Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 08. Okt. 2023 - 27. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 5,1-7
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Ich will singen von meinem Freund,
das Lied meines Liebsten von seinem Weinberg.
Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.
Er grub ihn um und entfernte die Steine
und bepflanzte ihn mit edlen Reben.Er baute in seiner Mitte einen Turm
und hieb zudem eine Kelter in ihm aus.
Dann hoffte er, dass der Weinberg Trauben brächte,
doch er brachte nur faule Beeren.
Und nun,
Bewohner Jerusalems und Männer von Juda,
richtet zwischen mir und meinem Weinberg!
Was hätte es für meinen Weinberg noch zu tun gegeben,
das ich ihm nicht getan hätte?
Warum hoffte ich, dass er Trauben brächte?
Und er brachte nur faule Beeren!
Jetzt aber will ich euch kundtun,
was ich mit meinem Weinberg mache:
seine Hecke entfernen,
sodass er abgeweidet wird;
einreißen seine Mauer,
sodass er zertrampelt wird.
Zu Ödland will ich ihn machen.
Nicht werde er beschnitten,
nicht behackt,
sodass Dornen und Disteln hochkommen.
Und den Wolken gebiete ich, keinen Regen auf ihn fallen zu lassen.
Denn der Weinberg des Herrn der Heerscharen
ist das Haus Israel
und die Männer von Juda sind die Pflanzung seiner Lust.
Er hoffte auf Rechtsspruch –
doch siehe da: Rechtsbruch,
auf Rechtsverleih –
doch siehe da: Hilfegeschrei.
Die heutige Perikope aus dem Jesaja-Buch ist das “Weinberglied”, kunstvolle Poesie inmitten der Prophetenliteratur. Es leitet die Immanuel-Verheißung im Kap. 7 des Buches ein. In dieser Poesie besingt der Prophet das Schicksal eines Gutsbesitzers und seines Weinberges, der aber zu nichts nutze ist. So gibt der Weinbergbesitzer selbst seinen eigenen Besitz dem Verfall preis.
Im Laufe des Textes werden die Bilder klar: Der Weinbergbesitzer ist Gott selbst, der Weinberg das Haus Israel, in dessen Mitte die Pflanzungen, die Männer Israels.
Hintergrund ist der Verfall des auserwählten Volkes, dessen Untergang durch den Propheten vorhergesagt wird. Aber der Verfall ist nicht das Ende, wie das weitere Buch zeigt: Gott ist Immanuel - Gott-mit-uns, der rettet und weiterführt - aber erst nach Strafe und Bedrängnis.
Der Text Jesaja 5,1-7 wird in der Exegese als so genanntes "Weinberglied" bezeichnet. "Weinberg" ist in der alttestamentlichen und altorientalischen Literatur oftmals eine Umschreibung für "Liebhaber". Beschrieben wird in diesem Weinberglied eine Liebe, welche trotz allen Werbens keine Gegenliebe erfährt. Verschiedene Propheten bedienen sich auch dieses Bildes, um das oftmals "einseitige" Verhältnis zwischen Gott (JHWH) und den Israeliten zu beschreiben.
Stilistisch spricht zuerst ein Erzähler (= Prophet) über seinen Freund und dessen Weinberg (Verse 1 und 2). Anschließend kommt der Freund selbst zu Wort (Verse 3 bis 6) und im Vers 7 spricht wieder der Freund (= Prophet).
Vers 7 ist ein Gerichtswort, denn Israel hat die Liebe zu Gott und zum Nächsten nicht gelebt. Die Liebe Gottes scheitert hier, aber Gottes Werben um Israel, sein Werben um den Menschen, hört trotzdem nicht auf.
Die alttestamentliche Lesung dieses Sonntags ist dem Buch des Propheten Jesaja entnommen und wird das Weinberglied genannt. Dieses bildet eine geschlossene Einheit und dürfte etwas älter sein als der Textzusammenhang, in dem es nun steht.
Das Weinberglied bedient sich einer im Alten Testament beliebten Metapher: mit dem Bild des Weinbergs wird das Verhältnis zwischen Geliebten beschrieben (vgl. Hld 8, 11), der/die Geliebte ist der kostbare Besitz eines/einer Liebenden. Bei einigen Propheten und im Psalm 80 wird dieses Bild auf die Beziehung Jahwes zu seinem Volk angewandt.
In unserem Text wechselt der Sprecher vom Propheten, der von einem Freund und dessen Weinberg erzählt (Verse 1 bis 2) zum Besitzer des Weinbergs (Verse 3 bis 6) und zurück zum Propheten (Vers 7).
Der erste Abschnitt entfaltet, was der Besitzer alles für den geliebten Weinberg getan hat (Verse 1 bis 2),
der zweite die Ratlosigkeit des enttäuschten Besitzers/Liebhabers (Verse 3 bis 4);
der dritte Abschnitt listet auf, was der sich betrogen fühlende Besitzer in seiner Enttäuschung und Wut zu tun gedenkt;
der vierte Anschnitt wendet den Vergleich auf die aktuelle Situation an, das ist kurz vor dem Fall Israels im syrisch-efraimitischen Krieg im Jahre 722.
Das Lied, das so frohgestimmt begonnen hat, endet mit einem Gerichtsspruch über das Haus Israel, bzw. läßt die Hörer ein hartes Urteil über sie selbst fällen.
Antwortpsalm - Ps 80,9. 12-16. 19-20
Kv: Der Weinberg des Herrn ist das Haus Israel. – Kv
(GL 46,1)
Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, *
du hast Völker vertrieben und ihn eingepflanzt.
12Seine Ranken trieb er bis zum Meer *
und seine Schösslinge bis zum Eufrat! – (Kv)
13Warum rissest du seine Mauern ein? *
Alle, die des Weges kommen, plündern ihn.
14Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, *
es fressen ihn ab die Tiere des Feldes. – (Kv)
15Gott der Heerscharen, kehre doch zurück, /
blicke vom Himmel herab und sieh, *
sorge für diesen Weinstock!
16Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat, *
und den Sohn, den du dir stark gemacht! – (Kv)
19Wir werden nicht von dir weichen. *
Belebe uns und wir rufen deinen Namen an.
20Herr, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her, *
lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet. – Kv
2. Lesung - Phil 4,6-9
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Schwestern und Brüder!
Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage
betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in Christus Jesus bewahren.
Im Übrigen, Brüder und Schwestern:
Was immer wahrhaft, edel, recht,
was lauter, liebenswert, ansprechend ist,
was Tugend heißt und lobenswert ist,
darauf seid bedacht!
Und was ihr gelernt und angenommen,
gehört und an mir gesehen habt,
das tut!
Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
Martin Stewen (2020)
Bernhard Zahrl (2002)
Hans Hütter (1996)
In Philippi scheint was schief zu gehen. Also mahnt der Seelsorger Paulus die Leute an, mal genau auf ihr Leben zu schauen. Es ist eine freundliche und gütige Warnung, es mangelt an harschen Worten. Aber es ist auch eine notwendige Kurskorrektur, die da ansteht. Das vierte Kapitel ist gleichsam ein Schlussakkord, ein Resümee aus all den Erklärungen, die Paulus in vorhergehenden Worten geliefert hat, von denen wohl die bekanntesten der Christushymnus des Philipperbriefes sind. Diese Ermahnungen haben einen Grund: Die Gemeinde soll in Ruhe und Sicherheit - im Frieden Christi - sein, denn ohne das ist ein profundes Glaubensleben praktisch und spirituell nicht möglich. Eine Botschaft auch an uns in heutiger Zeit.
Die zweite Lesung dieses Sonntags ist dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper entnommen, den Paulus während seiner Gefangenschaft geschrieben hat.
Zuerst wird eine kurze Lehre über das Gebet geboten, welches im Vertrauen auf Gott gegründet sein soll. Denn auch Jesus predigte, dass der Beter nicht ängstlich und zaghaft, sondern voller Vertrauen auf Gott sein soll. Dieses Gebet hat aber auch Auswirkungen auf den Beter selbst: der Friede Gottes und nicht menschliche Sorgen werden das Herz erfüllen.
In der Schlussmahnung des Textes werden erstrebenswerte Haltungen vorgestellt, die sich offensichtlich nicht mit den damaligen heidnischen Moralvorstellungen gedeckt haben dürften. Die Lehre und das Vorbild des Apostels sind für die Gemeinde verbindlich. Letztlich ist der hier aufgestellte "Verhaltens- und Tugendkatalog" aber nicht als spezifisch christlich zu werten.
Die neutestamentliche Lesung dieses Sonntags ist dem Philipperbrief entnommen. Paulus schreibt diesen Brief in der Gefangenschaft. Zwei Momente sind in diesem Abschnitt bedeutsam:
Paulus ermahnt zur Sorglosigkeit.
Diese hat ihren Grund im Vertrauen auf das Geborgensein in Gott und geht auf die Haltung Jesu zurück, der predigt: Sorget euch nicht ängstlich, was ihr essen, trinken oder anziehen sollt...
Selbst die Gefangenschaft kann Paulus diese gläubige Grundhaltung nicht rauben.
Paulus stellt einen Verhaltens- und Tugendkatalog für seine Gemeinde auf. Dieser enthält nichts Außergewöhnliches, nichts spezifisch Christliches. Paulus predigt keinen speziellen Moralkodex. Das Alltägliche und Selbstverständliche, was jeder Mensch im Innersten seines Herzens als gut erkennt, ist Inhalt seiner Verhaltensregeln auch für die Gemeinde. Wer so lebt, wird Frieden bei sich selbst und bei Gott finden.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 15,16
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr Frucht bringt
und dass eure Frucht bleibt.
Halleluja.
Evangelium - Mt 21,33-44
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
sprach Jesus zu den Hohepriestern
und den Ältesten des Volkes:
Hört noch ein anderes Gleichnis:
Es war ein Gutsbesitzer,
der legte einen Weinberg an,
zog ringsherum einen Zaun,
hob eine Kelter aus
und baute einen Turm.
Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer
und reiste in ein anderes Land.
Als nun die Erntezeit kam,
schickte er seine Knechte zu den Winzern,
um seine Früchte holen zu lassen.
Die Winzer aber packten seine Knechte;
den einen prügelten sie,
den andern brachten sie um,
wieder einen anderen steinigten sie.
Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal;
mit ihnen machten sie es genauso.
Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen;
denn er dachte:
Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
Als die Winzer den Sohn sahen,
sagten sie zueinander: Das ist der Erbe.
Auf, wir wollen ihn umbringen,
damit wir sein Erbe in Besitz nehmen.
Und sie packten ihn,
warfen ihn aus dem Weinberg hinaus
und brachten ihn um.
Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt:
Was wird er mit jenen Winzern tun?
Sie sagten zu ihm:
Er wird diese bösen Menschen vernichten
und den Weinberg an andere Winzer verpachten,
die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.
Und Jesus sagte zu ihnen:
Habt ihr nie in der Schrift gelesen:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
er ist zum Eckstein geworden;
vom Herrn ist das geschehen
und es ist wunderbar in unseren Augen?
Und wer auf diesen Stein fällt,
wird zerschellen;
auf wen der Stein aber fällt,
den wird er zermalmen.
Darum sage ich euch:
Das Reich Gottes wird euch weggenommen
und einem Volk gegeben werden,
das die Früchte des Reiches Gottes bringt.
Martin Stewen (2020)
Bernhard Zahrl (2002)
Hans Hütter (1996)
Die Parabel vom Weinbergmord - der Titel ist wohl griffig, greift aber zu kurz - trägt deutliche Referenzen an das Weinberglied des Jesajabuches (heutige erste Lesung). Der Evangelist legt Jesus eine Standpauke an die Verantwortlichen der Synagogengemeinden seiner Zeit in den Mund. Dazu benutzt er das Bild des Weinberglieds, erweitert es aber entscheidend. So sind die Männer Israels nicht mehr passive Pflanzungen, sondern aktive Winzer. Dann kommen die Knechte des Weinbergsbesitzers vor - sie sind die Propheten im Volk Israel, die oftmals unter harter Verfolgung litten. Und dann ist da noch der Erbe, den die Winzer töten: Hier deutet Matthäus das Weinberglied, das Christen im Zusammenhang der Immanuelsverheißung von Jesaja wohl implizit auf Christus hin lesen, nun explizit christologisch um. Durch die tragischen Motive der Parabel wird die Passionsgeschichte Jesu vorweg angedeutet.
Wie an den letzten beiden Sonntagen, so kommt auch in den heutigen Texten wieder der Weinberg vor. Vor zwei Wochen war es das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, und am letzten Sonntag das Gleichnis von den ungleichen Söhnen.
Das heutige Gleichnis ist an Hohepriester und Älteste adressiert. Die aus dem älteren Testament bereits bekannte Metapher des Weinberges (Beziehung "Geliebte – Geliebter" vgl. dazu auch die erste Lesung) wird hier als Bild der Beziehung zwischen Jesus und den religiösen Führern des Volkes gesehen.
Zur Zeit Jesu war der Grundbesitz in den Händen von einigen wenigen Machthabern, Königen oder Großgrundbesitzern. Die Bauern hatten oftmals keinen eigenen Boden, den sie bewirtschafteten, sondern waren häufig Pächter. Vielfach lebten die Grundbesitzer im Ausland und ließen den Pachtzins (bis zur Hälfte des Ertrags!) durch ihre Verwalter eintreiben. Die Galiläer waren vielfach Zeloten und kämpften gegen die ausländischen Grundbesitzer. Die Pacht musste daher immer wieder mit Zwangsmitteln eingetrieben werden.
Beim Tod von Proselyten oder Heiden ohne Erben konnten sich Juden deren Weingärten oder Äcker aneignen. Wer als erster den Grund umzäunte, dem fiel er als Besitz zu.
Aus dieser leidenschaftlich bewegten Welt und Mentalität gestaltet Jesus die Botschaft seines Gleichnisses. Matthäus spricht auch das Glaubensverständnis der jungen Gemeinden an. Da Israel JHWH verworfen hat, sind nun sie die Erben dieser Verheißung und des Reiches Gottes. Gott bleibt auch nach der Verwerfung seines Sohnes seiner Zusage an den Menschen treu und wendet sich denen zu, die für die Gnade seines Reiches offen sind.
Als Evangelium des 27. Sonntags wird das Weinberggleichnis in der Version des Evangelisten Matthäus vorgetragen. Dieses schließt eng an das vorhergehende Gleichnis von den ungleichen Söhnen an und ist an die gleichen Adressaten gerichtet, an die "Hohenpriester und Ältesten des Volkes". Schon darin unterscheidet sich das Gleichnis von seiner alttestamentlichen Vorlage (Jes 5, 1 ff).
Das Weinbergmotiv ist eine beliebte Metapher für die Beziehung Geliebter-Geliebte (siehe oben, 1. Lesung) wie auch für das Verhältnis Jahwes zu seinem Volk. Bei Matthäus geht es jedoch nicht um die Beziehung des Gottesvolkes zu seinem Herrn, sondern um die Beziehung der religiösen Führer des Volkes zu Jahwe.
Zur Zeit Jesu gehörte ein Teil des Landes Großgrundbesitzern, die im Ausland lebten, ihre Grundstücke von Pächtern bearbeiten ließen und von diesen die Erträge eintrieben. Das Gleichnis hat diese sozialen Umstände als Hintergrund, zielt aber auf die "Hohenpriester und Ältesten", die sich im übertragenen Sinne fremdes Eigentum (das Volk Gottes) unrechtmäßig angeeignet haben.
Eindeutiger als in anderen Gleichnissen ist die Rollenverteilung: Gutsbesitzer ist Gott, die Pächter sind die "Hohenpriester und Ältesten", die Knechte des Gutsbesitzers sind die Propheten, der Sohn des Gutsbesitzers ist Jesus Christus.
Das Logische Ende legt der Erzähler in Vers 41 den Zuhörern selbst in den Mund: Der Gutsbesitzer "wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten..."
Der Evangelist modifiziert diese Schlussfolgerung (Verse 42 bis 44): Nicht die Zerstörung Jerusalems und die Tötung der religiösen Führerschaft der Juden sind Absicht Gottes. Das Reich Gottes wird dem neuen Volk Gottes gegeben, das die erwarteten Früchte bringen wird. Mit anderen Worten: der Weinberg ist "in Ordnung". Im Gegensatz zur Jesaja-Vorlage richtet sich die Kritik nicht an das Volk sondern an die, die den Weinberg verwalten.
Eine zusätzliche Erweiterung erhält der Text durch das Wort vom verworfenen Baustein. Die junge Kirche deutet das Gleichnis auf Christus hin. Sie sieht ihn als den Sohn und Erben des Weinbergbesitzers. Den von den Hohenpriestern und Ältesten Verworfenen sehen sie in einer neuen Schlüsselrolle: Er ist der Eck- und Schlussstein, der alles zusammenhält und der Heilsgeschichte eine neue Perspektive gibt.
„Früchte des Reiches Gottes“
Was sind „Früchte des Reiches Gottes“?
Zunächst: Was sollen wir uns unter „Reich Gottes“ vorstellen? Ich stell mir ein Reich, ein Land vor, das nicht von einem Kanzler oder einer Kanzlerin, auch nicht von einem Regierungsteam, sondern direkt von Gott regiert wird! - Unvorstellbar, sagen Sie vermutlich! Wenn aber dieser Gott sagt: Ich bin es! Ich bin der HERR? Und wenn, wie soll das dann ausschauen? Fragen wir den Spezialisten für das Reich Gottes: Jesus! Er hat damals, als er in Israel lebte, gesagt: „Seht doch! Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Sündern wird vergeben…!“ Damit nennt er Früchte des Reiches Gottes. Wo Jesus ist und wirkt, da ist das Reich Gottes und da gibt es „Früchte“.
In Jesus ist das Reich Gottes gekommen.
In Jesus ist das Reich Gottes gekommen und bereits unter den Menschen. In das Reich Gottes eintreten, heißt dann: Jesus annehmen, sich auf ihn einlassen, an ihn glauben, mit ihm mitmachen.
„Reich Gottes“ besagt: Gott handelt! Ist das etwas Neues, dass Gott unter den Menschen und mit den Menschen handelt? Ja und Nein! - Ja, es ist etwas Neues, weil es neu ist, dass Gott in einem Menschen, nämlich in diesem Menschen Jesus, auf einmalige Weise da ist und wirkt. In Jesus und mit ihm handelt Gott selbst! Und nein: Es ist nichts Neues, dass Gott bei und durch Menschen handelt. Er hat ja an und mit seinem Volk Israel gehandelt: beim Auszug aus Ägypten, in der Wüste, immer wieder, wenn Israel von Feinden angegriffen wurde, aber auch in den einzelnen Gläubigen. Die Psalmen sind ein Zeugnis dafür.
