Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 03. Sep. 2023 - 22. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jer 20,7-9
Lesung aus dem Buch Jeremia:
Du hast mich betört, o Herr,
und ich ließ mich betören;
du hast mich gepackt und überwältigt.
Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag,
ein jeder verhöhnt mich.
Ja, sooft ich rede, muss ich schreien,
„Gewalt und Unterdrückung“ muss ich rufen.Denn das Wort des Herrn
bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott.
Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken
und nicht mehr in seinem Namen sprechen!,
so brannte in meinem Herzen ein Feuer,
eingeschlossen in meinen Gebeinen.
Ich mühte mich, es auszuhalten,
vermochte es aber nicht.
Das 20. Kapitel des Jeremia-Buches erzählt von den Auseinandersetzungen, die der Prophet mit Paschhur, dem Hohenpriester seiner Zeit, hatte. Jeremia handelt als Prophet gegen das politische und religiöse Establishment, was Animositäten weckt. Im folgenden Kapitel 21 prophezeit Jeremia diesem Establishment den Untergang Jerusalems, der mit dem Babylonischen Exil 586 v. Chr. auch tatsächlich erfolgte. Das Auftreten des Propheten führt zu der Frage: Wie gehen wir eigentlich mit anderen Meinungen, Widerspruch und Alternativem grundsätzlich um?
In diesem Text, der uns in einem wahren Gefühlsausbruch den Menschen Jeremias zeigt, zeigen sich der innere Zwiespalt und die tiefe Enttäuschung seines Prophetendaseins. Mit kühner Kritik, ja fast schon blasphemisch, kritisiert er sein Prophetenamt wobei er nicht davor zurückschreckt, den Vergleich mit einem naiven, von seinem Liebhaber verführten und dann sitzengelassenen Mädchen zu wählen. Es sind für ihn die gleichen Gefühle, die eine enttäuschte Liebe auslöst: Ärger über die eigene Dummheit, Ohnmacht, weil die Situation nicht zu ändern ist und Angst vor der Schande.
Jeremias muss "Gewalt und Unterdrückung" erleiden und erfährt dazu noch, dass er sich mit dem Wort Gottes, das ihm aufgetragen worden war, nur lächerlich macht. Er befindet sich in einer tragischen Situation: Redet er, wie es seine Pflicht ist, macht er sich die ganze Welt zum Feind, schweigt er, muss er mit dem Gefühl leben, schuldig zu werden, weil er den Auftrag Gottes missachtet. In dieser für ihn nahzu unerträglichen Spannung erlebt er zugleich die reale Macht Gottes und weiss, dass ihm nur ein Weg offen bleibt: seine Sache in schonungsloser Offenheit Gott vorzutragen und auf ihn zu vertrauen.
Die Lesung trägt einige Verse aus den sogenannten Bekenntnissen des Propheten Jeremia vor. Es empfiehlt sich, diese Bekenntnisse, die über viele Kapitel verstreut sind, zusammenhängend zu lesen (11:18-23; 12:1-6; 15:10-21; 17:12-18; 18:18-23; 20:7-18).
Jeremia trägt schwer an seiner Berufung zum Propheten, der Unheil anzukündigen und Unrecht anzukreiden hat. Er leidet an der Isolation, die ihm seine Predigt eingebracht hat. Von seinen Gegner wird er gehaßt und verfolgt - sie ließen ihn sogar in eine Zisterne werfen - von seinen Verwandeten wird er verlassen und gemieden. Gott gegenüber klagt er über sein Schicksal und klagt ihn an. Er vergleicht seine Situation und Gottesbeziehung mit einem Mädchen, das sich von seinem Liebhaber betören und überwältigen hat lassen. Und doch kommt er von ihm und seinem Auftrag nicht los.
1. Lesung (erweiterte Fassung) - Jer 20,7-18
Lesung aus dem Buch Jeremia.
