Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 22. Jan. 2023 - 3. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
23. Apr. 2023
3. Sonntag der Osterzeit (A)
16. Apr. 2023
2. Sonntag der Osterzeit (A)
10. Apr. 2023
Ostermontag (A/B/C)
09. Apr. 2023
Ostersonntag (A/B/C)
08. Apr. 2023
Osternacht (A)
07. Apr. 2023
Karfreitag (A/B/C)
06. Apr. 2023
Gründonnerstag (A/B/C)
02. Apr. 2023
Palmsonntag (A)
26. Mär. 2023
5. Fastensonntag (A)
25. Mär. 2023
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
20. Mär. 2023
19. März: hl. Josef (Fest)
19. Mär. 2023
4. Fastensonntag (A)
15. Mär. 2023
15. März: Klemens Maria Hofbauer (Fest)
12. Mär. 2023
3. Fastensonntag (A)
05. Mär. 2023
2. Fastensonntag (A)
26. Feb. 2023
1. Fastensonntag (A)
22. Feb. 2023
Aschermittwoch (A/B/C)
19. Feb. 2023
7. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Feb. 2023
6. Sonntag im Jahreskreis (A)
05. Feb. 2023
5. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Feb. 2023
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
29. Jan. 2023
4. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Jan. 2023
3. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1 Lesung - Jes 8,23b - 9,3
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Wie der Herr in früherer Zeit
das Land Sebulon und das Land Naftali verachtet hat,
so hat er später
den Weg am Meer zu Ehren gebracht,
das Land jenseits des Jordan, das Gebiet der Nationen.
Das Volk, das in der Finsternis ging,
sah ein helles Licht;
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,
strahlte ein Licht auf.
Du mehrtest die Nation,
schenktest ihr große Freude.
Man freute sich vor deinem Angesicht,
wie man sich freut bei der Ernte,
wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.
Denn sein drückendes Joch
und den Stab auf seiner Schulter,
den Stock seines Antreibers zerbrachst du
wie am Tag von Midian.
Ein Großteil des Nordreichs Israel (nicht das Südreich Juda) war im Jahr 732 v. Chr. dem assyrischen Reich angegliedert und eingegliedert worden. Dies betraf vor allem die Stämme Sebulon und Naftali. Die Bevölkerung wurde großteils verschleppt und das Land in die Dunkelheit der Fremdherrschaft hineingestoßen.
Die Dunkelheit wird jedoch durch das aufstrahlende Licht erhellt. Finsternis ist Bild für die Not und Bedrängnis des Volkes und Licht das Bild für die Rettung und das Heil.
Um die große Freude und den lauten Jubel zu schildern, wird auf zwei Gelegenheiten hingewiesen, bei denen sich ein agrarisches bzw. auch kriegerisches Volk besonders freut: Die Erntefreude und die Freude beim Beuteverteilen.
Die Bedrückung durch die Assyrer, die hier als "Treiber dargestellt werden, wird vorübergehen. Aus der Geschichte wird auf den großen, durch göttliche Hilfe errungenen Sieg Gideons über die Midianiter (vgl. Ri 7) hingwiesen. Der "Tag Midians" war so etwas wie ein nationaler Gedenktag gewesen.
Antwortpsalm - Ps 27,1. 4. 13-14
Kv: Eines nur erbitte ich vom Herrn,
im Hause des Herrn zu wohnen. - Kv
Oder. GL 651,7 oder: Halleluja.
Der HERR ist mein Licht und mein Heil: *
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: *
Vor wem sollte mir bangen? - Kv
Eines habe ich vom HERRN erfragt, dieses erbitte ich: *
im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens;
die Freundlichkeit des HERRN zu schauen *
und nachzusinnen in seinem Tempel. - Kv
Ich aber bin gewiss, zu schauen *
die Güte des HERRN im Land der Lebenden.
Hoffe auf den HERRN, /
sei stark und fest sei dein Herz! *
Und hoffe auf den HERRN! - Kv
2. Lesung - 1 Kor 1,10-13. 17
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Ich ermahne euch aber, Schwestern und Brüder,
im Namen unseres Herrn Jesus Christus:
Seid alle einmütig
und duldet keine Spaltungen unter euch;
seid vielmehr eines Sinnes und einer Meinung!
Es wurde mir nämlich, meine Brüder und Schwestern,
von den Leuten der Chloë berichtet,
dass es Streitigkeiten unter euch gibt.
Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt:
Ich halte zu Paulus -
ich zu Apollos -
ich zu Kephas -
ich zu Christus.
Ist denn Christus zerteilt?
Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt?
Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?
Christus hat mich nicht gesandt zu taufen,
sondern das Evangelium zu verkünden,
aber nicht mit gewandten und klugen Worten,
damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.
Feri Schermann (1999)
In der Gemeinde von Korinth gibt es ideologische Spaltungen, die durch die Berufung auf bestimmte Missionare und Lehrer hervorgetreten sind. Damit aber geht das Eigentliche an der christlichen Botschaft verloren. Denn: Nicht von der persönlichen Eigenart eines Predigers und letztlich auch nicht von seinem Charisma lebt die Gemeinde, sondern in erster Linie von der Kraft des Kreuzes Christi.
Pazulus läßt erkennen, daß ein akuter Anlaß gegeben ist. Er nennt die Informanten, die ihm die entsprechenden Nachrichten zugetragen haben, mit Namen, beläßt sie also nicht in der Anonymität. Den Informationen, die Paulus zur Verfügung stehen, habe man sich gewöhnt, von vier Parteien zu sprechen, der Pauluspartei, der Apollospartei, der Petruspartei und der Christuspartei.
Die Pauluspartei formierte sich aus den Paulusgetreuen und ist gewissermaßen eine Antwort auf das Entstehen anderer Gruppen, welche den Anspruch führten, den Anspruch des Paulus als Gemeindegründer und Gemeindeleiter abzuschütteln. Apollos, der dem hellenistischen Diasporajudentum Alexandriens entstammt, war gebildet, in der Schrift bewandert, redegewandt. Es kann nicht verwundern, daß sich um ihn in Korinth sehr bald begeisterte Anhänger scharten. Petrus wird wie meist bei Paulus mit seinem aramäischen Namen Kephas genannt. Seine Gefolgsleute sind sicher unter den Judenchristen zu suchen.
Eine "Partei" ganz eigener Art waren diejenigen, die sich auf Christus berufen haben. "Ich aber gehöre zu Christus" kann für manchen von der Gemeinde geheißen haben: Ich gehöre einfach zu der Gemeinde ohne Wenn und Aber. Der Parteienstreit berührt mich gar nicht. Diese an sich richtige Haltung wird in dem Moment zum bloßen Standpunkt einer weiteren Partei, wo man sie polemisch gegen die anderen ins Spiel bringt.
Ein dominierendes Thema wird angesprochen in der Gegenüberstellung von "Wort" und "Kreuz Christi": philosophische Worterklärung gegen den Inhalt der Verkündigung des Jesus als den Gekreuzigten zeigt Spuren der Auseinandersetzung mit den Sophisten und der frühjüdischen Gnosis (Christus als eine Weisheitsfigur mit dem göttlichen Logos identisch).
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Kor 1,10-17
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Ich ermahne euch aber, Schwestern und Brüder,
im Namen unseres Herrn Jesus Christus:
Seid alle einmütig
und duldet keine Spaltungen unter euch;
seid vielmehr eines Sinnes und einer Meinung!
Es wurde mir nämlich, meine Brüder und Schwestern,
von den Leuten der Chloë berichtet,
dass es Streitigkeiten unter euch gibt.
Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt:
Ich halte zu Paulus -
ich zu Apollos -
ich zu Kephas -
ich zu Christus.
Ist denn Christus zerteilt?
Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt?
Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?
Ich danke Gott,
dass ich niemanden von euch getauft habe,
außer Krispus und Gaius,
sodass keiner sagen kann,
ihr seiet auf meinen Namen getauft worden.
Ich habe allerdings auch das Haus des Stephanas getauft.
Ob ich sonst noch jemanden getauft habe,
weiß ich nicht mehr.
Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen,
sondern das Evangelium zu verkünden,
aber nicht mit gewandten und klugen Worten,
damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 4,23b
Halleluja. Halleluja.
Jesus verkündete das Evangelium vom Reich
und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.
Halleluja.
Evangelium - Mt 4,12-23
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war,
kehrte er nach Galiläa zurück.
Er verließ Nazaret,
um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt,
im Gebiet von Sebulon und Naftali.
Denn es sollte sich erfüllen,
was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:
Das Land Sebulon und das Land Naftali,
die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan,
das heidnische Galiläa:
Das Volk, das im Dunkel saß,
hat ein helles Licht gesehen;
denen, die im Schattenreich des Todes wohnten,
ist ein Licht erschienen.
Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um!
Denn das Himmelreich ist nahe.
Als Jesus am See von Galiläa entlangging,
sah er zwei Brüder,
Simon, genannt Petrus,
und seinen Bruder Andreas;
sie warfen gerade ihr Netz in den See,
denn sie waren Fischer.
Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach!
Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder,
Jakobus, den Sohn des Zebedäus,
und seinen Bruder Johannes;
sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot
und richteten ihre Netze her.
Er rief sie
und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater
und folgten Jesus nach.
Er zog in ganz Galiläa umher,
lehrte in den Synagogen,
verkündete das Evangelium vom Reich
und heilte im Volk
alle Krankheiten und Leiden.
Feri Schermann (1999)
Vielleicht war das Schicksal Johannes' des Täufers der Anstoß: Jesus beginnt sein öffentliches Wirken in seiner galiläischen Heimat. Er verbreitet die Botschaft vom Anbrechen des Reiches Gottes und vollbringt Krankenheilungen. Beides, die Verkündigung und die Wunder sind Zeichen jenes Heils, das Gott für die Menschen bereitet.
Die Botschaft vom Reiche Gottes, von der Gottesherrschaft ist das Zentrale und Besondere, das Jesus als sein Evangelium wie ein Freudenbote verkündet. Die Gottesherrschaft ist weniger Gegenstand einer Lehre als ein in der Person Jesu selber sich verwirklichendes Geschehen.
Vor dem öffentlichen Wirken aber berichtet das Matthäusevangelium die Berufung der ersten Jünger. Sie hören den Ruf und verstehen ihn mit ihrem Herzen, noch ehe sie mit dem Verstand begreifen oder auch nur erahnen, was die Nachfolge hinter diesem Herrn bringen wird.
Es ist eine "typische" Jüngerberufungsgeschichte, bei der alles auf den Ruf der Nachfolge und die Reaktion der Gerufenen ankommt. Nachfolge Jesu kann – wie hier gezeigt wird – die Aufgabe des bisherigen Berufes und der angestammten Familie bedeuten. Die Jünger Jesu treten in eine neue "Familie" ein, gewissermaßen eine Keimzelle für das Reich Gottes.
Evangelium (Kurzfassung) - Mt 4,12-17
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war,
kehrte er nach Galiläa zurück.
Er verließ Nazaret,
um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt,
im Gebiet von Sebulon und Naftali.
Denn es sollte sich erfüllen,
was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:
Das Land Sebulon und das Land Naftali,
die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan,
das heidnische Galiläa:
Das Volk, das im Dunkel saß,
hat ein helles Licht gesehen;
denen, die im Schattenreich des Todes wohnten,
ist ein Licht erschienen.
Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um!
Denn das Himmelreich ist nahe.
Schlechte und gute Nachrichten
Eine schlechte Nachricht
In der vergangenen Woche wurde wie jedes Jahr im Jänner die "amtliche Kirchenstatistik der Österreichischen Bischofskonferenz" veröffentlicht. 2022 haben 90.808 Personen ihren Austritt aus der Katholischen Kirche erklärt. Das waren mehr als in den Jahren davor, sogar mehr als in den Jahren, in denen der Kirchenaustritt als Protest gegen bekanntgewordene Missstände angesehen werden konnte. Die Zahl der Katholiken schrumpfte in Österreich gegenüber dem Vorjahr von 4,83 Millionen auf 4,73 Millionen. Gleichzeitig sank auch die Zahl der Priester und Diakone, obwohl alle Diözesen bemüht waren, das Minus durch Priester aus Afrika, Indien oder aus osteuropäischen Ländern auszugleichen.
Gründe für diese Entwicklung gibt es viele, schnelle Abhilfe ist keine in Sicht. Ein kleines Trostpflaster mag sein, dass die Kirchenbeiträge der verbliebenen Mitglieder ein leichtes Plus ergeben haben. Kein Trost kann es sein, dass es den anderen christlichen Konfessionen ähnlich ergeht. Besorgniserregend ist vor allem das sinkende Interesse am Glauben und die damit einhergehende Entfremdung von den Kirchen.
Eine schlechte und eine gute Nachricht
Eine schlechte und eine gute Nachricht wurde uns heute im Evangelium vorgetragen. Die schlechte Nachricht: Die "Stimme des Rufers in der Wüste" wurde zum Schweigen gebracht. König Herodes ließ Johannes den Täufer ins Gefängnis werfen. Seine Anhänger sind in ihre Dörfer und Städte zurückgekehrt. Auch Jesus und die Fischer vom See Gennesaret, die sich nach dem Johannesevangelium in der Umgebung des Täufers aufgehalten haben, gingen nach Galiläa im Norden des Landes, ein wenig abseits von den Brennpunkten des öffentlichen Lebens.
Das Evangelium berichtet aber auch von einem Lichtblick in dieser abgelegenen Gegend: Einer der Sympathisanten des Johannes tritt in dessen Fußstapfen und beginnt in Galiläa zu predigen: "Kehrt um!" verkündet er, "Denn das Himmelreich ist nahe.". Er sammelt einige Leute, die er schon bei Johannes getroffen hatte (vgl. Joh 1,40ff), und fordert sie auf, ihm zu folgen und "Menschenfischer" zu werden. Mit ihnen zieht Jesus "in ganz Galiläa" umher, lehrt in den Synagogen, verkündet "das Evangelium vom Reich" und heilt im Volk alle Krankheiten und Leiden.
Auf die schlechte Nachricht folgt eine gute, "die gute Nachricht", die später als Evangelium in die Geschichte des Christentums eingehen wird.
Ist Kirche noch zeitgemäß?
Die derzeitige Gestalt der Kirche mag manchen Menschen als anachronistisch erscheinen, als in vergangenen Jahrhunderten erstarrt, von der man sich getrost verabschieden kann. Es ist aber meines Erachtens zu früh, diese Kirche als überholt abzuschreiben. Aber was können wir in dieser Situation tun? Sind da nicht die Verantwortlichen, die Bischöfe und der Papst am Zug, wie immer wieder gefordert wird?
Eine Erneuerung der Kirche erwarte ich mir weniger von strukturellen Maßnahmen als von der Wiederentdeckung ihrer Kernbotschaft vom Reich Gottes. Ich vertraue darauf, dass auch heute Menschen aufstehen und den Menschen sagen: Habt Mut, habt Vertrauen, das Reich Gottes ist nahe! Und ich vertraue, dass auch heute diese Botschaft ankommt.
Der Geist des Reiches Gottes gibt uns die Kraft, die gegenwärtigen Krisen zu bewältigen: Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung zu schaffen, die Würde aller Menschen zu achten, die vorhandenen Ressourcen behutsam zu nutzen, miteinander zu teilen und uns gemeinsam für das Wohl aller Menschen einzusetzen. Das ist allerdings nicht allein ein Programm für den Papst, die Bischöfe und den Klerus, sondern geht uns alle an.
Du? Ich? Wir?
Die Initiative ist damals von einem Einzelnen ausgegangen. Jesus war sich jedoch bewusst, dass es auf lange Sicht nicht genügt, dass er das allein tut. Er hat Menschen angesprochen, von denen er wusste, dass sie für einen Aufbruch empfänglich waren. Darüber hinaus hat er noch weitere Jünger gesammelt. Er hat sich nicht gescheut, in ungewohnten Wassern Menschen zu fischen. Zu seinem Jüngerkreis gehörten Zöllner, Freischärler du nicht zuletzt ein buntes Häufchen von Frauen. Er hat sich nicht von seinem Weg abbringen lassen, als ihn viele auch wieder verlassen haben. Am Ende seines irdischen Wirkens hat er seine mittlerweile zu Freunden gewordenen Jünger und Jüngerinnen in die ganze Welt hinausgesandt.
Am Anfang stand das Sich-ansprechen-lassen: von Johannes dem Täufer, von der Überlieferung der alten Propheten, von der Einsicht, dass das Reich Gottes nahe ist, dass nach wie vor Gott am Werk ist und uns nicht verlassen hat.
Wer lässt sich heute ansprechen? – Du? Ich? Wir?
Lichtgestalt Jesus
Dunkelheit und Licht
Das Evangelium knüpft an die Jesaja- Tradition an, übernimmt sogar einiges wortwörtlich. Jesus kommt aus dem Norden der Heimat der ersten radikalen Propheten. Das macht bereits die erste Lesung deutlich, wo wir etwas an Heilsgeographie mitbekommen.
Hier wird der „Tag vonMidian“ genannt, an dem „du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter zerbrochen hast.“ Was ist darunter zu verstehen? Sebulon und Naftali waren sehr kleine Stämme, angesiedelt zwischen Mittelmeer und See Gennesaret und wegen ihrer Lage auch Angriffsobjekt der Assyrer im 8. Jhdt. v. Chr. Auch während der Richterzeit Israels, die um 1000 v. Chr. endet, zeigt sich Gottes Handeln mit dem „Tag Midians“, als Gideon mit 300 Mann das gesamte Lager der Medianiter erobert. (siehe Ri 7 und 8). Das also ist der Tag, an dem das drückende Joch zerbrochen wurde und das Volk, das im Dunkel lebt, ein helles Licht sieht, wo bis jetzt Finsternis herrschte.
Auch heute wieder in Europa und weltweit: Kriege plagen die Weltbevölkerung. Wir stehen vor vielen Herausforderungen, die ineinander verflochten sind: eine Pandemie, von der man nicht weiß, ob man sie schon im Griff hat oder ob sie sich weiter entwickelt, Klimakrise mit extremen Wetterverhältnissen, - minus 40° C in den USA, bei uns Frühling im Winter - Energiekrise, Verschwendung von Energie, indem man diese für Panzer und andere Kampfgeräte verwendet, Armut, die schon in den Mittelstand vorrückt. Man merkt, wie abhängig wir sind. Da braucht es Hoffnungsträger, Lichtbringer, keine Populisten und religiöse Fundamentalisten, die Angst machen. Wir brauchen die richtige Religion, die heilt und tröstet, die Angst nimmt und die Menschen leben lässt.
