Jedes Kind gehört Gott
Wenn ein Kind geboren wird, dann ist die Freude bei vielen Menschen groß - nicht nur bei den Eltern. Jedes Kind schenkt der Welt neues Leben. Wie sehr sich Menschen über ein neugeborenes Kind freuen, zeigt sich in dem Lächeln, das erwachsene Menschen einem Baby entgegenbringen. Ein Kind rührt die Herzen vieler Menschen an. Umso erschütterter sind wir, wenn hören, dass schon wieder ein Kleinkind Opfer von Gewalt und Terror geworden ist.
Vielleicht steigt in so manchen die Frage hoch: was wird wohl aus diesem Kind. Religiös gefragt kann ich sagen: was hat Gott mit diesem Kind vor? Wenn Eltern sich für Kinder entscheiden, dann ist es ihre Aufgabe, sie zu den Menschen zu erziehen, als er von Gott gedacht ist. Ein Kind ist nicht dazu da, die Vorstellungen oder die nicht erfüllten Träume von Eltern zu leben. Jedes Kind hat seine eigene Aufgabe, seine eigene Berufung. Als Eltern, aber auch alle, die mit Kinder und jungen Menschen zu tun haben, sollte uns bewusst bleiben. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg gehen dürfen. Leben ist spannend.
Mit jedem Kind zeigt Gott: ich habe meine Schöpfung noch nicht aufgegeben. Ganz besonders in dem Kind, dessen Geburt wir gefeiert haben, zeigt sich das. Gott hatte Großes mit diesem Kind vor, mit Jesus. Maria und Josef müssen das im Laufe ihres Lebens noch lernen. Sie beide begreifen erst allmählich, welche Tragweite die Botschaft des Engels haben würde. So bringen sie - wie alle Eltern - ihren Erstgeboren in den Tempel, um es dem Herrn zu weihen. Das Kind gehört nicht den Eltern. Es ist Gott, der einem Kind das Leben schenkt, durch die Eltern.
Was Gott mit einem Menschen vorhat
Nun kommt ein Mann, namens Simeons. Er erkennt, was aus diesem Kind einmal wird. Er erkennt, was Gott mit diesem Kind vorhat. Jesus ist das Heil, auf das die Israeliten gewartet haben. Er ist das Licht, das die Heiden erleuchtet. Er ist die Herrlichkeit für sein Volk Israel. Doch durch ihn werden auch viele zu Fall kommen, viele werden ihm widersprechen. Doch gerade daran zeigt sich, wer an Gott glaubt, wer Gott liebt.
Dieses Kind bringt dem Volk Israel Zukunft. Dieses Kind ist auch unsere Zukunft. Wer sein Leben auf Gott aufbaut, wer in diesem Kind das sieht, was Simeon verkündet hat, der hat eine Zukunft. Die Menschen zur Zeit Jesu schienen keine Zukunft zu haben. Sie waren unterdrückt, viele waren arm und krank. Nur wenige reiche schienen ein erfülltes Leben zu führen. Immer wurde der Messias verkündet. Doch in diesem Kind leuchtete eine neue Zukunft auf. Jesus brachte aber keine vordergründige Rettung. Es gab einige, die glaubten, Jesus werde Israel von den Römern befreien. Das war nicht die Absicht Jesu.
Jesus wollte anderes. Er wollte die Liebe Gottes bringen. Jesus hat nicht das bestätigt, was die Menschen in der Welt erlebt und erfahren haben. Er hat Licht in die vielen Dunkelheiten der Welt gebracht. Er ist gekommen, die Welt heil zu machen. Dabei hat er nicht vertrösten wollen auf ein besseres Leben nach dem Tod, sondern hier schon sollte das beginnen, was Gott vorhat.
Eine neue Wertordnung
Weihnachten haben wir gefeiert, dass Jesus eine neue Wertordnung aufgestellt hat. Er kam als hilfloses Kind. Er hat sich besonders auf die Seite der Armen und Schwachen gestellt, auf die Seite derer, die unten stehen. Jesus bringt das Heil. Wer sich an seine Worte hält, wer auf sein Leben schaut, wer sich von Jesus führen lässt, der kann das Heil erfahren, das Jesus bringen wollte. Das Heil kann Kraft geben für Zeiten, in denen es schwer wird. Auch unsere Zeit kennt viele Probleme, viele Menschen, die ihr Leben in Not und Elend fristen müssen. Wo wir uns für diese Menschen einsetzen, wo wir das Bewusstsein bilden, dort wirken wir Menschen am Heil Gottes mit.
