Der richtige Zeitpunkt
„Hättest Du Dich nicht zwei Tage eher melden können? - Jetzt habe ich schon bei einem anderen bestellt!“ Diese oder ähnliche Situationen sind sicher vielen bekannt. Es ist eigentliche eine super-günstige Gelegenheit, ein tolles Angebot oder ein schönes Zeichen, aber es ist einfach im Moment nicht der richtige Zeitpunkt dafür. - Schade!
Manchmal wiederum verpassen wir den richtigen Zeitpunkt. Um den Supersparpreis bei der Bahn zu bestellen, ist es noch zu früh - und dann hat man es vergessen. Die Angebote im Supermarkt waren schon vergriffen, als ich endlich zum Einkaufen kam. Die Wurzelbehandlung hätte man sich ersparen können, wenn man nur rechtzeitig zum Zahnarzt gegangen wäre.
Offensichtlich spielt der „richtige“ Zeitpunkt im Leben doch eine größere Rolle als man auf den ersten Blickt so denkt.
Auf den richtigen Zeitpunkt warten
Diesen „richtigen“ Zeitpunkt scheint es auch bei der Verkündigung des Evangeliums zu geben. Zumindest deuten Passagen, die wir in der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört haben, darauf hin. Der Herr fordert seine Jünger auf, auf die Verheißung des Vaters zu warten. Erst, wenn sie die Kraft des Heiligen Geistes empfangen haben, können sie seine Zeugen sein.
Eine bemerkenswerte Beobachtung. Sowohl in der persönlichen Nachfolge des Herrn als auch im pastoralen Handeln einer Kirchengemeinde kann es richtige und falsche Zeitpunkte geben.
Ich habe einiger Zeit gebraucht, bis ich verstanden habe, dass zum Beispiel junge Erwachsene, die gerade ihre berufliche Existenz aufbauen und mit der Familienphase beginnen, sich nicht noch zusätzlich in der Gemeinde engagieren können. Es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Zu Bibelgespräche kommen im Frühjahr nicht deshalb so wenige Menschen, weil sie kein Interesse haben, sondern weil der Garten „ruft“!
Den richtigen Zeitpunkt finden
Auch im geistlichen Leben gibt es solche „richtige Zeitpunkte“! In einem Haushalt mit Kindern haben Vater und Mutter oftmals nicht die Zeit, ausgedehnte geistliche Meditationen zu halten. Sie brauchen eine geistliche Struktur des Tages, die es ihnen ermöglicht mit kurzen Impulsen ihre Verbindung mit Gott zu leben. Andere wiederum haben andere Tagesabläufe und Herausforderungen, die ihnen mehr Möglichkeiten geben.
Den richtige Zeitpunkt finden, die Kultur des Warten-Könnens einzuüben sind wichtige Bausteine in der Nachfolge des Herrn. Deshalb ist es ja auch so wichtig, sich eine Sensibilität für die Kraft des Heiligen Geistes zu bewahren. Damit die Suche nach dem richtigen Zeitpunkt nicht zu einer Ausrede verkommt, sondern Teil eines geistlichen Prozesses ist. Sondern dem Hören auf den Geist Gottes entspringt.
Der richtige Zeitpunkt in der Gemeinde
Viele sagen: Mit der Himmelfahrt Christi hat der Herr die Verantwortung für die Zukunft der Kirche und der Verkündigung der frohen Botschaft in unsere Hände gelegt hat. Ich finde es spannend - nicht nur im persönlichen geistlichen Leben, sondern auch in den Veränderungsprozessen unserer Kirche - den richtigen Zeitpunkt zu suchen. Ich finde es spannend, auf das zu hören, was der Geist Gottes mir ganz persönlich sagt, aber auch uns als Gemeinde.
Gelernt habe ich auch, dass es manchmal gut tut, dies nicht nur für sich im stillen Kämmerlein zu tun, sondern sich mit anderen Menschen auszutauschen und gemeinsam die Stimme des Heiligen Geistes zu suchen.
Das heutige Fest ist für mich deshalb ein großes Zeichen des Vertrauens, das Christus uns schenkt. Ja, er legt die Zukunft der Kirche in die Hände seiner Jünger und Jüngerinnen. Aber er traut uns auch zu, dass wir es können. Zum richtigen Zeitpunkt hinaus zu den Menschen zu gehen, das zu lehren, was Christus uns gelehrt hat. Und sie einladen, mit uns Zeugen der frohen Botschaft zu werden.