Zeugnis der Einheit
Darauf weist auch der Abschnitt des 1. Korintherbriefs hin. Paulus sieht mit großer Sorge in der Gemeinde von Korinth die Spannungen, die in Zank und Streit, bis hin zur Feindschaft und zu Hass führen. Es sind nicht nur politische Parteien heutzutage gespalten, Lagerdenken haben wir auch in vielen Religionen: im Islam, im Judentum, in den christlichen Konfessionen. Seit mehr als hundert Jahren beten wir um Einheit unter den Christen. Es gibt nur sehr zähe Fortschritte, immer wieder Irritationen, Ausgrenzungen und Besserwisserei. Paulus fragt zu Recht: „Ist denn Christus zerteilt?“ Wir sollten „glaubwürdig“ das Evangelium verkünden.
Heute hören wir oft, dass der Glaube verdunstet. Ja, leider, sieht so aus! Das ist genauso schlimm wie die Streitereien, die in Feindseligkeiten ausarten. Eine ernsthafte Diskussion, ein echter Dialog, kann ruhig manchmal emotional verlaufen, soll aber nicht in Hass und Feindseligkeit oder gar in Krieg ausarten. Im echten wertschätzenden Dialog befindet sich die Kraft des Heiligen Geistes. Wir sind dann Hoffnungsträger, wenn wir auch für unseren persönlichen Glauben und für unser Leben Bescheid darüber zu geben und „bereit sind, jedemRede und Antwort zu stehen, der uns danach fragt“, warum wir in dieser schwierigen Zeit oder aussichtlosen Lebenssituation noch Hoffnungsträger sein können (nach 1 Petr 3,15). Dann werden wir zu Lichtgestalten in einer Welt voller Dunkelheit. Glauben und Hoffen hat auch mit Wissen und Erkennen zu tun.
Anfang in Kafarnaum
Das spricht auch das Evangelium an, ebenfalls mit Heilsgeographie Es geht um Kafarnaum. Zur Zeit Jesu ein großer Ort, Grenzort mit dem Grenzfluss Jordan, zwischen dem Galiläa des Herodes Antipas und den Golanhöhen mit Zollstation und Militärposten. Der Warenverkehr über die Grenzen war zollpflichtig, es gab viel Korruption. Dort beginnt Jesus zu lehren. Eine Gedenktafel weist darauf hin: Kafarnaum, Stadt Jesu ("Capharnaum the town of Jesus"). In diesem Ort befindet sich auch das Haus des Petrus, vermutlich zeitweiliger Wohnsitz Jesu.
Im Evangelium werden nochmals die Wort Johannes des Täufers in Erinnerung gerufen: „Kehrtum! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Aus Umkehr kann auch Berufung werden, wie das bei Simon Petrus, seinem Bruder Andreas, Jakobus und Johannes der Fall war. Hier hält auch Jesus seine Brotrede (Joh 6,22-59), in der es nicht nur um das irdische Brot ging.
Jesus tritt als Lehrer, Prophet und auch als Lichtgestalt auf, als „Sonne der Gerechtigkeit“. Dieses Licht wird auch in uns in der Taufe mitgegeben. Beten wir darum, dass dieses Licht des Friedens, das Feuer des Heiligen Geistes, nie erlöschen möge, auch wenn es die Stürme des irdischen Lebens versuchen.
Hoffnung für Hoffnungslose
Ein Anfang und ein Schluss
Dass eine Geschichte einen guten Anfang braucht, wissen Sie? Es ist die Kunst des ersten Satzes! Er soll gleich von Anfang an neugierig machen und voller Spannung stecken. Ist das ein guter Einstieg? „Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war, kehrte er nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali.“ Eigentlich ist da alles drin: der Anlass, der Ortswechsel – und die etwas genauere Beschreibung, in welchem Raum sich die Geschichte abspielt, die jetzt erzählt werden soll. Aufregend? Fesselnd?
Sebulon und Naftali! So sehr sich Matthäus auch Mühe gibt: heute weiß kein Mensch, wo das ist.
Und dass zu einer Geschichte ein guter, passender Schluss gehört, haben wir auch schon in der Schule gelernt. Er soll den Sack zubinden! Ich höre meinen alten Lehrer. Auf das Ende käme es an, pflegte er zu sagen. Dann ist der letzte Punkt gelungen. Fast lakonisch hört es sich bei Matthäus an: „Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“
Ist das ein gelungener Einstieg, ein glückliches Ende? Jesus geht in das Gebiet von Sebulon und Naftali – um die Umkehr zu predigen? Was, in aller Welt, ist an diesem Gebiet so interessant oder wichtig, dass Jesus hier auftritt – und Matthäus das dann auch noch erzählt?
Land der Finsternis
Ob ich Ihnen empfehlen kann, den nächsten Urlaub in Sebulon und Naftali zu verbringen, weiß ich nicht. Gehen Sie einmal in ein Reisebüro! Eine Reise auf den Spuren Jesu vielleicht? Aber was uns der Evangelist erzählt, lässt sich so einfach nicht erkunden. Er erzählt von einer großen Finsternis, von Todesschatten. Die mögen Touristen nicht sehen, wenn sie für sauer verdientes Geld fremde Länder erkunden.
Matthäus erzählt die Geschichte übrigens mit so einfachen Strichen, dass wir nur mit Mühe einen Handlungsstrang erkennen können. Gibt es ihn überhaupt? Jesus geht nach Sebulon und Naftali, weil – sagen wir es einmal so – er vom Propheten Jesaja dahin geschickt wird. Der hat zwar lange Zeit vor ihm gelebt, aber seine Verheißung, seine Ankündigung, sein Programm ist noch nicht erfüllt! Jetzt tritt Jesus in seine Stapfen, geht seinen Weg noch einmal nach und lässt das Licht aufgehen! Jetzt wird die Freude groß. Aus Verlierern werden Sieger. Aus Verlorenen Gefundene. Aus Verlassenen Freunde.
Nicht so schnell! Das muss ist jetzt auch noch erzählen! Es ist nicht nur die große Geschichte, die das Gebiet von Sebulon und Naftali beutelt und ausnimmt, schlimmer noch ist, dass in den Augen der Menschen, die angeblich in besseren Gebieten leben, hier sowieso nur der Ausschuss wohnt. Leute, die nicht gebildet sind. Leute, die nicht einmal den richtigen Glauben haben. Leute, auf die man einfach herunterschauen darf. Klar doch – solche Geschichten lassen sich sogar vererben. Irgendwann weiß kein Mensch mehr, wie etwas angefangen hat, aber zu ändern gibt es auch nichts. NICHTS! Die Menschen da brauchen nicht mehr zu sterben – sie sind schon tot. Totgesagt.
Der Prophet Jesaja sieht das schon richtig: Ein Volk in Finsternis, Land im Todesschatten. Wer schuld daran ist? Wer Opfer ist von Verleumdung, Intrige und Vorurteil? Ursachenforschung betreiben weder Jesaja noch Jesus. Beide verzichten auch auf Schuldzuweisungen. Sie verkünden einen neuen Anfang! Sie machen Hoffnung! Sie nehmen dem Tod seine Schatten!
„Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.“
Licht
Können Sie verstehen, dass ich auf der Suche nach Hoffnungsgeschichten bin? Ich suche sie überall. Muss man sie nicht suchen, um sie überhaupt zu finden? Viele Menschen leben weltweit im Schatten des Todes. Er macht sich breit, setzt sich überall hin und macht sein Geschäft. Hoffnung verstummt, Glaube wird kleinlaut, Liebe geht einfach unter.
Was, wenn wir heute nicht von Sebulon und Naftali reden, sondern von Idlib? Einer Stadt in der gleichnamigen Provinz im Nordosten Syriens? Eine Gegend, die uns im Fernsehen auf den Leib rückt, immer wieder. Ein Kriegsgebiet. Ein Spielball der Weltmächte (und derer, die es sein möchten). Die Menschen leben in Ruinen, viele in Lagern. Flüchtlinge überall. Die Lage ist katastrophal. Sind das nicht die Todesschatten, die Jesaja gesehen, die Jesus wahrgenommen, die Matthäus erzählt hat? Dass Sebulon und Naftali ihre eigenen Geschichten haben, ahnen wir wohl, wissen sie aber nicht zu erzählen - doch die alten Geschichten leben immer wieder neu auf. Wie Vagabunden, die mal hier, mal dort sind. Die Finsternis hat viele Seiten, der Tod viele Schatten. Matthäus aber erzählt, ein wenig versponnen, dass Jesus nach Kafarnaum zurückgeht, um dort zu wohnen. Zu wohnen! In der Gegend von Sebulon und Naftali! In dieser finsteren Ecke will er wohnen! Hier ist er zu Hause! Und siehe: Jetzt geht ein Licht auf.
„Das Land Sebulon und das Land Naftali,
die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan,
das heidnische Galiläa:
Das Volk, das im Dunkel saß,
hat ein helles Licht gesehen;
denen, die im Schattenreich des Todes wohnten,
ist ein Licht erschienen.“
Ist das eine Hoffnungsgeschichte? Ließe sie sich auch so erzählen?
Idlib, Stadt und Provinz in Syrien:
Das Volk, das im Dunkel sitzt,
sieht ein helles Licht,
denen, die die Schatten des Todes schon gesehen und gerochen haben,
erscheint ein Licht.
Umkehr
Unversehens kommt jetzt heraus, dass Matthäus einen tollen Einstieg für seine Geschichte gefunden hat: Jesus auf Wohnungssuche. Und dann da! Bei Kafarnaum runzeln sich Brauen, erlischt das Lächeln. DA? Wie? DA?
Wie gut Matthäus erzählen kann! Ich muss, Schritt für Schritt, mit nach Sebulon und Naftali gehen, um Jesus zu finden. Und nach Idlib. Und nach …
Der Schluss der Geschichte bindet den Sack dann tatsächlich zu. Jetzt wird alles rund!
„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“
Und so kunstvoll! Man müsste sich das auf der Zunge zergehen lassen: Hier wohnt Gott!
Der Ruf zur Umkehr ist für uns. Da hat der Evangelist seinen letzten Schachzug formvollendet hingelegt. Umkehr! Heute noch! Hoffnung fällt nicht vom Himmel wie Bomben, Hoffnung will gestiftet, geschenkt, geteilt werden. Hoffnung treibt keinen in die Flucht, Hoffnung gewährt Heimat. Hoffnung hält keine großen Reden, Hoffnung hält Schweigen aus.
Darf ich Ihnen, bevor ich gleich zu meinem Schluss komme, noch sagen, wie die Geschichte ausgeht? Jesus sendet seine Jünger in die Welt. Er sendet uns.
Jetzt suche ich einen Anfang für meine Geschichte. Mensch, Matthäus, so schwer kann das doch nicht sein!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Kultur des Lebens
Anreize
Manchmal finden sich in Gesetzbüchern Kuriositäten. So heißt es im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch in §1619 folgendermaßen: „Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen ... Dienste zu leisten.“ Es hat seinen Ursprung wohl in einer Zeit, in der Jugendliche schon früh „in die Lehre gingen“, noch zu Hause wohnten und sich dann auch an der Ordnung des häuslichen Zusammenlebens zu beteiligen hatten. Wir leben jetzt in anderen Zeiten, aber es ist bis heute noch gültig.
Ich bin bei einem Gespräch im Kreis junger Eltern auf diese Kuriosität aufmerksam geworden. Fast alle Eltern stöhnten darüber, wie schwer sich der Nachwuchs zu Küchenarbeit, Mithilfe im Garten oder auch nur zum Aufräumen des eigenen Zimmers bewegen lässt. Es gibt tausend Ausreden. Und alles läuft letztlich darauf hinaus: „Ich mache das später!“ Es bedarf schon großer Anreize, damit die Kinder solche Aufgaben sofort erledigen: Ein Kinobesuch. Neue Klamotten kaufen. Oder sogar die Aussicht auf ein neues Smartphone. Nicht wenige der Eltern wünschten sich manchmal, sie könnten mit diesem Paragraphen wenigstens einmal „drohen“! Gott sei Dank, tun sie es dann aber doch nicht.
Wenn wir ehrlich sind, ist das Verhalten der Kinder auch für uns Erwachsene nicht so weit weg. Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die wir nicht gerne tun. Und sie dann in unsere „to do Liste“ ziemlich weit nach hinten schieben. Und auch für Erwachsene gilt: Je größer die „Belohnung“ desto eher erledigen wir solche ungeliebten Aufgaben.
Sofort
Vielleicht ist es der Hintergrund solcher Erfahrungen der Grund dafür, dass ein Wort in den beiden Berufungserzählungen des heutigen Evangeliums ins Auge springt: „Sofort“! Sowohl Petrus und Andreas als auch die beiden Zebedäus-Brüder lassen sofort alles stehen und liegen und folgen auf der Stelle dem Ruf Jesu.
Das macht nachdenklich. Scheinbar ohne Fragen oder Zweifel lassen sie sich auf etwas ganz Neues und Unbekanntes ein. Ein solches Verhalten ist ungewöhnlich. Normalerweise brauchen wir Menschen Klarheit und Absicherung, bevor wir solche weitreichenden Schritte wagen. Bei den ersten Jüngern war dies anders. Offensichtlich hat Jesus eine Saite zu Schwingen gebracht, die in ihnen „alle Sicherungen durchbrennen lassen“. Sie verlassen ihre Arbeit, ihre Familien und lassen sich auf etwas ganz Neues ein.
Der Text des Evangeliums nennt zwei Gründe für dieses Verhalten: „Denen, die im Schatten des Totenreich leben, ist ein helles Licht erschienen.“ Denn das lang ersehnte „Himmelreich ist nahe“. Und die Verheißung an die neuen Jünger: „Ich werde Euch zu Menschenfischern machen!“
Eine neue Kultur des Lebens
Wenn die Bibel vom »Himmelreich« oder auch »Reich Gottes« spricht, dann meint sie: Dort ist Gott! Dort herrschen seine Gesetze, die Leben ermöglichen. Im Himmelreich schafft Gott so das „Leben in Fülle“!. Das Schatten- oder Totenreich ist das genaue Gegenteil: Dort gelten die Gesetze, die Leben verhindern und zerstören. Das Himmelreich führt zu einer Kultur des Lebens, das Schattenreich zu einer Kultur des Todes.
Jesus steht für diese neue „Kultur des Lebens“. Damit Menschen nicht mehr von Gott getrennt sind, ermöglicht er Vergebung und Versöhnung. Krankheiten und Armut grenzen Menschen nicht mehr aus dem sozialen Miteinander aus. Die Herrschenden und Regierenden füllen nicht ihre eigenen Taschen, sondern dienen der Wohlfahrt aller Menschen. Krieg und Gewalt werden durch die Liebe überwunden. Den Menschen, die bisher im Dunkeln leben, erscheint dieses helle Licht der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe. Diese Kultur des Lebens übt eine eine so gewaltige Faszination auf die ersten Jünger aus, dass sie bereit sind, dafür alles stehen und liegen zu lassen.
Himmelreich
Diese neue Kultur des Lebens beginnt - und das stellt Jesus von Anfang an klar - im konkreten Alltag der Menschen. Sie ist keine billige Vertröstung auf das Jenseits, sondern will schon jetzt anfanghaft erfahrbar und erlebbar sein. Das Evangelium berichtet davon, wie Christus in den Synagogen das Evangelium vom Reich Gottes verkündet. Und damit beginnt, Gottes Gesetzen Geltung zu verschaffen, indem er im Volk alle Krankheiten und Leiden heilt. In seiner Verheißung an die Jünger: „Ich mach Euch zu Menschenfischern!“ ruft Jesus seine Jünger, mit ihm an dieser neuen Art zu leben mitzuarbeiten. Und es soll Kreise ziehen: Seine Jünger werden andere Menschen für das Reich Gottes begeistern und sie lehren, nach seinen Gesetzen des Lebens zu leben, indem sie selbst solche Zeichen des neuen Lebens setzen: Dämonen austreiben, Kranke heilen und den Armen die Frohe Botschaft verkünden.
Schon aus dem Zusammenleben in unseren Familien wissen wir aber, dass Gesetze allein - wie z.B. im Bürgerlichen Gesetzbuch - ein gelingendes Zusammenleben nicht schaffen können. Dazu bedarf es des gemeinsamen Willens, der seinen tiefsten Grund in der gegenseitigen Zuneigung und Liebe hat.
Nach so vielen Jahren, die uns dieses Evangelium schon vertraut ist, brennen wahrscheinlich beim Zuhören nicht sofort alle „Sicherungen durch“! Vielleicht finden wir aber einen neuen Zugang zur Botschaft des Herrn in seiner Aufforderung die heutige Kultur des Todes, unter der viele von uns und viele unserer Mitmenschen leiden, neu in den Blick zu nehmen. Natürlich sind manche im Laufe der Jahre müde geworden. Haben nicht nur ihre Illusionen, sondern auch ihre Hoffnung verloren, weil sich scheinbar doch nur so wenig ändern lässt. Jetzt am Altar feiern wir den Sieg Christi über das Scheitern und die Hoffnungslosigkeit des Todes. Er lebt und ist als Auferstandener mitten unter uns. Der Tod hat eben nicht das letzte Wort. Bitten wir ihn um die Erneuerung unserer Liebe, damit wir uns auch weiterhin mit Kraft und Hoffnung dem Leid und dem Unrecht, dem Menschen ausgesetzt sind, entgegen stemmen können und so Menschenfischer sein können, die die Botschaft vom kommenden Himmelreich den Menschen unserer Zeit bezeugen.
Licht sein
Die Anfänge Jesu
Nach den Angaben und der Überlieferung des Evangelisten Lukas startet Jesus sein öffentliches Wirken mit etwa dreißig Jahren. Sein Weg führt ihn zunächst zum Jordan zu Johannes dem Täufer, von dem sich Jesus wie viele andere taufen lässt. Der Täufer muss bei Jesus einen starken Eindruck hinterlassen haben. Denn Jesus beginnt, nach dem Bericht des Matthäus, seine Verkündigung mit den Worten und einem Satz, den er beim Täufer oft gehört hat: „Kehrt um!“
Wie lange sich Jesus beim Täufer aufgehalten hat, wissen wir nicht. Berichtet wird, dass er vom Jordan aus vierzig Tage in die Wüste zog, dort vom Teufel mehrfach versucht wurde, doch den Versuchungen glänzend widerstand. Wahrscheinlich kehrte er nach seinem Wüstenaufenthalt wieder an den Jordan zurück. Dort erfährt er, dass Herodes den Täufer gefangen nehmen ließ. Um sich nicht der gleichen Gefahr auszusetzen, kehrte Jesus nach Galiläa zurück.
