berg der Verklärung geführt,
damit sie die ganze Weite des Glaubens erkennen konnten.
Du hast ihnen gezeigt, wie strahlend das aus dir hervorleuchtet,
was du an Gottesliebe zu verkündigen hast
und ihnen auch den Blick auf die Vorbilder der vergangenen Zeit vor Augen geführt.
Wir haben dir in dieser Welt viele „Hütten“ gebaut – wir und unsere Vorfahren.
Hilf uns, dass unsere Kirchen sich füllen mit Glaubenskraft und Stärke,
damit sie den Menschen ein wahrer Ort der Gottesbegegnung werden können.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
- Segen1
Beatrix Senft (2021)
Es segne uns der Vater,
der in seiner Liebe Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – ja Ewigkeit – in Händen hält.
Es segne uns der Sohn,
der um alles weiß, was unser menschliches Leben ausmacht.
Es segne uns die göttliche Kraft der Geistin des Lebens,
damit wir wachsen im Glauben und in der Liebe.
Taborstunden
Federleicht
wie Vogelfedern
erdenschwer
wie Ackerschollen
strahlend helle
Taborstunden
im Dunkel geweinte
Kreuzestode
Gewissheit
der Verwandlung
der Wiederkunft
der Auferstehung
Ilse Pauls (unveröffentlicht)
Hoch auf dem Berg
ja
hoch auf den Berg gestellt
Herr
möchte ich gerne sein
mit dir an meiner Seite
dass du mir zeigst
welche Zusammenhänge
sich „knäulen“ in den Wirren
meiner
und der Welt
Vergangenheit
wie sich alles
„bröselt“
in dem
was gegenwärtig ist
dass sich klären kann
was ich
an alten Mustern
hinter mir lassen
darf
kann
und soll
dass DU
heilend
deine Finger
in meine Wunden
aus
Lieblosigkeit
Unklarheit
Unvermögen
Versagen
legst
mir klaren Blick
schenkst
damit mir
der Weg
nach unten
der Weg
in das Leben
der Zukunft
mit
DEINEM SEGEN
gelingen kann
Islamisches Opferfest
Das Opferfest, auch Eid el-Adha ist das höchste islamische Fest. Es wird zum Höhepunkt des Haddsch gefeiert, der Wallfahrt nach Mekka, beginnt jährlich am Zehnten des islamischen Monats Dhu l-Hiddscha und dauert vier Tage. Aufgrund des islamischen Mondkalenders kann das Opferfest zu jeder Jahreszeit stattfinden, es verschiebt sich im Sonnenkalender rückwärts um meist elf Tage pro Jahr. 2017 fand das Opferfest vom 31. August bis 4. September statt.
[...]
Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der nach muslimischer Überlieferung die göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael (vgl. Isaak) Allah zu opfern. Als Allah seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt. Ibrahim und Ismail opferten daraufhin voller Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen einen Widder. Die Geschichte wird im Koran in Sure 37,99–113 erzählt. In der Bibel ist es die Erzählung von der Opferung Isaaks (Genesis 22,1–19).
Mehr auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Islamisches_Opferfest
de.wikipedia.org
Beim Opferfest gedenken die Muslime der Geschichte Ibrahims
Die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, findet jedes Jahr in einem bestimmten Zeitraum statt, der auch mit dem höchsten islamischen Fest, dem Id Al-Adha oder Opferfest, in Verbindung steht. Das Opferfest findet in Erinnerung an den Propheten Ibrahim und seinen Sohn Isma’il statt. Das Schlachtopfer ist ein Bestandteil der Riten der Hadsch. Auch den Muslimen, die nicht auf die Hadsch gehen, ist es empfohlen, am Id Al-Adha das Schlachtopfer durchzuführen. Das Opferfest geht darauf zurück, dass der Prophet Ibrahim gegenüber Allah gelobt hatte, falls Er ihm einen Sohn schenke, diesen um Seinetwillen zu opfern.
www.islamische-zeitung.de
Creditur
Schon das schiere Nichts
hat es in sich.
Bauchschmerzen
für Metaphysiker.
Die Null zu erfinden
war kein Zuckerlecken.
Als dann auch noch
irgendein Inder
auf die Idee kam, etwas
könne weniger sein als nichts,
streikten die Griechen.
Auch den Gottesgelehrten
war nicht wohl dabei.
Blendwerk, hieß es,
eine Versuchung des Teufels.
