Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 04. Feb. 2024 - 5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ijob 7,1-4. 6-7
Lesung aus dem Buch Íjob.
Íjob ergriff das Wort
und sprach:
Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?
Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?
Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt,
wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet.
So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.
Lege ich mich nieder, sage ich: Wann darf ich aufstehn?
Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert.
Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage,
sie gehen zu Ende, ohne Hoffnung.
Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist!
Nie mehr schaut mein Auge Glück.
Die Auswahl dieser Lesung entspricht dem Aspekt der Heilung aus dem Evangelium. Wie kann man mit Krankheit umgehen? Ijob demonstriert in dieser Stelle Gelassenheit. Krankheit und Schwäche gehören zum Leben. Warum sich also aufregen?
Dabei ist die ausgewählte Stelle nur eine Variante der Rede Ijobs in den Kapiteln 6+7. Nachdem Elifas keine brauchbaren Antworten gegeben hat, spielt Ijob selbst weitere Gedanken durch, die sich auch nicht als tragfähig erweisen.
So wie Petrus sich nicht mit dem Kranksein der Schwiegermutter abgibt und Jesus ruft, wird auf Ijobs Versuch Bildad in Ijob 8 weitere Erklärungen versuchen.
Die Lesung ist Teil des ersten Redeganges des großen Dulder Hiob. Nach seiner Klage im Monolog, in der er all das Leid beschreibt, das ihm als frommen Mann widerfahren ist, versucht Hiob, im Gespräch mit seinen Freunden eine Antwort auf die Ursache und Zweck des Leidens zu finden. Seine Freunde geben ihm folgende Möglichkeiten zur Antwort:
- Leid ist Folge menschlicher Schuld.
- Leid gehört zur Natur des Menschen.
- Leid ist eine Form göttlicher Zurechterweisung und Erziehung.
- Leid ist eine Prüfung des Frommen.
Die letzte Antwort findet sich, wenn der Mensch von seiner Anthropozentrik Abschied nimmt und sich auf Gott und sein Wirken in der Schöpfung ausrichtet. In der Theozentrik und Kosmozentrik ist der Mensch im Leid nicht mehr auf sich zurückgeworfen, sondern öffnet sich der Horizont auf das Gesamt der Schöpfung, in der Gott erfahrbar wird – auch im Leid.
Das Buch Hiob zeigt nicht einen Weg auf, das Leid zu verstehen, sondern hilft dem Leidenden, das Leid zu bestehen. Dementsprechend wird auch die Dynamik des Buches dieser Absicht und Aussage unterstellt sein.
In unserem Abschnitt der Lesung stehen wir noch am Beginn dieses Weges. Noch ist die Klage über die natürlichen Grenzen unseres menschlichen Seins durch Alter und Krankheit im Ohr. Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird gestellt. Die stille Hoffnung auf Lohn und Glück, die zwischen den Zeilen steht, sucht ihren Ausdruck. Das Buch Hiob lädt die Leser ein, sich mit ihrer ganzen Befindlichkeit in die Gestalt des Hiob hineinzuversetzen und mit ihm den Weg zu gehen, als ein Mensch, der nach einer Antwort sucht und sich nicht mit den Fragen zufrieden gibt.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Ijob 7,1-7
Lesung aus dem Buch Íjob.
Íjob ergriff das Wort
und sprach:
Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?
Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?
Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt,
wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet.
So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.
Lege ich mich nieder, sage ich: Wann darf ich aufstehn?
Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert.
Mein Leib ist gekleidet in Maden und Schorf,
meine Haut schrumpft und eitert.
Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage,
sie gehen zu Ende, ohne Hoffnung.
Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist!
Nie mehr schaut mein Auge Glück.
Antwortpsalm - Ps 147,1-6
Kv: Lobet den Herrn;
er heilt die gebrochenen Herzen. - Kv
(oder: Halleluja.)
oder: GL 77,1
Ja, gut ist es, unserem Gott zu singen und zu spielen, *
ja, schön und geziemend ist Lobgesang.
Der HERR baut Jerusalem auf, *
er sammelt die Versprengten Israels. - Kv
Er heilt, die gebrochenen Herzens sind, *
er verbindet ihre Wunden.
Er bestimmt die Zahl der Sterne *
und ruft sie alle mit Namen. - Kv
Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft, *
seine Einsicht ist ohne Grenzen.
Der HERR hilft auf den Gebeugten, *
er drückt die Frevler zu Boden. - KV
2. Lesung - 1 Kor 9,16-19. 22-23
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Wenn ich das Evangelium verkünde,
gebührt mir deswegen kein Ruhm;
denn ein Zwang liegt auf mir.
Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!
Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn.
Wenn es mir aber nicht freisteht,
so ist es ein Dienst, der mir anvertraut wurde.
Was ist nun mein Lohn?
Dass ich unentgeltlich verkünde
und so das Evangelium bringe
und keinen Gebrauch von meinem Anrecht
aus dem Evangelium mache.
Obwohl ich also von niemandem abhängig bin,
habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht,
um möglichst viele zu gewinnen.
Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden,
um die Schwachen zu gewinnen.
Allen bin ich alles geworden,
um auf jeden Fall einige zu retten.
Alles aber tue ich um des Evangeliums willen,
um an seiner Verheißung teilzuhaben.
Norbert Riebartsch (2009)
Gabi Ceric (2000)
Freiheit ist ein hohes Gut - auch für Christen. Freiheit ist ein Geschenk Gottes an uns - so sieht es auch Paulus. In 1 Kor 8 ist dies dargelegt.
Dieses Geschenk fordert zur Antwort heraus - und zur Vervielfachung. Also verkündet Paulus das Evangelium und beschreibt es selbst als Zwang.
Ausgelassen sind in der Lesung die Verse 1 Kor 9,20f. In ihnen sind weitere Beispiele für das Anliegen, das wir in 1 Kor 9,19 und 22 finden: für den Einzelnen die Form der Verkündigung finden, die ihn überzeugt und die ihn zum Glauben an Christus bringt.
Geschrieben um 50 n. Chr. in Ephesus ist der erste Korintherbrief ein Pastoralschreiben des Paulus für diese junge Christengemeinde, die vor vielerlei Probleme – auch in der Abgrenzung und Auseinandersetzung mit den heidnischen Wurzeln (Kap 8). Im 9. Kapitel richtet Paulus den Blick auf sich selbst und seine Beziehung zur Gemeinde in Korinth. Sein Apostelamt beinhaltet zunächst und in einer Dringlichkeit die Verkündigung des Evangeliums. Alles, was der Verkündigung der frohen Botschaft Christi im Weg ist, muss beseitigt werden. Es geht um eine glaubhafte Verkündigung des Evangeliums. Es geht auch darum, alles zu tun, damit die Menschen die Frohe Botschaft Christi annehmen können. Paulus kommt nicht daran vorbei. Sein Lohn liegt nicht im irdischen Entgelt, sondern im Gegenteil: Wenn Paulus es gerade unentgeltlich verkündet, liegt in dieser Freiheit sein Lohn: nämlich die Teilhabe an der Verheißung des Evangeliums. Auch darin wird Paulus ein Vorbild nicht nur für die junge Gemeinde in Korinth.
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Kor 9,16-23
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Wenn ich das Evangelium verkünde,
gebührt mir deswegen kein Ruhm;
denn ein Zwang liegt auf mir.
Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!
Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn.
Wenn es mir aber nicht freisteht,
so ist es ein Dienst, der mir anvertraut wurde.
Was ist nun mein Lohn?
Dass ich unentgeltlich verkünde
und so das Evangelium bringe
und keinen Gebrauch von meinem Anrecht
aus dem Evangelium mache.
Obwohl ich also von niemandem abhängig bin,
habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht,
um möglichst viele zu gewinnen.
Den Juden bin ich ein Jude geworden,
um Juden zu gewinnen;
denen, die unter dem Gesetz stehen,
bin ich, obgleich ich nicht unter dem Gesetz stehe,
einer unter dem Gesetz geworden,
um die zu gewinnen, die unter dem Gesetz stehen.
Den Gesetzlosen bin ich sozusagen ein Gesetzloser geworden
- nicht als ein Gesetzloser vor Gott,
sondern gebunden an das Gesetz Christi - ,
um die Gesetzlosen zu gewinnen.
Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden,
um die Schwachen zu gewinnen.
Allen bin ich alles geworden,
um auf jeden Fall einige zu retten.
Alles aber tue ich um des Evangeliums willen,
um an seiner Verheißung teilzuhaben.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 8,17
Halleluja. Halleluja.
Christus hat unsere Leiden auf sich genommen,
unsere Krankheiten hat er getragen.
Halleluja.
Evangelium - Mk 1,29-39
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes
in das Haus des Simon und Andreas.
Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett.
Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie
und er ging zu ihr,
fasste sie an der Hand und richtete sie auf.
Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
Am Abend, als die Sonne untergegangen war,
brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.
Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt
und er heilte viele,
die an allen möglichen Krankheiten litten,
und trieb viele Dämonen aus.
Und er verbot den Dämonen zu sagen,
dass sie wussten, wer er war.
In aller Frühe, als es noch dunkel war,
stand er auf und ging an einen einsamen Ort,
um zu beten.
Simon und seine Begleiter eilten ihm nach,
und als sie ihn fanden,
sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.
Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen,
in die benachbarten Dörfer,
damit ich auch dort verkünde;
denn dazu bin ich gekommen.
Und er zog durch ganz Galiläa,
verkündete in ihren Synagogen
und trieb die Dämonen aus.
Norbert Riebartsch (2009)
Gabi Ceric (2000)
Manche beschreiben das Markusevangelium als Kreuzigungsbericht mit langer Einleitung. Wer vor dem Hintergrund den Tod Jesu als Zeichen der Liebe Gottes verstehen will, muss davon gehört haben. So sind nicht die Zeichen Jesu das Entscheidende, sondern seine Worte. Sie schöpft er aus der Begegnung mit dem Vater.
Wie in der Szene vor dem heutigen Evangelium und auch danach geht es im 1. Kapitel des Markus (und auch im Anfang des 2. Kapitels) immer wieder um die Wirkung von Wort und Zeichen. Jesu Zeichen sollen die Botschaft der Worte unterstreichen. Doch sie verselbstständigen sich. Also sucht Jesus einen Neuanfang aus der Stille beim Vater in einer neuen Verkündigung, die mit Zeichen bestätigt wird. Und der Kreislauf beginnt von neuem.
Am Beginn des Wirkens Jesu beschreibt der Evangelist Markus recht ausführlich einen „Arbeitstag“ Jesu. Teil dieser Beschreibung ist das gehörte/gelesene Evangelium. Nach der Austreibung eines Dämons in der Synagoge wird die Beschreibung des Tages fortgesetzt und darin gleichzeitig erläutert, auf welche Art und Weise sich der Ruf Jesu in ganz Galiläa ausbreitet: durch das heilvolle Tun Jesu, das zugleich hinweisen und Zeichen sein möchte für das Heil, das von Gott kommt.
Das Evangelium kann man in drei Teile untergliedern:
a) im Haus der Schwiegermutter des Simon: Heilung ohne Worte.
b) Nach Sonnenuntergang vor dem Haus der Schwiegermutter: Zusammenfassung, verbunden mit dem Schweigegebot an die Dämonen.
c) Einsamer Ort/ganz Galiläa: Zeit des Sich-Sammelns und des Aufbruches.
Die drei Teile zeigen, wie das Evangelium aufeinander zugeordnet ist: nach der Zeit der heilvollen Tätigkeit braucht es die Zeit des Gebetes. Die Zeit ist noch nicht reif, dass die Menschen die wahre Identität Jesu als Messias und Erlöser erfahren. Die Weichen zur Offenbarung Jesu sind gestellt.
Erfüllte Zeit! Königreich Gottes! Umkehr! Neuanfang!
Eine Krankheitsgeschichte
Markus, erster Evangelist, beginnt die Geschichte Jesu so: „Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“. Dann erzählt er von Jesu Taufe und Versuchung, alles knapp und kurz, um geschwind auf die Ansage Jesu zu kommen: „Die Zeit ist erfüllt, und das Himmelreich Gottes ist herbeigekommen. Denkt um und glaubt an das Evangelium“. Erfüllte Zeit! Himmelreich Gottes! Umkehr! Neuanfang! Was für große Worte in wenigen Sätzen. Sie platzen förmlich aus allen Nähten.
Jesus geht in das Haus von Andreas und Simon. Jakobus und Johannes sind dabei. Übrigens: die ersten Jünger Jesu. Von Beruf: Fischer. Dass sie aus Galiläa sind, wird eigens vermerkt, ist aber eher ein Makel. Aus Galiläa kann nichts Gutes kommen – sagen die Leute. Hier besonders die Frommen, die für ihre kleine Welt immer schon Grenzen zu ziehen verstanden. Da gehen die Geschichten noch lange nicht aus! Versprochen!
Später wird Simon „Petrus“ genannt werden, Fels. Noch später wird er dann auch noch als erster Papst in der römischen Bischofsliste auftauchen. Aber so viele Geschichten auf einmal …
Jetzt ist erst einmal die Schwiegermutter Simons krank. Mit Fieber liegt sie danieder. Jesus wird an ihr Bett geführt. Sofort. Jesus fasst sie bei der Hand, zieht sie hoch – und das Fieber ist weg. Der Nachsatz ist interessant: „und sie diente ihnen“. Böse Zungen haben immer schon behauptet, dass Frauen nicht krank sein dürfen. Wenn Jesus schon in ihrem Haus ist, dann soll er, nein, dann sollen sie alle, „bedient werden“. Die Kochkünste von Simon sind nicht bekannt – die der anderen auch nicht. Zur Ehrenrettung der Gesellschaft: es sind auch keine Erwartungen formuliert. Schade, dass die Schwiegermutter ohne Namen bleibt. Immerhin ist sie die erste, die von Jesus geheilt wird! Das freilich darf auch gefeiert werden!
Evangelium von der Schwiegermutter
Es ist eine kleine Szene. Warum nur hält sich Markus, der Evangelist, an ihr auf? Überhaupt: Die Frauen der Jünger sind allesamt verschwunden, während die Jünger zu Säulen der Kirche wurden und heute noch auf ihren Sockeln stehen. Zwei Meter über unseren Köpfen. Manchmal noch höher.
Es ist eine sehr menschliche, zärtliche Szene: „Da trat er zu ihr, fasste sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.“ Markus erzählt, obwohl er wenig sagt, dann doch sehr viel: Jesus wendet sich dieser Frau zu, nimmt sie an die Hand und richtet sie auf. Es ist ein Dreiklang, der es in sich hat. So kann ein Mensch tatsächlich gesund werden!
Der Versuchung, als großer Heiler oder Gesundbeter in die Geschichte einzugehen, hat Jesus sich entzogen. Er geht an eine einsame Stätte und betet, fern ab von dem Getümmel, fern ab auch von Erwartungen, die an ihn herangetragen werden und, Verzeihung, zu Enttäuschungen führen. Jesus will weiterziehen, um – zu predigen! Dazu bin ich gekommen, sagt er. Das Königreich Gottes kommt herbei! Denkt um! Glaubt an das Evangelium!
Predigen hat Vorrang
Was aber heißt predigen? Ganz einfach: böse Geister zu vertreiben. Sie bemächtigen sich der Menschen, nehmen ihn gefangen, reißen ihn hin und her, lassen ihm keine Ruhe. Böse Geister machen Angst. Böse Geister lassen keine Hoffnungen zu. Böse Geister versauen Beziehungen und Träume. Böse Geister verstecken sich. Niemand hat sie gesehen, wenn man fragt. Dann lachen sie. Über die dummen Menschen.
Jesus predigt von der Freiheit, der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes!
Aber was hat die Schwiegermutter des Petrus mit all dem zu schaffen? Sie hat doch nur Fieber. Seit wann – ich weiß es nicht. Wie hoch – auch das weiß ich nicht. Aber Fieber steht für etwas: ein Mensch friert, glüht, ist nicht mehr „ganz“ da. Er muss sich zurücknehmen und zurückziehen. Er fühlt sich schlapp und müde, abgekämpft. Fieber kann in Schüben kommen. Fieber kann sogar tödlich enden. Nur Fieber? Nur Fieber gibt es nicht. Es ist etwas nicht in Ordnung in einem Körper. In einem Menschen. Auch im übertragenen Sinn. Fieber meldet etwas – und erzwingt Aufmerksamkeit. Während die Hitze brennt. So umschreibt das griechische Wort, was wir als Fieber kennen. Väter und Mütter wachen am Bett ihres Kindes.
In der biblischen Sprache hat Fieber durchaus auch mit „bösen Geistern“ zu tun. Mit Ängsten und Sorgen, aber auch mit den Untiefen menschlichen Handels und Verschweigens. Umgangssprachlich ist das bis heute so geblieben. „Fieberwahn“ kann nicht gemessen werden - er macht aber eine ganze Gesellschaft krank und hinfällig. Fieberthermometer? Die Skala reicht nicht. Hitzköpfe taumeln durch die Welt, spielen aber die Unbesiegbaren und Größenwahnsinnigen. „Fiebrig“ und „fahrig“ ist so manches, was gedacht und gemacht, gemeint und verschwiegen wird. Vielleicht müssen Menschen in das Fieber flüchten, um sich zu spüren?
Eine Berliner Doktorarbeit hat sich des Fiebers sogar in der Literatur angenommen. Fieber ist eben auch eine krisenhafte Erscheinung, die durch Romane geht – oder zittert. Schüttelfrost!
Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (1927–1942) gibt es die Definition, Fieber sei ein Heilvorgang, „der sich »austoben«“ müsse, es sei Ausdruck einer »wilden Bewegung« , es werde „von Dämonen geschickt oder habe selbst ein unheimliches Eigenleben“
(Leonie Achtnich, Literatur im Fieber, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2020, S. 8)
Und Jesus predigt! Von einer neuen Welt, von einer neuen Hoffnung, von neuen Anfängen. Jesus zeigt, wie das ist mit dem Reich Gottes, wie das ist im Königreich Gottes: hingehen, anfassen, aufrichten. Dass die Schwiegermutter jetzt ihre Gäste „bedienen“ kann, ist dann auch ein Zeichen dafür, dass sie wieder leben kann. Aufrecht. Klar. Gesund. Dass auch die historisch gewachsenen Rollenbilder „fiebrig“ sind, können wir ruhig zugeben.
Wann darf ich aufstehn?
Wenn ein Mensch wieder gesund wird, steht er auf.
Wenn ein Mensch wieder leben kann, wird er von den eigenen Füßen getragen.
Wenn ein Mensch wieder glauben kann, wachsen seinem Herzen Flügel.
Das ist ein Gefühl! Das ist ein Glück! Das ist – himmlisch.
Wir haben Ijob’s Worte gehört, vorhin, in der ersten Lesung:
„Lege ich mich nieder, sage ich:
Wann darf ich aufstehn?
Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast,
bis es dämmert.
Schneller als das Weberschiffchen
eilen meine Tage,
sie gehen zu Ende,
ohne Hoffnung.“
Ijob hat schon vielen Menschen Worte geliehen, wenn es ihnen nicht gut ging. Wenn sie am Leben zu zerbrechen drohten. Wenn Gott verschwunden war. Es ist eine Klage: ich habe keine Hoffnung. Das darf ein Mensch auch sagen. Oder beten. Es ist nicht gottlos, unchristlich auch nicht. Es gibt Situationen, in denen ein Mensch nicht anders fühlen und denken kann.
Im Haus von Simon – wir waren heute dort -, hat Jesus das Evangelium in eine Begegnung verwandelt: Er geht zu der Schwiegermutter, ohne Angst vor Ansteckung, fasst sie an die Hand und richtet sie auf.
Ich kann auch gehen.
Ich kann auch anfassen.
Ich kann auch aufrichten.
Erfüllte Zeit! Königreich Gottes! Umkehr! Neuanfang! Was für große Worte in wenigen Sätzen. Sie platzen förmlich aus allen Nähten
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
In den Spuren Jesu gehen
Spuren im Schnee
Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!
Manchmal gibt es sogar Schnee in unserer Gegend, so wie Anfang Dezember. Das ist selten in unserer Höhenlage. Vielleicht seid ihr Kinder und Eltern durch den Schnee gegangen, einer Spur nach, im Gänsemarsch? Mir gefällt das, Tierspuren zu bestimmen oder Schuhabdrücke zu entdecken. Und es lässt mich an einen Lieblingsausdruck von mir denken (den hab ich aber nicht selber erfunden): „in der Spur Jesu gehen“.
Wie diese Spuren Jesu aussehen, haben wir gerade im Matthäus-Evangelium gehört: Heilen - anfassen - aufrichten - Dämonen austreiben - beten/Kraft tanken – verkünden. Das passt heute sehr gut zu diesem Gottesdienst, zu dem Sie als Eltern und Kinder ja besonders eingeladen sind - weil Sie einiges von dem, was da genannt wird, in Ihrem Alltag als Familie immer wieder tun.
heilen…
Dazu tragen wir bei, wenn wir trösten, Wunden blasen und mit einem Pflaster zudecken, Tee bereiten, Salben auftragen, zum Arzt gehen, für Ruhe sorgen, Mut zusprechen, dass es wieder gut werden wird. Das alles hat einen großen Anteil am Heil-werden-können, wenn Kinder, wenn Menschen krank sind. Für einen einsamen Menschen ohne Zuwendung und Erfahrung von „Care“, Sorge, ist es sehr mühsam, gesund zu werden.
anfassen…
Diese Form der menschlichen Zuwendung war in der Pandemie in Verruf - oder eben nur im Familienkreis gut angesehen. Aber Berührungen sind lebensnotwendig, für alle Menschen, insbesondere für Kinder im Aufwachsen. Sie stellen Nähe und Verbindung her, nehmen uns in unserer Körperlichkeit wahr. Berühren Sie einander, soweit es der/die andere will, bitte! (Zumindest mit einem netten Wort oder Anruf).
aufrichten…
Nach dem Hinfallen oder Krank-sein, in Mutlosigkeit und Ausweglosigkeit. Körperlich - wie man Kindern die Hand reicht, oder mit dem Hinweis darauf, was dein Vermögen, dein Potential, dein Talent und deine Kraft ist. Wir brauchen Menschen, die uns was zutrauen, die sagen „du schaffst das schon!“, besonders in Momenten, wo wir selber nicht an unsere eigene Power glauben können.