Du hast mich betört, o HERR,
und ich ließ mich betören;
du hast mich gepackt und überwältigt.
Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag,
ein jeder verhöhnt mich.
Ja, sooft ich rede, muss ich schreien,
Gewalt und Unterdrückung! muss ich rufen.
Denn das Wort des HERRN
bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott.
Sagte ich aber:
Ich will nicht mehr an ihn denken
und nicht mehr in seinem Namen sprechen!,
so brannte in meinem Herzen ein Feuer,
eingeschlossen in meinen Gebeinen.
Ich mühte mich, es auszuhalten,
vermochte es aber nicht.
Ich hörte die Verleumdung der Vielen:
Grauen ringsum! Zeigt ihn an!
Wir wollen ihn anzeigen.
Meine nächsten Bekannten
warten alle darauf, dass ich stürze:
Vielleicht lässt er sich betören,
dass wir ihn überwältigen und an ihm Rache nehmen können.
Doch der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held.
Darum straucheln meine Verfolger und können nicht überwältigen.
Sie werden schmählich zuschanden,
da sie nichts erreichen,
in ewiger, unvergesslicher Schmach.
Aber der Herr der Heerscharen prüft den Gerechten,
er sieht Nieren und Herz.
Ich werde deine Vergeltung an ihnen sehen;
denn dir habe ich meinen Rechtsstreit anvertraut.
Singt dem Herrn, rühmt den Herrn;
denn er rettet das Leben des Armen
aus der Hand der Übeltäter.
Verflucht der Tag, an dem ich geboren wurde;
der Tag, an dem meine Mutter mich gebar,
sei nicht gesegnet.
Verflucht der Mann,
der meinem Vater die frohe Kunde brachte:
Ein Kind, ein Knabe ist dir geboren!
und ihn damit hoch erfreute.
Jener Mann gleiche den Städten,
die der HERR ohne Erbarmen zerstört hat.
Er höre Zetergeschrei am Morgen
und Schreien am Mittag,
weil er mich nicht tötete im Mutterleib.
So wäre meine Mutter mir zum Grab geworden,
ihr Schoß auf ewig schwanger geblieben.
Warum denn kam ich hervor aus dem Mutterschoß?
Nur, um Mühsal und Kummer zu erleben
und meine Tage in Schande zu beenden?
Antwortpsalm - Ps 63,2-9
Kv: Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott. – Kv
(GL 420)
Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, *
es dürstet nach dir meine Seele.
Nach dir schmachtet mein Fleisch *
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. – (Kv)
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, *
zu sehen deine Macht und Herrlichkeit.
Denn deine Huld ist besser als das Leben. *
Meine Lippen werden dich rühmen. – (Kv)
So preise ich dich in meinem Leben, *
in deinem Namen erhebe ich meine Hände.
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, *
mein Mund lobt dich mit jubelnden Lippen. – (Kv)
Ja, du wurdest meine Hilfe, *
ich juble im Schatten deiner Flügel.
Meine Seele hängt an dir, *
fest hält mich deine Rechte. – Kv
2. Lesung - Röm 12,1-2
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Ich ermahne euch, Schwestern und Brüder,
kraft der Barmherzigkeit Gottes,
eure Leiber als lebendiges, heiliges
und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen –
als euren geistigen Gottesdienst.
Und gleicht euch nicht dieser Welt an,
sondern lasst euch verwandeln
durch die Erneuerung des Denkens,
damit ihr prüfen und erkennen könnt,
was der Wille Gottes ist:
das Gute,
Wohlgefällige und Vollkommene!
Martin Stewen (2020)
Lopez Weißmann (1999)
Hans Hütter (1996)
Das 12. Kapitel, dem die heutige Lesung entstammt, enthält Weisungen des Paulus, wie das Gemeindeleben zu organisieren ist. Wir hören gleichsam eine Präambel für eine Gemeindeordnung. Oder auch eine katechetische Unterweisung für Neuchristen. Oder eine Ermahnung für Neophyten (jene, die sich nach der Taufe ins Leben eines Christen einfinden).