Das sollen natürliche Zahlen sein,
riefen die Zweifler,
minus eins, minus eine Milliarde?
Nur wer Geld hatte,
und das waren die wenigsten,
der hatte keine Angst:
Schulden, Abschreibungen,
doppelte Buchführung.
Die Welt wurde abgezinst.
Die Arithmetik - ein Füllhorn.
Wir haben alle Kredit,
sagten die Banker.
Eine Sache des Glaubens.
Seitdem wird immer größer,
was weniger ist als nichts.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Gedichte 1950-2010. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010.
Mohn an der Pfote
Gut, du gabst mir ein Ziel,
zeigtest mir den Weg,
schenktest mir die Schuhe.
Und ich blieb im Bett.
Okay, auch ich hatte mein Kreuzigungsjahr.
Dann kam die Auferstehung. (Wow!)
Dann blieb ich in den Wolken hängen.
Doch sind Idioten nicht ein Trost?
Halt mich bis zur Tagesschau,
ich erkläre dir die Welt.
Jeder Handgriff im Honig.
Mein Süden hat Schuhgröße 42,
der Norden muß zum Friseur,
und mein Himmel riecht nach Schweiß
wie deine Bibel. Doch ein Stern
zieht seine Bahn durch dieses Herz.
Aus: Ralf Rothmann, Gebet in Ruinen. Gedichte. Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2000.
Trauen und Vertrauen
Vergebung und Versöhnung sind nicht möglich ohne Vertrauen. Vertrauen ist gleichzeitig das Einfachste und das Schwierigste. Wir alle haben schon oft erlebt, wie vertrauensvoll Kinder mit ihren Eltern umgehen. Wenn ein Kind auf einer Mauer steht und der Vater verspricht, das Kind aufzufangen, so wird das Kind ohne Zögern in die Arme des Vaters springen. So einfach - und doch so schwer! Haben wir uns schon einmal überlegt, welche Gnade es ist oder sein könnte, sich wirklich und wahrhaftig auf Gott zu verlassen? Wenn wir wirklich und wahrhaftig an die Gegenwart Gottes glauben können, der lenkt und leitet. Der heilige Josef Benedikt Cottolengo, ein Zeitgenosse von Johannes Don Bosco in Turin, hatte den Mut aufgebracht, "das kleine Haus der göttlichen Vorsehung" zu gründen, das Kranke für Gottes Lohn betreute und von der Hand in den Mund lebte. Natürlich wurde sorgsam gehaushaltet und hart gearbeitet. Aber mit dem Vertrauen auf Gott und auf die Kraft des Gebets. Immer wieder zeigte sich die Macht der Vorsehung in wunderbarer Weise. Das Haus besteht heute noch und ist ein Zeichen für die Kraft, die der Glaube an die Vorsehung schenken kann.
Gottvertrauen macht großmütig, erfüllt uns mit Zuversicht und Kraft. Thomas von Aquin betont, dass Großmütigkeit, der Mut, auf Großes zu hoffen, eine Tugend ist: Kleinmütigkeit ist ein Makel, weil hier der Mensch kein Vertrauen in sich, in Gott, in die anderen setzen möchte und kein Risiko eingehen will, genau abrechnet und nicht großzügig ist. So einfach - und doch so schwierig! Gott lädt uns ein, eine Entscheidung zu treffen, eine einzige Entscheidung - die Entscheidung nämlich, das Leben in einer unumkehrbaren Weise in Gottes Hände zu legen. Diese Entscheidung können wir treffen, auch hier und heute, jetzt und ein für alle Mal. Sie besteht darin, Gott zu bitten, das eigene Leben in Gottes Hände legen zu dürfen, und vertrauensvoll das eigene Leben in der Gegenwart Gottes zu leben.
Aus: Alois Kothgasser / Clemens Sedmak, Geben und vergeben. Von der Kunst neu zu beginnen. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2008.
Gott ist kein Konkurrent des Menschen
Das Wort "Gott" ist beladen, missbraucht für Unterdrückung, Ausbeutung, Angst und Tod. Menschen schaffen Bilder von Gott als kleinlichem Buchhalter, quälendem Leuteschinder, überforderndem Leistungsgott, als strenger Überwachungsinstanz, unbarmherzigem Richter, willkürlichem Tyrann, als Vernichter des Lebens. Es werden auch goldene Kälber des Geldes, der Macht, des Krieges, der Wirtschaft, der Nation, der Rasse geschmiedet, die allesamt in Barbarei enden.