Dämonen austreiben…
Geister, die unserem Leben schaden. Momentan sehe ich da die Dämonen der Schwermut, Antriebslosigkeit, Feindschaft, Angst, auch den Zerfall von Solidarität und Zusammenhalt. Jede und jeder von uns hat da eigene „Dämonen“, die einem Lebenskraft und Lebensmut rauben, die das Zusammenleben stören und einen hinunterziehen. Diese – meine - Dämonen zu identifizieren, anzusprechen und damit in Zaum zu halten, dient dem Leben. Wenn ich weiß, was mich und dich immer wieder einmal bremst und stört im Lebensfluss, kann ich leichter damit umgehen, kann ich dir helfen.
beten, Kraft tanken, in die Stille gehen…
Gerade auch in belasteten Zeiten ist es gut, die eigenen Kraft-Tankstellen zu kennen und regelmäßig aufzusuchen, bevor der Saft draußen ist. Das ist zu jeder Zeit eine besondere Herausforderung. Wie Jesus (von dem so viel verlangt wird, und der so viel gibt) kann ich ins Gebet gehen - eine bestimmte Zeit lang, mit bestimmten Worten oder auch ohne, in Ruhe oder in einer bewussten Tätigkeit. Ein Spaziergang mit offenen, dankbaren Augen, ein Dank am Abend, eine genussvolle Dusche, ein ruhiges Frühstück, ein Lied. Sie wissen selber, wo Ihre Oasen und Tankstellen sind, wo sie sich mit Gott und mit der Welt verbinden, sodass Sie im Alltag einen festen Grund haben.
und noch verkünden
Davon reden, was gut ist, was Hoffnung gibt, woran ich glaube, dass ich nicht selber der Superhero sein muss (weil ich zum Glück nicht Gott bin). Dass es jemanden gibt, an den ich mich wenden kann (wie an einen guten Vater, wie an eine gute Mutter) - im Glück wie auch im Unglück. Dass es Menschen gibt, die schon vor mir im Vertrauen auf Gott gelebt haben, und ich mich in diesen Strom der Menschen hineinbegeben kann. Dass ich getragen bin von Gott auf meinem Weg - im Gebet, in der Stille, von den Menschen meines Umfelds. Verkünden dadurch, dass ich Auskunft geben kann über meine Quellen und mein Ziel, verkünden dadurch, dass ich hoffnungsvoll lebe und da bin für die Menschen, die mir anvertraut sind. Amen.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels, St. Franziskus.
Heil und Heilung
Wie das Leben oft spielt
Wie spielt das Leben? - Verrückt? Wohlwollend? Ungerecht? Glücksbringend? Vor allem beim alttestamentlichen Text hat man das Gefühl, dass es so wäre, und man kann das vielleicht mit seinen persönlichen Lebenserfahrungen bestätigen. Am Anfang des Buches Ijob sieht es noch gut aus, bis er dann vorübergehend zum Wrack wird und er auch noch Gott anklagt. Zunächst nimmt er demütig und schicksalsergeben alles hin: „Der HERR hat´s gegeben, der HERR hat´s genommen; gelobt sei der Name des HERRN.“ (Ijob 1,21).
Vielleicht denken auch wir so, besonders dann, wenn wir von schwerem Leid ziemlich lange verschont bleiben. Später dann brechen in jedes Leben Tage der Enttäuschung „ohne Hoffnung“ (Ijob 7,6) ein. Der Jammer geht weiter bis zur Existenzgefährdung und Gottverlassenheit. - Ist das gerecht? Ist Gott gerecht? Alles Fragen, die sich auch heute stellen, auch angesichts des Leides, der Verzweiflung, der auch heute viele Menschen ausgesetzt sind, auch dann, wenn es keinen Krieg gibt. Man könnte Lukas 21,28 nicht nur, was Naturkatastrophen betrifft, auch in diese Richtung hin interpretieren: „Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“
durchgeschüttelt
Auch Paulus ist einer, den das Leben ordentlich durchgeschüttelt hat. Er verkündet trotz aller Niederlagen selbstlos das Evangelium und das unentgeltlich und selbstverständlich: „Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.“ (1 Kor 9,22). Diese Stelle kann leicht zum Missverständnis werden, wenn sie wörtlich ausgelegt wird. Man darf und soll sich in eine schwierige Lebenssituation eines Menschen hineinversetzen, darf aber nicht darin aufgehen. Also ein „Gleichgewichtsproblem“ zwischen Nähe und Distanz. Alles braucht Lebenserfahrung, um innerlich zu wachsen. Die eigentliche Motivation soll ja sein, wie Paulus richtigerweise feststellt: das Evangelium unentgeltlich, also ohne finanziellen Eigennutz zu verkünden.
Heilmittel
Das Evangelium arbeitet weder mit einem konkreten Beispiel. Jesus heilt die kranke Schwiegermutter und treibt Dämonen aus. Dämonen haben Wissen (siehe Evangelium des letzten Sonntags), Wissen ohne Liebe. Es kommt auf die Spiritualität an, vom guten Geist durchdrungen sein, damit der Leib auch gut leben kann. Dazu gibt es Hilfsmittel: beten, innehalten, das Gespräch mit Gott suchen, Sakramente empfangen. Sakrament ist Medikament, heilige Medizin, Heilmittel, Bibel lesen.
Jesus heilt von Krankheiten. Fieber zeigt an, dass mit dem Körper etwas nicht in Ordnung ist. Jakobus und Johannes sprechen mit Jesus darüber. Eine Situation wie wir sie auch heute kennen. Man rätselt herum, alles Annahmen, man braucht als Hilfe geschultes Personal, den Arzt.
Das wussten schon die Griechen. Hippokrates von Kos (um 460 – ca. 370 v. Chr.) hat schon einen Dreischritt in der Medizin vorgenommen, um Krankheiten gut zu diagnostizieren: Erster Schritt: Anamnese (als Gespräch über die Lebenssituation des Patienten, Ursachenforschung). Zweiter Schritt: Diagnose (das könnte die Krankheit mit ihren Erscheinungsformen sein). Dritter Schritt: Therapie (soll zur Gesundung führen).
Viel wird durch Schwächung des Immunsystems ausgelöst, durch psychische Einflüsse, ständige Überforderung, Konflikte, die immer wieder auftreten, Depression. Der innere Friede will einfach nicht kommen, Konflikte in der Familie. (Böse Zungen sprechen vom „Schwiegermutterproblem“). Wie ist das bei Jesus? Er richtet auf, hat „Gebeugte aufgerichtet mit seiner milden Macht" (siehe Lied „Lasst uns den Herrn erheben“ im Österreich-Gotteslob Nr. 943). Krankheit beugt, zwingt uns nieder. Krankheit hat nichts mit Schuld oder gar mit Sündenstrafe zu tun. Vereinzelt behaupten das heute noch immer einige. Jesus hat diese Ansicht überwunden. „Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu ihm.“ (Mk 1,32). Der Tag geht zu Ende, Ruhe kehrt ein. In der Großstadt ist davon kaum etwas zu spüren. Man sollte zur Ruhe kommen. Jesus zieht sich zum Gebet zurück (Andeutung der Sabbatruhe).
Psychohygiene
Mit der Heilung, der Austreibung der Dämonen, die auch uns besetzt halten können in Form von Niederlagen, Kränkungen, zeigt sich auch Jesus betroffen, als Mensch braucht auch er Ruhe. Man könnte sagen: spirituelles Auftanken im Gebet. „Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt.“ und „alle suchen dich.“ Jesus therapiert nicht durch. In manchen Lebensbereichen muss man durcharbeiten?! Das geht dann soweit bis der Mensch zur Ruhe gezwungen wird, zum „rastlosen Stillstand“ (Hartmut Rosa in seinem Buch: „Demokratie braucht Religion“). Die Aufforderung zu schweigen, soll zu reflektiertem Glauben führen.
In meiner Kindheit hörte ich folgendes Lied: „Seiner Zunge Meister werden hat des Nutzens viel auf Erden, weißt du viel, schweig auch viel.“ Gott kommt in unser Leben privat (siehe Jakobus, Johannes, Petrus, die Schwiegermutter) und öffentlich durch den Rhythmus des Alltags, durch die Zeichen der Zeit.
Gelebter Glaube heilt und baut auf
Am Boden zerstört
Da ist ein Mensch am Boden zerstört. Jemand hat den Arbeitsplatz verloren. Die Ehe ist zu Bruch gegangen. Ein guter Freund ist gestorben. Pläne für das Leben oder für den Beruf sind hinfällig geworden. Ich könnte noch eine ganze Reihe Beispiele nennen.
Vieles ist auch durch Corona in die Brüche gegangen. Corona – es gibt die einen, die können diese Zeit positiv nutzen, um zu sich zu kommen, um die größere Ruhe (gerade an Weihnachten) zu genießen. Da gibt es aber auch die anderen, die schwer krank geworden sind, die durch Corona Angehörige verloren haben und, was auch nicht zu unterschätzen ist, viele bangen um ihren Arbeitsplatz und oft auch um ihr Lebenswerk. Unsere Welt sieht viel Unheil, unsere Welt ist in vielem krank.
Das spürt auch Hiob. Er ist in einer schwierigen Lage. Hiob geht es zuerst gut. Er hatte Reichtum. Er hatte wohlgeratene Kinder. Hiob war fromm. Das gefiel dem Widersacher nicht. Hiob sei doch nur deswegen so fromm, weil es ihm gut ginge. Da erlaubt Gott dem Widersacher, Hiob alles wegzunehmen. Nur müsse er Hiob das Leben lassen. Auf bittere Weise erfährt Hiob, wie schnell einem der Reichtum und die Familie genommen werden. Wir hören in der Lesung die Worte eines Menschen, der am Boden liegt, vor dem Scherbenhaufen seines Lebens steht.
Halt finden
Wir hören Worte wie Kriegsdienst. Das Leben wird ja oft wie ein Kampf empfunden. Man muss sich durchsetzen. Man wird verwundet, äußerlich wie innerlich. Hiob vergleicht sich mit schlecht bezahlten Tagelöhnern. Das Leben steckt so voller Ungerechtigkeiten. Die Tage vergehen wie im Flug. Das Leben wird als bedeutungslos empfunden. Hiob sieht nur noch schwarz. „Nie mehr schaut mein Auge Glück!“ Das Leben wird als schwer empfunden. Das Leben ist kein Wunschkonzert.
Was gibt uns Halt in allen Sorgen und in allem Schweren, das wir erleben? Als Christen*innen dürfen wir glauben, dass einer uns versteht. Es ist Jesus. Jesus ist immer wieder auf Menschen gestoßen, die unter ihrem Leben gelitten haben und auch heute noch leiden. Menschen können sich wieder aufrichten, wenn sie Jesus begegnen. Mit Jesus zu leben, das kann uns aufrichten. Die Schwiegermutter des Petrus ist vom Fieber geheilt worden. Das war damals noch gefährlicher als heute. Jesus hat ihr neu das Leben geschenkt. Viele Kranke kamen zu Jesus. Sie wurden geheilt. Jesus hat ihnen die Dämonen ausgetrieben.
Quälende Gedanken
Unsere Dämonen können Einstellungen sein, die unser Leben behindern. Es können auch die vielen Krankheiten sein, sei es dass es Depressionen sind oder Burnout. Es kann auch ein falsches und zu enges Bild von Gott sein. Wenn ich Angst vor einem strafenden Gott habe, dann behindert das mein Leben. Es können auch Sätze sein, die mir von früh auf eingetrichtert wurden: Du musst immer brav sein. Du darfst keine Fehler machen. Sie alle können mich hindern zu leben, Mensch zu sein.
Mit seinen Worten und auch mit seinen Heilungen richtet Jesus Menschen auf. Jesus schenkt Leben. Viele haben sich danach gesehnt. Wie auch heute sich Menschen danach sehnen, aufgerichtet zu werden. Nicht umsonst wollte Jesus möglichst viele Menschen erreichen. Er hat die Nöte der Menschen gesehen und gespürt. Darum hat er sie alle zur Quelle, zu einem Leben mit Gott führen wollen, zum Vater, der die Menschen liebt, ohne dass sie sich diese Liebe verdienen müssten. Er hat den verzeihenden Gott gepredigt, der uns immer wieder einen neuen Anfang schenkt. Jesus hat auf diese Weise die Welt heil gemacht und Heil gebracht.
Kraftquellen
Jesus hatte eine Kraftquelle: das Gebet, die Verbundenheit mit dem Vater. Darum konnte Jesus vielen Menschen Halt und Heilung schenken. Auch für uns, die wir Jesus nachfolgen, als Christen*innen leben, ist es wichtig, immer wieder mit Jesus verbunden zu sein. Im Gebet, in der liebenden Beziehung zu Gott finden wir unseren Halt. Im Gebet können wir die Liebe Gottes zu uns erfahren.
Halt finden, Halt geben
Diese Liebe können wir weitertragen. Was wir empfangen haben, geben wir weiter. Wir können Halt denen geben, die sich im Leben schwertun, ihnen Hoffnung schenken. Das Schicksal von Ijob wendet sich am Ende zum Guten. Wenn es uns nicht gut geht, wie jetzt in der Pandemie, dann hoffen wir, dass es wieder gut werden wird. Wir können wir nicht alle Krankheiten heilen, wir können aber Kranken beistehen, ihnen Hoffnung und Mut schenken, damit sie nicht verzweifeln. Wir können unsere Mitmenschen annehmen wie sie sind. Das kann schon heilen, aufleben lassen. Wir können alle – wenn auch oft nur durch unser Dasein – denen beistehen und Mut machen, die am Boden zerstört sind. Wir können nicht die Probleme derer lösen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben. Doch wir können ihnen zeigen: Du bist wertvoll, auch wenn du im Moment nichts leisten kannst oder darfst. Dieses Verhalten kann heilend wirken. Wir dürfen mitwirken am Heil der Welt, am Heil, das Jesus schenken möchte.
Weitergeben, was man im Glauben empfangen hat, das wollte auch Paulus. „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde...“ Weh mir, wenn ich diesen Gott, der liebt, der uns Heil und Heilung schenkt, nicht verkünde, dann enthalte ich der Welt Wichtiges vor. Gelebter Glaube kann heilen und aufbauen.
Das Ganze im Blick behalten
Wenn es reicht
Es war viel! Es reicht! Es ist genug! - Ich muss ganz einfach mal abschalten, zur Ruhe und zu mir selbst kommen, das zu tun was mir auch wichtig ist, woraus ich auch Kraft schöpfe.
Hier im Krankenhaus etwas ganz alltägliches. Krankenschwestern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte arbeiten jeden Tag unter hoher Anspannung und zeitlicher Belastung. In Altenheimen ist es nicht anders. Sie tun es um für Patienten und Bewohner dazu sein, sie gut zu versorgen, ihnen zu helfen, da zu sein. Das alles ist körperlich, psychisch und emotional eine hohe Belastung und Herausforderung.
Daran musste ich denken als ich das Evangelium des heutigen Sonntags las, scheint die Situation doch vergleichbar zu sein. Jesus heilt, ist für die Menschen da. Nach dem Synagogenbesuch am Sabbath kommt Jesus in das Haus von Simon und Andreas. Ohne großes Aufhebens heilt er die Schwiegermutter des Petrus. Das scheint sich rumgesprochen zu haben. Am Abend, der Sabbath und die Sabbathruhe sind zu Ende, da versammeln sich viele Menschen vor dem Haus. Vielleicht sogar mehr als die halbe Stadt. Es scheint sich rumgesprochen zu haben, was passiert ist. So etwas lässt sich nicht geheim halten. Das Haus wird zur reinsten Notaufnahme.
Und wer das auch hier im Krankenhaus gesehen und erlebt hat, kann sich vorstellen wie es dabei vor sich geht. Keine Ruhe, keine Zeit, keine Luft, jeder will versorgt werden, jeder ist aus gutem Grund da und möchte der Nächste sein. Und doch es geht nur einer nach dem anderen, bei Jesus damals, in der Notaufnahme oder im Krankenhaus heute.
Ruhe, abschalten, Kraft tanken
Aber irgendwann ist auch der letzte Patient versorgt, die Arbeit getan. Ruhe, Schluss, endlich. Es ist geschafft. Schlafen gehen, Abspannen ist jetzt angesagt. Die Eindrücke müssen verarbeitet werden. Nur so kann jede und jeder seine Arbeit am nächsten Tag wieder aufnehmen.
Jesus geht es genauso. Er legt sich erst einmal hin. An wen oder was er dabei noch gedacht hat und was ihm sonst durch den Kopf ging, wird nicht weiter beschrieben. Aber etwas anderes wird erzählt. Sehr früh am Morgen steht er auf, nimmt sich noch einmal bewusst Zeit, betet, spricht mit seinem Vater. Das, so sieht es aus, ist ihm wichtig. Sonst wäre er kaum so früh aufgestanden und hätte sich allein auf den Weg gemacht.
Sollte das gleiche nicht für uns gelten, für sie, für jeden der hier im Krankenhaus mit und für Menschen arbeitet? Ruhe, Abschalten, Kraft tanken, ja und auch beten, insbesondere dann auch, wenn ich sagen kann, um was es mir geht, was mir wichtig ist, wer mir wichtig ist, was mir leicht fällt und was mir nur schwer von der Hand geht. Ich sage es dem anderen, ich sage es Gott. So werden wir auch eine Last los, entlasten wir uns - gegenseitig.
Blick auf das Ganze
Doch der Alltag holt Jesus wieder ein. Diesmal in der Person des Petrus. Die Sturkopf und Hektiker konnte wieder einmal keine Ruhe geben. Es gibt doch noch so viel zu tun. „Alle suchen dich.“ Auch für viele hier im Haus beginnt jeden Morgen ein neuer Arbeitstag mit seinen Herausforderungen.
Jesus lässt sich anfragen und auffordern, aber dann doch anders als Petrus es sich vorgestellt hat. Obwohl so viel anliegt, so viel zu tun ist, verliert er seinen eigentlichen Auftrag, dass was er den Menschen zu geben hat, nicht aus dem Blick. Er will vom Reich Gottes erzählen, da liegt seine Begabung, sein Charisma, das was er für die Menschen tun kann. Er lässt die Dinge in einem anderen Licht sehen, Dämonen, die unseren Blick trüben uns die Sicht auf die Dinge auf die es ankommt versperren, treibt er aus. Er tut es im Auftrag Gottes.
Andere haben andere Aufgaben und Charismen. Menschen pflegen, Menschen heilen, Menschen begleiten oder dafür sorgen, dass der Betrieb im Krankenhaus gelingen kann. Jeder von uns hat sein Charisma zum Nutzen auch für andere. Für uns alle gilt: Nach Zeiten der Anspannung brauchen wir eine Zeit der Entspannung und das Gespräch und das Gebet und...
Vertrauen anstelle von Angst
Jesus ein Exorzist?
Ein Tag im Leben des Jesus von Nazaret. Ein Sabbat noch dazu, ausgefüllt mit einem Synagogenbesuch in Kafarnaum und einem Hausbesuch bei Simon und Andreas. Jesus lehrt, heilt und treibt Dämonen aus und ist am Ende des Tages so geschafft, dass er sich am darauffolgenden Morgen nichts sehnlicher wünscht als eine Auszeit an einem „einsamen Ort, um zu beten“. Aber er hat die Rechnung ohne den Wirt, sprich die Leute, gemacht. „Alle suchen dich“, sagen die ihm nacheilenden Jünger zu ihm. Und wieder wird summarisch erzählt, dass er in ihren Synagogen verkündete und die Dämonen austrieb.
Jesus treibt die Dämonen aus. Was dürfen wir uns darunter vorstellen? Dämonen, Besessenheit, Exorzismus - können wir damit heute noch etwas anfangen?
Die Älteren unter uns erinnern sich an den Tod von Anneliese Michel. Sie litt unter einer psychischen Erkrankung, die im Kontext ihrer Familie und einer fundamentalistischen Religiosität als Besessenheit vom Satan interpretiert worden ist. Die Priester, die beigezogen wurden, haben einen Exorzismus angewendet, ohne zuvor alle Möglichkeiten von Medizin und Psychiatrie ausgeschöpft zu haben. Anneliese ist verstorben. Die Priester wurden angeklagt und bestraft. Die junge Frau in ihrer Rebellion gegen die familiäre Fremdbestimmung und in ihrem Kampf um ein eigenes Leben therapeutisch zu unterstützen, wäre wohl der heilsamere Weg gewesen.
Jugendliche werden mit dem Thema in Filmen konfrontiert. Wer nach „Besessenheit im Film“ googelt bekommt auf moviepilot.de 129 Filme präsentiert. In „American Exorcism“ aus dem Jahr 2017 muss Damon die Geister aus der Tochter eines Freundes austreiben. Es ist ein Film von minderer Qualität. Im Namen Jesu Menschen von Besessenheit zu heilen, wird allerdings von eigens dafür ausgebildeten Priestern in den USA häufig praktiziert.
Diese auf individuelle Krankheitsbilder beschränkten Zugänge bedienen nicht nur eine fragwürdige Lust auf Sensationen, sie greifen in meinen Augen auch zu kurz. Besessenheit kann nicht abgelöst von der sozialen Situation verstanden werden, in der sich einzelne Menschen und Gruppen vorfinden und die sie als leidvoll erfahren.
Kann man Dämonen austreiben?
Als hilfreich für ein angemesseneres Verständnis empfinde ich eine Aussage von Frau Edeltraud Addy-Papelitzky. In ihrer Schlussrede als scheidende Vorsitzende des Pastoralrates der Diözese Linz sagte sie im Rahmen der 10. Vollversammlung am 10. November 2017 in Schloss Puchberg:
Es ist unser Auftrag als Kirche Dämonen auszutreiben:
Damit tun wir uns schwer, nicht nur wegen der Sperrigkeit des Bildes.
Es gilt „Besessenheiten“ als solche zu benennen:
* wie persönliche, familiäre, gesellschaftliche Glaubenssätze, die niederdrücken, gefangen halten, verstummen oder krank werden lassen
* wie Strukturen der Sünde, ein neoliberales, rücksichtsloses Wirtschaften, Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden der Schöpfung.
Das bedeutet, diesen Besessenheiten andere Bilder und Kräfte wie Freiheit, Lebendigkeit, Gemeinwohl gegenüber zu stellen und erfahrbar zu machen. In einer Zeit von sogenannten Sachzwängen und Systemdynamiken ist unsere Aufgabe die Zusage, „Gottes Reich
und seine Gerechtigkeit sind bereits spürbar da!“
In welchen soziopolitischen Verhältnissen hat Jesus gelebt und gewirkt? - Sein Heimatland war besetzt. Von den Römern. Ein perfides Steuerpachtsystem öffnete der Korruption und Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung Tür und Tor. Die römischen Legionäre sorgten für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Aufstände wurden brutal niedergeschlagen, Terroristen vor aller Augen gekreuzigt. Die religiösen Führer kooperierten mit den Besatzern. Wirtschaftliche Ausbeutung und koloniale Unterdrückung durch die römische Weltmacht schufen einen Überdruck, der sich in unregelmäßigen Abständen gewaltsam entlud.
Im Volk geht die Angst um und macht die Leute krank. Krankheit wird auf unter schiedliche Weise gedeutet. In Gesellschaften, die ihre Probleme in mythischer Sprache zum Ausdruck bringen, können unter Druck und Zwang stehende Gruppen ihre Krankheiten als von Dämonen verursacht interpretieren.