Das Heil kann sich zeigen in einem neuen Umgang miteinander. Dieser neue Umgang wird gezeigt in dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser. Wer Jesus als das Heil erkennt, als den, der allein das Heil schenken kann, ist ein auserwählter Heiliger. Demut, Milde, Güte und Geduld, einander ertragen, das alles soll eine Gemeinde auszeichnen. Paulus hat das konkrete Leben einer Familie vor Augen, wenn er über das Verhältnis von Männer und Frauen wie auch über das Verhalten von Kindern und Eltern schreibt. Wer diese Zeilen genau liest, wird feststellen: es geht um die gegenseitige Liebe, darum, den anderen anzunehmen, nicht zu unterdrücken, sondern ihn zu achten.
Die Gemeinde: Familie Gottes
Doch Paulus hat auch das Leben der gesamten Gemeinde im Blick gehabt. Denn eine Gemeinde von Männern, Frauen und Kinder, die den Glauben an Gott angenommen haben, sind eine Familie. An einer Gemeinde oder an einer christlichen Gemeinschaft sollte man ablesen können, wie die Familie Gottes aussieht. Hier dürfen sich Menschen angenommen wissen. Hier wird einander verziehen. Das geschieht schon aus dem Grunde, weil sich die Menschen bewusst sind: Gott hat uns, jedem einzelnen verziehen. Jeder muss sich selbst sagen: Ich brauche es, dass mir immer wieder neu vergeben wird, dass ich mit meinen Fehlern ertragen werde. Also muss ich andere ertragen. In dieser Gemeinschaft darf sich jeder angenommen wissen. Dort wird Gott im Miteinander wie auch im Lobpreis die Ehre gegeben. In diesen Gemeinden sollen alle ihre eigene Berufung finden. Alle können so zum Heil werden.
Ich merke, wie sehr ich bei den Worten des Paulus ins Schwärmen gekommen bin. Die Realität in vielen Familien und Gemeinden, ja religiösen Gemeinschaften sieht anders aus. Aber wir sind auf dem Weg dazu. Wir dürfen immer wieder umkehren. Wir dürfen reifen und wachsen im Glauben, und auch im Leben als Christen. Wir sollten uns redlich mühen, immer mehr als neue Familie Gottes zu leben, zu zeigen, woraus wir leben, was unser Ziel ist. Wir sollten uns auch nicht entmutigen lassen. Gott traut es uns zu, als seine Familie zu leben. Es ist das Heil, das uns Gott bereitet hat. Gott ist unsere Zukunft.
Gott schenkt Zukunft
Gott war auch die Zukunft für Abraham. Er war kinderlos. Kinderlos zu sein bedeutete eine Schande. Ein Ehepaar ohne Kinder war ein Paar ohne Zukunft. Doch Gott schenkt dem Abraham Zukunft. Gott schenkt Abraham und Sarah einen Sohn. Dieser Nachkomme ist der Anfang eines riesengroßes Volkes. Gott schenkt Leben, Gott schenkt Zukunft, ja Gott ist die Zukunft. In jeder Familie, sei es die leibliche Familie, sei es die Familie als geistliche Verbundenheit, kann diese Zukunft sichtbar werden. Darum freuen wir uns über Neugeborene - weil sie Zukunft verheißen, Zukunft Gottes mit uns. Jeder Mensch hat der Welt etwas zu sagen.
Es gibt das Lebensbeispiel einer jungen Frau aus Italien. Sie heißt Chiara Luce Badano. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern. Ihre Eltern haben 11 lange Jahre sehnsüchtig auf das Kind warten müssen. Mit 19 Jahren stirbt Chiara Luce Badano an einer Krebskrankheit. Chiara war lebenslustig, sie treib Sport, hatte viele Freunde. Doch sie nahm ihr Schicksal aus Gottes Hand an. Sie wurde für viele eine Glaubenszeugin. Die Kirche hat sie 20 Jahre nach ihrem Tod selig gesprochen. Immer wieder ermutigte sie ihre Eltern wie auch alle, die sie in der schweren Zeit der Krankheit besuchten, JA zu sagen zum Willen Gottes. Sie war fest vom Glauben getragen, in Gott neues Leben zu finden. Dieser Glaube gab ihr Kraft und Lebensmut in ihrer Krankheit. Wer das Leben dieser jungen Frau liest, merkt: Gott hatte mit ihr etwas vor. Ohne den Glauben wäre sie ohne Zukunft gewesen. In Gott hatte sie ihre Zukunft. In Gott haben wir unsere Zukunft.