Gott ist kein Konkurrent des Menschen, er ist ein Freund und Liebhaber des Lebens (Weish 11,23-26). Sein Sohn ist gekommen, damit wir Leben in Fülle haben (Joh 10,10). Seit Ostern gehören für Christen das Bekenntnis zu Gott und das Bekenntnis zu Jesus endgültig zusammen. In Jesus sprechen wir "Abba", Vater; im Heiligen Geist bekennen wir "Herr ist Jesus" (1 Kor 12,1-3) bzw. "Abba" (Röm 8,14-17). Die Grundhaltung der Christen ist es, teilzunehmen an dieser Liebe Gottes zu Mensch und Welt, denn "du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft" (Dtn 6,5).
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
I have a dream...
Ich weiß wohl, dass manche unter euch hierher gekommen sind aus großer Bedrängnis und Trübsal. Einige von euch sind direkt aus engen Gefängniszellen gekommen. Einige von euch sind aus Gegenden gekommen, in denen ihr aufgrund eures Verlangens nach Freiheit mitgenommen und erschüttert wurdet von den Stürmen der Verfolgung und polizeilicher Brutalität. Ihr seid die Veteranen schöpferischen Leidens. Macht weiter und vertraut darauf, dass unverdientes Leiden erlösende Qualität hat.
Geht zurück nach Mississippi, geht zurück nach Georgia, geht zurück nach Louisiana, geht zurück in die Slums und Ghettos der Großstädte im Norden in dem Wissen, dass die jetzige Situation geändert werden kann und wird. Lasst uns nicht Gefallen finden am Tal der Verzweiflung.
Heute sage ich euch, meine Freunde, trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum. Es ist ein Traum, der tief verwurzelt ist im amerikanischen Traum. Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: "Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: dass alle Menschen gleich erschaffen sind."
Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.
Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Gerechtigkeit verwandelt.
Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird. Ich habe einen Traum heute...
Ich habe einen Traum, dass eines Tages in Alabama mit seinen bösartigen Rassisten, mit seinem Gouverneur, von dessen Lippen Worte wie "Intervention" und "Annullierung der Rassenintegration" triefen ..., dass eines Tages genau dort in Alabama kleine schwarze Jungen und Mädchen die Hände schütteln mit kleinen weißen Jungen und Mädchen als Brüder und Schwestern. Ich habe einen Traum, dass eines Tages jedes Tal erhöht und jeder Hügel und Berg erniedrigt wird. Die rauhen Orte werden geglättet und die unebenen Orte begradigt werden. Und die Herrlichkeit des Herrn wird offenbar werden, und alles Fleisch wird es sehen.
Das ist unsere Hoffnung. Mit diesem Glauben kehre ich in den Süden zurück.
Mit diesem Glauben werde ich fähig sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, die schrillen Missklänge in unserer Nation in eine wunderbare Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln.
Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, zusammen zu arbeiten, zusammen zu beten, zusammen zu kämpfen, zusammen ins Gefängnis zu gehen, zusammen für die Freiheit aufzustehen, in dem Wissen, dass wir eines Tages frei sein werden. Das wird der Tag sein, an dem alle Kinder Gottes diesem Lied eine neue Bedeutung geben können: "Mein Land von dir, du Land der Freiheit singe ich. Land, wo meine Väter starben, Stolz der Pilger, von allen Bergen lasst die Freiheit erschallen." Soll Amerika eine große Nation werden, dann muss dies wahr werden.
Dr. Martin Luther King Jr. Rede zum Marsch auf Washington am 28. August 1963 vor 250.000 Menschen am Lincoln Memorial.
Mohandas Karamchand Gandhi
Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Gandhi "große Seele Gandhi" (* 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat; † 30. Januar 1948 in Neu-Delhi, Delhi), war ein indischer Rechtsanwalt, Asket, Moralist und Pazifist. Er war der politische und geistige Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, die 1947 mit gewaltfreiem Widerstand und zivilem Ungehorsam das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbeiführte. In Südafrika hatte er sich vorher bereits gegen die Rassentrennung und für die Gleichberechtigung der Inder eingesetzt. Seine Grundhaltung Satyagraha, das beharrliche Festhalten an der Wahrheit, umfasst neben Ahimsa, der Gewaltlosigkeit, noch weitere ethische Forderungen wie etwa Swaraj, was sowohl individuelle als auch politische Selbstkontrolle und Selbstbestimmung bedeutet. Er sprach Gefühle und Gewissen seiner Gegner an, um sie umzustimmen und als Freunde bzw. Verbündete zu gewinnen. Acht Jahre musste er in Gefängnissen verbringen. Sein Leben endete durch ein Attentat.
