Himmel
Wo ist der Himmel zu finden? Etwa in der Unendlichkeit des Universums? Im Geheimnis des Festes von "Maria Aufnahme in den Himmel" geht es um das vollendete Ziel eines Lebens als Mensch, als Glaubender. Es geht um ein Fest der Hoffnung und der Gewissheit: Wir dürfen selbst - wie Maria - daran festhalten und hoffen, bei Gott "Raum und Anschauung" zu finden. Gott setzt allen Niedrigkeiten und Unvollendetem eines menschlichen Lebens seine "Aufnahme" und "Annahme" gegenüber.
Himmelfahrt. Zu diesem Begriff können wir auch "Raumfahrt" oder "Luftfahrt" setzen. Viele von uns waren oder sind begeisterte Flugreisende. Die Weite des Himmels, des Horizonts, die Weite und Tiefe auch der Landschaft darunter, hat eine eigene Faszination. Die Raumfahrt, die Berichte über die Sonden, die sich auf zum Mars machen, oder das Universum in seiner Größe und Vielfalt zu erforschen versuchen, all dass ist uns heute in vielen Teilen der Welt täglich präsent und zugänglich. So erhielt der Himmel, der in allen Religionen immer auch als der "Sitz der Götter" bezeichnet wurde, einen anderen und neuen Zugang.
Erde
Maria Himmelfahrt ist - auch unter dieser Rücksicht - kein Fest der Raumfahrt oder der "Entrückung" in ein entferntes Universum. Marias Himmelfahrt ist ein sehr irdisches Fest, ein Fest, das mit uns Menschen zu tun hat, dem je eigenen und gemeinsamen Lebensweg, dem Ziel unseres Lebens, wie auch der Verbindung zwischen Gott und Menschen.
Ein Fest mit langer Tradition
Zuerst ein kurzer Blick auf die Entstehung dieses alten Marienfestes.
Das Fest der Aufnahme Marias in den Himmel gehört zu den wohl bedeutendsten Festen in der katholischen Kirche. Und das trotz der Tatsache, dass diese "Himmelfahrt" keineswegs biblisch fundiert ist, wie etwas das Fest von Christi Himmelfahrt, das vierzig Tage nach Ostern gefeiert wird.
Dieses Fest hat aber eine sehr lange Tradition. In der Ostkirche wurde es bald nach dem großen Konzil von Ephesus im Jahre 431 gefeiert. In diesem Konzil wurde Maria, der Mutter Jesu, der Titel "Gottesgebärerin" zugesprochen.
In einigen Teilen der Weltkirche wurde besonders die Entschlafung Marias gefeiert, also ihr seliger Tod. Der Hintergrund dabei: mit dem Tod war bei Maria "nicht alles aus". Mit dem Tod begann eine neue "Bestimmung": die Aufnahme bei Gott für diese konkrete Frau.
In vielen Kirchen finden wir großartige Darstellungen von der Aufnahme Marias in den Himmel; viele Kirchen feiern auch heute ihren "Namenstag".
Lassen Sie mich heute zwei Aspekte zu diesem Fest öffnen:
Ein Fest des Menschen und seiner Bestimmung
Dieses Fest hat in erster Linie mit unserem Menschsein zu tun. Dieses Fest hat nicht nur mit dieser großen jüdischen Frau konkret zu tun, sondern betrifft eigentlich alle glaubende Menschen aus allen Zeiten. Wenn Gott es so will, und die Frohe Botschaft von Jesu zeigt dahin, dann sind wir alle, jeder von uns, auch zu diesem Ziel, zu dieser "Himmelfahrt" bestimmt. Ich weiß wohl, wie schwer heute dieser Gedanke auch vielen glaubenden Menschen zu vermitteln ist. Nur: an dieser Tatsache, an diesem Ziel können wir einfach nicht rütteln, wenn wir das Evangelium ernst nehmen wollen und wirklich daran zu glauben versuchen.
Dieser Glaube ist keine Vertröstung auf die Ewigkeit. Nein, dazu ist er viel zu ernst.
Und dazu ist auch das Leben hier und heute, in all seiner Realität, in seinen Höhen und Tiefen, in seinen Hoffnungen und Sorgen, viel zu konkret und herausfordernd. Die christliche Botschaft ist keine "Vertröstungsreligion"; aber ohne den Aspekt der möglichen "Anschauung Gottes", der letzten Gerechtigkeit, die wir nur bei Gott erhoffen dürfen, verfehlen wir grundsätzlich die Worte und die Botschaft Jesu.
Ein Fest der Hoffnung
So ist dieses Fest der Himmelfahrt Marias auch ein Fest der Hoffnung der Menschen insgesamt. Auch uns ist dieses Ziel verheißen. Vergessen wir dies nie!
Dürfen wir nicht gerade heute dafür Gott danken? Mitten im Sommer. Mitten in den schönsten Farben von Landschaft und Natur? Danken wir für dieses Wahrnehmen und bitten wir den Herrn dieser Welt um das wahre "Erkennen" und sein Geleit!
Ein weiterer Aspekt
Ein Fest unseres Selbst - Einswerden mit Gott
Der große Psychologe Carl Gustav Jung hielt in einem seiner Bücher die Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel "für das wichtigste religiöse Ereignis seit der Reformation". Er meinte, man müsse das Dogma psychologisch interpretieren und nicht historisch-systematisch. Für den psychologischen Verstand, so meint er, sei dieses Fest durchaus einleuchtend. Jung sieht in dem Dogma auch eine "Sehnsucht nach Überwindung von historischen Gegensätzen (Mann-Frau, oben – unten. . . ). Er meint damit, dass dieses Fest mit dieser Aussage einer "Himmelfahrt", ein Fest unseres Selbst sei, in dem Gott und Menschen, Mann und Frau, sich ein Stück näher kommen. Eine - wenn man tiefer darüber nachzudenken bereit ist - interessante Interpretation dieses weltbekannten Psychologen des 20. Jahrhunderts.
Maria Aufnahme in den Himmel heißt für uns heute, um dies nochmals zusammenzufassen:
Uns allen, den Glaubenden, die sich auf diesen Weg eingelassen haben und noch einlassen werden, ist auch diese Aufnahme verheißen: mit all dem was wir sind, unserer ganz persönlichen Lebensgeschichte, mit dem Gelungenem und Gescheiterten, mit Hoffnungen und Sehnsüchten.
Von Gott aufgenommen und angenommen
Gegen all die anderen Erfahrungen der Menschen: dem Vergessen, der ewigen Nichtigkeit, Einsamkeit und Namenlosigkeit, setzt Gott die "Aufnahme" oder Annahme.
Himmel finden wir aber nicht - auch wenn es noch so faszinierend ist - in der Unendlichkeit des Universums. Himmel ist, wie der Apostel sagt, oft sehr nahe und unmittelbar in dieser Welt, Gott selbst, …
Maria ist die, die uns vorausgegangen ist. Sie wurde von Gott "aufgenommen" und damit auch "angenommen".