Hass zerstört, die Liebe fördert das Leben
"Seit 2000 Jahren lebt die Erde ohne Liebe. Es regiert der Herr des Hasses. Hassen, ich kann ´s nicht lassen, so schrecklich hassen, ich bin der Hass!" "Und ich düse im Sauseschritt, und bring die Liebe mit von meinem Himmelsritt. Denn die Liebe, die macht viel Spaß, vielmehr Spaß als irgendwas" So einige Zeilen aus einem Lied, das vor einigen Jahren immer wieder zu hören war. Es geht in diesem Lied darum, dass auf der Welt der Hass regiert. Diesem Hass aber wird die Liebe entgegengesetzt. Die Liebe ist die Kraft, die den Hass überwindet. Darum - so erzählt es das Lied weiter - versuchen die Mächte des Hasses die zu töten, die die Liebe bringen wollen.
Ich finde diese Gedanken sehr aktuell. Es gibt viel Hass auf der Welt. Dieser Hass hat seine Ursache im Machtstreben, im Egoismus. Dieser Hass kommt doch daher, dass Menschen einander einordnen nach Hautfarbe, nach Religion, ob ich Mann oder Frau bin, ob reich, ob arm. Hass wird auch dadurch gesät, dass manche führende PolitikerInnen nur noch die eigenen nationalen Interessen sehen. Meinungsfreiheit wird unterbunden. Es ist schlimm, dass ein Volksstamm von Menschen muslimischen Glaubens verfolgt wird, dass sogar versucht wird, diese Gruppe auszurotten.
Es gibt aber ein Gegenmittel gegen den ganzen Hass. Dieses Gegenmittel wird im wichtigsten Gebot der Bibel beschrieben. "Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken." Ein weiteres ist auch wichtig. "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten."
Liebesgebot
Diese Worte haben wir im Evangelium gehört. Jesus kennt sie aus dem Alten Testament. Nach diesen Worten also ist die Liebe das wichtigste Gebot. Alle anderen Gebote, alle Gesetze, die es gibt, sollen ein Ausdruck der Liebe sein. Gesetze und Gebote sollen eines: dem Wohl der Menschen zu dienen. Der Mensch ist eben nicht dazu da, Gesetze und Gebote zu erfüllen. Die Propheten und auch die ganzen Gesetze haben im Sinn, das Leben, das Wohl und das Heil der Menschen zu fördern. Während der Hass zerstört, die Liebe fördert das Leben.
Es ist auch kein Wunder, dass Jesus das Gebot der Liebe als das wichtigste, als das große Gebot beschreibt. Denn die Liebe ist ja - ich habe es ja in meiner Einleitung zu Gottesdienst bereits gesagt - das, was unser Leben bestimmt. Über nichts wird mehr geschrieben als über die Liebe. Das ist die Liebe zwischen Mann und Frau, die Liebe zu den eigenen Kindern, die Liebe zu einem Menschen, den ich einfach mag.
Was Liebe ist, das könnte man stundenlang beschreiben. Ich glaube, das Wesen der Liebe wäre immer noch nicht ausgeschöpft. Liebe, das ist ein Geheimnis. Doch gerade darum ist ja auch die Liebe etwas, was sehr in Gefahr steht. Liebe kann ja auch in Hass umschlagen. Dieser Hass ist dann um so bitterer.
Eheleuten sage ich immer wieder, dass sie man sich um die Liebe redlich mühen muss. Sie ist mehr als eine bloße Verliebtheit, die an den Menschen, in dem ich verliebt bin, nur noch das Gute sieht, in rosaroten Farben betrachtet. Diese Verliebtheit ist sicher notwendig, aber diese Phase muss auch überwunden werden. Nur dann kann eine echte Liebe wachsen.