Bereits zu Lebzeiten war er weltberühmt, für viele ein Vorbild und so anerkannt, dass er zwölf Mal für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. In seinem Todesjahr wurde dieser Nobelpreis symbolisch nicht vergeben.
Ich träume von einer Kirche...
Gott,
ich träume von einer Kirche,
die immer neue Wege zu den Menschen sucht
und erprobt mit schöpferischer Phantasie,
die die frohe Botschaft frisch und lebendig hält.
Ich träume von einer Kirche,
die offen ist für das Anliegen Christi
und sich deshalb interessiert für das Leben der Menschen
und für die Erneuerung der Welt
im Geiste Jesu.
Ich träume von einer Kirche,
die eine Sprache spricht, die alle verstehen,
auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene,
in der sich auch alle spontan und lebendig
ausdrücken können,
die Raum läßt für Initiative und Mitentscheidung.
Ich träume von einer Kirche,
die prophetisch ist
und die ganze Wahrheit sagt,
die Mut hat, unbequem zu sein
und die unerschrocken das Glück der Menschen sucht.
Ich träume von einer Kirche,
die Hoffnung hat,
die an das Gute im Menschen glaubt
und die gerade in einer Welt voll Furcht und Verzweiflung
voll Freude auf Gottes Führung baut.
Gott,
hilf mir, dass ich an dieser Kirche mitbauen kann.
Pedro Arrupe
Eine Vision?
Ich träume von einer Kirche,
die arm ist,
die nicht Geld verspricht,
die den Menschen sieht
und jedem Prunk und Profitdenken einen einfachen Lebensstil entgegensetzt.
Ich träume von einer Kirche,
die nicht ihre Macht ausspielt,
die nicht über andere herrschen will,
wo Männer und Frauen gleichberechtigt sind,
wo sie gemeinsam in den Dienst genommen werden,
deren Strukturen demokratisch sind,
die jedem Christen Mündigkeit zugesteht,
die auf Prestige verzichtet und niemanden unterdrückt.
Ich träume von einer Kirche,
die demütig ist,
die Mut zum Dienen beweist
den Kranken, den Einsamen, den Außenseitern und Randgruppen,
die für das Leben einsteht,
die Obdachlosen Heimat gibt,
Alleinerziehende unterstützt,
die barmherzig ist,
die Schuld verzeiht,
die gescheiterten Eheleuten neue Zukunft gibt,
die Andersgläubige nicht verurteilt,
die Fremden Gastfreundschaft gewährt.
Ich träume von einer Kirche,
die ehrlich ist,
die Kritik zulässt und übt,
die politisch ist
und sich offen mit den Fragen unserer Zeit auseinandersetzt,
die Mut hat zu neuen Formen des Umgangs miteinander und mit der Schöpfung,
die Partei ergreift gegen ungerechte Strukturen und für den Frieden eintritt.
Ich träume von einer Kirche,
die jung ist,
die mich zu Wort kommen lässt und meine Sprache spricht,
die mich bejaht, wie ich bin,
die meine Fragen nach dem Sinn hört,
die sich für den Dialog zwischen den Generationen einsetzt,
die begeistert ist,
die vom Evangelium lebt,
die kreativ ist,
die sich auf dem Weg weiß,
die im Aufbruch bleibt,
die sich stören lässt und aufrüttelt, was eingefahren ist,
die die Chancen ergreift, die die Zeichen der Zeit zeigen.
Ich träume von einer Kirche,
die die Liebe Gottes erlebt,
wo Vertrauen wachsen kann, das zu Glauben wird,
die mir einen Raum der Freiheit gibt,
die Hoffnung hat und teilt,
die mich spüren lässt, dass Jesu Satz:
"Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich mitten unter ihnen" wahr ist,
die ruhe- und ratlos ist.
Ich träume von einer Kirche,
die lebenswert ist,
die Heimat gibt,
die Begegnung wagt,
Ich träume von einer Kirche ...
Ich und Du, wir sind Kirche.
Dorothee Hammschmitt auf dioezese-linz.at
Kann die Verklärung Bestand haben?