Die Todesdämonen haben nicht das letzte Wort
Einen interessanten Hinweis finden wir im fünften Kapitel des Markusevangeliums. Es erzählt von einem Menschen, der von einem unreinen Geist besessen ist. Er haust in Grabeshöhlen, schreit, verletzt sich selbst und ist nicht zu bändigen. Jesus fragt den unreinen Geist, der den Mann besetzt hält, nach seinem Namen und er antwortet: „Mein Name ist Legion; denn wir sind viele.“ Nachdem Jesus die Dämonen in eine Schweineherde geschickt hat, sehen die Leute, die inzwischen herbeigeeilt sind, den Mann bekleidet und bei Verstand. Und noch einmal wird betont, es sei derselbe Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen ist.
Die römische Fremdherrschaft beruhte wesentlich auf der militärischen Stärke der Legionen. Für die kolonisierte Bevölkerung war es eine entsetzliche Welt, in der der Tod, der menschengemachte Tod, wie ein Dämon entfesselt war. Wenn Jesus Dämonen austreibt, dann wird auf diese Weise Fremdherrschaft symbolisch aufgebrochen. Die Angst beruhigt sich. Die Begegnung mit Jesus verbindet Menschen wieder so mit Gott, dass sie die Gewissheit haben können:.
Heute werden in der ganzen westlichen Welt Wahlen damit gewonnen, dass ein Gefühl wachsender Bedrohung in der Bevölkerung angesprochen, verstärkt und damit gespielt wird. Was wirklich bedrohlich ist, nämlich eine seit der Finanzkrise 2008 aus dem Ruder laufende neoliberale Wirtschaft, wird vernebelt. Die Angst vor einem Zusammenbruch all dessen, was vielen von uns einen zumindest bescheidenen Wohlstand beschert hat, veranlasst eine immer größer werdende Anzahl von Menschen dazu, sich gegen Fremde und jegliches Fremde zu wenden. Der oft gehörte Satz „Wir werden Fremde im eigenen Land“ ist symptomatisch.
Vertrauen anstelle von Angst
Wie gehen wir als Kirche damit um? Indem wir auf Jesus schauen. Wie damals in seiner Nähe das Vertrauen zuhause war, so soll es auch in unserer Nähe leben und durch heilsame Begegnungen anderen vermittelt werden.
Das heutige Evangelium beginnt mit einem Hausbesuch, der Jesus sicher nicht angenehm war. Die Schwiegermutter des Simon hatte wohl allen Grund, auf ihn wütend zu sein. Er hat dem Schwiegersohn irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt und auf diese Weise ihr Familienleben gehörig durcheinander gebracht. Keinen Finger wird sie für diesen Jesus und seine „Bagage“ rühren. Jesus gelingt es, ihren inneren Widerstand zu überwinden, indem er ihr Herz berührt, sie an der Hand fasst und aufrichtet.
Klarheit finden wir heute wie Jesus damals im Gebet. Am einsamen Ort lernen wir, auf unsere innere Stimme zu hören und Gedanken und Gefühlsregungen im Hinblick auf die Frage zu unterscheiden, ob sie von Gott stammen oder nicht. Wir ziehen uns zum Gebet zurück, um das Leben immer wieder neu lieben zu können und den langen Atem der Hoffnung zu haben.
© Mag. Christian Öhler, Pfarrer in Bad Ischl
Ein Tag des Heils
Begegnung mit der Schwiegermutter des Petrus
Letzten Sonntag hörten wir, wie Jesus an einem Sabbat, in die Synagoge von Kafarnaum ging. Dort lehrte er mit Vollmacht und heilte einen Mann, der von einem Dämon besessen war. Er verbot dem Dämon, Jesu Sendungsgeheimnis preiszugeben. Da schließt sich am gleichen Tag das Evangelium von heute an. „Sie verließen sogleich die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett“. Vielleicht kam sie durcheinander, die Schwiegermutter, weil Petrus nur noch Jesus nachlief. "Was soll aus der Familie werden?" wird sie sich gefragt haben. „Mein Schwiegersohn geht kaum mehr fischen. Wovon sollen wir leben?
Ich nehme an: Petrus wusste um die Mahnungen seiner Schwiegermutter. Er konnte ihr aber nicht erklären, was ihn eigentlich an Jesus faszinierte. Sein Bruder Andreas und er sprechen über die Krankheit der Schwiegermutter mit Jesus. Und Er ging zu ihr. Was passiert ist, als er an ihr Krankenlager tritt, sie an der Hand fasst und aufrichtet, können wir nur vermuten. Sie muss sich zuinnerst angenommen und verstanden gefühlt haben. Und sie muss in der Persönlichkeit Jesu eine Echtheit und Tiefe entdeckt haben, die sie gesunden lässt. Sie fühlt sich verstanden bei Jesus. Jesus richtet sie auf, sie kommt auf die Füße – und, wie in ihren besten Tagen, wirft sie den Haushalt.
Jesus heilt – das Reich Gottes ist nahe.
Am Abend, nach Sonnenuntergang, erlaubt der Schutz der Dämmerung noch vielen kranken Leuten, ihre Behausung zu verlassen und vor der Tür des Petrus-Hauses auf Jesus zu warten. Man „brachte alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war“. So viel menschliches Elend hat sich auf die Straße gewagt. Die Menschen sagten sich: „Der versteht uns, der kennt das Elend und unsere Not!“ Jesus macht den Körper gesund, mehr noch, er macht den ganzen Menschen heil. Er treibt Dämonen aus.
Es müssen dunkle, zerstörerische Kräfte gewesen sein, die Angst, Hass und Sinnlosigkeit verbreitet haben. Jesus öffnet die Menschen für neues Vertrauen in Gott. Er schenkt Hoffnung. Kennen wir doch: schwer körperlich Kranke, die innerlich heil sind, erfüllt mit Licht, Ausstrahlung. Und wir kennen körperlich gesunde Menschen, die innerlich eng, missmutig, kalt geblieben sind. Von Jesus geht eine Kraft aus. Er beugt sich über Kranke und Schwache, berührt ihr Herz, fördert das Leben. Er strahlt Gesundheit aus. Er ist für den Menschen da.
Wenn er den Dämonen verbietet, seine Identität preiszugeben, so hängt das mit dem Messias-Geheimnis im Markusevangelium zusammen. Öfter gebietet Jesus den Menschen zu schweigen, selbst wenn es viele Augenzeugen des Wunders gibt. Das letzte dieser Schweigegebote steht in der Erzählung von der Verklärung Jesu. Dort heißt es: „Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei”. Wer Jesus im Tiefsten ist, das lässt sich erst von seinemTod und seiner Auferstehung her begreifen.
Zeit mit dem Vater
Am nächsten Tag, noch ganz früh am Morgen, bei Dunkelheit, verlässt Jesus das Haus und die Stadt. Er geht in die Stille, um zu beten. Hat er doch so viel Elend gesehen, körperliches und noch mehr seelisches. Er geht ins Gespräch mit seinem Vater. Er dankt, dass durch ihn Gottes Güte und Liebe herein leuchtet in die Welt. „Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.“ Vielleicht dachten sie: Jetzt wirst du berühmt. Komm, unsere Heilerpraxis läuft! Jesus aber hält sich zurück. Er muss sich an die Quelle ankoppeln, aus der seine Kraft kommt und die er den Kranken weitergibt. Er sucht die volle innere Stimmigkeit mit dem Willen seines Vaters. Jesus will auf keinen Fall in den Ruf eines Wunderheilers kommen, sondern dieser kranken, dunklen Welt ankündigen, dass Gott sie liebt. Er hält seine Tätigkeit in Kafarnaum nach diesem intensiven Sabbat für abgeschlossen. Er geht weiter, in andere Regionen von Galiläa, um das Reich Gottes anzukündigen.
Kraft in der Überforderung
Liebe Gläubige, Jesus schenkt seine heilende Nähe den Menschen und steht betend in tiefer, personaler Beziehung mit seinem Vater. Was kann das für uns heißen? - Paulus, der viel Leid erfahren musste, gibt heute in der Lesung eine Weisung, die er selbst vorlebte: „Allen habe ich mich zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.“ Wenn wir das zu leben suchen, fühlen wir uns oft überfordert. Doch fangen wir stets neu an! Halten wir uns mit Christus im Gebet und in den Sakramenten verbunden!
Der Glaube heilt und gibt Kraft
Niedergedrückt vom Schicksal
Die Gestalt des Ijob verkörpert den Menschen, der sein Leben nur mehr als Last und bittere Bürde erlebt. Er fühlt sich wie ein geschundener Knecht oder misshandelter Sklave. Im Höchstfall gesteht er sich zu, ein Tagelöhner zu sein, dem es aber auch miserabel ergeht. Es gibt in seinem Leben keine Freude, keine Sonne, kein erlösendes Aufatmen. Alles ist endlose Sorge, Mühsal, Beschwernis. Und ein Ende dieser qualvollen Lage ist für ihn nicht in Sicht. Für ihn ist das Leben eine einzige Plage und obendrein nur ein Hauch, der dahinschwindet. Für ihn ist das Leben zu kurz, nicht der Rede wert und schon gar nicht eine beglückende Zeit.
In die Gedanken und Gefühle dieses Ijobs zu verfallen, dagegen ist wohl kein Mensch abgesichert. Wie kann man sich schützen und davor bewahren?
Zum persönlichen Glück und dem Aufbau von Lebensfreude und Zuversicht bedarf es der Hilfe des Himmels, des Vertrauens in Gottes Unterstützung und des gegenseitigen Beistandes seitens der Menschen. Dies wird aufgezeigt im Verhalten Jesu, wie wir es im Evangelium vernommen haben.
Manche Menschen können aus ihrer negativen Sicht und abwertenden Beurteilung des Lebens aus eigener Kraft nicht aussteigen. Wer Jesus aufmerksam betrachtet, kann erkennen: Er tritt auf als der Bote Gottes, der sichtbar macht, dass die Verbundenheit mit Gott aus vielen Alltagsnöten herauszuführen vermag.
Jesu Verbundenheit mit dem Vater
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Jesus aus seiner Teilhabe an der göttlichen Machtfülle Wunder wirken und die Dämonen vertreiben konnte. Überblickt man das heutige Evangelium aber, so ist deutlich zu spüren: Der Evangelist Markus will den Aspekt der Teilhabe an der Göttlichkeit Jesu offensichtlich nicht als Erstes in den Blick stellen. Vielmehr geht es ihm darum, Jesus als Vorbild christlichen Verhaltens vor Augen zu führen. So erwähnt und betont er: Jesus beginnt seinen Tag mit dem Gebet als Erneuerung seiner Verbundenheit mit dem Vater. Mit dem Vater ganz eins geht er dann an sein Tagewerk. Diese tiefe Verbundenheit ist die Kraftquelle, aus der Jesus lebt, die ihn in seinem Denken und Handeln prägt, ihn zu dem wunderbaren Menschen macht, der er ist. Jesus setzt sich nicht auf einen Thron, um von dort aus seine Macht zu demonstrieren oder sich bewundern zu lassen. Nein, er bleibt in aller Demut ganz Mensch, aber durch seine Verbundenheit mit Gott bewahrt er sich eine Liebe im Herzen, die größer nicht sein könnte. Von der Liebe getragen und bestimmt begegnet er den Menschen: heilt, richtet auf, befreit Menschen von dem, wovon sie besessen sind.
Wunder wirken wie Jesus
Von diesem Jesus sollen wir uns faszinieren lassen. Das ist das Hauptanliegen des Evangelisten Markus mit seinem Bericht im heutigen Evangelium. Wir können nicht all das bewirken, was Jesus vollbrachte. Das ist klar. Aber vieles können auch wir. Mag uns die direkte Heilung eines Menschen nicht möglich sein, aber wenn die Liebe uns bestimmt, vermögen auch wir kleine Wunder zu wirken. Denn auch wir können aufrichten, trösten und ermutigen. Wir können die Heilung von Kranken fördern, indem wir an ihrem Schicksal innerlich teilnehmen und die Kranken dies spüren lassen, indem wir z.B. Geduld mit ihnen und für ihr verändertes Verhalten aufbringen und die uns möglichen Hilfsdienste anbieten, um ihnen ihre Situation zu erleichtern und erträglich zu machen. Einsame leben auf, wenn wir sie regelmäßig besuchen. Und auch Dämonenhaftem sind wir nicht völlig hilflos ausgeliefert. Wenn es im Bibeltext heißt „Er trieb viele Dämonen aus“, dann müssen wir uns nicht gleich unzählig viele, ständig und in jedem Fall wild rasende Gestalten vorstellen. Die Gegend am See Genezaret, wo Petrus wohnte, war sicher nicht überfüllt mit teuflisch Besessenen. Zu denen, die als Besessene betrachtet wurden, zählten wohl auch: nicht auszuhaltende Sture und Bockige, ständige Quertreiber, Fanatiker und Heißsporne. Ihnen nicht im Widerstreit auf gleiche Weise zu begegnen oder mit völliger Ablehnung und Verurteilung, vermag oft ihr inneres Verstockt- und Besetztsein aufzubrechen und in einem Maß zu lockern, das für alle wieder erträglich wurde.
Markus zeichnet uns nicht einen Jesus, der mit seinem Wunder-Wirken die Gegend am See Genezareth und Galiläa in ein Paradies reinsten Glücks verwandelt. Aber mit seinem von Liebe überströmendem Herzen infolge seiner engen Verbundenheit mit Gott schafft er Abhilfe und zeigt, wie und aus welcher Kraft Menschen schöpfen können, um das Leben auf dieser Erde ertragbar und freundlich zu gestalten. Man kann beim Jammern und Klagen stehen bleiben. Wir können aber auch auf Jesus blicken und uns Gott zuwenden, wie Jesus es immer wieder tat. Das wird auch uns Kräfte verleihen, die uns davor bewahren, von den Belastungen des Alltags und des Lebens erdrückt zu werden. Vielmehr werden wir obendrein fähig, mit dazu beizutragen, Nöte der anderen zu lindern.
Auch an anderen Orten
Und dies soll nicht nur vor der eigenen Haustür geschehen. Wie bei den Jüngern so will Jesus auch uns mitnehmen zu anderen Orten, um in die Welt hinein zu wirken und zu bezeugen, welche Kraft aus tiefer Verbundenheit mit Gott erwachsen kann. Dazu bedarf es allerdings eines gelebten Glaubens, der sich in Gott verankert und von seiner Liebe leiten und bestimmen lässt.
„Erkenne den Wert des Glaubens!“ möchte Markus uns zurufen und ins Herz schreiben. In der Nachahmung Jesu wird es dir ergehen wie ihm. Gott schenkt jedem Kraft, der sich innig und tief mit ihm verbindet. Klage Gott dein Leid, schreie getrost deine Not gegen den Himmel. Aber verharre nicht im Klagen und in einer nur negativen Bewertung des Lebens. Verhalte dich vielmehr wie Jesus, der den Tag mit dem Gebet beginnt – sehr bewusst und gezielt vor seinem Wirken.
Erproben wir das Verhalten Jesu. Denn nur dann werden wir spüren, welche Kraft aus der innigen Verbindung mit Gott strömt und welchen Wert lebendig gelebter Glaub hat.
Einander dienen
Einfach und unkompliziert
Die heutige Perikope ist für mich insofern sehr ansprechend, weil sie mir zeigt, was für Jesus wichtig ist. Und das sind einerseits "wir", die gewöhnlichen Leute - wie eben die Verwandtschaft eines seiner Jünger oder die "vielen", die er heilte und die an allen möglichen Krankheiten litten, - und andererseits ist es seine eigene Beziehung zum Vater, die Kraftquelle für sein Tun. Heute könnte man sagen: Er schaffte so für sich eine ausgeglichene "work-life-balance" oder das richtige Maß zwischen Aktion und Kontemplation oder, wenn sie so wollen, zwischen Empathie und eigener Psychohygiene. Und, wenn man das schafft, dann ist es schon etwas!
Für mich ist auch die Unkompliziertheit der ganzen Situation faszinierend. Er kommt in das Haus des Petrus zu einem Zeitpunkt, wo man sich doch normalerweise, wenn die Hausfrau krank darnieder liegt, keinen hohen Besuch einladet. In einer solchen Situation kann der Besucher auch leicht die eigenen Unzulänglichkeiten im Haus sehen. Aber das stört offensichtlich nicht. Es muss nicht alles perfekt sein. Es gibt Wichtigeres im Leben und das ist das Beziehungsgeschehen. Die Menschen selbst sind wichtig. Für Jesus ist es die Schwiegermutter, die er vom Fieber heilt, und für die Schwiegermutter, die geheilt wird, sind es die Gäste, die sie gleich bewirtet - oder wie es genau im Griechischen heißt: ihnen dient, sie bedient, für sie sorgt, sich um sie kümmert, ihnen hilft, sie unterstützt. Es sind genau die Tätigkeiten, die, wie wir aus der Apostelgeschichte wissen, die Diakone für die Armen in der Gemeinde gemacht haben. So tut sie an Jesus genau das, was er ihr vorher getan hat. So verstehen die frühen Gemeinden offensichtlich Christentum: sie sehen, fühlen, was der andere gerade braucht und helfen dort, wo er sich selber nicht helfen kann.
Wachsamkeit und Respekt
So sieht es die Kirche in ihrer Soziallehre auch heute noch. Da geht es nicht darum, dem anderen alles abzunehmen, sondern ihn dort zu unterstützen, wo er sich selbst nicht mehr helfen kann. Dazu braucht es aber einen sorgsamen, wachen Blick auf den anderen. Es braucht ein waches Interesse aneinander um überhaupt zu sehen, was jeder selbst kann und wo er der Hilfe der Gemeinschaft bedarf. Da ist viel Feingefühl und Verstand von Nöten. Dahinein passt weder der Paternalismus z.B. in der Medizin oder Politik, wie das Besserwissen wie der andere seine Probleme lösen muss oder dieses Abnehmen oder Übernehmen aller Selbstverantwortung, noch die Gleichgültigkeit einer Gesellschaft, in der jeder nur auf seinen eigenen Vorteil und seine eigene Bequemlichkeit bedacht ist. Beides ist Gift für eine funktionierende Gemeinschaft, ob es sich jetzt dabei um die Familie, die Freunde, die pfarrliche Gemeinschaft oder die Gesellschaft überhaupt handelt. Wir alle sind angesprochen und gefragt, einander in Wachsamkeit und Respekt vor der Würde des Anderen zu begegnen. Auch Jesus hat wie es heißt "viele" geheilt, er hat nicht aussortiert. Er ist auch für uns alle gestorben, hat allen Menschen seine Erlösung geschenkt, und so uns allen die gleiche Würde verliehen.
Kraft schöpfen
Dass uns das nicht immer gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Es sind unsere eigenen Schattenseiten und Fehler, die uns daran hindern und unser Leben lang begleiten. Sie zu erkennen und positiv und kreativ damit umzugehen, erfordert viel Kraft. Das ist keine einzelne Kraftanstrengung, sondern fordert uns ein Leben lang heraus. Woher aber diese Kraft nehmen? Auch dafür zeigt uns die heutige Schriftstelle einen Weg. Schauen wir, woher Jesus die Kraft nimmt, das Leid der anderen wahrzunehmen und ihnen zu helfen. "… er steht auf, geht hinaus, auf einen einsamen Ort und betet". Aufstehen ist immer auch ein Akt des Willens - ob in der Früh, ob vom Wirtshaus - oder Kaffeehaustisch, ob von der Arbeit; aufstehen unterbricht das, was wir gerade tun, und ist der Beginn von Neuem. Und wenn wir anfangs von der ausgeglichenen work-life-balance gesprochen haben, so ist es manchmal oder besser regelmäßig auch für uns selbst besser, aufzustehen und uns von all dem, was um uns herum passiert und auch sehr wichtig ist, uns nach innen zu wenden, uns auch um uns selbst zu kümmern. Das rechte Maß ist dabei wichtig. Für die anderen da sein, aber auch für mich selbst da sein. Sich sammeln, Kraft schöpfen, auf andere Gedanken kommen, die Quelle in uns entdecken. Das führt unweigerlich zur eigentlichen Quelle alles Seins - zu Gott, zum Schöpfer und Vater, - zu Jesus, der uns vorgelebt hat, wie menschliches Leben in Einklang mit dem Willen des Vaters gelingen kann, - zum Heiligen Geist, der uns beisteht und Kraft zum Guten gibt, uns antreibt, uns dabei stärkt und hilft.
Gottes Liebe lebt weiter
Leid, das unser Maß übersteigt
In Albert Camus Roman "Die Pest " wird die Geschichte der Stadt Oran beschrieben, in der die Pest ausbricht und die Stadt in ihrer Abgeschiedenheit in einen erbitterten Kampf gegen die Krankheit treibt, die so viele Menschen sterben lässt. Die Menschen gehen unterschiedlich mit dem unbeschreiblichen Leid um.
Zwischen Pater Paneloux und dem Arzt Rieux kommt es beim Sterben eines Kindes zu einem Gespräch: Aber das Kind schrie weiter, und ringsum wurden die Kranken unruhig. Der Patient am anderen Ende, dessen Rufe nicht aufgehört hatten, beschleunigte den Rhythmus seines Klagens, bis auch dies ein richtiger Schrei war, während die anderen immer lauter jammerten. Eine Flut vom Schluchzen überschwemmte den Saal und übertönte Paneloux Gebet, und Rieux, der sich an der Bettstange festhielt, schloss die Augen, ihm war übel vor Müdigkeit und Ekel. Ich muss fort, sagte Rieux, Ich kann es nicht mehr ertragen. Aber plötzlich verstummten die übrigen Kranken. Da merkte der Arzt, dass der Schrei des Kindes schwächer geworden war, dass er immer weiter abnahm und nun aufhörte. Nach einem kurzen Streit antwortet nun der Pater dem Art Rieux: "Ich verstehe, es ist empörend, weil es unser Maß übersteigt. Aber vielleicht sollen wir lieben, was wir nicht begreifen können."
Rieux richtet sich mit einem Schlag auf. Mit der ganzen Kraft und Leidenschaft, deren er fähig war, schaute er Paneloux an und schüttelte den Kopf. "Nein Pater, sagte er. Ich habe eine andere Vorstellung von der Liebe. Und ich werde mich bis in den Tod hinein weigern, die Schöpfung zu lieben, in der Kinder gemartert werden."
hilflos
Sie sind seelenverwandt, der Arzt Rieux und Hiob im Alten Testament. Angesichts des Leids, gleich ob persönlich widerfahren, ob gemachtes oder unverschuldetes Leid, sie sind nicht bereit es anzunehmen. Sie sind nicht bereit Gott aus dem Spiel zu lassen, ihn Gott sein zu lassen und sich abzufinden. Keine fromme Tröstung akzeptieren sie. Hiob nicht die theologischen Ergüsse seiner Freunde, die nur Gott rechtfertigen. Rieux nicht die voreilige Demutshaltung des Paters Paneloux. Sie wehren sich, obwohl sie als Menschen dem Leid gegenüber hilflos dastehen.
