Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 02. Apr. 2023 - Palmsonntag (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
23. Apr. 2023
3. Sonntag der Osterzeit (A)
16. Apr. 2023
2. Sonntag der Osterzeit (A)
10. Apr. 2023
Ostermontag (A/B/C)
09. Apr. 2023
Ostersonntag (A/B/C)
08. Apr. 2023
Osternacht (A)
07. Apr. 2023
Karfreitag (A/B/C)
06. Apr. 2023
Gründonnerstag (A/B/C)
02. Apr. 2023
Palmsonntag (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
Evangelium zur Palmweihe - Mt 21,1-11
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte
und nach Betfage am Ölberg kam,
schickte er zwei Jünger voraus
und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt;
dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden
und ein Fohlen bei ihr.
Bindet sie los, und bringt sie zu mir!
Und wenn euch jemand zur Rede stellt,
dann sagt: Der Herr braucht sie,
er lässt sie aber bald zurückbringen.
Das ist geschehen,
damit sich erfüllte,
was durch den Propheten gesagt worden ist:
Sagt der Tochter Zion:
Siehe, dein König kommt zu dir.
Er ist sanftmütig,
und er reitet auf einer Eselin
und auf einem Fohlen,
dem Jungen eines Lasttiers.
Die Jünger gingen
und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte.
Sie brachten die Eselin und das Fohlen,
legten ihre Kleider auf sie,
und er setzte sich darauf.
Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus,
andere schnitten Zweige von den Bäumen
und streuten sie auf den Weg.
Die Leute aber, die vor ihm hergingen
und die ihm folgten, riefen:
Hosanna dem Sohn Davids!
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe!
Als er in Jerusalem einzog,
erbebte die ganze Stadt
und man fragte: Wer ist dieser?
Die Leute sagten:
Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.
Vom Einzug Jesu in Jersualem berichten alle vier Evangelisten. Ausgangspunkt für den feierlichen Einzug in Jerusalem ist Betfage auf dem Ölberg. Das Besteigen eines Esels erinnert an die Prophetie Sach 9:9 nach der der Messias nicht mit Roß und Streitwagen, sondern demütig auf einem Esel daherkommt. Ein Friedensfürst also, der keine politischen Ambitionen hat.
Jesus offenbart sich in Jerusalem als der Messias (u.a. durch das Reiten auf dem Esel als messianisches Zeichen). Die Ablehnung Jesu aber durch die Führer des jüdischen Volkes hat für Jerusalem schlimme Folgen. Matthäus schreibt dieses Evangelium nieder, nach dem Jerusalem 70 n. Chr. zerstört wurde und die Judenchristen keine Brücken zu den Juden mehr hatten.
Bei den begleitenden Volksscharen, von denen in der Evangelienstelle berichtet wird, handelt es sich wahrscheinlich um galiläische Festpilger. Zahlreiche Menschen breiten Kleider auf den Weg vor Jesus. Auf dem über 3 km langen Weg bis Jerusalem kann das nur eine symbolische Bedeutung haben: eine Ehrung für den Messias. Diese Ehrung wird noch verstärkt durch die von den Bäumen geschlagenen Laubbüschel.
Die Zurufe erschließen den Sinn der Handlung. Jesus wird als "Sohn Davids" bejubelt. Der Hosanna-Ruf hatte einen festen liturgischen Ort in der Pascha- und Laubhüttenliturgie. Der ursprüngliche Hilfe- und Bittruf wurde im Laufe der Zeit zu einem Jubelausruf, der stark mit messianischer Erwartung verbunden war.
1. Lesung - Jes 50,4-7
Lesung aus dem Buch Jesaja.
GOTT, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern,
damit ich verstehe,
die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort.
Jeden Morgen weckt er mein Ohr,
damit ich höre, wie Schüler hören.
GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet.
Ich aber wehrte mich nicht
und wich nicht zurück.
Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen,
und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen.
Mein Gesicht verbarg ich nicht
vor Schmähungen und Speichel.
Und GOTT, der Herr, wird mir helfen;
darum werde ich nicht in Schande enden.
Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel;
ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
Manfred Wussow (2004)
Gabi Ceric (1999)
Bernhard Zahrl (1998)
Es ist das Lied eines Knechtes Gottes. Gleichzeitig ist es ein Lied über den Knecht Gottes. Wer er war? Ein Einzelner? Womöglich Israel selbst? Die Gesichtszüge haben sich nie rekonstruieren lassen. Aber das Lied legt Spuren: Der Knecht Gottes hat die Zunge eines Jüngers und stärkt die Müden mit einem Wort, das aufrichtet - und ihm wird jeden Morgen das Ohr geöffnet, um von Gott das Wort zu bekommen, das ihn hält. Auch, als er geschlagen, geschmäht und bespuckt wird. Dem Lied gelingt, in einem Satz zu sagen, was der Knecht Gottes tut und was mit ihm geschieht. Er wird von der Zusage Gottes gehalten und richtet mit seinem Wort andere, hier: Müde, auf. Im Lied bekommt sein Vertrauen Worte, die seitdem vielen Menschen helfen, Tiefpunkte, Erniedrigungen und Verletzungen auszuhalten, aber auch den Kampf mit der Resignation zu gewinnen.
Als drittes Gottesknechtlied wurde dieser Text mit den anderen - insgesamt 4 - in das Buch Jesaja eingefügt. Es ist nicht sicher, wann das geschah, aber was gelegentlich wie ein Fremdkörper wirkt, entpuppt sich als Pfeiler: Die Trost-Botschaft, die Deuterojesaja den Menschen im babylonischen Exil - einer der größten Tragödien überhaupt, die Israel erlebte - gibt, ruht wie eine Brücke auf diesen Pfeilern und wird von ihnen gehalten.
Natürlich war damals von Jesus noch nicht die Rede und das später entwickelte Schema "Verheißung" - "Erfüllung" noch nicht formuliert, aber der Gottesknecht hat in diesem Lied vertraute Züge, die uns im Evangelium wieder begegnen: dass eine Zunge Kraft hat, Menschen ohne Hoffnungen aufzurichten - und dass das Ohr Leben empfängt. Dieses Lied vom Knecht Gottes ist eine Hommage auf die Sinne - und das sehr sinnliche Wort Gottes.
Das Knecht-Gottes-Lied hat in Röm 8,31-39 von Paulus eine bemerkenswerte Auslegung erhalten: In dem Verfahren, in dem die Auserwählten Gottes angeklagt werden, können sie von der Liebe Christi nicht geschieden werden. Das Urteil ist ein Frei-Spruch, ein Lebens-Urteil.
Wie auch am Karfreitag begegnet uns heute eines der vier Gottesknechtslieder, die sich im Deuterojesaja befinden und zum Teil als eigene literarische Schicht gegolten haben (so z. B. bei B. Duhm).
Individuell gedeutet kann der Ebed JHWH’s als königliche oder prophetische Gestalt. Andererseits in der kollektiven Deutung als Israel/Jakob, als das Volk Gottes. Das stellvertretende Leiden jenes einen Knechtes bringt Recht für die Völker und die Vergebung der Sünden (vgl. Jes 42,1-4; 49,1-6; 50,4-9; 52,13-53,12).
Es ist eine reine christliche Deutung, in diesem Gottesknecht Jesus Christus sehen zu wollen, in die Texte des Ersten Testaments nach dem Schema Verheißung – Erfüllung die Christologie hineinzulegen, wenngleich es vielfach in unsere katholische Tradition Einzug gehalten hat und diese alttestamentlichen Lesungen aus dem Buch des Propheten Jesaja deshalb aus der Karwochenliturgie nicht mehr wegzudenken sind. Eine Einladung erneut an uns, Obacht zu geben und Wert darauf zu legen, dass das Erste Testament in seinem Eigenwert zu lesen ist.
Nach der Gottesrede in Jes 50,1-3 hat Gott den Mund eines anderen geöffnet, dessen Rede in diesem Abschnitt mit der zweimaligen Aufforderung zum bewussten Wahrnehmen der Größe und Hilfe Gottes endet (Vers 9), bevor der Sprecher mit Mahnungen und Aufforderungen erneut einsetzt. JHWH hat seinem Knecht die Sinne geöffnet (Zunge und Ohr), gleichsam als Voraussetzung dafür, alles als Gottesknecht erdulden zu können. Auf ihn hin ist er ausgerichtet. Das und das Vertrauen allein geben ihm Kraft. Die ihm Gewalt antun, hat das Gericht des Herrn bereits getroffen.
Die Leseordnung der Kirche hat für diesen Sonntag eines der Gottesknechtlieder aus dem Buch Deuterojesaja ausgewählt. Der Schüler des Propheten spricht in diesem Text von seiner Beauftragung. Er soll mit der Zunge eines Jüngers den entmutigten Menschen im babylonischen Exil neue Hoffnung machen. Um diesen Dienst aber auch erfüllen zu können, bedarf es eines offenen Ohrs. Gott öffnet dem Jünger das Ohr, damit er wie ein guter Schüler den Menschen zuhören kann. Dieses "Ohrenöffnungsritual" wiederholt sich gleichsam jeden Tag, denn Gott weiß, wie leicht die Menschen unter "verstopften Ohren" leiden können und nur mehr hören, was sie hören wollen. Ein offenes Ohr ist aber die Voraussetzung für gutes und erfolgreiches pastorales Arbeiten und eine aufrichtige Verkündigung. Bevor der Jünger von Gott spricht, gilt es den Menschen gut zuzuhören.
Antwortpsalm - Ps 22,8-9. 17-20. 23-24
Kv: Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen? – Kv
(Oder GL 293)
Alle, die mich sehen, verlachen mich,
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
Wälze die Last auf den HERRN! /
Er soll ihn befreien,
er reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat! - Kv
Denn Hunde haben mich umlagert, /
eine Rotte von Bösen hat mich umkreist.
Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.
Ich kann all meine Knochen zählen;
sie gaffen und starren mich an. - Kv
Sie verteilen unter sich meine Kleider
und werfen das Los um mein Gewand.
Du aber, HERR, halte dich nicht fern!
Du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! - Kv
Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden,
inmitten der Versammlung dich loben.
Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn; /
all ihr Nachkommen Jakobs, rühmt ihn;
erschauert vor ihm, all ihr Nachkommen Israels! - Kv
2. Lesung - Phil 2,6-11
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Christus Jesus war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,
sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich
und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt:
"Jesus Christus ist der Herr" -
zur Ehre Gottes, des Vaters.
Manfred Wussow (2004)
Gabi Ceric (1999)
Lorenz Walter Voith (1996)
Paulus zitiert einen Hymnus, der in der frühen Kirche unbefangen das Geheimnis Christi mit dem –alten und in der Mythologie verbreiteten – Schema Abstieg / Aufstieg besingt. Der Entäußerung, die bis in den Tod reicht, wird der "verliehene Name" gegenübergestellt, der im Christus-Bekenntnis "Herr ist Jesus" mündet. Wir begegnen hier dem ursprünglichen Glaubensbekenntnis, das noch ohne streitbehaftete (und auslegungsbedürftige) Sätze zusammenfasst, was christliches Leben ausmacht: dass er das letzte Wort hat, über alles – und für alle.
Paulus, ein Meister, der das Evangelium in Briefen zu den Menschen bringt, entwindet den Hymnus mythologischen Denkmustern und verbindet das Leben Jesu mit dem seiner Jüngerinnen und Jünger: Seid untereinander auch so gesinnt… In einem Leben, das dem "Leben in Christus Jesus entspricht", erweist sich das Bekenntnis zu ihm als tragfähig und wirklich. Bedenken, zumal die vielen Bedenken, die von Gottesdienst zu Gottesdienst heute variiert werden, werden von Paulus nicht geteilt. Er hat das Zutrauen, das ein Leben gelingt, in dem Jesus als der "Kyrios" bekannt und angerufen wird. Dass der Ort Philippi keine Insel der Seligen ist, weiß Paulus, hindert ihn aber nicht, den Lebenslauf Christi als Verheißung und Vorbild hinzustellen.
Als Paulus den Hymnus aufgreift und ihn zitiert, gibt es die schriftlich ausformulierten Evangelien noch nicht. Heute gelesen, mutet er wie eine Kurzfassung des Evangeliums an, das vierfach überliefert wird und auch die Briefe im NT prägt. Nicht zuletzt geht es darum, Jesu Namen zu tragen (Taufe), sich mit ihm zu schmücken und zu segnen. Im übrigen: der Christus-Hymnus, aus alter Zeit von Paulus gerettet, steht auch dafür, dass, wie der Theologe Edmund Schlink sagte, das Dogma Lobpreis und Lebenshilfe ist (und nicht das Gerüst, um Wahrheiten festzulegen).
Paulus schreibt in seiner Gefangenschaft einen Brief an die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden, an Philippi. Mit ihr weiß er sich sehr verbunden, ist besorgt um sie. Von daher sind auch die Grundanliegen des Briefes zu verstehen, die sich auch in dieser Lesung widerspiegeln: Inmitten eines heidnischen Umfeldes bedarf die junge Christengemeinde der Festigung und Belehrung im Glauben. Die paulinische Paraklese meint darin mehr als Ermahnung "Dies und jenes sollt ihr tun", sondern vielmehr ein Besorgtsein, ein Sichkümmern, ein Inverantwortunggenommensein über die Distanz hinweg. Paulus wird von Unstimmigkeiten, von Streitereien und Prahlerei gehört haben, worauf er nun reagiert. Die Ermahnung hat dort ihren Platz, wo die Gemeinschaft im Geist und das Wohlwollen des Herzens wohnen. Grund und Motivation für diese geschwisterliche Zurechtweisung, die auch Eingang in unsere katholische Tradition gefunden hat, ist das Gemeinwohl vor allem Eigenwohl.
In Phil 2,6-11 schiebt Paulus einen Christus-Hymnus ein. Die feierliche, gehobene Sprache der Mahnrede in den Versen 1-4 deutet bereits an, dass dieser Teil in einem engen Zusammenhang steht mit dem Christuslied, das schon vor Paulus in den Gemeinden gesungen wurde. Vers 5 leitet über: Als getaufte Christen sollen sich die Glieder der Gemeinde in einem neuen, besonderen Verhältnis zu Jesus Christus begreifen: Nicht nur nach dem Vorbild Jesu Christi zu leben, sondern das ganze Dasein als In-Christus-Sein zu verstehen.
Durch die feierliche „Ermahnung in Christus“ wird der darauffolgende Hymnus einerseits vorbereitet, andererseits wird die Mahnung des Apostels durch das Lied christologisch begründet. Wenn die Gemeinde eines Sinnes ist, in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig, dann deutet schon etwas auf von der großen Freude, die Gott am Ende der Zeiten schenkt ( ... macht meine Freude dadurch vollkommen, ...).
Das Christuslied selbst läßt zwei Teile erkennen: Die Erniedrigungsaussagen (Verse 6-8), in denen Christus der Handelnde ist, und die Erhöhungsaussagen (Verse 9-11); hier ist Gott der Handelnde. Der ganze Hymnus ist geprägt vom Stilmittel des Parallelismus. Die Verse 6 und 7 stehen einander gegenüber als These und Antithese: Er, der sich in der Daseinsweise Gottes befand, nahm Sklavendasein an; der nicht mit aller Macht daran festhielt, Gott gleich zu sein, entäußerte sich. Das gleiche gilt für die Verse 8 und 9: Er, der sich selbst erniedrigt hat, wird von Gott erhöht – und die Verse 7cd und 10: Der den Menschen völlig gleich gewordene wird vom ganzen Kosmos geehrt.
Der Hymnus endet mit der Proklamation: Jesus Christus ist der Herr! Der Name Jesus, der noch einmal an sein Menschsein erinnert, ist zugleich der Hoheitstitel. Aus dem ganzen Abschnitt wird klar: Kultische Verehrung, Bekenntnis des Glaubens und Leben aus seiner Gesinnung gehören zusammen. Durch alle Lebensvollzüge der Gemeinde wird Christus bekannt und geehrt, und durch ihn Gott der Vater.
De Hymnus ist geprägt von der Dynamik der Kenosis, der Entäußerung Christi. Gott geht für uns bis ins Letzte hinunter. Am Kreuz aber ist der Wendepunkt - der Aufstieg Jesu Christi nimmt dort seinen Anfang bis zum Lobpreis und dem Bekenntnis aller Geschöpflichkeit.
Der Text des Apostels Paulus steht im Rahmen eines großen Zuspruchs an die Gemeinde (Phil 1,27 - 2,18). In diesen Brief läßt Paulus einen Hymnus (die heutige Lesung) einfließen, der wohl bereits den Urchristen bekannt war und auch liturgisch verwendet wurde.
Der Text (oder das Lied) hat zwei Strophen, die mit schöner Linienführung den "Weg des Christus" zeichnen. Im Mittelpunkt steht die Botschaft vom Kreuz. Sie gibt dem Leben des Christen Mitte und Ziel; für die Christen bedeutet das Kreuz Hoffnung und Heil.
Am Beginn versucht er das Unsagliche auszusprechen. Im 2. Teil tritt Gott selbst auf den Plan. Gott selbst ist jetzt der Handelnde.
Der Schluß des Liedes endet mit dem Ruhme Gott-Vaters. Mit der Erwähnung des Vatergottes wird der Gemeinde im Hymnus gegenwärtig, daß sie zu Gott Vater, Abba (vgl. Röm 8,15) sprechen dürfen.
Ruf vor der Passion - Phil 2,8b-9
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! – Kv
Christus war für uns gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
Passion - Mt 26,14 - 27,66
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Matthäus.
Die Vereinbarung des Judas mit den Hohepriestern
Einer der Zwölf namens Judas Iskariot
ging zu den Hohepriestern
und sagte:
Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere?
Und sie boten ihm dreißig Silberstücke.
Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.
Die Vorbereitung des Paschamahls
Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote
gingen die Jünger zu Jesus
und fragten:
Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
Er antwortete:
Geht in die Stadt zu dem und dem
und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen:
Meine Zeit ist da;
bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern.
Die Jünger taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte,
und bereiteten das Paschamahl vor.
Das Mahl
Als es Abend wurde,
begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch.
Und während sie aßen, sprach er:
Amen, ich sage euch:
Einer von euch wird mich ausliefern.
Da wurden sie sehr traurig
und einer nach dem andern fragte ihn:
Bin ich es etwa, Herr?
Er antwortete:
Der die Hand mit mir in die Schüssel eintunkt,
wird mich ausliefern.
Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen,
wie die Schrift über ihn sagt.
Doch weh dem Menschen,
durch den der Menschensohn ausgeliefert wird!
Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
Da fragte Judas, der ihn auslieferte:
Bin ich es etwa, Rabbi?
Jesus antwortete:
Du sagst es.
Während des Mahls nahm Jesus das Brot
und sprach den Lobpreis;
dann brach er das Brot,
reichte es den Jüngern und sagte:
Nehmt und esst;
das ist mein Leib.
Dann nahm er den Kelch,
sprach das Dankgebet,
gab ihn den Jüngern
und sagte:
Trinkt alle daraus;
das ist mein Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.
Ich sage euch:
Von jetzt an
werde ich nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken,
bis zu dem Tag,
an dem ich mit euch von Neuem davon trinke
im Reich meines Vaters.
Die Ankündigung der Verleugnung
Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.
Da sagte Jesus zu ihnen:
Ihr alle werdet in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen;
denn in der Schrift steht:
Ich werde den Hirten erschlagen,
dann werden sich die Schafe der Herde zerstreuen.
Aber nach meiner Auferstehung
werde ich euch nach Galiläa vorausgehen.
Petrus erwiderte ihm:
Und wenn alle an dir Anstoß nehmen -
ich werde niemals an dir Anstoß nehmen!
Jesus sagte zu ihm:
Amen, ich sage dir:
In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen.
Da sagte Petrus zu ihm:
Und wenn ich mit dir sterben müsste -
ich werde dich nie verleugnen.
Das Gleiche sagten auch alle Jünger.
Das Gebet in Getsemani
Darauf kam Jesus mit ihnen zu einem Grundstück,
das man Getsemani nennt,
und sagte zu den Jüngern:
Setzt euch hier,
während ich dorthin gehe und bete!
Und er nahm Petrus
und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich.
Da ergriff ihn Traurigkeit und Angst
und er sagte zu ihnen:
Meine Seele ist zu Tode betrübt.
Bleibt hier und wacht mit mir!
Und er ging ein Stück weiter,
warf sich auf sein Gesicht
und betete:
Mein Vater, wenn es möglich ist,
gehe dieser Kelch an mir vorüber.
Aber nicht wie ich will,
sondern wie du willst.
Und er ging zu den Jüngern zurück
und fand sie schlafend.
Da sagte er zu Petrus:
Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen?
Wacht und betet,
damit ihr nicht in Versuchung geratet!
Der Geist ist willig,
aber das Fleisch ist schwach.
Wieder ging er weg, zum zweiten Mal,
und betete:
Mein Vater,
wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann,
ohne dass ich ihn trinke,
geschehe dein Wille.
Als er zurückkam,
fand er sie wieder schlafend,
denn die Augen waren ihnen zugefallen.
Und er ließ sie, ging wieder weg
und betete zum dritten Mal mit den gleichen Worten.
Danach kehrte er zu den Jüngern zurück
und sagte zu ihnen:
Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus?
Siehe, die Stunde ist gekommen
und der Menschensohn
wird in die Hände von Sündern ausgeliefert.
Steht auf,
wir wollen gehen!
Siehe, der mich ausliefert, ist da.
Die Gefangennahme Jesu
Noch während er redete,
siehe, da kam Judas, einer der Zwölf,
mit einer großen Schar von Männern,
die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren;
sie waren von den Hohepriestern
und den Ältesten des Volkes geschickt worden.
Der ihn auslieferte, hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart
und gesagt:
Der, den ich küssen werde, der ist es;
nehmt ihn fest!
Sogleich ging er auf Jesus zu
und sagte:
Sei gegrüßt, Rabbi!
Und er küsste ihn.
Jesus erwiderte ihm:
Freund, dazu bist du gekommen?
Da gingen sie auf Jesus zu,
ergriffen ihn
und nahmen ihn fest.