Gottes Wesen ist die Liebe
Eine echte Liebe kann den Hass in der Welt überwinden. Jesus hat eine echte Liebe gelebt, vorgelebt. Jesus hat uns Gott als den liebenden Vater gezeigt. Ein Theologe sagte einmal sinngemäß: In Jesus ist das schönste Wort Mensch geworden. Dieses Wort heißt: Ich liebe dich, o Mensch! Gottes Wesen ist die Liebe. Diese Liebe ist nicht einfach nur dahergesagt. Diese Liebe ist nicht einfach ein schönes Wort geblieben. Gottes Liebe ist ganz sichtbar geworden. Die Welt hat er nicht aus Zufall geschaffen. Wir leben, weil Gott uns liebt. In Jesus, in seiner Zuwendung zu allen Menschen, ist Gott uns nahegekommen. Gott hat so schöne Umschreibungen. Das ist zum einen der Name Jahwe - der "Ich bin der Ich bin da!" Da ist zu anderen sein Name Immanuel - der "Gott mit uns". Gottes Liebe zeigt sich darin, dass er ein Gott für uns Menschen ist. Gott ist ein Gott der Hingabe. Das hat Gott in Jesus gezeigt, der sein Leben hingab. In allem, was wir über Gott wissen, dürfen wir immer wieder neu lernen: Gott ist ein Gott für uns. Gott ist uns nahe. Gott will unser Heil, will, dass unser Leben glücklich wird, gelingt. Wenn Jesus uns sagt, dass wir zuerst Gott lieben sollen, dann kann unsere Liebe zu Gott nur eine Antwort sein. Gott hat uns zuerst geliebt. Wir leben von dieser Liebe. Unsere Antwort kann nur heißen, dass wir immer mehr in dem hineinwachsen, wer Gott für uns ist.
Im Miteinander leben
Wie Gott eben nicht für sich selbst geblieben ist, so leben auch wir nicht für uns selbst. wir leben im Miteinander. Darum ist auch die Nächstenliebe wichtig. Ich suche nicht nur mein Heil. Ich suche nicht eben nur das eigene Wohl, sondern ich bin auch darauf bedacht, dass mein Mitmensch, mein Bruder, meine Schwester neben mir auch leben kann und darf. Ich darf meine Schwester, meinen Bruder als geliebtes Kind Gottes ansehen. Mein Bruder und meine Schwester sind wertvoll und wichtig. Ich kann nicht jeden Menschen umarmen. Ich kann aber jeden Menschen annehmen wie er ist. Ich kann meine Liebe in konkreten Taten zeigen, in der Bereitschaft, dem zu helfen, der in Not ist, in der Bereitschaft, Frieden zu stiften. Gerade in der Liebe zum Nächsten darf es nicht einfach bei schönen Worten bleiben. Ein schönes und sehr bekanntes Lied heißt ja: "Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde" ... "Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu; da berühren sich Himmel und Erde" ... "Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns...". Die neuen Wege, das sind die Wege der Liebe. Wo die Liebe gelebt wird, wo ich den anderen sehe, da kann ich ein wenig von dem erfahren, was der Himmel ist.
Diese Liebe darf vor allem mir selbst gelten. "wie dich selbst..." Dieser Zusatz ist unbedingt zu beachten. Jesus fordert nicht auf, egoistisch zu sein, Jesus fordert auch nicht auf, eingebildet zu sein, sich selber auf die Schulter zu klopfen. Jeder Mensch darf sich annehmen, so wie er ist. Jeder darf zu sich stehen, mit seinen guten Seiten, aber auch mit seinen Fehlern. Wer nicht ja zu sich sagen kann, wer sich nicht selbst lieben kann, der kann anderen keine Liebe geben. Der wird immer die eigene Unzufriedenheit anderen spüren lassen.
Wir als Christinnen und Christen bringen der Welt Liebe, nicht einfach nur von einem Himmelsritt wie es im Lied beschreiben ist. Dazu ist es nötig, das Gebot, das Jesus im Evangelium aufgezählt hat, zu beachten: die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten und auch die Liebe zu sich selbst. Damit können wir viel Hass überwinden. Inmitten von Leid und Hass keimt auch immer wieder neu Liebe auf. In dieser Welt gibt es viel Liebe. Diese Liebe hat die Welt freundlicher gemacht. Bringen wir der Welt die Liebe.