Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 08. Dez. 2023 - 8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Gen 3,9-15. 20
Lesung aus dem Buch Genesis:
Nachdem der Mensch vom Baum gegessen hatte,
rief Gott, der HERR, ihm zu
und sprach: : Wo bist du?
Er antwortete: Ich habe deine Schritte gehört im Garten;
da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin,
und versteckte mich.
Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?
Hast du von dem Baum gegessen,
von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen?
Der Mensch antwortete:
Die Frau, die du mir beigesellt hast,
sie hat mir von dem Baum gegeben.
So habe ich gegessen.
Gott, der HERR, sprach zu der Frau:
Was hast du getan?
Die Frau antwortete:
Die Schlange hat mich verführt.
So habe ich gegessen.
Da sprach Gott, der HERR, zur Schlange:
Weil du das getan hast, bist du verflucht
unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes.
Auf dem Bauch wirst du kriechen
und Staub fressen alle Tage deines Lebens.
Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau,
zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.
Er trifft dich am Kopf
und du triffst ihn an der Ferse.
Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva,
Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Die Erzählung vom Sündenfall des ersten Menschenpaares gipfelt in der Vertreibung der beiden aus dem wunderbaren Garten, den Gott zunächst als Lebensraum für die Menschen vorgesehen hatte und in dem die Menschen die unmittelbare Nähe und Freundschaft Gottes genießen sollten. Nachdem der Mann und die Frau, durch die Schlange verführt, von der Frucht des Baumes der Erkenntnis gegessen haben, hören sie Gott gegen den Tagwind einherschreiten (vgl. Gen 3:8). Es setzt ein Verhör ein, in dem Gott in erzieherischer Absicht (und nicht wie ein Untersuchungsrichter) den Menschen zum Eingeständnis der ungehorsamen Tat bewegen möchte, um ihn auf den rechten Weg zu führen.
Anstelle des Eingeständnisses tritt jedoch ein Entschuldigungsmechanismus seitens des Menschen. Dieser Entschuldigungsmechanismus ist nach der Scham wegen der Nacktheit (vgl. Gen 3:7) die zweite Folge der verloren gegangenen gottgegebenen Ursprünglichkeit. Der Mann schiebt die Schuld auf seine Frau, ja auf Gott selbst, weil er ihm die Frau beigestellt hat. Die Frau schiebt die Schuld auf die Schlange, die zum ungehorsamen Tun verführte. Die Entzweiung der Menschen untereinander und die Entzweiung der Menschen von Gott wird überdeutlich. Durch das Abschieben der Schuld verbaut sich der Mensch zugleich den Weg zur Umkehr und vorerst auch zur Vergebung, die durch das Kommen Gottes grundsätzlich eröffnet wäre.
Der von Gott angekündigte Kampf zwischen dem Nachwuchs der Frau und dem Nachwuchs der Schlange beschreibt den von nun andauernden Kampf zwischen den Menschen und den Mächten des Bösen, ein Kampf, in dem es um Leben und Tod geht. Der Fluch, der über die Schlange gesprochen wird, kündigt allerdings indirekt die Überwindung ihrer Macht an. Wenn der Nachwuchs der Frau den Nachwuchs der Schlange auf den Kopf trifft, dann heißt dies letztlich, dass die Schlange den Kürzeren zieht, denn ein Angriff auf die Ferse ist weniger gefährlich als ein Angriff auf den Kopf. Einer wird kommen, um dem Bösen endgültig den Garaus zu bereiten und den Menschen eine neue Zukunft zu weisen: Jesus Christus. Seine Mutter Maria, die von allem Anfang an von der Erbschuld befreit ist, wird die neue Eva sein, über welche das Böse keine Macht mehr haben wird.
Die für den Gottesdienst getroffene Auswahl bietet leider nicht die Dramatik des vollständigen Textes Gen 3,1-24 (vgl. Ungekürzte Fassung). Könnte man nicht doch der Gemeinde den Gesamttext vorstellen, um die Tragweite menschlichen Handelns zu verdeutlichen, die Folge der "Ursünde", aber auch die Verheißung und die Treue Gottes?
"Die Schlange" steht nicht für eine (weibliche) Verführungskunst, sondern ist Symbol für Baal, den syrisch-kanaanäischen Fruchtbarkeitsgott, eigentlich ein "Schlangerich". Gott tritt mit den Menschen ins Gespräch. In Folge der Übertretung fühlt sich der Mensch "bloßgestellt". Nicht die erwartete Herrschaft erwächst dem Menschen aus seiner Tat, sondern die Erkenntnis der Erbärmlichkeit. Nun tritt an Stelle des Eingeständnisses der Entschuldigungsmechanismus. Anderen, bis Gott selbst, wird die Ursache zugeschrieben (Vers 12). Was in der liebenden Schöpfung und Erhaltung, was als Gemeinschaftsraum und umsorgter Lebensraum gedacht war (Paradies), wird zum Raum der Einsamkeit, der Angst, der Verschleierung und Beschuldigung (Verse 12 und 13). Gott lässt sich auf keinen Dialog mit der Schlange ein, der fremde Götze ist kein Gesprächspartner Gottes. Ihn/sie trifft das Urteil zuerst. Dann wird das Strafurteil Gottes (im ausgelassenen Text Verse 16 bis 19) über die Menschen fortgesetzt: Lasten bei der Mutterschaft, Erfolglosigkeit der Arbeit...
Vers 20 verdeutlicht schon eine Verheißung: Gott lässt Erbarmen walten, Er ist ein Gott des Lebens, Eva wird Mutter allen Lebens. Auch dem Zorn Gottes sind Grenzen gesetzt, wo es um Leben geht. Die (ausgelassenen) folgenden Verse würden des Weiteren zeigen: Gott bekleidet den Menschen, stellt ihn nicht weiter bloß, umsorgt ihn auch in den Folgen des Falles.
Die Lesung ist aus dem Zusammenhang von Gen 3,1-24 genommen, der Erzählung von der Versuchung des Menschen, seinem Fall und seiner Vertreibung aus dem Paradies.
Der Einsatz mit Vers 9 läßt die Ursache für den psychologisch hervorragenden Dialog zwischen Gott und dem Menschen vermissen und ist für diesen Festtag nur wegen Vers 15 gewählt: die Frau, die (die Schlange) zertritt - sie ist somit auf Maria gedeutet, die "neue Eva".
Die Stelle erzählt von der "ersten Sünde", der "Erbsünde" - insofern paßt sie zum Festgeheimnis, in dem es um die ohne diese Erbsünde empfangene Maria geht.
Trotz der auf dieses Thema verkürzten Theologie aufgrund des Ausschnitts würde die Lesung des ganzen Kapitels 3,1-24 wohl zu weit führen.
Die Lesung erzählt vom Sündenfall des ersten Menschenpaares. Der Text versteht sich nicht als historischer Bericht. Vielmehr möchten die ersten Kapitel des Alten Testaments den Menschen charakterisieren, wie er von Anfang an ist. Er ist von Gott darauf angelegt, gut zu sein, wendet sich jedoch gegen diese von Gott erdachte Ordnung. Zugleich beinhaltet die Erzählung eine Beschreibung dessen, was Sünde ist, ohne daß dieses Wort darin vorkommt. Gott zieht die Menschen zur Rechenschaft. Wie in einem Gerichtsverfahren verhört er sie und spricht das Urteil.
Theologisch gesehen besteht die Sünde darin, daß der Mensch sich gegen die Ordnung Gottes wendet. Er bewirkt damit die Umkehrung der Schöpfung. Gott hat den Menschen aus Staub geschaffen. Die Folge der Sünde ist, daß er zum Staub zurückkehren wird. Psychologisch gesehen bewirkt die Sünde das Bewußtwerden seiner Nacktheit und die damit verbundene Scham. Weiteres führt die Sünde zur Entzweiung der Menschen: Der Mann belastet die Frau, die Frau redet sich auf die Schlange aus. Ökologisch gesehen bewirkt die Sünde die Entzweiung der ganzen Schöpfung. Was Gott für den Menschen geschaffen hat, wendet sich gegen den Menschen.
Antwortpsalm - Ps 98,1-4
Kv - Singet dem Herrn ein neues Lied;
denn er hat wunderbare Taten vollbracht. - Kv
(oder: GL 55,1)
Singt dem HERRN ein neues Lied, *
denn er hat wunderbare Taten vollbracht!
Geholfen hat ihm seine Rechte *
und sein heiliger Arm.- Kv
Der HERR hat sein Heil bekannt gemacht *
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
Er gedachte seiner Huld *
und seiner Treue zum Haus Israel. - Kv
Alle Enden der Erde *
sahen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem HERRN, alle Lande, *
freut euch, jubelt und singt! - Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - Eph 1,3-6. 11-12
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Ephesus:
Gepriesen sei Gott,
der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen,
zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.
In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt
nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt,
wie er es in seinem Willen beschließt;
wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt,
die wir schon früher in Christus gehofft haben.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Martin Leitgöb (2006)
Rudolf Buschmann (2000)
Johann Pock (1998)
Hans Hütter (1996)
Am Beginn des Epheserbriefes steht nach der Angabe des Absenders und der Adressaten und der üblichen Grußformel ein hymnischer Lobpreis auf das Segens-, Erwählungs- und Erlösungshandeln Gottes. Es ist ein dichter Text, in dem die zentrale christliche Heilsbotschaft in komprimierter Form anklingt: Immer schon - d.h. bereits vor der Erschaffung der Welt - hat Gott uns geliebt und wollte unser Heil. Sein rettendes Handeln kulminiert in seinem Sohn Jesus Christus, der den Weg zu Gott neu öffnet. Die Christus angehören, bilden mit ihm eine Gemeinschaft, sind mit Gottes Geist gesegnet und haben Anteil an der Wirklichkeit Gottes. Ihr Erbe - d.h. das, was ihnen sicher ist - ist der Himmel. Der Anspruch für den Menschen aus diesem wunderbaren Geschehen heißt, heilig und untadelig zu leben und damit der Gnade, die ihm zuteil geworden ist, gerecht zu werden.
Es ist zu überlegen, ob es nicht besser ist, den Gesamttext Eph 1,3-14 (vgl. ungekürzte Fassung) zu verlesen. Gerade die ausgelassenen Vers 7-10, 13-14 korrespondieren mit dem Festgeheimnis "Im Hinblick auf den Erlösertod Christi ... hast du ... Maria ... vor jeder Sünde bewahrt" (vgl. Tagesgebet im Messbuch) und dem Wirken des Geistes Gottes in allen Glaubenden beim Wechselspiel von Ungeist (Sündenfall) und Heiligem Geist (Menschwerdung/Erlösung).
Auf die Brieferöffnung (Eph 1,1-2) folgt der große Lobpreis (Eulogie) Verse 3-14. Im griechischen Urtext ist das ein einziger Satz, der zwar (sechs) thematische Einheiten erkennen lässt, aber keine Strophen. Die Exegese sieht in diesem Abschnitt auch kein Gottesdienstlied der frühen Kirche, sondern einen ad hoc geschaffenen Text, zwar im hymnischen Stil, doch Kunstprosa.
Die thematische Gliederung:
- Verse 3-4: Was Gott getan hat, ist zu preisen.
- Verse 5-6: „Aus Liebe" sind wir zur Gemeinschaft und zum Lobpreis berufen.
- Verse 7-8: Diese Liebe ist uns geschenkt im Geliebten (Sohn), der uns erlöst hat und uns mit dem Reichtum seiner Gnaden beschenkt hat.
- Verse 9-10: Diese Gnade bewirkt, dass uns Gottes ewiger Heilswille und sein Heilshandeln bekannt wird und dass "die Fülle der Zeiten" gekommen ist (korrespondierend zu Gal 4,4 – Festlesung am 1. Januar – Hochfest der Gottesmutter)
-Verse 11-12: Hier - wie mehrfach vorher - heißt es "nach" oder "gemäß dem Willen, Plan Gottes". Dieser Plan gilt als Heilsplan seit Ewigkeit her (trotz Sündenfall) und trifft uns, die wir auf Christus hoffen.
- Verse 13-14: Diese Verse bringen erst die eigentliche Anwendung des Gesagten auf den Leser/Hörer. In diesen Schlussversen (die man nicht auslassen sollte) wird deutlich, dass wir alle Anteil haben am Erlösungshandeln Christi.
Es geht beim Fest um mehr als nur die Erwählung Mariens, es geht um die Erwählung aller Glaubenden durch den Kreuzestod Christi und die Geistsendung. Der Verfasser versteht es, heilsgeschichtliche Linien lang auszuziehen.
Paulus stimmt am Beginn seines Briefes an die Gemeinde in Ephesus ein Loblied an (1,3-14). Es bringt einen Aufriß der Erwählungs- und Erlösungsgeschichte des Menschen, die in Christus gipfelt: Vor der Erschaffung der Welt, vor unserer eigenen Schöpfung sind wir zu Söhnen (Kindern) Gottes vorherbestimmt, erwählt. Wir sollten heilig leben; dies ist nicht gelungen - aber das Blut Jesu Christi bringt uns Erlösung. Schließlich bringt Paulus hier auch seine Theologie des "Erbes": Als Söhne (Kinder) Gottes sind wir erbberechtigt - in der Fülle der Zeiten, die Christus bringt.
Gewählt ist diese Stelle für den Festtag aufgrund des folgenden Verses "Erwählt, heilig und untadelig vor Gott zu leben" - dies wird wiederum als in Maria erfüllt angesehen.
Die zweite Lesung bringt eine Art Hymnus aus dem Epheserbrief, einen Lobpreis auf die Erwählung der Getauften. Sprachlich lehnt sich die Komposition an im Judentum gepflegte liturgische Textgattungen an.
"Alle Gliederungsversuche sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das Preislied ist keine thematische Abhandlung, sondern eine Meditation über den Heilsplan Gottes, der in Jesus Christus verwirklicht worden ist. Von verschiedenen Ansätzen her wird dieses zentrales Mysterium beleuchtet, ohne daß es gelingt, den Schleier ganz zu lüften." (J. Ernst).
Unsere Hoffnung Gottes Wort, Die neutestamentlichen Lesungen der Sonn- und Festtage, Auslegung und Verkündigung. Herausgegeben von Otto Knoch und Ehrenfried Schulz, Lesejahr B, Seite 446. Knecht Frankfurt a. M. 1993.
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - Eph 1,3-14
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Ephesus:
Gepriesen sei Gott,
der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen,
zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut,
die Vergebung der Sünden
nach dem Reichtum seiner Gnade.
Durch sie hat er uns reich beschenkt,
in aller Weisheit und Einsicht,
er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan,
wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm.
Er hat beschlossen,
die Fülle der Zeiten heraufzuführen,
das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen,
was im Himmel und auf Erden ist, in ihm.
In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt
nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt,
wie er es in seinem Willen beschließt;
wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt,
die wir schon früher in Christus gehofft haben.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Ruf vor dem Evangelium - Lk 1,28
Halleluja. Halleluja.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir,
du bist gebenedeit unter den Frauen.
Halleluja.
Evangelium - Lk 1,26-38
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel
von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
zu einer Jungfrau gesandt.
Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt,
der aus dem Haus David stammte.
Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein
und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete,
der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede
und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria;
denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden
und einen Sohn wirst du gebären;
dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein
und Sohn des Höchsten genannt werden.
Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen
und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel:
Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr:
Heiliger Geist wird über dich kommen
und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.
Deshalb wird auch das Kind heilig
und Sohn Gottes genannt werden.
Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte,
hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen;
obwohl sie als unfruchtbar gilt,
ist sie schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Danach verließ sie der Engel.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Bibelwerk der Diözese Linz (2024)
Martin Leitgöb (2006)
Johann Pock (1998)
Hans Hütter (1996)
Maria, eine Begnadete
Nachdem das Fest „Mariä Empfängnis“ ein nicht unmittelbar biblisches Fest ist, wurde als Evangelium die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria als liturgischer Evangeliumstext gewählt. Leider ging damit Hand in Hand das Missverständnis in großen Teilen der Gläubigen, es handle sich um die Empfängnis Jesu. Dennoch ist die Auswahl des Textes nachvollziehbar, wenn der Zusammenhang mit der Berufung Marias gesehen wird.
Maria - eine einfache Frau von Gott berufen
Der Evangelist Lukas beschreibt Maria als Frau aus dem Volk, die ihre Berufung von Gott her erfährt. Maria wird als „Begnadete“ angesprochen und in weiterer Folge steht als Erklärung, Maria habe bei Gott Gnade gefunden. Diese Aussagen haben in der Kirche zum glaubenden Bekenntnis geführt, dass Maria bereits von allem Anfang an - also bereits bei ihrer eigenen Empfängnis - im rechten Verhältnis zu Gott stand. In kirchlicher Sprache hieß das: ohne Erbsünde. Das ist keine fromme Leistung des Menschen, sondern ganz und gar Geschenk Gottes.
Jesus - göttliches Menschenkind
Die Aussagen über das angekündigte Kind übertreffen alle menschlichen Erwartungen. Der Evangelist nützt hier den Ort, alle Titel, die in seiner Zeit über Jesus da sind, seinen Hörer:innen und Leser:innen zu verkünden. Solch ein „überirdisches Kind“ muss auch in einem besonderen Mutterschoß heranwachsen.
Ein überlegtes Ja
Maria fragt nach - es ist kein Ja und Amen oder eine erzwungene Einwilligung. Der Engel gibt ihr als Untermauerung seiner Aussagen ein Zeichen: die Schwangerschaft Elisabets, der Mutter des Johannes. Wie schon in den alten Schriften oftmals bezeugt, nimmt Gott sich kinderloser Frauen an und öffnet ihren Mutterschoß (z.B. Sara in Gen 21,1f; Hanna in 1 Sam 1,19f; Rahel in Gen 30,22f). Für Gott ist nichts unmöglich - auch wenn es nach menschlichem Ermessen undenkbar ist.
Maria bezeichnet sich selbst bei ihrem Ja zum Plan Gottes als „Magd des Herrn“. Wie der alttestamentliche „Knecht Gottes“, so ist auch diese Bezeichnung ein Ehren- und Auserwählungstitel und hat nichts mit Unterwürfigkeit und Demut zu tun. Vielmehr ist es Ausdruck ihres Selbstbewusstseins: Sie ist die von Gott Erwählte und sie gibt ihre Zustimmung frei, ungezwungen und bewusst.
Heilsgeschichte - Kooperation von Gott und Mensch
Die Frohbotschaft dieses Evangeliums gibt Zeugnis von einem Gott, der sich ganz auf die Menschen einlässt. Sie stellt uns aber ebenso vor Augen, dass es dazu auch uns Menschen bedarf, die sich auf den Plan Gottes einlassen, die Ja sagen zu ihrer Berufung - egal, wozu auch immer Gott uns braucht. Maria wird exemplarisch als Frau gezeigt, die dies angenommen hat und damit Gottes „Partnerin“ im Heilsgeschehen wurde.
Ingrid Penner
© Diözese Linz. Team Bibelwerk Linz und Glaubenskommunikation
Die Erzählung von der Verkündigung des Engels an die Jungfrau Maria steht im größeren Zusammenhang der Geschichte Gottes mit dem Volk Israel. Während Israel den Willen Gottes immer wieder abgelehnt hat, ist sie bereit, ihn zu erfüllen: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast". Maria steht damit als Repräsentantin für Israel, ja mehr noch: für das gesamte Menschengeschlecht, denn die Offenheit der Jungfrau aus Nazareth für das Heilsangebot Gottes einzigartig und beispielgebend. Eine andere Möglichkeit, auf den Anruf und die Verheißung Gottes zu reagieren, zeigt das Lukasevangelium unmittelbar vorher: Zacharias reagiert auf die Verkündigung des Engels Gabriel, dass seine Frau Elisabeth einen Sohn empfangen werde, mit Zweifeln (vgl. Lk 1,5-25).
Die Erzähltendenz der Verkündigungsszene ist freilich vor jeder mariologischen Aussageabsicht grundlegend christologisch bestimmt. Es soll die Messianität und Gottessohnschaft Jesu theologisch fundiert werden. Das geschieht durch den Hinweis, dass Jesus sein menschliches Dasein der schöpferischen Tat Gottes im Schoß einer Jungfrau verdankt. Aus der Erzählung erfließt als Bekenntnis: Jesus ist der endzeitliche Messias, der den Davidsthron einnehmen wird, er ist der aus einer Jungfrau geborene „Sohn des Höchsten“ bzw. "Sohn Gottes", er ist der "Heilige" Gottes. Im weiteren Verlauf der lukanischen Kindheitsgeschichte, in welche die Verkündigungsszene eingeflochten ist, wird sich die Gottessohnschaft Jesu immer mehr erweisen, sei es beim Besuch Mariens bei Elisabeth, bei der Geburt in Bethlehem oder bei der Darstellung im Tempel. Immer wieder wird die besondere Bedeutung Jesu in prägnanten Worten hervorgehoben.
Die Erzählung will nicht zuletzt das wunderbare Handeln Gottes ins Licht setzen. Zum einen: Gott findet Wege, wie er sich Menschen mitteilt. Im Falle Mariens (wie schon vorher bei Zacharias) sendet er den Engel Gabriel, um seinen Anruf und seine Verheißung kundzutun. Zum anderen: Die Empfängnis des Gottessohnes im Schoß Mariens geschieht durch den Heiligen Geist und die "Kraft des Höchsten". Das Kommen Jesu Christi ist ausschließlich Initiative und Werk Gottes. Es ist nicht eine Frucht menschlichen Handelns. Auf menschlicher Seite sind Verfügbarkeit und Bereitschaft die alleinigen Grundbedingungen, dass Gott Großes, Ja Undenkbares vollbringen kann.
Im Hinblick auf das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria ist die erste Anrede Mariens durch den Engel nach seinem Eintritt relevant: "Sei begrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir". Wie außergewöhnlich dieser Gruß ist, zeigt nicht nur das Erschrecken Mariens, sondern auch der Umstand, dass ein ähnlicher Gruß des Engels in der Parallelerzählung von der Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers an Zacharias fehlt. Maria ist von Gott in besonderer Weise erwählt, die Mutter Jesu zu werden. Die Kirche feiert diese Erwählung mit dem Blick auf die Freiheit Mariens von der Erbschuld vom ersten Augenblick ihres Daseins an. In dieser grundsätzlichen Freiheit von der Erbschuld ist auch ihre Offenheit gegenüber dem Kommen Gottes begründet.
Die Verkündigungsszene gehört zur "Vorgeschichte" im Lukasevangelium (Lk 1-2). Parallel zu den Erzählungen über die Geburt Johannes des Täufers wird jetzt (in Überbietung) von Verkündigung und Geburt Jesu erzählt.
Die Perikope stellt Maria vor: Name, Wohnort, Stand. Dabei legt Lukas Wert auf die messianisch relevanten Angaben: Haus Davids, Galiläa (Lk 4,14). Die Betonung der Jungfernschaft Marias erfolgt zweimal (Vers 27 a.b) - im Hinblick auf die wunderbare Empfängnis Jesu (vgl. den Bezug zu Jes 7,14).
Die Verheißung der Geburt eines Sohnes an Maria wird als Erfüllung der alttestamentlichen Messiasverheißungen gedeutet (V. 31: Gabriel zitiert Jes 7,14; der Thron Davids, die Verheißung der "Herrschaft ohne Ende" sind messianische Themen - vgl. Jes 9,6). Der Perikope geht es also primär um Jesus: um den Nachweis, daß er der verheißene Messias ist - der die Verheißungen (vgl. 2 Sam 7) aber bei weitem übertrifft.
Mariologisch ist das Bild Marias, das Lk entwirft, interessant. Sie ist von Gott begnadet und erwählt (Verse 28, 30), sie ist Magd des Herrn (Vers 28), jungfräuliche Mutter des Messias (Verse 27, 31), Braut des Heiligen Geistes (Vers 35).
Die Wahl dieses Evangeliums für das Fest Mariä Empfängnis kann leicht zum Mißverständnis des Festgeheimnisses führen: Es geht ja nicht um Jesu Empfängnis (von der das Evangelium berichtet). Indirekt ist das Festgeheimnis (das in keiner Bibelstelle direkt erwähnt wird) zu entnehmen: Der Anrede "du Begnadte" (Vers 28) - meint die göttliche Erwählung Marias. Der Engel sagt "der Herr ist mit dir" - und stellt damit eine bereits bestehende Anwesenheit Gottes fest.
Erwählung entspricht nach biblischem Verständnis immer schon Gottes Heilsplan - und zeigt sich bereits in einer Erwählung im Mutterleib (vgl. Jer 1,5; Jes 49,1; Gal 1,15).
Die Erzählung von der Verkündigung der Geburt des Herrn gehört in den Zyklus der sog. Vorgeschichte im Lukasevangelium, ein Sammlung von Erzählungen über die Ankündigung, Geburt und Kindheit Jesu und Johannes des Täufers.
Die Ankündigung der Geburt Jesu (Lk 1,26-38) steht der Ankündigung der Geburt des Johannes (Lk 1,5-25) gegenüber. Vom parallelen Aufbau und vom Inhalt her gehören beide Texte zusammen. Johannes wird als der Vorläufer angekündigt, Jesus als der Sohn des Höchsten, als Sohn Gottes. Während Zacharias dem Engel nicht glaubte, antwortet Maria dem Engel mit "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast."
Der Verfasser ist bemüht, Jesus als den verheißenen Messias aus dem Haus Davids und zugleich dessen Abstammung aus der Kraft des Höchsten auszuweisen. Es ist müßig zu fragen: "Wie soll das geschehen?" Es geht um den Glauben an das "Für Gott ist kein Ding unmöglich". Maria wird als die große Glaubende gezeichnet.
Leben in der Gnade Gottes
Nicht körperliche Unversehrtheit, sondern ohne Sünde
Heute feiern wir die einzigartige Erwählung von Maria aus Nazareth. Sie ist die von Gott Begnadete. Sie hat Gnade gefunden bei Gott, so sagt es der Engel Gabriel.
Das II. Vatikanische Konzil hat das Fest Unbefleckte Empfängnis neu benannt: Fest Mariä Erwählung. Denn was an Maria gerühmt wird, hat nichts mit körperlichen Vorgängen, hat nichts mit Geschlechtlichkeit zu tun. Vielmehr rühmen wir an Maria, dass sie zu keinem Zeitpunkt aus der Gnade Gottes herausgefallen ist. Hiermit ist ihr ganzes Leben gemeint, angefangen von der ersten Sekunde ihres Lebens schon im Mutterleib, als sie von ihren Eltern Joachim und Anna gezeugt wurde, bis zur ihrem Tode.
So wie Christus ist Maria kein einziges Mal der Versuchung zum Bösen erlegen. Sie hat sich nie egoistisch von Gott abgewandt, sondern hat sich immer unter den Willen Gottes gestellt. Sie hat die Gnade Gottes und seine erlösende Macht unvermindert in sich wirken lassen, so dass sie im Ringen gegen das Böse nie allein war und deswegen auch nie vom Bösen bezwungen wurde.
Wir als Kinder unserer Zeit
Jeder Mensch ist Kind seiner Zeit, wie wir allgemein sagen. Wir sprechen auch vom Zeitgeist. In unserer Zeit ist z.B. das Gespür für Freiheit, für die Würde des Einzelnen und auch das Gespür für soziale Gerechtigkeit gut ausgeprägt. Zugleich erleben heute Wahrheit und Treue schlechte Zeiten. Wir werden - mehr als uns bewusst wird - gesteuert von der öffentlichen Meinung und gefälschten Informationen. Man merkt uns unsere Kinderstube an. Wir geraten unter den Einfluss von Freundeskreisen, Nachrichtenportalen, Cliquen oder gar in kriminelles Milieu...
Wenn jemand ein Verbrechen begeht, dann werden im Urteil auch Mitschuldige genannt wie z.B. Versäumnisse in der Erziehung, schlimme Erfahrungen, die einen schwer geschädigt haben, oder Zwänge eines politischen Systems.
Selbst der Apostel Paulus sagt über sich: „Ich stoße also auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will.“ (Röm 7,19).
Maria, die neue Eva
Maria ist nie unter die Räder solcher negativen Kräfte geraten. In ihr ist zum ersten Mal die Erlösung durch Christus voll und ganz zum Tragen gekommen. Maria liefert den Beweis, dass Unglück, Hass und Bosheit keine absoluten Mächte sind. Das pessimistische Sprichwort, der Mensch sei unverbesserlich und der Kampf für das Gute sei aussichtslos, wird durch Maria widerlegt. In Maria wird deutlich: Es gibt eine Heiligkeit, ein Leben, das der absolut erscheinenden Erbsünde nicht unterworfen ist. Wie sehr die Erbsünde auch wirken mag, sie gehört nicht unlösbar und zwingend zu uns Menschen.
Gott hat an Maria den neuen Typ von Mensch vorgestellt, die neue Eva. Maria wollte nicht auf eigene Faust werden wie Gott, sondern als demütige Magd ließ sie Gott in allen Punkten ihres Lebens handeln. Nur so kann man zu wahrer Größe aufsteigen.
Maria ein Zeichen der Hoffnung für uns
Vielleicht haben Sie den einen oder anderen Satz von der heutigen Lesung aus dem Epheserbrief noch in Erinnerung. Da ist nicht von Maria die Rede, sondern von uns: Gott wird gepriesen, weil er uns gesegnet und erwählt hat, weil er uns im Voraus zur Gotteskindschaft bestimmt und begnadet hat. Hier wird etwas Ähnliches über uns ausgesagt, was wir an Maria rühmen. Christus setzt auch für uns seine ganze Liebe ein, dass wir zur Fülle des Lebens, zum vollendeten Glück gelangen, auch wenn wir nicht so vorbehaltlos in der Nachfolge Christi leben wie Maria.
Das heutige Fest Mariä Erwählung kann uns Mut machen, denn nicht unsere eigene Anstrengung und Leistung sind das Entscheidende, sondern wie wir Gott zu uns kommen und auf uns einwirken lassen.
Maria kann uns helfen, dass wir nicht pessimistisch werden und vor den anstehenden Problemen resignieren. Maria steht uns bei, dass unsere Welt nicht zum Teufel geht, sondern dass es einmal gut enden wird. Am Ende siegt nicht die Bosheit, sondern Gottes heile Welt wird sich durchsetzen. Dann wird es weder Trauer noch Klage noch Schmerz geben.