Und siehe, einer von den Begleitern Jesu
streckte die Hand aus,
zog sein Schwert,
schlug auf den Diener des Hohepriesters ein
und hieb ihm ein Ohr ab.
Da sagte Jesus zu ihm:
Steck dein Schwert in die Scheide;
denn alle, die zum Schwert greifen,
werden durch das Schwert umkommen.
Oder glaubst du nicht,
mein Vater
würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken,
wenn ich ihn darum bitte?
Wie würden dann aber die Schriften erfüllt,
dass es so geschehen muss?
In jener Stunde sagte Jesus zu den Männern:
Wie gegen einen Räuber
seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen,
um mich festzunehmen.
Tag für Tag saß ich im Tempel
und lehrte und ihr habt mich nicht verhaftet.
Das alles aber ist geschehen,
damit die Schriften der Propheten in Erfüllung gehen.
Da verließen ihn alle Jünger und flohen.
Das Bekenntnis Jesu vor dem Hohen Rat
Nach der Verhaftung
führte man Jesus zum Hohepriester Kajaphas,
bei dem sich die Schriftgelehrten und die Ältesten
versammelt hatten.
Petrus folgte Jesus von Weitem
bis zum Hof des Hohepriesters;
er ging in den Hof hinein
und setzte sich zu den Dienern,
um zu sehen, wie alles ausgehen würde.
Die Hohepriester und der ganze Hohe Rat
bemühten sich um falsche Zeugenaussagen gegen Jesus,
um ihn zum Tod verurteilen zu können.
Sie fanden aber nichts,
obwohl viele falsche Zeugen auftraten.
Zuletzt kamen zwei Männer
und behaupteten:
Er hat gesagt:
Ich kann den Tempel Gottes niederreißen
und in drei Tagen wieder aufbauen.
Da stand der Hohepriester auf
und fragte Jesus:
Willst du nichts sagen
zu dem, was diese Leute gegen dich vorbringen?
Jesus aber schwieg.
Darauf sagte der Hohepriester zu ihm:
Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott,
sag uns: Bist du der Christus, der Sohn Gottes?
Jesus antwortete:
Du hast es gesagt.
Doch ich erkläre euch:
Von nun an werdet ihr den Menschensohn
zur Rechten der Macht sitzen
und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.
Da zerriss der Hohepriester sein Gewand
und rief:
Er hat Gott gelästert!
Wozu brauchen wir noch Zeugen?
Jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört.
Was ist eure Meinung?
Sie antworteten:
Er ist des Todes schuldig.
Dann spuckten sie ihm ins Gesicht
und schlugen ihn.
Andere ohrfeigten ihn
und riefen:
Messias, du bist doch ein Prophet,
sag uns: Wer hat dich geschlagen?
Die Verleugnung des Petrus
Petrus aber saß draußen im Hof.
Da trat eine Magd zu ihm
und sagte:
Auch du warst mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen.
Doch er leugnete es vor allen
und sagte:
Ich weiß nicht, wovon du redest.
Und als er zum Tor hinausgehen wollte,
sah ihn eine andere Magd
und sagte zu denen, die dort standen:
Der war mit Jesus dem Nazoräer zusammen.
Wieder leugnete er
und schwor:
Ich kenne den Menschen nicht.
Wenig später kamen die Leute, die dort standen,
und sagten zu Petrus:
Wirklich, auch du gehörst zu ihnen,
deine Mundart verrät dich.
Da fing er an zu fluchen
und zu schwören:
Ich kenne den Menschen nicht.
Gleich darauf krähte ein Hahn
und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus gesagt hatte:
Ehe der Hahn kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen.
Und er ging hinaus
und weinte bitterlich.
Die Übergabe an Pilatus
Als es Morgen wurde,
fassten die Hohepriester und die Ältesten des Volkes
gemeinsam den Beschluss, Jesus hinrichten zu lassen.
Sie ließen ihn fesseln und abführen
und lieferten ihn dem Statthalter Pilatus aus.
Das Ende des Judas
Als nun Judas, der ihn ausgeliefert hatte,
sah, dass Jesus verurteilt war,
reute ihn seine Tat.
Er brachte den Hohepriestern und den Ältesten
die dreißig Silberstücke zurück
und sagte:
Ich habe gesündigt,
ich habe unschuldiges Blut ausgeliefert.
Sie antworteten:
Was geht das uns an?
Das ist deine Sache.
Da warf er die Silberstücke in den Tempel;
dann ging er weg
und erhängte sich.
Die Hohepriester nahmen die Silberstücke
und sagten:
Man darf das Geld nicht in den Tempelschatz tun;
denn es klebt Blut daran.
Und sie beschlossen, von dem Geld den Töpferacker zu kaufen
als Begräbnisplatz für die Fremden.
Deshalb heißt dieser Acker bis heute Blutacker.
So erfüllte sich,
was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist:
Sie nahmen die dreißig Silberstücke
- das ist der Preis, den er den Israeliten wert war -
und kauften für das Geld den Töpferacker,
wie mir der Herr befohlen hatte.
Das Verhör vor Pilatus
Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser:
Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete:
Du sagst es.
Als aber die Hohepriester und die Ältesten ihn anklagten,
gab er keine Antwort.
Da sagte Pilatus zu ihm:
Hörst du nicht, was sie dir alles vorwerfen?
Er aber antwortete ihm auf keine einzige Frage,
sodass der Statthalter sehr verwundert war.
Jeweils zum Fest
pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen,
den das Volk verlangte.
Damals war gerade ein berüchtigter Mann
namens Jesus Bárabbas im Gefängnis.
Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war:
Was wollt ihr?
Wen soll ich freilassen,
Bárabbas oder Jesus, den man den Christus nennt?
Er wusste nämlich,
dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte. '
Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß,
sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen:
Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten!
Ich habe heute seinetwegen im Traum viel gelitten.
Inzwischen
überredeten die Hohepriester und die Ältesten die Menge,
die Freilassung des Barabbas zu fordern,
Jesus aber hinrichten zu lassen.
Der Statthalter fragte sie:
Wen von beiden soll ich freilassen?
Sie riefen:
Bárabbas!
Pilatus sagte zu ihnen:
Was soll ich dann mit Jesus tun,
den man den Christus nennt?
Da antworteten sie alle:
Ans Kreuz mit ihm!
Er erwiderte:
Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?
Sie aber schrien noch lauter:
Ans Kreuz mit ihm!
Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte,
sondern dass der Tumult immer größer wurde,
ließ er Wasser bringen,
wusch sich vor allen Leuten die Hände
und sagte:
Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen.
Das ist eure Sache!
Da rief das ganze Volk:
Sein Blut - über uns und unsere Kinder!
Darauf ließ er Barabbas frei,
Jesus aber ließ er geißeln
und lieferte ihn aus zur Kreuzigung.
Die Verspottung Jesu durch die römischen Soldaten
Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus,
führten ihn in das Prätorium
und versammelten die ganze Kohorte um ihn.
Sie zogen ihn aus
und legten ihm einen purpurroten Mantel um.
Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen;
den setzten sie ihm auf das Haupt
und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand.
fielen vor ihm auf die Knie
und verhöhnten ihn, indem sie riefen:
Sei gegrüßt, König der Juden!
Und sie spuckten ihn an,
nahmen ihm den Stock wieder weg
und schlugen damit auf seinen Kopf.
Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten,
nahmen sie ihm den Mantel ab
und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.
Kreuzweg und Kreuzigung
Dann führten sie Jesus hinaus,
um ihn zu kreuzigen.
Auf dem Weg trafen sie einen Mann aus Kyrene
namens Simon;
ihn zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.
So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird,
das heißt Schädelhöhe.
Und sie gaben ihm Wein zu trinken,
der mit Galle vermischt war;
als er aber davon gekostet hatte,
wollte er ihn nicht trinken.
Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten,
verteilten sie seine Kleider,
indem sie das Los über sie warfen.
Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn dort.
Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht,
die seine Schuld angab:
Das ist Jesus, der König der Juden.
Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt,
der eine rechts von ihm, der andere links.
Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn,
schüttelten den Kopf
und riefen:
Du willst den Tempel niederreißen
und in drei Tagen wieder aufbauen?
Wenn du Gottes Sohn bist,
rette dich selbst
und steig herab vom Kreuz!
Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester,
die Schriftgelehrten und die Ältesten
und sagten:
Andere hat er gerettet,
sich selbst kann er nicht retten.
Er ist doch der König von Israel!
Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen,
dann werden wir an ihn glauben.
Er hat auf Gott vertraut,
der soll ihn jetzt retten, wenn er an ihm Gefallen hat;
er hat doch gesagt: Ich bin Gottes Sohn.
Ebenso beschimpften ihn die beiden Räuber,
die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden.
Der Tod Jesu
Von der sechsten Stunde an war Finsternis
über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde.
Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme:
Eli, Eli,
lema sabachtani?,
das heißt:
ein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten,
sagten:
Er ruft nach Elija.
Sogleich lief einer von ihnen hin,
tauchte einen Schwamm in Essig,
steckte ihn auf ein Rohr
und gab Jesus zu trinken.
Die anderen aber sagten:
Lass,
wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft.
Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme.
Dann hauchte er den Geist aus.
(Hier knien alle zu einer kurzen Gebetsstille nieder.)
Und siehe,
der Vorhang riss im Tempel von oben bis unten entzwei.
Die Erde bebte
und die Felsen spalteten sich.
Die Gräber öffneten sich
und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren,
wurden auferweckt.
Nach der Auferstehung Jesu verließen sie ihre Gräber,
kamen in die Heilige Stadt
und erschienen vielen.
Als der Hauptmann
und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten,
das Erdbeben bemerkten
und sahen, was geschah,
erschraken sie sehr
und sagten:
Wahrhaftig, Gottes Sohn war dieser!
Auch viele Frauen waren dort
und sahen von Weitem zu;
sie waren Jesus von Galiläa aus nachgefolgt
und hatten ihm gedient.
Zu ihnen gehörten Maria aus Magdala,
Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef,
und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
Das Begräbnis Jesu
Gegen Abend
kam ein reicher Mann aus Arimathäa namens Josef;
auch er war ein Jünger Jesu.
Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu.
Da befahl Pilatus, ihm den Leichnam zu überlassen.
Josef nahm den Leichnam
und hüllte ihn in ein reines Leinentuch.
Dann legte er ihn in ein neues Grab,
das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen.
Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes
und ging weg.
Auch Maria aus Magdala und die andere Maria waren dort;
sie saßen dem Grab gegenüber.
Die Bewachung des Grabes
Am nächsten Tag
gingen die Hohepriester und die Pharisäer
gemeinsam zu Pilatus;
es war der Tag nach dem Rüsttag.
Sie sagten:
Herr, es fiel uns ein,
dass dieser Betrüger,
als er noch lebte, behauptet hat:
Ich werde nach drei Tagen auferstehen.
Gib also den Befehl,
dass das Grab bis zum dritten Tag bewacht wird!
Sonst könnten seine Jünger kommen,
ihn stehlen
und dem Volk sagen:
Er ist von den Toten auferstanden.
Und dieser letzte Betrug wäre noch schlimmer
als alles zuvor.
Pilatus antwortete ihnen:
Ihr sollt eine Wache haben.
Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt!
Darauf gingen sie, um das Grab zu sichern.
Sie versiegelten den Eingang
und ließen die Wache dort.
Passion (Kurzfassung) - Mt 27,11-54
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Matthäus.
Das Verhör vor Pilatus
Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser:
Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete:
Du sagst es.
Als aber die Hohepriester und die Ältesten ihn anklagten,
gab er keine Antwort.
Da sagte Pilatus zu ihm:
Hörst du nicht, was sie dir alles vorwerfen?
Er aber antwortete ihm auf keine einzige Frage,
sodass der Statthalter sehr verwundert war.
Jeweils zum Fest
pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen,
den das Volk verlangte.
Damals war gerade ein berüchtigter Mann
namens Jesus Bárabbas im Gefängnis.
Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war:
Was wollt ihr?
Wen soll ich freilassen,
Bárabbas oder Jesus, den man den Christus nennt?
Er wusste nämlich,
dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte. '
Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß,
sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen:
Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten!
Ich habe heute seinetwegen im Traum viel gelitten.
Inzwischen
überredeten die Hohepriester und die Ältesten die Menge,
die Freilassung des Barabbas zu fordern,
Jesus aber hinrichten zu lassen.
Der Statthalter fragte sie:
Wen von beiden soll ich freilassen?
Sie riefen:
Bárabbas!
Pilatus sagte zu ihnen:
Was soll ich dann mit Jesus tun,
den man den Christus nennt?
Da antworteten sie alle:
Ans Kreuz mit ihm!
Er erwiderte:
Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?
Sie aber schrien noch lauter:
Ans Kreuz mit ihm!
Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte,
sondern dass der Tumult immer größer wurde,
ließ er Wasser bringen,
wusch sich vor allen Leuten die Hände
und sagte:
Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen.
Das ist eure Sache!
Da rief das ganze Volk:
Sein Blut - über uns und unsere Kinder!
Darauf ließ er Barabbas frei,
Jesus aber ließ er geißeln
und lieferte ihn aus zur Kreuzigung.
Die Verspottung Jesu durch die römischen Soldaten
Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus,
führten ihn in das Prätorium
und versammelten die ganze Kohorte um ihn.
Sie zogen ihn aus
und legten ihm einen purpurroten Mantel um.
Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen;
den setzten sie ihm auf das Haupt
und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand.
fielen vor ihm auf die Knie
und verhöhnten ihn, indem sie riefen:
Sei gegrüßt, König der Juden!
Und sie spuckten ihn an,
nahmen ihm den Stock wieder weg
nd schlugen damit auf seinen Kopf.
Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten,
nahmen sie ihm den Mantel ab
und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.
Kreuzweg und Kreuzigung
Dann führten sie Jesus hinaus,
um ihn zu kreuzigen.
Auf dem Weg trafen sie einen Mann aus Kyrene
namens Simon;
ihn zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.
So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird,
das heißt Schädelhöhe.
Und sie gaben ihm Wein zu trinken,
der mit Galle vermischt war;
als er aber davon gekostet hatte,
wollte er ihn nicht trinken.
Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten,
verteilten sie seine Kleider,
indem sie das Los über sie warfen.
Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn dort.
Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht,
die seine Schuld angab:
Das ist Jesus, der König der Juden.
Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt,
der eine rechts von ihm, der andere links.
Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn,
chüttelten den Kopf
und riefen:
Du willst den Tempel niederreißen
und in drei Tagen wieder aufbauen?
Wenn du Gottes Sohn bist,
rette dich selbst
und steig herab vom Kreuz!
Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester,
die Schriftgelehrten und die Ältesten
und sagten:
Andere hat er gerettet,
sich selbst kann er nicht retten.
Er ist doch der König von Israel!
Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen,
dann werden wir an ihn glauben.
Er hat auf Gott vertraut,
der soll ihn jetzt retten, wenn er an ihm Gefallen hat;
er hat doch gesagt: Ich bin Gottes Sohn.
Ebenso beschimpften ihn die beiden Räuber,
die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden.
Der Tod Jesu
Von der sechsten Stunde an war Finsternis
über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde.
Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme:
Eli, Eli,
lema sabachtani?,
das heißt:
ein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten,
sagten:
Er ruft nach Elija.
Sogleich lief einer von ihnen hin,
tauchte einen Schwamm in Essig,
steckte ihn auf ein Rohr
und gab Jesus zu trinken.
Die anderen aber sagten:
Lass,
wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft.
Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme.
Dann hauchte er den Geist aus.
(Hier knien alle zu einer kurzen Gebetsstille nieder.)
Und siehe,
der Vorhang riss im Tempel von oben bis unten entzwei.
Die Erde bebte
und die Felsen spalteten sich.
Die Gräber öffneten sich
und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren,
wurden auferweckt.
Nach der Auferstehung Jesu verließen sie ihre Gräber,
kamen in die Heilige Stadt
und erschienen vielen.
Als der Hauptmann
nd die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten,
das Erdbeben bemerkten
und sahen, was geschah,
erschraken sie sehr
und sagten:
Wahrhaftig, Gottes Sohn war dieser!
Palmsonntag
Heilige Woche
Mit dem Palmsonntag treten wir in die wichtigste Woche des Kirchenjahres, die Heilige Woche ein. Gründonnerstag - Karfreitag - Karsamstag – Ostern. In dieser Woche feiern wir das ganze Geheimnis des Glaubens, lassen wir in unserem Herzen die entscheidenden Heilstaten Jesu Christi vorüberziehen und begeben uns so in dieses Heil hinein. Der Palmsonntag ist das Eingangstor zur Passion Christi, durch die er uns seine ganze Liebe zeigt und uns erlöst von all unserem Leid und Versagen und Tod.
Zweimal hören wir im Kirchenjahr die Passionsgeschichte, am Palmsonntag und am Karfreitag. Am Palmsonntag hören wir zusätzlich zu Beginn das Evangelium vom Einzug Jesu nach Jerusalem. Das ganze Leben Jesu läuft als Lebensreise auf Jerusalem zu. Jenseits der Ränder und an der Peripherie bis hin zur Mitte des eigenen Glaubens ist er gegangen, um das Heil und die grenzenlose Liebe seines und unseres Vaters zu verkünden in Wort und Tat. Der Herr hat auf diesem Weg unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Einerseits begeisterte Aufnahme und tiefe Dankbarkeit aber auch Kritik, Ablehnung und Hass. Das Ziel seines Lebensweges hat er nie aus dem Sinn und dem Herzen verloren. Im Zentrum des Glaubens und Lebens, hat er seine Aufgabe, uns bis zum Äußersten zu lieben, zu erfüllen.
Zwei kleine Aspekte möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben und Sie einladen, diese in Ihrem Herzen zu erwägen.
Einzug in Jerusalem
Im Evangelium des Palmsonntags hören wir, dass Jesus auf einem Esel reitet und in Jerusalem einzieht. Der Esel ist das Tier armer Leute. Jesus hat ihn ausgewählt, weil er nicht wie ein Herrscher in Jerusalem einmarschiert, sondern demütig und bescheiden. Gott stülpt uns seine Liebe nicht einfach über, sondern er bietet uns seine Freundschaft in aller Freiheit und Offenheit an.
In der heutigen Zeit wird oft die Gesprächskultur beklagt. Von Jesu können wir eine achtsame Kommunikation lernen. Jesus fragt nach, hört zu und trifft dann eine faire Entscheidung. Meistens geschieht in der Begegnung mit ihm das Wunder der Heilung. Wenn wir uns auf das Leben Jesu einlassen, wenn wir demütig sind, werden uns immer wieder die Wunder des Glaubens aus jeder Enge herausführen und wir werden die Seligkeit Christi empfangen.
Zugleich ist der Esel das Tier, das die friedliche Absicht des Herrn unterstreicht. Niemand zieht mit einem Esel in die Schlacht, sondern mit einem Pferd. Jesus war im letzten friedlich und wehrlos. Angesichts der vielen Kriege fällt es mir schwer, die Botschaft der göttlichen Wehrlosigkeit zu verstehen und zu verkünden. Ich bin für das Selbstverteidigungsrecht des einzelnen wie eines Volkes. Dennoch bleibt der Stachel, den Jesus in uns eingepflanzt hat, dass Gewalt nie den Frieden bringt. Vor und nach aller Gewalt, muss die Versöhnung beginnen, muss alles unternommen werden, damit Krieg ausgeschlossen werden kann. Versuchen wir uns auf den Frieden Gottes einzulassen. Befrieden und bezähmen wir unsere Wut und Boshaftigkeit.
Leiden und Sterben Jesu
Nachher hören wir die Passion nach Matthäus. Meistens wird sie durch verschiedene Sprecher vorgetragen. Betrachten Sie die verschieden Rollen und fragen sie sich, wer sie sind. Opfer, Täter, Retter? Auf wen in der Passion können Sie sich gut einlassen und auf wen nicht? Wie stehe ich zu Jesus? Welchen Platz räume ich ihm ein? Jesus geht für uns alle diesen Weg und er ermutigt uns, ihm nachzufolgen. So ist unser Lebensweg auch ein Lichtweg. Wer wir auch sind, Jesus liebt uns. In dieser Liebe wird uns Frieden und Freiheit geschenkt. Diese Liebe ermöglicht immer wieder neu anzufangen.
Höhepunkte
Palmsonntagsstimmung
Eine sehr eigenartige, widersprüchliche Stimmung heute. Der Weg von Kafarnaum nach Jerusalem geht zu Ende. Die Volksmenge bereitet Jesus einen großen Empfang. „Hoch soll er leben, wir erwarten dich!“ Die Erwartungen sind aber falsch. Was erwarteten die Menschen damals? Die Befreiung aus der römischen Unterdrückung. „Messias“ damals ein eher politischer als christologischer Begriff. So schlägt dieses „Hosianna“ dann auch um ins „cruci figere!“, „Ans Kreuz mit ihm!“
Das ist doch heute genauso. Eine Führungsposition wird ausgeschrieben. Jemand bewirbt sich oder - was auch vorkommt - wird hineingedrängt, überredet, einen Posten anzunehmen, dazu noch mit Komplimenten und zuckersüßen Worten ausgestattet, mit vielen Vorschusslorbeeren. Dann werden die Erwartungen enttäuscht, zuerst Unmut, Stirnrunzeln, heimlich geballte Fäuste, dann weg mit ihm, weg mit ihr. Das kann man in den sozialen Medien, in den Printmedien verfolgen, geht hinein bis an den Arbeitsplatz und weiter in familiäre Beziehungen. „Ich bin enttäuscht von dir, ich kann dich nicht mehr sehen!“
Aus dem „Hosianna“ wird dann übersetzt: „So hilf doch!“ - Wem soll geholfen werden? All jenen, die unter der Last des Lebens schwer zu leiden haben, wo die Not zum Himmel schreit, aber auch dort, wo die Menschen ihre Tränen nur mühsam zurückhalten können, sie mühsam zu verbergen suchen. Eigentlich betrifft das jeden von uns.
