Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 25. Aug. 2024 - 21. Sonntag im Jahreskreis (B)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jos 24,1-2a. 15-17. 18b
Lesung aus dem Buch Jósua.
In jenen Tagen
versammelte Jósua alle Stämme Israels in Sichem;
er rief die Ältesten Israels,
seine Oberhäupter, Richter und Aufsichtsleute zusammen
und sie traten vor Gott hin.
Jósua sagte zum ganzen Volk:
Wenn es euch nicht gefällt, dem Herrn zu dienen,
dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt:
den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten,
oder den Göttern der Amoríter, in deren Land ihr wohnt.
Ich aber und mein Haus,
wir wollen dem Herrn dienen.
Das Volk antwortete:
Das sei uns fern,
dass wir den Herrn verlassen
und anderen Göttern dienen.
Denn der Herr, unser Gott, war es,
der uns und unsere Väter
aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat
und der vor unseren Augen
alle die großen Wunder getan hat.
Er hat uns beschützt
auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind,
und unter allen Völkern,
durch deren Gebiet wir gezogen sind.
Auch wir wollen dem Herrn dienen;
denn er ist unser Gott.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Josua, der Nachfolger des Mose, hat das Volk Israel nach der langen Wüstenwanderung über den Jordan in das "gelobte Land" geführt. Nach der Eroberung, Inbesitznahme und Landverteilung an die einzelnen Stämme steht Israel nun vor einem neuem Problem: Es wird mit den Göttern der teilweise noch verbliebenen Bewohner des Landes konfrontiert. Diese Götter versprechen anscheinend Glück und Wohlstand und werden die Israeliten immer wieder in Versuchung führen, ihrem Gott Jahwe untreu zu werden. In der Szene, die in der heutigen Lesung (gekürzt) geschildert wird, stellt Josua das Volk vor die Entscheidung. Der Ort Sichem ist in dieser Hinsicht geschichtsträchtig: Nach der Überlieferung erschien hier Jahwe dem Abraham, später vergrub hier Jakob die fremden Götter seines Clans. Jetzt ruft Josua (im ungekürzten Text dreimal) das Volk feierlich auf, sich zwischen seinem Herrn und den anderen Göttern zu entscheiden. Ebenso klar und eindeutig spricht sich das Volk für den Herrn aus. Der ausformulierte Wortwechsel zwischen Josua und dem Volk hebt hervor, dass es sich hier um eine freie Entscheidung handelt, die ebenso folgenschwer wie unwiderruflich ist.
Als Lesung im Gottesdienst heute erinnert dieser Wortwechsel kirchlich Sozialisierte vielleicht an das liturgische Ritual der Tauferneuerung in der Osternacht. Auch hier werden die Gläubigen ausdrücklich und mehrfach gefragt und bekennen sich feierlich zu ihrem Gott.
Das Volk Israel begründet seine Entscheidung mit den Erfahrungen, die es mit seinem Gott in der Vergangenheit gemacht hat: Es hat Gott als Befreier erlebt und auf seinem schwierigen Weg immer wieder seinen Schutz erfahren. So kann es sich von ganzem Herzen neu für seinen Herrn entscheiden.
Ein solcher Rückblick auf die eigene Lebensgeschichte mit Gott bietet sich auch als Hinführung auf eine Erneuerung des Taufversprechens im einem Gottesdienst an. Das biblische Bild von Gott als einem Wegbegleiter besonders in Krisenzeiten spricht auch heute viele Menschen an. Und die Versuchung, sich beim "Sesshaftwerden" im Alltag an allzu viele Dinge wie an "Götter" zu binden, erfordert auch von Menschen heute immer wieder innezuhalten und sich neu bewusst für einen befreienden Gott zu entscheiden.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27.
Nur in der gegenseitigen Hilfe einer homogenen Gemeinschaft kann nach dem erfolgreichen Weg aus Ägypten ins Gelobte Land die Landnahme und Sesshaftwerdung beginnen. Die verschiedenen Götter der Stämme des Landes sind eine Herausforderung. Ihnen werden unterschiedliche Gebets- und Opferpraktiken gewidmet. Wer daran teilnimmt, erfährt auch die verschiedenen Versprechen.
Dagegen ruft Josua zur Einheit und Entschiedenheit auf. Die Treue zum Gott des Auszugs ist die Antwort des erwählten Volkes. Im Text der Lesung wird diese Antwort gegeben.
Das Buch Josua stellt einen Abschluß und einen Beginn dar. Josua ist der Nachfolger des Mose. Mose selbst kommt nicht mehr in das gelobte Land. Unter der Führung Josuas wird das "Gelobte Land" erobert, bzw. in Besitz genommen. Die Wanderung durch die Wüste findet somit den Abschluß.
Der Neubeginn liegt im Sesshaftwerden der Stämme des Volkes Israel. Unserem Abschnitt ist die Verteilung des Landes auf die Stämme bereits vorausgegangen. Ein neues Problem steht an. Israel wird mit den Göttern der Bewohner des Landes, welche zuvor da waren, und bei der Eroberung nicht getötet, oder vertrieben wurden, konfrontiert.
Josua stellt die Israeliten vor die Entscheidung: Entweder der Gott Israels, oder die Götter. Diese Versuchung wird die Geschichte Israels im gelobten Land immer prägen. Diese Götter versprechen anscheinend Glück und Wohlstand. Oft wird Israel dadurch in die Katastrofe schlittern. Es ist nicht so einfach für ein seßhaft gewordenes Volk an einem Gott der Wanderschaft festzuhalten. Josu greift bereits auf "das Erinnern an den Gott, der geführt hat", zurück
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Jos 24,1-18
Lesung aus dem Buch Jósua.
In jenen Tagen
versammelte Jósua alle Stämme Israels in Sichem;
er rief die Ältesten Israels,
seine Oberhäupter, Richter und Aufsichtsleute zusammen
und sie traten vor Gott hin.
Jósua sagte zum ganzen Volk:
So spricht der HERR, der Gott Israels:
Jenseits des Stroms wohnten eure Väter von Urzeiten an,
Terach, der Vater Abrahams und der Vater Nahors,
und dienten anderen Göttern.
Da holte ich euren Vater Abraham
von jenseits des Stroms
und ließ ihn durch das ganze Land Kanaan ziehen.
Ich schenkte ihm zahlreiche Nachkommenschaft
und gab ihm Isaak.
Dem Isaak gab ich Jakob und Esau
und ich verlieh Esau das Bergland Seïr,
damit er es in Besitz nahm.
Jakob aber und seine Söhne
zogen nach Ägypten hinab.
Dann sandte ich Mose und Aaron
und schlug Ägypten,
so wie ich es in seiner Mitte getan habe,
und dann habe ich euch herausgeführt.
Ich führte eure Väter aus Ägypten heraus.
Da seid ihr ans Meer gekommen.
Die Ägypter aber verfolgten eure Väter
mit Wagen und Pferden bis zum Roten Meer.
Da schrien eure Väter zum HERRN
und er legte zwischen euch und die Ägypter eine Finsternis
und ließ das Meer über sie kommen,
sodass es sie überflutete.
Mit eigenen Augen habt ihr gesehen,
was ich in Ägypten getan habe.
Dann habt ihr euch lange in der Wüste aufgehalten.
Ich brachte euch in das Land der Amoriter,
die jenseits des Jordan wohnten.
Sie kämpften mit euch, aber ich gab sie in eure Hand;
ihr habt ihr Land in Besitz genommen
und ich habe sie euretwegen vernichtet.
Dann erhob sich der König Balak von Moab,
der Sohn Zippors, und kämpfte gegen Israel.
Er schickte Boten zu Bileam, dem Sohn Beors,
und ließ ihn rufen, damit er euch verflucht.
Ich aber wollte keinen Fluch von Bileam hören.
Darum musste er euch segnen
und ich rettete euch aus seiner Hand.
Dann habt ihr den Jordan durchschritten
und seid nach Jericho gekommen;
die Bürger von Jericho kämpften gegen euch,
ebenso die Amoriter, die Perisiter, die Kanaaniter,
die Hetiter, die Girgaschiter, die Hiwiter und die Jebusiter
und ich gab sie in eure Hand.
Ich habe Panik vor euch hergeschickt.
Die hat sie vor euch auseinandergejagt,
die Könige der Amoriter.
Das geschah weder durch dein Schwert
noch durch deinen Bogen.
Ich gab euch ein Land,
um das ihr euch nicht bemüht hattet,
und Städte, die ihr nicht erbaut hattet.
Ihr habt in ihnen gewohnt
und ihr habt von Weinbergen und Ölbäumen gegessen,
die ihr nicht gepflanzt hattet.
Fürchtet also jetzt den HERRN
und dient ihm in vollkommener Treue!
Schafft die Götter fort,
denen eure Väter jenseits des Stroms
und in Ägypten gedient haben,
und dient dem HERRN!
Wenn es euch nicht gefällt, dem Herrn zu dienen,
dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt:
den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten,
oder den Göttern der Amoríter, in deren Land ihr wohnt.
Ich aber und mein Haus,
wir wollen dem Herrn dienen.
Das Volk antwortete:
Das sei uns fern,
dass wir den Herrn verlassen
und anderen Göttern dienen.
Denn der Herr, unser Gott, war es,
der uns und unsere Väter
aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat
und der vor unseren Augen
alle die großen Wunder getan hat.
Er hat uns beschützt
auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind,
und unter allen Völkern,
durch deren Gebiet wir gezogen sind.
Der HERR hat alle Völker vertrieben,
auch die Amoriter, die vor uns im Land wohnten.
Auch wir wollen dem Herrn dienen;
denn er ist unser Gott.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Antwortpsalm - Ps 34,2-3. 16-23
Kv: Kostet und seht, wie gut der Herr ist! – Kv
Oder: GL 39,1
Ich will den Herrn allezeit preisen; *
immer sei sein Lob in meinem Mund.
Meine Seele rühme sich des Herrn; *
die Armen sollen es hören und sich freuen. – (Kv)
Die Augen des Herrn sind den Gerechten zugewandt, *
seine Ohren ihrem Hilfeschrei.
Das Angesicht des Herrn richtet sich gegen die Bösen, *
ihr Andenken von der Erde zu tilgen. – (Kv)
Die aufschrien, hat der Herr erhört, *
er hat sie all ihren Nöten entrissen.
Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen *
und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe. – (Kv)
Viel Böses erleidet der Gerechte, *
doch allem wird der Herr ihn entreißen.
Er behütet all seine Glieder, *
nicht eins von ihnen wird zerbrochen. – (Kv)
Den Frevler wird die Bosheit töten, *
die den Gerechten hassen, werden es büßen.
Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte, *
niemals müssen büßen, die bei ihm sich bergen. – Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - Eph 5,21-32
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Éphesus.
Schwestern und Brüder!
Einer ordne sich dem andern unter
in der gemeinsamen Furcht Christi!
Ihr Frauen
euren Männern wie dem Herrn;
denn der Mann ist das Haupt der Frau,
wie auch Christus das Haupt der Kirche ist.
Er selbst ist der Retter des Leibes.
Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet,
so sollen sich auch die Frauen in allem
den Männern unterordnen.
Ihr Männer,
liebt eure Frauen,
wie auch Christus die Kirche geliebt
und sich für sie hingegeben hat,
um sie zu heiligen,
da er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort!
So will er die Kirche herrlich vor sich hinstellen,
ohne Flecken oder Falten oder andere Fehler;
heilig soll sie sein und makellos.
Darum sind die Männer verpflichtet,
ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib.
Wer seine Frau liebt,
liebt sich selbst.
Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst,
sondern er nährt und pflegt ihn,
wie auch Christus die Kirche.
Denn wir sind Glieder seines Leibes.
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen
und sich an seine Frau binden
und die zwei werden ein Fleisch sein.
Dies ist ein tiefes Geheimnis;
ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Norbert Riebartsch (2012)
Alfons Jestl (1997)
Bei den meisten der heutigen Hörerinnen wird diese Lesung sofort Widerstände wecken: Der Aufruf an die Frauen, sich ihren Männern unterzuordnen, widerspricht dem heutigen Verständnis von Gleichberechtigung und Partnerschaft von Frau und Mann. Umso wichtiger ist es, den Entstehungshintergrund des Textes zu beachten: Der Epheserbrief erhebt im ersten Vers den Anspruch, ein von Paulus abgefasstes Schreiben an die Gemeinde in Ephesus zu sein. Dagegen spricht aber eine Reihe von Gründen. In wichtigen Handschriften fehlt die Ortsangabe "Ephesus", so dass es sich wohl eher um ein Rundschreiben mit allgemeiner Verwendung handelt. Formal ist der Text zwar wie ein Brief gestaltet, inhaltlich aber eher als theologische Abhandlung oder Predigt über die Kirche. Sprache, Stil, Theologie und die vorausgesetzte Gemeindestruktur unterscheiden sich stark von authentischen Paulusbriefen. Als Verfasser ist daher ein Paulusschüler zu vermuten, der gegen Ende des 1. Jh. im Namen des Apostels an Heidenchristen schrieb.
Der vorliegende Lesungstext ist der erste Abschnitt einer "Haustafel", einer Zusammenstellung der gegenseitigen Verpflichtungen von Menschen, die in einer Hausgemeinschaft der Antike zusammenleben. Das sind neben den in der Lesung angesprochenen Frau und Mann Eltern und Kinder sowie Sklaven und Herren. Die literarische Form der Haustafel stammt aus der griechischen Philosophie und wurde bereits vom hellenistischen Judentum übernommen. Auch der Verfasser des Epheserbriefes greift auf diese Form und ihre überlieferten Inhalte zurück, betont aber das gegenseitige Verpflichtet- und Aufeinanderangewiesensein und begründet dieses aus dem christlichen Glauben.
Eph 5,21 ist daher als eine Art Überschrift der folgenden Mahnungen zu verstehen: "Einer ordne sich dem anderen unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus." Die in der Antike selbstverständliche Unterordnung der (Ehe-)Frau unter ihren Mann wird vom Verfasser übernommen, aber mit der damals sehr ungewöhnlichen Mahnung an die Männer verbunden, ihre Frauen zu lieben. Auch hebt er die enge Zusammengehörigkeit von Mann und Frau hervor. Im letzten Vers der Lesung wird dieses liebevolle Verhältnis auf Christus und seine Kirche bezogen, die ja das zentrale Thema des Epheserbriefes darstellen.
In ihrem Entstehungskontext betrachtet handelt es sich bei dieser Lesung also sogar um einen für die damalige Zeit "modernen" Text. Soll er heute im Gottesdienst gelesen werden, dann sind aber vorab Erläuterungen notwendig, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.
Um das Thema des Evangeliums und den roten Faden von der 1. Lesung zum Evangelium in Gottesdienst und Predigt besser zu entfalten, empfiehlt es sich allerdings, diese 2. Lesung mit ihrem ganz eigenen inhaltlichen Schwerpunkt wegzulassen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27.
Die Haustafeln sind ein Versuch, Leben zu regeln und die Regelung spirituell zu untermauern.
Im heutigen Abschnitt geht es um die Vermischung von Kirchen- und Christusbild. Entsprechend ist der Vers Eph 5,32 am Ende der Schlüssel: "Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche."
Er bildet die Klammer mit dem ersten Vers Eph 5,21: "Einer ordne sich dem anderen unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus." Was sich zunächst mit Unterordnung wie ein Problem anhört, wird relativiert: Die Männer, denen sich die Frauen unterordnen sollen, sollen ihrerseits im Beispiel Christi dienen. Das ist dann nicht mehr Unterwerfung, sondern "Handeln auf Augenhöhe".
Der Epheserbrief fällt stilistisch aus der Reihe der Paulusbriefe. Dies und noch weitere Merkmale lassen vermuten, daß dieser Brief von einem Paulusschüler stammt. Sollte der Brief von Paulus verfaßt sein, dann hat er diesen Brief nicht an die Gemeinde von Ephesus geschrieben. In einigen guten Handschriften fehlt die Ortsangabe "Ephesus", was andeutet, daß dieses Schriftstück für eine eher allgemeine Verwendung gedacht war. Weiters ist festzustellen, daß dieses Schriftstück gar kein wirklicher Brief ist, sondern eine theologische Abhandlung. Der Brief ist ein Ringen mit Gegnern, welche sich jedoch nicht ausmachen lassen.
Der für diesen Sonntag konkret gewählte Abschnitt, läßt die Besonderheit der Denkweise des Verfassers erkennen. Ein fest geprägtes Traditionsgut der Antike, eine "Haustafel", wird übernommen. Der Verfasser wurzelt in der antiken Sozialordnung, wenn er schreibt, die Frau habe sich dem Mann unterzuordnen. Sie kann keine öffentliche Stellung übernehmen. Diese Ordnung braucht vom Briefverfasser gar nicht begründet werden, denn diese ist in der Gesellschaft einfach vorgegeben, und wird folglich auf Christus und die Kirche hingedeutet, bzw. hinübergebogen. Die Verbindung zur Taufe wird gemacht, welche ziemlich gekünstelt wirkt. Die Schöpfungsgeschichte wird einbezogen, und doch: einmal ist die Kirche Braut, dann Frau. Dies gibt wiederum eine Störung im Bezug auf Mann.
Über die Stelle hinauszugreifen, sprich weiterzulesen, ist interessant: Es folgen Ermahnungen an die Kinder und an die Sklaven. Die bestehende Gesellschaftsordnung wurde als gegeben hingenommen. Für die Urchristen existierte die Sklavenfrage nicht.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 6,63b. 68c
Halleluja. Halleluja.
Deine Worte, Herr, sind Geist und Leben.
Du hast Worte des ewigen Lebens.
Halleluja.
Evangelium - Joh 6,60-69
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
sagten viele seiner Jünger, die ihm zuhörten:
Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?
Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten,
und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß?
Was werdet ihr sagen,
wenn ihr den Menschensohn aufsteigen seht,
dorthin, wo er vorher war?
Der Geist ist es, der lebendig macht;
das Fleisch nützt nichts.
Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe,
sind Geist und sind Leben.
Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben.
Jesus wusste nämlich von Anfang an,
welche es waren, die nicht glaubten,
und wer ihn ausliefern würde.
Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt:
Niemand kann zu mir kommen,
wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.
Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück
und gingen nicht mehr mit ihm umher.
Da fragte Jesus die Zwölf:
Wollt auch ihr weggehen?
Simon Petrus antwortete ihm:
Herr, zu wem sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens.
Wir sind zum Glauben gekommen
und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Norbert Riebartsch (2012)
Alfons Jestl (1997)
Die endgültige Fassung des Johannesevangelium entstand zu Beginn des 2. Jhdt. nach Chr. Der Verfasser betrachtet das Wirken Jesu daher aus zeitlicher Distanz und auf einem hohen Reflexionsniveau. Geprägt ist das Evangelium von Offenbarungsreden Jesu. Im Anschluss an eine solche Rede, die so genannte "Brotrede", spielt die im vorliegenden Textausschnitt beschriebene Szene von der Spaltung unter den Jüngern. Hintergrund hierfür ist die gemeindliche Situation zum Ende des ersten Jahrhunderts, die der Verfasser reflektiert: Christen wandten sich von der frühen Kirche ab, weil ihnen vieles nicht mehr einleuchtend, zumutbar und glaubwürdig erschien.
Solche Situationen haben sich im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder ereignet - bis heute. Gründe für den Kirchenaustritt heute finden viele Menschen genug: von der Kirchensteuer über den Vorwurf des Formalismus bis hin zu persönlichen Enttäuschungen und negativen Erfahrungen mit Vertretern der Kirche. Das alles erscheint "unerträglich" (Joh 6,60) und führt dazu, dass "viele... sich zurückziehen" (vgl. Joh 6,66).
Da die Predigt im Gottesdienst sich aber an diejenigen wendet, die trotzdem gekommen sind, lohnt es sich, deren Beweggründen nachzugehen, die zur Entscheidung für Gottesdienst und darüber hinaus vielleicht für die Teilnahme am übrigen Gemeindeleben führen. Die Bandbreite der "guten Gründe" für den Gottesdienst reicht vom Sonntagsgebot, Totengedenken, bis zum Bedürfnis nach Besinnung und Impulsen für sich selbst. Diese unterschiedlichen Motivationen sollen nicht gegeneinander ausgespielt oder bewertet werden.
Das Evangelium lenkt den Blick aber auf "Worte, die Geist und Leben sind" (Vers 63) als ausschlaggebenden Grund. Petrus, zusammen mit den verbliebenen Zwölf von Jesus ausdrücklich vor die Entscheidung gestellt, begründet so sein Bleiben: "Du hast Worte des ewigen Lebens" (Vers 68). "Worte des Lebens", die trösten, befreien, aufrichten, lebendig machen, erhofft sich mancher vom Gottesdienstbesuch, weil er dies schon früher erfahren hat: Ein Liedvers, Gebet, ein Symbol, ein Bibelwort oder Predigtgedanke hat vielleicht auch durch Krisenzeiten des Lebens getragen. Sich auf solche persönlichen "Worte des Lebens" zu besinnen und dafür zu danken, stärkt die Entscheidung für den Glauben, Gottesdienst und Kirche.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27.
Im letzten Teil der Brotrede kommt es zur Entscheidung. Am Anspruch Jesu, Brot und Wort des Lebens zu sein, ändert sich nichts. Also muss es auch zur Entscheidung kommen: Ja oder Nein. Die Zahlenverhältnisse zeigen an: Mehr Menschen ziehen sich zurück als dass die Menschen mitgehen. Der "heilige Rest" deutet sich an. Die besondere Situation des Judas wird bei Johannes nicht verschwiegen, gehört aber hier nicht mehr zum Evangelienabschnitt.
Sogar die Jünger nehmen Anstoß an Jesus. Darin liegt eine Gewichtung in der ausgewählten Perikope. Eine zweite besteht darin, daß die Jünger zu verkraften haben, daß an Jesus überhaupt Anstoß genommen wird. Der Anstoß liegt im Anspruch Jesu als Mensch Lebensmittler zwischen Gott und Menschen zu sein.
Jesus gibt keine antwortende Erklärung auf das Murren ab, sondern stellt eine Frage: Was..., ...wenn der Menschensohn hinaufsteigt? Soll das Aufsteigen das Ärgernis mildern, oder verlangen Jesu Tod und Auferstehung nicht erst recht den Glauben?
Letzendlich gilt es, das Wort gläubig anzunehmen. Jesus und die Jüngern, alle zusammen Juden, sind mit der Wirkmacht des Wortes vertraut. In den Schriften des Alten Testamentes ist das Wort Gottes, und dessen Wirkmacht Um und Auf.
"Worte des ewigen Lebens"
Rückzug
Simon Petrus: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: du bist der Heilige Gottes." Ein grandioser Schluss, nachdem auch schon so viele Jünger sich vom Acker gemacht haben. Viele, so heißt es, haben sich zurückgezogen und wollten nicht länger mit Jesus umherziehen.
Ich bin neugierig. Was mag da wohl vorgefallen sein? Ist ihnen die Rede Jesu nicht bekommen?
Ist ihnen die ganze Sache über den Kopf gewachsen? Sind sie – enttäuscht? Nur: worüber?
Egal. Es ist eine Rückzugsgeschichte.
Rückzugsgeschichten kenne ich. Ich habe die Schnauze voll, sagt die Frau. Ich bleibe nicht länger. Wohin sie geht? Nicht zu den Worten ewigen Lebens – sie geht zum Amtsgericht. Die Kirche ist’s. Der Bischof. Der Papst. Die Leute in der Gemeinde. Sie wird austreten, sagt sie. Dass sie sogar warten muss, weil es mit den Terminen hapert, verärgert sie zusätzlich. Bloß keinen Tag länger! In der Statistik ist sie nur eine Zahl. Eine Austrittszahl mehr. Nach ihr fragt aber keiner. Eine unheimliche Stille liegt über Seelen und Fluren.