Das Gemeindeleben soll ein immerwährender Gottesdienst sein: eine Idee, die vor allem auch in der Ordensregel des Hl. Benedikt Eingang gefunden hat. Damit ist Gemeindeleben und inmitten dessen das Leben der Einzelnen eine Alternative zum Leben der (umgebenden) Welt.
Wie in allen Paulusbriefen stehen auch im Römerbrief im letzten Teil Schlussfolgerungen und praktische Mahnungen, wie das Leben des Christen auszusehen hat. Verse 1-2 bilden gleichsam die Überschrift und fassen das Wesentliche zusammen.
Christliches Dasein ist "lebendiger Gottesdienst"; dies bedeutet ein Dasein für Gott und darin eingeschlossen ein Dasein für andere. Christliche Selbstverwirklichung geschieht paradoxer Weise im "Opfer", womit Paulus hier nicht einen neuen Kult meint, sondern die Bereitschaft zum Dienst in dieser Welt. "Wahrer und angemessener Gottesdienst" bedeutet dann ein ständiges, angespanntes Hinhören auf das, was das von Christus in Bewegung gesetzte Reich Gottes fordert. Es geht also nicht um die Einhaltung bestimmter Regeln und Normen, sondern um die Bereitschaft, einerseits diese konkrete Welt anzunehmen und andererseits durch diese Welt hindurch und zusammen mit dieser Welt zur "neuen Schöpfung" unterwegs zu sein.
Die ersten beiden Verse des 12. Kapitels des Römerbriefes bilden eine Art Überschrift über den folgenden Abschnitt. Während Paulus in den Kapiteln 1 bis 11 theologisch herausgearbeitet hat, was Gott an uns Menschen getan und durch Leben, Tod und Auferstehung Jesu bewirkt hat, beschreibt er in den nächsten Kapiteln konkrete Konsequenzen für das Leben der Christen. Diese haben den Charakter von Aufrufen und Mahnungen.
Die erste Mahnung unserer Lesung fordert auf, daß Christen sich selbst als lebendiges und heiliges Opfer Gott darbringen. Den Hintergrund dieser Mahnung bildet ein grundlegender Wandel in der Auffassung von Opfer und Gottesdienst. Im Umfeld des Christentums werden und wurden seit jeher den Gottheiten blutige Opfer dargebracht. Tiere werden stellvertretend für den Opfernden getötet und Gott dargebracht. Paulus fordert das Opfern des eigenen Leibes als lebendiges Opfer. Damit ist nicht an Abtötung und Lebensverneinung gedacht, sondern ein Sich-in-den-Dienst-Gottes-Stellen gemeint. Gott fordert den ganzen Menschen.
Dies versteht sich auch als Abgrenzung gegenüber Opfervorstellungen in manchen Mysterienkulten, die eher die geistige Hingabe forderten. Wer sich in den Dienst Gottes stellt, hat einen Dienst an den Schwestern und Brüdern zu leisten. Der wahre Gottesdienst zeigt sich im Umgang mit den Menschen.
Die zweite Mahnung fordert die Verwandlung des Denkens der Christen. Die Hinwendung zum Menschen birgt die Gefahr eines Humanismus in sich, der die religiöse Dimension, die Wirklichkeit des Glaubens, die Beziehung zu Gott aus den Augen verliert. Christen sind den Menschen zugewandt, denken aber von Gott her. Die ist kein Widerspruch, da Gott sich den Menschen zugewandt hat, wie Paulus in der vorangehenden Kapiteln ausgeführt hat.
Ruf vor dem Evangelium - Eph 1,17-18
Halleluja. Halleluja.
Der Vater unseres Herrn Jesus Christus
erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Halleluja.