Doch jetzt ist mit Jesus, „dem Sohn“, eine neue Situation des Handelns Gottes gekommen. Es ist tragisch, dass die Verantwortlichen im Volk, „die Hohepriester und Ältesten des Volkes“, sich der neuen Situation nicht öffnen. In seiner Gleichnisrede spiegelt ihnen Jesus, was sie tun: Sie nehmen „den Sohn“ nicht nur nicht an, sie wollen ihn beseitigen - und bringen sich so um die neue, entscheidende Phase des Handelns Gottes an ihnen.
Durch Jesu Tod eröffnet sich eine neue Phase des Reiches Gottes.
Jesus wird von den Verantwortlichen in Israel zum Tod verurteilt und gekreuzigt. Was bedeutet dieses Ende Jesu für das Kommen des Reiches Gottes? Bedeutet es das Ende der Initiativen Gottes? Nein! Gerade durch dieses Ende, durch den Tod Jesu am Kreuz, eröffnet er ein neues Angebot. Jesus gebraucht dazu das Bild vom Hausbau. Die Bauleute, die Verantwortlichen im Volk Israel nämlich, haben mit Jesus den wichtigsten Baustein weggeworfen. Er aber ist zum Schlussstein geworden. Durch ihn wird das „Haus“ des Reiches Gottes zusammengehalten.
Ohne Jesus gibt es kein Reich Gottes! Wir sind eingeladen, mitzubauen am Reich Gottes. Das geht freilich nur zusammen mit Jesus, in seinem Lebensstil und seinem Arbeitsstil. Der Gekreuzigte ist auferstanden. Er lebt und lebt mit uns!
Paulus fordert die Christengemeinde von Rom auf (vgl. Lesung): „Im Übrigen, Brüder und Schwestern: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, …darauf seid bedacht.“ Wenn wir diese Lebenseinstellung bejahen und zu unserer eigenen machen, nehmen wir teil am Lebens- und Arbeitsstil Jesu, bauen wir mit am Reich Gottes. Immer im Vertrauen darauf, dass Gott selbst das Entscheidende tut! Dann stellen sich Früchte des Reiches Gottes ein!
Der vernachlässigte Weinberg Gottes
Erntezeit im Weinberg Gottes
Heute werden uns ganz naturbezogene Texte vorgestellt. Vom Weinberg ist die Rede, auch von der Traubenernte, passt somit gut in diese Tage, wo auch in unseren Landen viel Obst, auch Weintrauben geerntet werden. Gott stellt den Menschen die Schöpfung, alles, was in der Natur wächst und herumläuft, zur Verfügung. Wie wir Menschen damit umgehen, ist eine andere Sache.
Bei der Gabenbereitung ist das Gebet des Priesters besonders auffällig: „Du schenkst uns den Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit.“ Menschliche Arbeit, Mitarbeit ist also notwendig, damit wir eine gute Ernte erhalten. Ein Teil der Mitarbeit wird beschrieben: Steine aus dem Boden entfernen, natürlich noch viele andere Arbeiten, damit wir Weinreben edelster Art bekommen, aus denen dann beste Früchte wachsen, also ideale Voraussetzungen. - Und was kam dabei heraus? Ungenießbare Früchte! Wieso? Das braucht Ursachenforschung. Der Grund ist gleich gefunden: Streit blockiert Arbeit, Zusammenarbeit, Mitarbeit des Menschen im Glauben. Wie schon erwähnt: beste Voraussetzungen mit schlechtem Resultat.
Der vernachlässigte Weinberg Gottes
Das Evangelium wird sehr konkret: Es beginnt beinahe wortgleich mit der ersten Lesung. Auch in der Gemeinde des Matthäus gab es viel Streit. Die Pächter sind die Israeliten, besonders die Ältesten und Hohenpriester, die der Auffassung Jesu nach ihre Berufung glatt verfehlt haben. Die Mitarbeiter des Besitzers werde verprügelt, der Sohn des Gutsbesitzers, also Jesus, soll sogar getötet werden.
Hier geht es bereits um eine Vorwegnahme des Kreuzestodes Jesu. Der Herr wird diesen „bösen Menschen ein böses Ende bereiten.“ (Mt 21,41). Wenn Sie schon einmal in Israel waren, werden Sie vielleicht zum Karmel, dem „Weingarten Gottes“ gekommen sein. Es handelt sich um ein Gebirge 23 km lang, ca. 10 km breit, entlang der Mittelmeerküste. Dort gibt es eine üppige Vegetation, heute Nationalpark. An diesem Ort fand die Verehrung des Gottes Ba'al statt, eines fremden Gottes und hier wird dieser Anbetung könnte man sagen, durch JHWH mit Hilfe des Propheten ein Ende bereitet. Und wie wir hörten, das ging alles nicht konfliktfrei ab. Der Weinberg oder „Weingarten Gottes“ ist jener Ort, an dem Mensch und Gott zusammenarbeiten sollen, getragen von Liebe und Wertschätzung. Das geschieht leider sehr oft nicht.
Dann der Schlusssatz: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, wird zum Eckstein.“ (Mt 22,43). Das Matthäusevangelium wird als „kirchliches“ Evangelium bezeichnet, steht deshalb auch im Neuen Testament an erster Stelle, obwohl Markus der zeitlich ältere Evangelist ist und sein Evangelium sogar die Grundlage für das Matthäus- und Lukasevangelium darstellt. Matthäus stellt den Eckstein (Christus) und den Fels (Petrus) nebeneinander und will damit zeigen, dass die kommende Kirche das neue Gottesvolk ist. Trotz aller Widerwärtigkeiten und Verfolgungen wird sie nicht untergehen.
Auch der Weinberg Gottes braucht Pflege
Welchen Schluss könnten wir aus diesen Texten ziehen? Da wird die große Interesselosigkeit des Volkes sichtbar. Ein Weinberg braucht ständig Pflege. Manches muss abgeschnitten werden, was überflüssig oder verdorrt ist. Das gilt auch für unsere Anforderungen im Leben. Welche Prioritäten setzen wir? Wo verzetteln wir uns und lassen wichtige Dinge verkommen? Hier ist eine Unterscheidung der Geister notwendig.
Dieses Weinberggleichnis mit den Winzern ist auch eine Anfrage an unser Glaubens- und Gebetsleben. Brauchen wir das überhaupt oder ist es vergeudete Zeit, sich damit ernstlich zu befassen? Gute Früchte sehr schön, dienen auch gelegentlich, besonders im Herbst als bunter Aufputz, ist das aber die Hauptaufgabe? Mit der religiösen Praxis ist das ähnlich: Kirchliche Hochzeit oder Begräbnis, oft nur ein Aufputz, weil es schön ist und dazu gehört.
Dann ist von den Erben die Rede. In welchem Zustand geben wir die materiellen und geistigen Güter weiter? Diese Anfrage geht sicher auch an alle, die Verantwortung tragen in Kirche und Gesellschaft, angefangen von Elternhaus über Schule, Politik und Kirche. Die Interessen des einzelnen oder starker Kleingruppen, auch was soziale Betroffenheit anlangt, sind oft andere als die der Führungskräfte, die um ihre Machtpositionen und um ihre guten Posten bangen. Lassen wir alles laufen, dann verwildert alles. Dann gewinnt die Feststellung des evangelischen Theologen Ernst Troeltsch (1865-1923) Bedeutung, die er 1896 am Beginn einer Vorlesung gemacht hat: „Meine Herren, es wackelt alles.“ In unsicheren Zeiten versuchen wir, es nicht wackeln zu lassen, sondern im Glauben und in der Liebe Gottes festen Halt zu finden.
Gottes Reich – auch unsere Sache
Kampfansage an die Vertreter des Judentums
Das Evangelium des heutigen Sonntags ist wie ein Krimi. Wenn man es in Filmmaterial umsetzen würde, dann könnten wir jetzt geradezu ein Knistern im Raum wahrnehmen.
Es beginnt mit den Worten: Jesus sprach zu den Hohenpriestern. Diese Einleitung ist wichtig, um das Ende des Textes und vor allem sein Knistern mitzubekommen, das für genau diese Hörerschaft der Synagogenleute wirklich nicht »Frohbotschaft« gewesen ist: "Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die Früchte des Reiches Gottes bringt." Dieses Fazit aus der Parabel ist bestens geeignet, um den Konflikt zwischen Jesus und seinen Gegnern weiter anzufeuern. Jesus sagt den Vertretern des Reiches Gottes auf Erden zu seiner Zeit, den jüdischen Schriftgelehrten und Hohenpriestern, an, dass ihre Zeit um ist, dass sie gleichsam die religiöse Kündigung erhalten würden. Meint auch: Dass ihnen das Fundament ihres Seins genommen wird.
"Ihr seid draußen"
Lassen wir die Vorwürfe Jesu an die Vertreter des Judentums, so wie der Evangelist Matthäus sie in Szene setzt, einen Moment länger auf uns wirken, um ihre Ungeheuerlichkeit nachspüren zu können. Zunächst ist den frommen Zuhörern sofort klar, was Jesus meint. Jesus greift zurück auf das Weinberglied aus dem Prophetenbuch Jesaja, in dem Israel als ein gepflanzter Weinberg beschrieben ist. Und der Gutsbesitzer, der die Pflanzung eingerichtet hat, ist Gott selbst, die Winzer die Repräsentanten des Judentums, zu denen Jesus gerade spricht. Im Weinberglied Jesajas werden die Männer des Volkes Israel als Verlierer hingestellt. Und damit kommt schon der erste Vorwurf. Als eine Zeit der Korrektur anstand, sandte Gott Knechte zu den Winzern: seine auserwählten Propheten. Sie wurden gar nicht erst angehört, sondern verstoßen - das war in der Tat das Schicksal vieler Propheten. Schließlich sandte Gott seinen Sohn, den Erben. Den brachten sie geradewegs um. Der Evangelist lässt Jesus hier über sein eigenes Schicksal reden und macht so auch deutlich, dass der Tod Jesu schon zu frühen Zeiten seines Handelns akzeptierte Konsequenz ist.
Die Vertreter der Synagogengemeinde aber, an die Jesus seine harschen Worte richtet, sind die Mitglieder dieser Winzergemeinschaft, die Gott - dem Gutsbesitzer - nicht das rechte Maß Dienst und Ehrfurcht zukommen lassen. Und ihnen sagt Jesus: Eure Zeit ist zu Ende. Oder um es mit den theologischen Gedanken vom Reich Gottes zu formulieren: Der Alte Bund scheint gebrochen. Ein neuer Anfang muss heranbrechen, für den Jesus das Fundament ist, der Eckstein, den die Bauleute verwarfen.
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Eine tödliche Ansage
Das Evangelium ist ein Zeugnis aus religiös turbulenten Zeiten. Zur Zeit der Abfassung des Evangelisten etablierte sich die junge Christengemeinde gerade und das meinte auch: sie musste sich behaupten. Dazu erklärt die Parabel, die wir gehört haben, die Rolle Jesu im Heilsplan Gottes: Jesus vollendet und erhöht alles, was schon gewesen ist: Der neue Bund in Jesus Christus ist nicht nur eine Ablösung des Alten Bundes, sondern auch eine Alternative, weil die Partner Gottes im Alten Bund versagt haben und abgelöst werden müssen. Ja, Jesus lässt mit den Worten des Evangelisten Matthäus die Leute wissen: Im Heilsplan Gottes habt ihr versagt.
Mit dieser Darstellung wird nun auch deutlich, dass der Tod Jesu nicht nur eine Folge des Konflikts ist, sondern ebenso auch für den Heilsplan notwendig. Wenn mit Jesus alles radikal neu werden soll, dann muss er auch gegebenenfalls radikal bis ans Äußerste gehen. Und das ist Frohe Botschaft an dieser Parabel vom Mord am Erben des Gutsbesitzers: Der Gutsbesitzer, so hörten wir, vermag seinen Sohn hinzugeben, um den Weinberg in seiner Bestimmung zu halten. Und genauso gibt Gott seinen Sohn dahin, um das Versprechen vom Heil immer noch durch alle Zeiten bis heute umsetzen zu können und nicht irgendwelchen Entwicklungen preiszugeben, die dieses Heil verschleiern. Und dieses Verschleiern war es, dass die ersten Christen den Juden ihrer Zeit vorwarfen.
Wir kommen auch vor
Die Parabel vom Mord am Weinbergbesitzer war aber nicht nur eine Mahnung an die Prominenten der Synagogengemeinde zur Zeit des Evangelisten. Diese Geschichte stellt auch uns hier und heute einige Fragen. Lassen wir einmal mehr die Personen der Geschichte an uns vorbeiziehen und schauen wir sie an. Und stellen uns die Frage: Wer etwa unter all den genannten Mitspielern ist uns ganz spontan am nächsten, oder besser: am vertrautesten? - Können wir den Gutsbesitzer und sein Anliegen und seine Absichten verstehen? Soll heißen: Sind wir bereit, uns für die Sache Jesu mit unserer Existenz einzusetzen? am Reich Gottes zu arbeiten, dass es zum Heil der Menschen dient und nicht zum Abbild unserer eigenen Ideen wird?
Oder müssen wir feststellen, dass uns das Wesen dieser Winzer ja irgendwie nicht ganz fremd ist? Wir schaffen wohl gern in diesem Weinberg des Herrn, wir sind ganz gerne religiös, fromm und andächtig, aber eigentlich mal zuerst für uns selbst und für unser Wohlbefinden. Wenn Glaube aber fordernd oder gar herausfordernd wird, ist es nicht mehr so unser Ding?
Oder entlockt uns die Sicht auf die Knechte des Gutsbesitzers einen deprimierten tiefen Seufzer: Sie sind diejenigen, die für den Weinberg, also für das Reich Gottes, ihre Haut riskieren und dazu ordentlich Prügel beziehen. Und wir stellen für uns selbst fest, dass wir uns ja auch wohl gern für das Reich Gottes einsetzen, aber dass uns das ja eigentlich schon als recht frustrierende Angelegenheit zusetzt, weil wir meinen, dass das, was dabei herauskommt, nicht so richtig das ist, was wir gern hätten?
Wir sollen das Volk sein,
"das die Früchte des Reiches Gottes bringt"
Die Geschichte des heutigen Evangeliums ruft uns zu einer Kehrtwende auf. Die Mordgeschichte zeigt uns nur Menschen, die dem Reich Gottes mit all dem Negativen, das sie mitbringen, schwer zusetzen. So aber kann Reich Gottes nicht wachsen. Und daher mahnt der Evangelist uns implizit, vielmehr zu einer Haltung der Dankbarkeit und Demut zu finden, die uns das Heilsgeschenk Gottes in unserem Leben mit offenem Herzen annehmen lässt. Um daraus die Kraft zu schöpfen, dieses Geschenk auch dankbar weiterzugeben. Wir sollen das Volk sein, das die Früchte des Reiches Gottes bringt, wie es am Ende des Evangeliums heißt. Der Apostel Paulus bringt das in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi so auf den Punkt: "Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren."
SchöpfungsZeit 2020 - 27. Sonntag im Jahreskreis A
"SchöpfungsZeit 2020 - 27. Sonntag im Lesejahr A in der Liturgie der Römisch-katholischen Kirche" - als PDF herunterladen
Mehr Information zur SchöpfungsZeit und zum Verein oeku Kirche und Umwelt finden Sie unter folgendem Link:
https://www.oeku.ch/de/schoepfungszeit.php
Süße und saure Früchte
Christlicher Antisemitismus
An den antisemitischen Ressentiments, die im Holocaust ihren Höhepunkt gefunden haben, waren die christlichen Kirchen nicht unschuldig. Durch alle Jahrhunderte hindurch wurden Vorbehalte gegen Juden nicht zuletzt durch Bibeltexte, wie wir sie heute im Evangelium gehört haben, genährt und geschürt. Juden wurden immer wieder als Jesusmörder bezeichnet und angegriffen. Dazu beigetragen haben eine oberflächliche Bibelauslegung und Geschichtsbetrachtung.
In den ersten drei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung wurden die Juden gemeinsam mit den Christen von der römischen Staatsmacht verfolgt; weil beide sich in ihrer Lebensweise und von der übrigen Bevölkerung abhoben und nicht bereit waren, nach den Vorstellungen der Bevölkerungsmehrheit zu leben. Dass Christen und Juden miteinander in Streit lagen, wurde von außen kaum wahrgenommen. Ihr Konflikt rührte daher, dass sich die Christen zunächst als jüdische Reformbewegung verstanden, viele Juden jedoch diese Reform ablehnten. Diese innerjüdische Auseinandersetzung durchzieht auch die ganze Epoche, in der das Neue Testament als Heilige Schrift der Christen entstanden ist. Sie bildet auch den Hintergrund des Gleichnisses, das wir an diesem Sonntag gelesen haben.
Das Gleichnis vom Weinberg
Jesus wendet darin einen rhetorischen Trick an: Er nimmt die Gleichnisrede des Propheten Jesaja, das sogenannte Lied vom Weinberg, und erzählt sie so um, dass jeder jüdische Zuhörer sie direkt auf die Hohenpriester und Ältesten des Volkes beziehen konnte. Während der Prophet seinen Zuhörern vorwarf, dass sie statt süßer Früchte nur saure Trauben als Früchte brächten, versetzt Jesus die Verantwortlichen des Volkes in die Rolle von Pächtern, die ihre Erträge nicht ablieferten sondern sich unrechtmäßig aneigneten. Die Propheten, die mit ihren Bekehrungsversuchen gescheitert sind, werden in seiner Rede zu Knechten des Gutsbesitzers.
Die Christen, die diese Auseinandersetzung Jesu mit den Anführern des jüdischen Volkes weitererzählt haben, und der Evangelist, der diese Episode niedergeschrieben hat, haben die Geschichte noch um die Rolle Jesu als Sohn des Gutsbesitzers erweitert. Für sie steht fest, dass Jesus durch die Agitationen der Hohenpriester und Ältesten zu Tode gekommen ist.
Auslegung damals ...
Wenn wir versuchen, diese Erzählung vom historischen Blickpunkt aus zu verstehen, erkennen wir mehrere Facetten.
Da ist zunächst die Frage des Propheten an jeden, der sich zum Volk Gottes zählt: Lebst Du so, dass dein Leben die von Gott erwarteten Früchte trägt?