Es ist sinnlos, sagt der Mann. So viele Jahre habe ich in der Gemeinde mitgearbeitet. Ich hatte immer Zeit, wenn ich gebraucht wurde. Man musste mich nicht zweimal um etwas bitten. Dann übernahmen neue Leute die Gemeinde und schlossen gleich ganze Arbeitsfelder. Kein Geld, sagten sie. Wir müssen uns konzentrieren. Aber der Mann versteht nichts mehr. Er hat doch nie einen Cent bekommen. Und konzentriert war er immer. Jetzt ist er altes Eisen. Auf einmal. Er zieht sich zurück. Er muss sich zurückziehen. Enttäuscht. Den Blumenstrauß hat er weiter verschenkt. Ein Blumenstrauß für ein Leben!
Und da ist auch noch der Priester. Mit ganzem Herzen. Aber weil er eine Frau kennengelernt hat, musste er gehen. Als Priester. An jedem Sonntag verspürt er den Schmerz. Verträgt seine Weihe keine Liebe? Die Argumente sind schon hin und hergegangen. Die Aktenlage ist klar. Inzwischen ist der Vorgang im Archiv. Im Archiv landet alles. Jetzt hat sich der Priester mit anderen vernetzt, um das zu bleiben, was er immer schon war: Priester. Er möchte nicht gehen, er möchte auch nicht gegangen werden – er möchte wiederkommen, er möchte bleiben. Im Hause des Herrn immerdar – wie es im Psalm heißt.
Rückzugsgeschichten. Es gibt viele von ihnen. Geschichten von Enttäuschungen, falschen Erwartungen und bitteren Erfahrungen.
Geschichten vom Bleiben
Simon Petrus: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: du bist der Heilige Gottes." Das ist ein Bekenntnis. Keine Rückzugsgeschichte. Das ist eine Liebeserklärung. Kein Abschied.
Dass ich es von Simon auch nicht anders erwartet habe, gebe ich offen zu! Aber ich freue mich sehr darüber, dass er das auch so sagt. Bei den vielen Worten, die gemacht, aber auch verschwiegen werden, sind Worte des ewigen Lebens mein großes Glück.
Eine große Gewissheit spricht aus den Worten Simons – und es sind nicht nur seine. Ob er – mit den anderen Jüngern – der Rest ist, der gerade noch übrigbleibt? Eine kleine Elite? Die Unverbesserlichen? Ein harter Kern? Ich schäme mich fast, so zu fragen. Hätten sie nicht auch eine Alternative? Sie sagen: Nein! Fehlte ihnen der Mut? Sie sagen: Nein! In ihrem NEIN ist das große JA verborgen, den Heiligen Gottes zu lieben. Von dem Heiligen Gottes geliebt zu sein.
Die Frage ist nur rhetorisch: Herr, zu wem sollen wir (denn) gehen?
Ich weiß zwar, dass ein Abschied von der Kirche nicht automatisch ein Abschied von Jesus ist, aber es ist dann doch der erste Gedanke, der mir kommt. Und der schmerzt. Simon, Petrus, Fels genannt, spricht, stellvertretend für die anderen Jünger, aus, was sie alle entdeckt haben: Jesus ist der Heilige Gottes.
Der Evangelist Johannes gibt sich richtig viel Mühe, in einer langen Geschichte zu erzählen, wie Jesus Brot teilt, wie Jesus Leben teilt, wie Jesus die Ewigkeit teilt. Mit Menschen, die hungrig sind, schuldig werden, an ihren Hoffnungen zerbrechen – und sich beschenken lassen! Mit ganz wenig hat alles angefangen: mit 5 Broten und 2 Fischen – tausende wurden satt – tausende erlebten, wie sich der Himmel öffnete - und übrig geblieben sind: Körbe. 12 Körbe! Soviel, wie Israel Stämme hatte, soviel, wie Jesus Jünger hatte. Über-Fluss heißt das Wort, das mehr verbirgt als es sagen kann: alles fließt über. Die Hoffnung, das Vertrauen, die Liebe. Es kann nichts mehr abgemessen werden. Die Maßeinheiten selbst sind ohne Maß.
"Die Worte,
die ich zu euch gesprochen habe,
sind Geist und sind Leben.
Worte ewigen Lebens!"
„Ich bin das Brot des Lebens“ – hören wir Jesus sagen. Und feiern das immer wieder. Immer, wenn wir Eucharistie feiern, immer, wenn wir zur Kommunion gehen, immer, wenn wir den Friedensgruß teilen.
„Tut dies zu meinem Gedächtnis“ – hören wir Jesus sagen. Und tun das immer wieder. Immer, wenn wir einem Menschen in seiner Angst beistehen, immer, wenn wir dem Hass wehren, immer, wenn wir Frieden stiften.
Es sind Geschichten, die vom Bleiben erzählen. Von neuen Anfängen. Wir können viele von ihnen erzählen.
Geschichten vom Kommen
Drei Rückzugsgeschichten habe ich tatsächlich erzählt. Von einer Frau, die aus der Kirche austritt. Von einem Mann, der nicht mehr gebraucht wird. Von einem Priester, der darum kämpft, wieder der Eucharistiefeier vorstehen zu dürfen. In diesen Geschichten steckt eine Sehnsucht – die Sehnsucht nach dem Heiligen, die Sehnsucht nach dem Heilen. Die Sehnsucht nach Heilwerden.
Die Frau hat sich leider nicht umstimmen lassen, aber sie erzählte, auch zwischen den Zeilen, von dem Traum, wenigstens an einem Ort angenommen und geliebt zu sein. Sie wusste, dass sie auch nicht immer liebe- und verständnisvoll war. Doch am Ende hat sie enttäuscht einen Schlussstrich gezogen. Sie hat die fremde Heimat Kirche verlassen.
Der „abservierte“ Mann hat inzwischen eine neue Heimat gefunden. In der Nachbargemeinde. Die Menschen haben ihn freundlich aufgenommen und ihm einen Raum gegeben. Wobei Raum mehr ist als ein Raum mit Wänden, Fenstern und Türen. Die berühmte Geschichte, dass Platzhirsche ihre Reviere verteidigen, musste er nicht erzählen. Viele Menschen konnten noch einmal neu anfangen.
Der Priester, von dem ich erzählte, hat einen Verein gegründet. Er bleibt am Ball. Er möchte das sein, was er ist: Priester. Die Sehnsucht, am Altar zu stehen und mit der Gemeinde die Eucharistie zu feiern, ist lebendig geblieben. Wie am Tag der Weihe. Doch jeden Sonntag feiert er den Gottesdienst mit. Unter den vielen, die „ihre Herzen erheben“. Mit Familie und Kindern.
Diese Rückzugsgeschichten haben etwas gemeinsam: Es sind nicht nur Rückzugsgeschichten, es sind Geschichten, die eine Hoffnung bewahren. Die Hoffnung, dass Menschen kommen, wieder kommen, auch wieder zueinander finden: Jesus zeigt sich ihnen als der Heilige Gottes.
Schon in der alttestamentlichen Lesungen taucht das auf – Sie haben sie noch im Ohr?
Die Leute sagen:
"Denn der Herr, unser Gott, war es,
der uns und unsere Väter
aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat
und der vor unseren Augen
alle die großen Wunder getan hat.
Er hat uns beschützt
auf dem ganzen Weg,
den wir gegangen sind,
und unter allen Völkern,
durch deren Gebiet wir gezogen sind.
Auch wir wollen dem Herrn dienen;
denn er ist unser Gott."
Ich schlage vor, Aufbruchsgeschichte in vielen Szenen nachzuspielen, in vielen Liedern zu besingen, in vielen Begegnungen zu – suchen! Die Klage über die, die gehen, die gegangen sind, die gegangen wurden – darf heute verstummen.
Simon Petrus: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: du bist der Heilige Gottes."
Das feiern wir heute!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Enttäuschte Hoffnungen, enttäuschte Beziehungen
Hohe Ansprüche
In letzter Zeit war der Hype um den Prediger Jesu immer größer geworden. Mittlerweile waren es viele, die ihn begleiteten. Die Gruppe zog vor allem junge Menschen an, denn sie spürten, hier tut sich was Besonderes. Aufbruch lag in der Luft. Die Geschichten, die erzählt wurden, waren spannend und machten nachdenklich. Besonders auffällig war der wohltuend respektvolle Umgang der Gruppenmitglieder untereinander. Jeder begegnete jedem mit Achtung und Würde, ohne Ansehen seines Standes oder seiner Profession, Es war ein gutes Gefühl zu so einer Gemeinschaft zu gehören. Doch dann sagte Jesus, er selbst sei das Brot, von dem man essen müsse, um ewiges Leben zu haben.
Mit dieser »Brotrede« hatte er die Latte zu hochgelegt. Was wollte er jetzt? Murren machte sich breit. Man konnte doch einen Menschen nicht essen! Das war Kannibalismus! Und dann untersteht sich dieser Zimmermannssohn aus Galiläa auch noch zu behaupten, er könne ewiges Leben verschenken. Für wen hält sich der? Blasphemie! Die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten wohl doch recht, als sie diesen Jesus als Wichtigtuer und Spinner bezeichneten. Sie werden sich solche Predigten nicht gefallen lassen. Besser, man geht auf Distanz, sonst wird man noch mit diesen Leuten in einen Topf geworfen. So, oder so ähnlich, werden die Motive jener ausgesehen haben, die nach seiner »Brotrede« die Gruppe verlassen haben.
Bleibt die Frage: Haben sie die Metapher nicht verstanden? Oder ist ihr Sinn zwar angekommen, aber die Konsequenz war ihnen zu stark, der Anspruch zu hoch?
Zu viel verlangt?
Wie geht es mir mit dem Wunsch Jesu, sich selbst als Lebensmittel - als Brot für ein neues Leben - für mich persönlich anzubieten? Kann ich mich ihm so öffnen, dass seine Worte, sein Geist, sich in mir so verströmen und ausbreiten. Wie Brot, nachdem es in meinem Organismus, von meinen Verdauungssäften in kleinste Einzelteile aufgespalten wurde und alle Zellen bis hin zu der kleinsten Zelle mit nötigen Nährstoffen versorgt. Genauso nämlich sollen seine Worte und sein Geist uns erfüllen. Das wünscht er sich für jeden von uns. Weil wir dann nicht bloß existieren, sondern in Fülle und Freiheit leben können.
Seinen Wunsch will er uns aber nicht aufdrängen, denn unsere freie Entscheidung ist ihm ganz wichtig und wertvoll. Wer sich nicht, oder noch nicht, auf diese Vertrautheit mit Gott einlassen kann, der wird sich bei der ersten Hürde von ihm abwenden.
Im heutigen Evangelium wird berichtet, dass das viele tun. Eine Zeitlang haben sie mit Jesus gelebt ihn als charismatischen Führer, wunderbaren Freund und sogar als neuen Propheten wahrgenommen, In seiner Person aber den menschgewordenen Gott, den Messias zu erkennen war ihnen zu stark, zu unsicher zu verrückt. Bis dahin waren sie Teil der Jünger Gemeinschaft und damit auch Vertraute für Jesus. Ihre Abwendung war Schmerz und Verlust für ihn. Beides ist in seiner bangen Frage an die Zwölf: „Wollt auch ihr mich verlassen?“ gut zu spüren.
Petrus klares Bekenntnis: „du hast Worte ewigen Lebens“ zeigt, dass diese bereits wissen, dass Jesus mehr ist als der Mann, der mit ihnen geht. Sie haben seine Göttlichkeit schon erlebt. Für sie ist er der Messias, der Sohn Gottes.
Enttäuschte Beziehungen
Die Abwendung der anderen war aber auch Gefahr für Jesus. Jeder von uns, der schon einmal die Auflösung einer vertrauten innigen Beziehung (Freundschaft, Partnerschaft, Zielgemeinschaft) erlebt hat, weiß, dass das Ende so einer Beziehung nicht nur Schmerzen bereitet, sondern mit dem verlassenden Teil auch intime, wichtige Details plötzlich den schützenden Rahmen der vertrauten Beziehung verlassen und in einen anderen Zusammenhang gebracht großen Schaden richten können. Z. B.: Scheidungskinder, die einen Rosenkrieg ihrer Eltern mitgemacht haben, können ein Lied davon singen.
Auch wenn man Jesus seine Trauer über die Entwicklung anmerkt, lässt er keine Bitterkeit aufkommen. Diese Erfahrung des Verlassenwerdens hat er zutiefst emotional erlebt und abgespeichert. Es ist ihm, so scheint es, wichtig, möglichst alle beziehungstechnischen Untiefen menschlicher Verbindungen persönlich zu durchleben. In der kurzen Zeit seines öffentlichen Wirkens hat er alles durchlebt: Enttäuschung, Hass, Neid, Einsamkeit, Verrat und Verlassenheit u.a.m.
Es ist wichtig, dass die Evangelien so ausführlich darüber berichten, denn sie zeigen uns damals und für alle Zeit, dass da einer weiß, wovon wir sprechen, wenn wir uns im eigenen Leid an ihn wenden, Wir können uns sicher sein, dass er uns verständnisvoll und wissend durch unsere Leidenszeit begleitet. Keine Not ist ihm unbekannt.
Er hat Verständnis für alle Verknotungen in unseren Beziehungsgeflechten, die ja nicht nur aus böser Absicht, sondern oft auch aus Unachtsamkeit, Unaufmerksamkeit, Bequemlichkeit und Oberflächlichkeit entstehen. Niemals verurteilt er uns dafür, aber er wird nicht müde uns zu erinnern, dass unser Vater im Himmel immer bereit ist, unsere Bitten zu erhören und unsere Knoten zu lösen. Bittet und er wird euch geben…
Bitten heißt hier aber nicht, Gott die Lösungsvorschläge anzubieten, die er dann möglichst korrekt und konkret in Wirklichkeit verwandeln soll. Bitten heißt, mein Problem in Gottes Hände zu legen und mit der Vaterunser Bitte „dein Wille geschehe“ auf seine Antwort vertrauen. Sie wird nicht auf sich warten lassen, aber möglicherweise in ungewöhnlicher Form eintreffen.
Lieben heißt einander dienen
"Maria 2.0"
Seit einiger Zeit gibt es in der Kirche die Bewegung "Maria 2.0". Diese Bewegung fordert die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Kirche. Frauen sollen Zugang zu Ämtern bekommen. Sie sollen in ihrer Würde und in ihrem Wert als Christ*innen gleich geachtet werden. Was die Gleichberechtigung von Mann und Frau angeht, gibt es auch in der Kirche Fortschritte. Doch es sind wie auch in der Gesellschaft noch manche Wünsche offen. So sitzen in den Chefetagen überwiegend Männer. In vielen Bereichen erhalten Frauen für die gleiche Arbeit immer noch weniger Geld. Was die Gleichberechtigung von Mann und Frau angeht, sind wir bestenfalls "auf dem Weg".
Paulusworte als Ärgernis?
Die Lesung aus dem Brief an die Epheser scheint auf dem ersten Blick auch die Frauen unter die Männer zu stellen. Aber das ist wirklich nur auf den ersten Blick. Das sage ich allen, die sich beim Hören der Wortes „Ihr Frauen ordnet euch den Männern unter wie Christus, dem Herrn“ geärgert haben. Lange waren diese Worte ein Alibi dafür, die Frauen zu unterdrücken, ja regelrecht unterzubuttern.
Für die Zeit, in der Paulus gelebt hat, sind diese Worte jedoch ein Riesenfortschritt. Darum sind sie auch heute noch bedenkenswert. Paulus schreibt in diesen Worten auch uns Männern einiges ins Stammbuch: Männer sollen ihre Frau lieben. Dabei ist die gleiche Augenhöhe wichtig. Eine herablassende Liebe – ich liebe dich, aber du hast mir zu gehorchen – ist herabwürdigend. Paulus schreibt uns Männern ins Stammbuch, auf welche Weise Männer ihre Frauen lieben sollen. „Ihr Männer liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt hat und sich für sie hingegeben hat...“ Das ist die Weise, wie Männer ihre Frauen lieben sollen. So wie Jesus seine Kirche liebt. Das sind die Menschen, die an ihn geglaubt haben, die ihm nachgefolgt sind. Das sind die Menschen, die ihr Leben auf Jesus ausgerichtet haben. Wie hat Jesus denn seine Kirche geliebt? In einer Liebe und Hingabe, die bis hin zum Tod ging. Seine Liebe zu den Menschen war grenzenlos. Niemand war ausgeschlossen. Es war eine Liebe, die keine Bedingungen stellte. In seiner Liebe hat Jesus Menschen auch die Freiheit gelassen, mit ihm zu wandern oder ihn auch zu verlassen. Weil Jesus seine Kirche liebt, darum will er sie rein und heilig machen.
Ebenso sollen die Männer ihre Frauen derart tief lieben. Die Männer sollen ihre Frauen so ansehen, als seien sie ihr eigener Leib. Die Männer werden aufgefordert, ihre Frauen so zu lieben wie sich selbst. Auch darin sind sie wie Jesus. Die Kirche ist der Leib Christi.
Gegenseitige Achtung, nicht Unterwerfung
An dem, was Paulus schreibt, zeigt sich: Die Ehe und auch das Zusammenleben in nichtehelichen Gemeinschaften haben mit Jesus zu tun. Wer seine Worte genau liest, spürt: Hier geht es um gegenseitige Achtung. Hier geht es um die gegenseitige Liebe. Wo Männer und Frauen einander so lieben, da gibt es keine Unterordnung, keine Unterwerfung. Da werden diese Wörter meiner Meinung nach überflüssig.
Paulus legt diese gegenseitige Liebe den Eheleuten, Männern wie Frauen ans Herz. „Einer ordne sich dem anderen unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.“ Die Liebe Christi ist das Grundmuster christlicher Liebe. Sie ist die Wurzel, dass beide das Wohl des anderen suchen, einander helfen, sich gegenseitig zu entfalten.
Lieben heißt einander dienen
Wer ist denn ein größeres Vorbild als Jesus, von dem Petrus ja im Evangelium sagt: „Herr, zu wem sollen wir denn gehen. Du hast Worte ewigen Lebens...“ Jesus hat Worte, mit denen er das Leben und vor allem das Zusammenleben der Menschen und das Zusammenleben von Eheleuten gelingen lässt. Jesu Worte waren gefüllt mit Leben. Er sprach davon, dass wir einander dienen sollen. Er selbst hat seinen Jüngern gedient. Im Abendmahlssaal hat er ihnen die Füße gewaschen. An einer anderen Stelle sagt Jesus seinen Jüngern: Ich nenne euch nicht mehr Knechte. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt. In der Nähe Jesu konnten Menschen aufleben. In seiner Nähe haben sie gespürt: Ich bin wertvoll und wichtig. So können Mann und Frau sich einander Worte des Leben schenken, Worte auch zum ewigen Leben.
Bei allem, was ich gesagt habe, weiß ich auch: Viele Männer und Frauen mühen sich um diese gegenseitige Liebe oder sie haben sich gemüht und sie sind gescheitert. Es gibt Männer und Frauen, die große Enttäuschungen erleben mussten und Lieblosigkeiten erfahren haben. So sehr man sich auch mühen muss, dass eine Ehe gut wird, sie ist auch immer wieder eine große Gnade. Gott aber nimmt in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit auch das an, was uns nicht gelingt. Er nimmt auch unsere Bruchstücke an.
Es gibt neben der Ehe noch viele Formen von Zusammenleben. Wir alle leben in verschiedenen Lebenszusammenhängen. In allen Bereichen dürfen wir die Liebe und die gegenseitige Achtung weitertragen und Zeugen für Jesus sein. Das ist die gemeinsame Berufung aller Christ*innen: Die Liebe Christi zu üben und zu suchen. Das gilt besonders für alle, die unsere Kirche zu Recht erneuern wollen.
„More than words“ - Jesu Botschaft als provokative Zumutung und bleibende Zusage
Eine provokative Zumutung an die Jesusgemeinde
Das heutige Evangelium ist keine ganz einfache Textstelle, sie ist weder selbsterklärend noch selbstverständlich - und von Ihrer Aussage her gleichwohl Zumutung wie Zusage. Um das Murren und das sich breitmachende Unverständnis der Menschen um Jesus herum besser einsortieren zu können, gilt es kurz zurückzublicken auf die Tage und Geschehnisse, die dem vorausgehen. Die Bibel berichtet davon, dass Jesus damals besonders wegen seiner Wundertaten eine große Anhängerschaft um sich sammeln konnte. Dass Jesus vermochte, mit wenig die 5.000 zu speisen, bestaunten die Menschen, sie folgten ihm und wollten ihn zum König machen. Ein König, der uns gut versorgt und unsere (menschlichen) Bedürfnisse stillen kann - darauf haben wir gewartet!
Doch dass sich Jesus dann selbst als das Brot des Lebens, als Brot das vom Himmel herabkommt, bezeichnet, das dem, der es isst und aufnimmt, das ewige Leben bedeutet - damit können viele nichts anfangen oder können es nicht fassen. Ihnen - so hören wir - werden seine Botschaften zu viel und unglaubwürdig: Sie sagen „Wie kann man das glauben?“ Wie kann das eine Voraussetzung für Nachfolge und Gemeinschaft sein - sein Fleisch essen, sein Blut trinken?
Eine Aufforderung, die auch heute Menschen irritiert und befremdet. Es braucht die „Übersetzung“ und einen tieferen Blick, um verstehen zu können, was uns Jesus mit seiner Aufforderung sagen will. Für den Pastoraltheologen und Religionssoziologen Paul M. Zulehner steht diese Aufforderung symbolisch für eine ganz innige Gemeinschaft: Er formuliert es so: „Wer mit mir nicht eine so innige Gemeinschaft hat wie die aufgenommene Nahrung mit dem Körper, erlangt nicht das Ziel seines Lebens, die Vollendung in der Liebe.“ Diese Vollendung in der Liebe bedeutet dann vielmehr das Reich Gottes, sein Reich, in dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen; darauf will Jesus uns Appetit und „Hunger“ machen.
Auch wenn Jesus weiters davon spricht, dass er, der Menschensohn, hinaufsteigen wird, wo er vorher war, konfrontiert er seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem Kern seiner Botschaft vom Reich Gottes. Doch diese Botschaft übersteigt jede bisherige Erfahrung der Menschen, sie übersteigt das Denken und Fürwahrhalten vieler. Sie können seinen Worten keinen Glauben mehr schenken, weshalb sich viele von der Jesusbewegung abwenden. Ihnen erscheinen seine Worte, das Zugesprochene nicht mehr zumutbar und nicht lebbar - sie erscheinen als eine nicht glaub(ens) würdige Zumutung.
Jesu Worte - wie verstehen wir sie heute?
Es scheint, als hätten wir es bereits hier mit einer ersten Austrittswelle zu tun. Und (Kirchen-) Austritte sind uns auch heute kein unbekanntes Phänomen; sie sind mitunter zahlreich und werden unterschiedlich begründet: Menschen verabschieden sich aus der christlichen Gemeinschaft, weil ihnen weder Glaube und Sprache noch die Institution als verständlich oder zeitgemäß scheinen; Menschen wenden sich ab, weil auch „Kirche“ (bzw. ihre VertreterInnen) nicht immer authentisch und auch nicht „ohne Schuld“ sind; dann bieten etwa Vorfälle von Missbrauch nachvollziehbare Gründe für einen Austritt.