Jedenfalls ist das der tiefste Wunsch des Menschen, dem die Erfahrung von Verklärung wenigstens "ansatzweise" geschenkt wurde. Faust wünscht sich die Stunde herbei, da er sagen kann: Verweile, Augenblick, du bist so schön! Gottfried Keller schließt sein Gedicht Abendlied mit den Worten: "Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluss der Welt." Teilhabe also am Glück, so weit das eben möglich ist.
Offenbar ist Verklärung kein stabiler Zustand, ähnlich, wie das Verliebtsein auch selten ewig vorhält. Erwachsene mögen solches"Verklärtsein" den jung Verliebten zugestehen, hoffentlich eher, dass sie mit einiger Wehmut feststellen: Ja, ja, so war das bei uns auch einmal!, hoffentlich nicht in zynischer Abkehr.
Die Bibel spiegelt und reflektiert auch diese unsere Erfahrung, dass alles Glück der Welt nicht ausreicht, die Sehnsucht des Menschenherzens"nach dem Ganzen" zu stillen. Auch Maria von Magdala gelingt es nicht, den geliebten Auferstandenen im Garten festzuhalten (s. Nr. 94). Petrus kann sich nicht mit seinem Vorschlag durchsetzen, die illustre Verklärungsrunde an Ort und Stelle in eine feste Ansiedlung überzuführen. Kaum hat Petrus seine Idee ausgesprochen, da schiebt sich schon eine Wolke in die Sonne, und ihr Dunkel fällt auf die Jünger. Statt Hütten zu zimmern, werfen sich die Jünger "mit dem Gesicht zu Boden". Die Herrlichkeit Gottes blitzt nur ein wenig auf, und trotzdem geht sie schon fast über das hinaus, was Menschen fassen können. Die so erlebte, verklärende Nähe Gottes ist also keine Idylle, kein Grund auch zur Gemütlichkeit.
Als Widerfahrnis ist die Nähe Gottes zugleich erschreckend und faszinierend. Erschreckend wie der Weg Jesu, der hinaufführt nach Jerusalem, auf den Berg Golgata, faszinierend wie der darauf folgende Ostermorgen, wie das Morgenrot, das die Nacht beendet und schon den strahlenden Tag ankündigt, der kein Ende haben wird. Die verklärte Stunde mit Jesus hilft den Jüngern, Jesus auf seinem Weg zu folgen, der über den Karfreitag auf Ostern hinführt.
Der Christ, ein Mensch also, der in der Spur Jesu zu gehen versucht, wird das schon in dieser Weltzeit geschenkte Glück dankbar annehmen; aber er weiß auch um die Hinfälligkeit alles Irdischen. Zugleich lässt er sich von der Hoffnung tragen: das Beste kommt noch!
Dieses Hoffen im Vorläufigen auf das Endgültige schafft einen Unruhezustand, den der hl. Augustinus in die Worte fasst:
Wir sind, o Gott, auf dich hin erschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir.
Aus: Karheinz May, Vom Duft der Auferstehung. Bernardus Verlag, Aachen 2009.
Glaube ist vor allem ein Weg
Glaube ist vor allem ein Weg. Abraham war im Glauben unterwegs; er versuchte, den Gott kennenzulernen, an den er glaubte, von dem er aber nur wenig wußte. Abraham ist der Mensch, der Gott sucht; Abraham sind alle Menschen, die Gott suchen; Abraham ist jeder von uns auf seinem Weg zu Gott, jeder, der unterwegs ist, um seinem Wort zu folgen.
Auch wir sind gerufen, im Glauben voranzugehen. Ich meine, daß wir den Weg Abrahams und unseren Glaubensweg dem zuordnen können, was das Zweite Vatikanische Konzil in der Konstitution über die Kirche "Lumen Gentium" (Nr. 58) im Kapitel über Maria sagt: "So ging auch die selige Jungfrau den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz." Auf dem Pilgerweg des Glaubens verstand Maria immer mehr von Gott. Bitten wir den Herrn, er möge uns helfen, daß wir auf diesem Pilgerweg vorankommen.
Wie überwinden wir uns selbst? Wie können wir dieses Grundmißtrauen besiegen, das uns immer wieder belastet in der Beziehung zu Gott, zu den anderen, zu allem, was neu und wahr ist? Wie kommen wir heraus aus den Fesseln unserer Gewohnheiten und der überkommenen Sicherheiten? Gottes Wort wird alles überwinden. Ich denke dabei an einen Satz aus den "Geistlichen Übungen" des heiligen Ignatius von Loyola: "Wir müssen uns vom Wort Gottes durchdringen lassen."