So wird der heutige Marientag zum Tag der Verheißung für uns. Gott wird auch in uns das gute Werk vollenden, das er in der Taufe begonnen hat.
Maria, Lebensmodell und Vorbild
Wie Gott sein wollen
Von der Ausdrucksweise und auch vom Inhalt her haben wir es mit dem wahrscheinlich schwierigsten Marienfest zu tun. Erste und zweite Lesung erwähnen sie nicht einmal namentlich, und im Evangelium gibt es nur ein kurzes Zwiegespräch zwischen dem Engel und der künftigen Gottesmutter. In der Kunst finden wir sehr viele Darstellungen von der Begegnung Mariens mit dem Engel Gabriel.
Was soll uns an diesem Festtag besonders in Erinnerung gerufen werden, wenn Text- und Quellenlage schon so schwierig sind? Zum Inhalt dieses Festes werden wir nur in kleinen Schritten kommen, wenn wir guten Einblick in diese Texte nehmen können. Es geht um den erlösungsbedürftigen Menschen, der sich von der Liebe Gottes abgekoppelt hat: Seinwollen wie Gott. Das ist die Ursünde. Wir kennen sie mit dem eher problematischen Ausdruck „Erbsünde“. Mit diesem Abschnitt aus dem Buch Genesis beginnt die Existenzanalyse des Menschen.
Seinwollen wie Gott heißt auch: Der Mensch schafft sich sein eigenes gottgleiches Paradies und scheitert dabei, wie die Geschichte zeigt. Einkaufsparadies, Arbeiterparadies. Ein bekannter Spruch sagt: Wer das Paradies auf Erden schaffen will, schafft die Hölle. Tatsächlich ist es so. Totalitäre Systeme gehen aufgrund menschlicher Fehlhaltungen wie Gier, Machtgehabe bis zur Machtbesoffenheit, zugrunde, Einkaufsparadiese und ihre Tempel gehen pleite, nichts hat ewig Bestand. Durch die Technik nimmt der Mensch göttliche Eigenschaften an und glaubt auch, wie Gott zu sein. Er rückt in die Nähe der Allwissenheit, kann weltweit präsent sein. Mit Hilfe der Digitalisierung koppelt sich - wie erwähnt - der Mensch von der Liebe Gottes ab und jetzt, so geschieht es bereits zumindest in Ansätzen, koppelt sich der Computer vom Menschen ab.
Im Buch Genesis (Gen 6,6) heißt es sogar: „Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh.“ Da könnten wir jetzt fragen: Wenn Gott allwissend ist, wieso schafft er den Menschen und gibt ihm dazu noch die Schöpfung, mit der er offenbar nicht umgehen kann, als Geschenk? Die Antwort wird wohl so lauten: Weil er es wollte.
Dazu kommt noch, dass der Mensch als gleichwertiger Partner mit dem freien Willen ausgestattet ist. Gott will keine Marionette, sondern einen freien Menschen mit freiem Willen. Wie viel davon wirklich wirksam wird, darüber lässt sich heftig diskutieren. Tatsache ist aber, dass der Mensch Entscheidungsfreiheit hat. In dieser komplexen Welt werden wir laufend vor Entscheidungen in großen Fragen, was Beziehung und Beruf betrifft, gestellt. Sogar in den verschiedenen wesentlich kleineren Belangen des Alltags müssen wir Entscheidungen treffen. Vor dem Empfang der Kommunion erhebt der Priester den Kelch mit der zerbrochenen Hostie und spricht: Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Die Sünde: peccatum originale, Ursünde: Seinwollen wie Gott. Daraus entstehen dann die vielen anderen Sünden wie Gier, Geiz, Neid, Hass, Größenwahn, etc.
Wie der Mensch sein sollte
Was hat das alles mit der Gottesmutter und mit dem Inhalt des heutigen Festes zu tun? In der Person Mariens stellt uns Gott vor Augen, wie er den Menschen gemeint hat, ein Vorbild also. Das Evangelium zeigt uns, wie diese Vorbildwirkung Marias ausgesehen hat. Sie hört hin und überlegt. Beides ist für eine Entscheidung wichtig. Spontane Entscheidungen sind eher selten gut. Wer hört, zuhört, wird berührt. Maria hat sich von dieser Botschaft berühren lassen. Diese Botschaft ist so gewaltig, dass sie erschrickt. Das macht Angst und ist zutiefst menschlich.
Es ist ganz ähnlich, wenn wir vor eine große Aufgabe gestellt werden. Da tauchen viele spontane Fragen und Gedanken auf: Werde ich das können? Das schaffe ich nicht! Möglicherweise kommt aber auch schon etwas Freude dazu. Man ist eben in dieser Gefühlswelt hin und hergerissen. Maria wird es so ähnlich ergangen sein. Deshalb ist dieses Trostwort, das an Maria gerichtet ist, so wichtig: „Fürchte dich nicht, denn du hast bei Gott Gnade gefunden.“ Gnade als liebende Zuwendung sagt der Engel der Gottesmutter zu und verspricht ihr den Heiligen Geist. So spricht dann Maria ihr freiwilliges Ja zu diesem Erlösungswerk.
Maria als „conceptio immaculata“, als Lebenskonzept, Lebensmodell für uns alle, sie ist von dieser Ursünde des Menschen befreit worden und dient so als Vorbild auch für unsere Lebensgestaltung mit dem Hinweis: "Tut, was Er euch sagt!“Die Versuchung bei diesem Fest ist groß, das alles nur aus der sexuellen Perspektive zu sehen.
Zusammengefasst: Maria ist für uns zum Lebensmodell und Vorbild geworden mit dem wichtigen Hinweis: Tut, was Er euch sagt!
Ein Dankfest für die Gnade Gottes
Privilegien - ein heikles Thema
„Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten…“, heißt es im 1. Artikel der Menschenrechtskonvention. In der Praxis erleben wir jedoch immer wieder, dass manche Menschen „gleicher“ sind, für sich Privilegien beanspruchen, Vorrechte für sich in Anspruch nehmen. Das Ringen um Gleichheit durchzieht die ganze Politik, sowohl in den einzelnen Staaten wie auch über alle Länder und Völker hinweg. Besonders in Wahlkämpfen versuchen sich immer wieder einzelne Parteien als Kämpfer gegen Privilegien zu profilieren. Umso bitterer ist es, wenn sich später herausstellt, dass einzelne Personen sich Freiheiten herausnehmen und sich über den „Pöbel“ erhaben fühlen.
Bitter ist es, wenn sich höhere kirchliche Verantwortungsträger Privilegien herausnehmen und einen Lebensstil pflegen, der dem Anspruch der Gleichheit und dem Anspruch des dem Volke Gottes Dienens widerspricht. Die Wurzeln solcher Übel liegen in der Vergangenheit, in der sich staatliche wie kirchliche Würdenträger – allein schon diese Bezeichnung widerspricht dem Grundsatz der Gleichheit an Würde – als von Gottes Gnaden Berufene verstanden haben.
Das "Gnadenprivileg" der Gottesmutter
Heute feiern wir ein besonderes Privileg der Gottesmutter Maria. Am 8. Dezember 1854 erklärte Papst Pius IX.: „Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde, ist von Gott offenbart und darum von allen Gläubigen fest und beständig zu glauben“.
Was bedeutet und beinhaltet dieses „Gnadenprivileg“? - Wir dürfen nicht müde werden, immer wieder daran zu erinnern, dass es dabei um eine theologische Aussage geht. Gott hat Maria, das Mädchen aus Nazareth, von Anbeginn ihres Lebens, also schon vor ihrer Geburt, zur Mutter seines Sohnes erwählt und sie von der "Erbsünde" befreit.
Es ist in jeder Hinsicht müßig, diese Erwählung Gottes biologisch zu hinterfragen. Was die Theologen „Erbsünde“ nennen, ist keine moralische Kategorie, sie kann nur theologisch verstanden werden. Die biblische Erzählung vom Sündenfall der ersten Menschen ist nicht als historische Begebenheit zu verstehen, sondern beschreibt in unübertrefflicher Weise, was Sünde in ihrem innersten Kern ist: Der Mensch ist von Anfang an misstrauisch, auch gegen Gott, seinen Schöpfer; er will gescheiter sein als sein Schöpfer und er ist verführbar.
Maria, so sagt ein breiter Überlieferungsstrang des Christentums, ist von diesem Misstrauen gegenüber Gott ausgenommen. So hören wir es auch in der Erzählung von der Verkündigung durch den Engel Gottes, dass sie die Mutter Jesu, des Sohnes des Höchsten, werden soll. Maria reagiert mit Ergebenheit in den Willen Gottes und nimmt dieses „Gnadenprivileg“ in Demut als Dienerin Gottes, als "Magd des Herrn" an. Im Laufe der Theologiegeschichte ist den Christen immer deutlicher bewusst geworden, dass dieser Frau eine Schlüsselstellung in der Heilsgeschichte zukommt. Mit Recht schauen wir zu ihr auf, freuen uns mit ihr und bewundern ihre Größe.
Dank für die Gnade Gottes
Wir feiern heute die Gottesmutter Maria nicht, weil sie „etwas Besonderes“ ist, bei all ihrer persönlichen Integrität und Vorbildlichkeit auch nicht, weil sie „besser als alle anderen Menschen“ ist, wir feiern sie, weil sie offen war für die Pläne und das Wirken Gottes.
Maria hat uns in ihrer Bescheidenheit und Einfachheit vorgelebt, wie wir das Gnadengeschenk Gottes annehmen können, ohne uns über andere zu erheben, indem auch wir bereit sind, uns auf den Heilsplan Gottes einzulassen und unser Leben in seinen Dienst zu stellen.
Das heutige Fest ist nicht nur ein Fest der Gottesmutter. Es ist vor allem ein Fest des Dankes und Lobpreises der Gnade Gottes. Durch die Gnade Gottes ist sie, was sie ist: Mutter des Sohnes Gottes. Der Apostel Paulus sagt im ersten Brief an die Korinther von sich selbst: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben.“ (1 Kor 15,10). In der zweiten Lesung aus dem Brief des Apostels an die Christen in Ephesus haben wir einen Hymnus und Lobpreis auf die Gnade Gottes gehört:
„Denn in ihm hat er uns erwählt
vor der Grundlegung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und zu ihm zu gelangen
nach seinem gnädigen Willen,
zum Lob seiner herrlichen Gnade.“
Vorbereitung auf Weihnachten
Der heutige Festtag ist eine gute Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Zu Weihnachten feiern wir unsere Freude und den Dank, dass er uns seinen Sohn geschenkt hat. Von ihm sagt der Evangelist Johannes: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade über Gnade". (Joh 1,16).
Erwählung und Verantwortung
Schuldfrage
Wer ist schuld? Die Frau, die den Menschen verführt hat? Die Schlange, die die Frau verführt hat? In der Lesung aus dem Buch Genesis wird die Schlange von Gott verflucht, also scheint doch alles klar zu sein. Aber ist es tatsächlich so einfach?
Auch wir suchen gerne nach Schuldigen. Wir suchen sie in unserem Umfeld, in der Vergangenheit, in unserer Familie, in unserer Prägung. Tatsächlich ist es so, dass es ein Umfeld geben mag, in dem negative Neigungen stärker wachsen können als positive. Doch Schuld wird nicht vererbt. Die Lehre der Erbsünde, die auf den Heiligen Augustinus zurückgeht, bedeutet nicht automatisch, dass wir alle die Sünde geerbt haben. Das ist nicht zu verstehen, wie etwas, das biologisch vererbt wird. Daher hat auch Papst Benedikt XVI. die kirchliche Lehre insofern verändert, als dass ungetaufte Kinder nicht mehr in den „limbus puerorum“ kommen. Damit durchbricht er eine Lehre, die Gottes Barmherzigkeit nicht ganz ernst nimmt – zugegebenermaßen aus einer Sorge um diese ungetauften Kinder heraus.
Erwählung und Verantwortung
Wenn wir heute das Fest der „ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria“ feiern, dann geht es hier wohl um zwei Punkte:
1. Gott hat Maria erwählt. Er wollte, dass sie die Mutter seines Sohnes ist und hat sie daher vor der Verstrickung der Sünde bewahrt und zwar schon seit dem Augenblick ihrer Empfängnis, an die wir heute denken. Die Liebe von Anna und Joachim hat in Maria „Hand und Fuß“ bekommen.
2. Maria hat JA gesagt zu dieser Erwählung durch Gott. Sie hat Verantwortung für das übernommen, was Gott ihr zugemutet hat.
Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, ist von jedem und jeder von uns gefragt. Wir leben in einer sehr schwierigen und herausfordernden Zeit. Egal, ob Lockdown oder nicht, wir alle sind gefordert, verantwortlich zu leben und unseren Teil dazu beizutragen, dass das Leben vieler Menschen gelingen kann. Ich sehe es sehr kritisch, dass nun bestimmten Gruppen – nämlich den Ungeimpften – die Verantwortung für Lockdowns oder andere Maßnahmen zugeschoben wird. Als mündige Menschen und Christ*innen ist jede*r von uns gefordert, das zum Gelingen eines gesellschaftlichen Lebens beizutragen, das ihr/ihm möglich ist. Gerade jetzt müssen wir spaltende Tendenzen erkennen und versuchen, ihnen in Toleranz und Dialogbereitschaft zu begegnen.
Auf jede*n Einzelnen kommt es an
Für die meisten von uns ist diese Pandemie wahrscheinlich die größte Herausforderung im Leben. Ich fühle mich oft hilflos, weiß nicht, was das Richtige ist. Gesprächsbereitschaft mit anderen Menschen, Austausch über Hilfsmöglichkeiten für alle, die es jetzt besonders schwer haben und Nachdenken über das Wesentliche im Leben lassen mich hoffen, dass wir es als Gesellschaft gemeinsam schaffen können.
Gott hat jede*n von uns erwählt, ich bin mir sicher, dass jede*r von uns einen bestimmten „Auftrag“ hat. Wenn ich mein JA dazu sage wie Maria, dann vertraue ich darauf, dass er mich führen wird. Auch dann, wenn es herausfordernd ist, wenn ich vielleicht lieber die Schuldfrage stellen würde, die uns aber in die Irre führt. Machen auch wir uns bereit in diesem Advent, Christus in die Welt zu bringen, jede*r mit den eigenen Talenten und Fähigkeiten und vertrauen wir darauf, dass Gott an unserer Seite ist.
»Unbefleckte Empfängnis« Marias
Missverständnisse und Erklärungsbedarf
Es ist ein Fest mit großen Missverständnissen und Erklärungsbedarf, der offenbar jährlich wiederholt werden muss.
Die Schwierigkeiten beginnen bereits mit der Biographie der Gottesmutter. Neun Monate vor Maria Geburt (= 8. September) erinnert die Kirche an die „Empfängnis Mariens“ durch ihre Eltern Joachim und Anna. Die Bibel sagt kaum etwas über die Herkunft Mariens, überhaupt nichts über ihre Eltern, es gibt wohl einige Legenden. Die Namen der Eltern erfahren wir aus den „apokryphen Schriften“. So nennt man jene Schriften, die wohl christliche Inhalte haben, aber nicht in die Liste der biblischen Bücher aufgenommen wurden, sondern neben der Bibel "im Verborgenen" weiter existieren.
Erbsünde und Jungfrau: Der Ausdruck „Erbsünde“ ist nicht in der Bibel zu finden und hat viele theologische Diskussionen ausgelöst. Kritisch denkende Menschen fragen, wie man eine Sünde erben bzw. vererben kann. Wir sprechen heute besser von Sündenverflochtenheit, bzw. Verstrickung in sündige Strukturen.
Das Buch Genesis beschreibt die Ursünde des Menschen als Seinwollen wie Gott. Die Schöpfung ist sehr unvollständig... Eine Stelle des Römerbriefs macht das deutlich: „Die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll […] Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt […] aber auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne (und Töchter) offenbar werden.“ (Röm.8,18- 22).
Das zeigt auch das Buch Genesis. Wir hörten heute von der Zweiheit des Menschen, also von Mann und Frau. Der Mensch ist nicht eins, einer allein, nur Gott ist eins. In der 1. Lesung wird uns vor Augen geführt, dass der Mensch wie Gott sein will und dadurch seine Grenzen überschreitet. Adam (= Mensch) wo bist du? Und etwas weiter: „Hast du von demBaum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?“ Gott sucht den Menschen, und er offenbart sich im Menschen durch Maria.
Immaculata Conceptio
Die lateinische Bezeichnung dieses Festes ermöglicht eine weitere Sichtweise: „Maria immaculataconceptio“ Das Wort „Konzept“ bedeutet in diesem Zusammenhang auch „Lebensmodell“, „Entwurf“. Maria ist als gelungener Lebensentwurf anzusehen, ein geglücktes Modell des Menschseins trotz allem Leides und Kummers, den auch sie zu ertragen hat, wie wir alle. Maria hat in Freiheit »ja« zu ihrem Lebensweg gesagt. Gott will auch unsere Freiheit, das heißt, wir sind so wie Maria frei zum Heilsplan Gottes »ja« oder »nein« zu sagen.
"Immaculata": Sie kennen den Ausdruck „Makuladegeneration“. So bezeichnet man einen Fleck im Zentrum der Augen-Netzhaut. Ältere Menschen leiden oft darunter. Worum geht es bei dieser "Befleckung"? Die Sünde (»peccatum originale«, Ursünde, problematisch: Erbsünde) ist weg, aber nicht ihre Folgen, weil Sünde meistens auch eine soziale Dimension hat, Sünde als bewusste Absonderung von der Liebe Gottes. Wir könnten sagen: Maria war von Anfang an fleckenfrei. Es geht somit nicht um eine Diskussion um die gynäkologische Möglichkeit einer Jungfrauengeburt, es geht auch nicht um den besungenen und viel zitierten Apfel vom Baum, schlecht übersetzt. Es müsste heißen, das Böse, das Verderbliche kam durch die Ursünde in die Welt.
Gott hat durch Maria mit der Menschheit einen neuen Anfang gemacht, indem er durch die Geburt Jesu den Menschen entgegenkommt. Wir sollen ihm besonders jetzt in der Adventzeit entgegengehen und ohne Zwang »ja« sagen zu seiner Nachfolge.
Eine außergewöhnliche Beziehung
"Beziehungsstatus"
Wie ist es um Ihre Beziehungen bestellt? – Ich weiß, dass das eine sehr indiskrete Frage ist und erwarte mir keine unmittelbare Antwort von Ihnen hier in der Kirche. Vielmehr lade ich Sie heute ein, mit mir gemeinsam über Beziehungen nachzudenken und jede/n von Ihnen, das zuhause weiterzuführen.
Gerade in der nun schon lange andauernden Zeit der Pandemie, in der die oberste Devise lautet „Abstand halten!“ tut es gut, wenn wir unsere Beziehungen unter die Lupe nehmen. Sie sind es auf jeden Fall wert, denn ohne Beziehung kann unser Leben nicht gelingen. Wir pflegen sehr viele unterschiedliche Beziehungen: persönliche, professionelle; flüchtige. Da fällt uns allen viel ein. Als gläubige Menschen ist uns eine besondere Beziehung geschenkt: die Beziehung mit Gott. Auch sie pflegen und leben wir sehr individuell, es gibt mit Sicherheit Hochs und Tiefs darin. Das hängt von vielen Faktoren ab und hat immer mit unserer persönlichen Lebenssituation zu tun.
Eine besondere Beziehung
Am heutigen Festtag der unbefleckten Empfängnis Mariens geht es um die besondere Beziehung Marias zu Gott. Noch bevor sie das Licht der Welt erblickt, ist sie auserwählt von Gott und ganz besonders von ihm angenommen. Verwirrend sind an diesem Festtag die biblischen Lesungen, zumindest das Evangelium, das uns leicht auf eine falsche Spur bringen kann.
Doch die erste Lesung aus dem Buch Genesis hat uns viel zum Thema Beziehungen zu sagen. Wir kennen die Geschichte ziemlich gut, aber leider ist dieser Abschnitt sehr oft fehlinterpretiert und auf das Versagen Evas reduziert worden. Ihr wurde dann Maria als positives Gegenbild gegenübergestellt – aber so einfach ist es in diesem Fall nicht! In der Lesung aus Genesis 3 geht es um Beziehungen zwischen Mensch und Tier, zwischen den Menschen untereinander und zwischen Mensch und Gott.
Im Hebräischen wird deutlich, dass es eine Erzählung über den Menschen (adam) ist. Statt weise (aram) zu werden, fühlen sie sich nackt (erom) und schämen sich dafür. Es ist kein Tatsachenbericht, sondern eine Erzählung über die Realität des Menschseins, wo eben nicht immer alles so rund läuft. Es hätte doch alles so schön sein, ja paradiesisch bleiben können, wie es im zweiten Schöpfungsbericht in Genesis 2 beschrieben ist. Die Übertretung des Verbots, vom Baum der Erkenntnis zu essen, hat zur Folge, dass Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben werden. Doch wenn wir genau hinhören, dann fällt uns auf, dass Gott weder Adam noch Eva, sondern die Schlange verflucht. Und ein zweites wichtiges Detail: in der ganzen Erzählung kommt kein einziges Mal das Wort Sünde vor. Trotzdem ist es für seit jeher die „Sündenfallgeschichte“.
Eine besondere Begabung
In Vers 22, den wir in der Lesung nicht gehört haben, sagt Gott „Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden, dass er Gut und Böse erkennt.“ Mit dieser Gabe müssen und dürfen wir seither leben. Wir haben damit eine große Verantwortung, Dinge genau zu hinterfragen und uns täglich neu zu bemühen, das Gute zu tun und das Böse zu lassen – schließlich können wir es erkennen. Die Erzählung darüber, wie der Mensch seine Kompetenz zwischen Gut und Böse zu unterscheiden bekommen hat, bietet die realistische Kontrastfolie zur Paradiesesgeschichte in Genesis 2, die beiden Geschichten müssen gemeinsam gelesen werden. Wir leben in der Spannung, dass das Leben so ist, wie es Genesis 3 erzählt, aber es muss nicht so sein, wenn wir unser Leitbild von Genesis 2 her ableiten. Nehmen Sie sich heute Nachmittag Zeit und lesen Sie Gen 1 -3; Ihnen werden die Augen aufgehen!
Beziehungspflege
Für unsere Beziehungen bedeutet das, immer wieder und immer neu gut hinzuschauen, in Kommunikation bzw. in Kommunion zu bleiben mit denen, die mir am Herzen liegen. Das gilt auch für die Beziehung mit Gott, der mich zuerst geliebt hat und der mir die Kraft gibt, mein Leben in seinen und den Dienst der Menschen zu stellen. Auch wenn das manchmal bedeutet, Beziehungen eine Zeit lang virtuell bzw. ohne enge persönliche und körperliche Nähe zu pflegen. Die Beziehung zu Gott ist davon ausgenommen, da er immer (für mich) da ist, auch wenn ich mich hinter einer Maske verstecke oder mich nicht mit meinem Innersten beschäftigen will.
Jedenfalls ist mir Maria ein Vorbild für meine Gottesbeziehung. Sie hat vorbehaltlos JA gesagt, aber auch pragmatisch hinterfragt, wie das geschehen soll. Diesem „wie“ in Ihrer Gottesbeziehung auf die Spur zu kommen – dazu lade ich ein.
Verführt, verstrickt, unfrei - Menschen unter vielfältigen Zwängen
Zwiespalt in der menschlichen Existenz
In der Vorbereitung auf die heutige Feier habe ich Kinder gefragt: Glaubt ihr, dass der Mensch von Grund auf gut ist, oder ist auch Böses in ihm? Die Kinder haben mir geantwortet: Im Menschen ist das Gute und das Böse, er kann sich entscheiden, eine Richtung einzuschlagen. Der Mensch ist nicht nur gut. Böses kommt auch von den Tieren, vor denen er sich fürchtet (Löwe, Schlange...)
Der Text der heutigen Lesung ist Ihnen sicher schon von Kindheit her bekannt: aus dem Katechismus, vom Religionsunterricht oder Kinderbibeln. Diese Erzählung aus dem ersten Testament will eine Geschichte dazu liefern, warum das Verhältnis von Mensch zu Gott oft ein gestörtes, belastetes, mit Schuld beladenes ist; und dazu auch noch erklären, warum das Verhältnis von Mann und Frau so kompliziert ist - in Anziehung, Abhängigkeit, Über- oder Unterordnung, mit Misstrauen und Schuldzuweisungen verbunden.
Menschen geben sich nicht mit paradiesischer Unschuld zufrieden, sie wollen den Dingen auf den Grund gehen, Grenzen überschreiten und eigene Akzente im Leben setzen. Gut und Böse zu unterscheiden, ist da eine verlockende, gottgleiche Fähigkeit: moralisch zu handeln und zu urteilen, hebt Menschen von Tieren ab, stellt Menschen - als Richter und Gerichtete - über- und untereinander, macht Reflexion und Nachdenken über das eigene Handeln möglich - und zugleich nötig. Dieser Schritt, in einigen Belangen quasi wie Gott zu sein, vertreibt uns aus dem Paradies kindlicher Naivität.
Urschuld und Erbsünde
Was in jüdischer Tradition den Zwiespalt in der menschlichen Existenz beschrieb, wurde in der christlichen Tradition zur Urschuld, Ursprungssünde oder „Erbsünde" - also einer Schuld und Sünde, die uns „von Adam und Eva her“ alle betrifft. „Erbsünde" wurde zum theologischen Streitgegenstand, leider oft auch mit Sexualität in Verbindung gebracht, und braucht - so denke ich - heute neue Deutungen bzw. Verbindungen mit dem, wie wir die Gebrochenheit des Lebens im Alltag erleben.
Zwei Gedanken möchte ich ihnen anbieten:
Dass in mir nicht nur gute Gedanken wohnen, sondern auch finstere und böse, erlebe ich oft. Meine erworbenen Moralvorstellungen und mein gebildetes Gewissen, zusammen mit einer guten Impulskontrolle, halten mich meist davon ab, diese schwarzen Ideen in die Tat umzusetzen. Aber dennoch handeln (oder unterlassen) wir trotz besserem Wissen gegen das Gute, gegen andere, gegen Gott. Diese Tendenz gibt es in uns.
Und wir können „Erbsünde" so lesen, dass jede und jeder von uns schon vom Mutterleib an eingebunden ist in vielfältige Zusammenhänge: in mehr oder weniger problematische Familiengeschichten, in die Zustände in einem Land, in Arbeitsverhältnisse, in Machtgefälle, in die ökologischen oder wirtschaftlichen „Schulden" des Geburtslandes und vieles mehr. Einige dieser Strukturen sind ungerecht, und ich kann ihnen fast gar nicht entkommen und mache mich mit meinem Handeln oder auch Nicht-Handeln zur Komplizin des Unrechts, mitschuldig:
Welche Kleidung ich kaufe (wo und unter welchen Umständen sie produziert wurde, welchen Hungerlohn die NäherInnen dafür bekamen), woher meine Nahrung kommt und wer sie wie herstellt, dass ich fossile Treibstoffe tanke, um von A nach B zu kommen (und es geht fast nicht anders), dass ich mich ohnmächtig fühle gegenüber dem erweiterten Bürgerkrieg in Syrien, dass ich im privilegierten Österreich lebe, dass unsere Regierenden Asylgesetze verschärft haben, und vieles mehr.
Keine paradiesische Unschuld
Den Zustand der paradiesischen Unschuld, den gibt es auch hier nicht: Ich muss mich kleiden, muss essen, wohnen, muss auch mobil sein, Geld verdienen, abschalten können. Aber ich weiß - oder kann ganz leicht wissen, wenn ich mich nur ein wenig informiere - wie ungerecht es auf dieser Welt zugeht, ich kann sie in kleinen Teilbereichen ändern, aber nur ein klein wenig. Mehr bewegen lässt sich in Solidarität und Verbundenheit mit anderen.
Soll ich mich als Eremitin in ein einfachstes Leben zurückziehen? - Aber entziehe ich mich da nicht auch der Gemeinschaft, mit meinen Fähigkeiten, nehme ich mich und mein Änderungspotential damit nicht ganz aus dem Spiel?
heil und hell sein
Mit dem heutigen Feiertag „Mariä Empfängnis“ ist auch folgendes gemeint: Eines Tages werden auch wir - wie Maria schon vor uns - heil und hell sein, so wie wir gedacht sind von Gott her, so wie Maria schon beschenkt wurde. - Maria, ein Mensch wie wir mit Bedenken, Zweifel, Schmerz und Vertrauen auf Gott.
Zwar sind wir täglich von Schuld, Versagen und Unheil umgeben, „verbandelt damit, verstrickt darin“ - was aber noch wichtiger ist: Wir sind gehalten und getragen von der Gnade und Liebe Gottes, die wir immer wieder als Weihnachtsgeschenk annehmen dürfen.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-E., Pastoralassistentin St. Franzikus/Wels
"Sei gegrüßt, du Begnadete!“
Ein Tag der Frauen
Einen Tag der Frauen könnte man den heutigen Festtag nennen: Schon allein der Name „Mariä unbefleckte Empfängnis“ lässt auf zwei Frauen schließen: Mutter und Tochter!
Da ist Anna, wie die Mutter Mariens in apokryphen Schriften genannt wird, die ihre Tochter Maria, unbefleckt, in heiligmachender Gnade(wie es das Dogma verkündet) empfangen hat.
Gehen wir einen Schritt weiter bzw. in der Bibel zurück: „Maria wird häufig als die „neue Eva“ bezeichnet“. Eine dritte Frau, die im Zusammenhang mit dem heutigen Festtag nicht fehlen sollte.
