Große Hoffnungen und Ängste
In einigen Wochen wird in Amerika ein neuer Präsident sein Amt antreten; viele - vielleicht zu viele - Erwartungen und Hoffnungen werden weltweit in diese neue Regierung gesetzt.
Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, wohl auch eine Folge eines neoliberalen Kapitalismus, die schon Züge einer "Pervertierung" des wirtschaftlichen Lebens annahm - wie Kardinal Schönborn und der Münchener Erzbischof Marx vor wenigen Tagen meinten - wirft viele Fragen auf.
Wie viele von Ihnen selbst, ihrer Familie und Bekanntschaft, werden in diesem neuen Jahr von dieser Krise betroffen werden? Wie viele werden um ihren Arbeitsplatz, ihren erarbeiteten Wohlstand, ihren Frieden in den Familien, auch aus diesen Anlässen heraus, bangen müssen?
Wir alle wissen nicht, was dieses Jahr für uns als Einzelne noch bringen wird. Werden wir gesund bleiben, wird uns Frieden erhalten bleiben, werden wir von Naturkatastrophen oder Gewalttaten verschont bleiben?
Was wird dieses Jahr für die Kirche bringen?
Der Weltkirche mit ihren vielen Fragen und Herausforderungen? Wie und wo werden der Papst in Rom, sowie die Bischöfe und Leitungsträger weltweit, weise und in Treue zur Frohen Botschaft Christi entscheiden wollen?
Oder in unseren Diözesen: wie gehen wir weiter mit dem stärker werdenden Priestermangel um - wo immer mehr Gemeinden zusammengelegt oder verbunden werden müssen?
Immer mehr Personen sind mit Scheidung und Trennung konfrontiert. Wie gehen wir als Kirche mit den Wiederverheirateten Geschiedenen um? Finden wir vielleicht für diese Menschen neue Wege der Nähe, der Annahme und der Barmherzigkeit?
Oder die große Frage der Vermittlung der frohen Botschaft von Jesus an die Kinder, Jugendlichen und jungen Familien. Wie finden wir Wege für attraktive, einladende und heilende Gemeinden?
Wenn wir dies alles so betrachten und auf eine Waage legen, so überwiegen vielleicht Sorgen und Befürchtungen den Blick in das neue Jahr 2009.
Hoffnung und Zuversicht
Und doch: auch in diesem Jahr werden wohl Glück, Freude, Liebe - wenn auch nicht so medial präsent - überwiegen. Gerade wir als Christen dürfen uns ja von der Verheißung nach der Nähe Gottes, vielleicht mit einer Prise mehr Hoffnung und Zuversicht, in das neue Jahr wagen.
Der aaronitische Segen, der uns heute in der Lesung vorgelesen wurde, ist da nicht nur ein einfacher schöner Segensspruch, der uns durch dieses Jahr begleiten soll; nein, er unterstreicht gleich in dreifacher Weise einen Zuspruch an alle Gläubigen: es geht um Schutz, Gnade und Heil. Der Christ darf sich in diesen trostreichen Worten fallen und treffen lassen.
2009: ein Jubiläumsjahr
Einer, der sich in diesem Sinne "treffen" lies, war der Wiener Stadtpatron, der heilige Klemens Maria Hofbauer. Sehr oft in seinem Leben (1751-1820) wurden ihm "Schutz, Gnade und Heil" geschenkt, besonders in den vielen schwierigen Situationen.
Wir Redemptoristen feiern in diesem Jahr den 100. Jahrtag der Heiligsprechung von Klemens Maria Hofbauer.
Klemens wuchs in Südmähren auf und brauchte viele Wege und Jahre, um dann endlich mit 34 Jahren die Priesterweihe zu erlangen. Er war Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts auf vielen Wegen Europas unterwegs; er gründete Schulen, Waisenhäuser und Laienvereine in Warschau; er wurde verfolgt und auch gefangen gesetzt. In Wien verbrachte er die letzten 12 Jahre seines Lebens; er war ein leidenschaftlicher Seelsorger für alle Schichten der Bevölkerung: für Arme und Adelige; für Studenten und Hilfsarbeiter, für Künstler, Schriftsteller, genauso wie für die vielen Immigranten aus den vielen Teilen der Monarchie. Leidenschaft bedeutete für ihn nicht nur eine Liebe zu Gott und den Menschen, sondern auch ein konkretes, nicht wenig oft auch materielles Helfen, wenn Menschen in Not waren. Durch Klemens Hofbauer wurden Grundlagen für die weltweite Verbreitung des Ordens der Redemptoristen ("redemptor"- lat. = Erlöser) gelegt.
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Mir ist mit den letzten Jahren ein Text des evangelischen Martyrers Dietrich Bonhoeffer immer mehr bedeutsam geworden. Dieser Text, den er kurz vor seiner Hinrichtung durch die Nazis niederschrieb, drückt eine tiefe Gelassenheit und ein riesengroßes Vertrauen auf das Mitgehen Gottes aus, welches ich auch Ihnen mit auf den Weg durch dieses neue Jahr wünschen möchte. Mögen die guten Mächte, die Bonhoeffer beschreibt, sie und unsere Welt begleiten:
"Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar, -
So will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr."
Ihnen allen ein gesegnetes Jahr 2009!