Die Gemeinschaft wird aber auch verlassen, weil Christsein heute oft nicht mehr attraktiv ist: So wird man zum einen teils bemitleidet und als armselig angesehen, als jemand der glauben muss, weil es ihm an Wissen fehlt; zum anderen ist ChristIn-Sein auch deswegen unattraktiv, weil die Nachfolge Jesu unter den derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnissen es verlangt, auch unbequeme Positionen zu übernehmen und ein Gegenspieler gegenüber gesellschaftlichen und politischen Mainstream zu sein; gegen einen Mainstream, der Menschen spaltet, indem Sozialleistungen gekürzt und Arme gegen noch Ärmere ausspielt; unbequem mag es auch sein, als ein Mitglied der Kirche dort die Stimme zu erheben, wo entgegen dem Trend humanitäres Bleibereicht für Asylsuchende gefordert wird, damit Menschen nicht in Länder geschickt werden, wo sie der sichere Tod erwartet; eine „Stimme gegen den Trend“ erhebt man als ChristIn auch dann, wenn man die Einhaltung von Menschenrechten einfordert oder es nicht dulden möchte, dass auch heuer wieder tausende im Mittelmeer ertrinken. Ja, unattraktiv mag es auch sein, eine Symbolpolitik zu kritisieren, die unter Bezugnahme auf das christliche Kreuz ausgrenzende Praktiken gegen Andersgläubige unterstützt und damit einer aktuellen gesellschaftlichen Strömung entsprechend, Stimmung gegen diese Menschen erzeugt.
Die genannten Themen sind unangenehme Themen - sie stören in unserer Welt, in der wir gerne positive „Wunder“ erleben, in der wir lieber um unsere eigenen Rechte und für die eigene Besitzstandswahrung kämpfen. Die Themen sprechen Entwicklungen an, wo es gelingt, Menschen und Gemeinschaften zu spalten und gegeneinander auszuspielen - auch die Christengemeinschaft ist davor nicht gefeit.
„Worte des ewigen Lebens“ als bleibende Zusage
Doch Jesus zeigt uns an seinem Beispiel: Es geht ihm nicht um eine gute Stimmung; er nimmt seine Botschaft trotz des Murrens aus dem Volk und obwohl sich JüngerInnen von ihm abwenden nicht zurück. Er beschwichtigt und besänftigt nicht. Nein, er „überhöht“ und radikalisiert: Damit deutet sich an: Es geht wohl um etwas ganz Entscheidendes. Es geht um die Gemeinschaft mit Jesus und um das Reich Gottes. Das Reich Gottes ist die Realisierung von Gerechtigkeit und Frieden. Sie zu verwirklichen ist ein Anspruch, den es bereits jetzt, im Hier und Heute und jeden Tag aufs Neue anzustreben gilt.
Mit seiner Botschaft und der Einladung zu seiner Nachfolge fordert Jesus uns heraus - er mutet uns viel zu! Aber es ist eine Einladung, für die wir aus freien Stücken entscheiden ob wir sie annehmen, die wir aber - wie es auch in der Jesusbewegung der Fall war - ablehnen können, wenn wir weggehen. Jesus begleitet uns auf diesem, manchmal herausfordernden und unattraktiven Weg, in Zeiten, die unsere gesellschaftliche Positionierung als ChristIn brauchen. Er stärkt uns mit seinem Geist und schenkt uns mit seinen Worten seine Zusage! Und diese bedeutet mehr als Worte: Sie sind Worte ewigen Lebens - provokative Zumutung und bleibende Zusage.
© MMag.a Maria Dammayr, Theologin und Soziologin, Linz
7 Gründe nicht wegzugehen
„Wollt auch Ihr weggehen?“
Im heutigen Evangelium fragt Jesus seine Jünger „Wollt auch Ihr weggehen?“. Offensichtlich sind nach seinen Worten schon viele der Menschen, die ihm bisher gefolgt sind, weggegangen. Die Theologen nennen diese Stelle „galiläische Krise“. Krise hat bei uns einen eher negativen Beigeschmack. Im Griechischen meint man damit aber eher: man ist an einem Punkt angelangt, der eine Entscheidung fordert. Diese Entscheidungsfrage stellt er nun den Verblieben und damit seinen zwölf Jüngern, die wir Apostel nennen. Und wir wissen, dass auch bei ihnen nicht für immer alles zum Positiven entschieden war. Denken wir nur an Judas Iskariot.
Diese Frage Jesu gilt aber auch uns Heutigen. Auch wir sind angehalten, uns immer wieder zu entscheiden, ob wir mit Jesus gehen wollen oder ihm den Rücken kehren wollen. „Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden.“ Ich habe ja schon in der Einleitung heute darauf hingewiesen, dass sie sich auch heute Morgen entscheiden mussten. Will ich liegen bleiben, will ich einem Hobby nachgehen oder gebe ich nicht meiner Bequemlichkeit nach und mache mich auf zum Gottesdienst. Niemand von uns wird sagen können, dass er sich immer richtig entschieden hat. Das Leben ist voller Gefahren und Hindernissen. Vielleicht hilft uns dabei unser prinzipielles Ja zu Jesus, um alle diese Gefahrensituationen leichter bestehen zu können.
7 Gründe nicht wegzugehen
Als einen Weg dazu möchte ich Sie heute auf die sieben „Ich-bin-Worte“ Jesu hinweisen. Sie können gleichsam die Schwimmhilfe in den Untiefen unseres persönlichen Lebens sein. Petrus drückt das sehr deutlich in seiner Antwort auf die Frage Jesu aus: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Jesus sagt: „Ich bin das Leben.“ Dieses Wort gewinnt an Bedeutung, wenn wir uns mit dem Tabuthema Tod auseinandersetzen müssen. Es gibt uns Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern dass es ein danach in der Nähe Gottes gibt. Das ist Trost in der wahrscheinlich bedrohlichsten Situation unseres Seins.
Jesus sagt: „Ich bin das Brot.“ Wir alle müssen essen und trinken. Brot ist wahrscheinlich unser wichtigstes „Lebens“-mittel. Und das Heilige Brot, zu dem wir immer eingeladen sind, stärkt uns, gibt uns Kraft, verbindet uns aber auch mit der großen Gemeinschaft aller Gläubigen und gibt uns so auch sozialen Halt und Sicherheit.
Jesus sagt: „Ich bin das Licht.“ Ohne Licht in der Dunkelheit sind wir orientierungslos. Wie gut das Licht tut, weiß zB. jeder, der schon einmal von Schwarzenbach mit unserer Pfarrwallfahrt um 4 h früh aufgebrochen ist. Bis zum Hölzernen Kircherl ist es so finster, dass man Mühe hat, den Weg zu finden und wer mit von der Partie ist, erkennt man in dieser Finsternis kaum. Aber dann, wenn es Tag wird, am Weg zum Weißen Kreuz, erkennt man erst, wer aller mitgeht. Jesus als Licht macht genau das in der Realität unseres Lebens. Er gibt uns Sicherheit und öffnet unseren Blick für die Menschen neben uns.
Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte.“ Das Bild des Hirten, der seine Schafe behütet, ist seit heuer durch die vielen Wolfsattacken wieder in aller Munde. Viele Biobetriebe sind in existenzieller Gefahr, weil sie sich die Hirten, die zum Schutz der Tiere vor dem Wolf, notwendig wären, nicht leisten können, aber andererseits ihrer Weidepflicht für ihre Bioprodukte so nicht nachkommen können. Jesus ist für uns ein guter Hirte, der uns vor Gefahren schützt.
Jesus sagt: „Ich bin die Tür.“ Es ist doch schön, wenn wir an einem fremden Haus anklopfen und die Tür geöffnet und wir hineingebeten werden. Unsere Minis kennen diese Situation gut, wenn sie wie jedes Jahr als Sternsinger durch die Straßen ziehen und sich freuen, wenn ihnen geöffnet wird oder sie eben traurig vor vielen verschlossenen Türen stehen. Jesus ist unsere Tür zum Vater!
Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock.“ Gerade jetzt am Beginn der Weinlese wissen die Winzer nur allzu gut, was es heißt, gute, alte Weinstöcke zu haben. Die haben oft Wurzeln, die bis zu 35 m unter die Erde reichen. Damit können diese Weinstöcke auch Trockenperioden, wie wir sie heuer erleben, gut überdauern und reiche Frucht bringen. Mit Jesus als unseren Weinstock lassen sich auch für uns diverse Trockenzeiten in unserem Leben überdauern.
Jesus sagt: „Ich bin der Weg.“ Im ersten Jahrhundert wurde auch die religiöse Bewegung der ersten Christen als der „Neue Weg“ bezeichnet. Christsein heißt: Jesus nachgehen, seiner Einstellung zum Willen des Vaters und zu seinen Mitmenschen. Für uns wird das immer nur ein Ziel sein, das wir zu erreichen versuchen, in dem wir Jesus auf seinem Weg nachgehen.
Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit.“ Wahrheit im Zeitalter der Fakenews, die Frage, was ist wirklich jetzt wahr, begegnet uns täglich. Was oder wen kann ich glauben? Auch in jeder menschlichen Beziehung ist es so wichtig, dem anderen vertrauen, seinen Worten und Taten wirklich glauben zu können. Ansonsten ist die Enttäuschung riesengroß. Jesus enttäuscht uns nie, denn er spricht nicht nur die Wahrheit, sondern er ist sie.
Mit diesen sog. „Ich bin“-Worten steht uns Jesus im Leben bei und gibt uns Halt und Orientierung. So können wir mit Petrus sprechen: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Glaubenskrise und Entscheidung im Glauben
Eine erste große Krise
Der Evangelist Johannes schließt heute seinen Bericht über die Speisung der Fünftausend mit der zugehörigen langen Brotrede ab. Dabei hören wir von der Spaltung unter den Jüngern. Sie „murrten“ über die Worte Jesu. „Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“ Sie empfinden seine Rede als „hart“. Sie stoßen sich vor allem an den Aussagen Jesu über die Eucharistie. „Ich bin das Brot des Lebens“. Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben! Sie sind verunsichert, weil Jesus sagt, er sei vom Himmel herabgestiegen. Sie finden unerträglich, dass er sich als jemanden ausgibt, der unmittelbar von Gott kommt. Dies ist ja mehr als ein Prophet!
In Galiläa hat Jesus am Anfang seines Auftretens einen Frühling erlebt. Aber jetzt spitzt sich eine Krise gegen ihn zu. Es greift eine Spaltung unter den Jüngern um sich. Viele sind mit ihm an eine Grenze gelangt, wo es nicht weitergeht. „Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.“
Notwendigkeit sich zu entscheiden
Johannes schreibt auch für uns. Die Rede von Gott und Jesus Christus ist für viele brauchbar, aber wenn es um das volle Vertrauen in den aus Liebe schwachen Jesus am Kreuz und um seine Auferstehung geht, verstummen sie. Sie verstehen nicht, es ist zu wenig, sie wollen sich absichern.
Für Jesus ist es das Verhältnis zu den Zwölf wichtig. Er spricht die Apostel offen an und konfrontiert sie hart mit einer letzten Entscheidung: Jesus fragte die Zwölf: „Wollt auch ihr weggehen?“ Jesus fordert sie zu einer Stellungnahme heraus. Es kann auf die Dauer an diesem wichtigen Punkt nicht um bloße Mitläufer gehen. Man kann Jesus nicht folgen, ohne konsequent ihm zu vertrauen. Petrus gibt wieder für alle die entscheidende Antwort.
Er allein spricht, aber er tut es für alle: „Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“. Petrus nimmt das Jesuswort genau auf. „Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Es gibt heute viele Heilsangebote. Sie können oft leicht die Herzen der Menschen gewinnen und versprechen ihnen auch vieles, was sie suchen. Aber Worte und Hilfen, die sich ein ganzes Leben hindurch bewähren, auch in verzweifelter Situation, hat nur Jesus. Wenn es auf Biegen und Brechen ankommt, wenn der Grund und Boden unseres Lebens wankt, wenn wir in tiefe Schuld geraten, in Krankheit und in Not. Und auch im Sterben, da wankt das Wort Jesu nicht. Es hält in jeder Anfechtung Stand. Da kommt der Glaube zur Erfüllung.
Petrus erfasst mit einem Wort, warum wir glauben. Nur Jesu Worte führen wirksam zum Ziel. Er gibt die kürzeste Formel für unsere Entscheidung. Wir dürfen sinngemäß deshalb auch übersetzen: „Du allein hast Worte des ewigen Lebens“. Johannes fährt fort: „Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ Wir glauben nicht blindlings. Es geht um die Überzeugung von innen her, die Verwurzelung des Glaubens in Vernunft und im Herzen. „Du bist der Heilige Gottes“. Damit ist Jesus als der angesprochen, der zu Gott gehört und von ihm herkommt. Jesus ist der Heilige Gottes, gleichbedeutend mit den Bezeichnungen Messias und Sohn Gottes.
„Der Geist ist es, der lebendig macht"
Wir müssen zu einem solchen Glauben wieder neu aufbrechen und umkehren. wir erbitten vom Vater die Gnade, dass wir die falschen Sicherheiten abgeben! Lassen wir uns durch den Geist verwandeln! Darum spricht Jesus diese Worte zu den Jüngern: „Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts, die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben.“ Diesen neuen Geist will Gott uns geben. Er will uns seine Nähe schenken. Es ist damit aber noch nicht alles ausgeräumt. Auch die Zwölf sind, obgleich sie so nahe bei Jesus sind und auch Petrus so überzeugende Worte findet, gefährdet. Es gibt keine letzte Heilssicherheit rein menschlich gesehen.
In dieser Eucharistiefeier bitten wir Jesus, dass er uns hinführt zu einer Erneuerung unserer Entscheidung für ihn und zu einem Leben aus seinem Geist.
Bleiben oder gehen
Gott oder Götter
Eine Predigt in zwei Szenen soll es heute sein. Szene 1 führt uns in eine Geschichte aus dem Alten Testament, Szene 2 in eine Begegnung Jesu mit seinen Jüngern. Ein gemeinsames Thema gibt es auch: Bleiben – oder gehen! Diese Alternative macht mir auch Sorge. Um es gleich vorweg zu sagen.
Aber lassen wir uns erst einmal auf Szene 1 ein. Im Buch Josua – Josua ist der Nachfolger des Mose – wird von einem größeren Treffen in Sichem erzählt. Die Stämme Israels, zwölf an der Zahl, haben sich zusammengefunden. Auch wenn nur von den Oberhäuptern, Richtern und Listenführer die Rede ist. Dabei sind sie alle. Zwölf Stämme – und ganz viele Menschen. Es gibt auch nur einen Tagesordnungspunkt: die Entscheidung, Gott zu dienen oder den fremden Göttern. Was sich jetzt so einfach anhört, ist in Wirklichkeit eine Entscheidung mit größter Tragweite. Sie bestimmt die Zukunft. Und sie soll jetzt, heute, getroffen werden. Sie duldet keinen Aufschub. Eine Revision ist auch nicht vorgesehen. Sozusagen eine Entscheidung für alle Zeiten – und für alle Nachkommen.
Vielleicht bin ich zu schnell. Das Volk Israel hat den Gewaltmarsch durch die Wüste überstanden. Die qualvolle Zeit in Ägypten liegt lange zurück. Jetzt sind wir angekommen, jetzt haben wir das Ziel erreicht – sagen die Leute. Man spürt die Erleichterung, man hört das Lachen. Endlich geschafft. Ich kann richtig mitfühlen! Es ist, als ob große Steine von den Seelen fallen. Alles fühlt sich jetzt ganz leicht an. Endlich geschafft!
Der Gott, der uns bis hierher geführt hat
Aber in dem Land – dem fremden – gibt es auch Götter, denen Vertrauen entgegengebracht wird. Von den Menschen, die hier leben. Seit langem leben. Die Riten, Gebräuche und Feste sind so verschieden nicht von denen, die die Fremden mitbringen. Nur ein Unterschied fällt auf: Mit dem Gott, der sein Volk Israel aus Ägypten geführt hat, haben die Israeliten in einer harten und langen Zeit so gute Erfahrungen gemacht, dass sie sich auch jetzt, in einer neuen Situation, zu ihm bekennen sollen. Es ist der Gott, der Menschen liebt. Der Menschen trägt. Der Menschen führt. Ins Leben führt. In die Weite. In eine neue Zukunft. Es ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Eigentlich ist Sichem ein Nest, wird aber zu einem heiligen Ort in einem fremden Land. Weil Menschen, verbunden durch eine gemeinsame Leides- und Hoffnungsgeschichte, hier eine Lebensentscheidung treffen:
„Der Herr, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind. Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.“
Dieses Bekenntnis wurzelt in gemeinsamen Erfahrungen – und in der Begegnung, die Gott Menschen schenkt. Auf dem Wege. Jetzt ist nicht nur alles geschafft – jetzt beginnt etwas Neues.
Fremde Götter, fremde Menschen
Die Frage, wie mit den fremden Göttern umzugehen ist, bewegt uns auch. Viele Religionen sind bei uns inzwischen zu Hause. Sie bauen ihre Tempel, ihre Moscheen. Bei aller Verschiedenheit und Vielfalt: wir tolerieren sie – und manchmal feiern wir sogar zusammen Feste. Ihre Feste. Unsere Feste. Wir essen und trinken zusammen, reden miteinander, kommen uns nahe. Das Fremdartige verliert in der menschlichen Begegnung das Unheimliche. Aber die Frage, wer denn jetzt die richtige Sicht hat, den richtigen Glauben, die einzige Wahrheit, nistet sich unausgesprochen in unsere Köpfe und Herzen ein.
Auch wenn wir uns nicht in Sichem treffen, auch keine Odyssee hinter uns haben: wir erzählen dann unsere Geschichte mit Gott, den wir als Vater Jesu anrufen und verehren. Er hat die Welt geschaffen und das Licht geschenkt, er hat uns aus Liebe erlöst und uns als Kinder angenommen, er hat uns seinen Geist geschenkt und uns als – seine - Kirche in die Welt geschickt. Das ist ein Lebensprogramm. Und ein riesiger Schatz. Ein Schatz, der viele Erfahrungen in sich birgt. Manchmal merke ich, wie ungeübt – und wie ängstlich - ich bin, von liebevollen Erfahrungen zu erzählen, die die Welt verändern und hell machen.
Das Volk Israel hat die ägyptische Unterdrückung und Knechtschaft hinter sich lassen können. Ein gelobtes Land erschien den Menschen vor ihren Augen. So beschwerlich und abgründig auch der Weg durch die Wüste war. Es war, als ob Gott auf seine Menschen wartet – und doch auch hinter ihnen geht. An der Seite der Menschen sah man ihn auch.
Die Erfahrungen, die das Volk Israel gemacht hat, haben sich in vielen Geschichten und Bildern einen Raum geschaffen, der bis heute Hoffnungen beheimatet. Es geht um Aufbruch, um Neuanfang – und um die Liebe, die Menschen und Gott teilen.
Sich näher kommen
Die Frage, wie mit den fremden Göttern umzugehen ist, muss uns bewegen. Sie verwandelt sich aber. Sie wird zu der Frage, wie wir mit fremden Menschen umgehen. Das Thema Flüchtlinge lässt uns zurzeit nicht los. Auch nicht die entsetzlichen Schicksale, die mit Gesichtern und Namen verbunden sind. Die meisten kennen wir nicht einmal. Aber wir stoßen auf unsere eigenen Ängste, auf unsere Vorurteile – und Vorbehalte. Die Menschen, die zu uns kommen, bringen nicht nur ihre Religion mit – sie bringen Hoffnungen mit. Wenn wir von ihnen hören und erzählen, dürften wir an das Volk Israel denken. Und an den Gott, an unseren Gott, der seine Menschen liebt. Und in die Freiheit führt. Die Frage, wer denn jetzt die richtige Sicht hat, den richtigen Glauben, die einzige Wahrheit, verwandelt sich auch in die Frage, wie wir einander mit Liebe begegnen können.
"Wollt ihr auch weggehen?"
In der Szene 1 treffen sich die Stämme Israels, um einen Neuanfang in fremder Umgebung zu besiegeln; mit dem Bekenntnis, Gott treu zu bleiben, ihn nicht zu verlassen, ihn auch nicht einzutauschen. Überraschenderweise treffen wir in Szene 2 auf Jünger Jesu, die von ihm weggehen. Die ihn nicht länger ertragen können. Die sich von ihm lossagen müssen. „Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“, sagen sie. Es ist ein ehrlicher Befund, auch eine Lebensentscheidung. Jesus fragt dann seine zwölf Jünger: Wollt ihr auch weggehen? Simon, der den schönen Beinamen »Fels« trägt, Petrus eben, antwortet. Stellvertretend. Oder auch einfach nur als »Sprecher«: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“
Worte, die neues Lebens schaffen
So klein die Szene 2 ist – sie endet auch mit einem Bekenntnis, mit einer Entscheidung: Jesus hat Worte des ewigen Lebens. Es sind Worte, die ewiges Leben schenken. Es sind Worte, die aus ewigem Leben kommen. Es sind Worte, die den Himmel auf die Erde bringen – und die Erde in den Himmel. Was mögen das für Worte sein? Was können diese Worte ausrichten? Hören wir Jesus zu wie seine zwölf Jünger, wird eine neue Welt geschaffen. Sehen wir, wie Jesus sich Menschen zuwendet, sehen wir das Reich Gottes. Die Worte ewigen Lebens informieren nicht, berichten nicht, beklagen nicht: sie schaffen, was Leben ausmacht. Liebe, Versöhnung, einen neuen Aufbruch, ein Licht, das alles verwandelt. „Du bist der Heilige Gottes!“
Zwölf Stämme Israels, zwölf Jünger Jesu.
Die Frage „bleiben oder gehen?“ steht im Raum. - Hier.
Ich möchte mich zu Jesus bekennen und aus seinem Wort Kraft schöpfen.
Ich möchte die Welt in seinem Licht sehen
und aus seinem Wort Mut schöpfen.
Weggehen? Nein, das kann ich nicht.
Bin ich nicht zum Glauben gekommen?
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Im Herzen an Jesus gebunden
Leichte und schwere Kost
Durch das Evangelium des heutigen Sonntags lernen wir Jesus von einer Seite kennen, die uns wahrscheinlich weniger geläufig und in der Regel nicht bewusst ist: Jesus kann sich bei seinen Zuhörern in dem Anliegen, das er ihnen vermitteln möchte, nicht verständlich machen. Die Anwesenden hören zwar seine Worte; es gelingt ihnen aber nicht, das von Jesus Gemeinte zu erfassen, zumal die Bilder, die Jeus verwendet, sie offensichtlich eher verwirrt, anstatt ihnen eine hilfreiche Brücke zu sein.
Der Text, um den es dabei ging, war eine Aussage Jesu über sich selbst: "Ich bin das lebendige Brot." Nur "wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, wird das ewige Leben in sich haben". Die Reaktion der Zuhörer, die die Frage stellen „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“, zeigt, dass es den Zuhörern nicht gelingt, das reale Bild »Fleisch essen« ins beabsichtigte geistige Verstehen zu übertragen.
Es war nicht das erste Mal, dass Jesus nicht verstanden wurde. Als Zwölfjähriger war er im Tempel zurückgeblieben. Seinen völlig entnervten Eltern gibt er, als sie ihn endlich wiedergefunden haben, keine liebevolle, sich entschuldigende Erklärung, sondern begegnet ihnen mit der fast vorwurfsvollen Frage, warum sie nicht wussten, dass er im Tempel zu finden sei.
