Mit dem Fest der Taufe Jesu - vor 5 Wochen gefeiert - endete der Weihnachtsfestkreis. Vor der Liturgiereform dauerte die Weihnachtszeit bis zum Fest Mariä Lichtmess.
Heute heißt es "Fest der Darstellung des Herrn". Das Festgeheimnis gehört sicherlich zu Weihnachten dazu, aber wenn wir den Inhalt des Festes genauer anschauen, dann öffnet es die Tore hin zum Osterfest.
Schauen wir hinein in das Evangelium dieses Festes: Maria und Josef beanspruchen dieses Kind von Bethlehem nicht für sich - "mein Kind", "unser Kind". Sie bringen es in den Tempel und weihen es Gott für das, wozu ER dieses Kind bestimmt hat. Doch dieses Kind ist für sie jetzt nicht weggegeben, sondern sie bekommen es zurück, jedoch ganz für den Heilsdienst Gottes; und sie selbst sind mit einbezogen.
Das wichtige Geschehen ist hier: Das Kind Gott geben (weihen) und es neu zurückbekommen. Auch das Evangelium ist mehr als ein Bericht über das, was Josef und Maria getan haben. Es steckt eine Botschaft für uns dahinter: nämlich: Etwas Wichtiges Gott geben - um es von Gott neu zurückzubekommen.
Gott verändert unseren Glauben
Ein erster Gedanke zum heutigen Fest: Auch wir müssen unseren Weihnachtsglauben an dieses Kind von Bethlehem, das auch in uns geboren worden ist - denken wir an den oft zitierten Satz von Angelus Silesius: "Wäre Jesus tausendmal in Bethlehem geboren, aber nicht in uns, so wären wir dennoch verloren" - dieses in uns geborene Kind, diesen in uns neu lebendigen Glauben an Jesus, müssen wir zum Tempel, zu Gott bringen, ihn Gott weihen, und er gibt ihn uns neu zurück, aber in einer anderen Art, als wir uns das vorstellen.
Das heißt, wir müssen das Wertvollste, das wir empfangen haben, das göttliche Kind in uns, weggeben. Wir dürfen es nicht festhalten, nicht für uns behalten. Wir müssen es wieder hergeben, um es neu empfangen zu können.
Das betrifft auch unseren Glauben, der uns meist sehr kostbar ist. Er bleibt nicht so, wie wir ihn uns vorstellen. Gott verändert unseren Glauben in seiner Art, und das ist für uns oft nur schwer verständlich. Wir kapieren den Sinn meist erst viel später in der Rückschau auf unser Leben.
Gott nimmt uns den kindlichen Glauben und schenkt uns einen Glauben, der heute, im Alltag zu bestehen vermag.
Mit Segen zurück
Als Zweites möchte ich sagen: Alles, was wir denken, tun und schaffen, ist gut, wenn wir es vor Gott hinlegen, ihm anvertrauen. Er gibt es uns mit seinem Segen zurück. Wenn wir in einem Tagewerk nicht bloß unser eigenes Werk sehen, sondern es Gott weihen. Wir werden es danach ganz anders einordnen.
Geschenke veredeln
Ein Drittes ist: Alles, was uns im Leben geschenkt wird, dürfen wir immer wieder Gott zurückgeben, damit er es uns neu schenkt. Die Geschenke, die wir bekommen, z.B. so ein Blumenstrauß oder ein Buch zum Geburtstag, zu einem Festtag, verbinden wir es mit einem Gedanken an Gott und er wird uns sein noch tieferes Geschenk erkennen lassen, nämlich das Geschenk des Lebens. Erst recht gilt das für Liebe, Vertrauen, Geborgenheit. Halten wir das nicht für selbstverständlich, sondern sehen wir dahinter die Liebe, das Vertrauen, die Geborgenheit, die Gott uns schenkt. Und wir werden sie ganz neu und tief erleben.
Das Leben wächst im Geben
Und noch ein Letztes: Das Fest der Darstellung des Herrn zeigt uns einen Weg auf, wie ich zu mir selber finde, wie ich Ich werde, meine Persönlichkeit entwickle. Nur indem ich etwas von mir hergebe, auf den andern zugehe, mich mitteile, wird mir etwas zuteil. Das geschieht in Freundschaft, Ehe, aber auch unter Kollegen und Kolleginnen. Unser Leben wächst im Geben und Empfangen. Indem ich mich selber ganz hergebe, loslasse kann, finde ich zum Leben in Fülle. Es ist gut, wenn ich mein Leben, mich selber, immer wieder Gott weihe. Er gibt es mir wieder neu zurück.
Ostern entgegen
Das "Fest Darstellung des Herrn" führt uns in vielen Bereichen tiefer ins Leben hinein.
Unseren Weihnachtsglauben Gott übergeben und ihn zurückbekommen, damit er alltagsfest ist und herhält das Jahr über.
Unser Denken, Handeln, Tun Gott übergeben und wieder neu empfangen.
Unsere Geschenke Gott hinhalten und neu, anders empfangen.
Uns selber Gott hinhalten und neu zu uns selber finden.
Gott geben -von Gott neu bekommen, um das geht es. Das Gegenteil ist: Je mehr wir etwas oder uns selber krampfhaft festhalten, desto mehr werden wir dieses oder uns selber verlieren.
Wer das bedenkt, geht nach dem Weihnachtfest mit dem Fest der Darstellung des Herrn bewusster in die österliche Bußzeit hinein, auf Ostern zu, der Auferstehung entgegen. Der heutige Festtag leitet über von Glauben der Menschwerdung Gottes zum Glauben an die Auferstehung. Die Darstellung Jesu im Tempel wird zu unserer Darstellung vor dem Herrn. - Ich finde es wunderbar, dass wir das so feiern dürfen!