Evangelium - Mt 16,21-27
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus:
In jener Zeit
begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären:
Er müsse nach Jerusalem gehen
und von den Ältesten
und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden,
getötet
und am dritten Tag auferweckt werden.
Da nahm ihn Petrus beiseite
und begann, ihn zurechtzuweisen,
und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr!
Das darf nicht mit dir geschehen!
Jesus aber wandte sich um
und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan!
Ein Ärgernis bist du mir,
denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern was die Menschen wollen.
Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn einer hinter mir hergehen will,
verleugne er sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will,
wird es verlieren;
wer aber sein Leben um meinetwillen verliert,
wird es finden.
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt,
dabei aber sein Leben einbüßt?
Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
Der Menschensohn
wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen
und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten.
Martin Stewen (2020)
Lopez Weißmann (1999)
Hans Hütter (1996)
Die Evangeliumspassage des heutigen Sonntags schließt sich an die Verheißung der Schlüsselrolle für Petrus an. Die Umgebung der Geschehnisse - die Jüngerschar - bleibt unverändert, hingegen verändern sich die Aussageintentionen Jesu. Sie nehmen den nun beginnenden Weg nach Jerusalem, der in Passion und Kreuz endet, in den Blick. Gerade schon am Anfang lässt Jesus seine Freunde über das Kommende nicht im Unklaren.
Der heutige Text beinhaltet zwei verschiedene Botschaften, deren Inhalt sich graduell unterscheidet:
1. Das Verständnis der Botschaft vom Heil bedarf zwingend der Erfahrung von Unheil (16,21-23): Wer Jesu Leiden nicht verstehen kann oder will, kann oder will die Botschaft vom Heil nicht verstehen und kann nicht Jesu Jünger sein.
2. Wer zu erstem »ja« sagen kann, aber meint, das habe mit seinem eigenen Leben nichts zu tun, hat den Weg zum Heil nicht erreicht (16,24-28): Nachfolge ins Heil geht nur über die Nachfolge des Kreuzes. Wer das nicht will und auf Selbsterlösung vertraut, kann nicht gerettet werden. Wer hingegen dieser Heilsbotschaft traut, ist schon gerettet.
Die Zeit ist jetzt reif dafür, die Jünger in das Geheimnis des Leidens einzuführen. Gleich am Anfang steht das Wort "muss", das den Zuhörern klarmachen soll, es gibt hier keine andere Möglichkeit, es ist ein göttliches Muss, das nach der Ordnung des Heils Tod und Auferstehung vorsieht.
Der Jude Petrus, der bis jetzt messianisches Wirken in den Zeichen, Worten und Taten Jesu erfahren hat, kann sich einen leidenden und von den Führern des alttestamentlichen Gottesvolkes zum Tod verurteilten Messias nicht vorstellen. Daher seine Reaktion: das ist unvorstellbar und kann und darf nicht geschehen!
Die Antwort Jesu ist sehr hart und entspricht den Worten, die er dem Verführer gesagt hat (Mt 4,10). Aber dort, wo die Gedanken Gottes in das Denken der Menschen einbrechen, wird es für uns Menschen immer schwierig. Wir müssen so wie Petrus von vorn anfangen und uns bemühen, langsam diese Gedanken Gottes zu begreifen.
Die Jünger waren auf den Aufruf Jesu hin ihm nachgefolgt. Nun soll aus dieser äußeren eine innere Nachfolge werden. Dafür ist es notwendig, "sich selbst zu verleugnen" und "sein Kreuz auf sich zu nehmen". Dies bedeutet sich aufzugeben und loszulassen, möglicherweise bis in den wirklichen Tod.