Wo bleiben da die Männer, könnte man sich fragen. Die sind schon da, ohne dass wir eigentlich von ihnen gesprochen haben. Wie geht das? Ganz einfach – es waren Männer, nicht nur die biblischen Autoren, die über diese Frauen geschrieben haben, die dadurch unser Bild von ihnen geprägt haben. Zum Beispiel der hl. Ephraim (Ephräm) der Syrer, ein Theologe und Kirchenlehrer aus dem 4. Jhd schreibt: „Maria ist einerseits ein Abbild Evas in ihrer Reinheit und Unversehrtheit vor dem Sündenfall, andererseits ein Gegenbild Evas, insofern Eva die Ursache des Verderbens, Maria aber die Ursache des Heiles ist.“
Wie kommt es, dass die „erste“ Eva, die Frau aus den biblischen Schöpfungserzählungen, so ein schlechtes Image im Laufe der Geschichte erfahren hat? In „ Adam und seine Geschichte!“ wird ersichtlich, was diesem schlechten Ruf zugrunde liegt:
Adam: „Gib mir die Äpfel“ …
Eva: „Du hast selber einen“ …
… „Und was passiert, wenn ich sie dir nicht gebe?“
Adam: „Dann wird es Schwierigkeiten geben, und es wird dein Fehler sein!“
Eva: „Warum sollte es mein Fehler sein?“
Adam: „Weil die Geschichte so geht und jeder, der es hört, wird zustimmen.“
Eva: „Und was ist mit mir? Warum werden sie nicht denken, dass es auch dein Fehler ist?“
Adam: „Weil ich es sein werde, der die Geschichte erzählt! Ich, der Mann!“
(Volltext siehe Kontexte!)
Es ist so wie wir es eben gehört haben: Männer haben die Erzählungen der Bibel, sowohl im Ersten Testament, wie auch im zweiten Testament verfasst, und so ihr Bild von Frauen weiter gegeben. Sie waren geprägt von ihrem männlichen Selbstverständnis der damaligen patriarchalen Gesellschaft.
Und Maria, von Anna und Joachim gezeugt, ohne Makel empfangen, wie sieht sie ihre, vor allem von Männern geprägte Beschreibung im Laufe der Jahrhunderte? - Im „ Gespräch mit dem Engel!“ werden wir von ihrer Sichtweise hören:
Gabriel: Maria!
Maria: Ja, ich höre! Bist du es?
Gabriel: Du hast mich nach so langer Zeit wieder erkannt?
Maria: Wie könnte ich dich vergessen, Gabriel! Damals: dein Besuch, deine Worte, deine Botschaft- es ist, als wenn es gestern gewesen wäre!
Gabriel: Aber dieses Mal komme ich nicht mit einer Botschaft. Ich möchte dich fragen, ob du dich in den abertausenden Bildern, die man seit ewiger Zeit von dir verbreitet hat, wieder entdeckst?
Maria: Männer und Frauen, sie alle haben gewisse Vorstellungen von mir. Woher ihre Bilder über mich stammen, übersteigt meine Vorstellungskraft. Ob ich mich in einem dieser Bilder erkenne? Das kann ich so nicht sagen.
Aber für die Menschen, die sie entworfen haben, sind sie wichtig und richtig. Ich werde sie ihnen lassen.
Gabriel: Bist du zufrieden, über das, wie die Evangelisten von dir in ihren Texten weiter erzählt haben?
Maria: Es sind nicht viele Stellen in den Evangelien, wo ich erwähnt werde. Aber etwas möchte ich hervorheben: ich werde in den Erzählungen bei meinem Namen, Maria, genannt. Das schätze sehr. Denn in meiner Zeit war das nicht immer so, dass Männer eine Frau beim Namen nannten.
Gabriel: Gibt es etwas, was dich berührt, beeindruckt aus den Erzählungen in der Bibel?
Maria: Was mich sehr beschäftig, ist, dass Lukas mich das Magnificat singen lässt. Er stellt mich so als Frau in die Tradition des Glaubens meiner Väter und Mütter. Hannah hat einst diesen Lobpreis gesungen und Jahrhunderte später wird er mir in den Mund gelegt! Warum Lukas das getan hat? Warum hat er mich so hervorgehoben? Es sind wunderbare Worte, womit ich da Gott den Lobpreis singe.
Gabriel: Du bist nicht die einzige Frau, die in der Bibel zu Wort kommt, die in der Bibel von den männlichen Autoren eine gewisse Wertschätzung erfahren. Wie siehst du das, dass auch du zu den Frauen der Bibel gehörst?
Maria: Ich fühle mich unter den Frauen in der Bibel einfach zu Hause.
Was mich an vielen biblischen Frauengestalten fasziniert, ist vor allem ihr Widerstand, von dem in den biblischen Geschichten erzählt wird. Widerstand gegen die Ungerechtigkeit, gegen die Passivität in Situationen, wo gehandelt werden sollte – und das in der damaligen patriarchalischen Welt. Es ist einfach wunderbar, dass auch ich zu ihnen gehöre.
Gabriel: Heute ist in der Kirche ein Tag der Frauen, sie haben Platz genommen, sie werden bei ihrem Namen genannt, so wie du, Maria oder deine Mutter Anna. Es hat lange gedauert bis von Frauen wahrhaftig und wirklichkeitsgetreu erzählt werden kann. Einst bin ich mit den Worten „Sei gegrüßt, du Begnadete!“ in dein Leben getreten. Heute möchte ich mich mit diesem Gruß bei dir, Maria, verabschieden. Möge die göttliche Gnade und der Segen Gottes uns alle begleiten.
Das Vertrauen Gottes in einen Menschen
Politische Wahlen
Sowohl in Österreich wie auch in Deutschland haben wir zwar noch keine neue Regierung, aber wir haben gewählt. So ein Wahlkampf bringt Aufregung und kostet Kräfte. Trotzdem ist er wichtig für eine Demokratie. Die Suche nach Persönlichkeiten, die an der Spitze stehen, erfolgt in einem demokratischen Staat anders als etwa in der der Wirtschaft oder im Showgeschäft. Dort veranstaltet man Castings oder Hearings, oder schleust die Bewerber durch ein Assessment-Center und testet so deren Eignung, bevor der Aufsichtsrat oder eine Jury die Entscheidung trifft.
In politischen Wahlen geht es zwar auch um die Frage, wer ist für das hohe Amt geeignet, aber vor allem geht es um die Frage, welcher Kandidat hat das Vertrauen, dass er oder sie die Geschicke des Landes im Sinne des Volkes am besten zu lenken. Natürlich bleibt da noch einiges offen. Niemand weiß, wie sich eine Person in einer unvorhersehbaren Krisensituation verhält. Niemand weiß, wie eine Persönlichkeit sich im Laufe der Zeit entwickelt.
Erwählung Mariens
Was haben politische Wahlen mit dem "Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens" zu tun? Diese Bezeichnung des Festes halte ich nicht für sehr gelungen. Sie weckt in mir Bilder medizinischer oder chemischer Sterilität. Die Bezeichnung "Erwählung Mariens" trifft meines Erachtens besser, was dieses Fest bedeutet, auch wenn es nicht alle Facetten des Glaubensgeheimnisses theologisch exakt beschreibt. Gottes Wahl einer Partnerin für seinen Heilsplan ist auf eine junge Frau aus Nazareth gefallen. Ihr traut er zu, dass sie dieser großen Aufgabe gewachsen ist und diese auf sich nimmt. Er hat sie von Anfang an vor dem in jedem Menschen angelegten Misstrauen bewahrt, welches den Menschen immer wieder verführt, daran zu zweifeln, ob es Gott mit uns so gut meint, wie Religionslehrer und Priester uns glauben machen wollen.
Theologen haben ihre eigene Sprache ähnlich wie auch Juristen oder Mediziner. Sie beschreiben dieses großartige Vertrauen Gottes in Maria, als "Empfängnis ohne Erbsünde". Mit Erbsünde bezeichnen sie das tiefsitzende Misstrauen des Menschen gegenüber seinem Schöpfer, wie es in der Erzählung vom Sündenfall des Menschen zum Ausdruck kommt.
Gott hat sich in Maria nicht getäuscht und sie hat ihn nicht enttäuscht. Durch den Engel hat er ihr Ja eingeholt, wie wir im Evangelium gehört haben. Maria hat dieses Jawort gegeben, ohne dass sie wissen konnte, welche Folgen das für sie haben wird.
Einladung Gott zu vertrauen
Das Fest der Erwählung Mariens fordert uns heraus. Das Misstrauen, dass es Gott mit uns nicht gut meinen könnte, ist in einem jeden von uns vorhanden. Es sitzt ganz tief in uns und kommt meist in Entscheidungssituationen an die Oberfläche. Immer wieder möchten wir gescheiter sein, als die uralten Erzählungen von Gott und seiner Heilsgeschichte uns nahelegen. Im Johannesevangelium sagt uns Jesus: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" (Joh 10,10). Eine wunderbare Zusage! Aber Hand aufs Herz: Wer hat in seinem Leben nicht schon Momente erlebt, in denen in ihm daran Zweifel aufgestiegen sind?
An Maria sehen wir: Du kannst vorbehaltlos Gott vertrauen. Er hält Wort. Das hilft uns in dunklen Stunden, in denen die arglistige Schlange des Zweifels uns verführt, unser Glück selbst in die Hand zu nehmen und entgegen der Weisheit Gottes erzwingen zu suchen.
Der Advent wird gelobt als die stillste Zeit des Jahres. Auf jeden Falls ist es die dunkelste Zeit des natürlichen Jahreskreislaufes. Wenn wir diese Stille zulassen, steigen in uns auch dunkle Bilder, Gedanken und Ängste auf. Mit den Ängsten kommen oft auch Zweifel. Viele decken die Stille mit dem Lärm und der Hektik der Vorweihnachtszeit zu oder suchen Zuflucht in grellem künstlichem Licht. Der Advent lädt uns ein, sich der Stille und der Dunkelheit zu stellen und sich dabei in Erinnerung zu rufen, was Gott Großes an uns getan hat. Vom Fest der Erwählung Mariens werden wir daran erinnert. In Maria hat das Vertrauen Gottes in den Menschen wie auch das Vertrauen des Menschen in Gott eine klare, helle Gestalt bekommen.
JA zu Gott
Verhängnisvolles NEIN zu Gott
Diese Texte des Marienfesttages wären sehr einfach mit zwei Worten zu beschreiben: Gen 3,9-15. 20 mit NEIN zu Gott und Lk 1,26-38 mit JA zu Gott und seinem Lebensprogramm. Zwei Texte, die offenbar überhaupt nicht zusammenpassen.
Die alttestamentliche Perikope stellt ein Stück der Existenzanalyse des Menschen dar. „Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?“ (Gen.3.11). Es geht nicht um den einzelnen Menschen oder um ein einzelnes Ehepaar. Wir alle sind Adam und Eva.
Im ersten Schöpfungsbericht ist alles „sehr gut“. Jetzt aber in dieser Textstelle zerbricht das Gute. Der Mensch sondert sich vom Weg Gottes, von seiner Liebe ab. Worin besteht diese Absonderung? Der Mensch macht sich zu Gott und entscheidet, wer leben darf und wer nicht. Die Folgen lesen wir in Gen 4: im Brudermord. Wie oft entscheiden wir über den anderen, ob er leben darf oder nicht: im Rufmord; in der Beraubung seiner Freiheit; im Herrschen über den anderen, ihn unmündig machen, auch aus falsch verstandener Liebe: „Ich hab' es ja nur gut gemeint! So musst du denken, handeln, wie ich es will!“
Wie oft werden auch Menschen zu einem Niemand, einem Untermenschen degradiert auch durch unterlassene Hilfeleistung! Nichtstun ist oft die Hölle für den, der keine Hilfe bekommt, und Gleichgültigkeit ist ärger als Hass, kann sogar tödlich sein! Auch in den fürchterlichen Diktaturen der Weltpolitik wird das offenbar. Wir vergessen dabei: Nur Gott allein kommt es zu, zu töten, nicht aber dem Menschen. So werden Menschen schutzlos gemacht. Der Mensch macht sich zu Gott und entscheidet, wer leben darf und wer nicht. Das kommt in der Legende von Elie Wiesel (1928-2016 rumänisch-amerikanischer Schriftsteller, der in einem jüdischen Umfeld aufgewachsen und mit seiner Familie ins KZ Auschwitz deportiert wurde und überlebte) gut zum Ausdruck. In dieser Legende spricht der Mensch zu Gott: „‚Lass uns die Rollen vertauschen. Sei du Mensch, und ich will Gott sein. Nur eine Sekunde lang. Gott lächelte sanft und fragte: ‚Hast du keine Angst?‘ ‚Nein, und du?‘ ‚Ich habe Angst‘, sagte Gott. Trotzdem gab er dem Wunsch des Menschen nach und wurde Mensch.“ (Elie Wiesel: Gezeiten des Schweigens, Freiburg 1992 S 176).
Neuanfang durch das JA Gottes und das JA Mariens
Ja, Gott wurde Mensch, um einen neuen Anfang zu setzen, genau dort, wo der Mensch Grenzen überschreitet. Diesen neuen Anfang setzt er durch seine Liebesgeschichte, in der Gott Maria durch den Engel fragen lässt, ob sie JA sagt. So sehen wir, was aus diesem JA geboren wird. Es ist kein „JA, vielleicht“ oder ein „JA, aber“, sondern ein entschlossenes JA, das bis zum Kreuzestod und dann zur Auferstehung führt. Maria stellt sich in den Dienst der Nachfolge.
Das Fest der Empfängnis Mariens, »Unbefleckte Empfängnis«, steht mit der Empfängnis Jesu in keinem unmittelbaren Zusammenhang. Dass an diesem Fest das Evangelium von der Verkündigung vorgetragen wird, kommt wohl daher, dass keine andere Evangelienstelle das innige Verhältnis Gottes zu Maria so feinsinnig zum Ausdruck bringt. Das JA Mariens entspricht dem JA Gottes, dass der Menschwerdung Jesu vorausgeht.
Dieses Fest stellt aber auch an uns Anfragen, wie wir mit einem JA, mit einer Zusage umgehen. Entsteht aus diesem JA eine ernstgemeinte Liebesbeziehung, eine tiefgreifende Freundschaft oder ein „Na-JA- werden wir noch sehen!“.
Advent: Der Herr kommt uns entgegen. Bemühen wir uns in dieser Zeit der Vorbereitung, ebenfalls dem Herrn entgegenzugehen.
Maria, Gottes Erwählte
Unterschiedliche Beziehungsqualitäten
Ehen werden im Himmel geschlossen, heißt es. Bis es aber so weit ist, dauert es meistens. Es gilt zunächst, den passenden Partner zu finden. Manchen glückt das scheinbar wie von selbst. Andere sind länger auf der Suche. Früher engagierte man notfalls einen Heiratsvermittler, heute nutzt man Internetportale, macht einen ausgeklügelten Test „wer passt am ehesten zu wem?“, um sich unnötige leere Kilometer zu ersparen. Denn wichtig ist, dass man zu einander passt. Aber letztlich kommt es dann darauf an, dass der Funke überspringt. Das sich Verlieben muss dazukommen, sonst nützt alles nichts.
Aber auch da können Menschen sich täuschen. „Schmetterlinge im Bauch“ sind noch keine Garantie für das Gelingen einer Beziehung. Denn Liebe ist mehr als ein Zusammenpassen, mehr als wechselseitige Anziehung, mehr als ein miteinander Harmonieren. Es geht darüber hinaus um das Entdecken der Einzigartigkeit des Gegenüber und um die Erfahrung, dass ich von dieser unaustauschbaren Person geliebt werde. Antoine de Saint-Exupéry erzählt dazu die wunderschöne Geschichte vom Kleinen Prinzen und der Rose.
Maria, Gottes Erwählte
Doch was hat das mit dem heutigen Fest zu tun? Vielleicht hat der eine oder die andere von Ihnen jetzt den Eindruck im falschen Film zu sitzen. Das heutige Fest hat die einzigartige Beziehung Gottes zu Maria aus Nazareth, die er erwählt hat, die Mutter seines Sohnes zu werden, zum Inhalt. Es ist das Fest der Erwählung Mariens. Um der Einzigartigkeit dieser Beziehung gerecht zu werden, haben die Theologen den Gedanken von der Bewahrung vor der Erbsünde und der sog. „unbefleckten Empfängnis“ ins Spiel gebracht. Leider führt diese theologische Redeweise den einfachen Nachdenker vom eigentlichen Festgeheimnis eher weg.
Sünde bedeutet, von Gott getrennt sein, ihm fern sein. Jeder Mensch kommt mit einem menschlichen Misstrauen Gott gegenüber zur Welt und muss erst eine positive Gottesbeziehung aufbauen. Für Maria war das anders. Bei diesem Fest geht es aber noch um viel mehr als um die Bewahrung vor der Erbsünde. Dieses Fest stellt uns Gott als liebende Person vor. Es geht in dieser Beziehung um mehr als um ein gutes Elternhaus für seinen Nachwuchs.
Das Evangelium, das wir heute gehört haben, versucht das Großartige dieser einmaligen, unverwechselbaren Beziehung des Schöpfers zur Mutter seines Sohnes in einer fast märchenhaften Erzählung zum Ausdruck zu bringen.
Persönlich aber nicht privat
Wir sind gewohnt, Beziehungsangelegenheiten als Privatsache zu betrachten und fragen uns vielleicht, was geht das mich an, was „diese zwei“ miteinander haben. Wir unterscheiden meist nicht zwischen persönlich und privat. Was hier zwischen Gott und dem Mädchen aus Nazareth geschah, ist zutiefst etwas Persönliches. Gott tritt als Du dem Mädchen gegenüber. Der Engel redet sie mit ihrem persönlichen Namen an. Maria gibt ihr persönliches Ja zum Vorhaben Gottes. Was sich hier ereignet, ist nicht privat, sondern hat Bedeutung für die ganze Menschheit. Gott bleibt keine unpersönliche, undurchschaubare und unberechenbare Macht, der man am besten nicht zu nahe kommt. Gott offenbart sich als liebendes Du.
Als Menschen wissen wir um diesen Unterschied des Personseins. Wir haben nicht nur teil an den dynamischen Kräften alles Lebendigen, wir erleben uns selbst als Person und können einen Du begegnen. Und es gehört zu den intensivsten Erfahrungen des Lebens, von einem Menschen als unverwechselbare Person wahrgenommen zu werden und sich geliebt zu wissen.
Der liebende Gott begegnet auch uns als Person, als Du. Jesus lehrt uns, ihn als unseren Vater anzureden. Dieses Reden mit dem Du Gottes unterscheidet unser Gebet vom Beten der meisten anderen Religionen.
Persönliche Vollendung
An der Beziehung Gottes zu Maria sehen wir aber auch vorgezeichnet, was Gott mit uns vorhat. Er hat Maria von Anfang an erwählt. Sie ist als die Mutter ihres gemeinsamen Sohnes den Weg seines Aufwachsens, seiner Berufung, seines Leidens, Sterbens und Auferstehens mitgegangen. Nach seiner Erhöhung und Himmelfahrt wird sie neuerlich Mutter. Sie wird zur Mutter aller, die ihrem Sohn nachfolgen. Schließlich erhöht Gott sie zu sich in den Himmel. An Maria zeigt sich der Weg jedes Menschen, der sich auf eine persönliche Beziehung zu Gott einlässt, der das Du-Wort Gottes annimmt und den Weg seiner persönlichen Berufung geht.
Erwählt vor der Erschaffung der Welt
Die Lesungen zu diesem schwer verständlichen Fest zeigen eine dunkle (Genesis), eine trostvolle (Epheserbrief) und eine helle Seite des Menschen (Evangelium) mit seinem Verhältnis zu Gott, aber auch der Menschen untereinander.
Dunkel
In der 1. Lesung hören wir von der Vertreibung aus dem Paradies und was aus diesem Zusammenleben von Mann und Frau geworden ist. Die Entfremdung des Menschen vor Gott, das Absondern von der göttlichen Ordnung bewirkt Entfremdung im Menschen und unter den Menschen. Wir spüren und erleben es an den fürchterlichen Ereignissen der letzten Tage und Monate, nicht nur im politischen Bereich, auch in den wirtschaftlichen Vorkommnissen: für die vielen Einzelschicksale eine unglaubliche Gottverlassenheit im Advent.
Die Neigung oder innere Tendenz zum Bösen geschieht nach dem Buch Genesis phasenweise: zuerst die Scham zwischen Mann und Frau, die ursprüngliche Harmonie von Körper und Geist ist gestört, die Zuneigung wird zur Begierde, zum Machtstreben des Mannes über die Frau (Gen 3,16). Es kommt zu Vorwürfen, Schuldzuweisungen, die Arbeit wird mühsam, Entfremdung betrifft auch das Verhältnis zur Natur. Es ist nicht mehr der schöne Garten, jetzt gibt es auch Disteln und Dornen. Die größte Entfremdung ist der Tod (Gen 3,19 u. Röm 5,12). Die Mächte des Todes bringen Unheil, Not, Verderben, Einsamkeit.
All das beklagen wir heute auch und spüren es sehr schmerzlich. Dennoch gibt es Zeichen der Hoffnung. Aus der Nachkommenschaft Adams und Evas wird der Erlöser kommen, auch wenn diese etwas holprig verläuft.
Trost
Auch der Epheserbrief spendet Trost: „Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt. ... Er hat uns aus Liebe im Voraus bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden durch Jesus Christus, um zu ihm zu gelangen.“(Eph 1,4. 5). Das ist wesentlicher Inhalt dieses heutigen Festes.
Über Maria sind ja bekanntermaßen die biblischen Aussagen dürr, wir nehmen sogar Anleihen aus verborgenen Schriften (Apokryphen), um das Bild etwas zu festigen. Einige Punkte aber können diesem heutigen Fest dienlich sein:
1. Maria wuchs bei Joachim und Anna in einer Familie auf.
2. Maria ist Schwester im Glauben, Frau aus dem Volk und war genauso erlösungsbedürftig wie wir.
3. Maria litt so wie alle Menschen: Freiheit im Leid. Sie hat viel durchgemacht. Offenbar gehört Leid zum Erlösungspotential; die Obdachlosigkeit, Flucht, viele scheinbare Misserfolge: der Sohn ein Wanderprediger, bis zum 30. Lebensjahr daheim, endet am Kreuz.
4. Maria hat ihren Sohn oft nicht verstanden. Sie bemüht sich, in die Gedankenwelt Jesu einzudringen.
5. Maria war von der Macht des Bösen ausgenommen, besser gesagt: von der Sündenverflochtenheit.
Das Wort von der Erbsünde geht auf Augustinus zurück. Man kann Sünde nicht erben, deshalb sprechen wir heute von Sündenverflochtenheit oder Sündenverstricktheit.
Wir wollen keine Unterbewertung, aber auch keine Überbewertung der Gottesmutter. Maria ist in der Kirche stehend, aber nicht über der Kirche stehend.
Helle
„Immaculata Conceptio“- „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Gott hat mit den Menschen ein Konzept. Das große Konzept der vielfältigen Beziehung: die Verbindung zwischen Himmel und Erde. „Denn in ihm hat er unserwählt vor der Erschaffung der Welt. ... Er hat uns aus Liebe im Voraus bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden.“
Offen werden für Gottes Gnade
Du bist voll der Gnade
Ich möchte zuerst mit einer Annäherung an das heutige Fest beginnen. Manche Menschen verwechseln den heutigen Festtag mit Mariae Verkündigung. Es besteht jedoch ein Zusammenhang zwischen Mariä Empfängnis und Mariä Verkündigung. Maria wurde unbefleckt empfangen, weil sie die Gottesmutter werden sollte. Aus diesem Grund hat der Engel Gabriel zu Maria gesagt: „Freue dich Maria, du bist voll der Gnade“. Wenn Maria voll der Gnade ist, muss sie schon im Schoß der Mutter Anna begnadet gewesen sein. Das bedeutet, dass die Mutter Anna ein außergewöhnliches Kind empfangen hat. So ist es. Denn in Maria ist das himmlische Jerusalem für uns heute bereits voll abgebildet. Ihr Leib wird ganz und gar geheiligt, weil Gott selbst in ihr Wohnung nimmt. Gott hat auf die Niedrigkeit Mariens geschaut und sie in sein Licht gestellt. Das ist ein Grund zur Dankbarkeit und Freude. Das ist ein Festtag ersten Ranges.
Der Herr ist mit dir
Wir feiern das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria“. Was heißt das? Mit dem Wort Erbsünde ist keine persönliche Sünde gemeint. Es wird nur ausgedrückt, dass Maria von der Neigung zum Bösen befreit war. Aus diesem Grund hat sie auch nie eine Sünde begangen. Sie ist die Makellose, das Urbild der Kirche. Es fällt jedoch auf, dass Maria als Ersterlöste vom Leiden nicht befreit war. Der böse Feind stellte ihr und ihrem Sohn nach (Gen 3,15). Maria wird auch Königin der Märtyrer genannt. Ich erwähne das, weil es in unserer Pfarre solide Menschen gibt, die Schweres zu ertragen haben. Aber Gottes Gnade ist mit ihnen und wirkt.
Mit dem Fest Mariae Empfängnis beginnt die Schöpfung neu. Maria verkörpert das neue Menschengeschlecht, das aus Gott geboren ist. Maria ist die reine Empfänglichkeit, weil sie ganz und gar offen war und ist für Gottes Wirken.
Eine Ausstellung in Graz zeigte heuer eine große Anzahl von Marienbildern. Eine Auswahl davon ist auf einem Plakat zu sehen. Maria wollte als junge Frau und Gottesmutter sich nicht herausputzen, nicht die schönsten Kleider tragen und in Luxus leben. Sie will nur Magd des Herrn, Dienerin, Diakonissin Gottes sein. Für sie ist nur eines notwendig: Auf Gott zu hören und seinen Willen zu tun. Denn wer Gottes Willen tut, wirkt für Zeit und Ewigkeit.
Weil Maria ganz offen für Gott war, konnte der Mächtige Großes an ihr tun (Lk 1,49). Sie ist eine Frau, „bekleidet mit der Sonne, der Mond unter ihren Füssen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen“ (Offenb 12,1). Sie ist die Königin des Himmels.
Eine evangelische Frau sagte einmal zu mir, dass wir aus Maria eine Göttin gemacht hätten. Das stimmt nicht. Gott hat sie groß gemacht. Da alles Gnade war, blieb sie die demütige und bescheidene Jungfrau, die sich nie in den Mittelpunkt stellte. Bei der Hochzeit zu Kana sagte sie: „Alles, was Er euch sagt, das tut“. Wir verehren Maria, weil sie zur Gottesmutter erwählt wurde. Die einzigartige Beziehung zu Gott, macht sie so berühmt. Sie steht mit den Aposteln am Anfang der Kirche. Ja, sie ist die Mutter der Kirche, weil sie uns Christus gebracht hat.
Der Herr ist auch mit uns
Im Buch „Maria-Ecclesia“ (im Pustet Verlag, Regensburg) behauptet Professor Greshake, dass alle Mariendogmen auch Aussagen über die Kirche, in gewisser Hinsicht, Aussagen über uns selbst sind. „Jungfräulich sein“, das heißt: ganz offen für Gott sein, still werden und auf Jesus hören. Dann können wir wie Maria den überschwänglichen Reichtum der Gnade empfangen (vgl. Eph 2,7).
Der Strom der Gnade hat Maria schon im Mutterschoß der heiligen Anna erreicht, aber der Gnadenstrom ist auch bei uns durch die Taufe angekommen. Daher ist der heutige Tag ein Festtag, nicht nur für Maria, sondern auch für uns. Der 8. Dezember sagt uns: Gott will nicht nur Maria, sondern auch uns Gnade über Gnade schenken. Alle Menschen führt Christus aus ihrer Vergänglichkeit heraus. Und Maria war die erste Frau, welche die Fülle des Lebens erhielt. Was aber Gott an Maria getan hat, will er auch an uns tun. Daher haben wir heute einen Feiertag.
Die Erwählung Mariens
Ein Mysterium fidei
Wir wissen, dass der Inhalt dieses Festes schwer zu verstehen ist. Da gibt es diesen sehr feierlichen, aber doch schwerfälligen Ausdruck "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria". Dazu kommt noch das Problem mit der Jungfrauengeburt. Das Konzil von Ephesus (431) befasste sich mit dieser Frage und kam zu dem Ergebnis: Maria ist Gottes- und Menschengebärerin. Eine weitere Schwierigkeit: Wie mache ich ein Geheimnis, das nicht lösbar ist, in Ansätzen für den Menschen des 21. Jahrhunderts verständlich, sind doch die biblischen Aussagen über Maria recht sparsam gehalten.
Der unbegreifliche Gott
Vielleicht könnte die erste Lesung aus dem Buch Genesis, die eher dunkle Seiten des Menschen zeigt, doch Hilfestellung sein, sich diesem Geheimnis anzunähern. Das geschieht wieder durch Bilder: Der geschaffene Mensch ist nicht einer allein, nicht einer so wie es Gott in seiner Einmaligkeit ist. Der Mensch ist Abbild Gottes in Mann und Frau. Beiden hauchte Gott seinen Geist ein, damit sie im Paradies glücklich leben. Dieser Ort ist geographisch nicht festzumachen, vielmehr trägt ihn der Mensch durch Friede und Freude in seinem Herzen. Aber in diesem Paradies, in diesem Garten der Erkenntnis wird für den Menschen das letzte Wissen über Gott abgewehrt, weil es für den Menschen unerträglich wäre, Gott zu sehen und zu erkennen.
Der Name Gottes ist nicht aussprechbar, wir haben nur Vokale eingeschoben, um ihn doch aussprechen zu können. Auch Mose verhüllte sein Gesicht, "denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen." (Ex 3,6). Gott gibt ihm aber die Zuversicht "ICH -BIN-DER-FÜR EUCH- IMMER- DA-IST:" Der Mensch überschreitet aber bis heute seine Grenzen, indem er wie Gott sein will. Dadurch wird er des Paradieses verlustig, er wird hinausgetrieben aus der seligen Welt des Paradieses. Die Freude, der Friede, die Harmonie sind zutiefst gestört und zerstört, stattdessen gibt es Krieg, Mord, Totschlag, was sich bis in unsere Tage auf grauenvolle Weise fortsetzt. So entstehen diese unbeantwortbaren Fragen des WARUM nach Leid, Krankheit, Tod, die auch das Gottesbild überschatten.
Erwählung Mariens
Gott erbarmt sich aber des Menschen. . Das wird in der Gestalt der Gottesmutter sichtbar. Gott nimmt in einer Frau, namens MARIA / Mirjam Wohnung. Er erwählt diese Frau zur Gottesmutter. Das Zweite Vatikanum hat ja auch vorgeschlagen, statt dieses unverständlichen Festnamens besser "Maria Erwählung" zu sagen, was sich leider nicht durchgesetzt hat. Maria, die Frau aus dem Volk, ist genauso erlösungsbedürftig wie wir. Im 1. Korintherbrief steht ein sehr tröstliches Wort: "Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt?" (1 Kor 6,19). Gott hat somit auch in uns Menschen Wohnung genommen, weil der Weg des Menschen Erwählung ist. Damit setzt sich die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch fort, und Maria bestätigt es durch ihr freiwilliges JA.
