Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 30. Mär. 2024 - Osternacht (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Gen 1,1 - 2,2
Lesung aus dem Buch Genesis.
Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
Die Erde war wüst und wirr
und Finsternis lag über der Urflut
und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Gott sprach:
Es werde Licht.
Und es wurde Licht.
Gott sah, dass das Licht gut war.
Und Gott schied das Licht von der Finsternis.
Und Gott nannte das Licht Tag
und die Finsternis nannte er Nacht.
Es wurde Abend und es wurde Morgen:
erster Tag.
Dann sprach Gott:
Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser
und scheide Wasser von Wasser.
Gott machte das Gewölbe
und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes
vom Wasser oberhalb des Gewölbes.
Und so geschah es.
Und Gott nannte das Gewölbe Himmel.
Es wurde Abend und es wurde Morgen:
zweiter Tag.
Dann sprach Gott:
Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort
und das Trockene werde sichtbar.
Und so geschah es.
Und Gott nannte das Trockene Land
und die Ansammlung des Wassers nannte er Meer.
Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott:
Die Erde lasse junges Grün sprießen,
Gewächs, das Samen bildet,
Fruchtbäume,
die nach ihrer Art Früchte tragen mit Samen darin auf der Erde.
Und so geschah es.
Die Erde brachte junges Grün hervor,
Gewächs, das Samen nach seiner Art bildet,
und Bäume,
die Früchte tragen mit Samen darin nach ihrer Art.
Gott sah, dass es gut war.
Es wurde Abend und es wurde Morgen:
dritter Tag.
Dann sprach Gott:
Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein,
um Tag und Nacht zu scheiden.
Sie sollen als Zeichen
für Festzeiten, für Tage und Jahre dienen.
Sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein,
um über die Erde hin zu leuchten.
Und so geschah es.
Gott machte die beiden großen Lichter,
das große zur Herrschaft über den Tag,
das kleine zur Herrschaft über die Nacht,
und die Sterne.
Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe,
damit sie über die Erde leuchten,
über Tag und Nacht herrschen
und das Licht von der Finsternis scheiden.
Gott sah, dass es gut war.
Es wurde Abend und es wurde Morgen:
vierter Tag.
Dann sprach Gott:
Das Wasser wimmle von Schwärmen lebendiger Wesen
und Vögel sollen über der Erde am Himmelsgewölbe fliegen.
Und Gott erschuf die großen Wassertiere und alle Lebewesen,
die sich fortbewegen nach ihrer Art,
von denen das Wasser wimmelt,
und alle gefiederten Vögel nach ihrer Art.
Gott sah, dass es gut war.
Gott segnete sie
und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch!
Füllt das Wasser im Meer
und die Vögel sollen sich auf Erden vermehren.
Es wurde Abend und es wurde Morgen:
fünfter Tag.
Dann sprach Gott:
Die Erde bringe Lebewesen aller Art hervor,
von Vieh,
von Kriechtieren
und von Wildtieren der Erde nach ihrer Art.
Und so geschah es.
Gott machte die Wildtiere der Erde nach ihrer Art,
das Vieh nach seiner Art
und alle Kriechtiere auf dem Erdboden nach ihrer Art.
Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott:
Lasst uns Menschen machen
als unser Bild, uns ähnlich!
Sie sollen walten über die Fische des Meeres,
über die Vögel des Himmels,
über das Vieh,
über die ganze Erde
und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen.
Gott erschuf den Menschen als sein Bild,
als Bild Gottes erschuf er ihn.
Männlich und weiblich erschuf er sie.
Gott segnete sie
und Gott sprach zu ihnen:
Seid fruchtbar und mehrt euch,
füllt die Erde
und unterwerft sie
und waltet über die Fische des Meeres,
über die Vögel des Himmels
und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!
Dann sprach Gott:
Siehe, ich gebe euch alles Gewächs,
das Samen bildet auf der ganzen Erde,
und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin.
Euch sollen sie zur Nahrung dienen.
Allen Tieren der Erde,
allen Vögeln des Himmels
und allem, was auf der Erde kriecht,
das Lebensatem in sich hat,
gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung.
Und so geschah es.
Gott sah alles an, was er gemacht hatte:
Und siehe, es war sehr gut.
Es wurde Abend und es wurde Morgen:
der sechste Tag.
So wurden Himmel und Erde und ihr ganzes Heer vollendet.
Am siebten Tag
vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte,
und er ruhte am siebten Tag,
nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte.
Es handelt sich um den ersten der beiden Schöpfungsberichte aus dem Buch Genesis. Er entstammt in seiner Endgestalt vermutlich der Zeit nach dem Babylonischen Exil, also frühestens der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus. Ein zentrales Anliegen war es damals wohl zu zeigen, daß der Gott des kleinen, machtlosen Israel der Schöpfer des Himmels, der Erde und der Menschen ist.
Von seiner Gattung her ist der erste Schöpfungsbericht der Genesis eine "Kosmogonie", also eine Erzählung von der Entstehung des Kosmos. Allerdings darf er nicht als eine naturwissenschaftliche Darstellung im heutigen Sinn verstanden werden. Es handelt sich nicht um einen Tatsachenbericht, sondern es geht um eine theologische Aussage über Gott und sein Verhältnis zur Welt und zum Menschen. Wichtige Aspekte dieser Aussage seien im folgenden genannt:
1. Der Schöpfungsbericht ist das Bekenntnis, daß die Welt und der Mensch sich Gott verdanken und deshalb in guten Händen geborgen sind.
2. Die Schöpfung ist Gleichnis und Ausdruck Gottes. So wie ein Kunstwerk auf seinen Meister verweist, verweist die Welt auf ihren Schöpfer. Gott gibt der Welt seine Gutheit mit und will sie in ihr zur Geltung gebracht sehen.
3. In besonderer Weise gilt dies vom Menschen. Er wird als das Ebenbild Gottes bezeichnet (Gen 1:27). Im ganzen antiken Denken hat das Ebenbild engste Beziehung mit dem Urbild. Es ist gewissermaßen der Stellvertreter des Urbildes.
4. Zum menschlichen Sein gehört von Anfang an die Dimension der Gemeinschaft. Gerade in der Gemeinschaftlichkeit und im Aufeinander-verwiesen-sein von Mann und Frau ist der Mensch Ebenbild Gottes.
5. Gott als Schöpfer anzuerkennen heißt, auch die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung zu sehen. Der sogenannte Herrschaftsauftrag (Gen 1:28) versetzt den Menschen in die Stellung eines Sachwalters. Er soll die Schöpfung sich aneignen und kreativ weiterführen. Wer den Herrschaftsauftrag des Menschen über die Schöpfung im Sinne von bloßer Selbstherrlichkeit auffaßt, mißversteht ihn. Der Mensch und die übrige Schöpfung bilden eine Solidargemeinschaft, da sie beide von Gott hervorgebracht sind. Außerdem wird der Herrschaftsauftrag in einem Segenswort übertragen. Das heißt: Nur unter den Bedingungen des Segens ist dieser Auftrag erfüllbar.
Für das Volk Israel war die Vorstellung von Gott als Schöpfer gegenüber der Vorstellung von Gott als dem geschichtsmächtigen Befreier aus der Knechtschaft Ägyptens lange Zeit eher zweitrangig, wiewohl freilich nicht unwichtig. Erst die frühe Kirche hat den Schöpfungsglauben zu einer vorrangigen Lehre gemacht: siehe Glaubensbekenntnis. In der Osternacht, die in vielerlei Hinsicht aufs Ganze geht, haben beide Sichtweisen des einen Gottes ihren Platz. Gott als der gute Schöpfer und der in der Geschichte wirkende Gott.
1. Lesung (Kurzfassung) - Gen 1,1. 26-31a
Lesung aus dem Buch Genesis.
Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
Dann sprach Gott:
Lasst uns Menschen machen
als unser Bild, uns ähnlich!
Sie sollen walten über die Fische des Meeres,
über die Vögel des Himmels,
über das Vieh,
über die ganze Erde
und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen.
Gott erschuf den Menschen als sein Bild,
als Bild Gottes erschuf er ihn.
Männlich und weiblich erschuf er sie.
Gott segnete sie
und Gott sprach zu ihnen:
Seid fruchtbar und mehrt euch,
füllt die Erde
und unterwerft sie
und waltet über die Fische des Meeres,
über die Vögel des Himmels
und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!
Dann sprach Gott:
Siehe, ich gebe euch alles Gewächs,
das Samen bildet auf der ganzen Erde,
und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin.
Euch sollen sie zur Nahrung dienen.
Allen Tieren der Erde,
allen Vögeln des Himmels
und allem, was auf der Erde kriecht,
das Lebensatem in sich hat,
gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung.
Und so geschah es.
Gott sah alles an, was er gemacht hatte:
Und siehe, es war sehr gut.
Antwortpsalm - Ps 104,1-2. 5-6. 10. 12-14b. 24. 1ab
Kv: Sende aus deinen Geist,
Und das Angesucht der Erde wird neu - Kv
(oder GL 312,2)
Preise den HERRN, meine Seele! /
HERR, mein Gott, überaus groß bist du!
Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel,
du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt. - Kv
Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet,
in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.
Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid,
die Wasser standen über den Bergen. - Kv
Du lässt Quellen sprudeln in Bäche,
sie eilen zwischen den Bergen dahin.
Darüber wohnen die Vögel des Himmels,
aus den Zweigen erklingt ihr Gesang. - Kv
Du tränkst die Berge aus deinen Kammern,
von der Frucht deiner Werke wird die Erde satt.
Du lässt Gras wachsen für das Vieh
und Pflanzen für den Ackerbau des Menschen, - Kv
Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, /
sie alle hast du mit Weisheit gemacht,
die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Preise den HERRN, meine Seele!
Herr, mein Gott, überaus große bist du! - Kv
2. Lesung - Gen 22,1-18
Lesung aus dem Buch Genesis.
In Jenen Tagen
stellte Gott Abraham auf die Probe.
Er sprach zu ihm: Abraham!
Er sagte: Hier bin ich.
Er sprach: Nimm deinen Sohn,
deinen einzigen, den du liebst, Isaak,
geh in das Land Morija
und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne,
als Brandopfer dar!
Frühmorgens stand Abraham auf,
sattelte seinen Esel,
nahm zwei seiner Jungknechte mit sich und seinen Sohn Isaak,
spaltete Holz zum Brandopfer
und machte sich auf den Weg
zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte.
Als Abraham am dritten Tag seine Augen erhob,
sah er den Ort von Weitem.
Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten:
Bleibt mit dem Esel hier!
Ich aber und der Knabe,
wir wollen dorthin gehen und uns niederwerfen;
dann wollen wir zu euch zurückkehren.
Abraham nahm das Holz für das Brandopfer
und lud es seinem Sohn Isaak auf.
Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand.
So gingen beide miteinander.
Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham.
Er sagte: Mein Vater!
Er antwortete: Hier bin ich, mein Sohn!
Dann sagte Isaak:
Hier ist Feuer und Holz.
Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?
Abraham sagte:
Gott wird sich das Lamm für das Brandopfer ausersehen,
mein Sohn.
Und beide gingen miteinander weiter.
Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte,
baute Abraham dort den Altar,
schichtete das Holz auf,
band seinen Sohn Isaak
und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.
Abraham streckte seine Hand aus
und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sagte:
Abraham, Abraham!
Er antwortete: Hier bin ich.
Er sprach:
Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus
und tu ihm nichts zuleide!
Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest;
du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.
Abraham erhob seine Augen,
sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm
mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.
Abraham ging hin,
nahm den Widder
und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
Abraham gab jenem Ort den Namen:
"Der HERR sieht",
wie man noch heute sagt:
Auf dem Berg lässt sich der HERR sehen.
Der Engel des HERRN
rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
und sprach:
Ich habe bei mir geschworen - Spruch des HERRN:
Weil du das getan hast
und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast,
will ich dir Segen schenken in Fülle
und deine Nachkommen überaus zahlreich machen
wie die Sterne am Himmel
und den Sand am Meeresstrand.
Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen.
Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde,
weil du auf meine Stimme gehört hast.
Hans Hütter (1997)
Alfons Jestl (2000)
Die Lesung erzählt von Abraham, dem Stammvater des Volkes Israel, dem erst in hohem Alter ein legitimer Sohn und Stammhalter geschenkt worden war. An ihn knüpft er seine ganze Hoffnung. Gott verlangt von ihm, das eigene Kind zu opfern. Als Motiv wird genannt, daß Gott Abraham auf die Probe stellen wollte.
Es gibt viele Versuche, die unglaubliche Härte der Geschichte wegzuinterpretieren. Etwa der Versuch, in der Erzählung eine Gegengeschichte zu den damals außerhalb Israels üblichen Menschenopfern zu sehen. Die Geschichte wolle zeige, daß Gott keine Menschenopfer will. Abraham hatte jedoch seinen Sohn in Gedanken vielfach geopfert, bevor der Engel Gottes Einhalt geboten hat. Oder die Deutung als symbolische Geschichte: Söhne werden geopfert für das Vaterland, für heilige und unheilige Kriege, für den väterlichen Ehrgeiz...
Es kostet Kraft, die Geschichte auszuhalten, wie sie dasteht. Gott und das, was er von uns will, ist für uns Menschen oft hart und unverständlich. Auf der Suche nach dem Willen Gottes können wir auch irren. Den Mißbrauch des Namens Gottes verbietet das zweitwichtigste Gebot des Dekalogs. Sich von Gott ein Bild zu machen, birgt das Risiko eines eigenmächtigen Gottesbildes in sich.
Die Erzählung kann Anlaß sein, die eigenen Gottesvorstellungen und -bilder zu hinterfragen und die Unbegreiflichkeit Gottes neu zu erahnen.
Mit der Widersprüchlichkeit Gottes werden wir in dieser Stelle konfrontiert. So schwierig wie damit umzugehen, so schwierig faßt sich diese Opferszene an. Alles erinnert an Wallfahrtsorte, zu denen die Israeliten pilgerten, um Gott Opfer darzubringen. Diese Orte sind an gewisse Ereignisse geknüpft, wie Gott erscheint, Gott spricht, oder an Gotteserfahrung, die Abraham zuteil wurde. Jeder kann somit hingehen und opfern wie dies die Urväter des Glaubens taten. Diese Kultstätten haben die landnehmenden Leute Abrahams genauso, wie später die zwölf Stämme von Ägypten kommend im "Gelobten Land" vorgefunden bzw. einfach von der anstämmigen Bevölkerung übernommen.
Eine weitere Schicht in dieser Geschichte ist, daß Menschenopfer im Umfeld Israels, d.h. bei der anderen Bevölkerung üblich waren. Waren auch bei den Israeliten Menschenopfer üblich? Jedenfalls sollte das Geopferte Gott zugeführt werden. Und es sollte nur das Beste sein. Somit war das Opfern der Erstgeburt angebracht. Dies wurde mit dem Vieh gemacht. Mit den Erstgeborenen der Menschen? Bekannt ist, daß die Israeliten die zu opfernde Erstgeburt der Menschen durch Opferung eines Tieres auslösten.
Letztendlich opfert Abraham seinen Sohn doch nicht. Werden folglich in Israel nicht Menschenopfer dargebracht, heißt dies nicht, Israel verehre deswegen Gott weniger als die anderen, die dies tun. Und wird dadurch nicht aufgezeigt, daß dieser Gott ein Gott der Lebenden ist?! Wieviele Menschenopfer fordern die Herren dieser Welt?
2. Lesung (Kurzfassung) - Gen 22,1-2. 9a. 10-13. 15-18
Lesung aus dem Buch Genesis.
In Jenen Tagen
stellte Gott Abraham auf die Probe.
Er sprach zu ihm: Abraham!
Er sagte: Hier bin ich.
Er sprach: Nimm deinen Sohn,
deinen einzigen, den du liebst, Isaak,
geh in das Land Morija
und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne,
als Brandopfer dar!
Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte,
baute Abraham dort den Altar,
schichtete das Holz auf,
Abraham streckte seine Hand aus
und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sagte:
Abraham, Abraham!
Er antwortete: Hier bin ich.
Er sprach:
Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus
und tu ihm nichts zuleide!
Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest;
du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.
Abraham erhob seine Augen,
sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm
mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.
Abraham ging hin,
nahm den Widder
und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
Der Engel des HERRN
rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
und sprach:
Ich habe bei mir geschworen - Spruch des HERRN:
Weil du das getan hast
und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast,
will ich dir Segen schenken in Fülle
und deine Nachkommen überaus zahlreich machen
wie die Sterne am Himmel
und den Sand am Meeresstrand.
Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen.
Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde,
weil du auf meine Stimme gehört hast.
Antwortpsalm - Ps 16,5. 8-10. 2. 11
Kv - Behüte mich, Gott,
denn ich vertraue auf dich. – Kv
(Oder GL 312,3)
Der HERR ist mein Erbanteil, er reicht mir den Becher,
du bist es, der mein Los hält.
Ich habe mir den HERRN beständig vor Augen gestellt,
weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. - Kv
Darum freut sich mein Herz und jubelt meine Ehre,
auch mein Fleisch wird wohnen in Sicherheit.
Denn du überlässt mein Leben nicht der Totenwelt;
du lässt deinen Frommen die Grube nicht schauen. - Kv
Ich sagte zum HERRN: Mein Herr bist du,
mein ganzes Glück bist du allein.
Du lässt mich den Weg des Lebens erkennen. /
Freude in Fülle vor deinem Angesicht,
Wonnen in deiner Rechten für alle Zeit. - Kv
3. Lesung - Ex 14,15 - 15,1
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen,
als die Israeliten sahen, dass die Ägypter ihnen nachrückten,
erschraken sie sehr.
und schrien zum Herrn.
Da sprach der HERR zu Mose: Was schreist du zu mir?
Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen.
Und du heb deinen Stab hoch,
streck deine Hand über das Meer und spalte es,
damit die Israeliten
auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können!
Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten,
damit sie hinter ihnen hineinziehen.
So will ich am Pharao und an seiner ganzen Streitmacht,
an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweisen.
Die Ägypter sollen erkennen, dass ich der HERR bin,
wenn ich am Pharao, an seinen Streitwagen und Reitern
meine Herrlichkeit erweise.
Der Engel Gottes, der den Zug der Israeliten anführte, brach auf
und ging nach hinten
und die Wolkensäule brach auf
und stellte sich hinter sie.
Sie kam zwischen das Lager der Ägypter
und das Lager der Israeliten.
Die Wolke war da und Finsternis
und Blitze erhellten die Nacht.
So kamen sie die ganze Nacht einander nicht näher.
Mose streckte seine Hand über das Meer aus
und der HERR trieb die ganze Nacht
das Meer durch einen starken Ostwind fort.
Er ließ das Meer austrocknen
und das Wasser spaltete sich.
Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein,
während rechts und links von ihnen
das Wasser wie eine Mauer stand.
Die Ägypter setzten ihnen nach;
alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter
zogen hinter ihnen ins Meer hinein.
Um die Zeit der Morgenwache
blickte der HERR aus der Feuer- und Wolkensäule
auf das Lager der Ägypter
und brachte es in Verwirrung.
Er hemmte die Räder an ihren Wagen
und ließ sie nur schwer vorankommen.
Da sagte der Ägypter:
Ich muss vor Israel fliehen;
denn der HERR kämpft auf ihrer Seite gegen Ägypten.
Darauf sprach der HERR zu Mose:
Streck deine Hand über das Meer,
damit das Wasser zurückflutet
und den Ägypter, seine Wagen und Reiter zudeckt!
Mose streckte seine Hand über das Meer
und gegen Morgen flutete das Meer an seinen alten Platz zurück,
während die Ägypter auf der Flucht ihm entgegenliefen.
So trieb der HERR die Ägypter mitten ins Meer.
Das Wasser kehrte zurück
und bedeckte Wagen und Reiter,
die ganze Streitmacht des Pharao,
die den Israeliten ins Meer nachgezogen war.
Nicht ein Einziger von ihnen blieb übrig.
Die Israeliten aber waren auf trockenem Boden
mitten durch das Meer gezogen,
während rechts und links von ihnen
das Wasser wie eine Mauer stand.
So rettete der HERR an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter.
Israel sah die Ägypter tot am Strand liegen.
Als Israel sah,
dass der HERR
mit mächtiger Hand an den Ägyptern gehandelt hatte,
fürchtete das Volk den HERRN.
Sie glaubten an den HERRN
und an Mose, seinen Knecht.
Damals sang Mose mit den Israeliten dem HERRN dieses Lied;
sie sagten:
Ich singe dem HERRN ein Lied,
denn er ist hoch und erhaben.
Ross und Reiter warf er ins Meer.
Regina Wagner (1998)
Das Buch "Exodus" erzählt den Anfang der Geschichte der zu einem Volk gewordenen Nachkommen der zwölf Söhne Jakobs von der Unterdrückung in Ägypten über die Befreiung, die wunderbare Rettung am Schilfmeer, den Weg durch die Wüste, den Bundesschluß am Sinai, den Bundesbruch, die Erneuerung des Bundes und die anschließende Errichtung des Zeltheiligtums als Zeichen der Gegenwart Gottes bei seinem Volk.
Ein Ereignis, das den Glauben und das Gottesverständnis des israelitischen Volkes zutiefst prägt, ist der Auszug aus Ägypten und die Rettung am Schilfmeer. Diese "Großtat" Jahwes steht paradigmatisch für die Zuwendung Gottes zu den Schwachen und Gebeugten, nicht nur mit Worten sondern auch mit Taten. Die Erfahrung der Mosegruppe, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Arbeitssklaven des Pharaos Ramses II. (ca. 1290-1230 v. Chr.) gehörte, wird zum fundamentalen Ereignis der Heilsgeschichte, weil sie das Befreiungswalten Gottes und den Vorausblick auf sein endzeitliches Heilsschaffen bezeugt. Von den Propheten und den Psalmisten und auch im Neuen Testament wird immer wieder auf diese Urerfahrung der Befreiung zurückgegriffen.
Die Erzählung läßt verschiedene Stränge erkennen, wo nachträglich verschiedene Berichte mit einander verwoben wurden. Sehr deutlich erkennbar etwa bei der Schilderung des Durchzugs, wo zuerst von der Austrocknung des Meeres durch einen starken Wind, dann aber vom "Wasser, das links und rechts von den Israeliten wie eine Mauer stand" die Rede ist.
Den verschiedenen Schreibern ging es darum, den Auszug aus Ägypten nicht als Zugeständnis des Pharaos sondern als Befreiungstat Jahwes herauszustellen. Die Verwendung der Stilmittel des sogenannten "Jahwekrieges", z.B. der Gottesschrecken der die Ägypter befällt, die mirakelhafte Schilderung der Wolken- und Feuersäule und die Passivität und Hilflosigkeit des Volkes unterstreichen, daß einzig und allein Gott der Handelnde ist. Die beherrschende Gestalt dieses "Spiels der Befreiung" ist Gott. Die anderen Beteiligten, Mose, die Israeliten, die Ägypter und der Pharao, die Naturphänomene können nur auf das Tun Jahwes reagieren.
Antwortpsalm nach der 3. Lesung - Ex 15,1b-6. 13.17-18
Kv - Dem HERRN will ich singen,
Machtvoll hat er sich kundgetan. - Kv
(Oder GL 312,4)
Ich singe dem HERRN ein Lied, /
denn er ist hoch und erhaben.
Ross und Reiter warf er ins Meer.
Meine Stärke und mein Lied ist der HERR,
er ist mir zur Rettung geworden. - Kv
Er ist mein Gott, ihn will ich preisen;
den Gott meines Vaters will ich rühmen.
Der HERR ist ein Krieger,
HERR ist sein Name. - Kv
Pharaos Wagen und seine Streitmacht warf er ins Meer.
Seine besten Vorkämpfer versanken im Roten Meer.
Fluten deckten sie zu,
sie sanken in die Tiefe wie Steine. - Kv
Deine Rechte, HERR, ist herrlich an Stärke;
deine Rechte, HERR, zerschmettert den Feind.
Du lenktest in deiner Güte das Volk, das du erlöst hast,
du führtest sie machtvoll zu deiner heiligen Wohnung. - Kv
Du wirst sie hinbringen und einpflanzen auf den Berg deines Erbes,
den du, HERR, zu deiner Wohnstätte gemacht hast, um dich niederzulassen,
zu einem Heiligtum, HERR, von deinen Händen gegründet.
Der HERR ist König für immer und ewig. - Kv
4. Lesung - Jes 54,5-14
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Jerusalem, dein Schöpfer ist dein Gemahl,
HERR der Heerscharen ist sein Name.
Der Heilige Israels ist dein Erlöser,
"Gott der ganzen Erde" wird er genannt.
Ja, der HERR hat dich gerufen
als verlassene, bekümmerte Frau.
Kann man denn die Frau seiner Jugend verstoßen?,
spricht dein Gott.
Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen,
doch mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln.
Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht
in aufwallendem Zorn;
aber in ewiger Huld habe ich mich deiner erbarmt,
spricht dein Erlöser, der HERR.
Wie bei der Flut Noachs soll es für mich sein:
So wie ich damals schwor,
dass die Flut Noachs die Erde nie mehr überschwemmen wird,
so schwöre ich jetzt, dir nie mehr zu zürnen
und dich nie mehr zu schelten.
Mögen auch die Berge weichen
und die Hügel wanken -
meine Huld wird nicht von dir weichen
und der Bund meines Friedens nicht wanken,
spricht der HERR, der Erbarmen hat mit dir.
Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, die ohne Trost ist:
Siehe,
ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit
und Grundmauern aus Saphir.
Aus Rubinen mache ich deine Zinnen,
aus Beryll deine Tore
und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen.
Alle deine Kinder sind Schüler des HERRN
und groß ist der Friede deiner Kinder.
Du wirst auf Gerechtigkeit gegründet sein.
Du bist fern von Bedrängnis,
denn du brauchst dich nicht mehr zu fürchten
und bist fern von Schrecken;
er kommt an dich nicht heran.
Gabi Ceric (2000)
Die vierte Lesung der Osternacht ist Teil des Deuterojesaja, des "Evangelisten des ersten Testamentes", bei dem auch die vier Gottesknechtslieder zu finden sind. Nach dem letzten (Jes 52:13-53,12) hat die Redaktion eine Fülle von göttlichen Verheißungen angefügt: Vorgängiger Grund für das Heil Gottes ist das Leiden des Gottesknechtes, zumindest scheint das das Anliegen der Redaktion zu sein. Adressaten der Verheißungen sind Jerusalem und seine Bewohner. In Vv. 5-6 der Lesung wird Jerusalem direkt angesprochen. Dann ist es Gott selbst, der bis zum Ende der Lesung und darüber hinaus zu Wort kommt. Der Verfasser dieses Textes macht die Leser auf die Herkunft der Verheißungen aufmerksam: Drei Mal werden wir in der Lesung – im gesamten Abschnitt 54:1-17 fünf Mal - daran erinnert, aus wessen Mund diese Worte kommen: V. 6 "dein Gott." V. 8 "dein Erlöser, der Herr." Und V. 10 "der Herr, der Erbarmen hat mir dir." Damit wird Wesentliches von der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk ausgesagt: Es ist ein Gott für ein bestimmtes Volk, in diesem Abschnitt nicht primär ein Gott aller Völker. Es ist ein Gott, der seinem Volk Gutes will, nämlich erlösen: "ga’al" (loskaufen) ist zunächst ein juridischer Begriff und meint die Pflicht eines Verwandten (des Lösers). Auch mit Gott steht das Volk Israel in einem solchen Verwandtschaftsverhältnis, durch das es Gott als seinen Löser ("go’el") ansieht. Jahwe ist nicht nur der Löser, er ist zudem auch barmherzig, eine Grundeigenschaft Gottes, die im Alten Testament fast ausschließlich Gott zugeschrieben wird.
Antwortpsalm nach der 4. Lesung - Ps 30,2. 4-6. 12a. 13b
Kv - Herr, du zogst mich herauf aus der Tiefe;
ich will dich rühmen in Ewigkeit. – Kv
(Oder GL 312,5)
Ich will dich erheben, HERR, /
denn du zogst mich herauf
und ließest nicht zu, dass meine Feinde sich über mich freuen.
HERR, du hast meine Seele heraufsteigen lassen aus der Totenwelt,
hast mich am Leben erhalten, sodass ich nicht in die Grube hinabstieg. - Kv
Singt und spielt dem HERRN, ihr seine Frommen,
dankt im Gedenken seiner Heiligkeit!
Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick,
doch seine Güte ein Leben lang. - Kv
Wenn man am Abend auch weint,
am Morgen herrscht wieder Jubel.
Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt,
HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit. - Kv
5. Lesung - Jes 55,1-11
Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht der Herr:
Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser!
Die ihr kein Geld habt, kommt,
kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld
und ohne Bezahlung Wein und Milch!
Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt,
und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht?
Hört auf mich,
dann bekommt ihr das Beste zu essen
und könnt euch laben an fetten Speisen!
Neigt euer Ohr und kommt zu mir,
hört und ihr werdet aufleben!
Ich schließe mit euch einen ewigen Bund:
Die Erweise der Huld für David sind beständig.
Siehe, ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht,
zum Fürsten und Gebieter der Nationen.
Siehe, eine Nation, die du nicht kennst, wirst du rufen
und eine Nation, die dich nicht kannte, eilt zu dir,
um des HERRN, deines Gottes, des Heiligen Israels willen,
weil er dich herrlich gemacht hat.
Sucht den HERRN, er lässt sich finden,
ruft ihn an, er ist nah!
Der Frevler soll seinen Weg verlassen,
der Übeltäter seine Pläne.
Er kehre um zum HERRN,
damit er Erbarmen hat mit ihm,
und zu unserem Gott;
denn er ist groß im Verzeihen.
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken
und eure Wege sind nicht meine Wege - Spruch des HERRN.
So hoch der Himmel über der Erde ist,
so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege
und meine Gedanken über eure Gedanken.
Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt
und nicht dorthin zurückkehrt,
ohne die Erde zu tränken
und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen,
dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,
so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt:
Es kehrt nicht leer zu mir zurück,
ohne zu bewirken, was ich will,
und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Hans Hütter (1998)
Dieser Text gehört noch zum zweiten Teil des Jesajabuches und ist im babylonischen Exil entstanden. Der Prophet spricht dem Volk das Heil Gottes zu.
In einem ersten Abschnitt ahmt der Prophet in seiner Heilszusage einen Händler auf dem Basar nach, der seine Ware anpreist: Wasser, Getreide, Wein, Milch ... alles ohne Geld.
