Hausgottesdienst für den 2. Fastensonntag - 28.02.2021
Eröffnung
Suchen Sie sich für den Hausgottesdienst einen geeigneten Platz in Ihrer Wohnung,
zünden Sie eventuell eine Kerze an und beginnen Sie:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. - Amen.
Einleitung
In der Fastenzeit gehen wir mit Jesus auf das Osterfest zu. Dies ist ein Weg, der uns durch den Tod hindurch zum unvergänglichen Leben führt. Am zweiten Fastensonntag nimmt uns Jesus mit auf den Berg der Verklärung, von dem aus sich der Sinn seines Lebens- und Leidensweges erschließt.
Impuls:
Mit den Jahren
Ich bin schon lange nicht mehr,
ich gestehe, tief unten
in meinem Keller gewesen,
wo die alten Weine der Weisheit
liegen und das Wissen der
Jahrhunderte verstaubt,
das ich erwarb, o Thomas,
Tertullian und Berengar von Tours.
Auch war ich, fällt mir ein,
schon lange Zeit nicht mehr
da oben unterm Dach, wie früher,
wo ich den Schwalben nachsah
und selber das Fliegen versuchte.
Mit den Jahren gewöhnt
man sich an den alltäglichen
Bedarf, das, was gefragt ist
und was, und das ist wenig,
noch ankommt bei den Leuten.
So übe ich, die fremden Nöte
täglich mit Geduld zu hören,
dafür die eignen zu verschweigen,
die kostbare Zeit, wie gefordert,
mit ungezählten Beschäftigungen
pausenlos zu vertun,
die Rechnungen zu bezahlen
und mit den Drucksachen,
die der Postbote bringt,
auf dem Laufenden zu sein
in der Theologie des Tages.
Mit den Jahren
mag es dann gelingen,
mit Wasser zu kochen,
das unbegreifliche Brot
in sehr sehr kleinen
Brötchen zu backen
und langsam die Liebe
zu erlernen in allem.
Lothar Zenetti
Aus: Lothar Zenetti, Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung. Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2007.
Kyrie:
Herr Jesus Christus, dein göttlicher Glanz erhellt uns Leben.
Herr, erbarme dich.
Du bist Gottes geliebter Sohn, auf den wir hören sollen.
Christus, erbarme dich.
Du bist durch den Tod hindurch gegangen und von den Toten auferstanden.
Herr, erbarme dich.
Gebet:
Gott, du bist in allem für uns.
Du hast uns so sehr geliebt,
dass du uns deinen geliebten Sohn in die Welt gesandt hast,
damit er uns ein Beispiel deiner Liebe und Zugewandtheit gebe.
Im Alltagstrott vergessen wir oft, dass du immer zu uns stehst.
Schenke uns wache Sinne,
dass wir uns in dieser Fastenzeit immer wieder auf diese, deine Zusage, besinnen.
Das erbitten wir durch Christus, unser Beispiel, für heute und alle Zeit. – Amen.
Beatrix Senft
1. Lesung - Gen 22,1-2. 9a. 10-13. 15-18
Lesung aus dem Buch Genesis.
In Jenen Tagen
stellte Gott Abraham auf die Probe.
Er sprach zu ihm: Abraham!
Er sagte: Hier bin ich.
Er sprach: Nimm deinen Sohn,
deinen einzigen, den du liebst, Isaak,
geh in das Land Morija
und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne,
als Brandopfer dar!
Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte,
baute Abraham dort den Altar,
schichtete das Holz auf,
Abraham streckte seine Hand aus
und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sagte:
Abraham, Abraham!
Er antwortete: Hier bin ich.
Er sprach:
Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus
und tu ihm nichts zuleide!
Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest;
du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.
Abraham erhob seine Augen,
sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm
mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.