Oder der mehrfach von Jesus in Angriff genommene Versuch, seine Jünger auf sein Ende vorzubereiten. Die Jünger verstehen Jesus nicht, dass er von seinem Getötet-Werden spricht, während er von vielen sichtbar geliebt, verehrt und gefeiert wird. Petrus, der es gut meint, nimmt Jesus beiseite, um ihn umzustimmen und von seinen Gedanken abzubringen. Anstatt beharrlich und in Geduld auf Petrus und seine Schwierigkeiten des Verstehens einzugehen, antwortet Jesus ihm: "Geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen. Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will".
Und noch an eine dritte Situation möchte ich erinnern. Bei einem Gespräch über die Zukunft, in der diese sehr düster geschildert wird und von der Zerstörung des Tempels die Rede ist, sagt Jesus: Innerhalb von drei Tagen werde ich den von Menschenhand zerstörten Tempel durch einen anderen ersetzen, der nicht von Menschenhand erbaut ist. Und der Evangelist Johannes fügt von sich aus hinzu: Er meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger an diese Worte und verstanden nun, was er ihnen sagen wollte.
So finden wir also bei Jesus beides: die vielen Gleichnisse, die leicht zu verstehen und ins Leben zu übertragen waren, und anderes, das sich erst im Nachhinein den Jüngern erschloss oder bis in den Tod Geheimnis blieb.
Tiefer blicken
Wenn wir nach dem Anliegen des Evangelisten Johannes fragen, das er mit dem Bericht des heutigen Evangeliums verfolgte, dann bietet sich folgende Überlegung an. Es gibt im Bereich des Glaubens immer wieder Dinge, die wir nicht sofort auf Anhieb verstehen. Zum Beispiel: Warum trifft mich dieses Leid, diese Krankheit, dieser Schicksalsschlag? Warum haben die eher Gleichgültigen und Gott nicht besonders Dankbaren zuweilen mehr Glück, Gewinn und Erfolg als jene, die auf eine innige Beziehung mit Gott bedacht sind? Wie wird das Weiterleben nach dem Tode einmal aussehen, da unser Körper doch wieder zu Staub zerfällt? Diese Fragen stellen sich uns und quälen uns zuweilen.
Johannes möchte den Gläubigen seiner Gemeinde sagen: Handelt nicht wie viele Menschen damals, die sich von Jesus abwandten, weil sie ihn zunächst nicht verstanden. Nehmt euch das Beispiel der Jünger zu Herzen. Obwohl auch sie Jesus in manchem nicht verstanden, blieben sie bei ihm, weil sie den Geist und die Kräfte spürten, die von Jesus ausgingen. Die Gesinnung, die Jesus bestimmte, seine Liebe, die keine Grenzen kannte, das Erbarmen, das er selbst denen schenkte, die es nach dem Urteil ihrer Mitmenschen nicht verdienten, ließen die Jünger spüren und erahnen, dass ihnen in Jesus mehr als nur ein netter und besonders liebenswürdiger Mensch begegnet war. Petrus drückt es aus mit den Worten: Du bist der Heilige Gottes.
Bei den Jüngern wiederholt sich, was vor ihnen bereits Maria vollzogen hatte. Auch sie kann ja zunächst nicht verstehen, was das bedeutet, dass sie Gottesmutter werden soll. Noch nie hat es so etwas vor ihr gegeben. Träume ich, phantasiere ich?, wird sie sich gefragt haben. Aber in dem Augenblick, wo sie sie spürt, Gott klopft bei mir an, zögert sie nicht auch nur einen Augenblick, sich in den Dienst Gottes zu stellen. Erst im Nachhinein versteht sie, was Gott mit ihr und durch sie in Gang setzt. Und es kommen im Laufe ihres Lebens noch mehrere Situationen hinzu, die sie zunächst nicht versteht, die sie erst im Nachhinein als Gottes bewusstes Handeln erkennen kann.
Im Herzen an Jesus gebunden
Willst auch du gehen, deine enge Bindung im Glauben lockern oder ganz auflösen? Diese Frage stellt sich wahrscheinlich jedem von uns mehrere Male im Laufe des Lebens. Es ist nicht unnormal, dass uns gelegentlich Frust oder Enttäuschung vom Weg begeisterten Glaubens abbringen will. Für diese Situationen möchte uns der Evangelist Johannes die Jünger vor Augen stellen, die nicht verstehen und dennoch bleiben. Helfen könnte uns in diesen Situationen ein Rückblick: Durch welches Leid, über das ich mit Gott gehadert habe, bin ich gestärkter und gereifter hervorgegangen? Welche Niederlage hat sich am Ende als Vorteil und Segen erwiesen? Welche Worte Jesu, die ich längere Zeit nicht verstanden habe, haben sich mir inzwischen erschlossen?
Solange wir redlich auf der Suche sind, wird sich uns vieles erschließen, das uns den Glauben an Christus nahelegt, obwohl uns so manches ein geheimnisvolles Rätsel bleibt. Die Jünger bleiben nicht bei Jesus, weil sie im Gegensatz zu denen, die sich abwandten, Jesus besser verstanden hätten. Sie bleiben, weil sie sich im Herzen an den gebunden haben, von dem Geist und Leben ausströmt – das heißt: Liebe, Erbarmen, Güte, Kraft und Stärke zum Guten, eine tiefe innere Verbundenheit mit Gott. Diesen im Herzen verankerten Glauben an Christus, den Heiligen Gottes, ebenfalls anzustreben, dazu möchte der Evangelist Johannes mit seinem heutigen Evangelium die Gläubigen seiner Gemeinde und uns gewinnen.
Entscheidet, welchem Gott ihr dienen wollt
Schlechte Umfragewerte
Die Erfahrung, die Jesus hier macht, kennen wir auch: „Da zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm.“ - Der schleichende Auszug vieler Menschen aus der Kirche belastet uns, macht uns ratlos. Wie gehen wir damit um? Was lernen wir daraus? Wie kam es bei Jesus dazu, dass viele sagten: „Seine Rede ist unerträglich“?
Viele Menschen waren Jesus nachgefolgt. Er redete nicht nur von der Liebe. Die Leute spürten sie bei ihm. Er gab ihnen Hoffnung. Er heilte Kranke und richtete Gebeugte auf. Sündern sagte er Vergebung zu. Als er Tausenden auf wunderbare Weise zu essen gab, wollten sie ihn zum König machen. Er aber entzog sich ihnen. Ein solcher König wollte Jesus nicht sein. Ja, er hatte seine Jünger dazu angehalten, das wenige Brot, das sie hatten, zu teilen. Davon konnte ER allen geben und alle satt machen. Aber Jesus wollte damit den Leuten auch klar machen: dieses Brot ist noch mehr. Es ist Zeichen dafür, dass Jesus selbst das Brot des Lebens ist. Das konnten oder wollten viele nicht verstehen und wandten sich ab.
Souveräne Freiheit
Wie ging Jesus mit diesem Misserfolg um? - Er überlegte nicht: Wie bekomme ich wieder bessere Umfragewerte? Vielmehr stellte er den zwölf Aposteln die Frage: Wollt auch ihr gehen? Nicht ängstlich, als wollte er sagen, ihr werdet mir ja doch nicht davon laufen. In seiner souveränen Freiheit stellt es Jesus seinen engsten Freunden frei, ob sie weiter mit ihm gehen wollen oder nicht. Glaube geht nur in Freiheit. Nur ein freier und entschiedener Glaube bewahrt vor den Götzen des Habenwollens, der Bequemlichkeit, des Ansehens und der Macht.
Ähnlich wie Jesus ging es Josua mit den Israeliten mehr als 1000 Jahre vorher. Wir hörten in der Lesung davon. Mose hatte das Gottesvolk aus der Sklaverei Ägyptens befreit und Josua hatte es in das verheißene Land geführt. Hier aber begegneten sie den Göttern Kanaans, die ihren Verehrern Glück und Wohlstand versprachen. Eine große Versuchung, dem Bund mit Jahwe, dem Gott der Befreiung, untreu zu werden. Josua stellte also das Volk vor die Entscheidung: „Wenn es euch nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, der uns aus dem Sklavenhaus geführt hat, dann entscheidet, wem ihr dienen wollt!“ Offensichtlich wollte er sein Volk warnen: Die Götter, denen ihr nachlaufen wollt, werden euch wieder in ein Sklavenhaus führen.
Neue Götzen
Heute stehen wir vor der gleichen Herausforderung: Entscheidet, welchem Gott ihr dienen wollt! - Was sind unsere Götter, die uns Glück und immer größeren Wohlstand verheißen?
Papst Franziskus schreibt in seinem Buch „Die Freude des Evangeliums“: Wir haben neue Götzen geschaffen. Friedlich akzeptieren wir die Vorherrschaft des Geldes über uns und unsere Gesellschaften. Die Anbetung des antiken goldenen Kalbes (vgl. Ex 32) hat eine neue und erbarmungslose Form gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel. - Der Mensch wird wie ein Konsumgut erachtet. Diese Wirtschaft tötet.
Geld muss dienen und nicht regieren. (Vgl. EG Nr. 53, 55. 58)
Merken wir, dass wir uns täglich an dieser Art von „Wirtschaft ohne Gesicht“ beteiligen lassen? Die Börsenberichte hören sich an wie das Morgen- und Abendgebet des Götzen „Finanzmarkt“. Dieser Markt kann nervös werden. Dort kann auf den Bankrott eines Landes gewettet werden. Der Markt beruhigt sich, wenn ein Großkonzern Arbeitsplätze abbaut, um den Gewinn zu erhöhen. Mit etwas Risiko können auch wir mit unserem Geld große Gewinne machen. No risk, no fun! - Tatsache ist, dass nur die Einkommen einiger weniger unverhältnismäßig steigen, die der Mehrheit entfernen sich immer weiter vom Wohlstand dieser glücklichen Minderheit.
Entscheidet, welchem Gott ihr dienen wollt! Petrus antwortet auf die Frage von Jesus: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ - Der Glaube, das Vertrauen in den Gott des Lebens verheißt nicht das schnelle Glück, nicht noch größeren Wohlstand. Er kann uns aber helfen, der Gier nach Macht und Besitz in uns Grenzen zu setzen. Er stärkt uns in der Haltung einer uneigennützigen Solidarität, er lässt uns die Gaben der Schöpfung achten. Dankbarkeit ist Grundlage für ein glückliches Leben und macht uns bereit, die eigenen Güter mit anderen zu teilen.
© Max Mittendorfer, Bischofsvikar für den Bereich Caritas und soziale Aufgaben der Diözese Linz.
Nicht Entscheidung sondern Orientierung
Eine Frage der Entscheidung?
Gibt es Gott oder gibt es ihn nicht? Wenn es ihn gibt, wie stehe ich zu ihm? Ist er mir gleichgültig oder akzeptiere ich ihn als unpersönliches, höheres Wesen oder habe ich zu ihm eine freundschaftliche Beziehung? Diesen Fragen müssen wir uns irgendwann stellen.
Die meisten Menschen handeln sie zum ersten Mal in der Pubertät ab. Für die meisten von uns haben unsere Eltern eine Vorentscheidung getroffen, indem sie uns taufen ließen und uns christlich erzogen haben. Die Firmung war und ist bei vielen eine bewusste Entscheidung, kein Außenseiter sein zu wollen und ein Fest feiern zu wollen. Nicht zu Unrecht fordern daher vor allem evangelikale Christen eine bewusste Entscheidung für Gott und Jesus im Erwachsenenalter.
Nun, man kann sich auch gegen ein aktives Christsein, gegen die Kirche und sogar auch gegen Gott entscheiden. Will Gott also wirklich, dass wir uns entscheiden?
Ich verstehe Gottes Anfrage nicht als Entscheidung zwischen Ja und Nein. Ich glaube eher, dass Gott um uns wirbt wie ein Liebhaber um seine Geliebte. Gott ist Liebe und sehnt sich nach der Liebe jedes einzelnen Menschen. Er macht es uns leicht: Er bietet eine Liebesbeziehung an. Wie könnte man da nein sagen? Die Antwort auf die Frage der Liebe nach Liebe kann nur „Liebe“ lauten.
Durch die Zeiten war es den Menschen, die wir heute als „Mystiker“ bezeichnen, besonders möglich, diese innige Liebe zu spüren. Für einen Mystiker gibt es keine „Entscheidung“ für Gott, auch keine „Wahl“. Nicht der Mensch entscheidet oder wählt, Gott hat sich für den Menschen entschieden, er hat ihn erwählt. Für einen Mystiker ist auch „Glaube“ kein Thema. Ein Mystiker lebt aus der Erfahrung.
"Ich weiß, dass er existiert"
Mystiker gibt es auch heutzutage, immer wieder. Ein Beispiel gefällig?
1951 führte der Journalist John Freeman ein berühmt gewordenes Fernseh-Interview mit C. G. Jung: „Glaubten Sie als Kind an Gott?“
„Aber ja!“
„Glauben Sie jetzt an Gott?“
„Jetzt!? - Schwierig zu beantworten... Ich weiß. Ich brauche nicht zu glauben, ich weiß.“
1955 wiederholte er dies in einem Zeitungsinterview: „Alles, was ich gelernt habe, hat mich Schritt für Schritt zu einer unerschütterlichen Überzeugung von der Existenz Gottes geführt. Ich glaube nur an das, was ich weiß. Und dies eliminiert zu glauben. Deshalb ist seine Existenz für mich keine Sache des Glaubens - ich weiß, dass er existiert.“
Das ist der erste Schritt. Die nächsten: Ich habe ihn erfahren, er lebt und wirkt in seiner Schöpfung, ich spüre: er ist da.
Leben in der Gewissheit
Für den mystischen Menschen ist Gott keine Frage des Glaubens mehr. Er lebt in der Gewissheit. Für den mystischen Menschen ist Gott keine Frage des Entscheidens mehr. Er lebt auf Gott hin orientiert.
Wie Petrus können wir uns an Jesus orientieren: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Welche Richtung sollen wir schon einschlagen? Du hast Worte ewigen Lebens. Deine Worte sind der Kompass auf unserem Weg!“ - <Kompass herauslegen> -
Im Wort „orientieren“ steckt der „Orient“, das alte Wort für den Osten, die Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs. Von dort erwarteten die Christen das Wiederkommen des Herrn. Darum wurden die Kirchen so gebaut, dass der Chorraum nach Osten zeigte. Die Kirchen waren geostet, orientiert – ausgerichtet und ausgestreckt nach dem, der kommen wird.
Das Orientieren auf Jesus hin bedarf täglicher Übung. Die Einübung in das tägliche Ja heißt: Meinen Glauben in den Alltag tragen und den Alltag im Glauben vor Gott tragen. Das ist mitunter schwierig. Auch als Christ lebt man oft so, als ob es Gott nicht gäbe. Der Alltag ist Routine, alle Bedürfnisse sind erfüllt, sodass auch das Gebet nicht notwendig erscheint. Während der Arbeit hat man Anderes zu denken, in der Freizeit hat man Besseres zu denken. Man muss versuchen, Gott ins Leben hereinzuholen, sich bewusst an Gott zu erinnern.
Das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her
Mir ist die Methode der Rumination diesbezüglich sehr hilfreich geworden: Das lateinische Wort "ruminatio" bedeutet "wiederkäuen". Die Mönche des frühen Mittelalters waren davon überzeugt, dass vom gedanklichen und murmelnden Wiederholen von Psalmversen eine heilende, segensreiche Wirkung ausgehe, die zu einer tieferen Verbindung mit Gott führt.
Ignatius von Loyola drückte das so aus: "Nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her."
Man kann dies überall praktizieren, wo man auf "Stand-by" schaltet: Im Wartezimmer des Arztes, im Zug, auf der Rolltreppe. Ich ruminiere mittlerweile auf jeder Rolltreppe „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“. Ich fühle mich dann geborgen und getragen, auch dann noch, wenn ich nicht mehr auf der Rolltreppe stehe.
Lene Mayer-Skumanz lässt in ihrem pfiffigen Kinderbuch "... wenn du meinst, lieber Gott!" den Xaverl immer wieder fragen "Gott, bist du da?". - Wir könnten es wie Xaverl machen, um uns immer wieder auf Gott hin zu öffnen: "Gott, bist du da?"
Karl Rahner schrieb bereits 1966 den seither viel zitierten Satz „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein."
Das Problem dabei: Erfahrung lässt sich nicht erzwingen. Man kann nicht beschließen, Mystiker zu werden. Ich möchte Sie dennoch dazu einladen, sich zu öffnen auf Gott hin, in die Liebesbeziehung einzuwilligen, sich im Alltag bewusst an Gott zu erinnern, sich an und auf Gott hin zu orientieren.
Zu wem wollen wir gehen?
Gegenfrage
Mit einer Gegenfrage leitet Petrus seine Antwort ein. Die Frage Jesu lautete: "Wollt auch Ihr gehen?" Wenn es bei dieser Gegenfrage bliebe, wäre es traurig. Es wäre dann nur ein Bleiben aus Mangel an Alternativen. Wenn es "nur" dabei bleibt, hat es auch etwas Gutes. Selbst wenn jemand deshalb bleibt, weil es nichts Besseres gibt: Er hat etwas, was seinem Leben Sinn gibt. Nicht immer kann unser Leben als Christen im Alltag Hochgefühl erzeugen. Aber es gibt etwas, wovon man sagen kann: "Es passt schon!"
Es bleibt nicht bei der Gegenfrage. Es kommt vielmehr zu einem Bekenntnis durch Petrus: "Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes!" (Jh 6,68f). Aus der Sichtweise des Johannesevangeliums ist es sogar viel intensiver. Zu Beginn der gemeinsamen Zeit war ja Petrus der Aktive. Nachdem sein Bruder Andreas ihm gesagt hatte: "Wir haben den Messias gefunden" (Jh 1,41) war es ja Petrus selbst, der Jesus aufsuchte. Petrus konnte sagen: Ich bin zu dir gegangen - ich bin mit dir gegangen - ich will für dich gehen.
In einer Geschichte unter dem Thema: "Wie hat sich das Wort des Lebens unter uns ausgebreitet?" hat das Bekenntnis des Petrus einen wichtigen Platz. Es taucht im heutigen Evangelium ja noch einmal auf. Jesus selbst sagt: "Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben." (Joh 6,63). Das ist der Anspruch, mit dem Jesus auf die Menschen zugeht. Er muss das Wort nicht suchen. Er hat es bekommen und sagt es. Es ist ohne Wenn und Aber. Was der Mensch daraus macht, darauf kommt es an. Jesus steht für dieses Wort ein und wirbt dafür. Bei Petrus überzeugt die Werbung, bei anderen nicht.
Vom Kopf in das Herz
Vor einer Bundestagswahl habe ich einen Bewerber in meinem damaligen Wahlkreis gefragt: "Für welche Politik stehen Sie?" Er wollte mir das Wahlprogramm in die Hand drücken. Ich habe es abgelehnt und nachgefragt: "Für welche Politik stehen SIE?" Dann war es eine andere Situation am Stand. Dann halfen die Sätze in den Prospekten nicht mehr. Dann musste er mir zeigen, wie viel aus den Texten der Partei zu seinem Leben passte. Mir hat es damals geholfen in der Entscheidung, wem ich meine Stimme gebe.
Das war ja wohl auch bei Petrus der Fall. Die große Linie hatte Jesus vorgegeben. Er hatte die Wahrheit und konnte sie ganz persönlich verkünden und leben. Das mussten die Jünger umsetzen. Und es gelang ihnen auch.
Das Neue wird zum Alten
Bisweilen konfrontiert man Menschen auch mit alten Aussagen. Beim oben genannten Beispiel der Wahl könnte ich ja Passagen aus einem alten Programm zitieren. Auch mit uns Christen kann man das machen. Die neutestamentliche Lesung aus dem Epheserbrief ist so ein Beispiel. Es wird eine Lebensordnung angeboten. Heute erscheint sie uns in manchen Stellen fragwürdig. Das Bild vom Verhältnis Mann und Frau wird so in unserer Gesellschaft nicht mehr gesehen. Ich kann mich auch an kein Brautpaar erinnern, das sich diese Auswahllesung zu ihrer Trauung gewünscht hat.
Aber damals war es anders. Der erste Satz benennt es schon. Das Verhalten untereinander soll sich begründen aus der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus. Die Partner sollen einander anschauen und sagen können: "Du bist von Gott geliebt. Dich will er erlösen. Für dich hat er von Gottes Treue gesprochen!" So wird aus der "Sache Frau" die Person, die Achtung verdient. Und ebenso geht es mit den anderen Aussagen der heutigen Lesung.
Wie gesagt - damals war es ein ganz großer Schritt nach vorn. Wenn wir dem Sinn der Lesung treu bleiben wollen, kann das nur heißen: Wir machen wieder einen Schritt nach vorn. Aber worin liegt er nun? Die Diskussion um Familienpolitik ist ja im vollen Gang. Welches Argument können wir als Christen einbringen? Wo sollte ein Bild von Mann und Frau und Familie geprägt werden, das mit Ehrfurcht zu tun hat?
Und darüber hinaus: Was verändert sich in uns und in unserer Gesellschaft, wenn Ehrfurcht unser Handeln bestimmt? Man braucht die beiden Worthälften nur umdrehen: Wer in Ehrfurcht handelt, ist vorsichtig. Denn er fürchtet, die Ehre des Anderen zu verletzen. In einer guten Achtsamkeit geschieht das nicht.
Dazu kann uns Gottes Geist helfen - und er tut es auch.
"Worte des Lebens"
Jesus hat "Worte des ewigen Lebens"
Eine spannende Szene schildert das heutige Evangelium: Dass dieser Jesus jemand ganz besonderes ist, hat sich herumgesprochen, und so versammeln sich zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer um ihn. Zunächst sind alle fasziniert und begeistert von seiner Person und dem, was er sagt. Aber plötzlich - auf ein Wort Jesu hin - schlägt die Stimmung um. Ein Großteil der Zuhörenden geht zunächst innerlich auf Distanz. Es fallen Sätze wie: "Was er sagt, ist unerträglich!" und: "Wer kann das anhören?" Jesus bemerkt diesen Stimmungsumschwung, aber er beschwichtigt ihn nicht. Mit seiner Frage "Daran nehmt ihr Anstoß?" verschärft er den Konflikt eher noch. Nun müssen die Jünger Stellung beziehen. Was folgt, ist eine "Abstimmung mit den Füßen": Viele der Jünger, die lange mit Jesus umhergezogen sind, ziehen sich zurück. Sie haben ihre guten Gründe dafür und gehen von nun an getrennte Wege. Sie ent-scheiden sich im ursprünglichen Wortsinn: sie scheiden, trennen sich von Jesus.
Übrig bleiben die Zwölf. "Gehen oder Bleiben" - Jesus stellt sie direkt vor diese Entscheidung. Petrus spricht sich spontan und voller Überzeugung fürs Bleiben aus. Und auch er hat seinen guten Grund dafür: "Worte des ewigen Lebens" hat Jesus für ihn. Und dazu gibt es für Petrus keine Alternative. Er hat erfahren, dass Jesus keine leeren Worte macht, sondern in seinem Handeln und mit seiner ganzen Person die Zuwendung Gottes zu allen Menschen lebt. Seine Worte bewirken das Heil der Menschen, sie schenken neue Lebendigkeit.
"Worte des ewigen Lebens" nennt Petrus dies, "Worte unendlichen Lebens" heißt es in einer anderen Übersetzung; Jesu selbst sagt von sich: "Meine Worte sind Geist und Leben." Das ist ein Schlüsselwort des heutigen Evangeliums.
"Worte des Lebens" für Menschen heute
"Worte des Lebens" brauchen Menschen auch heute: Worte voller Geist und Leben, aus denen sie Kraft schöpfen können im Alltag, die trösten und stärken in Krisenzeiten, die von Ängsten befreien und Mut zum Leben machen. Manchmal sind aber auch Worte nötig, die unruhig machen und aufrütteln aus dem Trott und der Bequemlichkeit, Worte, die herausfordern und etwas zumuten. Kurz gesagt: Worte, die einen Menschen lebendiger machen.