Palmsonntagswirklichkeit
Dann aber das Anliegen des Palmsonntags: „Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig und reitet auf einer Eselin. Er ist gerecht und hilft.“ (Sacharja 9,9).
Die Lesungen zeigen, wie das geschehen soll. In der ersten Lesung hörten wir vom Widerstand gegen das Böse, ohne selbst gewalttätig zu werden. All das Böse, Anfeindungen etc. nimmt er auf sich. Aus der Sicht des Menschen unverständlich. Was Menschen aushalten müssen, wird hier in Bildern dargestellt: verbale und physische Gewalt, stattdessen sollten wir beachten: „Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen. Öffne deinen Mund und richte gerecht.“ (Sprichw 31,8).
Das passt wohl nicht in die innerweltliche Logik, dort schlägt man physisch und verbal zurück. Menschen müssen einiges aushalten an Demütigungen. Stattdessen sollen wir das aufmunternde Wort finden. Dann heißt es auch: „Das Gesicht wie Kiesel hartmachen“, das würde mentale Stärke bedeuten. In 2 Kor 12,4 liest man: „Wenn ich schwach bin,bin ich stark.“ Es zeigt sowohl von großer Stärke, Schmähungen, Demütigungen aller Art gewaltlos hinzunehmen als Vergeltung durch Rache „auszugleichen“. Das ist schwer zu verstehen und kostet viel Mühe, die sich aber lohnt.
Dann hören wir im Philipperbrief von der „Entäußerung“ Jesu. Hier kommt die Zwei Naturen-Lehre gut zum Ausdruck, weil gezeigt wird, wie Jesus als wahrer Mensch den Auftrag seines Vaters schrittweise erfüllt. Er erleidet alle Demütigungen, Anfeindungen, Spott bis hin zu seinem Tod. Entäußerung meint auch hinabsteigen in tiefste menschliche Demütigungen, auch in unser Innerstes, wo wir vom Bösen nicht verschont bleiben, was ja auch im Glaubensbekenntnis angedeutet wird: „Hinabgestiegen in das Reich des Todes.“ Wenn wir Bosheiten, Intrigen aller Art erleben, hört wir oft den Ausspruch: „Tiefer geht´s nimmer!“ Schließlich hat Gott Jesus „erhöht“, Gott erweckt Jesus. „»Jesus Christus ist der Herr« - zur Ehre Gottes, des Vaters."
Ver-rücktes wird zurechtgerückt
Das Evangelium macht uns bewusst, dass Gott durch Jesus, durch sein Sterben und seine Auferstehung und seine Liebe zurechtrückt, was in unserem Leben ver-rückt ist. Das nennen wir Gerechtigkeit. Diese setzt Wahrheit voraus. „Gerechtigkeit und Treue küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor.“ (Ps 85,11. 12).
Jesu Friedfertigkeit kommt dadurch zum Ausdruck, dass er auf einem Esel einreitet, nicht hoch zu Ross. Der Esel als Lasttier trägt eine königliche Last mit all unseren Mühen und Beschwerden, die Jesus auf sich nimmt, auch um den Frieden zu ermöglichen. Friede bedeutet nicht vorgetäuschte Harmonie, das wäre Heuchelei, sondern Frieden mit sich selbst, den Mitmenschen, Frieden mit der Umwelt, mit der Natur. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ wird nach Jesu Tod der Auferstandene seinen Jüngern und uns verkünden.
So wünsche ich Ihnen eine gesegnete, heilige Woche mit dem Blick in eine andere Welt, hin zum ewigen Jetzt, ein Tag des Lichts, der jetzt hier auf Erden schon begonnen hat.
Lebenswege, Gottes Wege
Wege brauchen Namen
Menschen sind unterwegs in ihrem Leben. Die Straßen, die Wege die sie nehmen, einschlagen, sind so vielfältig wie die Menschen, die sie begehen. Wir nähern uns sich bei jedem Schritt einer neuen Situation, einer neuen Lebensmöglichkeit.
Was sind die Namen dieser Lebensstraßen? Können sie überhaupt benannt werden, wie die Straßen, der Plätze, die Wege, wo wir wohnen? Es wäre ein sinnerfülltes, wegweisendes Projekt, die Lebensstraßen, die wir schon gegangen sind, dir wir gehen möchten, weil dort unsere Zukunft liegt, einen Namen zu geben. Sowohl die Rückschau, wie auch die Vorschau würden auf einmal viele „Gesichter“ bekommen.
Es tut sich was
Viel tut sich im heutigen Evangelium auf den Straßen vor der Stadt Jerusalem an den Tagen vor dem Pessachfest, dem großen Wallfahrtsfest. Jesus und seine Freundesgruppe bewegen sich mit dem Pilgerstrom auf der Straße nach Jerusalem. Schon lange gehen sie gemeinsam auf Wegen zum Reich Gottes in aller Öffentlichkeit. Geographisch gesehen sind sie dabei von Galiläa aus bis nach Judäa, nach Jerusalem gekommen.
Welche Erinnerungen, welche Spuren aus der Vergangenheit haben sie unterwegs mitgenommen?
Da gibt es einmal die Reich Gottes Erfahrungen mit Jesus, von denen sie nicht reden sollten; dann die Heilungsgeschichten, die zeigen, wie Leben neue Gesichter bekommt, die einen Neuanfang ermöglichten. Und vieles mehr, was sie mit diesem Wanderprediger, Jesus von Nazareth, verbindet, haben sie auf ihrem persönlichen »Jesusweg«, Pilgerweg mit Jesus mitgenommen.
Was davon gab ihrem Unterwegssein Kraft und Ausdauer, der Botschaft Jesu vom Reich Gottes zu folgen?
Das soll sich zeigen, aber noch ist es nicht so weit. Eben stehen sie erst vor den Toren der Stadt Jerusalem. Hinter den Mauern der Stadt liegen Wege, die von religiösen und politischen Strukturen der Macht geplant, organisiert wurden und werden. Sie kennen diese Wege von früheren Besuchen, sie sind ihnen, Jesus und seinen Jünger und Jüngerinnen, vertraut. Doch zugleich sind sie eine Bedrohung, eine Gefahr, sich in diesem Machtraum der Stadt Jerusalem zu bewegen.
Ohnmacht begegnet Macht
Aber noch sind sie nicht auf diesen Wegen der Stadt unterwegs. Erst muss einiges getan werden, denn Jesus kommt „nicht hoch zu Ross“, er „setzt“ auf einen Esel, auf ein Eselfohlen! Sehr ungewöhnlich, um in diese Stadt, die gezeichnet ist von Machtstrukturen, Fuß zu fassen, sich zu bewegen, sich zu zeigen. Aber, so wie es Jesus sagt, geschieht es auch. Das Eselfohlen wird herbeigebracht, damit Jesus darauf in die Stadt reiten kann.
Was nun geschieht ist ein Zusammenprall von Realität und messianischen Glaubenserwartungen. Noch geht es gut. Jesus, der Wege der Gewaltlosigkeit, der Gerechtigkeit, des Reich Gottes geht, wird als Segen, Hilfe gegen die herrschende politische Macht gesehen, und der Jubel gilt ihm. Nein, nicht ihm gilt der Jubel, sondern einer Sehnsucht der Menschen auf der Straße, dass der davidische Messias endlich da ist, wie die Schriften erzählen: "Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns über ihn freuen. Ach, Herr, bring doch Rettung! Ach, Herr, gib doch Gelingen! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!" (Ps 118,24-26).
Diese Erwartung der Leute, die dabei waren und jubelnd auf dem Weg in die Stadt ihrem vermeintlichen Retter vorher gingen, war zum Scheitern verurteilt, denn hier begegnet die Ohnmacht der Macht, die Gerechtigkeit der Ungerechtigkeit, das Reich Gottes der Gewalt.
Wege der Gerechtigkeit, der Gewaltlosigkeit
Das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem regt uns zum Weiterdenken, zur Neuorientierung an. Es zeigt auf, wie Lebenswege sich verändern können, wenn Menschen - dazu gehören auch wir - der Spur Jesu folgen.
Dazu braucht es aber Wege, die nicht von Illusionen „gepflastert“ wurden, die nicht über „Köpfe“ anderer hinweg führen, die nicht Namen wie Weg des Stärkeren, Weg des Reichtums, Weg der Korruption… als Ziel angeben, sondern ganz einfach Wege, die persönlich wie auch gemeinsam der Botschaft vom Gottes Reich folgen. Macht, Gewalt, Dreinschlagen sind da fehl am Platz auf diesem Weg. Erfahrungen von einem sinnentleerten Miteinander, wo Vereinsamung, Egoismus und Nebeneinander die Lebenswege bis aufs Unerträgliche einengen, sind aufzubrechen. Sie rufen uns zu: Denkt weiter! Orientiert euch neu auf euren Lebenswegen!
Unterm Kreuz stehen
Triumphzug und Verrat
Jesu Einzug in Jerusalem: eine Szene voller Paradoxien. Es ist ein Triumphzug, der sich da abspielt: wie ein König reitet Jesus in Jerusalem sein, bejubelt, ganz oben auf der Erfolgswelle, gefeiert. Es ist ein guter Tag, so werden es die Jünger empfunden haben. Sie hatten Angst, nach Jerusalem zu gehen, und jetzt dieser Erfolg, dieser Jubel: wie ein König. Aber stimmt das auch? Wie ein König? Jesus reitet auf einem Eselsfüllen. Er ist kein König in Prunk und Pracht. Er ist eher ein Antikönig. Und dennoch: es sieht so aus, als hätte er die Menge für sich. Seine Freunde, seine Anhänger, die Menge der Menschen: alle sind auf seiner Seite.
Aber dann: Im Garten Getsemani betet Jesus in Todesangst: lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Die Freunde, Petrus, Jakobus und Johannes, schlafen derweil. Das ist die Stelle in der Passion, die mich jedes Jahr am meisten berührt: die Freunde schlafen einfach, obwohl er sie bittet, wach zu bleiben.
Kurze Zeit drauf: ein Freund, Judas, verrät Jesus für 30 Silberlinge. Das ist für die Kindergarten- und Schulkinder immer am schwersten zu verstehen: so etwas tun Freunde nicht.
Und dann, wieder kurze Zeit später: der Freund, der hoch und heilig versprochen hat, mit Jesus ins Gefängnis und in den Tod zu gehen, er leugnet dreimal, Jesus überhaupt zu kennen.
Und die Menge: „Kreuzige ihn“ ist nun ihr Ruf. Der Tod am Kreuz: eine der schwersten Strafen für miese Verbrecher. Ganz unten ist er angekommen, dieser Jesus. Wer hoch steigt, kann auch tief fallen, steht am Ende nackt und bloß da, alleingelassen von allen, die seine Erfolge gefeiert haben. Am Kreuz stehen nur noch seine Mutter und sein Lieblingsjünger, die anderen sind verschwunden, verstecken sich, haben Angst um ihr eigenes Leben.
Zu Jesus stehen
In der Passion sind wir Jesus nach Golgatha gefolgt. Und nun? Stehen wir wirklich mit unterm Kreuz? Oder verstecken wir uns doch lieber, hinter Phrasen und wohlklingenden Worten…
Zu Jesus stehen heißt für mich: da zu sein für die Menschen, für die er da war. Für die, die auch ganz unten sind: alt und einsam, krank und verlassen, auf der Flucht, arm und verachtet.
Zu Jesus stehen heißt für mich: hinzuschauen: dahin, wo Menschen im Elend leben. Dahin, wo Menschen sterben, weil wir hier unseren Wohlstand sichern wollen. Immer wieder irren Schiffe durchs Mittelmeer, die Menschen vor dem Ertrinken gerettet haben – und nirgends anlegen dürfen. In Deutschland wird ernsthaft darüber diskutiert, ob man Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen soll, damit keiner mehr nachkommt. Das gleiche gilt für die Menschen, die in den Wäldern an Europas Ostgrenze versuchen, zu uns zu kommen: sie sterben an Frost und Krankheiten, halten ihre toten Kinder in den Arm, haben keine Chance: weil Europa sie nicht haben will.
Jesus hat keine anderen Hände als die unsrigen, dieses Wort kennen wir alle. Aber die Hände, die helfen könnten, die brauchen wir, um uns die Augen zuzuhalten, damit wir die Toten nicht sehen, um uns die Ohren zuzuhalten, damit wir die Schreie nicht hören.
Verstehen Sie mich nicht falsch: es geht mir nicht darum, dass Deutschland alle Flüchtlinge dieser Welt aufnehmen soll – da sind wir allerdings weit von weg. Es geht mir darum, die Menschen nicht ungesehen sterben zu lassen, sondern hinzusehen, dahin, wo Elend, Krieg und Ausweglosigkeit das Leben bestimmen. Und aufzustehen gegen die Unmenschlichkeit unserer Zeit, die das Sterbenlassen tatsächlich als eine Option sieht. Mit dem Finger auf das Elend der Welt zeigen. Hinschauen überall da, wo sonst keiner hinschaut. Den Mund aufmachen. Helfen, wo wir helfen können. Bei uns zuhause und überall in dieser Welt, je nach den Möglichkeiten, die wir haben. Egal, ob man uns dafür belächelt oder beschimpft. Dann, ja dann stehen wir mit unter dem Kreuz.
Der Einzug des Friedenskönigs
Eine spannende Geschichte
Wissen Sie, was eine Geschichte spannend macht, richtig spannend? Die Andeutungen…, die verspielten Ecken… , die versteckten Hinweise... Da muss man dann schon alle seine Sinne beieinander haben. - Voilà, hier ist sie, die spannende Geschichte!
Jesus zieht, in Kürze erzählt, nach Jerusalem ein. Merkwürdigerweise auf einem Esel. Untypisch. Untypisch für groß inszenierte und minutiöse vorbereitete „Einzüge“. Herren kommen hoch zu Ross! Esel sind was für Säcke!
Der Friede kommt auf einem Esel
Die Vorgeschichte lassen wir einmal. Jesu Jünger tun, was ihr Meister sagt. Sie gehen in das Dorf. Sie finden die Eselin. Sie finden auch das Fohlen. Und jetzt sind sie da – die Andeutung, die verspielte Ecke, der versteckte Hinweis. Wussten Sie, dass schon der Prophet Sacharja diese Szene im Blick hatte? Oder umgekehrt: dass der Evangelist in eine alte Geschichte schlüpft? Aber hören Sie selbst:
Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr,
und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer, arm,
und reitet auf einem Esel
und auf einem jungen Füllen der Eselin.
Denn ich will die Wagen abtun von Ephraim
und die Rosse von Jerusalem,
und der Streitbogen soll zerbrochen werden;
denn er wird Frieden lehren unter den Heiden;
und seine Herrschaft wird sein
von einem Meer bis ans andere
und vom Strom bis an der Welt Ende.…
(Sach. 9,9f.)
Noch einmal: Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Esel – denn ich, der Herr, will die Wagen abtun von Ephraim und die Rosse von Jerusalem. Jetzt wird der Esel zu einem Tier, das Glück bringt. Die Rosse bleiben im Stall. Die Panzer in der Garage. Und die Streitbögen sollen zerbrochen sein! Die Waffen schweigen. Es wird Frieden!
Entwaffnend
Das gehört zu dieser spannenden Geschichte, dass in wenigen Zügen die ganze Kriegsmaschinerie, die Herrenmenschmentalität und der Größenwahn auf der Strecke bleiben, mit Klamotten auf der Straße und Zweigen rechts und links. Es ist eine Szene, die entwaffnend ist! Die Menschen, die dabei sind, können ihre Oberkleider ablegen. Sie müssen sich nicht mehr schützen, sie müssen nicht mehr perfekt gekleidet sein, sie müssen sich auch nicht mehr voneinander abheben. Sie können etwas von sich abgeben! Und: auch der zerschlissene Rock, die löchrige Schürze, die wie Fremdkörper unter den besser Gekleideten auffielen, liegen jetzt Jesus zu Füßen. Geehrt, angenommen und gewürdigt. Im Staub des Weges bleiben auch Samt und Seide nicht unbeeindruckt. Schon gar nicht schön. In wie vielen Sätzen bekommt es Matthäus hin, eine ganze Welt auf den Kopf zu stellen? Nein, ein Satz reicht! „Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.“
Der Evangelist hat geradezu aus dem Vollen schöpfen können. Die Geschichte, die er erzählt, atmet tatsächlich große Geschichte. Die Geschichte Gottes mit Menschen. Während Menschen große Geschichten erzählen wollen, dabei auch zu Beschönigungen, Übertreibungen und Seitenhieben neigen, während Menschen Horrorszenarien in Worte und Bilder fassen, während Menschen in vielen Geschichten einfach untergehen, holt Gott Menschen da ab, wo sie gerade sind. Die Tochter Zion, die Stadt Jerusalem – tolle Namen! Aber die Menschen dort sind abgeschlagen, überrollt, ohne Zukunftsperspektiven. Hier lauert die Angst! „ Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel…“ »Trotz« aus dem Himmel, »Trotz« auf der Straße! Der Glaube ist ein trotzig unverzagt Ding!
Jesus zieht auch bei uns ein
Eigentlich wollte ich das Wort „Corona“ nicht in den Mund nehmen. Es ist „allmächtig“, „allgegenwärtig“ und „allwissend“ geworden. Aber Jesus zieht - auch - bei uns ein. Unsere Ängste, unser Unwissen, unsere Zerrissenheit kennt er. Er kommt zu uns – sein Weg nach Jerusalem ist ein Weg in das Leid, in den Tod. Er, der König, der Gerechte, der Helfer, ist einer von uns.
Übrigens: Es gibt hier eine kleine Übersetzungshürde. Ein Stolperstein. Nicht einmal zufällig. Der König ist gerecht, aber – und jetzt kommt’s - ihm muss geholfen werden! Das wirft ein neues Licht auf den „Helfer“. Und Sacharja hat diese Spur schon gelegt! Wie ein Wissender, der um das Göttliche und um das Menschliche weiß. Manches große Wort hat – hebräisch zumal – so viele Seiten, dass man schon genau hinschauen muss, was eigentlich gesagt wird. Der Helfer ist hier klein, arm, eben für den Esel.
Flehen und Jubel
Die Andeutungen…, die verspielten Ecken… , die versteckten Hinweise...
Es gibt noch mehr davon. Spannende Geschichten sind sehr kunstvoll. Schauen wir einmal auf die Leute! Toll, dass uns heute einfach Leute begegnen! Ob sie einen Sicherheitsabstand halten mussten? So etwas hat Matthäus noch nicht erlebt. Wir bis vor Kurzem auch nicht.
„Die Leute aber, die vor ihm hergingen
und die ihm folgten, riefen:
Hosanna dem Sohn Davids!
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe!“
Es ist, als ob der Evangelist mitten in dieser Geschichte wieder eine andere öffnet. Eine, die erst noch entdeckt werden will. Eine Tür. Führt sie in die Vergangenheit? In die Zukunft? Hosanna, eigentlich Hoschia na, ist ein Wort voller Flehen, aber auch voller Jubel. Auf deutsch: Hilf doch! Eile doch! Mach schon! Dass Flehen und Jubel gar nicht so getrennt sein müssen, wie wir das in unserer Sprache in der Regel auseinanderhalten, gehört zu den Schönheiten der Hebräischen Bibel. Eine Vertrauensaussage, ein Bekenntnis, ein Lobpreis ist das. Gott wird helfen! Gott hilft! Ihn kann ich anrufen. Ihm kann ich mein Leben anvertrauen. Er achtet auf mein Flehen und sieht es als Lobpreis an! Er versteht alle meine Gedanken und er versteht sie richtig! Wie ich es meine. Alte Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben, werden von Generation zu Generation weitergegeben. Er ist treu, sein Wort ist verlässlich!
Gott ist Rettung
Tatsächlich: Was die Leute dann sagen, ist – mehr oder weniger – ein Zitat. Ein fliegendes Wort? Womöglich Allgemeingut? Das weiß ich natürlich nicht, aber Matthäus tut so, als ob ein Psalm –es ist der 118. - in dieser Geschichte lebendig wird. So oder so: es sind kluge Leute!
Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat;
wir wollen jubeln und uns über ihn freuen.
Ach, HERR, bring doch Rettung!
Ach, HERR, gib doch Gelingen!
Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN!
Wir segnen euch vom Haus des HERRN her.
(Psalm 118,24-26)
Der 118. Psalm ist der österliche! In ihm heißt es: Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkündigen! Schauen wir – noch – genauer hin, sozusagen um’s Eck, fällt uns eine Entdeckung zu. Hoschia na, oder aramäisch: Hoschana, ist verwandt mit „Jehoschua“ – und den Namen kennen und lieben wir: Jesus. Übersetzt: Gott ist Rettung.
Die Leute – wo auch immer sie jetzt herkommen – rufen ein Bekenntnis aus, einen Lobpreis: Gesegnet der, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! Klar doch, dieser Lobpreis ist fest verbunden mit der Eucharistiefeier, mit der großen Vorrede zum Mahl! Heilig, Heilig, Heilig – hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höh!
Der 118. Psalm ist im Judentum ein Höhepunkt der Pessach-Liturgie, die zur Zeit Jesu noch im großen Stil im Tempel in Jerusalem gefeiert wird. Hier passt alles zusammen. Jesus zieht zum Pessachfest nach Jerusalem! Und die Leute rufen ihm zu, sie geben ihm mit, was der Psalm vor so langer Zeit in Worte fassen konnte. Er kommt im Namen Gottes. Er trägt den Namen Gottes. Er ist der Name Gottes. Was ein Zitat in einer Geschichte mit der ganzen Geschichte macht! Fast schon unheimlich. Anspielungen… verspielte Ecken… versteckte Hinweise.
Eine Liturgie
Darf ich Ihnen jetzt am Schluss noch einen versteckten Hinweis öffnen? Der Einzug Jesu in Jerusalem ist eine Prozession, mehr noch: eine Liturgie. Sie beginnt mit der Suche nach dem Esel, zeigt den König, der Frieden bringt, und lässt die Leute ihn loben und preisen. Jesus kommt als König. Vor ihm legen sie ab. Vor ihm legen sie auf den Weg, womit sie sich einhüllten und schmückten. Vor ihm werden alle gleich. Der König selbst ist arm und gering. Ihm muss geholfen werden! Die Hoffnungen, die Sehnsüchte der Menschen seit alters her: hier wachsen sie zusammen. Die Leute sagen: Das ist der Prophet Jesus von Nazareth in Galiläa. So versteckt ist in dieser Geschichte der König! Und der Esel ist verschwunden! Lauter Anspielungen… verspielte Ecken… versteckte Hinweise.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.
Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Jesus und das geheimnisvolle Buch
Die Geschichte einer Woche
Links oben! Schauen Sie mal! Da sehen Sie den Einzug Jesu in Jerusalem!
Ich stehe mit Patienten einer Rehaklinik vor dem Altar im Aachener Dom. Da stehen sie nun mit ihren Krücken und Rollatoren! So dicht wie möglich gehen wir heran. Doch der Abstand ist vornehm. Auf die Altarinsel dürfen wir nicht. Schade. Dabei kann man sich nicht einmal sattsehen! Vor genau 1.000 Jahren, 1020, wurde die goldene Altartafel, die Pala D’oro, geschaffen – ein Wunderwerk.
Aber schauen Sie doch auch einmal:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pala_d%E2%80%99oro_(Aachen)#/media/Datei:Aachen_Cathedral_altar.jpg
Eine Woche aus dem Leben Jesu wird kunstvoll dargestellt. Von seinem Einzug nach Jerusalem bis zum leeren Grab, vom Palmsonntag bis zu Ostern. 8 Tage! Und in der Mitte der vielen Bilder sehen wir Christus! Jugendlich schön – Er hat den Tod überwunden! Seine Mutter Maria weist auf ihn. Der Erzengel Michael sticht den Bösen ab. Flankiert von den Evangelisten, die die Geschichte erzählen. Die Geschichte einer Woche. Von Sonntag zu Sonntag.
Links oben! Schauen Sie mal! Mit diesem Bild beginnt die Geschichte, die wir heute lesen. Jesus zieht nach Jerusalem ein. Heute verweilen wir hier. Heute schauen wir genauer hin.
Aachener Dom, Antependium („Goldene Altartafel“, Pala D’oro): Einzug Jesu in Jerusalem
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/YYGDROATUFJ5N6WYIJWM27RGSAO4Q7WM
Nur 26,7 cm lang und 23,8 cm hoch ist die Reliefplatte aus Goldblech, links oben – nicht gerade groß. Aber jedes Fleckchen ist genutzt! Das Bild lebt geradezu. In der Mitte sehen wir Jesus. Er reitet auf einem Esel. Ein Heiligenschein umgibt ihn. Aber sein Gesicht ist bärtig, fast ein wenig traurig. Gar alt? Jesus sitzt auf dem Esel – und hält ein verschlossenes Buch in seiner linken Hand. Ob er mit der rechten Hand segnet? Es sieht fast so aus.
Das geschlossene Buch
Dieses geschlossene Buch hat es mir angetan! Warum trägt Jesus ein geschlossenes Buch in seiner Hand? Demonstrativ? So, als ob wir darauf gestoßen werden sollen: Seht her! Im Evangelium aber wird von einem Buch nichts erzählt. Wo das wohl herkommt?
Die Spur führt in die Offenbarung des Johannes. Dort kommt das Buch vor – das Buch mit den sieben Siegeln. So verschlossen, dass uns ein Aufblättern nicht möglich ist. Bis in unsere Sprache hinein ist das Buch mit den sieben Siegeln nicht nur geheimnisvoll, sondern eher von großer Rat- und Hilfslosigkeit gezeichnet. Es ist, als ob wir nicht alles wissen, auch nicht alles wissen können. Nicht nur für moderne Menschen eine Zumutung! Das Buch mit den sieben Siegeln markiert eine Grenze. Trotzdem: es ist ein Buch des Lebens!
Jetzt stehe ich hier und schaue. Was wohl alles in diesem Buch steht? Stehen könnte? Wollen Sie mit raten? Hier dürfen wir das! Auch die Leute, mit denen ich vor diesem Bild stehe, fangen an, etwas zu erzählen. Kleine Geschichten, alle auch ein wenig verhuscht. Aber in ihnen stecken nicht bewältigte Konflikte, verschwiegene Ängste, stille Wut. Aber auch ein großes Staunen, ein liebesvolles Lächeln, eine unbändige Hoffnung. Alles im Flüsterton. Aber vor dem Altar. Dieses Buch hat viele Seiten.
Gerade denke ich an die Ärzte, die im Notfall darüber entscheiden müssen, wer beatmet werden kann. Es muss alles so schnell gehen. Nicht einmal für ein Gespräch ist noch Zeit. In kritischen Situationen ist auch die Menschenwürde zerbrechlich. Ethiker diskutieren „Fälle“, Juristen „Straftatbestände“, Ökonomen „wirtschaftliche Folgen“. Alles hängt zusammen, aber die Fäden sind wirr, ungeordnet, ein Sammelsurium. Geredet wird viel in diesen Tagen, aber Klarheit stellt sich nicht ein. Eher das Gefühl einer großen gemeinsamen Hilflosigkeit. Ein verschlossenes Buch. Es ist nicht zum Aushalten!
Vor dem Altar haben schon viele Menschen ihre Gedanken und Geschichten abgelegt, ohne dass sie es wussten oder wollten. In der Umgebung des Domes, der schon viel Unheil gesehen oder auch abbekommen hat, ist die Stille laut, die Leere aber dröhnend. Viele Existenzen stehen auf dem Spiel. Die Angst, wirtschaftlich abzustürzen, ist groß. Wie realistisch auch immer, es ist die Angst, die umgeht und auch in WhatsApp-Gruppen ihre Schatten ausbreitet. Innerhalb kürzester Zeit ist nichts mehr wie gewohnt und vertraut. Viele Sicherheiten und Träume sind über Nacht eingestürzt. Pläne von einem auf den anderen Tag hingefallen. Die Sorge um die altgewordenen Eltern und Großeltern kommt hinzu. Kinder fragen, warum sie nicht mehr zum Opa dürfen. Und die Oma, ob sie die Enkel noch einmal sehen kann. Ein verschlossenes Buch.
Ein verschlossenes Buch ist unbarmherzig. Unbarmherzig? Vielleicht ist es auch barmherzig! Weil es uns nicht alles Unheil präsentiert, das von Seite zu Seite wachsen könnte. Doch, es ist diskret – an vielem Unheil sind wir sogar schuld! In einer Welt, die auch ohne Corona zerbrechlich ist. Wir wissen das doch alles – und wissen doch nichts! Ein verschlossenes Buch sagt alles.
Links oben! Schauen Sie noch einmal hin! Jesus auf dem Esel hält das Buch vor seinem Herzen. Fest und nah. Er birgt so die vielen Geschichten, die Menschen erzählen, beklagen und bestreiten. Er trägt sie mit nach Jerusalem. Er trägt sie am Kreuz immer noch. Mein Blick fällt auf die segnende Hand: Sieht es nicht so aus, muss es nicht so aussehen, als ob von diesem Buch Segen ausgeht? Jedenfalls hat der – leider – unbekannte Künstler, das Buch mit den Händen gerahmt – und gehalten. Links bergend, rechts segnend.
Ich muss Ihnen jetzt – natürlich – die ganze Stelle aus der Offenbarung (5,1-5) zeigen:
Und ich sah in der rechten Hand dessen,
der auf dem Thron saß,
ein Buch, beschrieben innen und außen,
versiegelt mit sieben Siegeln.
Und ich sah einen starken Engel,
der rief mit großer Stimme:
Wer ist würdig, das Buch aufzutun
und seine Siegel zu brechen?
Und niemand, weder im Himmel
noch auf Erden noch unter der Erde,
konnte das Buch auftun noch es sehen.
Und ich weinte sehr,
weil niemand für würdig befunden wurde,
das Buch aufzutun und hineinzusehen.
Und einer von den Ältesten spricht zu mir:
Weine nicht! Siehe, es hat überwunden
der Löwe aus dem Stamm Juda,
die Wurzel Davids,
aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.
Das geöffnete Buch
Jetzt sollten wir uns die goldene Altartafel doch noch einmal anschauen. Ganz in der Mitte, als ob von hier aus sich die Leidensgeschichte öffnet und alle Fäden hier zusammenlaufen, sitzt Christus auf dem Thron. Jugendlich. So sieht Leben aus! So die Zukunft! So der Anfang! Und was hält Jesus in der linken Hand? Ein Buch! Gehüllt in ein Tuch – wie kostbar ist doch das Buch! Doch nicht das verschlossene Buch, das geöffnete Buch wird uns entgegengehalten. Fast schon triumphierend! Seht her! Die Siegel sind gebrochen!
In diesem Bild, Blickfänger sowieso, schaut uns Christus an. Er, der den Tod besiegt hat, sitzt auf dem Thron! Er hat auch das Siegespanier in seiner rechten Hand! Das letzte Wort ist von ihm! Und die vielen Geschichten, die in diesem Buch aufbewahrt sind, sind in Lebensgeschichten verwandelt! In Siegesgeschichten! In Liebesgeschichten! Hier schöpfe ich Kraft und Mut, weiter zu glauben und weiter zu hoffen. Dass seit 1.000 Jahren Menschen hier ihre Geschichten ablegen und neue in Empfang nehmen konnten, verbindet mich mit den vielen, die immer wieder Krisen erlebten und durchstanden. Ich bin nicht allein! Vor diesem Altar!
Links oben! Doch noch ein Blick auf diese Szene mit dem Einzug Jesu in Jerusalem? Wir sehen die Jünger. Sie füllen die linke Hälfte des Bildes aus! Die Gesichter sind gut zu sehen! Ich finde, sie sehen mutig aus! Und der eine Jünger, der direkt hinter Jesus geht, hält seine rechte Hand so, dass sie wie ein Hinweis wirkt. Sie weist auf Jesus. Aber was sehen meine Augen? Bücher! Zwei Bücher sind sogar gut zu sehen. Ob auch die anderen Jünger Bücher tragen? Schade, ich kann es nicht sehen. Doch die Jünger helfen Jesus, die vielen Geschichten, Hoffnungen, Schmerzen, Träume nach Jerusalem zu tragen. Ein starkes Bild! Die Bücher erzählen von Gemeinschaft, von gemeinsamem Leid, von gemeinsamer Hoffnung. Und weil die Jünger in einer Reihe sind, fast aus dem Nichts kommend, bekommt ihr Zug etwas Drängendes, nach vorne Strebendes. Sie folgen Jesus nicht nur, sie sind ihm auf dem Fuß, sie treiben ihn.
Auf der anderen Seite des Bildes sieht man die Stadt Jerusalem, fein angedeutet. Von hier haben sich Menschen aufgemacht, Jesus zu empfangen. Sie legen Kleidungsstücke vor ihm ab. Doch schaue ich genau hin, sehe ich, wie der Mann ganz vorne nicht nur etwas ausbreitet, sondern etwas in Empfang nehmen will. Seine Hände sind ausgebreitet – und das Stück Stoff in seinen Händen lädt ein, etwas mitzunehmen. Könnte auch ein Sack sein. Überhaupt: Der Meister dieses goldenen Altarbildes hat die Kunst beherrscht, mit Andeutungen immer neue Verbindungen zu schaffen: Schauen Sie einmal die Hände in diesem Bild! Die Hände der Jünger! Die Hände der Leute! Sie sprechen. Sie locken. Sie deuten. Sie nehmen auf. Sie halten fest. Tatsächlich, beim nächsten Mal fangen wir gleich mit den Händen an, um uns diese Geschichte erzählen zu lassen.
Aber jetzt am Ende unserer kleinen Führung.
Wollen Sie einmal durch den Dom gehen? Nehmen Sie sich ruhig die Zeit. Es geht wie im Fluge!
https://www.aachenerdom.de/dom-erlebnis/virtueller-3d-rundflug/
Und sollten Sie mal nach Aachen kommen: Herzlich willkommen! Die goldene Altartafel hält noch manches Geheimnis bereit!
Gott ist ganz unten angekommen
Ein großer Bogen des Abschieds
Eine große Bandbreite an Emotionen liegt vor uns, wie wir sie zum Teil auch aus dem eigenen Leben kennen: Erwartung, Jubel, Wehmut, Abschied, Angst, Verzweiflung und Liebe.
In den Lesungen ist der ganze Bogen des Abschieds und der Passion Jesu heute vor uns aufgespannt: zuerst der Einzug in Jerusalem, in den letzten Aufenthaltsort Jesu, begleitet von einer fröhlichen Menschenmenge, von berührenden Zeichen der Verehrung und Bescheidenheit Jesu, dann die Vorbereitungen für den Abschied, das Abschiedsmahl Jesu beim Pessach, der Verrat seines Freundes, das Gebet in tiefer Verzweiflung, die Wache in der Nacht, die Folter und Verurteilung, der grausame Gang in den Tod.
Als Triumphator, als siegreicher Held, als Gottgleicher ist Jesus in den heutigen Texten nicht gezeichnet: Er reitet auf einem Esel - dem alltäglichen, sanften Arbeitstier, er ringt ihm Gebet mit Gott, er wird geschlagen und verspottet, vom Freund verleugnet, völlig ausgeliefert, schmählich hingerichtet.
Ganz unten angekommen
Wir sehen einen Christus, der Folteropfern aus Syrien oder in Syndikatskämpfen Mexikos Hingerichteten gleicht; der nicht strahlt und stolz dasteht, sondern geschlagen, verletzt und gedemütigt um seine Verbindung zu Gott ringt.
Diese Momente fasst der Apostel Paulus in Worte, wenn er im sogenannten Philipper-Hymnus von Christus spricht. Wir haben es in der Lesung gehört, und die Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache schält es noch deutlicher heraus: "Über göttliche Gestalt verfügend, hielt Christus die Gottgleichheit doch nicht wie ein glückliches Los fest, sondern entäußerte sich selbst aller Vorrechte und nahm die Gestalt eines versklavten Menschen an, wurde den Menschen gleich und seine ganze Erscheinung zeigte: Er war ein Mensch wie du und ich."
Jesus Christus erscheint nicht mit Prunkgewändern, in Limousinen und mit Titeln überhäuft; er wirft nicht mit Geld um sich oder macht Profit mit Aktien und Immobilien, sondern er kommt „ganz unten an“, wie wir es nennen, wenn Menschen ihr Leben nicht mehr in der Hand haben oder bestimmen können, wenn sie zerschlagen, alleine und dem Tod nahe sind.
So möchte ich noch einen Satz aus dem Philipperbrief dazustellen, der unmittelbar vor dem Gehörten zu finden ist: "Euer Verhältnis zueinander soll der Gemeinschaft mit Jesus Christus entsprechen." (Phil 2,5 - BiGS).
Leben ohne Komfortzone
Der Gemeinschaft mit welchem Jesus Christus? Wenn Jesus Christus - unser Gott - der Geschlagene, der Schwache ist, dann heißt es für uns auch: Gott ist dort zu finden, wo die Schwachen, die Gedemütigten, die Hilflosen und Armen sind. Um ihre Gesellschaft geht es - und sie brauchen unsere Gesellschaft, Anwaltschaft und Gegenwart. Sie zeigen uns Christus, dort ist Gott daheim. Wir kennen das aus anderen Bibeltexten, etwa „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“.
Und Gott ist nicht vordergründig dort zu finden, wo Prunk, Titel, Macht, Geld und Ansehen daheim sind. Weder in Wirtschaft und Politik, noch in der Kirche mit all ihren scheinbar unverrückbaren (männlichen) Hierarchien, „Heiligkeiten“ und Eitelkeiten. Ja, er wird dort schon auch zu finden sein, aber das Wesen Gottes ist nicht, - verzeihen Sie mir - sein „Gott-sein heraushängen zu lassen“, ganz oben an der Spitze zu stehen, verkörpert von einem Mann, sondern freiwillig dort zu sein, wo es sich nicht gut lebt, wo Menschen anderen ausgeliefert sind.
Diese Botschaft von Passion und Ostern ist ein Stachel, ein Stachel in meinem Fleisch (weil ich auch zu den recht gut situierten Menschen auf dieser Welt gehöre), ein Stachel in unserem Land, ein Stachel in der Kirche.
Als Christinnen und Christen können wir mit Jesus auch diese Wege gehen: hinaus aus der Komfortzone, gestärkt und begleitet von ihm, mit der Ahnung oder der Gewissheit, dass wir dem Leben in und mit Gott entgegengehen, dort und auch schon hier.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-E., Pastoralassistentin St. Franzikus, Wels.
Jesus kommt bescheiden und friedlich
Jesus pilgert von Galiläa nach Jerusalem hinauf zum Paschafest. Er ist mit den Zwölfen unterwegs. Es gesellen sich Gruppen anderer Pilger dazu. Sie ziehen wohl über das Jordantal nach Süden, kommen zunächst nach Jericho, wo Jesus den Blinden heilt. Die mitziehenden Pilger erleben Jesus und seine Machttaten. Sie sind begeistert. Im Herzen der Pilger nährt sich die fast verloschene Flamme vom kommenden Messias. Als die Pilgergruppe vom Ölberg herab auf die Stadt Jerusalem und zum Tempel zieht, überkommt die Jünger und die Menschen mit ihnen eine große Messiasbegeisterung. Sie beginnen Jesus zu huldigen. Sie breiten Kleider aus, damit Jesus auf der Eselin, darüber reite; sie reißen Palmzweige von den Bäumen und singen ein Begrüßungs-Pilgerlied: „Hosanna, dem Sohne Davids!“
Der Evangelist vermerkt, dass die Geschichte mit der Eselin und ihrem Fohlen die fast wörtliche Erfüllung des Prophetenwortes von Sacharja war: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin“. Jesus kommt bescheiden und friedlich, auf dem Esel, dem Tier armer Leute. Er setzt nicht auf Macht, schon gar nicht auf die militärische, die sich gegen die Römer richten würde. Die Prophetie spricht von einem gerechten und demütigen König. Er wird in Jesus gesehen, der das Gnadenjahr des Herrn verkündet und Sanftmut und Barmherzigkeit lebt. Dieser König wird auf die Gewalt, die man ihm antut, gewaltfrei, versöhnend antworten. Er steigt hinab in den Tod aus Liebe zu uns und eröffnet uns den Weg zu seinem und unserm Vater.
In der Feier der Kartage, besonders vom Gründonnerstag an, dürfen wir uns als seine Kirche miteinschließen lassen in seine Liebe. Gehen wir seinen österlichen Weg mit, um mit ihm an Ostern seine Auferstehung zu feiern.
Einladung zur Nachfolge
Bad in der Menge
Politiker, die eine straffe Führung versprechen und das nationale Wir-Gefühl stärken, erfreuen sich derzeit in vielen Ländern eines regen Zuspruchs. Offenbar kommen diese damit den Bedürfnissen vieler Menschen entgegen. Es erhebt sich jedoch die Frage, ob sie ihre Versprechen auch einlösen können und ob damit ihre Länder in eine nationalistische Sackgasse geführt werden, aus der sie sich nur mühsam wieder befreien können.
Ein ähnliches Stimmungsgebräu fand Jesus vor, als er mit seinen Jüngern hinauf nach Jerusalem ging. Die Menschen trauten ihm zu, dass er ihre verletzte nationale Identität heilen und ihre Interessen gegenüber der Besatzungsmacht und den religiösen Herrschern vertreten kann.
Abgrenzung
In der Art der Propheten setzte Jesus aber andere Zeichen: Er reitet auf dem Fohlen einer Eselin. Er zitiert damit den Propheten Sacharja und will sich als Friedenskönig verstanden wissen. Für Kenner der heiligen Schriften bedeutete dies eine klare Absage gegenüber Aufstands- und Kriegsgelüsten. Ein weiteres Zeichen setzte er beim Abschiedsmahl, als er beim Brotbrechen und beim Reichen des Weines sein Selbstverständnis darlegte. Ihm ging es um die Hingabe seiner selbst und nicht um Machtergreifung. Bei seiner Gefangennahme wies er jede Form von Gewaltanwendung zurück. Alles zusammen kein Programm, mit dem man Staat machen oder Wahlen gewinnen kann.
Trotzdem sammelt er aber Anhänger hinter sich. Was er ihnen bietet, ist aber nicht mehrheitsfähig sondern eher ein Minderheitenprogramm. Von vornherein ist klar, dass er den Machtkampf vor dem Hohen Rat und vor dem politischen Statthalter nicht gewinnen kann.
Warum lesen wir das heute noch? Um ihn zu bewundern? Zu bemitleiden?
Werbung für ein Minderheitenprogramm
Auch wenn ihn in diesen Stunden alle im Stich gelassen haben oder ohnmächtig aus der Ferne zuschauen mussten, sodass er am Kreuz mit dem Gefühl der Gottverlassenheit ringt: Er wirbt um Jüngerinnen und Jünger, die in seine Fußstapfen treten, die ihm nachfolgen; um Menschen, die bereit sind, den gleichen Weg des Daseins füreinander, des sich Hingebens für andere zu gehen. Für ihn ist es nicht ein politisches sondern ein existenzielles Programm.
Wir, die wir in der Fastenzeit ihn begleitet haben und mit ihm hinaufgegangen sind nach Jerusalem, stehen vor der gleichen Entscheidung, vor der die Menschen damals standen: Klatschen wir seinem Programm Beifall unter dem Vorbehalt, dass er unsere Wünsche und Sehnsüchte erfüllt? Spanen wir ihn vor unsere eigenen politischen Karren als Religionserneuerer, Sozialreformer oder Gesellschaftspolitiker? Gehen wir mit ihm, weil ein so aufrichtiger Mensch unsere Solidarität verdient? Oder folgen wir ihm nach, weil wir für uns erkannt haben, dass seine Art zu leben unser eigenes Dasein mit Sinn und Tiefe erfüllt?
Unsere Inszenierung des Palmsonntags mündet in die Eucharistiefeier, in der wir Brot und Wein zum Gedächtnis an ihn erheben, seinen Leib und sein Blut uns einverleiben und so fähig werden, selbst in sein Dasein für die Menschen einzutreten. Hier entscheidet sich, ob dieser Tag nur ein traditionsfrohes Spiel bleibt oder uns in das Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu hineinführt.
