Lesung aus dem zweiten Buch der Makkabäer.
In jenen Tagen
geschah es,
dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm.
Der König Antíochus wollte sie zwingen,
entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch anzurühren,
und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen.
Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort
und sagte: Was willst du uns fragen
und was willst du von uns lernen?
Eher sterben wir,
als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten.
Als der Erste der Brüder auf diese Weise gestorben war,
führten sie den Zweiten zur Folterung.
Als er in den letzten Zügen lag,
sagte er: Du Unmensch!
Du nimmst uns dieses Leben;
aber der König der Welt
wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferstehen lassen,
weil wir für seine Gesetze gestorben sind.
Nach ihm folterten sie den Dritten.
Als sie seine Zunge forderten,
streckte er sie sofort heraus
und hielt mutig die Hände hin.
Dabei sagte er gefasst:
Vom Himmel habe ich sie bekommen
und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie.
Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen.
Sogar der König und seine Leute
staunten über den Mut des jungen Mannes,
dem die Schmerzen nichts bedeuteten.
Als er tot war,
quälten und misshandelten sie den Vierten genauso.
Dieser sagte, als er dem Ende nahe war:
Gott hat uns die Hoffnung gegeben,
dass er uns auferstehen lässt.
Darauf warten wir gern,
wenn wir von Menschenhand sterben.
Für dich aber
gibt es keine Auferstehung zum Leben.
Die Lesung ist dem zweiten Buch der Makkabäer entnommen und erzählt von der Hinrichtung von sieben Brüdern und deren Mutter.
Der historische Hintergrund dieser Geschichte ist die Verfolgung der gläubigen Juden unter dem syrischen König Antiochus IV. Epiphanes (175 - 164 vor Christus). Antiochus verfolgte ein Programm der Hellenisierung seines ganzen Reiches, um die vielen Völker, die es umfasste, durch eine gemeinsame Kultur und Religion zusammenzuhalten. Während viele "fortschrittliche" Juden diesen Wandel mitmachten, widersetzten sich die frommen und gesetzestreuen den Neuerungen und waren bereit, ihr Leben für ihre Überzeugung zu opfern. Das zweite Makkabäerbuch beschreibt diesen Kampf weniger im Sinne von Geschichtsschreibung als vielmehr im Stil einer pathetischen Lehrerzählung oder einer Heiligenlegende. Die Lesung wählt aus der langen Erzählung einige Verse aus und berichtet vom Martyrium der ersten vier Söhne.
Bedeutsam ist diese Erzählung vor allem wegen des darin zum erstenmal ausdrücklich beschriebenen Glaubens an die Auferstehung der Toten. bzw. an die Auferweckung der Gerechten. Ursprünglich war dieser Gedanke dem Judentum fremd. Ihre Vorstellungen waren eher den griechischen Bildern vom Totenreich (etwa denen bei Homer) ähnlich. Erst in der Spätzeit des vorchristlichen Judentums tauchen Vorstellungen von einem Weiterleben nach dem Tod auf. Einerseits entstehen diese aus der Forderung nach einem gerechten Ausgleich für jene Rechtschaffenen, die im irdischen Leben nicht das verdiente Glück erlebt haben, andererseits entspringen sie der Erfahrung von Verfolgung der Gesetzestreuen. Das Besondere am Auferstehungslgauben des Makkabäerbuches ist, dass die Gerechten durch einen Gnadenakt Gottes zu neuem Leben auferweckt werden, während ihre Verfolger dem Tod anheimfallen
Die beiden Makkabäerbücher gehören zu den jüngsten Schriften des Alten Testamentes und sind ungefähr Mitte des 2. Jahrhunderts vor der Zeitenwende entstanden. Zu dieser Zeit stand Judäa unter der Zwangsherrschaft einer griechisch sprechenden und denkenden Volksgruppe, der Seleukiden. Diese griechische Prägung schlägt sich in den vorliegenden Schriften nieder.
Inhaltlich setzen sich die Bücher mit dieser Verfolgunsgzeit auseinander. Der genannte König in der Perikope ist zu identifizieren mit Antiochus IV. Epiphanes.
Hans Hütter (1998)
Martin Stewen (2007)