Weihnachten, ein Fest des Schenkens
Mittlerweile sind wohl schon die meisten Weihnachtsgeschenke ausgepackt und in Gebrach genommen worden, nicht Passendes wurde umgetauscht usw. Das Thema Weihnachtsgeschenke ist damit abgehakt und die meisten sind froh, dass der Stress des Geschenkebesorgens vorläufig ein Ende hat.
Wer jedoch auf die biblischen Weihnachtserzählungen schaut, begegnet erst jetzt, am Ende der Weihnachtszeit dem Motiv des Schenkens. Die Sterndeuter aus dem Osten huldigen dem neugeborenen König der Juden mit Geschenken. Gastgeschenke gehören zum Protokoll von Staatsbesuchen. Und solche Geschenke werden wegen ihrer Symbolträchtigkeit sorgfältig ausgewählt. Die hohen Gäste schenken Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Gold glänzt, sticht ins Auge, ist kostbar, wertbeständig, ein Symbol besonderer Wertschätzung, eines Königs würdig.
Weihrauch duftet "himmlisch", wenn man ihn auf glühende Kohle legt, steigt mit den Gebeten gläubiger Menschen zu Gott auf, ein Symbol göttlicher Verehrung.
Myrrhe war in der Antike ein wichtiges Heilmittel, wirkte desinfizierend und reinigend, es fand darüber hinaus Verwendung beim Einbalsamieren der Toten, ein Symbol der Heilkraft.
Was die Sterndeuter mit diesen Gaben verbanden, können wir nur vermuten. Symbole drücken Bedeutungen aus, die man nur schwer in Worte fassen kann, und lassen dabei vieles offen.
Was schenken wir?
Wenn wir uns den Sterndeutern anschließen und wie sie das göttliche Kind suchen und ihm als unserem König, Herrn und Erlöser unsere Aufwartung machen, stehen auch wir vor der Frage: Was schenken wir ihm und was wollen wir mit unseren Geschenken ausdrücken? Was können wir ihm anstelle von Gold, Weihrauch und Myrrhe schenken? Und wer könnte unsere Gaben in Vertretung des göttlichen Kindes entgegennehmen?
Gold ist relativ einfach zu handhaben. Goldmünzen sind auch heute noch beliebte Geschenke. Man kann sie einfach als Erinnerungsstücke zum "Familenschatz" hinzufügen oder aufheben als Notgroschen. Gerne werden heute aber auch Gutscheine verschenkt oder diskrete Kuverts mit einem Geldbetrag darinnen. Der oder die Beschenkte kann sich dafür etwas nach dem eigenen Geschmack kaufen.
Auch Adressaten, die Gold- oder Geldgeschenke stellvertretend für das göttliche Kind entgegennehmen, lassen sich heute leicht finden. Hat Jesus nicht selbst gesagt "Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, habt ihr mir getan"?
Von dieser Form des Schenkens machen auch heute noch viele Menschen Gebrauch: die Sternsinger gehen uns dabei mit gutem Beispiel voraus. In der Vorweihnachtszeit haben viele Organisationen für einen guten Zweck gesammelt; nicht zu vergessen die Aktion »Licht ins Dunkel«...
Immer wieder wird behauptet »Zeit ist Geld«. Zeit ist eines unserer kostbarsten Güter. Wer aus welchen Gründen auch immer sich schwer tut, Geld zu schenken oder gar Gold, könnte ja einmal überlegen, Zeit zu schenken. Dankbare Abnehmer sind Kinder, alte Menschen, Kranke, Menschen, denen niemand zuhört...
Weihrauch steht für göttliche Verehrung. Römische Kaiser verlangten von ihren Untertanen, dass diese zur Anerkennung ihrer göttlichen Autorität ihnen symbolisch Weihrauch opferten. Im übertragenen Sinne streuen wir auch heute bestimmten Personen Weihrauch. Wir huldigen ihnen wegen ihrer sportlichen oder künstlerischen Leistungen. Wir schauen zu ihnen auf, zeichnen sie aus und bereiten ihnen Empfänge. Manchmal opfern wir ihnen auch Geld und Zeit. Wir kaufen Fan-Artikel und lassen es uns etwas kosten, ihnen nahe zu kommen und bei ihren Auftritten dabei zu sein.
Wieviel göttliche Verehrung lassen wir unserem Erlöser Jesus Christus zukommen? Da beginnen wir schnell mit unserer kostbaren Zeit zu knausern und reden uns darauf aus, dass er nicht kleinlich und nicht auf Lobhudelei aus ist. In Sportstadien schreien wir uns die Stimme aus dem Leib, im Gottesdienst bekommen wir den Mund kaum auf... Von ihm zu reden, erzählen, was wir an ihm schätzen, wofür wir ihm dankbar sind, warum wir auf ihn stolz sind, ist den meisten ungewohnt. Da fehlen uns die Worte und religiöse Symbole in der Öffentlichkeit sind uns peinlich.
Myrrhe war die dritte Gabe der Sterndeuter. Diese war damals ein kostbares Heilmittel. Wir können dieses Geschenk als Huldigung für Christus, dem Arzt und heiler gegenüber verstehen, auch als Hinweis auf seinen Tod »um unseres Heiles willen«.
Die Sehnsucht nach ganz-werden, heil-werden, ist nach wie vor groß. Wir haben zwar eine hoch entwickelte Medizin für akute Krankheiten, erleben aber gleichzeitig, dass Heilung tiefer und grundsätzlicher geschehen müsste. Alternative Gesundheitspflege steht hoch im Kurs, die Heilmittel des Glaubens sind jedoch vielen Menschen abhanden gekommen. Seelisches Gleichgewicht durch erfüllte Beziehungen, durch Vergebung und Versöhnung, Entspannung und Ruhe durch Meditation und Gebet wären heilsame Angebote spirituellen und religiösen Lebens. Spiritualität boomt, nur nicht in den Kirchen. Bringen wir das heilsame des christlichen Glaubens genügend zur Geltung? Hier könnten wir Zeichen setzen
Neue Wege?
Die Sterndeutet, so haben wir im Evangelium gehört, gingen auf einem anderen Weg nach Hause zurück, um das göttliche Kind, das sie gefunden haben, nicht Herodes auszuliefern. Vielleicht bringt uns das Nachdenken darüber, was wir dem göttlichen Kind schenken könnten, um ihm gebührende Anerkennung zu geben, auch auf neue Wege, wie unsere persönliche Wertschätzung des Erlösers im Alltag sichtbar und spürbar werden könnte.