Es ist auch die Situation, die jeden von uns treffen kann, wenn ein lieber Verwandter oder Bekannter stirbt, wenn wir selber oder liebe Bekannte oder Verwandte schwer erkranken oder etwas ertragen müssen, mit dem sie nicht fertig werden; wenn uns von anderen Menschen viel zugemutet wird. Aber dazu gehören auch die Nachrichten aus Afghanistan, die wir häufig schon gar nicht mehr wahrnehmen, aber die uns doch auch immer wieder an Gott und Menschen zweifeln lassen.
warum?
Es steht dahinter die ewige Frage Warum. Warum ist es so? Warum kann Gott dies zulassen? Warum muss mir so etwas passieren?
Wer sagt, dass wir diese Frage runterschlucken müssen? Wer sagt, dass wir Leid und Schmerz in Stille und Demut zu ertragen haben, anstatt unseren Schmerz herauszuschreien?
Wenn Menschen schwer krank sind, wenn Menschen trauern, ist es wichtig, dass Menschen ihre Enttäuschung, ihre Wut, ihren Ärger, ihren Schmerz ausdrücken, ihn hinausschreien dürfen ohne Rücksicht auf andere, ohne Rücksicht auf Gott, von dem sie die Frage "Warum" beantwortet haben möchten, den sie aus ihrem Schmerz und ihrer Wut nicht heraushalten können.
Ich glaube, dass Menschen, die so nach Gott fragen, die ihn nicht in Ruhe lassen, sich nicht einfach mit den Leiden der Menschen abfinden, häufig näher an den Gott der Bibel herran kommen, als jene, die schon immer eine fertige Antwort haben.
So begegnet uns Jesus auch im heutigen Evangelium. Er heilt die Schwiegermutter des Simon, nachdem ihm von ihrer Krankheit erzählt wurde. Daraufhin versammeln sich Menschen, weil sie von ihm Heilung erhoffen. Aber es wird nicht mehr berichtet, dass er alle Dämonen austrieb und alle Krankheiten heilte. Sondern nur noch von vielen ist die Rede.
Und dann wird berichtet, dass er sich vor Tagesanbruch an einen einsamen Ort zurückzieht um zu beten. Ich stell mir Jesus in dieser Situation als jemanden vor, dem es nicht egal ist, was um ihn herum geschieht. Vielleicht braucht auch er die Zeit der Stille und des Gebetes, um die Erlebnisse des Vortages zu verarbeiten, um damit fertig zu werden, was Menschen in ihrem Leben ertragen müssen. Er weiß, dass das Leid nicht durch Zauberei aus der Welt zu schaffen ist. Das Verbot an die Dämonen zu reden besagt, dass man nicht dadurch, dass man Jesus kennt, schon eine Zaubermacht hätte, die mit einem Wort das Leid beseitigen kann.
Gottes Liebe lebt weiter
Jesus lässt sich nicht magisch vereinnahmen. Als seine Freunde ihn finden, folgt er nicht ihrer Aufforderung zurückzukehren, um vielleicht weiter zu heilen oder sich feiern zu lassen. Er will weg und in anderen Dörfern, anderen Menschen von Gott erzählen, sie erfahren zu lassen, was das Reich Gottes für die Menschen bedeutet.
Jesus erklärt das Leid der Menschen nicht, er beseitigt es auch nicht einfach. Aber er sieht die Menschen auf seiner Wanderschaft, er leidet mit ihnen, sieht sie in Ihrer Angst, ihrem Schmerz, ihrer Trauer und Wut und kann die Menschen annehmen wie sie sind. Ihnen will er sagen, dass sie mit alldem bei Gott Gehör finden und er im Reich Gottes ihre Tränen trocknen wird, so wie es auch unser Altarbild zeigt.
So jeden Menschen zulassen zu können und ihm dennoch eine Hoffnung, eine Perspektive nennen zu können meine ich, ist die frohe Botschaft für jeden von uns heute.
Und wenn es heute einen guten Grund gibt, dass die Botschaft Jesu weiterleben muss, dann diesen, dass den Menschen in unserer Zeit gesagt wird, das sie nicht nur glänzen müssen, das sie nicht ewig jung sein müssen, dass nicht Leistung und Erfolg die eigentliche Lebensberechtigung sind, sondern dass jedem Menschen die ganze Liebe Gottes gilt.
Indem Hiob und der Arzt Rieux, in dem viele andere sich nicht abfinden, nicht Gott Gott sein lassen, sorgen sie dafür, das Gottes Liebe weiterlebt.
Mit Gott im Gespräch zu bleiben
...und dann kommt das Unglück
Die Lesungen dieses Sonntags spannen einen sehr weiten Bogen. In der ersten Lesung hörten wir von Ijob, einem Menschen, dem es zunächst recht gut geht. Er hat Frau, Kinder, somit eine glückliche Familie, auch jede Menge Besitz und dann kommt das Unglück. Alles geht verloren. Ijob wird von den schwersten Schicksalsschlägen heimgesucht, an die man nicht einmal zu denken wagt. Er bekommt aber dann alles wieder mehrfach zurück, sodass dieses Buch Ijob auch zum Trostbuch wird. Die Frage nach dem WARUM bleibt offen. Ganze Bibliotheken von Literatur füllen sich damit.
Erstaunlich und bedrückend zugleich, dass die Menschheit immer wieder durch so viele Katastrophen, Leid und Krankheit bis hin zum Tod geschickt wird. Kurzum: Im Buch Ijob können sich alle finden, die nicht nur in irgendeiner Form leiden, sondern vom Schicksal hart getroffen sind.
Der Trost: Jesus ist gekommen, zu heilen, was verwundet ist und auch die Sünder zu berufen, also zu sich zu holen, sie einzuladen, sich nicht von ihm zu trennen. Sündig zu werden heißt, sich von Gott abzusondern.
Auffällig in diesen drei Lesungen ist der innere Drang zu reden, egal aus welcher seelischen Situation heraus. Ijob spricht, indem er anklagt.
innehalten und nachdenken
Paulus spricht: "Ein Zwang liegt auf mir. Wehe mir, wenn ich das Evangelium- also die Frohe Botschaft- nicht verkünde!" (1 Kor.9,16) und Jesus spricht und heilt: "Und er heilte viele, die an mancherlei Krankheiten litten....In der Früh stand er auf und begab sich an einem einsamen Ort, um zu beten." (Mk.1,34.35).
Das bedeutet für heute: in sich zu gehen, mit Gott in den Dialog einzutreten. Hier ist Jesus ganz Mensch. Jeder von uns braucht auch Zeiten der Stille, der inneren Einkehr, besonders dann, wenn man in helfenden Berufen tätig ist. Niemand von uns kann sich bis zur Erschöpfung verausgaben. Wenn es aber trotzdem geschieht, führt das ins Burn-out.
Wer diese Texte mit großer Aufmerksamkeit liest, innehält und darüber nachdenkt, wird entdecken, welch wichtige Voraussetzungen hier angeboten werden, um Leid und Not zumindest zu lindern, wenn nicht gar zu heilen.
Die alten Griechen zur Zeit des Hippokrates, (wandernder Arzt und Philosoph aus Kos um 460-etwa 370 v. Chr.) fanden bereits den berühmten Dreischritt, der bis heute Gültigkeit hat, für die Heilung: Die Anamnese, also die Ursachenforschung, der Vorgeschichte einer Krankheit gemeinsam mit dem Patienten durch das Gespräch nachzugehen, auch zu erkunden, was die Seele belastet.
darüber reden
Ijob tut es in Form einer Klage. Wenn Menschen mit Sorgen und Problemen, egal welcher Art, schwer belastet sind, wollen sie das verbalisieren. Alles in sich hineinzufressen, ist auf Dauer schlecht. Durch das Gespräch werden Krankheiten, werden Probleme und der Alltagsschutt herausgearbeitet.
Im zweiten Schritt erfolgt die Diagnose, also die Beurteilung, die Feststellung dessen, was uns besetzt hält, was uns blockiert und unfrei macht. Krankheit, Leid, Süchte aller Art halten den Menschen gefangen. Das wird durch die Dämonen (griech.: daimon=> daimónion, Geister, unreine Geister, Schicksalsmächte bis hin zum Teufel) im Evangelium dargestellt. Durch die Dämonen wird aber auch die Dimension jener Welt zum Ausdruck gebracht, die unter Gott steht, aber über die Menschen in verschiedenen Abstufungen Gewalt gewinnen kann. Jesus gebietet den Dämonen zu schweigen, damit sie im Menschen nicht mehr wirksam werden können.
Der dritte Schritt ist die Therapie, die Behandlung. Jesus heilt die Menschen durch Berührung, durch das tröstende Wort, durch die Tat. Heilung gelingt dann, wenn Wort und Tat übereinstimmen.
heil werden
Die Berichte über Heilungen nehmen im Neuen Testament einen beachtlichen Teil des Wirkens Jesu ein. Heilen ist eine göttliche Eigenschaft, zu der auch wir immer wieder ermuntert werden. Jeder kann Arzt / Ärztin sein, indem er seine Begabungen im "guten Geist" im Sinne Jesu im täglichen Leben anwendet.
Wir sprechen von den Ärzten als den "Göttern in Weiß". "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?" (Ps.27,1f). Im wahrsten Sinn des Wortes: Jesus, ein Gott in Weiß, dem Sammelpunkt aller Farben, in der Buntheit des Lebens, im Licht.
Die Texte dieses Sonntags ermutigen uns, mit beiden Beinen fest in der Welt zu stehen, uns nicht von ihr abzuwenden und in all unser Tun Gott miteinzubeziehen, ihn nicht außer Acht zu lassen, mit ihm im Gespräch zu bleiben. - Amen.
Sich dem Geist der Gegenwart Gottes öffnen
Warum tue ich, was ich tue?
Bei einem Familientreffen vor einigen Jahren fragte mich eine Nichte - sie war damals etwa 15 und besuchte ein Gymnasium - vor versammelter Verwandtschaft: Onkel, was tust Du eigentlich den ganzen Tag? Da ich einige hundert Kilometer weg von meiner Familie wohnte, hatte sie keine Gelegenheit, meinen konkreten Alltag zu beobachten. Für mich war es gar nicht so leicht, meiner heranwachsenden Nichte zu beschreiben, was meinen Alltag ausfüllt. Ich begann aufzuzählen, was ich alles im Laufe eines Tages zu erledigen hatte. Das waren zum Teil banale Dinge, die abgearbeitet werden müssen. Die für mich herausfordernden Aufgaben, die mich Anstrengung und Kraft kosten, waren nicht so einfach zu beschreiben, weil sie nicht wie irgend ein Job erledigt werden können. Menschen zuhören und mit ihnen Antworten und Lösungen für ihre Probleme finden, hört sich einfacher an, als es letztendlich ist. Wie mache ich die damit verbundene seelische Belastung einer 15-jährigen verständlich? Oder wie vermittle ich, dass es einen Unterschied macht, eine "Messe zu lesen" oder Liturgie zu feiern und mich darauf entsprechend vorzubereiten. Und dass es noch einmal einen Unterschied macht, in welcher Situation ein Gottesdienst gefeiert wird. Wenn es der Zufall will, vielleicht sogar Taufe, Hochzeit und Begräbnis an einem einzigen Tag... Schon gar nicht gelang es mir, in Worte zu fassen, was mich dabei bewegt und warum ich dies tue.
Der Alltag Jesu
Im Evangelium haben wir heute ein wenig Einblick in den Lebensalltag des Wanderpredigers Jesus bekommen. An jenem Sabbat, an dem er in der Synagoge von Kapharnaum lehrte und mit seiner Lehre die Menschen beeindruckte - wir hörten am vergangenen Sonntag darüber - kehrte er anschließend im Haus der Brüder Simon und Andreas ein. Dort nimmt er sich Zeit für die kranke Schwiegermutter des Gastgebers und lässt sich anschließend versorgen. Am Abend, wohl nach Ende des Sabbats, bringt man aus der Umgebung die Kranken zu ihm. Er lässt sich von ihrer Not berühren, heilt und treibt Dämonen aus. Was damit konkret gemeint war, wissen wir heute nicht mehr.
In aller Frühe zieht er sich an einen einsamen Ort zurück, um zu beten und Kraft für einen neuen Tag zu sammeln. Die Leute suchen ihn. Offenbar gäbe es noch viel zu tun in Kapharnaum. Ihn treibt es aber weiter. Er möchte auch in anderen Dörfern predigen und in der ihm eigenen Kraft Gottes wirken.
Motive Jesu
Dieser Abschnitt gibt nicht nur Einblick in den Alltag Jesu. Er lässt auch durchblicken, was Jesus bewegt und antreibt. Ausdrücklich heißt es: "er heilte viele" und "er trieb viele Dämonen aus"; offenbar nicht alle. Warum er nicht alle heilte, wird nicht erwähnt. Fehlte es an Bereitschaft? Wollten nicht alle geheilt werden? Oder war ihm das Heilen nicht das Wichtigste?
In der Frühe sucht er die Stille und das persönliche Gebet in der Einsamkeit. Wer mit so hohem persönlichem Engagement den Menschen begegnet, braucht selbst einen Ort und eine Zeit zum Kräftesammeln. Er holt sich Unterstützung "von oben".
Schließlich drängt er überraschenderweise darauf weiter zu ziehen, um auch an anderen Orten zu predigen. Seine Aufgabe in Kapharnaum betrachtete er als abgeschlossen. Seine Berufung sah er im Ankündigen des Reiches Gottes. Die Heilungen spielten für ihn eine untergeordnete Rolle. Sie dienten ihm als sichtbare Zeichen der Gegenwart und des Wirkens Gottes. Diese Frohe Botschaft von der Gegenwart und vom Wirken Gottes möchte er möglichst vielen Menschen nahe bringen. Von dieser Sendung war er getrieben.
Jesus ging es um mehr als um eine Beschäftigung. Zu tun gehabt hätte er in Kapharnaum mehr als genug. Er wollte aber mehr, als "nur" den Leidenden seine Hilfe anbieten. In der Fähigkeit zu heilen sah er nicht seine Berufung. Ihm ging es vor allem um die Ankündigung des Reiches Gottes. Von dieser Gegenwart Gottes ließ er sich leiten, mit ihm stand er in inniger Verbindung.
Reich Gottes heute
Angesichts dieser "Besessenheit" Jesu vom Reich Gottes frage ich mich: Welche Rolle spielt die Botschaft von der Gegenwart Gottes und seinem Wirken hier und jetzt für uns heute?
Wenn ich auf die innerkirchliche Diskussionen schaue, nehme ich viel Sorge um die Zukunft der Kirche wahr, die offenbar eine Zeit des Umbruchs durchmacht. Umdenken und Erneuerung wird von vielen als not-wendig angesehen. Uneinigkeit besteht jedoch hinsichtlich der Richtung einer Erneuerung. Kommt in den miteinander konkurrierenden Erneuerungsansätzen das Wissen um das Reich Gottes vor?
Wenn ich mir die Themen ansehen, die heute in der Gesellschaft und in der Politik diskutiert werden, spielt die Botschaft vom Reich Gottes kaum eine Rolle. Wir streiten darum, wer wie viel von den Schulden zahlen soll, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben. Wir machen uns Sorgen, wie die Wirtschaft wieder angekurbelt werden kann. Wenn es um Religion geht, steht eher die Frage im Mittelpunkt, wie viel Einfluss den Religionen zugestanden werden soll. Von der Herrschaft Gottes zu reden, wird im gesellschaftlichen Diskurs eher als gefährlich empfunden. Es gab und gibt genug unselige Versuche, einen Gottesstaat zu installieren...
Das Reich Gottes, von dem Jesus beseelt war und das er landauf landab verkündet hat, ist von anderer Qualität. Er heilt, korrigiert verkehrte Geisteshaltungen, klebt nicht an einem bestimmten Ort oder an bestimmten Menschengruppen. Seine Rede vom Reich Gottes findet Widerhall in den Herzen der Menschen.
Gilt nicht auch für unsere Tage: Das Reich Gottes wird spürbar unter den Menschen, wo sie heil und gesund werden, miteinander teilen, den anderen genauso gut leben lassen, wie man selbst lebt...
Wessen Geistes Kinder sind die treibenden Motive hinter den Lösungsansätzen für unsere gegenwärtigen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Probleme? Wie viel Gruppenegoismen, persönliche Egoismen, schamlose Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit, Machterhalt und Rücksichtslosigkeit sind da oft im Spiel?
Sich dem Geist der Gegenwart Gottes zu öffnen, sich von seiner Menschenfreundlichkeit, Herzlichkeit und Barmherzigkeit leiten zu lassen, ist auch für uns heute die große Herausforderung der Frohen Botschaft vom Reich Gottes, die Jesus in alle Städte und Dörfer tragen wollte.
Zeichen der Liebe Gottes
Heilen und Verkünden
Wer im Lukasevangelium nach der Aufgabe der Jünger sucht, findet sie in der Aussendungsrede: "Heilt die Kranken, die dort sind und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe" (Lk 10,9). Diese Zusammenfassung der Jüngeraufgabe fiel Jesus leicht. Er brauchte nur zu schauen, was ihm selbst ein zentrales Anliegen war.
Der heutige Evangelienabschnitt folgt diesen beiden Aufträgen. "Heilt die Kranken" geschieht an der Schwiegermutter des Petrus und an den Kranken, die man zu Jesus bringt. "Verkündet das Evangelium" ist die Motivation für Jesus, seinen Aufenthaltsort zu wechseln.
Eigentlich sollte dieser Auftrag in der anderen Reihenfolge genannt werden. Zumindest bei Markus ist die Verkündigung wichtiger. Sie soll Geschmack auf Gott machen. Sie sollen die Menschen dazu bringen, Gott in ihrem Leben Raum zu geben.
Die Heilungen geschehen. Markus erwähnt sie. Aber es ist eine ganz kurze Notiz. Die Schwiegermutter wird an die Hand genommen. Die Kranken werden von vielen Krankheiten geheilt. Das ist in zwei Sätzen abgetan.
Für die Suche Jesu nach Menschen, denen er von Gott erzählen kann, nimmt Markus gleich 5 Sätze. Diese Suche wird sogar noch in der Spannung gesteigert. Die Jünger wollen Jesus zu einem anderen Verhalten bringen. Es geht nicht glatt, sondern nur mit Widerstand. Diese kleine Verzögerung erhöht die Aufmerksamkeit für das Ergebnis.
Manche interessieren nur die Zeichen
Wir werden es vor der Europawahl oder anderen Wahlen erleben: Die Parteien stehen mit ihren Ständen in den Fußgängerzonen und werben. Dazu haben sie einige Streuartikel da. Es werden Blumen verschenkt oder Kugelschreiber. Doch diese Dinge sind nur ein Vehikel. Die Wahlkämpfer möchten, dass ich stehen bleibe und mir ihre Inhalte anhöre. Und ich soll sie wählen. Bleibe ich stehen und setze mich auseinander, dann haben die Geschenke ihren Sinn erfüllt.
Im Lauf der Jahre habe ich aber auch schon manchen Kuli benutzt, ohne mich für die Meinung der Partei oder die Botschaft der werbenden Firma zu interessieren. Dann habe ich zwar einen Nutzen, aber im Sinne des Werbenden bin ich ein Verlust.
So ging es auch Jesus bei seinem Werben für den Vater. Wenn Jesus von Heil sprach, waren Heilungen ein Zeichen dafür. Wenn Jesus von Wegen in die Freiheit sprach, waren die Austreibungen der Dämonen ein guter Beleg. Wir haben vielleicht noch aus dem Adventslied "Kündet allen in der Not" (GL 106) die Bilder lebendig, an denen man das Reich Gottes erkennt:
Frisches Wasser in der Wüste
Eine Aussaat, die zur guten Ernte führt
Blinde sehen wieder
Stumme singen wieder
Taube hören wieder
Lahme gehen wieder
Und immer hieß es im Kehrvers: "Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil." Dieses Heil ist zunächst eine Verlebendigung des Ja Gottes an uns. Dann ist es eine Einladung, Leben neu zu ahnen. Die Ahnung führt dazu, den Grund des Lebens zu suchen.
Verkünden und Heilen in unseren Gemeinden
Verkünden und Heilen ist auch die Reihenfolge, die wir in der Gemeinde erleben. Ich bin mir sicher, dass manche Erfahrung im Gottesdienst für die Besucher heilend ist. Aber meistens steht im Mittelpunkt die Aktualisierung der Lesung oder/und des Evangeliums. Die Texte der Bibel sind erzählte Erfahrung mit Gott. Manchmal können wir erzählen, was diese Erfahrung mit uns gemacht hat. Dann erzählen wir vom Wirken Gottes in unserer Mitte. Dann zeigen wir, dass es noch immer ein "Wort des lebendigen Gottes" ist.
Warum nicht genau das? Gottes Wort soll für uns lebendig werden. Wer sich deshalb auf Gott ausrichtet, wird ihn erfahren. Und so kann man auch wieder Erfahrung von Heilung machen
Beispiel: Lourdes
Am Mittwoch ist der 11. Februar - Gedenktag unserer Lieben Frau von Lourdes und Welttag der Kranken. Wer schon in Lourdes war, kennt es: Es wird viel gebetet vom Einzelnen. In den Messen im Kreis der Reisegruppe wird gepredigt. Der Kreuzweg an der Garve oder auf dem Hügel ist Verkündigung von dem, was an Glaube in uns lebendig ist.
Manchmal sind es auch die anderen Pilger, die man in ihrer Innerlichkeit erlebt und etwas spürt. Verkündigung durch Worte, Körpersprache und Ausstrahlung. Und immer wieder geschieht es dann auch, dass Heilungen geschehen. Solche, die als Wunder anerkannt werden, sind seltener. Andere geschehen dort immer wieder - und für die Geheilten sind sie ein Zeichen der Liebe Gottes.
Mit Ijob beten lernen
Eine ernüchternde, trübselige Bilanz
Er riskiert einen ungetrübten Blick in sein Leben. Und was er da sieht benennt er, klar und ohne etwas zu beschönigen. Und es ist ernüchternd was er zu sehen bekommt. Das ganze Leben nur ein Hauch, Glück wird er nicht mehr zu sehen bekommen. Eine ernüchternde, trübselige Bilanz, die Ijob hier zieht. Diese Bilanz ist Teil der Antwort Ijobs auf die Belehrungen seines Freundes Elifas.
Was war geschehen? Ijob war reich. Hatte Besitz, Herden, eine große Familie und eine stählerne Gesundheit. All sein Besitz wurde ihm genommen, seine Kinder starben und zu guter letzt war auch seine eigene Gesundheit dahin. Er saß mit Wunden und Geschwüren bedeckt auf einem Aschehaufen und fragte sich ganz einfach: Warum? Warum muss ich soviel Leid aushalten? Und seine Antwort ist: Ich will nicht mehr!