Im zweiten Abschnitt wirbt Gott um das Volk und bietet ihm einen Bund an, der den Bund mit David übertrifft. Während die Könige sich ihre Völker mit Waffengewalt unterwerfen müssen, kommen nun alle Völker freiwillig zu ihrem Herrn.
Der dritte Abschnitt fordert auf, den Herrn zu suchen. Dies geschieht in der Umkehr zum Herrn. Dieser bietet sein Verzeihen an.
Der letzte Abschnitt beschreibt die Zuverlässigkeit und die Wirksamkeit des Wortes Gottes in Vergleichen mit dem Regen und Schnee und dem Wachsen des Samens.
Antwortpsalm - Jes 12,2-6
Kv - Ihr werdet Wasser freudig schöpfen
aus den Quellen des Heils. – Kv
(Oder GL 312,6)
Siehe, Gott ist mein Heil;
ich vertraue und erschrecke nicht.
Denn meine Stärke und mein Lied ist Gott, der HERR.
Er wurde mir zum Heil. - Kv
Ihr werdet Wasser freudig schöpfen
aus den Quellen des Heils.
Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen an! /
Macht unter den Völkern seine Taten bekannt,
verkündet: Sein Name ist erhaben! - Kv
Singt dem HERRN, denn Überragendes hat er vollbracht;
bekannt gemacht sei dies auf der ganzen Erde.
Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner Zions;
denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels. - Kv
6. Lesung - Bar 3,9-15. 32 - 4,4
Lesung aus dem Buch Baruch.
Höre, Israel, die Gebote des Lebens;
merkt auf, um Einsicht zu erlangen!
Warum, Israel, warum lebst du im Gebiet der Feinde,
wirst alt in einem fremden Land,
bist unrein geworden, den Toten gleich,
wurdest gezählt zu denen, die in die Unterwelt hinabsteigen?
Du hast den Quell der Weisheit verlassen.
Wärest du auf Gottes Weg gegangen,
du wohntest in Frieden für immer.
Nun lerne, wo die Einsicht ist,
wo Kraft und wo Klugheit,
dann erkennst du zugleich,
wo langes Leben und Lebensglück,
wo Licht für die Augen und Frieden zu finden sind!
Wer hat je ihren Ort gefunden?
Wer ist zu ihren Schatzkammern vorgedrungen?
Doch der Allwissende kennt sie;
er hat sie in seiner Einsicht entdeckt.
Er hat ja die Erde für immer gegründet,
er hat sie mit vierfüßigen Tieren bevölkert.
Er entsendet das Licht und es eilt dahin;
er ruft es zurück und zitternd gehorcht es ihm.
Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten.
Ruft er sie,
so antworten sie: Hier sind wir.
Sie leuchten mit Freude für ihren Schöpfer.
Das ist unser Gott;
kein anderer gilt neben ihm.
Er hat den Weg der Erkenntnis ganz erkundet
und hat sie Jakob, seinem Diener, verliehen,
Israel, seinem Liebling.
Dann erschien sie auf der Erde
und lebte mit den Menschen.
Sie ist das Buch der Gebote Gottes,
das Gesetz, das ewig besteht.
Alle, die an ihr festhalten, finden das Leben;
doch alle, die sie verlassen, verfallen dem Tod.
Kehr um, Jakob, ergreif sie!
Geh in ihrem Glanz den Weg zum Licht!
Überlass deinen Ruhm keinem andern
und deinen Vorzug keinem fremden Volk!
Glücklich sind wir, das Volk Israel;
denn wir wissen, was Gott gefällt.
Regina Wagner (1998)
Die ältesten Textzeugen für das Buch Baruch sind griechisch. Nach eigener Angabe soll das Buch vom Sekretär des Propheten Jeremia während der Exilszeit verfaßt worden sein. Es wird zuerst den in Babel lebenden Israeliten vorgelesen und soll dann nach Jerusalem geschickt werden, um auch dort vorgetragen zu werden. Die heutige Gestalt dürfte der Text im ersten vorchristlichen Jahrhundert erhalten haben.
Grundsätzlich neue Ideen bringt das Buch Baruch nicht, seine Leistung ist eine Zusammenschau von geschichtlichen, weisheitlichen und prophetischen Texten des Alten Testaments. In der Hoffnung auf die Bestrafung der fremden Herren unterstreicht es die loyale Haltung zum Tempel und den mosaischen Gesetzen und das Vertrauen auf die Verheißungen Gottes.
Der Lesungsabschnitt greift einen Teil aus der Mahnrede von Baruch heraus. In diesem Text spricht der Autor aus, worauf es ihm ankommt und was er mit seiner Schrift erreichen will: Israel soll lernen, die Dinge "weise" anzupacken, sich richtig zu verhalten und das Leben gut zu gestalten. Dabei geht es nicht um eine abstrakte, philosophische Weisheit, sondern um anzuwendende Weisheit, Verstehen, Erkenntnis und Einsicht. Um die Situation des Volkes zu verbessern, ist es notwendig, die Gesetze Gottes zu befolgen und die Größe Gottes anzuerkennen. Dann sind es die Gesetze, die zum Leben führen, die Weisheit, die Rat und Hilfe gibt.
Der Grund für den Zustand, in dem sich das Volk befindet, das Exil, ist, daß Israel seinen Gott verlassen hat. Es hat keinen Sinn, bei Menschen auch nicht bei anderen Völkern nach der Weisheit zu fragen, denn nur Gott kennt den Weg der Weisheit. Er ist der Gott Israels, der Schöpfer und damit der einzige Gott. Er wählt nicht das Mächtige, Große und Berühmte um es mit Weisheit auszustatten, vielmehr hat Gott die Weisheit seinem Volk gegeben. Die Gebote Gottes sollen das Volk zu Leben und Glück führen. Sich nicht an die Gebote, an die Weisheit Gottes zu halten führt zu Unheil und Tod: Umkehr ist notwendig, der falsche Weg muß verlassen werden. Kein anderes Volk soll sich rühmen können, die Weisheit zu besitzen, was eintreten könnte, wenn das Volk Israel nicht der göttlichen Weisung folgt und so ins Unglück gerät.
Antwortpsalm nach der 6. Lesung - Ps 19,8-12
Kv - Herr, du hast Worte des ewigen Lebens. - Kv
(Oder Gl 312,7)
Die Weisung des HERRN ist vollkommen,
sie erquickt den Menschen.
Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich,
den Unwissenden macht es weise. - Kv
Die Befehle des HERRN sind gerade,
sie erfüllen das Herz mit Freude.
Das Gebot des HERRN ist rein,
es erleuchtet die Augen. - Kv
Die Furcht des HERRN ist lauter,
sie besteht für immer.
Die Urteile des HERRN sind wahrhaftig,
gerecht sind sie alle. - Kv
Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge.
Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben.
Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen;
reichen Lohn hat, wer sie beachtet. - Kv
7. Lesung - Ez 36,16-17a. 18-28
Lesung aus dem Buch Ezechiel.
Das Wort des HERRN erging an mich:
Menschensohn,
als die vom Haus Israel in ihrem Land wohnten,
machten sie es durch ihre Wege und ihre Taten unrein.
Da goss ich meinen Zorn über sie aus,
weil sie Blut vergossen im Land
und es mit ihren Götzen befleckten.
Ich zerstreute sie unter die Nationen;
in die Länder wurden sie vertrieben.
Nach ihren Wegen und nach ihren Taten habe ich sie gerichtet.
Als sie aber zu den Nationen kamen,
entweihten sie überall, wohin sie kamen,
meinen heiligen Namen;
denn man sagte von ihnen:
Das ist das Volk des HERRN
und doch mussten sie sein Land verlassen.
Da tat mir mein heiliger Name leid,
den das Haus Israel bei den Nationen entweihte,
wohin es auch kam.
Darum sag zum Haus Israel:
So spricht GOTT, der Herr:
Nicht euretwegen handle ich, Haus Israel,
sondern um meines heiligen Namens willen,
den ihr bei den Nationen entweiht habt,
wohin ihr auch gekommen seid.
Meinen großen, bei den Nationen entweihten Namen,
den ihr mitten unter ihnen entweiht habt,
werde ich wieder heiligen.
Und die Nationen
- Spruch GOTTES, des Herrn -
werden erkennen, dass ich der HERR bin,
wenn ich mich an euch vor ihren Augen als heilig erweise.
Ich nehme euch heraus aus den Nationen,
ich sammle euch aus allen Ländern
und ich bringe euch zu eurem Ackerboden.
Ich gieße reines Wasser über euch aus,
dann werdet ihr rein.
Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen.
Ich gebe euch ein neues Herz
und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres.
Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch
und gebe euch ein Herz von Fleisch.
Ich gebe meinen Geist in euer Inneres
und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt
und auf meine Rechtsentscheide achtet und sie erfüllt.
Dann werdet ihr in dem Land wohnen,
das ich euren Vätern gegeben habe.
Ihr werdet mir Volk sein und ich,
ich werde euch Gott sein.
Manfred Wussow (2005)
Gedeutete Geschichte: Israels Zerstreuung unter den Völkern wird von dem Propheten Ezechiel verstanden als Strafe. Durch sein Verhalten hat Israel das ihm anvertraute Land „unrein“ gemacht. Angesprochen werden der Götzendienst und das Blutvergießen. Obwohl nicht näher spezifiziert, setzt der Prophet voraus, dass die Menschen eine Verbindung zu ihrer Geschichte herstellen – und ihr Geschick verstehen. Ezechiel wendet dann den Blick: Selbst in der Fremde entweihen sie „überall, wohin sie kamen“ den heiligen Namen Gottes. Der Prophet deutet auch an, wie das geschieht: Das Volk Jahwes habe sein Land verlassen müssen, sei also in Ungnade gefallen – sagt „man“. Was die Leute sagen, nimmt sich Gott zu Herzen. Auf ihn fällt die Erfahrung Israels zurück – und wird von ihm angenommen. Ezechiel kündet einen neuen Anfang an: Gott wird seinen Namen wieder heiligen – indem er vor den Augen der Völker Israel herausholt, sammelt und in sein Land bringt. Betont: „Nicht euretwegen handle ich, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen.“
In drei Sätzen legt der Prophet die Verheißung eines neuen Anfangs aus: „Ich gieße reines Wasser über euch aus …“ Ich schenke euch ein neues Herz … Ich lege meinen Geist in euch … Es ist eine Steigerung, die allerdings auch weit über das hinausgeht, was geschichtlich erfahrbar sein kann. Dass Israel wieder in dem Land wohnt, „das ich euren Vätern gab“, belegt zwar, dass – wie in der alten Bundesformel – Israel „mein Volk“ und „ich euer Gott“ bin, aber das reine Wasser, das neue Herz, Gottes Geist sind Gaben, auf die kein Rückblick möglich ist, wohl aber Bitte und Hoffnung. Es gehört zum Geheimnis des heiligen Namens, dass Menschen zu keiner Zeit sagen können, sie könnten ihre Geschichte mit Gott abschließen.
Zu Pfingsten tritt die Kirche in eine Hoffnungsgeschichte ein, die lange vor ihr von Gott um seines Namen willen angefangen hat.
Antwortpsalm nach der 7. Lesung - Ps 42,3. 5. 10a. 43., 3-4.
Kv - Wie der Hirsch verlangt nach frischem Wasser,
so verlangt meine Seele, Gott, nach dir. – Kv
(Oder GL 312,8)
Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott.
Wann darf ich kommen
und erscheinen vor Gottes Angesicht? - Kv
Ich will in einer Schar einherziehn.
Ich will in ihr zum Haus Gottes schreiten,
im Schall von Jubel und Dank
in festlich wogender Menge. - Kv
Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten;
sie sollen mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen.
So will ich kommen zu Gottes Altar, /
zum Gott meiner Freude und meines Jubels.
Ich will dir danken zur Leier, Gott, du mein Gott. - Kv
Epistel - Röm 6,3-11
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden,
sind auf seinen Tod getauft worden.
Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod,
damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters
von den Toten auferweckt wurde,
in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln.
Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden,
dann werden wir es auch
mit der seiner Auferstehung sein.
Wir wissen doch:
Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt,
damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde,
sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind.
Denn wer gestorben ist,
der ist frei geworden von der Sünde.
Sind wir nun mit Christus gestorben,
so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.
Wir wissen,
dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt;
der Tod hat keine Macht mehr über ihn.
Denn durch sein Sterben
ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde,
sein Leben aber lebt er für Gott.
So begreift auch ihr euch als Menschen,
die für die Sünde tot sind,
aber für Gott leben in Christus Jesus.
Bernhard Zahrl (1997)
Verse 6,1-4:
Im Text Röm 6,1-11 zeigt Paulus auf, daß in der Taufe eine neue Lebensgemeinschaft mit Christus begründet wird. Wenn Paulus in Röm 5 meint, daß einer großen Sünde eine immer noch größere Gnade gegenüberstehe, so stellt er in Röm 6,1 die rhetorische Frage, ob wir etwa in der Sünde bleiben sollen, damit die Gnade weiter zunehme.
Das soll jedoch keineswegs geschehen, denn durch die Taufe haben wir eine neue Existenzweise; wir sind für die Sünde gestorben, und können folglich nicht mehr in der Sünde leben. Die Formulierung "auf Jesus getauft sein" ist für Paulus bereits ein terminus technicus für einen Ritus. Im Unterschied zu Johannes dem Täufer wird jetzt auf Christus getauft. Bei der Taufe zieht der Täufling gleichsam Christus an und gehört nun Gott an. Das "mit Christus sterben" wird gedeutet als "mit Christus begraben werden", damit auch wir, wie er, von den Toten auferweckt werden. Die Taufe ist somit Beginn eines neuen Lebens, welches erst im Tod zur Vollendung gelangt.
Verse 6,5-7:
Die Taufe ist nicht nur ein äußerliches Zeichen, sondern bewirkt auch das Zusammenwachsen mit Christus; sogar mit seinem Tod. In den Versen 6 und 7 wird die Aussage von V. 5 näher interpretiert: Der alte Mensch ist der Mensch vor der Taufe, der in Sünde lebt. Unser alter Mensch wird in Christus mitgekreuzigt, damit der Leib der Sünde vernichtet werde und wir als neue Menschen auferstehen.
Verse 8-11:
Wenn wir mit Christus gestorben sind, so sind wir auch mit ihm auferstanden. Aufgrund des Zeugnisses der Überlieferung wissen wir, daß Christus nicht mehr stirbt und der Tod keine Macht mehr über ihn hat.
Vers 11:
In der Taufe vollzieht sich ein Herrschaftswechsel. Wir gehören nicht mehr der Macht des Bösen, sondern Christus an.
Antwortpsalm nach der Epistel - Ps 118,1-2. 16-17. 22-23
Kv - Halleuja, Halleluja, Halleluja - Kv
Oder: GL 312,9
Dankt dem HERRN, denn er ist gut,
denn seine Huld währt ewig!
So soll Israel sagen:
Denn seine Huld währt ewig. - Kv
Die Rechte des HERRN, sie erhöht,
die Rechte des HERRN, Taten der Macht vollbringt sie.
Ich werde nicht sterben, sondern leben,
um die Taten des HERRN zu verkünden. - Kv
Ein Stein, den die Bauleute verwarfen,
er ist zum Eckstein geworden.
Vom HERRN her ist dies gewirkt,
ein Wunder in unseren Augen. - Kv
Evangelium - Mk 16,1-7
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
Als der Sabbat vorüber war,
kauften Maria aus Mágdala,
Maria, die Mutter des Jakobus,
und Sálome wohlriechende Öle,
um damit zum Grab zu gehen
und Jesus zu salben.
Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab,
als eben die Sonne aufging.
Sie sagten zueinander:
Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?
Doch als sie hinblickten,
sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war;
er war sehr groß.
Sie gingen in das Grab hinein
und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen,
der mit einem weißen Gewand bekleidet war;
da erschraken sie sehr.
Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht!
Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden;
er ist nicht hier.
Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat.
Nun aber geht
und sagt seinen Jüngern und dem Petrus:
Er geht euch voraus nach Galiläa;
dort werdet ihr ihn sehen,
wie er es euch gesagt hat.
(Da verließen sie das Grab und flohen;
denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt.
Und sie sagten niemandem etwas davon;
denn sie fürchteten sich.)
Martin Leitgöb (2000)
Bernhard Zahrl (1997)
Beginnen wir mit dem Schluß der Evangeliumsperikope. Die Frauen werden, nachdem sie die Botschaft von der Auferstehung Jesu erfahren haben, vom Engel zu den Jüngern geschickt. Diese sollen, so heißt es, nach Galiläa gehen, denn dort werden sie den Auferstandenen sehen.
Die Rollen der Frauen und der Jünger in bezug auf den Osterglauben sind also sorgfältig differenziert. Während die Frauen Botinnen der Auferstehungsnachricht sind, sollen die Jünger mit dem Auferstandenen selbst Kommunikation haben und damit zu seinen Zeugen werden. So endet die Perikope mit einem Blick auf das wahre Fundament des Osterglaubens. Er gründet in der Begegnung, die Menschen mit dem Auferstandenen gemacht haben (und auch heute noch immer machen).
Das leere Grab, das die Frauen sehen, hat - was nicht wenig ist! - den Charakter eines bestärkenden Zeichens, nicht aber die Funktion eines zwingenden Beweises dafür, daß Jesus wirklich auferstanden ist. Es ist eben nicht ein unbedingtes Fundament des Osterglaubens. Dies wird auch in unserer Perikope deutlich. Es wird ja nicht gesagt: "Er ist nicht hier, deshalb ist er auferstanden", sondern genau umgekehrt: "Er ist auferstanden, er ist nicht hier."
Aus den genannten Gründen hat sich in der Forschung heute weithin die Auffassung festgesetzt, daß der Osterglaube wohl in Galiläa begonnen hat und in den geistgewirkten Begegnungen der Jünger mit dem Auferstandenen gründet. Die Grabesgeschichten der Evangelien werden dagegen eher als relativ späte erzählerisch-legendarische Entfaltungen des bereits vorhandenen Glaubens an die Auferstehung gedeutet. Dies schließt zwar nicht aus, daß sie einen historisch wahren Kern haben (auch für die Tatsache des leeren Grabes spricht einiges), aber ihre Bedeutung gewinnen sie doch erst in theologischer Interpretation.
Dazu drei kurze Hinweise:
Die Suche der Frauen galt dem toten Jesus, den sie mit der Salbung weiter dem Tod anheimgeben wollten. Doch Gott hat Jesus auferweckt und aus dem Grab befreit. Jesus ist eben kein Toter mehr, den man salben bräuchte.
Die ganze Erzählung wird vom Wort eines Engels beherrscht. Engel sind Gottesboten. Das Grab, die Stätte des Todes, wo das Fehlen eines Menschen normalerweise am bedrückendsten erfahren wird, ist also zum Ort der Gottesoffenbarung geworden. Die dunkle Todessituation hat der Botschaft des lebendigen Gottes Platz gemacht.
Bemerkenswert ist, daß ausdrücklich vom auferstandenen Gekreuzigten gesprochen wird: "Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden." Der Auferstandene ist kein Lichtwesen, das nichts mit unserer Welt zu tun hätte. Nein, er ist jener Jesus von Nazaret, der hier gelebt hat. Keine Beziehung, die er hier hatte, keine Liebe, die er zu den Menschen fühlte, nicht die Gerechtigkeit, für die er sich einsetzte, und schon gar nicht das Leiden, durch das er gehen mußte, ist durch die Auferstehung aufgehoben. Seine Beziehungen, die Liebe, die Gerechtigkeit und das Leiden - all das ist jetzt in den Machtbereich Gottes hineingenommen. Die Wunden sind verklärt.
V. 1: Der Sabbat endet bei Sonnenuntergang. Am Sabbat waren sowohl die Totenklage, das Einkaufen und die Bereitung eines Grabes verboten. Während in der Passion des Markus Männer die "Hauptakteure" sind, beginnen jetzt die Aufgaben der Frauen. Sie, die auch bis zuletzt bei Jesus unter dem Kreuz geblieben sind - und sich nicht wie die Männer zurückgezogen und von der Umwelt aus Angst abgeschottet haben - werden nun die ersten Zeugen der Frohbotschaft von Ostern.
V. 2: Die dreifache Zeitangabe ist wohl bewußt gewählt worden: Der erste Tag, der Sonntag, wird bereits zur Zeit des Evangelisten als Auferstehungstag gefeiert. Die Zeit des Sonnenaufgangs (beachte die Symbolik "Sonnenaufgang - Auferstehung"), also etwa um 6 Uhr, ist die Zeit des Gebetes für Juden und Christen.
V. 3-4: Es ist eigentlich unverständlich und fast töricht: die Frauen gehen alleine zum Grab, obwohl sie wissen, daß sie den großen Stein davor nicht wegbewegen können. Durch die passivische Formulierung in Vers 4 soll deutlich werden, daß Gott am Werk gewesen ist und den Stein bereits zur Seite wegbewegt hat - er öffnet sogar Gräber!
V. 5: Das weiße Gewand des Engels ist das Zeichen einer himmlischen Gestalt (vgl. Mk 9,3), bzw. himmlischer Herkunft. "Rechts" gilt in der jüdischen Tradition als die Seite des Glücks.
V. 6: Die Botschaft des "Boten" ist im Präsens formuliert. Dies soll verdeutlichen, daß sie auch für den Leser noch aktuell ist. Die Worte des Boten sind weiters ein Anklang an ein urchristliches Glaubensbekenntnis.
V. 7: Die Frauen erhalten den Auftrag, die frohe Botschaft weiterzutragen und zu verkünden. Die Jünger sollen von dieser Botschaft verständigt werden und aus ihrer derzeitigen selbstgewählten Isolation befreit werden.
Galiläa soll der Ort des Neuanfangs werden. Von dort wird das Evangelium von Jesu Auferstehung in die Welt getragen.
Oster-Nacht
Lange Nächte
Nächte haben es in sich, Nächte faszinieren: Nacht der offenen Kirchen, Nacht der offenen Museen, Nacht der offenen Galerien. Dann sind Menschen unterwegs. Von einem Ort zum anderen. Immer willkommen. Es ist schön, die Nacht zum Tage zu machen! Mal neugierig, mal einfach nur gut drauf. Und der Wein ist auch schon ausgeschenkt. Das volle Glas wird mir gereicht. Mit einem freundlichen Lächeln. Schön, dass du da bist!
Die Osternacht ist die Nacht der offenen Geschichten! Auch wenn wir jetzt an einem Ort zusammensitzen und feiern! Wir sind tatsächlich auch unterwegs. Von der Schöpfung über die Flucht aus Ägypten nach Babylon. Wir bekommen die Ängste der Menschen mit, wir hören tolle Prediger und die Hoffnungsgeschichten wachsen wie der Sternenhimmel.
So schnell wie wir in dieser Nacht von einem Ort zu anderen huschen, von einem Gefühl zum nächsten, lässt sich kaum aushalten. Eine Nacht voller Spannungen und Entdeckungen. Vor unseren Augen wird das Licht geschaffen, das rote Meer geteilt, Berge überwunden und sogar Knochen wachsen wieder zusammen - und überhaupt: Gott ist immer dabei. Er scheint nicht müde zu werden. Ich kann nicht einmal alles aufzählen, was uns heute vor die Augen und Ohren kommt. Wir eilen von Geschichte zu Geschichte. Hilfe, es geht alles so schnell – können wir nicht langsamer machen?
Nächte haben es in sich. Aber nicht alle Nächte faszinieren. So manche Stunde zieht sich bleiern durch die Nacht. Mit Schmerzen, Schreckensbildern im Kopf und Ängsten aus Untiefen. Mit Gedanken, die keine Ruhe lassen, die sich im Kreise drehen und keinen Ausweg finden. Hüter, ist die Nacht bald hin?
So kommen wir bei der Geschichte an, auf die in der Nacht heute alle Geschichten hinlaufen. Zu der Geschichte von der Auferstehung Jesu. Ich halte ein, hole tief Luft. Ein großer Frieden breitet sich aus. Ich muss jetzt nicht mehr laufen, laufen, laufen. Ich werde ganz still. Es ist wie am ersten Tag.
Die Erde ist wüst und leer, aber Gott ordnet das Chaos, das Dunkle. Sein erstes Wort: Es werde Licht!
Der Morgen
Am ersten Tag der Woche kommen drei Frauen zum Grab Jesu. Maria aus Mágdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Sálome. Sie wollen Jesus salben. Er liegt tot im Grab. Nun schon am dritten Tag. Kostbares wohlriechendes Öl haben sie mitgebracht. Mit ihren Händen werden sie es auf seinem Leichnam verreiben. Für den letzten Liebesdienst. Heute geht es noch – morgen schon muss das Grab verschlossen bleiben. Der Tod verbarrikadiert sich hinter einem schweren Stein. Ihm ist nicht beizukommen. Mit Öl nicht, mit Zärtlichkeit auch nicht.
Aber dann ist der Stein weggewälzt. Es ist, als ob die Welt des Todes ein großes Loch bekommen hat.
So groß, dass die Frauen keine Sorge mehr haben müssen, wie sie „rein“-kommen. Das Totenreich ist nicht mehr verschlossen. Auf der rechten Seite inmitten des Grabes sehen die Frauen einen jungen Mann, wie der Evangelist verwundert erzählt. Einen jungen Mann in weißem Gewand! Ist es ein Engel? Ein Mensch? Jesus ist es nicht. Die Botschaft scheint wie aus einer anderen Welt:
Erschreckt nicht!
Ihr sucht Jesus von Nazaret,
den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden;
er ist nicht hier.
Seht, da ist die Stelle,
wohin man ihn gelegt hat.
Nun aber geht
und sagt seinen Jüngern und dem Petrus:
Er geht euch voraus nach Galiläa;
dort werdet ihr ihn sehen,
wie er es euch gesagt hat.
Für mich ist diese Stelle die schönste überhaupt! Da ist jemand, der weiß, was ich suche! Er hat sich da hingesetzt, wo meine Blicke auf ihn fallen müssen. Er zeigt dann auf eine leere Stelle. Auf die – eine – leere Stelle. Da haben meine Erwartungen gelegen, meine Träume, meine Sehnsüchte. Aber jetzt ist sie – leer.
Ich wünsche mir, dass ich, wenn ich um die Ecke schaue, auf einen Menschen stoße, der mir die Augen öffnet. Sieh! Schau doch! Leer!
Was könnte ich hier noch suchen? Was finden?
Der junge Mann, von dem ich nicht weiß, ob er ein Engel ist, sagt dann: nun aber geh! Hier kannst du nicht bleiben. An diesem Ort schon mal gar nicht! Du musst aufbrechen!
Es ist wirklich ein neuer Morgen! Die Nacht ist vergangen. Der Stein ist weggewälzt. Der Tod kann seine Beute nicht halten. Seht: die leere Stelle!
Über das leere Grab haben sich Menschen so ziemlich zu allen Zeiten ihre Köpfe zerbrochen und so manchen Streit ausgefochten. Bringt nichts, sagt der junge Mann: Was ist denn hier „leer“? Die Stelle, an der ihn der Tod gefesselt hat – die ist „leer“. Ich werde geradezu auf diese Stelle gestoßen: Sieh! Schau! Wäre Jesus tot, dann gehörte er hier hin – ist er aber nicht tot zu kriegen, kann er hier nicht bleiben. Wären meine Erwartungen, meine Träume, meine Sehnsüchte tot, dann gehörten sie hier hin – sind sie aber nicht tot zu kriegen, können sie hier nicht bleiben.
Der Stein muss weg!
Dann die Perspektive.
Nun aber geht
und sagt seinen Jüngern und dem Petrus:
Er geht euch voraus nach Galiläa;
dort werdet ihr ihn sehen,
wie er es euch gesagt hat.
Auf den Ort kommt es an! Auf – Galiläa! Da hat alles angefangen. Jesus hat gepredigt, seine Jünger gefunden, Menschen haben sich ihm angeschlossen. Obwohl die Leute sagten: „Was kann aus Galiläa schon Gutes kommen“, ist in Galiläa der Himmel aufgegangen.
Es ist eigentlich eine freche Szene. Selbst Petrus wird, wie die anderen Jüngern, aus den Mündern der drei Frauen zu hören bekommen, was sie jetzt zu machen haben: noch einmal neu anfangen! In Galiläa! Da wird dann auch Jesus wieder sein.
Der Ostermorgen ist voller Überraschungen. Drei Frauen gehen zum Grab. Drei Frauen hören die Botschaft von der Auferstehung Jesu. Drei Frauen verkünden den Jüngern, was sie zu machen haben!
Heute ist die Welt nicht wieder zu erkennen!
Der Stein ist weg!
Ostern
Die Osternacht ist die Nacht der offenen Geschichten!
Nächte haben es in sich. So manche Stunde zieht sich bleiern durch die Nacht. Aber dann geht die Sonne auf. Die Albträume kenne ich schon nicht mehr. Die Schreckensbilder im Kopf haben sich aufgelöst und Hoffnungen sind eingezogen. Mit Gedanken, die zur Ruhe kommen, die sich nicht länger verbeißen und Wege finden. Hüter, ist die Nacht bald hin?
Ich muss jetzt nicht mehr laufen, laufen, laufen. Ich werde ganz still. Es ist wie am ersten Tag. Die Erde ist wüst und leer, aber Gott ordnet das Chaos, das Dunkle. Sein erstes Wort: Es werde Licht!
Frohe und gesegnete Ostern!
ER ist auferstanden!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Wie heute von der Auferstehung Zeugnis geben?
Höfliche Zurückweisung
Der Apostel Paulus war wohl der eifrigste Verkünder der Auferstehung Jesu. In einem Bekehrungserlebnis auf dem Weg nach Damaskus ist er dem Auferstandenen begegnet. Dieses Ereignis hat sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Gemeinsam mit Barnabas unternimmt er mehrere Missionsreisen durch Kleinasien und Griechenland. Als er in Athen auf dem Areopag von der Auferstehung Jesu zu predigten begann, haben allerdings seine Zuhörer abgewunken und ihm höflich zu verstehen gegeben: Darüber wollen wir dich ein andermal hören.
Uns geht es heute nicht viel anders, wenn wir in einer Diskussion den Auferstehungsglauben ins Gespräch bringen wollen. Im freien Westen darf man glauben und predigen, was man will, ob man mit seiner Botschaft jedoch Gehör findet, ist fraglich.