Jesus stellt diese Frage jenen, die das Volk Gottes leiten und dafür Verantwortung tragen, dass es jene Früchte bringt, die Gott von seinem Volk erwarten kann. Er wirft den Hohenpriestern und Ältesten vor, dass sie ihre Position für sich ausnützen und außer Acht lassen, dass sie im Dienst Gottes stehen und ihr Tun von den Erwartungen Gottes her zu beurteilen hätten. Die Frage der Qualität der Früchte, ob süß oder sauer steht gar nicht mehr zur Debatte.
Aus der Sicht der jungen Kirche geht es auch um den Vorwurf, dass ihre jüdischen Kontrahenten Jesus nicht als Sohn Gottes anerkennen wollten, sondern ihn umgebracht haben.
... und heute?
Welche Botschaft enthält dieser Evangelientext für uns heute?
Wir müssen auf der Hut sein, selbst in die Rolle des Propheten zu schlüpfen oder die Rolle Jesu zu übernehmen und wen auch immer anzuklagen, sie hätten nicht die erwarteten Früchte gebracht, bzw. sie hätten sich die Früchte des Weinberges Gottes unrechtmäßig angeeignet. Es ist ein Unterschied, ob Jesus als jüdischer Prophet den Hohenpriestern und Ältesten diese Vorhaltungen macht, oder ob wir uns aus dem langen Abstand der Geschichte heraus über Angehörige jüdischer Religion damals oder heute ein Urteil anmaßen.
In der Vergangenheit gaben die Juden immer wieder eine willkommene Projektionsfläche ab für alles Mögliche, das in der jeweiligen Gesellschaft nicht funktionierte. Es war ein Leichtes, sie als das treulose Volk Gottes hinzustellen. Jede Zeit sucht sich ihre Sündenböcke, die sie für das eigene Unbehagen verantwortlich macht. Schuld sind immer die anderen. Heute sind es für die einen immer noch "die" Juden, für andere "die Muslime" oder "die" Flüchtlinge, "die" Fremden usw.
Dieser Reflex eignet sich hervorragend, um sich um die eigentliche Frage des Propheten herumzudrücken: Welche Früchte bringst du? Welche Früchte trägt dein Leben als Christ? Nimmt man die Anklage Jesu noch hinzu, müssen wir uns auch fragen: Was machst du aus dem dir anvertrauten Weinberg, dem Reich Gottes? Was machst du mit seinen Früchten?
Wer bin ich in diesem Gleichnis?
Es ist heute üblich geworden bei allem zu fragen: Was habe ich davon? So fragen sich auch viele: Was habe ich davon, Christ zu sein? Aus dem Alltagsleben haben wir auch im religiösen Bereich eine Konsumentenhaltung übernommen. Wir fragen uns, ob wir von der Kirche – vielleicht auch von Gott – alles bekommen haben, was wir glauben, dass uns zusteht.
Leicht stellt sich auch der Reflex ein, dass wir innerkirchlich andere Personen für die sauren Trauben verantwortlich machen: die Konservativen, die alles bremsen; die Progressiven, die alle Traditionen über Bord werfen; der Klerus, der nichts zusammenbringt; die Bischöfe, der Papst usw.
Wer bin ich, dass ich so über andere Urteile? Bin ich der Prophet? Bin ich Jesus? Ein unbeteiligter Zuschauer? Ein Pächter? Ein Konsument? Wen sehe ich in der Rolle des Weinbergs und der Weinstöcke, die süße Früchte bringen sollten? Wer ist das Volk Gottes?
Dank für die Früchte des Reiches Gottes
Eine Wiener Zeitung hat vor einigen Jahren begonnen, von Zeit zu Zeit eine Wochenendnummer herauszubringen, in der sie das Gute beleuchtet, das in unserer Gesellschaft da ist. Das Gelungene, das Positive soll bei aller journalistisch notwendigen Kritik anerkannt und nicht übersehen werden.
Im Herbst feiern die meisten Gemeinden Erntedank, Sie danken Gott für die Früchte der Erde, die uns reichlich zuteil werden. Diese sind nicht jedes Jahr gleich viel und gleich gut. Wir haben aber dennoch genug Grund, Gott dafür zu danken.
Wir haben auch Grund, für all das Gute zu danken, das Gott durch seinen Weinberg in die Welt bringt. Nicht alle Böden, nicht alle Weinstöcke sind gleich ertragreich.
Wie umsichtige Winzer oder Gärtner können und müssen wir uns aber auch jedes Jahr fragen: Was können oder sollen wir im kommenden Jahr besser machen? Keinem von uns bleibt die Gewissensfrage erspart: Wie gut habe ich den Weinberg, den Garten meines Lebens bestellt? Und: Bin ich mir bewusst, dass ich nur Pächter bin, der in der Verantwortung des Herrn und Besitzers des Weinbergs, dem Geber alles Guten steht?
Gott erwartet von uns gute Früchte
Soziale Schieflage...
Das Weinberg-Gleichnis gewährt uns einen Einblick in die Lebenswelt Israels zur Zeit Jesu. Ursprünglich war daran gedacht, dass das "Land der Verheißung" nicht in einem hohen Maße den Großgrundbesitzern gehören sollte, sondern allen, die Gott aus der Knechtschaft Ägyptens befreit hatte. Dass jeder frei und unabhängig leben könne, das war das große Ideal der Wanderer durch die Wüste.
Doch mit der Zeit übernahm Israel die Struktur, die es im Land Kanaan vorfand. Reiche, zum Teil Gauner, nahmen immer mehr Land in Besitz. Der Umfang der Ländereien wurde oft so groß, dass die Felder und Weinberge von ihren Besitzern selbst nicht mehr allein bewirtschaftet werden konnten. Sie übergaben Teile oder auch das gesamte Anwesen Pächtern, die einen Teil des jährlichen Ertrags an den Eigentümer abzuliefern hatten. Dieses System war in sich nicht übel oder verwerflich, wenn es nicht zahlreiche Großgrundbesitzer gegeben hätte, die bewusst Kleinbauern in den Ruin trieben. In Zeiten der Not lieh man den Kleinbauern Geld zu Wucherzinsen mit der Absicht, ihren Besitz einzukassieren, sollten die Bauern nicht pünktlich ihre Schulden abbezahlen.
... als Bild für religiöse Schieflage
Der Gutsbesitzer in unserem Gleichnis gehörte offensichtlich nicht zu dieser Sorte Landverpächter. Solide bringt er den Weinberg auf Vordermann, ehe er ihn Pächtern übergibt, da er zu verreisen gedenkt. Seinen Anteil an den Früchten lässt er sich nicht bringen, was eigentlich üblich war. Er schickt seine Knechte, nimmt damit den Pächtern einen Teil ihrer Arbeit ab. Sein Gut-Sein wird vonseiten der Pächter jedoch nicht belohnt. Im Gegenteil: Sie scheuen sich nicht zu morden, um selbst Besitzer der in Pacht befindlichen Grundstücke zu werden. Damit erweisen sie sich in ihrer Gesinnung noch gemeiner als die raffgierigen Großgrundbesitzer, auf die viele im Land zornig waren.
Klar und mit einer gewissen Schärfe trägt Jesus seinen Zuhörern das Gleichnis vor, damit sie - vor allem die Pharisäer und Schriftgelehrten unter ihnen - sich zur Überprüfung ihres eigenen Handelns herausgefordert fühlten. Die Übertragung der handelnden Personen im Gleichnis auf die Gegenwart war leicht und ohne weitere Erklärungen von jedem der Zuhörer zu vollziehen. Der Herr des Weinbergs ist Gott, die Pächter sind die Zuhörer, die Boten und Knechte des Weinbergsbesitzers die Propheten, die fast alle umgebracht wurden, der Sohn ist Jesus selbst. Schonungslos legt Jesus den Zuhörern dar, was aus dem von Jahwe angelegten Weinberg des Gottesvolkes geworden ist.
Warnung an das neue Volk Gottes
Nach Jesu Tod und Auferstehung und mit der Ausbreitung des Christentums hatte sich ein neues Volk Gottes geformt. Diesem neuen Volk Gottes gehören Juden wie Heiden an. Israel ist nicht mehr alleiniger Träger des Heils. Die Mitgliedschaft beim neuen Gottesvolk ist nicht gebunden an eine Nationalität, sondern ergibt sich aus dem Streben und dem Bemühen, Gott wohlgefällige Früchte zu bringen. Diese Menschen, gleich welcher Nationalität sie angehören, sind die im Evangelium erwähnten neuen Pächter. Die gläubig gewordenen Heiden lernten, sich zusammen mit den gläubigen Juden-Christen als das neue Volk Gottes zu verstehen. Sie nehmen Jesus ernst, der den Jüngern den Auftrag erteilte, alle Völker in seine Jüngerschaft als Volk Gottes zu führen.
Als Seelsorger möchte Matthäus mit dem Blick auf das alte Israel die Christen warnen, mit der Zeit in ein gleiches Verhalten abzurutschen wie Israel. Denn die Gefahr bleibt zu jeder Zeit, Gott seinen zurecht erwarteten Anteil nicht abzuliefern.
Der Evangelist richtet seine Warnung an jeden einzelnen. Jeder soll sein Gewissen erforschen, seine Gesinnung prüfen, sein Bestreben in der Liebe stärken und kraftvoll erhalten; und wo es nötig ist, einen neuen Anfang setzen. Dabei geht es dem Evangelisten an dieser Stelle seines Evangeliums nicht um die Qualität oder Menge der Früchte; es geht um die Qualität der Pächter.
Wer bin ich in dieser Geschichte?
Damit sind auch wir herausgefordert, uns zu fragen: Welche Gesinnung trage ich in mir? Stellen wir uns diese Frage mit der Sorge, die Matthäus bewegte. Er will uns nicht nerven, aber zur Wachsamkeit drängen. Zurückschauen sollen wir und eine ehrliche Bestandsaufnahme tätigen. Was ist aus mir geworden? Als eine Art Weinberg, so können wir im übertragenen Sinn sagen, hat Gott unser Inneres angelegt. Mit unseren Talenten und Fähigkeiten, mit der uns gegebenen Kraft, mit dem Boden, auf dem wir stehen, mit den Sonnenstrahlen, die uns erreichen, sind wir ein Weinberg, der Früchte bringen kann. Wir sind nicht festgelegt, welche Qualität sie aufzuweisen haben. Sodann können wir überlegen, welch schützenden Zaun wir um uns errichten wollen, um Gefährdungen von uns abzuhalten. Auch eine Kelter können wir uns einbauen. Die Kelter mit ihrer Presse war dazu da, aus den Trauben den Saft zu gewinnen. Unsere Besinnungsfrage könnte heißen: Wie kann ich aus den Früchten, die ich bringe, noch Edleres, den Wein, herausholen? Die Pächter des Weinbergs hätten dem Besitzer sicher Trauben abliefern können oder Wein. Beides hätte dieser wahrscheinlich als das ihm Zukommende angenommen. Meine Früchte der Kelter aussetzen heißt im übertragenen Sinn: Mein Gut-Sein nicht beenden, wo es unter Druck kommt, mir Kraft, Zeit und Nerven kostet, nicht anerkannt wird, keine Erwiderung findet, mir Nachteile einbringt, aus Neid Gegnerschaft hervorruft.
Gut-Sein wird nicht immer belohnt. Diese Erfahrung machte der Weinbergbesitzer, diese Erfahrung machen wir. Aber durch die Kelter gegangenes Gut-Sein wird zu einer qualitativ höheren Gabe und als Baustein gelegentlich zu einem Eckstein, selbst wenn es von manchen nicht anerkannt, geschätzt oder sogar verworfen wird.
Gott erwartet von mir gute Früchte
Was wird unser Motiv sein, was sollte uns bewegen, ein Weinberg zu sein, der gute Früchte hervorbringt? Es wird vor allem Dankbarkeit gegenüber Gott sein. Wer in Ruhe bedenkt, mit welcher Sorge uns Gott umgibt in seiner Liebe zu uns, der wird Gott sagen: Ich möchte dir, meinem Gott, danken durch die Früchte, die ich bringe. Denn wunderbar und groß ist dein Anteil daran, dass ich fähig bin, gute Früchte zu bringen. Selbst wenn ich krank, schwach, alt, behindert bin, kann ich Früchte tragen - Früchte des Wohlwollens, der Liebe, des Verzeihens, des Trostspendens oder der Ermutigung. Dir, meinem Gott, überbringe ich als Tribut und Gabe: Dank, Lobpreis, Verehrung, mein Vertrauen in dich und mein erneutes Ja zu dir und deinem Willen, meine Mühe.
Nehmen wir die Sorge des Matthäus nicht auf die leichte Schulter. Wir sind getauft, bekennen uns auch grundsätzlich zu Gott und Jesus Christus. Aber Gott wünscht sich auch, dass wir Früchte bringen. Beschnitten, die Taufform der Israeliten, und gottgläubig waren die Juden auch. Nur die Früchte, die sie hätten bringen können und die sich Gott von ihnen wünschte, fehlten bei vielen. Dass sich dies bei uns nicht wiederholen möge, darum ringt Matthäus.
Die Liebe Gottes neu entdecken
"Stark wie der Tod ist die Liebe"
"Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen. Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; auch Ströme schwemmen sie nicht weg." (Hld 8,6f).
Liebe ist eine Urgewalt; selten harmlos. Liebe setzt enorme Kräfte frei, lässt aufblühen, wachsen. Wenn Liebe jedoch nicht gelingt, können die geweckten Kräfte zerstörerisch wirksam werden. Was enttäuschte oder verschmähte Liebe auslösen kann, gibt reichlich Stoff für Romane und Krimis. Wer jemals Liebe erfahren hat, kann dies nachfühlen.
In diesen Tagen tritt in Rom eine weltweite Bischofssynode zusammen, um über Fragen um Ehe und Familie zu beraten. Einerseits haben die meisten Menschen hohe Erwartungen an Ehe, Partnerschaft und Familie, andererseits gehen viele dieser Erwartungen nicht in Erfüllung. Paare, die sich Liebe versprochen haben, bis der Tod sie scheide, müssen zur Kenntnis nehmen, dass ihnen das nicht gelungen ist. Die meisten leiden daran. Viele suchen neue Wege und geraten mit der überlieferten Praxis der Kirche in schmerzliche Konflikte.
Kern dieser Konflikte ist, dass die Beziehung der Ehepartner als Abbild der Beziehung Gottes zu seinem Volk und der Beziehung Christi zur Kirche verstanden wird. Der Bund Gottes mit seinem Volk und die Beziehung Christi zur Kirche sind von Gott und von Christus her unaufhebbar.
Mehr als Liebhaberei
In der Lesung und im Evangelium dieses Sonntags wird die Beziehung Gottes zu seinem Volk mit der Beziehung eines Weingartenbesitzers zu seinem Weinberg verglichen. Echte Winzer sind nicht nur geschickte Unternehmer und Weinproduzenten, sondern Liebhaber, die innig und mit ihrer ganzen Existenz an ihren Weingärten und an der Erzeugung einzigartiger Weine hängen. Guten Wein kann man zwar im Supermarkt kaufen oder in einer gut sortierten Vinothek erwerben, ihn aber an Ort und Stelle, wo er gewachsen ist, womöglich im Beisein des Winzers zu verkosten, ist ein außergewöhnliches Erlebnis. Die Beziehung des Winzers zu seinem Wein hat etwas Erotisches.
Von der Innigkeit dieser Beziehung her kann man die Reaktion des Weinbergbesitzers nachfühlen, der aus Enttäuschung seinen Weinberg verwildern lässt, bzw. seinen Weingarten von seinen vertragsbrüchigen Pächtern zurückfordert. Der Konflikt tut sich auf, weil die Beziehung des Weingartenbesitzers zu seinem Weinberg mehr ist als ein rechtlich geregeltes Besitzverhältnis, mehr als ein Geschäftsmodell. Es geht um Liebe mit all ihren Chancen und Gefährdungen.
Die Liebe Gottes zu seinem Volk
Um Liebe geht es auch in der Beziehung Gottes zu seinem Volk und in der Beziehung Christi zur Kirche. Die entscheidende Frage ist meines Erachtens: Wie kann diese auf der Seite des Gottesvolkes und des Kirchenvolkes neu entfacht werden? Liebe kann man nicht erzwingen. Auch das Einfordern stößt an Grenzen. Um die Liebe neu zu entfachen, braucht es vor allem pastorales Engagement. Hier neue Impulse zu setzen ist wichtiger und zugleich schwieriger, als den Codex anzupassen.
Die Bibel erzählt uns auch, wie Gott seinem Volk und jedem Einzelnen nachgeht, wie er sich mit allen Mitteln müht, die Liebe zurückzugewinnen. Sie erzählt vom Guten Hirten, der dem verirrten Schaft nachgeht, vom Vater, der wartet, bis sein Sohn erkennt, wie gut er es im Hause des Vaters hat, und heimkehrt.
Das vorliegende Gleichnis von den vertragsbrüchigen Pächtern beinhaltet auch, dass der Besitzer nicht mit Gewalt oder Rechtshilfe seinen Weinberg zurückholt, sondern seinen Sohn schickt in der Hoffnung, dass er sie damit überzeugen kann. Auch als sie den Sohn töten, bleibt auf der Ebene der Liebesbeziehung. Nachdem die Pächter die Chance mit dem Sohn zu kooperieren nicht wahrnehmen, laufen sie ins Leere. Der Weinberg wird einem Volk übergeben, von dem der Besitzer erwartet, dass dieses die erwarteten Früchte bringt.
Eine pastorale Herausforderung
Die weltweite Umfrage zur Vorbereitung auf die Weltbischofssynode hat gezeigt, dass die die Diskrepanz zwischen den Idealen hinsichtlich Partnerschaft, Ehe und Familie und dem Gelingen, bzw. Scheitern an den Idealen für viele Menschen dazu führt, dass sie zur Kirche auf Distanz gehen und Gefahr laufen, dass damit auch ihre Beziehung zu Gott Schaden nimmt. Hier neue Wege zu finden, die das große Kraftfeld der Liebe Gottes zu den Menschen, der Liebe Christi zu seiner Kirche, die in der menschlichen Liebe und Ehe abgebildet ist, mehr in die Mitte kirchlichen Lebens rücken, ist die große Herausforderung für die kommende Weltbischofssynode.