Jeden Tag, wenn ich durchs Krankenhaus gehe höre ich die Klagen des Ijob, seine Fragen und die Antwort: Es macht doch eigentlich keinen Sinn mehr. Und so, wie ich Ijob gut verstehe, verstehe ich Menschen hier im Krankenhaus, die einfach nicht mehr können, weil das Leid und die Sorge ihr ganzes Fühlen und Denken bestimmt. Und ich werde sprachlos, weil es auf ihre Frage nach dem Warum keine wirkliche Antwort gibt.
Leicht-fertige Antworten
Ijobs Freund Elifas versucht eine Antwort und es finden sich dann Sätze wie: Bedenk doch! Wer geht ohne Schuld zugrunde? Wo werden Redliche im Stich gelassen? Wer Unheil sät der erntet es auch. Übertragen vielleicht in einem Satz, der uns heute manchmal leichtfertig über die Lippen geht: Jeder bekommt was er verdient! Jemand erzählte mir mal, wie er diesen Satz gebraucht hat und ein anderer ihm geantwortet hat: Glaubst Du wirklich, dass ich das verdient habe? Er hat diesen Satz nie wieder gebraucht.
Und auch Ijob wehrt sich gegen seine Freunde, die ihm sein Leid deshalb als gerechtfertigt erklären wollen, weil Gott sich nicht irrt. Und Ijob geht sogar noch einen gewaltigen, entscheidenden Schritt weiter! Er fragt Gott an: Ich sage zu Gott: Spricht mich nicht schuldig, lass mich wissen, warum du mich befehdest? Hast du die Augen eines Sterblichen, siehst du, wie Menschen sehen?
Ijob lässt Gott nicht in Ruhe, nimmt ihn mit in sein Schicksal, in sein Leben hinein. Wenn du Gott, der bist, für wen ich dich ansehe, dann sag mir doch warum es mir so dreckig geht, heißt die Klage Ijobs in Richtung Gott.
an-klagen und an-fragen
Für mich ist das ein Gebet in seiner intensivsten und menschlichsten Form, weil es Gott mit in das Leben einbezieht, weil es ihn, als jemand um den es geht nicht dann außen vor lässt wenn er wirklich gebraucht wird.
Was für seine Freunde Frevel und Gotteslästerung ist, wird für Ijob zur Rettung. Sein Schicksal verändert sich, weil er fragt, weil er klagt, weil er anklagt und weil er sich nicht einfach in sein Schicksal ergibt.
So wie Ijob beten zu können wünsche ich uns allen, weil wir uns so selber mit unseren Grenzen, mit unserer Angst und unserem Leid ernst nehmen und weil wir so auch Gott einen Zugang zu uns möglich machen, weil wir ihn dort ansprechen, wo wir ihm am wenigsten verstehen und doch am nötigsten haben.
Ijob hat lernen müssen so zu beten.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 145: Wohin soll ich mich wenden
GL 323: Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt (2. Str.)
GL 382/Ö866: ein Danklied sei dem Herrn
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren
GL 393: Nun lobet Gott im hohen Thron
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht (2. Und 3. Str.)
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
Psalmen und Kehrverse:
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 – IV.
GL 62: Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit – Mit Psalm 113 oder mit Psalm 147 (GL 78,2) – V.
GL 229: Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei – Mit Psalm 90 (GL 50,2) oder mit Psalm 92 (GL 51,2) - I.
GL 518: Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung - Mit Psalm 8 (GL 33,2) oder mit Psalm 19 (GL 35,2) oder mit Psalm 146 (GL 77,2) - VII.
GL 629,3: Ich gehe meinen Weg vor Gott im Land der Lebenden – Mit Psalm 116 – VI.
- Einleitung6
Manfred Wussow (2024)
Im Evangelium werden heute vier Jünger Jesu, Simon, Andreas, Jakobus und Johannes, hinter ihrem Meister herlaufen und sagen: Alle suchen dich! Alle suchen dich! Was erwarten Menschen von ihm? Was erwarten wir? Was erwarte ich?
Jesus antwortet den Vieren:
Lasst uns anderswohin gehen,
in die benachbarten Dörfer,
damit ich auch dort verkünde;
denn dazu bin ich gekommen.
Heute ist er bei uns. Ihn begrüßen wir in unserer Mitte:
Jörg Thiemann (2021) - Stärkung im Rückzug in die Stille und Gebet
Wir sind jetzt wieder versammelt als Schwestern und Brüder. Wir sind hiergekommen mit allem, was uns freut. Doch wir sind auch hier mit allem, wo wir enttäuscht sind, woran wir leiden, was uns Kummer und Sorgen bereitet. Wir stehen hier mit unseren Zweifeln, auch an Gott, und Fragen.
Mit seinem Wort und mit seiner Liebe lädt Jesus uns ein, mit allem Schweren zu IHM zu kommen. Sein Wort macht Mut und schenkt Trost, seine Liebe gibt uns die Kraft.
IHN, der uns Heil und Heilung schenkt, bitten wir um sein Erbarmen:
Bernhard Rathmer (2018)
Viele Menschen lassen sich in Anspruch nehmen und tun etwas für andere. Kinder, Eltern, Freunde... Wir sind in der Regel für sie da, wenn sie uns um etwas bitten. Adere engagieren sich ehrenamtlich oder sind in ihrem Beruf sehr herausgefordert. Häufig auch für andere. Grundsätzlich tut es uns gut gebraucht zu werden und es ist wertvoll für andere. Aber wir brauchen bei allem Einsatz, bei allem Engagement immer wieder Zeiten der Ruhe, der Entspannung, des ruhigen Gesprächs oder Gebets. Jesus lebt dies im heutigen Evangelium.
Klemens Nodewald (2018)
Manchmal sind wir durch die Last des Lebens, bei Schicksalsschlägen oder in Nöten so niedergeschlagen, dass uns alle Freude am Leben vergeht. Völlige Leere will sich in unser Herz einschleichen. Damit dies möglichst nicht geschieht, gilt es, sich in guten Tagen vor Augen zu führen, wie man einer solchen Situation entfliehen kann. Die biblischen Texte des heutigen Sonntags wollen einen Weg aufweisen, indem sie zeigen, welchen Wert der Glaube für unser Leben hat.
Bernhard Rathmer (2012)
Welche Sinn und welche Bedeutung hat das Leid in unserer Welt? Ist es Gottes Wille oder gar seine Prüfung für uns? Müssen wir das Leid annehmen, es vielleicht sogar lieben? Dürfen wir Widerstand leisten oder sogar Gott anklagen? Oder ist Demut unsere Aufgabe?
Hans Hütter (2012)
Wir feiern Gottesdienst - einerseits, um Gott zu danken und ihm unseren Lobpreis darzubringen, aber auch, um durch das Hören der Frohem Botschaft und durch die Teilnahme am Mahl des Bundes mit Gott gestärkt zu werden. Aus dieser innigen Kommunikation schöpfen wir Kraft für unser Leben und für den Dienst an den Menschen.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor den Herrn hin und rufen ihn an als unseren Retter und Erlöser:
- Bußakt3
Sozialreferat der Diözese Linz (2024)
Vergebungsbitte:
Gott, du begleitest uns im Leben, so wie es grad ist.
Wir dürfen uns dir anvertrauen mit allem, was uns belastet.
Bleib du uns zugeneigt und vergib uns,
wenn wir aneinander schuldig werden,
wenn wir hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben.
Wir danken dir für dein Erbarmen und dein Mitgehen!
Es ist gut zu wissen, dass du bei uns bist,
jeden Tag und jede Nacht.
Wir danken dir dafür und loben dich!
Ehre sei Gott, im Himmel und hier auf Erden!
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels, St. Franziskus.
Bernhard Rathmer (2018)
Manchmal sind wir mutlos, ohne Kraft und Schwung, ziemlich niedergeschlagen.
Und wir fragen uns, was das ist, was und noch hält, was uns trägt, trotz alledem.
Herr erbarme dich.
Manchmal spüren wir gar nichts, keine Vertrauen, keine Hoffnung! Nichts.
Und wir fragen uns, was das ist, was und noch hält, was uns trägt, trotz alledem.
Christus erbarme dich.
Manchmal verändert sich unser Blick. Sind uns sicher, Einer ist da, der uns führt.
Und dann wissen wir, was und hält, was uns trägt, trotz alledem.
Herr erbarme dich.
Bernhard Rathmer (2012)
Suchende sind wir, Herr,
nach einem Sinn:
Lass und hinter den Worten
dein Wort finden.
Herr erbarme dich.
Tastende sind wir, Herr,
nach einem Grund.
Lass uns hinter den Sätzen
Dein Geheimnis greifen.
Christus erbarme dich.
Hoffende sind wir, Herr,
auf ein Zeilen.
Lass uns zwischen den Zeilen
dein Antlitz lesen.
Herr erbarme dich.
- Kyrie6
Manfred Wussow (2024)
Herr,
du heilst kranke Menschen,
in Liebe wendest du dich ihnen zu.
Herr, erbarme dich.
Christus,
die Geister, die Angst und Hass verbreiten,
vertreibst du.
Aus ihrem Bannkreis treten wir heraus.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du kennst die Nachrichten, die uns umtreiben,
unsere Sorgen verwandelst du in Hoffnung.
Herr, erbarme dich.
Er heilt, die gebrochenen Herzens sind, *
er verbindet ihre Wunden.
Er bestimmt die Zahl der Sterne *
und ruft sie alle mit Namen.
(Ps. 147)
Ehre sei Gott in der Höhe!
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
du hast Kranke geheilt.
Herr, erbarme dich.
Du hast Menschen von ihren Dämonen befreit.
Christus, erbarme dich.
Durch dein Tun hast du Gottes Botschaft verkündet.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2021) - Stärkung im Rückzug in die Stille und Gebet
Herr Jesus Christus,
du hast Menschen aufgerichtet, körperlich und seelisch.
Wo muss ich aufgerichtet werden, wo liege ich am Boden?
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
viele Menschen kamen zu dir oder sie wurden zu dir gebracht.
Vertraue ich auf dich in meinen Nöten und Krankheiten?
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du bist in die Einsamkeit gegangen, um zu beten.
Wie steht es um meine Liebe zu dir
und um die Zeit, die ich mir nehme für dich?
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2021) - Stärkung im Rückzug in die Stille und Gebet
Herr, Jesus Christus,
du bist gekommen,
um uns die frohmachende Botschaft zu verkünden
und die Menschen aufzurichten.
Herr, erbarme dich.
Du bist auf vielfältigen Wegen den Menschen entgegen- und nachgegangen.
Christus, erbarme dich.
Du suchtest immer wieder Stärkung im Rückzug in die Stille,
im Gebet und in der Hinwendung zum Vater.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2018)
Herr Jesus Christus,
uns Menschen gleich hast du unter uns gelebt.
Herr, erbarme dich.
Dein Leben nachzuahmen, darin liegt unser Heil.
Christus, erbarme dich.
Du hast gezeigt, dass Lebenskraft aus der innigen Verbindung mit Gott erwächst.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Fest verbunden mit ihm dürfen wir aus seiner Kraft schöpfen.
Er führe und geleite uns durch unser Leben
und nehme uns einst auf in die Gemeinschaft mit ihm. – Amen.
Hans Hütter (2012) - Du bist gekommen, um uns zu heilen
Herr, Jesus Christus,
du bist gekommen, um uns zu heilen
und aus verhängnisvollen Bindungen zu lösen.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich gestärkt im Gebet
und im Zwiegespräch mit deinem Vater.
Christus, erbarme dich.
Du bist von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf gezogen,
um allen Menschen die Frohe Botschaft von der Gegenwart Gottes zu verkünden.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG 5. Sonntag: Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
Gott, unser Vater,
wir sind dein Eigentum
und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade.
Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
und schütze uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB: 5. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Advent 22. Dez: du hast die Not des Menschen gesehen
Barmherziger Gott,
du hast die Not des Menschen gesehen,
der den Tod verfallen war,
und hast ihn erlöst durch die Ankunft deines Sohnes.
Gib uns die Gnade,
das Geheimnis der Menschwerdung in Ehrfurcht zu bekennen
und in der Gemeinschaft mit unserem Erlöser das Heil zu finden.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB Advent 22. Dezember
- Eröffnungsgebet6
Sozialreferat der Diözese Linz (2024)
Jesus,
die Menschen haben dich gesucht...
denn bei dir haben sie gefunden,
was ihnen oft fehlte:
gute Worte,
ein liebender Blick,
eine Geste, die Nähe zeigt,
heilende Zuwendung.
Auch wir brauchen deine Liebe,
deine Achtsamkeit.
Deine Worte richten auf.
Deine Liebe gibt uns Kraft -
Jetzt in unserer Feier
und in der Begegnung mit den Menschen um uns. - Amen.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels, St. Franziskus.
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
immer wieder sind wir zum Bösen versucht.
Laß uns die Macht deines Wortes
und deine heilende Begegnung erfahren
und führe uns auf deinen Wegen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2024)
Du, Gott,
hast den Tag und die Nacht geschaffen,
als Krone der Schöpfung die Ruhe,
den weiten Blick.
Wir danken dir
für die Träume,
für die Geduld,
für die Kraft
unser Leben bestehen zu können.
Wenn uns das Gleichmaß abhanden kommt,
lass uns den Ausgleich finden.
Reden wir uns die Köpfe heiß,
schenke uns Schatten.
Suchen wir fiebrig nach Lösungen,
bewahre uns davor, uns zu verlieren.
Lass uns in der herrlichen Freiheit deiner Kinder leben!
In Christus, der uns zerbrechliche Menschen in seine Nachfolge ruft
und uns mit Heiligem Geist beschenkt.
Jörg Thiemann (2021) - Stärkung im Rückzug in die Stille und Gebet
Jesus,
die Menschen haben dich gesucht…
denn bei dir haben sie gefunden,
was ihnen oft fehlte:
gute Worte,
ein liebender Blick,
eine Geste, die Nähe zeigt.
Auch wir brauchen deine Liebe,
deine Zuwendung.
Deine Worte richten auf.
Deine Liebe gibt uns Kraft. - Amen.
Beatrix Senft (2021) - Reich uns die Hand, die uns aufrichtet
Gott und Vater,
in der Geschäftigkeit unseres Alltags drohen wir oft unterzugehen.
Unsere Blicke verengen sich
und wir können uns oft nur noch darauf konzentrieren,
unter den Lasten des Lebens nicht zu verkrümmen.
Unsere Blicke werden eng.
Reich du uns die Hand,
die uns wieder in die Weite des Lebens führt
und uns aufrichtet.
Schenke uns die Kraft für jeden kleinen neuen Tag,
zu unserem Wohl und dem Wohl unserer Mitmenschen.
Norbert Riebartsch (2009) - Begleite uns, wenn wir um Heilung bitten
Gott und Vater,
du hast die Hoffnung der Menschen
auf die Zeichen deines Sohnes gesehen
aber auch seine Bereitschaft,
das Wort von dir zu verkünden.
Begleite uns, wenn wir um Heilung bitten
und öffne unsere Sinne, wenn du dich neu mitteilst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn,
der dich verkündet hat
und an dem du das größte Zeichen des Lebens vollendet hast.
- Fürbitten11
Manfred Wussow (2024)
„Íjob hatte das Wort ergriffen:
Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?
Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?“
Wir können uns nicht damit abfinden, dass Gewalt normal und alles, was wir tun, vergeblich ist.
Lasst uns für die Menschen, für die Welt beten:
Herr,
es werden Kriege geführt. In der Ukraine und im Gazastreifen, aber auch an so manchen Orten, die wir nicht sehen.
"So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man Menschen zu."
Herr, erbarme dich!
Unsere Gesellschaften sind zerrissen. Viele Entwicklungen machen Angst, Vorwürfe gehen hin und her. Migranten werden zu Feindbildern.
"So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man Menschen zu."
Herr, erbarme dich!
Menschen gehen auf die Straße. Sie demonstrieren gegen rechts. Sie demonstrieren für eine offene Gesellschaft. An vielen Stellen ist kein offenes Gespräch möglich.
"So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man Menschen zu."
Herr, erbarme dich!
In den Kirchen verstummen die Diskussionen um Missbrauch nicht. Immer wieder kommen neue Geschichten hinzu. Für viele Menschen ist die Kirche gestorben.
"So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man Menschen zu."
Herr, erbarme dich!
Krankheiten werden in Arztpraxen und Kliniken geheilt, liebevoll werden Menschen gepflegt. In vielen Ländern und Gegenden gehen Menschen unter.
"So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man Menschen zu."
Herr, erbarme dich!
Herr, du hast gesagt: Meinen Frieden gebe ich euch! Meinen Frieden lasse ich euch!
Kriegsdienst ist nicht des Menschen Leben auf der Erde. Unsere Tage sind nicht verloren!
Sozialreferat der Diözese Linz (2024)
Gott, in deinen Händen liegt das Wohl der Generationen.
Wir bitten dich:
Für die Kinder und Jugendlichen,
dass sie mit guten Freunden, Freundinnen und Vorbildern heranwachsen können.
Für alle, die in der Erziehung tätig sind:
Um Geduld, Kreativität und langen Atem.
Für die Elterngeneration:
Um die Kraft zu unterscheiden, was wichtig und notwendig ist, damit sie sich nicht bis zur Erschöpfung verausgaben.
Für die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik,
dass sie familienfreundliche Arbeitsbedingungen schaffen.
Für alle Generationen,
dass sie wertschätzend und verantwortungsbewusst miteinander umgehen, damit dein Segen in dieser Welt erfahrbar wird.
Für uns alle,
dass wir den Menschen nach uns die Erde als intakten Lebensraum hinterlassen.
Für unsere Toten:
Lasse sie die Erfüllung ihres Lebens und Frieden finden im Himmel.
Gott wir trauen und vertrauen dir.
Erhöre unsere Bitten, nach deinem Willen. - Amen.
Renate Witzani (2024)
Mit Jesus lasst uns im Gebet Gott, unserem Vater, unsere Sorgen und Bitten anvertrauen:
Gerade dort, wo unsere Erwartungen sehr groß sind, werden wir oft enttäuscht.
Wir bitten dich um die Kraft, mit Enttäuschungen in der Kirche souverän umgehen zu können.
Wenn Wahlen anstehen, gibt es auch eine Fülle von Wahlversprechen.
Wir bitten dich um die Erkenntnis, welchen Schaden leere Versprechungen unserer Demokratie zufügen können.
Ständiger Leistungsdruck, totale Erschöpfung oder existenzielle Krisen überfordern viele.
Wir bitten dich für alle, die ihr Leben allein nicht mehr auf die Reihe bekommen.
Der Umgang mit Enttäuschungen fällt uns allen schwer.
Wir bitten dich um die Einsicht, dass auch sie uns im Leben weiterbringen können.
Angesichts des Todes nicht die Hoffnung zu verlieren, ist eine große Gnade.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen und alle, die um sie trauern.
Gott, unser Vater!
Im Glauben vertrauen wir auf deine Nähe gerade dort, wo wir mit unseren Kräften am Ende sind.
Dir danken wir und loben dich jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
Guter Gott,
auch Jesus, unser Bruder, dein Sohn, hat immer wieder deine Nähe im Gebet gesucht.
So dürfen auch wir im Gebet vor dich treten und dir unsere Bitten vortragen.
Für alle Menschen, die in Kirchenleitung und Gremien die Kirche zu lenken versuchen:
dass sie sich an deiner Botschaft orientieren und bei dir Kraft finden für Ihr Tun.
Für die Menschen, die in den Regierungen und Parlamenten dieser Welt die Geschicke der Menschen bestimmen:
dass sie nicht für ihr eigenes Wohl, sondern zum Wohle ihrer Mitmenschen entscheiden.
Für die Menschen, die gegen Rassismus, Faschismus und rechte Umtriebe aufstehen:
dass sie die Kraft haben, zu ihren Überzeugungen zu stehen und andere mitzunehmen.
Für alle Menschen, die als Mediziner und Therapeuten versuchen, das Leid kranker Menschen zu lindern:
dass sie den ganzen Menschen im Blick haben und ihn nicht nur als „Fall“ sehen.
Für alle Menschen, die sich in unserer Welt nicht mehr zurecht finden, die Angst vor der Zukunft haben und nicht wissen, wie es weitergehen kann:
dass sie Hilfe und Halt finden in Menschen, die ihnen beistehen.
Für alle Menschen, die überfordert sind und die an sie gestellten Anforderungen nicht mehr erfüllen können, die keinen Ausweg finden:
dass sie Zeiten der Erholung und der Ruhe finden und so neu ihren Weg gehen können
Für unsere Kranken:
Stärke sie und schenke ihnen Kraft, mit ihrer Krankheit leben zu können, sie anzunehmen, wenn es keine Heilung gibt, und um ihre Gesundheit zu kämpfen, wo es möglich ist.
Für unsere Verstorbenen:
Nimm sie auf in deine Herrlichkeit.
Guter Gott,
dein Sohn hat Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben. Auch wir müssen uns unseren Dämonen stellen und sie bekämpfen. Schenke uns die notwendige Kraft und Stärke.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2021) - Stärkung im Rückzug in die Stille und Gebet
Gott, du schaffst dein Reich mitten in der Welt, durch uns.
Wir bitten dich:
Viele Menschen leiden oft seelisch.
Heile sie, indem anderen ihnen zuhören und sie ernstnehmen.
Viele Menschen leiden an unheilbaren Krankheiten.
Sei ihnen nahe durch die Fürsorge anderer,
die ihnen Kraft und Zuwendung schenken.
Viele Menschen zweifeln an Gott wegen des vielen unverschuldeten Leids.
Nimm sie an in ihren Zweifeln und lass sie nicht aufhören, dich zu suchen.
Wir beten für alle, die im medizinischen Bereich wirken.
Schenke diesen Menschen Erfüllung, Geduld und Ausdauer.
Unsere Umwelt leidet am Klimawandel.
Lass in allen das Bewusstsein wachsen, unsere Schöpfung zu bewahren
Wir beten für alle, die in der Verkündigung wirken,
dass sie glaubwürdig sind.
Nimm unsere Verstorbenen auf in dein ewiges Reich,
in dem es keine Trauer und keine Krankheit mehr geben wird.
Dir zu folgen hat Folgen.
Dir allein wollen wir dienen, durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Mit unserer großen Sehnsucht nach Nähe kommen wir mit unseren Bitten zu dir, unseren Gott und Vater:
Für deine Kirche und ihrem Auftrag zur Verkündigung deiner unbedingten Liebe zu allen Menschen.
Für alle Wissenschaftler und Politiker und ihrer Verantwortung für den richtigen Weg aus dieser Pandemie.
Für alle Kinder und jungen Erwachsenen, die nur schwer mit den situationsbedingten Einschränkungen ihres Lebens umgehen können.
Für alle Kranken und für alle, die ihnen in ihrer Unsicherheit und Überforderung beistehen.