"Schrecken und Entsetzen"
Das Evangelium des Markus berichtet, wie die Frauen, die den Leichnam Jesu salben wollten, erschraken und fassungslos die Botschaft des Engels vernahmen. Der letzte Satz dieses Berichtes wurde Ihnen in der liturgischen Feier vorenthalten. Ich vermute, da wollte man Ihnen die feierliche Stimmung dieses Abends nicht verderben. Markus schreibt nämlich weiter: "Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich."(Mk 16,8). Ich kann den Frauen den Schrecken und das Entsetzen gut nachfühlen nach all dem, was davor in Jerusalem geschehen war. Zumindest brauchten sie eine Zeit, um sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Ob sie da gleich an eine Auferstehung Jesu gedacht haben?
Für uns ist nach den vielen Jahrhunderten der Glaube an die Auferstehung Jesu ein fester Glaubenssatz geworden, der von den einen nicht mehr hinterfragt wird, von vielen anderen jedoch als unglaublich zurückgewiesen wird. Der Schrecken und das Entsetzen der Frauen lehren uns, dass wir uns den Glauben an die Auferstehung Jesu und die Hoffnung auf die Auferweckung der Toten nicht zu einfach machen dürfen. Wir tun gut daran, die biblischen Zeugnisse von der Auferstehung Jesu in ihrer Gesamtheit im Auge zu behalten. Neben den Berichten von der Auffindung des leeren Grabes gibt es Erzählungen von Begegnungen mit dem Auferstandenen, in denen die Jüngerinnen und Jünger den Herrn erst nach und nach erkennen.
Das Fundament des Auferstehungsglaubens
Im Osternachtsgottesdienst haben wir weit ausgeholt. Angefangen haben wir bei der Erzählung von der Erschaffung der Welt, dann hörten wir von der Errettung aus der Unterjochung durch die Ägypter und später der Babylonier, dann war die Rede von der Erneuerung des Bundes mit Gott durch die Propheten. In einem großen Bogen sind wir der Geschichte einer innigen Beziehung Gottes zu seinem Volk nachgegangen, bevor uns die Erzählung von der Auffindung des leeren Grabes vorgelesen wurde. Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist getragen von der jüdischen Überlieferung, dass Gott seine geliebten Kinder nicht im Stich lässt, auch nicht im Tod. Ohne dieses Bewusstwerden der Gottesbeziehung fehlte dem Auferstehungsglauben das Fundament.
Wenn wir heute den Menschen die Frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu und deren Bedeutung für unser Leben nahebringen wollen, genügt es nicht, "Halleluja, Jesus lebt!" zu rufen. Und es genügt auch nicht, darüber zu spekulieren, wie wahrscheinlich es ist, dass Jesus wirklich auferstanden ist. Ein derartiges Reden von der Auferstehung hinge genauso in der Luft wie die Botschaft des Engels im leeren Grab. Die Frauen und dann auch die Jünger haben deren Bedeutung erst nach und nach begriffen, als ihnen auf der Basis der alten heiligen Schriften bewusst wurde, dass es so kommen "musste".
Wir haben Zukunft
Oft bedauern wir, dass viele Menschen heute mit der Botschaft von der Auferstehung Jesu nichts anfangen können. Unsere Rede von der Auferstehung Jesu hängt in der Luft, wenn es uns nicht gelingt, die Basis unseres Glaubens glaubhaft zu machen, dass wir von der Überzeugung getragen sind, dass Gott uns durch das Auf und Ab des Lebens begleitet, dass er uns in den Krisen des Lebens nicht im Stich lässt. Weil wir unser Leben in einem umfassenderen und größeren Zusammenhang sehen, können wir es von dieser Grundlage aus auf Zukunft hin planen und gestalten. Wir sind von einer Hoffnung getragen, die nicht stirbt.
Die Krisen, die uns gegenwärtig zu schaffen machen – die Coronakrise, die Klimakrise, die Migrationskrise -, zeigen uns, dass wir sie nur gemeinsam bewältigen können. Wir sind auf einander angewiesen und von einander abhängig. Dabei kommt uns zugute, dass wir eine breitere Basis haben als die Sorge um unser eigenes Leben. Wenn wir auf die Geschichte unseres Glaubens zu schauen, erkennen wir, wie Gott sein Volk durch die Jahrhunderte hindurch getragen und geführt hat. Das gibt uns die Kraft, solidarisch zu handeln und zusammenzuhalten, auch wenn uns dies Opfer abverlangt. Wir brauchen selbst dann nicht zu verzweifeln, wenn unser persönliches Leben ein unvorhergesehenes Ende nimmt. Wir wissen: Gott lässt seine geliebten Kinder nicht im Stich. Das Osterfest führt es uns dies am Beispiel Jesu und am Beispiel des Gottesvolkes vor Augen. So können wir aus vollem Herzen ein "Halleluja, Jesus lebt!" anstimmen und in die Welt hineinrufen.
Österlicher »Faktencheck«
Was ist Wahrheit?
"Was ist Wahrheit?" fragt im Johannesevangelium Pilatus Jesus, als dieser als Angeklagter vor ihm als Richter stand. Von einem Richter erwarten wir, dass er die Wahrheit herausfindet.
Was wahr ist, lässt sich auch heute oft nur schwer in der gegenwärtigen Hochkunjunktur von »fake news« herausfinden. Oft werden Nachrichten bewusst gefälscht. Medienberater wissen, wie man Aufmerksamkeit erregende Behauptungen verbreitet und damit Stimmung macht, ganz gleich ob sie wahr sind oder nicht. Viele schrecken nicht davor zurück, Unwahrheiten in die Welt zu setzen. Die neuen Medien machen das noch mehr möglich als je zuvor. Seriöse Medien sehen ihre Aufgabe darin, die Behauptungen einem »Faktencheck« zu unterziehen und aufzuklären, wieviel und welche Wahrheit dahintersteht.
Wir Christen feiern zu Ostern unseren Glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Wenn es stimmt, dann ist dies die aufregendste Nachricht, die man sich vorstellen kann. Dann hat der Tod seinen Schrecken verloren, dann sieht unsere Zukunft ganz anders aus und überhaupt: unser Leben steht unter ganz anderen Vorzeichen. Ein solches Faktum kann man nicht genug feiern und in die Welt hinausschreien. Es irritiert jedoch, dass der Osterjubel der Christen nicht mehr Echo hat. Weltweit sind Menschen gegenüber religiösen Botschaft skeptisch geworden, weil mit religiösen Botschaften viel Schindluder getrieben wird.
Was bleibt übrig, wenn wir unseren Glauben an die Auferstehung Jesu und damit auch unsere Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung einem Faktencheck unterziehen? Auf welche Grundlagen stützen wir uns? Was gibt es an Beweisen?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt keine handfesten hieb- und stichfesten Beweise, die jede weitere Diskussion überflüssig machten. Es gibt aber Fakten, die trotz aller Zweifel einer kritischen Öffentlichkeit zum Nachdenken herausfordern.
Was beweist ein leeres Grab?
Wir haben im Markusevangelium gehört, was einige Frauen, die in aller Frühe nach dem Sabbat am Leichnam Jesu das jüdische Bestattungsritual nachholen wollten, erlebt haben. Sie wundern sich, dass der schwere Stein, der das Grab verschlossen hatte, weggewälzt war. Sie finden das Grab leer. Sie sehen einen jungen Mann in weißem Gewand, der ihnen erklärt, Jesus von Nazareth, der Gekreuzigte, sei auferstanden. Obwohl Jesus den Frauen aufträgt, sie sollen dies den Jüngern ausrichten und ihnen sagen, sie sollten nach Galiläa gehen, dort würden sie ihn sehen, sind sie so von Schrecken und Entsetzen gepackt, dass sie fortlaufen, ohne davon etwas zu erzählen.
Dieser Bericht findet sich in der Bibel in vier Varianten. Für Skeptiker zu wenig, um damit etwas beweisen zu können. Für Gläubige ein Faktum, an das sie unglaublich große Hoffnungen knüpfen. Für beide Seiten ist das leere Grab eine Leerstelle, das Verschwinden des Leichnams mit phantastischen Geschichten auszumalen. Ein prächtiger Nährboden für »fake news«!
Was beweist das leere Grab? – Es ist eine Leerstelle, mit der wir leben müssen, auch wenn wir auf die Botschaft von der Auferstehung Jesu unser ganzes Lebenskonzept aufbauen. Aber immerhin, das leere Grab können wir nicht einfach abtun. Es fordert uns heraus, über die Botschaft, dass Jesus auferstanden sei, nachzudenken.
Menschen, die Jesus als Auferstandenen gesehen haben
Dazu kommt ein zweites Faktum: Menschen, die Jesus nahestanden, behaupten, sie seien ihm nach seinem Tod begegnet. In den nächsten Tagen werden wir in den Gottesdiensten eine Reihe von Erzählungen hören, die davon berichten. Paulus fasst diese Berichte etwa zwanzig Jahre später im ersten Brief an die Korinther (1 Kor 15,1-11) zusammen und nennt Petrus, die Zwölf und dann mehr als fünfhundert Brüder zugleich. (Frauen zählen für ihn offenbar nicht. Das war damals so üblich.) Das Interessante daran ist, dass die meisten von ihnen auf diese Begegnung hin ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt haben. Viele von ihnen sind in die Welt hinausgezogen, um diese Botschaft allen Menschen bekannt zu machen. Manche haben die Verwirrung, die sie damit hervorgerufen haben, sogar mit ihrem Leben bezahlt. Diese Entwicklung lässt sich historisch nicht leugnen.
Im Zentrum: Jesu Glaube an einen liebenden Gott
Ein drittes Faktum sehe ich im Glauben, an dem Jesus selbst bis in seinen Tod hinein festgehalten hat. Er ist davon überzeugt, dass ihn Gott liebt und ihn nicht im Stich lassen wird, auch wenn er für diesen radikalen Glauben in den Tod geschickt wird. In Wort und Tat leitete er die Menschen an, selbst diese Liebe Gottes zu entdecken und das Leben danach auszurichten.
Ein solcher Glaube ist etwas zutiefst Persönliches und wird einem Faktencheck nur insofern standhalten, dass man zur Kenntnis nehmen muss, dass nicht wenige Menschen sich davon haben überzeugen lassen.
Wer sich von Jesus auf den Weg des Glaubens mitnehmen lässt, wird die Leerstellen des leeren Grabes mit anderen Vorstellungen füllen als Menschen, dies diesen grundlegenden Glauben Jesu nicht teilen können. Für Gläubige ist das leere Grab Anlass, darüber nachzudenken, was einem Gott zuzutrauen ist, der seine Schöpfung und jeden einzelnen von uns von Herzen liebt.
Was ist Wahrheit? – Diese Frage kann letztlich nur jeder selbst beantworten. Jede und jeder muss sein Osteralleluja selbst buchstabieren und anstimmen. Es wird unterschiedlich laut und kunstvoll ausfallen. Wer jedoch in diesen Osterjubel mit ganzem Herzen einstimmen kann, wird entdecken, dass sich von daher das ganze Leben in einem neuen Licht zeigt.
In dieser Überzeugung rufe ich Ihnen zu: Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden! Und ich wünsche Ihnen die Freude und Hoffnung, die von dieser Überzeugung ausgeht.
Furcht, Schrecken und Freude
Furcht und Schrecken
Die Frauen suchen den Toten schon in der Morgendämmerung. Ihr liebendes Herz will den Toten beweinen und das grausame Geschehen miteinander verarbeiten. Sie sind hilflos und ohnmächtig.
„Und, siehe, es geschah ein gewaltiges Erdbeben, denn ein Engel kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz und sein Gewand war weiß wie Schnee. Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden.“ Die Frauen geraten in eine fürchterliche Angst. Das haben sie nicht erwartet. Gewalt und Macht tut sich auf. Was hat das zu bedeuten? Sie wissen nicht, was die Ereignisse ankündigen.
„Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag. Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich habe es euch gesagt. Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.“ Die Wächter lagen wie tot am Boden. Sie, die einen Toten bewachen sollen, sind wie tot – und der Tote lebt! Welch ein Widerspruch!
Furcht und Freude zugleich
Die Frauen sind voll Furcht und großer Freude, sagt die Schrift. Die Ereignisse voller unerwarteter Macht verunsichern sie. Sie fürchten sich, weil alles so anders ist und in einer noch nie erfahrenen Gewalt geschieht. Trotzdem verbreitet der Bote Gottes auch Freude. Vielleicht erinnern sich jetzt die Frauen: Hatte es Jesus nicht vorausgesagt? Sie eilen zu den Jüngern. Und plötzlich kommt Jesus selber: “Seid gegrüßt!“ Sie gingen auf ihn zu und umfassten seine Füße. Jesus sagt: „Fürchtet euch nicht! Geht zu meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, dort werden sie mich sehen!“ Jesus nimmt den Frauen die Angst. Er macht Mut. Seine vertraute Stimme erklingt. Er nennt zum ersten Mal die Jünger seine Brüder. „Geht zu meinen Brüdern!“ Wir dürfen sinngemäß sagen „und zu meinen Schwestern“: Durch sein Erlöserleiden hat er uns, seine Schüler, zu den Seinigen gemacht. Wir sind nicht mehr die ungelehrigen Jünger. Wir sind seine Geschwister aus Gnade. Der Vater hat uns in Seine Familie aufgenommen.
Durch die Taufe sind wir österliche Menschen
Diese unsere Aufnahme in die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Geist im Auferstandenen Jesus ist uns geschenkt in der Taufe. Paulus erklärt das im Römerbrief: Er greift das Bild vom Untertauchen im Wasser auf. Untergetaucht und wie begraben ist unserer sündiger und gottloser Mensch. Aufgetaucht und lebendig gemacht ist unser neuer erlöster Mensch. Wir sind durch unsere Taufe österliche Menschen. Wir sind jetzt innerlich erstanden, ein „neuer Christus“. Paulus sagt: „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir!“. Er hat mich zum neuen Leben geboren. Wir sollen „für die Sünde tot sein, für Gott in Christus leben!“ Wir sind eine Neuschöpfung. Das erfahren wir, wenn wir lieben, wie Jesus geliebt hat. Diese Liebe entspringt dem österlichen Geist und macht uns jetzt schon zu Mit-Auferstandenen. Singen wir heute dazu unser Oster-Halleluja!
Das Leben triumphiert über den Tod
Lebenstanz
In dieser Nacht tanzen die Texte, die Bilder, die Sehnsüchte – und die Verheißungen! Ein Tanz des Lebens, der Freude – ganz ausgelassen. Und unbeschwert. Wie am ersten Tag! Als alles anfing.
Am 1. Tag der Schöpfung wird das Licht geschaffen. Alles wird hell. Sogar das Tohuwabohu, das Chaos. In diesem Licht grünt und wächst die Schöpfung. Mit jeder Pflanze, jedem Tier, jedem Menschen. Abgeschlossen ist nicht, was Gott angefangen hat. Mit unserer, mit seiner Welt.
Dann hören wir heute von der Prüfung Abrahams. Jetzt ist alles ganz dunkel. Entsetzen pur. Seinen Sohn soll Abraham opfern – mehr: den Träger der Verheißung Gottes. Abraham macht sich tapfer auf den Weg. Isaak stapft neben ihm. Fragend. Wo ist denn das Opfertier? Abraham ist in einer Zwickmühle. Egal, was er macht – es ist verkehrt. Gibt es da einen Ausweg? Einen Weg ins Freie? Wie komme ich mit den vielen Zweifeln zurecht, die mich gelegentlich überfallen wie ein Dämon in der Nacht? Dass Gott selbst die Situation wendet, feiern wir in dieser Nacht.
Und dann ein drittes Beispiel aus dem Reigen der Lesungen in dieser Nacht:
Gott führt sein Volk aus der Gefangenschaft in die Freiheit. Zukunft ist ein anderes Wort für Liebe. Liebe eröffnet, Liebe schenkt Zukunft. Weil Liebe auf uns – zukommt. In seiner Treue begleitet Gott Menschen in ein neues Leben. Phantastisch in den alten Bildern: in das Land, in dem Milch und Honig fließen. Ich habe den Geschmack auf der Zunge. Leben. Gefülltes Leben. Es gibt keinen Hunger mehr, keinen Mangel – und niemanden, der schlägt. Der knechtet. Der Gewalt ausübt. In diesem Land gibt es auch keine Tränen mehr – sie werden vorher abgewischt. Im letzten Buch der Bibel lesen wir von dem himmlischen Aufstand gegen die kleinen und großen Potentaten dieser Welt, die nicht nur die Welt unter sich aufteilen, die auch jede Hoffnung zunichte machen wollen. Aus Kalkül, aus Rachsucht, aus Gier. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Am 1. Tag der Schöpfung wird das Licht geschaffen. Alles wird hell.
Am 1. Tag wird Jesus von den Toten auferweckt.
Wir gehen in den ersten Tag!
Totentanz
Im Evangelium lesen wir, dass in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria das Grab Jesu aufsuchen. Ob sie Zeugen des Erdbebens sind? Ob sie den Engel des Herrn auf dem weggewälzten Stein sehen? Leuchtend, hell, einem Blitz gleich?
Ostern hat mit Leuchten, mit Aufleuchten zu tun. Die Nacht wird zerrissen. Buchstäblich. Sie hängt in Fetzen herunter. Schlaff, kraftlos, ohne jede Schönheit. Ich weiß: das Bild ist brüchig. Manchmal liebe ich die Nacht, weil sie so still ist, so unheimlich weit und im Mondlicht glänzend. Aber die andere Seite der Nacht sind Einsamkeit, Sorge und Klage. Menschen wälzen sich in ihrem Bett, finden keine Ruhe, fürchten den Morgen. Selbst wenn die Sonne dann aufgegangen ist, geht die Nacht weiter. Sie frisst sich in das Leben, nistet sich ein. Wie vielen Menschen mag das so gehen? Auch in dieser Nacht.
In der Nacht tanzt auch der Tod. Mit seinen vielen Schergen, Helfershelfern und Dummköpfen.
Mit Alpträumen und Trauer.
Wächter
Schauen wir uns die Wächter an. Sie wurden von Amts wegen bestellt. So klar ist nicht, was sie bewachen sollten. Einen Toten? Ich nehme die Angst der Mächtigen wahr, die auch noch nach dem Tode Jesu – das Leben, sein Leben fürchten. Die das Leben so fürchten, dass sie Wächter bestellen – und bezahlen. Hat Jesus nicht von Auferstehung geredet? Nicht auszudenken, wenn das tatsächlich wahr sein sollte.
Reden wir von den Wächtern, die wir uns heute bestellen – oder bestellen lassen.
Da sollen Kontrollgremien über den Waffenhandel befinden. Aber die Lobbys sind wie Mühlmäuse. Auf edlem Papier wachsen die Aktienkurse. Mit dem Tod lassen sich tolle Geschäfte machen. Wir setzen Statisten in Amt und Würde. Sie sind wie Wächter am Grab, Wächter an einem der vielen Gräber, in denen Menschen namenlos verschwinden. Oder als Flüchtlinge stranden.
In unseren Gesellschaften nehmen wir Hassparolen und Hassreden wahr. Sie schmeicheln sich als vernünftig ein, säen aber Misstrauen und Angst. In der Anonymität der Netze gehen die einen unter, die anderen treten mit Füßen nach anderen. Worte werden zu Totschlägern. Die Netze bergen nicht mehr, sie fangen nicht auf – sie nehmen gefangen. In ihnen tauchen auch viele Wächter auf. Wächter diskutieren nicht. Wächter haben immer Recht. Der Tod braucht viele Wächter.
Wir diskutieren über die Schere zwischen arm und reich. Sie wird wohl immer größer. Statistiken bieten ein reichhaltiges Material. Aber viele Menschen verschwinden in den Zahlen, verlieren ihr Gesicht, verlieren ihre Würde. Am Ende kann keiner dafür. Es ist die Macht des Faktischen, die längst die Herrschaft angetreten hat. Verklausuliert – und gelegentlich überraschend offen. In den Medien, in den Köpfen, wohl auch in den Herzen. Viele Wächter werden bestellt und königlich entlohnt, die Dinge nicht beim Namen zu nennen. Wächter lieben den Schatten ihrer Herren. Sie bauen sich groß auf, um ihrer Erbärmlichkeit zu entkommen. Stimmt es eigentlich, dass immer die Kohle stimmen muss?
Im Evangelium lesen wir, dass die Wächter wie tot zu Boden fallen. Sie konnten weder ihrer Rolle gerecht werden noch das Leben hindern. Deshalb muss es ein Erdbeben geben! Deshalb muss der Stein weg! Deshalb muss der Engel wie ein Blitz leuchten! Wörtlich ist das zu nehmen! Der Tod scheitert. Seine Sicherungssysteme – liegen wie tot am Boden. Jetzt reden wir von Hoffnung! Jetzt hat die Liebe das letzte Wort! Jetzt beugen wir uns nicht mehr!
Künstler haben diese Szene vielfältig, aber immer genial und grandios zu malen verstanden. Die Wächter des Todes schlafen – und Jesus erstrahlt in himmlischem Licht. Es wird hell. Am ersten Tag!
Der neue Tag
An diesem Morgen tanzen die Texte, die Bilder, die Sehnsüchte – und die Verheißungen. Der Prophet Jesaja tritt zu mir, schaut mich an – und sagt: Komm doch mit in den Reigen! Jetzt höre ich, was er sagt. Hoffnungsvoll, aber bestimmt. Verträumt, aber realistisch:
"Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen.
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.
Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe."
Frohe Ostern!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus, unserem Herrn.
Ich glaube an die Auferstehung
Manches kann man nur glauben
Unseren Mathematiklehrer haben wir als Schüler des Öfteren mit Fragen an den Rand seiner Geduld gebracht, bis er mit dem Fuß aufstampfte und dazu mit schlesischem Akzent den Satz sagte: "Ihr müsst doch auch einmal was annehmen!". Er konnte mathematische Zusammenhänge zwar gut erklären, aber auch in der Mathematik gibt es Grenzen des Erklärbaren und Eckpunkte, die man im Alltag nicht mehr hinterfragen kann.
Ähnlich ergeht es mir auch mit der Frage nach der Auferstehung. Ich kann Ihnen zwar erklären, warum ich an die Auferstehung glaube, ich kann Ihnen aber nicht erklären, wie Auferstehung funktioniert oder was sich damals bei der Auferstehung Jesu genau zugetragen hat. Ich kann Ihnen auch nicht erklären, wie es einmal sein wird, wenn Gott uns auferwecken wird. Es ist etwas Unglaubliches, das wir im Glauben annehmen können, das aber manchen Menschen unannehmbar bleibt, weil sie es sich nicht vorstellen können oder weil sie es mit ihrem Weltbild nicht vereinbaren können.
Eine unglaubliche Frohe Botschaft
Im Evangelium hörten wir von den Frauen aus dem Freundeskreis Jesu, die nach der Sabbatruhe die erste Möglichkeit nutzen wollten, um dem Leichnam Jesu den letztmöglichen Liebesdienst zu erweisen. An alles haben sie gedacht, nur nicht an den großen Stein. Mit Entsetzen stellen sie fest, dass der Stein weggerollt ist. Was sie dann noch wahrnehmen, übersteigt ihre Fassungskraft.
Den letzten Satz dieser Erzählung des Markusevangeliums hat die kirchliche Leseordnung vorsorglich weggelassen, um Sie, liebe Hörerinnen und Leser, vor weiteren kritischen Fragen zu bewahren. Denn es heißt da noch: "Da verließen sie das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon, denn sie fürchteten sich." Den männlichen Kollegen wäre es kaum anders ergangen. Niemand weiß, wie sie reagiert hätten.
Was uns mit der Osterbotschaft zugemutet wird, ist unvorstellbar und unglaublich. Ich wundere mich nicht, wenn Menschen sich schwer tun, an eine Auferstehung eines Toten zu glauben. Um so etwas Unfassbares glauben zu können, braucht es tiefergehende Gründe als historisierende Beweise. Die Jünger und Jüngerinnen Jesu haben sich zum Glauben an seine Auferstehung erst durchgerungen, als einige von ihnen eine persönliche Begegnung mit ihm erlebt hatten und sie nach und nach diese neue Wirklichkeit vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen, die sie mit Jesus in der Zeit ihrer Jüngerschaft gemacht hatten, reflektiert haben.
Schon die gegenwärtige Wirklichkeit übersteigt meine Vorstellungskraft
Allerdings ist für mich die Tatsache, dass etwas unvorstellbar ist, kein Grund, etwas als unmöglich abzulehnen. Vieles, was heute eine Selbstverständlichkeit und Alltagsrealität ist, konnte ich mir vor vierzig Jahren noch nicht vorstellen. Ohne es zu reflektieren, habe ich mein Weltbild und meine Vorstellungen von der Wirklichkeit ständig an die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen angepasst. Ich habe gelernt, dass morgen vieles möglich sein wird, was ich mir heute noch nicht vorstellen kann.
Wenn ich nach Gründen suche, dass mein Glaube an die Auferstehung nicht ganz absurd ist, muss ich weiter ausholen:
Trotz allem Schrecklichen in der Welt glaube ich an das Gute im Menschen und in der Welt. "Ich habe einen Traum" hat Martin Luther King 1963 den Menschen zugerufen, die nach Washington marschiert waren, um gegen das Unrecht der Rassendiskriminierung zu protestieren. Obwohl er selbst Opfer eines Anschlages geworden ist, hat sein Traum die Welt zum Besseren verändert. Auch Mahatma Gandhi, Mutter Theres u.v.a.m. haben in diesem Vertrauen auf das Gute unsere Welt mitgestaltet. Was Jesus vor seiner Hinrichtung gelebt, gepredigt und getan hat, sehe ich auf einer ähnlichen Linie.
Wenn wir im Markusevangelium zurückblenden an den Anfang des Wirkens Jesu, so beginnt er das Evangelium vom Reich Gottes zu verkünden und durch sein Leben zu bezeugen, nachdem man seinen Vorläufer und Lehrmeister Johannes den Täufer mundtot gemacht hatte (Mk 1,14). Er glaubte an ein bis dahin unvorstellbares Gottesverhältnis und predigte: Gott liebt den Menschen und seine ganze Schöpfung so sehr, dass er ihm bis in seine Ablehnung hinein nachgeht. Er zeigt den Menschen, die ihm Gehör schenkten, wie sie diese Liebe Gottes erwidern können und hält an dieser Überzeugung sogar in seiner Auslöschung fest. Am Kreuz lässt er sich in diese Liebe Gottes hineinfallen. Diese Liebe hat ihn getragen und gehalten.
Ich glaube an die Liebe Gottes
Und an diese Liebe glaube auch ich, für diese Liebe will ich leben. Und einer solchen Liebe traue ich zu, dass sie Jesus auferweckt hat und mich und alle, die mir ans Herz gewachsen sind, zu neuem Leben auferwecken wird. Wie das konkret aussehen wird, übersteigt meine Vorstellungskraft. Für solche Fantasien möchte ich keine Kraft verschwenden, denn die Zukunft ist größer und anders, als meine Fantasie es beschreiben könnte.
Die Frauen sind zunächst davongelaufen, weil sie fürchteten, dass sie für verrückt erklärt werden, wenn sie erzählen, was sie gesehen und erlebt haben. Ich kann sie gut verstehen. Mit der Befürchtung, dass manche Menschen mich wegen meines Glaubens an die Liebe Gottes und daran, dass diese Liebe Unvorstellbares möglich macht, für verrückt halten, kann ich mittlerweile gut leben. Im Gegenzug bekomme ich für diesen Glauben an die Liebe Gottes Halt, Geborgenheit, Hoffnung, Gelassenheit...
Ja, ich glaube, dass ein liebender Gott diese Welt geschaffen und Christus von den Toten auferweckt hat und dass "kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9).
Jesus hat die Fesseln des Todes gesprengt
Das Ei: schlafendes und erwachendes Leben
Wir sehen vor uns vielerlei Ostereier. Als Symbol steht das Ei für das Allereinfachste und Ursprünglichste, für den Uranfang des Lebens. Im Ur- oder Welten-Ei als dem "Großen Runden" kann der ganze Kosmos enthalten sein. In zahlreichen Mythen ist die Welt aus einem Ur-Ei oder einem Welten-Ei entstanden. Sonne und Mond werden teilweise als goldenes und silbernes Himmelsei bezeichnet.
Das Ei ist Symbol für schlafendes und erwachendes Leben, ist potenzielle Lebenskraft, Fruchtbarkeit, Urgrund und Auferstehung. Deshalb sind Eier auch als Grabbeigaben verwendet worden. Das Ei spielte bei heidnischen Frühlingsfesten als Fruchtbarkeitssymbol, als Erwachen der Natur und Quelle des Lebens eine Rolle.
Im Christentum wurde es als Osterei zum Auferstehungssymbol. Die Auferstehung Christi aus dem Grab kann verglichen werden mit einem Küken, das aus der Schale schlüpft. Die weiße Farbe der Schale stellt Reinheit und Vollkommenheit dar, das Weiß des Eiweiß weist uns hin auf Silber und das Gelb des Eidotters auf Gold.
Der hl. Augustinus deutete das Ei als Symbol der Hoffnung. Das Ei sieht er als Sinnbild für Christi Geburt und Auferstehung. Der hl. Ephräm, der Syrer, verstand das Zerbrechen der Eierschalen beim Schlüpfen des Kükens als Bild für das Zerbrechen der Gräber bei der Auferstehung der Toten.
Fesseln des Todes gesprengt
Wir hörten vorhin einige Beispiele aus unserer Erlösungs- und Befreiungsgeschichte.
Wir hörten vom Auszug aus Ägypten, dem Land der Sklaverei. Unterdrückte konnten Fesseln sprengen. Wir hörten vom Durchzug durch das Rote Meer, in dem die Feinde vernichtet wurden. Die gläubigen Juden feiern bis heute dieses Geschehen als Lebensrettung. Die militärisch Gerüsteten blieben auf der Strecke. Den Glaubenden kam Gott zu Hilfe.
Für mich sagt diese Erfahrung: Sich auf Waffen zu verlassen, greift zu kurz. Wir gehen letztlich mit ihnen unter. Seit der Auferstehung fließt uns unzerstörbares Leben zu. Wir brauchen uns nicht mehr zu panzern und zu verteidigen.
Diese unübertreffbare Erlösungstat Gottes feiern wir jetzt. Christus hat alle Fesseln des Todes gesprengt. Nun ist das Leben stärker als der Tod. Das Leben ist nicht mehr tot zu kriegen.