Wenn wir im Buch Genesis einige Verse weiterlesen (bis Gen 3,24), erfahren wir von der Vertreibung aus dem Paradies durch die Cherubim, also Engel. Im rabbinischen Judentum sind es himmlische Wesen - Michael wird hier genannt -, die den Menschen aus dem Paradies vertreiben. "Michael" bedeutet: "Wer ist wie Gott?" Der Mensch will wie Gott sein, seine Grenzen überschreiten. Das ist die Ursünde. Gott, das "Lamm Gottes" nimmt die Sünde, "peccatum originale" (nicht die Sünden!) der Welt weg. Nun kommt der Übersetzungs- und Sinnfehler, wo "malus" mit "Apfel" übersetzt und "malum", das Böse ist. Im zweiten Fall heißt beides "mali". Daraus wird der Unsinn des Apfels.
Dichterpersönlichkeiten sind mitunter große Exegeten mit besonderem Gespür, so auch Christine Busta (1915-1987): "Mit einem Apfel in der Hand".
Wenn es wahr ist, dass unser Elend
mit einem Apfel begonnen hat,
könnten wir ihn nicht zurückerstatten?
Freilich, wo finden wir die Mauer
um das richtige Paradies?
Am besten, man versucht, über jede
heimlich einen Apfel zu werfen.
Zahllos sind die Gärten des Misstrauens,
viele Äpfel werden verfaulen.
Aber wo es zu duften beginnt
nach Bratäpfeln, werde ich wieder hoffen,
dass der Engel sein feuriges Schwert entschärft.
Ein neues Menschengeschlecht
Sehnsucht nach einer neuen Welt
Wir stehen im Advent. Diese heilige Zeit lässt uns schwanger gehen mit einer neuen Welt, die von Gott kommt. Das heutige Fest der "Unbefleckten Empfängnis" besagt, dass die heilige Mutter Anna Maria in ihrem Schoß empfangen hat. Damit beginnt der Aufbau eines neuen Menschengeschlechts, das aus Gott geboren ist. Fürwahr, ein Wendepunkt der Geschichte, der Beginn einer Neuschöpfung. Der Kreislauf des Bösen wird durchbrochen. Der Psalmist betet vor Freude: "Wie köstlich ist deine Gnade Gott! Menschenkinder bergen sich unter den Schatten deiner Flügel" (Ps 36,8).
Zur Geschichte dieses Festes
In der Heiligen Schrift finden wir keinen ausdrücklichen Hinweis auf das heutige Fest. Nur aus dem Gruß des Engels, dass Maria voll der Gnade ist, lässt den Schluss zu, dass Maria ohne Sünde ist, die ganz Reine, die Ersterlöste einer neuen Schöpfung.
Aus dem "Protoevangelium des Jakobus", eine Schrift aus dem 2. Jahrhundert, erfahren wir, dass die Eltern von Maria Joachim und Anna hießen. In dieser Schrift wird uns auch überliefert, dass die Eltern von Maria bis ins Alter kinderlos blieben. Anna flehte zum Herrn wie Hanna, die Mutter Samuels, um ein Kind. Ihr Wunsch wurde erhört und Gott schenkte diesen Eltern ein besonderes Kind, Maria, die spätere Gottesmutter.
Das Fest der "Unbefleckten Empfängnis" wurde durch Jahrhunderte gefeiert, aber den Höhepunkt erlebte dieses Fest in der Westkirche erst im 19. Jahrhundert. Papst Pius IX. verkündete 1854 feierlich: Maria ist "vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an durch ein einzigartiges Gnadenprivileg im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi von jeglichem Makel der Ursünde bewahrt". Das Antlitz Mariens ist nie durch eine Sünde entweiht worden.
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die Erscheinungen Mariens in Lourdes 1858 diese Glaubensverkündigung bestätigten. Denn Maria bezeichnete dort sich selbst als die "Unbefleckte Empfängnis". Die heilige Katharina von Laboure, deren Leib unverwest in der Kirche der Barmherzigen Schwestern in Paris ruht, erhielt den Auftrag, Medaillen mit dem Bild der "Unbefleckten Empfängnis" zu prägen.
Das heutige Fest ist für die ganze Menschheit ein Hochfest. Mit der unbefleckten Empfängnis Mariens begann die Heimholung des Menschen durch Gott.
Marias schwerer Weg
Man könnte meinen, dass es die Gottesmutter im Leben leicht gehabt habe. Sie lebte ja ständig mit ihrem Kind in der Gegenwart Gottes. Doch Maria blieb auch vom Leid nicht verschont. Sie kannte fast alle Sorgen, die eine Frau erleben kann. Sie wurde schwanger ohne Ehemann, sie war mit ihrer Familie auf der Flucht. Dann musste sie erleben, dass ihr Sohn sich anders entwickelte, als sie es gerne gehabt hätte. Zuletzt wurde ihr Sohn hingerichtet. Bei der Kreuzigung Jesu durchdrang gleichsam ein Schwert das Herz Mariens. Für eine Mutter ist es das größte Opfer, wenn sie von ihrem Liebsten Abschied nehmen muss. So wurde aus der hochbegnadeten Frau eine Pieta. Ich vermute, dass sich Maria ihr Leben anders vorgestellt hatte. Aber sie willigte in die Pläne Gottes ein. Auch wenn sie nicht wusste, warum alles so kommen musste. Sie hatte ein großes Vertrauen zu Gott. Maria hat in ihrem Ja zu Gottes Plan ihr Ego geopfert. Immer mehr übte sie sich in den Satz ein: "Mir geschehe nach deinem Wort".
Maria als Mutter eines neuen Menschengeschlechts
Willigis Jäger schreibt in seinem Buch "Suche nach dem Sinn des Lebens" (Verlag Via nova, 1999, S.191) "Maria stellt sich uns dar als reine Empfänglichkeit. Sie kann Gott empfangen und gebären. In ihr kann sich die Gottesgeburt vollziehen. Darin liegt auch ihre und unsere Miterlöserschaft, nicht im Tun, sondern im Empfangen und Gebären, im Gebären der Werke Gottes, wie Eckehart sagt."
Das heutige Fest ist hochaktuell. Es geht in unserer Zeit um die Selbstverwirklichung, nicht um die Erfüllung des Willens Gottes. Nicht das Wort Gottes, sondern die eigenen Pläne stehen im Vordergrund. Dem Menschen von heute geht es nicht um die Hingabe an Gott, sondern um die Selbstherrlichkeit. Das führt zur Selbsterlösung, zu einer Katastrophe, zu einem Burn-out (Vgl. Raphael Bonelli, "Perfektionismus", Pattloch Verlag 2014).
Es kann aber auch anders werden. Maria strebte nicht nach Selbstverwirklichung, sondern nach Selbsthingabe. Daher konnte Gott Maria als Werkzeug, als Miterlöserin gebrauchen. Weil Gott auf die Niedrigkeit seiner Magd schaute, hat er sie erhöht. So wurde Maria die neue Eva, die Mutter eines neuen Menschengeschlechts, die Frau aller Völker. Sie ist der neue Mensch, voll der Gnade, durchsichtig auf Gott. Als Immaculata ist sie ohne Runzel, die schönste Frau der Welt, Urbild der Kirche.
Gott hat Maria, dich und mich zum Heil anderer geschaffen. Mit ihr setzt Gott einen neuen Anfang. Ein neues Menschengeschlecht soll nach dem Willen Gottes die Erde bevölkern. Dann wird wieder Friede sein.
Gottes Liebe ist stärker als unsere Verwicklung in das Böse
Menschliches, allzu Menschliches
Jeder Mensch hat auch Schattenseiten. Das ist menschlich. Niemand rechnet damit, dass ein Mensch fehlerlos ist. Manchmal allerdings wird das Menschliche einer Person allzu menschlich...
Wenn jemand trotz seiner menschlichen Schwächen sympathisch ist, sagen wir, man könne sie „gut leiden“. Das „Gut-leiden-können“ steckt sogar im Wort „sympathisch“, wenn man es wörtlich übersetzt. Das Allzu-Menschliche kann aber auch Dimensionen annehmen, die sich mit Sympathie nicht mehr ertragen lassen. Es kann die Basis für Unmenschliches werden. Bis zu einem gewissen Grad gestehen wir Schwächen zu, darüber hinaus wird es jedoch kritisch.
Das Menschliche und das Allzu-Menschliche beginnt bereits bei einem Kind. Kinder ahmen die Erwachsenen nach, nicht nur im Lobenswerten, auch in den Unarten. In einer Redensart meiner Heimat sagt man von einem Kind, das „typisch männliche“ oder „typisch weibliche“ Verhaltensweisen zu zeigen beginnt: Es ist „ein angefangenes Mannsbild“ oder „ein angefangenes Weibsbild“. Wir ahmen Gutes und Böses nach und erlernen es, schon lange bevor wir Gutes von Bösem unterscheiden können.
Die kirchliche Lehre von der Unbeleckten Empfängnis Mariens
Die Theologie benennt diese Verwicklung des Menschen in das Böse mit dem Begriff „Erbsünde“; ein Wort, das immer wieder zu vielen Missverständnissen führt. Eine weitere Quelle von Missverständnissen ist die Herleitung dieses Begriffs von der biblischen Erzählung vom Sündenfall des Menschen. Wenn man die theologische und die biologische Ebene miteinander vermengt, kommt man zu schwer nachvollziehbaren Gedankengängen.
Diese begrifflichen Schwierigkeiten machen es uns auch schwer zu verstehen, was mit der theologischen Rede von der „Unbefleckten Empfängnis“ gemeint ist. Papst Pius IX. verkündete am 8. Dezember 1854 als verbindliche Lehre der Kirche: „Die seligste Jungfrau Maria wurde im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, rein von jedem Makel der Erbschuld bewahrt."
Mehr als eine Huldigung der Gottesmutter?
Seit der Frühzeit der Kirche – nicht erst seit Pius IX. - wird in der Kirche die Anschauung weitergegeben, Maria sei von Gott aus den menschlichen Verwicklungen in das „Allzu-Menschliche“ des Lebens herausgehalten worden. Bedeutet dies mehr als eine Verehrung und Huldigung der Gottesmutter? Hat diese Glaubenssicht auch für uns, die wir uns nach wie vor mit den menschlichen Schwächen und dem Allzu-Menschlichen abmühen müssen, eine Bedeutung?
Das Fest der Unbefleckten Empfängnis hat zunächst mit dem Advent nichts zu tun. Er fällt eher zufällig in diese Zeit hinein. Inhaltlich kann uns aber das, was den Advent ausmacht, helfen beides tiefer zu verstehen.
Ein Zeichen unserer Hoffnung
Der Advent ist eine Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten unseres Lebens. Die äußere Dunkelheit durch die langen Nächte, die kurzen Tagen und den niedrigen Sonnenstand ist ein Bild für das Dunkle, das uns seelisch niederdrückt. Wir wollen eine gute Welt und stehen den Unmenschlichkeiten oft hilflos gegenüber. Wir wollen Frieden und Ordnung schaffen und finden aus Kriegen und der damit verbundenen Gewaltspirale nicht heraus. Wir kämpfen für eine gerechtere Verteilung der Lebensressourcen und verschlimmern gleichzeitig Ungerechtigkeiten. Wir fordern Menschenwürde und –rechte ein und entdecken täglich neue Missverhältnisse.
Woher kommt Licht in dieses Dunkel? Ist unser Kampf nicht aussichtslos? Wir erinnern uns daran, dass das Volk Gottes in seiner Geschichte lange Wegstrecken gehen musste, die es als sehr dunkel erlebte, in dem viele die Hoffnung, dass Gott sie da noch herausführen könnte, aufgegeben hatten. Wir erinnern uns daran, dass Jesus in dieses Dunkel hineingeboren wurde und den Menschen Licht gebracht hat. Wir erkennen darin einen Akt der Liebe Gottes, der uns zeigt, dass der Mensch nicht den dunklen Mächten um ihn und in ihm selbst hilflos ausgeliefert ist. Jesus und mit ihm seine Mutter Maria geben uns Hoffnung, dass unser Ringen mit den dunklen Kräften der Schöpfung nicht aussichtslos ist. Wir stehen seit Anbeginn in der Liebe Gottes.
Ein Geheimnis der Gnade Gottes
Schwanger!
Eine ganze Nation ist happy: Kate Middleton, die Gattin des britischen Thronfolgers ist schwanger. Einige Beobachter munkelten schon länger, aber nun wurde es offiziell bekanntgegeben, und die Mitfreude mit dem jungen Paar ist groß. Auch wenn der Weg bis zur Geburt unter Umständen noch mühsam ist, freuen sich viele über die Weitergabe des Lebens. Bei aller medizinischen Nüchternheit ist und bleibt die Zeugung eines Menschen ein Wunder mitten im Leben und wird von jenen, die sich Nachwuchs wünschen, als Geschenk empfunden.
Am 8. Dezember feiern die Katholiken die Freude über die Empfängnis Mariens. Der Termin liegt neun Monate vor dem Fest Mariä Geburt und hat zunächst nichts mit Weihnachten, dem Geburtsfest Jesu, zu tun.
Manche Menschen mag es verwundern, dass man um ein Ereignis wie der Zeugung so viel Aufhebens macht; noch dazu im Umfeld der Liturgie der Katholischen Kirche. Das Interesse an der Zeugung Jesu ist da eher noch verständlich, liegt doch um die Frage seiner Vaterschaft ein von gläubigen Christen religiös gedeutetes Geheimnis, das bei den weniger gläubigen Zeitgenossen eher auf Unverständnis stößt. Aber darum geht es am 8. Dezember nicht. Das muss ausdrücklich festgehalten werden, da häufig unzutreffende Zusammenhänge hergestellt werden.
Ohne Erbsünde…
Die Zeugung Mariens ist auch nach Auffassung der kirchlichen Lehre auf ganz gewöhnliche Weise geschehen. Von daher haben wir zwar Anlass, uns mit den glücklichen Eltern zu freuen, aber kaum einen Anlass, ein großes Fest mit arbeitsfreiem Feiertag zu begehen.
Das Besondere an diesem Fest ist, dass wir glauben, dass Maria von Anfang an - von ihrer Zeugung an - aus allen Zusammenhängen von Sünde und Schuld, in die jeder Mensch hineingeboren wird, ausgenommen ist. Das ist ein Faktum, das zur Gänze auf der Ebene des Glaubens liegt und mit keiner wissenschaftlichen Methode bearbeitet werden kann.
Obwohl das ausschließlich eine Frage des Glaubens ist, nehmen dennoch viele daran Anstoß. Sie reiben sich an der Vorstellung, dass alle anderen Menschen unter dem Vorzeichen einer "Erbsünde", bzw. einer "Erbschuld" geboren werden. Kommt nicht jedes Kind "unschuldig" zur Welt? Ist es nicht grausam und verantwortungslos, wenn wir in unseren religiösen Vorstellungen einem Neugeborenen eine Schuld umhängen und von Sünde sprechen? Ist das nicht eine unheilvolle Unterstellung mit verhängnisvollen Folgen?
Die Bezeichnung "Erbsünde" und "Erbschuld" ist sicherlich sehr anfällig für Missverständnisse. Leider lassen sich solche theologischen Begriffe nicht mehr aus dem Verkehr ziehen. Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass es dabei um keinerlei persönliche Schuld und nicht um persönliche Sünde geht, wie uns dies von der Beichte her geläufig ist. Bei diesen Begriffen geht es um eine viel umfassendere Sicht von Schuld und Sünde. Die Erzählung vom Sündenfall versucht dies in der Sprache der Mythen verständlich zu machen.
Mindestens ebenso verhängnisvoll wie ein einfältiger Umgang mit diesen Begriffen ist die Illusion, ein Mensch könne unberührt von den Möglichkeiten Böses zu tun und böse zu sein aufwachsen. "Der Apfel fällt nicht weit vom Baum", heißt es. Die besten und vorbildlichsten Eltern können ihr Kind nicht vor allem Bösen bewahren.
Ein Geheimnis der Gnade Gottes
Maria war in diesem Sinn ein von Anfang an privilegierter Mensch. Gott hat sie aus diesen Zusammenhängen herausgehalten. Fragen Sie bitte nicht, wie das möglich ist. Hier gilt wie in allen anderen Fragen der Gottesbeziehung: Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Die Theologie verwendet dafür das Wort Gnade. Auch wenn ein solches Privileg ein weiterer Grund ist, Anstoß zu nehmen: Maria stellt den Menschen dar, wie Gott ihn von Anfang an gedacht hat: unbelastet von jedem Misstrauen in einem innigen Vertrauensverhältnis zu Gott, seinem Schöpfer.
So gesehen ist dies eine Sonderstellung, die der Mutter Jesu im Glauben zugedacht ist. Privilegien sind immer auch ein Anlass zur Diskussion. Relativ leicht können wir akzeptieren, wenn sich jemand eine Sonderstellung verdient oder hart erarbeitet hat…
Das ist meines Erachtens genau der springende Punkt: Es geht um Gnade nicht um Verdienst. Das Fest der Empfängnis Mariens ohne Erbsünde möchte uns zum Geheimnis der Gnade Gottes hinführen.
Wenn wir diesen Gedanken weiter verfolgen, fällt jeder Anlass auf das Privileg Mariens eifersüchtig zu sein weg: Denn die Gnade Gottes, seine Zuwendung und Liebe gilt uns allen. Sie überwindet jede Art von Sünde und Schuld, alles, was uns von Gott trennt. Nicht wir überwinden Sünde und Schuld aus eigener Kraft, sondern Gott kommt uns entgegen mit seiner Liebe. Hier stehen wir vor dem Geheimnis der Erlösung. Wer dies fassen kann, wird an diesem Tag in Dankbarkeit und Freude vor Gott stehen und ihm für diese Gnade danken.
Auch wenn der 8. Dezember mit Weihnachten nicht direkt in Zusammenhang steht, so geht es an beiden Festtagen um Ähnliches: Die Freude über die Liebe und Zuwendung Gottes zu uns Menschen. Und die Freude über beginnendes Leben, wie es derzeit Kate Middleton und Prinz William erleben, hat ihren tiefsten Grund im Wissen, wie sehr wir von Gott beschenkt sind.
Schwanger mit dem Wort Gottes
Ungewollt schwanger
Ich vermute, dass ihr in der Zeitung gelesen habt, dass eine Gruppe von Menschen fordert, dass die Schwangerschaftsabbrüche in der Innsbrucker Klinik kein Tabu mehr sein sollen. In einer Aussendung hieß es: "Der Schwangerschaftsabbruch ist Aufgabe der Gesundheitspolitik. Der Westen Österreichs ist mit Angeboten unterversorgt". Ins Salzburger Krankenhaus kommen Ärzte aus Wien, die jedes Wochenende ca. 30 Abtreibungen durchführen. Das Drama um die Menschwerdung macht mich traurig. Ich weiß, dass es zu ungewollten Schwangerschaften kommen kann. Aber muss man dann abtreiben?
So viele Menschen wollen gern ein Kind adoptieren. Außerdem besteht ein breiter Konsens, dass es sich bei einem Embryo im Mutterleib um ein Wesen handelt, das ein Mensch werden soll. Wenn das so ist, ist jedes menschliche Leben von der Empfängnis an zu schützen.
Die ungeplante Schwangerschaft Mariens
Das heutige Evangelium erzählt uns: Maria ist nicht ungewollt, aber ungeplant schwanger geworden. Sie kam dadurch in eine große Notsituation. Als dies Josef merkte, entstand auch für ihn eine schwierige Situation. Er wusste nicht, was er tun sollte. Würde er Maria öffentlich anzeigen, droht seiner Braut die Steinigung. Das aber wollte er ihr ersparen. So schwieg er. Maria aber wusste auch nicht, wie sie ihrem Bräutigam sagen soll, dass sie vom Heiligen Geist empfangen hat. Wird er ihr das glauben? Eine dicke Luft herrschte zwischen den Brautleuten, fast unerträglich. Was tat Maria? Sie ging eilends über das Gebirge zu Elisabeth, zu ihrer Verwandten. Da kann sie alles besprechen. Da hat sie eine verständnisvolle Gesprächspartnerin.
Wisst ihr, was Elisabeth zu Maria gesagt hat? "Selig bist du, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr dir sagen ließ" (Lk 1, 45). Maria hat alles im Glauben und in der Hoffnung auf Gottes Hilfe gemeistert. Sie hat ihr Leben ganz auf Gott ausgerichtet. Und Gott ist Maria mit seiner Gnade zuvorgekommen. Das heutige Fest besagt, dass Gott Maria vor jedem Makel der Sünde bewahrt hat. Sie ist daher voll der Gnade, die Begnadete.
Schwanger mit dem Wort Gottes
Wir stehen jetzt im Advent. Es ist eine heilige Zeit. Sie lässt uns schwanger werden mit dem Wort Gottes, das in uns Fleisch werden will. Es wird allen Menschen eine neue Welt angekündigt, die von Gott kommt. Öffnen wir Christus weit die Türen und Fenster. "Ich habe kein Geschöpf finden können, dass mich mehr liebt als Jesus. Ich brauche ihn, der meine Natur annahm, mein Bruder wurde." (Theresa von Avila). Gott will wie an Maria Großes an mir, an dir, an uns allen tun. Daher sprechen wir mit Maria: "Mir geschehe nach deinem Wort" (Lk 1,38).
Maria - eine Schlüsselperson des Glaubens
Sich einer Wahl stellen
Im kommenden März 2012 ist wieder PGR-Wahl. Da wird heuer in unserer Diözese mit dem Symbol Schlüssel geworben - "Schlüsselpersonen" werden gesucht, die sich zur Verfügung stellen, um das Leben in der Pfarre mitzutragen. Menschen werden gesucht, die sich der Wahl stellen, die sich wählen lassen.
Gewählt für eine Aufgabe zu werden - als Betriebsrat, in den Elternverein, als Vorsitzende in einer pfarrlichen Gruppe... löst ja meistens - zumindest bei mir war und ist es immer noch so - zwiespältige Gefühle aus: zum einen freue ich mich und fühle mich geehrt, wenn mir jemand etwas zutraut, mich auserwählt! Noch dazu, wenn dieser Jemand vielleicht eine höher gestellte Persönlichkeit ist... Zum anderen tauchen da auch Fragen auf: Kann ich das? Will ich mir das wirklich antun? Habe ich die Ausdauer und die Kraft, die Konsequenzen zu tragen, die mit dem Übernehmen dieser Aufgabe verbunden sind?
Wählen und Gewählt werden. Gewählt zu werden verlangt immer eine Antwort: entweder ja oder nein. Und: eine positive Antwort auf meine Erwählung hat Konsequenzen.
Von Gott erwählt
In der heutigen Lesung aus dem Epheserbrief heißt es: "In IHM (in Jesus Christus) hat Gott uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Töchter und Söhne zu werden ... zum Lob seiner herrlichen Gnade..." Von Gott Gesegnete, Geheiligte, Töchter und Söhne Gottes, seine Erben, und "zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt".
Welche Antwort gebe ich auf diese Wahl? - Erwählt werden verlangt eine Antwort! In Maria haben wir ein ermutigendes Vorbild, das Antwort gibt auf diese Erwählung, wie das heutige Evangelium erzählt:
Am Anfang hören wir von Marias Erschrecken, Erschrecken vor dem Engel, Erschrecken vor der ungewohnten Aufmerksamkeit, die sie erfährt. Erschrecken vor dem Gruß Gottes, der sie, ein junges Mädchen am Rand der Welt unter Millionen anderen, heraushebt und sie von einem Moment zum anderen in den Mittelpunkt der Welt stellt. Der Auftrag an sie: den zur Welt zu bringen, auf den alle warten: den Befreier, Heiler, Versöhner, Erlöser... der den Armen und Geringen hilft, der den Tod überwindet und am Ende alle Tränen trocknet.
"Ich bin bereit"
Auf die göttliche Erwählung erwidert sie nicht: "Das kann ich nicht, such dir eine besser Qualifizierte". Nein, Maria bleibt nicht bei dem stehen, was sie für möglich hält, sie öffnet sich neuen Möglichkeiten, lässt zu, dass ihr Leben aus der gewohnten Spur gerät. Sie vertraut sich ganz Gottes Plan an. Und mit ihrer Antwort, mit ihrem JA nimmt bisher nie Dagewesenes seinen Anfang. Gott wählt eine Frau, um wie wir geboren zu werden. Gott will Mensch werden durch sie. Marias Ja war kein leichtfertig dahingesagtes Ja. Als unverheiratetes junges Mädchen weiß sie um die möglichen Konsequenzen. Mit ihrem Ja sagt sie: Ich bin bereit, mich auf dieses Leben einzulassen. Meine Ängste, Sorgen und Bedenken sind nicht weg, aber ich vertraue dir, Gott. Ich nehme dieses Leben und damit auch das werdende Leben in mir an. Und dieses Ja hat sie durch getragen bis unter das Kreuz Jesu, als Gott und die Welt für sie dunkel wurde.
Maria - eine Schlüsselperson des Glaubens
Mit dem heutigen Fest Maria Erwählung - wie dieses Fest seit dem II. Vatikanischen Konzil auch genannt wird - hebt die Kirche hervor, dass Gott Maria von allem Anfang an, vom Anfang ihrer Menschwerdung, also von ihrer Empfängnis an, erwählt hat, die Mutter Jesu zu werden. Deshalb feiert die Kirche sie als Ersterlöse und Urbild der Menschheit. Sie ist damit für uns eine der bedeutendsten Schlüsselpersonen im Glauben geworden.
Gott ist durch Maria Mensch geworden, Gott will auch durch uns Mensch werden. Gottes Geistkraft will auch in uns wirken, aber sie braucht unsere Zustimmung. Gott nimmt unsere Würde sehr ernst, er macht nichts ohne uns. Aber er will in uns wirken. Maria ist Ermutigung für uns. Ich wünsche uns ein klein wenig von ihrem Mut.
Erwählung Mariens
Die Sprache - Quelle von Missverständnissen
Die Sprache ist eines der höchsten geistigen Güter, die der Mensch besitzt. Zugleich ist sie aber auch Quelle von Missverständnissen. Spürbar ist so etwas besonders bei Kindern und Jugendlichen. Die ältere Generation bedient sich teilweise anderer Wortwahl als Menschen, die mit Computer und Hightech groß geworden sind.
Bei einer kürzlichen Begegnung mit AHS-SchülerInnen war wegen des Marienfeiertages auch die Rede von Maria als "Schutzpatronin". Auf meine Frage, was denn eine Patronin bzw. ein Patron sei, kam die ganz spontane Antwort: "Das sind wohl Tintenpatronen für den Drucker", und ein Mädchen meinte, ihr Vater müsse sich fürs Gewehr wieder einige Patronen zulegen. Von Schutzherrschaft eines Menschen über andere wussten die jungen Damen und Herren nichts.
Um das heutige Hochfest mit dem schwerfälligen Titel "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" ist es nicht besser bestellt. "Maria Gefängnis" war den SchülerInnen besser bekannt, obwohl bei genauerem Nachfragen auch nicht herauszubekommen war, ob die Gottesmutter je im Gefängnis saß. Wird es nicht so manchem Erwachsenen mit dem Inhalt des Festes ähnlich ergehen?
Hochfest der Empfängnis der Gottesmutter
Die Kirche feiert die Empfängnis der Gottesmutter. Joachim und Anna, ihre Eltern, sind damit in den Heilsplan einbezogen. Deutlicher wäre, das Fest "Erwählung Mariens" zu benennen, was auch am II. Vatikanum vorgeschlagen wurde.
Über die Eltern berichtet die Heilige Schrift nichts, ja selbst über die Gottesmutter sind die Aussagen eher spärlich. Ursprünge liegen oft im Dunklen. Das ist bei Städtegründungen so, der Ursprung der Welt vor ca. 14 Milliarden Jahren wird als Rechenbeispiel angesehen, auch über den Ursprung von Kulturen wissen wir nicht ganz genau Bescheid.
Ähnlich ist es bei der Gottesmutter. Wir kennen kein genaues Geburts- und Todesdatum, wohl einige Legenden. Wir glauben aber und haben auch Hinweise, dass sie die Gottesmutter ist und in einen großen Heilsplan einbezogen wurde, zu dem sie freiwillig ihr Ja sagt. Das ist auch der Hauptgedanke des heutigen Evangeliums. Maria, ein Kind des Volkes und aus dem Volk, unsere Gefährtin im Glauben, die alle Freuden und Leiden als Mutter durchgemacht hat, sie ist eine von uns, die aber nichts mit der Sünde zu tun hat, weil sie den Heilsplan Gottes nie verlassen hat.
Eine wahrhaft steile Karriere
Alles begann an einem kleinen, bedeutungslosen Ort, von dem wir bei Johannes lesen: "Aus Nazaret? Kann von dort etwas Guteskommen?"(Joh. 1,46). Diese Frau hat Weltberühmtheit erlangt. Sie schafft eine wahrhaft steile Karriere von der Erde in den Himmel. Sie lebt fort in der Musik, in vielen Ortsnamen, die mit "Maria" beginnen, in Wallfahrtsorten, in Ordensgemeinschaften, die die Verehrung der Gottesmutter in ihrem Ordensleben besonders betonen. Sie hat ihre Bedeutung auch im Islam.
In der Finsternis des Advents ist sie uns helles Licht. "Du Frau aus dem Volk von Gott ausersehn, dem Heiland auf Erden zur Seite zu stehn, kennst Arbeit und Sorge ums tägliche Brot, die Mühsal des Lebens in Arbeit und Not. Du Mutter der Schmerzen, o mach uns bereit, bei Jesus zu stehen im Kreuz und im Leid." (Gl 594).
Durch die Taufe sind auch wir alle in dieses Heilsprogramm miteinbezogen. "Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest du getauft, der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat."