Für alle Verstorbenen, deren Beispiel uns immer wieder an die Vergänglichkeit alles irdischen Lebens erinnert.
Deine Nähe suchen wir, weil du uns aufrichtest und uns Hoffnung und Kraft schenkst.
Wir danken dir jetzt und allezeit. - Amen.
Bernhard Rathmer (2018)
Wir kommen zu Dir Gott, weil Du auf uns achtest, weil Du uns nahe bist.
Wir bitten für alle Menschen, die sich im Beruf, in der Familie oder im Freundeskreis und in einem Ehrenamt für andere einsetzen,
dass sie Freude und Erfüllung in ihrer Arbeit finden
und sich selber und ihre Kräfte gut einschätzen.
Gott unser Vater. Wir bitten dich erhöre uns
Wir bitten für die Menschen, die mit einer schweren Krankheit fertig werden müssen,
dass sie Menschen haben, die für sie da sind,
die ihnen zuhören, ihnen Mut machen und helfen.
Wir bitten für die Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind,
dass es Menschen gibt, die sie in ihrer Not verstehen und anpacken.
Wir bitten für alle Menschen in den Krisen- und Kriegsgebieten unserer Erde,
dass die Länder und Menschen, die in Frieden und Wohlstand leben, bereit sind zu helfen.
Wir bitten für die Verletzten und Verstorbenen von Anschlägen, besonders des Anschlags in Kabul in dieser Woche und für all unsere Verstorbenen,
dass sie erfahren, dass du ein Gott des Lebens und des Heiles bist.
Um all das bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn und Bruder.
Klemens Nodewald (2018)
Gott, unser Vater,
du hast uns in Jesus, deinem Sohn, ein Vorbild für christliches Leben und Handeln geschenkt. Erfüllt mit Liebe aus dem Eins-Sein mit dir nahm er sich der Menschen an.
Durch ihn bitten wir dich:
Um Wachstum in unserem Glauben und Vertrauen in deine Hilfe.
Gott, unser Vater...
Um offene Augen für die Nöte der Menschen und ein liebendes Herz, das freudig notwendige und mögliche Hilfe gewährt.
Gott, unser Vater...
Um Erfolg bitten wir für alle, die von Jesus Zeugnis geben und sich mühen, Menschen in seine Nähe zu führen.
Gott, unser Vater...
Stehe allen bei, die um ihres Glaubens willen gedemütigt, verfolgt oder misshandelt werden.
Gott, unser Vater...
Wecke in allen Menschen die Sehnsucht nach Frieden und zeige Wege, ihn zu verwirklichen.
Gott, unser Vater...
Nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Gott, unser Vater...
Gott, unser Vater,
unter deinem Schutz und in dir geborgen dürfen w
Renate Witzani (2015)
Jesus, du bist uns in unseren menschlichen Sorgen und Nöten ganz nahe.
Dich bitten wir:
Für die Hirten deiner Kirche und die ihnen anvertrauten Gemeinden.
Für die Menschen in den Pflegeberufen, die mit dem Leid und den Nöten anderer in Berührung kommen.
Für alle, die in den armen Ländern dieser Erde eine Gesundheitsvorsorge aufbauen.
Für uns selbst, die auch stets der Gesundheit an Leib und Seele bedürfen.
Für unsere Verstorbenen, die in dir ihrem Retter und Erlöser begegnen.
Um deinen Trost und deine aufrichtende Hand bitten wir für alle, die erschöpft, krank oder niedergeschlagen sind.
Deine Liebe rettet uns
und führt uns zum ewigen Heil. - Amen.
Bernhard Rathmer (2012)
Zu Gott, der auf unsere Gedanken, Gefühle, Klagen und unsere Grenzen achtet, dürfen wir kommen mit allem was uns angeht.
Lasset uns daher beten:
Für die Menschen, die das Leben bitter und verschlossen gemacht hat,
dass sie den Mut finden, ihre Gedanken, Fragen und Gefühle Gott und den Menschen ihres Vertrauens zu sagen.
Hilf allen Menschen, in den guten Erfahrungen ihres Alltags, auch wenn sie noch so bruchstückhaft sind, etwas von deinem Heilswillen zu entdecken.
Steh allen bei, die unter einer Krankheit leiden,
dass sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen.
Stärke alle Menschen, die sich in besonderer Weise um andere kümmern,
damit sie selber Freude an ihrem Tun haben
und anderen Hilfe, Kraft und Trost geben.
Für die Menschen in den Krisengebieten unserer Erde und den Krisenorten in unserer Nähe.
Hilf uns allen, dass wir die Augen nicht vor ihrer Not verschließen.
Du versprichst irdisches und ewiges Leben.
Nimm unsere Verstorbenen bei Dir auf.
Um all das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder.
Hans Hütter (2012) - Steh allen bei, die gegen menschenverachtende Geisteshaltungen auftreten
Guter Gott und Vater,
dein Sohn hat in uns den Glauben an dein Wirken in dieser Welt geweckt.
Daher bitten wir dich:
Stärke alle, die sich der Schwachen und Leidenden annehmen,
und lass sie Freude im Dienst an den Menschen finden.
Steh allen bei, die gegen menschenverachtende Geisteshaltungen auftreten
und sich für die Achtung der Menschenwürde einsetzen..
Schütze alle, die anderen Gastfreundschaft gewähren,
und lass sie darin deine Gegenwart erfahren.
Lass Menschen, die auf der Flucht
und auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen sind,
Gastfreundschaft erleben.
Führe alle Menschen, die dich suchen,
zur Begegnung mit dir und mit deiner Frohen Botschaft.
Erfülle alle, die ihr Leben in den Dienst der Verkündigung der Frohen Botschaft stellen, mit deinem Geist.
Wir glauben, Herr, dass du auch in unserer Zeit gegenwärtig bist
und willst, dass wir heil und an Leib und Seele gesund werden.
Dir vertrauen wir uns an. Amen.
- Gabengebet5
Messbuch - GG 5. Sonntag: Sakrament, das uns ewiges Leben bringt
Herr, unser Gott,
du hast Brot und Wein geschaffen,
um uns Menschen in diesem vergänglichen Leben
Nahrung und Freude zu schenken.
Mache diese Gaben zum Sakrament,
das uns ewiges Leben bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Advent 3 So: Schenke uns durch dieses Geheimnis dein Heil
Herr, unser Gott,
in dieser Feier
erfüllen wir den Auftrag deines Sohnes.
Nimm unsere Gaben an
und gib deiner Kirche die Gnade,
immer und überall sein Opfer zu feiern.
Schenke uns durch dieses Geheimnis dein Heil,
das du der Welt bereitet hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - GG 22. Sonntag: diese Opferfeier bringe uns Heil und Segen
Herr, unser Gott,
diese Opferfeier bringe uns Heil und Segen.
Was du jetzt unter heiligen Zeichen wirkst,
das vollende in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 22. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 24. Sonntag: das werde allen zum Heil
Herr,
nimm die Gebete und Gaben deiner Kirche an;
und was jeder einzelne zur Ehre deines Namens darbringt,
das werde allen zum Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 24. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Fastenzeit 3 Mo: Sakrament, das uns Heil und Leben spendet
Herr, unser Gott,
wir stehen als deine Diener vor dir
und bringen unsere Gaben dar.
Mache sie zum Sakrament,
das uns Heil und Leben spendet.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Montag der Fastenzeit
- Gebet zur Gabenbereitung2
Manfred Wussow (2024)
Unsere Gaben, Herr,
die wir dir bringen,
können gebrochen werden
und ausgeschenkt
und geteilt.
Brot und Wein.
Und du brichst das Brot,
du reichst den Kelch
und teilst dich aus.
Leib und Blut.
Du schenkst Gemeinschaft,
die in den Himmel führt.
Komm, unser Herr!
Jörg Thiemann (2021) - Stärkung im Rückzug in die Stille und Gebet
Jesus,
im Moment müssen wir Abstand halten.
Doch du kommst uns nahe,
in Brot und in Wein,
in deinem Leib und in deinem Blut.
In dir sind wir eine Gemeinschaft,
sind wir Schwestern und Brüder…
Hilf uns miteinander und füreinander zu leben,
so wie du für uns gelebt hast. – Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2024) - Du bist ein Gott, der das Leben der Menschen will
(für Wortgottesdienstfeiern ohne Priester)
Kehrvers:
Preiset den Herrn, denn er ist gut.
Danket dem Herrn, denn er ist gut.
(ÖGL 875,1)
Guter und barmherziger Gott,
wir kommen zu dir, um dir zu danken und dich zu preisen.
Zwar ist unser Leben überschattet von Schicksal, Leid und Tod,
dennoch erfahren wir immer neu deine Güte und Menschenfreundlichkeit.
Kehrvers
Du bist ein Gott, der das Leben der Menschen will
und der uns beisteht und zu Hilfe kommt,
wenn die Mächte des Untergangs und des Todes
über uns Macht gewinnen.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth hast du gezeigt,
dass dir das Heil und das Glück der Menschen am Herzen liegt.
Er hat Kranke geheilt und die Frohe Botschaft verkündet.
So haben sie erfahren, dass dein Reich nahe ist.
Kehrvers
Durch seinen Tod und seine Auferstehung
hat er auch uns die Hoffnung auf neues und unerschöpfliches Leben gegeben.
Dafür danken wir dir und stimmen wir ein in den Chor der Heiligen;
der dein Lob singt ohne Ende:
Danklied, z. B. Nun saget Dank und lobt den Herren (GL 385)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 3: Jesus geht an keiner Not vorüber
Wir danken dir, treuer und barmherziger Vater,
für Jesus, deinen Sohn unseren Herrn und Bruder.
Seine Liebe galt den Armen und Kranken,
den Ausgestoßenen und Sündern.
An keiner Not ging er vorüber.
Sein Leben und seine Botschaft lehren uns,
daß du ein Gott bist, der sich der Menschen annimmt
wie ein Vater sich um seine Kinder sorgt.
Darum loben und preisen wir dich,
wir rühmen deine Güte und Treue
und verkünden mit allen Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 3
Messbuch - Präfation Sonntage 3: Die Rettung des Menschen durch den Menschen Jesus Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem,
was du an uns getan hast:
Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit
zu Hilfe gekommen und
hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn
Rettung und Heil gebracht
aus unserer menschlichen Sterblichkeit.
So kam uns aus unserer Vergänglichkeit
das unvergängliche Leben
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den
Chören der Engel das Lob
deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 3
- Hochgebet1
Schweizer Hochgebete 1. Version - Schweizer Hochgebet 3: Jesus geht an keiner Not vorüber
Präfation:
Wir danken dir, treuer und barmherziger Vater,
für Jesus, deinen Sohn unseren Herrn und Bruder.
Seine Liebe galt den Armen und Kranken,
den Ausgestoßenen und Sündern.
An keiner Not ging er vorüber.
Sein Leben und seine Botschaft lehren uns,
daß du ein Gott bist,
der sich der Menschen annimmt
wie ein Vater sich um seine Kinder sorgt.
Darum loben und preisen wir dich,
wir rühmen deine Güte und Treue
und verkünden mit allen Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Wir preisen dich, heiliger Vater.
Du bist immer mit uns auf dem Weg,
besonders wenn Jesus, dein Sohn,
uns versammelt zum Mahl der Liebe:
Wie den Jüngern (von Emmaus)
deutet er uns die Schrift und bricht uns das Brot.
Darum bitten wir dich, allmächtiger Gott:
Sende deinen Geist über Brot und Wein,
damit Jesus Christus mit Leib + und Blut
in unserer Mitte gegenwärtig wird.
Denn am Abend vor seinem Leiden
nahm er beim Mahl das Brot und sagte dir Dank,
brach das Brot,
reichte es seinen Jüngern und sprach:
NEHMET UND ESSET ALLE DAVON:
DAS IST MEIN LEIB,
DER FÜR EUCH HINGEGEBEN WIRD.
Ebenso nahm er den Kelch mit Wein,
dankte wiederum
reichte den Kelch seinen Jüngern und sprach:
NEHMET UND TRINKET ALLE DARAUS:
DAS IST DER KELCH
DES NEUEN UND EWIGEN BUNDES,
MEIN BLUT,
DAS FÜR EUCH UND FÜR ALLE VERGOSSEN WIRD
ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN.
TUT DIES ZU MEINEM GEDÄCHTNIS.
Geheimnis des Glaubens ...
Gütiger Vater,
wir feiern das Gedächtnis unserer Versöhnung
und verkünden das Werk deiner Liebe:
Dein Sohn ist durch Leiden und Tod
hinübergegangen in das neue Leben
und ist auferstanden zu deiner Herrlichkeit.
Schau herab auf dieses Opfer:
auf Christus, der sich mit Leib und Blut hingibt
und uns in seiner Hingabe
den Weg öffnet zu dir, unserem Vater.
Barmherziger Gott,
Schenke uns den Geist der Liebe,
den Geist deines Sohnes.
Stärke uns durch seinen Leib und sein Blut
und laß uns eins werden im Glauben
und in der Liebe,
in Gemeinschaft mit unserem Papst ...
und unserem Bischof ...
Öffne unsere Augen für jede Not,
gib uns das rechte Wort,
wenn andere sich einsam und verloren fühlen.
Gib uns den Mut, tatkräftig zu helfen,
wo Menschen arm und unterdrückt sind.
Mache die Kirche zu einem Ort der Wahrheit
und Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens,
damit die Menschen neue Hoffnung schöpfen.
Vater, erbarme dich unserer Brüder und Schwestern,
die im Frieden Christi heimgegangen sind,
und aller Verstorbenen,
deren Glauben niemand so kennt wie du,
und führe sie zur Auferstehung.
Wenn unser eigener Weg zu Ende geht,
nimm auch uns auf in dein Reich,
wo wir für immer die Fülle des Lebens
und der Herrlichkeit erwarten.
Laß uns in Gemeinschaft
mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria,
mit den Aposteln und Blutzeugen
(mit dem heiligen ...)
und mit allen Heiligen
dich loben und preisen
durch unseren Herrn Jesus Christus.
DURCH IHN UND MIT IHM UND IN IHM
IST DIR, GOTT, ALLMÄCHTIGER VATER,
IN DER EINHEIT DES HEILIGEN GEISTES
ALLE HERRLICHKEIT UND EHRE
JETZT UND IN EWIGKEIT.
Amen.
Schweizer Hochgebete, Urform 3
- Mahlspruch1
Bibel (2012)
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt
und schwere Lasten zu tragen habt.
Ich werde euch Ruhe verschaffen.
(Mt 11,28)
Oder:
Christus spricht:
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben
und es in Fülle haben.
(Joh 10,10)
- Meditation3
Helene Renner (2021) - Ich glaube, dass es noch Hoffnung gibt.
Ich glaube,
dass es für diese Welt
noch Hoffnung gibt.
Ich glaube,
dass die Schreie der Leidenden
nicht vergessen werden,
und dass die Taten der Liebe
nicht umsonst sind.
Ich glaube,
dass der Hass
nicht das letzte Wort hat,
und dass der Tod
kein Ende mehr ist.
Ich glaube,
dass die Kranken und Sterbenden
getröstet werden,
und dass die Traurigen
wieder Freude finden sollen.
Ich glaube,
dass uns Christus nicht
aus seinen Händen gibt,
und dass er unseren Weg mitgeht
überall hin.
Ich glaube,
dass wir heil werden können
an Leib und Seele
durch ihn,
unseren Gott.
Bernhard Rathmer (2018)
reden
zuhören
anpacken
helfen
nun ist es gut
es reicht
das herz ist voll
der kopf ist leer
abspannen
abschütteln
aussprechen
beten
sich selber
dem anderen
gott
nahe sein
(Bernhard Rathmer)
Zitat (2012) - Sich ausweinen können
Sich ausweinen können
Sich ausweinen können,
sich ausschreien können,
klagen können über eine Schöpfung,
wo Unschuldige leiden müssen.
Hiob sein dürfen
und Gott fragen können.
Sich aufregen können vor Gott
über die grausamen Rätsel der Geschichte.
Leiden können an den Steinen,
die statt des Brotes
in Seinem Namen angeboten werden.
Aufschreien können,
wenn ein Guter scheitert.
Traurig sein können
über die Schläfrigkeit der Christen.
Sich ausklagen können und spüren:
Er versteht dich,
wie dich keiner versteht!
Denn ein Mensch wäre davongerannt
oder wahnsinnig geworden,
müßte er hören,
was ich Gott sage
Martin Gutl, Loblied vor der Klagemauer
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 5. Sonntag: eins werden in Christus und Diener der Freude für die Welt
Barmherziger Gott,
du hast uns teilhaben lassen
an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Laß uns eins werden in Christus
und Diener der Freude sein für die Welt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 30. Sonntag: das Heil wirken
Herrn, unser Gott,
gib, daß deine Sakramente
in uns das Heil wirken, das sie enthalten,
damit wir einst
als unverhüllte Wirklichkeit empfangen,
was wir jetzt in heiligen Zeichen begehen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 30. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 8. Sonntag: dein Sakrament gebe uns Kraft in dieser Zeit
Barmherziger Gott,
du hast uns in diesem Mahl
die Gabe des Heiles geschenkt.
Dein Sakrament gebe uns Kraft in dieser Zeit
und in der kommenden Welt das ewige Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen.
MB 8. Sonntag im Jahreskreis
MB Donnerstag der 5. Woche der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss2
Jörg Thiemann (2021) - Stärkung im Rückzug in die Stille und Gebet
Jesus,
unsere Welt ist bestimmt von Krankheiten, Nöten und Leiden.
Segne uns,
dass wir unseren Mitmenschen zum Segen werden,
durch unser Reden
und durch das, was wir tun,
wie wir uns verhalten.
Sende uns aus,
dass wir mitbauen an deinem Reich. – Amen.
Manfred Wussow (2024)
Gott,
Vater und Mutter,
Hort des Lebens,
Schützer der Hoffnungen,
Freund aller Menschen –
Dir danken wir für das Geschenk,
in deinem Namen predigen zu dürfen,
dein Wort auszurichten,
dein Reich anzusagen.
Uns fehlen die Worte oft,
doch das Schweigen tut weh.
Begleite uns in die neue Woche,
sei uns nah,
wenn wir schwach sind
oder vor Übermut strotzen,
wenn wir Angst bekommen
oder ungerecht werden.
Schenke uns einen frühlingshaften Glauben.
In Christus, der heilte, was krank war
oder auf der Kippe stand.
Mit deinem guten Geist.
Für die Ewigkeit.
- Segen2
Sozialreferat der Diözese Linz (2024) - „Segen mit dem Schirm“
Einladung an die Kinder, zum „Segen mit dem Schirm“ herauszukommen
und mit dem Psalm 91 um Segen zu bitten
Wer unter dem Schirm Gottes sitzt,
der kann sich in seinem Schatten ausrasten.
Ich sage zu Gott:
Du bist meine Zuflucht, meine Burg,
dir vertraue ich.
Wie ein Vogel seine Flügel über die Jungen ausbreitet,
so wird er auch dich stets behüten und dir nahe sein.
Oder Segen mit Handauflegung
(Segen bei den Familien)
Möge Gott dich immer und überall beschützen.
Möge Gott dich begleiten, wo immer du hingehst.
Möge Gott mit dir sein und dich segnen.
So segne und behüte uns und alle Menschen dieser Welt
der gute Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels, St. Franziskus.
Messbuch - Segen 15: Erhalte sie in der Freude über das Heil, Geduld
Gott, unser Vater,
deine Gemeinde
hat die Geheimnisse der Erlösung gefeiert.
Erhalte sie in der Freude über das Heil.
Hilf uns allen,
in Geduld den rechten Weg zu gehen
und so zur unvergänglichen Freude zu gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes +
und des Heiligen Geistes,
komme auf euch herab und
bleibe bei euch allezeit. - Amen.
MB Segensgebete 15
Auf Augenhöhe Würde geben
Der Abschnitt aus dem 1. Korintherbrief (Lesung 1 Kor 9,16-23) gefällt mir gut. Hier handelt Paulus im Gegensatz zu anderen Texten nicht von oben herab. Er ist hier nicht der Weise, der die Unwissenden belehrt. Paulus weiß: So funktioniert es nicht. Er begibt sich mit den Adressaten seines Briefes auf Augenhöhe. Genau das wirkt.
Ich saß einmal vor einiger Zeit auf einer Bank in der Sonne und beobachtete, weil ich zu früh angekommen war, von meinem Platz aus einen Bettler, einen Obdachlosen, der da mit seinem Hund saß, vor sich den üblichen Becher… Manche Vorbeigehende warfen wie auch ich etwas hinein… Er sagte zwar danke, aber mehr so automatisch, wie mir schien. Dann kam eine Frau, die hockte sich vor ihn hin, suchte seinen Blick, sprach ein paar Worte und gab ihm Geld in die Hand. Und er blickte auf, ein Leuchten ging über sein Gesicht, und er bedankte sich und sagte „möge Gott Sie segnen.“ Kurze Zeit später packte er seine Sachen und ging, immer noch lächelnd, mit seinem Hund davon.
Diese Frau hat ihn erreicht. Sie hat sich auf seine Augenhöhe begeben - im wahrsten Sinne des Wortes - und das hat etwas verändert.
Ich denke oft an diese Begebenheit. Es hat nicht nur meinen Umgang mit Bettlern verändert, es hat mir auch etwas klar gemacht: Wir können Menschen nicht von oben herab erreichen. Wenn wir Heil bewirken wollen, wenn wir Heilung schenken wollen, dann geht das nur, indem wir die Menschen ernst nehmen. Hilfe darf nicht von oben herab kommen, wenn sie etwas bewirken will.
Und: Es geht nicht um Rundumsorglospakete…
Ich weiß natürlich nicht, wie viel die Frau dem Bettler gegeben hat, aber ich glaube, darauf kommt es nicht an, sondern auf die Geste, dass sie den anderen als Gegenüber wahrgenommen hat.
Würde geben
Diese Szene kommt mir auch immer wieder in den Sinn, wenn ich höre und lese, dass Jesus Dämonen austreibt. Er nimmt den Menschen ernst, er schaut ihn an, er nimmt ihn wahr. Und dadurch macht er ihn frei von seinen Dämonen. So wie in der oben beschriebenen Szene: Aus dem unterwürfigen Bettler wurde ein Mensch mit Würde. Ganz einfach dadurch, dass die Frau ihm auf Augenhöhe begegnete.
Bleibt die Frage: warum heilt Jesus nur einige? Warum geht er nicht zurück nach Karphanaum, wo doch noch so viel zu tun wäre, sondern weiter in andere Dörfer? Ich habe da keine endgültige Antwort. Aber die Heilungen – zu denen er später ja auch die Jünger aussendet – sind dazu da, den Menschen das Reich Gottes nahezubringen, zu zeigen, wie groß die Liebe Gottes ist. Und auch da kommt es im Endeffekt nicht darauf an, dass jemand gesund wird, sondern darauf, dass der oder die Geheilte erkennt, ein Mensch mit Würde zu sein. Nicht ausgeschlossen, wie Kranke es oft waren, sondern Mensch wie alle Menschen auch.