Das Gleiche geschieht auch in uns, wenn wir uns im Glauben seinem Leben öffnen. Unser Leben bekommt eine neue Qualität, einen Lebenssaft vom Auferstandenen, der alles Vergängliche übersteht. Diese neue Lebensqualität beginnt in der Taufe. Darum erneuern wir in der Osternacht unser Taufversprechen. Darum wird an manchen Orten in der Osternacht eine Taufe einbezogen. Der Täufling wird gleichsam angeschlossen an alle Lebensimpulse Christi. Als Kind Gottes ist er eingebettet und umspült von einem göttlichen Heilsstrom. Mit dieser größeren Kraft ist es möglich, mit den Herausforderungen der Zukunft und den Angriffen des Bösen fertig zu werden.
Österliches Leben in der Eucharistie
Wir feiern das österliche Geheimnis in der Eucharistie, wo wir nach der Wandlung gemeinsam beten oder singen: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir… Wir machen uns jedes Mal staunend und dankbar bewusst, dass unser Gott und Meister Jesus Christus bereit war, für uns bis zum Letzten zu gehen. Wir suchen zu erfassen, dass diese Liebe bis zum Tod alles Sterbliche überwunden hat. Wir feiern nicht nur einen geschichtlichen Tatbestand. Wir feiern, dass dieser Sieg des Guten über alle Zeiten und Räume weiterwirkt und auch uns erreicht. Jede Kommunion will Leben und Lebenskräfte übertragen. Jede Kommunion will uns anstecken mit dieser sich verschenkenden Liebe Christi, damit sich auch in uns mehr wandelt.
Das Symbol des Ostereies will uns sagen: Im Ei muss sich etwas wandeln und entwickeln, damit daraus neues Leben hervorgeht. Jesus erläuterte dies am Beispiel des Weizenkorns. Nur wenn das Korn bereit ist, seinen bisherigen Zu-Stand aufzugeben, loszulassen und sich verändern zu lassen, kann sich Neues entwickeln.
Jesus selber ist diesen Weg gegangen, hat alles umgesetzt zu einen Dienst an uns, war bereit auf den Nullpunkt zu sinken. Genau das war und ist die Voraussetzung, dass Neues beginnen kann.
Diese Liebe bis hin zur Feindesliebe hat Jesus in der Bergpredigt nicht nur verkündet, sondern auch vollständig praktiziert. Um keinen Deut weniger setzt der Auferstandene sein Werk auch für uns fort. Das will uns folgende Erzählung froh bewusst machen.
Verkrustungen aufbrechen lassen
Petrus fragt den Auferstandenen: "Ist es wirklich deine Meinung, Herr, dass wir das Evangelium allen Menschen predigen sollen? Auch diesen Sündern, die dich gemartert haben?" "Ja, Petrus", antwortet der Herr. "Bietet denen zuerst das Evangelium an. Macht euch auf die Suche nach jenem Mann, der mir ins Gesicht gespuckt hat. Sagt, ihm, dass ich ihm vergebe. Sucht den Mann, der mir die Dornenkrone auf die Stirn gedrückt hat. Sagt ihm, dass ich in meinem Reich eine Krone für ihn bereithalte, wenn er das Heil annehmen will. Sucht den Mann, der mir das Rohr aus der Hand nahm und mich damit geschlagen hat. Ich will ihm ein Zepter geben, und er soll mit mir auf meinem Thron sitzen. Sucht den Mann, der mir mit der Hand ins Gesicht geschlagen hat. Sagt ihm, dass mein Blut rein macht von allen Sünden und dass es auch für ihn vergossen wurde. Sucht den Soldaten, der mir den Speer in die Seite stieß. Sagt ihm, dass es einen näheren Weg zu meinem Herzen gibt als diesen!" (Erzählung aus: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Aussaat-Verlag).
Liebe Mitglaubende, wir wünschen uns allen einen Osterglauben, der die Schalen der Skepsis sprengt und sich den Wohltaten des Auferstandenen öffnet. Rettung liegt in der Luft. Lassen wir sie in uns einströmen wie frische Luft. Je mehr wir an Ostern glauben, umso besser können wir die Karfreitage unseres Lebens bestehen.
Vom Dunkel zum Licht
Das Leben gleicht der Osternacht
Es fällt einem auf, dass die Berichte über Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu einen beträchtlichen Teil des Evangeliums ausmachen. Tod und Auferstehung bilden das Herzstück des Evangeliums. Das kommt auch in der Musik zum Ausdruck. Ich denke an die Matthäuspassion von Bach, an Brahms Requiem und an das "Alleluja" von Händel. Immer wieder können wir diese Musik hören.
Wir leben heute in der Nacht der Mystik. Mit der Mitte der Nacht beginnt schon der Anfang eines neuen Tages, einer neuen Schöpfung. Wir versammeln uns um das Osterfeuer. Mit dem Einzug in die Kirche deuten wir den Einzug in das "Gelobte Land" an. Christus geht uns in einer Feuersäule voraus. Das will uns die Osterkerze sagen. Im folgenden Wortgottesdienst wird die gesamte Geschichte Gottes mit den Menschen von der Schöpfung bis zur Wiederkunft des Herrn gefeiert. Wir warten wie die klugen Jungfrauen auf das Kommen des Herrn in der Eucharistie. Die ersten Höhepunkte dieser Nacht sind das Exsultet und die Tauffeier.
Die Osternacht sagt uns auch, dass wir nicht in das Nichts, sondern in die ewige Osterfreude hineinsterben. Der Tod hat keinen Stachel mehr. Der Gang zum Kreuz wird zum Weg in das Licht. Das Kreuz wird in Segen verwandelt. So steht der Tod im Dienste des Lebens, weil wir durch das Ablegen alles Sterblichen in eine höhere Dimension gelangen.
"Jeder von uns muss das Leben Christi auf Erden erneut leben. Deswegen besteht unsere Aufgabe nicht nur in der Verkündigung seiner Frohbotschaft und in der Verwirklichung seiner Menschenliebe, sondern vor allem in der Beteiligung an seinem Kreuzesopfer, das er bis zum Ende der Zeiten darbringt" (P. Werenfried van Straaten, in: Echo der Liebe, Nr.3, März / April 2014).
Jesus wusch uns durch das Opfer seiner Liebe rein. Daher verlangt er mit großer Sehnsucht mit uns das Ostermahl zu feiern. Die Osternacht mit dem eucharistischen Mahl ist die höchste liturgische Feier, ist die Antwort Gottes auf unsere Frage nach dem Sinn unseres kleinen Lebens. Daher ändert der Glaube an meine Auferstehung das Leben total.
Eine neue Zeit, ein neuer Weg, neue Zukunft
Guten Morgen!
Gute Nacht! Viele Geschichten, viele Psalmen, viele Lieder. Bunt und reich. Finster und hell. Alles in einer Nacht! Als wir zusammenkamen, war die Kirche ganz dunkel. Dann haben wir das Licht geteilt. Von der Osterkerze. In ihrem Schein sind wir die Wege mitgegangen, die Menschen gehen. In ihrer Verzagtheit und Trauer, in ihrer Schuld und Unbarmherzigkeit, in ihrer Hoffnung und Sehnsucht.
Der Tenor war immer wieder, immer wieder neu: Wir brechen auf. Wir haben das Leben vor uns. Uns wird eine neue Zeit, ein neuer Weg, eine neue Zukunft geschenkt. Unsere alten Geschichten lassen wir zurück. Es ist dann wie am ersten Tag der Schöpfung: Uns geht das Licht auf. Es ist, als ob wir neu geschaffen werden. Buchstäblich hell ist es in unserer Kirche geworden, als das Evangelium verkündigt wurde.
"Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier"
Haben Sie noch im Ohr? Am ersten Tag der Woche! Da ist er wieder: der erste Tag. Guten Morgen!
Neuanfang in der Geschichte
Schauen wir einmal zurück. Das Volk Gottes ist nach Babylon verschleppt worden. Der Tempel in Jerusalem ist eine Ruine. Geschändet, abgebrannt, inzwischen von Gras überwuchert. Das ist dann die große Geschichte - der anderen! Nichts, aber auch wirklich nichts spricht für eine neue Hoffnung, einen neuen Anfang. In einem Psalm heißt es: An den Wassern Babels saßen wir und weinten. Längst haben die Menschen in der Verbannung aber auch ihren Anteil an der unheilvollen Entwicklung gesehen. Sie haben ihr Vertrauen, ihren Glauben geopfert. Buchstäblich - für ihre eigenen Großmachtträume. Mit Recht und Gerechtigkeit hatte man es schon lange nicht mehr so genau genommen. Das Volk Gottes wollte in der ersten Liga der Völker mitspielen. Ganz oben sein. Aber jetzt war der Tiefpunkt erreicht. Und Gott? Gott wird von seiner Treue nicht lassen. Er lässt sie ganz neu, ungeachtet der Verwicklungen und Schuld, von Jesaja verkündigen: Sollten sogar die Berge weichen, die Hügel hinfallen - meine Gnade wird nicht hinfällig, der Bund meines Friedens fällt nicht. Spricht der Herr: dein Erbarmer. So nennt er sich. So lässt er sich nennen. Dein Erbarmer! Das Volk Gottes konnte zurückkehren, den Tempel neu aufbauen, einen neuen Anfang machen.
"Du Ärmste, vom Sturm Gepeitschte,
die ohne Trost ist, sieh her:
Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit
und Grundmauern aus Saphir.
Aus Rubinen mache ich deine Zinnen,
aus Beryll deine Tore
und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen.
Alle deine Söhne werden Jünger des Herrn sein,
nd groß ist der Friede deiner Söhne."
So der Prophet. Er malt die Zukunft geradezu aus. Mit einem fast grenzenlosen Vertrauen. Aus Malachit und Saphir waren nicht einmal die Grundmauern des alten Jerusalem. Nach Schuld - so ein Anfang? Mit Schuld - so eine Zukunft?
Neuanfang in der Taufe
In den Geschichten der Osternacht stoßen wir immer wieder auf die Schuld, in die sich Menschen verstricken. Oft unbewusst, meistens sogar ohne Absicht. Manchmal aber mit der ganzen Wucht von Irrtum und Verblendung. Es geschieht so vieles in der Welt, das böse ist und böse macht. Was akzeptiert wird und verschwiegen. Was geschönt wird und verharmlost.
Darum schreibt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom, immerhin im Zentrum der damaligen Welt, dass wir mit Christus der Sünde sterben - und mit ihm leben. Es hört sich alles so kompliziert an, was er schreibt. Aber wenn ich mein Leben in dem Spiegel sehe, den mir Christus vorhält, sehe ich einen Menschen, der geliebt ist - und neu leben kann. Für Christen ist die Taufe Dreh- und Angelpunkt einer neuen Zukunft. Auch einer neuen Welt. Der alte Mensch kann sterben, der neue wird auferstehen. Wobei der alte Mensch nichts mit dem Lebensalter zu tun hat, der neue auch nicht. Alt ist alles, was Leben zerstört, was Hoffnungen tötet, was Angst macht - neu ist alles, was in der Liebe geschieht, was Zukunft gewährt, was Glauben schenkt.
Verwundert, fast schon ein wenig betroffen denke ich an meine eigene Taufe: Was ist denn in meinem Leben immer noch alt, was neu? Und an die vielen anderen Taufen denke ich auch - die nach altem Brauch gefeiert werden, aber nichts mehr bedeuten.
Jesus, der für uns gestorben ist, der für uns von den Toten auferstand, nimmt uns in der Taufe in sein Leben hinein. In der Osternacht lassen wir uns daran erinnern. Ja, wir versprechen ihm neu, zu ihm zu gehören. Und den alten Mächten abzusagen.
Weggewälzter Stein
Höhepunkt der Lesungen dieser Nacht ist das Evangelium. Das Osterevangelium. Frauen sind auf dem Weg zu Grab. Sie haben alle Hoffnungen verloren. Auch die Hoffnung, dass das Reich Gottes anbrechen würde. Der Tod hat alles zunichte gemacht. Alles, was Jesus gesagt und getan hat, ist an diesem Morgen nur noch Vergangenheit - mehr noch: es ist alles sogar vergeblich gewesen. Wer Hoffnungen hatte, sie auf Jesus setze - verloren. Wer an ihn glaubte - irrte. Wer mit Gott rechnete - verrechnet.
An diesem Morgen ist mehr tot als nur Jesus. Ein großer Stein wird zu einem Symbol, der übermächtig das Leben abschneidet, niederwalzt, niederhält. Im Evangelium heißt es: er war sehr groß. Und dann: weggewälzt. Er gibt jetzt einen Blick frei. Den Blick auf einen jungen Mann. Ein Engel? Gewiss. Aber: Der Evangelist betont seine Jugendlichkeit. So wird das Neue schon in diesem Gesicht sichtbar.
"Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht!
Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden, er ist nicht hier.
Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.
Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus:
Er geht euch voraus nach Galiläa;
dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat."
Der erste Tag
Nicht einmal der Tod kann Jesus wegschließen, hinter einem großen Stein verschwinden lassen. Es ist der erste Tag. Der erste Tag der Woche. Das Licht wird erschaffen. Die Finsternis gebannt. Seitdem feiern wir Christen den Sonntag als den ersten Tag der Woche: ER ist auferstanden. Wir sind nicht Zeugen des Todes, wir sind Zeugen Jesu. Zeugen seines Lebens. Obwohl uns der Tod an den Fersen hängt - wir schreiten weit aus. Wie Menschen, denen die Zukunft gehört. Denen die Zukunft entgegenkommt.
Überhaupt: das neue Leben bekommt an diesem Morgen schöne Gesichter: Frauen aus dem Freundeskreis Jesu werden mit einer großen Aufgabe betraut. Wir sollen sogar ihre Namen kennen und achten: Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome.
Sie sind nicht rechtsfähig, ihr Wort hat vor Gericht keinen Wert, als Zeugen werden sie nicht einmal zugelassen. Am Ostermorgen aber werden sie zu Zeugen - und ihr Wort erobert die Welt. Sie sollen sogar Petrus die neue, die frohe Botschaft überbringen. Der sogenannte Apostelfürst wird an ihren Lippen hängen - und ihnen nicht glauben. Glauben wir denn dem Wort, dem Zeugnis der drei Frauen?
Allerdings: Der Evangelist erzählt auch von dem Entsetzen, von dem Schrecken der Frauen.
Nichts ist an diesem Morgen alt, vertraut oder bewährt. Gott beginnt seine Schöpfung neu.
Es bricht eine neue Zeit an. Für Menschen, die immer noch im Bann des Todes stehen, Angst kennen und Angst machen.
Es bricht eine neue Zeit an. Mit einem weggewälzten Stein, einem Engel - und dem Wort, dass die Auferstehung Jesu bezeugt.
Wir bekommen nicht einmal mit, was die Frauen sagen oder denken - es geht alles so rasend schnell - in dieser Nacht treten wir in den neuen Morgen. Unser erster Tag.
Frohe Ostern!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Sich vom Glauben an die Auferstehung verwandeln lassen
Ein bisschen Hollywood
Von einem Mitbruder wird erzählt, dass er sich beim Predigen krampfhaft am Rednerpult, bzw. an der Kanzel festhielt und nie auch nur eine kleine Geste wagte. Ein Kollege wollte ihn ermutigen, seine Rede sowohl im Tonfall wie auch körpersprachlich etwas lebendiger werden zu lassen. Bei der Osterpredigt sei es ihm gelungen, ab und zu den linken oder den rechten Daumen zu bewegen und beim Satz "Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden!" habe er sogar beide Mittelfinger hochgehalten...
Nicht jeder liebt es theatralisch. - Ganz anders der Evangelist Matthäus. Er schildert die Auferstehung Jesu, wie sie vielleicht ein Hollywood-Regisseur inszeniert hätte. Die übrigen drei Evangelisten erzählen jedenfalls nicht vom Erdbeben, nichts von den Wächtern und auch die Engel verhalten sich bei ihnen viel dezenter.
Ein wenig kann ich die Not des biblischen Schriftstellers nachfühlen. Man kann doch nicht ein so großes Ereignis, das unsere Lebenswirklichkeit schlagartig so grundlegend verändert, sang- und klanglos über die Bühne gehen lassen. Die Stilelemente, die der Evangelist einsetzt, sind nicht an den Haaren herbeigezogen. Von alters her sind sie das Beiwerk einer Gotteserscheinung. Wenn Gott selbst eingreift, wenn Gott selbst tätig wird, dann erschüttert das nach diesen Vorstellungen die ganze Erde. Sie bebt, Blitz und Donner u. a. m. lassen den Menschen erzittern.
Dem Evangelisten Matthäus geht es dabei weniger um einen historischen Tatsachenbericht, wie wir es von einer modernen Nachrichtenagentur gewohnt sind. Er will mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, was da Unvorstellbares geschehen ist.
Leben unter neuem Vorzeichen
Der Glaube, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, und die Hoffnung, dass er auch uns nicht im Tod verkommen lässt, stellt wahrlich das ganze Leben unter ein neues Vorzeichen.
Der Tod bleibt zwar Tod, Krankheit bleibt Krankheit, Hass bleibt Hass und Unrecht bleibt Unrecht. Das Leiden daran bleibt auch Leiden, es fühlt sich aber anders an. Wer so auf Gott vertraut wie Jesus und wer so wie Jesus glauben kann, dass Gott auch ihn nicht dem Untergang überlässt, für den haben all diese Negativa den letzten Schrecken verloren. "Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1 Kor 15,55), bringt dies der Apostel Paulus auf eine bündige Formuierung.
In diesem Sinne es gut, dass der Evangelist uns auf diese dramatische Wende aufmerksam macht, auch wenn Erdbeben, Blitz und Donner nicht mehr die Mittel unserer Wahl sind. Der Weg zum Glauben an die Auferstehung verläuft aber viel weniger spektakulär. Matthäus versäumt nicht, uns diesen Weg auch zu zeigen. Der auferstandene Christus schickt seine Jünger zurück in das Leben, aus dem heraus sie aufgebrochen und ihm nachgefolgt sind. Er lässt ihnen durch die beiden Frauen ausrichten, sie sollten zurück nach Galiläa gehen, dort würden sie ihm begegnen.
Der Auferstandene begegnet uns im Alltag
Wo Menschen nach den Worten und nach dem Beispiel des Jesus von Nazareth zu leben beginnen, dort begegnen sie dem liebenden und treuen Gott, der Jesus aus dem Tod gerettet hat. Das Leben in der Geborgenheit eines liebenden und väterlichen Gottes war für Jesus Alltagsrealität. Dieses begann für ihn nicht erst nach seinem Tod. Die Macht und die Größe Gottes begegnete ihm in seinem Alltag. Weil er in einer so ungewöhnlichen Gottesbeziehung lebte, sind um ihn herum die Menschen heil und ganz geworden. Lahme sind aufgestanden und gesund heimgegangen, Blinden sind die Augen aufgegangen, Menschen haben sich miteinander, mit Gott und mit sich selbst versöhnt und so ein neues Leben begonnen.
An die Auferstehung glauben heißt, mit dem Wissen um die Geborgenheit des liebenden Gottes durchs Leben zu gehen. Er ist die Basis unseres Auferstehungsglaubens. Dank Jesus leben wir in dieser neuen Realität. Das ewige Leben, nach dem wir uns im Innersten sehnen, hat bereits begonnen.
Ostern erinnert uns an die Taufe. In der Taufe hat für uns die neue Wirklichkeit des ewigen Lebens begonnen. Auch das Leben in diesem neuen Bewusstsein ist nicht spektakulär. Es zeigt sich vor allem in einer positiven Grundstimmung unseres Lebens.
Wichtig scheint mir, dass diese positive Grundstimmung tief genug in uns verwurzelt ist. Es genügt nicht, dass wir sie einmal im Jahr mit Pauken und Trompeten inszenieren und feierlich zu Schau tragen. Entscheidend ist, dass wir uns von diesem Wissen verwandeln und in unseren Handlungen und Gedanken diese neue Wirklichkeit durchscheinen lassen.
Wie können wir 2011 Ostern feiern?
Ostern in Japan, Libyen, Afghanistan
Wir werden Christen in Japan in diesem Jahr Ostern feiern?
Wie würden Menschen in Lybien, wenn Sie denn Christen wären, in diesem Jahr Ostern feiern?
Wie würden Menschen in Afghanistan, wenn Sie den Christen wären, in diesem Jahr Ostern feiern?
Wie können Menschen in Japan, ganz besonders um das Atomkraftwerk Fukushima herum überhaupt noch leben angesichts der Zerstörung und der täglichen Bedrohung, dessen Ende nach menschlichem Ermessen unabsehbar ist?
Wie können Menschen in Lybien angesichts des Krieges im eigenen Land noch leben, wo ihre Nachbarn, Freunde und Familien täglich um Leib und Leben bangen müssen?
Wie wollen Menschen in Afghanistan, angesichts einer so langen Zeit, in der sie mit der täglichen Bedrohung und der täglichen Sorge um genügend Essen leben müssen, überhaupt noch wieder eine Perspektive für ein friedliches Zusammenleben entwickeln?
Was Jahre lang eine Nachricht aus fernen Ländern war, so spüre ich es zumindest, wird auf einmal etwas, was mich angeht, was mich nicht mehr einfach zur Tagesordnung übergehen lässt. Und ich spreche hier nur von einigen großen Nachrichten, viele bleiben ungenannt, ebenso wie unsere persönlichen Bedrohungen.
Mitbetroffen
Wie feiern wir als Menschen und Christen hier in Rheine in diesem Jahr Ostern wenn wir all das wahrnehmen und an uns heranlassen.
Können wir Ostern feiern angesichts des Leids der Menschen in Japan, in Lybien und Afghanistan und an vielen anderen großen und kleinen Orten unserer Welt?
Ist Ostern nicht das Versprechen Gottes, das das Leben den Tod besiegt hat? Gilt das hier uns jetzt, für uns und für die Menschen in Japan und anderswo?
Mir geht es angesichts des Leids und der Not in der Welt, aber auch der eigenen Sorge um die Zukunft so, dass ich eine große Angst und Dunkelheit spüre. Kann das alles noch gut ausgehen? Hier möchte ich meine und die Verantwortung von Menschen insgesamt sehen. Ich könnte mehr tun für eine bessere und gerechtere Welt und doch bleibt auch der Teil, den wir nicht beeinflussen können. Ein Erdbeben ist nicht von Menschen gemacht, wohl aber das Atomkraftwerk, das ein einer solchen Stelle steht.
Wie können wir Ostern feiern? Das Licht der Osterkerze brennt nicht. Kann sie, darf sie brennen heute, hier und jetzt für uns und zum Zeichen des Lebens?
Ein chinesisches Sprichwort lautet: Es ist besser ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen. Oder vielleicht auch eine einfachere deutsche Variante: Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Segnung der Osterkerze:
Christus, gestern und heute (senkrechter Balken)
Anfang und Ende (Querbalken)
Alpha (über dem Kreuz)
Omega (unter dem Kreuz)
Sein ist die Zeit (1. Ziffer)
und die Ewigkeit (2. Ziffer)
Sein ist die Macht und Herrlichkeit (3. Ziffer)
in alle Ewigkeit Amen. (4. Ziffer)
Durch seine heiligen Wunden,
die leuchten in Herrlichkeit,
behüte uns und bewahre uns
Christus, der Herr. Amen
Lasset uns beten.
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast durch Christus allen,
die an dich glauben,
dass Licht deiner Herrlichkeit geschenkt.
Segne diese Osterkerze
und entflamme in uns die Sehnsucht nach dir,
dem unvergänglichen Licht,
damit wir mit reinem Herzen
zum ewigen Osterfest gelangen.
Darum bitten wir durch Christus,
unserem Bruder und Freund. Amen.
In dem dieses kleine, teilweise unscheinbare, auch verletzliche Licht hier brennt, sind wir damit in allem, was uns angeht, mit unseren Dunkelheiten und unserer Sehnsucht nach Licht mit hineingenommen in die Verletzlichkeit und Dunkelheit unserer Welt, aber ihr nicht aussichtslos ausgeliefert.
Der Keim der Hoffnung, der nicht ganz erstickt, die kleine Flamme, die dennoch brennt, den nächsten Schritt, den wir trotz allem wagen, ist vielleicht in unserer Welt, ganz sicher aber für uns selber von größerer Bedeutung als so manche gewaltige Aktion.
Als Menschen und als Christen bleiben wir verletzlich, angestoßen und ausgeliefert, aber wir können Ostern feiern in Japan, in Lybien und hier, weil Jesus all unsere Erfahrung mit in seine Gottheit aufgenommen hat und zu einer wirklichen Vollendung führt.
Lied: Gl. 928 1-3 Alleluja Lasst uns singen
Der Herr ist auferstanden, er ist wirklich auferstanden!
Die Botschaft von Ostern in einer schwierigen Zeit
Es waren schon einmal bessere Zeiten. Für die Botschaft von Ostern. Oder besser gesagt, für die Kirche, die diese Botschaft mit allem Freimut und aller Treue verkünden soll. Wir wissen um die gegenwärtige Not vor Ort, wo Seelsorger fehlen, wo Gemeinden zusammengelegt werden müssen, wo Kinder und Jugendliche aus dem Alltag der Kirche immer mehr verschwinden,... wo viele Christen die Kirche mit ihrem "Austritt" verlassen, ... oder aber wo eine "Gottvergessenheit" - vielleicht weniger eine "Religionsvergessenheit" - Einzug in den Alltag hält...
Wir wissen auch um Vorwürfe gegen einzelne Seelsorger und Seelsorgerinnen... Es waren schon einmal bessere, aber wohl auch schlechtere Zeiten - für die Botschaft von Ostern. Denken wir nur an die Verfolgungszeiten der ersten Jahrhunderte, oder an blutige Christenhetzte bis in unser Jahrhundert. Wie oft war und ist es gefährlich Ostern zu feiern...
Das derzeitige Image der Kirche, die schlechten Meldungen, dies alles betrifft viele von uns hier, die wir feiern wollen, die wir uns vom Auferstandenen "treffen" lassen wollen, die wir in unserem Zeugnis bestärkt werden wollen: Laien, Frauen und Männer in der caritativen oder pastoralen Mitarbeit, Seelsorger und Seelsorgerinnen. Viele von uns leiden an diesem Zustand, auch in diesen Tagen von Ostern.
Zugleich begegnen uns gerade in diesen Tagen von Ostern viele Menschen in unseren Gottesdiensten, die nur von Zeit zu Zeit, vielleicht an den hohen "Festtagen", unter uns sind. Es ist schön, dass Sie heute hier und unter uns sind. Auch Sie gehören wesentlich zu uns!
Eine Botschaft die betrifft
Wenn wir heute diese Liturgie der Osternacht feiern, so dürfen wir uns alle hier zuerst ganz einfach "erfassen" lassen von den Texten, den Liedern, den Zeichen (Licht, Wasser...) und vor allem vom frohen Halleluja! Es ist nicht bloß ein Gedächtnis eines Ereignisses vor langer Zeit, das wir heute begehen. Es betrifft uns Menschen heute, ganz gleich wo wir leben, wie weit wir im Glauben feststehen, wie alt oder jung wird sind.
Papst Benedikt XVI. hat in seinem neuesten Jesusbuch auch Bezug genommen zum Glauben von Ostern, dem Glauben an die Auferstehung von Jesus von Nazareth. Er stellt dabei einmal mehr fest: "Der christliche Glaube steht und fällt mit der Wahrheit des Zeugnisses, dass Christus von den Toten auferstanden ist. Wenn das nicht so wäre, hätte das Christentum wohl einige Ideen, von bemerkenswerten Vorstellungen über das Sein und das Sollen formuliert, wäre also eine religiöse Weltanschauung und Jesus eine religiöse Persönlichkeit, die uns vielleicht zum Nachdenken einladen könnte". Aber: es wäre alles dies kein Maßstab für die Fragen nach dem 'woher' und 'wohin' und 'wozu'.
"Nur wenn Jesus auferstanden ist, ist wirklich Neues geschehen, das die Welt und die Situation des Menschen verändert", so der Papst. "Nur wenn Christus auferstanden ist, haben wir einen Maßstab, auf den wir uns verlassen können. Denn dann hat Gott sich wirklich gezeigt". Das ist auch der zentrale Punkt unseres heutigen Festes. Wir feiern und bekennen die Auferstehung von Jesus Christus, der damit die Welt- und Menschheitsgeschichte verändert hat.
Manchmal denke ich mir, es ist wohl mehr als ein Wunder, dass die Kirche, die Kirchen, durch all die Jahrhunderte dieses Geheimnis weiterzutragen vermochten, trotz und neben all dem oft viel zu mangelhaften "Bodenpersonal".
Auferstehung: Ein Zeichen für unser mögliches Ziel
Heute feiern wir Ostern - die Auferstehung von Jesus Christus. Auferstanden in eine neue Dimension, welches wir in seinem großen Geheimnis nur erahnen können. Dieser Auferstandene ist der von Gott endgültig selig "Aufgenommene", dessen "Geschichte nicht verwest ist in der leeren Nichtigkeit der Vergangenheit, sondern ihr Ende in der Vollendung hat" (Karl Rahner). Auferstehung ist dann auch ein Zeichen und Hinweis auf unser mögliches Ziel als Einzelne und als Volk Gottes.
Als Beschenkte unterwegs
Heute dürfen wir uns als Beschenkte fühlen. Wir dürfen dafür danken, dass wir in diese große Gemeinschaft der Christen gestellt sind. Wir dürfen dafür danken, dass wir in einer großen Weltgemeinschaft von Milliarden Getaufter - in seiner Kirche - unterwegs sind. Wir dürfen dafür danken und erahnen, dass die Botschaft von Jesus Christus auch mich ganz persönlich meint und betrifft: mein Leben, meine Hoffnungen, meine Zweifel, meine Sorgen und meine Ängste - die bis in das Sterben hinein gehen.
Nehmen wir heute ganz bewusst ein Zeichen dieses Festes mit nach Hause. In Form einer Kerze, in einem anderen Zeichen, in Eiern, Osterschinken, Osterbrot (in Speisen, welche an diesem Abend gesegnet werden) oder einfach als inneres Licht! Es waren schon einmal bessere Zeiten, aber auch schon viel schlimmere.
Ostern und die Botschaft der Auferstehung soll uns - trotz und neben allem - ermutigen und mit Freude erfüllen. Wenn der Herr mit uns ist, wer kann uns letztlich wirklich bezwingen? Wenn der Herr mit uns ist, wird er auch seine Kirche immer wieder erneuern; wer könnte dies je verhindern?