Matthäus sieht hierin eine Fügung Gottes. Denn auf diese Weise erfüllt sich eine frühere Verheißung Jahwes, die er durch den Propheten Jesaja verkünden ließ: Das Volk im Dunkel wird ein helles Licht sehen. Zu den Menschen im Dunkeln und im Schattenbereich zählte man die Leute von Sebulon und Naftali, das Gebiet jenseits des Jordan und das sogenannte „heidnische“ Galiläa.
Besonders Galiläa hatte zur Zeit Jesu einen schlechten Ruf. Niemand aus dem südlichen Judäa mit der Stadt Jerusalem zog ohne besondere Not in den Norden nach Galiläa. Aus Sicht der gläubigen Juden war Galiläa das „Land der Heiden“. Mitten durch Galiläa führten die Handelswege von Ägypten und dem Mittelmeer in Richtung Damaskus und ins nordöstliche Zweistromland. Ausländer, also Heiden, Unbeschnittene aus fremden Ländern hatten sich im Gebiet von Galiläa niedergelassen. Mit ihnen kam man ständig in Berührung. Zahllose Zöllner waren hier tätig und hatten hier ihr Zuhause. Räuber und Wegelagerer tauchten immer wieder auf, um Kaufleute zu überfallen.
Licht für die Heiden
Sehr bewusst beginnt Jesus in diesem religiösen Diasporagebiet, wie wir heute sagen würden, sein öffentliches Wirken. Dies sollen wir beachten und bedenken. Denn Jesus hätte, um sich vor Herodes zu schützen, ja auch vom Jordan nach Jerusalem ausweichen können. Dort hätte er wahrscheinlich sogar mehr Zuhörer verbuchen können als in Galiläa. Aber Jesus wählt den Landstrich Galiläa, geht als Erstes zu denen, die „im Dunkeln“ leben. So erstrahlt, wie verheißen, denen, die im „Schatten“ leben, als Ersten das mit Jeus aufgehende Licht.
Matthäus möchte mit der Hervorhebung, dass Jesus bewusst sein öffentliches Auftreten in Galiläa beginnt, einem von Heiden und Juden durchsetztem Gebiet, den Gläubigen deutlich aufzeigen: das Erscheinen Jesu in der Welt ist nicht lediglich eine Angelegenheit, die das jüdische Volk betrifft. Und damit hat es sich. Nein, Jesus ist Heiland aller Menschen und das besonders auch für die Abgelehnten und Ausgegrenzten. Dies zeigt sich neben seinem ersten Auftreten ausgerechnet in Galiläa auch in der Wahl der Apostel. Jesus wendet sich z.B. nicht an Schriftgelehrte, Synagogenvorsteher oder an auf religiösem Gebiet gut Vorgebildete oder sonst irgendwie hoch angesehene Personen. Er geht auf ganz normale Alltagsmenschen zu, die ihren Glauben in der Gemeinschaft mit anderen leben und einen vor Ort gängigen Beruf ausüben. Dass die von Jesus Angesprochenen ihm folgen, das ist das Entscheidende. Dadurch kann Jesu Werk sich entwickeln und wachsen, auch wenn es nicht in Judäa, Jerusalem oder mit namhaften Persönlichkeiten beginnt.
Umdenken statt Abschottung
Bilder des heutigen Evangeliums lassen sich leicht auf unsere Situation übertragen. Galiläa von damals ist unsere Situation heute. Neben Christen bevölkern zahllose Nichtchristen unser Land, mit denen wir täglich in Berührung kommen. Gelegentlich kann man den Ruf vernehmen, man müsse sich abschotten; Deutschland müsse ein Land mit christlichen Idealen bleiben. Im heutigen Evangelium wird uns ein Weg aufgezeigt, der sich für uns gut zur Nachahmung anbietet. Jesus tritt in Galiläa nicht auf mit dem Ruf zur Abschottung, sondern zur Umkehr. Er lässt sich mit allen Menschen ein, die er antrifft: gläubige Juden, Heiden, Zöllner, Gesunde, Kranke, von einem Dämon Besessene. Wo Menschen ihm ihr Herz öffnen, verkündet er ihnen seine Botschaft, stärkt und heilt er sie. Auch wenn in seinen Worten deutlich wird, wie sehr ihm an der Befolgung seiner Lehre gelegen ist, hütet und enthält er sich, irgendwelchen Druck auszuüben. Er überlässt jedem Einzelnen, wie er sich entscheidet. Jeder kann Jesu Leben, sein Verhalten, seine Botschaft erst einmal betrachten und darüber nachdenken. Und es zeigt sich ja dann, dass vor allem das Leben Jesu, sein Verhalten, sein Handeln die Einzelnen zur Nachahmung geführt hat.
Leuchten und Licht sein
Jesus hat in Galiläa keine Revolution ausgelöst, in einem großen Aufbruch alle Bewohner für sich gewonnen und auf seine Seite gezogen. Dennoch gelang es ihm, in diesem Landstrich ein Licht aufgehen zu lassen, sodass die, die darauf schauten, für sich einen neuen Weg entdeckten. Sie erkannten, wie Leben sinnvoller und glücklicher gestaltet werden kann, welchen Segen Liebe, Geduld, Hingabe, Hilfsbereitschaft, innige Verbundenheit mit Gott ausstrahlt.
Jesus zwingt auch in unserem Land niemanden, ihm zu folgen. Er diktiert nicht, in welchem Maß wir die Liebe zu leben haben. Aber er lässt uns erkennen, dass wir ein wunderbares Licht sein können, wenn wir uns mühen, unser Leben seinem Leben anzugleichen. Schauen wir nicht ängstlich, ob wir und wie viel wir durch unser Gut-Sein bewirken. Auch wir werden keine Berge versetzen, können aber Licht sein für viele. Sobald und je mehr wir dies sind, nicht nur gerade so dahinglimmen, öffnen wir Herzen für den Geist und die Gesinnung Jesu.
Leuchten und Licht sein, das können wir. Entschieden Jesu Ideale anstreben, lebendig ein Christ sein, seinen Ruf zur Nachfolge beantworten, dafür muss sich jeder selbst entscheiden; dafür trägt jeder ganz persönlich für sich selbst die Verantwortung.
Berufen Licht zu sein
Galiläischer Frühling
Jesus bricht auf. Es drängt ihn nach Galiläa. Er wird dort angezogen von Menschen, die einfach und ohne Bedeutung sind. Es sind Juden und Heiden, ein Mischvolk, das die Gesetzeslehrer verachten. Es gibt keine religiöse und nationale Einheit mehr. Die Assyrer und andere kriegerische Völker haben die einst angesiedelten israelitischen Stämme Sebulon und Naftali zerschlagen und ausgelöscht. Die jetzigen Menschen sind verstrickt in Aberglauben und allerlei böses Handeln. Dahinein ergeht Jesu Botschaft: „Kehrt um, das Himmelreich ist nahe.“ Und Jesus wirkt viele Zeichen, den sogenannten galiläischen Frühling.
Was beim Propheten Jesaja 700 Jahre davor als Vision formuliert wurde, verwirklicht sich. Die durch Kriege ausgelöschten Stämme Naphthali und Sebulon erhalten ein Hoffnungslicht. Das unvollständig gewordene Zwölfstämmevolk des Bundes kann aufatmen: es wird durch Jesu Wirken keimhaft erneuert. Es tritt ein in die von Jesus begonnene Berufung zum neuen Gottesvolk.
Berufen und erwählt
Jesus geht entlang des Sees. Er ruft jeweils zwei Brüderpaare, die Fischer waren, Petrus und Andreas und dann Jakobus und Johannes mit den Worten: „Kommt her, folgt mir nach!“ Sofort verließen sie ihre Netze und folgten Jesus nach. Sie hören den Ruf, verstehen ihn mit dem Herzen, noch ehe sie mit dem Verstand wissen, was die Nachfolge bringen wird. Sie haben gefunden. Ihr Platz ist bei Jesus.
Auch die Berufung der ersten Jünger steht wie alle Berufungen in der Schrift auf der gleichen Linie: die von Gott Erwählten sind nicht erwählt, weil sie so tüchtig sind oder aus vornehmen Geschlecht kommen oder weil ein Mensch das will. Sie sind erwählt, weil Gott es will. Er ruft, er fragt in Liebe das Herz des Erwählten an, er schenkt den Funken göttlicher Berufung. Er lässt die Freiheit, nein zu sagen.
Der lange Weg der Berufung
Die Jünger reagieren sofort. Augenblicklich verlassen sie alles: den Vater, das Fischergeschäft, die Boote, den Beruf. Sie folgen Jesus, gehen in seine Schule. Nach und nach erahnen sie, was ihre Berufung bedeutet. Es braucht einen langen Weg. Erst mit der Pfingstgabe des hl. Geistes erkennen sie letztendlich, was es wirklich heißt, ihrem Meister nachzufolgen.
Auch in unserem Leben ist sein Ruf da. Erst nur keimhaft, er hat noch keine klare Kontur. Vielleicht wehren wir uns, haben Angst unseren Willen in seine Hände zu geben. Und dann springt doch der Funke der Berufung. Alles wird klar, ich gehe Seinen Weg. Stelle mich wie Jesus in den selbstlosen Dienst der Liebe hin zum Vater und zu den Menschen.
Da erfüllt sich die Zeit. Jesus ruft mich in der Glaubensgemeinschaft der Kirche. Oder hin zu den Armen, Fremden und Kranken. Das Licht nach Naftali bringen prophezeite Jesaja. Naftali und Sebulon gibt es auch bei uns. Sicher finden wir auf dieser Suche auch Gleichgesinnte, die wie es die Geschwister der ersten Jünger waren, heute mit uns den Weg hinter Jesus mit uns gehen und Zeugen des nahen Gottesreiches werden.
Licht aus dem Dunklen
Am Rand der Welt
Sie müssen nicht wissen, wo Sebulon und Naftali liegen - es reicht, die Einöde, die Verlassenheit, die Unwirtlichkeit zu sehen, sie förmlich zu riechen. Da ist die Welt am Ende! Ein finsteres Loch! Der Prophet Jesaja stellt sich mutig hin und redet gegen Verachtung und Trostlosigkeit an:
"Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht;
über denen, die im Land der Finsternis wohnen,
strahlt ein Licht auf."
Woher dieser Mensch den Mut hat? Jesaja weiß, dass Gott sich der Menschen annimmt, die sich längst verloren gegeben haben. Die längst aufgegeben wurden. Über die längst der Stab gebrochen ist. Die Geschichte wird noch einmal neu aufgerollt! In Sebulon und Naftali. Gott sagt das, Gott gibt das deutlich zu verstehen.
Wo alle nur schamhaft hinschauen: In dieser Ecke wird es richtig hell. Aus dieser Ecke kommt auf einmal Licht. Über dieser Ecke liegt ein warmer Glanz. Wo ist jetzt das - finstere Loch?
Ein Licht geht auf
Sebulon und Naftali tauchen dann auf einmal im Evangelium auf. Jesus ist in Galiläa angekommen. Er wohnt in Kafarnaum, am See Genezereth - tatsächlich: im Gebiet von Sebulon und Naftali. Galiläa ist - vorsichtig gesagt - das schwarze Schaf unter den Landstrichen Israels. Immer gut für einen schlechten Witz. Aus Galiläa kommt nichts Gutes! Nicht einmal den rechten Glauben haben die Leute dort - sagt man. Und was Weltläufigkeit und Bildung angeht: hier hausen die Hinterwäldler. Bis, ja bis Jesus dort auftaucht. Mit einer Botschaft, die alles umkehrt:
Es soll sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: "Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen."
Über die Geschichte von Sebulon und Naftali, über die Geschichte Galiläas ließe sich viel erzählen. Über Vorurteile, Besserwisserei und Abgrenzungen auch. Aber sprechen wir lieber von dem, was die vielen dunklen Orte, die wir kennen, hell macht. Weil Galiläa in der Rangfolge ganz unten ist und aus sich auch nichts machen kann, mag ich das Evangelium besonders.
Im Licht
Ich denke an viele Menschen, die in den Augen anderer abgehängt sind. Die nicht mehr mithalten können, wenn es gilt, Spitzenplätze zu erobern. Die sich mit ihrem Status, Verlierer zu sein, auf Gedeih und Verderb arrangieren müssen. Im Konkurrenzkampf spielen sie nicht mehr mit - auf der Siegertribüne machen sich andere breit - und strotzen vor Kraft.
Ich gehe durch die Stadtviertel. Mancher Straßenzug erzählt nicht nur von besseren Tagen, sondern auch von dem Ghetto, das sich längst gebildet hat. Hier wohnen die Menschen, die ihre Perspektivlosigkeit nicht einmal mehr verstecken müssen. Man sieht es den Hauseingängen an, den Fenstern, den Gesichtern. Es ist nicht immer der Migrationshintergrund, der soziologisch klug her halten muss, Abgrenzungen plausibel zu machen. Es ist vielmehr so, dass viele Menschen in ihrer kleinen Welt verschwinden.
Ich höre auch von vielen Menschen, wie traurig sie sind, wenn sie auf misslungenes Leben zurückschauen - oder meinen, ihr Leben sei misslungen. Manchmal stellen sie sich als Opfer dar, oft erzählen sie aber auch von ihrer Rolle, ihrer Schwäche, ihrer Angst. Lebensentscheidungen werden aneinander gereiht - und ergeben dann doch nicht immer ein Bild, mit dem sich Menschen aussöhnen können. Wenn dann noch von Schuld zu reden ist, empfinden wir die Löcher im Leben eines Menschen. Auch bei uns. Schuld hat immer eine Geschichte. Schuld schreibt immer eine Geschichte. Einfach ist sie nicht.
Finstere Orte
Auf einmal sind wir wieder in Sebulon und Naftali. Wir sehen unsere eigenen finsteren Orte in ihnen. Für das Dunkle im Leben der Menschen gibt es viele Bilder, viele Erfahrungen, viele Albträume.
Wer nach Sebulon und Naftali geht, freiwillig, setzt sich den dunklen Seiten aus, übersieht sie nicht, verdrängt sie nicht. Jesus wohnt hier - sprich: hier ist er zu Hause. Er ist einer von denen. Er teilt das Leben und die Dunkelheit und schenkt gerade so die Lichtblicke, die von einem neuen Vertrauen, einer neuen Kraft, einer neuen Geschichte künden. Jesus stellt Menschen ins Licht. Er gibt ihnen ihre Würde zurück. Und ein helles Gesicht. Die größte Überraschung ist: er traut ihnen zu, umzukehren, einzuhalten, noch einmal neu anzufangen. Jesus sagt: Das Himmelreich ist nahe!
Für mich ist das die Erfüllung eines großen Traumes: Wer aus Sebulon und Naftali kommt, wohnt auf einmal im Reich Gottes! Es ist, als ob alle Scheinwerfer darauf gerichtet werden. Jesus verkündigt nicht nur eine neue Zeit. Er steht sogar mit seinem Leben für sie ein. Jetzt müssen wir von Menschen erzählen, die geliebt sind. Wo Menschen geliebt werden, wird es hell.
Mitarbeiter
Eigentlich könnte ich "Amen" sagen. Schlusswort einerseits, Bekräftigung andererseits. Ja, so ist es! Aber etwas muss ich noch los werden:
In Galiläa findet Jesus Menschen, die ihm helfen. Fischer, einfache Fischer. Also Leute aus Sebulon und Naftali. Simon, genannt Petrus ist von dort, sein Bruder Andreas, die Brüder Jakobus und Johannes. Vier von Zwölf. Sie verlassen ihre kleine Welt und folgen Jesus. Ab jetzt werden auch sie das Licht verbreiten, das sie an ihrem See entdeckt haben oder von dem sie entdeckt wurden. Ein ebenso feines wie kluges Lehrstück: Licht will wachsen, Licht schafft Licht, Licht weiß alles zu erneuern.
Jesus braucht Jünger, Jesus braucht Menschen, die ihm folgen, Jesus braucht uns. Manche unter uns tragen auch so schöne Namen wie Simon, Peter, Andreas, Jakob und Johannes - und wer anders heißt, anderes gerufen wird, kommt auch in diesen Kreis.
Jesus zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.
Das ist das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus! Amen!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
"Duldet keine Spaltungen unter euch"
Leben im Geiste Jesu
Was ist der wesentliche Sinn unseres Daseins? Der Eingangsvers macht es deutlich: "Singt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn alle Länder der Erde!" (Ps.96,1). Anders gesagt: Durch unser Leben im Geiste Jesu wird all unser Tun und Wirken ein frommer Lobgesang. Unsere liturgischen Feiern, unsere Arbeit, unsere Beziehungskultur wird zum Gottesdienst, wenn sie im Licht und in der Freude des Evangeliums geschehen.
Das Evangelium führt den weihnachtlichen Gedanken weit ins Arbeitsjahr hinein. Durch sein Wort, seine Menschwerdung, seine Solidarität besonders mit den Armen, Ausgegrenzten, Notleidenden bringt er Licht ins Dunkel. "Ein Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen." (Mt.4,16).
"Ist denn Christus zerteilt?"
Wenn wir aber in die Kirchengeschichte blicken, ist diese nicht immer voll Licht und angenehmer Wärme. Selbst in der Gemeinde von Korinth gibt es Spaltungen: "Ist denn Christus zerteilt?" (1 Kor.1,13), fragt bereits der 1. Korintherbrief. Darin wird von Zank und Streit unter ChristInnen gesprochen.
"Ist denn Christus zerteilt?" lautet auch das Thema der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen. Diese gibt es schon mehr als 110 Jahre. Wir haben jahrzehntelange Diskussionen und Fachtagungen hinter uns gebracht, die viel Hoffnung erweckten. Einiges wurde dabei festgestellt und außer Streit gebracht:
1: Jesus wollte eine Kirche, keine Spaltung, sie ist eine Schande.
2: Der Weg zur einen Taufe, also Eintauchen in den Heiligen Geist.
Das ist der Weg zum Reich Gottes, den auch das Himmelreich anbietet:
"Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!" (Mt.4,17)
3: Es geht um das eine Credo: Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Katholisch heißt allumfassend, alle ChristInnen sind gemeint, nicht nur die römisch- katholischen. Römisch-katholisch und altkatholisch sind konfessionelle Begriffe des 16. Jahrhunderts und wesentlich später.
4: Unbestritten ist die Realpräsenz Jesu in den Gestalten von Brot und Wein, außer bei den Zwinglianern. Die Eucharistie hat besondere Priorität, an der man nicht rütteln darf, ist ein ganz wichtiger Punkt der Gemeindeverfassung. Leider ist sie auch zum Disziplinierungsmittel, zum Ausschluss für Konfessionen und geschiedene Wiederverheiratete geworden.