Und ich glaube: wenn wir das begriffen haben, wenn wir unseren Mitmenschen, egal wem, auf Augenhöhe begegnen, dann haben wir einen Schritt Richtung Frieden getan, dann haben wir unseren Anteil daran, dass Menschen heil werden können.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass das Kreise ziehen kann. Und dass das Verkündigung ist: Nächstenliebe zu leben, auf Augenhöhe mit unseren Nächsten und nicht von oben herab. Geben – und dann auch annehmen, was der andere uns gibt, und sei es ein Segenswort. Ein ernst gemeintes Danke nicht abzutun mit den Worten „steht nicht dafür“, sondern es genauso ernst und aufrichtig entgegennehmen. Damit lassen wir denen, denen wir helfen wollen, ihre Würde. Das ist Nächstenliebe.
Edith Furtmann 2024.
Das Beten Jesu
Die Evangelien schildern an zahlreichen Stellen, wie Jesus betet und wie er andere zum Gebet ermutigt, ja aufruft. Dies geschieht quer durch Raum, Zeit und Begebenheit: als Rabbi und Gefährte auf dem Weg (Mt 6,5ff; Joh 4,19ff; Lk 11,1; 24,13ff) in der Synagoge, im Tempel, in Einsamkeit oder auf den Straßen (Lk 5,16; 6,12; Lk 4,16; Lk 2,41; Joh 2,13; Mk 11,11), voll Zuversicht oder in tiefer Traurigkeit und Angst (Mt 7,7ff; Mt 21,22; Mk 11,24; Mt 26,37; Lk 22,44), den Menschen zugewandt, inmitten der Kinder oder die intime Nähe Gottes suchend (Mt 5,44; Mt 19,13; Lk 18,1; 22,32; Joh 17,9ff; Lk 3,21; 6,12; Joh 17,1ff). Alle wichtigen Augenblicke, Begegnungen und Etappen in Jesu Leben sind umrahmt vom Gebet; augenscheinlich ist die Beständigkeit, mit der er Gottes Nähe sucht und sich einübt in das Horchen auf Sein Wort. In eindrücklichen Bildern wird im Neuen Testament von der Bedeutsamkeit dieser Momente erzählt; Momente, in denen "sich der Himmel öffnet" (Lk 3,21). oder Jesu "Gesicht leuchtet wie die Sonne" (Mt 17,2). Im Gebet, wo Gottes Schönheit und Sein Licht ihn treffen, scheint Jesu göttliche Würde auf; erfahrbar ihm selbst und sichtbar für seine Jünger und die Menschen, die ihm begegnen. Hier lebt Jesu Gottesbeziehung, gewinnt seine Verbundenheit zu Gott die Lebens Kraft, mit der er auch die Welt und den Menschen den Himmel öffnen wird. Alles, vor allem die nicht zu verdienende Liebe Gottes empfängt und erfährt Jesus zuerst im Gebet; alles kann er deshalb weiterschenken.
Vera Krause in: Georg Gänswein, Martin Lohmann, Katholisch, Wissen aus erster Hand, Freiburg, 2010.
Gebet in Krankheit
Vater, es fällt mir schwer, zu sagen:
"Dein Wille geschehe."
Ich bin niedergeschlagen
und habe keinen Mut mehr.
Die Schmerzen sind unerträglich.
Alles, was mein Leben ausgemacht hat,
scheint mir weit weg;
die Menschen, die zu mir gehören,
meine Arbeit, meine Freuden,
mein ganz alltägliches Tun.
Auch wenn ich mutlos bin.
Herr, ich will versuchen,
ja zu sagen, zu dem, was ist:
zu meinen Schmerzen, zu meiner Schwäche,
zu meiner Hilflosigkeit.
Ich will alles ertragen, so gut es geht.
Lass mein Leiden nicht umsonst sein.
Vielleicht nützt es denen,
die für dich arbeiten und kämpfen.
Dein Wille geschehe.
Segne mich, Vater. Segne alle Menschen,
die mir Gutes tun und mir helfen.
Segne alle, die wie ich leiden müssen.
Und wenn du willst, lass mich und die anderen
gesund werden.
Aus: Annegret und Peter Kokschal Gebete für das ganze Leben, Benno Verlag Leipzig 2004.
Um geistliche Berufe
Wenn einer mir nachfolgen will, folge er mir nach
(Joh 12, 26)
Herr Jesus Christus,
du hast Männer und Frauen berufen,
Alte und Junge, Arme und Reiche,
dass sie dir nachfolgen und so das Leben gewinnen.
Durch dich danken wir dem Vater im Heiligen Geist:
das immer neu Menschen in Taufe und Firmung
den Geist empfangen,
dass sie als Kinder Gottes gestärkt sind
für ihre Aufgaben in Kirche und Welt.
Wir bitten dich für die Kirche unseres Bistums:
Lass sie nicht ihren Auftrag vergessen,
die Gläubigen in ihrer Berufung zu fördern
und vor allem den jungen Menschen zu helfen,
deinen Ruf zu entdecken.
Du, Herr, kennst unsere Not.
Wir brauchen die Verkündigung deines Evangeliums,
die Erfahrung deiner Gegenwart in der Eucharistie
und in den anderen Sakramenten.
Herr, wir bitten dich von ganzem Herzen:
Schenke uns Priester, die unter der Führung
des Heiligen Geistes dein Wort verkündigen,
die den Armen und Kranken,
den Heimatlosen und Notleidenden beistehen,
die Gemeinden leiten und das Volk Gottes heiligen.
Lass sie ihrer Berufung treu bleiben.
Denn du bist der Hirt deines Volkes,
du bist unsere Hoffnung in Ewigkeit.
Franz Kamphaus, in: Gotteslob, katholisches Gebet und Gesangbuch, Münster 2003.
Gebet in Krankheit
Herr, ich habe Zeit. Viel Zeit.
Als Gesunder dachte ich,
wie schön es wäre, viel Zeit zu haben.
Nun habe ich also Zeit, zwangsweise.
Aber diese Stunden und Tage
sind eine andere Art von Zeit.
Zeit zum Denken und Zeit zum Grübeln,
zum Fragen und auch zum Vorwürfemachen.
Soviel geht mir durch den Kopf.
Herr, ich brauche Dich:
Bewahre mir guten Mut, Vertrauen und Zuversicht,
dass du gut bist zu uns, Deinen Kindern.
Sei du unser Gott in Freude und Leid. Amen.
Blaise Pascal
In: Youcat, Jugendgebetbuch. Georg von Lengerke und Dörte Schrömges (Hrsg.). München 2011.
wusstest du schon
wusstest du schon
dass die nähe eines menschen
gesund machen
krank machen
tot oder lebendig machen kann
wusstest du schon
dass die nähe eines menschen
gut machen
böse machen
traurig und froh machen kann
wusstest du schon
dass das wegbleiben eines menschen
sterben lassen kann
dass das kommen eines menschen
wieder leben lässt
wusstest du schon
dass die stimme eines menschen
einen anderen menschen
wieder aufhorchen lässt
einen der für alles taub war
wusstest du schon
dass das wort oder das tun eines menschen
wieder sehend machen kann
einen der für alles blind war
der nichts mehr sah
der keinen sinn mehr sah in dieser welt
und in seinem leben
wusstest du schon
dass das zeithaben für einen menschen
mehr ist als geld
mehr als medikamente
unter umständen mehr
als eine geniale operation
wusstest du schon
dass das anhören eines menschen
wunder wirkt
dass das wohlwollen zinsen trägt
dass ein vorschuss an vertrauen
hundertfach auf uns zurückkommt
wusstest du schon
dass tun mehr ist als reden
wusstest du das alles schon
wusstest du auch schon
dass der weg vom wissen
über das reden zum tun
unendlich weit ist
Aus: Wilhelm Willms, Der geerdete Himmel. Wiederbelebungsversuche. Verlag Butzon und Bercker, Kevelaer 1987.
Das Heil der Welt
Das Heil der Welt hängt nicht an religiösen Gefühlen möglichst vieler. Es hängt auch nicht an der Reise ins eigene Innere. Gott entstand nicht aus den Träumen der Menschen. Er war längst da, bevor der erste Affe zu träumen begann. Das Heil der Welt hängt an einer realen Geschichte, die sich an bestimmbaren Orten und in definierbarer Zeit vollzog, und die doch die Geschichte Gottes mit der ganzen Welt war. Das Heil der Welt hängt daran, dass es Menschen gab, die sich auf diese Geschichte Gottes mit der Welt eingelassen und Gott im Glauben geantwortet haben: Abraham, Isaak, Jakob, Mose, Josua, Samuel, David, Jesaja, Joschija, Esra, Johannes der Täufer. Es ist keine Geschichte, die sich im Kosmos an anderen Orten beliebig wiederholen oder die sich noch um eine neue Zielmarke verlängern könnte. Sie fand ihre Endgültigkeit in Jesus von Nazaret. Das Heil der Welt ist also schon entschieden. Aber es braucht noch viele, die den Weg nachgehen, der mit Abraham begann und in Jesus sein Ziel erreichte.
Aus Gerhard Lohfink, Heute – wann sonst?. Unangepasstes über Gott und die Welt. Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2014.
Heilung in einer verwundeten Welt
Jesus setzt sich für die Armen ein, weil er mit der Armut von Menschen konfrontiert wird und weil ihm dies keine Ruhe lässt. Seine Wertschätzung der Armen folgt dem, was er wahrnimmt. Da ist zum einen die bedrängende Armut mit ihren vielen Gesichtern, die ihm alltäglich vor Augen tritt. Zum anderen liegt ihm die Armut alltäglich im Ohr, da seine heiligen Schriften sie besprechen. Die reelle Armut vor Augen und das Wort Gottes im Ohr - so entsteht Jesu Option für die Armen. Beides verstärkt sich wechselseitig. Wenn man mit der konkreten Armut konfrontiert wird, wird man hellhörig für ihre Thematisierung im Alten Testament. Und wenn die jüdischen heiligen Schriften Armut zu Gehör bringen, so schärft dies den Blick für das Elend, das alltäglich begegnet. Um Gottes und der Menschen willen schaut Jesus nicht an der Armut vorbei, und er hört nicht weg, wenn davon die Rede ist. Nur Weniges lässt sich über Jesus von Nazareth sagen - das aber sicher: Er war jemand, der sich von der Armut anderer Menschen bewegen ließ.
Aus: Hildegund Keul, Auferstehung als Lebenskunst. Was das Christentum auszeichnet. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2014.
Wunder, gelegentlich, aber meistens nicht
In einer Podiumsdiskussion über Wunder in der Bibel fiel der Satz: „Für mich ist nicht einzusehen, warum der allmächtige Gott nicht gelegentlich ein Wunder wirken kann, und warum Wunder die Naturordnung Gottes ,stören‘ sollen.“
Der Satz wird verständlich vor dem Hintergrund einer leichtfertigen Nivellierung biblischer Wunder, wie sie bei manchen Theologen noch immer gang und gäbe ist. Trotzdem hilft er nicht weiter. Denn das „gelegentlich“ schafft Probleme. Es riecht nach göttlicher Willkür. Muss der normale Christ dann nicht denken: „Wenn Gott gerade einmal will, wirkt er Wunder. Offenbar will er aber meistens nicht. In meinem Leben hat er noch nie gewollt. Oder sollte ich etwas übersehen haben? Jedenfalls hat er in Auschwitz mit Sicherheit nicht gewollt. Aber gerade dort wären Rettungswunder fällig gewesen; dort ging es um sein Volk.“ Fazit: Die Vorstellung, dass Gott „gelegentlich“ Wunder wirkt, aber meistens nicht, kann nur Verwirrung stiften.
Müsste man das Ganze nicht umdrehen? Gott will das Wunder nicht nur gelegentlich. Er will es unablässig. Er umgibt die Welt geradezu mit seiner handlungsbereiten Liebe. Er durchdringt alles mit seinem Geist, der ständig das Angesicht der Erde erneuern möchte. Aber als Wunder in der Welt ankommen kann der Geist Gottes nur dann, wenn Menschen sich ihm öffnen. Weil Jesus für Gott absolut offen war - so offen wie kein anderer - war sein Leben voller Wunder. Überall wo er Glauben fand, geschahen Wunder. Und überall, wo er in der Kirche Glauben findet, geschehen auch heute Wunder. Das „gelegentlich“ ist nicht bei Gott zu situieren, sondern bei uns. Dass es leider nur ein „gelegentlich“ ist, liegt nicht an Gott, sondern an unserem Unglauben.
Aus Gerhard Lohfink, Heute – wann sonst?. Unangepasstes über Gott und die Welt. Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2014.
Über das Gebet
Skorka: Das Gebet muss dazu dienen, die Menschen zu vereinen. Es ist ein Moment, in dem alle dieselben Worte sprechen. Im Judentum ist es sogar so, dass sich mindestens zehn Menschen zusammenfinden müssen, um einem Gebet Kraft zu verleihen. Das Gebet ist also ein gemeinschaftsstiftender Akt: Wir beten mit denselben Worten, auf dieselbe Art und Weise, mit demselben Ziel. Vor allem aber muss das Gebet ein Akt der Innenschau sein, jeder muss sich selbst finden, um mit Gott zu sprechen. Das ist gar nicht so einfach, denn bei diesem Dialog gilt es zu unterscheiden zwischen der eigenen Stimme und der Stimme Gottes. Einer der Gründe, warum man die Bibel studieren sollte, liegt genau hier: um zu lernen, diese beiden Stimmen nicht zu verwechseln. Jeder mystische Akt ist ein Versuch, Gott näherzukommen, ihn zu spüren. Und genau dies ist auch die Grundbedingung des Gebets. Das hebräische Wort für beten lautet leitpalel und bedeutet: sich selbst beurteilen. Wann immer man sich Gott nähern will, muss man zunächst einmal seine eigenen Fehler entdecken.
Bergoglio: Beten ist ein Akt der Freiheit. Doch manchmal kommt es zu dem Versuch, das Gebet kontrollieren zu wollen, was gleichbedeutend damit ist, Gott kontrollieren zu wollen. Das hat mit einer Verzerrung zu tun, mit einem exzessiven Ritualismus oder mit einer der vielen anderen Kontrollhaltungen. Beten heißt zu sprechen und zu hören. Es gibt Momente tiefer Stille, der Anbetung, in Erwartung dessen, was geschehen wird. Im Gebet lebt diese ehrfurchtsvolle Stille mit einer Art des Schachems zusammen wie in der Situation, als Abraham mit Gott über die Strafen für Sodom und Gomorra verhandelt. Mose feilscht auch, indem er für sein Volk bittet, er möchte den Herrn überzeugen, sein Volk nicht zu bestrafen. Das ist eine mutige Haltung, die zusammen mit Demut und Anbetung für das Beten unbedingt erforderlich ist.
Aus: Papst Franziskus / Abraham Skorka, Über Himmel und Erde. Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka. Hrsg. Von Diego Rosemberg. Riemann Verlag, München 2013.
Nicht nur die Wunde ist wichtig
Sag es mir immer wieder
großer Gott:
Nicht nur die Wunde ist wichtig
die ich verbinde
sondern der Mensch
dem die Wunde gehört
Nicht nur die Krankheit ist wichtig
die ich behandle
sondern der Mensch
der sie erleidet
Darum bitte ich Dich:
Mach mein Auge klar
mein Gesicht hell
meinen Mund froh
und meine Hände zart
damit ich Mensch bin
ganz und gar
Aus: Anton Rotzetter, Gott, der micht atmen läßt. Gebete des Lebens. Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1994 (1985).
Ausgetretene Kirchenschwellen
Ausgetretene Pfade
über oft begangene Kirchenschwellen,
lange vergessen,
immer wieder gefunden,
Wege in die Stille,
in das Vertrauen,
Wege ins Sein.
Immer wieder
über ausgetretene Wortschwellen
in dieselben Gedankengänge
hinein stolpern,
immer wieder
dieselben Wunden spüren,
die nicht heilen wollen.
Immer wieder
Zuflucht finden
in Gebetsräumen
von uralten Trostworten -
oft gemurmelt,
oft gelesen,
oft gesammelt,
abgegriffen wie Münzen -
und doch jedesmal neu.
Ausgetretene Pfade
über oft begangene Kirchenschwellen
lange vergessen,
immer wieder gefunden,
Wege in die Stille,
in das Vertrauen,
Wege ins Sein.
Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club Art International, Klagenfurt, Sonnengasse 16, Austria, 2009.
Kraft der Stille
Mein Alltag ist überfüllt mit Terminen und Trubel
und ich bin mitten drin,
nichts wünsche ich mir sehnlicher,
als dass es doch einmal ruhig und still sei.
Dann ist sie endlich da, die Stille,
und ich bin mitten drin
und merke, wie schwer sie auszuhalten ist,
schwerer als der Trubel und Lärm.
Da kommen Gedanken, Bilder, Gefühle,
und mitten drin bin ich.
Ich habe mich mir immer ganz anders vorgestellt,
anders als das, was ich in der Stille von mir entdecke.
Ich bin erstaunt, ja, erschüttert,
was sich in mir alles zeigt.
Da gibt es nicht nur angenehme Seiten,
auch tiefe Abgründe tun sich auf,
schmerzliche Seiten,
denen ich am liebsten ausweichen möchte.
Ich brauche Mut, um mir selbst in der Stille
nicht aus dem Weg zu gehen.
Wenn ich zulasse, in der Stille dort anzukommen,
wo ich ganz alleine bin,
dann spüre ich, dass da jemand ist,
ein Gegenüber, das mir so vertraut ist,
dass ich »Du« sagen kann.
Mit ihm ist es ein wenig leichter,
mein Inneres anzuschauen,
die Stille auszuhalten,
nicht wegzulaufen,
denn er zeigt nicht mit dem Finger auf mich,
er hält mir seine Hand hin.
Dann wird die Stille auf einmal warm,
sie füllt sich,
nein, nicht mit Lärm, nicht mit Tönen,
nicht einmal mit Worten.
Die Stille füllt sich mit Trost.
Und dann wandelt sich der Trost in Leben.
Aus: Cäcilia Kittel, Sei stille dem Herrn. Impulse zur Eucharistischen Anbetung. Don Bosco Verlag, München 2006.
Vorschnelle Gesundung
Ein Mensch, der lange krank gewesen,
Ist nun seit Jahr und Tag genesen,
Bewegt sich fröhlich in der Stadt,
Darin er viel Bekannte hat.
Doch jedermann, der ihn erblickt,
Ist höchst erstaunt, ja, er erschrickt:
»Was?« ruft er und sucht froh zu scheinen,
»Sie sind schon wieder auf den Beinen?
Ich dachte doch... ich hörte neulich...
Na, jeden Falles - sehr erfreulich!«
Er zeigt zu Diensten sich erbötig,
Die Gottseidank jetzt nicht mehr nötig,
Und ärgert sich im tiefsten Grund
Darüber, daß der Mensch gesund,
Statt auszuharren still im Bette,
Bis er - vielleicht - besucht ihn hätte.
Aus: Eugen Roth, Ein Mensch. Fischer Verlag, Frankfurt AM Main 1995.
Mitgefühl
Der Dalai Lama betont immer wieder die Wichtigkeit des »Mitgefühls« in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Wie lernt man Mitgefühl? Gibt es eine besondere Meditationstechnik?
Oh ja, sagt der Dalai Lama: Es ist der Rollentausch zwischen uns und anderen. Ich versetze mich an die Stelle anderer und sie an die meine. Dies haben alle Buddhas und Bodhisatvas gelehrt. Alle großen Meister haben zum Herzstück ihrer Lehre und Praxis den Entschluß gemacht, andere mehr zu lieben als die eigene Glückseligkeit im Nirvana. Auf solche Weise gelang es ihnen, die Hoffnungen und Wünsche der anderen zu erfüllen und die eigenen auch, denn es bringt Freude, Schmerz und Leid anderer zu stillen.
Das gilt für den einzelnen, es gilt auch für ganze Völker. Wenn wir uns in ihre Rolle versetzen, verstehen wir ihre Aggressionen, ihre Wünsche, ihre Reaktionen, auch ihre Motivation zu Revolten und Kriegen. Wenn wir andere auf solche Art verstehen lernen, werden wir schließlich fähig, uns für sie zu opfern. Das tat der Christus Jesus, und das erwartet er von seinen Jüngern und Nachfolgern. Auch in der Politik gibt es solche, die sich für andere opfern.
Aus: Luise Rinser, Mitgefühl als Weg zum Frieden. Meine Gespräche mit dem Dalai Lama. Kösel Verlag, München 1995.
Berufungsgebet des heiligen Franziskus
Höchster, allmächtiger, glorreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens
und schenke mir rechten Glauben,
gefestigte Hoffnung
und vollendete Liebe.
Gib mir, Herr,
das rechte Empfinden und Erkennen,
damit ich Deinen heiligen
und wahrhaften Auftrag erfülle.
Amen.
Gebet vor dem Kreuz von San Damiano
Aus: Youcat. Jugendgebetbuch. Hrsg. von Georg von Lengerke und Dörte Schrömges. Pattloch Verlag, München 2011.
Worauf es heute ankommt
Guter Gott,
ich erwache aus dem Schlaf
und beginne mit Dir einen neuen Tag.
Ich bitte Dich: Mache mein Herz weit,
damit ich erkenne, worauf es heute ankommt,
damit ich annehme, was Du mir heute gibst,
damit ich mit Deiner Hilfe fröhlich tue,
was Du mir heute aufträgst.
Amen.
Aus: Youcat. Jugendgebetbuch. Hrsg. von Georg von Lengerke und Dörte Schrömges. Pattloch Verlag, München 2011.
Ich treibe dich aus
Ich treibe dich aus
aus mir.
Du sollst nicht
als Herr in mir wohnen,
nicht als Herrscher,
als kleinlicher Pedant,
als verkappter Tyrann,
als Beobachter, als Not,
als Bedrohung.
Im Namen deiner selbst
treibe ich dich aus,
du Gott, der du nicht Gott bist,
wenn es dir darum zu tun ist,
Gott zu sein.
Ich jage dich davon,
du Stammesgott,
nicht weil ich dich verachte,
sondern weil ich dich liebe,
du Gott über den Stammesgöttern.
Es ist Zeit,
dass du dich in mir entfaltest
und die Grenzenlosigkeit ausrufst,
in der ich befreit werde
zu dem, was hinter den Dingen
und Erscheinungen liegt.
gekürzt
Aus: Ulrich Schaffer, Gott in der Weite meiner Fantasie. Kreuz Verlag, Stuttgart 2008.
Tun wir das Richtige?