Auch wenn immer auch Fragen offen bleiben, so dürfen wir heute in aller Freude und mit Freimut sagen: Der Herr ist auferstanden. Er ist wirklich auferstanden!
Geweiteter Blick
Die Osternacht birst förmlich aus allen Nähten! So viele Geschichten! Eine schöner - oder gelegentlich auch unheimlicher - als die andere. Geschichten, die von dem ersten Tag erzählen, von der Schöpfung - Geschichten, die in tiefe Abgründe und Anfechtungen führen - und Geschichten, die die Erinnerung wach halten, wie Menschen neu ins Leben finden, geradezu in ein "gelobtes Land". Geschichten aber auch, die in immer neuen Wendungen von der Treue Gottes erzählen. Er steht zu den Menschen, die er nach seinem Bild geschaffen hat. Er hält unverbrüchlich an der Treue fest, die er einmal geschworen hat. Das Werk seiner Hände lässt er nicht fahren. Die Osternacht birst förmlich aus allen Nähten!
Lebenswege und Geschichten
Ich wüsste gerne, wie Sie die Geschichten aufgenommen haben, die Sie in dieser Nacht gehört haben. Vielleicht hatten Sie auch das Gefühl, erschlagen zu werden? So viele biblische Geschichten werden selten an einander gereiht.
Aber mit einfachen Worten können wir unsere eigenen Lebenswege in diese Geschichten einzeichnen. Was sich dann so fremd anhört, bekommt ganz viele Gesichter, Erinnerungen - und Hoffnungen.
Jeder von uns erblickte einmal das Licht der Welt. Ging auf Entdeckungstour. Entdeckte die Schönheit und den Glanz des Frühlings. Jeder von uns kennt aber auch die Tiefpunkte, die unser Leben nach unten ziehen. Manche erzählen sogar davon, wie ihnen die Zukunft abhanden gekommen ist. Wie Wege ins Dunkel führen und weit und breit kein Licht zu sehen ist. Jeder von uns ist aber auch in die Hoffnung vernarrt, einen guten Weg zu finden, alte Erfahrungen durch neue zu ersetzen und selbst dem Tod zu trotzen. Der hat viele Gesichter. In jedem bösen Wort versteckt er sich, in jeder Resignation macht er sich breit, Hoffnungen zersetzt er von innen. Wie toll ist da das Bild von dem Meer, das sich teilt: Umgeben von bedrohlichen Mächten gehen wir unbeeindruckt, weit ausschreitet in unser Leben.
Nachtgeschichten, Lichtgeschichten
Wir könnten noch die ganze Nacht erzählen, zuhören - aus uns heraustreten, auf einander zugehen. So viele Ostergeschichten: Wir sehen auf den Anfang: Es werde Licht. Wir zittern mit anderen Menschen wie mit Abraham. Wir lassen uns einladen:
Kommt, schmeckt das Leben - es wird euch geschenkt.
Sie haben schon gemerkt: Die Geschichten dieser Nacht sind auch Nachtgeschichten. Geschichten, die das Dunkle, Abweisende, Schreckliche aushalten. Geschichten, die sich stellen. Mit Ostern hat das nicht nur viel zu tun, sondern alles: Gott hat am Anfang gesagt, als er sein Werk sah: Sehr gut. Aber er schönt das Leben nicht. Er hat sich vielmehr auf den Weg mit Menschen gemacht, die auch Abgründe durchmessen, schuldig werden, Angst haben und Angst verbreiten. Dann hat er, zuletzt - also nicht mehr zu überbieten - dem Tod die Macht genommen. Freigesprochen, losgelassen, geliebt - sind wir auf dem Weg in das "gelobte Land". Davon lässt sich nicht genug erzählen. In dieser Nacht - und in den vielen anderen Nächten, in denen Menschen einsam und verlassen Angst vor dem neuen Tag haben.
Die Jesus-Geschichte
Krönender Abschluss und Höhepunkt der vielen Geschichten dieser Nacht ist das Evangelium. Wir sehen Frauen zum Grab gehen, wir sehen den großen, schweren Stein - und wir sehen eine Öffnung. Zunächst will uns der Stein nicht von der Seele fallen - zu unheimlich ist diese Szene. Was die Frauen wohl gedacht haben? Was uns durch den Kopf geht? Lukas, der uns heute Nacht mitnimmt an diese Stelle, lenkt unsere Ohren auf die Botschaft der Engel - einfach als "Männer" vorgestellt:
Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.
Jetzt ist sie wieder lebendig: die Geschichte Jesu. Wir sehen seinen Weg vor uns. Wie er das Reich Gottes verkündigt. Wie er heilt. Wie er mit Sündern isst. Wir sehen ihn am Kreuz aufgehängt. Gar von Gott verlassen. Wir sehen die Hoffnungslosigkeit. Wir werden von dem Schweigen erschlagen.
Aber jetzt ist ER wieder lebendig. Wo Schweigen war, bricht das Reden aus. An diesem Morgen - nicht zufällig, am Ende der Nacht. Wir sehen die Frauen, die vor Gericht nicht einmal als Zeugen taugten oder zugelassen wurden, zu den Jüngern gehen - die ihnen nicht glauben. Nicht glauben! Petrus geht verloren zum Grab, verwundert kommt er zurück. Will er verstehen - muss er hören. Was die Frauen erzählen. Nebenbei: eine wunderbare Ostererfahrung: Die, die nichts zu sagen haben, haben alles zu sagen. Was für ein Morgen!
Mir gefällt die Geschichte, die Lukas erzählt, besonders gut. Sie nimmt den Mund nicht voll. Sie gewährt dem Zweifel Raum. Führt dann aber zu einem großen Staunen. Ich bin in guter Gesellschaft!
Die Osternacht birst förmlich aus allen Nähten.
Paul Gerhardt hat dafür die Worte gefunden:
Ich hang und bleib auch hangen
an Christus als ein Glied;
wo mein Haupt durch ist gangen,
da nimmt er mich auch mit.
Er reißet durch den Tod,
durch Welt, durch Sünd, durch Not,
er reißet durch die Höll,
ich bin stets sein Gesell.
Frohe Ostern!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus, unserem Herrn.
Wem kann man so etwas glauben?
Feste verwandeln uns nach außen durch Kleidung, durch Einstimmung aufs Fest, durch Vorfreude, Nervosität, möglicherweise durch viele Zweifel, ob wir die Erwartungen überhaupt erfüllen können. Die Frage hat deshalb ihre Berechtigung: Ist Ostern, genauer der Inhalt des Osterfestes, heute noch glaub- würdig? Besitzt es für uns Menschen des 21. Jahrhunderts die Würde, den Wert, daran zu glauben, zu vertrauen? Und worauf hoffen und vertrauen wir? All das sind Fragen, die nicht nur Menschen der Bibel beschäftigten und kritisch hinterfragten, sondern die gesamte Menschheit hofft, vielleicht auch nur im tiefsten Winkel der Seele, auf Erlösung ihrer Leiden, auf ein Weiterleben nach dem Tod, auf eine neue, schöne und besserer Welt, auf den neuen erlösten Menschen, auf eine nie endende Beziehung mit Gott.
glaub-würdig?
Die Texte der Osternacht sprechen diese Hoffnung auf Erlösung sehr deutlich an: das Herausführen des Volkes Gottes von der Knechtschaft Ägyptens in die Freiheit. Das ist ein Vorgang, der nicht konfliktfrei abläuft. Weg von den gut gefüllten Fleischtöpfen Ägyptens in ein unbekanntes Land. Die Sicherheit der schwer arbeitenden versklavten Menschen ist dahin, und was jetzt? Murren, Unzufriedenheit, Zorn steigt im wandernden Volk auf.
Eine ähnliche Situation haben wir heute. Nichts scheint mehr sicher in unserem Leben, viele solide Grundlagen brechen weg. Die Ausbildung reicht nicht oder zu wenig für den Lebensunterhalt, die Grundbedürfnisse von Wohnen, Nahrung, Kleidung sind schwer abzusichern. Daraus entstehende Probleme treiben Menschen ins Burn-out, in Stresssituationen, da und dort sogar in den Selbstmord.
So gibt es auf dieser Lebensreise viele Dunkelheiten, und die Glaub- Würdigkeit an einen rettenden Gott, der herausführt aus der Sklaverei der Hast, der Überaktivität, aus der Angst unnütz zu sein, überhaupt aus der Lebensangst, wird in Frage gestellt. Ist das Wort Gottes heute bleich geworden? Neue Abhängigkeiten tauchen auf, beispielsweise durch Konsumgüter, deren Preis oder Folgekosten das Leben ordentlich durcheinanderwirbelt und die Bedürfnisse nur vorübergehend befriedigt, aber nicht echte Freude aus dem Herzen aufkommen lässt. Das Osterfest will von der Dunkelheit ins Licht führen. Aber wie soll das geschehen?
unglaub-würdig
Das Evangelium liefert uns Erfahrungen dazu. Jene Perikope, die soeben verkündet wurde, ist eine echte "Frauenstelle". Am Beginn des Evangeliums ist von ihnen die Rede, dann werden sie sogar namentlich im Zusammenhang mit Petrus genannt, und in der Mitte steht die Kernfrage der Schriftstelle: "Was sucht ihr den, der lebt, bei den Toten?" (Lk. 24,5). Die Apostel, so hören wir weiter, hielten "alles für Geschwätz." (Lk. 24,11), also unglaub- würdig. Auch Paulus auf dem Areopag (Apg.17, 22) ist es mit der Verkündigung von Tod und Auferstehung nicht besser ergangen. Bei sehr vielen der ZuhörerInnen war er unglaub- würdig.
Zugegeben: Auferstehung von den Toten ist nicht zu begreifen. Die Heilige Schrift stellt uns vor Tatsachen, sie kann nicht sagen, wie das geschehen ist und lässt so bis heute Spekulationen weiten Raum, angefangen vom Scheintod Jesu bis zum Diebstahl des Leichnams.
Die Unglaub-Würdigkeit der Frauen
Die Glaub-Würdigkeit der Zeugen hat es sehr schwer. In einer patriarchalisch ausgerichteten Gesellschaft waren das Ansehen und damit auch die Glaub-Würdigkeit der Frauen nicht allzu groß. Heute sieht man in den industrialisierten Teilen der Gesellschaft die Frau im Allgemeinen als gleichwertig an, auch in der Kirche. Dort aber ist sie noch immer nicht gleichberechtigt.
Damals, nach dem Tod Jesu, muss es bei den genannten Personen im Evangelium ein Wechselbad der Gefühle gegeben haben: Trauer, Ratlosigkeit, Verzweiflung, Misstrauen befiel die Jüngerschaft. Die Verwunderung des Petrus kann vielleicht ein erstes Zeichen sein für neues Vertrauen.
Der heutige Mensch will Beweise auf den Tisch haben, will alles historisch dokumentiert wissen, Zeugenschaft allein scheint zu wenig. Die biblischen Quellen bleiben unklar. Von Bedeutung sind ZeugInnen, die dieses Zeugnis leben. Es sind Bekenntnisse, die sich gleichfalls auf ein Bekenntnis, auf die Glaubenszeugnisse in Evangelien und Briefen berufen. Mehr ist auch heute nicht zu haben, weil mehr nie herauszubekommen war, auch damals nicht, als die ersten GlaubenszeugInnen und BotInnen, nicht mehr von dem "schweigen konnten, was sie gesehen und gehört haben."(Apg. 4,20).
Die Glaub-Würdigkeit der Kirche
Nach all den letzten skandalösen Vorfällen, die die Kirche betrifft, stellt sich die Frage, wie wir heute, im Jahr 2010, diese Osterbotschaft vom Leben, von Tod und Auferstehung noch glaub- würdig weitergeben können.
Auferstehen heißt gerade jetzt für uns alle, einschließlich der Kirchenleitungen, den Aufstand wagen, sich frei machen von einer überkommenen Gestalt des Kirchenbildes hin zu einer Kirche des Dialogs mit der Welt, mit allen Menschen. Den Aufstand wagen bedeutet, alle Skandale zu enthüllen und nicht zu verdunkeln durch Schweigen, Abmauern und Aussitzen.
Auferstehung bedeutet, das Mysterium durch geänderte, der Zeit angepasste Strukturen zum Leben zu bringen und nicht die österlichen Geschenke von Eucharistie, Versöhnung und Buße, Salbung, Ehe verblassen zu lassen durch Verhinderungstaktik.
Auferstehung bedeutet, die königliche Würde des Menschen in einer Welt der Ungerechtigkeit sichtbar zu machen, zu versuchen, der geistigen und sozialen Not vieler Menschen abzuhelfen, zumindest sie zu lindern.
Die Auferstehung ist der krönende Abschluss der Offenbarung, den wir jährlich glaub- würdig feiern. Der überaus lange kirchliche Karfreitag wird, so hoffen und erbitten wir es alle, ein umso schöneres Osterfest zulassen. Amen.
Einfach glauben
Osterbräuche
In meiner Kärntner Heimat erfreut sich die am Karsamstag stattfindende österliche Speisesegnung großer Beliebtheit. Das war schon zu meiner Kindheit so. Da die Eltern anderes zu tun hatten, lag es an uns Kindern, die Körbe mit den Speisen zum Segnen zu bringen. Gemeinsam mit den Nachbarskindern schleppten wir die schweren Körbe in die Kirche und hatten großen Spaß dabei. Das ganze Kirchenschiff duftete so herrlich, dass sich in unseren Herzen eine wahre Osterfreude ausbreitete. Dass der Duft nicht dem Weihrauchfass entstieg, sondern den mit Schinkenspeck gefüllten Körben, störte uns nicht, wie es uns auch nicht störte, dass wir nach längstens zehn Minuten wieder den Heimweg antreten mussten.
Das Tragen der Osterspeisen erfüllte uns mit einem gewissen Stolz; denn wir wussten, ohne gesegnete Speisen würde dem Osterfest etwas Entscheidendes fehlen und es lag an uns, dies zu verhindern. Die Stärkung des Selbstbewusstseins stand aber nicht im Mittelpunkt, sondern die grundlegende Erfahrung, Ostern ist ein ganz besonderes Fest.
Eine fundamentale Erfahrung
Auch das heutige Evangelium berichtet von einer fundamentalen Erfahrung. Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wollen den Leichnam Jesu salben und so dem Toten einen letzten Liebesdienst erweisen. Niedergeschlagen von den schrecklichen Ereignissen der letzten Stunden machen sie sich auf den Weg zur Grabstätte. Zu ihrem Erstaunen stellen sie fest, dass der Stein vorm Eingang des Grabes bereits weggewälzt ist. So gelangen sie ohne große Mühe in das Innere des Grabes, wo sie mit Entsetzen feststellen, der Leichnam Jesu fehlt und das Grab ist leer. Was ist geschehen? Wurde der Leichnam gestohlen oder aus irgendwelchen Sicherheitsgründen anderswohin gebracht? Die drei Frauen wissen es nicht; sie sind fassungslos. Als sie noch einen jungen Mann im Grab sitzend sehen, erschrecken sie noch mehr. Von ihm erfahren sie, dass Jesus auferstanden und nicht mehr hier zu finden sei. Also muss es neben dem Diebstahl und dem In-Sicherheit-Bringen des Leichnams eine weitere Erklärungsmöglichkeit für das leere Grab geben, nämlich die der Auferstehung. Die Tatsache des leeren Grabes und die unmissverständliche Aussage des jungen Mannes überzeugen die Frauen, Jesus ist auferstanden.
Eine so schnelle Entscheidungsfindung entspricht nicht unseren Vorstellungen. Nach den Maßstäben unserer Tage würde eine solche Vorgehensweise mit dem Prädikat "naiv" versehen werden. Wenn schon nicht die Frage aufgeworfen wird, ob so etwas wie Auferstehung überhaupt mit den Naturgesetzen vereinbar sei, so müssten weinigsten weitere Nachforschungen angestellt und Pro- und Kontraargumente kritisch abgewogen werden. Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Salome tun nichts dergleichen. Sie glauben einfach! Wie ist das möglich?
Nach jüdischem Verständnis gehören Leib und Seele zusammen; sie bilden eine unteilbare Einheit, die auch nach dem Tod fortbesteht. Nicht die Seele allein lebt weiter, wie nach griechischem Denken, sondern die leib-seelische Einheit. Auferstehung ist Metamorphose des alten Leibes in einen neuen Leib und das Grab ist jener Ort, wo sich diese Metamorphose vollzieht. Um die Entscheidung der drei Frauen nachvollziehen zu können, braucht es dieses Hintergrundwissen. Als Auferstandener lebt Jesus in einem gewandelten Leib fort und ist nicht wie ein Toter an das Grab gebunden.
Glaubensgewissheit
Nicht über die Verstandesebne kommen die Frauen zu ihrer Entscheidung, sondern über die Erfahrungsebene; denn wer die Auferstehung allein mit dem Verstand zu fassen sucht, wird bald an unüberwindliche Grenzen stoßen. All das zusammengenommen, was die ersten Zeuginnen an jenem frühen Morgen erfahren haben, schenkt die Glaubensgewissheit, dass Jesus lebt. Erst diese Gewissheit befähigt die Frauen, ihre Niedergeschlagenheit zu überwinden und vor den Jüngern Jesus als den Auferstandenen zu bezeugen. Die Jünger wiederum schenken ihrem Zeugnis Glauben. So wird Glauben weiter gegeben von Generation zu Generation, durch die Geschichte hindurch. Unser Glaube hat seinen Wurzelgrund in der fundamentalen Erfahrung dieser drei Frauen.
Den ersten Zeuginnen der Auferstehung ist zu danken, dass die Sache Jesu weiter gegangen ist und dass sich Menschen von seiner Botschaft der Nächsten- und Gottesliebe angesprochen fühlen und sich bemühen, diese Botschaft in ihrem Leben konkret werden zu lassen. Die Sache Jesu darf aber nicht allein auf die Weitergabe humaner Ideale und deren praktischer Umsetzung beschränkt werden. Quintessenz der Sache Jesu ist die Verheißung einer exklusiven Auferstehung. Auferstehung stellt kein einmaliges Ereignis dar; denn durch die Auferstehung Jesu wurde auch uns der Zugang zum Ewigen Leben eröffnet, auch wir werden nach unserem Tod auferstehen.
Auf ewig nicht sterben
Die Zusage Jesu, dass die an ihn Glaubenden auf ewig nicht sterben werden, machte den neuen Weg, das Christentum, so attraktiv, dass man sich diesem Weg gerne anschloss. Wenn mit dem Tod nicht alles aus ist, wird das Leben einer latenten und häufig auch angstmachenden Sinnlosigkeit entrissen. Gerade die Frage nach dem Sinn des Lebens steht heute wieder hoch im Kurs und die Palette angeblich sinnstiftender Angebote ist beinah unüberschaubar. Darf's etwas Spaß, Wellness, Action, Yoga, Wiedergeburt oder gar eine Brise Atheismus sein!? Alles ist möglich! Du hast die Wahl! Aber ist es wirklich so einfach, dem Leben Sinn zu geben und wie kann ich sicher sein, dass das gewählte Angebot hält, was es verspricht? Gibt es eine Garantie dafür?
Machen wir's wie Maria von Magdala, wie Maria, die Mutter des Jakobus und wie Salome! Sammeln wir Glaubenserfahrungen, unsere eigenen und die anderer, und in uns wird die Gewissheit wachsen, Jesus auferstanden ist und auch wir werden dereinst auferstehen zum Ewigen Leben.
Gelassenheit und Lebensfreude
Ein zweites Leben
In einer Glaubensgesprächsrunde leitete ein Teilnehmer seine persönliche Vorstellung mit dem Satz ein: "Eigentlich sollte ich gar nicht mehr auf der Welt sein…" Er erzählte von einem schweren Unfall, den er wie durch ein Wunder überlebt habe. Seither betrachtet er seine nachfolgende Lebenszeit als geschenkte Lebensjahre. Er habe sein Leben bereits abgeschlossen gehabt. Dieses Ereignis habe seine Lebenseinstellung tiefgehend verändert. Nun lebe er bewusster und gelassener, denn sein Leben hätte damals auch zu Ende sein können.
Wir feiern heute die Auferstehung Jesu. Von ihm wissen wir - wir haben es gestern in der Passionsgeschichte gehört -, dass er den Tod durchlebt hat. Er ist durch die Todeserfahrung hindurch gegangen und lebt nun in neuer Weise und in neuer Gestalt.
Gewiss, sein Tod und seine Auferstehung sind nur begrenzt vergleichbar mit der Erfahrung eines Menschen, der - wie wir manchmal bildhaft sagen - dem Tod von der Schaufel gesprungen ist. Aber vielleicht kann diese Erfahrung ein wenig andeuten, wie sehr das Bewusstsein eines neuen Lebens die Lebenseinstellung eines Menschen verändern kann.
Neues Leben
Das Bewusstsein eines neuen Lebens spielt für die Christen eine bedeutende Rolle. Mit der Taufe beginnen sie in zweifacher Hinsicht ein neues Leben.
In der Anfangszeit des Christentums bedeutete sich taufen zu lassen meist den gesellschaftlichen Tod. Als Getaufter war man meist aus dem bis dahin gewohnten Beziehungsgeflecht ausgeschlossen. Durch die Taufe ist man in neue Beziehungen hineingewachsen. Man lebte gewissermaßen ein neues Leben und gewann eine neue Lebenssicht. Obwohl Christen oft von Verfolgung bedroht waren, und jeder Christ mit einem gewaltsamen Tod rechnen musste, lebten sie bewusster und gelassener. Das ins Wasser Unter- und aus dem Wasser Auftauchen war für sie ein Symbol für das Hindurchgehen durch den Tod, ein Bild für das Sterben und Auferstehen, wie Christus es erlebt hatte.
Das neue Leben stand aber auch unter neuen Vorzeichen. Es hatte sozusagen eine neue Klangfarbe. Nach und nach erkannten die Christen, dass sich aus dem Wissen um das neue Leben auch die Lebensweise zu ändern hatte. Der Apostel Paulus wird nicht müde, das neue Leben dem alten gegenüber zu stellen. Es gelte, den alten Menschen auszuziehen und den neuen Menschen anzuziehen.
Was ist neu an unserem Leben?
Wir leben unser Christsein unter ganz anderen Bedingungen. Die Lebensweise der meisten Christen unterscheidet sich nach außen kaum von der Lebensweise anderer Menschen. Gott sei Dank, normalerweise werden wir wegen unseres Glaubens nicht verfolgt. Wir haben keine Nachteile zu erwarten, wenn wir uns als Christen outen und zu Christus bekennen.
Dennoch bin ich überzeugt, dass sich die Lebensweise und vor allem auch das Lebensgefühl eines Menschen, der an die Auferstehung und an ewiges Leben glaubt, von der Lebensweise und dem Lebensgefühl jener Menschen unterscheidet, die nicht daran glauben.
Manche Menschen leben nach dem Motto "Man lebt nur einmal". Wer nach diesem Motto lebt, möchte meistens alles haben und das sofort. Sie wollen nichts versäumen. Sie lassen "nichts anbrennen". Manche von ihnen kümmern sich auch wenig um eine Moral. Schließlich ist das Leben kurz.
Andere leben nach dem Motto "Carpe diem", wörtlich übersetzt "Pflücke den Tag" oder vielleicht besser "Nimm, was du kriegst!". Auch Christen können und sollen genießen, was der Tag ihnen bietet. Das Leben ist schließlich ein Geschenk Gottes. Sie stehen jedoch nicht unter dem Druck, dass sie sonst leer ausgehen. Kommt nicht ein Teil der Hektik unserer Zeit, des Leistungs- und Erfolgsdrucks von der Befürchtung "man lebt nur einmal"?
Ein neuer Lebenshorizont
Unser Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben eröffnet uns einen ganz neuen Horizont. Wir wissen das Leben zu schätzen als ein Geschenk Gottes. Es zu genießen ist ein Ausdruck der Dankbarkeit dem Schöpfer gegenüber. Wir stehen jedoch nicht unter dem Druck, um jeden Preis alles und möglichst sofort haben zu müssen. Wir brauchen uns nicht der Angst auszuliefern, dass wir sonst leer ausgehen. Gott schenkt uns Leben in solcher Fülle, dass wir es als Menschen niemals ausschöpfen können.
Schon mehrmals bin ich schwer kranken Menschen begegnet, die mich mit ihrer Lebenseinstellung beschämt haben. Für jedes Bisschen Lebensqualität waren sie dankbar und sie haben ihr Leben, das ihnen geblieben war, genossen. In gewisser Hinsicht waren sie glücklicher als ich in meiner Hektik, getrieben von meinen Leistungs- und Erfolgszwängen.
Ich denke auch an die großen Vorbilder der christlichen Nächstenliebe; Menschen, die ganz für andere gelebt haben, Elisabeth, Mutter Theresa, Maximilian Kolbe und viele ungezählte Christen, die aus der Gewissheit heraus, dass Gott uns Leben in unendlicher Fülle geschenkt hat, alles zurückgestellt haben, womit andere Menschen ihr Leben anfüllen.
Osterfreude
Die Freude, die von Ostern ausgeht, lässt uns zwar von Zeit zu Zeit aufjubeln und Halleluja singen, wenn uns bewusst wird, dass die Endlichkeit unseres Lebens, der Tod, die Krankheit, Behinderung, das Altern, mögliches Scheitern im Erfolg und in den Beziehungen, durch die Auferstehung Jesu seinen Schrecken verloren hat. Das Leben geht weiter! Und zwar nicht in dem meist gemeinten Sinn, dass es rücksichtslos über unser kleines Schicksal hinweggeht. Das Leben geht weiter, weil Gott uns so sehr liebt, dass er uns nicht dem Tod ausliefert, wie er auch Jesus nicht dem Tod überlassen hat.
Die Osterfreude des Alltags hat ein ganz anderes Gesicht. Sie zeigt sich in einer gewissen Gelassenheit und hoffnungsvollen Grundstimmung, auch wenn wir uns klar der Endlichkeit unseres Lebens bewusst sind. Einer meiner Mitbrüder - er ist über hundert Jahre alt geworden - wurde manches Mal ungeduldig, dass Gott ihn nicht heimholte (hohes Alter hat auch seine beschwerlichen Seiten). Bis zu seinem Tod hat er jedoch nicht die Lebensfreude und den Humor verloren. Einmal meinte er mir gegenüber, dass er schon gespannt sei, was Gott für ihn und für uns noch an Überraschungen bereit halte.
Heute zum Osterfest wünsche ich Ihnen beides: Wenigstens einmal im Jahr von Herzen und aus voller Kehle Halleluja singen und jubeln können, weil Jesus den Schrecken des Todes überwunden hat. Ich wünsche Ihnen aber ebenso die Gelassenheit und Lebensfreude im alltäglichen Leben, die aus der Gewissheit kommt, dass uns Gott jetzt schon unerschöpfliches ewiges Leben schenkt und auch in Zukunft schenken wird.
Gott führt in eine neue Existenz
Die Liturgie, besonders in der Heiligen Woche, der Karwoche, weist eine Symbolik auf, die uns alle berührt und uns in großer Dichte die Existenz unseres Lebens und unserer Lebenswege vor Augen führt und auch durch viele Schriftlesungen zu Gehör bringt.
In der Segnung des Feuers und der Osterkerze werden Wesensmerkmale unserer Existenz angesprochen: Licht, Dunkelheit, Zeit, aber auch die Wundmale bzw. Verwundungen und Niederlagen, die niemand wegleugnen kann.
In dieser Nacht der vielen Erzählungen, der Dunkelheit und des Lichts, der vielen Wege, die auch Umwege, vielleicht gar nicht so selten auch Irrwege sein können, erfahren wir einen gemeinsamen Durchzug durch die Geschichte Israels und damit auch den schwierigen Weg unseres Christseins. Aber nicht genug damit! Die vielen Stationen können auch eine Widerspiegelung unseres Lebens sein. Manche davon sind vielleicht nicht unsere persönlichen, aber doch die von vielen Frauen und Männern. Durch diese biblischen Erfahrungstexte zieht sich wie ein roter Faden Gottes Sehnsucht, dass wir Menschen ihn unter uns wohnen lassen und unser Leben nach seiner Sehnsucht gestalten.
Gott rettet
Der Exodus-Text zeigt, dass Gott punktgenau führt. Wir erkennen allerdings viel erst davon im Nachhinein, im Rückblick. Gott hat die Israeliten vor dem Tod errettet. Aber wie geschieht das? Die einen durften leben auf Kosten anderer. In diesem Fall sind es die Ägypter, die mit Ross und Wagen ertranken. Das wirft manche schwerwiegende unbeantwortbare Frage auf: nach dem Gottesbild, nach der Vernichtung unschuldigen Menschenlebens. Für uns alles unverständlich! Sogar am höchsten Fest des Lebens kommt der Tod herein. Der liturgische Festkreis, ja auch der Alltag selbst, lehren, dass Tod und Leben sehr nahe beieinander sind.
Der Glaubensformel des Zweiten (=Neuen Testaments) "Gott, derJesus von den Toten erweckt hat" steht der Satz des Ersten (=Alten Testaments) gegenüber "Gott, der dich aus Ägypten geführt hat." - Heute ist auch dort Ägypten, wo es Ausbeutung der Arbeitskraft gibt, wo Profite nicht hoch genug sein können und viele ihre Arbeitsplätze verlieren. Ägypten ist dort, wo Menschen Schmach und Beleidigungen ausgesetzt sind, wo ihre Menschenwürde nicht ernst genommen wird, wo sie sich in ihren Beziehungen, in ihrer Arbeitswelt eingeengt fühlen, wo sie unmündig gemacht werden, das heißt, all ihren Schmerz, ihre Trauer nicht artikulieren können und dürfen, wo die Sklaverei auch heute in neuer Form das Sagen hat. Es bleibt uns aber auch nicht erspart, die sicheren Fleischtöpfe zu verlassen und wegzuziehen, eine neue Existenz aufzubauen. Das war damals nicht leicht und ist heute genauso schwierig im Zeitalter der Flexibilität und Dynamik, wo der Mensch nicht zur Ruhe kommt und auch nur schwer Geborgenheit und Sicherheit findet.