Sehnsucht nach Gott
"Sie ist am besten bereitet, den Herrn zu empfangen"
In dem Buch "Ich hörte auf die Stille" zeichnet Henry Nouwen mit wenigen Strichen ein Porträt von Maria, das uns gerade am Beginn des Advents Maria nahe bringen kann.
"Sie ist diejenige, in der das Harren Israels am vollkommensten und reinsten offenbar geworden ist.
Sie ist die Erwählte aus dem Rest Israels, dem Gott seine Gnade erweist und an dem er seine Verheißungen erfüllt.
Sie ist die treue Magd, die geglaubt hat, dass in Erfüllung gehen wird, was ihr vom Herrn verheißen worden ist
Sie ist die demütige Magd, die gehorsame Dienerin, die stille Kontemplative.
Sie ist am besten bereitet, den Herrn zu empfangen."
Dieser Text stellt Maria dar als Mitglied des Volkes Israel. Maria ist eine der alttestamentlichen Gestalten, die auf ihren Erlöser warten. Die Kindheitsgeschichte Jesu bei Lukas schildert uns eine Reihe solcher Gestalten. Maria ist eine Frau, die voll Sehnsucht wartet. In ihr wird das Harren Israels am reinsten offenbar.
Maria ist die Erwählte. In ehrfurchtsvoller Weise erzählt das heutige Evangelium von dieser Erwählung, die zunächst Maria nicht begreifen kann: "Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben."
Durch Maria will Gott dem Volke Israel Gnade erweisen. Und Maria ist diejenige, die glaubt, dass die Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen
Maria ist aber auch die demütige Magd, die gehorsame Dienerin. Sie lässt sich von Gott in Dienst nehmen: "Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast".
Maria - ohne Erbsünde empfangen - ist am besten bereitet, den Herrn zu empfangen.
Frei von jeglicher Schuld kann Maria voll Sehnsucht das Kommen des Herrn erwarten, zu ihrer Erwählung Ja sagen und sich von Gott in Dienst nehmen lassen.
Maria weckt in uns die Sehnsucht nach Gott
In den Texten der heutigen Liturgie zeigt sich die einmalige und einzigartige Stellung Marias im Heilsplan Gottes. Andererseits wird uns Maria auch als Vorbild hingestellt.
In den Tagen des Advents soll in uns die Sehnsucht nach dem Kommen Gottes auch in unserer Zeit wachsen. Viele Texte der adventlichen Liturgie wollen diese Sehnsucht wecken. Wir sollen uns erneut der Erwählung bewusst werden, von der der Apostel Paulus im Brief an die Epheser spricht: "Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zugelangen nach seinem gnädigen Willen, zum Lob seiner herrlichen Gnade". Wie Maria an die Erwählung geglaubt hat, sollen auch wir an unsere Erwählung glauben. vNach dem Vorbild Marias sollen auch wir uns in Dienst nehmen lassen, damit Gottes Reich und Heil in unsere Welt kommen kann. Auf diese Weise können auch wir bereit werden, den Herrn zu empfangen.
Grenzen überschreiten
Fest der Erwählung Mariens
Dieses Evangelium hören wir in diesem Kirchenjahr mehrmals: heute am 8.Dezember, dann wieder am vierten Adventsonntag und zu Maria Verkündigung am 25. März. Dass diese Texte kaum den eigentlichen Inhalt des Festes berühren, dürfte hinlänglich bekannt sein, weil die Aussagen der Heiligen Schrift über die Gottesmutter spärlich gehalten sind. Gefeiert werden genau genommen die Eltern Mariens, Joachim und Anna, die in den Heilsplan miteinbezogen sind.
Das II. Vatikanum schlug deshalb vor, den heutigen Festtag "Erwählung Mariens" zu nennen, was sich aber nicht durchgesetzt hat.
Gott schickt seinen Engel, so lesen wir es im Evangelium, zu einem konkreten Menschen und hebt dadurch den Wert der Gottesmutter hervor. Maria ist begnadet, das heißt, sie erfährt Gottes liebende Zuwendung und mit ihr die gesamte Menschheit. Gott will aber nur dann kommen, wenn Maria zustimmt, bzw. wenn wir Menschen unser "Ja, ich glaube, ich vertraue dir" aussprechen. Gott nimmt die Würde des Menschen sehr ernst, weil er eine liebende Partnerschaft mit uns eingehen will.
Leben in Grenzen
Im Buch Genesis, vor allem im dritten Kapitel, wovon wir heute Ausschnitte hörten, werden wir mit einer Grenzüberschreitung konfrontiert. "Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?" (Gen 3,11). Es geht um den Baum der Erkenntnis. Gemeint ist die Versuchung der Allwissenheit, die Sehnsucht nach Allwissenheit. Es geht um die Art der Erkenntnis.
Die Vernunft ist grundsätzlich wichtig und gut im medizinischen, naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich. Aber die letzten Zusammenhänge kosmischen Geschehens durchschauen zu wollen, darin liegt die Hybris. Auch das Gegenteil ist falsch: Ich schalte die Vernunft gar nicht ein, weil es zu mühsam ist, über Gott nachzudenken. Eine Balance zwischen den beiden Extremen zu finden, ist nicht einfach. Der Mensch lebt somit in Grenzen. Zuerst muss er erkennen, dass er "arm und nackt vor Gott ist".
Spannend dabei ist schon, dass Gott diese Grenzen im Laufe der Menschheitsgeschichte, aber auch im Lauf unseres Lebens ändert, erweitert, vielleicht sogar nach unserer Sichtweise wieder einschränkt.
Grenzen haben ihre eigene Bedeutung. Sie werden uns durch die Natur, durch die Zeitenabfolge von Tag und Nacht, durch unterschiedliche Begabungen und Kulturen gesetzt.
Eltern werden froh sein, wenn es im Park oder im Garten einen Zaun gibt, damit die Kleinen nicht entwischen, also ihre Grenzen überschreiten.
Grenzenloses Glück?
Jeder Mensch sucht nach einem abgegrenzten Lebensbereich, in dem er in Frieden und Harmonie leben kann. Das Paradies, der Garten, von dem gesprochen wird, ist ein Ort in uns, von dem wir erwarten, dass wir in Harmonie mit uns selber und mit Gott stehen. Davon berichtet auch die Genesisstelle. Gott überlässt den Menschen den Garten Eden, damit er innerhalb dieser Grenzen sein Glück finde. Es liegt aber im Menschen diese Grenzen durch seine Lebensgeschichte, durch die einzelnen Lebensphasen zu erweitern.
Oftmals überschreitet er sie durch Fehleinschätzungen, was seine körperlichen und / oder geistigen Kräfte oder wirtschaftliche Möglichkeiten betrifft. Gefährlich sind auch Illusionen von einer ständig heilen Welt, wie wir sie in den Begriffen "Arbeiterparadies", "Einkaufsparadies", "Steuerparadies", "Wellness" finden. Hier wird uns grenzenloses Glück, immerwährende Zufriedenheit, Harmonie vorgegaukelt. Durch Gurus und fragwürdige Werbung werden uns Sicherheiten eingeredet, die es so nicht gibt. Die Enttäuschungen und Rückschläge als Folgewirkung tun furchtbar weh. Umgekehrt wieder kann so mancher Misserfolg, der zunächst an schmerzliche Grenzen führt, auch Horizonterweiterung sein und Ausschau nach neuen Perspektiven geben.
Grenzen überschreiten
So sagt uns die erste Lesung, dass Gott uns Grenzen zeigt, er sie aber gleichzeitig mit uns überschreitet. Grenzen überschreiten würde für unser heutiges Fest bedeuten, trotz aller Unsicherheiten im Leben ein Ja zum Heilsplan Gottes zu sagen. Maria hatte den Mut und das Vertrauen, sich auf dieses Wort bedingungslos einzulassen, ohne vertragliche Absicherung. Aber auch sie bleibt von Angst und Unsicherheit nicht verschont. Sie geht zu ihrer Verwandten Elisabeth, um im Gespräch Sicherheit für ihre Entscheidung zu erhalten. Das Ja Mariens ist bedeutungsvoll für unsere Welt- und Heilsgeschichte geworden. Die Zeugung Mirjams (Mariens) wird fortgesetzt in der Geburt Jesu.
So feiern wir heute schon in der Adventzeit, in der Erwartung auf den Herrn ein bisschen Weihnachten, angedeutet durch die liturgische Farbe weiß.
Ein Fest der Erwählung Mariens und der Menschheit
Ein Marienfest, das zugleich ein Christusfest ist
Maria: sie steht in der Reihe der großen Erwählten in der Heiligen Schrift und der Menschheitsgeschichte. Denken wir dabei nur an Abraham, an Moses, an Ruth, an David, an die Propheten und großen Religionsweisen zu allen Zeiten.
Das heutige Fest ist nicht nur ein großes und schönes Marienfest, ja - das auch. Letztlich ist dieses Fest aber hineingebettet in die Heilsgeschichte Christi. Was Maria ist und was sie bedeutet, wird durch ihr Verhältnis zu Christus bestimmt. Alle Bücher, alle Schriften über Maria, alle marianische Verehrungsformen, sind also Folge der Christologie, der Lehre über Jesus Christus.
„Alle marianischen Predigten, alle marianische Theologie, ist letztlich nur entfaltete Christologie“. Dahinter stand und steht immer die Frage: wer war und wer ist und was bedeutet Jesus von Nazareth für die Welt, für die Geschichte der Menschheit? Ist er einzigartig gegenüber den anderen großen Religionsstiftern, zu den großen Propheten und Gurus aller Zeiten, oder einer von Ihnen?
In der Überlegung, in der Vorstellung von Maria geht es immer auch um Christus selbst. Es geht weiterhin auch um den erwählten Menschen, um die Gemeinschaft, die sich um Christi willen bis heute versammelt.
Unter diesen Aspekten ist es „würdig und recht“, dass Menschen weltweit zu dieser „heilsgeschichtlichen Gestalt“ eine besondere Beziehung entwickelten, dass tausende Wallfahrtorte weltweit entstanden, dass zig-tausende Kirchen und Kapellen den Namen von Maria tragen.
Eine Schwester der Menschen
Was in der Heiligen Schrift über Maria geschrieben wird, ist wenig. Alle Evangelien erwähnen sie als Mutter Jesu. Als Tochter Israels gehorchte sie dem Gesetz; durch ihre Mutterschaft wurde auch Jesus zu einem Juden. Die Evangelien erzählen von Maria als Begleiterin des Lebensweges ihres Sohnes. Sie empfängt ihn durch den Hl. Geist, reist als Schwangere zu ihrer Verwandten Elisabeth, sie gebiert das Kind, macht mit dem Zwölfjährigen eine Wallfahrt nach Jerusalem. Was ihr erwachsener Sohn redet und macht, versteht sie anscheinend nicht immer; sie wird von ihm gar schroff zurückgewiesen („Wer ist meine Mutter?“ fragt Jesus), vertraut ihm jedoch (bei der Hochzeit von Kana sagt sie: „Was er euch sagt, das tut“). Schließlich steht sie unter dem Kreuz und empfängt der Überlieferung nach am Ende zu Pfingsten im Kreise der Apostel den Hl. Geist.
Eine Frau in Beziehung zu Jesus – zugleich eine Frau, eine Glaubende, eine Schwester von uns Menschen! Diese Frau aus Galiäa ist uns vielleicht gerade deshalb sehr nahe. Sie war und sie ist auch heute für viele eine Brücke zu Jesus Christus.
Sie ist also eine von Gott Erwählte. Diesen Titel trägt sie teilweise in anderen christlichen Kirchen. Im Magnifikat bei Lukas heißt dazu sehr schön: „Von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter“.
Unser Erwählung – in Dankbarkeit und Freude
Wie Maria, sind auch wir, jeder von uns, die Getauften auf den dreieinigen Gott, die den Weg des Glaubens versuchen zu gehen, Erwählte, Berufene. Trotz aller Hinfälligkeit, trotz aller Erbärmlichkeit, trotz aller Endlichkeit und manchmal müssen wir auch sagen: trotz aller „Menschenunwürdigkeit“.
Was heißt das für uns Christen?
Lassen Sie mich heute vor allem einen Aspekt anfügen: gehen wir als Getaufte nicht mit Schuldgefühlen, mit einem „religiösen Minderwertigkeitsgefühl“, sondern vor allem in Dankbarkeit, in Würde und in Freude – ob unserer Erwählung – durch diese Welt! Wie viele von den vor allem Älteren haben noch eine ganze andere religiöse Erziehung erfahren müssen, die recht oft die „Sündhaftigkeit“ des Menschen, die „Strenge Gottes“ überbetonte.
Heute, an diesem Fest dürfen wir – im Sinne des Apostels Paulus – sagen: ihr seid „Heilige im Herrn und Berufene“. Ihr sind angesprochen – von Gott! Dass daraus aber eine Antwort des so Angesprochenen erwächst, darf nicht vergessen werden. Die Seligpreisungen Christi sind ein Gradmesser dazu.
Seien wir heute auch einwenig „stolz“ – für dieses unser Getauft- und Christsein! Lassen wir uns auch einmal „hineinfallen“ und umgeben von dieser Kraft, die uns Gott verliehen hat! Für uns ist Christus, sein Kommen in diese Welt etwas Einzigartiges; durch ihn haben wir Gott – und damit auch den Menschen – in seinem großen Geheimnis näher kennenlernen dürfen.
Karl Rahner, der große Theologe des 20. Jahrhunderts schreibt dazu recht passend: „Gott ist das Geheimnis schlechthin, und was er setzte, als er uns in unserem Anfang einsetzte, ist noch das in seinem Offenbarungswort verborgene Geheimnis seines freien Willens. Aber, ohne dass dadurch das Geheimnis aufgehoben wird, können wir sagen: zu unserem Anfang gehört die Erde, die Gott geschaffen, die Ahnen, in deren Geschichte Gott weise und vergebend waltete, gehört Jesus Christus, die Kirche und die Taufe, Erde und Ewigkeit.“.
Lassen wir uns vielleicht gerade wieder in diesem Advent ein, darüber nachzusinnen, was dies wohl für eine Bedeutung habe, unsere Erwählung? Wer und wie ist Christus in meinem Leben ein Gradmesser, ein Ort der Zuflucht und der Hoffnung? Maria, die Mutter des Herrn, unserer Schwester, sei uns dabei eine Brücke und ein großer Hinweis.
Gott macht Krummes gerade
Gott ist uns nahe gekommen
Wir feiern heute das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Muttergottes Maria. Dieses Fest ist nicht ganz einfach zu verstehen. Es geht darum, dass Maria von Anfang ihrer Existenz an aus dem Schuldzusammenhang heraus genommen wurde. Aus einem Schuldzusammenhang, den wir Erbsünde nennen.
Blicken wir etwas genauer auf die Botschaft des heutigen Tages. Sie lädt uns ein, uns über zwei wichtige Themenkreise Gedanken zu machen. Zum einen ist es die Heilsgeschichte, die Gott mit seinem Volk Israel begonnen hat und bis heute mit uns wirkt. Zum zweiten geht es um das Thema Schuld, das in der heutigen Zeit gerne verdrängt wird.
Gott hat auf vielerlei Weise in der Geschichte zu uns gesprochen. Wir dürfen in einer Welt leben, die uns wahrlich Anlass zum Staunen und zur Dankbarkeit geben kann. Großartig und wunderbar sind die Zusammenhänge durchwirkt. Faszinierende Wunder tun sich auf, sowohl im Mikrokosmos als auch im Makrokosmos.
In diese Welt hinein hat Gott immer wieder Menschen gerufen. Beginnend beim Stammvater des christlichen und des jüdischen Glaubens: Abraham. Weiter über hunderte von Propheten und Königen in der alttestamentlichen Zeit. Zeugnis Ihres Glaubens und ihres oft sehr schweren Lebens gibt uns das Alte Testament mit seinen zahlreichen Erzählungen über Berufungen, Antworten des Glaubens, schweren Prüfungen und auch Verfehlungen.
Gott offenbarte sich immer als Jahwe, als der Ich-bin-da. Dieser Ich-bin-da ging alle Wege mit seinem Volk mit. Er schrieb auf krummen Zeilen gerade. Er zeigte sich als barmherziger, liebevoller Vater, als mütterlicher Gott, der sein Volk beschütze und hütete.
Durch die Geburt Jesu ist uns Gott auf ganz besondere Weise nahe gekommen. In ihm konnten wir wahrhaft sehen, was Menschsein bedeutet. Jesus lebte in Einheit mit seinem Vater, so sehr, dass Johannes ihn sagen lässt: Ich bin der Weg zum Vater. Auf diesen Weg sind auch wir gerufen. Im Sakrament der Taufe wurden wir hinein genommen in diese Lebensgemeinschaft mit Gott. Seither sind auch wir ein Teil der Heilsgeschichte in dieser Welt. Seither sind auch wir berufen, mit unserem ganzen Sein Antwort zu geben auf den Ruf Gottes. Es ist ein Ruf zum Leben, zum vollen, erfüllten Leben.
Hineingestellt in Schuldzusammenhänge
Freilich sind wir alle auch hineingestellt in unterschiedlichste Schuldzusammenhänge. Wir können nichts dafür, dass wir in diesem Land geboren sind, dafür, dass Menschen in anderen Ländern viel schlechtere Lebensbedingungen vorfinden. Wir können nichts dafür, dass wir in einem reichen Industriestaat leben, während in den Entwicklungsländern Menschen nicht das Nötigste zum Überleben vorfinden. Wir können für Zwistigkeiten unter Menschen nichts, die vor unserer Geburt stattfanden. Dennoch stehen wir in so vielen bewussten und unbewussten Schuldzusammenhängen. Das ist ein Teil der ererbten Schuld, für die wir nicht wirklich etwas können, die uns aber das Leben oft nicht einfach macht.
Das heutige Fest sagt uns: Gott kann aus dem Schuldzusammenhang herausnehmen. Er kann auf krummen Zeilen gerade schreiben. Er kann auch aus den Bruchstücken unserer Lebensgeschichte Großartiges wachsen lassen, wenn wir unseren Weg mit ihm gemeinsam gehen.
Aus dem Minus ein Plus machen
Ich möchte nun noch gemeinsam mit ihnen ein wenig darauf blicken, wie wir mit Schuld umgehen. Vorausgesetzt wir verdrängen und verleugnen sie nicht, dann haben wir die Wahl verschieden darauf zu reagieren, wenn uns Böses angetan wurde oder wir selber Böses taten.
Sehr oft wählen wir den Weg der Autoaggression. Bewusst oder unbewusst versuchen wir durch Suchtmittel unterschiedlichster Art unser Gewissen zum Schweigen zu bringen. Psychosomatische Erkrankungen wie Kopfweh, Magenschmerzen und vieles mehr richten dann die Kräfte gegen uns selbst, die eigentlich dazu da wären, Positives und Neues zu beginnen.
Eine weitere Möglichkeit mit leidvollen Frustrationen umzugehen ist die Übertragung oder Projektion. Unschuldige werden bewusst oder unbewusst dafür verantwortlich gemacht, dass es uns schlecht geht.
Menschlich einsichtiger ist dann die dritte Möglichkeit, die uns zur Verfügung steht, auf selbst- oder fremdverschuldete Taten zu reagieren: es ist die Gegenaggression. Wir lassen unsere Wut aus im Schuldigen, der uns verletzt hat oder in einem unabänderlichen Schicksal, das wir tragen müssen.
All diese Wege sind leidvermehrend. Sie durchbrechen nicht den Teufelskreis des Bösen in der Welt. Sie vergrößern Schuld und Leid. Letztlich lassen sie den Menschen hart und verbittert zurück. Vielleicht ist das Bedürfnis nach Rache oder Rechtfertigung gestillt. Aber hoffnungsfroh und liebevoll werden wir dadurch sicher nicht.
In Jesus ist uns der wahre Weg zum Leben gewiesen. Er zeigt, wie wir mit Schuld, die wir selbst uns aufgeladen haben, oder mit Schuld, die andere uns zugefügt haben, wirklich umgehen sollen.
Wenn Herr A an Frau B ein Minus weitergibt und diese wieder an C und so weiter, dann wird die Spirale der Gewalt und Aggression immer größer.
Triumph über Leid, Schuld und Tod
Die christliche Antwort darauf ist: machen wir doch aus dem Minus ein Plus. Dieses Plus ist das Symbol des Kreuzes. Das Kreuz durchkreuzt alle Sehnsucht nach Rache, alles sich Verhärten wollen nach einem fürchterlichen Schicksalsschlag. Das Kreuz Jesu weist uns darauf hin, dass wir da, wo wir nichts mehr leisten können an Gutem und an positiver Veränderung, dass wir da das Größte leisten durch Annahme des Geschickten in Demut und Liebe.
Gott wirkt Heilsgeschichte in unserer Welt. Er kann Heil in der Geschichte wirken durch Menschen, die sich in seiner Gnade herausnehmen lassen aus dem Teufelskreis von Gewalt und Vergeltung. Im Blick auf das Kreuz sehen wir, dass aus jedem Minus ein Plus werden kann. Gott schenkt uns dazu seine Kraft und seine Gnade.
Der Begründer der Logotherapie, der Wiener Arzt und Psychiater Viktor Frankl hatte als Jude seine Eltern, seinen Bruder und seine schwangere Frau im Konzentrationslager verloren. Als einziger Überlebender seiner Familie sagt er selbst in der höllischen Situation des KZ: “Es gibt etwas, was ihr mir nicht nehmen könnt: Meine Freiheit, zu wählen, wie ich auf das, was ihr mir antut, reagiere.“
In dieser Entscheidung zeigt sich der Triumph des Menschen über Leid, Schuld und Tod.
Jesus hat uns diesen Weg in unübertroffener Weise vorgelebt.
Das heutige Fest macht den Anfang der vertikalen Linie zum Kreuz. In Jesus wurde sie vollendet.
Erwählung Mariens
Was feiern wir?
Was feiern wir wirklich heute außer einem verlängerten Wochenende, - Erholung, Freizeit? „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ – Ist der Inhalt jetzt klarer geworden, und sind die biblischen Texte hilfreich?
Beim Durchlesen der Genesisstelle 3,9-15.20 fiel mir ein sehr weltliches steirisches Volkslied ein: „Und jetzt gang i ans Peters Brünnele“ - Die 6. Strophe lautet: „Und der Adam is stutzig wurdn und der Zurn hat eahm packt, weil die Eva vom Apfel eahm nur den Potz´ lassn hat.“ Verfasser unbekannt, „Theologie“ des Volkes.
Der biblische Hintergrund
Die Texte sind genauso schwierig wie der Inhalt des Festes. Vielleicht kommen wir doch gemeinsam dem Anliegen des Festes näher.
Biblische Texte sind Gottes Wort in zeitbedingter menschlicher Sprache, wodurch durch die lange Zeit Missverständnisse, auch Irrtümer entstehen. Die ersten elf Kapitel des Buches Genesis sind eine Existenzanalyse des Menschen in dichterischer Sprache, keineswegs ein historischer Bericht, wie man vor etwas mehr als hundert Jahren in kirchlichen Kreisen gemeint hat. Der / die Verfasser verwenden eine poetische Sprache, die Textform sind Mythen, also Anfangsgeschichten, Erklärungsversuche von der Erschaffung der Welt, Entstehung des Menschen, Erklärungsversuche wie der / das Böse in die Welt kam. Es geht nicht um Darstellung der Natur, auch nicht um Erklärungsversuche des Kosmos. Die Bibel ist weder Biologie- noch Geographiebuch, um den Ort des Paradieses ausfindig zu machen. Das Paradies ist viel mehr ein Ort in uns, ein Ort der Harmonie mit Gott, ein kultivierbares Land, das im Hebräischen mit „Wonne“ übersetzt wird, Zeichen für Leben. Der Text will zeigen, dass Gott zu den Menschen geht und dass Gottes Liebe sichtbar wird, in dem er Menschengestalt angenommen hat. Wir nehmen somit ein kleines bisschen Weihnachten vorweg.
Dieses Elternpaar Adam und Eva lebt in der „Wonne“: Adam, adamah = der Ackerboden, Erdling. Adam ist ein Gattungsbegriff für beide Geschlechter und wird erst später zum Eigennamen Adam in der lateinischen Bibelübersetzung des Hieronymus, der Vulgata (4./5. Jhdt.).
In einer damals patriarchalischen Gesellschaft stand die Frau unter dem Mann, sie soll sich auch in der Schöpfung unterordnen. In der Übersetzung Gen.2, 22 heißt es: „Gott, der Herr, baute aus der Rippe….eine Frau, die er dem Menschen zuführte.“ Es müsste heißen:
„…aus der Mitte des Menschen / des Mannes“. Das hebräische Wort szela ist aber kaum übersetzbar, wird als „Rippe“ dargestellt. Jedenfalls begann damals der Abstieg der Frau als „Sünderin“, „Verführerin“, und man entfernt sich von Eva als „Mutter der Lebendigen“.
Aus diesem Bericht von Genesis ist es somit abwegig, den historischen Hergang des Sündenfalls zu erklären, denn Tod und Vernichtung gab es schon lange vor dem ersten Menschenpaar (z.B.: das Aussterben der Saurier vor 60 Mill. Jahren). Aus dem Genesistext lässt sich lediglich ablesen, dass es Sünde (=Absonderung) gab und gibt. Sünde wird nicht vererbt, wir sprechen heute von Sündenverflochtenheit.
Die Geschichte mit dem Apfel kommt in der Bibel nicht vor. Dieser „Baum der Erkenntnis“ ist ein Mythos. Er vermittelt Erkenntnis nicht im Sinn von Allwissenheit, sondern im Sinn einer Einschätzung von „Gut“ und „Böse“. „Malus“ im Lateinischen ist der Apfelbaum, der 2.Fall dazu heißt „mali“; der 2. Fall von „der /das Böse,“ im Lateinischen heißt leider auch „mali“. Wegen dieses Übersetzungsfehlers aus dem Lateinischen kam der Apfel mit Adam und Eva in Verbindung und auch ins steirische Volkslied. So wird auch klar, warum die Frau so schlecht wegkam.
Ein Fest des heiligen Anfangs
Was hat das aber mit Maria zu tun? Leider ist auch die Evangelienstelle nicht hilfreich, denn wir feiern die Zeugung und Empfängnis durch Joachim und Anna, den Eltern Mariens. Das Gemeinsame beider Textstellen ist, dass Gott mit der Menschheit eine Liebesgeschichte eingeht, die zu Weihnachten in der Person Jesu auch historisch sichtbar wird.
An Anna und Joachim, die nie Geschichte geschrieben haben, merken wir, dass Gott offenbar unbedeutende Personen in seinen Heilsplan beruft. Das II. Vatikanum schlug vor, diesen heutigen Festtag „Erwählung Mariens“ zu nennen, was sich aber nicht durchgesetzt hat.
Karl Rahner (+1984) spricht von einem „Fest des heiligen Anfangs“. Maria als Frau an der Spitze der Kirche, das wird uns in der Apostelgeschichte bewusst gemacht. Gott schreibt mit den Menschen eine intensive Liebesgeschichte, bei der Maria sich ganz in den Dienst Jesu, aber auch der gesamten Menschheit stellt. Ihre Stärke ist ihre Hingabe.
Christine Busta formuliert im Gedicht:
Einfach so
Sich in die Hingabe bergen
ins große Wagnis der Liebe.
Sich keine Sicherheit errechnen,
nur eine Gewissheit haben:
den Tod.
Vielleicht kann man so
das Leben erfüllen.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 221: Kündet allen in der Not
GL 227: Komm, du Heiland aller Welt
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 521: Maria, dich lieben ist allzeit mein Sinn
GL 523: O Maria sei gegrüßt, die du voller Gnade bist
GL 526: Alle Tage sing und sage Lob der Himmelskönigin
GL 527: Ave Maria zart, du edler Rosengart
GL 528: Ein Bote kommt, der Heil verheißt
GL 531: Sagt an, wer ist doch diese, die auf am Himmel geht
GL 536: Gegrüßet seist du, Königin
GL Ö947: Wunderschön prächtige, hohe und mächtige
GL Ö795: Maria sei gegrüßet, du lichter Morgenstern
Psalmen und Kehrverse:
GL 55: Jubelt, ihr Lande, dem Herrn; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98,1. 2-3b. 3c-4 - VIII.
GL 649,1+3: Sei gegrüßt, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist mit dir - Mit Psalm 16) - II.
GL 650,1: Gegrüßet seist du, Maria; du bist voll der Gnade. (Respnsorium)
GL 404: Danket dem Herrn, er hat uns erhöht; Großes hat er an uns getan. - Mit Lk 1,46-55 (GL 631,4) - IX.
GL 631,3: Der Herr hat Großes an uns getan, sein Name sei gepriesen - Mit Lk 1,46-55 (GL 631,4) - IX.
GL 634,3: Richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn es nahet eure Erlösung - Mit Lk 1,46-55 (GL 634,4) - IX.
- Einleitung8
Ludwig Götz (2023)
Im Advent begegnet uns das Fest Mariä Erwählung. Was uns hier über Maria ausgesagt ist, kann uns gute Dienste leisten, wenn wir uns auf Weihnachten, das Fest der Menschwerdung Gottes in Christus, vorbereiten. Auch bei uns will Christus ankommen wie bei Maria. Maria ermutigt uns im Glauben, damit Gott auch an uns ähnliche Großtaten vollbringen kann.
Genau genommen ist jede Eucharistiefeier ein erneutes Weihnachten, wo Gott sich zu uns herabbegibt, um bei uns Wohnung zu nehmen.
Wir bekennen, dass unser Glaube viel zu schwach ist, und bitten um Gottes Erbarmen:
Hans Hütter (2022)
Manchem Zeitgenossen erscheint es sonderbar, dass die Kirche in Erinnerung an die Empfängnis Mariens ein Hochfest mitten im Advent feiert. Dieser Tag wird verschieden benannt: "Mariä Empfängnis", "Unbefleckte Empfängnis" oder auch "Erwählung Mariens". Anlass für dieses Fest ist die Überzeugung, dass Gott Maria vom allerersten Anfang ihres Lebens an erwählt hat, Mutter Jesu zu werden. Damit steht sie vom Beginn ihres Lebens an in der besonderen Liebe Gottes, nichts trennt sie von der Liebe Gottes.
Am Beginn unserer Feier rühmen wir die Barmherzigkeit Gottes in den Kyrierufen.