Vor Kurzem war ich bei einer Dekanatskonferenz eingeladen. Mein Punkt stand ziemlich hinten auf der Tagesordnung - so bekam ich eine Diskussion um Notfallseelsorge mit, die neu eingeführt werden sollte. Zwei Kollegen erzählten aus der Arbeit - die Situation, in der sie zusammen mit der Polizei eine Todesnachricht überbringen müssen, von dem Selbstmörder, der sich vor den Zug geworfen hat, von einem Einsatz nach einem Unfall, bei dem sie sich um die unverletzten kleinen Kinder kümmerten. Es waren existentielle Situationen, die sie beschrieben - und wenn Seelsorge überhaupt irgendwo einen Ort hat, dann in solchen Grenzsituationen menschlichen Lebens - finde ich zumindest. Auch wenn wir auf all die Fragen, die dann auftauchen, möglicherweise keine Antwort haben, aber aus unserem Glauben heraus hätten wir vielleicht wenigstens die Kraft, solche Situationen mit den Betroffenen zusammen auszuhalten - und sei es schweigend.
Es war eine große Betroffenheit zu spüren. Ja, das sei wirklich schlimm und es gehe einem auch ganz nah und es wäre bestimmt wichtig, dass man da ...
Aber, leider, man selbst habe grad gar keine Zeit. Die Erstkommunionvorbereitung nehme so viel Kraft in Anspruch, und die Firmvorbereitung sei ja auch so umfassend geworden - und dann noch die Vorbereitung der Wortgottesdienste ...
Als der Dekan abschließend fragte, wer denn bereit sei, diese Aufgabe zu übernehmen, meldeten sich von dreißig Mitarbeitern gerade mal drei.
Und dann kam ich schon ein wenig ins Grübeln. Zugegeben - nicht jeder pastorale Mitarbeiter hat die psychische Stabilität, solche Situationen auszuhalten. Einverstanden. Wenn aus einer solchen Erkenntnis um die eigenen Grenzen ein »Nein« zu einem solchen Dienst kommt, dann halte ich es für ein Zeichen von Professionalität.
Aber dass ein solches Engagement aufgrund von Zeitmangel nicht möglich sein soll? Kann es wirklich sein, dass zum Beispiel die Erstkommunionvorbereitung einen solchen Raum einnimmt, dass wir als Kirche in diesen absoluten Notsituationen menschlichen Lebens nicht mehr präsent sein können?
In einem Seminar habe ich mal gelernt: Es kommt nicht nur darauf an, Dinge richtig zu tun, sondern die richtigen Dinge zu tun. Nichts gegen eine gute Erstkommunionvorbereitung - aber müssen wir denn immer noch eins draufsetzen? Noch einen Elternabend, noch eine Katechese mehr? Und ich dachte an so manche Gremiensitzung, unprofessionell vorbereitet und - ich weiß nicht, was schlimmer ist - unprofessionell geleitet, aus der ich anschließend herausgehe und mich frage: Das waren jetzt zehn Prozent meiner wöchentlichen Arbeitszeit - und wofür? Und ich denke an Formulare und Stapel von Papier und wie wir uns manchmal ganz hervorragend selbst untereinander beschäftigen können. Dann haben wir natürlich keine Zeit mehr, da und dort zu sein, wo uns die Menschen wirklich brauchen. Und da soll uns einer noch unsere Botschaft, die wir verkünden, wirklich glauben?
Tun wir wirklich noch das Richtige? Und tun wir es richtig - oder bleiben wir in irgendeiner netten Mittelmäßigkeit stecken?
Mich hat jedenfalls dieser Nachmittag sehr nachdenklich gemacht ...
Aus: Andrea Schwarz, Mitten im Leben. Momentaufnahmen aus der Seelsorge. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
Was ist wichtig im Leben?
An jenem Morgen gab es gleich mehrere Dinge, die mir Unbehagen bereiteten: Zuerst die Schlagzeilen in der Zeitung, dann die Nachrichten im Radio.
Aus den Schlagzeilen erfuhr ich die folgenden vier Dinge: (1) 1500 Menschen waren von einer Schlammlawine verschüttet worden, die durch Holzfällarbeiten am Hang über ihrem Dorf ausgelöst worden war; (2) die USA waren wieder einmal dabei, einen Marionettenstaat mit Waffen zu versorgen, während die Sowjetunion einen gegnerischen Marionettenstaat bei der Aufrüstung unterstützte; (3) irgendwo hatte ein Geistlicher eine Million Dollar als Kopfgeld für die Ermordung eines Cartoonisten ausgesetzt; (4) im Lotto-Jackpot befand sich die Rekordsumme von 365 Millionen Dollar.
Danach hörte ich in den Wirtschaftsnachrichten, dass amerikanische Hochschulabsolventen im Bereich der Informatik mit einem Einstiegsgehalt rechnen können, das 25 000 bis 30 000 Dollar über dem der Geisteswissenschaftler und Psychologen liegt.
Irgendetwas an diesen Meldungen versetzt der Seele einen Stich. Sind dies tatsächlich die Dinge, die wichtig sind im Leben? Und wenn ja, was geschieht dann mit den Menschen, die solche Schicksalsschläge erleiden, deren Gehalt sich nicht am oberen Ende der Skala befindet, die nicht den Jackpot knacken?
Wie wird ihr Leben aussehen? Oder anders ausgedrückt: Gibt es etwas, das die Grausamkeiten des Lebens so weit abmildern kann, dass wir gelassen durchs Leben gehen können, ohne zu verbittern oder zu verzweifeln - egal, wie grausam das Leben auch sein mag? Gibt es einen Weg, unsere Reise durchs Leben erträglicher, menschlicher, bedeutungsvoller zu machen?
Es ist gewiss kein Zufall, dass in der religiösen Literatur aller Traditionen die "Reise" als eine universelle spirituelle Metapher für das menschliche Leben benutzt wird. Und es passt auch gut. Keiner von uns wird als fertiger Mensch geboren. Kein Leben ist absolut statisch, selbst wenn jemand sein Leben lang an einem Ort lebt und derselben Beschäftigung nachgeht. Kein Leben bleibt von den Höhen und Tiefen verschont, die das Menschsein mit sich bringt.
Das Leben hat viele Phasen, und jede von ihnen ist tiefer und geheimnisvoller als die vorangegangene. Gerade dann, wenn wir denken, wir hätten endlich "unseren Weg gefunden" - was immer man sich auch darunter vorstellt -, fällt die Straße plötzlich ab, führt in eine andere Richtung, macht einen scharfen Knick oder schlängelt sich zu Orten, die wir nie erreichen wollten oder nie zu erreichen gehofft haben.
Wir kämpfen uns von einem Abschnitt zum nächsten oder kreisen solange ziellos im Orbit, bis das Leben scheinbar zum Stillstand, zum Ende kommt.
Doch es gibt keinen Stillstand, kein Ende. In jeder Phase des Lebens gibt es etwas, das unter der Oberfläche rumort, eine Art universelle Rastlosigkeit oder Frage: Welchen Sinn hat das alles? Was will ich wirklich? Auf was sollte ich mich konzentrieren: Geld, Ruhm, Macht, Ansehen, Sicherheit und Ordnung oder etwas ganz anderes? Bin ich lieber ein gewiefter Geschäftsmann, ein guter Vater, eine treu sorgende Ehefrau, ein einflussreicher Bürger, ein Lebemann, eine Karrierefrau oder ein Gelehrter? Und selbst wenn ich eine dieser Rollen tatsächlich ausfüllen kann, was bleibt dann übrig, wenn es einmal nicht länger geht? Gibt es überhaupt etwas, das mich von einer Phase zur nächsten begleitet?
Was ist denn wirklich wichtig, wenn alles Wichtige vergeht?
(...)
Keine Frage, das Leben ist flüchtig und vergänglich. Wie Sand rinnt es uns durch die Hände, bevor wir überhaupt auf den Gedanken kommen, es festzuhalten. Worauf sollen wir also unser Leben bauen? Was trägt uns durch unser Leben und gibt uns am Ende Trost?
Wie können wir eine Entscheidung treffen?
Jede große religiöse Tradition beschäftigt sich mit dem Wesen und Sinn des Lebens. Alle stellen zwar die Frage nach Erlösung und Befreiung von den Fesseln leiblicher Existenz mit all ihren Schmerzen und Leiden. Aber solange wir hier in diesem Leib sind, stellt sich erst einmal die Frage, wie wir in diesem Leben die richtigen Entscheidungen treffen oder falsche wiedergutmachen können.
Wir müssen Prioritäten im Leben setzen, auch wenn es viele andere Dimensionen gibt, die wir um sie herum arrangieren müssen oder sollen, wie Schönheit, Beziehungen, Sicherheit, Macht und Geld. Doch meistens ist das Festlegen von Prioritäten die schwierigste Aufgabe im Leben. Es ist eine Sache, Entscheidungen über die kleinen Dinge, die wir in unserem Leben tun wollen, zu treffen. Eine völlig andere Sache ist es aber zu entscheiden, welche Art von Mensch wir werden wollen, während wir diese Dinge tun. Meist sind die Dinge, mit denen wir unser Leben verbringen, viel unwichtiger als die Frage, wie wir sein wollen, wenn wir diese Dinge tun - ganz gleich, was es ist und wie viel Zeit wir darauf verwenden.
Die großen spirituellen Traditionen warnen uns davor, diese beiden Dinge miteinander zu verwechseln.
Joan Chittister in: Leben 2010. Ein Lesebuch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2009.
Die Welt ein wenig besser machen
Lebenswerke entstehen aus dem Wunsch, die Welt ein wenig besser zu machen. Bei dieser Aufgabe sind wir lebendig. Unsere Schaffensenergie wird freigesetzt und kann Frucht hervorbringen.
Denken Sie nicht nur an einzelne Aufgaben. Denken Sie vielmehr darüber nach, wie das größere Ganze aussehen könnte. Das erfordert natürlich eine Fokussierung, denn unendlich viele Lebenswerke kann man in der Praxis gar nicht bauen. Indem Sie über Ihr Lebenswerk nachdenken, setzen Sie automatisch Prioritäten - was gut so ist.
Es gibt aber noch einen weiteren, sehr schönen Aspekt in einem Lebenswerk. Sie beginnen mit Ihrem Lebenswerk, leben und arbeiten dafür, doch das Ende ist oftmals offen. Das macht die Arbeit daran auch so faszinierend. Das Lebenswerk selbst entwickelt sich immer weiter und neue Möglichkeiten kommen hinzu. Oft tauchen sie erst beim Bauen auf.
Als ich (Peter Essler) ungefähr 35 Jahre alt war, begann ich zu spüren, dass die Förderung des Themas Berufung ein zentrales Lebenswerk für mich sein würde. Da gab es so manche Berfungserlebnisse, wie etwa folgendes:
Meine Frau und ich waren auf einer Hochzeitsfeier eingeladen. Die Braut hatte zwei Jahre zuvor ein längeres Praktikum bei mir gemacht. Ich hatte ihr damals geholfen, eine Perspektive für ihren weiteren Lebensweg zu finden. Wir blieben auch danach in regelmäßigem Austausch.
Nach der kirchlichen Trauung stellte das Brautpaar den Anwesenden viele einzelne Gäste vor, die in ihrem Leben eine Spur hinterlassen hatten. Sie sprachen über die Spuren und die damit verbundenen Lebenswerke dieser Menschen. Ich lauschte begeistert der bunten Vielfalt der angesprochenen Lebenswerke.
In diesem Zusammenhang wurde auch ich geehrt. Ich war schon auf vielen Festen, aber solch eine wertschätzende und würdigende Präsentation hatte ich noch nie erlebt. Doch ein Gedanke berührte mich zutiefst: Wenn ich mir eines dieser vielen wertvollen Lebenswerke für mein Leben hätte aussuchen dürfen, dann hätte ich wieder mein eigenes gewählt. Nichts bringt in mir so viel in Schwingung wie die Sehnsucht, dem Anliegen der Berufung zu dienen.
Peter Essler in: Berufung als Lebensstil. Aufbrechen in ein wertvolles leben. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2011.
Sendung zum Dienst ohne Hintergedanken
Jesus schreibt damit der Kirche auch heute ins Stammbuch, dass ihre erste Existenzberechtigung und Sendung im uneigennützigen Dienst an den Menschen besteht. Diese Zumutung tut uns gerade in der heutigen Zeit Not, in der wir darunter leiden, dass so viele Menschen unsere Kirche verlassen, und in der wir uns verpflichtet fühlen, viel pastorale Phantasie zu entwickeln, wie wir die austrittswilligen Menschen bei der kirchlichen »Stange« halten können. Wenn wir aber nur auf die stets sinkende Zahl der Kirchenglieder und Gottesdienstbesucher starren, droht unsere Seelsorge zur bloßen »Zählsorge« zu werden.
Christliche Seelsorge aber besteht im Dienst am Menschen, und zwar ohne Hintergedanken und ohne berechnendes Schielen nach pastoralen Erfolgen. Dienende Seelsorge setzt die Grundhaltung der Demut voraus, die eine ungemein herausfordernde Tugend ist. Sie braucht Mut, genauerhin Dien-Mut. Solcher Mut zum Dienen ist grundgelegt in einem noch elementareren Mut; und dies ist die mutige Bereitschaft, sich selbst dienen zu lassen, und zwar von Gott. Denn Gott ist immer der zuerst an uns Handelnde; und unser Handeln kann nur die Antwort auf das vorgängige Handeln Gottes an uns sein.
Im Glauben erkennen wir Gott, und im Licht der Gotteserkenntnis erkennen wir auch uns selbst. Zur wahren Selbsterkenntnis im Glauben gehört das Bewusstsein, dass wir selbst erlösungsbedürftig sind. Dies schärft uns die biblische Botschaft immer wieder in aller Deutlichkeit ein. Sie sucht die Ursachen für unsere verkehrten Lebenshaltungen und findet sie in uns selbst. Damit steht sie quer zur heute dominierenden Lebenseinstellung. Denn wir sind weithin überzeugt, von Haus aus eigentlich gut zu sein, aber in unserem Gutsein von der gesellschaftlichen Umwelt behindert zu werden. Deshalb pflegen wir gerne die Gründe für die Missstände nicht im »Innerorts« unseres Herzens zu suchen und zu finden, sondern im «Außerorts«, in den gesellschaftlichen Verhältnissen oder den sozialen Bedingungen unseres Menschseins. Getreu dem Motto von BERTOLD BRECHTS »Gutem Menschen von Sezuan« - «Ich wär ja gern ein guter Mensch, nur leider sind die Verhältnisse nicht so« - pflegen auch wir gerne allein die anderen schuldig zu sprechen.
Wenn aber allein die anderen die Schuld tragen, kann das uns Menschen heute elektrisierende Stichwort nur Emanzipation heißen, nämlich Befreiung von allen äußeren, unser Gutsein beeinträchtigenden und einschränkenden Bedingungen, um den guten und freien Kern unseres Menschseins retten zu können. Diese Grundhaltung hat selbst in der Kirche heute Hochkonjunktur. Auch hier suchen wir das Heil so oft allein oder vorrangig in der Reform der kirchlichen Strukturen und tun dabei das Äußerste. Solche Strukturreformen haben zweifellos ihr ganz spezifisches Gewicht - und sie müssen es haben. Es gibt überhaupt keinen Grund, sie zu verdrängen oder zu verharmlosen. Dennoch ist die Frage angebracht, ob hier der eigentliche Hebel zur Erneuerung der Kirche liegt. Müsste uns nicht ein Wort des Dichters EUGEN ROTH zu denken geben: »Ein Mensch nimmt guten Glaubens an, / er hab' das Äußerste getan. / Doch leider Gott's vergisst er nun, / auch noch das Innerste zu tun.«
Aus: Kurt Koch, Bereit zum Innersten. Für eine Kirche, die das Geheimnis lebt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Protest für eine glaubwürdige Kirche
Seit dem "Aufruf zum Ungehorsam", in dem wir uns dazu bekennen, künftig in eigener Verantwortung Zeichen der Erneuerung unserer Kirche zu setzen, kam von vielen Seiten aus dem In- und Ausland Zustimmung und Ermutigung - von bischöflicher Seite jedoch vorwiegend Zurückhaltung, bisweilen auch heftige Ablehnung. Zu einem Dialog kam es nur selten und abseits der Öffentlichkeit. Wir aber setzen dem gegenwärtigen Aushungern der Gemeinden und der Seelsorge unter dem Druck des Priestermangels und der Überalterung des Klerus mehrfach ein entschiedenes NEIN entgegen:
1 Wir sagen NEIN, wenn wir zusätzlich immer weitere Pfarren übernehmen sollen, weil uns das zu reisenden Zelebranten und Sakramentenspendern macht, denen die eigentliche Seelsorge entgleitet. Wir widerstehen damit dem Trend, an vielen Orten flüchtig anwesend zu sein, aber keine spirituelle und emotionale Heimat zu finden und anzubieten.
2 Wir sagen NEIN zu immer mehr Eucharistiefeiern am Wochenende, weil so die vielen Dienste und Predigten zu oberflächlichem Ritual und allzu routinierter Rede werden, während Begegnung, Gespräch und Seelsorge verkümmern. Kurz vor der Messe anzukommen und gleich danach weiterzufahren, macht unseren Dienst zur hohlen Routine.
3 Wir sagen NEIN zur Zusammenlegung oder Auflösung der Pfarren, wenn sich keine Pfarrer mehr finden. Hier wird der Mangel zum Gesetzgeber erhoben, statt dem Mangel durch die Änderung unbiblischer Kirchengesetze abzuhelfen. Das Gesetz ist für den Menschen da - und nicht umgekehrt. Gerade das Kirchenrecht hat den Menschen zu dienen.
4 Wir sagen NEIN zur Überforderung der Pfarrer, die man in einen mehrfachen Pflichterfüllungsstress drängt, deren Zeit und Kraft für ein geistliches Leben wegadministriert wird und deren Dienste weit über das Pensionsalter hinaus beansprucht werden. So kann sogar das früher verdienstvolle Wirken durch allzu lange Beanspruchung beschädigt werden.
5 Wir sagen NEIN, wenn das Kirchenrecht ein allzu hartes und unbarmherziges Urteil spricht: über Geschiedene, die eine neue Ehe wagen, über gleichgeschlechtlich Liebende, die in Partnerschaft leben, über Priester, die am Zölibat scheitern und deshalb eine Beziehung eingehen - und über die Vielen, die ihrem Gewissen mehr gehorchen als einem von Menschen gemachten Gesetz.
Weil Schweigen als Zustimmung verstanden wird und wir unsere Verantwortung als Priester und Seelsorger wahrnehmen wollen, müssen wir diesen fünffachen Protest aussprechen. Er ist ein "Pro-test" im wörtlichen Sinn: ein "Zeugnis für" eine Kirchenreform, für die Menschen, deren Seelsorger wir sein wollen, und für unsere Kirche. Die Freudlosigkeit des heutigen Kirchenbetriebs ist kein gutes Zeugnis für die "frohe Botschaft", die uns bewegt. Denn wir wollen "nicht über den Glauben herrschen, sondern der Freude dienen" (2 Kor 1,24).
Erfahrung des Heils
In Jesu Nähe können Kranke gesunden, Besessene das Heil erfahren, Verrückte zurecht gerückt werden. Wer von seiner Liebe ergriffen wird, der kann wunderbar befreit und erlöst werden.
Ein Gefängnispfarrer wurde einmal gefragt: "Was sind deine schwierigsten Fälle?" Darauf kam sofort diese Antwort: "Die schwierigsten Fälle im Gefängnis sind die, denen beim Wort 'Mutter' nichts Gutes einfällt...
Edgar Rohmert; Sonntagsgruss zum 8. Februar 2009, zitiert aus: Konvent der Kamillianer (Hrsg): Sonntagsgruss 84. Jahrgang 2009.
Er fasste sie an der Hand
Herr Jesus Christus,
du hast ein Herz für die Armen und Schwachen.
Du hast gütige Hände für die Kranken und Leidenden.
Du kannst mir helfen, diese Krankheit zu tragen.
Steh mir bei und nimm mich an der Hand!
Richte mich auf und mache mich stark!
Tröste mich und erbarme dich meiner.
Denn du bist der Heiland der Kranken.
Dir sei Dank und Ehre
heute und alle Tage meines Lebens.
Amen.
Aus: Deutsches Liturgisches Institut (Hrsg); Er fasste sie an der Hand, Gebetszettel zur Krankensalbung. Erste Innenseite.
Meine schöpferische Lebenskraft
Heute
bringe ich mich ein
mit meiner schöpferischen Lebenskraft
mit meinem einfühlsamen Mitgefühl
Heute
wachse ich über mich selber hinaus
bin offen für spontane Begegnungen
setze mich ein für mehr Menschlichkeit
Heute
erinnere ich mich, wie ich Teil
eines Ganzen bin
aufrecht zwischen Erde und Himmel
eingebunden in Schöpfung und Kosmos
Aus: Pierre Stutz: "Lebe, was dir Kraft gibt", Herder Verlag Freiburg im Brsg., 2004.
Was wir verkünden
Dein Evangelium verkünden
Deine gute Botschaft
Dein Wort
das alles Verwandelnde
Sich ihm öffnen
es einlassen in den Grund
unseres Herzens
von ihm ergriffen
Deine Stimme sein
Nicht unsere Worte
unsere Gedanken
unser Tun - Deine Stimme
Dein Tun in uns
Du hast uns gerufen
dass wir dich verkünden
Dein Heil
Deine alles verwandelnde Kraft
Aus: Albert Stüttgen, Einkehr in die Stille. Bernward Verlag. Zitiert im Canisius-Kalender August 2009.
Jesu Wahrnehmung
Die Evangelien berichten, wie wach Jesus die Situation seiner Zeit wahrnimmt. Er sieht die Belastungen der kleinen Leute, die Willkür der Mächtigen, das Leid der Kranken und die sozial Ausgegrenzten.
(…)
Jesus spricht nur sehr verhalten vom Willen des Vaters. Er ist ihm keine abstrakte und unanschauliche Größe. Er weiß, dass Gottes heiliger Wille auf die Rettung seines Volkes gerichtet ist.
Aus: Andreas Felger, Joachim Wanke; Gottesnähe. Vater unser, Präsenzverlag Hünfelden - Gnadenthal 2005.
Dankbarkeit
Deine spontane und direkte Hilfe erhalten zu haben, ist mir ein großes Geschenk. Dabei sehe ich deine Hilfsbereitschaft nicht selbstverständlich an. Im Gegenteil: Danken zu dürfen ist mir eine Bestätigung, erkannt zu haben, welches Glück mir widerfuhr. Weil ich versuche, auf das Besondere im Alltag achtsam zu sein, ist es jedes Mal eine wahre Freude, etwas Schönes zu entdecken. Und dafür bin ich dankbar.
Aus: Ruth Martin; Mit herzlichem Dank. Herder Verlag Freiburg-Basel-Wien 2006.
Norbert Riebartsch (2009)
Gabi Ceric (2000)