Jesus kommt nicht hoch zu Ross
Wer ihn verstehen will, muss umdenken.
Der Palmsonntag stellt wie ein großartiges Präludium das Wesentliche des Lebens Jesu voran an die Karwoche. Wer Jesus verstehen will und seinen Weg gehen will, der muss umdenken. Jesus wirkte Wunder und viele haben sie miterlebt. Aber es waren niemals Schauwunder oder Beweise. Es waren Hinweise auf das Anbrechen der Gottesherrschaft. Er zog in Jerusalem ein, aber der Einzug erfolgte nicht hoch zu Ross. Er geschah auf einer Eselin, dem Tier der armen Leute. Um Jesus wirklich zu verstehen, müssen wir hinter all seine Zeichen sehen.
Der Weg der Liebe
In einem uralten Hymnus findet Paulus die Zusammenfassung für den Weg Jesu in dieser Welt. Er fügte ihn in seinen Brief an die Philipper ein. Wollten wir eine Überschrift für diesen Philipperhymnus finden, könnte sie lauten: Der Weg der Liebe.
Aus Liebe zu uns Menschen macht Gott sich so verletzlich und klein, dass er als Baby in diese Welt kommt. Älter geworden geht Jesus diesen Weg der Liebe weiter. Er steht auf der Seite der Schwachen, der Ausgegrenzten, der Kleinen, der Schuldigen und Kranken. Er stellt den Menschen und sein ganzheitliches Heilwerden über die Sabbatgesetze der Juden.
Er spricht klar und deutlich über seine Sendung. So zieht er sich immer mehr Feinde zu. Vielen wird er suspekt. Er dreht sich nicht wie ein Fähnchen im Wind. Er spricht nicht wie die Mächtigen. Er bleibt seiner Sendung treu und riskiert damit auch etwas. Er geht den konsequenten Weg einer Liebe, die missverstanden, belächelt, verhöhnt und abgelehnt werden kann. Er geht diesen Weg der Liebe zu uns Menschen mit allen Konsequenzen. Als er dann am Palmsonntag hinaufzieht nach Jerusalem, da denken viele: endlich zeigt er sich wie ein weltlicher König! Endlich bekommen wir unseren Messias, der das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufstellen wird. Endlich! - Und so bejubeln sie ihn.
Die Liebe trumpft nicht auf
Aber die Menschenmassen haben nicht genau hingesehen. Sie sahen nur den Teil, den sie sehen wollten. Jesus zieht in Jerusalem ein, aber er tut dies nicht hoch zu Ross. Nein, er reitet auf einem Esel, demütig und klein. Die Liebe trumpft nicht auf. Und bald sollte das Volk merken, dass seine Rechnung endgültig nicht aufging. Jesu Reich war nicht von dieser Welt.
Wieso fällt es Menschen so schwer, diese ganze Wahrheit Jesu an sich heran zu lassen? Vielleicht, weil es so schwer fassbar ist, dass Jesus den Weg nach unten geht. Obwohl er hinauf geht nach Jerusalem, geht er den Weg des Gehorsams, der Verletzlichkeit, der Liebe. Er bleibt seiner Sendung treu. Er lässt sich nicht blenden vom Jubel, vom Unverständnis und nicht einmal von einem Todesurteil. Treu und unbeirrbar lebt er seine Sendung für uns. Er liefert sich den Menschen aus, gleichsam wie ein Sklave. Er schenkt sich uns als Bruder, bedingungslos und wehrlos wird er einer von uns.
Sich verschenken
Seine Hingabe aus Liebe umfasst auch, dass er den Menschen damals wie heute frei stellt, ob sie tiefer sehen wollen. Jesus lebt die Selbstpreisgabe in Wehrlosigkeit. Das griechische Wort dafür heißt paradidonai. Es kann übersetzt werden mit: sich verschenken, sich hingeben, sich mitteilen, sich übereignen, sich ausliefern, ausgeliefert werden und auch von jemanden verraten werden. All diese Aspekte des einen Wortes haben in Jesus Gestalt angenommen.
Ein neues Gottesbild
Hier tut sich ein ganz anderes Gottesbild auf, als viele Menschen es erwartet hätten. Die Schriftgelehrten, die Hohepriester, Pharisäer, Sadduzäer und auch die Anhänger des Herodes hatten einen Gott erwartet, der sich durch genaue Befolgung der Gesetze herbeizwingen lässt. Ein Gott nach dem Buchstaben des Gesetzes. Ein berechenbarer Gott. Jesus widerspricht dem allem. Gott habe ich nie in der Hand. Gott schenkt. Gott schenkt sich in Jesus - bedingungslos, unverfügbar, einfach aus Liebe.
Der Palmsonntag eröffnet diese große Kluft. Der Philipperhymnus fasst diese Kluft in wenigen Versen zusammen. Bald schon werden jene, die beim Einzug Jesu nach Jerusalem "Hosanna" riefen, sich enttäuscht von Jesus abwenden. Er wird ihrem Gottesbild nicht gerecht werden.
Mit Jesus gehen?
Das stellt auch uns vor die Frage: "Bin ich bereit mit Jesus den Weg zu gehen? Was ist, wenn meine Sendung ebenso missverstanden wird? Ist es genug, wenn mein Name bei Gott groß sein wird?"
Können wir in Liebe dienen, einfach weil es gut so ist, ohne Lob, ohne Anerkennung und Beachtung?
Können wir schenken: Zeit, Verständnis, Mitgefühl, Mitleiden, Arbeit, Gebet, einfach weil es gut ist?
Der Beginn der Karwoche stellt uns vor die Frage: Wo stehe ich in den kommenden Tagen?
Bei jenen, die den Kopf schütteln und sich schwer tun mit einem König, der nicht hoch zu Ross kommt?
Oder bei jenen, die sich auf das Mysterium der Liebe einlassen, die auch durch Kreuz und Tod nicht zugrunde gerichtet werden kann?
Es ist unendlich groß, dieses Geheimnis, das heute vorausklingt in die Karwoche hinein!
Familiengottesdienst - mit echtem Esel
Liturgische Eröffnung: (Beim Schulhaus)
Begrüßung und Hinführung:
Zur Feier des Palmsonntagsgottesdienstes begrüßen wir Sie recht herzlich. Vielleicht hat sich der eine oder andere gefragt, was der Esel hier soll. Es ist in der Tat ungewöhnlich. Doch er hat heute durchaus eine tragende Rolle zu spielen. Wir erinnern uns, was vor 2000 Jahren sich bei und in Jerusalem ereignet hat. Und wir hören hin, was uns überliefert wurde. Und werden dann - so hoffe ich - verstehen, worum es geht, und was der Esel heute hier verloren hat. Passen wir gut auf!
Evangelium: (nach der Kinderbibel)
Erzähler: Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Er ist auf dem Weg nach Jerusalem. Bevor sie in die Stadt kommen, bleibt Jesus stehen. Er sagt zu seinen Jüngern:
Jesus: "Geht voraus in das nächste Dorf. Es heißt Betphage. Dort werdet ihr einen Esel finden, der an einem Pflock angebunden ist. Noch niemand ist auf diesem Esel geritten. Bindet ihn los und bringt ihn zu mir. Auf ihm will ich in die Stadt hineinreiten. Wenn euch der Herr, dem der Esel gehört, fragt, warum ihr das Tier losbindet und mitnehmt, so sagt ihm: Der Herr braucht ihn. Dann wird er ihn euch geben.
Erzähler: Die beiden Jünger gehen in das nächste Dorf. Sie finden alles so, wie Jesus es gesagt hat. Sie sehen den jungen Esel und wollen ihn losbinden, doch da kommt der Besitzer und fragt: Was bindet ihr meine Esel los? Die beiden Jünger sagen: Der Herr braucht ihn. Da gibt der Mann ihnen den jungen Esel.
Als sie den Esel zu Jesus gebracht haben, setzt Jesus sich darauf. Und so reitet er in die Stadt Jerusalem hinein. Viele Menschen kommen ihm entgegen und ziehen mit ihm in die Stadt hinein. Doch plötzlich geschieht etwas Seltsames, Ungewohntes, was noch niemand gehört hat. Die Leute beginnen zu singen: Jesus soll unser König sein! Hosianna, hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Segnung der Palmzweige: (vgl. MB):
Barmherziger, ewiger Gott,
segne diese Zweige,
die Zeichen des Lebens und des Sieges sind.
Mit ihnen ehren wir Jesus, unseren König.
Mit Liedern begleiten wir ihn in seine heilige Stadt.
Gib, dass wir durch ihn zum himmlischen Jerusalem gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Gespräch: Kind / Jesus
(Nach Regine Schindler, Mit Gott unterwegs. Die Bibel für Kinder und Erwachsene neu erzählt, 1996)
Kind: Eine Frage habe ich mir schon oft gestellt. Warum hast du damals den Esel genommen, und nicht ein Pferd?
Jesus: Erinnere dich, was in den alten Schriften beim Propheten Sacharja geschrieben steht: "Freue dich, du Stadt Jerusalem. Dein König kommt zu dir. Ein gerechter König ist er. Er ist arm und mächtig. Auf einem jungen Esel wird er in die Stadt reiten." Darum brauche ich dieses Tier. Weil ich dieser König bin. Euer König. Wie damals ziehe ich euch heute nach Jerusalem ein. Ob mir auch heute die Leute, große und kleine, so zujubeln wie damals?
Liedruf (Teil aus dem Sanktus - einmal vorgesungen - alle wiederholen):
Hosanna, hosanna, hosanna, so preisen dich alle
Kind: Herr Jesus, wir loben dich. Denn du hast viele Menschen geheilt.
Liedruf
Kind: Herr Jesus, wir preisen dich. Denn du hast uns von Gott erzählt.
Liedruf
Kind: Herr Jesus, wir loben dich. Denn du bist unsere grosse Hoffnung.
Liedruf
Großer Einzug in die Kirche,
in der Kirche Orgel
Eingangslied:
KG 414,1-2. "Seht, er kommt, seht unsern Herrn nach Jerusalem"
Passion:
(Nach Regine Schindler, Mit Gott unterwegs. Die Bibel für Kinder und Erwachsene neu erzählt, 1996)
Evangelist: (Ambo), Jesusworte (Altar), Sonstige: (Stabmikrofon), Petrus/Pilatus: (Stabmikrofon)
Die Leidensgeschichte unseres Herrn Jesus Christus.
(Geräusche )
Evangelist: Nach dem Abendmahl ging Jesus in einen Garten auf dem Ölberg. Seine Jünger gingen mit ihm. Dort kniete er nieder und betete:
Jesus:"Vater, wenn du willst, kannst du mir das Leiden und den Tod ersparen. Doch nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen."
Evangelist: In seiner Todesangst betete Jesus so sehr, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte.
(Trommelschläge - wie das Blut auf die Erde tropft ...)
Lied: KG 216,1. Strophe, Komm zu mir, mein Herr
Evangelist: Jesus stand auf und ging zu seinen Jüngern zurück. Doch sie schliefen. Es war Abend und Angst und Sorge haben sie müde gemacht. Jesus fragt sie:
Jesus:"Wie könnt ihr schlafen? Wacht auf und betet, damit ihr der kommenden Prüfung standhaltet."
Evangelist: Als Jesus noch mit seinen Jüngern sprach, kamen Männer in den Garten. Judas Iskariot, einer der Jünger Jesu, war ihr Anführer. Er ging auf Jesus zu und wollte ihm einen Begrüßungskuss geben. Jesus fragte:
Jesus:"Judas, willst du mich mit diesem Kuss verraten?"
(Leiser Schlag auf das Becken)
Evangelist: Zu den Männern sagte Jesus:
Jesus:"War ich nicht Tag für Tag bei euch im Tempel? Warum habt ihr nicht gewagt, dort etwas gegen mich zu unternehmen? Aber jetzt ist eure Stunde da, jetzt hat die Finsternis die Macht."
(Leiser Schlag auf das Becken)
Evangelist: Die Soldaten nahmen Jesus fest und führten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Dort versammelten sich die Ältesten, die obersten Priester und die Gesetzeskundigen. Sie fragten Jesus:
Sonstige: "Bist du Gottes Sohn?"
Jesus:"Ich bin es."
Evangelist: Im Hof des Hohen Rates saß auch Petrus. Er wollte wissen, was weiter mit Jesus geschah. Da kam eine Magd zu ihm und sagte:
Sonstiger: Auch du warst mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen.
Evangelist: Doch er leugnete es vor allen Leuten und sagte:
Petrus: "Ich weiß nicht , wovon du redest, ich kenne den Menschen nicht."
Gleich darauf krähte ein Hahn.
Evangelist: Und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
(Leise Trommelschläge: die Tränen fallen auf die Erde)
Lied: KG 216,2 Jemand weint, mein Herr
Evangelist: Sie brachten Jesus zum römischen Statthalter Pontius Pilatus. Ihre Anklage lautete:
Sonstige: Er beunruhigt das Volk! Er behauptet, er sei der Retter den Gott seinem Volk versprochen hat, der König!
Evangelist: Pilatus fragte Jesus:
Pilatus: " Bist du der König?"
Jesus: "Du sagst es."
Evangelist: Für Pilatus war Jesus unschuldig. Trotzdem führte er Jesus hinaus zu seinen Anklägern und sagte:
Pilatus: "Da seht, der Mensch!"
Evangelist: Sie aber riefen:
Sonstige: "Er soll am Kreuz hängen"
Pilatus: "Dann nehmt ihn und kreuzigt ihn! Für mich ist er unschuldig."
Sonstige: "Wir haben ein Gesetz, das bestimmt, dass er sterben muss. Er hat ja von sich selbst gesagt, er sei Gottes Sohn."
Evangelist: Sie bedrängten Pilatus so lange, bis er Angst bekam und Jesus zum Tod am Kreuz verurteilte.
Lied: KG 216,4 Jemand betet, Herr
Evangelist: Jesus trug sein Kreuz bis vor die Stadt hinaus auf einen Hügel. Dieser Hügel war die so genannte Schädelhöhe, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort schlugen sie ihn ans Kreuz.
(Hammer- Nägel ins Holz schlagen)
Evangelist: Mit ihm wurden zwei Verbrecher hingerichtet. Ihre Kreuze standen links und rechts vom Kreuz Jesu. Pilatus ließ ein Schild oben an das Kreuz Jesu nageln. Darauf stand: Das ist Jesus von Nazareth, der König der Juden.
(Ministrant bringt das Kreuz mit dem Corpus und stellt es vor dem Altar auf)
Evangelist: Beim Kreuz standen vier Frauen: Seine Mutter, die Schwester seiner Mutter, die Frau des Klopas und Maria von Magdala. Der Jünger, den Jesus liebte, stand bei Maria. Als Jesus seine Mutter sah, sagte er:
Jesus:"Er ist von nun an dein Sohn."
Evangelist: Zu dem Jünger sagte er:
Jesus: "Sie ist von nun an deine Mutter."
Evangelist: Von da an nahm der Jünger Maria zu sich und sorgte für sie. Jesus wusste, dass sein Leiden nun ein Ende hatte.
Jesus: "Es ist vollbracht!"
Evangelist: Dann senkte er den Kopf und starb.
(Jesus setzt sich auf den Boden)
Evangelist:Wir knien nieder und halten einen Augenblick Stille
Danach alle Sprecher: Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Rettung, im Kreuz ist Erlösung. Wir danken dir, Herr Jesus Christ, dass du für uns gestorben bist.
Evangelist: Josef von Arimathäa nahm Jesus Leib vom Kreuz, wickelte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann rollte er einen großen Stein vor den Eingang.
Kurzes Orgelspiel
Gedanken:
Wer hätte das geglaubt? Da spielt einer den König, reitet auf einem Esel in Jerusalem ein. Seine Anhänger jubeln, sehen sich am Ziel ihrer Wünsche und hoffen, dass es jetzt endlich losgeht mit dem lang erwarteten Neuen, mit diesem geheimnisvollen Reich des Messias.
Sie können sich doch nicht verrechnet haben in Jesus. Tatsächlich ist etwas Königliches in ihm, auch wenn er auf einem Esel daher geritten kam. Er benimmt sich so, als ob er alle Macht, alle Autorität auf seiner Seite hätte.
Sogar später noch, als für Petrus alles in Scherben liegt, hat Pilatus dieselbe Erfahrung gemacht, und schließlich bei seinem Tod auch noch diejenigen, die dabei waren.
Wer hätte das geglaubt? Das mit dem Esel war kein Spiel. Und die Kinder haben sich nicht getäuscht, als sie Hosanna riefen. Und Pilatus nicht, und Johannes nicht und Maria nicht, und Maria von Magdala nicht.
Die Kinder, die Fremden und die Liebenden haben schon sehr früh verstanden. Und später Tausende, Zehntausende, Hunderttausende andere auch. Durch alle Höhen und Tiefen der Kirchengeschichte haben sie verstanden. Und die silberne Spur der Begeisterung, der Tränen und der Liebe zieht sich immer länger hin. Jesus ist ein König. Er ist es tatsächlich. Wenn auch auf ganz andere Art. Selbst ein Esel erkennt das immer mehr. (nach Jürgen Olf)
Fürbitten:
Herr Jesus Christus, du bist unser König.
Du hast ein weites Herz für alle unsere Anliegen.
Wir vertrauen dir.
Darum bitten wir dich:
Wir beten für alle, die sich nach Frieden sehnen.
Wir beten für alle, deren Vertrauen enttäuscht wurde.
Wir beten für alle, die in diesen Tagen den Weg mit Jesus gehen.
Wir beten für alle, die ihre Hoffnung auf Jesus setzen.
Wir beten für alle, die um einen lieben Verstorbenen trauern.
Erhöre unsere Bitten, o Herr,
und sende uns deinen guten Geist,
der uns Kraft gibt, Mut und Liebe.
Dir sei Lob und Preis in alle Ewigkeit.
Amen.
Gabenbereitung: Orgelspiel.
Gabengebet: aus dem Messbuch
Präfation aus dem Messbuch
Sanktus: Heilig ... (siehe Sanktuslied beim 1. Teil)
Kinder-Hochgebet
Akklamation: "Wir preisen deinen Tod ..." - gesungen
Vater unser: gesungen
Kommunion: Orgel
Schlussgebet:
Gott des Lebens.
Wir haben gefeiert, dass Jesus in Jerusalem als König eingezogen ist.
Er ist unser König - viel stärker als der Tod.
Wir bitten dich,
lass uns ihn loben und preisen durch unser Leben.
Heute und alle Tage unseres Lebens und darüber hinaus.
Danklied: KG 593,1-3 Gib uns Frieden jeden Tag
Segen und Entlassung:
Auszug: Orgel
Das Schicksal Jesu und unser Schicksal
In der Kar- und Osterliturgie geht es nicht nur um das Schicksal Jesu, sondern auch um unser Schicksal.
Zum Einzug Jesu in Jerusalem gibt der Evangelist Johannes einen sehr nüchternen Kommentar: "Das alles verstanden seine Jünger zuerst nicht" (Joh 12,16)
Die feierliche Palmprozession mit ihren Riten und Gebräuchen findet in vielen Gegenden großen Anklang. Aber wird ihr Sinn begriffen? Was bedeutet der festliche Einzug Jesu, den die Jünger erst nach Ostern begriffen haben? Was sagt uns die Palmprozession am Beginn der Kar- und Ostertage?
Jesus selbst ergreift die Initiative
Der Einzug Jesu in Jerusalem ist keine Episode am Rande, keine Nebensache, die sich zufällig ergeben hat. Die Initiative zu diesem Einzug geht von Jesus selbst aus. Er gibt den zwei Jüngern den Auftrag: "Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir." Jesus selbst will durch diesen Einzug ein Zeichen setzen und zum Ausdruck bringen, wer er ist und was sich nun in Jerusalem ereignen wird.
Die Jünger, das Volk und selbst die Pharisäer lassen sich auf den Vorgang ein, ohne recht zu wissen, was das Ganze zu bedeuten hat. Die beiden Jünger holen die Eselin und das Fohlen, viele breiten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schneiden Zweige von den Bäumen und streuen sie auf den Weg. Und immer mehr jubeln Jesus zu: "Hosanna dem Sohn Davids"; das heißt übersetzt: "Bringt doch Heil". Die ganze Stadt gerät in Aufregung und man fragt: "Wer ist das?"
Jesus erhebt mit diesem Einzug den Anspruch, der Messias zu sein. Er bringt aber zugleich zum Ausdruck, dass er in ganz anderer Weise Messias ist als erwartet. Er kommt nicht mit Macht, nicht hoch zu Ross. Er reitet auf einer Eselin. Er kommt gewaltlos und friedfertig.
Die Gegner Jesu spüren trotzdem den Anspruch Jesu, der hier verborgen ist. Sie fordern: "Meister bring doch deine Jünger zum Schweigen" (Lk 19,39).
Jesus weist sie zurück: "Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien" (Lk 19,40).
Beim Einzug Jesu in Jerusalem kündet sich an, was sich in nächster Zeit ereignen wird: Jesu Tod am Kreuz und seine Auferstehung.
Sich betreffen lassen und Stellung beziehen
Was hat uns dies heute zu sagen? - Das, was sich vor fast 2000 Jahren ereignet hat, ist nicht Vergangenheit. Die Liturgie der Kar- und Ostertage will dieses Geschehen, das auch uns unmittelbar betrifft, vergegenwärtigen. Wie die Zeitgenossen Jesu, sollen wir uns von diesen Ereignissen betreffen lassen und in Glaube oder Unglaube dazu Stellung beziehen. Das Werk der Erlösung soll an uns wirksam werden.
