Himmelfahrten
Himmelfahrt: Wenn wir mit diesem konfrontiert werden, denken wir vielleicht an das Universum, an die Raumfahrt, oder an den Blick eines weiten Horizontes im Flugzeug, oder von hohen Bergen... oder einfach an den Blick eines "Lebens bei Gott".
In vielen alten Mythen und Religionen wird von Himmelfahrt gesprochen. So bei den alten Ägyptern, wo Pharaonen in den Himmel "getragen" werden. Oder in der griechischen Mythologie. Im Alten Testament wird über die Himmelfahrt des Propheten Jesaia erzählt: "Mit einem feurigen Wagen fuhr er gegen den Himmel..." (2.Kön. 2,11).
Auch im Islam kommt die "Himmelfahrt" vor. Dort lesen wir auch, dass Jesus, der Sohn Mariens, (keines natürlichen Todes gestorben) in den "Himmel auffuhr". Und der Prophet Mohamed selbst stieg von Jerusalem aus in den Himmel auf. So ist bis heute Jerusalem (mit dem Tempelberg) eine so wichtige Gedenkstadt des Islam.
Wenn wir die Himmelfahrt Jesu betrachten, so müssen wir eigentlich festhalten, dass der Auferstandene bereits mit der Auferstehung in den Himmel "aufgefahren war". In der Auferstehung wurde dieser Jesus Christus "neu". Er erscheint den Jüngern auf vielerlei Weise, er spricht und isst mit Ihnen; er entschwindet einfach so... Dieser Christus ist bereits (zurück) bei Gott und zugleich bei seinen Jüngern - in dieser Welt.
Der Blick nach "oben"
Nun aber zu einer Geschichte, die ich erzählen möchte. Sie passt auch zu diesem Hochfest der Himmelfahrt Jesu Christi:
Thales von Milet war ein großer Forscher, ein großer Gelehrter seiner Zeit, der Antike. Er versuchte unablässig die Gesetze zu erforschen, nach denen sich Sonne und Mond und Sterne am Himmel bewegen. Daher war sein Blick - besonders in den Nächten in den Himmel gerichtet. Als er wieder einmal intensiv zum Himmelt emporschaute, so wird erzählt, soll er in eine Grube gefallen sein. Während er dort unten lag und vor Schmerzen stöhnte, konnte sich eine herbei geeilte Magd nicht erwehren - und begann laut zu lachen. Nicht ohne Schadenfreude rief sie ihm zu: "Du siehst nicht einmal, was sich vor deinen Füßen tut, und doch glaubst du erkennen zu können, was am Himmel - mit allen Gestirnen - vor sich geht."
Diese Geschichte führt uns zu einem der Aufträge Jesu in seinen Abschiedsreden. Diese Geschichte führt uns auch zum heutigen Fest.
Der Himmel mitten unter uns
Man könnte die Worte Jesu zusammenfassen: "Schaut nicht nur zum Himmel, sondern erinnert euch an die heilsamen gemeinsamen Tage. Erkennt, wie ich vor allem im Nächstliegenden den Aufrag meines Vaters vernommen habe".
Ich denke, dass ist und bleibt ein Auftrag aus dieser Begegnung mit dem Auferstandenen: "Geht hinaus in alle Welt. Bleibt mit beiden Beinen am Boden! Seht die Menschen in ihrer Not, in ihren Sehnsüchten. Sprecht ihnen Mut zu. Heilt sie, geht mit ihnen den Weg des Glaubens. Und bezeugt einfach das Mitgehen Gottes im Heiligen Geist. Und bedenkt: Der Himmel ist oft mitten unter euch!".
Eigentlich bilden diese vierzig Ostertage einen einzigen Festtag. Der Auferstandene zeigt sich in diesen Ostertagen und macht die Jünger und Jüngerinnen fähig, dass vorher gehörte und gesehene und erlebte neu zu betrachten und wahrzunehmen. Sie sollen damit fähig werden, diese Botschaft bis in alle Welt zu tragen. Diese kleine Gruppe wird wirklich fähig, Zeugnis dafür abzulegen; es wachsen ihnen mächtige Kräfte zu; sie gehen auch in den Tod für diesen Glauben. Die Kirche entsteht, trotz und neben vielfältigen Widerständen. Der Auferstandene sichert ihnen den Beistand zu: Den Geist Gottes.
Der Geist Gottes ist mitten unter uns
Ich denke, diesen Hinweis dürfen wir mitnehmen heute. Nicht irgendwie im noch so gut gemeinten frommen "Himmelsschauen" zu verharren, uns auf seltsame Frömmigkeitsformen zu versteifen, sondern in der Welt zu sein, diese wahrzunehmen und als Christ im Alltag zu handeln. Die Seligpreisungen Jesu sind uns dazu ein Gradmesser für diesen Blick, immer auch wissend, dass wir alle Grenzen haben, dass wir uns auf dem Weg befinden. Zugleich immer aber auch hoffend: Dieser Herr geht mit uns. Wir dürfen auf Ihn bauen.