Ein Satz, ein Gedanke wird zu einem "Wort des Lebens", wenn er jemanden unmittelbar anspricht und mitten ins Herz trifft, so als sei er nur für ihn oder sie jetzt gesagt oder geschrieben. Ein solches Wort bekommt man vielleicht von einem lieben Menschen gesagt oder geschrieben, es fällt einem mit einem Buch in die Hände oder springt jemandem irgendwo ins Auge. Gemeinsam ist allen: Ein Wort des Lebens wird geschenkt, oder - wie es ein äthiopisches Sprichwort formuliert: "Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen."
Manches "Wort des Lebens" wird so wichtig und wertvoll, dass es vielleicht schriftlich festgehalten wird und vielleicht sogar einen besonderen Platz bekommt. Ein Spruch an der Wand, eine Karte als Lesezeichen erinnert auch in schweren Zeiten an kraftvolle Worte.
Persönliche "Worte des Lebens"
Welches ist ein solches Wort des Lebens für Sie ganz persönlich? Fällt Ihnen spontan ein Satz dazu ein? ... (kurze Pause)...
Vielleicht von einer Spruchkarte, die eine gute Freundin geschickt hat, als es Ihnen schlecht ging...
Oder es gibt einen Liedvers, der Ihnen immer wieder in den Sinn kommt und Mut macht...
Möglicherweise kennen Sie ein Gebet auswendig, das Ihnen wichtig ist...
Auch ein "Ich mag dich, so wie du bist." eines lieben Menschen schenkt neue Lebenskraft, von der man lange zehren kann...
"Worte des Lebens" aus der Bibel
Auch manches Bibelwort erweist sich als "Wort des Lebens", so z. B. der tröstende Aufruf "Fürchte dich nicht!", "Fürchtet euch nicht!" Dass sich dieser Zuspruch über 130 mal in der Bibel findet, zeigt, dass er Menschen aller Zeiten Mut gemacht hat.
Haben Sie selber ein Lieblings-Bibelwort, das für Sie persönlich voller Geist und Leben ist, das Sie mit einer wichtigen Erfahrung verbinden? ... (kurze Pause)...
Vielleicht eines, das Sie schon länger durch Ihr Leben begleitet und Sie im Alltag oder in Krisenzeiten immer wieder stärkt?...
Zu Worten des Lebens können beispielsweise die Psalmen werden, in denen Menschen unzensiert ihre Not und Klage, ihre Freude und ihren Dank vor Gott zum Ausdruck bringen. Mancher bekannte Vers eignet sich als vertrauensvolles Stoßgebet: "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen... Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir." (Ps 23,1.4a). In anderen Texten des Alten und Neuen Testaments ist die Lebens- und Glaubenserfahrung vieler Menschen zu zeitloser Lebensweisheit verdichtet. Die Evangelien führen Jesu Worte und sein heilendes Handeln lebendig vor Augen.
Wachsam gehört oder gelesen sprechen viele Worte Jesu auch heute Menschen unmittelbar in dem an, was sie beschäftigt und vielleicht bedrückt: "Sorgt euch also nicht um morgen..." (Mt 6,34), sagt Jesus, und: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen." (Mt 11,28). Nicht nur zu Jesu Lebzeiten erhielten Menschen durch solche Worte Trost und Zuversicht. Auch nach seinem Tod erfuhren sie seine lebendige und Leben spendende Gegenwart, und so überlieferten sie als Wort des Auferstandenen: "Seid gewiss, ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt 28,20b). Aber Jesus mutet anderen auch etwas zu: Gelähmte fordert er, aufzustehen und zu gehen, den Taubstummen, sich zu öffnen. Das Gebot der Nächstenliebe treibt er auf die Spitze: "Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen." (Lk 6,27).
Bibelworte können sich also in eine ganz persönliche Botschaft verwandeln, die Zuspruch schenkt oder einen Anspruch stellt - je nach dem, wessen man gerade mehr bedarf, um erfüllt zu leben. Biblische Worte fordern auch heraus, so dass manch einer sie vielleicht als Zumutung erlebt - so wie die Jünger, die an Jesu Worten Anstoß nahmen. Wenn Gott aber etwas zumutet, dann ist es auch eine Einladung, es sich zuzutrauen, daran zu wachsen und lebendiger zu werden.
Mit Offenheit und Neugier gehört oder gelesen kann die Bibel zu einer Schatzkiste werden voller Worte des Lebens, die trösten, stärken, befreien, ermutigen; Worte, die beleben, herausfordern, unruhig und lebendiger machen.
"Worte des Lebens" sind von Gott geschenkt
In all diesen Worten - egal ob aus der Bibel, von einem Dichter oder lieben Menschen - will Gott uns ansprechen und Mut machen zum Leben, zum Lebendigsein.
Ich wünsche uns allen die Gewissheit, das Vertrauen und die Entschiedenheit des Petrus, aus tiefstem Herzen zu Gott sagen zu können "Du hast Worte des Lebens für mich".
Ich wünsche uns, dass wir auch in Zeiten des Lebens, in denen wir Gottes Nähe nicht spüren oder wir manches als unzumutbar erleben, Gott treu bleiben, der uns in solchen Worten immer wieder nahe kommen will.
(c) Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27
Eucharistie und Kirche
Die Brotrede des Herrn
Kennt jemand den neuen Abt von Heiligenkreuz, P. Maximilian Heim? Vor mir liegt seine Dissertation. Er schrieb seine Doktorarbeit über Kirche und Eucharistie. Sie wurde in den "Bamberger theologische Studien" 2004 veröffentlicht. Bei dieser Dissertation ist mir aufgefallen, dass der damalige Kardinal Ratzinger, der jetzige Papst Benedikt, das Vorwort geschrieben hat. Das hat Seltenheitswert. P. Maximilian Heim sagte, der Papst halte das Thema Kirche und Eucharistie für so wichtig, dass er selbst zur Feder griff und das Vorwort verfasst hat.
Auch das 6. Kapitel des Johannesevangeliums handelt über die Eucharistie. Die Theologen sprechen von der Brotrede des Herrn. Jesus sagt: "Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben" (Joh 6,54). Doch das Echo auf diesen Satz Jesu war sehr negativ. Überall hörte man ein Murren. Die Zuhörer meinten: "Wir sind keine Kannibalen. Wir essen doch nicht Menschenfleisch". Doch Jesus erklärte die Eucharistie nicht näher. Wie hätte er es machen sollen? Es wäre nur ein neues Missverständnis entstanden. Trotz des Widerspruchs nahm Christus kein Wort zurück. Er gab nur zur Antwort: "Meine Worte sind Geist und Leben. Lasst euch darauf ein!" Das brachte die Zuhörer in Rage. Es kam zu einem Massenabfall und zu einer bedeutenden Zäsur im Leben Jesu.
Ich denke, diese Rede musste sein, weil sie ganz wesentlich das innige Verhältnis zwischen Jesus und seinen Jüngern zum Ausdruck bringt.
In Gott eingehen
Vor kurzem besuchte Innichen. Beim Gang durch den Friedhof fiel mir ein Kreuz auf. In der Mitte des Kreuzes war das ewige Hochzeitsmahl dargestellt. Auf dem Tisch lag das geschlachtete Lamm Gottes. Darunter stand der Satz. "Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind". Mein erster Gedanke war: Gott essen, kann das der Himmel sein? Wie soll ich das verstehen? Der Künstler will sagen: Im Himmel werde wir in Gott eingehen wie die Nahrung in uns. Unbegreiflich! Da kann man nur staunen, still werden und anbeten.
Dass das Thema "Eucharistie und Kirche" so bedeutungsvoll ist, zeigt uns ein Beispiel aus der Christenverfolgung im Römischen Reich. Eine Eucharistiefeier war damals unter Todesstrafe verboten. Einmal wurden Männer aus Karthago bei einer Messfeier entdeckt und sofort verhaftet. Vor dem Richter sagten sie: "Wie ein Mensch nicht ohne Sonne leben kann, kann ein Christ nicht ohne Eucharistie leben. Wenn wir nicht mehr Eucharistie feiern dürfen, dann wollen wir lieber sterben."
Ein anderes Beispiel. Ich hatte einen Kollegen, dessen Bruder in das Stift Heiligenkreuz eingetreten ist. Kurz vor der Priesterweihe bekam er eine tödliche Krankheit. Er wollte trotzdem geweiht werden. Das geschah auch. Er war Priester für nur eine heilige Messe. Die geladenen Gäste sagten, dass dies für sie der eindrucksvollste Gottesdienst war.
Aus der Bibel kennen wir die Geschichte der blutflüssigen Frau. Sie berührte nur von hinten das Gewand Jesu und wurde geheilt. Denn von Jesus ging eine unwahrscheinliche Kraft aus. Wir können auch Jesus bei der heiligen Kommunion berühren. Mir fällt aber auf, dass heute die Eucharistie alltäglich geworden ist. Das hat zur Folge, dass der Glaube und die Ehrfurcht vor diesem großen Geheimnis gesunken sind. Ich muss aber bedenken, dass die Eucharistie unserem Herrn das Leben gekostet hat. Christus musste durch die Mühle des Leidens gehen, um Brot zu werden. Daher wird mit dem Empfang der Kommunion nicht nur an die Auferstehung Jesu, sondern auch an sein Leiden erinnert.
In vielen Pfarreien wird jeden ersten Donnerstag im Monat die Erinnerung an die Einsetzung der Eucharistie gefeiert. Viele Kirchen sind an diesem Tag die ganze Nacht offen. Und siehe da, es gibt genügend Menschen, die bereit sind, eine Stunde Anbetung zu halten.
Kirche ist dem Wesen nach Eucharistie
Warum ist das Thema Kirche und Eucharistie so wichtig? Weil durch die Eucharistie Kirche entsteht. Kirche ist dem Wesen nach Eucharistie. Wenn ich das bedenke, schaue ich die Kirche mit anderen Augen an. Ich wünsche mir, dass auch die Kirchenfernen einmal diesen Aspekt der Kirche sehen.
Alles soll durch die Eucharistie verwandelt werden: das Brot, die Menschen, die ganze Schöpfung. Einer der größten Theologen, Thomas von Aquin, sagt: "Eucharistie ist die Umwandlung des Menschen in Gott". Diesen Satz nahm sich besonders Mutter Elvira zu Herzen. Sie nimmt sich besonders der Drogensüchtigen an und gründete Coenacolo. Sie vertritt die Meinung: Je mehr sich der Mensch auf Christus einlässt, auf seine Wünsche und Pläne, desto mehr werden die tiefsten Sehsüchte des Menschen gestillt. Christus ist nicht nur beim Kommunionempfang bei mir. Er geht mit mir den ganzen Tag, das ganze Leben. Das gibt Mut und Kraft. Daher können wir auf die Eucharistie nicht verzichten.
Gabe und Aufgabe zugleich
Das Geschenk der Eucharistie ist groß, ist eine Gabe, aber auch eine Aufgabe. Ich empfange einen, der sich selbst für mich hingegeben hat. Dann soll auch ich ihm ähnlich werden. Wenn Gott für uns Brot wird, dann sollen auch wir Brot für andere sein.
Gott hat eine Vision: Wenn er den Menschen die Eucharistie, den Leib seines Sohnes schenkt, dann können nicht nur Jugendliche, sondern auch Alte, Kranke und Gebrechliche Mauern überspringen, sogar die Mauer des Todes.
Wer über die Eucharistie spricht, kommt an kein Ende. Dieses Geheimnis ist wirklich groß. Mit der Eucharistie hat uns Gott sein Herz geöffnet, haben wir Zugang zu den Quellen des Heils.
Entschieden Glauben leben
Großer Einzug
Zum Verständnis der heutigen Lesung aus dem Alten Testament sei zunächst ein kurzer geschichtlicher Rückblick gegeben.
Moses hatte im Auftrage Gottes die Israeliten aus Ägypten geführt. Immer wenn es schwierig wurde, erfuhr das Volk durch seinen Gott Jahwe Hilfe. Den Truppen des Pharao entkam es, weil ihm mit der Hilfe Gottes der Durchzug durch das Schilfmeer gelang. Das Manna-Wunder bewahrte die in der Wüste Umherirrenden vor dem Verhungern. Als sie zu verdursten drohten, half Jahwe durch eine Quelle, die aus dem Felsen sprudelte, nachdem Mose auf Gottes Geheiß mit seinem Stab gegen das Gestein schlug. Kurz: Die Israeliten hatten ihren Gott wiederholt als ihren Retter und Beschützer erlebt. So gelang es Mose, den Glauben an den Gott Jahwe im Volk zu vertiefen.
Nachdem die Israeliten 40 Jahre durch die Wüste gezogen waren, konnten sie im Gebiet von Palästina sesshaft werden. Mose war es jedoch nicht vergönnt, den Einzug ins gelobte Land zu erleben. Seinem Nachfolger Josua, von dem in der Lesung die Rede war, fiel es zu, das Gottesvolk während der Landnahme zu leiten.
Im neuen Land treffen die Israeliten auf die Götter der Kanaaniter und Amoriter. Besonders verehrt wurde Baal, eine Fruchtbarkeitsgottheit, die Reichtum und Wohlstand versprach. Wir können uns sicher ausmalen, wie verführerisch es war, diesem Gott zu huldigen, um nach dem Leben in der Wüste endlich an Reichtum und Wohlstand zu kommen. Josua sieht und erlebt, wie sich viele Israeliten locken und verführen ließen, sich dem Baals-Kult zuzuwenden. Im Drang nach Wohlstand und Reichtum werden Jahwes Wohltaten vergessen. Man leugnet Jahwe nicht. Man unternimmt nichts gegen ihn, aber man hört auf, sich an ihn zu binden und ihm zu dienen, wie die Vorfahren es am Sinai im Bundesschluss Gott versprochen hatten.
Dank
In dieser Situation ruft Josua die Leiter des Volkes zusammen. In der Lesung werden benannt: Die Ältesten, die Sippenoberhäupter, die Richter, die Listenführer. Josua bestellt sie nach Sichem - eine Stadt in der Mitte Palästinas. Aber Josua wählte diesen Ort sicher nicht, um für alle einen möglichst günstigen Anreiseweg anzubieten. Sichem war vielmehr jener Ort, wo Jahwe einst dem Abraham verheißen hatte: Dieses Land gebe ich deinen Nahkommen (Gen 12,7). Darauf hin errichtete Abraham einen Altar, um Gott zu huldigen und ihm ein Dankopfer darzubringen.
Mit der Landnahme Israels war die Verheißung Jahwes an Abraham in Erfüllung gegangen, wenn auch erst nach vielen Jahren und über einige Umwege. Jahwe macht wahr, was er verheißt und verspricht - daran wollte Josua mit der Wahl des Ortes Sichem das Volk und seine Vertreter erinnern. Und er fordert die Israeliten heraus, an diesem heilsgeschichtlichen Ort Stellung zu beziehen: für oder gegen Jahwe.
Dabei fällt auf, dass Josua, der sich mit seiner Familie und seinem Stamm für Jahwe entschieden hat, den Israeliten die Frage stellt: Wollt ihr dem Herrn dienen? Sechs mal kommt das Wort "dienen" in der Lesung vor.
Im Hebräischen bedeutet "dem Herrn dienen": Sich im Denken mit Jahwe verbinden, im Handeln Gottes Weisungen beachten, also rundum das Leben auf Gott auszurichten. Gott dienen ist mehr als nur, sich zu Jahwe bekennen als den alleinigen Gott im Gegensatz zum Götterglauben der Umwelt. Es geht darüber hinaus um die Einhaltung seiner Weisungen zur Liebe, zu Gerechtigkeit und die Mitsorge um das Wohl aller, besonders derer, die in Not geraten sind. Es geht um das Danken und die Verehrung Gottes - nicht nach Lust und Laune gelegentlich, sondern als bewussten Akt eines jeden Tages.
Leiser Auszug
Josua erkennt: Man kann lebendigen Glauben schleichend verlieren. Man muss Gott nicht erst leugnen oder sich gegen ihn stellen. Man muss nicht ein böser Mensch werden, um gottlos - also von Gott losgelöst - zu leben. Man hört einfach auf, sich täglich seiner zu erinnern und neu für ihn zu entscheiden. Dieses schleichende Auswandern aus bewusst gelebtem Glauben ist die große Gefahr, der wir Menschen leicht erliegen. Darum fordert Josua die Versammelten auf, klar Stellung zu beziehen.
Um mit seiner Herausforderung seine Landsleute nicht vor den Kopf zu stoßen, erinnert Josua an die Heilstaten Jahwes. Josua fordert also nicht verbissen aus Verärgerung oder Enttäuschung über das Volk das Einhalten einer überkommenen Glaubenstradition, sondern zeigt auf, wie Israel zum Glauben an Jahwe kam. Jahwe war es, der sich dem Volk immer wieder als Helfer und Retter erwiesen hatte. Er trat von allem Anfang an in Vorleistung. Diesen Ursprung des Jahwe-Glaubens zu bedenken, war Josua wichtig. Danach sollte sich jeder frei entscheiden: für oder gegen Jahwe.
Es war wohl die neue Erinnerung an Gottes Hilfe und seine Liebe, die die Vertreter des Volkes sprechen ließ: Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen.
Entscheidung
Wenn wir uns fragen, was uns die heutige Lesung vermitteln könnte, dann kommt mir als ein wichtiger Punkt in den Sinn: Glaube vererbt sich nicht.
Jeder Mensch muss sich neu entscheiden, wie er mit Gott umgehen will. Zur Geschichte Israels kommen zahllose Bekenntnisse Gläubiger aller Zeiten, die bezeugen: Gott hat mir geholfen. Gott war mein Retter.
Wie damals gibt es auch heute die Verlockung, losgelöst von Gott und seinen Weisungen sich den Göttern unserer Tage zuzuwenden, die da heißen: Im Trüben fischen, sich unredlich bereichern, Ellbogen gebrauchen, den Schwächeren ausnutzen, sich aus der Mitsorge und Mitverantwortung ausklinken und manches mehr. Jeder von uns muss sich auch heute entscheiden, ob er Gott dienen will. Das heißt: Ob er Gott ernsthaft sein Leben zu unterstellen gewillt ist, um mit ihm und aus ihm zu leben. Gott nicht leugnen ist noch kein lebendiger Glaube. Seine Weisungen müssen unser Denken und Handeln bestimmen, sonst sind wir dabei, uns von Gott und dem "ihm dienen" zu verabschieden.
Damit dies nicht schleichend und von uns unbemerkt geschieht, wird auch uns helfen, uns oft der Wohltaten Gottes zu erinnern, ihm sehr bewusst zu danken, ihn zu preisen und zu ehren.
Was bleibt? - Wer bleibt?
"Patoraler Bauchfleck"
Von Reden- außer von verlogenen Sonntagsreden- erwartet man viel: programmatische Vorgaben, eher Zustimmung, außer sie sind zu lang, dann bewegen sie eher die Stühle als die Herzen. Ein guter Hinweis für Prediger!
Da muss Jesus etwas falsch gemacht haben bei der "Eucharistischen Rede", wie wir sie nennen! Kein Applaus, im Gegenteil: Irritation, Ablehnung, Disharmonie. "Was er sagt, istunerträglich. Wer kann das anhören?" (Joh. 6,61), und dann folgt noch das Gemurre der Jünger. Reaktion auf all das: Massenabfall. Somit: glatter pastoraler Bauchfleck in der Verkündigung!
Wieso eigentlich? Wenn wir Jesu kurze Zeit seines öffentlichen Auftretens betrachten, tauchen immer wieder Unzufriedene, Nörgler, Besserwisser auf. Gleich am Beginn seines Wirkens erfährt Jesus Ablehnung in Galiläa. Als er ihnen verkündete, dass der Geist des Herrn auf ihm ruhe und er den Armen die gute Nachricht bringe, wurden die Leute in der Synagoge wütend, lesen wir bei Lukas (4,28) "Woher hat er das alles, vor allem diese Kraft, Wunder zutun?" fragen die Menschen im Matthäusevangelium (13,56). Auch die Hohenpriester klagten ihn wegen Gotteslästerung an, weil er sich als König bezeichnete. Das sollte ihm den Tod einbringen.
Preis der Offenheit
Jesus öffnet sich den Menschen vom Beginn seines Wirkens an: "Kommt und seht!" (Joh. 1,39). und wird dadurch angreifbar. Das ist auch Facette unseres Menschseins. Wer Vertrauen und Liebe aufbaut, wird angreifbar, muss damit rechnen, dass das einigen missfällt. Das Evangelium macht deutlich, dass die Erwartungen und Hoffnungen der Frauen und Männer, die Jesu Rede anhörten, anders gelagert sind als die Zielvorgaben, die Jesus gewollt hat: durch Leiden zur Vollendung, somit zur Auferstehung und ewigem Leben zu kommen.
Warum dieser Umweg über das Leiden? Das ist tatsächlich schwer zu begreifen. Es ist Geheimnis des Glaubens, dass auch Leiden und Krankheiten, Schicksalsschläge uns ständig begleiten. Die immer quälende Frage nach dem WARUM bleibt bestehen. Die Menschen damals, aber auch wir heute haben andere Vorstellungen. Das Volk erwartete sich Befreiung aus sozialer Not, Befreiung von der Besatzung der Römer, Heilung von körperlichen Gebrechen, vielleicht auch Erfüllung ganz persönlicher Wünsche. Aus Staunen über Jesus entsteht Misstrauen, Neid, beinahe Gewalttätigkeit, Erniedrigung.
Bietet Jesus nur unvollständig Hilfe in Not an? Das Evangelium verneint dies und gibt Denkanstöße, verbunden mit Entscheidungshilfen: "Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorherwar?" (Joh.6,61), dann folgt die Entscheidungshilfe: "Der Geist ist es,der lebendig macht. . . Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben." (Joh.6,63). Die Entscheidungshilfe führt zur Sinnfrage des Petrus und zur Erkenntnis: "Herr, zu wem sollen wirgehen?" (Joh.6,68).
" Du bist der Heilige Gottes."
Die Hilfe, die Jesus anbietet, ist der Heilige Geist, der zum Leben mit Gott und in Gott hinführt, es ist jener Geist, der Kreativität, der Klugheit schafft, der alle Menschen, die daran glauben mit seinen Gaben beschenkt. Petrus wird es so sagen: "Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der HeiligeGottes." (Joh. 6,69). Diese Erkenntnis geschieht aus Überzeugung und Freiheit.
Der große dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813-1855) sagt in seiner "Einübung ins Christentum" so treffend: Der Helfer ist die Hilfe. Jesus wird und will so radikal und unüberbietbar aus Liebe helfen, was ihm den Tod einbringt. Viele Menschen damals und auch heute haben das nicht erkannt, kommen nicht zur Sinnfrage, zu Glaube und Vertrauen, sondern bleiben bei der Dornenkrone oder wie Paulus sagt beim "Stachel im Fleisch" (2 Kor.12,7) hängen. Für andere wieder ist die gesamte Botschaft unglaubwürdig, zu wenig konkret.
"Wollt auch ihr gehen?"
(Joh.6,67)
Eine Frage, die auch an uns heute gerichtet ist. An Sinn- und Entscheidungsfragen kann sich niemand vorbeidrücken. Diese geschehen oft unter schweren Konflikten und Enttäuschungen bei der Erziehung der Kinder oder in partnerschaftlichen Beziehungen, bei Misserfolgen am Arbeitsplatz oder in der Ausbildung. Dafür habe ich also Zeit, Mühe, Lebenskraft und Geld investiert? "Herr, wohin sollen wir gehen?" Wie wird mein Leben weitergehen? Wozu das alles?