Abraham ging hin,
nahm den Widder
und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
Der Engel des HERRN
rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
und sprach:
Ich habe bei mir geschworen - Spruch des HERRN:
Weil du das getan hast
und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast,
will ich dir Segen schenken in Fülle
und deine Nachkommen überaus zahlreich machen
wie die Sterne am Himmel
und den Sand am Meeresstrand.
Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen.
Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde,
weil du auf meine Stimme gehört hast.
Antwortpsalm - Ps 116,10. 15–19
Kv: Ich gehe meinen Weg vor Gott
im Lande der Lebenden. – Kv
Oder: GL 629,3
Ich glaube – auch wenn ich sagen muss: *
Ich bin tief erniedrigt!
Kostbar ist in den Augen des Herrn *
der Tod seiner Frommen. – Kv
Ach Herr, ich bin doch dein Knecht, /
dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd! *
Gelöst hast du meine Fesseln.
Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen, *
ausrufen will ich den Namen des Herrn. – Kv
Meine Gelübde will ich dem Herrn erfüllen *
in Gegenwart seines ganzen Volkes,
in den Höfen des Hauses des Herrn, *
in deiner Mitte, Jerusalem. – Kv
2. Lesung - Röm 8,31b-34
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
bIst Gott für uns,
wer ist dann gegen uns?
Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont,
sondern ihn für uns alle hingegeben –
wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen?
Gott ist es, der gerecht macht.
Wer kann sie verurteilen?
Christus Jesus, der gestorben ist,
mehr noch: der auferweckt worden ist,
er sitzt zur Rechten Gottes
und tritt für uns ein.
Evangelium - Mk 9,2-10
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite
und führte sie auf einen hohen Berg,
aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt;
seine Kleider wurden strahlend weiß,
so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose
und sie redeten mit Jesus.
Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte;
denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und überschattete sie
und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn;
auf ihn sollt ihr hören.
Als sie dann um sich blickten,
sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen,
gebot er ihnen,
niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten,
bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
Dieses Wort beschäftigte sie
und sie fragten einander, was das sei:
von den Toten auferstehen.
Impuls:
Glaube ist vor allem ein Weg
Glaube ist vor allem ein Weg. Abraham war im Glauben unterwegs; er versuchte, den Gott kennenzulernen, an den er glaubte, von dem er aber nur wenig wußte. Abraham ist der Mensch, der Gott sucht; Abraham sind alle Menschen, die Gott suchen; Abraham ist jeder von uns auf seinem Weg zu Gott, jeder, der unterwegs ist, um seinem Wort zu folgen.
Auch wir sind gerufen, im Glauben voranzugehen. Ich meine, daß wir den Weg Abrahams und unseren Glaubensweg dem zuordnen können, was das Zweite Vatikanische Konzil in der Konstitution über die Kirche "Lumen Gentium" (Nr. 58) im Kapitel über Maria sagt: "So ging auch die selige Jungfrau den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz." Auf dem Pilgerweg des Glaubens verstand Maria immer mehr von Gott. Bitten wir den Herrn, er möge uns helfen, daß wir auf diesem Pilgerweg vorankommen.
Wie überwinden wir uns selbst? Wie können wir dieses Grundmißtrauen besiegen, das uns immer wieder belastet in der Beziehung zu Gott, zu den anderen, zu allem, was neu und wahr ist? Wie kommen wir heraus aus den Fesseln unserer Gewohnheiten und der überkommenen Sicherheiten? Gottes Wort wird alles überwinden. Ich denke dabei an einen Satz aus den "Geistlichen Übungen" des heiligen Ignatius von Loyola: "Wir müssen uns vom Wort Gottes durchdringen lassen."
Eine der Prüfungen, die den Glaubenden erwarten und die ihn auch in reiferen Phasen seines Glaubensweges heimsuchen, besteht in der Überwindung der Wolke der Sinnlosigkeit, der Leere, der Sinnverdunkelung.
Ein zeitgenössischer Theologe schreibt: "Ohne den Glauben, ohne die Augen der Liebe (die zum Glauben gehören) ist die Welt zu schlecht, als daß Gott gut sein, als daß es einen guten Gott geben könnte."