Eine der Prüfungen, die den Glaubenden erwarten und die ihn auch in reiferen Phasen seines Glaubensweges heimsuchen, besteht in der Überwindung der Wolke der Sinnlosigkeit, der Leere, der Sinnverdunkelung.
Ein zeitgenössischer Theologe schreibt: "Ohne den Glauben, ohne die Augen der Liebe (die zum Glauben gehören) ist die Welt zu schlecht, als daß Gott gut sein, als daß es einen guten Gott geben könnte."
Jeder, der sich in den Glaubensdialog mit Gott hineinziehen ließ, erfährt früher oder später und mehr oder weniger stark dunkle Wegstrecken, Sinnlosigkeiten in seinem Leben wie in dem seiner Mitmenschen. Beziehungen zerbrechen, die so wertvoll, gerecht und echt schienen: Beziehungen in der Familie, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Freunden. Schicksalsschläge treten ein; man erfährt Krankheit, begegnet dem Tod, erlebt das Scheitern berechtigter Hoffnungen, sieht das Leiden Unschuldiger ...
Solche dunklen Wegstrecken sind um so schwieriger, als es dabei nicht nur um Begriffe, sondern um leidvolle und einschneidende Wirklichkeiten geht, in die wir unversehens hineingestoßen werden. Der Kampf spielt sich also nicht auf der Ebene der Ideen ab, sondern auf der des konkreten Handelns: Wo ist hier der Sinn des Lebens? Wie kann das gläubige Bewußtsein diese dunklen Nächte der Sinnleere überwinden?
Mir scheint, daß eine Überwindung auf zwei Arten möglich ist: Zunächst durch die Bewegung des Glaubens selber, der sich auf den verläßt, der trotz alledem Sinn geben kann. Hier wirkt die Dynamik des gläubigen Vertrauens mit einer Ausdauer und Unüberwindbarkeit, die etwas Wunderbares an sich haben. Man würde es nicht glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hätte.
In zweiter Linie wird die Sinnlosigkeit überwunden, weil wir durch die Auslieferung an das Geheimnis Gottes, die den Glauben ausmacht, dazu herausgefordert werden, nicht in Trägheit zu versinken, sondern selber - soweit wir dies können -, den schmerzlichen Erfahrungen einen Sinn zu verleihen.
So merken wir, daß Situationen, deren Bewältigung unmöglich schien, unverhoffte Gelegenheiten zu Solidarität, Freundschaft und Liebe werden. Solche Wege in die Weite eröffnen sich aber nur dann, wenn man sich ganz in die jeweilige Situation hineinbegibt. Daß der Mut zurückkehrt, erfordert Anstrengung, ist ein Geschenk, das aber etwas kostet. So etwas läßt sich nicht am grünen Tisch planen, sondern verlangt das tägliche Wagnis.
Aus: Carlo M. Martini, Seht, welch ein Mensch. Texte für alle Tage der Fasten- und Osterzeit. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1999.
Gebet
herr
schweige!
selbst wenn dir meine rede hochmütig erscheint
siehe
ich bin ein genügsamer einzelner
bis ich mit dem licht eins werde
und alles will ich mit dir teilen
auch die maserungen meines gebetes
denn das zerrissene licht ängstigt mich nicht mehr
als der lange schatten meiner taten
herr
brenne
damit dein licht uns entzweit
denn ich suche zuflucht bei dir
vor meinen wahrheiten
Aus: Said, Psalmen. C. H. Beck Verlag München 2007
Passionsbereitschaft
Betrachten wir die Opfergesinnung Jesu. Sie ist der Wille zum Kreuz, der Gehorsam zum Tode, die freiwillige Hinopferung des Lebens durch den, der Macht hat, sein Leben hinzugeben oder es zu behalten, der es hingab, weil es so der Wille des Vaters war. Es war also ein Wille zur Not, zum Kelch der Bitterkeit, zum Untergang, weil Gott gerade durch solche freiwillige Übernahme des Leidens verherrlicht werden wollte. Und wir können noch ahnen, warum gerade solches Leiden und Sterben die alle andern Möglichkeiten überragende Erscheinungsform der Verherrlichung Gottes war, mit der der eingeborene Sohn Gottes seinen Vater offenbarte. Leiden und Sterben ist Untergang des Menschlichen, ist Aufgabe eigener Vollendung, eigener Lust und Ehre. Vom Menschen her gesehen kann aber nichts mehr als solche Aufgabe eigener Behauptung Ausdruck dafür sein, daß alles Heil von Gott kommt, daß der Mensch