Evangelii Gaudium
Papst Franziskus ist unser Wachrüttler, der uns an das Evangelium und an das II. Vaticanum erinnert, das manche schon vergessen haben, weil es vor beinahe 50 Jahren abgeschlossen wurde. Dort gibt es das Ökumenedokument, das nicht nur Hirten und andere Amtsträger zur Einheit aufruft, sondern jeden einzelnen nach seinen Fähigkeiten, in seinem Bereich.
Im apostolischen Schreiben des Papstes "Evangelii gaudium" ("Die Freude am Evangelium"), spricht er auch von skandalöser Spaltung:
"Wieviele Kriege innerhalb des Gottesvolkes und in den verschiedenen Gemeinschaften! Im Wohnviertel, am Arbeitsplatz- wie viele Kriege aus Neid und Eifersucht, auch unter Christen! Die spirituelle Wirklichkeit führt einige Christen dazu, im Krieg mit anderen Christen zu sein, die sich ihrem Streben nach Macht, Ansehen, Vergnügen oder wirtschaftlicher Sicherheit in den Weg stellen." (Punkt 98)
"Die Christen aller Gemeinschaften der Welt möchte ich besonders um ein Zeugnis brüderlichen Miteinanders bitten, das anziehend und erhellend wirkt." (Punkt 99)
"Für diejenigen, die durch alte Spaltungen verletzt sind, ist es schwierig zu akzeptieren, dass wir sie zur Vergebung und Versöhnung aufrufen, weil sie meinen, dass wir ihren Schmerz nicht beachten oder uns anmaßen, sie in den Verlust ihrer Erinnerung und ihrer Ideale zu führen. - Auch unter gottgeweihten Personen ist Platz für verschiedene Formen von Hass, Spaltung, Verleumdung, übler Nachrede, Rache, Eifersucht, Neid und dem Wunsch, eigenen Vorstellungen um jeden Preis durchzusetzen, bis hin zu Verfolgungen." (Punkt 100).
Das Antlitz der Erde verändern
Franziskus zeigt somit die Differenz auf, genauso wie die Heilige Schrift, wie das Evangelium gelebt werden sollte und was tatsächlich läuft. Wir stehen zur Zeit in Kirche und Gesellschaft in einem großen Umbruch, vor allem, was Änderungen in den Institutionen oder sogar ihr Zurückdrängen betrifft. Die christlichen Kirchen hätten gerade jetzt große Chancen, neue Wege zu gehen. Wird es jetzt durch die Person des Papstes Franziskus, gelingen, bei uns die Freude am Evangelium zu wecken?
Ich glaube an Christus und ich glaube, dass über eine Milliarde Christen auf dieser Erde das Antlitz dieser Erde verändern können. (zitiert nach Heinrich Böll + 1985).
Renovierungsbedarf
Kehrt um!
"Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe." So sagt es Jesus im heutigen Evangelium. Wir dürfen sagen: Dies ist wie eine Überschrift über das Wirken Jesu. Damit lässt sich sein Auftrag für diese Welt, für die gläubigen Menschen in Israel bezeichnen.
Allerdings, wir wissen, dieses Volk ist nicht umgekehrt, es hat sich nicht zu Jesus bekehrt. Außer ein paar wenigen Jüngern haben sich die Führenden damals und das Volk nicht Jesus angeschlossen, haben sich nicht bekehrt.
Und jetzt wird das von uns hier verlangt. Wie geht es Ihnen, wenn Sie das hören:
"Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe."?
Ein Mitbruder vom Schönenberg war auf Exerzitien. Als er wieder heimkam, berichtete er: Der Priester, der den Kurs gehalten hat, begann eine Ansprache:
"Salz lässt sich nicht salzen. Schmalz lässt sich nicht schmalzen. Ein Lehrer lässt sich nicht belehren und ein Pfarrer lässt sich nicht bekehren."
Bei den Lehrern habe ich zu wenig Einblick, aber von uns Geistlichen kann ich sagen: Die berufsmäßigen Bekehrer tun sich schwer, wenn sie selbst dran sind.
Es ist leichter, zu predigen und die Leute zur Umkehr aufzufordern, als bei sich selbst damit anzufangen.
Ich persönlich helfe mir damit, dass ich jedes Jahr mindestens fünf Tage Exerzitien für mich mache, mit Schweigen, Gebet, Betrachtung - ich gebe damit dem Herrn und Gott eine Chance, mich zu bekehren. Ich sage es ihm jedes Mal auch. Ob er es schon getan hat, müssen die anderen beurteilen.
Die Angst zu kurz zu kommen
"Kehrt um!" Was bedeutet das genauer? Was wird Jesus damit gemeint haben?
Wenn ich auf einem Weg bin, ist es klar. Ich merke, dass ich in der falschen Richtung gehe, dann muss ich kehrt machen, zurückgehen, mich neu orientieren, neu das Ziel angehen. Im Bereich des Glaubens ist das jedoch nicht so einfach. Ich habe den Eindruck: Manche Menschen wollen sich gar nicht Gott zuwenden.
Karl Marx, einer der geistigen Begründer des Kommunismus, war der Ansicht: Wenn sich ein Mensch Gott zuwendet, dann wird er sich selber untreu. Er wird dabei sich selbst entfremdet und verrät die Welt.
Ich habe den Eindruck, auch heute leben viele in der Grundhaltung: Wenn ich mich ganz auf Gott einlasse, komme ich als Mensch zu kurz, kann ich mich nicht entfalten, mich nicht verwirklichen, dann verliere ich meine Freiheit. Außerdem ist es in unserer Zeit uncool, zu glauben, die Beziehung zu Gott zu suchen.
Als ob Gott der wäre, der uns dieses Leben schenkt und dann wieder verdirbt, als ob er ein Feind des Lebens wäre. Umkehren heißt dann: Sich diesem Gott des Lebens zuwenden, sich auf eine immer tiefere Beziehung zu ihm einlassen, ihn neu als Herrn und Gott anerkennen und mit ihm verbunden bleiben. Dann weiß ich, woher ich komme und wohin ich gehe. Von Gott her gesehen bin ich eben jemand, bin von ihm geliebt und anerkannt. Von ihm her gesehen bin ich als Mensch einzigartig und einmalig, ich habe eine Würde und ein Ansehen. Gott schenkt mir die Freiheit und er achtet sie.
Jede Änderung tut weh
Umkehren, sich bekehren, ist natürlich schwer, nicht nur für die Priester, die berufsmäßigen Bekehrer. Jede Änderung im Leben, im Glauben, tut weh, ist mit Angst, oft mit Unsicherheit, mit Schmerz verbunden. Deshalb bleiben viele Leute lieber so, wie sie sind und machen ewig weiter, auch wenn die Art zu leben und zu glauben noch so daneben ist. "Manche Leute sterben lieber, als dass sie sich ändern", hat mir einmal eine Frau gesagt.
Es kann natürlich sein, dass Sie zu den Gerechten gehören, "die es nicht nötig haben, umzukehren" (Lk 15,7), wie es im Evangelium einmal heißt. Das kann ich von hier aus nicht beurteilen, am Ende wird es sich bestätigen - oder nicht.
Wir Christen kommen in dieser Frage einen Schritt weiter, wenn wir uns selbst kritisch fragen, wenn uns darauf besinnen: Was behindert meine Beziehung zu Gott? Ist er für mich wirklich wichtig? Oder gibt es anderes, Menschen, Dinge, um die mein ganzes Denken und Fühlen, mein Bemühen und Tun kreist, so dass für Gott dann nicht mehr viel übrig bleibt?
Kürzlich hat mir ein Mitbruder gesagt: Wirkliche Atheisten gibt es wenige, aber viele, die Götzen nachlaufen. Das kann das Geld oder die Macht sein, der Sport oder das Handy...
In der Stille auf Gott hören
Falls Sie sich nicht sicher sind, ob Sie umkehren sollen oder nicht, empfehle ich: Fragen Sie den Herrn direkt, was er von Ihnen will, was er von Ihnen erwartet? Setzen Sie sich ruhig öfter einmal in diese Kirche und fangen in der Stille an, auf ihn zu hören. Vertrauen Sie darauf: Da kommt etwas. Wenn Sie bereit sind, sich neu auf ihn einzulassen, werden Sie sehen, er kommt Ihnen dabei entgegen. Wozu der Herr Sie bewegt, wo er Sie ändert oder verwandelt, das schadet Ihnen bestimmt nicht, sondern führt Sie zum Glauben, zum Leben.
Romano Guardini schreibt, Christus müsse der Maßstab für unser Leben werden. "Von ihm her wird über die Welt geurteilt." Wenn wir mit seinen Augen einmal auf uns und unser Leben schauen, ich denke, da ist manches renovierungsbedürftig.
Deshalb: Kehrt um!
Der Zauber des Anfangs
Hermann Hesse hat in seinem Gedicht "Stufen" die wunderbaren Worte geprägt, dass allem Anfang ein Zauber innewohnt "der uns beschützt und der uns hilft zu leben".
Von einem solchen Anfang berichtet Matthäus im heutigen Abschnitt des Evangeliums. Das Szenarium ist vorbereitet: Johannes hat Jesus getauft und ist nun selbst von den Behörden aus dem Verkehr gezogen und ins Gefängnis geworfen. Jesus überdenkt nochmals seinen Auftrag - und Matthäus verweist dazu auf die Verheißung des Jesaja: In Jesus ist das Licht gekommen, das die Dunkelheit erhellt. Schon hier ist der Verweis auf das Ende mitgegeben: Denn auch die Toten bleiben nicht im Schattenreich; auch ihnen leuchtet dieses Licht.
Jesus erfüllt die Verheißungen
Für Matthäus ist dieser Hinweis sehr wichtig, dass sich in Jesus die alten Verheißungen erfüllen. Immer wieder verweist er in seinem Evangelium darauf, dass sich in Jesus erfüllt, was die Propheten verkündet hatten.
Diese Aussagen haben für uns Christen heute eine mehrfache Bedeutung. Zum einen wird damit klar ausgesagt, dass Jesu Handeln in einer Linie mit dem Handeln Gottes an seinem Volk liegt. Die Taten Gottes, von denen das Alte Testament berichtet, und die Taten Jesu gehören zusammen; sie interpretieren sich gegenseitig. Jesus ist nicht gekommen, das Alte aufzuheben, sondern zu erfüllen. Damit aber ist die große Bedeutung der jüdisch-christlichen Tradition unseres Glaubens ausgesagt. Wir können unseren christlichen Glauben, wir können Jesus und seine Botschaft nicht wirklich verstehen, wenn wir uns nicht auch bemühen, die jüdischen Wurzeln unseres Glaubens zu verstehen. Denn Jesus lebt aus diesem Glauben heraus, und sein Leben und seine Verkündigung bauen auf diesen Wurzeln auf. Gerade eine Weltgebetswoche für Einheit, wie sie gerade zu Ende gegangen ist, kann das wieder deutlicher machen: Dass es so viel Gemeinsames gibt zwischen den unterschiedlichen christlichen Kirchen und auch zwischen den christlichen Kirchen und unseren Brüdern und Schwestern im jüdischen Glauben. Denn es ist die Wurzel, die den Stamm trägt - und diese Wurzeln sind von Jesus nicht abgeschnitten, sondern weitergeführt worden.
Die Zusammenfassung seiner Botschaft:
Kehrt um - das Reich Gottes ist nahe
Matthäus bereichtet nun davon, wie Jesus seinen öffentlichen Auftritt, seine Verkündigung beginnt. Und diese Verkündigung schließt unmittelbar an jene des Johannes an: Er ruft auf zur Umkehr. Diese Umkehr wird nicht näher bestimmt: Wohin umkehren? Zum alten Gesetz? Zu früheren Traditionen? Auf den rechten Weg?
Die inhaltliche Beschreibung der Umkehr erfolgt mit Jesu ganzer weiteren Lehre und seinem Handeln. Umkehr meint bei Jesus: Hinkehr zu Gott; Hinkehr zum eigentlichen Inhalt der Gebote, die er dann mit Gottes- und Nächstenliebe zusammenfassen wird. Umkehr meint bei Jesus die Abkehr von äußerlicher Scheinheiligkeit zu einer innerlichen Zuwendung zu Gott und zu den Menschen.
Die Begründung, die Jesus mitliefert, ist ebenfalls nur ein Stichwort: Das Himmelreich ist nahe. Damit aber wird von Anfang an klar gesagt: Jesus geht es nicht um einen Umsturz der weltlichen Herrschaftsverhältnisse; es geht ihm darum, die Herrschaft, das Reich Gottes anzukündigen. Und er selbst ist es, der mit seinem Kommen, mit seinem Leiden und Sterben den Beginn des Reiches Gottes in dieser Welt setzt.
Die Berufung von Jüngern zeigt die Art des Handelns Jesu
Die erste Handlung, die von Jesus erzählt wird, ist die Berufung von Jüngern. Damit ist aber ein sehr deutliches Zeichen gleich von Anfang an gesetzt: Jesus will seine Botschaft nicht allein verkündigen; er sucht sich Mitarbeiter, die mit ihm unterwegs sind und die dadurch auch authentisch bezeugen können, was Jesus wichtig ist.
Von Anfang an ist es Jesus, der aktiv auf die Menschen zugeht. Er will, dass sich seine Jünger ein Beispiel an ihm nehmen. Und dazu wählt er sich nicht Gelehrte aus, sondern Arbeiter und Fischer. Auch das zeigt, dass es ihm vor allem um das rechte Handeln geht. Was sie von ihm lernen ist vor allem die Einheit von Wort und Handeln. Er ruft auf zur Umkehr - und lebt gleichzeitig vor, was er darunter versteht: Er versucht, nicht den Buchstaben des Gesetzes, sondern den Geist des Gesetzes zu erfüllen. Er wendet sich jedem Menschen zu, ohne Ansehen von Herkunft oder Rang. Und er wendet sich in allen Fragen im Gebet und im Gespräch an Gott.
Berufung zum alltäglichen Apostolat
Schließlich zeigt dieser Anfang der Verkündigung Jesu, dass er sich nicht in Synagogen oder in den Tempel zurückzieht. Jesus geht mit seiner Botschaft mitten in den Alltag der Menschen hinein - und er ruft einzelne auch aus diesem Alltag heraus in den besonderen Dienst.
Was Jesus uns von daher mitgibt, ist die Bedeutung dieses Alltags: Hier ist der Ort, wo wir Gott begegnen können; wo uns sein Ruf erreichen will. Gottesbegegnung geschieht nicht nur an den herausgehobenen Orten und Zeiten, sondern mitten im Leben.
Und umgekehrt bedeutet es auch, dass die Berufung in den besonderen Dienst, der Ruf in die Verkündigung, auch in diesem Alltag erfolgen kann und zu diesem Alltag zurückführen will. Jesus predigt nicht den Rückzug aus der Welt, sondern es geht ihm um eine Heiligung, um eine Umkehr zu Gott mitten in dieser Welt.
Matthäus berichtet von dem Zauber des Anfangs der Verkündigung Jesu. An mir selbst, an einem jeden von uns, liegt es nun - auch heute -, sich von diesem Zauber berühren zu lassen.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 233: O Herr, wenn du kommst, wird die Welt wieder neu
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott, der heimgesucht
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 474: Wenn wir das Leben teilen wie das täglich Brot
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 484: Dank sei dir, Vater
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 487: Nun singe Lob du Christenheit
GL 489: Laßt uns loben, freudig loben
Psalmen und Kehrverse:
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil. - Mit Psalm 27 - IV.
GL 264,2: Du bist das Licht, die Völker zu erleuchten, du deines Volkes Herrlichkeit - Mit Psalm 19 (GL 35,2) - VII.
GL 454: Geht in alle Welt, Halleluja, und seid meine Zeugen. Halleluja. - Mit Psalm 111 (GL 60,2) - VI.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens. - Mit Psalm 19 - II.
GL 629: Du führst mich hinaus ins Weite; du machst meine Finsternis hell. - Mit Psalm 30 - I.
- Einleitung9
Hans Hütter (2023)
Wenn wir am Sonntag zusammenkommen, um miteinander die hl. Messe zu feiern, erfüllen wir damit nicht nur unsere Sonntagspflicht. Wir bestärken uns gegenseitig im Glauben an das Wirken Gottes in dieser Welt und wir lassen uns darin von Jesus stärken. Das befähigt uns, von unserem Glauben an das Reich Gottes Zeugnis zu geben.
Am Beginn unserer Feier bitten wir den Herrn, dass er sich uns zuwende und sich unser erbarme.
Manfred Wussow (2020)
Heute machen wir eine kleine Weltreise! Sebulon, Naftali, Kapernaum, Idlib. Was es mit diesen Orten und Geschichten auf sich hat? Es sind finstere Geschichten. Aber auch Geschichten der Hoffnungen.
Im Psalm – heute – heißt es:
Der HERR ist mein Licht und mein Heil:
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens:
Vor wem sollte mir bangen? - (Ps 27)
Alles, was uns bedrückt und finster macht,
was uns Hoffnung raubt und voller Sorge in die Zukunft schauen lässt,
bringen wir zu ihm.
Gastautor*in (2020)
Im heutigen Evangelium hören wir, wie Jesus sagt: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe!“ Der Herr möge uns helfen umzukehren, wenn wir falsche Lebenswege eingeschlagen haben. Bitten wir den dreifaltigen Gott, auf den wir getauft sind, er möge immer wieder einsteigen in das Boot unseres Lebens und uns begleiten.
Bitten wir den Herrn im Kyrie um sein Erbarmen!
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Bernd Kösling (2017)
Wenn jemandem »alle Sicherungen durchbrennen«, dann beschreiben wir damit ein unbeherrschtes, manchmal gewalttätiges Verhalten. Auf der anderen Seite bewahren uns Sicherungen im Stromkreislauf, Versicherungen für den Hausrat oder das Auto sollen uns vor größerem Schaden. Wir brauchen solche Sicherheiten, damit wir unser Leben gestalten können.
In der Botschaft des heutigen Evangeliums hören wir von Menschen, die trotz allem solche Sicherheiten aufgeben. Christus ruft sie und sofort lassen sie alles stehen und liegen, verlassen ihren sicheren Arbeitsplatz und ihre Familien, um von nun an in der Nachfolge Jesu zu stehen. So viel ist es ihnen wert.
Bitten wir den Herrn darum, dass uns seine Botschaft wertvoll bleibt. Damit Menschen an uns und unserem Tun den Ernst unseres Willens zur Nachfolge erkennen können.
Klemens Nodewald (2017)
Im heutigen Evangelium wird uns Einblick gewährt, wie Jesus seinen Auftrag, die Menschen zu Gott zu führen, verwirklichte und vollzog. Es besteht in der Mühe, ein Licht zu sein, nicht im Zwingen oder im Vereinnahmen. Für Gott, für Christus muss sich jeder in Verantwortung für sich selbst und in Freiheit entscheiden.