Elisabeth Fritzl (2021)
Wieder ein Advent, der „ganz anders“ begonnen hat. Im mittlerweile 4. Lockdown feiern wir das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Dieses Fest erinnert uns daran, dass Gott es ist, der Menschen erwählt. Maria wurde eine besondere Erwählung zuteil: sie sollte die Mutter Gottes werden. Wenn wir heute ihre Empfängnis feiern, drückt sich schon im Festinhalt aus, dass Maria eine besondere Rolle in der Welt zukommt. Gott hat auch für jede/n von uns heute einen Auftrag. Hören wir hin und begrüßen wir den Herrn in unserer Mitte:
Elisabeth Fritzl (2020)
Wir stehen im Advent, den wir heuer unter ganz anderen Umständen begonnen haben. Heute feiern wir das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Ein Fest, das uns mitten im Advent daran erinnert, dass Gott uns erwählt. Maria war schon vor ihrer Geburt von Gott dazu erwählt, seinen Sohn in die Welt zu bringen. Das heutige Fest will uns sagen, dass Gott einen Auftrag für jeden Menschen hat. Vorbild für eine gelingende Gottesbeziehung kann uns Maria sein.
Bitten wir den Herrn um sein Erbarmen.
Gastautor*in (2015)
Mit dem heutigen Festtag Mariä Erwählung eröffnet Papst Franziskus das Heilige Jahr. Er stellt es unter das Motto der Barmherzigkeit. Gott hat sich gegenüber den Menschen die größte Barmherzigkeit erwiesen, weil er uns durch Maria den Retter und Erlöser geschenkt hat. Der Tag und das kommende Jahr soll für uns Christen eine Herausforderung in den Werken der Barmherzigkeit werden. Lassen wir uns auf unseren Gott ein wie es Maria getan hat, damit er auch in unserer Seele Platz nimmt und wir IHN preisen.
Pfarrer Hans Tinkhauser
Hans Hütter (2015)
Wir feiern heute das Fest, das herkömmlicherweise Mariä Empfängnis oder „Unbefleckte Empfängnis“ genannt wird. Diese Bezeichnung lenkt unser Denken sonderbarerweise auf den Augenblick ihrer Empfängnis. Ich fürchte, dass diese theologische Redeweise die meisten Menschen am eigentlichen Festgeheimnis vorbeidenken lässt. Es geht an diesem Festtag um die Erwählung Mariens zur Mutter und Partnerin Gottes vom Anfang an. Es ist die göttliche Liebesgeschichte schlechthin. Diese wirkt sich auch auf unsere je eigene Gottesbeziehung aus.
Am Beginn unserer Feier preisen wir unseren Herrn und Gott für das Große, das er an Maria und an uns getan hat.
Hans Hütter (2012)
Mitten im Advent feiern wir ein Marienfest, das von seinem Inhalt her nicht direkt mit dem Advent zu tun hat, dennoch aber gut in die Vorweihnachtszeit hineinpasst: Das Fest der Erwählung Mariens, oder wie man es früher nannte: Das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Es wird 9 Monate vor dem Fest Mariä Geburt gefeiert und hebt hervor, dass Gott Maria von allem Anfang an erwählt hat, die Mutter des Erlösers zu werden. Aus diesem Grund hat er sie aus allen menschlichen Verstrickungen in das Böse herausgehalten.
Das Fest kreist zwar um die Person Mariens, meint aber letztlich uns alle. Mit der Erwählung Mariens beginnt der Weg des Erlösers, beginnt unsere Erlösung. Wir haben Grund, unsere Freude über die Erwählung Mariens und über unsere Erlösung zum Ausdruck zu bringen.
Josef Kampleitner (2011)
"Groß sein lässt meine Seele den Herrn" so heißt es in einem modernen Kirchenlied. Maria stimmt dieses Loblied, das Magnifikat an. Sie preist Gott selig, weil sie erwählt wurde, an Gottes Heilsplan mitzuwirken, den Erlöser zur Welt zu bringen. Gott setzt mit ihr einen neuen Anfang und damit beginnt eine neue Heilsgeschichte.
Mitten im Advent dürfen wir dieses Fest der Erwählung Mariens feiern. Es wird 9 Monate vor dem Fest Mariä Geburt gefeiert und hebt hervor, dass Gott Maria von allem Anfang an erwählt hat, die Mutter des Erlösers zu werden.
Was Gott an Maria getan hat, das tut er auch an uns. Dankbar feiern wir gemeinsam das Fest der Erwählung Mariens und erinnern uns, was Gott an uns Menschen tut.
- Bußakt1
Josef Kampleitner (2011)
Mach die Tore meiner Seele weit
und öffne unsere Türen und Herzen,
dass die heilenden Kräfte uns durchströmen
und sich in uns ausbreiten können.
Herr, erbarme dich.
Breit in uns die Zweige der Hoffnung aus,
dass der Friede in uns einziehen kann
und unsere Seele zur Stille und Ruhe kommt.
Christus, erbarme dich.
Gott, deine Gnade sei mit uns wie mit Maria
und berge uns in deiner Hand,
damit unser Leben fruchtbar werde.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie4
Ludwig Götz (2023)
Herr, Jesus Christus,
du bist der Große und hast dich klein gemacht für uns.
Herr, erbarme dich.
Maria hat sich ganz deinem göttlichen Willen geöffnet.
Christus, erbarme dich.
Du willst, dass auch wir immer mehr zum Werkzeug deines Friedens werden.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2022)
Herr, Jesus Christus,
du hast durch deine Mutter Maria menschliche Gestalt angenommen.
Herr, erbarme dich.
Du hast Maria, deine Mutter, auch uns zur Mutter gegeben.
Christus, erbarme dich.
Du hast überwunden, was uns von Gott trennt.
Herr, erbarme dich.
Elisabeth Fritzl (2021)
Herr Jesus Christus,
du bist Mensch geworden und schenkst dich uns ganz.
Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus,
in deinem Wort erfahren wir deine Nähe und Liebe.
Christe eleison.
Herr Jesus Christus,
du öffnest unser Herz für deinen Ruf.
Kyrie eleison.
Elisabeth Fritzl (2020)
Herr Jesus Christus,
du bist Mensch geworden zum Heil aller Menschen.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du schenkst dich uns in deinem Wort.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du öffnest unser Herz für deine frohe Botschaft.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Mariä Empfängnis
Großer und heiliger Gott,
im Hinblick auf den Erlösertod Jesu Christi
hast du die selige Jungfrau Maria schon im ersten Augenblick ihres Daseins
vor jeder Sünde bewahrt, um deinem Sohn eine würdige Wohnung zu bereiten.
Höre auf ihre Fürsprache:
Mache uns frei von Sünden und erhalte uns in deiner Gnade,
damit wir mit reinem Herzen zu dir gelangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Mariä Empfängnis
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Gütiger Gott,
du berufst Menschen in deinen Dienst
und befähigst sie, ihren Auftrag zu erfüllen.
Schenke uns auf die Fürbitte der Gottesmutter
die Gnade, uns deiner Führung anzuvertrauen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Josef Kampleitner (2011)
Gott,
du bist groß und unbegreiflich.
Nach deinem Willen ist dein ewiges Wort
im Schoß der Jungfrau Maria Mensch geworden.
Gläubig bekennen wir,
dass unser Erlöser wahrer Gott und wahrer Mensch ist
und du Maria vor aller Zeit zur Mutter deines Sohnes erwählt hast.
Mache uns würdig,
Anteil zu erhalten an seinem göttlichen Leben.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus...
Josef Kampleitner (2011)
Maria,
du wurdest von Gott dazu erwählt,
durch die Kraft des Hl. Geistes Jeus zu empfangen,
und so wurde aus dir Gottes Wort als Mensch geboren.
Du warst Tor Gottes auf dem Weg zu uns Menschen und zu seiner Schöpfung.
Sei auch uns Tor zu Gottes Herrlichkeit
und Fürsprecherin bei deinem Sohn,
unserem Herrn Jesus Christus.
- Fürbitten17
Ludwig Götz (2023)
An Gott, der Maria von Anfang an aus dem Zusammenhang von Schuld und Sünde herausgenommen hat, wenden wir uns voll Vertrauen:
Wir beten für alle, die Ablehnung und Hass zu spüren bekommen.
Herr, öffne sie für deine Gnade.
Wir beten für alle, die nicht mit der Gnade Gottes rechnen.
Wir beten für alle, die sich den Anforderungen ihres Lebens nicht gewachsen fühlen und aufgeben.
Wir bitten für alle, die sich allein gelassen fühlen und enttäuscht sind.
Wir beten für alle an Gott Glaubenden, dass sie aus dem Leben Mariens Kraft schöpfen.
Wir beten für unsere Verstorbenen, dass sie jetzt das vollendete Leben bei Gott erfahren dürfen.
Herr und Gott,
du hast Christus gesandt, damit wir das Leben in Fülle haben.
Darauf vertrauen wir und danken dir. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Maria ist in besonderer Weise für das Erlösungswerk Gottes erwählt. Und doch ist sie dabei ganz Geschöpf und Kreatur.
Auf ihre Fürsprache lasst uns den Vater bitten:
Beten wir für alle, die dich, allmächtiger Gott, in den verschiedenen Religionen suchen und bereit sind, wie Maria in der Offenheit auf dich zu leben.
Beten wir für alle, die von den Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erniedrigt werden und deren Würde mit Füßen getreten wird.
Beten wir für alle, die im unreflektierten Konsum der digitalen Medien ihre eigene Identität und Urteilsfähigkeit verlieren.
Beten wir für uns selbst in dieser angeblich so stillen Zeit des Jahres um Freude und Erkenntnis des wirklich Wesentlichen in unserem Leben.
Beten wir für unsere Verstorbenen, denen Vollendung und ein neues Leben in deiner Nähe verheißen ist.
Mit Maria sind auch wir zu deinem Lob bereit und drücken so unsere Hoffnung und unser Vertrauen auf dich, unserem Vater und Schöpfer, aus. - Amen.
Hans Hütter (2022)
Allmächtiger Gott,
du hast Maria von Beginn ihres Lebens an erwählt, die Mutter deines Sohnes Jesus Christus zu sein.
Dankbar für die Gnade, die du ihr und uns Menschen geschenkt hast, bitten wir dich:
Für alle, die in der Kirche Rang und Namen haben.
Lass sie demütig bleiben wie die Gottesmutter Maria
und stärke sie in ihrem Dienst an deinem Heilsplan.
Für alle, denen in der Gesellschaft große Aufgaben anvertraut sind.
Lass sie ihren Einsatz als Dienst an den Menschen verstehen
und dem Wohl aller Menschen zugute kommen.
Für alle, denen in der Politik Macht zukommt:
Bewahre sie vor Überheblichkeit
und lass sie das Wohl der ihnen Anvertrauten nicht aus den Augen verlieren.
Für alle getauften Christen:
Lass sie dankbar sein für die Gnade des Glaubens
und lass diesen fruchtbar werden wo immer sie leben.
Für alle Eltern:
Schenke ihnen Freude am Glauben
und lass diesen weiterwirken in den Familien und Gemeinden.
Für unsere Verstorbenen:
Vollende an ihnen, was du in ihnen durch die Taufe begonnen hast.
Du, Vater,
hast Maria und auch uns mit allem Segen deines Geistes gesegnet.
Dir sei Lob und Dank in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2022)
Das Leben der Gottesmutter Maria lehrt uns, dass Gott, wem er eine bestimmte Aufgabe zutraut, er sie auch mit den Gaben ausstattet, die dazu notwendig sind.
Auf ihre Fürsprache Mariens lasst uns den Vater bitten:
Für alle, die durch ihre Taufe schon jetzt in enger Gemeinschaft mit dir leben,
dass sie ihrer Berufung treu bleiben können.
Für alle, die Fehlentwicklungen in Gesellschaft und Politik erkennen,
dass sie den Mut und die Kraft für neue Wege aufbringen.
Für alle, die mit ihren persönlichen Sorgen und Nöten weltweit zu Marienwallfahrtsorten pilgern,
dass sie gestärkt und mit Zuversicht wieder nach Hause aufbrechen können.
Für alle, die von körperlichen oder seelischen Schmerzen belastet sind,
dass sie deine Nähe und Begleitung spüren und die Unterstützung ihrer Mitmenschen annehmen können.
Für alle Verstorbenen, die in der Hoffnung auf die Gemeinschaft mit dir, der Gottesmutter und allen Heiligen, ihr irdisches Leben beendet haben.
Denn durch Maria kamst du, ewiger Gott, in Jesus Christus als Mensch zu uns Menschen.
Dafür danken wir dir und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Elisabeth Fritzl (2021)
Zu Gott, der unsere Sorgen und Ängste kennt,
kommen wir mit unseren Bitten:
Wir beten für alle Menschen, die müde geworden sind
und keine Hoffnung in sich spüren.
Wir beten für alle, die im Gesundheitsweisen tätig sind.
Wir beten für alle, die an Corona erkrankt sind.
Wir beten für alle, die obdachlos oder auf der Flucht sind.
Wir beten für alle Menschen weltweit,
die an den Folgen des Klimawandels oder der Pandemie leiden.
Gott, du verlässt uns nicht und bietest uns immer wieder neu deine Freundschaft an.
Dafür danken wir dir heute und bis in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Wir dürfen in dem Vertrauen leben, dass Gott uns vom ersten Augenblick unseres Werdens bis zum letzten Atemzug und darüber hinaus begleitet.
Ihn lasst uns bitten:
Im Vertrauen, dass du deine Kirche durch die Zeiten trägst und begleitest.
Im Vertrauen, dass die Entscheidungen der Politik, die wir alle persönlich mittragen müssen, die Gefährdung unserer Gesellschaft durch die Pandemie minimieren.
Im Vertrauen, dass wir gemäß unserer Berufung als deine Kinder in jedem menschlichen Antlitz dir mit Achtung und Wertschätzung begegnen.
Im Vertrauen, dass wir mutig unseren Weg zur Entwicklung einer reifen Persönlichkeit gehen.
Im Vertrauen, dass wir in dir leben und sterben, beten wir für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde.
Denn wie du in der Gottesmutter einen Menschen erwählt hast, der am Erlösungswerk Jesu mitwirken konnte, traust du auch uns die Mitwirkung an deinem Reich zu.
Auf die Fürsprache der Gottesmutter bitten wir dich, dass du auch uns die Gnade schenkst, uns diesem deinem Vertrauen in uns als würdig zu erweisen. - Amen.
Elisabeth Fritzl (2020)
Gott ist in sich Beziehung und er stiftet Gemeinschaft.
Mit unseren Bitten kommen wir zu ihm:
Wir beten für alle Menschen,
die müde geworden sind und keinen Antrieb in sich spüren.
Wir beten für alle,
die im Gesundheitsweisen tätig sind.
Wir beten für alle, die an Corona erkrankt sind,
besonders für die vielen Kranken in den Pflegeheimen.
Wir beten für alle, die sich schwertun, Gottes Wort zu hören
und die nicht offen für die frohe Botschaft sein können.
Wir beten für alle Menschen weltweit,
die an den Folgen des Klimawandels oder der Pandemie leiden.
Schöpfungsfreundlicher Gott,
du verlässt uns nicht und bietest uns immer wieder neu deine Freundschaft an.
Dafür danken wir dir heute und bis in Ewigkeit. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2019)
Jesus Christus,
du nimmst uns an in unserer Gebrochenheit und mit unseren Unfreiheiten. Du kommst uns entgegen mit deiner Gnade und deiner Liebe.
Dir vertrauen wir unsere Bitten an:
Wir bitten dich für uns und unsere Mitmenschen: dass wir auch in allem Versagen und aller Schuld die Achtung vor der Würde jedes und jeder einzelnen bewahren.
Wir bitten dich für die Menschen, die unsere Hilfe benötigen: dass wir ihnen Licht und Unterstützung sind.
Wir bitten dich für die Welt, wo es an vielen Ecken und Enden ungerecht abläuft: lass uns erkennen, wo wir selber ansetzen und die Welt zum Besseren verändern können - und gib uns die Kraft, es auch zu tun.
Wir bitten dich für alle Menschen guten Willens: Schenke ihnen einen langen Atem, deinen Beistand und Humor, um schwierige Situationen durchzustehen.
Jesus, dir ist das Menschliche nicht fremd. Du bist bei uns auf allen Wegen - hellen und dunklen. Dafür danken wir dir, heute und alle Tage unseres Lebens. - Amen.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-E., Pastoralassistentin St. Franzikus/Wels.
Renate Witzani (2019)
Wir nennen Gott allmächtig, weil uns im Glauben bewusst ist, dass sich sein Wirken nicht in den Grenzen unseres Denkens abspielt. In sein Heilswerk, das in der Empfängnis der Gottesmutter begonnen hat, ist die ganze Schöpfung eingeschlossen.
Ihn lasst uns bitten:
Für deine Kirche, die dein Heilswerk in dieser Welt fortführen soll.
Für eine Gesellschaft, in der Frauen und Männer weltweit die gleichen Rechte und Chancen haben.
Für alle Menschen, die sich im Streben nach Perfektionismus und Selbstoptimierung überfordern.
Für alle Menschen, die abseits vom Glanz der Öffentlichkeit still und bescheiden für andere das tun, was getan werden muss.
Für unsere Verstorbenen, die am Ziel ihres Lebens in deiner Nähe und Geborgenheit angelangt sind.
Allmächtiger und barmherziger Gott,
deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg.
Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern,
deinem Sohn entgegenzugehen.
Führe uns durch dein Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Gott wirkt Großes im Stillen.
So beginnt auch nach dem Versagen des Menschen sein neuer Weg mit uns.
Ihn wollen wir auf die Fürsprache der Gottesmutter bitten:
Für die Einheit der christlichen Kirchen,
dass sie durch ihren gemeinsamen Glauben an Christus, unseren Erlöser, alles Trennende überwinden können.
Für alle Frauen weltweit,
dass sie in ihrer Würde anerkannt werden und sich von patriarchalen Machtstrukturen befreien können.
Für alle, die in ungerechte und benachteiligte Lebenssituationen hinein geboren worden sind,
dass sie durch deines Geistes Kraft ihr Leben zum Besseren ändern können.
Für uns selbst,
dass wir das Große, das du mit einem jeden von uns vorhast, bejahen und geschehen lassen können.
Für unsere Verstorbenen,
dass sie gleich der Gottesmutter ihre ewige Heimat bei dir finden.
Wir erleben uns immer wieder als schwach und fehlerhaft.
In Maria schenkst du uns Hoffnung.
Denn sie hast du als Erste von uns in den Himmel aufgenommen.
Mit ihr und allen auf Erden und im Himmel
dürfen wir dich loben und preisen. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Lasst uns Gott auf die Fürsprache der Gottesmutter unsere Bitten anvertrauen:
Hilf deiner Kirche und damit uns allen, deinen Willen zu erkennen und danach zu handeln.
Befreie unsere Welt von verderblichen Strukturen der Macht und Sünde.
Stärke allen, deren Leben von Leid und Schmerzen um ihre Lieben geprägt ist.
Hilf uns, jeden neuen Tag dankbar aus deinen Händen anzunehmen und zu deinem Lob zu vollenden.
Schenke unseren Verstorbenen das ewige Leben.
Dass wir wie Maria bereit sind, für deinen Willen empfänglich zu sein,
bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn und Bruder. - Amen.
Renate Witzani (2016)
Das JA Marias zu Gott drückt ihr bedingungsloses Vertrauen in seine Größe und Allmacht aus.
Durch ihre Fürsprache lasst uns ihn bitten:
Für alle christlichen Kirchen um weitreichende und tiefgreifende Bemühungen um Einheit.
Für unsere Heimat Österreich um Frieden untereinander trotz aller politischen und sozialen Differenzen.
Für alle Erwachsenen, die in den verschiedenen Formen elterlicher Verantwortung für ihre Kinder sorgen.
Für uns selbst, die wir uns als Getaufte als Kinder Gottes fühlen dürfen.
Für alle Menschen, die in ihrem Leben von vielen ihrer Lieben Abschied nehmen mussten.
Die Liebe Gottes, die uns wie Maria in unserem ganzen Leben umfasst und begleitet, kann in uns alle Angst und Zweifel besiegen. Mit allen, die auf Christus hoffen, lasst uns in seinen Lobgesang einstimmen, ihm danken und ihn preisen, jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2015)
Fürbittend wenden wir uns an Gott,
der Maria von allem Anfang an erwählt hat:
Für alle, die nicht an einen Gott glauben können, der sie persönlich liebt,
dass sie in ihrem Leben seine Liebe erfahren und erkennen.
Für alle, die ein schweres Schicksal zu verkraften haben,
dass sie an der Liebe Gottes nicht irre werden.
Für alle Mütter und Väter, die ein Kind erwarten,
dass sie es in Freude bejahen und annehmen können.
Für alle, die auf der Suche nach einem Menschen sind, der sie vorbehaltlos liebt,
dass sie in der Fähigkeit zu lieben wachsen
und offen auf Menschen zugehen können.
Für alle Familien und Partner, die durch die gegenwärtigen Kriege oder durch ihre Arbeitsbedingungen auseinandergerissen sind.
Führe sie zusammen in eine gute Zukunft.
Du, guter Gott, hast uns Maria zum Leitbild aller Glaubenden gegeben.
Führe auch uns zur Vollendung wie sie. – Amen.
Renate Witzani (2014)
Durch die besondere der Gottesmutter geschenkte Gnade hat Maria ihr Leben immer ganz auf Gott ausrichten können.
Auch wir sind aufgerufen, immer wieder nach seinem Willen in unserem Leben zu suchen.
Lasst uns ihn um seine Gnade dazu bitten:
Für eine Kirche, in der sich die Hirten und die Herde wie Maria ohne Hintergedanken und Einschränkungen dem Willen Gottes öffnen.
Für eine Welt, in der trotz aller Kriege, Gewalt und Korruption das Gute und Friedvolle, das Gott in sie hineingelegt hat, zur Geltung kommt.
Für alle unsere Vereine, dass sie nicht nur ihrem Selbstzweck dienen sondern Gutes und Schönes in das Leben unserer Gemeinde bringen.
Für uns selbst, die nach Gottes Willen zwar mit der Erbsünde geboren sind, aber auch als Miterben Christi Anteil am Heil haben.
Für unsere Verstorbenen, die das Dunkel dieser Welt hinter sich gelassen haben und - so hoffen wir - im unvergänglichen Licht Gottes leben dürfen.
Denn in Christus sind wir erwählt und dazu bestimmt, Gottes Herrlichkeit zu loben.
Ihn preisen wir in alle Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2013)
Guter Gott und Vater,
du hast Maria, die Mutter deines Sohnes von Anfang an vor jede Verwicklung in das Böse bewahrt.
In unserer Not mit dem Bösen in der Welt kommen wir zu dir
und bitten dich:
Für alle, die dem Bösen in der Gestalt von Krieg und Terror begegnen.
Bewahre sie vor Verletzung, Tod und Untergang.
Für alle, die dem Bösen in der Gestalt von Misstrauen und Zurückweisung begegnen.
Lass sie Aufnahme und Gemeinschaft erfahren.
Für alle, die dem Bösen in der Gestalt von Geldgier und Gewinnsucht begegnen.
Bewahre sie vor Ausbeutung und Armut.
Für alle, die dem Bösen in der Gestalt von Täuschung und Verführung begegnen.
Schenke ihnen Klugheit und Wachheit.
Du, Herr, lehrst uns Gutes zu tun und Böses zu meiden.
Begleite uns auf unserem Weg. – Amen.
Josef Kampleitner (2011)
Gott,
du hast auch uns erwählt vor der Erschaffung der Welt (Eph 1,3).
Als Beschenkte kommen wir mit unseren Anliegen zu dir.
Höre unser Gebet.
Für uns alle, die wir von Gott erwählt sind,
um Gottes Führung auf unserem Lebensweg.
Für alle Verantwortlichen in Staat, Gesellschaft und Kirche,
um Gottes Führung in ihren Aufgaben und Diensten.
Für alle Frauen, die ein Kind erwarten,
um Gottes Segen für eine gute Schwangerschaft und Geburt.
Für alle Kranken und Leidenden,
um Gottes Kraft und Trost.
Für die verfolgten und unterdrückten Völker,
um Gottes Beistand.
Allmächtiger Gott, du hast und erwählt
und schenkst und die Gnade, uns immer wieder zu erneuern.
Komm in unser Leben und lass uns dich mit Maria preisen.
Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.
Hans Hütter (2010)
Guter Gott und Vater,
du hast Maria berufen, die Mutter deines Sohnes zu sein,
und du warst ihr vom Anfang an nahe wie keinem anderen Menschen.
Dich bitten wir:
Für alle Menschen, die sich fern von dir fühlen
und sich schwer tun, dein Wirken in der Welt zu erkennen.
Lass sie erfahren, dass sie von dir geliebt sind.
Für alle Menschen, die sich nach deiner Nähe sehnen.
Lass sie spüren, dass du da bist
und dass sie sich auf dich verlassen können.
Für alle Menschen, die in dieser Vorweihnachtszeit die Stille meiden,
und so deine Stimme nicht vernehmen können.
Eröffne ihnen Wege, auf denen sie dich finden können.
Für alle Seelsorger, die in diesen Tagen besonders gefordert sind.
Schenke ihnen die Kraft, auf Menschen zuzugehen
und ihnen deine Frohe Botschaft zu überbringen.
Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde.
Lass sie bei dir Heimat und Frieden finden.
Du allein, Herr, kannst uns geben, was wir zum leben nötig haben.
Dir vertrauen wir. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Mariä Empfängnis
Herr, unser Gott,
in deiner Gnade
hast du die selige Jungfrau Maria auserwählt
und vor jeder Sünde bewahrt.
An ihrem Fest feiern wir das Opfer,
das alle Schuld der Menschen tilgt.
Befreie uns auf ihre Fürsprache
aus der Verstrickung in das Böse,
damit auch wir heilig und makellos vor dir stehen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Erwählung Mariens
Messbuch - GG: unser Erlöser wahrer Gott und Mensch
Gott, du bist groß und unbegreiflich.
Nach deinem Willen
ist dein ewiges Wort durch Maria Mensch geworden.
Gläubig bekennen wir,
dass unser Erlöser wahrer Gott und Mensch ist.
Mache uns immer wieder würdig,
Anteil zu erhalten an seiner Verheißung.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Herrn.
MB
Messbuch - GG Marienmessen: erleuchte uns mit deinem Heiligen Geist
Herr, unser Gott,
nimm unsere Gaben an
und erleuchte uns mit deinem Heiligen Geist,
damit wir nach dem Beispiel der seligen Jungfrau Maria
dein Wort in unserem Herzen erwägen und bewahren.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Marienmessen in der Weihnachtszeit
- Gebet zur Gabenbereitung1
Josef Kampleitner (2011)
Herr, unser Gott,
du hast Maria erwählt, die Mutter Jesu zu sein.
Gib uns ein Herz wie das ihre; ein Herz voll Liebe und Demut.
Dann können wir Jesus empfangen im Brot des Lebens;
dann können wir ihn lieben, wie sie ihn liebt,
und ihm dienen in der Gestalt der Leidenden und Armen.
Wie Maria mach uns zu Boten deiner Liebe und des Friedens.
- Lobpreis3
Elisabeth Fritzl (2021)
Kehrvers: Magnificat, magnificat
(GL 390)
Wir preisen dich, guter Gott,
für deine ganze Schöpfung.
Besonders danken wir dir für Maria, die Mutter Jesu,
die ganz JA gesagt hat zu dir.
Sie ist uns Vorbild im Glauben und Fürsprecherin bei dir.
Kehrvers
Wir preisen dich, Herr Jesus Christus.
Durch Maria hast du Fleisch angenommen und wurdest unser Bruder.
Ihrem Beispiel folgend wollen auch wir dich ganz aufnehmen
und deine Frohe Botschaft allen Menschen verkünden.
Kehrvers
Wir preisen dich, Heiliger Geist.
Durch deine Kraft schaffst du das Leben.
Du stärkst auch uns und hilfst uns,
Christus immer ähnlicher zu werden.
Bestärke uns, dass wir uns mutig auf dich einlassen
und führe uns auf unserem Weg.
Wir preisen dich, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist
und singen dein Lob:
Gloria: GL 170
Elisabeth Fritzl (2020)
Kehrvers:
Magnificat, magnificat
(GL 390)
Wir preisen dich, guter Gott, für deine ganze Schöpfung.
Besonders danken wir dir für Maria, die Mutter Jesu,
die ganz JA gesagt hat zu dir.
Kehrvers
Wir preisen dich, Herr Jesus Christus.
Durch Maria hast du Fleisch angenommen
und wurdest unser Bruder.
Ihrem Beispiel folgend wollen auch wir dich ganz aufnehmen.
Kehrvers
Wir preisen dich, Heiliger Geist.
Durch deine Kraft schaffst du das Leben.
Du stärkst auch uns und hilfst uns,
Christus immer ähnlicher zu werden.
Wir preisen dich,
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist
und singen dein Lob:
Gloria: GL 169
Hans Hütter (2019)
(für Wortgottesdienstfeiern)
GL 404: Danket dem Herrn, er hat uns erhöht; Großes hat er an uns getan
mit dem Magnifikat
Gott, Vater im Himmel,
wir preisen dich für alles, was du geschaffen hast.
Wir preisen dich besonders für Maria,
die du zur Mutter deines Sohnes erwählt hast.
In ihrer Erwählung leuchtet deine Liebe zu uns Menschen auf.
Kehrvers
Gott Sohn, Erlöser der Welt,
wir danken dir, dass du Maria auch uns zur Mutter gegeben hast.
Sie hat das Wort Gottes gläubig gehört und angenommen
und zeigt uns, wie wir dir nachfolgen können.
Kehrvers
Gott, Heiliger Geist,
du hast Maria mit der Kraft des Höchsten überschattet.
So hat sie den Sohn Gottes zur Welt gebracht.
Auch uns erfüllst du mit Deiner Kraft,
damit wir Christus sichtbar machen in dieser Welt.
Kehrvers
Darum preisen wir Dich, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist
und singen wir dir mit allen Erlösten dein Lob:
Danklied, z. B. Den Herren will ich loben (GL 395)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Mariä Empfängnis: Maria, Urbild der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und das Werk deiner Liebe zu rühmen.