Jeder, der sich in den Glaubensdialog mit Gott hineinziehen ließ, erfährt früher oder später und mehr oder weniger stark dunkle Wegstrecken, Sinnlosigkeiten in seinem Leben wie in dem seiner Mitmenschen. Beziehungen zerbrechen, die so wertvoll, gerecht und echt schienen: Beziehungen in der Familie, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Freunden. Schicksalsschläge treten ein; man erfährt Krankheit, begegnet dem Tod, erlebt das Scheitern berechtigter Hoffnungen, sieht das Leiden Unschuldiger ...
Solche dunklen Wegstrecken sind um so schwieriger, als es dabei nicht nur um Begriffe, sondern um leidvolle und einschneidende Wirklichkeiten geht, in die wir unversehens hineingestoßen werden. Der Kampf spielt sich also nicht auf der Ebene der Ideen ab, sondern auf der des konkreten Handelns: Wo ist hier der Sinn des Lebens? Wie kann das gläubige Bewußtsein diese dunklen Nächte der Sinnleere überwinden?
Mir scheint, daß eine Überwindung auf zwei Arten möglich ist: Zunächst durch die Bewegung des Glaubens selber, der sich auf den verläßt, der trotz alledem Sinn geben kann. Hier wirkt die Dynamik des gläubigen Vertrauens mit einer Ausdauer und Unüberwindbarkeit, die etwas Wunderbares an sich haben. Man würde es nicht glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hätte.
In zweiter Linie wird die Sinnlosigkeit überwunden, weil wir durch die Auslieferung an das Geheimnis Gottes, die den Glauben ausmacht, dazu herausgefordert werden, nicht in Trägheit zu versinken, sondern selber - soweit wir dies können -, den schmerzlichen Erfahrungen einen Sinn zu verleihen.
So merken wir, daß Situationen, deren Bewältigung unmöglich schien, unverhoffte Gelegenheiten zu Solidarität, Freundschaft und Liebe werden. Solche Wege in die Weite eröffnen sich aber nur dann, wenn man sich ganz in die jeweilige Situation hineinbegibt. Daß der Mut zurückkehrt, erfordert Anstrengung, ist ein Geschenk, das aber etwas kostet. So etwas läßt sich nicht am grünen Tisch planen, sondern verlangt das tägliche Wagnis.
Carlo M. Martini
Aus: Carlo M. Martini, Seht, welch ein Mensch. Texte für alle Tage der Fasten- und Osterzeit. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1999.
Lobpreis:
Kehrvers:
Jubelt ihr Lande dem Herrn;
alle Enden der Erde schauen Gottes Heil. (GL 55,1)
Guter Gott, wir kommen zu dir, um dir zu danken
und deine Größe zu preisen.
Einst hast du Abraham auf die Probe gestellt,
um ihm die Fülle deines Segens zu schenken
und ihn zum Segen für alle Geschlechter der Erde zu machen.
Kehrvers
Mose und Elija hast du deine Herrlichkeit schauen lassen
Sie haben dein Volk durch schwierige Zeiten geführt
und ihm deinen Willen geoffenbart.
Kehrvers
Auf dem Berg der Verklärung
hast du Jesus als deinen geliebten Sohn geoffenbart,
an dem du Gefallen gefunden hast.
Kehrvers
Durch ihn hast du deinen Plan mit den Menschen vollendet.
Er ist durch Leiden und Tod hindurch
in deine himmlische Herrlichkeit eingetreten.
Kehrvers
Durch ihn hast du auch uns den Himmel aufgeschlossen
und lässt uns jetzt schon erahnen,
Was du denen bereitet hast, die dich lieben.
Kehrvers
Dafür loben und preisen wir dich
mit allen Engeln und Heiligen.