Wertschätzung der Liebe Gottes
enttäuscht
Unlängst klagte eine alte, betagte Frau ihr Leid: wie schwer sie es in ihren jungen Jahren gehabt habe. Als ihr Kind fünf Jahre alt war, starb ihr Mann und sie musste sich und ihr Kind alleine durchbringen. Auf vieles musste sie verzichten. Aber rechtschaffen ist sie geblieben, nie Schulden gemacht und für ihr Kind, so gut es eben ging, da gewesen. Es waren keine einfache Zeiten gewesen. Heute ist sie im Altersheim, ihre Tochter verschuldet und mit einem Mann zusammen, der - so ihre Befürchtung - ihr nicht gut tut. Ihr Geld sei das einzige, das ihre Tochter an ihr interessiere. Eine Stimme. Eine Wahrnehmung. Aus ihr spricht keine Wut, aber Enttäuschung. Vielleicht auch ein Vorwurf, dass sich ihre Tochter zu wenig um sie kümmere.
Der Prophet Jesaja singt heute in der Lesung ein Lied, in dem es um etwas Ähnliches geht: das Weinberglied. Er singt von seinem Freund, der einen Weinberg hat. Und wie sehr dieser sich um ihn bemüht. Schon hierzulande, so wissen wir, ist die Arbeit in einem Weinberg eine mühevolle. Viel mehr noch damals im Orient. Ein Weinberg braucht viel Pflege, damit die Trauben gedeihen. Er braucht einen Schutz gegen Tiere und Diebe. Er braucht eine Kelter. Immer wieder muss der Weinberg in mühevoller Handarbeit von Steinen befreit werden. Und es braucht Jahre, bis es dann soweit ist, dass man die Früchte des Weinbergs ernten kann. Wie viel mühevolle Arbeit, wie viel Pflege, wie viel Sorge - und nicht zuletzt – wie viel Liebe gibt der Weinbergbesitzer seinem Weinberg? Die Frage, die der geliebte Freund im Weinberglied stellt, ist eine rein rhetorische: Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht für ihn tat?
Aus dem Lied spricht - wie bei der Schilderung der Begegnung mit der alten Dame - Enttäuschung. Der Weinberg brachte nicht allein nur geringen Ertrag. Das wäre einigermaßen zu verkraften gewesen. Anstelle der erhofften süßen Trauben brachte er nur saure Beeren. Nicht nur eine minderwertige, sondern eine unbrauchbare Ernte ist der Lohn für die mühevolle Arbeit.
Kränkung und Verletzung
Dass es bei dem Weinberglied nicht allein um Arbeit geht, ist wahrnehmbar. Es ist vielmehr Ausdruck einer enttäuschten Liebe. Darum ist die Reaktion des Weinbergbesitzers auch sehr emotional. Er entzieht ihm nicht allein seine Pflege, sondern noch mehr: er nimmt ihm allen Schutz weg und sogar das lebensnotwendige Nass. Und überlässt dann den Weinberg seinem Schicksal.
Jesaja besingt im Weinberglied das Verhältnis JHWH's zu seinem Volk Israel. JHWH ist der Weinbergbesitzer. Sein Volk der Weinberg. Wir erfahren von der ausdauernden Liebe des Herrn zu seinem Volk. Und auch davon, dass das Volk Gottes diese Liebe nicht fruchtbar werden lässt. Wir hören von einem leidenschaftlichen Gott, der tief enttäuscht sein kann - und verletzt, dass er sogar droht, sein Volk der Vernichtung preiszugeben.
Aus Kränkung und einer Verletztheit heraus spricht und tut man mitunter Dinge, die man später bereut. So ist es auch bei Gott - so die Überlieferungen.
Wenn Gott wirklich alles für sein Volk getan hat, warum hat dieses nicht die gewünschten Früchte erbracht? Der Prophet schweigt in diesem Abschnitt darüber. Erst später können wir lesen: "Was der Herr tut, beachten sie nicht, was seine Hände vollbringen, sehen sie nicht."(Vers 12b).
Also doch geschmähte Liebe Gottes? In einem Kirchenlied singen wir gerne und auch oft: Lobet den Herren, der dich erhält, wie es dir selber gefällt, hast du nicht dieses verspüret. Es ist gut, dass wir uns als Volk Gottes immer wieder uns an die Wohltaten des Herrn erinnern, um nicht zu vergessen, was der Herr bis heute tut, um nicht zu übersehen, was des Herren Hände vollbringen. In seinem Volk. In unserer Kirche. Im eigenen Leben.
Wertschätzung der Liebe Gottes
Wie vom Volk Israel als auch vom neuen Volk Gottes, zu dem wir durch unsere Taufe gehören, erwartet Gott zu Recht Anerkennung. Wir können sein Mühen sehen und seine treue Fürsorge Tag für Tag: bei jedem Sonnenaufgang, bei jedem Schluck Wasser aus dem Wasserhahn oder dem Brunnen am Weg, bei jedem Menschengesicht, das uns anlächelt, bei jedem guten Wort, das uns entgegenkommt, bei all den hunderttausend Kleinigkeiten, die uns gegeben sind... Darum wird es doch auch wie selbstverständlich sein, dass wir auf ihn hin ausgerichtet sind. Darum werden wir selbst gerecht sein und wir uns dafür einsetzen, dass die Gerechtigkeit Gottes in unserer Welt, in unserer Gesellschaft und im Zusammenleben anbrechen kann. Gott hat nicht aufgehört, auf diese Früchte zu hoffen.
Was aber erwartet sich die alte Frau vom Beginn der Predigt? Vielleicht ähnliches wie Gott im Weinberglied. Dass ihre Tochter sie beachtet und jene Mühe wertschätzt, die sie im Laufe ihres Lebens für sie auf sich genommen hat. Nicht so sehr, damit ihr es selbst besser geht, sondern vielmehr damit ihre Tochter ein glückliches und sorgenfreies Leben führen kann.
Dank für die Früchte des Lebens
Was tun, wenn alles getan ist?
Die Heilige Schrift ist für viele Menschen das Buch des Lebens. Sie gibt uns Kunde von Heilsgeschichten, die Gott mit den Lebensgeschichten von einzelnen Menschen und seinem Volk geschrieben hat.
Mit der heutigen Lesung entsteht jedoch ein anderer Eindruck: Im Weinbergslied hören wir ein grosses Seufzen, das beinahe schon zur Klage wird: "Was könnte ich noch für meinen Weinberg tun, was ich nicht für ihn tat?" Der Weinbergbesitzer, von dem der Prophet Jesaja spricht und der diese Worte sagt, hat es längst aufgegeben, auf eine Antwort zu warten. Diesem grossen Seufzer schließt er aus tiefer Enttäuschung gleich an, was er mit dem, was ihm so lieb ist, was er mit Freude gepflanzt hat, worin er soviel Mühe investiert hat, vorhat: Der Weinbergbesitzer wendet sich nicht nur von ihm ab, sondern entzieht ihm Schutz und Hilfe, sowie jegliche Fürsorge und notwendige Pflege. "Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern." Jeder Weinbauer weiss: wenn ein Weinstock nicht mehr gepflegt wird, verwildert er, kann keine gute Frucht bringen. Der Weinbergbesitzer hat seinen Weinberg aufgegeben. Er hackt ihn zwar nicht um, aber er überlässt ihn seinem Schicksal. Der Besitzer erhoffte sich viel, doch das Gegenteil trat ein.
Der Weinberg im prophetischen Weinbergslied steht für das Haus Israel. Der Weinbergbesitzer ist JHWH. Sein, Gottes Weinberg, ist das von ihm auserwählte Volk, das nicht einmal minderwertige Frucht bringt, sondern auch noch völlig unbrauchbare, also weit hinter den Wünschen seines Gottes zurückgeblieben ist.
Was sind die Früchte, die JHWH von seinem Volk erwartete? Er setzte die Hoffnung in sein Volk, dass Recht gesprochen wird, doch im Gegenteil: das Recht wird gebrochen. "Er hoffte auf Gerechtigkeit: doch siehe da: der Rechtlose schreit."
An dieser Stelle scheint sich das Blatt zu wenden: der sich als rechtlos erwiesen hat, bleibt nicht teilnahmslos, sondern erhebt seine Stimme, schreit. Kann das ein Anzeichen eines neuen Anfangs sein, wenn der Rechtlose beginnt, aufzubegehren, nicht mehr alles mit sich machen zu lassen und Unrecht zu benennen? Ist das der Beginn der Umkehr, die Voraussetzung dafür, dass nicht heute, auch nicht morgen, aber irgendwann doch noch der Weinstock gute Frucht tragen kann? "Er hoffte auf Gerechtigkeit, doch siehe da: der Rechtlose schreit."
Grenzen des Machbaren
Wir haben alles Menschenmögliche getan: "Was konnte ich noch für ihn tun, was ich nicht für ihn tat?" Es gibt mitunter Situationen im Leben, in denen wir uns das - verbunden mit Schmerz und Trauer - eingestehen müssen. Wenn Eltern in der Erziehung ihres Kindes an die Grenzen kommen. Wenn Jugendliche ihre Lehrstelle hinschmeissen oder in Drogenkonsum abgleiten. Wenn Partner in ihrer Beziehung am Ende sind; beispielsweise. - Hoffnungen erfüllen sich nicht. Was kann ich noch tun?
Auf diese Frage gibt es eine rhetorische Antwort, die nicht zufrieden stellt: nichts.
Vielleicht müssten wir vielmehr danach fragen, ob wir überhaupt noch etwas tun hätten sollen? Liegt es denn wirklich an mir allein, ob mein Tun jene Frucht bringt, die ich mir erwünsche?
Wovon das Weinberglied singt, ist die Tatsache: selbst bei aller Fürsorge kann ich nichts erzwingen. Auch Gott nicht. Der andere, der Mensch, Gottes Volk braucht seine Freiheit. Und diese Freiheit riskiert viel und fordert einen hohen Preis. Selbst Enttäuschung schließt sie nicht aus.
Mit diesem Eingeständnis muss ich zwar auf eigene Erfolgsrezepte verzichten, erhoffen aber kann ich viel. Auch Gott. Auch Recht und Gerechtigkeit. Auch dann, wenn ich nicht weiss, was und vor allem wie meine Hoffnung sich erfüllen können wird.
Gute Ernte ist ein Geschenk
In diesen Wochen wird in den Weinbaugebieten die Ernte eingefahren. Prognosen werden abgegeben, inwieweit die Winzer mit einem guten Jahrgang rechnen und die Konsumenten sich auf einen guten Schluck Wein freuen können. In unseren Kirchen feiern wir Erntedank. Die Menschen bringen die Früchte ihrer Arbeit vor den Altar.
Der Prophet Jesaja zeigt uns, wie sehr der Weinbergbesitzer um seinen Weinberg Sorge trägt, wie sehr Gott sein Volk liebt und auf gute Frucht hofft.
Der Prophet gibt uns heute aber auch ein Bild von einem erfolglosen, enttäuschten Gott. Gerade darum liegt es nahe, auch ihm auch unsere Enttäuschung und Ohnmacht hinzuhalten, anzuvertrauen, als Gabe zu bringen. Auch wenn uns viel daran liegt, dass jene Menschen, um die wir uns kümmern, die uns anvertraut sind, "gut herauskommen" und gute Frucht bringen, liegt nicht alles allein an uns. Vielleicht finden wir darin selbst Entlastung. Vielleicht können wir dann eine Wende, die im Kleinen und Unscheinbaren beginnt, erfahren. Der andere, der Mensch, das Volk Gottes braucht und hat die Freiheit, eigene Wege zu gehen. Auch wenn es nicht einfach ist, dies zuzulassen, bleibt beim Seufzen, beim Klagen die leise Hoffnung auf gute Ernte.
Das wahre Volk Gottes
Früchte bringen
Das Evangelium des heutigen Sonntags befasst sich mit der Frage: Wer ist das wahre Volk Gottes? Dabei bleibt unbestritten, dass Jahwe sich einst Israel als sein Volk erwählt hat. Aber die Führer des Volkes handeln nicht Gott ergeben, sondern wie die beschriebenen Pächter des Weinbergs. Sie wollen selbst die Herren sein, anstatt ihrem Gott Jahwe zu dienen.
In anschaulichen Bildern wird das Fehlverhalten der Führer des Volkes beschrieben. Sie verjagen und misshandeln die Diener des Herrn. Gemeint sind die Propheten, die im Namen Jahwes auftraten. Schließlich gehen die Pächter so weit, den eigenen Sohn des Herrn aus dem Weinberg zu vertreiben, um ihn dann zu töten. Die Anspielung auf Jesus ist eindeutig. Auch er wird aus Jerusalem, dem Zentrum Gottes für das auserwählte Volk, hinausgetrieben und vor den Mauern der heiligen Stadt hingerichtet.
Mit der Frage Jesu an die Schriftgelehrten und Pharisäer, was mit solchen Pächtern zu tun sei, sprechen diese - mit ihrer Antwort - über sich selbst das Urteil: Der Herr wird seinen Weinberg anderen anvertrauen. Jesus bleibt nur noch, die Führer des Volkes in ihrer Sicht der Dinge zu bestätigen: Das Reich Gottes wird denen gegeben, die die erwarteten Früchte bringen.
Worin die Früchte bestehen, wird von Jesus oder Matthäus an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt. Aber jeder weiß, was Jesus meint. Auch die Schriftgelehrten und Pharisäer kennen Jesu Einstellung. Öffentlich hat er verkündet, was der Wille Gottes ist und welche Früchte als gute Früchte anzusehen sind.
Früchte, an denen Gott Gefallen hat
In der Lesung des heutigen Sonntags, die dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper entnommen ist, wird uns als Erinnerung noch einmal vor Augen gestellt, worin die Früchte bestehen, an denen Gott Gefallen hat. Paulus hebt in seinem Schreiben an die Gläubigen hervor:
Was immer wahrhaft, edel recht,
was lauter, liebenswert, ansprechend ist,
was Tugend heißt und lobenswert ist,
darauf seid bedacht!
Und der Apostel fügt hinzu: Was ihr von mir gelernt, gehört und in meinem Verhalten gesehen habt, das tut.
Das Anliegen Jesu und des Evangelisten Matthäus sind deutlich spürbar: Um zum wahren Volk Gottes zu gehören, bedarf es mehr als nur in einem Gott gläubigen Volk geboren worden zu sein oder einer Gott gläubigen Religion anzugehören. Unser Herz muss sich öffnen für Gott und die Menschen; in unserem Wesen gilt es, das zu fördern und zu verwirklichen, was Gott an Gutem und als Tugend in uns angelegt hat.
Wo wir dies anstreben, wird Reich Gottes lebendig und beginnt zu blühen. Früchte der Liebe und Menschlichkeit fangen an zu reifen. Sicher haben wir alle diesen Vorgang schon miterlebt. Wir müssen uns nur darauf besinnen:
- Ein wenig Wärme unsererseits - und das Eis im anderen beginnt zu schmelzen
- Eine Hand voll Wohlwollen - und die frostige Stimmung schlägt um
- Ein wenig Großzügigkeit - und der Umgang miteinander wird locker
- Ein wenig Feingefühl - und niemand wird bloßgestellt oder gekränkt
- Ein wenig Vertrauen - und gleich kommt man sich ein gutes Stück näher
- Ein wenig Hoffnung - und schon geht es weiter
- Ein wenig Mut - und der Anfang ist gemacht
Damit das Feuer nicht erlischt
Schon ein wenig bewirkt oft viel. Diese Erkenntnis sollte uns aufmuntern und neu ermutigen, im Guten nicht nachzulassen, auch wenn wir die Ideale nicht im vollen Umfang erreichen. Wichtig ist: Das wahre Gottesvolk ist in Bewegung, ringt um das Gute, müht sich um die Liebe - will nicht Herr sein, sondern dienen.
Nun wäre es völlig falsch, beim heutigen Evangelium den Blick nur auf die Schriftgelehrten und Pharisäer zu lenken. An ihnen wird uns ja nur gezeigt, in welche Sackgasse wir laufen können, wenn unserem Herzen das Anliegen des Dienens abhanden gekommen ist oder mehr und mehr aus unserem Denken entschwindet. Matthäus richtet sich mit seinem Evangelium nicht an das Volk der Juden, sondern an die Gläubigen seiner Gemeinde. Sie will er davor bewahren, den gleichen Fehler zu begehen wie so manche Schriftgelehrte und Pharisäer. Die Gläubigen der zweiten Christengeneration - zu dieser Zeit schreibt Matthäus sein Evangelium - will er mahnen und warnen. Denn als Seelsorger sieht er, wie das Feuer und der Eifer der Urgemeinde bei manchem Gläubigen erlischt. Diese und wir sollen die Augen offen halten, um rechtzeitig zu erkennen, wohin der Weg führt, wenn nicht mehr Gott als der Herr anerkannt, geehrt und geliebt wird.
Unausgesprochen höre ich, wie Matthäus jedem von uns sagt: Verstehe dich als ein guter und treuer Arbeiter im Weinberg Gottes. Wie einem Pächter ist dir dein Leben, deine Kraft, sind dir deine Talente, die Welt von Gott, dem Herrn, übergeben. Bring vor ihn die Früchte, die auf seinem Gottesacker wachsen. Sei ihm und seinem Sohn Diener. Dann wird der Gott des Friedens - wie Paulus es in der Lesung ausdrückt - und die Fülle seines Segens mit dir sein, dann gehörst auch du zu denen, die das wahre Volk Gottes bilden.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 370: Christus, du Herrscher Himmels und der Erde
GL 392: Lobe den Herren
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte (4. Str.)
GL 435: Herr, ich bin dein Eigentum
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
GL 621: Hört, eine helle Stimme ruft (1., 3., 4. Str.)
GL Ö815: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt (1. 5. 6. Str.)
Psalmen und Kehrverse:
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr, unser Gott, und komm uns zu retten - Mit Psalm 80 - I.
GL 651,7: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Seligpreisungen - V.
- Einleitung5
Martin Stewen (2020)
Als Getaufte ist uns das Reich Gottes anvertraut, um an ihm hier auf Erden weiterzubauen, es zu gestalten, es wachsen zu lassen. Manchmal ein Himmelfahrtskommando. Sind wir immer noch bereit?
Hans Hütter (2017) - Früchte ernten
Im Herbst können wir viel Früchte ernten. Er zeigt uns, wie reich wir von Gott beschenkt sind. Die Herbstzeit lädt uns auch ein zu fragen, welche Früchte unser Leben gebracht hat und welche Früchte wir als Kirche bringen und ob das die Früchte sind, die Gott von uns erwartet.