Was bleibt? – Wer bleibt?
Die Kirche, also die Gemeinschaft der Glaubenden, ist berufen, diese Botschaft vom anbrechenden Reich Gottes weiterzutragen, aber auch sie murrt offenbar so wie die Jünger im Evangelium. Ihr religiöses Monopol ist weg, auf dem Markt der Spiritualitäten nur unter "Ferner liefen" zu finden, in vielen Fragen von großen Teilen der Bevölkerung auch moralisch ins Gerede gekommen. Die jüngste Wertestudie zeigt ein Absinken der (institutionellen) Religiosität, vor allem der jüngeren Generation, ist aber unter den Älteren auch schon weit vorangeschritten.
Das Evangelium dieses Tages zeigt einen sehr paradoxen Weg, einen Weg, der uns Kraft gibt durch das Evangelium. Das, was wirklich bleibt, ist die gewaltlose Liebe. Gott erwählt das Schwache. Die Schöpfung sehnt sich nach Erlösung. Der jetzige Weltzustand ist nur Durchgang. Gott ist uns nahe, das ist möglicherweise schwer begreifbar. Die Nähe Gottes mit seiner dienenden Liebe macht das Christentum aus, ist der Gipfel des Christentums. Das ist die Frohe Botschaft dieses Sonntags.
"Wollt auch ihr gehen?"
Direkt und hart
In den Bibelstellen dieses Sonntags geht es nicht gerade zahm zu. Josua konfrontiert das Volk Israel nachdem es das verheißene Land in Besitz genommen hat: Wenn es euch nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: Den Göttern euer Väter, oder den Göttern der Emoriter. Im ungekürzten Text stellt Josua diese Frage zweimal. Er bringt es auf den Punkt, fordert das Bekenntnis der Israeliten.
Der Evangelientext ist nicht weniger harmlos: Seine Worte sind hart, wer kann sie anhören? So die Aussage vieler Jünger Jesu und sie verlassen Jesus, begleiteten ihn nicht mehr. Und Jesus konfrontiert die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?
Nein, zahm, glatt und harmonisch sind diese Stellen nicht. Und sie halten uns heute einen Spiegel vor, spiegeln unsere gemeindliche und kirchliche Situation wieder.
Wenn ich die Jahre, die ich in als Seelsorger arbeite, nachgehe und die Augen offen halte, dann sehe ich, dass die Kirchenbänke leerer geworden sind. Und viele bemerken in Gesprächen. Wir sind als Christinnen und Christen doch wenige geworden.
Ist die Entwicklung so, dass von den zehn kleinen Christen nur noch einer bleibt?
Anstößig
Ja, auch bei Jesus war es schon so. Die Leute haben sich nicht nur um ihn geschart. Nein, das Gegenteil ist eher der Fall.
Es gab mehr, die an ihm Anstoß genommen haben, als solche, die ihm folgten. Seine Worte waren nicht nur klar, einfach, durchschaubar und frohmachend. Sie waren für die Juden in vielen Dingen ein echtes Ärgernis. Und Jesus rennt ihnen nicht nach, versucht nicht jede Schwierigkeit aufzulösen, sondern setzt noch einen drauf: Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn aufsteigen seht? Und er erklärt, dass es welche gibt die nicht glauben und wohl auch nicht glauben werden.
Im Johannesevangelium, um ca. 100 nach Christus geschrieben, begegnet uns eine Gemeinde die in einer Krise steckt. Da gab es vor allem Juden, die mit diesem Jesus nichts zu tun haben wollten. Es war ihnen suspekt, das er sich als Gottes Sohn bezeichnet. Das war mit ihrem Eingottglauben nicht vereinbar.
In Frage gestellt
Für die junge Gemeinde eine echte Anfrage. Glauben wir das richtige, wenn so viele nicht glauben, oder sogar weggehen. Liegen wir richtig, oder haben die anderen recht? Was ist wirklich wichtig? Werden wir als Gemeinde und Gemeinschaft überleben? Eine ernsthafte Krise der jungen Christengemeinde.
Und da entdecke ich viel von unserer heutigen Situation. Menschen gehen langsam, ganz heimlich oder auch lautstark, können mit ihrer Gemeinde, mit der Kirche, mit ihrem christlichen Glauben nichts mehr anfangen.
Ich möchte das von dieser Stelle nicht beurteilen, es steht mir nicht und sonst niemanden zu, denn Glaube lässt sich nicht befehlen und verordnen. Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist, sagt Jesus. Aber ich merke schon, dass er auch mich, meinen Glauben und mein Verbleiben in dieser Kirche ernsthaft anfragt.
Ärgerlich
Und es gibt handfeste Dinge, die Menschen verärgern. Für den einen mag es die fehlende Bereitschaft zum Dialog und zum partnerschaftlichen Umgang in der Kirche sein. Für einen anderen sind es Stellungnahmen, die oft wenig die Notlage der Menschen mit im Auge haben, für andere ist es die Rolle der Frau in der Kirche, für wieder andere, dass sie sich in einer Notlage von der Kirche verlassen gefühlt haben, andere können mit dem, was im Gottesdienst was geschieht, gesagt und gefeiert wird, nichts anfangen oder Menschen bleiben weg, weil es gerade in ist und ihnen die Kirche schon lange zu anstrengend ist.
Und ich will hier auch ganz ehrlich sein, es gibt auch für mich Dinge, die mir das Glauben und die Zugehörigkeit zur Kirche nicht einfach machen. In vielen der gerade aufgezählten Punkte kann ich mich wiederfinden.
Krisenstimmung
In vielen Gremien beschäftigt man sich damit, wie es mit dem Glauben in unserer Zeit und mit der Kirche weitergehen soll. Und diese Anfragen, Schwierigkeiten und Probleme mit der Kirche und dem eigenen Glauben müssen offen genannt und diskutiert werden. Totschweigen und Schönfärberei machen die Situation eher schlimmer, als dass sie helfen.
Hoffnung
Aber es gibt auch Hoffnungen: Auf die Frage an die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? antwortet Simon Petrus: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Neben allem was vielleicht muffig, staubig und überholt erscheint, gibt es viel mehr echte Lebendigkeiten in unserer Kirche und Gemeinde, als wir vielleicht auf den ersten Blick vermuten. Ich höre hier im Krankenhaus die Fragen, die Menschen haben, und ich höre wie sie durch ihr Fragen Kraft gewinnen und wie sie Gott und ihren Glauben als etwas erleben, das in einer Krisenzeit trägt.
Damals wie heute gibt es Krisen, aber ich möchte ein bisschen wie Petrus die Hoffnung nicht fahren lassen, das unser Glaube für viele Menschen ein wichtiger Lebensraum ist und die Welt ohne Glaube ärmer und kälter werde. Trotz vieler Schwierigkeiten und Probleme ist diese Kirche und unsere Krankenhausgemeinde auch ein Ort, der mich leben und froh sein lässt.
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann (2021)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 142: Zu die, o Gott erheben wir die Seele mit Vertrauen
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 184: Herr, wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu dir...
GL 216: Im Frieden dein, o Herre mein, lass ziehn mich meine Straßen
GL 273: O Herr, nimm unsre Schuld
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 378: Brot, das die Hoffnung nährt
GL 405: Nun danket alle Gott
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 423: Wer unterm Schutz des Höchsten steht
GL 424: Wer nur den lieben Gott lässt walten
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 449: Herr, wir hören auf dein Wort
GL 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
GL 460: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 470: Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
GL 484: Dank sei dir Vater für das ewige Leben
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
Psalmen und Kehrverse:
GL 37: Der Herr ist mein Hirt; er führt mich an Wasser des Lebens - Mit Psam 23 - VI.
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 oder mit Psalm 34 (GL 651,4) - IV.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
629,3-4: Ich gehe meinen Weg vor Gott im Lande der Lebenden - Mit Psalm 116 - VI.
GL 630,4: Dein Wort ist Licht und Wahrheit; es leuchtet mir auf all meinen Wegen.
- Einleitung7
Manfred Wussow (2024)
Früher, als alles noch besser war – wie die Leute so sagen – hatte jedes Dorf seine Kirche, der Herr Pfarrer wohnte in seinem Pfarrhaus und auch sonst hatte alles seine moralische Ordnung. Man wusste, was man zu sagen und zu wählen hatte. Unter den Konfessionen wurden heftig gestritten.
Heute stehen viele Menschen vor der Frage, ob sie aus der Kirche austreten sollten. Die einen sind enttäuscht, die anderen wütend. Die einen haben längst abgeschlossen, andere sind ratlos. So manche Geschichte ist bitter und traurig.
Dass wir heute in unserem Gottesdienst auf Menschen treffen, die gefragt werden, ob sie denn auch gehen wollen, öffnet uns eine Tür.
Dass wir heute in unserem Gottesdienst auf Menschen treffen, die glücklich sind, zu bleiben, bringt uns in eine richtig gute Gesellschaft.
Das Volk Israel sagt:
Das sei uns fern,
dass wir den Herrn verlassen
und anderen Göttern dienen.
Und Simon Petrus:
Herr, zu wem sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens.
Unsere Zweifel und Fragen, unsere Beobachtungen und Interpretationen, unseren guten Willen und die vielen kleinen Hoffnungen bringen wir zu ihm.
Jörg Thiemann (2021)
Es gibt Worte in der Bibel, an denen wir uns reiben. Andere Worte sind schwer zu verstehen, schwer zu ertragen. Die Bibel, das Wort Gottes fordern heraus, biedern sich nicht an. Wer Gottes Wort hört, wer sich ehrlich fragt, was sie für uns im Jahr 2021 bedeuten, kann im Glauben und in der Liebe zu Gott wachsen und riefen. Stellen wir uns dem Wort immer wieder aufs Neue.
Bitten wir den Herrn um sein Erbarmen, wo seine Worte schwer zu verstehen sind:
Hans Hütter (2018) - "Wollt auch ihr gehen?"
Gehen oder nicht gehen? Vor dieser Entscheidung sind Sie vielleicht heute Früh gestanden, oder vor der Frage: Wohin gehe ich heute?
"Wollt auch ihr gehen?" fragt Jesus seine Jünger, als viele seiner Bewunderer ihn verlassen hatten, nachdem sie mit Forderungen konfrontiert wurden, die ihnen zu hoch waren.
Diese Frage Jesu ist auch heute noch aktuell: Bleibe ich Christ? Warum bleibe ich Christ? Warum gehe ich zum Gottesdienst? Was erwarte ich vom Gottesdienst? Was gibt mir der Gottesdienst? Was bin ich bereit, Gott zu geben?
Am Beginn unserer Feier bitten wir den Herrn um die Gnade des Glaubens und um sein Erbarmen:
Klemens Nodewald (2015)
In der Regel konnte Jesus seine Zuhörer faszinieren. Gespannt hörten sie ihm zu, wenn er seine Botschaft in Bilder und Gleichnisse kleidete. Gerade mit dieser Form der Verkündigung musste sich keiner persönlich angriffen fühlen. Jeder konnte in Ruhe Jesu Botschaft bedenken und das Anliegen Jesu in sein Leben übertragen.
Es gab aber auch die andere Seite an Jesus, nämlich dass man ihn nicht verstand und Anstoß an seinen Worten nahm, ja ihm den Rücken kehrte. Eine solche Situation wird uns im heutigen Evangelium geschildert, das in der Frage Jesu an seine Jünger gipfelt: Wollt auch ihr gehen?
Was die Jünger bewegte zu bleiben, sollen wir beachten, um es als Stärkung unseres eigenen Glaubens einzusetzen.
Norbert Riebartsch (2012)
Liebe Schwestern und Brüder, Sie sind gekommen. Sie alle können sagen: "Wir gehen zu dir, Herr!"
Auch Petrus hat das einmal im Namen der Jünger zu Jesus gesagt. Wir hören es heute im Evangelium.
Wenn wir es heute sagen, machen wir die Worte des Evangeliums wieder lebendig. Die Worte von damals werden zu einer Erfahrung von heute.
Wie damals Petrus begegnen wir heute dem Herrn, zu dem wir rufen:
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Tag für Tag strömen Worte auf uns ein. Manche Worte sind Schall und Rauch, andere bewirken etwas: Worte können verletzen oder heilen, Angst oder Mut machen, vertrösten oder Trost schenken, lähmen oder aufrütteln. Auch Gottes Wort erreicht das, wozu er es ausgesandt hat (vgl. Jes 55,11). Zu Beginn des Gottesdienstes stellen wir uns nun innerlich darauf ein, uns von seinem Wort ansprechen zu lassen. Dann kann sein Wort zur persönlichen Botschaft für jede und jeden einzelnen werden und bewirkt, was Gott für uns alle will: erfülltes Leben.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Der lebendige und Leben schenkende Gott ist mit uns heute und alle Tage. Amen.
Ich begrüße Sie herzlich zum Gottesdienst und freue mich, dass Sie alle hier sind. Ob sie heute ganz selbstverständlich zur Kirche gekommen sind, oder ob Sie mit sich gerungen haben, weiß ich nicht. Es gibt dafür sicher ganz unterschiedliche Motivationen: vom Sonntagsgebot, dem Totengedenken, über die Begegnung mit anderen aus der Gemeinde bis zum Bedürfnis nach Besinnung und Impulsen. Durch Ihre persönliche Entscheidung heute hier zu sein und etwas vom Gottesdienst zu erhoffen, haben Sie etwas gemeinsam mit den Menschen, von denen die Bibeltexte heute erzählen: Sie entscheiden sich für Gott und Jesus, um erfülltes Leben zu finden.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27
- Kyrie7
Manfred Wussow (2024)
Herr,
es weht ein rauer Wind in der Welt.
Unsere Hoffnungen biegen sich.
Träume fliegen davon.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du hast Worte des ewigen Lebens.
Sie beginnen am Anfang der Welt,
sie tragen uns durch unser Leben,
sie setzen deiner Schöpfung die Krone auf.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir eilen durch die Welt.
Unsere Gedanken drehen sich im Kreis.
Uns wachsen die Worte über den Kopf.
Herr, erbarme dich.
Die aufschrien, hat der Herr erhört, *
er hat sie all ihren Nöten entrissen.
Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen *
und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe.
(Ps. 34)
Ehre sei Gott in der Höhe...
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
Deine Worte fordern uns immer neu heraus.
Herr, erbarme dich.
Doch du hast Worte ewigen Lebens.
Christus, erbarme dich.
Wie die Apostel wollen auch wir in deiner Nachfolge bleiben.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2021)
Herr Jesus Christus,
oft schienen deine Worte unerträglich.
Herr, erbarme dich.
Menschen haben dich deswegen verlassen
und sind nicht mehr mit dir gegangen.
Christus, erbarme dich.
Die Apostel sind geblieben
und auch wir wollen bleiben,
denn du hast Worte ewigen Lebens.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2018) - dein Geist macht lebendig
Herr, Jesus Christus,
dein Geist macht lebendig.
Herr, erbarme dich.
Die Worte, die du zu uns gesprochen hast,
sind Geist und Leben.
Christus, erbarme dich.
Nur du hast Worte ewigen Lebens.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
um uns innerlich Gott näher zu bringen,
bist du auf die Erde gekommen.
Herr, erbarme dich.
Um im Blick auf dich unser Wesen zu formen
und unser Herz für die Liebe zu stärken,
schenkst du uns immer neu deine Gnade.
Christus, erbarme dich.
Wo wir dennoch versagen,
kommst du uns mit deinem Erbarmen zu Hilfe.
Herr, erbarme dich.
Dir, unserem Erlöser, wollen wir uns neu anvertrauen
und mit deiner Hilfe im Glauben und in der Liebe wachsen.
Schenke du uns dazu deinen Segen. – Amen.
Norbert Riebartsch (2012)
Herr Jesus,
du Wort für das ewige Lebens.
Kyrie, eleison.
Du Wort als Orientierung in unserem Leben.
Christe, eleison.
Du Wort, das nachklingt in unserem Herzen.
Kyrie, eleison.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Herr Jesus Christus,
du hast gesagt: Der Geist ist es, der lebendig macht.
Herr, erbarme dich.
Du hast gesagt: Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe,
sind Geist und Leben.
Christus, erbarme dich.
Mit Petrus bekennen wir: Herr, zu wem sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens.
Herr, erbarme dich.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 21. Sonntag: ersehnen, was du uns verheißen hast
Gott, unser Herr,
du verbindest alle, die an dich glauben,
zum gemeinsamen Streben.
Gib, daß wir lieben, was du befiehlst,
und ersehnen, was du uns verheißen hast,
damit in der Unbeständigkeit dieses Lebens
unsere Herzen dort verankert seien,
wo die wahren Freuden sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 13: Lass uns erkennen, was wir sind
Gott.
Wir danken dir,
daß du uns hier zusammengeführt hast.
Laß uns erkennen, was wir sind.
Laß uns glauben, was wir beten.
Laß uns tun, was du uns sagst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 13
Messbuch - TG Auswahl 2: Lehre uns dich erkennen, dich verstehen, dich lieben
Gott.
Du hast uns geschaffen - doch wir kennen dich kaum.
Du liebst uns - und doch bist du uns fremd.
Offenbare dich deiner Gemeinde.
Zeige uns dein Gesicht.
Sag uns, wer du bist und was du für uns bedeutest.
Lehre uns dich erkennen, dich verstehen, dich lieben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. Amen.
MB Auswahl 2
Messbuch - TG 10. Sonntag: erkennen, was recht ist
Gott, unser Vater,
alles Gute kommt allein von dir.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir erkennen, was recht ist,
und es mit deiner Hilfe auch tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
MB Die Bittmesse
- Eröffnungsgebet6
Werkbuch WGF (2004) - EG 21. Sonntag B: Stärke unseren Glauben, dass wir nie von ihm getrennt werden
Heiliger Gott,
durch das Wort, das dein Sohn Jesus Christus
zu uns gesprochen hat,
spendest du Geist und Leben.
Stärke unseren Glauben,
damit wir nie von ihm getrennt werden.
Das gewähre uns durch ihn,
Jesus Christus, deinen Sohn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt in Ewigkeit.
WB 21. Sonntag im Jahreskreis B
Manfred Wussow (2024)
Treuer Gott,
du bleibst mit deinem Namen
und deinem Wort bei uns.
Verlässlich ist deine Zusage,
unbeirrt dein Vertrauen
in uns.
Du kennst unsere großen Fragen
nach der Zukunft der Welt,
nach der Zukunft deiner Kirche,
nach der Zukunft unserer Wege.
Wenn wir hin- und hergerissen sind,
wenn wir den Mut verlieren,
wenn wir mit unseren Zweifeln alleine sind -
schenke uns Halt bei dir.
Hilf uns, bei dir zu bleiben,
die Gemeinschaft deiner Kirche zu lieben
und einander zu stützen.
Auf dem Weg zu dir.
Mit der Verheißung Jesu, unseres Herrn,
in der Kraft deines Geistes.
Heute und für die Ewigkeit.
Sonntagsbibel
Gott,
das Wort deines Sohnes fordert
von uns eine Entscheidung.
Hilf uns,
Christus nachzufolgen und ihm zu vertrauen,
der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Jörg Thiemann (2021)
Jesus,
du Wort Gottes,
du Wort, das Leben schenkt,
du Wort, das uns Hoffnung macht für das ewige Leben,
du Wort, das herausfordert,
du Wort, an dem wir uns zuweilen stoßen.
Lass uns auch jetzt erfahren
wie notwendig dein Wort ist.
Denn du hast dein Wort
aus Liebe zu uns gesprochen.
Lass es in unser Herz dringen. - Amen.
Beatrix Senft (2021)
Du, Gott, der uns von Ewigkeit her liebt,
du Gott der Beständigkeit,
du Gott, der uns unsere Entscheidungsfreiheit lässt.
Zu dir kommen wir,
um uns heute neu von dir beschenken zu lassen,
damit wir die Kraft haben, uns in deinen Dienst zu stellen,
zu dem Jesus uns gerufen hat.
Wir danken dir heute und alle Tage
für deine schenkende Zugewandtheit,
die uns hilft, unser Leben zu gestalten. - Amen.
Norbert Riebartsch (2012) - Hilf uns, deinem Sohn zu begegnen
Du Gott und Vater,
von dessen Liebe Jesus gesprochen hat,
wir bitten dich heute:
Hilf uns, deinem Sohn zu begegnen.
Hilf uns, seine Worte für heute fruchtbar zu machen
und damit das zu leben, wofür er geworben hat:
Die Gemeinschaft untereinander in deinem Geist.
Darum bitten wir durch eben diesen Jesus Christus,
deinen Sohn und Boten deiner Liebe,
der mit dir und dem Heiligen Geist
Gemeinschaft lebt in Ewigkeit. Amen!
- Credo1
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Credo als Tauferneuerung
Heute wollen wir unseren Glauben an Gott in Form einer Tauferneuerung sprechen. Deshalb frage ich Sie:
Widersagen Sie der Versuchung,
Ihr Leben ohne Gott Leben zu wollen
und ohne ihn einen Sinn zu finden?
Alle: Ich widersage!
Glauben Sie, dass Gott Ihnen helfen will,
das Böse zu überwinden
und in der Freiheit seiner Kindschaft zu leben?
Alle: Ich glaube!
Glauben Sie, dass Gott der Ursprung,
Erhalter und Vollender allen Lebens, auch Ihres Daseins ist,
dass er der lebendige Gott ist,
der uns auch heute jeden Tag neu in unserem Leben begleitet?
Alle: Ich glaube!
Glauben Sie, dass Jesus Christus,
der Gott ist und Mensch wurde wie wir,
die endgültige Macht des Todes durchbrochen hat
und uns in seiner Auferstehung den Weg zum Leben eröffnet hat?
Alle: Ich glaube!
Glauben Sie an den hl. Geist,
der uns zu einem Leben im Vertrauen auf Gott befähigt,
der uns Begeisterung schenken will
und uns Kraft gibt, die Botschaft von Gottes Liebe weiterzugeben?
Alle: Ich glaube!
In der Taufe hat Gott uns alle zu seinen Kindern gemacht
und uns so neues Leben geschenkt.
Er begleite uns auf allen Wegen
und mache uns zu Zeugen der Auferstehung und des Lebens.
Alle: Amen.
Aus: Taufheft der Pfarrei St. Margaretha Wilbur, Erzbistum Köln, S. 15. gemeinden.erzbistum-koeln.de/export/sites/gemeinden/stmargaretha-libur/dokumente/3_Download/Taufheft.pdf)
- Fürbitten12
Manfred Wussow (2024)
Bei dir, Jesu, will ich bleiben,
Stets in deinem Dienste steh’n;
Nichts soll mich von dir vertreiben,
Will auf deinen Wegen geh’n.
Du bist meines Lebens Leben,
Meiner Seele Trieb und Kraft,
wie der Weinstock seinen Reben
zuströmt Kraft und Lebenssaft.
Herr,
dir bringen wir die vielen Geschichten, die Menschen erzählen. Von Glück und Unglück, von Enttäuschungen und Verbitterungen.
Lass uns bei dir bleiben!
Herr,
viele Menschen treten aus den Kirchen aus. Sie fühlen sich nicht mehr zu Hause, nicht verstanden und auch nicht gebraucht. Trennungsgeschichten reichen weit zurück.
Herr,
viele Menschen wissen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Der Alltag frisst sie auf. Zur Ruhe finden sie nicht.
Herr,
für viele Menschen gerät die Welt aus den Fugen. Was heilig ist, wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Würde von Menschen wird mit Füßen getreten. Im Internet und auf den Straßen kursieren Hass und Angst.