nicht in Erhöhung seines eigenen Selbst, in Vollendung seines eigenen Seins den Gott finden kann, der ohne Menschenverdienst den Sünder begnadigt und den Menschen aus den Bezirken natürlichen Vollendungsstrebens hinausruft in die Unendlichkeit des eigenen göttlichen Lebens. Nicht als ob das Leiden an sich solche Vergebung und übernatürliche Erhöhung erzwingen könnte. Das neue Leben selbst ist Gottes Gnade, ist Sein Geschenk. Und alles Leiden, aller Tod, alle Nacht, alle Verneinung unbändigen Lebenswillens konnte Gott nicht herabzwingen zum Menschen. Aber solch tätiges Entsagen auf eigenes Glück, wie es in der Ergebung ins Leid liegt, ist immer noch das eindeutigste seinshafte Bekenntnis dafür, daß der Mensch, seiner eigenen Ohnmacht dem Gott der VergeÜbung und gnadenhaften Erhebung gegenüber sich bewußt, von oben sein Heil er-wartet und nicht aus sich und darum dieses zum Heil ohnmächtige Ich und seine Werte opfern kann und will. Solcher Opferwille beseelte Jesus, als er sich Gott dar-brachte, um uns Vergebung und Gnade zu erwerben, und dieser selbe eine Opferwille macht auch dann Christus zum Gott wohlgefälligen Opfer, wenn er sich auf unseren Altären als ewiger Hohepriester dem Vater kultisch darbringt: der Wille, zu sterben, damit der Vater geehrt werde, damit bekannt sei, daß Er alles in allem, und der Mensch vor Ihm nichts ist.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Albert Lehmann und Adalbert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Sinnverdunkelung
Eine der Prüfungen, die den Glaubenden erwarten und die ihn auch in reiferen Phasen seines Glaubensweges heimsuchen, besteht in der Überwindung der Wolke der Sinnlosigkeit, der Leere, der Sinnverdunkelung.
Ein zeitgenössischer Theologe schreibt: "Ohne den Glauben, ohne die Augen der Liebe (die zum Glauben gehören) ist die Welt zu schlecht, als daß Gott gut sein, als daß es einen guten Gott geben könnte.”
Jeder, der sich in den Glaubensdialog mit Gott hineinziehen ließ, erfährt früher oder später und mehr oder weniger stark dunkle Wegstrecken, Sinnlosigkeiten in seinem Leben wie in dem seiner Mitmenschen. Beziehungen zerbrechen, die so wertvoll, gerecht und echt schienen: Beziehungen in der Familie, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Freunden. Schicksalsschläge treten ein; man erfährt Krankheit, begegnet dem Tod, erlebt das Scheitern berechtigter Hoffnungen, sieht das Leiden Unschuldiger. . .
Solche dunklen Wegstrecken sind um so schwieriger, als es dabei nicht nur um Begriffe, sondern um leidvolle und einschneidende Wirklichkeiten geht, in die wir unversehens hineingestoßen wer-den. Der Kampf spielt sich also nicht auf der Ebene. der Ideen ab, sondern auf der des konkreten Handelns: Wo ist hier der Sinn des Lebens? Wie kann das gläubige Bewußtsein diese dunklen Nächte der Sinnleere überwinden?
Mir scheint, daß eine Überwindung auf zwei Arten möglich ist: Zunächst durch die Bewegung des Glaubens selber, der sich auf den verläßt, der trotz alledem Sinn geben kann. Hier wirkt die Dynamik des gläubigen Vertrauens mit einer Ausdauer und Unüberwindbarkeit, die etwas Wunder-bares an sich haben. Man würde es nicht glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hätte.
In zweiter Linie wird die Sinnlosigkeit überwunden, weil wir durch die Auslieferung an das Geheimnis Gottes, die den Glauben ausmacht, dazu herausgefordert werden, nicht in Trägheit zu versinken, sondern selber - soweit wir dies können -, den schmerzlichen Erfahrungen einen Sinn zu verleihen.
So merken wir, daß Situationen, deren Bewältigung unmöglich schien, unverhoffte Gelegenheiten zu Solidarität, Freundschaft und Liebe werden. Solche Wege in die Weite eröffnen sich aber nur dann, wenn man sich ganz in die jeweilige Situation hineinbegibt. Daß der Mut zurückkehrt, erfordert Anstrengung, ist ein Geschenk, das aber etwas kostet. So etwas läßt sich nicht am grünen Tisch planen, sondern verlangt das tägliche Wagnis.