Treten wir vor den Herrn und bitten wir ihn um sein Erbarmen, bevor wir in die große Danksagung einstimmen.
Klemens Nodewald (2014)
Zum Glauben gehört, dass er sich in Taten und guten Werken kundtut. Dafür möchte uns Matthäus gewinnen mit dem Weinberg-Gleichnis Jesu. Der Evangelist möchte verhindern, dass wir die uns von Gott gegebenen Gaben und Talenten nicht ausschöpfen und damit den Erwartungen Gottes an uns nicht gerecht werden.
Wenden wir uns neu Christus zu und bitten wir ihn um Kraft, aktive Christen zu sein, die viele gute Früchte bringen.
Gabi Ceric (2011)
In diesen Wochen wird die Ernte eingefahren und Erntedank gefeiert. Vor einigen Wochen wusste eine österreichische Zeitung zu berichten, dass nach zwei mageren Jahren die heimischen Weinbauern für heuer wieder eine "zufriedenstellende Ernte" erwarten.
Wie sieht es mit unserer persönlichen Ernte aus? Der Sonntag als Tag der Ruhe ist auch Möglichkeit der Besinnung und Rückschau zu halten auf die vergangene Woche: was habe ich da als Ernte einfahren dürfen?
Erbitten wir Gottes Erbarmen:
Klemens Nodewald (2008)
Am heutigen Sonntag kreisen in den Lesungen die Gedanken um die Frage: Wer ist das wahre Volk Gottes? Vor allem im Evangelium sollen uns die Augen dafür geöffnet werden, dass man nur im Gehorsam gegenüber Gott Anteil am Reich Gottes gewinnen kann. Auflehnung gegenüber Gott und seinem Willen führt aus der Gemeinschaft des Gottesvolkes hinaus. Wer auf Jesu Weisungen nicht hört, wer sich Gott auf Dauer verschließt, soll sich bewusst machen, wie sehr er sich dadurch schadet.
Jesus ringt mit den Menschen seiner Zeit und mit uns darum, darauf bedacht zu sein, das anzustreben, was wahrhaft edel, rechtschaffen und gut ist.
- Bußakt2
Gabi Ceric (2011)
Worüber wir uns gefreut haben,
was unser Herz hat höher schlagen lassen,
vertrauen wir dir an, o Herr.
Herr, erbarme dich.
Was uns gelungen ist,
und wo wir hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben sind,
vertrauen wir dir an, o Herr.
Christus, erbarme dich.
Wo wir an unsere Grenzen gekommen sind
und deiner Hilfe bedürfen,
vertrauen wir dir an.
Herr, erbarme dich.
Zitat (2011)
Sei hier zugegen, Licht unsres Lebens.
Sei hier zugegen in unsrer Mitte.
Lös unsre Blindheit, damit wir dich sehen.
Mach unsre Sinne wach für dein Kommen.
Zeig deine Nähe, dass wir dich spüren.
Weck deine Stärke, komm und befreie uns.
Sei hier zugegen, damit wir leben.
Sie hier zugegen, stark wie ein Feuer.
Flamme und Leben, Gott bei den Menschen.
Komm und befreie uns, damit wir leben.
Komm uns zu retten wie Licht in der Frühe.
Komm wie der helle Tag, Licht unsern Augen.
Sei hier zugegen mit deinem Leben.
Ausschnitt aus der Litanei von der Gegenwart Gottes, Huub Oosterhuis, in der deutschen Übertragung von Lothar Zenetti - Musik: Bernard Huijbers) GL 764, KG Schweiz 804.
- Kyrie5
Martin Stewen (2020)
Jesus Christus, du rufst uns in deine Nachfolge mit Haut und Haaren
Herr erbarme dich.
Jesus Christus, du mahnst uns zu Demut und Dankbarkeit
Christus erbarme dich.
Jesus Christus, du versprichst Frieden und Freiheit
Herr erbarme dich.
Der gute Gott erbarme sich unser,
er nehme von uns Schuld und Sünde
und führe uns in sein Reich des ewigen Friedens. - Amen.
Hans Hütter (2017) - erwählt, damit wir Frucht bringen
Herr Jesus Christus, du hast uns erwählt,
damit wir Frucht bringen und dass unsere Frucht bleibt.
Herr, erbarme dich.
Du hast verheißen;
wer in dir bleibt und in dem du bleibst, wird reiche Frucht bringen.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns berufen,
dass wir Recht und Gerechtigkeit hervorbringen.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du hast von der Liebe nicht nur geredet,
du hast sie gelebt.
Herr, erbarme dich.
Auch wenn deine Liebe von Menschen abgelehnt wurde,
hast du dich nicht zurückgezogen,
sondern in Treue an der Liebe zu uns Menschen festgehalten.
Christus, erbarme dich.
Stärke uns zur Liebe besonders dann,
wenn sie uns bestimmten Menschen gegenüber schwerfällt.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er schenke uns Vergebung für unser Versagen
und neue Kraft, die Liebe mit Ausdauer und Hingabe zu leben. – Amen.
Gabi Ceric (2008)
Herr Jesus Christus,
du nimmst dich aller Menschen an.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns erwählt und dazu bestimmt,
dass wir Frucht bringen.
Christus, erbarme dich.
Du bist der Weinstock, wir sind die Reben.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2008)
Bitten wir den Herrn uns seine Hilfe bei dem Bemühen,
im Alltag und in unserem Leben Gott wohlgefällig zu handeln.
Herr Jesus Christus,
mit deinem Leben hast du uns ein Beispiel gegeben,
wie wir leben sollen.
Herr, erbarme dich…
Du verfährst nicht kleinlich mit uns,
wo wir aus Schwäche versagen.
Christus, erbarme dich…
Du mahnst uns aber andererseits, Gott und das Streben im Guten auch wirklich ernst zu nehmen.
Herr, erbarme dich…
Es erbarme sich unser der Herr.
Er verzeihe uns unsere Schuld.
Neu schenke er uns seine Kraft im Ringen um das Gute und Wahre.
Amen.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 27. Sonntag: du gibst uns mehr, als wir verdienen
Allmächtiger Gott,
du gibst uns in deiner Güte mehr,
als wir verdienen,
und Größeres, als wir erbitten.
Nimm weg, was unser Gewissen belastet,
und schenke uns jenen Frieden,
den nur deine Barmherzigkeit geben kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 27. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 31. Sonntag: ungehindert der Freude entgegeneilen
Allmächtiger, barmherziger Gott,
es ist deine Gabe und dein Werk,
wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient.
Nimm alles von uns,
was uns auf dem Weg zu dir aufhält,
damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen,
die du uns verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 31. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 34. Woche: erwecke deine Gläubigen zu neuem Eifer
Gott, unser Vater,
erwecke deine Gläubigen zu neuem Eifer,
damit das Werk deines Erbarmens
in unserem Leben reiche Frucht trägt
und wir einst die Fülle des heils enpfangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 34. Woche im Jahreskreis
Messbuch - TG Erntedank: Wir danken für die Früchte der Erde
Wir danken dir, Herr, für die Früchte der Erde
und für das Walten deiner Vorsehung.
Lass auch die Früchte deiner Gnade in uns reifen:
die Gerechtigkeit und die Liebe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB: Zum Erntedank
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
dein Sohn ist wie eine rettende Hand,
die du uns Menschen entgegenstreckst.
Hilf uns, ihn anzuerkennen als den Eckstein
und das Fundament unseres Lebens.
Der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Martin Stewen (2020) - Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in deinen Weinberg
Guter Gott, du rufst uns
als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in deinen Weinberg.
Uns alle hast du Gaben geschenkt, die wir einsetzen sollen.
Erhalte uns den Mut und die Bereitschaft, dies zu tun,
und zeige uns immer wieder, wo und wie wir gebraucht werden.
So bitten wir durch Jesus Christus. - Amen.
Hans Hütter (2017)
Guter Gott,
du sorgst für uns, wie ein guter Vater für seine Kinder sorgt,
du liebst uns, deine Kirche, wie Geliebte einander lieben.
Entfache diese Liebe auch in uns
und mache uns fähig, füreinander zu sorgen
und das Leben zur Entfaltung zu bringen.
So bitten wir mit und durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Gabi Ceric (2008)
Herr, unser Gott,
in der vergangenen Woche haben wir vieles erlebt und erfahren.
Viel Gutes wurde uns geschenkt,
so manches Schwere uns vielleicht auch auferlegt.
Wir sind hier, um auf dein Wort zu hören
und unser Leben darauf auszurichten.
Sei du die Ruhe, die uns erfüllt und gelassen werden lässt.
Sei du die Kraft, die uns bewegt.
Sprich zu uns Worte, die uns weiterführen.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Fürbitten10
Hans Schalk (2023)
In Jesus Christus ist das Reich Gottes unter uns.
Ihn bitten wir:
Öffne unser Herz für die Wirklichkeit des Reiches Gottes!
Christus, höre uns! A: Christus, erhöre uns!
Lehre uns deinen Leben- und Arbeitsstil!
Stärke in den Verantwortlichen in Kirche und Gesellschaft die Werte von Wahrhaftigkeit und Lauterkeit!
Hauche in die Herzen der Kriegstreiber Gedanken der Menschlichkeit und des Friedens!
Steh denen bei, die deine Hilfe brauchen und ermutige Menschen zu helfen!
Herr Jesus,
du hast die Nöte und Gebrechen der Menschen auf dich genommen und durch dein Sterben zum Vater durchgetragen.
Dir gebührt Dank und Ehre! - Amen.
Renate Witzani (2023)
Als deine Kirche hier versammelt wollen wir dir, Gott, für alle deine guten Gaben danken und dich bitten:
Um eine geschwisterliche Kirche, in der die Träger der verschiedenen Ämter, Dienste und Charismen in einem guten Miteinander für dein Reich wirken.
Um ein Leben frei von Gewaltakten, Kriegen und Terror, das allen Menschen der verschiedenen Länder, Völker und Ethnien Freiheit und Frieden ermöglicht.
Um Nachhaltigkeit im Umgang mit den vorhandenen Ressourcen, damit möglichst viele von den guten Früchten deiner Schöpfung leben können.
Um Wachsamkeit gegenüber Manipulation, Fake News und Gruppenzwang, die uns hindern entsprechend unserem Gewissen zu handeln.
Um Dankbarkeit für alle Verstorbenen, die in unserem eigenen Leben viel Gutes bewirkt haben. Beschenke sie mit deiner ewigen Nähe.
Weil du mit uns bist, wenn wir das uns Mögliche tun aber alles von dir erwarten, danken wir dir und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Martin Stewen (2020) - du hast dein Volk erwählt, dass es Frucht bringt
Guter Gott,
du hast dein Volk erwählt, dass es Frucht bringt.
Doch manchmal haben wir Mühe.
So bitten wir dich:
Für alle, denen die Enge und Zwänge dieser pandemischen Zeit zuviel wird:
Schenke ihnen Geduld und ein Gefühl für die Verantwortung, die wir alle tragen.
Für die Verantwortlichen auf allen Ebenen der Kirche:
Erhalte ihnen ein Bewusstsein dafür, dass die Kirche nicht ihr, sondern dein Reich ist.
Für die vielen Frauen und Männer, die aus unterschiedlichsten Gründen mit ihren Lebenssituationen in der Kirche nicht vorkommen dürfen:
Lass sie eine Solidarität in deinem Volk wahrnehmen.
Für uns alle, die wir in unseren Gemeinden an deinem Reich mitbauen:
Bewahre uns die Freude am Glauben und die Hoffnung auf Heil
und lass uns nicht verzweifeln an manchem Missstand in unserer Kirche.
Für die Verstorbenen, die auf dich gehofft haben:
Lass sie am ewigen Erntefest teilhaben in deinem Reich.
Um all dies, o Gott, bitten wir dich
durch Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Hans Hütter (2017)
Den Herrn und Besitzer des Weinbergs bitten wir:
Für alle, die in der Kirche anzuführen und zu leiten haben,
insbesondere für den Papst, die Bischöfe und die Priester,
dass sie die ihnen anvertrauten Menschen nicht an sich selbst binden,
sondern zu Gott hinführen.
Für alle, die zum Volk Gottes gehören,
insbesondere für die verschiedenen christlichen Bekenntnisse,
dass sie über innerkirchliches Gezänk hinauswachsen
und dass ihr Leben aus dem Glauben Früchte trage,
wie sie Gott von ihnen erwartet.
Für alle, die vom Gefühl, ihr Leben sei fruchtlos geblieben,
bedrängt werden;
dass sie das Positive und Sinnvolle ihres Lebens entdecken.
Für alle, die sich am Anspruch des Evangeliums stoßen,
denen mehr an einem leicht konsumierbaren Christentum liegt
als an der Forderung, Früchte zu bringen;
lass sie erkennen, dass ein Leben aus deinem Geist Erfüllung und Zufriedenheit schenkt.
Herr und Gott, wir sind deine Kirche, dein geheiligtes Volk,
dein Weinberg, den du mit Liebe umsorgst und pflegst.
Dafür danken wir dir und preisen wir dich. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Guter Gott!
Du wendest dich immer wieder neu deinem Volk, der Kirche, zu.
Miteinander und füreinander lasst uns beten:
Du, Gott, hast deine Kirche uns Menschen anvertraut.
Segne den Dienst der Priester und den des gläubigen Volkes,
damit wir alle zusammen reiche Frucht für dein Reich bringen.
In Jesus Christus hast du uns dein Angesicht gezeigt.
Segne alle, die ihm gleich, Menschen in Not beistehen,
sich für den Frieden und gegen soziale Ungerechtigkeit einsetzen.
Lebendiger Glaube erfordert die Entschiedenheit der Einzelnen.
Segne alle, die in dir Halt und Maß ihres Lebens sehen.
Wein ist ein Symbol für Lebensfreude.
Segne alle, die ihre Begabungen und Talente dafür einsetzen, dass Kranken, Alten und Verzweifelten wieder ein Stück Lebensfreude geschenkt wird.
Christus, der Eckstein, ist das tragende Element der Kirche der Lebenden und der Verstorbenen. Nimm unsere Verstorbenen in deine Herrlichkeit auf.
Durch Christus sind wir in die Beziehung mit seinem Vater aufgenommen.
Als seine Kinder loben wir Gott, den Vater, und Christus, unseren Herrn und Bruder, im Heiligen Geist. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du bist an unserer Seite,
wo immer wir das Gute wollen und erstreben.
Wir bitten dich:
Bewahre uns vor aller Nachlässigkeit im Glauben,
damit wir auch dort gute Früchte bringen,
wo sich seine Verwirklichung für uns schwierig gestaltet.
Christus, du unsere Kraft...
Tröste und richte auf all jene, deren Mühe und Liebe nicht anerkannt und geschätzt wird.
Christus, du unsere Kraft...
Lass uns erkennen, wo unsere Hilfe und Unterstützung besonders dringend und vorrangig benötigt wird.
Christus, du unsere Kraft...
Stärke uns in der Bereitschaft, zur Lebendigkeit unserer Gemeinden und der Kirche beizutragen.
Christus, du unsere Kraft...
Berufe und sende Arbeiter und Arbeiterinnen zu besonderem Dienst in deinen Weinberg.
Christus, du unsere Kraft...
Lege Gedanken des Friedens und der Aussöhnung in die Herzen aller Menschen.
Christus, du unsere Kraft...
Sei nahe den Sterbenden und nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, du unsere Kraft...
Herr Jesus Christus,
ohne dich und deine Hilfe vermögen wir wenig.
Umso mehr danken wir dir für deinen Beistand.
Lob und Preis sei dir jeden Tag neu. - Amen.
Zitat (2014)
Brüder und Schwestern,
als Familie der Kinder Gottes beten wir zu Gott dem Vater und bitten ihn:
Herr, segne und heilige unsere Familien.
Für Papst Franziskus.
Der Herr stärke ihn in seinem Dienst an der Einheit im Bischofskollegium und im ganzen Volk Gottes.
Für die Synodenväter und die anderen Teilnehmer der III. außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode:
Der Geist des Herrn erleuchte sie, damit die Kirche angemessen auf die heutigen Herausforderungen für die Familien antworten kann.
Für die Regierenden der Nationen:
Der Heilige Geist inspiriere sie zu Projekten, die die Familie als Urzelle der Gesellschaft fördern.
Für die christlichen Familien:
Der Herr mache unsere Familien zu Heimstätten des Gebets und zu innigen Gemeinschaften des Lebens und der Liebe.
Für die Eheleute in Schwierigkeiten:
Der Herr, der reich an Barmherzigkeit ist, begleite die Eheleute mit Verständnis und Geduld auf dem Weg der Vergebung und der Versöhnung.
Für die Kinder:
Der Herr lasse sie wachsen und reifen, ihre Begabungen entfalten und schenke ihnen die Gnade des Glaubens.
Für die Jugendlichen:
Der Herr lasse die jungen Menschen die Schönheit, Heiligkeit und Unverletzlichkeit der Ehe und der Familie entdecken.
Guter Gott, höre unser Gebet.
Sende den Geist deines Sohnes und erleuchte die Kirche am Beginn des synodalen Wegs.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. – Amen.
Gabi Ceric (2011)
Gütiger Gott, du kennst unser Herz. Du weißt, dass wir dich lieben.
Wie ein liebevoller Vater oder eine geduldige Mutter hörst du nicht auf, auf unsere Bitten zu hören.
So kommen wir voll Vertrauen zu dir:
Wir beten für die Eltern, die von einem ihrer Kinder enttäuscht wurden
oder mit einem Kind in Streit leben.
Lass sie wieder Wege zueinander finden.
Wir beten für jene Menschen, die sich um uns sorgen,
die für uns da sind,
die in ihrem Leben Mühen auf sich genommen, damit es uns gut geht.
Lass ihre Bemühungen nicht vergebens sein.
Wir beten für jene Menschen, die ein Schicksalsschlag getroffen hat,
die an der Gerechtigkeit Gottes zweifeln
oder sich von anderen im Stich gelassen fühlen.
Lass besonders sie deine Liebe und Nähe erfahren.
Wir beten für jene Menschen im Heiligen Land,
die aufgrund der politischen Situation die Weinberge ihrer Vorfahren verlassen mussten. Lass sie nicht müde werden, für ihr Land zu kämpfen
und Wege zu finden, ihr Überleben in ihrer Heimat zu sichern.
Wir beten für alle Winzer und in der Landwirtschaft tätigen Männer und Frauen.