Zusammen mit der ganzen Schöpfung singen wir zu deinem Lob:
Danklied, z. B.: Gott wohnt in einem Lichte (GL 429)
Fürbitten:
Plötzlich sahen die Jünger Jesus in einem ganz anderen Licht.
Dass auch wir das, was uns in dieser Pandemie irritiert und mutlos macht, in einem anderen Licht sehen können, bitten wir den Vater:
Für alle, die dein Wort verkünden;
für die, die darin Weisung für ihr Leben suchen;
für die, die sich im Rahmen ihrer Taufvorbereitung ganz besonders damit auseinandersetzen.
Für die, die derzeit ganz konkret unter den Folgen des Klimawandels leiden;
für die, die sich um Nachhaltigkeit bemühen;
für die, die noch zögern, ihre Lebensweise zu überdenken.
Für die, die in der Begegnung mit der Natur Abstand zu ihren Sorgen finden;
für die, die sich ehrenamtlich in den vielen Test- und Impfstraßen engagieren;
für die, die sich nicht damit abfinden können, dass ihre derzeitigen Lebensumstände nicht ihren Erwartungen entsprechen.
Für die, die Schmerzen und Leid nicht als Teil menschlichen Lebens akzeptieren können;
für die, die andere in ihrem Leid begleiten;
für die, die anderen durch ihr Beispiel Mut machen.
Für unsere Verstorbenen,
für die wir erhoffen, dass sie deine Herrlichkeit schauen können.
Dass wir wirklich am Ende unseres irdischen Lebens bei dir ankommen, können wir nicht als sicher annehmen. Aber unser Tun auf diesem Weg dahin, können wir nach dir ausrichten.
Dafür erbitten wir deine Hilfe und deinen Segen, jetzt und alle Tage. - Amen.
Mag. theol. Dr. med. Renate Witzani
Vater unser:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Impuls:
Kairos - Der rechte Augenblick
Lass ihn nicht vorübergehen -
den rechten Augenblick,
halt ihn fest,
dass er nicht entgleiten kann,
solang er jung ist,
solang er so nah geflogen kommt.
Pack ihn an der Haarlocke,
denn er entwischt so schnell,
kommt nie mehr vorbei -
es gibt kein nächstes Mal.
Ilse Pauls
Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2013.
Schlussgebet
Herr, Jesus Christus,
du hast die Jünger auf den Berg der Verklärung geführt,
damit sie die ganze Weite des Glaubens erkennen konnten.
Du hast ihnen gezeigt, wie strahlend das aus dir hervorleuchtet,
was du an Gottesliebe zu verkündigen hast
und ihnen auch den Blick auf die Vorbilder der vergangenen Zeit vor Augen geführt.
Wir haben dir in dieser Welt viele „Hütten“ gebaut – wir und unsere Vorfahren.
Hilf uns, dass unsere Kirchen sich füllen mit Glaubenskraft und Stärke,
damit sie den Menschen ein wahrer Ort der Gottesbegegnung werden können.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
Beatrix Senft
Segen:
Gott segne das Dunkel
Gott segne das Dunkel, das du nicht verstehst,
und lasse dich schauen
Sein Licht.
Gott segne deine Schwäche
und lasse dich erfahren
Seine Kraft.
Gott segne deine Schmerzen
und lasse sie zum Weg werden
zu Ihm.
Gott segne deine Fragen
und öffne dir Ohren und Herz,
dass du Seine Antwort verstehst zu Seiner Zeit.
Gott segne die Ungewissheit
und mache dich gewiss
Seiner Gegenwart.
Gott segne deine Hoffnung
und lasse dich vertrauen,
dass größer als deine Wünsche Seine Liebe ist.
Gott segne deine schlaflosen Nächte
und lasse den Glauben in dir wachsen,
dass ER dich führt.
Wilma Klevinghaus, in: Peter Müller: Wer aufbricht, kommt auch heim.
Alfons Jestl (2000)
Hans Hütter (1997)