Denn du hast Maria vor der Erbschuld bewahrt,
du hast sie mit der Fülle der Gnade beschenkt,
da sie erwählt war,
die Mutter deines Sohnes zu werden.
In unversehrter Jungfräulichkeit
hat sie Christus geboren,
der als schuldloses Lamm
die Sünde der Welt hinwegnimmt.
Sie ist Urbild und Anfang der Kirche,
der makellosen Braut deines Sohnes.
Vor allen Heiligen ist sie ein Vorbild der Heiligkeit,
ihre Fürsprache erfleht uns deine Gnade
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen dich Himmel und Erde,
Engel und Menschen und singen
wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Mariä Empfängnis
- Mahlspruch1
Bibel
Großes hat man von dir gesagt, Maria,
denn aus dir ging hervor die Sonne der Gerechtigkeit,
Christus, unser Gott.
Oder:
Maria sagte Ich bin die Magd des Herrn;
Mir geschehe, wie du es gesagt hast.
(Lk 1, 38)
Oder:
In Christus hat Gott uns erwählt vor der Erschaffung der Welt.
(vgl. Eph 1,4)
Oder:
Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter:
(Lk 1,46)
- Meditation3
Zitat (2023) - erwählt
Gott hat Maria erwählt,
sie hat sein Vertrauen bestätigt.
Gott lässt seine Erwählten nicht im Stich,
er ist ihre Stärke und ihr Vollender.
Er hat uns erwählt, weil er uns vertraut.
Er hat uns in dieser Stunde gestärkt.
Wir wollen sein Vertrauen nicht enttäuschen,
er wird unser Vollender sein.
Aus: Das große Liturgiebuch der Marienverehrung, hrsg. Werner Eizinger. Pustet Verlag, Regensburg 2011.
Helene Renner (2019)
Gott hat sich uns zugewandt
er sieht die Einsamen und Schwachen
er sieht die Kranken und Hilflosen
er sieht die Flüchtlinge und Heimatlosen
er sieht die Arbeitslosen und die, die in Arbeit ersticken
er sieht die Hungernden und Frierenden
er sieht die Trauernden und Sterbenden
er sieht die Vielen, die am Rand stehen
er sieht die Satten und Freudlosen
er sieht die Ausgebrannten und Hoffnungslosen
er sieht die, die dem Glück nachjagen
er sieht alle
er sieht dich und mich
Gott hat sich uns zugewandt
er nimmt sich unser an
er sendet seinen Sohn in die Welt
durch Maria
die Erwählte von Anfang an
ihr Ja bereitet Gott den Weg
zu allen
die offen sind
für seine Gnade
Helene Renner (2021) - auserwählt und hineingestellt
Maria
auserwählt
und hineingestellt
in die Geschichte der Menschheit
ein einfaches Mädchen
von Anfang an
berufen
Mutter des Erlösers zu werden
offen für Gottes Geist
hat sie empfangen
und geboren
Jesus
den Gottessohn
vorhergesagt durch Propheten
genannt
Immanuel
Gott ist mit uns
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Mariä Empfängnis
Herr und Gott,
das Sakrament, das wir empfangen haben,
heile in uns die Wunden jener Schuld,
vor der du die allerseligste Jungfrau Maria
vom ersten Augenblick ihres Daseins an
auf einzigartige Weise bewahrt hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Erwählung Mariens
Messbuch - SG Marienmessen: Lass uns seiner Gottheit teilhaftig werden
Menschenfreundlicher Gott,
in Freude haben wir
am Fest (Gedenktag) der seligen Jungfrau Maria
(beim Gedenken an die selige Jungfrau Maria)
den Leib und das Blut deines Sohnes empfangen,
der für uns Mensch geworden ist.
Lass uns durch diese geheimnisvollen Gaben
seiner Gottheit teilhaftig werden.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Marienmessen in der Weihnachtszeit
- Gebet zum Abschluss1
Josef Kampleitner (2011)
Herr,
wie Maria auf dein Kommen gewartet hat,
so warten auch wir auf dein Kommen.
Gib, dass wir in unserem täglichen Leben spüren,
dass du, Herr, im Kommen bist.
Darum bitten wir auf die Fürsprache Marien
durch Christus unserm Herrn. Amen.
- Segen2
Messbuch - Feierlicher Segen von der seligen Jungfrau Maria
Gott, der allmächtige Vater,
segne euch durch den Erlöser der Welt,
unseren Herrn Jesus Christus,
den Sohn der jungfräulichen Mutter Maria.
Sie hat den Urheber des Lebens geboren;
Ihre Fürsprache erwirke euch Gottes Hilfe.
Euch allen, die (heute) das Fest ihrer [_________] begehen,
[Euch und allen, die heute ihr Gedächtnis begehen]
schenke Gott die wahre Freude und den ewigen Lohn.
Das gewähre euch der
Der dreieinige Gott,
der Vater, der Sohn und der Hl. Geist.
MB Feierliche Schlusssegen von der seligen Jungfrau Maria
Josef Kampleitner (2011)
Nun soll es wissen alle Welt,
Gott Sohn nun seinen Einzug hält.
Im Schoss der Jungfrau wird Gott Kind,
durch den die Welt das Heil gewinnt.
Und so segne euch + Gott Vater,
Gott Sohn und der Hl. Geist. Amen.
Der Mensch, der sich vollkommen in die Hände Gottes übergibt
Wenn wir uns die Welt um uns herum anschauen, können wir sehen, dass das Böse den Menschen immer vergiftet, ihn nicht erhöht, sondern ihn erniedrigt und demütigt, ihn nicht größer, reiner und reicher macht, sondern ihm schadet und ihn kleiner werden lässt. Das müssen wir vor allem am Tag der Unbefleckt Empfangenen lernen: Der Mensch, der sich vollkommen in die Hände Gottes übergibt, wird keine Marionette Gottes, keine langweilige, angepasste Person; er verliert seine Freiheit nicht. Nur der Mensch, der sich ganz Gott anvertraut, findet die wahre Freiheit, die große und schöpferische Weite der Freiheit des Guten. Der Mensch, der sich zu Gott hinwendet, wird nicht kleiner, sondern größer, denn durch Gott und zusammen mit Ihm wird er groß, wird er göttlich, wird er wirklich er selbst. Der Mensch, der sich in die Hände Gottes übergibt, entfernt sich nicht von den anderen, indem er sich in sein privates Heil zurückzieht; im Gegenteil, nur dann erwacht sein Herz wirklich und er wird zu einer einfühlsamen und daher wohlwollenden und offenen Person.
Aus einer Predigt Papst Benedikt XVI. am 8. Dezember 2005.
Den Entwurf Gottes in mir erkennen
Am Anfang unscheinbar,
klein und unbedeutend.
Fülle in sich tragend, Herkunft wird Zukunft,
Ursprung und Ziel in der Tiefe verbunden.
Hilflos in der Welt, meinen Platz suchend,
mich behauptend,
um Anerkennung ringend.
Im Blick auf Maria spüren,
der Ursprung liegt in Gott,
er ist das Ziel in meinem Leben
den Entwurf Gottes in mir erkennen.
Reinhard Röhrner
Mutter, so wunderbar
Sei gegrüßt, du Lied der Cherubim und Lob der Engel.
Sei gegrüßt, du Frieden und Freude des Menschengeschlechts.
Sei gegrüßt, du köstlicher Garten, sei gegrüßt, du Holz des Lebens.
Sei gegrüßt, du Schutzwall der Gläubigen und Hafen der Schiffbrüchigen.
Sei gegrüßt, Heimruf Adams, sei gegrüßt, Loskauf der Eva.
Sei gegrüßt, Brunnen der Gnade und der Unsterblichkeit.
Sei gegrüßt, du heiligster Tempel, sei gegrüßt, Thron des Herrn.
Sei gegrüßt, du Reine, die du zertreten hast den Kopf des Drachens
und ihn in den Abgrund stießest.
Sei gegrüßt, Zuflucht der Betrübten,
sei gegrüßt, Befreiung vom Fluch.
Sei gegrüßt, Mutter Christi,
des Sohnes des lebendigen Gottes,
dem Ruhm gebührt,
Ehre, Anbetung und Lob jetzt und immer und überall,
Amen und auf Ewigkeit.
Ephraem der Syrer.
Du
Ein Lied von Reinhard Burchhardt und Paul Weismantel zum Herunterladen.
Text: Paul Weismantel, Musik: Reinhard Burchhardt
Verrückte Weihnacht!?
Am Türgitter des von Richard Kurt Fischer 1991 in Innsbruck-Arzl erbauten Gotteshauses, dessen äußere Erscheinung einem Bergkristall ähnelt, steht die Frage „Quo vadis?“ – Wohin gehst du, Mensch? Ich könnte weiterfragen: Wohin gehe ich heute? Ich gehe im Advent sicher in dieses und jenes Kaufhaus, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Aber kommt der eigentliche Sinn des Advents bei mir oder in der Gesellschaft noch vor? Ist diese Zeit noch eine Vorbereitung auf das Kommen des Herrn?
Bettina Wegner schreibt in ihrem Jesusgedicht: „Jesus steig nie herab. Du kriegst keine Wohnung und vom Kuchen nichts ab. Du kriegst keine Arbeit und du kommst in den Knast, weil du radikal und leise Widerstand geleistet hast. Mensch Jesus, bleib oben, sonst schlagen die dich tot!“. Trotzdem kommt Jesus auch heute in unsere Zeit. Er will nicht seinen „Einfluss“ sichern, sondern sich immer wieder verschenken. Das ist wahrlich ein Dienst Gottes an uns, ein „Gottesdienst“. Doch die Welt ist verrückt, das heißt im wörtlichen Sinn genommen, nicht an der richtigen Stelle, weil sich jeder selbst und nicht Gott zum Mittelpunkt macht. Gott wird an den Rand gedrängt, im Leben kommt er nicht vor. Trotzdem bleibt Gott seiner Idee treu, in uns sein Zelt aufzuschlagen.
Im Jahre 1955 hat der Dichter Ferlinghetti geschrieben: „Christus klettert vom Weihnachtsbaum herab, läuft von den Warenhäusern und Fernsehschirmen fort und kommt leise in den Schoß irgendeiner anonymen Maria zurück. Jesus wird wiederum erwartet, eine unvorstellbare und unmöglich erscheinende Wiederempfängnis, die allerverrückteste aller Wiederkünfte wird aufs neue Wirklichkeit“. Das Leben wird neu. Weihnachten wird es wieder. Freuet euch!
Emmerich Beneder
Von der Würde des Menschen
Du Mensch, warum missachtest du dich so sehr, da du doch für Gott so kostbar bist? Da Gott dich so hoch ehrt, warum entehrst du dich so sehr? Warum suchst du nach dem, woraus du geschaffen bist, und nicht nach dem, wofür du geschaffen bist? Ist nicht dieses ganze Haus der Welt, das du siehst, für dich gemacht? Das Licht dringt in dich ein und vertreibt die Finsternis, die dich umgibt. Für dein Wohl wurde die Nacht eingeführt, für dich der Tag abgemessen, für dich wurde der Himmel mit den vielfältigen Strahlen von Sonne, Mond und Sternen erhellt; für dich die Erde mit Blumen, Bäumen und Früchten ausgemalt. Für dich wurde eine erstaunliche Menge von Lebewesen geschaffen, in der Luft, auf den Feldern und im Wasser, damit nicht traurige Einsamkeit die Freude an der neugeschaffenen Welt zerstöre.
Noch etwas denkt sich der Schöpfer zusätzlich zu deiner Ehre aus: Er macht dich zum Träger seines Bildes. Dieses sichtbare Ebenbild sollte auf der Erde den unsichtbaren Schöpfer gegenwärtig machen. Dir übergab er die Verwaltung der irdischen Güter, damit ein so weiter Besitz einen Statthalter des Herrn habe.
Petrus Chrysologus in einer Predigt
Lob der Frau
Gott schuf die Welt vor alten Zeiten,
zum Schluss vom Mann ein Exemplar,
und das schien wahrlich anzudeuten,
dass Gott schon etwas müde war.
Denn als er sein Geschöpf beäugte,
Da fehlte dies und fehlte das,
und an dem ganzen Manne
taugte nur eine einz'ge Rippe was.
Die ward ihm auch noch weggenommen
und eine Frau daraus gemacht.
So sind wir später zwar geboren,
jedoch geschaffen mit Bedacht.
Und zu der Frau gerechtem Lob
erkennt man auf den ersten Blick:
Der Mann war nur ein Stück zur Probe,
wir aber sind das Meisterstück.
Robert T. Odeman
Seine Geschichte
Adam: Gib mir die Äpfel!
Eva: Du hast selber einen!
Adam: Ich werde ihn nicht behalten!
Eva: Wie kann ich das wissen? Vielleicht willst du alle für dich, dann habe ich keinen mehr!
Adam: Das ist es nicht. Die Äpfel sind gefährlich. Du könntest dich daran ihnen verletzen.
Eva: Ich bin vorsichtiger als du. Du bist derjenige, der Risiken eingeht.
Adam: Ich will sie nur an einen sicheren Ort tun!
Eva: sicher wovor?
Adam: Sicher vor dir!
Eva: Warum bin ich plötzlich so gefährlich? Ich habe immer alles getan, was du gesagt hast!
Adam: Dann tu auch jetzt, was ich sage: gib mir die Äpfel!
Erzähler: Die Frau misstraut dem Mann. Es gibt eine Zauberkraft in diesen Äpfeln, denkt sie. Er will sie für sich haben.
Eva: Und was passiert, wenn ich sie dir nicht gebe? Was passiert dann?
Adam: Dann wird es Schwierigkeiten geben. Und es wird dein Fehler sein.
Eva: Warum sollte es mein Fehler sein?
Adam: Weil die Geschichte so geht. Und jeder, der es hört, wird zustimmen.
Eva: Und was ist mit dir? Warum werden sie nicht denken, dass es auch dein Fehler ist?
Adam: Weil ich es sein werde, der die Geschichte erzählt, ich, der Mann!
Der Dialog etwas verändert entnommen aus dem Buch „Neue Einblicke – in das Kunsthistorische Museum Wien“ von Ph. Blom und V. Buckley, Verlag Brandstätter
Seite 224 „Seine Geschichte“.
Ph. Blom und V. Buckley, Neue Einblicke – in das Kunsthistorische Museum Wien. Verlag Brandstätter.
Glaubensüberzeugung und Dogma
Am 8. Dezember 1854 verkündete Pius IX. die feierliche Erklärung, dass die „allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis aufgrund einer besonderen Gnade im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi von jedem Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist“ (Bulle Ineffabilis Deus). Pius IX. verkündete damit keine neue Lehre, sondern erhob eine seit dem Frühchristentum verbreitete Glaubensüberzeugung in den Rang eines Dogmas.
Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria - Immaculata Conceptio. Das lateinische Wort „conceptio“ verweist auf das „Konzept“, auf den Plan: In Maria wurde das ursprüngliche Konzept Gottes vom Menschen verwirklicht. Maria hat sich nicht anstecken, nicht vergiften, nicht mitreißen lassen. Die Sünde mit ihren Verleiblichungen, ihren Strukturen, ihrer Verführkunst hatte bei ihr keine Chance. Das ist nicht in dem Sinn misszuverstehen, dass sie es leicht gehabt hätte und souverän von Erfolg zu Erfolg geeilt wäre. Sie war hineingestellt in die harte Welt der Arbeit. Ihre Vorstellungen von Zukunft wurden durchkreuzt. Erfahrungen, keinen Platz zu haben und auf der Flucht zu sein, waren ihr nicht fremd. Auch ihre Beziehung zu Jesus war nicht einfach lieb und nur harmonisch. In den Evangelien wird sie vor den Kopf gestoßen. Der Abschied und die Distanzierung Jesu werden für sie durchaus schmerzlich gewesen sein. Wenn selbst Jesus versucht worden ist, dann Maria doch wohl auch. Maria ist ohne Erbsünde empfangen, d. h. die negativen Prägungen durch andere, die Ansteckungskraft der Sünde haben bei ihr nicht gegriffen. Sie stand im Kraftfeld der Gnade. Gott selbst unterbricht von innen her die Verstrickung in die Geschichte der Sünde, er unterbricht die Teufelskreise der Lüge, der Gewalt, der Bosheit und Niedertracht. Und zwar nicht mit Gewalt! Immer dann, wenn versucht worden ist, durch Gewalt, durch Revolution die heile Welt, das Paradies, die herrschafftsfreie Kommunikation, die totale Gerechtigkeit herbeizuführen, wurde die Spirale der Gewalt vorangetrieben, wurden Lüge und Gewalt zementiert.
Mit Maria setzt Gott einen Neubeginn. Sie ist ein Mensch wie du und ich. Es wäre wiederum falsch, diese Erwählung Marias im Sinne eines Privilegs zu deuten. Der schielende und neidische Vergleich oder das Messen von Zahlen sind keine angemessenen Zugänge zur Wirklichkeit von Gnade. Die Erwählung Marias ist im Hinblick auf die Erlösung der Menschen zu verstehen. „Ohne Neid teile ich mich mit“, heißt es im Buch der Weisheit von ebendieser Weisheit. In Maria leuchtet das Bild der gelungenen Schöpfung, die Ikone des glaubenden Menschen, die Verheißung des erlösten Menschen, das Urbild der Kirche auf. Gnade ist das künstlerische Wirken Gottes an ihr, in dem die Dynamik des Mittuns und Mitwirkens liegt.
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Der gute Wille allein reicht nicht aus
Schuld und Sünde haben auch überpersönliche, anonyme, strukturelle Züge. Für das, was die Medien auf lange Sicht bei Kindern anrichten, ist kein einzelner Redakteur mehr verantwortlich. Wer sind die Täter im Sterben der Dritten Welt? Die wirtschaftlichen Überlebenschancen der Dritten Welt werden immer geringer. Sind es die Gesetze des Marktes, aus denen man nicht naiv und ungestraft aussteigen kann? Ist es das Kapital, der zentrale Machtapparat oder die Rüstung, die den Hunger produzieren? Viele nehmen den Tod wahr, manche leiden unter der Ungerechtigkeit, aber keiner kommt an den entscheidenden Hebel ran. Wer sind die Täter in der ökologischen Krise? Die Verpestung der Umwelt, die Ausplünderung der Energiequellen, die Zerstörung der Wälder ist das Werk von jedem und niemandem. Jeder muss bei sich selbst anfangen! Das ist der Appell der einen. Es geht nichts weiter, die Entscheidungen fallen anderswo, sagen die anderen. Die wirklichen Übeltäter können kaum mehr wahrgenommen werden. Und doch: Der tödliche Kreislauf von Umweltzerstörung, Rüstung, Wachstumswirtschaft und Verelendung der Dritten bzw. Vierten Welt ist Menschenwerk, ist selbstgemacht, aber nicht einfach frei veränderbar. Der gute Wille allein reicht nicht aus. Zurück bleiben nicht selten Ohnmacht, Ratlosigkeit und Resignation. Zum Teil machen sich Apathie, d. h. die Unfähigkeit, an dem zu leiden, was krankmacht, und Hoffnungslosigkeit breit.
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Ein Anblick reinster Kinderunschuld
Es war einmal eine Gemeinschaft von Schurken, das heißt, es waren keine Schurken, sondern gewöhnliche Menschen. Sie hielten immer zusammen. Wenn zum Beispiel einer von ihnen jemanden, einen Fremden, außerhalb ihrer Gemeinschaft Stehenden, auf etwas schurkenmäßige Weise unglücklich gemacht hatte - das heißt wieder nichts Schurkenmäßiges, sondern so, wie es gewöhnlich, wie es üblich ist - und er dann vor der Gemeinschaft beichtete, untersuchten sie es, beurteilten es, legten Bußen auf, verziehen und dergleichen. Es war nicht schlecht gemeint, die Interessen der Einzelnen und der Gemeinschaft wurden streng gewahrt, und dem Beichtenden wurde das Kompliment gereicht, dessen Grundfarbe er gezeigt hatte: „Wie? Darum machst du dir Kummer? Du hast doch das Selbstverständliche getan, so gehandelt, wie du musstest. Alles andere wäre unbegreiflich. Du bist nur überreizt. Werde doch wieder verständig." So hielten sie immer zusammen, auch nach ihrem Tode gaben sie die Gemeinschaft nicht auf, sondern stiegen im Reigen zum Himmel. Im Ganzen war es ein Anblick reinster Kinderunschuld, wie sie flogen. Da aber vor dem Himmel alles in seine Elemente zerschlagen wird, stürzten sie ab, wahre Felsblöcke.
Aus: Franz Kafka, Hochzeitsvorbereitung auf dem Lande und andere Prosa aus dem Nachlass. Fischer TB 2067.
Das Kind
Das Kind ist ein Mensch am Anfang. Das Christentum weiß um das Geheimnis des Anfangs, der alles schon in sich birgt und doch alles noch werden muß, der allem Kommenden Grund und Boden, Horizont und Gesetz ist und doch selbst sich erst noch in dem ausständigen Kommen finden muß. So wird auch das Kindsein als der Anfang des Menschseins gesehen. Es ist schon Geist und Leib in Einheit, es ist schon Natur und Gnade, Natur und Person, Selbstbesitz und Ausgesetztheit an Welt und Geschichte, und doch muß noch alles werden, muß noch eingeholt, erfahren werden, was schon ist, und diese Einheit von Anfang und Ausstand ist selbst noch einmal ein Geheimnis, das der Mensch tut und erleidet, aber nicht selbstmächtig verwaltet. Erst das vollendete Ende enthüllt ihm diesen seinen Anfang, in den er eingesetzt wurde, da er als Kind und als Kind Gottes begann. Erst am Abend ist der Morgen ganz aufgegangen.
Das Kind ist ein zwiespältiger Anfang. Die Aussage des Christentums macht die Wirklichkeit und vor allem die des Menschen nicht einfacher, als sie ist. Das Christentum hat so den Mut, die Zwiespältigkeit, die der Mensch in seinem Dasein erfährt, auch schon in seinem Anfang zu erkennen. Der Mensch ist nicht einfach der rein entsprungene Anfang in seinem geschichtlich verfaßten Einzeldasein. Trotz seiner ursprünglichen Unmittelbarkeit zu Gott als je einzelnes morgendliches Geschöpf aus Gottes Hand ist er der Anfang, der inmitten der schon gesetzten, schon vom Menschen getanen Geschichte entspringt. Und diese Geschichte ist vom Anfang an auch schon Geschichte der Schuld, der Gnadenlosigkeit, der verweigerten Antwort auf den Anruf des lebendigen Gottes. Die Geschichte der Schuld der einen Menschheit von dem Anfang ihrer einen und ganzen Geschichte an ist auch ein Moment der Geschichte des Einzelnen. Die begnadende Liebe, in der Gott selbst mit der Fülle seines Lebens sich dem Einzelnen zuwendet, ist nicht einfach ein selbstverständliches inneres Moment in einer Liebe, die Gott zu einer vom Anfang her unschuldigen Menschheit tragen könnte, sondern ist eine Liebe trotz der geschichtsmächtig gewordenen Schuld am Anfang der Menschheit. Diese Situation des geschichtlichen Daseins, die den Einzelnen innerlich bestimmt und derzufolge der Einzelne nicht von dem Anfang und vom Wesen der Menschheit her, sondern nur von dem erlösenden Christus her mit der ihm notwendigen Gnade, mit der reinen, bergend-heiligenden Nähe Gottes rechnen kann, nennt die Sprache der Überlieferung die Erbsünde. Und darum weiß das Christentum, daß das Kind und sein Anfang zwar umfangen sind von der Liebe Gottes durch die Zusage der Gnade, die durch Gott in Christus Jesus immer und an jedem Menschen im universalen Heilswillen Gottes geschieht. Aber es kann den Anfang der Kindheit darum doch nicht bukolisch-harmlos sehen, als eine reine Quelle, die erst innerhalb des verwalt- und beherrschbaren Raumes menschlicher Sorge nachträglich getrübt werde, während sie vorher schlechthin so sei, wie sie selbst aus den ewigen Quellen Gottes entspringt, und die darum auch innerhalb der empirischen Geschichte des Einzelnen und der Menschheit wieder völlig von jeder Trübung befreit werden könne. Nein, das Christentum sieht auch schon das Kind unausweichlich als den Anfang gerade jenes Menschen, zu dessen Existentialien Schuld, Tod, Leid und alle Mächte der Bitterkeit des Daseins gehören. Weil aber all dies umfangen bleibt durch Gott, seine größere Gnade und sein größeres Erbarmen, darum ist dieser Realismus, mit dem das Christentum auch dem Anfang des Menschen im Kind und seinem Ursprung begegnet, kein verhohlener Zynismus. Das Wissen von Schuld und Tragik auch des Anfangs ist vielmehr eingebettet in das Wissen von der noch früheren und noch späteren Seligkeit der Gnade und der Erlösung dieser Schuld und Tragik, da der Christ eben diese Gnade und Erlösung erfährt und an sich geschehen läßt.
Aus: Karl Rahner Lesebuch. Herausgegeben von Karl Kardinal Lehmann und Alber Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Gottes Traum
Während die Gräuel der Menschenwelt
uns zu Boden drücken,
blickst du, o Gott, mitleidsvoll auf uns
und erinnerst uns an das Deine:
eine Welt, die wie ein Traum ist.
Dein Traum, mein Gott, von der Welt,
wie du sie gemeint hast, wird wahr.
So lass mich träumen mit dir,
wahr wird deine Verheißung:
Weinberge, in Sonne gebadet -
Felder, auf denen Gnade wächst,
überweht von Melodien,
und zwischen Regen und Sonnenschein
der Bundesbogen der Vergebung
über einer Welt, die lächelt,
rein gewaschen von Schuld.
Aus: Das Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Prinz William und Herzogin Catherine werden Eltern
Der britische Prinz William und seine Ehefrau Kate erwarten ein Kind. Die 30-Jährige wurde wegen akuter Morgenübelkeit in ein Krankenhaus eingeliefert.
Die schwangere Herzogin Catherine hat ihre erste Nacht im Krankenhaus verbracht und wird dort aller Wahrscheinlichkeit nach noch einige Tage bleiben. Vor der exklusiven Privatklinik warteten Dienstagfrüh Kamerateams und Fotografen aus aller Welt auf möglichen Besuch für die 30-Jährige oder Neuigkeiten zu ihrem Gesundheitszustand. Ihr Mann Prinz William (30) war am Montagabend gesichtet worden, wie er das King Edward VII Hospital verließ. Alle öffentlichen Auftritte der Herzogin, die in den kommenden Tagen anstanden, wurden vom Palast abgesagt.
Catherine war am Montag ins Krankenhaus gekommen, weil sie unter einer schweren Form der Schwangerschaftsübelkeit leidet. Daraufhin hatte der Palast die Schwangerschaft am 3. Dezember in London offiziell bekannt gegeben, die in einem sehr frühen Stadium unter der kritischen Grenze von zwölf Wochen sein soll. Kate brauche nun Ruhe und werde einige Tage im Krankenhaus bleiben, wurde angekündigt.
Die ersten Gratulanten meldeten sich dennoch schon zu Wort. David Cameron, der Premierminister des Vereinigten Königreichs meldete sich bereits per Twitter zu Wort: "Ich bin hocherfreut, dass der Herzog und die Herzogin ein Kind erwarten. Sie werden wundervolle Eltern sein". Die Familien der werdenden Eltern sind natürlich ebenfalls "hocherfreut über die Neuigkeit".
Gerüchte-Chefköchin
Mit dieser Schwangerschafts-Bestätigung hat sich nun auch die Quelle Jessica Hay als vertrauensvoll erwiesen. Die ehemalige Schulkollegin der Herzogin plauderte das Geheimnis bereits vor einem Monat aus. Sie verriet in einem Interview mit dem Magazin "New Idea" auch schon ein paar Details zur royalen Familienplanung.
Zwei Kinder sind genug
Demnach würden sie sich nur zwei Kinder wünschen, im Idealfall zuerst einen Junge und dann ein Mädchen. "Das wirkt sehr traditionell, aber natürlich wären sie mit zwei Jungs oder zwei Mädchen auch zufrieden - zwei sind auf jeden Fall genug. Sie haben lange darüber geredet und möchten keine alten Eltern sein", will Jessica Hay wissen.
Nummer drei in der Thronfolge
Das Paar hatte im April vergangenen Jahres geheiratet. William steht nach seinem Vater Prinz Charles an Platz zwei in der Thronfolge. Sein erstgeborenes Kind wird Nummer drei - egal ob Mädchen oder Junge.
Als einer der ersten hat US-Präsident Obama dem britischen Prinzen William und seiner Ehefrau Kate zur Schwangerschaft gratuliert. Für Obama und seine Gattin Michelle seien die Geburten ihrer beiden Töchter "eine der wundervollsten Teile ihres Lebens" gewesen, sagte Sprecher Jay Carney am Montag in Washington.
Australier wetten auf den Namen
Im Commonwealth-Staat Australien, wo der Thronfolger einmal Staatsoberhaupt werden könnte, wird bereits fleißig auf den Namen des ungeborenen Kindes gesetzt. Mary, Victoria und John standen am Dienstag ganz oben auf den Tipplisten. Wer einen Dollar darauf setzt, würde in dem Fall, dass William und Kate einen der Namen tatsächlich auswählen, acht Dollar Gewinn einstreichen. Sollte das Kind Brynne oder Fergie getauft werden, wären gar 150 beziehungsweise 250 Dollar Gewinn fällig. Als wahrscheinlichste Paten werden von den Buchmachern Prinz Harry und Kates Schwester Pippa Middleton gehandelt, aber auch David und Victoria Beckham liegen gut im Rennen.
Kate und William hatten am 29. April 2011 in der Londoner Westminster Abbey geheiratet. Sie leben derzeit in einem Cottage in Wales. Die frohe Botschaft von der Schwangerschaft krönt kurz vor Weihnachten das Jubeljahr der Windsors, in dem Queen Elizabeth II. ihr 60. Thronjubiläum feierte.
© DiePresse.com
04.12.2012 | 11:05 | (DiePresse.com)
Gott wirkt
Daran denke, dass Gott auch mit dir wirkt und du deine Seligkeit auf die Werke, die Gott in dir allein wirkt, stellst und auf keine anderen - wie du hier die Jungfrau Maria tun siehst.