Lass ihre Arbeit reiche Frucht bringen,
die den Hunger der Menschen stillt und ihre Herzen erfreut.
Wir beten für alle betagten Menschen, die auf ihr Leben zurück blicken.
Lass sie voll Dankbarkeit das Gute wahrnehmen
und das Schwere deiner Güte überlassen.
Herr, dein Wille geschehe.
Hilf, dass wir ihn erkennen und tun.
Schenke uns deine Kraft, die uns dazu antreibt.
Das erbitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Klemens Nodewald (2008)
Herr Jesus Christus,
du machst uns darauf aufmerksam,
dass in uns wachsen und sich entfalten muss,
was an Gutem in uns angelegt ist,
wenn wir zum wahren Volk Gottes gehören wollen.
Wir bitten dich:
Forme unser Wesen immer mehr nach deinem Wesen,
damit wir lauter, liebenswert, ansprechend sind
und böse Gesinnung in uns ablegen.
Christus, höre uns.
Lass uns mit deiner Hilfe Früchte bringen,
mit denen wir dich und Vater ehren und Menschen helfen.
Christus, höre uns.
Segne alle, von deren Früchten, von deren Liebe, Treue und Sorge wir leben.
Christus, höre uns.
Schenke den Leitern und Verantwortlichen des neuen Gottesvolkes Weitblick und Kraft für ihre Aufgaben.
Christus, höre uns.
Hilf jenen, die du für besondere Aufgaben im Volk Gottes vorgesehen hast,
deinen Anruf zu erkennen und beherzt in deinen Ruf einzuwilligen.
Christus, höre uns.
In besonderer Weise empfehlen wir dir alle,
die durch Leid, Schicksale, Krankheit oder eigene Schuld ins Abseits gekommen sind.
Christus, höre uns.
Nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, höre uns.
Herr Jesus Christus,
was Tugend heißt und lobenswert ist, wollen wir anstreben.
Du schenkst uns dazu deine Gnade und Kraft.
Dafür danken wir dir alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen
Gabi Ceric (2008)
Gott des Lebens, du Freund der Menschen,
jederzeit können wir zu dir kommen,
dir anvertrauen, was uns bewegt und beschäftigt.
Darum bitten wir dich:
Für die Kinder und Jugendlichen in unseren Familien
und in unserem Dorf/unserer Stadt:
dass sie um Menschen wissen können, die sie begleiten, fördern
und sie für ihren weiteren Lebensweg stärken.
Für alle Paare, deren Beziehung gescheitert ist:
dass sie aus dieser Erfahrung lernen
und Mut schöpfen, sich auf Neues einzulassen.
Für alle, die sich in der Landwirtschaft und Natur
für die Erhaltung der Umwelt und der Artenvielfalt einsetzen
und die dafür Sorge tragen,
dass unser Boden gute Frucht bringt:
dass ihre Arbeit sie erfreue
und sie nicht müde werden,
die notwendigen Massnahmen zu ergreifen.
Für alle Menschen auf der Welt,
deren Menschenrechte verletzt werden:
dass sie die Kraft haben, das Unrecht zu benennen,
und sie auf Menschen zählen können,
die ihre Stimme für sie erheben.
Für die Gläubigen und jene Menschen,
die auf der Suche nach dir, Gott, sind:
dass du dich ihnen in ihrem Leben als Gott der Liebe zu erkennen gibst.
Für alle Menschen, die uns im Tod vorausgegangen sind:
vollende, was bruchstückhaft geblieben ist,
und führe sie zur Fülle der ewigen Freude bei dir.
Im Blick auf deinen Sohn Jesus Christus am Kreuz
erkennen wir deine ohnmächtige und unendliche Liebe.
Stehe uns bei in den Aufgaben,
die der Alltag und das Leben an uns stellen.
Beschenke uns mit deinem Geist.
Das erbitten wir durch Jesus Christus,
unseren Herrn und Bruder. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG 27. Sonntag: Vollende in uns das Werk der Erlösung
Allmächtiger Gott,
nimm die Gaben an,
die wir nach deinem Willen darbringen.
Vollende in uns das Werk der Erlösung und der Heiligung
durch die Geheimnisse,
die wir zu deiner Verherrlichung feiern.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 27. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 7. Sonntag: aus diesem Opfer Heil empfangen
Allmächtiger Gott,
in der Feier der göttlichen Geheimnisse
erfüllen wir den Dienst, der uns aufgetragen ist.
Gib, daß wir deine Größe würdig loben und preisen
und aus diesem Opfer Heil empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 5: Erlöse uns von aller Bosheit und reinige uns
Herr und Vater,
was wir für dieses heilige Mahl bereitet haben,
das nimm gnädig in das Geheimnis deines Sohnes auf.
Er ist schuldlos um der Schuldigen willen in den Tod gegangen. -
Erlöse uns von aller Bosheit
und reinige uns durch seine Reinheit.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Amen.
MB Auswahl 5
- Gebet zur Gabenbereitung3
Martin Stewen (2020)
Gütiger Gott
wir haben den Tisch gedeckt mit den Gaben deiner Erde
und dem, was menschliche Arbeit erbracht hat.
So feiern wir nun als deine Töchter und Söhne
deine Gegenwart inmitten dieser Welt.
Mit frohem Herzen danken wir dir
für das Geschenk dieses Augenblicks
durch ihn, der hier gegenwärtig wird:
Jesus Christus, unser Bruder und Herr. – Amen.
Hans Hütter (2017)
Guter Gott,
wir haben den Tisch mit Brot und Wein gedeckt.
Sie sind Früchte der Erde und Gaben deiner Güte.
Wir bitten dich,
nimm mit diesem Brot und diesem Wein
auch die Früchte an, die unser Leben gebracht hat,
und mache auch sie zur Quelle der Kraft für alle Menschen,
die mit uns leben.
So bitten wir mit und durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Gabi Ceric (2008)
Gott, Schöpfer der Welt,
auf dein Wort hin wird alles geschaffen.
Du sorgst dich um uns.
Wir haben dir die Gaben von Brot und Wein bereitet.
Sie sind Zeichen für alles,
was wir in der vergangenen Woche versucht haben, gut zu machen.
Nimm unsere Gaben an.
Das bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Die Seinen nahmen ihn nicht auf
Kehrvers:
Freut euch: Wir sind Gottes Volk,
erwählt durch seine Gnade. (GL 56,1)
Wir haben Grund, dir zu danken, großer Gott.
Dir verdanken wir uns Leben und alles, was da ist.
Du hast den Menschen als dein Abbild geschaffen
und ihm aufgetragen, die Schöpfung zu hüten und zu bebauen.
Kehrvers
Wie du einst den Menschen in den Garten Eden gestellt hast,
hast du dein Volk in ein Land geführt,
das von Milch und Honig fließt,
und es ihm zum Erbe gegeben.
Kehrvers
Als sich dein Volk, das du umsorgt hast,
wie ein Winzer seinen Weinberg,
von dir abwandte und nicht die erwarteten Früchte brachte,
hast du Jesus von Nazareth gesandt,
damit er die Herzen der Deinen dir zukehre.
Kehrvers
Sie haben ihn, der in sein Eigentum kam,
nicht erkannt und nicht anerkannt.
Die Seinen nahmen ihn nicht auf.
So hat er von neuem ein Volk zusammengerufen
und dir zugeführt.
Kehrvers
Wir danken dir, dass wir zu deinem Volk gehören.,
dich kennen, vor dir stehen und dir dienen dürfen.
Darum preisen und loben wir dich
und singen wir dir unser Lied.
Danklied, z.B. "Alles meinem Gott zu Ehren." (GL 455)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Palmsonntag: Der Unschuldige leidet für die Sünder
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken und
das Werk deiner Liebe zu rühmen
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Er war ohne Sünde
und hat für die Sünder gelitten.
Er war ohne Schuld und hat sich
ungerechtem Urteil unterworfen.
Sein Tod hat unsere Vergehen getilgt,
seine Auferstehung
uns Gnade und Leben erworben.
Darum preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Palmsonntag
Messbuch - Präfation Sonntage 3: Die Rettung des Menschen durch den Menschen Jesus Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem,
was du an uns getan hast:
Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit
zu Hilfe gekommen und
hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn
Rettung und Heil gebracht
aus unserer menschlichen Sterblichkeit.
So kam uns aus unserer Vergänglichkeit
das unvergängliche Leben
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den
Chören der Engel das Lob
deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 3
- Mahlspruch1
Bibel (2020)
Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her!
Lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet!
(Ps 80,8)
Oder:
Christus spricht:
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe,
der bringt reiche Frucht.
(Joh 15,5)
Oder:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
ist zum Eckstein geworden.
(vgl. Mt 21,42)
- Meditation1
Helene Renner (2020) - Wir sind sein erwähltes Volk
Gut ist es, unseren Gott zu preisen
schön ist es, ihn zu loben -
stimmt dem Herrn ein Danklied an
lobsingt und preist ihn laut
Er hat uns erwählt als seine Kinder
zu Söhnen und Töchtern hat er uns gemacht
reich beschenkt mit seinen Gaben
mit allem, was wir zum Leben brauchen
Er gibt Frieden und Freiheit
allen, die nach seinem Willen fragen
er begleitet unser Tun
mit seinem reichen Segen
Wir sind sein erwähltes Volk
keinem sonst ist er so nahe
zu seinem Weinberg hat er uns gemacht
damit wir Frucht bringen
und unsere Frucht bleibt
in Ewigkeit
- Schlussgebet5
Messbuch - SG 27. Sonntag: gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes
Gott und Vater,
du reichst uns das Brot des Lebens
und den Kelch der Freude.
Gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes,
der im Sakrament unsere Speise geworden ist.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB 27. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 5 Mi: Heilmittel gegen das Böse in unserem Herzen
Herr, unser Gott,
das Sakrament, das wir empfangen haben,
sei uns Heilmittel gegen das Böse in unserem Herzen
und Schutz in jeder Gefahr.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Mittwoch der 5. Woche der Fastenzeit
Messbuch - SG 1. Woche: haben wir neue Kraft empfangen
Allmächtiger Gott,
durch dein Wort und das heilige Sakrament
haben wir neue Kraft empfangen.
Gib, daß wir in unserem Leben
dir und den Menschen dienen
und dein Gefallen finden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 1. Woche im Jahreskreis
Messbuch - SG 29. Sonntag: Frucht bringen
Allmächtiger Gott,
gib, daß die heiligen Geheimnisse,
die wir gefeiert haben,
in uns Frucht bringen.
Schenke uns Tag für Tag,
was wir zum Leben brauchen,
und führe uns zur ewigen Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis
Die Bittmesse
Messbuch - SG Auswahl 2: gesättigt mit der Speise, die du allein zu geben hast
Gott, unser Vater,
du hast uns gesättigt mit der Speise,
die du allein zu geben hast.
Laß uns von ihr leben und uns freuen
an deiner Huld und Gnade,
und laß unsere Freude fruchtbar werden in guten Taten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 2
- Gebet zum Abschluss3
Martin Stewen (2020)
Barmherziger Gott
mit dem Brot des Lebens und dem Wort vom Heil
hast du uns gestärkt, hinauszugehen in die Welt
und als mutige und tatkräftige Verwalterinnen und Verwalter
an deinem Reich zu bauen.
Segne uns dazu und sei mit uns
durch alle Zeit und Ewigkeit. – Amen.
Hans Hütter (2017)
Guter Gott,
wir haben an der Mahlgemeinschaft deines Sohnes teilgenommen.
Er hat uns teilhaben lassen an den Früchten,
die sein Leben für uns getragen hat.
Wir bitten dich, lass uns glaubhafte Zeugen seine Liebe sein.
So bitten wir mit und durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Gabi Ceric (2008)
Liebender Gott,
du hast uns gestärkt mit dem Brot des Lebens
(und den Kelch des Heiles).
Wie der Wein für die Lebensfreude bestimmt ist,
so sollen auch wir einander zur Freude und zum Segen werden.
Bleibe bei uns. Heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
- Segen2
Zitat (2011)
Am Morgen:
Gottes Liebe gehe auf über euch gleich der Sonne, die im Osten sich erhebt,
und lasse sein Angesicht leuchten über euch.
Er erfülle euch mit seinem Licht und schenke euch Freude,
hineinzugehen in den Tag, der euch neu geschenkt ist.
Er lasse euch Freude finden am Leben und den Impulsen trauen,
die er euch mitgegeben hat als Zeichen Seiner Nähe.
So segne und behüte euch...
Am Abend:
Der gütige Gott halte seine Hand über euch,
wenn nun das Dunkel der Nacht sich leise über euch senkt.
Er helfe euch Abschied zu nehmen von den Mühen und Sorgen des Tages.
Was ihr begonnen und nicht beendet habt,
das möge er vollenden.
(Nach Herbert Jung, Gesegnet sollst du sein. Segensgebete für Seelsorge und Gottesdienst, Verlag Herder, Freiburg, 2. Auflage 2002.)
Zitat (2008)
Seid gesegnet in euren Füssen,
die euch tragen in allem, was ihr seid.
Seid gesegnet in euren Beinen,
die euch dahin bringen, wo ihr das lebt, was jetzt wichtig ist.
Seid gesegnet in euren Herzen,
die höher schlagen bei allem, was euch erfüllt.
Seid gesegnet in euren Schultern, Armen und Händen,
dass ihr klar wisst, was zu tragen, zu geben oder abzuwehren ist.
Seid gesegnet in euren Köpfen,
dass gute Gedanken eure Schaffenskraft fördern
und das Lächeln des inneren Friedens anderen zur Freude wird.
So segne und behüte euch der allmächtige und gütige Gott …
(abgeändert, vgl. Berger Doris, Segensfeier für Paare, die Eltern werden, in: Bauernfeind Hans (Hg.), Leben braucht Segen. Segensfeiern, Herder 2003; S. 157)
Papst will Staatssekretariat entmachten
Kurienkardinal Angelo Beeciu wird Geldunterschlagung vorgeworfen. Papst Franziskus will die Zuständigkeiten nun ändern, was wiederum die Macht eines anderen Kardinals ausbaut.
Nach dem Skandal um den zurückgetretenen Kurienkardinal Angelo Becciu, dem Geldunterschlagung vorgeworfen wird, plant Papst Franziskus nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" eine Reform des Staatssekretariats. Dieser soll jegliche Zuständigkeit im Umgang mit Geldverwaltung verlieren, berichtete das Blatt.
Jegliche Kompetenz im Umgang mit Finanzierungen soll die Güterverwaltung APSA übernehmen, die unter Aufsicht des Wirtschaftssekretariats stehen wird. Damit wächst der Einfluss des spanischen Jesuitenpaters Juan Antonio Guerrero Ales, der im vergangenen November den australischen Kardinal George Pell an der Spitze des Wirtschaftssekretariats ersetzt hat.
Ganzer Artikel:
https://www.diepresse.com/5873761/
"Die Presse" am 28.9.2020
Die Rebellion gegen den letzten Diktator Europas
Hunderte Frauen wurden am Samstag bei neuen Protesten in Belarus festgenommen. Doch die Demonstranten lassen sich nicht einschüchtern. Denn die Hoffnung auf Erneuerung ist groß: eine Reportage aus Minsk.
Ganzer Artikel:
https://www.diepresse.com/5869827/
Paul Flückiger in "Die Presse" am 20.9.2020.
das land und seine besitzer
die besitzer
die das land besitzen
sitzen und brüten
eier des aufruhrs
eier des zorns
und aus den eiern
schlüpfen neue besitzer
die das land
das ihnen nicht gehört
besitzen bebrüten
bis die besitzer
nicht mehr bebrüten
und die bebrüter
nicht mehr besitzen
bis das land
den sanftmütigen zufällt
für immer
Aus: kurt marti, geduld und revolte. Die gedichte am rand. im radius-verlag, Stuttgart 1995.
Die Aufgabe
Als einige seiner Schüler einen weltbekannten geistlichen Begleiter mit Lob bedachten, hielt sich der Meister zurück.
Als man ihn später nach dem Grund fragte, sagte er: "Der Mann übt Macht über andere aus - er ist kein geistlicher Begleiter."
"Worin besteht dann die Aufgabe eines geistlichen Begleiters?"
"Zu inspirieren, nicht Vorschriften zu machen", sagte der Meister. "Wach zu machen, nicht zu nötigen."
Aus: Anthony de Mello, Eine Minute Unsinn. Herder 1993.
Geschenke Gottes
Frieden, Gelassenheit, Freiheit sind ein Geschenk Gottes. Sie werden uns zuteil und beginnen Wurzeln zu schlagen, wenn wir uns seiner Liebe zuwenden und unser Leben von ihr berühren lassen. Dann merken wir, dass Standhaftigkeit weit mehr ist als der Versuch, irgendwie zu überleben. Vielmehr fühlen wir uns gedrängt, aktiv dazu beizutragen, dass sich Gottes Reich in der Gesellschaft ausbreitet.
Ungeachtet der Tragödien und Hiobsbotschaften, mit denen wir immer wieder konfrontiert werden, ergeht je neu der Ruf an uns, unseren Teil beizutragen, dass in unserer Welt etwas vom Gottesreich sichtbar wird und die Kräfte des Guten über die Kräfte des Bösen siegen. Doch der erste „Kampf, den wir zu führen haben, ist der in uns selbst: Wir sind gerufen, zu überwinden, was nicht im Sinne Gottes ist, damit wir ganz ihm gehören und sein Werkzeug sein können.
Aus: Basil Hume, Selig die Suchenden, Texte für Menschen auf dem Weg. Verlag Neue Stadt, München, Zürich, Wien 2001.
Wege in den Weinberg
Dem Wein ist so mancher nicht abgeneigt. Einige interessieren sich nicht nur für das Endprodukt, sondern auch für seine Entstehung und wollen Winzer werden - oft nach oder neben der eigentlichen Karriere.