Aus: Carlo M. Martini, Seht, welch ein Mensch. Texte für alle Tage der Fasten- und Osterzeit. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 1999.
Die Wunden als Ort der Gottesbegegnung
»Zeige deine Wunden« - das ist ein zentrales Wort unseres Glaubens. Das Alte Testament spricht immer wieder davon, dass Gott die Wunden seines Volkes kennt und daran leidet. Israel kann seine ganze Not und seinen ganzen Schmerz vor ihn tragen. Ijob tut das so offen und eindringlich wie kaum ein anderer.
Er wird der Wunden wegen von seiner Familie und seinen Freunden gemieden. Die Leidverdrängung hat also eine lange Tradition. Die Propheten protestieren in Israel dagegen, Leid und Elend zuzudecken. Im vierten Lied vom Gottesknecht stellt der Prophet Jesaja seinen Zeitgenossen den leidenden Menschen vor Augen: »Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch . . . der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht, er rettete den, der sein Leben als Sühneopfer hin-gab« (Jes 53,3-4.10).
Dieses Wort kann uns wie den Aposteln helfen, die Tragweite des Lebens und Sterbens und der Auferstehung Jesu zu verstehen. Jesus ist den Verwundeten nachgegangen, er hatte keine Berührungsangst. Er hat sich ihrer Wunden angenommen, sie am eigenen Leib mitgetragen, bis zum bitteren Ende. Er hat die wunden Stellen der Menschheit durchlitten. Er heilt, indem er sich selbst verwunden lässt. Das Kreuz, das Zeichen der Christenheit, zeigt in aller Öffentlichkeit, wie tief er verwundet ist. Es stellt uns vor Augen, dass wir seine Wunden nicht zu verstecken brauchen, sondern sie offen vorzeigen können. Durch sie ist er zum Ursprung unseres Heiles geworden, zum Heiland der Welt. Er ist der »verwundete Arzt«, wie ihn die frühe Christenheit nennt.
Die Wunden sind ihm eingeprägt. Sie gehören zu ihm, auch nach der Auferstehung. Er verbirgt und verleugnet sie nicht. Er fordert geradezu auf, sie zu sehen und zu berühren: »Thomas, streck deine Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!« (Joh 20,27). Der Weg zum Glauben führt über die Wunden. Sie sind nicht Zeichen der Abwesenheit Gottes, sie werden vielmehr zum Ort der Gottesbegegnung. Hier können wir, wenn wir nicht fliehen, »Gott erlernen«, wie Martin Buber sagt. Wunden annehmen zu können ist in Wahrheit Gnade. Das gilt von den Wunden Jesu und von unseren eigenen Wunden. Nur über die eigenen Wunden können wir uns den Wunden der anderen nähern.
Aus: Franz kamphaus, Den Glauben erden. Zwischenrufe. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2001.
Mit den Jahren
Ich bin schon lange nicht mehr,
ich gestehe, tief unten
in meinem Keller gewesen,
wo die alten Weine der Weisheit
liegen und das Wissen der
Jahrhunderte verstaubt,
das ich erwarb, o Thomas,
Tertullian und Berengar von Tours.
Auch war ich, fällt mir ein,
schon lange Zeit nicht mehr
da oben unterm Dach, wie früher,
wo ich den Schwalben nachsah
und selber das Fliegen versuchte.
Mit den Jahren gewöhnt
man sich an den alltäglichen
Bedarf, das, was gefragt ist
und was, und das ist wenig,
noch ankommt bei den Leuten.
So übe ich, die fremden Nöte
täglich mit Geduld zu hören,
dafür die eignen zu verschweigen,
die kostbare Zeit, wie gefordert,
mit ungezählten Beschäftigungen
pausenlos zu vertun,
die Rechnungen zu bezahlen
und mit den Drucksachen,
die der Postbote bringt,
auf dem Laufenden zu sein
in der Theologie des Tages.
Mit den Jahren
mag es dann gelingen,
mit Wasser zu kochen,
das unbegreifliche Brot
in sehr sehr kleinen
Brötchen zu backen
und langsam die Liebe
zu erlernen in allem.
Aus: Lothar Zenetti, Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung. Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2007.
Alfons Jestl (2000)
Hans Hütter (1997)