Wir werden eingeladen, Jesu Verhalten für uns zu übernehmen. So wollen wir den Herrn bitten:
Manfred Wussow (2014)
Am Anfang unseres Gottesdienstes stimmen wir in das Lob eines uns unbekannten Menschen ein. Im 96. Psalm hören wir ihn rufen:
Singet dem Herrn ein neues Lied,
singt dem Herrn, alle Lande!
Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht,
Macht und Glanz in seinem Heiligtum!
Vor Gottes Angesicht, in seinem Heiligtum, treten wir in einen weiten, hellen Raum. Aber wir fühlen uns nicht verloren. Wir schauen den Reichtum Gottes. Seine Nähe und Liebe. Seine Schönheit und Größe.
Ihn bitten wir um Barmherzigkeit:
Josef Steinle (2014)
Bei einem Gottesdienst erfahren wir: Unser Herr Jesus bewegt sich zu uns und er will uns mit auf einen Weg nehmen. Er spricht zu uns, ruft uns zur Umkehr, lässt uns seine Gegenwart erfahren.
Rufen wir sein Erbarmen an:
Hans Hütter (2011)
In der Woche zwischen dem 18. und 25. Jänner beten die Christen um Einheit. Religiöse Menschen sind sich ihrer Überzeugung oft so sicher, dass sie geneigt sind, anders Denkenden den rechten Glauben abzusprechen und sie aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen. Wenn wir auf Jesus Christus, die Mitte unseres Glaubens, schauen und ihm nachfolgen, erhalten Differenzen in der Überlieferung und Meinungsverschiedeneheiten ein anderes Gewicht.
Ihm wenden wir uns zu am Beginn unserer Feier.
Johann Pock (2008)
Nachfolge Jesu und die Bitte um Einheit: zwei zentrale Themen unseres Glaubens prägen diesen Sonntag. Am Ende der Gebetswoche um die Einheit der Christen stellt Paulus den Korinthern die Frage: Ist Christus denn zerteilt? Und er bittet darum, einmütig zu sein. Inhalt und Zentrum seiner Verkündigung und unseres Glaubens ist jener Jesus, der im Evangelium als das Licht der Völker dargestellt wird; als jener, der Menschen in seine Nachfolge ruft.
Verkündigung ist eine Sache von vielen, ein Gemeinschaftsauftrag. Und Inhalt der Verkündigung ist das Heil, das von Jesus kommt.
So dürfen wir auch am Beginn dieses Gottesdienstes Gott um sein Erbarmen bitten für alles, was in unserem Leben unheil oder schuldbeladen ist.
- Kyrie10
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
du hast das Werk des Täufers Johannes weitergeführt
und die Menschen zur Umkehr und zum Glauben an das Reich Gottes aufgerufen.
Herr, erbarme dich.
Du bist allen Niedergedrückten als Licht aufgestrahlt
und hast ihnen Hoffnung und Freude gebracht.
Christus, erbarme dich.
Du hast Jünger und Mitstreiter um dich gesammelt
und mit ihnen das Evangelium vom Reich Gottes im ganzen Land verkündet.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
in die Licht- und Schattenseiten unseres Menschseins
hast du dich vom Vater senden lassen.
Herr, erbarme dich.
Das, was die Menschen niedergedrückt hat,
hast du erkannt und bis ihnen heilend und aufrichtend begegnet.
Christus, erbarme dich.
Durch dein Beispiel hast du den Menschen Mut gemacht, dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2020)
Herr,
jeden Tag gehen Schreckensmeldungen um die Welt.
Die Welt ist sehr klein.
Herr, erbarme dich.
Christus,
„Licht der Welt“, hast du dich für uns genannt.
Du bist in die Dunkelheit eingetreten.
Christus, erbarme dich.
Herr,
uns fehlt oft der Mut, über eigene Aggressivität, Trauer und Angst zu reden.
Wir setzen Masken auf und spielen schwarzen Peter.
Herr, erbarme dich.
Eins habe ich vom HERRN erfragt, dieses erbitte ich:
im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens;
die Freundlichkeit des HERRN zu schauen
und nachzusinnen in seinem Tempel.
(Ps. 27)
Ehre sei Gott in der Höhe!...
Gastautor*in (2020)
Herr Jesus Christus, dein Volk geht oft den Weg des Dunkeln und der Finsternis.
Du bist das Licht, das im Dunkel erschienen ist.
Herr, erbarme dich unser.
Herr Jesus Christus, wir sind getauft, um Zeugnis von dir zu geben
und die frohe Botschaft zu verkünden.
Christus, erbarme dich unser.
Herr Jesus Christus, du berufst uns und heilst uns von allen Leiden und Krankheiten,
denn du gehst mit uns all unsere Lebenswege.
Herr, erbarme dich unser.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Bernd Kösling (2017)
Herr Jesus Christus,
Du rufst die Menschen zur Umkehr.
Herr, erbarme dich.
Du bist das Licht in den Dunkelheiten unseres Lebens.
Christus, erbarme dich.
Du rufst uns, dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
dein Leben hast du uns als Licht und Orientierung vor Augen gestellt.
Herr, erbarme dich.
Unser Leben in deiner Nachfolge wollen wir so echt und lebendig gestalten, dass unser Glaube nicht nur glimmt, sondern leuchtet.
Christus, erbarme dich.
Führe uns heraus aus Dunkel und Schattendasein.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er stärke uns mit seiner Gnade, damit unser Denken und Handeln sich nicht verdunkeln, sondern leuchten: zu unser eigen Freude und zum Wohl vieler um uns her. – Amen.
Manfred Wussow (2014)
Herr,
wir glauben nicht an dunkle Mächte,
aber manchmal rücken sie uns auf den Pelz.
Uns stockt der Atem.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du traust uns zu, auf alten Pfaden umzukehren
und einen neuen Weg einzuschlagen.
Wir finden aber immer neue Ausreden.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir sehnen uns nach Licht und Wärme,
haben aber keine Kraft, Distanzen und Grenzen zu überwinden.
Lass es in und bei uns hell werden.
Herr, erbarme dich.
Josef Steinle (2014)
Herr Jesus Christus,
du Gott mit uns und Gott für uns.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du unser Herr und Diener aller.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du Gott vor uns und Gott über uns.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du bist das Licht, das unsere Dunkelheit erhellt.
Herr, erbarme dich.
Du rufst uns zur Umkehr, denn das Himmelreich ist nahe.
Christus, erbarme dich.
Du forderst uns auf, alles loszulassen und dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Johann Pock (2008)
Herr Jesus Christus,
du bist gekommen, zu heilen was verwundet ist.
Herr,erbarme dich!
Du hast Jünger in deine Nachfolge gerufen,
um sie zu Menschenfischern zu machen.
Christus, erbame dich!
Du rufst auch uns, unser Leben zu ändern
und dir nachzufolgen.
Herr, erbamre dich!
- Tagesgebet3
Messbuch - TG 3. Sonntag: lenke unser Tun nach deinem Willen
Allmächtiger, ewiger Gott,
lenke unser Tun nach deinem Willen
und gib,
daß wir im Namen deines geliebten Sohnes
reich werden an guten Werken.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 3. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 7: deine gute Botschaft weitersagen
Gott.
Du suchst Menschen, die von dir sprechen
und der Welt deine gute Botschaft weitersagen.
Hilf uns,
Trägheit und Menschenfurcht zu überwinden
und deine Zeugen zu werden -
mit unserem ganzen Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 7
Messbuch - TG Kirche als Zeichen des Heils unter den Völkern
Gott, du willst, dass deine Kirche
ein Zeichen des Heils unter den Völkern sei
Und das Werk Christi bis zum Ende der Welt fortführe.
Erwecke in allen, die glauben,
die wache Sorge für das Heil der Menschen,
damit aus allen Völkern ein heiliges Volk wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums B
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Herr, unser Gott,
wir halten Ausschau nach einer
neuen Welt in Gerechtigkeit und Frieden,
wie sie in Jesus erfahrbar geworden ist.
Mach uns zu Werkzeugen deiner
Gerechtigkeit und deines Friedens.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Gütiger Gott, dir halten wir unsere vergangene Woche hin –
mit allem was gelungen und misslungen ist.
Schenke uns in diesem Gottesdienst neu die Wachsamkeit,
auf das Wort deines Sohnes zu hören,
und die Kraft, seinem gelebten Beispiel deiner Liebe zu uns Menschen zu folgen.
Das erbitten wir durch ihn, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2020)
Du, Gott,
hast uns die vergangene Woche anvertraut.
Sie ist schnell vergangen,
aber fertig geworden sind wir nicht.
Wir arbeiten uns ab
an Worten, die uns verletzten,
an Plänen, die sich nicht halten lassen,
an Diagnosen, die alles verändern.
Dir danken wir
für die Begegnungen, die uns gut getan haben,
für die Gespräche, die Herzen öffneten,
für viele glückliche Augenblicke.
Bewahre uns vor der Resignation,
wenn wir das Finstere und Bedrohliche sehen.
Schenke uns vielmehr die Kraft,
anderen Menschen Helligkeit und Wärme zu schenken.
Du hast dir eine Wohnung unter uns ausgesucht,
in Jesus Christus,
dem Licht der Welt.
Gastautor*in (2020)
Gott des Lebens,
zeige uns dein Angesicht,
damit wir ein Volk des Lichtes
und der Freude sind. Lass uns für deine Kirche
Menschenfischer werden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Manfred Wussow (2014)
Treuer, barmherziger Gott,
wir bringen dir die letzte Woche
mit unserer Arbeit,
so manchem Ärger,
so manchem unverhofft zugefallenen Glück.
Wir danken dir
für liebevolle Begegnungen,
für offene Gespräche,
auch für Kritik, die uns geholfen hat,
miteinander zu leben
und einander zu vertrauen.
Von dir kommt das Licht,
das Dunkelheit hell macht,
Angst in Mut verwandelt
und Vorurteile in Offenheit.
Das erbitten wir im Namen Jesu,
der das Licht der Welt ist,
in der Kraft deines Geistes
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
- Fürbitten11
Hans Hütter (2023)
Guter Gott,
mit Sorge beobachten wir, was in der gegenwärtigen Welt vorgeht.
Vieles macht uns ratlos und verzagt.
Wir bitten dich um deine Hilfe:
Wir anempfehlen dir alle Menschen,
die angesichts der Kriege nicht aus noch ein wissen.
Steh ihnen bei und zeige ihnen, dass du ihnen nahe bist.
Wir bitten für alle Menschen,
die infolge der Teuerung nicht mehr genügend Mittel für ihren Lebensunterhalt haben.
Lass sie die nötige Unterstützung und Hilfe finden.
Wir beten für alle Christen,
die sich um die Zukunft der Kirche Sorgen machen.
Lass sie Zeichen deines Wirkens in der Welt sehen und erkennen.
Wir empfehlen dir alle von der Kirche Ausgetretenen,
die meinen, ohne die Gemeinschaft der Kirche auskommen zu können.
Lass sie den Wert gemeinsamen Glaubens erfahren.
Wir bitten dich für unsere gebrechlichen und kranken Angehörigen, Freunde und Gemeindemitglieder.
Lass sie Momente der Freude und des Mitgefühls erleben.
Wir beten für unsere Verstorbenen.
Zeige ihnen, dass dein Reich über das Leben in dieser Welt hinausgeht
und lass sie erfülltes, ewiges Leben genießen.
Dein Sohn Jesus hat den Menschen, die im Todesschatten lebten, Licht und Hoffnung gebracht. Wir trauen dem Zeugnis, das er für dein machtvolles Wirken in der Welt gegeben hat und danken dir für deine Gegenwart in dieser Welt. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Als Christen glauben wir alle gemeinsam an den einen Gott, der mit uns geht und uns aus Finsternis und Tod zu neuem Leben führt.
Ihn lasst uns bitten:
Für die Einheit der Christen, die wir alle durch die eine Taufe und den gemeinsamen Glauben an dich, den dreieinen Gott, verbunden sind.
Für alle, die in den diversen Medien für ihre eigene oft sehr subjektive Meinung Stimmung machen und damit ihren Zielen mehr schaden als nützen.
Für alle, die sich mutig und verantwortungsbewusst neuen Lebenssituationen stellen und in ihnen eine Berufung und Aufgabe erkennen.
Für uns selbst, dass wir danach streben, unsere Beziehung zu dir zu vertiefen und zu Multiplikatoren deiner Botschaft zu werden.
Für alle, die in ihrer Todesstunde darauf vertrauen können, dass durch Christi Sterben und Auferstehen die Macht des Todes gebrochen ist.
Wir vertrauen darauf, dass du uns als deinen Kindern immer gibst, was wir für ein Leben mit dir brauchen, und danken dir und loben dich allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2020)
Es soll hell werden in der Welt.
Wo die Schatten kauern, wird ein Licht aufgehen,
wo der Tod lauert, das Leben neu beginnen.
Darum bitten wir heute:
Vor 75 Jahren wurden die Überlebenden des Konzentrationslagers Ausschwitz befreit,
Millionen von Menschen wurden fabrikmäßig in Lagern ermordet.
Heute lebt der Antisemitismus wieder auf und Rassismus verbreitet Angst.
Wir bitten dich:
Herr, lass ein Licht erscheinen im Schattenreich des Todes
In Idlib geht eine Stadt unter. Es ist nicht die einzige, die zwischen den Fronten aufgerieben wird.
Weltweit werden Menschen attackiert, vertrieben und zu Geiseln großer Politik gemacht.
Die Flüchtlingslager platzen aus allen Nähten.
In unseren reichen Ländern geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander.
In vielen Vierteln unserer Städte ist Hoffnungslosigkeit sichtbar.
Menschen werden stigmatisiert und ausgegrenzt.
In Davos haben sich bedeutende und mächtige Menschen zum Weltwirtschaftsforum getroffen.
Politische und wirtschaftliche Interessen wurden wieder sichtbar gemacht..
Globalisierung und Klimawandel lassen alte Sicherheiten verblassen und neue Konflikte entstehen.
In Krankenhäusern, Altenheimen und Hospizen bekommen Menschen Hilfe und Trost.
Die Pflegekräfte sind oft am Limit, das Gesundheitswesen unter Druck.
In den öffentlichen und kirchlichen Haushalten müssen an vielen Stellen Lücken geschlossen werden.
Es soll hell werden in der Welt.
Herr, vertraue uns dein Licht an!
Wo die Schatten kauern, wird ein Licht aufgehen,
wo der Tod lauert, das Leben neu beginnen
in Christus, unserem Herrn und Bruder.
Renate Witzani (2020)
Gott kommt auch heute in unsere Finsternis. Im Hören auf sein Wort können wir neue Perspektiven entdecken.
Zu ihm lasst uns rufen:
Für alle, die in der Verkündigung deiner Heilsbotschaft Verantwortung tragen.
Hilf, sich ganz in deinen Dienst nehmen zu lassen und deinem Wort alles Persönliche unterzuordnen.
Für alle, die an der Gestaltung unserer Gesellschaft mitwirken.
Hilf, in der Dynamik einer christlichen Lebensgestaltung die Lösung anstehender Probleme voranzubringen.
Für alle, die bereit sind, aus eingefahrenen Lebensgewohnheiten auszubrechen.
Hilf auf dein Wort hin mit neuen Augen Menschen und Umwelt wahrzunehmen.
Für alle, die in deiner Frohbotschaft Orientierung und Halt finden.
Hilf, dir so einen festen Platz im eigenen Leben zu einzuräumen.
Für alle, die sich situationsbedingt ernsthaft mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert sehen.
Hilf, bereit zum Abschied zu werden und auf ein neues Leben in deiner Nähe zu hoffen.
Denn in deinem Wort beschenkst du uns mit deinem lebenspendenden Geist und erhellst unsere Dunkelheit mit deinem Licht.
Dir sei Dank und Ehre jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Gastautor*in (2020)
Gott des Lebens,
wir richten unsere Bitten an dich.
Für die Kirchen, die verbunden sind durch die eine Taufe.
Möge die Spaltung überwunden werden!
Für unseren Papst Franziskus und unseren Bischof N. N.
Stärke Sie mit dem Heiligen Geist in der Ausübung ihres schweren Amtes!
Für die Menschen, die dich hier und jetzt im Gottesdienst feiern.
Schenke ihnen deine Liebe und deine Barmherzigkeit!
Für alle, die sich auf die Sakramente vorbereiten.
Schenke ihnen das Bewusstsein,
welch großes Geschenk der Gnade sie empfangen!
Für alle unsere Pfarrgemeinden und all ihre Mitarbeiter.
Lass sie Boten deiner frohen Botschaft werden!
Für unsere Verstorbenen.
Lass sie deine Herrlichkeit schauen
und sei du ihnen gnädiger Richter!
Gott des Lebens,
dir sei Ehre und Lobpreis in Ewigkeit! – Amen.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Bernd Kösling (2017)
Jesus Christus verheißt denen, die im Schatten des Tod leben, ein helles Licht.
So bitten wir ihn in unseren Anliegen.
Christus, Du Licht der Welt - Wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Menschen, die den Ruf in deine Nachfolge angenommen haben.
Für die, die immer wieder freudig hinausgehen.
Für die, die müde und enttäuscht sind.
Für die Menschen, die heute im Schatten des Todes leben müssen.
Die durch Krankheit und Alter ihre sozialen Kontakte verlieren.
Denen durch Armut, Arbeitslosigkeit oder ihre ethnische Herkunft die gesellschaftliche Teilhabe verweigert wird.
Für die Menschen, die unter der Last des Lebens zu zerbrechen drohen.
Für die, deren Seele dadurch krank geworden ist.
Für die, die sich durch Drogen oder Alkohol das Leben erleichtern wollen.
Für die vielen Menschen in unseren Gemeinden, die solche Not sehen.
Denen sie nicht gleichgültig ist.
Die sich einsetzen und notleidende Menschen nicht allein lassen.
Wir wollen die Jugendlichen nicht vergessen, die sich jetzt mit ihren Zwischenzeugnissen um einen Ausbildungsplatz für den Sommer bewerben.
Für die Personalverantwortlichen in den Betrieben und Behörden.
Für die Berater und Beraterinnen in den Arbeitsagenturen.
Herr Jesus Christus, in dir hat das Reich Gottes endgültig begonnen.
Durch deine Auferstehung hat das Reich des Todes seine Schrecken verloren.
Darauf vertrauen wir. Heute und in Ewigkeit. – Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
ohne deinen Beistand vermögen wir nicht zu leuchten.
Ohne deine Hilfe bleibt es auch in unserer Welt dunkel.
Wir bitten dich:
Schenke uns Auftrieb und neue Kraft, wenn wir in der Mühe um das Gute erlahmen.