Herr,
viele Menschen pilgern auf alten Wegen. Sie suchen Orte, an denen Erinnerungen lebendig und Träume zu Hause sind. Sie legen ihre Hoffnungen zusammen.
Könnt’ ich’s irgend besser haben
Als bei dir, der allezeit
So viel tausend Gnadengaben
Für mich Armen hat bereit?
Könnt’ ich je getroster werden
Als bei dir, Herr Jesu Christ,
Dem im Himmel und auf Erden
Alle Macht gegeben ist.
Renate Witzani (2024)
Auf unserem Glaubensweg sind wir in die große Gemeinschaft der Kirche eingebettet.
Beten wir für alle, deren Beispiel uns immer wieder neu zu einem lebendigen Glauben ermutigt.
Angesichts der Tatsache, dass Konflikte mit Aggressivität und Gewalt ausgetragen werden, erleben wir uns überfordert und hilflos.
Beten wir für alle, die sich für einen friedvollen Diskurs in unserer Gesellschaft einsetzen.
Die Sehnsucht nach Mitmenschen ist groß, die positiv denken und gemeinsame lebensbejahende Ziele vertreten.
Beten wir für alle Vereine, in denen Menschen einander Geborgenheit und Zuversicht schenken.
Täglich stehen für uns neue Entscheidungen an.
Beten wir dafür um Segen und Kraft.
Petrus bekennt: „Du hast Worte ewigen Lebens“.
Beten wir um den Glauben an Jesu Worte für uns selbst und unsere Verstorbenen.
Gott des Lebens!
Behüte und bewahre uns auf unserem Glaubensweg.
Dir gilt alle Ehre und Dank jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
"Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens."
Mit Petrus bitten wir dich vertrauensvoll:
Für alle Menschen, die in ihrer Heimat Terror und Unterdrückung erfahren, aber bleiben, weil ihnen die Flucht nicht möglich ist, oder in der Hoffnung, dass sie etwas verändern können.
Steh du ihnen bei!
Für alle Menschen, die in hoffnungslosen Situationen gefangen sind und keinen Ausweg finden; aber auch für die, die ihnen zur Seite stehen.
Steh du ihnen bei!
Für alle Menschen, die Angst haben vor Überfremdung ihrer Heimat; aber auch für die, die sich unermüdlich gegen Rassismus und Ausgrenzung stellen.
Steh du ihnen bei!
Für alle Menschen, die sich dafür einsetzen, Leben zu retten; aber auch für die, die diese Verantwortung ablehnen.
Steh du ihnen bei!
Für jene Politiker, die nur ihren eigenen Nutzen sehen; aber auch für die, die nach Gerechtigkeit suchen.
Steh du ihnen bei!
Für die Menschen, die unsere Kirche verlassen, weil sie ihren Glauben verloren haben oder weil sie die Botschaft als Zumutung empfinden; aber auch für die, die gehen, weil sie deiner Botschaft treu bleiben wollen.
Steh du ihnen bei!
Für die Menschen, die sich innerhalb der Kirche unermüdlich für andere einsetzen und so deine Botschaft zu leben versuchen; aber auch für die, die in Strukturen und Organisation gefangen sind und deine Botschaft nicht mehr erkennen.
Steh du ihnen bei.
Für alle Menschen, die nur noch sich selbst und ihr eigenes Glück und Wohlergehen sehen; aber auch für die, die das Leben anderer über ihr eigenes stellen.
Steh du ihnen bei!
Herr Jesus Christus,
du hast Worte des ewigen Lebens. An dich können wir uns in jeder Situation unseres Lebens vertrauensvoll wenden. Dafür danken wir dir. – Amen.
Jörg Thiemann (2021)
Herr Jesus Christus, du Haupt deiner Kirche.
Du schenkst Leben und du bist die Liebe.
Wir bitten dich:
Stärke die Liebe aller Eheleute zueinander
und lass sie miteinander und aneinander wachsen und reifen.
Erneuere die Herzen aller,
die sich vom Glauben abgewendet haben,
weil deine Worte sie überforderten.
Lass deine Kirche zu einer glaubwürdigen Zeugin deiner gelebten Liebe werden.
Lass Achtung und Wohlwollen gegenüber Andersdenken immer größer werden.
Steh den jungen Menschen bei, die nach ihrem Lebenssinn fragen.
Erbarme dich unserer verstorbenen Schwestern und Brüder.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit,
in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Jeder unserer Tage ist voll von Entscheidungen. Ob das Ergebnis richtig oder falsch ist, lässt sich oft erst im Nachhinein beurteilen. Wesentlich ist, dass wir unsere Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen.
Dafür bitten wir Gott miteinander und für einander um den Geist der Unterscheidung:
Wir bitten um deinen Geist für deine Kirche, damit wir in ihrer Gemeinschaft weder den Blick auf die Treuen und Traditionsbewussten noch auf die ihr Fernstehenden und Skeptischen verlieren.
Wir bitten um deinen Geist für die ganze Weltgemeinschaft, damit alle, die not-wendenden Maßnahmen für den Schutz der Erde, deiner Schöpfung, mittragen können.
Wir bitten um deinen Geist in den vielen ethischen Fragen unserer Gesellschaft:
den möglicherweise einschränkenden Maßnahmen der persönlichen Freiheit und dem Schutz der Allgemeinheit;
dem Schutz des Lebens und selbstbestimmten Entscheidungen am Beginn oder Ende des Lebens;
der Offenheit und Hilfsbereitschaft für alle, die vor Hunger und Armut fliehen, und der Angst vor Überfremdung und Verlust unserer europäischen Werte.
Wir bitten um deinen Geist für uns selbst und für alle, die uns verbunden sind, in den vielfältigen Entscheidungen unseres eigenen Glaubens- und Alltagslebens.
Wir bitten um deine Barmherzigkeit in unserer eigenen Sterbestunde und für unsere Verstorbenen.
Gott!
Wir danken dir für Jesus, der einer von uns geworden ist, um uns deine Botschaft von Liebe und Erlösung zu vermitteln.
Durch ihn preisen und loben wir dich im Heiligen Geist, jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2018) - die Not des Nicht-glauben-Könnens
Herr, Jesus Christus,
du kennst die Nöte der Menschen.
Du kennst auch die Not des Nicht-glauben-Könnens
und die Not des nicht vertrauen Könnens.
Wir bitten dich:
Für die vielen Menschen, die sich heute vom Christentum abwenden.
Schenke ihnen die Gnade des Glaubens.
Für die vielen Menschen, die am Leben der Kirche Anstoß nehmen.
Lass sie Christen begegnen, die ihren Glauben überzeugend leben.
Für alle Menschen, die von Mitarbeitern der Kirche durch Missbrauch körperlichen oder seelischen Schaden erlitten haben.
Heile ihre Wunden und bewahre sie im Glauben an dich.
Für alle Menschen, die nach einem festen Fundament für ihr Leben suchen.
Zeige ihnen den Weg, der zu wahrem und ewigem Leben führt.
Für unsere Verstorbenen.
Schenke ihnen das verheißene ewige Leben.
Die Worte, die du, Herr, zu uns gesprochen hast,
sind Geist und Leben.
Wir folgen dir, denn wir wissen: Du bist der Heilige Gottes. - Amen.
Renate Witzani (2018)
An jedem Tag stehen viele Entscheidungen an.
Lasst uns gemeinsam beten, dass alle unsere guten Erfahrungen mit Gottes Beistand in schwierigen Lebenssituationen darin einfließen:
Christus, du hast deine Kirche geliebt und sich für sie hingegeben.
Hilf uns, deinem Willen gemäß zu leben.
Entscheiden heißt, sich selbst ein Urteil zu bilden.
Stärke unseren Mut, uns gegebenenfalls gegen das Denken der Mehrheit zu entscheiden.
Eine lebendige Beziehung unter uns Menschen setzt voraus, einander in Respekt und Achtung zu begegnen.
Bewahre uns vor Gleichgültigkeit und vorschnellen Verurteilungen unseren Mitmenschen gegenüber.
Wir kommen oft von den Wegen ab, die uns unser Gewissen leiten will.
Lass uns immer wieder umkehren und zu dir zurückfinden.
Deine Worte sind Geist und Leben.
Nimm unsere Verstorbenen auf in deine Liebe und Barmherzigkeit.
Herr Jesus Christus,
du bist das Wort des Lebens.
Wer dir vertraut, wird nicht enttäuscht.
Dich rühmen und preisen wir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
zu wem sollen wir gehen, wenn nicht zu dir,
um Hilfe, Heil, Kraft und Gnade zu erbitten.
So wenden wir uns voll Vertrauen und Zuversicht mit unseren Anliegen an dich.
Hilf allen, die deine Botschaft verkünden, Eltern, Lehrer, Katecheten, Priestern,
die Herzen für deine Botschaft zu gewinnen.
Christus, Spender von Geist und Leben...
Begleite mit deinem Segen das Wirken derer,
die oft unter großen Entbehrungen deine Botschaft bis an die Grenzen der Erde tragen.
Christus, Spender von Geist und Leben...
Lass die Menschen in Leid, Not, Kummer und Krankheit
deine Nähe und deinen Beistand erfahren.
Christus, Spender von Geist und Leben...
Schenke neue Kraft jenen,
die sich in der Hingabe an die Liebe verausgabt haben.
Christus, Spender von Geist und Leben...
Verleihe denen, die besondere Verantwortung in der Welt tragen,
Weitsicht und Erfolg bei ihrem Ringen um das Gute.
Christus, Spender von Geist und Leben...
Sei den Sterbenden nahe
und nimm sie auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, Spender von Geist und Leben...
Herr Jesus Christus,
begleite uns auf unserem Weg durch das Leben
und stärke alle Getauften, ihren Glauben mutig zu bekennen.
Durch dich empfangen wir Geist und Leben.
Dir sei Dank und Lobpreis durch alle Zeit. – Amen.
Renate Witzani (2015)
In vielen Situationen unseres Alltags sehen wir oft keinen anderen Ausweg als die Bitte um Gottes Beistand und Hilfe.
Zu ihm lasst uns gemeinsam beten:
Um die Treue zu deiner Kirche
trotz ihrer oft allzu menschlichen Seiten.
Um das Bemühen zur gegenseitigen Zusammenarbeit
in den vielen Krisensitzungen in Politik und Wirtschaft.
Um eine von Wertschätzung getragene Streitkultur,
deren Ziel eine für alle Seiten annehmbare Lösung ist.
Um helfende Hände und gute Worte für alle Kranken,
damit sie mit Zuversicht ihr Leid ertragen können.
Um dein Wort des ewigen Lebens für unsere Verstorbenen.
Unser Leben ist oft von Umwegen und Ratlosigkeit geprägt.
Hilf uns, die Spur zu finden, die du für jeden Einzelnen von uns gelegt hast.
Denn wohin sollten wir sonst gehen als zu dir,
dem letzten Ziel unseres Lebens. - Amen.
Norbert Riebartsch (2012)
Herr, zu wem wollen wir gehen mit unseren Anliegen?
Natürlich zu dir.
Und wir bitten:
Herr, erhöre uns
Wir sehen die Menschen,
deren Würde verletzt ist und hoffen für sie.
Wir sehen die Menschen,
die sich nach deinem Wort ausrichten
und hoffen für sie.
Wir sehen die Menschen,
die hin und her gerissen sind
und hoffen für sie.
Wir sehen die Kranken und Leidenden,
die auf deine Hilfe vertrauen
und hoffen für sie.
Wir sehen den leeren Platz der Menschen,
die von uns gegangen sind
und hoffen für sie.
Wir kommen zu dir und wir bleiben bei dir.
Denn du bist unsere Zukunft. Amen!
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Lasst uns beten zu Jesus Christus,
dessen Worte Geist und Leben für uns Menschen sind:
Für die Not Leidenden in der ganzen Welt:
Schenke ihnen Menschen, die tröstende und stärkende Worte für sie haben
und die zupacken, damit diese Worte Wirklichkeit werden können.
Christus, höre uns!
Für alle Resignierten, Zögernden und Unentschlossenen:
Lass sie durch ermutigende und herausfordernde Worte
zu neuer Lebendigkeit finden.
Christus, höre uns!
Für alle Christen:
Lass sie voller Überzeugung und Entschiedenheit aus deinem Geist leben
und Worte des Lebens weitersagen.
Christus, höre uns!
Für die Verstorbenen, die uns lieb sind,
und für die, an die niemand denkt:
Schenke ihnen nach deinem Wort ewiges, erfülltes Leben bei Gott.
Christus, höre uns!
Jesus Christus,
immer wieder dürfen wir dein lebendig machendes Wort an uns erfahren,
dafür danken wir dir von ganzem Herzen,
von heute bis in Ewigkeit. Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Lebendiger Gott,
du willst erfülltes Leben für alle Menschen.
Aber in unserer Welt ist soviel Leid, Unfreiheit, Traurigkeit und Hass.
Deshalb bitten wir dich:
Für alle, die unter Krankheit, Armut, Krieg und Gewalt leiden:
Zeige allen Verantwortlichen - den Politikern ebenso wie den "kleinen Leuten" - Wege,
diese Lebensbedingungen zu verbessern.
Für diejenigen, die in unguten Weltanschauungen gefangen sind
oder ihr Glück von Geld und Macht abhängig machen:
Befreie sie und schenke ihrem Leben Weite.
Für alle, die sich enttäuscht von der Kirche
und vom Glauben abgewandt haben:
Öffne ihnen neue Wege, dir zu begegnen.
Für die Kirche:
Mache sie zu einem Ort, an dem dein Wort als Frohe Botschaft verkündet
und glaubwürdig gelebt wird.
Für die Verstorbenen:
Lass sie die Fülle des Lebens in deiner Gegenwart genießen.
Wir danken dir, Gott,
dass du ein Gott des Lebens bist.
Dafür loben und preisen wir dich
heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27
- Gabengebet2
Messbuch - GG 21. Sonntag: schenke uns in deiner Kirche Einheit und Frieden
Herr und Gott,
du hast dir
das eine Volk des Neuen Bundes erworben
durch das Opfer deines Sohnes,
das er ein für allemal dargebracht hat.
Sieh gnädig auf uns
und schenke uns in deiner Kirche
Einheit und Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 4: er erfülle uns Lobgebet mit seiner Hingabe und Liebe
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat uns versprochen,
er werde in unserer Mitte sein,
wann immer wir in seinem Namen versammelt sind.
Er selber erfülle das Lobgebet,
das wir über Brot und Wein sagen,
mit seiner Hingabe und Liebe.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswahl 4
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2024)
Mit Brot und Wein
ist der Tisch reich gedeckt.
Alle werden satt,
alle feiern dich,
Herr.
Mit Brot und Wein
kommst du zu uns.
Die vor uns lebten,
erzählen ihre Geschichten,
die heute mit uns leben,
entdecken dich,
Herr.
Mit Brot und Wein
schenkst du uns Anteil
an deinem Leib, dein Blut,
dein Leben,
Herr.
Komm, unser Herr!
Jörg Thiemann (2021)
Jesus,
du Brot des Lebens,
du Brot der Hingabe,
du Brot der Liebe,
wir wollen eins werden mit dir,
dich empfangen
und immer mehr verwandelt werden.
Wir sind Gäste an deinem Tisch
Du willst uns beschenken
mit deiner Liebe. – Amen.
Norbert Riebartsch (2012)
Herr und Gott,
dein Sohn hat den Menschen dein Wort
und seinen Leib gegeben.
Gib Brot und Wein deinen Segen,
damit darin dein Sohn uns sagen kann:
Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021) - das Geschenk des Glaubenkönnens
Kehrvers:
Wir loben dich, wir danken dir!
Großer Gott,
wir haben Grund, dir zu danken und dir unseren Lobpreis darzubringen:
Wir danken dir für das Geschenk des Glaubenkönnens.
Wir danken dir dafür, dass wir das Wort Gottes
als Frohe Botschaft kennen lernen durften.
Wir danken dir für die Weisheit,
die du uns in den Heiligen Schriften anvertraut hast.
Wir danken dir für alle Menschen,
die den Schatz des Glaubens bewahrt und uns überliefert haben.
Wir danken dir für alle Menschen,
die uns einen Zugang zum Glauben erschlossen haben.
Wir stimmen ein in den Dank der ganzen Kirche
uns singen mit den Engeln und Heiligen:
(Danklied, z. B. "Nun danket alle Gott", GL 405)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
Messbuch - Präfation Wochentage 1: Die Erneuerung der Welt durch Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn ihn hast du zum Haupt
der neuen Schöpfung gemacht,
aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.
Obwohl er dir gleich war an Herrlichkeit,
hat er sich selbst erniedrigt
und der Welt den Frieden gebracht
durch sein Blut,
das er am Stamm des Kreuzes vergossen hat.
Deshalb hast du ihn über alle Geschöpfe erhöht,
so wurde er für jene, die auf ihn hören,
zum Urheber des ewigen Heiles.
Durch ihn preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 1
Messbuch - Präfation Sonntage 1: Ostergeheimnis und Gottesvolk
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat Großes an uns getan:
durch seinen Tod und seine Auferstehung
hat er uns von der Sünde
und von der Knechtschaft des Todes befreit
und zur Herrlichkeit des neuen Lebens berufen.
In ihm sind wir ein auserwähltes Geschlecht,
dein heiliges Volk,
dein königliches Priestertum.
So verkünden wir die Werke deiner Macht,
denn du hast uns aus der Finsternis
in dein wunderbares Licht gerufen.
Darum singen wir
mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen
des himmlischen Heeres den Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 1
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2012)
"Ich bringe das Leben des Vaters" hat Christus den Menschen immer wieder gesagt.
Zu diesem Vater, der uns an seinem Leben Anteil geben will, rufen wir:
Vater Unser...
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2012)
Herr, du hast deine Jünger gefragt: "Wollt Ihr gehen?"
Wir ahnen, dass dein Friede in uns ist, wenn wir bleiben.
Darum bitten wir:
Herr Jesus, schaue nicht auf unsere Sünden...
- Mahlspruch1
Bibel
So spricht der Herr:
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben,
und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
(Joh 6,54)
Oder:
Mit Petrus bekennen wir:
Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt:
Du bist der Heilige Gottes.
(vgl. Joh 6,69)
Oder:
Mit Petrus bekennen wir:
Herr, zu wem sollten wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens.
(vgl. Joh 6,58)
- Meditation1
Helene Renner (2021)
Gott allein kann Leben schenken
aber du und ich können es achten und schützen.
Gott allein kann Glauben schenken
aber du und ich können Zeugnis geben.
Gott allein kann Hoffnung wecken
aber du und ich können den anderen Vertrauen zeigen.
Gott allein kann die Freude schenken
aber du und ich können ein Lächeln weitergeben.
Gott allein ist das Unmögliche
aber du und ich können das Mögliche tun.
Gott allein würde sich selbst genügen
aber er hat es vorgezogen
auf dich und mich zu zählen.
- Schlussgebet5
Messbuch - SG 21. Sonntag: Schenke uns die Fülle eines Erbarmens
Herr, unser Gott,
schenke uns durch dieses Sakrament
die Fülle deines Erbarmens
und mache uns heil.
Gewähre uns deine Hilfe,
damit wir so vor dir leben können,
wie es dir gefällt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 33. Sonntag: in der Liebe zu dir Christus nachfolgen
Barmherziger Gott,
wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt
und sein Gedächtnis begangen.
Die heilige Gabe,
die wir in dieser Feier empfangen haben,
helfe uns,
daß wir in der Liebe zu dir und unseren Brüdern
Christus nachfolgen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 20. Sonntag: Anteil am Leben deines Sohnes
Barmherziger Gott,
im heiligen Mahl
schenkst du uns Anteil am Leben deines Sohnes.
Durch dieses Sakrament
mache uns auf Erden Christus ähnlich
und lass uns im Himmel zur vollen Gemeinschaft mit ihm gelangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
MB 20. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 12. Sonntag: durch den Leib und das Blut Christi gestärkt
Gütiger Gott,
du hast uns durch den Leib und das Blut Christi gestärkt.
Gib, dass wir niemals verlieren,
was wir in jeder Feier der Eucharistie empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 12. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 28. Sonntag: Anteil am göttlichen Leben
Allmächtiger Gott,
in der heiligen Opferfeier
nährst du deine Gläubigen
mit dem Leib und dem Blut deines Sohnes.
Gib uns durch dieses Sakrament
auch Anteil am göttlichen Leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 28. Sonntag im Jahreskreis
MB Samstag der 5. Woche der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss4
Manfred Wussow (2024)
Wir danken dir für deine Treue,
Gott,
für das Wort, das uns immer wieder neu einholt,
für das Mahl, das uns mit dir verbindet,
für die Hoffnung, die Welten überspannt.
In den vielen Zerreißproben und Aufregungen,
die wir in den nächsten Tagen und Wochen
erleben werden,
willst du für uns eine Insel, ein ruhender Pol,
ein Ort der Geborgenheit sein.
Wir bitten dich um deinen Segen
für unsere Arbeiten, Pausen und Träume,
für unsere Kollegen und Nachbarn
und auch für die,
die wir am liebsten nur von hinten sehen.
Du bist der, der bei uns bleibt.
In Christus,
unserem Herrn.
Alle Tage bis zum Ende der Welt.
Jörg Thiemann (2021)
Jesus,
du unser Leben,
du unsere Hoffnung,
du unsere Zuversicht.
Wir gehen mit dir,
wir bleiben bei dir
in unserem Alltag
Du hast Worte ewigen Lebens.
Dich wollen wir bezeugen
in Wort und in der Tat.
Sei bei uns,
geh mit uns auf unseren Wegen
Und segne uns. - Amen.
Beatrix Senft (2021)
Jesus Christus,
du hast uns zugesagt,
dass deine Worte Geist und Leben sind.
Unser Weg in die neue Woche liegt jetzt vor uns.
Lass uns spüren,
dass dein Wort und dein Beispiel uns befähigen,
dir getreu nachzufolgen,
damit die Gestaltung des Miteinander zum Guten gelingen kann.
Dir sei Lob und Ehre,
mit dem Vater und dem Hl. Geist,
heute und in Ewigkeit. - Amen.
Norbert Riebartsch (2012)
Du, unser Gott,
wieder ist die Begegnung in der Gemeinde zu Ende.
Aber es bleibt uns die Hoffnung,
dir immer wieder zu begegnen,
wenn uns ein Wort deines Sohnes beflügelt
oder wir etwas von der Größe ahnen,
die du den Menschen geschenkt hast.
Mache uns dazu fähig
in der Kraft deines Geistes. Amen!
- Segen2
Norbert Riebartsch (2012)
Gottes Segen gebe euch Ahnung von der Fülle seines Lebens.
Amen!
Gottes Segen lasse euch seine Führung durch das Leben spüren.
Amen!
Gottes Segen helfe euch in der Gestaltung eures alltäglichen Lebens.
Amen!
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
erfülle euch mit seiner Liebe und seinem Leben.
Amen!
Zitat (2012) - Hülle uns ein
Gott, Dein Lebensatem hüllt uns ein
wie die Luft, die wir atmen.
Hülle uns ein - segne unsere Augen,
öffne sie für die Farben deiner Schöpfung.
Hülle uns ein - segne unsere Ohren,
öffne sie für die Lebensgeschichten der anderen Menschen.
Hülle uns ein - segne unseren Mund,
öffne ihn für Hoffnungsworte.
Hülle uns ein und segne uns alle,
lass uns spüren, dass wir alle durch Dich verbunden sind.
Bleibe um uns und in uns.
So segne uns Gott - der uns wie Mutter und Vater ist,
durch Christus unseren Wegbegleiter,
im Lebensatem, der alles umhüllt.