Unsere Verwundungen und Wundmale, die wir dabei hinzunehmen haben, die wir aber auch anderen bewusst oder unbewusst schlagen, sind auch die Wundmale des Herrn, die in der Osterkerze in kreuzförmiger Gestalt dargestellt sind. In der Osterkerze ist auch die Jahreszahl eingeprägt, aber nicht alles findet hier auf Zeit Heilung oder Linderung der Schmerzen, der Angst, aber vielleicht wird einiges, was uns plagt, leichter erträglich. Jesus lädt uns ein, der Macht des Bösen, der Macht des Todes Hoffnung entgegenzusetzen.
Es ist jene Hoffnung, die durch die Errettung aus Ägypten und durch die Auferstehung Jesu zur Realität geworden ist.
Christus, das Licht
Christus sagt von sich, dass er Weg, Wahrheit, Licht und Leben ist. In der Taufe erhält der Getaufte seine Taufkerze, die an der Osterkerze entzündet wird als Zeichen dafür, dass Christen Lichtträger sind, die durch die Geheimnisse der Osternacht auch Wärme geben können.
Christen sind eingeladen, sich zu "verbrennen", indem sie Licht und Wärme für sich selbst und andere sind. Weil wir aber diesen Anforderungen kaum gerecht werden, sendet er uns seinen Geist: "Ich…lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch." (Ez. 36,26). Auch die pfingstlichen Gnadengaben dürfen wir schon jetzt in der Osternacht empfangen.
Ostern 2008. - Ich wünsche uns allen, dass sich der österlich-pfingstliche Geist in unseren Familien, Gemeinden, Dörfern und Städten, besonders auch in den Kirchen sichtbar macht, dass wir alle Mut haben, aufzustehen - also den Aufstand zu wagen gegen alles Einengende, Ängstliche und Krankmachende.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Nach der 1. Lesung (Gen1,1 - 2,2):
GL 381: Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus
GL 645,3: Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu - Mit Psalm 104. - VII.
GL Ö711,3: Noch lag die Schöpfung formlos da
Nach der 2. Lesung (Gen 22,1-18):
GL 312,3: Behüte mich, Gott, behüte mich, denn ich vertraue auf dich; mein ganzes Glück bist du allein. – Mit Psalm 22 (GL 36,4) - II
GL 383: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 423: Wer unterm Schutz des Höchsten steht
Nach der 3. Lesung (Ex 14,15 - 15,1):
GL 624: Dem Herrn will ich singen, machtvoll hat er sich kundgetan. - Mit Ex 15,1ff - VIII.
GL 408: Lobe und preiset ihr Völker den Herrn (Kanon)
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren
GL 629,1: Du führst mich hinaus ins Weite; du machst meine Finsternis hell. - Mit Psalm 30 - I.
Nach der 4. Lesung (Jes 54,5-14):
GL 60,1: Der Herr hat uns befreit; auf ewig besteht sein Bund. – Mit Psalm 111 - VI.
GL 312,5: Aus der Tiefe zogst du mich empor; dich will ich rühmen in Ewigkeit - Mit Psalm 4 (GL 33,2) - VII.
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
Nach der 5. Lesung (55,1-11):
GL 37,1: Der Herr ist mein Hirt; er führt mich an Wasser des Lebens. – Mit Psalm 23 - VI.
GL 312,6: Freudig lasst uns schöpfen lebendige Wasser aus den Quellen des Heiles – Mit Psalm 100 (GL 56,2) - V.
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen und wie unsagbar nah bei uns
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 616,1-2: Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. – Mit Psalm 63 - IV.
Nach der 6. Lesung (Bar 3,9-15. 32 - 4,4):
GL 38,1: Der Herr ist mein Licht und mein Heil. - Mit Psalm 27 - IV.
GL 312,7: Herr, du hast Worte ewigen Lebens. – Mit Psalm 103 (GL 57,2) - II.
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan
GL 423: Wer unterm Schutz des Höchsten steht
Nach der 7. Lesung (Ez 36, 16-17a.18-28):
GL 42: Nach Gott, dem Lebendigen, dürstet meine Seele – Mit Psalm 42 und 43 - VI.
GL 47: In den Tagen des Herrn sollen Gerechtigkeit blühen und Fülle des Friedens – Mit Psalm 72 - V.
GL 56: Freut euch: Wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade – Mit Psalm 100 - V.
GL 312,8: Wie der Hirsch verlangt nach frischem Wasser, so verlangt meine Seele, Gott, nach dir. – Mit Psalm 45 (GL 43,2) - V.
GL 392: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren
GL 393: Nun lobet Gott im hohen Thron
Nach der Epistel (Röm 6,3-11):
GL 66,2: Halleluja, Halleluja, Halleluja – Mit Psalm 118
GL 312,9: Halluluja. – VIII
Lieder:
GL 318: Christ ist erstanden von der Marter alle
GL 321: Surrexit Dominus vere. Alleluja (Taizé)
GL 322: Ihr Christen, singet hocherfreut
GL 323: Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt
GL 324: Vom Tode heut erstanden ist
GL 326: Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit
GL 328: Gelobt sei Gott im höchsten Thron
GL 329: Das ist der Tag, den Gott gemacht
GL 331: Ist das der Leib, Herr Jesu Christ
GL 332: Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja
GL 334: O Licht der wunderbaren Nacht
GL 335: Das ist der Tag, den der Herr gemacht
GL 336: Jesus lebt, mit ihm auch ich
GL 337: Freu dich erlöste Christenheit
GL 338: Jerusalem, du neue Stadt
GL Ö828/Ö829/Ö830/Ö832: Der Heiland ist erstanden
GL Ö833: Christus ist erstanden
GL Ö834: Das Grab ist leer
GL Ö835: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt
GL Ö836: Surrexit Christus hodie. Alleluja
GL Ö837: Halleluja! Lasst uns singen
GL Ö838: Christus ist erstanden! Halleluja! (Kanon)
- Einleitung6
Lorenz Walter Voith (2013)
Einführung in den Wortgottesdienst:
Nach der Lichtfeier hören wir in den Lesungen des ersten und zweiten Testamentes den Grund unserer Osterfreude, die Heilsgeschichte vom Anfang der Welt bis hin zur Auferstehung Jesu Christi: Gott erweist sich als der, der Leben schafft und Leben will, der den Menschen immer wieder von allem Schweren befreit. Wir hören, wie die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen seine Fortsetzung findet und in dieser Nacht auch in unseren Herzen weitergeschrieben werden will.
Lorenz Walter Voith (2013)
Hinführung zur Tauffeier:
er dritte Teil der Osternachtliturgie ist die Tauffeier, in der wir unsere Gotteskindschaft durch die Taufe erneuern. Am Anfang der Weihe des Wassers wird die Allerheiligenlitanei gesungen: Die heiligen Männer und Frauen sind Zeichen dafür, dass für uns alle das Ziel des ewigen Lebens erreichbar ist. So sind sie uns Vorbilder, wie wir unser Leben auf dieses Ziel hin gestalten sollen.
Allerheiligenlitanei
Lorenz Walter Voith (2022)
Einführung am Beginn der Osternachtliturgie:
Von der Dunkelheit des Lebens und des Sterbens sind wir noch umfangen und erwarten doch auch das Licht der Welt. Es ist die Nacht, in der das Kreuz, der Tod, das Leiden überwunden ist, in der das neue und ewige Leben von Gott in unserer Welt Einzug hält: Der Stein ist weg. Das Grab ist leer. Jesus ist auferstanden.
Segensgebet über das Feuer:
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast durch Christus allen, die an dich glauben,
das Licht deiner Herrlichkeit geschenkt.
Segne dieses neue Feuer,
das die Nacht erhellt
und entflamme in uns die Sehnsucht nach dir,
dem unvergänglichen Licht,
damit wir mit reinem Herzen zum ewigen Osterfest gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
(aus dem MB)
Zum Entzünden der Osterkerze:
Jesus Christus ist für uns Wärme, Licht und Leben.
Zeichen dafür ist die Osterkerze, die wir nun entzünden:
Guter Gott,
Gott der Liebe, Gott des Lebens.
Voll Vertrauen auf Dein unvergängliches Licht
zünden wir diese Kerze an.
Das Licht sei uns ein Zeichen des Vertrauens,
der Liebe und der Hoffnung,
in Stunden der Freude und in Stunden des Leides.
Wir zünden diese Kerze an, weil wir wissen:
Dein Sohn Jesus Christus ist bei uns
und bleibt bei uns alle Tage unseres Lebens und darüber hinaus.
Lass sein Licht über uns und alle Menschen leuchten.
Das Licht Christi aber gehe in unseren Herzen auf
und erstrahle in der ganzen Welt. Amen.
Diese österliche Freude lasst uns weiterreichen von Hand zu Hand,
von Licht zu Licht.
Wir wollen uns alle erfassen lassen von diesem einen Licht
und uns vereinen im Licht des österlichen Lebens,
das in dieser Nacht den ganzen Erdkreis umspannt.
Einführung in den Wortgottesdienst:
Nach der Lichtfeier hören wir in den Lesungen des ersten und zweiten Testamentes den Grund unserer Osterfreude, die Heilsgeschichte vom Anfang der Welt bis hin zur Auferstehung Jesu Christi: Gott erweist sich als der, der Leben schafft und Leben will, der den Menschen immer wieder von allem Schweren befreit. Wir hören, wie die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen seine Fortsetzung findet und in dieser Nacht auch in unseren Herzen weitergeschrieben werden will.
Hinführung zur Tauffeier:
Der dritte Teil der Osternachtliturgie ist die Tauffeier, in der wir unsere Gotteskindschaft durch die Taufe erneuern. Am Anfang der Weihe des Wassers wird die Allerheiligenlitanei gesungen: Die heiligen Männer und Frauen sind Zeichen dafür, dass für uns alle das Ziel des ewigen Lebens erreichbar ist. So sind sie uns Vorbilder, wie wir unser Leben auf dieses Ziel hin gestalten sollen.
Allerheiligenlitanei
Hans Hütter (2022)
Einleitung zum Wortgottesdienst:
Wir haben die Osternachtfeier mit der Segnung des Feuers und der Osterkerze, mit dem Einzug der Osterkerze und dem feierlichen Exsultet eröffnet. Von alters her haben die Christen diese heilige Nacht singend und betend durchwacht.
Dabei riefen sie in Erinnerung, wie Gott der Herr sich in der Geschichte seines Volkes als Gott des Lebens erwiesen hat. Immer wieder hat er sich der Not seines Volkes erbarmt und ihm neue Lebensmöglichkeiten eröffnet.
In den nun folgenden Lesungen hören wir von der Erschaffung der Welt, (1. Lesung);
[vom Gehorsam des Abraham, der bereit ist, seinen Sohn zu opfern, (2. Lesung);]
von der wunderbaren Errettung des Volkes Israel aus der Hand der Ägypter, (3. Lesung);
und von den Verheißungen, die Gott seinem Volk durch die Propheten zusichert.
Viele dieser Worte erhalten durch den Tod und durch die Auferstehung Jesu eine neue Sinntiefe. Durch die Taufe sind auch wir mit dem Leib Christi verbunden, haben wir teil am neuen Bund Gottes mit seinem Volk und an den Hoffnungen der Christen, die sich daran knüpfen. Davon hören wir in den neutestamentlichen Lesungen.
Überleitung zur Tauffeier:
In der Osternacht empfangen von alters her die Taufbewerber das Sakrament der Taufe. Durch die Taufe erhalten sie Anteil an der Fülle des ewigen Lebens, das Christus uns durch seinen Tod und seine Auferstehung erschlossen hat.
Für alle Getauften ist die Anlass, für das Geschenk der Gotteskindschaft zu danken und das Taufversprechen zu erneuern.
Die nun folgende Tauffeier beginnt mit der Anrufung aller Heiligen. Durch die Taufe sind wir von Gott geheiligt und in die Schar der Heiligen berufen worden.
Überleitung zur Eucharistiefeier:
Als letzter Abschnitt der Osternachtliturgie folgt nun die Eucharistiefeier. Dankbar gedenken wir des Todes und der Auferstehung Jesu. Im heiligen Mahl erhalten wir Anteil an seinem Leib und dem Blut, das er für uns vergossen hat. Christus nimmt uns mit hinein in seine innige Verbundenheit mit dem Vater und in sein ewiges Leben.
Hans Hütter (2008)
Überleitung zur Tauffeier:
In der Osternacht empfangen von alters her die Taufbewerber das Sakrament der Taufe. Durch die Taufe erhalten sie Anteil an der Fülle des ewigen Lebens, das Christus uns durch seinen Tod und seine Auferstehung erschlossen hat.
Für alle Getauften ist die Anlass, für das Geschenk der Gotteskindschaft zu danken und das Taufversprechen zu erneuern.
Die nun folgende Tauffeier beginnt mit der Anrufung aller Heiligen. Durch die Taufe sind wir von Gott geheiligt und in die Schar der Heiligen berufen worden.
Hans Hütter (2008)
Überleitung zur Eucharistiefeier:
Als letzter Abschnitt der Osternachtliturgie folgt nun die Eucharistiefeier. Dankbar gedenken wir des Todes und der Auferstehung Jesu. Im heiligen Mahl erhalten wir Anteil an seinem Leib und dem Blut, das er für uns vergossen hat. Christus nimmt uns mit hinein in seine innige Verbundenheit mit dem Vater und in sein ewiges Leben.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Osternacht: Erwecke in deiner Kirche den Geist der Kindschaft
Lasset uns beten.
Gott, du hast diese Nacht hell gemacht
durch den Glanz der Auferstehung unseres Herrn.
Erwecke in deiner Kirche den Geist der Kindschaft,
den du uns durch die Taufe geschenkt hast,
damit wir neu werden an Leib und Seele
und dir mit aufrichtigem Herzen dienen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Osternacht
- Eröffnungsgebet1
Messbuch - Osternacht: Gebete nach den Lesungen
Gebet nach der 1. Lesung (Gen 1,1 - 2,2):
Allmächtiger Gott,
du bist wunderbar in allem, was du tust.
Lass deine Erlösten erkennen,
dass deine Schöpfung groß ist,
doch größer noch das Werk der Erlösung,
die du uns in der Fülle der Zeit geschenkt hast
durch den Tod des Osterlammes,
unseres Herrn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Oder (wenn die Kurzfassung gelesen wurde):
Allmächtiger Gott,
du hast den Menschen wunderbar erschaffen
und noch wunderbarer erlöst.
Hilf uns, den Verlockungen der Sünde
durch die Kraft des Geistes zu widerstehen,
damit wir zu den ewigen Freuden gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Gebet nach der 2. Lesung (Gen 22, 1-18):
Gott, du Vater aller Gläubigen,
durch deine Gnade
mehrst du auf dem ganzen Erdenrund
die Kinder deiner Verheißung.
Durch das österliche Sakrament der Taufe
erfüllst du den Eid,
den du Abraham geschworen hast,
und machst ihn zum Vater aller Völker.
Gib allen, die du zu deinem Volk berufen hast,
die Gnade, diesem Ruf zu folgen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Gebet nach der 3. Lesung (Ex 14,15 - 15,1):
Gott,
deine uralten Wunder
leuchten noch in unseren Tagen.
Was einst dein mächtiger Arm
an einem Volk getan hat,
das tust du jetzt an allen Völkern:
Einst hast du Israel
aus der Knechtschaft des Pharao befreit
und durch die Fluten des Roten Meeres geführt;
nun aber führst du alle Völker
durch das Wasser der Taufe zur Freiheit.
Gib, dass alle Menschen Kinder Abrahams werden
und zur Würde des auserwählten Volkes gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Oder:
Herr, unser Gott,
du hast uns durch das Licht des Neuen Bundes
den Sinn der Wunder erschlossen,
die du im Alten Bund gewirkt hast:
Das Rote Meer ist ein Bild für das Wasser der Taufe;
das befreite Volk Israel deutet hin
auf das heilige Volk des Neuen Bundes.
Gib, dass alle Menschen durch den Glauben
an der Würde Israels teilhaben
und im Heiligen Geist
die Gnade der Wiedergeburt empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Gebet nach der 4. Lesung (Jes 54,5-14):
Allmächtiger, ewiger Gott,
verherrliche deinen Namen.
Gewähre, was du den Vätern
um ihres Glaubens willen versprochen hast,
und mehre durch die Taufe die Zahl deiner Kinder.
Lass deine Kirche erfahren, dass sich erfüllt,
was die Heiligen des Alten Bundes gläubig erhofft haben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Gebet nach der 5. Lesung (Jes 55,1-11):
Allmächtiger, ewiger Gott,
du einzige Hoffnung der Welt,
durch die Propheten hast du die Heilsereignisse angekündigt,
die sich in unseren Tagen erfüllen.
Erwecke du selbst in uns das Verlangen,
dir immer treuer zu dienen;
denn niemand macht Fortschritte im Guten,
wenn ihn nicht deine Gnade führt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Gebet nach der 6. Lesung (Bar 3,9-15.32 - 4,4):
Gott, unser Vater,
du mehrst die Zahl deiner Kinder
und rufst aus allen Völkern
Menschen in deine Kirche.
Beschütze gütig die Täuflinge,
damit sie den Quell der Weisheit niemals verlassen
und auf deinen Wegen gehen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Gebet nach der 7. Lesung (Ez 36,16-17a.18-28):
Gott,
du unwandelbare Kraft, du ewiges Licht,
schau gütig auf deine Kirche
und wirke durch sie das Heil der Menschen.
So erfahre die Welt,
was du von Ewigkeit her bestimmt hast:
Was alt ist, wird neu,
was dunkel ist, wird licht,
was tot war, steht auf zum Leben,
und alles wird wieder heil in dem,
der der Ursprung von allem ist,
in unserem Herrn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Oder:
Herr, unser Gott,
durch die Schriften des Alten und des Neuen Bundes
führst du uns ein
in das Geheimnis dieser heiligen Nacht.
Öffne unsere Augen für das Werk deines Erbarmens
und schenk uns durch die Gnade dieser Osternacht
die feste Zuversicht, dass auch unser Leben
in deiner Herrlichkeit vollendet wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Oder (wenn eine Taufe folgt):
Sei uns nahe, allmächtiger Gott,
und wirke in den Sakramenten,
die uns deine Liebe schenkt:
Sende den Geist aus,
der uns zu deinen Kindern macht,
den Geist, durch den dir aus dem Wasser der Taufe
ein neues Volk geboren wird.
Was wir unter heiligen Zeichen vollziehen,
das vollende du mit deiner Kraft.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Nach dem Gebet zur letzten Lesung aus dem Alten Testament:
Feierliches "Ehre sei Gott"
- Fürbitten11
Manfred Wussow (2024)
In dieser Nacht wird alles anders.
Verzagte eilen mit neuem Mut voran.
Verfluchte setzen sich an den Tisch der Herren.
Der Tod findet nicht einmal in seinem Reich Frieden.
In dieser Nacht brechen wir auf.
1.
Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
Die Erde war wüst und wirr
Gott sprach:
Es werde Licht.
Und es wurde Licht.
Herr,
Häuser werden in Schutt und Asche gelegt,
Menschen verjagt,
das Chaos breitet sich aus.
Schaffe Licht in dunkler Nacht
2.
Damals sang Mose mit den Israeliten dem HERRN dieses Lied;
sie sagten:
Ich singe dem HERRN ein Lied,
denn er ist hoch und erhaben.
Ross und Reiter warf er ins Meer.
Herr,
in vielen Gremien wird beraten, gestritten und entschieden.
Wie es Frieden werden kann.
Dunkle Wolken kennen keine Grenzen.
Schaffe Licht in dunkler Nacht
3.
Mögen auch die Berge weichen
und die Hügel wanken -
meine Huld wird nicht von dir weichen
und der Bund meines Friedens nicht wanken,
spricht der HERR, der Erbarmen hat mit dir.
Herr,
Naturkatastrophen überraschen Menschen im Schlaf.
Die Erde wankt und ächzt.
Menschen und Tiere verlieren ihre Lebensgrundlagen.
Schaffe Licht in dunkler Nacht
4.
Ich gebe euch ein neues Herz
und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres.
Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch
und gebe euch ein Herz von Fleisch.
Ich gebe meinen Geist in euer Inneres
Herr,
Hass wird gepredigt und Angst geschürt.
Menschen versteinern,
Menschen werden verführt.
Schaffe Licht in dunkler Nacht
5
Wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden,
sind auf seinen Tod getauft worden.
Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod,
damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters
von den Toten auferweckt wurde,
in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln.
Herr,
in der Taufe schenkst du uns Gemeinschaft mit dir.
Kranke, trauernde und sterbende Menschen birgst du.
Viele Fragen bleiben mitten im Leben offen.
Schaffe Licht in dunkler Nacht
In dieser Nacht wird alles anders.
Verzagte eilen mit neuem Mut voran.
Verfluchte setzen sich an den Tisch der Herren.
Der Tod findet nicht einmal in seinem Reich Frieden.
In dieser Nacht brechen wir auf.
In Christus,
Anführer und Vollender auf dem Weg in das Leben. – Amen.
Renate Witzani (2024)
Mit unseren menschlichen Möglichkeiten können wir das Ostergeschehen zwar nicht begreifen, uns aber vom Geheimnis der Auferstehung ergreifen lassen.
So bitten wir dich, den einen, dreifaltigen Gott:
Für alle, die heute in dieser Osternacht im Geschenk der Taufe in der Gemeinschaft der Kirche den Sieg des Lebens über den Tod feiern.
Für alle, die versuchen, den Konflikten und Spannungen im menschlichen Zusammenleben nicht mit Krieg, Terror und Gewalt zu begegnen.
Für alle, die durch Krankheit, Armut oder Einsamkeit dunkle Zeiten ertragen müssen, um dein göttliches Licht, das sie aus der Angst zur Befreiung führt.
Für uns selbst und alle, denen wir uns verbunden fühlen, dass wir unsere innere Quelle entdecken, durch die dein Geist in uns wirksam wird.
Für unsere Verstorbenen, von denen wir zwar nicht wissen aber glauben, dass sie in deinem Licht weiterleben.
Weil Ostern, das Fest der Auferweckung Christi, ohne dich, den Vater, und die Kraft des Heiligen Geistes nicht denkbar ist, loben und preisen wir dich, den dreieinen Gott, jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2021) - Gott des Lebens
Guter Gott,
du hast deinem Volk durch seine wechselvolle Geschichte hindurch die Treue bewahrt und ihm immer wieder neues Leben ermöglicht.
Wir bitten dich:
Für alle, die der Pandemie zum Opfer gefallen sind.
Zeige dich ihnen als Gott, der neues Leben schenkt.
Für alle, die durch die Schwierigkeiten, die in den letzten Monaten über sie gekommen sind, ihre Lebensfreude verloren haben.
Zeige ihnen Auswege aus ihrer Not und schenke ihnen Hoffnung.
Für alle, die durch Kriege und Ungerechtigkeit aus ihrer Heimat vertrieben worden sind.
Gib ihnen neuen Lebensraum.
Für alle, deren Armut und Abhängigkeit durch die gegenwärtige Krise noch größer geworden ist.
Lass sie Hilfe und Gerechtigkeit erfahren.
Für alle, die durch ihren beruflichen Einsatz oder durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit helfen, dass Menschen am Leben bleiben, bzw. ihr Leben entfalten können.
Lass sie in ihrem Dienst an den Mitmenschen Erfüllung finden.
Für alle, deren Leben zu Ende gegangen ist und die auf die Auferweckung der Toten warten.
Lass ihre Hoffnung nicht vergeblich sein.
Vater im Himmel,
in der Auferweckung Jesu hast du gezeigt, dass du ein Gott des Lebens bist.
Wir danken dir dafür und preisen dich. – Amen.
Renate Witzani (2021) - Wende vom Tod zum Leben
In dieser Nacht feiern wir die Wende vom Tod zum Leben.
Als Getaufte sind wir in das Geheimnis Jesu von Tod und Auferstehung hineingenommen.
Zum Vater, dem Herrn über Tod und Leben, lasst uns beten:
Führe deine Kirche aus dem Dunkel menschlicher Schwächen und Unzulänglichkeiten in die Klarheit und Fülle des Lichts deiner Verheißung für sie.
Erbarme dich unserer Welt, die sich im Dunkel der Pandemie nach Normalität im gesellschaftlichen und sozialen Leben sehnt.
Durch die Kraft deines Geistes lass alle Menschen, besonders aber die, die in der heutigen Nacht getauft werden, Christus als das Licht der ganzen Schöpfung erkennen und anerkennen.
Hilf uns aus aller Verwirrung und Bedrängnis unserer Freiheitsrechte zur wahren Freiheit zu finden, die du für uns als deine Kinder bereithältst.
Liebe geht über den Tod hinaus. Wir denken heute an alle unsere Lieben, von denen wir uns im Glauben an die Auferstehung jenseits unseres irdischen Todes erwartet fühlen.
Denn dein Licht erhellt unsere Dunkelheit.
In dieser besonderen Nacht wollen wir dir danken, dich loben und preisen
jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2018)
Zu Gott, unserem Vater,
der Jesus von den Toten auferweckt hat,
lasst uns beten:
Für alle Kinder und Erwachsenen,
die in dieser heiligen Nacht das Sakrament der Taufe empfangen.
Lass sie im Glauben an dich, den dreifaltigen Gott, wachsen
und das verheißene Leben in Fülle erfahren.
Für alle, die in dieser heiligen Nacht
in Erinnerung an ihre Taufe ihr Taufversprechen erneuern
und von neuem ihren Glauben an die Auferstehung bekennen.
Schenke ihnen Freude am Glauben und stärke ihre Hoffnung.
Für alle Christen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden.
Stärke sie in ihrer Not
und lass sie in der Gewissheit deiner Liebe wachsen.
Für alle, die krank sind oder dem Tod nahe.
Stärke sie in der Zuversicht, dass du ewiges Leben schenkst.
Für alle Verstorbenen, die auf dich ihre Hoffnung gesetzt haben.
Lass sie das Leben erfahren, das du denen bereitest, die dich lieben.
Denn du bist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden.
Für dich sind alle lebendig.
Dafür danken wir dir und preisen wir dich. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Lasst uns zu Christus, dem auferstandenen Jesus, beten:
Für die Kirche, dass sie wie Jesus auf die Menschen zugeht und ihre Probleme ernst nimmt.
Für den Staat, dass es in ihm neben dem sozialen Netz die Bereitschaft aller gibt, Eigenverantwortung zu übernehmen.
Für alle, die in dieser Nacht die Taufe empfangen und so zu Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung werden.
Für uns selbst, dass wir uns als in Gemeinschaft mit dem Auferstandenen Lebende wahrnehmen und danach leben.
Für alle Sterbenden dieser Nacht und die bereits Verstorbenen, dass sie vom Auferstandenen vom Tod zum Leben geführt werden.
Christus, gestern und heute, dein ist die Zeit und Ewigkeit.
Mit der ganzen Kirche stimmen wir ein in das österliche Halleluja. - Amen.
Hans Hütter (2015)
Guter Gott,
durch die Taufe sind auch wir deine Töchter und Söhne geworden.
Wir haben Anteil erhalten am neuen unauslöschbaren Leben des Jesu von Nazareth.
Wir bitten dich:
Lass alle Getauften immer mehr begreifen,
dass Du ihnen unvergängliches Leben geschenkt hast.
Lass alle, deren Menschenwürde mit Füßen getreten wird,
den Glauben an die Würde, zu der du sie berufen hast, nicht verlieren.
Lass die Opfer der Kriege, die an vielen Orten unserer Welt geführt werden,
nicht für immer verloren sein.
Führe alle Menschen, die in Unfreiheit leben,
immer mehr zur Freiheit der Kinder Gottes.
Schenke allen, die sich mit dem Glauben an deine Auferstehung schwertun,
die Erfahrung deiner Liebe und Vertrauen in dein mächtiges Wirken.
Schenke unseren verstorbenen Angehörigen, Freunden und Bekannten
das Leben in Fülle, das uns Jesus Christus verheißen hat.
Gott und Vater, du hast uns das ewige Leben erschlossen.
Wir danken dir dafür. - Amen.
Renate Witzani (2015)
Lasst uns den Herrn in Erinnerung an sein Leiden und Sterben und im Glauben an seine Auferstehung bitten:
Dass wir eine wachsame und hörende Kirche werden,
die sich danach sehnt, aus deiner Mitte zu leben.
Dass der langersehnte Frieden in allen Krisengebieten dieser Welt einkehrt
und alle durch die Kämpfe geschädigten Menschen neue Hoffnung schöpfen dürfen.
Dass alle Katechumenen, die heute weltweit getauft werden,
in ihrem Leben als Christen ganz auf dich vertrauen
und so die wahre Freiheit der Kinder Gottes erfahren dürfen.
Dass wir uns wie die Jünger damals trauen,
zu unseren Zweifeln im Glauben zu stehen
und so tiefer das Geschenk deiner Gnade erleben dürfen.
Dass unsere Verstorbenen Anteil an deiner Auferstehung erhalten
und ihnen dein ewiges Licht leuchtet.
Denn unser Gott ist ein Gott des Lebens!
Dafür danken wir dem Vater, durch dich Christus, dem auferstandenen Herrn, im Heiligen Geist. - Amen.
Manfred Wussow (2012)
In dieser Nacht werden wir auf den Weg des Lebens gebracht.
Wir teilen das Licht, die Hoffnung und die Freude.
Christus ist von den Toten erstanden.
In dieser Nacht bitten wir:
Für die Menschen, die in ihrem Leben einen Tiefpunkt erreicht haben,
an ein Ende gekommen sind,
in einer Sackgasse irren.
Wir rufen zu dir: Herr, führe uns in ein neues Leben.
In dieser Nacht bitten wir:
Für die Menschen, die getauft werden,
die mutig ein Bekenntnis ablegen,
die sich Christen nennen.
Wir rufen zu dir: Herr, führe uns in ein neues Leben.
In dieser Nacht bitten wir:
Für die Menschen, die die Macht des Todes erfahren haben,
die traurig sind,
die ein gutes Wort nicht mehr sagen können,
für das ihnen der Mut fehlte.
Wir rufen zu dir: Herr, führe uns in ein neues Leben.
In dieser Nacht bitten wir:
Für die Menschen, die nur die Sprache des Hasses und der Vorurteile sprechen,
die sich in Schuld verstricken,
die Angst um sich verbreiten.
Wir rufen zu dir: Herr, führe uns in ein neues Leben.
An diesem Morgen bitten wir:
Für uns: dass wir Vertrauen schenken,
den Mächtigen auf die Finger sehen
und den Machtlosen unsere Stimme leihen.
Wir rufen zu dir: Herr, führe uns in ein neues Leben.