Christus, du Licht in unserer Welt...
Segne, die uns und anderen ihre Liebe und Hilfe schenken.
Christus, du Licht in unserer Welt…
Führe zur Einsicht ihres Fehlverhaltens, die Druck ausüben, zwingen wollen, ihre Macht missbrauchen.
Christus, du Licht in unserer Welt...
Verleihe allen, die du zu bestimmten Aufgaben berufst, die Entschlossenheit, deinem Ruf mit Herz und Hingabe zu folgen.
Christus, du Licht in unserer Welt...
Schenke Erfolg allen, die sich im Großen wie das im Kleinen um Frieden und Versöhnung mühen.
Christus, du Licht in unserer Welt...
Lass die Verstorbenen Christus, das Licht der Welt, im Glanz seiner Herrlichkeit schauen.
Christus, du Licht in unserer Welt...
Herr Jesus Christus,
du willst uns aus dem Dunkel ins Licht führen.
Wir danken dir für deine Liebe zu uns und für deinen Beistand.
Licht wollen wir sein und mit dir das Dunkel in der Welt erhellen. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Eine Vielfalt von Meinungen prägt unsere Zeit.
Die eine Taufe und der eine Glaube an Jesus Christus sollte uns Christen einigen.
Bitten wir den Vater um diese Einheit:
Um gegenseitige Toleranz und Kommunikation auf Augenhöhe zwischen allen christlichen Kirchen.
Um Achtung vor dem Wählerwillen und respektvollen Umgang unter politischen Gegnern in den Demokratien der westlichen Welt.
Für alle, die bereit sind sich als Pfarrgemeinderäte für die Anliegen und Bedürfnisse ihrer Mitchristen zu engagieren.
Für uns selbst; besonders dann, wenn wir versucht sind, unsere eigene Meinung zum Maß aller Dinge zu machen.
Für alle, die uns ein Vorbild im Glauben waren und uns über ihren irdischen Tod hinaus nahe sind.
Vater,
stärke unseren Glauben an dich, den dreifaltigen Gott
und führe alle christlichen Kirchen auf den Weg zur Einheit in dir.
Das erbitten wir durch Jesus Christus, der selbst um die Einheit der Seinen gebetet hat,
jetzt und allezeit, Amen.
Manfred Wussow (2014)
Im Evangelium wird Menschen eine heil- und lichtvolle Zukunft geschenkt.
Darum beten wir:
Für die Menschen, die keinen Weg mehr für sich sehen können,
die sich auch keine Hoffnungen mehr machen,
die müde und entgeistert dem Leben hinter hersehen.
Wir rufen zu dir:
Die im Dunkel leben, lass ein helles Licht aufgehen.
Für die Stadtviertel, in denen sich Trostlosigkeit breitmacht,
in denen Menschen abgestempelt und abgeschoben werden,
in denen Menschen keine Perspektiven haben.
Wir rufen zu dir:
Die im Dunkel leben, lass ein helles Licht aufgehen.
Für die Gefängnisse, hinter deren Mauern sich Schuldgeschichten häufen,
für das Wachpersonal, für die Sozialarbeiter, für die Seelsorger,
für Menschen, die Neuanfänge möglich machen und niemanden aufgeben.
Wir rufen zu dir:
Die im Dunkel leben, lass ein helles Licht aufgehen.
Für die Flüchtlingslager, die Menschen in größter Not aufnehmen,
die von der Weltöffentlichkeit vergessen werden,
die keine neue Heimat finden.
Wir rufen zu dir:
Die im Dunkel leben, lass ein helles Licht aufgehen.
Für die alten und kranken Menschen,
die die letzte Etappe ihres Weges alleine gehen,
die keinen Menschen haben, der ihre Hand hält,
um die nicht getrauert wird.
Wir rufen zu dir:
Die im Dunkel leben, lass ein helles Licht aufgehen.
Für uns wollen wir beten:
Dass wir vor Dunkelheit keine Angst haben,
dass wir achtsam auf das Leben anderer Menschen schauen,
dass wir Lichter anzünden und einander Wärme schenken.
Wir rufen zu dir:
Die im Dunkel leben, lass ein helles Licht aufgehen.
Bei dir, Gott, ist keine Finsternis.
Du hast das Licht erschaffen,
du hast dein Volk durch die Nächte geführt,
du hast Jesus von den Toten auferweckt.
Wo du bist, wird es hell.
Josef Steinle (2014)
Herr Jesus Christus, du bist gekommen,
um uns zur Umkehr zu rufen
und uns in das Reich der Himmel zu führen.
Wir rufen zu dir:
Erwecke in deiner Kirche neu den Glauben an dich
und die Liebe zu dir, damit wir eins werden mit dir.
Erhöre uns, Christus.
Führe uns und alle, die an dich glauben, zur Umkehr
und hilf uns, ganz in deinem Sinn zu leben.
Erhöre uns, Christus.
Bewege uns, damit wir mit den Hungernden in der Welt teilen
und allen Menschen in ihrer Not beistehen.
Erhöre uns, Christus.
Lass die Menschen, die im Leben keinen Ausweg mehr sehen,
zu dir umkehren und zu deinem Licht finden.
Erhöre uns, Christus.
Rufe junge Menschen in deine Nachfolge,
damit sie deine frohe Botschaft verkünden
und dich in der Welt bezeugen.
Erhöre uns, Christus.
Steh den Sterbenden bei
und öffne den Verstorbenen die Tür zu deinem Reich.
Erhöre uns, Christus.
Herr Jesus Christus, du gehst mit uns den Weg zum Vater.
Dafür danken wir dir, wir loben und preisen dich,
jetzt und in Ewigkeit. – Amen.
Johann Pock (2008)
Gütiger Gott, dein Sohn Jesus Christus ist Mensch geworden,
um zu heilen was verwundet ist.
So kommen wir mit unseren Bitten zu dir:
Für alle, deren Leben durch Unglück oder Not überschattet ist:
Schenke ihnen Trost und lass sie wieder ein Licht in ihrem Leben sehen.
Für alle, die dem Ruf Jesu in eine besondere Nachfolge gefolgt sind:
Schenke ihnen Freude und Kraft in ihrem Dienst.
Für jene, die sich auf falsche Wege in ihrem Leben begeben haben:
Schenke ihnen den Mut zur Umkehr und zum Neuanfang.
Für alle Kranken und Leidenden:
Gib ihnen Kraft in ihrem Leid.
Für unsere Verstorbenen:
führe sie in das Licht des ewigen Lebens.
Denn du bist gnädig und barmherzig, langmütig und vol Güte.
Dich loben wir und dir danken wir jetzt und in Ewigkeit. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 3. Sonntag : nimm unsere Gaben an und heilige sie
Herr,
nimm unsere Gaben an und heilige sie,
damit sie zum Sakrament der Erlösung werden,
das uns Heil und Segen bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG um Priesterberufe: Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener
Herr,
nimm die Gebete und Gaben deines Volkes an.
Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener,
die du als Seelsorgerinnen und Seelsorger
und als Priester und Diakone
mit der Verkündigung der Frohen Botschaft
und der Spendung der Sakramente auserwählt hast.
Erhalt sie in deiner Liebe und Treue zu dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB: Orationen Messen um Priesterberufe
- Gebet zur Gabenbereitung3
Gastautor*in (2020)
Gott des Lebens,
um für die Speise des täglichen Lebens zu sorgen,
sind deine Jünger auf den See gefahren um zu fischen.
Wir bereiten jetzt Brot und Wein,
damit du für uns zur ewigen Speise wirst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. – Amen.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Manfred Wussow (2020)
Du hast uns, Herr, die Fülle verheißen,
nicht den Mangel.
Aber du gibst dich mit Brot und Wein zufrieden.
Du nimmst sie in deine Hand,
verwandelst sie
und schenkst uns deine Liebe.
Jetzt feiern wir ein Fest,
zu dem du uns geladen hast.
Wir brauchen nur Brot und Wein.
In Christus, dem Brot des Lebens. – Amen.
Manfred Wussow (2014)
Herr,
du beschenkst uns reich.
Jeden Tag.
Mit Brot und Wein.
Alles, was wir zum Leben brauchen,
alles, was unser Leben schön macht.
Dir schenken wir
was wir jeden Tag machen,
was uns glücklich macht,
was uns über den Kopf wächst.
Mit Brot und Wein.
Du schenkst dich uns ganz,
du hältst nichts zurück.
Wir schmecken deine Liebe.
Wir schmecken dich.
In Brot und Wein.
So preisen und rühmen wir dich.
In Christus, unserem Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Jubelt ihr Lande dem Herrn;
alle Enden der Erde schauen Gottes Heil. (GL 55,1)
Guter Gott, wir haben allen Grund dir zu danken,
denn du hast uns Jesus gesandt,
damit das Volk, das im Dunkel lebt,
ein helles Licht sieht.
Kehrvers
Er verkündete die Frohe Botschaft
und schenkte große Freude.
Er hat das drückende Joch zerbrochen
und uns aus dem Schattenreich des Todes herausgeholt.
Kehrvers
Er heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden
Und hat Jünger in seine Nachfolge gerufen,
damit sie mit ihm seien
und das Evangelium vom Reich verkünden.
Kehrvers
Mit allen Engeln und Heiligen danken wir dir,
und singen dir mit der ganzen Kirche unser Lob.
Danklied, z. B. Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben (GL 484)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Sonntage 3: Die Rettung des Menschen durch den Menschen Jesus Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem,
was du an uns getan hast:
Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit
zu Hilfe gekommen und
hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn
Rettung und Heil gebracht
aus unserer menschlichen Sterblichkeit.
So kam uns aus unserer Vergänglichkeit
das unvergängliche Leben
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den
Chören der Engel das Lob
deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 3
Messbuch - Präfation Einheit der Christen: Die Einheit als Werk Gottes durch Christus und den Heiligen Geist
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
In ihm hast du uns zur Erkenntnis der Wahrheit geführt und
uns zu Gliedern seines Leibes gemacht
durch den einen Glauben und die eine Taufe.
Durch ihn hast du deinen Heiligen Geist
ausgegossen über alle Völker,
damit er Großes wirke mit seinen Gaben.
Er wohnt in den Herzen der Glaubenden,
er durchdringt und leitet die ganze Kirche
und schafft ihre Einheit in Christus.
Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB: Von der Einheit der Christen
Schweizer Hochgebete 1. Version - Präfation Schweizer Hochgebet 4: Die Kirche auf dem Weg zur Einheit
Wir danken dir, gütiger Vater,
denn durch die frohe Botschaft,
die dein Sohn verkündet,
hast du Menschen aus allen Völkern und Sprachen
zur Gemeinschaft der Kirche vereint.
Sie lebt aus der Kraft deines Geistes
und sammelt die Menschen zur Einheit.
Sie bezeugt deine Liebe
und öffnet allen das Tor der Hoffnung.
So wird die Kirche zum Zeichen deiner Treue,
die du uns für immer versprochen hast.
Darum preisen dich Himmel und Erde,
und mit der ganzen Kirche bekennen wir
zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 4
- Einleitung zum Vater unser1
Gastautor*in (2020)
Herr Jesus Christus,
das Gebet, dass du uns gelehrt hast,
helfe uns immer, auf dem Weg des Lichtes zu gehen.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
- Friedensgebet1
Gastautor*in (2020)
Der Apostel Paulus sagt uns:
„Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch!“
Erbitten wir den Frieden des Herrn, der jede Spaltung überwindet.
Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Fehler,
schau auf unsere Bemühungen,
auf unsere Liebe
und auf den Glauben deiner Kirche
Und schenke ihr und der ganzen Menschheit Einheit und Frieden.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
- Mahlspruch1
Bibel (2014)
Blickt auf zum Herrn, so wird euer Gesicht leuchten,
und ihr braucht nicht zu erröten.
(Ps 34, 6)
Oder:
Ich bin das Licht der Welt - so spricht der Herr.
Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis gehen.
Er wird das Licht des Lebens haben.
(Joh 8,12)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Plötzlich
kann Gottes Wort
mich treffen:
Kehr um,
denn das Himmelreich ist nahe!
Plötzlich
kann ich begreifen,
es gilt auch mir:
Komm, folge mir nach!
Kann ich sogleich folgen
wie die Jünger?
Habe ich nicht viele Vorbehalte?
Warum ich -
andere können das besser!
Es ist eine Zumutung,
es macht Angst,
es fordert heraus.
Gott fordert heraus
dich und mich,
heraus aus unserer Enge.
Er will uns einladen,
wir dürfen ihm nachfolgen,
es ist Verheißung
und Zumutung:
Folge mir nach:
Du bist gemeint!
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 3. Sonntag: aus der Kraft dieses Sakramentes leben
Allmächtiger Gott,
in deinem Mahl
schenkst du uns göttliches Leben.
Gib, daß wir dieses Sakrament
immer neu als dein großes Geschenk empfangen
und aus seiner Kraft leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 5. Sonntag: eins werden in Christus und Diener der Freude für die Welt
Barmherziger Gott,
du hast uns teilhaben lassen
an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Laß uns eins werden in Christus
und Diener der Freude sein für die Welt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 5 Di: dir immer näher kommen
Allmächtiger Gott,
du hast uns das Brot des Himmels geschenkt.
Gib uns die Gnade,
die göttlichen Geheimnisse
mit solcher Ehrfurcht zu feiern,
daß wir dir immer näher kommen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Dienstag der 5. Woche der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss4
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
in so vielem erkennen wir,
dass es mit uns und der Welt
in dem "Immer höher, immer weiter"
nicht so weitergehen kann.
Schenke uns Wachsamkeit im Umgang miteinander
und mit der Schöpfung.
Lass unseren gelebten Glauben
an die frohmachende Botschaft deines Sohnes
auch heute Menschen begeistern, IHM zu folgen.
Mögen wir für uns immer wieder erfahren,
dass durch IHN und mit IHM
sich auch heute die Welt wandeln kann.
Dir sei mit IHM und dem Hl. Geist
aller Dank und Lobpreis – bis in Ewigkeit. – Amen.
Manfred Wussow (2020)
Treuer, barmherziger Gott,
wir kennen und fürchten die dunklen Stellen in der Welt
und in unserem Leben.
Lass uns das Licht aufgehen,
das alle Ängste und Sorgen ins Freie führt!
Für uns beginnt eine neue Woche.
Für sie erbitten wir deinen Segen.
Schenke uns leichte Herzen und fröhliche Gesichter,
damit es in unserer Umgebung hell und warm wird.
In deiner Nähe wachsen Hoffnungen
und die Liebe lässt sich nicht beirren
in Christus, unserem Herrn. – Amen.
Gastautor*in (2020)
Gott des Lebens,
wir haben das Mahl deines Sohnes gefeiert.
Wenn wir jetzt auseinander gehen,
lass uns die Netze auswerfen wie deine Jünger,
um Menschen einzuladen, im Boot der Kirche mitzufahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. – Amen.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Manfred Wussow (2014)
Ewiger Gott,
als noch nichts war, hast du das Licht erschaffen.
Das war am Anfang der Welt.
Du hast sie gut,
du hast sie schön gemacht.
Heute bitten wir dich,
dass wir in deinem Licht leben können.
Wir gehen in unseren Alltag zurück.
Wir schauen auf die Termine im Kalender,
auf die Herausforderungen, die auf uns warten,
auf die Befürchtungen, die sich bei uns einschleichen.
Manchmal geht uns alles nicht schnell genug,
manchmal kommen wir nicht mehr mit.
Begleite uns auf unseren Wegen,
behüte uns, wenn es dunkel um uns wird und
lass uns aufeinander achten.
Schenke uns Unruhe und Mut,
für Wahrheit und Recht einzutreten.
Lass uns in deinem Licht leben
durch Christus, unserem Herrn.
- Segen1
Gastautor*in (2020) - lass uns zum Licht werden für die Menschen
Herr, lass uns zum Licht werden für die Menschen.
Herr, lass uns deine Frohe Botschaft für die Menschen verkünden,
damit sie das Heil und die Erlösung in dir finden.
Herr, dein heilender Segen komme herab auf deine Gemeinde
im Vater,
durch den Sohn, der uns erlöst hat,
und im Heiligen Geist, den er uns zurückgelassen hat. - Amen.
© Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Rekordhoch an Kirchenaustritten in Österreich
90.808 Personen haben 2022 die katholische Kirche verlassen. Ausschlaggebend dürfte eine generelle Distanz zur Kirche sein. Zwei Millionen Menschen sind ohne Bekenntnis.
Die Zahl der Kirchenaustritte in Österreich ist auf einem neuen Rekordhoch: 90.808 Personen haben 2022 die katholische Kirche verlassen. Das besagt die am Mittwoch veröffentlichte Kirchenstatistik. Einen einzelnen ausschlaggebenden Grund für die vielen Austritte scheint es nicht zu geben. Die Zahl der Katholiken schrumpfte gegenüber dem Vorjahr von 4,83 Millionen auf 4,73 Millionen.
Tageszeitung Die Presse am 11.1.2023
Das Joch unserer Zeit
das Joch unserer Zeit
lastet auf meinen Schultern
auf meinen
und
auf denen so vieler
noch viel mehr
es drückt uns nieder
hält uns auf der Schattenseite
und
da soll ich mich von dir
vom Fleck weg
rufen lassen
dein Ernst
doch halt
ich würde mich gerne rufen lassen
weg von Kriegen
und
Katastrophen
von Corona
und aller anderen Not
würde gerne
in eine heile Welt
flüchten
ach
du meinst
so sei das nicht gemeint
ich soll nicht flüchten
sondern -
so wie du -
meine Augen aufmachen
und
nach rechts und links
schauen
meine Mitmenschen
mitnehmen -
so wie sie sind
mit
und
in
ihren Licht- und Schattenseiten
soll ein Netzwerk bieten
das sie bergend
und
aufrichtend umgibt
in dem wir alle -
sie und ich -
getragen sind
durch dein
MIT-UNS-SEIN
du verlangst viel
HERR
vor allem
Mut
schenke ihn mir
und
lass mich deinem Ruf folgen
Komm her, mir nach!
Beatrix Senft 2023.
Ein Stern für den Norden
Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen.
Alle Welt, alle Himmelsrichtungen stehen ihm offen, und er geht ausgerechnet nach Norden. Warum nur?
Habt Ihr schon gehört von Sebulon und Naphtali?
Sebulon und Naphtali: Zwei Söhne Israels. Zwei von Zwölfen.
Als in ferner Zeit die Zwölf in das Land Israel kamen, und jeder sein Gebiet erhielt, bekamen Sebulon und Naphtali ihr Land im Norden.
Schön gelegen, so zwischen Mittelmeer und See Genezareth, ein wenig im Gebirge.
Leider wohnten da schon Leute. Ärger, Streit, immer wieder.