Ursula Schell, in: Benedikta Hintersberger u. a. (Hg.), Du bist der Atem meines Lebens, Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag, Ostfildern 2006.
Bei Jesus bleiben
Treueschwur im Rückblick auf ein erfülltes Leben
Die Worte des Josua, die wir in der ersten Lesung gehört haben, stammen aus dem letzten Kapitel des Buches Josua. Nur wenige Zeilen später wird berichtet, dass er im Alter von 110 Jahren verstorben ist. Eine Art Vermächtnis also: Vor den Repräsentanten seines Volkes und vor allem vor Gott legt er Rechenschaft über sein Leben ab und schließt damit, dass er mit seinem Haus Gott in Ewigkeit dienen will. „Mein Haus“ kann man verstehen als die Großfamilie mit allen Nachkommen und Bediensteten, aber auch als „alle, die zu mir halten, bei mir bleiben“. Es kann eine einsame Entscheidung sein, wenn die anderen sich dagegen entscheiden. Das weiß Josua. Aber er leitet daraus keine Weisung ab für seine Nachfolger, im Gegenteil, er weist sie darauf hin, dass ihre Väter dort, wo sie hergekommen sind, anderen Göttern gedient haben und dass dort, wo sie jetzt sind, die Menschen ebenfalls anderen Göttern dienen. Der Glaube, die Religion, die er vertritt, ist eine Religion der Freiwilligkeit. Man muss sich bewusst für Gott entscheiden.
Seine Zuhörer bekräftigen, dass auch sie dem Gott dienen wollen, dem sie so viel verdanken: den Auszug aus Ägypten, das Manna-Brot, das vom Himmel fiel. Also einem Gott, den sie erfahren haben als einen, der sie beschützt, der ihnen hilft.
Jesus begegnen
Die Menschen, die Jesus zuhören, erfuhren es konkreter. Sie haben ihn Wunder wirken sehen, sie sind ihm nachgefolgt, weil seine Worte ihnen Hoffnung auf Gleichheit, auf ein Leben in Würde, auf Gerechtigkeit gaben. Dann aber die Brotrede! Plötzlich klingt es gar nicht mehr so leicht, so einfach. Ein Glaube, für den man sterben kann oder gar soll… So erstrebenswert scheint er doch nicht zu sein. Ein Glaube, der sich nicht in den eigenen Dienst stellen lässt, sondern in dessen Dienst man sich stellen muss. Will man das wirklich? Sich selbst verleugnen, ohne die Gewissheit, dass eintritt, was man sich von diesem Gott wünscht? Sein Leben ändern um Gottes Willen? - Die Menschen wenden sich ab. Zu schwer erscheint ihnen, was Jesus von ihnen verlangt. Und Jesus hält sie nicht. Im Gegenteil. Er fragt auch die Apostel, ob sie nicht auch weggehen wollen. Auch ihnen überlässt er in Freiwilligkeit, in seiner Nachfolge zu bleiben oder eben nicht.
Jesus nachfolgen
Auch heute geht es vielen so. Sie fragen nach dem Nutzen, den der Glaube haben könnte. Immer wieder höre ich, wo denn mein Gott war oder ist, im Holocaust, bei den Sterbenden auf dem Mittelmeer und in den Wüsten dieser Erde, bei den vielen Katastrophen, dem Terror und den Kriegen, die unsere Welt erschüttern. „Wie kannst Du glauben, dass du bei Gott geborgen bist, wo er so viele im Stich lässt? Was ist das für ein Gott, der dir wohlgesonnen ist, anderen aber nicht?“, So bin ich diese Woche noch gefragt worden. Gesucht wird ein Gott, der nicht nur „auf der Seite der Guten“ steht, sondern eingreift in die Welt, die Natur in Ordnung bringt, die Bösen stoppt, Kriege, Gewalt und das Töten beendet. Und was finden wir stattdessen vor: einen Gott, der möchte, dass wir unser Leben ändern, dass wir unser Leben in seinen Dienst stellen, in den Dienst unserer Mitmenschen, der Bedürftigen, der Ausgegrenzten, der Hilflosen. Dass wir Leid lindern, beistehen, uns bemühen, seine Liebe und Frieden zu verbreiten. Dass wir uns dem Bösen entgegenstellen. Wir, die Menschen, seine Kinder. Wie anders ist das doch als gewünscht.
Wo ist Gott? Er ist da, wo Menschen leiden. Er ist da, wo Menschen anderen Menschen beistehen. Er stirbt mit den Flüchtenden auf dem Mittelmeer. Er stirbt mit den Menschen im Bombenhagel in der Ukraine, in Russland und im Heiligen Land. Er ist bei ihnen bis zur letzten Konsequenz, so wie Jesus in letzter Konsequenz am Kreuz gestorben ist.
Gott hat uns einen freien Willen gegeben und aufgetragen, in Verantwortung für unsere Mitmenschen und die Schöpfung zu leben. Wenn wir ihm nachfolgen wollen, müssen wir unsere Bequemlichkeit aufgeben und tätig werden. Das ist nicht immer leicht. Dazu gehört auch, gegen den Strom zu schwimmen, das Wort zu ergreifen wo andere schweigen. Wir müssen erkennen, wie privilegiert wir leben, hier in unserem Land und in der Welt. Aus diesen Privilegien heraus müssen wir für die Menschen eintreten, die diese nicht haben.
Wer Jesus nachfolgen will, muss in Liebe und Fürsorge für die da sein, die seiner bedürfen. Dann dürfen wir sicher sein, Jesus stärkt uns den Rücken. Auch und vielleicht besonders dann, wenn wir es nicht merken. Spüren wir seinem Beistand nach. Er hat Worte des ewigen Lebens.
Georg Legerke in: Youcat. Jugendgebetbuch. Youcat-Verlag, 12. Auflage 2015.
Von der Ehe
Ihr wurdet zusammen geboren,
und ihr werdet auf immer zusammen sein.
Ihr werdet zusammen sein,
wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden.
Ja, ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.
Aber lasst Raum zwischen euch.
Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.
Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel:
Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.
Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher.
Gebt einander von eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib.
Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber lasst jeden von euch allein sein,
So wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.
Gebt eure Herzen, aber nicht in des anderen Obhut.
Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen.
Und steht zusammen, doch nicht zu nah:
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,
Und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen.
Khalil Gibran, Der Prophet, Walter Verlag 1973.
Wohin sollten wir gehen?
Jesus blickt um sich uns sieht, dass einige von denen, die gern seien Jünger wären, zu solch einem Maß von Hingabe noch nicht bereit sind. Sie sind auf diese Glaubenstiefe nicht vorbereitet, denn sie beginnen, ihn zu verlassen. Andere schließen sich ihnen an. Man kann geradezu die Traurigkeit in seinen Augen sehen, als er zusehen muss, wie sie sich ohne ihn auf den Weg machen.
Da fragte Jesus die Zwölf: „Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens (Johannes 6, 67 – 68).
Das ist ein Gebet, mit dem sich viele von uns identifizieren können. Manchmal sind wir nicht sicher, welchen Sinn unser Leben hat. Manchmal können wir nicht gerade behaupten, dass unser Weg irgendeine erkennbare Richtung hat. In solchen Zeiten mögen wir im Blick auf den Herrn zugeben, dass er uns nicht als real erscheint. Wir mögen bekennen, dass wir unsere Zweifel haben und am liebsten alles hinschmeißen würden. Und dennoch müssen wir ihm zugleich ganz ehrlich sagen: Wohin sollten wir gehen? Wir haben seine Güte in der Vergangenheit erlebt. Seine Worte haben uns früher mal zum Leben geführt. Die Erinnerung an vergangene Gnadenerweise gibt uns den Mut, weiterzugehen, selbst, wenn keine Wunder passieren – nicht einmal dann, wenn wir sie dringend bräuchten...
Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Eine Einführung in die Bibel, Altes und Neues Testament. Freiburg 1987.
Nachfolge
Jesus Christus, du bist der,
der mich bis in das Leben liebt,
das niemals aufhört.
Du öffnest mir den Weg zum Wagnis.
Du gehst mir voraus.
Glücklich ist auf diesem Weg,
wer bis über den Tod hinaus liebt,
denn die letzte Antwort ist das Hingeben
deines Lebens.
Du willst von mir nicht einige Bruchstücke, sondern mein ganzes Dasein.
Du bist es, der Tag und Nacht in mir betet,
ohne dass ich wüsste wie.
Dich beim Namen Jesus zu nennen,
darin erfüllt sich unsere Gemeinschaft.
Du bist es, der jeden Morgen den Ring des
Verlorenen Sohnes an meinen Finger heftet,
den Ring des Festes.
Du hast mich unablässig gesucht.
Warum habe ich von neuem gezögert
Und noch um Zeit gebeten,
meine eigenen Sachen in Ordnung zu bringen?
Warum habe ich noch zurückgeschaut,
nachdem ich schon die Hand
an den Pflug gelegt hatte?
Dennoch habe ich dich geliebt,
ohne dich gesehen zu haben.
Du hast es mir wiederholt gesagt:
Lebe das, was du vom Evangelium
Begriffen hast, wenn es auch ganz wenig ist.
Verkünde mein Leben unter den Menschen.
Entzünde ein Feuer auf der Erde
und folge mir.
Roger Schutz in: Beten im Alltag. Frankfurt.
Bewahrung meiner Ehe
Ich muss dir sagen, was in mir vorgeht.
Meine Liebe ist zerstört.
Alle Hoffnungen
und die wiederholten Versöhnungen
waren eitel.
Ich muss schreien und anklagen,
da ein solches Leben mir zugemutet wird.
Auch gegen mich selbst
Vorwürfe über Vorwürfe.
Ich denke an die Kinder,
die am meisten betroffen sind,
dass die Liebe uns so zerquält.
Oft scheint mir Scheidung
Als alleiniger Ausweg,
dass wir uns nicht noch mehr zerstören.
Und wenn ich jetzt nicht sprechen kann
Und schweige
Und nur das Notwendige verrichte,
dass das Leben weitergeht,
dann lass mein Inneres
nicht verdorren oder verhärten.
Dass ich nicht gefühllos werde für Stunden,
die das Schlimmste wenden können,
dass ich nicht kraftlos werde,
wenn Verzeihung geboten ist,
dass ich nicht die Erinnerung an alles Gute
und gemeinsame Schöne auslösche –
davor bewahre mich.
Wir haben uns einander versprochen
und nicht geahnt, wie das Leben
uns niederschlagen könnte.
Ich bete um Kraft, ich bete um Einsicht.
Ich bete um Bewahrung meiner Ehe.
Ich bete um ein wenig Liebe,
ohne die ich nicht leben kann.
Aus: Beten im Alltag, Frankfurt.
„Anything goes“ und die Aufklärung
Besser noch als nur mit dem grenzenlosen Wort Freiheit verbindet man die Aufklärung mit dem maßvollen Begriff Toleranz oder der befreienden, fast noch mittelalterlichen Geisteswissenschaft namens Humanismus. Dann ergibt sich ein Muster, das erkennen lässt, um wie viel kleiner der Fortschritt ist, den Idealisten immer schon ersehnt haben. Die würden für solch ewigen Frieden nämlich auch über Leichen gehen. Was also zeichnete die europäische Aufklärung aus? Sie war eine hoffnungsvolle Epoche, in der neben rein mechanistischen Welterklärungsmodellen und zarten Ansätzen zu evolutionären Gedanken auch stille Strömungen wie Empfindsamkeit oder Nischenprogramme wie der Pietismus Raum fanden. Fast könnte man meinen, im 18. Jahrhundert gab es weitaus mehr Menschen als heute, die eine hübsche Variante von „Anything goes!“ kannten. Als der preußische König Friedrich II., ein Absolutist in seinem Widerspruch, um eine Entscheidung gebeten wurde, ob katholische Schulen wieder abgeschafft werden sollten, schrieb er an den Rand dieser Eingabe: „Die Religionen Müßen alle Tolleriret werden und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abruch Tuhe, den hier mus ein jeder nach seiner Faßon Selich werden. Fr.“
Ganzer Beitrag:
diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/5072497/
Norbert Mayer am 21. 8. 2016 in der Tageszeitung "Die Presse".
Die Ängste der Christen
Westeuropas Christen suchen eine nationale Orientierung, wollen die Einwanderung reduzieren und zeigen insgesamt weniger Toleranz als konfessionslose Bürger.
mehr...
Wolfgang Böhm am 30. 5. 2018 in der Tageszeitung "Die Presse".
Peter Matić: „Also mich macht der Glaube glücklich“
Schauspieler Peter Matić ist dankbar für seine religiöse Erziehung und die Bibel, sein „Buch der Bücher“. Er gab dem Journalisten Johannes Kaup Antworten auf die Frage „Was glauben Sie?“. Wir bringen Auszüge aus drei Gesprächen, die kürzlich in Buchform erschienen sind.
„Literatur und Theater können sehr zu Erkenntnissen führen, aber keineswegs zu Veränderungen. [. . .] Ein Buch möchte ich hoffnungsvoll ausnehmen: die Heilige Schrift. Es würde mich freuen, wenn sie etwas verändern kann.“
„Was glauben Sie?“ von Johannes Kaup Gespräche aus der Ö1-Logos-Reihe Styria Verlag, 208 Seite
Ganzer Beitrag:
diepresse.com/home/leben/mensch/5201818/
Lessings Ringparabel
Die Ringparabel ist ein zentraler Bestandteil des Ideendramas Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing. Als Parabel wird eine lehrhafte Textsorte bezeichnet, die durch den Empfänger (Leser, Hörer) entschlüsselt werden muss. Lessing übernahm die wesentlichen Inhalte der Ringparabel vom Dichter Giovanni Boccaccio, der die Idee bereits im 13. Jahrhundert in einer Erzählung formulierte. Ähnliche Gedanken finden sich aber ebenfalls im Werk Jans des Enikels und in der Gesta Romanorum, einer mittelalterlichen Textsammlung, wenngleich schon im 11. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel (Spanien, Portugal) eine ähnliche Geschichte unter ansässigen Juden kursierte (vgl. Wandersage).
Ganz zur Flamme werden
Abba Lot suchte Abba Joseph auf und sprach: «Abba, soweit es in meinen Kräften steht, befolge ich eine nicht zu schwere Regel, faste eine wenig, bete und meditiere in Maßen und lebe in Frieden. Und soweit ich es kann, achte ich darauf, dass mein Denken rein ist. Was müsste ich außerdem noch tun?» Der Weise erhob sich und streckte die Hände zum Himmel empor. Da glichen seine Finger zehn lodernden Fackeln. Und er sprach: «Wenn du willst, dann kannst du ganz zur Flamme werden.»
Aus: Joan Chittister, Das Leben beginnt in dir. Weisheitsgeschichten aus der Wüste. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2015 (2000).
Du bist der Weg
Herr Jesus, wir schreien zu Dir
Du bist der Weg,
komm Du uns entgegen.
Herr Jesus, wir rufen zu Dir -
Du bist die Tür,
halt Du sie uns offen.
Herr Jesus, wir sind verloren -
Du bist das Licht,
entreiss Du uns der Finsternis.
Herr Jesus, wir suchen Dich -
Du bist die Wahrheit,
Lass Du uns erkennen.
Herr Jesus, wir schreien zu Dir
Du bist das Leben,
führ Du uns in Deine Fülle.
Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d'Art Interntional, Klagenfurt 2009.
Das Christliche ist Christus
Mit Romano Guardini ist daran festzuhalten: »Das Christliche ist letztlich nicht eine Wahrheitslehre oder Deutung des Lebens. Es ist auch das; aber darin besteht nicht sein Wesenskern. Den bildet Jesus von Nazareth, sein konkretes Dasein, Werk und Schicksal — das heißt also eine geschichtliche Person. [... Die christliche Lehre] behauptet nämlich, durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes, durch seinen Tod und seine Auferstehung, durch das Geheimnis des Glaubens und der Gnade sei alle Schöpfung aufgefordert, ihre scheinbare Eigenständigkeit aufzugeben und unter die Bestimmung einer personalen Wirklichkeit, nämlich Jesu Christi, als der entscheidenden Form zu treten.«
Damit ergibt sich ein weiteres wichtiges Zwischenergebnis: »Schon die Zeitgenossen Jesu haben gefunden: 'Herr, deine Rede ist hart, wer kann sie hören?' Und Jesus lässt sie sofort frei: 'Wollt auch ihr gehen?' (vgl. Johannes 6). Niemand wird gezwungen, aber wer von seiner Stimme sich innerlich angesprochen fühlt, muss sich entscheiden.
Das muss deshalb so betont werden, weil es helfen kann, die volle Eigenart der christlichen Religion wieder klarer zu erfassen: Sie ist in erster Linie weder Weltanschauung noch Sittengesetz, weder Sinndeutung noch Lehre noch Weltverbesserungsprogramm - das alles kann aus ihr gewonnen werden, wurde ja auch aus ihr gewonnen, macht aber nicht ihr eigentliches Wesen aus, sondern im Kern ist unsere Religion die personale Begegnung jedes einzelnen von uns mit Gott, die sich konkretisiert in unserer Beziehung zu Jesus Christus. In ihm tritt uns Gott selbst entgegen und stellt uns vor die Frage: Glaubst du mir?«
Aus Ludger Schulte, Gott suchen – Mensch werden. Vom Mehrwert des Christsein. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Augenblicke
Es gibt Augenblicke, wo jeder spürt
Jetzt sollte ich etwas sagen,
aber wer tut schon den Mund auf?
Es gibt Augenblicke, wo jeder spürt
jetzt muss ich meine eigenen Erfahrungen machen,
aber wer nimmt schon gern
Unbequemlichkeiten in Kauf?
Es gibt Augenblicke, wo jeder spürt
Jetzt musst du deinem Gewissen folgen,
aber wer schwimmt schon gerne gegen den Strom?
Es gibt Augenblicke, wo jeder spürt
jetzt ist deine Meinung gefragt,
aber wer stellt sich schon gern gegen die Mehrheit?
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker (Hrsg); Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen. Ohne Verlags-, Orts- und Jahresangaben.
Gib uns die Sprache wieder
Manche Wörter
sind wie Eintrittskarten
nach dem Fest:
zerknittert,
unleserlich geworden,
sinnlos.
Man hat sie durch Definitionen
unbrauchbar gemacht
und in Wörterbüchern gebunden.
Lass uns Wörter sammeln,
die leben
und sich für unsere Klage eignen;
Sätze,
in denen Himmel und Erde
wieder verwechselbar sind,
in denen Gott wohnen kann.
Gott,
gib uns eine neue Sprache,
über uns und dich zu reden,
damit dein Sinn
wieder in unsere Sätze findet
und nicht wortlos
draußen im Freien
zerflattert.
Aus: Bernhard Lang, Gib uns die Sprache wieder, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1976, Rechte beim Autor.
Einmal am Tag
Einmal am Tag,
da solltest du
ein Wort in deine Hände nehmen
ein Wort der Schrift.
Sei vorsichtig, es ist so schnell erdrückt
und umgeformt, damit es passt.
Versuch nicht hastig,
es zu "melken", zu erpressen,
damit es Frömmigkeit absondert.
Sei einfach einmal still.
Das Schweigen, Hören, Staunen
ist bereits Gebet
und Anfang aller Wissenschaft und Liebe.
Betaste das Wort von allen Seiten,
dann halte es in die Sonne
und leg es an das Ohr
wie eine Muschel.
Steck es für einen Tag
wie einen Schlüssel in die Tasche,
wie einen Schlüssel zu dir selbst.
Paul Roth
suchen und finden
Wir werden in der Bibel
immer gerade so viel finden,
als wir suchen:
Großes und Göttliches,
wenn wir Großes und Göttliches suchen;
Wichtiges und Historisches,
wenn wir Wichtiges und Historisches suchen;
überhaupt nichts,
wenn wir überhaupt nicht suchen.
Karl Barth
Das Wort
Keins seiner Worte
glaubte ich, hätte er nicht
geschrien: Gott, warum
hast du mich verlassen.
Das ist mein Wort,
das Wort des untersten Menschen.
Und weil er selber
so weit unten war, ein
Mensch, der "Warum" schreit und
schreit "Verlassen", deshalb könnte man
auch die anderen Worte,
die von weiter oben,
vielleicht
ihm glauben.
Aus: Rudolf Otto Wiemer, Ernstfall. J. F. Steinkopf Verlag, Stuttgart 1973.
Die Bibel brodelt
"Ich weiß nicht, wie viele Sätze in der Bibel auf mich warten.
Ich weiß nicht, welche Bibelwörter für Sie, die Sie dies gerade lesen,
in ihr liegen und warten, um in unser Leben einzugreifen.
Doch eines weiß und glaube ich: Die Bibel brodelt.
Dauernd sind Wörter unterwegs uns aufzurütteln oder sanft zu trösten.
Und manche Wörter schlafen, bis ihre Zeit gekommen ist."
Maria Jepsen, evangelische Bischöfin in Hamburg
Der Blick in die richtige Richtung
In der Kathedrale hängt das riesige Kruzifix und zum ersten Mal nehme ich bewusst wahr, dass der Gekreuzigte eindeutig in eine Richtung schaut. Von uns aus gesehen schaut Jesus Christus auf den meisten Darstellungen nach links. Nach Westen. Dem Sonnenuntergang, der Nacht. dem Tod entgegen.
Aber aus seiner Sicht schaut er nach rechts, nach Osten. Dem Sonnenaufgang und dem Leben entgegen. Das, was uns wie ein düsteres Ende erscheint, ist für ihn in Wahrheit der strahlende Anfang. Und ganz zweifelsfrei kann nur seine Wahrnehmung als die richtige angesehen werden. Unsere ist die falsche Sichtweise.
Aus: Hape Kerkeling; Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg. Piper Verlag München 2006.
Ich bin es
In der Frage Jesu verbirgt sich Frohbotschaft. In dieser Frage liegt das Gnadenangebot des Glaubens an ihn!
In dieser, in göttlichem Selbst- und Sendungsbewusstsein gestellten Frage kommt uns das einzig Rettende "Ich bin es" entgegen.
Frohbotschaft für mich liegt auch darin, dass er im Evangelium diese Frage an mich stellt und meine Antwort erwartet:
Es liegt ihm an mir!
Aus: Johannes Bours; Da fragte Jesus ihn. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1983.
Pilger suchen den Weg
Pilger suchen den Weg,
finden den Weg,
folgen dem Weg,
verlieren den Weg,
sie kreuzen den Weg.
Pilger gehen gemeinsam
und gehen getrennte Wege.
Pilger haben eine Wegbeschreibung,
haben Wegzehrung,
haben Weggefährten.
Pilger gehen Leidenswege,
gehen Kreuzwege.
Ferdinand Kaufmann
Aus: Andreas Drouwe; Auf dem Jakobsweg. Pilgerstimmen. Verlag Butzon und Bercker, Kevelaer 2010.
Du bist ein Freund für mich
Du bist ein Freund für mich
weil du immer sagst, was du meinst.
Manchmal einfühlsam und sensibel,
manchmal direkt und deutlich,
wenn es sein muss!
und manchmal schweigst du auch nur.
Du bist ein Freund für mich,
weil du kritisch bist und wache Augen hast,
weil das sein muss für die Menschen und die Welt.
Du bist ein Freund für mich
weil mit dir das Leben heller wird.
Du bist da, wenn ich dich brauche;
du nimmst mich an -
mit all meinen Fehlern und Schwächen.
Du lebst mit mir, teilst deine Zeit mit mir,
teilst ein Stück Leben mit mir.
Danke, du Freund meines Lebens.
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker (Hrsg); Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen. Ohne Verlags-, Orts- und Jahresangaben.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Norbert Riebartsch (2012)
Alfons Jestl (1997)