Martin Luther
Gottes An-spruch
Nicht der Mensch muss den Anfang machen, damit Gott Mensch wird.
Gott selbst ergreift die Initiative. Gott selbst spricht den Menschen an, möchte den Menschen durch seinen An-spruch in Anspruch nehmen, möchte den Menschen für seinen An-spruch begeistern.
Am Anfang steht Gott, einladend, werbend:
"Ich möchte durch dich Mensch werden."
Sei es in jener geschichtlichen Stunde bei Maria, sei es in jeder Stunde der Geschichte bei mir oder dir:
Gott macht den Anfang.
Was er braucht?
Empfängliche Menschen, offen für seinen An-spruch;
begeisterungsfähige Menschen, offen für seinen Geist;
schöpferische Menschen, offen für seine unerschöpflichen Möglichkeiten;
tatkräftige Menschen, durch die seine Gedanken Hand und Fuß bekommen, menschliche Gestalt annehmen; kurz: Menschen wie Maria!
Aus: Heribert Arens, Gott, du bist so menschlich. Beobachtungen und Meditationen zum Lukasevangelium, Pfeiffer München, 1982.
titel
maria - königin.
Warum denn königin?
gilt eine frau nur etwas,
wenn sie königin ist,
von hoher geburt -
sind wir nicht alle von hoher geburt -
königskinder,
kinder des des Einen,
der uns rief zum leben?
hat er sich nicht auf die seite kleinen gestellt,
der niedrigen, unscheinbaren -
hat er nicht alle titel abgelegt,
er, der ihr sohn war -
maria -
königin,
brauchst du ihn,
diesen namen wirklich?
ich höre das klappern deiner sandalen,
das geschrei deines esels,
dein lachen -
was brauchst du titel und würde?
Christiane Eggers
jungfrau maria
jungfrau maria
so still warst du
wie ein noch unberührtes land
und darum konntest du selbst einen engel
auf zehenspitzen kommen hören
ganz lauschend warst du
wie in erwartung wunderbarer dinge
dein herz gehörte niemandem
so fand der bote dich
wie wachend warst du
ganz empfänglich für die große liebe
und hast dem wort dein ohr nicht nur geliehen
sondern ganz geschenkt und darin dich selbst
unsäglich leise warst du
keine frau der großen worte
das ein wort trugst du in dir
ganz an dein herz gelegt
und schweigsam warst du
immer noch an seiner seite
als selbst gott verstummte
wie eine leise hoffnung bliebst du da
Andreas Knapp
Man ehrt die Mutter, wenn man den Sohn preist
Denn Maria ist die wahre Mutter Gottes gerade durch ihr vollständiges Bezogensein auf Christus. Deshalb ehrt man die Mutter, wenn man den Sohn preist, und wenn man die Mutter preist, ehrt man den Sohn.
Papst Benedikt XVI.
Maria
"Sein Wort war dir Lebensinhalt,
sein Wort war dein Halt, dein Trost, deine Liebe.
Denn sein Wort ist ER selber, dein Sohn -
Wenn ich doch mit dir sprechen könnte:
'Mir geschehe nach seinem Wort...!'"
Hermann Blankenburg
Marienlob des hl. Franziskus
Sei gegrüßt, Herrin, heilige Königin, heilige Gottesmutter Maria,
du bist Jungfrau, zur Kirche gemacht und erwählt vom heiligsten Vater im Himmel,
die er geweiht hat mit seinem heiligsten geliebten Sohn und dem Heiligen Geist, dem Tröster;
in der war und ist alle Fülle der Gnade und jegliches Gute.
Sei gegrüßt, Du, sein Palast.
Sei gegrüßt, Du, sein Gezelt.
Sei gegrüßt, Du, seine Wohnung.
Sei gegrüßt, Du, sein Gewand.
Sei gegrüßt, Du, seine Magd.
Sei gegrüßt, Du, seine Mutter.
Franziskus von Assisi
Wer Maria Mutter Gottes nennt, bekennt damit, dass ihr Sohn Gott ist
Als die frühe Christenheit darum stritt, wer Jesus war, wurde der Titel Theotokos ("Gottesgebärerin") zum Erkennungszeichen der rechtgläubigen Interpretation der Hl. Schrift: Maria hat nicht nur einen Menschen geboren, der dann nach seiner Geburt Gott "geworden" wäre, sondern schon in ihrem Leib ist ihr Kind der wahre Sohn Gottes. Es geht bei dieser Frage nicht zuerst um Maria sondern wieder um die Frage, ob Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich ist.
YOUCAT, Jugendkatechismus der Kath. Kirche.
weil Gott mich liebt
Adventlich leben - von Maria zu lernen. Mensch sein - bereit für Gottes Ruf, für sein Einbrechen in den Alltag. Stehen bleiben, auf Gott schauen, ihn auf mich zukommen lassen - und »Ja« sagen - voll Zweifel, voll Hoffnung und doch voll Liebe. Sehnsüchtig sein nach dem, was noch nicht ist, suchen, hoffen, erwarten. Lauschen, hinschauen, zu verstehen versuchen, Neues probieren, mich berühren lassen - aufbrechen. Meinen Weg gehen im Namen dessen, der mit mir geht. Das Leben probieren, weil es mir einer zugesagt hat. Die Lebendigkeit nicht verkaufen, bloß weil es dann einfacher und billiger wäre. Mich berühren lassen auf die Gefahr hin, dass ich verletzt werde. Zart sein können, weil Gott selbst mich umarmt. Mit meinen Schwächen stark sein, weil Gott mich liebt. Mich von meiner Angst nicht überwältigen lassen, weil meine Hoffnung größer ist. Glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Vertrauen, weil die Liebe immer noch lebt.
Der Grund ist Gott. Der Grund ist ein Kind. Der Grund ist, dass Gott sich ganz klein macht, damit er in unser Leben hineinpasst. Der Grund ist, dass er unser Leben weit macht und zu neuen Horizonten führt, unsere Grenzen übersteigt. Der Grund ist, dass Gott Mensch wird, damit wir Menschen endlich Mensch sein können.
Und das allein ist Grund genug.
Aus: Andrea Schwarz, Und jeden Tag mehr leben. Ein Jahreslesebuch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Erwählung Gottes
Am heutigen Fest feiern wir die Erwählung Mariens durch Gott, die Mutter seines Sohnes zu werden. Gott erwählt und beruft. Aber Gott lässt seine Berufung durch einen Engel ausrichten. Ein Engel trat bei Maria ein und übermittelte ihr den göttlichen Auftrag. Diesem Auftrag voraus geht zunächst eine große Zumutung: «Fürchte dich nicht, Maria.» Dies ist auf den ersten Blick ein eigenartiger Anspruch; will er doch Maria die nur zu berechtigte Angst ausreden. Aber lässt sich uns Menschen die Angst so einfach verbieten? Die Zumutung, keine Angst zu haben, wird freilich verbunden mit der wunderschönen Zusage: «Denn du hast bei Gott Gnade gefunden.» Erst damit verwandelt sich die auf den ersten Blick realitätsfremde Zumutung Gottes in die vitale Verheißung seiner bleibenden Gegenwart bei den Menschen, die er erwählt und sendet. «Fürchte dich nicht!» - so reden kann deshalb nur, wer zugleich zu sagen in der Lage ist: «Ich bin mit dir.» So reden kann nur Gott.
Aus: Bischof Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2002.
Maria, der neue Mensch
Einen neuen Menschen wollten im Laufe der Geschichte zuletzt kommunistische Machthaber erschaffen. Sie haben jede Art von Gewalt eingesetzt, um dieses Ideal herbeizuzwingen, und sind daran gescheitert. Das Christentum spricht ebenfalls von einem neuen Menschen, der aber nicht aus menschlichem Zwang, sondern aus göttlicher Gnade hervorgeht. "Zieht den neuen Menschen an, der nach Gottes Urbild geschaffen ist", schreibt Paulus im Epheserbrief.
Maria ist für die Kirche dieser neue Mensch in reinster Gestalt. Jesus Christus ist zugleich Gottes Sohn und Menschenkind. Er ist die Selbstentäußerung Gottes in die Welt hinein und zugleich der Gipfel des Menschseins. Maria ist dagegen nur Mensch, aber sie ist vollkommener Mensch; nicht aus eigener Leistung, sondern weil sie die Mutter Christi ist. Maria, so glaubt die Kirche, ist von der Wurzel her in der Gnade, die von Christus ausgeht. In der Sprache der Theologie heißt das, sie ist ohne Erbsünde. Das Wort Erbsünde bedeutet nicht, dass die Sünden der Vorfahren, der Ureltern, von Gott deren Nachkommen angerechnet werden. Wohl aber sind die Nachkommen in diese geerbte Last verstrickt, die zu Boden zieht und zur eigenen Sünde treibt. Maria war von dieser Schwerkraft befreit, nicht aber vom Leiden, das den Kindern Adams und Evas in reichem Maß zuteil wird. Sie ist zugleich die reinste und schmerzhafteste Mutter. Viele glaubende Menschen tragen ihre Lebenslast immer wieder zu ihr, zu ihrem Bild "Maria, hilf!"
Wer, wie Maria, zutiefst in Gott verwurzelt ist, der kann anderen Menschen Heimat geben, Heimat bei Gott. Der 15. August, Mariä Aufnahme in den Himmel, ist das Fest des Erntedanks im Leben Marias. Der 8. Dezember, Fest Marias, ohne Erbsünde empfangen, ist das Fest ihres Anfangs. Wer als katholischer Christ diese Feste aus seinem Leben wegschiebt, entfernt sich von einer Quelle großen Lichtes.
Aus: Egon Kapellari, Menschenzeit in Gotteszeit. Wege durch das Kirchenjahr. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2002.
Unbefleckte Empfängnis Mariens
Weil im Reiche Gottes, im Reich der Liebe jedem alles in je seiner Weise mitgeteilt wird, alles in allem webt und waltet, ist jedes der Geheimnisse dieses Reiches unerschöpflich. Man hat es erst ganz begriffen, wenn man alles verstanden hat. Das Ganze aber ist die Unerschöpflichkeit des unendlichen Mysteriums Gottes. Darum kann man auch das Geheimnis des Festes der Unbefleckten Empfängnis unter unübersehbar vielen Aspekten betrachten. Und es ist keinem verwehrt, den sich zu suchen, der ihn am besten und erfülltesten in dieses Geheimnis Gottes so einführt, daß er bei Gott selbst ankommt. - Wir wollen das Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens betrachten als das Fest des Anfangs. Wir bedenken den Anfang überhaupt, den Anfang der heiligen Jungfrau, unseren Anfang.
(...)
Der Anfang der heiligen Jungfrau. - Wenn wir verstanden haben, was eigentlich Anfang ist, dann werden wir begreifen, daß, was die Kirche vom Anfang der heiligen Jungfrau bekennt, nur die richtige Übersetzung in den Anfang zurück von dem ist, was sie immer schon von ihr aus ihrem späteren Dasein und ihrer heilsgeschichtlichen Bedeutung für die Kirche gewußt hat, so lange die Kirche auch gebraucht haben mag, um diesen Rückgang aus dem Entsprungenen in den Ursprung hinein, aus dem Geworfenen in den Entwurf, aus der Zukunft in die Herkunft hinein zu vollziehen, bis sie endlich bei der Definition von 1854 angekommen war. Gott als Anfang und der von Gott gesetzte Anfang dürfen bei Maria nicht durch das Differential der Schuld der Menschheit auseinanderfallen. Denn dieses Differential ist nicht vor Christus und über seinem Erlösungswerk, sondern unter ihm zugelassen, weil er, der absolute und unbedingte Wille Gottes zu seiner Welt schon im voraus zur Welt und ihrer Sünde, der reine und ur-sprünglichste Anfang des Willens Gottes zur Endlichkeit war und nur darum die Schuld eingelassen wurde, weil sie umfaßt blieb von diesem ihr verborgenen Anfang, der schon immer die überströmende Quelle der Gnade war, wenn sie sich auch erst in dieser vorher verborgenen, überströmenden Fülle im Lauf ihres Erfließens erfließend kundtat. Maria aber gehört in den Willen des ewigen Gottes, den absoluten, die Sünde immer schon umfangen habenden Willen Gottes zur Fleischwerdung seines Logos hinein. Maria gehört zum umfangenden, nicht zum umfangenen Anfang, freilich als gesetzter, nicht als setzender Anfang, als gesetzter in dem Willen zur Welt, im Willen zur Weltwerdung des Logos und darin zur Erlösung und darum als im voraus erlöster Anfang. So gehört sie zur Tat Gottes, in der Gott die Sünde erlösend umgreift, weil in der konkreten Ordnung diese Tat Gottes in der Fleischwerdung des Logos aus ihrem Fleisch und ihrem Gehorsam unablösbar ist von ihr. Und darum kann an ihr selbst nicht jene Differenz sein zwischen dem gottgesetzten Anfang jedes Menschen als solchem und dem Anfang des Einzelnen, insofern er dem schuldigen Anfang der Menschheit als ganzer in der Tat Adams verhaftet bleibt. Ihr Anfang ist der reine, der unschuldige, der einfache, die bloße Gnade, ein Moment am Objekt der Erlösung selbst. Gott hat Maria immer gewollt mit absoluter Liebe als die la-sagende zu seinem eigenen Wort, das er der Welt zusprach, weil dieses absolut gewollte, bedingungslos gewollte Wort der Gnade nur dann absolut gesprochen ist, wenn es im Gehorsam und im Fleisch gehört ist, eben durch Maria. Weil aber so gewollt, ist sie, weil bedingungslos gewollt, von Anfang als die Jasagende, im Anfang als solche gewollt; sie kann nicht im Anfang als die Neinsagenkönnende in ihren Anfang eingesetzt sein. Sie ist in ihrem Anfang die Begnadete. Rein um Christi willen, der der Erlöser ist, und darum als Moment an der Zuvorkommenheit an der Erlösung, um derentwillen Gott die Schuld nur zugelassen hat. Reine Verfügung ist dieser Anfang, der Moment, worin die sich verschenkende Liebe Gottes an den Menschen noch gesammelt bei sich ist oder (besser) ursprünglich bei sich ist als die die Schuld schon immer überholt habende und von dieser Macht her die Ohnmacht der Schuld zulassende Liebe. Dort wo diese Liebe solch einen geschöpflich geschichtlichen Anfang setzt, ist der Anfang der heiligen Jungfrau. Dennoch oder besser: gerade so war diese Herrlichkeit des reinen gottentsprungenen Anfangs -Anfang. Er mußte von Maria gefunden und eingeholt werden, er mußte mit Schmerzen erfahren werden; die Herkunft bedeutete die Zukunft des Alltags, der Gewöhnlichkeit, des Schweigens, des siebenfachen Schmerzes und des Todes des Sohnes und ihrer selbst. Und erst dann war durch die Zukunft der Anfang eingeholt. Erst dann hatte er sich enthüllt als reine Gnade.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, Hrsg. Karl Lehmann, Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Umweg der Sünde
herr
verlange nicht von mir
über den umweg der sünde
zu dir zu gelangen
vielleicht genügen uns meine abgründe
die mich zu deinen füßen führen
und sieh die vögel
die vor dem stein der kinder zum himmel auffliegen
als wären sie bestrebt
mich dir näherzubringen
Aus: Said, Psalmen. C. H. Beck Verlag München 2007
Geburt
Nun bist du da, Kind,
kleines Wunder,
fühlst die Luft, hörst deinen Namen.
Sei willkommen unter uns!
Du zeigst dein Gesicht
und lässt uns vom Schöpfer ahnen.
Wir sind so froh, dass es dich gibt,
glücklich über dein Leben,
deine Stimme,
dein Mündchen, deine Augen.
Wir nehmen dich in unsern Arm,
vorerst so lange,
bis du deine Schritte selbst setzen wirst,
deine Kreise immer weiter werden,
hinein in deine Welt.
Gott gebe uns das Vermögen,
dich jahrelang
mit Klugheit und Liebe
zu begleiten,
bis du alleine gehen kannst.
Gott sei gedankt für deine Ankunft,
für dein Beginnen,
für den Anteil an Zukunft für uns
durch dich.
Aus: Iris Mandl-Schmidt, Schaff meinen Gedanken einen WEg. Gebete ins Konkrete. Matthias-Grünewald-Verlag, Main 2001.
Geburtsanzeige
Wenn dieses Bündel auf die Welt geworfen wird
die Windeln sind noch nicht einmal gesäumt
der Pfarrer nimmt das Trinkgeld eh ers tauft
doch seine Träume sind längst ausgeträumt
es ist verraten und verkauft
wenn es die Zange noch am Schädel packt
verzehrt der Arzt bereits das Huhn das es bezahlt
der Händler zieht die Tratte und es trieft
von Tinte und von Blut der Stempel prahlt
es ist verzettelt und verbrieft
wenn es im süßlichen Gestank der Klinik plärrt
beziffern die Strategen schon den Tag
der Musterung des Mords der Scharlatan
drückt seinen Daumen unter den Vertrag
es ist versichert und vertan
noch wiegt es wenig häßlich rot und zart
wieviel es netto abwirft welcher Richtsatz gilt
was man es lehrt und was man ihm verbirgt
die Zukunft ist vergriffen und gedrillt
es ist verworfen und verwirkt
wenn es mit krummer Hand die Luft noch fremd begreift
steht fest was es bezahlt für Milch und Telefon
der Gastarif wenn es im grauen Bett erstickt
und für das Weib das es dann wäscht der Lohn
es ist verbucht verhängt verstrickt
wenn nicht das Bündel das da jault und greint
die Grube überhäuft den Groll vertreibt
was wir ihm zugerichtet kalt zerrauft
mit unerhörter Schrift die schiere Zeit beschreibt
ist es verraten und verkauft.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Gedichte 1950 - 2005. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006.
Lobgesang der Maria
LOBEN UND PREISEN will ich dich,
mein Gott,
daß du in mir Wohnung genommen
und mir mit dem Feuer
des Heiligen Geistes
Leib und Seele entzündet hast.
Seitdem ich erfahren habe,
daß du auf der Seite der Schwachen,
der Ohnmächtigen
und der Entrechteten stehst,
fühle ich mich ermutigt
und gestärkt,
mich einzusetzen
für eine gerechtere Welt,
in der es keine Reichen
und keine Armen,
keine Übersättigten
und keine Hungernden,
keine Herrschenden
und keine Unterdrückten
mehr gibt,
damit jeder Mensch auf dieser Erde
in Würde und Freiheit,
in Gerechtigkeit und Frieden
leben kann,
wie es für alle Zeiten
dein Wille ist.
(Nach dem Magnificat, Lukas 1,46-55)
Aus: Christus Spilling-Nöker, Von einem Engel zart berührt. Geschichten, Gedichte und Medidationen zur Weihnachtszeit. Quell Verlag Stuttgar 1998.
Mariä Erwählung
Maria blieb nicht alleine mit ihrer Sehnsucht. Sie machte nicht alleine mit ihrer Sehnsucht. Sie machte sich auf den Weg durch das Gebirge, um ihre Sehnsucht mit Elisabeth zu teilen. Als Frau, die unter schwierigen Umständen schwanger ist und in einer schwierigen Zeit des Umbruchs lebt, sucht sie sich jemanden, mit dem sie ihre Fragen teilen kann. Sie begegnet einer älteren Freundin, die in einer ähnlichen Situation ist. Ihr Sehnsuchtslied, das Magnifikat, erzählt von der Kraft, die Solidaritätsbegegnungen erwecken können. Maria geht gestärkt aus dieser Begegnung hervor und stärkt mit ihrem Lied andere, ihre Sehnsucht zu entfalten.
Maria steht mit beiden Füßen auf dem Boden
sie traut ihrer Stimme
singt voller Lebenskraft ihr Lied
Maria bleibt nicht alleine mit ihrer Sehnsucht
sie begegnet Elisabeth
um verbindende Fragen auszuhalten und zu gestalten
Maria nimmt ihren Standpunkt voll und ganz ein
keine billigen Kompromisse
sondern ein Plädoyer für echte Menschlichkeit
Maria atmet tief durch
damit Freundin Geist durch sie atmen kann
als Ermutigung auch Missstände zu benennen
Maria hält ihre Sehnsucht nicht zurück
sie ist ganz bei sich und erzählt
vom unerwarteten Entgegenkommen Gottes
Maria spürt die Ermächtigung
einseitige Macht zu hinterfragen
um die Armen an ihre einmalige Würde zu erinnern
Maria durchbricht die Tagesordnung
ermutigt zum Aufstand für das Leben
weil sie der Macht der Ohnmächtigen traut
Maria schöpft aus ihrer inneren Quelle
um daraus Widerstand zu wagen
für eine Welt
die allen Menschen Brot und Rosen ermöglicht
Maria nährt ihre Erinnerung
an den Sehnsuchtsaufbruch von Sara und Abraham
und Mirjam und Mose
und sie spürt ihre Lebenskraft
Maria singt ihr Lied
von einem zärtlichen Gott
der nicht aufgibt mit uns zu träumen
vom menschenwürdigen Miteinander
in allen Kontinenten.
Aus: Pierre Stutz, Weihnachten - unserer Sehnsucht folgen. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2001
Es geht zu Herzen
Das Fürbittgebet, das die Menschen unzählige Male an Maria richteten, das "Ave Maria", ist genauso schlicht und kurz wie die Erwähnung Mariens in der Bibel, auf die es Bezug nimmt: "Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit (gesegnet) unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen." Das Gebet endet mit der Bitte um Fürsprache Mariens in den beiden wichtigsten Augenblicken unseres Lebens. Es ist gewiss kein Zufall, dass gerade dieses Gebet sich in der Vertonung von Schubert oder Bach/Gounod besonderer Volkstümlichkeit erfreut. Es geht zu Herzen, wie man so sagt.
Das Christentum ist die sinnlichste Religion, die es gibt, denn es glaubt an die Menschwerdung, an die Fleischwerdung Gottes. Gott, das ist also nicht eine abstrakte Größe, eine Idee oder eine philosophisches Postulat. Gott hat ein menschliches Angesicht. Das Angesicht Jesu Christi.
Manfred Lütz, Gott, Eine kleine Geschichte des Größten, München 2007, 285.
Die Würde des Menschen
Die Heilige Schrift lehrt nämlich, dass der Menschen nach dem Bild Gottes’ geschaffen ist, fähig, seinen Schöpfer zu erkennen und zu lieben, von ihm zum Herrn über alle irdischen Geschöpfe gesetzt, um sie in Verherrlichung Gottes zu beherrschen und zu nutzen …
II. Vatikanisches Konzil 1965, Gaudium et spes, Art. 14
Mariologie ist entfaltete Christologie
Maria gehört in die Heilsgeschichte hinein um Christi willen. Was sie ist und was sie bedeutet, wird durch Verhältnis zur Christus bestimmt. (…) Die Mariologie ist also Folge der Christologie. Sie ist entfaltete Christologie.
Michael Schmaus, Katholische Dogmatik, in: Handbuch der Dogmengeschichte Bd. III/4, Freiburg 1978.
Marienverehrung
Welche Art der Verehrung wird der heiligen Jungfrau entgegengebracht?
Die Marienverehrung ist eine einzigartige Verehrung, die sich aber wesentlich vom Kult der Anbetung unterscheidet, der allein der Heiligsten Dreifaltigkeit dargebracht wird. Diese besondere Verehrung findet ihren eigenen Ausdruck in den der Gottesmutter gewidmeten liturgischen Festen und im marianischen Gebet, etwa im Rosenkranz, der Kurzfassung des ganzen Evangeliums.
Katechismus der Katholischen Kirche: Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, Vatikan-Bonn, 2005, Nr. 198.
Maria, Stern der Hoffnung
Mit einem Hymnus aus dem 8./9. Jahrhundert grüßt die Kirche seit mehr als 1000 Jahren Maria, die Mutter des Herrn, als "Meeresstern": Ave maris stella. Menschliches Leben bedeutet Unterwegssein. Zu welchem Ziel? Wie finden wir die Straße des Lebens? Es erscheint wie eine Fahrt auf dem oft dunklen und stürmischen Meer der Geschichte, in der wir Ausschau halten nach den Gestirnen, die uns den Weg zeigen. Die wahren Sternbilder unseres Lebens sind die Menschen, die recht zu leben wussten. Sie sind Lichter der Hoffnung. Gewiss, Jesus Christus ist das Licht selber, die Sonne, die über allen Dunkelheiten der Geschichte aufgegangen ist. Aber wir brauchen, um zu ihm zu finden, auch die nahen Lichter - die Menschen, die Licht von seinem Licht schenken und so Orientierung bieten auf unserer Fahrt.
Und welcher Mensch könnte uns mehr als Maria Stern der Hoffnung sein - sie, die mit ihrem Ja Gott selbst die Tür geöffnet hat in unsere Welt; sie, die zur lebendigen Bundeslade wurde, in der Gott Fleisch annahm, einer von uns geworden ist, unter uns "zeltete" (vgl. Joh 1, 14)?
Darum rufen wir zu ihr: Heilige Maria, du gehörtest zu jenen demütigen und großen Seelen in Israel, die - wie Simeon - 'auf den Trost Israels warteten' (Lk 2, 25), wie Anna auf die "Erlösung Jerusalems" hofften (Lk 2, 38). Du lebtest in den heiligen Schriften Israels, die von der Hoffnung sprachen - von der Verheißung, die Abraham und seinen Nachkommen geschenkt war (vgl. Lk 1, 55). So verstehen wir das heilige Erschrecken, das dich überfiel, als der Engel Gottes in deine Stube trat und dir sagte, du sollest den gebären, auf den Israel hoffte, auf den die Welt wartete. Durch dich, durch dein Ja hindurch sollte die Hoffnung der Jahrtausende Wirklichkeit werden, hineintreten in diese Welt und ihre Geschichte. Du hast dich der Größe dieses Auftrags gebeugt und ja gesagt: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort" (Lk 1, 38). Als du in der heiligen Freude über die Berge Judäas zu deiner Base Elisabeth eiltest, wurdest du zum Bild der kommenden Kirche, die die Hoffnung der Welt in ihrem Schoß über die Gebirge der Geschichte trägt.
Aber neben der Freude, die du in deinem Magnificat in die Jahrhunderte hinein gesagt und gesungen hast, wusstest du doch auch um die dunklen Worte der Propheten vom Leiden des Gottesknechtsein dieser Welt. Über der Geburt im Stall zu Bethlehem leuchtete der Glanz der Engel, die den Hirten die frohe Kunde brachten, aber war doch zugleich auch die Armut Gottes in dieser Welt nur allzu spürbar. Der greise Simeon sprach dir von dem Schwert, das dein Herz durchdringen werde (vgl. Lk 2, 35), vom Zeichen des Widerspruchs, das dein Sohn sein werde in dieser Welt. Als dann das öffentliche Wirken Jesu begann, musstest du zurücktreten, damit die neue Familie wachsen konnte, die zu gründen er gekommen war und die aus denen wachsen sollte, die sein Wort hörten und es befolgten (vgl. Lk 11, 27f). Bei all der Größe und Freude des ersten Aufbruchs von Jesu Wirken hast du doch schon in der Synagoge von Nazareth die Wahrheit des Wortes vom "Zeichen des Widerspruchs" erfahren müssen (vgl. Lk 4, 28ff). So hast du die wachsende Macht der Feindseligkeit und der Ablehnung erlebt, die sich immer mehr um Jesus zusammenbraute bis zur Stunde des Kreuzes hin, in der du den Retter der Welt, den Erben Davids, den Sohn Gottes als Gescheiterten, zum Spott Ausgestellten zwischen Verbrechern sterben sehen musstest. Du empfingst das Wort: "Frau, siehe da dein Sohn" (Joh 19, 27). Vom Kreuz her empfingst du eine neue Sendung. Vom Kreuz her wurdest du auf neue Weise Mutter: Mutter für alle, die deinem Sohn Jesus glauben und ihm folgen wollen. Das Schwert des Schmerzes durchbohrte dein Herz. War die Hoffnung gestorben? War die Welt endgültig ohne Licht, das Leben ohne Ziel? In jener Stunde hast du gewiss neu in deinem Innern auf das Wort des Engels gehört, mit dem er auf dein Erschrecken beim Augenblick der Verheißung geantwortet hatte: "Fürchte dich nicht, Maria!" (Lk 1, 30). Wie oft hatte der Herr, dein Sohn, dasselbe zu seinen Jüngern gesagt: Fürchtet euch nicht! In der Nacht von Golgotha hörtest du in deinem Herzen neu das Wort. Zu seinen Jüngern hatte er vor der Stunde des Verrats gesagt: "Habt Mut. Ich habe die Welt überwunden" (Joh 16, 33). "Euer Herz lasse sich nicht verwirren und zage nicht" (Joh 14, 27). "Fürchte dich nicht, Maria!" In der Stunde zu Nazareth hatte der Engel zu dir auch gesagt: "Seines Reiches wird kein Ende sein" (Lk 1, 33). War es zu Ende, bevor es begonnen hatte? Nein, beim Kreuz warst du von Jesu eigenem Wort her zur Mutter der Glaubenden geworden. In diesem Glauben, der auch im Dunkel des Karsamstags Gewissheit der Hoffnung war, bist du auf den Ostermorgen zugegangen. Die Freude der Auferstehung hat dein Herz berührt und dich nun neu mit den Jüngern zusammengeführt, die Familie Jesu werden sollten durch den Glauben. So warst du inmitten der Gemeinschaft der Glaubenden, die in den Tagen nach der Himmelfahrt Jesu einmütig um die Gabe des Heiligen Geistes beteten (vgl. Apg 1, 14) und sie dann am Pfingsttag empfingen. Das "Reich" Jesu war anders, als die Menschen es hatten erdenken können. Es begann in jener Stunde, und dieses "Reiches" wird kein Ende sein. So bleibst du inmitten der Jünger als ihre Mutter, als Mutter der Hoffnung.
Heilige Maria, Mutter Gottes, unsere Mutter, lehre uns mit dir glauben und hoffen und lieben. Zeige uns den Weg zu seinem Reich. Stern des Meeres, leuchte uns und führe uns auf unserem Weg!
Papst Benedikt VXI., Enzyklika Spe Salvi, 30. November 2007, Nr. 49
Martin Leitgöb (2006)
Rudolf Buschmann (2000)
Johann Pock (1998)
Hans Hütter (1996)