Ein Beruf, der offensichtlich so attraktiv ist, dass sogar Menschen, die es in ihrer ersten Laufbahn hochdekoriert zu Wohlstand gebracht haben, diesen aus reiner Freude an der Tätigkeit erlernen wollen, darf wohl als Traumberuf bezeichnet werden. So wie der des Winzers. Von deutschen Industriellen bis zu Hollywood-Schauspielern reicht die Liste derer, die nach oder neben der eigentlichen Karriere auch noch im Weinbau nach Wissen und Erfolg streben; erst im Vorjahr gewannen die Neuwinzer Brad Pitt und Angelina Jolie mit ihrem Château Miraval Rosé 2012 den Preis des besten Rosés der Welt. Wobei natürlich bezweifelt werden darf, dass die Herrschaften sich bei der Lese besonders hervorgetan haben, und auch die Hilfe eines Kellermeisters dürfte ihnen wohl zur Verfügung gestanden sein.
mehr: diepresse.com/home/bildung/weiterbildung/1569128
28.02.2014 | 18:28 | (Die Presse)
abgefragt am 25. 9. 2014
"Dramatischen Wandel" im Verständnis von Familie, Liebe und Ehe
Wien, 25.09.14 (KAP) Vor einer innerkirchlichen Engführung der Diskussionen bei der kommenden außerordentlichen Bischofssynode im Vatikan hat der Wiener Religionssoziologe Paul Zulehner gewarnt. Es sei zwar notwendig, "nahe an den verwundeten Menschen zu sein", so etwa an den unter kirchlicher Ausgrenzung leidenden wiederverheirateten Geschiedenen - die Synodalen täten jedoch gut daran, über den kirchlichen Tellerrand hinauszublicken und den "dramatischen Wandel" im Verständnis von Familie, Liebe und Ehe insgesamt in den westlichen Gesellschaften wahrzunehmen: "Da hinken Theologie und Kirche noch hinterher", so Zulehner im Gespräch mit "Kathpress".
So werde Ehe heute zwar noch als ein Liebesbündnis verstanden, dies jedoch zunehmend mit zeitlichem Konnex: "Man sourced die bösen Tage aus, man will Liebe ohne Leiden, eine Art Wellness-Ehe." Dies halbiere jedoch die klassische kirchliche Trauungsformel von den guten wie bösen Tagen und sei daher für die Kirche "die eigentliche Provokation", auf die es eine Antwort zu finden gelte - etwa in der Form, dass die Kirche wieder "mehr Lust auf Familie und Kinder machen" sollte.
Der gesellschaftliche Wandel führe letztlich auch zu einer "größeren Instabilität" der Beziehungen und zu deren rascheren Scheitern. Im Blick auf den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen plädierte Zulehner daher für eine "großzügige Lösung"
und Barmherzigkeit: Barmherzigkeit dürfe dabei jedoch "nicht gegen das Recht ausgespielt werden"; vielmehr sei Barmherzigkeit ein notwendiges kirchliches Korrektiv, "damit das eigene kirchliche Recht nicht in Unrecht kippt", so Zulehner.
Eine weitere Herausforderung stelle laut Zulehner die Verschiebung der Generationen dar: So würden Familien künftig nicht mehr nur aus zwei Erwachsenen und Kindern bestehen, sondern zunehmend aus Erwachsenen mit pflegebedürftigen älteren Menschen. Diese Verschiebung gelte es auch kirchlich wahrzunehmen, zitierte Zulehner ein Wort des verstorbenen Mailänder Erzbischofs Carlo Maria Martini:
So wie die Eltern die Kinder zur Welt bringen, müssen künftig die Kinder die Eltern aus der Welt begleiten. "Jenseits aller pastoralen innerkirchlichen Fragen ist das die eigentliche Herausforderung. Und deren Dramatik hat auch Papst Franziskus erkannt, wenn er sagt:
'Bleiben wir nicht zu lange bei den innerkirchlichen Problemen stehen'. Wenn uns das gelingt, sind wir auf einem guten Weg."
Die außerordentliche Synode wird vom 5. bis 19. Oktober im Vatikan stattfinden. Sie steht unter dem Motto "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung". Für den 28. September hat Papst Franziskus zum Gebet für ein Gelingen der Beratungen aufgerufen.
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Der Bund, den die Eheleute schließen
Es ist Jesu Frohe Botschaft, dass der Bund, den die Eheleute schließen, umschlossen und getragen ist vom Bund Gottes, der auch dann Bestand hat, wenn das zerbrechliche menschliche Band der Liebe schwächer wird oder gar stirbt. Die endgültige und unverbrüchliche Bundesund Treuezusage Gottes entzieht den menschlichen Bund der menschlichen Willkür; sie verleiht ihm Festigkeit und Beständigkeit. Das Band, das Gott um die Brautleute legt, wäre falsch verstanden, wollte man es als ein Joch verstehen; es ist vielmehr Gottes menschenfreundliche Treuezusage; es ist Ermutigung und immer wieder neue Quelle der Kraft, inmitten der Wechselfälle des Lebens einander die Treue zu halten.
Augustinus hat aus dieser Botschaft die Lehre vom unauflöslichen Eheband abgeleitet, das auch dann bestehen bleibt, wenn die Ehe menschlich gesehen zerbricht. Vielen ist dies heute schwer verständlich. Man darf dieses Band jedoch nicht als eine Art metaphysische Hypostase neben oder über der personalen Liebe der Eheleute verstehen; es geht allerdings auch nicht in der affektiven gegenseitigen Liebe auf und stirbt nicht mit ihr (GS 48; EG 66). Die Lehre vom Eheband ist Evangelium, d. h. endgültiger Zuspruch und bleibend gültige Zusage. Als solche nimmt sie den Menschen und seine Freiheit ernst. Es ist die Würde des Menschen, endgültige Entscheidungen treffen zu können. Sie gehören bleibend zur Geschichte eines Menschen; sie prägen ihn bleibend; man kann sie nicht einfach abstreifen und ungeschehen machen. Werden sie durchkreuzt, dann bedeutet dies eine tiefe Wunde. Wunden können heilen, doch es bleibt eine Narbe zurück, die immer wieder schmerzt; aber man kann und darf, wenngleich mühsam, weiterleben. Ähnlich ist Jesu Frohe Botschaft, dass für den, der umkehrt, durch Gottes Barmherzigkeit Vergebung, Heilung und Neuanfang möglich sind.
Paulus greift die Botschaft Jesu auf. Er spricht von einer Heirat »im Herrn« (1 Kor 7,39). Gemeint ist nicht eine kirchliche Form der Eheschließung. Eine solche hat sich erst Jahrhunderte später - endgültig erst durch das Dekret Tametsi des Konzils von Trient (1563) - herausgebildet. Die »Haustafeln« (Kol 3,18 - 4,1; Eph 5,21 - 6,9; 1 Petr 2,18 - 3,7) zeigen, dass dieses »im Herrn« das ganze Leben in der Familie, das Verhältnis von Mann und Frau, von Eltern und Kindern, von im Haus lebenden Herren und Sklaven umfasst. Die Haustafeln nehmen die patriarchale Hausordnung auf, modifizieren sie aber »im Herrn«. Sie sind Beispiele für die normverändernde und normprägende Kraft des christlichen Glaubens. Durch sie wird aus der einseitigen Unterordnung der Frau unter den Mann ein gegenseitiges Verhältnis der Liebe, die auch die übrigen Familienbeziehungen prägen soll. Paulus sagt sogar - was in der gesamten Antike singulär, ja revolutionär war -, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau bei denen, die »einer in Christus« sind, nicht mehr zählt (Gal 3,28).
Der Epheserbrief geht noch einen Schritt weiter. Er greift die alttestamentliche, besonders bei Hosea (2,18-25) bezeugte Metapher des Ehebundes als Bezeichnung des Bundes Gottes mit seinem Volk auf. In Christus hat dieser Bund seine Erfüllung und Vollendung gefunden. So wird nun der Bund von Mann und Frau Realsymbol für den in Jesus Christus zur Erfüllung gelangten Bund Gottes mit den Menschen. Was seit Anbeginn der Welt eine Wirklichkeit von Gottes guter Schöpfung war, wird nun vergegenwärtigendes Zeichen des Mysteriums Christi und der Kirche (Eph 5,32). Das Trienter Konzil sah aufgrund einer erst im 12. Jahrhundert zum Abschluss gekommenen theologiegeschichtlichen Entwicklung in dieser Aussage die Sakramentalität der Ehe angedeutet (DH 1799; vgl. DH 1327). Die neuere Theologie sucht diese christologische Begründung trinitätstheologisch zu vertiefen und versteht die Familie als realsymbolische Darstellung des Geheimnisses der trinitarischen communio.
Aus: Walter Kardinal Kasper, Das Evangelium von der Familie. Die Rede vor dem Konsistorium. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2014.
Ehe in menschlichen Grenzen
Den Gedanken, Zweitehen als solche Naturehen auch zwischen Getauften zu verstehen und zuzulassen, legten nun in der gegenwärtigen Diskussion Thomas und Heidi Ruster in ihrem pastorale Praxis und theologische Theorie verbindenden Buch "Bis dass der Tod euch scheidet?" (Kösel Verlag 2013) vor.
Darin weisen sie auf eine wichtige Voraussetzung dieses Vorschlags hin: dass das Sakrament der Ehe nicht - wie es die derzeitige kirchliche Lehre festlegt (Kirchenrecht, can. 1055 u. 1057) - von den Brautleuten gespendet wird (sodass die kirchliche Eheschließung prinzipiell auch ohne das Mitwirken eines geweihten Amtsträgers erfolgen kann, dieser dabei nur assistiert und die Ehe segnet), sondern wesentlich in der Herabrufung ("Epiklese") des Heiligen Geistes auf das Brautpaar besteht, damit dieses mit Hilfe Gottes seine Ehe in Liebe und Treue leben kann; ähnlich wie im Sakrament der Firmung oder der Priesterweihe der Geist Gottes auf die Firm- oder Weihekandidaten herabgerufen wird.
Dieses "epikletische" Verständnis des Ehesakraments wurde bereits 1989 von einigen Autoren in dem Sammelband "Eheschließung - mehr als ein rechtlich Ding?" (Hg. Klemens Richter) vertreten. Im Buch des Ehepaars Ruster heißt es dazu mit Recht: "Spender des Sakraments ist allein Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist." Der Priester oder der Diakon rufen dieses Wirken Gottes im Namen der Gemeinde und im Auftrag der ganzen Kirche auf das Brautpaar herab, auch sie sind also nicht "Spender", sondern "Diener" des Sakraments.
Worin besteht nun der Zusammenhang zwischen dieser korrigierten Sicht des Ehesakraments und der möglichen Anerkennung einer zweiten Ehe von Geschiedenen als einer nicht-sakramentalen Naturehe? Im Buch von Thomas und Heidi Ruster wird ein wesentlicher genannt: Wenn Getaufte bei der Eheschließung selbst in Stellvertretung Gottes einander das Sakrament der Ehe spendeten, dann wäre auch jedes weitere Eheversprechen sakramental und stünde daher, solange der frühere Partner lebt, in einem direkten Widerspruch zu jenem der ersten Ehe. Dieses Argument fällt weg, wenn die Brautleute nicht das Sakrament spenden. Damit scheint es möglich zu sein, in der Kirche nicht-sakramentale Eheschließungen von Getauften zu akzeptieren und die Zweitehen von Geschiedenen als solche Naturehen anzusehen.
Aber gegen eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten auf der Basis einer Anerkennung ihrer Zweitehen als Naturehen gibt es noch einen Einwand, auf den, soweit ich sehe, in dem Buch von Thomas und Heidi Ruster nicht ausdrücklich eingegangen wird: dass doch von der ersten sakramentalen Ehe nicht nur ein abstraktes unauflösliches Eheband bestehen bleibt, sondern auch die konkrete Verpflichtung, dieses Treueversprechen einzuhalten. Also könnte man nach wie vor argumentieren, dass die getrennten Eheleute an ihrer sakramentalen früheren Ehe festhalten müssen, weil sie diese im Namen Gottes und daher mit absoluter Verpflichtung geschlossen hätten; selbst dann, wenn eine Wiederaufnahme der ersten Ehe menschlich und auf Grund der neuen Bindungen unzumutbar ist.
Ehe in menschlichen Grenzen
Auch diesbezüglich ermöglicht die notwendige Korrektur im Verständnis des Ehesakraments eine andere Sicht: Wenn die Brautleute einander im Eheversprechen nicht selbst in Stellvertretung Gottes ein Sakrament spenden, sondern im Vertrauen auf den ihnen zugesagten Beistand Gottes, aber auf menschliche Weise und in deren Grenzen den Bund der Ehe schließen, dann ist dieser von ihnen nicht mit quasi-göttlicher Unbedingtheit einzuhalten; ähnlich wie auch von Getauften nicht gefordert werden kann, in ihrem Leben als Christen jede Schuld oder jedes Misslingen zu vermeiden oder wieder gutzumachen, bevor ihnen die Lossprechung gegeben wird.
Das hebt natürlich nicht auf, dass das Möglichste getan werden muss, die erste Ehe zu retten. Falls dies aber nicht zumutbar ist, wäre nach dieser neuen Sicht des Ehesakraments und auf der Grundlage eines nicht rein juridischen, sondern personalen Verständnisses der Ehe eine Dispens vom Verbot einer zweiten Ehe auch für Katholiken möglich, vergleichbar mit der Dispens von den Verpflichtungen von Ordensgelübden oder des Zölibatsversprechens; freilich unter der Voraussetzung, dass es soweit wie möglich zu einer Versöhnung zwischen allen Beteiligten gekommen ist.
Praxis der Orthodoxen
Daher ist auch verständlich, dass und warum die orthodoxen Kirchen eine zweite und sogar eine dritte Ehe von Geschiedenen nach einer Bußzeit zulassen: Sie gingen stets davon aus, dass nicht die Brautleute einander das Sakrament spenden, sondern die Kirche im Auftrag Gottes dessen Wirken auf die Brautleute herabruft, was sogar sichtbar durch die "Krönung" der Brautpaare zum Ausdruck kommt. Daher gibt es nach ihrem Verständnis beim Scheitern von Ehen die Möglichkeit einer zweiten oder sogar einer dritten Eheschließung, allerdings jeweils erst nach einer Bußzeit und ohne "Krönung". Die katholische Kirche könnte von den orthodoxen Schwesterkirchen diese Praxis übernehmen, zumal sie dieselbe schon bisher in den mit ihr unierten Ostkirchen nicht ausschloss.
Paul Weß in "Die Furche" am 25. September 2014
Gebet
Christus, Antlitz Gottes,
der du siehst, was uns beschämt,
erbarm dich unser.
Christus, Weisheit Gottes,
die umfasst, was uns zerreißt,
erbarm dich unser.
Christus, Heiland Gottes,
der du löst, was uns bedrängt,
gib uns deinen Frieden.
Amen.
Aus: Susanne Niemaeyer / Matthias Lemme, Brot und Liebe. Wie man Gott nach Hause holt. Kreuz Verlag in der Verlag Herder GmbH, Freiburg 2013.
Passion
Ich kenne einen
der ließ sich von uns die Suppe versalzen
der ließ sich von uns die Chancen vermasseln
der ließ sich von uns das Handwerk legen
der ließ sich für dumm verkaufen
der ließ sich einen Strick drehen
der ließ sich an der Nase herumführen
der ließ sich übers Ohr hauen
der ließ sich von uns kleinkriegen
der ließ sich von uns in die Pfanne hauen
der ließ sich von uns aufs Kreuz legen
der ließ sich von uns Nägel mit Köpfen machen
der ließ sich zeigen was ein Hammer ist
der ließ sich von uns festnageln auf sein Wort
der ließ sich seine Sache was kosten
der ließ sich sehen am dritten Tag
der konnte sich sehen lassen
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Lieben und leiden
Wer Menschen liebt, muß sie "leiden" können.
Lieben heißt Leiden;
aber Liebesleid und Liebeskummer
kommen nicht von der Liebe,
sondern von unserer menschlichen Unvollkommenheit der Liebe.
Ein Mensch fühlt sich erst dann geborgen, erlöst und glücklich,
wenn er sich bedingungslos geliebt weiß,
so, wie er ist, mit seinen Sünden, Fehlern und Schwächen.
Nur die leidende Liebe,
die mich leiden kann mit meinem Haß,
kann meinen Haß in Liebe verwandeln.
Gott liebt mich nicht unter der Bedingung,
daß ich mich bekehre,
sondern damit ich mich bekehre
in der Überwältigung seiner Liebe.
Er geht dem Verlorenen nach, bis er es findet,
und wäre es auch erst im Tod,
wo doch so viele Menschen
aus unsäglich vielen Gründen
in ihrem irdischen Leben noch nicht
zur Erfahrung der absoluten Liebe gelangen.
Und doch ist die Liebe
für Zeit und Ewigkeit
an eine Bedingung geknüpft:
Ich kann wie ein Brunnen
nur so viel Liebe empfangen,
als ich bereit bin weiterzuschenken.
Gott vergibt allen alles;
aber diese Liebe kann mich erst beglücken und erlösen,
wenn auch ich von ihr durchdrungen bin,
bereit werde, allen alles zu verzeihen.
Unbarmherzigkeit, Erbarmungslosigkeit,
ist die einzige unvergebbare Sünde:
Gott kann es dem Menschen nicht "ersparen",
barmherzig zu werden
und vom Vergeltungsdenken
zum Vergebungsdenken zu gelangen.
Dies wird uns in unserer angeborenen
Rachsucht wohl nicht ganz gelingen,
doch sind wir unterwegs dazu,
wenn wir Gott "erlauben" und ihn bitten,
daß er auch unsere Feinde liebt,
die wir noch nicht lieben können,
und wenn wir beten:
"Vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben (wollen)
unseren Schuldigem."
Aus: Elmar Gruber, Das Kreuz in meinem Leben. Betrachtungen zu einem Ursymbol. Don Bosco Verlag, München 1996.
Jan Hus
Am Übergang von der Kindheit zum Erwachsenwerden verliebte ich mich in die Gestalt des Jan Hus. Er war vielleicht der erste aus der Serie meiner Helden, die sich einander auffallend ähnelten: Es waren nie Krieger und Eroberer, aber immer Menschen, die in der Lage waren, allein gegen eine Mehrheit zu stehen, gegen die öffentliche Meinung, gegen die Macht, gestützt nur auf die Kraft ihres Gewissens.
Obwohl ich dank der Erziehung in meiner Familie nie - wohl nicht mal für einen Augenblick - von der kommunistischen Ideologie gebissen wurde, schluckte ich damals offensichtlich bona fide das Bild von Hus, das von der kommunistischen atheistischen Propaganda geschaffen wurde: Hus, ein Kämpfer gegen die katholische Kirche. Die katholische Kirche, von der ich real gar nichts wusste und die ich aus der direkten Erfahrung überhaupt nicht kannte, habe ich während meiner Pubertät einige Jahre lang leidenschaftlich gehasst. Deshalb habe ich vielleicht ein größeres Verständnis dafür, dass viele meiner Altersgenossen und Landsleute bis heute bis zu den Ohren von Pickeln des Hasses gegen die katholische Kirche übersät sind, oder, genauer gesagt, gegen ihre eigene - und noch dazu unkritisch übernommene - Vorstellung von der Kirche, ja gegen alles Katholische. Ich selbst bin auch in meiner Pubertät durch diese Phase gegangen.