Dir danken wir,
dass uns das Licht neu aufgeht und der Morgen anbricht,
dass unter uns Hoffnung wächst
dass dem Tod das letzte Wort genommen ist.
Wir preisen dich:
Schöpfer, Freund und Gefährte unseres Lebens.
Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden.
Peter Koch (2009)
Jesus Christus, Sohn Gottes,
du hast als Mensch gelebt wie wir.
Aus Liebe zu uns bist du gestorben,
im Vertrauen auf deinen Vater hast du den Tod für immer überwunden
und Ewiges Leben erworben.
In österlicher Freude bringen wir unsere Bitten und Anliegen vor dich:
Für jene, die in dieser heiligen Nacht das Sakrament der Taufe empfangen.
Lass sie im Glauben an dich wachsen
und aus ihm Kraft für eine christliche Lebensgestaltung schöpfen.
Für jene Christen, die Zeugnis von dir ablegen
und deshalb belächelt, verachtet oder verfolgt werden.
Lass sie nicht verzweifeln,
sondern schenke ihnen Zuversicht und Freude.
Für jene, die von kirchlichen Repräsentanten enttäuscht sind
und sich von deiner Kirche abwenden.
Lass sie auf Menschen stoßen,
die sie mit ihrer Liebe zu dir und der Kirche anzustecken vermögen.
Für uns selbst, die wir das Fest deiner Auferstehung feiern.
Lass uns deiner Zusage vertrauen, ewig nicht zu sterben
und aus dieser Zuversicht leben.
Für jene, die uns im Glauben vorausgegangen sind
und nun Gottes Herrlichkeit schauen.
Lass sie uns in dankbarer Erinnerung halten
und ihrem Glaubensbespiel folgen.
Jesus Christus, du hast durch dein Leben und Auferstehen
den Tod bezwungen, das Leben neue geschaffen
und uns einen Zugang zum Ewigen Leben geschaffen.
Dafür danken wir dir heute und alle Tage unseres Lebens.
Hans Hütter (2006)
(Die Allerheiligenlitanei endet mit fürbittähnlichen Anrufungen. Daher ziehe ich vor, an diese Anrufungen gleich die Fürbitten (ohne Einleitung und ohne Abschluss) anzufügen. Werden die Fürbitten an der vorgesehenen Stelle gebetet, können folgende Einleitung und folgender Abschluss gebetet werden).
(Gott und Vater,
immer wieder hast du auf die Not deines Volkes geachtet
und auf dessen Hilferufe gehört.
Daher tragen auch wir Dir unsere Bitten vorJ
Erhalte in allen, die in dieser heiligen Nacht das Sakrament der Taufe empfangen, die Freude des Glaubens und das Bewusstsein der Gotteskindschaft.
Schenke Glauben und unerschütterliches Vertrauen allen, die in dieser heiligen Nacht ihrer Taufe dankbar gedenken.
Stärke die Hoffnung und die Zuversicht in allen, die Leid, Hass oder Verfolgung zu ertragen haben.
Befähige alle, die sich Christen nennen, zu wahrer Liebe und Hingabe.
Führe unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde zur Freude des ewigen Lebens.
(Du, Vater, hast dich als Gott erwiesen, der immer neues Leben schenkt.
Dir vertrauen wir. Amen.)
- Gabengebet1
Messbuch - GG Osternacht: dass diese österliche Feier uns zum ewigen Heil führt
Herr, unser Gott,
nimm die Gebete und Gaben deines Volkes an
und gib, dass diese österliche Feier,
die im Opfer des wahren Osterlammes ihren Ursprung hat,
uns zum ewigen Heil führt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Osternacht
- Gebet zur Gabenbereitung1
Lorenz Walter Voith (2011)
Wir bringen das Brot - Zeichen für alles, was die Erde hervorbringt. -
Wovon die Menschen leben -
Wonach wir Menschen hungern -
Warum wir uns abmühen -
Brot, das alle Menschen der Erde ernähren soll.
Wir bringen den Wein -
Zeichen für das,
was die Erde uns schenkt und bietet.
Zeichen für das Leben selbst -
Denn wir dürsten nach Leben.
Nach Lebenserfüllung, nach Lebensfreude -
Freude, die allen Menschen verheißen ist.
Wir bringen uns selber -
Nimm uns, wie wir sind -
Wie wir sein möchten.
Bediene dich unserer Anstrengungen -
Mache Brot und Wein, mach uns, deine Gemeinde -
Zum Zeichen deiner Gegenwart - in unserer Welt.
darum bitten wir durch Christus,
den Auferstandenen Herrn und Bruder.
Amen.
- Präfation1
Messbuch - Präfation Osterzeit 1: Das wahre Osterlamm
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater, immer und überall zu danken,
diese Nacht (diesen Tag, diese Tage)
aber aufs höchste zu feiern,
da unser Osterlamm geopfert ist,
Jesus Christus.
Denn er ist das wahre Lamm,
das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
Durch seinen Tod
hat er unseren Tod vernichtet
und durch seine Auferstehung
das Leben neu geschaffen.
Darum jubelt in dieser Nacht (heute)
der ganze Erdkreis in österlicher Freude,
darum preisen dich die himmlischen Mächte
und die Chöre der Engel
und singen das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 1
- Einleitung zum Vater unser1
Lorenz Walter Voith (2013) - Einladung zum Vaterunser:
In Christus, dem Auferstandenen, haben wir den Weg zum Vater.
Daher lasst uns mit all dem, was wir in diese Nacht mitgebracht haben,
an Freude und Hoffnung, an Sorgen und Leid, als Gebet vor Gott bringen:
Vater unser im Himmel ...
Einladung zum Friedensgebet:
Die Botschaft von der Auferstehung ist eine wahrhaft große Botschaft des Friedens und des Heils...
- Mahlspruch1
Bibel
Fürchtet euch nicht!
Jesus, der Gekreuzigte, ist auferstanden, wie er gesagt hat.
(Mt 28,5f)
Oder:
Durch die Taufe sind wir Christus gleich geworden in seinem Tod,
in seiner Auferstehung werden wir mit ihm vereinigt sein.
(Röm 6,5)
Oder:
Das hat der Herr vollbracht,
vor unseren Augen geschah dieses Wunder.
Lasst uns nun Festmahl halten. Halleluja.
(vgl. Ps 118,23)
Oder:
Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr. Halleluja!
Wir sind befreit von Sünde und Schuld.
So lasst uns Festmahl halten in Freude. Halleluja!
- Meditation4
Helene Renner (2021) - Geht und sagt es weiter
Geht
und sagt es weiter
er ist auferstanden
Geht
und sagt es weiter
er lebt, damit wir leben
Geht
und sagt es weiter
allen die darauf warten
Geht
und sagt es den Kindern und Jugendlichen
die nach Leben suchen
Geht
und sagt es den Erwachsenen
die das Ziel verloren haben
Geht
und sagt es den Kranken und Notleidenden
die keine Hoffnung haben
Geht
und sagt es allen
Jesus lebt
damit wir leben.
Helene Renner (2021) - Geht und sagt es weiter
Geht und sagt es weiter:
Fürchtet euch nicht
Jesus lebt
Fürchtet euch nicht
vor den Menschen
Fürchtet euch nicht
vor neuen Herausforderungen
Fürchtet euch nicht
vor verschlossenen Türen
Fürchtet euch nicht
wenn ihr nach eurem
Glauben gefragt werdet
Fürchtet euch nicht
wenn euch Menschen verleumden
Fürchtet euch nicht
wenn ihr verspottet werdet
Fürchtet euch nicht
wenn ihr großer Not begegnet
Fürchtet euch nicht
wenn ihr Gewohntes
loslassen müsst
Fürchtet euch nicht
wenn ihr in Gefahr seid,
euer Leben zu verlieren
Fürchtet euch nicht
vor Krankheit und Tod
Geht und sagt es weiter:
Fürchtet euch nicht
Jesus ist nicht tot
Freut euch
denn er lebt
Er geht mit uns
durch unseren Alltag
durch unser Leben
Fürchtet euch also nicht
Helene Renner (2020)
In dieser Nacht
bereitet sich ein neuer Tag
ein Tag, der niemals endet
ein Tag des Jubels
und der Freude
dieser Tag
kann all unsere Nächte erhellen
und uns neue Hoffnung geben
die Nacht ist bezwungen
alle Finsternis ist besiegt
der Tod hat nicht mehr das letzte Wort
Jesus Christus ist auferstanden
damit wir leben
Zitat (2011) - aus einem kleinen Funken
Feuer
Entsteht aus einem kleinen Funken. -
Aber nur, wenn es etwas gibt,
das sich anstecken lässt.
Dann wir der Funkten zu einem Licht,
das wärmt
das durch seine Hitze
etwas verändert.
Gott,
lass deinen Funken auf mich überspringen,
damit ich deinen Funken
weitertragen kann,
damit ich die Welt ein bisschen
verändern kann,
damit ich die Menschen ein bisschen
verändern kann,
damit ein großes Feuer entsteht,
das uns Menschen von der
klebrigen Schlacke, die uns umhüllt, befreit.
Aus: Werkmappe, Kath. Jungschar, Innsbruck 1996.
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Osternacht: damit deine Gemeinde ein Herz und eine Seele wird
Herr, unser Gott,
du hast uns durch die österlichen Sakramente gestärkt.
Schenke uns den Geist deiner Liebe,
damit deine Gemeinde ein Herz und eine Seele wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Osternacht
- Gebet zum Abschluss1
Lorenz Walter Voith (2011)
Herr, unser Gott,
in dieser österlichen Feier wurden wir für den Alltag
und für unsere Sendung als getaufte Christen gestärkt.
Der Glaube an deinen auferstandenen Sohn
lässt uns das volle Leben und Erlösung erhoffen.
Komm uns und deiner Kirche immer wieder neu zu Hilfe
und bewahre uns in der Treue zu dir
und deiner Frohen Botschaft.
Darum bitten wir, durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen.
Trotzdem Ostern
Ostern ist das große Fest der Liebe, die stärker ist als der Tod. Ostern feiern wir das Trotzdem dieser Liebe. Im Gegensatz zum rechthaberischen Trotz ist das widerständige Trotzdem eine prophetische und hoffnungsvolle Haltung. Ich möchte zeigen, wie stark die Bibel geprägt ist von Trotzdem-Haltungen und Trotzdem-Personen; und dass dies gerade in der Karwoche und zu Ostern Hoffnung und Mut geben kann.
Der ganze Text >>>
tehocare.network: Theologie im zeichen von (Post)Corona. Hrsg. Institut für Praktische Theologie der katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien,
Osteralleluja
Ein Freudenjubelruf
der sich verbreiten will
sich in die Länge zieht
auskostend die Vokale
sich immer höher schraubt
von einem Vers zum anderen
hinauf zu himmlischen Höhen
um wie ein Glockenton
zu verkünden:
„Auferstanden ist der Herr!“
Ilse Pauls
Nehmt mich mit vom Grab
Nehmt mich mit zum Grab,
ihr Frauen.
Lasst mich teilhaben
an eurer Sorge,
an eurer Liebe,
an eurem Mut.
Lasst mich teilhaben
an eurer Verwunderung: der Stein ist gehoben,
an eurem Erstaunen: das Grab ist leer,
an eurer Ahnung: der Tote lebt.
Lasst mich teilhaben
an eurer Hoffnung,
an eurer Freunde,
an eurem Aufbruch.
Nehmt mich mit vom Grab,
ihr Frauen.
An eurer Seite
finde ich den Herrn.
Nehmt mich mit vom Grab,
ihr Frauen.
Aus: Marie-Luise Langwald, Frauen-ge-danken, Klens-Verlag, S. 112-113, © Patris-Verlag, Vallendar.
Ostermorgen
Die Lerche stieg am Ostermorgen
Empor ins klarste Luftgebiet,
Und schmettert’ hoch im Blau verborgen
Ein freudig Auferstehungslied,
Und wie sie schmetterte, da klangen
Es tausend Stimmen nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist vergangen,
Wach auf du froh verjüngte Welt!
Wacht auf und rauscht durchs Tal, ihr Bronnen,
Und lobt den Herrn mit frohem Schall!
Wacht auf im Frühlingsglanz der Sonnen
Ihr grünen Halm und Läuber all!
Ihr Veilchen in den Waldesgründen,
Ihr Primeln weiß, ihr Blüten rot,
Ihr sollt es alle mit verkünden:
Die Lieb ist stärker als der Tod.
Wacht auf ihr trägen Menschenherzen,
Die ihr im Winterschlafe säumt,
In dumpfen Lüsten, dumpfen Schmerzen
Ein gottentfremdet Dasein träumt.
Die Kraft des Herrn weht durch die Lande
Wie Jugendhauch, o laßt sie ein!
Zerreißt wie Simson eure Bande,
Und wie die Adler sollt ihr sein.
Wacht auf ihr Geister, deren Sehnen
Gebrochen an den Gräbern steht,
Ihr trüben Augen, die vor Tränen
Ihr nicht des Frühlings Blüten seht,
Ihr Grübler, die ihr fern verloren
Traumwandelnd irrt auf wüster Bahn,
Wacht auf! Die Welt ist neugeboren,
Hier ist ein Wunder, nehmt es an!
Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
Das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen
Im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,
Jung wird das Alte fern und nah,
Der Odem Gottes sprengt die Grüfte -
Wacht auf! der Ostertag ist da.
Emanuel Geibel in: Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Tops plus Taschenbücher, Kevelaer 2007
Ostern ungezügelt
Tote Knochen erheben sich
zum Tango des Lebens
leblose Gebeine tanzen
den Reigen der Befreiten.
Ostern befreit
zu maßloser Barmherzigkeit
grenzenloser Gerechtigkeit
und ungebändigter Liebe.
Der Raum ist entgrenzt
die Fernsten sind nahe
und Fremde gibt es nicht mehr.
Die Zeit ist entfesselt
kein zu spät oder zu früh mehr
Anbruch von Gegenwart
im Horizont des Ewigen
Und über allem
tönt ungezügelt
der Freudenschrei des Auferstandenen:
Halleluja!
Johann Pock, Ostern 2018, nach einer Idee auf "feinschwarz" www.feinschwarz.net
Weck uns auf
Lebendiger Gott
Aus dem Schlaf der Sicherheit
weck uns auf
Aus dem Tod der Liebe
weck uns auf
Aus der Faulheit des Denkens
weck uns auf
Aus dem Schlaf der Selbstgenügsamkeit
weck uns auf
Aus dem Tod der Hoffnung
weck uns auf
Aus der Dürre der Phantasie
weck uns auf
Aus dem Schlaf der Sinne
weck uns auf
Aus dem Tod der Gefühle
weck uns auf
Aus Kleinlichkeit und Enge
weck uns auf
Aus: Anton Rozetter, Gott, der mich atmen lässt, Freiburg 1985.
Faktencheck
Der Faktencheck bezeichnet ein journalistisches Konzept, das die Aussage einer oder mehrerer Personen anhand von nachprüfbaren, rationalen und objektiven Fakten überprüft. Dabei werden wörtliche oder schriftliche Aussagen den recherchierten Fakten gegenübergestellt. Auch in der wissenschaftlichen Analyse von politischen Prozessen werden Faktenchecks vorgenommen.
Der Begriff wird auch außerhalb des Journalismus verwendet, beispielsweise von Ermittlungsbehörden[3] oder gesellschaftliche Gruppen oder Parteien in deren eigenen Medien, wobei hier nicht zwingend die Nachvollziehbarkeit von Belegen gewährleistet ist.
mehr:
de.wikipedia.org/wiki/Faktencheck
gerettet
wir sind befreit
aus schuldhafter Verstrickung
nicht aus eigener Kraft
nicht durch menschlich erdachte Pläne
ohne moralisches Anforderungsprofil
ohne gemessene Frömmigkeitszeit
nicht selbst verdient
sondern geschenkt
von Gott
einfach so
aus reiner Gnade
ohne Vorleistung
aus überfließender Liebe
göttlichem Heilsplan gemäß
unsere Herausforderung
es glaubend annehmen
Ingrid Penner
www.dioezese-linz.at/dl/.../4.Fastensonntag_2015.pdf
Auferstehung
Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
Marie Luise Kaschnitz in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte – Interpretationen – Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.
Ostern
Vier freie Tage. Was reden sie
von Karfreitag und Kreuzigung
und dass einer auferstanden ist.
Auf den Autobahnen staut der Verkehr.
Übliche Unfälle, was reden sie
von Karfreitag und Kreuzigung?
Für die Ostertoten steht die Versicherung ein.
Was soll’s, normale Opfer.
Und da sagt einer, wir verstehen ihn nicht,
er ist für die Menschen gestorben,
wie ein Verbrecher ans Kreuz geschlagen.
Richtig, sagen alle, wir verstehen das nicht.
Es geht uns nichts an, sagen sie, sagst du,
wahrscheinlich ein Spinner, aber wir
haben vier freie Tage vor uns.
Die Radio- und Fernsehprogramme spielen noch Ostern.
Ingeborg Drewitz in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte – Interpretationen – Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.
Licht, Freude, Hoffnung
Wenn ringsum nur Dunkel,
wenn Hoffnung erloschen
und Glaube und Liebe
kein Feuer mehr sind:
Bringt, Christen,
ein Licht von der Freude
und sagt allen Menschen,
dass immer ein Funke
der Herrlichkeit Gottes
die Erde erhellt.
Bringt, Christen,
einander die Hoffnung,
es wende sich einer
dem anderen zu.
Auf dem Weg durch die Nacht
Ist der Mensch
für den Menschen ein Licht.
Und in jedem erlösten Gesicht
Ist schon heute
ein Glanz aus der
Auferstehung.
Pater Heinrich Stummer, Redemptorist
Ostern an der Schwelle
Zwischen Tod und Leben,
zwischen Dunkel und Licht,
zwischen Unheil und Heil:
eine Schwelle.
Verbindend und trennend,
einladend und ängstigend,
auffordernd und abwehrend.
Ostern ist das Fest
der Überschreitung von Schwellen.
Die Pforten von Tod und Hölle sind zerbrochen,
das Tor zwischen Zeit und Ewigkeit offen,
die Hand des Auferstandenen
einladend ausgestreckt.
Nur ein wenig
die Augen öffnen,
mit dem Herzen glauben,
den Schritt über die Schwelle wagen.
Und Auferstehung wird
zum Schwellenereignis
mitten im Leben.
Johann Pock, Ostern 2015
Kann das sein?
Kann das denn sein, Herr,
dass du uns hoffen lässt, auf dich,
dein Leben und die Unsterblichkeit
über den Tod hinaus, den wir fürchten,
und lässt diese Hoffnung
ins Leere gehn?
Kann das sein, dass du
deine Hände nicht rührst
und lässt die Toten, die doch auf dich
ihr Vertrauen setzten und in
deine Hände sich gaben,
versinken ins Nichts?
Und dass du nicht eingedenk bist
derer, die deinen Namen anriefen
und lebten nach deinen Weisungen;
und es war ihnen deine Liebe
wichtiger noch als ihr eigenes Leben?
Kann das sein, o getreuer Gott,
dass du schweigend vergehen lässt,
als bedeute es nichts,
was du ins Dasein gerufen, was du
dir unwiderruflich erworben,
was du geliebt hast?
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias-Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Den Tod nicht schauen
Wir wollen immer vorher wissen,
was hernach kommt;
wir wollen auferstehen, aber nicht sterben.
Dass mich der Tod nicht tötet,
werde ich erst erleben,
wenn ich selbst gestorben bin.
Damals ist den Frauen das Grab eröffnet worden.
Das Osterlicht erleuchtet ihr Entsetzen,
so dass sie den geliebten Meister
nicht mehr bei den Toten suchen müssen.
SEIN Grab ist uns allen aufgegangen;
es lässt uns das Innere des Todes sehen:
LICHT und LEBEN.
Im Osterlicht keimt neue Hoffnung,
in der wir den Tod nicht schauen - in Ewigkeit.
Aus: Jahr und Tag, Besinnungen zum Leben, Elmar Gruber, Don Bosco Verlag.
Ostern – ein Fest der Brüche
Einbruch?
Die Tür ist aufgebrochen,
die Stille schreit.
Gestohlen ist die Intimität,
die noch Erinnerung garantierte.
Doch dann, wie Schuppen von den Augen:
nicht Einbruch, sondern Ausbruch:
fort aus dem Gefängnis des Todes,
aus dem Festhalten wollen des Vergangenen,
aus der Hoffnungslosigkeit des Gestern.
Der Stein, des Todes Schutzwall, ist weggerollt.
Aufbruch ist möglich,
Schritte in die Zukunft,
noch unsicher, tastend,
aber beschwingt im Wissen:
Der Umbruch ist unumkehrbar,
der Tod hat nicht das letzte Wort.
Johann Pock, Wien 04/2014
Ostern rüttelt am Tabu des Todes
Caritas-Präsident im "Krone"-Interview: Menschen im Sterben nicht alleine lassen - Gott in Fragen des Zölibats "entspannter als sein Bodenpersonal"
Wien, 14.04.14 (KAP) Caritas-Präsident Michael Landau hat zu einer verstärkten Begleitung von sterbenden Menschen aufgerufen. Das nahende Osterfest erinnere auch daran, "den Tod ins Leben zurückzuholen, ihn nicht ständig zu tabuisieren", so der Caritas-Präsident im Interview mit der "Kronenzeitung" (Montagausgabe). Er verwies auf die Erfahrungen des Mobilen Caritas Hospizes: 22.000 schwer und unheilbar kranke Menschen und ihren Familie habe die Caritas in den 25 Jahren seit Bestehen dieses Dienstes begleitet, berichtete Landau.
Er sehe den Tod als eine Hilfe, "das eigene Leben besser zu leben", betonte der Caritas-Präsident, erinnere der Tod doch "an die Kostbarkeit jedes Augenblicks" und stelle die Frage nach dem Wichtigen im Leben. Zu Ostern gehe es mit der Auferstehung jedoch auch um das "Wissen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat - und dass mit dem Sterben eines geliebten Menschen nicht alles zu Ende ist", so Landau über die Erfahrungen beim Tod der eigenen Mutter.
Kathpresss 14.04.14 - Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Christen sind Widerstandskämpfer gegen den Tod
Deutscher Theologe Bruners in Zeitschrift "miteinander": Glaube an Auferstehung bedeutet Hoffnung auf Gerechtigkeit für die Opfer.
Wien, 15.04.14 (KAP) Wer die Möglichkeit einer Auferstehung der Toten ausschließe, der riskiere, "unter Niveau zu leben", da er die Möglichkeit einer Gerechtigkeit auch für die Opfer der Geschichte nicht sehe. Das unterstreicht der deutsche Theologe und Seelsorger Wilhelm Bruners in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerks. Ostern könne daher als ein Fest des Widerstandes gegen den Tod und Christen entsprechend als "Widerstandskämpfer gegen den Tod" verstanden werden.
Angesichts der Millionen Menschen, die täglich "um ihr Leben auf Erden betrogen" werden - sei es durch Kriege, Missbrauch oder unmenschliche Systeme -, sei es "geradezu zynisch, ihnen zu sagen, mit dem Tod sei alles zu Ende", so Bruners. "Dann wären die Mörder und Täter gut heraus. Wer zieht sie zur Rechenschaft? Keiner?" Zugleich warnt Bruners vor einer überzogenen "Heldenverehrung der Toten", die häufig an die Stelle der "Lebensverehrung" trete: "Junge Menschen, die so früh gestorben sind, ermordet wurden, wollten leben. Wollten keine toten Helden sein."
Wilhelm Bruners ist Theologe, Seelsorger und Erwachsenenbildner am Theologisch-Pastoralen Institut (TPI) in Mainz. Von ihm stammt u.a. das Buch "Und die Toten laufen frei herum. Ein Begleiter durch die österliche Zeit". (Weitere Infos: <link www.canisius.at _blank external-link-new-window "Opens external link in new window">www.canisius.at</link>)
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Auferstehung war demütiger Sieg und kein Triumph
Papst Franziskus bei Generalaudienz: "Wir sehen keine triumphalen Sieger über das Böse in der Welt"
Vatikanstadt, 16.04.14 (KAP) Wenn alles verloren scheint, dann handle Gott und bewirke "einen demütigen Sieg, der menschlich als ein Scheitern daher kommt", sagte Papst Franziskus bei der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz. Er äußerte sich im Blick auf Verrat, Leiden, Tod und Auferstehung. "Wir sehen keine triumphalen Sieger über das Böse in der Welt", sagte der Papst.
Die Auferstehung sei vielmehr ein Eingreifen Gottes in einer Situation, in der menschliche Hoffnung zerbrochen sei. Jesus erscheine am Kreuz als Besiegter. Mit der Kreuzigung und Auferstehung seines Sohnes zeige Gott hingegen, dass sein Sieg gerade im Scheitern seines Sohnes liege. Dessen Leiden seien ein Spiegel für die Leiden der Menschheit. Gottes Heilsplan für die Menschen sprenge alle menschlichen Vorstellungen. Die Auferstehung sei weder das "freudige Ende einer schönen Geschichte" noch das "Happy-End in einem Film", so der Papst.
Jesus habe sich für diesen Weg des Leidens entschieden. Er rufe auch die Menschen von heute auf, ihm auf demselben Weg der Demütigung zu folgen.
"Wenn wir in einigen Momenten unseres Lebens keinen Ausweg aus unseren Schwierigkeiten finden, wenn wir in einem tiefen Dunkel leben, dann ist das der Augenblick unserer Demütigung und völligen Entkleidung, die Stunde, in der wir uns zerbrechlich und sündig empfinden. Und genau dann dürfen wir unser Scheitern nicht zudecken, sondern uns voller Vertrauen der Hoffnung auf Gott öffnen, wie Jesus es getan hat", so Franziskus.
Franziskus rief dazu auf, in der Karwoche häufig ein Kruzifix in die Hand zu nehmen. Jesus nehme das Böse und das Leiden auf sich, so der Papst. "In dieser Woche tut es gut, das Kruzifix zu betrachten und die Leiden Jesu zu küssen, hier am Kreuz".
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Sterbenskranke Wienerin umrundet Wien
Wien, 16.04.14 (KAP) Eine originelle letzte Lebensaufgabe hat sich die 71-jährige Wienerin Burgl Baustädter gestellt: Die Frau mit nicht operablem Krebs will ihre Heimatstadt noch einmal zu Fuß umrunden - 120 Kilometer in kleinen Etappen jeweils mittwochs und samstags, begleitet von möglichst vielen Menschen. "Ich will mich nicht verkriechen, ich will hinaus! Ich habe alles geregelt und habe gut gelebt", so die zweifache Mutter. Ihr Vorhaben sei Ausdruck des Dankes, u.a. dem Hospiz-Team der Caritas der Erzdiözese Wien und dem Tageshospiz Liesing gegenüber, wo sie seit Monaten betreut und zu der Aktion motiviert wurde.
Baustädters Geschichte könne "stellvertretend für so viele andere Schicksale" stehen, betonte Caritas-Präsident Michael Landau in einem Unterstützungsaufruf: "Jeder Sterbende ist ein Lebender bis zuletzt". Das Mobile Hospiz der Caritas habe in den vergangenen 25 Jahren 22.000 Klienten am Ende ihres Lebens begleitet, wobei die Mitarbeiter die Betroffenen zuhause aufsuchten, da viele "ihren letzten Weg" am liebsten im Kreis der Angehörigen zurücklegten.
Aufgrund der fehlenden Finanzierung der Hospiz durch den Staat sei diese Arbeit jedoch weiterhin nur durch Spenden möglich.
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Abel steh auf
Abel steh auf
Es muß neu gespielt werden
Täglich muß es neu gespielt werden
täglich muß die Antwort noch vor uns sein
die Antwort muß ja sein können
wenn du nicht aufstehst Abel
wie soll die Antwort
diese einzig wichtige Antwort
sich je verändern
wir können alle Kirchen schließen
und alle Gesetzbücher abschaffen
in allen Sprachen der Erde
wenn du nur aufstehst
und es rückgängig machst
die erste falsche Antwort
auf die einzige Frage
auf die es ankommt
steh auf
damit Kain sagt
damit er es sagen kann
Ich bin dein Hüter
Bruder
Wie sollte ich nicht dein Hüter sein
Täglich steh auf
Damit wir es vor uns haben
Dies Ja ich bin hier
Ich
dein Bruder
Damit die Kinder Abels
sich nicht mehr fürchten
weil Kain nicht Kain wird
Ich schreibe dies
Ich ein Kind Abels
Und fürchte mich täglich
vor der Antwort
die Luft in meiner Lunge wird weniger
wie ich auf die Antwort warte.
Abel steh auf
damit es anders anfängt
zwischen uns allen
Die Feuer die brennen
Das Feuer das brennt auf der Erde
soll das Feuer von Abel sein
Und am Schwanz der Raketen
Sollen die Feuer von Abel sein.
Hilde Domin, Sämtliche Gedichte, hrsg. Nikola Herweg und Melanie Reinhold, Frankfurt: S. Fischer 2009.
Nacht eines Pfarrers
Als er im Bett lag und die Augen schloss, merkte er, dass sein Herz viel zu schnell schlug. Das konnte er besser aushalten, wenn er sich auf den Rücken legte und ruhig zu atmen versuchte. Wieder sah er die Körper der Ertrunkenen, die von den Sanitätern aus dem Auto gezogen und auf die Bahren gelegt wurden.
Ich sollte für sie beten, dachte er. Und um ihr Leben bitten.
Aber wahrscheinlich waren sie beide tot. Und es schien ihm verstiegen und barbarisch, Gott zu bitten, Verstorbene zum Leben zu erwecken. Es missachtete das Heilsversprechen der Auferstehung aller Toten am Jüngsten Tag, das dem Tod einen großen Platz im Leben einräumte, nur nicht den endgültigen. Bei Bittgebeten, die nicht bloß allgemeine Bitten um Beistand waren, hatte er immer das Gefühl, dass sich in der Tiefe der Welt nichts rührte. (...)
Er stand auf und ging ins Badezimmer, um Wasser zu trinken. Es beruhigte ihn zu spüren, wie das kalte Wasser durch seine Kehle lief. Wie spät mochte es sein? Zwischen zwei und drei? Er wollte kein Licht machen. Dann würde er nur noch wacher werden. Im Dunkeln ging er zu seinem Bett zurück und legte sich mit vorsichtigen Bewegungen hinein. Um sich herum spürte er das Haus mit seinen vielen dunklen Zimmern. Morgen musste er sich um Karbe kümmern und um die beiden Unfallopfer im Krankenhaus. Nein, nicht morgen. Es ist ja schon heute, dachte er ...