Die Palmprozession mit der anschließenden Eucharistiefeier ist die Eröffnung der Liturgie der Kar- und Ostertage, die am Gründonnerstag, am Karfreitag und in der Osternacht ihre Höhepunkte findet. Es geht in diesen Tagen nicht um eine fremde Sache, die uns nichts angeht. "Res mea agitur". Es geht um meine Sache; es geht nicht nur um das Schicksal Jesu, sondern auch um mein Schicksal.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Liedvorschläge:
GL 279: Hosanna dem Sohne Davids (Kyrie)
GL 280: Singt dem König Freudenpsalmen
GL 281: Also sprach beim Abendmahle
GL 288: Hört das Lied der finstern Nacht
GL 289: O Haupt voll Blut und Wunden
GL 290: Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen
GL 299: Der König siegt, sein Banner glänzt
GL 369: O Herz des Königs aller Welt
GL 460: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL Ö818: Aus der Tiefe rufen wir zu dir
GL Ö819: Lass mich deine Leiden singen
GL Ö820: Herr Jesus Christ, wir suchen dich
GL Ö821: Jesus zieht in Jerusalem ein, Hosianna
Kehrverse und Psalmen:
GL 36,1-2: Auf dich haben unsere Väter vertraut, und du hast sie gerettet. - Mit Psalm 22 - II.
GL 52: Herr, du bist König über alle Welt - Mit Ps 93 - VIII.
GL 293: Mein Gott, mein gott, warum hast du mich verlassen? - Mit Psalm 27 (GL 38,2) - IV.
GL 302,2: Hosanna dem Sohne Davids! - Mit Psalm 57 (GL 649,6) - VII.
GL 302;3: Hosanna, hosanna, hosanna in der Höhe - Mit Psalm 118 (GL 66,2) oder Psalm 122 (GL 68,2) - VI.
GL 629,5-6 (564): Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit - Mit Phil 2,6-11 - VI.
GL 639,1: Erbarme dich meiner o Gott, erbarme dich meiner. - Mit Psalm 121 (GL 68,2) - VI.
GL 657,5: Christus war für uns gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuze. Mit Psalm 121 (GL 68,2) - VI.
- Einleitung2
Hans Hütter (2009)
Mit der Feier des Palmsonntags beginnen wir die Feier der Karwoche, der großen heiligen Woche.
Im Geiste ziehen wir mit Jesus hinauf nach Jerusalem und erleben wir mit ihm seine Vollendung als von Gott gesandten Messias. Mit ihm durchleiden wir auch den Weg des Kreuzes, den er für uns gegangen ist. Mit ihm erinnern wir uns, wie er beim Abschiedsmahl seinen Jüngern die Füße gewaschen, mit ihnen Mahl gehalten hat und seinen bevorstehenden Leidensweg als Hingabe für uns gedeutet hat.
Am Beginn dieser Feier huldigen wir Christus als Sohn Davids, als Messias und Erlöser.
(Fortsetzung der Feier mit der Palmweihe und Palmprozession oder mit den Kyrierufen)
Messbuch - Einleitung Palmsonntag: Palmzweige als Zeichen des Lebens und des Sieges
Segnung der Palmzweige:
Barmherziger, ewiger Gott,
segne + diese Zweige,
die Zeichen des Lebens und des Sieges sind.
Mit ihnen ehren wir Jesus, unseren König.
Mit Liedern begleiten wir ihn in seine heilige Stadt.
Gib, dass wir durch ihn zum himmlischen Jerusalem gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Palmsonntag
- Kyrie3
Beatrix Senft (2022)
Herr, Jesus Christus,
der Versuchung des Jubels bist du nicht erlegen.
Herr erbarme dich.
Bis zuletzt hast du den liebenden Dienst am Vater und den Menschen gelebt.
Christus, erbarme.
Deiner Bestimmung bist du trotz Todesangst treulich gefolgt.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2021) - du hast den Auftrag deines Vaters angenommen
Herr, Jesus Christus,
du hast den Auftrag deines Vaters angenommen
und hast dich kleingemacht in unsere Menschlichkeit.
Herr, erbarme dich.
Du hast in deinem Wirken gezeigt,
wie wir in dieser Welt leben sollen.
Christus, erbarme dich.
Du hast dich vom Jubel der Menschen nicht von deinem Weg abbringen lassen,
sondern bist den dir vorbestimmten Weg bis in Leid und Tod gegangen.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2009)
Herr, Jesus Christus,
du bist der von Gott gesandte Messias,
du bist wahrhaft Gottes Sohn.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich deines göttlichen Glanzes entäußert,
du wurdest wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Christus, erbarme dich.
Dich hat Gott über alle erhöht
und dir einen Namen verliehen,
der größer als alle Namen ist.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Palmsonntag: ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen
Allmächtiger, ewiger Gott,
deinem Willen gehorsam,
hat unser Erlöser Fleisch angenommen,
er hat sich selbst erniedrigt
und sich unter die Schmach des Kreuz es gebeugt.
Hilf uns,
daß wir ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen
und an seiner Auferstehung Anteil erlangen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB Palmsonntag
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Großer Gott,
wir feiern in dieser Heiligen Woche
den Höhepunkt des Kirchenjahres.
Laß uns still und nachdenklich werden
und unsere Verbindung zu Christus stärken,
der uns in Tod und Auferstehung den Weg
vorausgegangen ist, und der mit dir lebt
und herrscht in Ewigkeit.
Sonntagsbibel
Allmächtiger, ewiger Gott,
dein Sohn hat sich bis zum Tod am Kreuz erniedrigt
und die Sünden der Menschen auf sich genommen.
Hilf uns,
daß wir mit ihm im Leiden ausharren
und zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen.
Durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2021) - begleite auch uns auf allen Wegen
Vater unser im Himmel,
wir gedenken in der vor uns liegenden Karwoche
in besonderer Weise des Leidens und Sterbens Jesu.
Er hat aus Liebe zu dir und zu uns alles auf sich genommen,
damit wir durch ihn ewige Hoffnung haben.
Wir danken dir und Jesus für dieses große Geschenk an unser Leben
und bitten dich,
begleite auch uns auf allen Wegen,
damit wir deinem Willen folgen können. - Amen.
- Fürbitten11
Michael Lehmler (2023)
Gott,
Du bist ein Gott des Lebens und des Friedens.
Dich bitten wir:
Für alle, die sich über dich freuen.
Gott, unser Vater… A: Wir bitten Dich, erhöre uns.
Für alle, die von Dir enttäuscht sind.
Für alle, die gegen Dich sind.
Für alle, die von Krieg und Unglück gepeinigt sind.
Für alle, die helfen, dass die Welt besser wird.
Für alle, die uns in den Himmel vorausgegangen sind.
Guter Gott,
im Vertrauen, dass Du alles zum Guten wendest, bitten wir Dich durch Christus unseren Herrn. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Auf Erwartungen folgen Enttäuschungen. Begeisterung schlägt in Missfallen um. In dieser Ambivalenz leben wir. Bei Gott ist es anders. Seine Treue hat Bestand.
Ihn lasst uns bitten:
Um eine kirchliche Gemeinschaft, die einander im vorbehaltlosen Vertrauen auf deine Liebe bestärkt.
Um eine Gesellschaft, die anstatt des ewigen Kreislaufs enttäuschter Erwartungen und deren Folgen Sinn für die Realität des Möglichen entwickelt.
Um Idealismus und Einsatzfreude in Beruf und Ehrenamt besonders überall dort, wo zwar manches Leid nicht geändert aber erträglicher gemacht werden kann.
Um Mut und Vertrauen auf deinen Beistand bei der Konfrontation mit eigenem Versagen und unserer Schuld.
Um Trost und Hoffnung für alle Verstorbenen aus der Botschaft, dass Jesus, der ohne Schuld war, für uns alle die Schuld auf sich genommen hat.
Denn du bist mit der Macht deiner Liebe bei uns.
Dir sei Dank und Lobpreis jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
keiner weiß um Höhen und Tiefen des Lebens so wie du, der du machtvoll durch die Ohnmacht der Passion gegangen bist.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, denen zugejubelt wird.
Lass sie dennoch ihre Fehler und Schwächen erkennen und schütze sie vor Überheblichkeit
Für alle Menschen in Politik und Gesellschaft, die Entscheidungsgewalt haben.
Lass sie sich gerade in diesen Zeiten der Klimakrise und in Zeiten von Kriegen und Gewalt darauf besinnen, dass sie für die Menschen Verantwortung tragen, die ihnen anvertraut sind.
Für alle Menschen, die jetzt Angst vor ihrer Zukunft haben, die fürchten, ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können, die Angst vor einer Ausweitung des Ukrainekrieges haben:
Lass sie Fähigkeiten entwickeln, die sie an der schwierigen Situation nicht zu Grunde gehen, sondern reifen lassen.
Für alle Menschen, die in menschenunwürdigen Zuständen leben müssen, die ihre Heimat verlassen müssen, die auf der Flucht in Lebensgefahr geraten.
Lass sie Halt finden und die Kraft, ihren schweren Weg gehen zu können.
Für alle, die unbeachtet von anderen ihren Weg gehen, ganz ohne Anerkennung und Jubel,
dass sie dennoch ihren Wert erkennen und schätzen können.
Für alle Kranken, deren Leben aus den gewohnten Bahnen gerissen wurde,
dass sie Begleitung und Halt finden auf ihrem schwierigen Weg.
Für unsere Verstorbenen.
Nimm sie zu dir in dein Reich.
Herr Jesus Christus,
durch Dein Menschsein kennst du unsere Nöte und Ängste. Bei dir finden wir Verständnis und Beistand.
Dafür danken wir dir. - Amen.
Gastautor*in (2020) - Wir vertrauen uns deiner Hilfe und Begleitung an
Gott, der du Jesus zu uns geschickt hast,
damit du uns Menschen gleich wirst und nahe bist:
Wir bitten dich:
Für die zerschlagenen und stimmlosen Menschen auf der Erde
Für die kranken und einsamen Menschen.
Für uns, um Kraft, anderen beizustehen.
Für die Mächtigen - um einen demutsvollen Umgang mit Macht.
Für die geschundene Schöpfung.
Für die Verstorbenen.
Gott - menschgeworden weißt du, was wir brauchen.
Wir vertrauen uns deiner Hilfe und Begleitung an.
Berühre uns mit deinem Segen. - Amen.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-E., Pastoralassistentin St. Franzikus, Wels.
Renate Witzani (2017)
Die Karwoche beginnt mit dem Jubel der Menge und führt über Jesu Leiden und Sterben zum Jubel über die Auferstehung am Ostersonntag.
Lasst uns beten, dass uns das Miterleben dieser Tage in der Treue und Liebe zu Jesus, unserem Erlöser, stärkt:
Wir bitten dich für Papst Franziskus und alle Getauften, die darunter leiden, dass menschliches Versagen verdunkelt, was deine Kirche an Hoffnung für die Welt sein könnte.
Wir bitten dich für alle, die für ihre persönlichen und politischen Entscheidungen ihr Leben riskieren.
Wir bitten dich für alle, die sich vom Leid ihrer Mitmenschen berühren lassen und ihnen beistehen.
Wir bitten dich für uns selbst, dass unser gemeinsames Beten und Feiern zu einem entschiedenen Suchen nach Beziehung und Begegnung mit dir führt.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen, in deren Verlust uns tröstet, dass du die Macht des Todes überwunden hast und uns allen Anteil an deinem ewigen Leben schenkst.
Im Hosianna des Palmsonntags rufen wir dich, Herr, in all unserer Verstrickung in Schuld und Versagen um deine Hilfe an. Wir danken dir, dass du dein Leben für uns dem Vater angeboten hast, und danken dem Vater, der dein Sühneopfer für uns angenommen hat, jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2016)
Lasst uns einstimmen in das Hosianna der Menschen in Jerusalem
und dich, Jesus, den menschgewordenen Gottessohn,
um Hilfe und Rettung bitten:
Jesus, du bist auf dem Lasttier der Armen und nicht in königlicher Pracht in Jerusalem eingezogen.
Erfülle deine Kirche mit der Sehnsucht nach Demut und Gerechtigkeit für alle Menschen.
Jesus, du sehnsüchtig erwarteter Friedenskönig.
Bestärke alle Völker und Regierenden in der Sehnsucht nach Frieden auf der Welt.
Jesus, der du um die Not und das Elend der vielen weißt, die entrechtet, krank, versklavt, gefangen, hungernd und einsam sind.
Lass uns berührt werden von ihrem Leid und dort helfen, wo wir es können.
Jesus, der du durch alle Höhen und Tiefen deines Erlösungsauftrags gegangen bist.
Hilf uns in der kommenden Karwoche deine Liebe bis zur Hingabe am Kreuz zu betrachten und sie nicht vorschnell mit der Freude des Osterfestes zuzudecken.
Jesus, du bist für uns gestorben, damit wir das Leben haben.
Nimm unsere Verstorbenen in die Gemeinschaft mit dir und dem Vater auf.
Jesus Christus, König und Herr,
du hast unsere Menschennatur angenommen, um uns Gottes Liebe und Zuwendung erfahrbar zu machen.
Dich loben und preisen wir als die Gemeinschaft derer, die durch dein Leiden und Sterben mit dir zu neuem Leben geboren wurden,
in der Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist. - Amen.
Manfred Wussow (2016)
Auf einem Esel zieht Jesus in Jerusalem ein.
Alle Jünger loben freudig und mit lauter Stimme Gott wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten. Sie rufen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn.
Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!
Wir beten heute besonders für die Menschen,
die einen Leidensweg vor sich haben,
die ihre Not noch nicht absehen können.
Sie sind auf der Flucht vor Krieg und Not,
sie stoßen auf Grenzen und Ängste.
Herr, schenke uns eine laute Stimme der Hoffnung
Wir beten für alle, die hin und hergerissen sind,
wenn sie die Nachrichten sehen und hören,
die sich keinen Reim machen können auf die Zukunft.
Sie fürchten Nachteile für sich,
sie stecken ihr kleines Leben ab.
Wir beten für die, die politisch verantwortlich handeln müssen,
die von Stimmungen getragen und getäuscht werden.
Sie fragen nach den Ressourcen,
sie wägen Chancen und Aussichten ab.
Wir beten für die, die die Würde von Menschen mit Füßen treten,
die mit der Not von Menschen ihre Geschäfte machen.
Sie lassen sich als Schlepper bezahlen,
sie führen Menschen in die Irre.
Für die, die in unserer Mitte alleine gelassen werden,
mit ihrer Krankheit, ihrer Einsamkeit, ihrer Schuld.
Sie kämpfen, oft sogar mit Windmühlenflügeln,
sie sehnen sich nach einem guten Wort und ehrlicher Nähe.
Herr,
du gehst den Weg des Leidens.
Du machst ihn zu einem Weg der Liebe.
Bei dir entdecken wir die Kraft und die Zuversicht.
Für ein mutiges und offenes Wort, das die schweigsame Angst überwindet,
für Solidarität und Engagement, das aus Fremden Freunde macht,
für Träume und Zärtlichkeit, die die Welt lichtvoll und warm verwandeln.
Gesegnet bist du, König! Du kommst im Namen des Herrn.
Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe! – Amen.
Renate Witzani (2015)
Hoffnung und große Erwartungen aber auch Leid und Einsamkeit sind Begleiter Jesu in seinen letzten irdischen Lebenstagen. Er kennt die Ungewissheit menschlichen Lebens wie kein anderer.
Lasst ihn uns gemeinsam bitten:
Um eine Kirche, die allen, die durch die Last ihres Lebens niedergedrückt sind, dich als ihren Erlöser und Heiland verkündet.
Um eine Welt, in der Kindern und Frauen nicht mehr Gewalt angetan wird und Männer nicht als Soldaten für die Machtinteressen einzelner Gruppen missbraucht werden.
Um eine Gesellschaft, die Korruption und Lebenslügen durchschaut und mutig für ein gerechtes Miteinander eintritt.
Um die feste Hoffnung auf deine Barmherzigkeit, die auch uns an den anderen barmherzig handeln lässt.
Um Trost und Kraft aus deinem Leiden für alle Sterbenden und das ewige Leben für unsere Verstorbenen.
Denn dein Leiden, Sterben und deine Auferstehung eröffnet uns das große Geschenk der Erlösung. Dafür danken wir dir, Herr, und preisen dich mit dem Vater und Geist. - Amen.
Hans Hütter (2014) - Weg des Messias
Gott, unser Vater,
im Vertrauen auf dich hat Jesus den Weg des Messias auf sich genommen,
der ihn durch Leiden und Tod hindurch zur Auferstehung führte.
So treten auf wir mit unseren Bitten an dich heran:
Wir beten für alle, die ein schweres Schicksal zu tragen haben.
Stärke sie und lass sie das Vertrauen in deine Vaterliebe nicht verlieren.
Wir beten für alle, die wegen ihrer religiösen Überzeugung verfolgt werden.
Gib ihnen Kraft zum Ausharren und lass sie ihre Hoffnung nicht verlieren.
Wir beten für die Völker in Palästina und Syrien.
Zeige ihnen Wege zum Frieden.
Wir beten für alle, die religiös und politisch Andersdenkende bekämpfen.
Lass sie teilhaben an der Weite deines Herzens.
Wir beten für alle, die der Botschaft Jesu gleichgültig gegenüber stehen.
Lass sie die befreiende Kraft deines Evangeliums erkennen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Hans Hütter (2013)
Gott und Vater,
dein Sohn Jesus Christus ist als Friedenskönig in Jerusalem eingezogen.
Aus der Not einer zerrissenen und friedlosen Welt rufen wir zu dir:
Bring Frieden den Menschen im Nahen Osten
und lass sie ihre religiösen und politischen Gegensätze überwinden.
Lass die Verantwortlichen nicht müde werden,
nach gerechten Lösungen der wirtschaftlichen Konflikte zu suchen.
Wecke in den wohlhabenden Völkern die Bereitschaft, die zur Verfügung stehenden Mittel mit den Armen und Schwachen zu teilen.
Mach alle Menschen bereit, mit den Ressourcen unserer Welt
behutsam und schonend umzugehen.
Segne Papst Franziskus und gib ihm die Kraft,
seinen vielen Aufgaben gerecht zu werden.
Schenke den Repräsentanten innerkirchlicher Konflikte die Bereitschaft,
diese im Geiste des Evangeliums zu lösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Hans Hütter (2012)
Gott und Vater,
im Leiden und Sterben deines Sohnes hast du uns gezeigt,
wie sehr dir an unserem Heil gelegen ist.
Wir tragen dir unsere Bitten vor:
Wir beten für alle Menschen,
die wegen ihrer religiösen oder politischen Überzeugung
verfolgt, gefoltert oder zu Tode gerichtet werden.
Halte auch ihnen die Treue und gib ihnen unzerstörbares Leben.
Wir beten für alle Menschen,
vor allem für die Bevölkerung im Nahen Osten,
die um menschenwürdige Lebensbedingungen kämpfen.
Schenke ihnen Freiheit und Frieden.
Wir beten für alle Menschen,
die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Gib ihnen Ausdauer und lass sie Früchte ihrer Mühe sehen.
Wir beten für alle Menschen,
die sich in diesen Tagen von der Hingabe deines Sohnes berühren lassen.
Lass sie erkennen: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.
Wir beten für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde.
Gib ihnen Anteil am ewigen Leben, das du verheißen hast.
Staunend und dankbar stehen wir vor der unfassbaren Liebe,
die du uns durch das Leiden, den Tod
und die Auferstehung deines Sohnes erwiesen hast.
Dir sei Lobpreis und Ehre. Amen.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Palmsonntag: versöhne uns mit dir
Herr, unser Gott,
schenke uns Verzeihung
durch das Leiden deines Sohnes.
Wir haben sie zwar durch unsere Taten nicht verdient,
aber wir vertrauen auf dein Erbarmen.
Darum versöhne uns mit dir
durch das einzigartige Opfer
unseres Herrn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Palmsonntag
- Gebet zur Gabenbereitung1
Sozialreferat der Diözese Linz (2015)
Jesus, du hast Kranke geheilt,
du hast Menschen gezeigt: Gott liebt dich.
Du hast mit den Menschen deinen Glauben,
deine Liebe, dein Leben geteilt.
Jesus, du teilst dein Leben mit uns: in Brot und Wein.
Dein Brot und dein Wein sind Nahrung für unsere Seele. - Amen.
© Franz Wenigwieser, OFM
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Jesus Christus als Messias und Erlöser
Kehrvers:
Herr Jesus, dir sei Rum und Ehre. (GL176,3)
Guter Gott, wir danken dir,
dass du uns Jesus Christus als Messias und Erlöser gesandt hast.
Er ist als Friedensfürst in Jerusalem eingezogen
und hat uns deinen göttlichen Frieden gebracht.
Kehrvers
Er ist gekommen, nicht um zu herrschen,
sondern um zu dienen.
Er hat als Hirte sein leben hingegeben für seine Herde,
damit wir ewiges Leben erlangen.
Kehrvers
Er hat unsere Schuld getilgt
und uns mit dir, Gott und Vater, versöhnt.
Er hat uns die Macht gegeben, Kinder Gottes zu werden
und in deinem Licht zu leben.
Kehrvers
Dafür danken wir dir mit allen Engeln und Heiligen.
Wir stimmen ein in den Lobpreis deines auserwählten Volkes
und singen dir zur Ehre:
Danklied, z. B."Gott wohnt in einem Lichte... GL 429
- Präfation4
Messbuch - Präfation Palmsonntag: Der Unschuldige leidet für die Sünder
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken und
das Werk deiner Liebe zu rühmen
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Er war ohne Sünde
und hat für die Sünder gelitten.
Er war ohne Schuld und hat sich
ungerechtem Urteil unterworfen.
Sein Tod hat unsere Vergehen getilgt,
seine Auferstehung
uns Gnade und Leben erworben.
Darum preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Palmsonntag
Messbuch - Präfation Passionszeit 1: Die Macht des gekreuzigten Herrn
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und das Werk deiner Gnade zu rühmen.
Denn das Leiden deines Sohnes
wurde zum Heil für die Welt.
Seine Erlösungstat bewegt uns,
deine Größe zu preisen.
Im Kreuz enthüllt sich dein Gericht,
im Kreuz erstrahlt die Macht des Retters,
der sich für uns dahingab,
unseres Herrn Jesus Christus.