Wer war hier zuhause und wer waren die Ausländer?
Und dann kam der Krieg. Kaum eine Gegend wurde so sehr gebeutelt wurde wie Sebulon und Naphtali. Unter fremder Besatzung. Rebellen gegen Regierungstruppen. Viele wurden vertrieben, andere flohen. Frauen wurden vergewaltigt, Männer ermordet.
Das war nun schon lange her. Doch der Ruf blieb. Irgendwie waren diese Gebiete die ungeliebten Stiefkinder Gottes. Der Norden, das friedlose, dunkle Land.
Jesus überschreitet die Grenze. Er zeigt in die Finsternis und macht sie hell. Weil er in die Finsternis, in den Norden geht. Bewusst oder unbewusst erfüllt er dabei die Prophezeiung Jesajas.
Und dann fängt er an und hält seine erste Predigt:
„Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“
Nico Szameitat, Predigt 8.1.2017.
https://predigten.evangelisch.de/predigt/ein-stern-fuer-den-norden-predigt-zu-matthaeus-412-17-von-nico-szameitat
Die drei K der gelungenen Kommunikation
Nach seinem Umzug in das lebhafte Kapernaum erhebt Jesus seine Stimme zu einer der gleichzeitig bewegendsten und kürzesten Predigten, die ich kenne: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Knapper geht es nicht. Ganze sieben Worte im Original. Evangelium im SMS-Format. Die drei K der gelungenen Kommunikation: konzentriert, knapp und klar. Gleichzeitig entbehrt diese erste Predigt Jesu jeglicher Originalität, denn das Copyright liegt beim Täufer. Wortwörtlich wiederholt Jesus die Predigt des Johannes (Mt. 3,2): „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Oder wir könnten auch übersetzen: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Verblüffendes spielt sich hier ab: Wird der eine mundtot gemacht, dann beginnt der andere zu predigen. Soll der eine durch Inhaftierung unsichtbar gemacht werden, dann tritt der andere in die Öffentlichkeit. Im Handeln Jesu erweist sich die Strategie der Gewaltlosigkeit dem Zynismus der Macht als überlegen. Mit seiner Predigt stimmt er das Lied des Lebens erneut an.
Beinahe scheint es, als habe Jesus mit diesen Worten „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ auch sich selbst gepredigt. Denn mit diesen geliehenen Worten tritt Jesus aus der Anonymität, aus dem Schutz der Masse in das Rampenlicht der großen Öffentlichkeit…
… Die Größe, aber auch Fremdheit der biblischen Verheißung wird an den Orten und im Schatten des Todes besonders erfahrbar. Manchmal schmerzhaft erlebbar - bis an die Grenzen des Erträglichen. Wer vermag es schon, die Jesaja-Verheißung auf dem Flughafenterminal, in der Intensivstation oder bei der Überführung der Zinksärge laut zu sprechen, ohne vor der Wucht dieser Worte selbst erschreckt zurückzutaumeln und ins Stottern zu geraten?
Petra Bosse-Huber, Predigt 9.1.2005
https://www.predigtpreis.de/predigtdatenbank/predigt/article/predigt-ueber-matthaeus-412-17.html
Das Volk, das noch im Finstern wandelt
Das Volk, das noch im Finstern wandelt – bald sieht es Licht, ein großes Licht. Heb in den Himmel dein Gesicht und steh und lausche, weil Gott handelt.
Die ihr noch wohnt im Tal der Tränen, wo Tod den schwarzen Schatten wirft: Schon hört ihr Gottes Schritt, ihr dürft euch jetzt nicht mehr verlassen wähnen.
Er kommt mit Frieden. Nie mehr Klagen, nie Krieg, Verrat und bittre Zeit! Kein Kind, das nachts erschrocken schreit, weil Stiefel auf das Pflaster schlagen.
Die Liebe geht nicht mehr verloren. Das Unrecht stürzt in vollem Lauf. Der Tod ist tot. Das Volk jauchzt auf und ruft: »Uns ist ein Kind geboren!«
Man singt: »Ein Sohn ist uns gegeben, Sohn Gottes, der das Zepter hält, der gute Hirt, das Licht der Welt, der Weg, die Wahrheit und das Leben.«
Noch andre Namen wird er führen: Er heißt Gottheld und Wunderrat und Vater aller Ewigkeit. Der Friedefürst wird uns regieren!
Dann wird die arme Erde allen ein Land voll Milch und Honig sein. Das Kind zieht als ein König ein, und Davids Thron wird niemals fallen.
Dann stehen Mensch und Mensch zusammen vor eines Herren Angesicht, und alle, alle schaun ins Licht, und er kennt jedermann mit Namen.
Jan Willem Schulte Nordholt, in: EG 20.
https://www.youtube.com/watch?v=9HrPg-vHv5c
Jan Willem Schulte Nordholt war Historiker mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte und Kultur Nordamerikas. Er veröffentlichte 1956 ein Buch mit dem Titel Het volk dat in duisternis wandelt („Das Volk, das in Finsternis wandelt“) über die Geschichte der Afroamerikaner. Die prophetischen Worte aus dem Jesajabuch, die er als Titel wählte, deuten eine moderne Unterdrückungsgeschichte. Das Kirchenlied, das Schulte Nordholt 1959 dichtete, trägt ebenfalls solche Aktualisierungen ein und ergänzt den Jesajatext mit Motiven aus dem Johannesevangelium (Strophe 5: Weg, Wahrheit und Leben) und dem Buch der Offenbarung.
Kraft für die Gegenwart, Mut für die Zukunft
Nach der kurzen düsteren Stimmung im ersten Satz („Wie ...“) überwiegt Freude und Jubel im Text. Das Dunkel wird besiegt vom Licht, die Befreiung siegt über das drückende Joch. Es wäre wichtig, insbesondere V. 23b betont langsam zu lesen, um dem Hörer die Möglichkeitzu geben, die innere Verbindung zu den folgenden drei bekannten Versen erkennen zu können. Ebenso sind alle positiv besetzten und fett gedruckten Worte und Wortverbindungen hervorzuheben.
(…)
Im Perfekt übersetzt spricht der Text von einem bereits geschehenen oder prophetisch schon als geschehen vorweggenommenen Heilshandeln Gottes. Wie sich das Schicksal für Sebulon und Naftali wendet(e), so bewirkt dieses Heilshandeln, dass die Nation wieder wachsen und einen Weg aus der Verzweiflung und Orientierungslosigkeit finden kann. Ein Heilshandeln, wo es wie „am Tag von Midian“ wieder einen zuvor als aussichtslos erachteten Sieg gibt. Damit spielt der Text auf Ri 7 an, wo Gideon mit lediglich 300 Mann mit der Hilfe Gottes das riesige Heer Midians schlagen konnte. Das Volk, das bereits im „Land der Todesschatten“ wohnte, also bereits tot war, lebt(e)wieder auf und kann sich aus der übermächtigen Unterdrückung befreien. Der Vergleich mit Sebulon und Naftali gibt Sicherheit. Gott handelt immer wieder befreiend an seinem Volk, sogar dort, wo dieses Volk sich gar nicht zu ihm bekennt.
Der dritte Sonntag im Jahreskreis wurde von Papst Franziskus zum „Sonntag des Wortes Gottes“ erhoben. Die Bedeutung der Heiligen Schrift soll an diesem Sonntag auch in der Predigt hervorgehoben werden. Die Perikope aus dem Jesajabuch kann helfen, den Wert der Erinnerung an Gottes Heilshandeln zu betonen, die Kraft für die Gegenwart und Mut für die Zukunft gibt. Diese Funktion, an Gottes Heilshandeln zu erinnern, hat die Bibel bis heute inne.
Dr. Elisabeth Birnbaum
https://www.bibelwerk.de/fileadmin/sonntagslesung/a_jahreskreis.03_l1_jes.8.pdf
Licht aus der Höhe
Das Benedictus - der prophetische Gesang des Zacharias aus dem Lukasevangelium (Lk 1,68-79) - ist im Stundengebet zum Höhepunkt der Landes, des Lobgebets der Kirche am Morgen, geworden. Und so können wir dieses Canticum im Zusammenhang der Liturgie von seinem Ende her verstehen. Das Licht des neuen Tages vertreibt das Dunkel der Nacht. Dies wird zum Gleichnis des Heilsgeschehens in Christus: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“
Durch das Licht Gottes ist uns für den Tag der Weg des Friedens eröffnet. Dieses Licht ist das Licht des Menschgewordenen wie das Licht des Auferstandenen. Angesichts der Macht der Todesschatten wird dieses Wort zum täglichen Wort eines mutigen Glaubens. Es wird zur täglichen prophetischen Zeitansage durch die betende Kirche. So wie Zacharias einst nach der wunderbaren Geburt seines Sohnes Johannes im prophetischen, neutestamentlichen Psalm die heilsgeschichtliche Stunde deutete, als Zeit neuer Befreiung, als Zeit der Erfüllung, als messianische Zeit, in der Befreite vor Gott stehen und ihm dienen. In der Liturgie der Kirche, in jeder Laudes, wird dies neu wahr.
Aus: Lasset uns beten, liturgisch und persönlich. Hrsg. Von Josef-Anton Willa und Eduard Nagel mit Bildern von Franz Bucher im Auftrag des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2014.
Neues wagen
Nichts erfordert mehr Vertrauen in das Leben, als etwas Neues zu wagen. Und genau das ist es, wozu das Leben uns immer wieder ermuntern will: aufzubrechen zu neuen Ufern, Gewohntes zu verlassen, einen Schritt aus der Komfortzone herauszutreten und sich den frischen Wind der Veränderung um die Nase wehen zu lassen. Ein gelingendes Leben fordert es geradezu von uns ein, die eigenen Grenzen zu überschreiten, an Orte zu gehen, an denen wir noch nie waren, Menschen zu treffen, die bislang noch Fremde waren und damit das Gewohnte, Vertraute und auch Schützende hinter uns zu lassen. Das heißt es, sich dem Leben anzuvertrauen. Es bedarf hierfür keiner waghalsigen Abenteuer, es sind oft bereits die kleinen Schritte aus der täglichen Routine, die neuen Schwung ins Leben bringen.
Christa Spannbauer in: Wege zur Mitte. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2016.
Neuland betreten
Es kann passieren, dass wir in der Mitte des Lebens einfach an uns selbst vorbeilaufen. Dann ignorieren wir, wo wir stehen, und machen einfach täglich weiter, und es folgt Trott auf Trott. Aber das Leben ändert sich, und um seinen Herausforderungen zu begegnen, ist eine innere Balance notwendig, eine Übereinstimmung von Innen und Außen, braucht es Gelassenheit und Ruhe, ohne die wir nicht die Kraft haben, unser Leben bewusst zu gestalten. Das kann von Mensch zu Mensch sehr verschieden aussehen, aber es bedarf eines Innehaltens. Immer wieder einmal ist sozusagen ein Stoppschild nötig, das signalisiert: Halt mal an und schau, wer du bist und wo du stehst. Und dann betritt mutig neues Land.
Aus: Margot Käßmann, In der Mitte des Lebens. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2009/2013.
Sendung
Leben heißt
Wagnis,
offene Möglichkeit,
Suchen und Unruhe
ausgelöst durch das Nichtverfügbare:
Unverfügbarer Gott,
du kommst von der Zukunft her:
Laß uns für dich leben,
unsern Mann stehen
ohne befriedigende Sicherheiten,
ohne blindmachende Anmaßung.
Laß uns immer unterwegs sein
zu einem größeren Licht,
damit wir das Erdreich werden,
das dich aufnehmen kann
im Herzen der Welt.
Amen. Halleluja!
Aus: Bruno Forte, Zur Freiheit hast du uns befreit. Gebet. Verlag Neue Stadt, München Zürich Wien 1993.
Der Morgenstern ist aufgedrungen
Der Morgenstern ist aufgedrungen,
er leucht' daher zu dieser Stunde
hoch über Berg und tiefe Tal,
vor Freud singt uns der lieben Engel Schar.
»Wacht auf«, singt uns der Wächter Stimme
vor Freuden auf der hohen Zinne:
»Wacht auf zu dieser Freudenzeit!
Der Bräut'gam kommt, nun machet euch bereit!«
Christus im Himmel wohl bedachte,
wie er uns reich und selig machte
und wieder brächt ins Paradies,
darum er Gottes Himmel gar verließ.
O heilger Morgenstern, wir preisen
dich heute hoch mit frohen Weisen;
du leuchtest vielen nah und fern,
so leucht auch uns, Herr Christ, du Morgenstern!
Strophe 1: 15. Jahrhundert, Strophen 2-4: Daniel Rumpius 1587,
bearbeitet von Otto Riehtmüller 1932, in: EG 69.
Du Morgenstern, du Licht vom Licht
Du Morgenstern, du Licht vom Licht,
das durch die Finsternisse bricht,
du gingst vor aller Zeiten Lauf
in unerschaffner Klarheit auf.
Du Lebensquell, wir danken dir,
auf dich, Lebend'ger, hoffen wir;
denn du durchdrangst des Todes Nacht,
hast Sieg und Leben uns gebracht.
Du ewge Wahrheit, Gottes Bild,
der du den Vater uns enthüllt,
du kamst herab ins Erdental
mit deiner Gotterkenntnis Strahl.
Bleib bei uns, Herr, verlaß uns nicht,
führ uns durch Finsternis zum Licht,
bleib auch am Abend dieser Welt
als Hilf und Hort uns zugesellt.
Johann Gottfried Herder (vor 1800), in: EG 74.
Gebet in der Frühe des Tages
Gott, zu dir rufe ich in der Frühe des Tages.
Hilf mir beten
und meine Gedanken sammeln zu dir.
Ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht.
Ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht.
Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist der Friede.
In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.
Dietrich Bonhoeffer 1943 in: EG Rheinland 866.
Immer sind wir Zeugen
… Immer sind wir Zeugen, unzuverlässige, feige Zeugen, wir haben nichts gesehen, wir wissen von nichts, du bist mein Zeitgenosse, es gibt Generale, die alles lenken, wir haben sie eingesetzt, nachdem uns Gott enttäuscht hat oder wir uns von ihm abgewandt haben, wir haben den Generalen ihre roten Kragen genäht, wir haben ihre roten Kragen mit unserem Blut gefärbt, die Generale sind so zahlreich wie der Sand am Meer, und die Feldherrenkunst ist die verbreitetste aller Begabungen, dazu eine begehrte sichere Karriere, wenn es darauf ankommt, gewinnt der General die Schlacht, verliert den Krieg, wird Präsident der geläuterten Nation, triumphiert am Ende über alle in seinen Memoiren, wird zum Mahnmal, bekommt sein Denkmal, ach, die Generale sind gute Rechner, sie verrechnen sich in den großen Chancen, aber nie in den kleinen Dingen, die nötig sind, einen Krieg zu beginnen. Die Generale zählen was heranwächst, sie bündeln es in Jahrgänge, und wenn sie genug Jahrgänge haben, geht ihre Spekulation mit dem Tod auf. Es empörte mich, als ich davon hörte. Der General rief den Jahrgang zur Musterung. Wie kam er dazu? Was fiel dem Kerl ein? Der General ist tot, nein, der General ist unsterblich, er bezieht seine Pension, am Morgen siehst du ihn durch den Park gehen, eine rüstige, eine ungebeugte Gestalt. Ich lebe, ich verdächtige dich, du bist mein Jahrgang, ich werde dich mustern. Wie widerlich du mir bist, wenn du dich nackt ausziehst und dich der Musterungskommission stellst, ihr deinen Hintern hinhältst, dass sie dich prügelt. Bist du sonst so geduldig? Ich will unsere Geschichte erzählen, meine Geschichte, deine Geschichte, sie geht dich nichts an, ich erzähle sie nur mir, ich werde dich bloßstellen, du bist noch nicht nackt genug! Es ist unangenehm, der Zeuge, es ist lästig, der Täter, es ist dumm, der Leichnam zu sein, nach so vielen Jahren. Du kannst dich nicht erinnern, du hast dein Gedächtnis verloren, du hattest nie ein Gewissen, du weißt von nichts. Am besten ist man der Ankläger. Seine Entrüstung kommt immer recht. Man glaubt sie ihm nicht, aber das macht nichts. Das Gericht braucht ihn. Dabei kennen ihn viele - Sie sahen ihn mit dem Spaten unter dem Bäumen. Er ist der Schlimmste. Er reichte mir den Spaten, er rief: schlag zu. Jetzt klagt er dich an. Er meint es ernst. Er ist ein ernster Mann. Ich scherze und bin ihm unterlegen. Er fordert meinen Kopf. Er fordert immer einen Kopf, das ist seine ernste Art. Ich werde mich nicht verteidigen. Ich werde dich in den Zeugenstand rufen. Deine Aussage wird uns nicht retten. Wir sind von Anbeginn verurteilt…
Wolfgang Koeppen, Jugend, SV 500, Frankfurt‘/Main: Suhrkamp 1976.
Arbeitsstrich
Dortmund. Vor dem "Stehcafé Europa" hat sich an diesem grauen, nasskalten Morgen ein etwa 30-köpfiger Menschenpulk gebildet. Der winzige dunkle Gastraum, in dem Spielautomaten an der Wand blinken, wirkt wenig einladend … Bulgaren und Rumänen warten hier auf Kleinlaster, die sie als Tagelöhner auf Baustellen oder zum Möbelpacken bringen. Für 2,50 bis fünf Euro die Stunde. Jeden Tag das gleiche Spiel. Ab fünf Uhr postieren sie sich vor dem abgetakelten Albaner-Café und warten gewöhnlich bis um acht. "Danach tut sich nichts mehr", sagt Zalo. Der 26-jährige Bulgare steht fast jeden Morgen auf dieser Meile, die sie im Volksmund "Arbeitsstrich" nennen…
Für einen Hungerlohn auf den "Arbeitsstrich", in: Aachener Nachrichten, Die Seite Drei, Freitag, 17. Januar 2014.
»Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre«
Die Wörter »Rechtfertigung« und »Rechtfertigungslehre« sind den meisten fremd und stoßen eher ab. Dennoch geht es hier um das Zentrum des Glaubens: Wie kann der Mensch, der sündig und gottlos ist, vor Gott gerecht werden und damit das Heil erlangen? Wie kann sich der Mensch aus seinen auswegslosen Verlorenheiten lösen und zu einem versöhnten und befreiten Leben finden? »Rechtfertigung« ist in der Bibel einer der Begriffe für dieses Ziel. Die Heilige Schrift gebraucht dafür jedoch auch noch Worte wie zum Beispiel »Befreiung zur Freiheit«, »Frieden mit Gott«, »neue Schöpfung« und »Heiligung in Christus Jesus«. Nichts anderes ist auch mit »Evangelium« oder »neuem, ewigem Leben« gemeint.