Dieter Wellershoff, Der Himmel ist kein Ort. Roman, Köln: Kiepenheuer & Witsch 2009.
Christ lag in Todesbanden
Christ lag in Todesbanden,
für unsre Sünd gegeben,
der ist wieder erstanden
und hat uns bracht das Leben.
Des wir sollen fröhlich sein,
Gott loben und dankbar sein
und singen Halleluja.
Halleluja.
Den Tod niemand zwingen konnt
bei allen Menschenkindern;
das macht alles unsre Sünd,
kein Unschuld war zu finden.
Davon kam der Tod so bald
und nahm über uns Gewalt,
hielt uns in seim Reich gefangen.
Halleluja.
Es war ein wunderlich Krieg,
da Tod und Leben 'rungen;
das Leben behielt den Sieg,
es hat den Tod verschlungen.
Die Schrift hat verkündet das,
wie ein Tod den andern fraß,
ein Spott aus dem Tod ist worden.[a]
Halleluja.
So feiern wir das hoh Fest
mit Herzensfreud und Wonne,
das uns der Herr scheinen läßt.
Er ist selber die Sonne,
der durch seiner Gnaden Glanz
erleucht' unsre Herzen ganz;
der Sünden Nacht ist vergangen.
Halleluja.
Martin Luther (1524) teilweise nach der Sequenz Victimae paschali laudes des Wipo von Burgund (vor 1048), in: EG 102.
Jesus, unser Trost und Leben
Jesus, unser Trost und Leben,
der dem Tode war ergeben,
der hat herrlich und mit Macht
Sieg und Leben wiederbracht:
Er ist aus des Todes Banden
als ein Siegsfürst auferstanden.
Halleluja, Halleluja.
Nunmehr liegt der Tod gebunden,
von dem Leben überwunden,
wir sind seiner Tyrannei,
seines Stachels quitt und frei.
Nunmehr steht der Himmel offen,
wahrer Friede ist getroffen.
Halleluja, Halleluja.
Alle Welt sich des erfreuet,
sich verjünget und verneuet,
alles, was lebt weit und breit,
leget an sein grünes Kleid.
Ja, das Meer vor Freuden wallet,
Berg und Tal weithin erschallet.
Halleluja, Halleluja.
Ernst Christoph Homburg (1659) in: EG 561.
Wunderlicher, lieblicher Gott
So ist nun dieser Vers fröhlich und singet mit aller Lust daher: bist du nicht ein wunderlicher, lieblicher Gott, der du uns so wunderlich und so freundlich regierest. Du erhöhest uns, wenn du uns erniedrigest; du machst uns gerecht, wenn du uns zu Sündern machst; du führest uns gen Himmel, wenn du uns in die Hölle stößest; du gibst uns Sieg, wenn du uns unterliegen lässest; du machst uns lebendig, wenn du uns töten lässest; du tröstest uns, wenn du uns trauern lässest; du machst uns fröhlich, wenn du uns heulen lässest; du machst uns singen, wenn du uns weinen lässest; du machst uns stark, wenn wir leiden; du machst uns weise, wenn du uns zu Narren machst; du machst uns reich, wenn du uns Armut zuschickest; du machst uns Herren, wenn du uns dienen lässest. Und dergleichen unzähligen Wunder mehr, die alle in diesem Vers begriffen sind und in der Christenheit auf einen Haufen gerühmet werden mit diesen kurzen Worten: "Ich danke dir, dass du mich demütigest, aber hilfst mir auch wiederum."
Martin Luther, Das schöne Confitemini. Der 118. Psalm, Biblische Studien 18, Moers: Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins Neukirchen 1957.
Der Glaube an die Auferstehung Jesu
"Ist aber Jesus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt" (1 Kor 15,14). Mit diesen Worten stellt der heilige Paulus ganz drastisch heraus, welche Bedeutung der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi für die christliche Botschaft als Ganze hat: Er ist ihre Grundlage. Der christliche Glaube steht und fällt mit der Wahrheit des Zeugnisses, dass Christus von den Toten auferstanden ist.
Wenn man dies wegnimmt, dann kann man aus der christlichen Überlieferung zwar immer noch eine Reihe bedenkenswerter Vorstellungen über Gott und den Menschen, über dessen Sein und Sollen zusammenfügen - eine Art von religiöser Weltanschauung -, aber der christliche Glaube ist tot. Dann war Jesus eine religiöse Persönlichkeit, die gescheitert ist; die auch in ihrem Scheitern groß bleibt, uns zum Nachdenken zwingen kann. Aber er bleibt dann im rein Menschlichen, und seine Autorität reicht so weit, wie uns seine Botschaft einsichtig ist. Er ist kein Maßstab mehr; der Maßstab ist dann nur noch unser eigenes Urteil, das von seinem Erbe auswählt, was uns hilfreich erscheint. Und das bedeutet: Dann sind wir alleingelassen. Unser eigenes Urteil ist die letzte Instanz. Nur wenn Jesus auferstanden ist, ist wirklich Neues geschehen, das die Welt und die Situation des Menschen verändert. Dann wird er der Maßstab, auf den wir uns verlassen können. Denn dann hat Gott sich wirklich gezeigt.
Joseph Ratzinger, Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, Herder-Verlag, Freiburg, 2011.
Das Wagnis, an die Auferstehung zu glauben
Wagen wir es, die Auferstehung zu glauben? Oder ist sie uns nur ein Mythos, den man an einem solchen Ostertag auf sich beruhen lässt oder umgekehrt? Warum glauben wir? Warum können wir intellektuell redlich glauben? Wir können es. Glaubend bejahend natürlich, nicht rationalistisch eine Zustimmung erzwingen. Wir können intellektuell redlich an Jesu Auferstehung glauben, auch ohne in alle Probleme der heutigen Exegese über diese Frage eingestiegen zu sein. Warum? Gegenfrage: Darf ich intellektuell redlich an meine eigene "Auferstehung" glauben? Das heißt: Darf ich mein Leben darauf aufbauen, dass das, was mein Leben ausmacht: Freiheit, Verantwortung, Liebe, endgültige Bedeutung hat und nicht verschwindet in den Abgrund des sinnlosen Nichts? Wenn ich aber darauf baue und dabei weiß, dass ich mich nicht zerfällen kann in zwei heterogene Wirklichkeiten, die sich in ihrem Schicksal gleichgültig trennen, Materie und Geist genannt, dann glaube ich an meine Auferstehung.
Karl Rahner, Das große Kirchenjahr, Herder-Verlag, Freiburg Basel Wien 1990.
Halleluja!
In einem Wohnviertel von Brüssel kenne ich ein besonderes Hotel, an dessen Eingang es keine Stufen gibt. Die Schwelle ist eben da, um Krankenstühle ungehindert passieren zu lassen. Das Hotel wird von einer christlichen Gemeinschaft geführt. In dieser Gemeinschaft leben alte Frauen. Alkoholikerinnen, Flüchtlinge aus Pakistan und Indien zusammen mit vier körperlich Behinderten. Eine dieser Behinderten, ein junges Mädchen, das sich nur verständlich machen kann, indem es Worte auf einer Schreibmaschine schreibt, hat im französischen Fernsehen an einer Diskussion über Behindertenprobleme teilgenommen. Als sie um ihre Meinung befragt wurde, tippte sie einige Buchstaben auf ihrer Schreibmaschine. Die Kamera ging an das Blatt Papier heran. Da stand: Halleluja!...
Georges Hourdin, Paris.
Was Sie immer schon über Ostern wissen wollten
Ostern ist neben Pfingsten das älteste und es ist das höchste Fest der Christenheit. Seine Wurzeln liegen im jüdischen Passah (Pessach)-Fest. Das deutsche Wort Ostern leitet sich vom indogermanischen Wort für Morgenröte ab. Die Osterzeit beginnt mit dem Ostermorgen und endet 50 Tage später mit Pfingsten.
Bis zum 3. Jahrhundert feierte man Ostern als einen Festtag, im 3. Jahrhundert wurde dann die Woche vorher, die Karwoche, als Vorbereitungszeit zur Fastenzeit; im 4. Jahrhundert wurden die drei heiligen Tage von Gründonnerstag Abend bis Ostersonntag Morgen als Höhepunkt des Kirchenjahres eingeführt.
Das 1. Konzil von Nicäa legte fest, dass der Ostersonntag am 1. Sonntag nach dem 1. Vollmond nach Frühlingsanfang gefeiert wird. Daraus ergibt sich, dass der Ostersonntag nach dem im Westen gültigen gregorianischen Kalender frühestens am 22. März, spätestmöglich am 25. April stattfindet. Die orthodoxen Kirchen berechnen Ostern nach dem julianischen Kalender (► Kalenderwesen), der gegenüber unserem gregorianischen derzeit um 13 Tage zurückhinkt. Nach orthodoxer Tradition darf Ostern außerdem nicht vor oder zusammen mit dem jüdischen Passahfest gefeiert werden. Deshalb feiern orthodoxe und westliche Kirchen das Osterfest meist an unterschiedlichen Sonntagen.
Traditionell wird in orthodoxen und katholischen Kirchen, zunehmend auch in protestantischen, die Osternacht gefeiert. Die Liturgie der Osternachtfeier besteht traditionell aus vier Teilen:
Die Lichtfeier hat neben dem Halleluja-Ruf das Licht als wichtigsten Bestandteil. Meist erhalten die Gottesdienstteilnehmer bereits am Eingang der Kirche eine Kerze, die dann an der Osterkerze entzündet wird. Gelegentlich wird sogar ein richtiges Osterfeuer entfacht. Solche Feuer wurden bereits in heidnischer Zeit praktiziert: man versuchte, mit diesem Frühlingsfeuer die Sonne magisch auf die Erde herab zu ziehen. Die ersten christlichen Osterfeuer gab es um 750 in Frankreich, seit dem 11. Jahrhundert sind sie im deutschsprachigen Raum verbreitet. Auch Flammenräder ließ man von Hügeln hinabrollen. Heute steht die Osterkerze im Mittelpunkt der Osternachtfeier. Erstmals erwähnt wurde eine Osterkerze 384 in Piacenca in einem Brief von Hieronymus. Spätestens 417 gebrauchte sie Papst Zosimus in Rom. Im 10. Jahrhundert etablierte sich die Osterkerze; sie brennt während der ganzen Osterfestzeit bis Pfingsten. Danach wird die Kerze neben den Taufstein gestellt und brennt bei Taufen.
Wortgottesdienst
Taufe bzw. Tauferneuerung: Im 4. Jahrhundert wurde die Osternacht zur großen Taufnacht der Kirche, dadurch entstand die Verbindung von Ostern und Taufe. In der katholischen Kirche weiht der Priester in der Osternacht das Taufwasser für das ganze Jahr. Die Gläubigen nehmen das geweihte Wasser mit nach Hause, es soll sie zuhause ebenso so wie ihre Häuser vor Unheil schützen.
Ein Teilablass wird demjenigen Gläubigen gewährt, der sein Taufversprechen nach einer dafür vorgesehenen Formel erneuert; geschieht dies während der Feier der Osternacht oder am Jahrestag der Taufe, so kann ein vollkommener Ablass gewonnen werden.
- Die <link www.heiligenlexikon.de/Kalender/Ostern.html>Eucharistie</link>- (Abendmahls-)feier als Vergewisserung der Gegenwart des Auferstandenen Christus.
Das Lamm - oder eine junge Ziege - ist Symbol der Wehrlosigkeit gegen wilde Tiere, den Scherer und den Schlächter, es ist das klassische Opfertier im Alten Testament. Auch Jesus Christus wird als Lamm bezeichnet: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt (Johannesevangelium 1, 29). Im christlichen Altertum legte man Lammfleisch unter den Altar. Es wurde geweiht und am Auferstehungstag als erste Speise verzehrt.
Im 12. Jahrhundert wurden erstmals nachweislich Eier geweiht. Eier gelten seit jeher als Fruchtbarkeitssymbol; im Mittelalter waren sie als Zahlungsmittel bedeutend. Sie wurden zum Symbol der Auferstehung Christi, weil seine Auferstehung aus dem Grab dem Schlüpfen der Küken aus der Schale verglichen wurde. Neben Eiern wurden bald auch Schinken, Milchprodukte und Brot zur Weihe gebracht. Man wollte die lange Fastenzeit mit dem Verzehr der geweihten Speisen würdig beenden.
Im 13. Jahrhundert werden erstmals bemalte Ostereier erwähnt. Nach den Fastenvorschriften war der Verzehr von Eiern in der Karwoche untersagt; die Hennen legten trotzdem, die Eier wurden gelagert; am Ostermorgen war dann der Eierkonsum besonders hoch. Man beschloss, diese gesammelten Karwochen-Eier zu bemalen und weihen zu lassen, damit sie sich von gewöhnlichen Eiern unterscheiden. Eine Färbung der Eier ist 1615 durch einen Straßburger Handwerksmeister belegt, die kunstvolle Bemalung der Eier war vor allem in Osteuropa verbreitet.
Evangelische Familien entwickelten im 17. Jahrhundert den Osterhasen als Eierlieferanten, erstmals erwähnt um 1680 im Elsass von dem Mediziner Georg Franck von Frankenau. Er sollte die Eier bemalen, verstecken und legen. Damit wollten die Protestanten sich von den Katholiken distanzieren, deren Fastenbräuche und Eierweihe sie ablehnten. Der Osterhase ist Symbol für Ostern und neues Leben wegen seiner Fruchtbarkeit - besonders im Frühling - und weil er mit offenen Augen schläft. Auch der Hahn brachte in manchen Gegenden die Eier, in der Schweiz der Kuckuck, in Westfalen der Fuchs, in Thüringen der Storch. Im fränkischen Ansbach wurde 1757 angeblich ein eierlegender Hase gefangen und darüber ein Protokoll verfasst. Erst im 19. Jahrhundert konnte sich der Osterhase überall durchsetzen.
Aus Polen stammt der Brauch der Speisensegnung. Am Karsamstag oder zu Ende der Osternacht-Feier werden in katholischen und einigen orthodoxen Kirchen Speisen gesegnet, die die Gläubigen in Körben mitgebracht haben und die dann zum Frühstück am Ostersonntag im Kreis der Familie verzehrt werden .
Auch das ist Auferstehung
Steh auf
Wenn dich jemand erniedrigt hat
Wenn dich jemand geschlagen hat
Wenn du dich verraten fühlst -
Auch das ist Auferstehung.
Steh auf
Wenn du meinst, es geht nicht mehr weiter
Wenn du niedergeschlagen bist
Wenn du aufs Kreuz gelegt worden bist -
Auch das ist Auferstehung.
Steh auf
Wenn dich die Probleme rundherum niederdrücken
Wenn du dich am Boden zerstört fühlst -
Auch das ist Auferstehung.
ER ist auferstanden,
nachdem sie ihn verlassen, verraten, verkauft haben
gefoltert, gekreuzigt und getötet.
Verfasser unbekannt
Zum Davonlaufen
ja,
es gibt sie,
die Situationen
zum Davonlaufen!
Doch Gott
Du sprengst
Die graue Gruft
des Todes
eröffnest
Neues Leben
Befreit aus
Finsternis
ahnen wir
den Himmel
leuchtend
Fassen Mut für
den nächsten Schritt
das nächste Tun
Hier und Jetzt
Bernhard Rathmer, unveröffentlicht
Das Geheimnis der Osternacht
Was das Geheimnis der Osternacht - die Auferstehung des Herrn - bedeutet, versucht die Kirche in dieser heiligen Nacht in ihrer Sprache zu sagen: in der Sprache der Symbole. Drei große Symbole sind es, die die Liturgie der Auferstehungsnacht beherrschen: das Licht, das Wasser und »das neue Lied« , das Alleluja.
Das Licht zunächst. Es ist eines der Ursymbole der Menschheit. Das irdische Licht ist der unmittelbarste Abglanz der göttlichen Wirklichkeit, der am meisten uns ahnen läßt von demjenigen, der im unzugänglichen Lichte wohnt (1 Ti 6,16). In den beiden großen heiligen Nächten des Kirchenjahres, Weihnachten und Ostern, verschmilzt die Symbolik des Lichts mit derjenigen der Nacht. Beide Male stellt die Kirche im Widerspiel von Nacht und Licht symbolisch dar, was der jeweilige Inhalt des Festes ist: der sieghafte Einbruch Gottes in die Welt, die ihm keinen Platz geben will und ihm dennoch am Ende den Platz nicht verwehren kann. Dies Christusdrama von Licht und Finsternis erreicht nun, an Ostern, seinen Mittel- und Höhepunkt. Die Finsternis hat zu ihrer letzten Waffe gegriffen, zum Tod. Sie hat in ordentlichem Gerichtsverfahren die Wahrheit und die Liebe zu den Hauptschuldigen der Weltgeschichte erklärt und den Träger des Lichts verurteilt. Aber die Auferstehung bringt die große Wende. Das Licht hat gesiegt und lebt nun unbesiegbar, und das Wichtigste: Es hat ein Stück Welt an sich gezogen und verwandelt in sich. Damit ist das Drama freilich noch nicht zu Ende. Sein Ende steht noch aus. Es trägt sich zu in der Parusie des Herrn. Noch ist es Nacht, wenn auch eine Nacht, in der ein Licht entzündet ist. Wenn er wiederkommt, wird Tag sein für immer.
Das zweite österliche Element ist das Wasser. Wie das Licht so ist auch das Wasser ein Ursymbol der Menschheit. Das Wasser verkörpert die Köstlichkeit der Erde. Wer einmal Durst gelitten hat, der weiß das. Wer einmal die sengende Gewalt der Sonne ertragen hat viele Stunden hindurch und dann plötzlich einen frischen, glitzernden Wasserquell entdeckte, weiß, daß es in der Tat nichts Köstlicheres gibt als dies helle klare Wasser. So ruft das Wasser die Erinnerung wach an Paradies und Fruchtbarkeit. Dies ganze Geheimnis des Wassers ist anwesend in der Osterfeier, eingefangen in sie und zugleich auf höhere Ebene erhoben. Denn davon will uns die Osternacht sagen, daß ein weit köstlicherer Quell noch als es je auf Erden ihn gab, aus der geöffneten Seite des Herrn entsprungen ist (Joh. 4,10; 7,37; 19,34). So ist am Kreuz der wahrhaft köstliche Quell der reinen Hingabe, der sich selbst verschwendenden Liebe Gottes entsprungen. Alle Kostbarkeit des Wasser ist darin gesammelt: die Kraft der Reinigung, der Fruchtbarkeit, das Erquickende und Tröstende und Belebende.
Das dritte österliche Element ist "das neue Lied" : das Alleluja. Freilich - das neue Lied im Vollsinn werden wir erst singen in der "neuen Welt", wenn Gott uns beim "neuen Namen" ruft (Apok. 2,17), wenn alles neu geworden ist. Aber etwas davon dürfen wir vorwegnehmen in der großen Freude der Osternacht. Denn das Singen und zumal dasjenige des neuen Liedes ist im Grunde gar nichts anderes als die Gestaltwerdung der Freude. Das Alleluja ist einfach das wortlose Sich-Aussingen einer Freude, die keine Worte mehr braucht, weil sie über allen Worten steht. Wenn aber das Alleluja-Singen das dritte Element des Symboldramas der österlichen Liturgie ist, dann ist dies dritte Element im Grunde der Mensch selbst, in dem diese Urmöglichkeit des Singens und Jubilierens steckt. Es ist wie ein erstes Aufdecken dessen, was mit uns einmal sein kann und sein soll: daß unser ganzes Wesen einmal eine einzige große Freude sein wird. Welch ein Ausblick!
Aus: Joseph Ratzinger, Dogma und Verkündigung. München : Erich Wewel Verlag 1973.
Wenn du auferstehst
Wenn du auferstehst,
wenn ich aufersteh,
ist kein Stein vor dem Tor,
liegt kein Boot auf dem Meer.
Morgen rollen die Fässer
sonntäglichen Wellen entgegen,
wir kommen auf gesalbten
Sohlen zum Strand, waschen
die Trauben und stampfen
die Ernte zu Wein,
morgen am Strand.
Wenn du auferstehst,
wenn ich aufersteh,
hängt der Henker am Tor,
sinkt der Hammer ins Meer.
Aus: Ingeborg Bachmann, Sämtliche Gedichte, München: Piper Verlag 2002.
Osterwind
Wir haben es den Blumen und Bäumen voraus:
Unsere Jahreszeiten
sind schneller.
Der Tod
steigt im Stengel unseres Traums,
alle Blüten werden dunkel
und fallen.
Kaum ein Herbst. Der Winter kommt
in einer Stunde.
Doch da ist keine Wartezeit,
sicheres Warten
für kahle Zweige.
So wie der Vogel
innehält und sich wendet im Flug,
so jäh, so ohne Grund
dreht sich das Klima des Herzens.
Weiße Flügelsignale im Blau,
Auferstehung
all unserer toten
Blumen
lm Osterwind
eines Lächelns.
Aus: Hilde Domin, Sämtliche Gedichte, Frankfurt: S. Fischer Verlag 2. Aufl. 2009.
Qui resurrexit
In tausend Bildern hab ich ihn gesehn.
Als Weltenrichter, zornig und erhaben,
Als Dorngekrönten, als Madonnenknaben, -
Doch keines wollte ganz in mir bestehn.
Jetzt fühl ich, daß nur eines gültig ist:
Wie sich dem Meister Mathis er gezeigt -
Doch nicht der Fahle, der zum Tod sich neigt -
Der Lichtumfloßne: dieser ist der Christ.
Nicht Menschenkunst allein hat so gemalt,
Dem Grabesdunkel schwerelos entschwebend,
Das Haupt mit goldnem Leuchten rings umwebend.
Von allen Farben geisterhaft umstrahlt,
Noch immer Wesen, dennoch grenzenlos,
Fährt Gottes Sohn empor zu Gottes Schoß.
Albrecht Haushofer , in: Hausbuch deutscher Gedichte. Mit über 550 Gedichten und geistlichen Liedern, einer Einführung von Karlheiz Schmidthüs, Freiburg : Herder Verlag 1961.
Am Tage der Auferstehung Christi
Wo ist der Höllen Raub? wo sind des Todes Pfeile?
Wo ist der Sünden Nacht? wo ist der Schlangen Zahn?
Wo ist des Höchsten Zorn, der nur verdammen kann?
Verjagt! erlegt! entzwei! Wo sind die starken Seile,
Mit den die Sünden band? Ist in so kurzer Weile
Des Teufels Reich zerstört? O ja! der Wundermann,
Der Leu und Lamm! der Knecht und König hats getan!
O Leben! Sieg! Triumph! Auf! auf, mein Herz, und eile!
Dort lieget meine Schuld, hier ist das Lösegeld!
Schau dort das leere Grab! hier schau den starken Held,
Der jedem Petro ruft! O der du hast durchdrungen
Grab, Siegel, Hut und Stein: walz ab die große Last
Von Herzens Tür, lös auf das Schweißtuch, das mich faßt,
Damit ich seh, wie du den Tod im Sieg verschlungen.
Andreas Gryphius, in: Hausbuch deutscher Gedichte. Mit über 550 Gedichten und geistlichen Liedern, einer Einführung von Karlheiz Schmidthüs, Freiburg : Herder Verlag 1961.
Die Ewigkeit der drei Tage
Drei Tage warten:
Karfreitag,
Karsamstag,
Ostersonntag.
Vom Standpunkt der Ewigkeit aus
ist das Warten keine Kunst.
Doch mit dem Blick auf unser Herzen
können drei Tage eine Ewigkeit sein.
bis zur Ankunft des Freundes,
bis zur Scheidung,
bis zur Versöhnung,
bis zur Genesung,
bis zum Betenkönnen.
Manch einer nimmt sich das Leben,
weil drei Tage,
die Frist zwischen Kreuzigung und
Auferstehung,
zu lange gedauert haben.
lautstark und vernehmlich
lautstark und vernehmlich
möchte ich deinen tod
deine auferstehung
dein befreiungswerk verkünden
jedoch
mein hals ist mir zugeschnürt
mein mund ist wie verschlossen
tätkräftig und mutig
möchte ich an der seite
von unterdrückten kämpfen
solidarisch nicht nur in worten sein
jedoch
meine angst scheint mich zu lähmen
meine ohnmacht scheint mir die hände zu fesseln
zumindest etwas möchte ich nicht
resignieren
wenigstens das nicht
den kopf in den sand stecken
jedoch
das entsetzen wird manchmal übergroß
das grauen lastet manchmal
zu schwer auf meinem wollen
Graf, Beatrice; lautstark und vernehmlich; in: Beten durch die Schallmauer- Impulse und Texte; Neuss, KJG Verlagsgesellschaft mbH, 1997.
Steine bewegen
Wer rollt den Stein weg
vom Grab der Ichsucht
von erdrückenden Beziehungen
von niederdrückenden Worten?
Da war einer
der sprengte sein Grab
indem er sich
für andere aufopferte.
Da waren Frauen,
die sich nicht einschüchtern ließen,
die Hoffnung gegen Resignation setzten,
die glaubten, wo alles zu Ende schien.
Ostern ist das Fest
wo Steine bewegt werden,
wo sich Gräber öffnen
wo Licht die Dunkelheit durchbricht,
Ostern geschieht heute,
wenn ich die Steine in mir selbst
bewegen lasse
und dadurch frei werde
für den Aufbruch in ein neues Leben.
Johann Pock, Ostern 2008 - Siehe Liste der Mitarbeiter
Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung
Wir können nur dann von einer endgültigen Lebenshoffnung redlich sprechen, wenn wir, wenigstens anfänglich, schon eine Erfahrung von Auferstehung gemacht haben, schon in diesem Leben, hier und heute.
Wie der Mensch schon viele Tode mitten im Leben stirbt, so geschieht auch Auferstehung jetzt, zum Beispiel dieser Art:
- Ein Freund, eine Freundin melden sich wieder; vor langer Zeit sind die aus meinem Gesichtsfeld getreten. Weil ich wesentlich aus geschenkter und empfangener Freundschaft lebe, ist es nun ein Stück wiedergeschenktes Leben.
- Ganz unerwartet wird eine Versöhnung möglich, an die ich schon nicht mehr geglaubt hatte.
- Der plötzliche Tod eines nahen Angehörigen, eines lieben Freundes, hat mich anfänglich selbst an den Rand gebracht; mein Lebenswille war schon wie gebrochen. Vielleicht erst nach Jahr und Tag stelle ich für mich fest, dass etwas in mir gewachsen ist; es hat sich eine neue Nähe zu dem Verstorbenen in meiner Seele eingestellt, so etwas wie eine Auferweckung des geliebten Menschen.
- Widrige Umstände gehen mir an den Lebensnerv. Wie soll das alles weitergehen? Ganz unerwartet öffnet sich eine Tür; eine neue Perspektive tut sich auf. Ich kann mich wieder meinem Leben zuwenden.
- Die Angst vor dem Eintritt in eine neue Lebensepoche lähmt mich. Dann entdecke ich, dass gerade diese Epoche mit dem, was erst jetzt möglich ist, mein Leben reicher macht.
Aus: Karlheinz May, Vom Duft der Auferstehung. Die vier Evangelien in Auszügen mit Meditationen, kommentierenden Texten und Zeichnungen. Im Eigenverlag (Holsteinstr 1, D-51065 Köln).
Der Erlöser der Welt
Eingesperrt sein, mit drückenden Lasten beladen sein - all das erweckt die Sehnsucht nach Befreiung, nach Erlösung aus solcher Entfremdung. Man kann die Worte "Befreiung" und "Erlösung" auch ohne Bezug auf einen religiösen Inhalt aus-sprechen. In der Sicht des christlichen Glaubens aber ist die tiefste Wurzel aller Unfreiheit, aller Entfremdung des Menschen die Gebrochenheit seiner Beziehung zu Gott. Erlösung bedeutet im Vollsinn dieses Wortes dann die Wiederherstellung der Freundschaft zu Gott. Aus dieser Gottesfreundschaft erwächst auch die Kraft, andere Menschen und sich selbst anzunehmen.
Christus, der Sohn Gottes, ist den Menschen nachgegangen bis in die äußerste Entfernung von Gott. Bis dorthin, wo der Mensch dem Menschen zum Wolf wird; wo Kain seinen Bruder Abel tötet; wo das Kreuz steht, an dem der Herr einsam zwischen Himmel und Erde leidet und stirbt.
Christus hat in äußerster Liebe den Raum der Distanz der Menschen von Gott leidend und sterbend durchschritten. Und er hat diesen Raum in seiner Auferstehung aufgebrochen und eine Bresche geschlagen in den verschlossenen Horizont, der die Menschen von der siegreichen Liebe Gottes trennt. Die Kirche besingt diesen er-lösenden Durchgang Christi durch das "Rote Meer" der Sünde und des Todes in das "Gelobte Land” des Himmels, in die vollendete Beziehung zum Vater Gott auch mit den hymnischen lateinischen Worten "Captivam duxit captivitatem": "Er hat die Gefangenschaft gefangen gesetzt."
Das Osterereignis, das den Karfreitag mit dem Ostermorgen Christi verbindet, hat grundsätzlich allen Menschen die Tür aufgetan zu einem neuen Himmel und zu einer neuen Erde, zum ewigen Ostern. Der Weg dorthin ist zeitlebens freilich nur Pilgerschaft, und quer über diesen Weg sind Schwellen gelegt, an denen wir uns für oder gegen die Liebe Gottes entscheiden.
Aus: Egon Kapellari, Ein Fest gegen die Schwerkraft. Osterbetrachtungen. Styria Verlag Wien Graz Klagenfurt 1993.
Osternacht
Aller Augenschein sagt
ein Grab ist ein Grab
tot ist tot
aus ist aus
fertig nichts weiter.
Wir haben nichts dagegen
als eine winzige Hoffnung.
Wir haben nichts in den Händen
als ein kleines Licht
im Dunkeln.
Wir haben nichts vor Augen
als ein paar verwirrte
erschrockene Menschen
die es nicht fassen können
dass er lebt
und ein leeres Grab.
Wir haben nichts
als ein Lied auf den Lippen
er ist auferstanden
halleluja!
Lothar Zenetti, zitiert aus: Im pastoralen Dienst. Beilage zum kirchlichen Amtsblatt im Erzbistum Paderborn. Paderborn 1981.
Martin Leitgöb (2000)