Durch ihn loben dich deine Erlösten
und vereinen sich mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Passionszeit 1
Messbuch - Präfation Passionszeit 2: Der Sieg Christi in seinem Leiden
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und das Werk deines Erbarmens zu rühmen
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn wiederum kommen die Tage,
die seinem heilbringenden Leiden und
seiner glorreichen Auferstehung geweiht sind.
Es kommt der Tag des Triumphes über den alten Feind,
es naht das Fest der Erlösung.
Darum preisen wir dich mit allen Chören der Engel
und singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Passionszeit 2
Sozialreferat der Diözese Linz (2015) - Studientext: Palmsonntag
(nicht approbierter Studientext)
Gott, es ist gut, deine Liebe zu preisen!
Jesus, dein Sohn, reitet als König in Jerusalem ein,
Jesus, ein König für die Sünder, für die Kranken, für den Frieden.
Weil Jesus vom Tod auferstanden ist,
ist Jesus auch heute noch König für die Menschen mit gutem Willen.
Dafür loben wir dich
und singen mit den himmlischen Chören:
© Franz Wenigwieser, OFM
- Mahlspruch1
Bibel
Christus Jesus hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein.
Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod
bis zum Tod am Kreuz.
Oder:
Christus Jesus war für uns gehorsam bis zu Tod.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht.
Oder:
Jesus Christus ist der Herr,
zur Ehre Gottes, des Vaters
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Jesus Christus
mit dir will ich aufstehen
gegen Not und Tod
gegen Folter und Leiden
gegen Armut und Elend
gegen Hass und Terror
gegen Zweifel und Resignation
gegen Unterdrückung und Zwang
Mit dir will ich aufstehen
gegen alles, was das Leben behindert
Mit dir will ich einstehen
für alles,
was das Leben fördert
Es genügt nicht
Hosanna, Hosanna zu rufen
darum
sei du meine Kraft
dass ich aufstehe mit dir
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Palmsonntag: das Leben erhoffen, das uns der Glaube verheißt
Herr, unser Gott,
du hast uns im heiligen Mahl gestärkt.
Durch das Sterben deines Sohnes
gibst du uns die Kraft,
das Leben zu erhoffen, das uns der Glaube verheißt.
Gib uns durch seine Auferstehung die Gnade,
das Ziel unserer Pilgerschaft zu erreichen.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Palmsonntag
- Gebet zum Abschluss3
Beatrix Senft (2022)
Vater im Himmel,
mit diesem Sonntag haben wir in besonderer Weise begonnen,
den Leidensweg deines Sohnes
und seine Hingabe zu dir und uns Menschen
neu anzuschauen.
Wir bitten dich:
schenke uns wache Augen
für das Leid aller Menschen
und die Bereitschaft,
dienend und helfend seinem Beispiel zu folgen.
Darum bitten wir, durch ihn,
Christus, unseren Bruder und Herrn.
Sozialreferat der Diözese Linz (2015)
Herr Jesus,
wir haben dich auf deinem Weg begleitet:
bei deinem Einzug in Jerusalem,
beim letzten Abendmahl,
bei deiner Salbung,
bei deinem Tod und deiner Auferstehung.
Mit deinem Leben, Sterben und Auferstehen machst Du uns Mut,
auch auf unserem Lebensweg
immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. - Amen.
© Franz Wenigwieser, OFM
Gabi Ceric (2011)
Gott des Lebens.
Wir haben gefeiert, dass Jesus in Jerusalem als König eingezogen ist.
Er ist unser König - viel stärker als der Tod.
Wir bitten dich,
lass uns ihn loben und preisen durch unser Leben.
Heute und alle Tage unseres Lebens und darüber hinaus
- Sonstiges2
Sozialreferat der Diözese Linz (2015)
Gebet zum Einzug:
Jesus, Du willst nicht unseren Jubel!
Du willst: dass wir uns für Gerechtigkeit stark machen,
dass wir die Schwachen stützen.
Du willst: dass wir wie Brüder und Schwestern miteinander leben,
dass wir zu Gott Vater sagen,
dass wir am Reich Gott mitbauen.
Jesus, du willst, dass wir in Frieden miteinander leben.
So bitten wir für das Land Israel,
für die Stadt Jerusalem
und für alle Länder in Krieg um deinen Frieden. - Amen.
© Franz Wenigwieser, OFM
Sozialreferat der Diözese Linz (2015)
Segnung der Zweige durch den Priester:
Gott, wir haben Palmzweige mitgebracht.
Sie erinnern uns an Jesus,
an seinen Einzug als Friedenskönig in Jerusalem.
Segne unsere Zweige,
damit sie uns immer wieder an den Frieden mahnen.
Im Namen des Vaters, und des Sohnes,
und des Heiligen Geistes. - Amen.
© Franz Wenigwieser, OFM
aufregung
a uch das herz wird
u mgekrempelt - in-
f rage gestellt -
r evolution oder
e ndeausamen -
g erechtigkeit oder
u nterdrückung -
n ichts oder
g ott - wähle
Michael Lehmler 2023.
passion
p artizipieren und
a ufstehen -
s anft und
s tark den
i rrsinn und die
o hnmacht und den
n ebel lichten
bin ich leidvertraut
und schmerzgeprüft
ist das herz verroht
verhülle das weh
die blutigen worte
und den albtraum
zerstreue uns und
die gewohnheiten
und die schablonen
mit licht und schatten
schlägst du mich frei
für das urvertraute
ich sehe in dir neu
die liebe gottes und
und das heil für uns
Michael Lehmer 2023.
Palmsonntag heute
ER kommt
aus dem Umland
umgeben von
Jüngerinnen
und
Jüngern
steuert genau
auf das Zentrum
von Macht
Diktatur
und Säbelklappern zu
ER
der darum weiß
dass die Mächtigen
ihn nicht wollen
mehr noch
ihn beseitigen wollen
ER zieht ein
auch heute noch
mit einer unermesslichen Leidenschaft
für das Liebesgebot
des Vaters
sie gilt für alle Zeit
auch für heute
wie ist das mit mir?
wie ist das mit dir?
gilt unser
HOSIANNA
als Jubel- und Hilferuf
oder
schreien auch wir enttäuscht
KREUZIGT IHN
und
geben IHN
geben unsere Hoffnung
verloren
Beatrix Senft 2023.
Jesus Einzug in Jerusalem
Der für Palmsonntag vorgeschlagene Abschnitt aus dem Evangelium nach Johannes gehört zu einem Bericht, der mehr als 1900 Jahre alt ist.
Eu-Angelion - das griechische Wort für „Gute Botschaft“ oder „Evangelium“ wurde im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung von einem ehemaligen Fischer mit Namen Johannes geschrieben, etwa 35 Jahre nach dem Entstehen der ersten Versammlungen von Menschen, die einen Christus verehren. Christus heißt „Gesalbter“ und bedeutet „Gesandter Gottes“. Fünfunddreißig Jahre lang haben Freunde dieses Jesus anderen Menschen von den Reden und Taten eben dieses Jesus mit dem Zusatz Christos erzählt. An vielen Orten ist die Gute Nachricht gesagt worden. Die Menschen hofften auf eine versprochene Wiederkunft dieses Jesus. Dann starben immer mehr Augen- und Ohrenzeugen, die irgend etwas von Jesus gehört oder gesehen hatten. Deshalb haben einige aufgeschrieben, was sie mit Jesus erlebt haben und was er gepredigt hat von Gott.
Johannes hat Reden notiert, an die er sich erinnert hat – nach fünfunddreißig Jahren. Wissen Sie noch, was Sie vor fünfunddreißig Jahren gehört haben? Vielleicht war es eine Rede eines Politikers, eine Predigt? Oder irgendetwas Besonderes im eigenen Leben…
Johannes stellt in diesem Abschnitt zunächst die beteiligten Menschen vor. - Da sind zunächst Menschen, die gehört haben „Jesus kommt in unsere Stadt!“ Andere Menschen haben gehört und gesehen, dass dieser Jesus einen bereits gestorbenen Menschen mit Namen Lazarus von den Toten auferweckt hat. Sie waren Augen- und Ohrenzeugen gewesen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die dritte Gruppe von Menschen waren Männer, die immer wieder in den Heiligen Schriften lasen und die Überlieferungen weitergaben. Sie nannten sich Pharisäer und waren ernsthaft bemüht, die überlieferten Gesetze der Geschichte Israels mit Gott streng zu beachten.
Eine vierte Gruppe von Menschen waren Fremde aus Griechenland. Johannes erinnert in seinem Bericht, dass einer der ersten Jünger Jesu mit Namen Philippus angesprochen wurde mit den Worten „Herr, wir wollen Jesus sehen!“ Philippus spricht mit Andreas, der wie Johannes ein ehemaliger Fischer auf dem See Genezareth war. Beide bringen das Anliegen vor Jesus.
Die Antwort auf das Anliegen der Fremden aus Griechenland schildert Johannes in der Erinnerung so: Jesus sagt (Vers 13) „Jetzt wird der Menschensohn verherrlicht!“ - „Der Menschensohn“ ist eine Gestalt aus dem Buch des Propheten Daniel im 7. Kapitel. Die Erinnerungen des Johannes ergänzen die Worte Jesu.
Mitten in die ersten Begegnungen der vielen Menschen mit dem Mann auf einem Esel legt der Schreiber Johannes die Erzählung vom sterbenden Weizenkorn, ohne dessen Sterben kein neuer Weizen heranwächst! - Das ist ein Schock für alle, die in Jesus Erwartungen setzen. An einen König Israels, an einen Heerführer und ein prachtvolles Königreich! Die „Hosanna“-Rufe bedeuten „Herr, hilf!“. Ein König auf einem Esel! Ohne ein Heer! Manche derjenigen, die zum ersten Mal Jesus begegnen, sehen Zweifel bestätigt!
Was sagt dieser Wundertäter und Geschichtenerzähler Jesus noch? - Für Johannes ist die Erinnerung 35 Jahre nach seiner dreijährigen Gemeinschaft klar: Die Herrlichkeit beginnt mit dem Sterben. Nur wenn Eigensüchte eines Menschen ersterben, dann kann wie bei einem Weizenkorn etwas Neues entstehen. Das gilt für den, der in Jerusalem auf einem Esel einzieht, der den Titel Menschensohn in Anspruch nimmt, zunächst für sein eigenes Leben. Doch auch für jeden, der ihm nachfolgen will, ihm dienen will, gilt das. Wem das eigene Ich unendlich wertvoll erscheint und wer diesen menschlichen Ruhm unbedingt behalten will, wird dieses Leben verlieren.
Jesus stellt dem Leben nach den Werten dieses irdischen Lebens das Leben nach Werten aus der Ewigkeit gegenüber. Gott selbst wird als Vater jeden Menschen ehren, der Jesus nachfolgt.
Nach dieser Gegenüberstellung fügt Johannes aus seiner Erinnerung einen emotionalen Satz ein. Jesus sagt: „Ich habe Angst!“ Jesus führt aus, warum. Er zeigt seine Angst, die Mission, seine Sendung zum Sterben aufzugeben. Doch sein öffentliches Nachdenken, Gott zu bitten, auf dieses Sterben zu verzichten, ist nur kurz. Das Bild des Weizenkorns ist für ihn und seine dienenden Nachfolger Entscheidung. Er setzt den Weg der Demut und des Dienens bis zum Tod fort.
Die Erstbegegnung vieler Menschen mit Jesus beim Einzug in Jerusalem ähnelt den Begegnungen der Menschen heute.
Die einen begegnen Jesus das erste Mal, die anderen erleben das Handeln Gottes als Augen- und Ohrenzeugen. Andere wieder haben nur von Jesus gehört. Sie bekommen Gelegenheit wie die Fremden aus Griechenland.
Jesus gab und gibt mit seinem Bild vom ersterbenden Weizenkorn eine Antwort für alle, die an einer Beziehung zu ihm interessiert sind, die ihm nachfolgen. Wer ihm nachfolgt, wird in den Folgebegegnungen die Wahrheit des Jesus-Wortes erleben: Gott der Vater verherrlicht Jesus mit seinem Weg in den Tod und der darauffolgenden Auferstehung. Jede Frau und jeder Mann, der dem auferstandenen Jesus zum ersten und wiederholten Mal begegnet und in einer dauernden Beziehung lebt, hat ein von Ewigkeitswerten bestimmtes Leben schon hier und jetzt.
Martin Oberkinkhaus 2023.
und ER geht seinen Weg
da zieht ER ein
kein unbeschriebenes Blatt
die einen verehren ihn
weil ER
die Menschenliebe Gottes verkündet
die alles Geltende in den Schatten stellt
die anderen hassen ihn
weil ER
alles auf den Kopf -
vieles in Frage stellt
die einen
jubeln ihm zu
als ER nach Jerusalem kommt
die anderen
schmieden schon
den Plan des Todes –
„ER muss weg“
und ER
geht seinen Weg -
folgt seiner Bestimmung -
bleibt bescheiden
reitet auf einem Esel ein
in die Stadt
die ihm zum Verhängnis werden soll
und Er spürt es
die ihm zujubeln
sie suchen einen Herrscher
der die Besatzermacht sprengt
der die ungleichen Verhältnisse besiegt
der für sie die Ordnung „ihrer“ Macht
wieder herstellt
doch sein Weg
er ist ein anderer
er orientiert sich nicht an den Machtspielen
er lässt dem Kaiser was des Kaisers ist
ER will etwas Grundlegendes
ER will
dass die Welt erkennt
dass nur die Liebe
alles überwinden kann
eine Liebe
die zu verkünden
ihm sein Vater aufgetragen hat
eine Liebe der Aufrichtung
eine Liebe der Verzeihung
eine Liebe des Auf-einander-Zugehens
eine Liebe - die trennende Mauern sprengt
eine Liebe
deren Kraft
alles neu machen kann
ein Liebe
deren Dynamik
selbst den Tod
überwinden kann
und Er nimmt ihn an
den Weg
bis in Leid und Tod
damit die Ketten
der tödlichen Lieblosigkeit
ein für alle Mal
fallen
ER bleibt seinem Weg treu
ER geht ihn
bis zuletzt
ER geht ihn
für dich
für mich
für jeden
geht ihn für alle Zeit
auch für die Schrecken
unserer Zeit
ER geht ihn
damit wir im Aufstand –
im AUF-STAND DER LIEBE -
Gottes Licht sehen
2022
Beatrix Senft, 2022
PALMJUBEL – und was dann?
du kommst daher
aus drei Jahren Wirken
drei Jahre
Erfüllung
des Willens deines Vater
drei Jahre
Begegnungen
Zuspruch
Heilung zusprechend
Augen
und
Ohren öffnend
Lebend teilend –
wie das täglich Brot
Liebe kündend
des Gottes
dessen ALL-MACHT
Liebe ist
geritten auf einem Esel
dem Füllen einer Eselin
bescheiden
deinem Wirken
entsprechend
und doch
umjubelt
und dann
dann
schlägt alles um
die Mächtigen
deines Glaubens
haben es beschlossen:
„der Mensch
der diese
unerschütterliche
Liebe Gottes
verkündet
er muss weg“
SIE
haben es beschlossen –
nicht die Machthaber Roms
aus dem Jubel
werden erste Gegenstimmen
laut
eine Welle entsteht
und
breitet sich aus
„kreuzigt ihn“
die Schreie
sie schlagen
über dir
zusammen
und du
schweigst
und
gehst den Weg
als Konsequenz
der Liebe
zum Vater
und zu den Menschen
aus Liebe
auch zu uns
mache auch uns
zu Anstiftern
der Liebe
in den Konsequenzen
unseres Lebens
Beatrix Senft, 2022
Kreuzwegsteine
Auf den
Kreuzwegsteinen des Jesus von Nazareth
mit-gehen
IHN
wahrnehmen
mit allem
was ihn ausmacht
erspüren
seine Last
seine Angst
ja Todesangst
erspüren
auch
seine Hingabe
seine Liebe
bis in die letzte Konsequenz
bei ihm
verweilen
ausharren
aushalten
zum
Mit-Leiden
bereit
auch
die Last spüren
die
auf meinen Schultern
als Holz
des Leidens
liegt
erspüren
die Last
die auf den Schultern
meiner Lieben
und
so vieler
liegt
IHM
zeigen
hin-halten
und
mit
IHM
erhoffen dürfen
dass es
ein
AUF-ERSTEHEN
gibt
und
auf den
Kreuzwegsteinen
auch
in dieser Zeit
mutig
WEITER-GEHEN
mit IHM
bin ich bereit?
mutig
WEITER-GEHEN
mit IHM
ich bin
bereit
Beatrix Senft, 2022
Jesus
1
mit einer schar von freunden (freundinnen auch)
durch galiläas dörfer und Städte ziehend
hat er kranke geheilt und geschichten erzählt
von der weltleidenschaft des ewigen gottes
2
privilegien der klasse der bildung galten ihm nichts
zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner
wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk
teilte er fische brot und wein aus für viele
3
die gewalt von gewalthabern verachtete er
gewaltlosen hat er die erde versprochen
sein thema: die zukunft gottes auf erden
das ende von menschenmacht über menschen
4
in einer patriarchalischen welt blieb er der sohn
und ein anwalt unmündiger frauen und kinder
wollten galiläer ihn gar zum könig erheben? er aber
ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn
5
auf einem jungesel kam er geritten - kleinleute-messias:
die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm ...
bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde die jünger
um bei seiner Verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel
6
über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess
ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus
stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang -
drei tage später die nicht zu erwartende wendung
7
anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits
brach er von neuem auf in das grausame diesseits
zum langen marsch durch die viellabyrinthe
der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte
8
oft wandelt uns jetzt die furcht an er könnte
sich lang schon verirrt und verlaufen haben
entmutigt verschollen für immer vielleicht - oder bricht er
noch einmal (wie einst an ostern) den bann?
9
und also erzählen wir weiter von ihm
die geschichten seiner rebellischen liebe
die uns aufwecken vom täglichen tod -
und vor uns bleibt: was möglich wär’ noch
Kurt Marti in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte - Interpretationen - Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.
Wenn Gott stirbt, stirbt wirklich alles
Hans Urs von Balthasar ist einer der wenigen Theologen, der das Thema des Kreuzes erschöpfend behandelt hat.
Er vergleicht das Eintreten in die Meditation über die Passion, über den Tod Gottes und dessen Bedeutung für das Schicksal des Menschen mit dem, was Jesaja in der kleinen Apokalypse schildert: mit dem Eintreten in ein Land des Todes.
"Grauen, Grube und Garn warten auf euch, ihr Bewohner der Erde. Wer dem Lärm des Grauens entflieht, fällt in die Grube. Wer aus der Grube entkommt, fängt sich im Garn. Die Schleusen hoch droben werden geöffnet, die Fundamente der Erde werden erschüttert. Die Erde birst und zerbirst, die Erde bricht und zerbricht, die Erde wankt und schwankt. Wie ein Betrunkener taumelt die Erde, sie schwankt wie eine wacklige Hütte. Ihre Sünden lasten auf ihr; sie fällt und kann sich nicht mehr erheben. An jenem Tag wird der Herr hoch droben das Heer in der Höhe zur Rechenschaft ziehen und auf der Erde die Könige der Erde. Sie werden zusammengetrieben und in eine Grube gesperrt; sie werden ins Gefängnis geworfen, und nach einer langen Zeit wird er sie strafen. Dann muss der Mond sich schämen, muss die Sonne erbleichen. Denn der Herr der Heere ist König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, er offenbart seinen Ältesten seine strahlende Pracht" (24,17-23).
Nach Hans Urs von Balthasar führen uns diese Verse alle Gegebenheiten vor Augen, deren Erwägung absolut unerlässlich ist, wenn wir in das dunkle Geheimnis der Geschichte eindringen, das der Tod Gottes ist. Wenn Gott stirbt, stirbt wirklich alles, wenn das offenbarende Wort Gottes an einem bestimmten Punkt schweigt, schweigt die ganze Welt. So begreifen wir den erschütternden Ernst solch einer Meditation, die uns, wenn man sie wirklich anstellt, d. h., wenn man ihre Folgen für unser Leben bedenkt, mehr als ein Gedankenspiel zu sein scheint und sich sogar ausnimmt wie ein Strick, in dem man sich verfängt und zu Fall kommt.
Aus: Carlo M. Martini, Seht, welch ein Mensch. Texte für alle Tage der Fasten- und Osterzeit. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1999.
Nicht der Rauch der Brandopfer
Nicht nur der Weihrauchduft
aus den Kirchen und Domen,
sondern auch der Schrei der Gefolterten
aus zweihundertfünfzig Nationen
dringt zu Dir empor, o Herr!
Nicht nur die heiligen Gesänge
aller Riten und Liturgien
erreichen Dich, Herr,
sondern auch das "Warum?"
millionenfach
aus Krankenhäusern,
Altersheimen,
Pflegestätten.
Du hörst seit Jahrtausenden
die Seufzer der Tiere und Menschen.
Du hörst millionenmal:
"Ich kann nicht mehr",
zu Dir kommt millionenmal:
"Ich liebe Dich."
Du bist!
Du bist die Fülle von Freude.
Du bist die Fülle von Schmerz.
Du bist,
während wir werden!
Aus: Martin Gutl, Loblied vor der Klagemauer. Styria Verlag, Graz Wien Köln 1978.
Leid und Schmerz
Ich kann nicht mehr.
Leid und Schmerz stehen übermächtig
in meinem Leben.
Leid, das von Natur aus da ist,
Leid, das die Menschen durch ihren Hass
und ihren Egoismus erst bereiten.
Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben.
Ich kann alles - mich selbst -
nicht mehr ertragen.
Ich leide.
Ich leide unter den anderen
und unter mir selbst.
Aber auch andere leiden unter mir,
weil ich sie nicht leiden kann. -
Weil ich beleidigt bin,
beleidige ich andere.
Es muss sich etwas ändern;
ich muss etwas ändern,
aber mir fehlt die Kraft dazu.
- Warum ist das Leben so schwer?
Jesus hat Leid und Schmerz nicht weggenommen.
Er hat auch das Warum nicht erklärt.
Er hat Leid und Schmerz auf sich genommen.
