Es war eine Diskussion unter Kollegen: Wo soll man Seelsorger sein und wo soll man mahnen? Hilft es mehr, den Menschen zu verstehen oder ihm Orientierung zu geben?
Wenn ich bei der Lesung und dem Evangelium des heutigen Sonntags bleibe, ist die Antwort einfach. Dann kann es nur die Lösung der Orientierung geben.
Ein Mann der klaren Worte
Johannes der Täufer hat es vorgelebt. Er gab denen Orientierung, die sie wollten. Jeder wusste, was Johannes tat: Er lebte als Büßer und Mahnprediger und Täufer. Wer zu ihm kam, bekam es zu hören: „Ihr seid Sünder und müsst umkehren. Ihr könnt einen Weg zurück zu Gott finden, den ich euch zeigen kann. Der erste Schritt auf diesen Weg ist es, euch von mir taufen zu lassen. Macht vor allen anderen deutlich: Ich bekenne mich dazu, ein Sünder zu sein. Und ich bekenne mich dazu, dass ich Zukunft für mich erhoffe.“
Wo Johannes den Eindruck hatte, dass dieses Zeichen nicht ehrlich oder bewusst genug war, legte er nach. Wir haben es in den Worten an die Pharisäer gehört. „Es reicht nicht, was Ihr tut. Es muss um mehr gehen. Sonst hat das keinen Sinn, was Ihr tut.“
Johannes konnte das tun und sagen. Er musste es sogar. Das war seine Berufung und das war sein Platz in der Geschichte. Wer zu ihm kam, ahnte das ja. Wer zu ihm kam, war ja eigentlich schon auf dem Weg der Umkehr. Wer zu ihm kam, wollte eine klare Sprache haben. Wer zu ihm kam, wollte gerade keine Ausflüchte und Entschuldigungen haben. Die kannten die Zuhörer des Johannes ja selbst. Nur hatten sie ihnen am Ende nicht genügt. Sich selbst kann der Mensch nicht belügen.
In früheren Zeiten hat es einen Pater Leppich gegeben. Bei ihm wusste man auch, wohin die Geschichte laufen würde. Und doch kamen die Menschen. Sie wollten sich erreichen lassen von seiner Mahnung. Vielleicht gibt es auch heute noch solche Prediger.
Brauchen Sie einen solchen Mahner? Was wäre, wenn ich im Pfarrbrief ankündigen würde: „An allen Februarsonntagen gibt es eine Bußpredigt!“ Würden Sie kommen? Oder würden Sie versuchen, einen anderen Gottesdienst zu finden?
Der Geist des Herrn ruht auf mir
Wer sich so öffnen lässt, wird zu einem Menschen, den die Lesung aus dem Propheten Jesaja sucht. Wer sich immer wieder um ein Leben in Gott müht, erlebt vielleicht einen Neuanfang. Wer zum reifen Menschen geworden ist, macht vielleicht die Erfahrung, dass durch ihn Gutes geschieht. Dann wird der Rat einer, der von Gott eingegeben wurde. Dann weiß Gott seine Sache bei ihm auch in guten Händen. Dann kann der Mensch Mitarbeiter an Gottes Reich sein.
Liebe Schwestern und Brüder, Johannes war so kantig, weil es ihm ein Anliegen war, Menschen wachzurütteln. Er war kantig, um hinterher zu helfen. Er hat die Menschen ja nicht betroffen in der Wüste zurückgelassen. Er hat ihnen Punkte für die Lebensgestaltung gesetzt. Er hat in der Taufe zur Umkehr ein Zeichen gesetzt. Am Ende seines Tuns sollten Menschen stehen, die mit ihm auf den Messias warten und ihm voll Hoffnung begegnen werden.
Der adventliche Mensch
Von daher passt er auch so gut in den Advent hinein. Wer aufgerüttelt ist und sich neu bewusst gemacht hat, wie die eigene Beziehung zu Jesus ist, wird an Weihnachten viel deutlicher spüren können, was da geschieht: Gott gibt der Intensität noch mehr Raum!