Deswegen ist die Botschaft von der Rechtfertigung keine überflüssige Lehre von gestern, sondern trifft auch heute die Menschen ins Herz. Wir können bei aller Anstrengung den wahren Sinn des Lebens, der auch in Not und Tod noch Halt geben kann, nicht von uns aus schaffen. Wir zerbrechen auch immer wieder an der Aufarbeitung vergangener Schuld und brauchen schließlich eine Vergebung, die uns nur von außen geschenkt werden kann. Wir Menschen sind ja stets in der Gefahr, uns endlos mit vielen Finessen selbst zu rechtfertigen. Von Natur aus herrschen in uns eine unverbesserliche Selbstgerechtigkeit und der oft übersteigerte Wahn, alles selbst und alles besser machen zu können. Mit einer solchen Einstellung sind wir auch nicht in der Lage, wirklich für die Armen, Schwachen und Verlorenen einzutreten.
Die Antwort des Glaubens sagt uns, dass wir nicht uns selbst retten können, sondern dass uns nur Gott allein im Geschenk des Glaubens befreien und versöhnen kann. Der heilige Paulus hat dafür das Wort von der Rechtfertigung bevorzugt. Nur durch die Gerechtigkeit Gottes gibt es Rechtfertigung des Menschen. In diesem Wort sind drei besondere Akzente gesetzt: Es geht erstens um die alleinige Initiative Gottes und nicht um unser Tun; zweitens ist Gottes Zuwendung an keine Voraussetzung gebunden, sie ist bedingungslos und reine Gnade; drittens kann der gottferne Mensch diese neue Gerechtigkeit allein im Glauben empfangen.
Wie wir trotz aller Trennung doch zusammenfinden können
In dieser Zusammenfassung können wir heute eine grundsätzliche Einigung erzielen. Dieses gemeinsame Fundament vor allem der Heiligen Schrift haben wir nach langen Vorbereitungen durch die Theologie und die ökumenischen Gespräche der letzten Jahrzehnte wiedergefunden.
Dies war nicht immer so. Die Vielfalt der Schriftaussagen mit ihren verschiedenen Tönen und nicht zuletzt der leidenschaftliche, ja manchmal geradezu verbitterte Streit um ihren Sinn haben zu damals offenbar unvermeidbaren Entzweiungen geführt: Wenn Rechtfertigung allein von Gott ausgeht und der Mensch gar nichts dazu tun kann, welchen Stellenwert hat dann überhaupt noch der Mensch mit seinem Bemühen um ein moralisch gutes Leben? Das Wort von der »Mitwirkung« des Menschen an seinem Heil kann sich hier nahelegen, hat aber zu fast unausrottbaren Missverständnissen geführt. Und weiter: Wenn Rechtfertigung von Gott allein durch den Glauben des Einzelnen kommt, welche Aufgabe hat dabei dann die Kirche? Immer wieder geht es um das Problem, wie der Mensch grundlegend und wirklich erneuert werden kann, ohne dass der Anschein entsteht, die Gnade Gottes würde einfach zu einer Art »Besitz« des Menschen.
Hier sind offensichtlich verschiedene Zugänge und Sprechweisen im Spiel. Sie haben in der jeweiligen kirchlichen Überlieferung auch verschiedene Entfaltungen zur Folge gehabt. Man spürt dies zum Beispiel beim Gebrauch von Worten wie »Sünde«, »Anfechtung«, »Werke« und »Verdienste«. Was dabei zwischen Katholiken und Lutheranern oft als Gegensatz empfunden wurde - zum Beispiel das Verhältnis von »Glauben und Werken« - muss sich jedoch nicht in jedem Fall ausschließen, sondern kann sich durchaus ergänzen. Freilich gibt es auch heute noch einige nicht ausreichend bewältigte inhaltliche Unterschiede. In welchem Sinn zum Beispiel ist der Christ »gerecht und Sünder zugleich«?
Diese Fragen sind nicht so leicht zu verstehen. Darum braucht es viel Rücksicht aufeinander. Schließlich geht es in diesen grundlegenden Fragen des Glaubens um das Verständnis des Christseins, nicht zuletzt des Heils überhaupt. Viele Christen der vergangenen Jahrhunderte haben in diesem Bekenntnis ihres Glaubens Haus und Hof, Heimat und Leben verloren. Es geht nicht um eine Wortklauberei. Darum wird die Übereinstimmung auch deutlich eingegrenzt auf einen »Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre«, allerdings nicht in allen Grundwahrheiten. So urteilt die in Augsburg unterzeichnete Gemeinsame Erklärung auch nicht genauer über die einzelnen Entfaltungen der Rechtfertigungslehre in der katholischen Kirche und in den lutherischen Kirchen. Es wurde jedoch erfreulicherweise ein gemeinsames Verständnis erreicht, mit dem wir die Positionen des Partners in einem neuen Licht sehen können und nicht mehr als kirchentrennend verurteilen müssen. So kommt es zu der gemeinsamen offiziellen Feststellung, »dass die früheren gegenseitigen Lehrverurteilungen die Lehre der Dialogpartner, wie sie in der Gemeinsamen Erklärung dargelegt wird, nicht treffen«.
Auch wenn damit noch nicht alle Probleme für eine Überwindung der Kirchenspaltung gelöst sind, so ist diese grundlegende Feststellung an dem Punkt, wo die Reformation theologisch gleichsam explodierte, ungemein befreiend. Es ist wirklich ein neuer, entscheidender Schritt, den man in seiner Bedeutung nicht unterschätzen darf.
Aus: Karl Kardinal Lehmann, Frei vor Gott. Glauben in öffentlicher Verantwortung. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2003.
Dialog der Religionen
Der Dialog der Religionen darf nicht mit einer Diskussion um dogmatische Inhalte beginnen, sondern damit, dass wir uns die Spiritualität bewusst machen, die uns alle eint. Und das beginnt vor allem mit dem Gebet. Beten heißt in die Spiritualität eintauchen. Hier beginnen die Menschen einander kennenzulernen, die Güte des jeweils Anderen, seine Frömmigkeit, seine Verehrung und ernsthafte Suche nach "Gott" zu entdecken. Die Lehrinhalte werden relativiert angesichts des konkreten Lebens, das unter der Inspiration dieser religiösen Suche steht. Natürlich kann alles, was gesund ist, auch krank werden. Alle Religionen können, auch wenn sie gesund sind, auf Abwege geraten, sich verhärten und fundamentalistische Haltungen einiger ihrer Anhänger erzeugen. Hier eröffnet sich ein weites Feld der gegenseitigen Kritik und von Läuterungsprozessen. So wie die Krankheit auf die Gesundheit verweist, so verweisen in ähnlicher Form auch die Verirrungen auf das wahre Wesen der Religion. Aus diesem betenden Dialog heraus entstehen die Punkte der Übereinstimmung, die den möglichen Frieden zwischen den Religionen begründen; und dieser wiederum ist die Grundlage für den politischen Weltfrieden.
Aus: Leonardo Boff, Tugenden für eine bessere Welt. Butzon & Bercker Publik-Forum Edition Kevelaer 2009.
differenz
herr
ich will die differenz nicht anerkennen
zwischen dem schöpfergott und dem erlösergott
dafür gelobe du
keinen unterschied zu machen
zwischen gottesfürchtigen und gottessuchern
und schaffe die frommen ab
die uns im wege stehen
denn sie betonen nur das trennende
vernimm mein täglich gebet
das ich stumm an die schönheit richte
Aus: Said, Psalmen. C. H. Beck Verlag, München 2007.
Leidenschaftliche Gottsucher
Menschen, die sich im kirchlichen Dienst engagieren, müssen sich deshalb in erster Linie dadurch auszeichnen, dass sie leidenschaftliche Gottsucher sind, die sich auf den Weg zu Gott machen und deren vornehmliche wie vornehme Aufgabe darin besteht, die ihnen anvertrauten Menschen auf diesen Weg zu locken und sie auf diesem Weg zu begleiten, damit sie persönliche Gotteserfahrungen in ihrem alltäglichen Leben machen können. Dass nämlich Gott von uns Menschen persönlich erfahren werden will, dies ist die Grundüberzeugung des christlichen Glaubens, wie sie von den großen Glaubenszeugen zum Ausdruck gebracht worden ist: Nach Ignatius von Loyola besteht das christliche Leben darin, Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden. Das geistliche Lebensmotto des heiligen Benedikt lag darin, Gott in allem zu loben: «ut in omnibus glorificetur Deus». Theresia von Avila war sogar überzeugt, dass Gott zwischen den Kochtöpfen sitzt und dort angetroffen werden kann. Theresia von Lisieux konnte Gott erfahren in den alltäglichen «délicatesses du bon Dieu». Und für Franziskus von Assisi beinhaltet das evangelische Leben der Armut ein lebendiges Bekenntnis zum Schöpfergott, der alles Sein und Leben gibt, so dass der Christ sein ganzes Leben Gott zu verdanken hat und so dass sein Leben zu einem einzigen eucharistischen Hochgebet werden soll.
Aus: Bischof Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2002.
Zu den Mitmenschen von heute aufbrechen
Berufungsgeschichten - das gilt auch für die Zeit der Kirche -schildern keine Beamtenlaufbahn, keine Bilderbuchkarrieren. Da werden keine heimlichen Elternwünsche erfüllt. Da hört sich jemand bei seinem Namen gerufen und antwortet: »Hier bin ich« - ich Jesaja, ich Maria, ich Petrus. Oft genug werden die Berufenen wie Paulus völlig aus der Bahn geworfen. Unter Schmerzen und durch Dunkelheiten hindurch erst werden sie fähig zu tun, was in Gottes Augen an der Zeit ist.
Da gibt es Zeugen der Gewissensfreiheit wie Thomas Morus und Franz Jägerstätter; Märtyrer des Widerstands gegen die Tyrannei wie Alfred Delp und Dietrich Bonhoeffer; die Mystikerin der Straße Madeleine Delbrel und die Mutter der Sterbenden in Kalkutta, Schwester Teresa; Anwälte der Armen wie Oscar Romero und Helder Camara; Männer der Politik wie Robert Schuman und Dag Hammarskjöld; Menschen der schweigenden Anbetung wie Charles de Foucauld und nicht zu vergessen die Gottverliebten wie Theresia von Lisieux und Simone Weil. Mehr als Tausend aus allen Kontinenten hat der Papst als Selige oder Heilige in den Blick gerückt. Sie alle gehören zu den »Berufenen«, die sich Christus, dem »Schrittmacher des Glaubens« (vgl. Hebr 12,2), angeschlossen haben und dem Volk Gottes Orientierung geben. »Habt keine Angst, die Heiligen des neuen Jahrtausends zu sein!«, hat der Papst den Jugendlichen in Rom zugerufen.
Abenteurer des Glaubens
Es braucht Menschen, die uns überzeugend an unsere Berufung erinnern und sie stärken. Es braucht Berufene, um unserer Berufung willen.
Gott ruft jeden, aber mit jeweils anderer Stimme. Da sind die Ordensfrauen und die Ordensmänner, die Diakone und die Priester, die Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von ihrer aller Einsatz lebt das Bistum. Sie alle brauchen geeignete junge Nachwuchskräfte, damit uns auf Dauer die Luft nicht ausgeht.
Mich treibt vor allem der dramatische Rückgang der Priesterberufe um. Seit langer Zeit werden wir im kommenden Jahr zum ersten Mal keine Priesterweihe haben. Das ist ein alarmierendes Signal, es ist mir sehr in die Knochen gefahren. Was ist los mit unseren Gemeinden, mit unserer Kirche, dass so wenig junge Leute auf den Gedanken kommen, Priester zu werden? Wir sind mit den meisten Dingen perfekt ausgestattet, es läuft. Aber ist bei uns die Glut des Evangeliums zu spüren, die Leidenschaft für Gott? Wir leugnen ihn nicht, aber wir rechnen auch nicht ernsthaft mit ihm. Unser Gott ist weder zu fürchten noch zum Verlieben. Fängt jemand damit an, wird er schnell in die charismatische Ecke gestellt. So reden und erklären wir viel, aber es kommt kaum noch durch, was wir der Welt schulden: das Zeugnis vom lebendigen Gott. Der Priesterberuf steht und fällt mit der Liebe zu Gott. Sie ist das Abenteuer des Glaubens.
Viele sagen heute: Schafft doch den Zölibat ab, dann ist das Problem erledigt. Ob das so einfach ist? Da bin ich skeptisch! Es hat zudem keinen Sinn, sich immer nur auf etwas zu fixieren, was nicht in unserer Entscheidung liegt. Ich bin überzeugt, es wird in der Kirche auch in Zukunft ehelos lebende Priester geben. Warum also nicht ermutigend für sie eintreten? Davon lasse ich mich nicht abbringen. Ich möchte vor allem junge Menschen ansprechen, ihrer Berufung nachzuspüren und auf den Lockruf Gottes im eigenen Herzen zu hören. Ich möchte Ihnen aus eigener Erfahrung versichern: Es kann wie nichts sonst das Leben erfüllen, Gottes Gegenwart zu bezeugen und die Hoffnung auf ihn unter die Leute zu bringen.
Herrscht in unseren Familien und Pfarreien ein Klima, in dem Priester willkommen sind? Was sagen Sie jungen Leuten, die sich mit dem Gedanken tragen, Priester zu werden? Sagen Sie: »Du bist verrückt! Lass die Finger davon«? Oder sagen Sie: »Toll, mach das«? Sie alle tragen Mitverantwortung für die Berufung zum kirchlichen Dienst. Ich kann nur die Priester in die Gemeinden senden, die aus den Gemeinden kommen. Beten Sie mit mir, dass junge Menschen dem Ruf des Herrn als Priester folgen.
Nachfolge weckt Nachfolger
Aufbruch heißt auch Abschied nehmen. Das ist mit Schmerzen verbunden. Sie treffen gerade uns Ältere. Wir sind in einer bestimmten Kirchengestalt groß geworden und müssen nun Abschied nehmen von lieb gewordenen Gewohnheiten und Brauchtümern. Es führt nicht weiter, wenn wir den alten Zeiten nachtrauern, verdrossen und missmutig beiseite stehen und uns vornehmlich mit uns selbst beschäftigen. Aus diesem Tief kommen wir am schnellsten heraus, wenn wir uns neuen Aufgaben zuwenden, wenn wir als Kirche neu aufbrechen wie Abraham. Sieht man uns an, dass der Weg des Glaubens das Leben nicht verdirbt und verkümmern lässt, sondern freisetzt und reich macht? Dann können wir einladend werden für andere, dann können wir andere anstecken und anstiften, dann geht die Kette der Berufungen weiter. Nachfolge bringt Nachfolger hervor. Sie sind Frucht gelebten Evangeliums, nicht Ergebnis panischer Geschäftigkeit. Je mehr wir alle unsere je eigene Berufung neu entdecken und ihr folgen, desto eher wird auch der Priesterberuf vom Evangelium her neu Gestalt gewinnen.
Ein Fischer an der Atlantikküste im Nordosten Brasiliens stellt beim Schriftgespräch die Frage: »Warum berief Jesus Fischer wie Petrus zu seinen Aposteln?« Darauf antwortet ein anderer Fischer: »Wer sich zu Lande bewegt, baut Straßen aus Beton und Asphalt. Und er wird immer wieder diesen Weg benutzen. Ein Fischer aber sucht die Fische dort, wo sie sind. Deshalb sucht er jeden Tag einen neuen Weg, um die Fische ausfindig zu machen. Es kann sein, dass der Weg von gestern nicht zu den Fischen von heute führt.« - Lassen Sie uns, unserer Berufung getreu, zu den Mitmenschen von heute aufbrechen.
Aus: Bischof Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2002.
Ökumene
Die erste und allerwichtigste Aufgabe
der Kirche und aller Kirchen ist
Menschen zusammenbringen und in Liebe vereinen,
und das nicht im Namen einer Lehre,
wie erhaben und schön auch immer,
sondern im Namen eines Gottes,
der Liebe ist und allein Liebe will
und darum in Jesus so ausdrücklich
und so eindringlich um Liebe bittet.
Das ist die große, aber sehr schwere Aufgabe.
Kirchen dürfen Menschen nicht aussondern,
nicht einteilen in Gute und Schlechte,
in solche, die die Wahrheit besitzen,
und andere, die sich irren.
Kirchen müssen für alle offen stehen.
Sie müssen einladen und anziehen.
Man kann Gott den Menschen nicht aufzwingen.
Kirchen müssen Magnete sein,
unwiderstehliche Magnete der Liebe.
Ökumene ist nicht möglich durch Diskussion.
Sie vollzieht sich dort von selbst,
wo Menschen mit ihrem Herzen
einander in Gott gefunden haben.
Aus: Phil Bosmans, Gott nicht zu glauben, Herder, Freiburg 4. Aufl .1991, 108
Komm und folge mir nach
Komm
und folge mir nach!
Komm,
vertrau dich mir an!
Komm
und beginne ein neues,
ewiges Leben!
Komm
und teil, was du hast,
mit den andern!
Komm
und fang an,
die Welt zu verändern!
Josef Dirnbeck / Martin Gutl, Ich weiß, wem ich glaube, Graz 1995, 99.
JüngerIn
Mein Ohr an deinem Herzen
unser Atem wie das
Zusammenfließen
zweier Flüsse wie
das Zusammen von
Schatten und Licht
werden wir getrennt
klopft dein Herz
in meinem Ohr
mit meinem Ohr
horcht dein Herz
die Geschichte
unserer Liebe
ist der Beginn
meiner Auferstehung
Wilhelm Bruners, Verabschiede die Nacht, Düsseldorf 1999, 107
Nachfolge
Geh in die graue Straße ohne Bäume
am Rande des Lichtes,
am Rande des Lebens.
Geh in die Straße,
die du nur dem Namen nach kennst,
weil dort die Ausgesonderten wohnen:
zwei Zimmer mit Küche für sechs Kinder und Eltern.
Blicke den Kindern ins Gesicht,
die noch versuchen Kinder zu sein,
obwohl sie das Verhängnis schon spüren.
Blicke in die Gesichter der Frauen und Männer.
Laß dich von Bitternis, Feindschaft oder Stumpfsinn erschrecken,
damit du erwachst.
Kehre nicht um,
als hättest du alles gesehen
und Hoffnung wäre vergeblich.
Auch hier schläft im Herzen die Sehnsucht.
Du kennst Einen,
der die Verlorenen sucht
am Rande des Lichtes,
am Rande des Lebens.
Folge ihm nach!
Christa Peikert-Flaspöhler, in: Beten durch die Schallmauer,, Düsseldorf 1994, 58.
Feri Schermann (1999)