Durch sein Leiden und Sterben
hat er die ewige Liebe geoffenbart,
damit sie uns trägt in Leid und Schmerz,
damit wir nicht mehr zweifeln an seiner Liebe.
HERR,
du hast das Leid durchlitten.
Du hast das Leid durch Leiden überwunden.
Gib mir das Vertrauen in deine ewige Liebe,
die größer ist als die Unerträglichkeit
von Leid und Schmerz.
Lass mich durch deine Liebe begreifen,
dass alles einen Sinn hat,
auch wenn ich ihn jetzt noch nicht begreife.
Mach mich offen
für die vielen Zeichen deiner Liebe.
Aus: Elmar Gruber, Das Kreuz in meinem leben. Betrachtungen zu einem Ursymbol. Don Bosco Verlag, München 1996.
Judas Ischariot
I
Er war der Gläubigste von allen Jüngern,
die um den Nazarener sich geschart:
Er diente ihm mit ungelenken Fingern
und weinte nachts in seinen roten Bart.
Fast war er stumm und schien von seltner Art,
den Tieren gleich, die Ackers Werk verrichten. -
Er konnte nicht gleich dem Johannes dichten
und war nicht wie Matthäus hochgelahrt.
Doch war er fromm und deshalb größer
als irgendeiner in der Zwölferschar,
drum liebte ihn der leidende Erlöser,
von dessen Mantel er umfangen war;
der legte in des stillen Schülers Hut
das wenige, das ärmlich-heilige Gut.
II
Und als sie saßen in dem großen Saal,
da Jesus war im Weine und im Brote
und dunkle Worte sprach von seinem Tode,
hielt er sich fern vom letzten Abendmahl.
In seiner tauben Seele schrien Lust und Qual,
gebückt und scheuend stand der dumpfe Rote
wie ein Verstoßner und des Unheils Bote
und war doch ohne Weg und ohne Wahl.
Nur einmal war’s, als ob der Menschensohn
ihn wie ein Vater milden Blicks umfing:
Da wusste er, nicht um den Silberling
verriet er ihn - allein um die Passion
und dass das Heil der Welt im Leid erkling,
tat er, was Not war, ohne Gunst und Lohn.
III
Da sich die Nacht zu ründen nun begann
und Jesus schrie zu Gott im Ölbaumgarten,
entsandte ihn der römische Tyrann,
des blutigen Dienstes ohne Zag zu warten.
Er küsste ihn - der Kuss war nicht Verrat,
war Abschied nur und Demut und Entsagen:
»Du musst das Kreuz - ich muss die Schande tragen,
doch unser, Meister, unser ist die Tat!«
Auf dass erfüllt sei, was geschrieben steht,
und sich die Welt im Blut des Lammes sühne,
tat all dieses, Judas, der Prophet.
Er aber frug ihn: »Was verrätst du mich?«
Und Judas schwieg im Gram und neigte sich,
doch war ein Lächeln in des Roten Miene.
IV
Dann hing sein Leben tot auf Golgatha.
Er stand von ferne, als der Vorhang riss;
da aber wusste er es ganz gewiss,
dass nur das Wort der Schrift an ihm geschah.
Der Lieblingsjünger war dem Kreuze nah
und hielt das Weib, das alle Kraft verließ.
Nur Judas, den die ganze Welt verstieß,
war einsamer als der auf Golgatha.
Und er ging hin, gleich wie der Menschensohn,
doch war kein Holz, das seiner sich erbarmte,
denn an ihm hing das Blut und hing der Lohn,
bis dass den Jünger Gott der Herr umarmte
und leise sprach in seinem Himmelston:
»Du bist nach ihm mein allerliebster Sohn.«
Schalom Ben-Chorin in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte - Interpretationen - Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.
Gott unter uns
Gott unter uns
bejubelt
enttäuscht werden sein
bald viele
die Falsches hofften
Gott unter uns
Liebe
machtlos ehrlich klein
am Weg
seiner Sendung treu
Gott unter uns
Jerusalem
bald auf Golgota
Hosanna verstummt
geschunden aus Liebe
Gott unter uns
heute
nahe bei mir
aus Liebe
verherrlicht für immer
Maria Wachtler, unveröffentlicht.
Ein Esel als Reittier
Ein König, der auf einem Esel kommt,
nicht hoch zu Ross.
Vielmehr auf dem Tier der armen Leute.
Er zieht die Menschen an.
Er reitet in seine Stadt,
und sie erkennt ihn - zunächst.
Sie machen für ihn einen großen Empfang.
Bereiten noch nicht den serienmäßig
bereitgestellten roten Teppich.
Sie nehmen ihre Obergewänder,
legen sie auf die Straße,
ihrem Herrn zu Ehren.
Würden wir wenigstens
den roten Teppich ausrollen,
wenn er käme,
wie damals - ohne großen Pomp?
Würden wir tiefer sehen?
Aber, er kommt ja doch nicht!
Wirklich nicht?
Man schlage nach bei Matthäus,
Kapitel 25.
Und man behauptet nicht,
daran hätte man nicht gedacht.
Und überhaupt - das sei eine Zumutung.
Ist es aber auch!
Aus: Gabriele Miller, Ob du mich hörst. Gebete. Kösel Verlag, München 2002.
Anker in der Zeit
Es gibt bedingungslose Liebe,
die alles trägt und nie vergeht,
und unerschütterliche Hoffnung,
die jeden Test der Zeit besteht.
Es gibt ein Licht, das uns den Weg weist,
auch wenn wir jetzt nicht alles sehn.
Es gibt Gewissheit unsres Glaubens,
auch wenn wir manches nicht verstehn.
Es gibt Versöhnung selbst für Feinde,
den echten Frieden nach dem Streit.
Vergebung für die schlimmsten Sünden,
ein neuer Anfang jederzeit.
Es gibt ein ew'ges Reich des Friedens.
In unsrer Mitte lebt es schon.
Ein Stück vom Himmel hier auf Erden
in Jesus Christus, Gottes Sohn.
Er ist das Zentrum der Geschichte,
er ist der Anker in der Zeit.
Er ist der Ursprung allen Lebens
und unser Ziel in Ewigkeit.
Es gibt die wunderbare Heilung,
die letzte Rettung in der Not.
Und es gibt Trost in Schmerz und Leiden,
ewiges Leben nach dem Tod.
Es gibt Gerechtigkeit für alle,
für unsre Treue ewgen Lohn.
Es gibt ein Hochzeitsmahl für immer
mit Jesus Christus Gottes Sohn.
Er ist das Zentrum der Geschichte,
er ist der Anker in der Zeit.
Text und Melodie: Albert Frey
© 2000 Hänssler Verlag für Immanuel Music
Die Liebe Christi ist ein großer Trost, bedeutet aber zugleich eine große Verantwortung
ROM, 28. Oktober 2005 (ZENIT.org).- Wir veröffentlichen die Betrachtung, die Papst Benedikt XVI. am Mittwoch bei der Generalaudienz vortrug. Vor rund 50.000 Gläubigen ging der Heilige Vater auf den Christushymnus aus dem Brief des heiligen Paulus an die Philipper 2,6-11 ein und erklärte unter anderem, dass die Menschheit und die ganze Schöpfung Jesus Christus deshalb anbete, weil er einerseits ganz Mensch wurde und sich erniedrigte "bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz", andererseits aber auch vollkommener Gott ist.
Allen Gläubigen empfahl der Heilige Vater: "Bemüht euch darum, so gesinnt zu sein, wie Jesus es war. Gleicht eure Art zu denken, zu entscheiden und zu handeln der Gesinnung Jesu an. Diesen Weg wollen wir beschreiten, wenn wir unsere Gesinnung tatsächlich der Gesinnung Jesu angleichen wollen. Diesen guten Weg wollen wir gehen."
1. Erneut haben wir heute den so wunderbaren und aussagekräftigen Christus-Hymnus aus dem Brief des heiligen Paulus an die Philipper (2,6-11) gehört, den uns die Vesperliturgie mit ihren verschiedenen Psalmen und Cantica vorlegt.
Schon in der Vergangenheit haben wir betont, dass in diesem Text von einer zweifachen Bewegung die Rede ist: einer absteigenden und einer aufsteigenden. Die erste handelt von Jesus Christus, der sich dazu entschließt, vom göttlichen Glanz, der ihm von Natur aus gegeben ist, abzusehen, um sich erniedrigen zu lassen "bis zum Tod am Kreuz". Dadurch gibt er sich uns als wahrer Mensch und unser Erlöser zu erkennen, der tatsächlich und auf vollkommene Weise an unserer irdischen Realität des Leidens und des Todes teilnimmt.
2. Die zweite, aufsteigende Bewegung offenbart uns Christus in der österlichen Herrlichkeit, die ihn nach seinem Tod wieder im Glanz seiner göttlichen Majestät zeigt.
Der Vater, der den Akt des Gehorsams des Sohnes in der Inkarnation und der Passion angenommen hat, "erhöht" diesen nun "über alle", wie es im griechischen Text heißt. Diese Erhöhung kommt nicht nur durch die Inthronisation Christi zur Rechten Gottes zum Ausdruck, sondern auch durch die Verleihung des Namens, "der größer ist als alle Namen" (Vers 9).
In der biblischen Sprache verweist der "Name" auf das wahre Wesen sowie die spezifische Funktion des Menschen und offenbart seine tiefe, hintergründige Wirklichkeit. Dem Sohn, der sich aus Liebe bis zum Tod erniedrigen wollte, überträgt der Vater eine unvergleichliche Würde: den erhabensten "Namen", den Namen des "Herrn", der eigentlich nur Gott selbst gebührt.
3. Das Glaubensbekenntnis, das alle "im Himmel, auf der Erde und unter der Erde" einstimmig anstimmen und dabei ihre Knie in Anbetung beugen, ist klar und deutlich: "Jesus Christus ist der Herr" (Vers 11). Auf Griechisch wird erklärt, dass Jesus "Kyrios" genannt wird. Dabei handelt es sich mit Sicherheit um einen Königstitel, der sich in der griechischen Übersetzung der Heiligen Schrift auf jenen Namen Gottes bezieht, der Moses offenbart wurde, auf einen heiligen und unaussprechlichen Namen.
Auf der einen Seite wird uns also gezeigt, wie die universelle Herrschaft Jesu Christi anerkannt wird: Die ganze Schöpfung liegt ihm zu Füßen und erweist ihm ihre Ehrerbietung. Auf der anderen Seite wird durch das Ausrufen des Glaubensbekenntnisses sichtbar, dass Christus die göttliche Form oder Wesenheit innewohnt. Das ist auch der Grund, weshalb er anbetungswürdig ist.
4. In diesem Hymnus wird zuerst ein Bezug zur Torheit des Kreuzes (vgl. Kor 1, 23) hergestellt und erst danach einer zur echten Menschlichkeit des Fleisch gewordenen Wortes (vgl. Joh 1,14). Der Höhepunkt ist das Ereignis der Auferstehung. Auf den Opfergehorsam des Sohnes folgt die verherrlichende Antwort des Vaters, der sich mit der anbetenden Menschheit und Schöpfung vereint. Die Einzigartigkeit Christi folgt aus seiner "Funktion": Er ist Herr der erlösten Welt, die ihm aufgrund seines vollkommenen Gehorsams "bis zum Tod" übereignet wurde. Der Heilsplan findet erst im Sohn seine volle Erfüllung, und die Gläubigen sind - vor allem in der Liturgie - dazu eingeladen, dies zu verkünden und aus der Erlösung heraus zu leben.
Das ist das Ziel, zu dem uns der Christus-Hymnus hinführt, der in der Kirche seit Jahrhunderten meditiert, gesungen und als Richtschnur für das eigene Leben herangezogen wird: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht" (Phil 2,5).
5. Nun wollen wir uns der Betrachtung zuwenden, die der heilige Gregor von Nazianz in seiner großen Weisheit über unseren Hymnus verfasst hat. In einem Gedicht zu Ehren Christi erklärt dieser große Kirchenlehrer aus dem vierten Jahrhundert, dass Jesus Christus "keinen einzigen grundlegenden Bestandteil seiner göttlichen Natur" abgelegt habe "und mich dennoch rettet wie ein Heiler, der sich über die übel riechenden Wunden beugt... Er war vom Stamme Davids, aber auch der Schöpfer Adams. Er war aus Fleisch, aber der Leib war ihm fremd. Er wurde von einer Mutter geboren, aber diese Mutter war eine Jungfrau. Er wurde beschnitten und war zugleich unermesslich. Und er wurde in eine Krippe gelegt, aber ein Stern führte die Heiligen Drei Könige zu ihm, und sie brachten ihm Geschenke und beugten vor ihm die Knie. Als sterblicher Mensch führte er einen Kampf mit dem Teufel, aber als der Unbesiegbare, der er war, bezwang er den Versucher mit einem dreifachen Gefecht... Er war Opfer, aber zugleich auch der oberste Hohepriester; die Opfergabe und dennoch Gott. Er brachte Gott sein Blut dar und reinigte so die ganze Welt. Ein Kreuz erhöhte ihn von der Erde, aber Nägel durchbohrten die Sünde... Er stieg zu den Toten hinab, um aufzuerstehen und viele Menschen zur Auferstehung zu führen, die tot waren. Das erste Ereignis ist eines von menschlichem Elend, das zweite aber zeigt den Reichtum des immateriellen Seins... Der unsterbliche Sohn nahm diese irdische Gestalt an, weil er dich liebt" (Carmina Arcana, 2: "Collana de Testi Patristici" [Textsammlung der Kirchenväter] LVIII, Rom 1986, 236-238).
[Anschließend sagte der Heilige Vater in freier Rede:]
Am Ende dieser Betrachtung möchte ich zwei Sätze aufgreifen, die uns helfen können. Zuallererst diesen Rat des heiligen Paulus: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht" (Phil 2,5). Bemüht euch darum, so gesinnt zu sein, wie Jesus es war. Gleicht eure Art zu denken, zu entscheiden und zu handeln der Gesinnung Jesu an. Auf diesem Weg wollen wir wandeln, wenn wir unsere Gesinnung tatsächlich der Gesinnung Jesu angleichen wollen. Diesen guten Weg wollen wir gehen.
Der andere Satz stammt vom heiligen Gregor von Nazianz: "Er, Jesus, liebt dich." Dieses zärtliche Wort ist an jedem neuen Tag ein großer Trost für uns, zugleich aber auch eine große Verantwortung.
(ZENIT-Übersetzung des italienischen Originals.)
Zu den deutschsprachigen Pilgern sagte Benedikt XVI.:
Liebe Brüder und Schwestern!
In zwei gegenläufigen Bewegungen offenbart sich uns Christus als der Erlöser: In der Erniedrigung seines Kreuzestods nimmt er die menschliche Wirklichkeit bis zur äußersten Konsequenz des Leidens an. In seinem Aufstieg als Sieger über den Tod erscheint die Strahlkraft seiner göttlichen Natur. Der Christushymnus des Philipperbriefes, der uns zu Beginn vorgetragen wurde, verbindet diese beiden Akkorde zu einem großartigen Lied. Der himmlische Vater lohnt den Gehorsam seines Sohnes, der sich aus Liebe für die Menschen hingab, mit seiner Erhöhung über die ganze Schöpfung. Er verleiht ihm einen "Namen, der größer ist als alle Namen" (Phil 2, 9). Dieser Name sagt aus, wer Jesus ist: "Jesus Christus ist der Herr" (Vers 11). Dieser Name ist für uns Christen allezeit Grund zur Anbetung und zum frohen Bekenntnis in der Gemeinschaft der Erlösten, der Kirche, die einstimmt in den ewigen Lobpreis der Schöpfung.
ZG05102801 - 28.10.2005
Du gehst deinen Weg als König
Herr Jesus Christus, du bist als König in Jerusalem eingezogen.
Die Leute haben dir zugejubelt.
Doch schon nach ein paar Tagen hat sich die Stimmung gedreht.
Deine Widersacher haben die Menschen aufgewiegelt gegen dich und deine Botschaft.
Auch unser Lebensweg kennt Anerkennung und Widerstand.
Er führt uns durch Konflikte und Auseinandersetzungen hindurch.
Und oft genug erleben wir, dass Menschen sich gegen uns stellen und uns bekämpfen.
Lass uns diesen Weg gemeinsam mit dir gehen.
Lass uns erfahren: In uns ist ein Königtum, das nicht von dieser Welt ist,
das uns daher diese Welt auch nicht nehmen kann.
Du gehst deinen Leidensweg nicht als Gebeugter und Erniedrigter, sondern als König.
Du bleibst auch in der größten Verachtung und Misshandlung König.
Lehre mich, meinen Weg zu gehen gemeinsam mit dir
und im Bewusstsein meiner königlichen Würde.
Dann werde ich dem Leid nicht ausweichen.
Aber auch wenn Menschen mich lächerlich machen,
wenn sie mich beschimpfen, wenn sie mich verleumden,
können sie mich in meiner Würde nicht zerbrechen.
Das Königtum in mir, das nicht von dieser Welt ist,
kann nicht zerstört werden.
So lehre mich, Herr Jesus Christus, mit dir den Weg zu gehen,
damit auch mein Weg über das Kreuz in die Herrlichkeit führt,
nicht nur in die Herrlichkeit nach dem Tod,
sondern auch in den ursprünglichen Glanz,
mit dem du mich und meine Seele ausgestattet hast.
Das Licht von Ostern soll schon jetzt über all meinen Wegen
durch Dunkelheit und Drangsal hindurch scheinen,
damit ich unterwegs nicht gefangen bleibe,
sondern mit dir tapfer weiter schreite
hinein in das wahre Leben. Amen.
Aus: Anselm Grün, Schenk mir ein weites Herz. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Kruzifexe
Im Entree grüßt den Besucher ein hellbräunliches Kruzifix links an der Wand. Drei Schritte weiter, zwischen Empirespiegel und Kerzenhalter, ist ein anderes, ein dunkelbraunes Kruzifix zu bewundern, mit Holzwurmspuren sogar.
Im Wohnzimmer, ein bißchen überstellt mit Biedermeiermöbeln, mit Biedermeierschränken voll kostbarem Porzellan, entdeckt man nach und nach vier hängende gehängte Christusse, alle aus Holz. Holz sei lebendiger, sagt Frau von Wattenried.
In ihrem Arbeitszimmer steht ein fast schwarzer Kruzifixus frei auf dem Schreibtisch, ein seltenes Stück offenbar, aus ebenholzähnlichem Material geschnitzt. Über einem Bücherglasschränkchen, Rokoko und aus der Zeit, schwebt ein vormals bemaltes Exemplar, die Farben sind verblichen und zum Teil abgefallen. Ein drittes Kruzifix ist kunstvoll in einer Zimmerecke angebracht, schräg nach vorne geneigt, die Enden des Querbalkens berühren beide Wände. Katholikin? Ah nein, und Protestantin nur, weil es sich schließlich gehöre, etwas zu sein, aus Tradition, denn zum Münster pflege ihresgleichen zu stehen, das Münster sei ihre Patrizier-Kirche, sei es immer gewesen mit all seinen Chorstühlen, Wappenscheiben, Gräbern. Wie der Plebs seinerzeit, in der Reformation, alle Kunstwerke im Münster kurz und klein geschlagen habe, das sei allerdings barbarisch gewesen, nicht die Art der feinen Leute, mon Dieu.
Herr von Wattenried ist Schatzmeister einer Zunft, Säckelmeister ist der genaue Ausdruck dafür. Er stehe auf Engeln, sammle Goldengel vor allem, sein Arbeitszimmer könne übergangen werden deshalb.
Die Wände des Schlafzimmers, Biedermeier wiederum und ein Salon beinahe, sind im Sinne ehelicher Harmonie sowohl mit vergoldeten Engeln wie mit hölzernen Kruzifixen bestückt. Die Objekte sind nicht ohne Geschmack im großen Raum verteilt, zwischen altdunklen Öllandschaften der niederländischen Schule, so daß die Menge (ein Doppelengel, vier Einzelengel, drei Kruzifixe) nicht einmal unangenehm wirkt. Herr von Wattenried sei halt mehr für Idyllisches, für schwebende Heiterkeiten, sie aber ziehe verhaltene Dramatik vor und, richtig besehen, brächten Kruzifixe diese verhaltene Dramatik am ausdrucksvollsten, am konzentriertesten zur Darstellung, vielleicht deshalb, weil alles sich in einer einzigen Person abspiele. Daß über dem schmucken Ehebett der von Waffenrieds ein Doppelengel schwebt, spricht für ihren Geschmack und für ihren Protestantismus.
Wiederum ganz den Kruzifixen gehört das Gästezimmer. Drei Exemplare. Frau von Wattenried übrigens trägt kein Kruzifix als Hals- und Kettenschmuck, das verrät Stilgefühl.
Im überraschend kleinen Eß-Salon neben der Küche sind erst zwei Sammelobjekte zu sehen. Die Sammlung sei eben erst im Aufbau. Regelmäßig und hartnäckig klappere sie die Antiquitätengeschäfte ab. Herr von Wattenried, viel beschäftigt, viel beansprucht, finde dafür wenig Zeit, auch werde jetzt eine horrende Menge von Engeln angeboten, der Markt sei von Fälschungen, Nachahmungen überflutet, es brauche enorm viel Zeit und Spürsinn, um da auf einen grünen Zweig zu kommen, deshalb seien bisher die Kruzifixe in der Überzahl geblieben. Sobald sich Herr von Wattenried aber besser werde entlasten können, im Hauseigentümerverband, in der Bank, in der Gesellschaft Schweiz-Südafrika, würden die Engel rasch einmal aufholen und gleichziehen können. Engel und Kruzifixe paßten verflixt gut zusammen, das zeige sich jetzt schon, wo die Sammlung doch erst in ihren Anfängen stecke. Nur eben: gute Ware sei rar, man müsse wählerisch sein, auch bei Kruzifixen.
Kurt Marti in: Was hat denn das mit Gott zu tun? Hrsg. Klaus Seehafer, Kreuz Verlag Stuttgart Zürich 2001.
Lorenz Walter Voith (1996)