Erst nach vielen Jahren habe ich begriffen, dass Hus in Wahrheit in seinen Bemühungen davon angetrieben wurde, dass er seine Kirche, die katholische Kirche (denn es gab keine andere, und er beabsichtigte nicht im Geringsten, eine andere zu gründen) bis zum Verrücktwerden liebte und er alle seine kritischen Bemühungen um Reformen aus Liebe zu ihr unternahm. Er war leidenschaftlich verliebt in die eschatologische Vision einer schönen Kirche ohne moralische Makel (von denen er real um sich herum viele gesehen hat), ohne »den Sauerteig der Pharisäer« (der sich auch zu seiner Zeit in den Bäckereien der Kirche besonders stark vermehrte). Für diese Vision hat er geschuftet, gelitten und ist er gestorben - auch wenn der Weg zu seiner Passion auf dem Konstanzer Konzil bei weitem nicht so gradlinig und eindeutig war, wie es uns die Tradition derjenigen weismachen will, die sich auf Hus berufen. Sie war eher ein unglücklich verwickeltes Nebenprodukt eines vielschichtigen Konflikts der verschiedensten ideellen, machtpolitischen, universitären, staatlichen und kirchlichen Interessen im damaligen Europa. Man muss es Hus hoch anrechnen, dass die Vision einer makellosen Kirche für ihn - im Unterschied zu den nachfolgenden Generationen seiner Bekenner - nie zum Streitkolben des Hasses wurde, mit dem das Blut von Schuldigen oder Unschuldigen vergossen wurde.
Aus: Tomáš Halík, Berühre die Wunden. Über leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Einen Weinberg...
Same zwischen Steinen habe ich diesen Abschnitt genannt. Dass es überhaupt so viele Steine geben kann, wie sie in diesem Land an der Oberfläche erscheinen, das schien mir unvorstellbar. Man muss wohl Steine lieben, wenn man dieses Land gern hat.
Für den aber, der hier etwas anpflanzen will, können Steine zum wirklichen Kampf ums tägliche Brot werden. Vielleicht ist gerade darum der Weinberg, die Weintraube, zum Symbol des Volkes Israel geworden, weil er den Menschen, der ihn bearbeitet, so unendlich viel Liebe und Kraft kostet. Die Liebe Gottes zum auserwählten Volk ist der Liebe des Menschen vergleichbar, der sich um seinen Weinberg müht, der ihn immer und immer wieder neu entsteint, düngt und bepflanzt und auf gute Früchte hofft.
Wachtürme hat man früher in die Weinberge gebaut, um sie zu beschützen, denn die Frucht des Weinstocks war den Menschen aller Zeit lieb und teuer.
Vielleicht hat es auch darin sein tiefes Fundament, dass Jesus seine Kirche und sich selbst mit dem Weinstock verglich.
Die Liebe Jesu zu seinem "Weinberg" Kirche ist sicher nicht kleiner geworden, aber wer in der Kirche fühlt sich noch angesprochen, wenn es darum geht, Steine aufzusammeln, den Boden zu bereiten, Wachturm zu sein? Das Feld, in dem heute zu arbeiten ist, ist sicherlich nicht weniger steinig als der Boden Israels. Aber es werden immer weniger, die sich auf den Weg machen, im Weinberg des Herrn zu arbeiten.
Ob es daran liegt, dass wir die Steinmauern um uns herum schon zu hoch aufgeworfen haben, so dass man vor lauter Kirche keinen Jesus mehr sieht; oder daran, dass unsere Wachtürme so gut besetzt sind, dass sie jeden Ankommenden vertreiben? Vielleicht sind wir aber auch zu einem Häufchen elend Klagender geworden, die selbst nur noch Steine sehen?
Bruder Immanuel Jacobs OSB, in: Israel, Land der Gegensätze. Gedanken und Meditationen zu Bilder, 1980
Disteln im Weinberg
13. Juni 2006
Heute wurde das Frauenseminar in Dair Ibsi wieder aufgenommen … Hadil ist Hausfrau. Ihr Mann ist seit drei Jahren arbeitslos. Es gibt bei uns weder Arbeitslosenunterstützung noch Sozialhilfe noch Krankenversicherungen, denn wir haben keinen Staat.
Wenn sie nichts zu essen haben, warten sie, bis sie von der Schwägerin eingeladen werden. Sie haben Schulden und wissen nicht weiter. Deshalb verlassen sie das Land. In Israel wird das als "Human Transfer" bezeichnet. "Man braucht den Menschen nur das Leben schwer zu machen, dann gehen sie freiwillig," sagt Hadil.
15. Juni 2006
In mir wächst die Sorge um meinen Sohn Anis, der seit sieben Monaten eine Stelle als Arzt sucht. Er hatte vor zwei Jahren sein Studium in Innsbruck abgeschlossen, war nach Hause zurückgekehrt und hatte ein Ausbildungsjahr in der Klinik in Ramallah absolviert …
Seit sieben Monaten arbeitet er als Volontär in verschiedenen Kliniken und macht Hausbesuche - unentgeltlich, denn die meisten können nichts bezahlen. Für eine Spezialisierung müsste er nach Jerusalem. Doch dafür benötigt er eine Erlaubnis des Militärs, die ihm nicht gewährt wird. Ihm wurde gesagt, er müsse zuerst beim israelischen Geheimdienst um Begnadigung bitten: als Fünfzehnjähriger war er von israelischen Soldaten angeschossen und zwei Jahre später verhaftet worden. Er müsse seine Schuld bekennen und Reue aussprechen für das Böse, das er dem Staat Israel zugefügt habe, und sich zu Loyalität verpflichten. Anis lehnt dies ab, weil er sich unschuldig fühlt. Ein solches Schreiben würde als Eingeständnis von Schuld gelten. Und es wäre zu befürchten, dass er zur Zusammenarbeit mit dem Militär erpresst würde.
Alte Wunden brachen auf, von denen wir gehofft hatten, sie wären nach fünfzehn Jahren wenn nicht geheilt, so doch zumindest vernarbt. Anis beschloss dennoch, sich bei der Augenklinik in Jerusalem für eine Spezialisierung zum Augenarzt zu bewerben. Die ganze Familie zitterte, als er sich unter Gefahren zur Prüfung nach Jerusalem schmuggelte. Er gehörte zu den fünf Besten und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Zwei Monate später rief das Krankenhaus an; sie wollten ihn als Stationsarzt anstellen. Aber noch immer durfte er nicht nach Jerusalem. So verlor er die Chance auf diese Arbeit. …
Es ist sehr hart und schmerzlich für mich, Jerusalem nicht besuchen zu dürfen. Aber mein Sohn wird für sein Leiden als Kind noch viel härter bestraft; ihm wird der Weg in die Zukunft versperrt. Mein 62jähriger Mann und unsere Töchter sind wegen Anis auch auf der schwarzen Liste. Die ganze Familie ist mit ihm verurteilt. Diese Maßnahmen gelten für Tausende von Familien, deren Söhne verhaftet, verletzt oder getötet wurden. Genehmigungen vom israelischen Militär sind auch notwendig, um von einer Stadt in die nächste zu gelangen. Werden sie verweigert, sind die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit und somit in ihren Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten gelähmt. Als Konsequenz bleibt nur, das Land zu verlassen.
25. Juni 2006
In der Nacht wurden wir durch Militärjeeps geweckt … Plötzlich wurden in meinem Kopf Erinnerungen an den Gefängnisaufenthalt meines Schwiegersohnes wach und liefen wie ein Film ab. Vor lauter Sorge konnte ich nicht mehr schlafen. Marschud war im Wüstengefängnis Negev in Administrationshaft. Es war eine große nervliche Belastung für uns alle: alle drei Monate zu hoffen, dass er freikomme, dann wieder die Verlängerung der Haft um weitere drei Monate, ohne Anklage, ohne Urteil.
Nach zwei Jahren kam er endlich frei. Seither muss er sich ärztlich behandeln lassen …
Er erzählte von einem Gefangenen, der seit elf Monaten im Gefängnis war, weil er sich geweigert hatte, dem Militärbefehl Folge zu leisten und mit seinem einjährigen Kind als Schutzschild das Nachbarhaus zu betreten, in dem die israelischen Soldaten einen bewaffneten Freiheitskämpfer vermuteten.
Er erzählte von einem anderen Mann, der seit zweiundzwanzig Jahren im Gefängnis saß und seine Frau und Kinder seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Der Zufall wollte es, dass sich eines Tages unter den neuen Gefangenen zwei seiner Söhne befanden. Als sie dies bei der Begrüßung feststellten, umarmten die Söhne ihren Vater, der sie als Kleinkinder in Erinnerung hatte. Sie schauten einander ins Gesicht, küssten sich immer wieder, und der Vater beharrte darauf, dass die Söhne sich ihm auf die Oberschenkel setzten. Alle weinten vor Rührung, trotz der Verbitterung …
Aus: Erfahrungsbericht: Farhat-Naser Sumaya, Disteln im Weinberg. Tagebuch aus Palästina. Herderverlag 2007.
Schon Nebukadnezar dachte marktwirtschaftlich
Geld, Markt, Profitmaximierung - das sind keine Erfindungen der Neuzeit, sondern bestimmten bereits das Leben im antiken Babylonien. Das Denkmuster des Homo oeconomicus ist also sehr alt.
Althistoriker bewegt seit rund hundert Jahren der Primitivisten-Modernisten-Streit. Haben die Menschen vor 2000, 3000 Jahren in wirtschaftlichen Dingen (zumindest im Prinzip) so gedacht und gehandelt wie wir heute? Oder waren ihr Verhalten und ihre Mentalität grundsätzlich anders? Gab es so etwas wie wirtschaftliche Rationalität, oder war ökonomisches Handeln fest in die soziale Welt;eingebettet, von gesellschaftlichen Regeln und religiösen Vorstellungen bestimmt?
Eine wirkliche Antwort darauf gebe es noch nicht - und zwar aus Mangel an Daten, um allfällige Thesen belegen zu können, erklärt Michael Jursa. Der Altorientalist der Universität Wien hat sich in den vergangenen Jahren eingehend mit der Wirtschaftsgeschichte Babyloniens im ersten Jahrtausend vor Christus beschäftigt. Seine Conclusio: Was die Leute damals gemacht haben, ist für uns relativ gut verständlich. Ihr Verhalten funktionierte nach Prinzipien, die wir gut kennen, etwa bei der Beurteilung von Profitmöglichkeiten und damit verbundenen Risiken. Im Rahmen eines Start-Projekts haben Jursa und sein Team tausende Tontafeln übersetzt, außerdem wurden bereits publizierte Tafeln genau studiert und systematisiert. Die Texte auf den Tontafeln waren oft sehr banaler Natur. Im Prinzip haben wir ein paar tausend Kassazettel übersetzt, Quittungen, Notizen.
Jursa hat nicht nur Übersetzungs- und Archivierungsarbeit geleistet, sondern auf dieser Basis eine wirtschaftsgeschichtliche Analyse durchgeführt - mit überraschenden Ergebnissen. Die traditionelle Auffassung ist, dass in einer vormodernen, agrarischen Gesellschaft die meisten Menschen von ihren eigenen Produkten leben, also sehr weitgehend autark sind. Geld spielt in diesem Bild nur in sehr speziellen Fällen, etwa beim Fernhandel, eine Rolle. Dieses Bild revidiert Jursa gründlich: Fast alle Menschen im neubabylonischen Reich haben zumindest in einem gewissen Ausmaß mit Geld zu tun gehabt. Als Geld verwendete man Silber, das bei jedem Kauf bzw. Verkauf gewogen wurde noch nicht in Form von Münzen. Ob man ungemünztes, gewogenes Edelmetall als Geld bezeichnen kann, ist laut Jursa umstritten, aber generell doch akzeptiert. Das Prägen von Münzen ist in ökonomischer Hinsicht kein qualitativer Schritt. Münzgeld wird überschätzt.
Die Monetarisierung der babylonischen Wirtschaft begann Ende des 7. Jahrhunderts vor Christus. Eine Zeit der Kriege und der Fremdherrschaft (durch die Assyrer) war zu Ende gegangen, das babylonische Reich erholte sich, eine Phase des Friedens brach an. Die folgenden 150 Jahre, bis Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr., waren nicht nur eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, sondern auch einer grundlegenden Transformation in der Wirtschaftsstruktur. Ein wichtiger Faktor, der diesen Prozess ermöglichte, waren Tributgelder, die Babylon von abhängigen Regionen kassierte. Dadurch floss Silber ins Land, das der König für enorme Bautätigkeiten verwendete, etwa für Bewässerungssysteme, Tempel und Paläste.
Der geldbasierte Austausch war für viel mehr Leute von Bedeutung als angenommen.(Michael Jursa, Altorientalist)
Das Interessante dabei: Die Leistung der Bauarbeiter wurde nicht erzwungen sondern bezahlt. Zehntausende Leute haben jahrelang an diesen Bauwerken gearbeitet und wurden dafür in Silber bezahlt. Damit ist eine Art Proletariat, eine Lohnarbeiterschaft entstanden. Das war für Mesopotamien ein Novum.
Die Verwendung von Geld änderte freilich nichts daran, dass die Wirtschaft weiterhin in erster Linie agrarisch orientiert war. Aber selbst die Kleinbauern waren keine reinen Selbstversorger, sondern produzierten immer mehr für den Markt und ernährten so etwa die erwähnte Arbeiterschaft. Eine Rolle spielte, dass sie Steuern in Form von Geld zahlen mussten. Denn dadurch wurden sie gezwungen, durch den Verkauf ihrer Produkte an Silber zu kommen. Dieses Prinzip wiederholte sich in allen Gesellschaften, so Jursa: Der Wechsel zu einem Geldsteuersystem ist qualitativ entscheidend. Er führt zu Spezialisierung und damit zu einer arbeitsteiligen Wirtschaft.
Wichtige Akteure im babylonischen Wirtschaftsleben waren die Tempel. Diese waren nicht nur Wohnstätten jeweils eines Gottes, sondern auch große Organisationen mit eigenen Ländereien, Manufakturen und den entsprechenden Arbeitskräften. Bei ihnen war man davon ausgegangen, dass sie wie ein großer Haushalt funktionierten. Die traditionelle Annahme war, dass die Tempel Umverteilungswirtschaft betrieben: Sie produzieren Güter und verteilen diese dann nach gewissen Regeln an die Angehörigen des Tempels. Der Tempel als Ganzes ist autark, die Tempelwirtschaft stellt einen geschlossenen Kreislauf dar. Tatsächlich gab es jedoch regen Handel mit anderen Tempeln, die Tempel spezialisierten sich auf bestimmte Güter. Von Autarkie kann keine Rede sein, so Jursa. Es entstand eine zunehmend arbeitsteilige Wirtschaft. Das Babylonien dieser Zeit stelle den frühesten Fall dar, bei dem man eine derart weitgehende Monetarisierung nachweisen könne.
Babylonien ist auch ein Beispiel dafür, dass Wirtschaftswachstum kein rein modernes Phänomen ist. Der landwirtschaftliche Sektor konnte seine Produktivität steigern, was ein Pro-Kopf-Wachstum der Wirtschaft zur Folge hatte in einer Zeit, als auch die Bevölkerung zunahm. Grund für die höhere Produktivität war jedoch nicht technologischer Fortschritt, sondern ein Wechsel der Produkte: Statt des traditionellen Getreides wurden nun vermehrt Datteln angebaut, der Ackerbau also sukzessive von einem Gartenbau verdrängt. Datteln können nämlich genauso wie Getreide als Grundnahrungsmittel verwendet werden. Sie brauchen zwar mehr Arbeitskraft, der Ertrag pro Fläche ist aber deutlich höher was mehr Output bei gleichem Input bedeutet.
23.09.2008 | 19:11 | GERHARD MÉSZÁROS (Die Presse)
Wenn Erträge ausbleiben
Immobilien: Osten: Krise spitzt sich zu
Die Immobilienpreise sind auf Talfahrt doch Immoeast, Orco & Co. brauchen dringend Geld.
Wien (red.). Die spanische Immobilienkrise hat nun auch Osteuropa erfasst. Die Immobilienfirma Martinsa-Fadesa, die im Juli in Insolvenz ging, hinterließ einen Schuldenberg von mindestens 5,3 Mrd. Euro. Nun werden im Auftrag des Insolvenzverwalters alle Projekte auf den Markt geworfen, schreibt die ungarische Zeitung Pester Lloyd. Darunter befinden sich halbfertige Luxuswohnungen und Geschäfte vor allem in Budapest und Bukarest, aber auch in Polen und Tschechien. Das sendet die Preise weiter auf Talfahrt.
Denn verkaufen wollen derzeit viele: Neben der österreichischen Immoeast, die Projekte im Ausmaß von zwei Mrd. Euro stoppen und weitere Immobilien im Wert von 400 Mio. Euro vor allem in Rumänien verkaufen muss, um zu dringend benötigtem Geld zu kommen (die Presse berichtete), will auch der polnisch-britische Immobilienentwickler Orco Projekte in Rumänien und Ungarn in großem Stil abstoßen.
Noch vor zwei Jahren hatte sich mit Entwicklungsprojekten das meiste Geld verdienen lassen. Man stampfte Projekte aus dem Boden und verkaufte sie nach geringer Haltezeit zu einem höheren Preis weiter. In Zeiten wie diesen rächt sich das: Anders als bestehende Häuser bringen Entwicklungsprojekte keinen laufenden Ertrag, verursachen aber Kosten (zum Beispiel für Kredite). Hohe Verkaufserlöse lassen sich damit derzeit aber nicht erzielen.
Zwar meinen Experten, dass sich der Immobilienmarkt in Osteuropa langfristig erholen dürfte. Das Problem für die Immoeast: Ihre Mutter Immofinanz schuldet ihr 1,8 Mrd. Euro. Aus dem laufenden Geldfluss lässt sich der Kredit nicht zurückzahlen. Die Immofinanz muss jetzt selbst Objekte im Wert von 400 Mio. Euro auf den Markt werfen.
21.09.2008 | 18:47 | (Die Presse)
Martin Stewen (2020)
Bernhard Zahrl (2002)
Hans Hütter (1996)