In Vers 25 wird es für unser logisches Denken vollkommen unverständlich: Jeder Mensch strebt doch danach sein Leben zu "retten", zu bewahren und wird das Gegenteil von dem erreichen, was er will. Die Einsicht in die Wahrheit dieses Wortes zeigt sich nur dem, der es zu leben versucht, wie es die Jünger Jesu getan haben. Diese Einsicht ist aber zugleich die Voraussetzung das Leben, das über den Tod hinausgeht, zu erlangen. Denn "der Menschensohn" wird in seiner Herrlichkeit kommen und die, die in Gemeinschaft mit ihm stehen, zum ewigen Leben führen.
Dieser Abschnitt folgt unmittelbar auf das Messiasbekenntnis des Simon Petrus (Mt. 16:13 ff.). Stellvertretend für alle Jünger bekennt Petrus: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes". Jesus reagiert darauf mit der Berufung des Simon zum Petrus-Amt.
Geradezu im Kontrast dazu steht nun die folgende Begebenheit: Jesus erläutert, daß er nach Jerusalem zu gehen habe, dort vieles erleiden und sogar getötet werde. Er geht seinem Prophetenschicksal entgegen. Dieses war für die Juden (auch für seine Jünger) mit ihrer Vorstellung vom Messias unvereinbar. Petrus will das aus seiner schlichten menschlichen Betrachtungsweise heraus verhüten. Jesus reagiert darauf mit unerwarteter Heftigkeit. Für ihn geht es um das Wesentliche seiner Berufung. Wie der Satan in der Erzählung von den Versuchungen Jesu ihn von seinem Weg abbringen wollte, will ihn Petrus vom Weg des Messias abbringen.
An diese Begebenheit fügt der Evangelist ein Wort Jesu über die Nachfolge an. Wer Jünger Jesu sein will, wird letztlich den gleichen Weg zu gehen haben. In diesen Sätzen schwingt die Erfahrung der Jünger der ersten Generation mit. Sie haben und werden letztlich das gleiche Schicksal erfahren. "Der Jünger steht nicht über seinem Meister".
Dessen sollten sich Leser späterer Jahrhunderte bewußt sein und dieses Wort nicht vorschnell auf andere Situationen übertragen. Vielmehr fordern uns diese Sätze heraus zu fragen: Worin besteht heute das Kreuz der Nachfolge? Das Leben "verlieren", um es zu gewinnen, ist eine paradoxe Weisheit, die sich in der Nachfolge Jesu bewahrheitet. Eine Wahrheit, eine Erfahrung Glaubender, die ermutigt, das Leben zu riskieren für eine Sache, die sich aus rein menschlicher Perspektive "nicht rechnet". Dies ist genau genommen etwas anderes, als einfach ja zu seinem eigenen Lebensschicksal zu sagen.
Dunkle Schatten, die sich über die Hoffnung legen
Auf dem falschen Fuß erwischt
Was war das? Haben Sie das auch gehört? - Tritt hinter mich, du Satan! Das hat Jesus doch zu keinem Geringeren als Simon, genannt Petrus, gesagt, auf Deutsch: Fels. Tritt hinter mich! Dem Wortsinn nach: Folge mir. Folge nur mir. Oder auch: Lass mir den Vortritt! Lauf mir nicht davon! Lauf mir nicht voraus! Lass dich nicht jagen! Ob Simon der Satan ist? Wohl nicht. Es ist, als ob hinter Simon die Gestalt des Satans wie ein Schatten auftaucht. Kaum zu sehen. Jedenfalls ist die Verwirrung groß – und Verwirrung zeichnet den Satan aus. Er ist der, der alles durcheinander bringt, aber sein Gesicht nie offen zeigt. War er da, weiß man es - will man seiner habhaft werden, trifft man auf Gespenster – will man ihm entfliehen, muss man sich ihm stellen. Tritt hinter mich!
Jesus will nach Jerusalem gehen und seine Jünger mitnehmen. Hört sich gut an: nach Jerusalem! Gehen! Die Vorstellung, dass jetzt alles anders wird, eine neue Welt entsteht, die Ungerechtigkeit ein Ende findet – gar das Reich Gottes anbricht: was für eine tolle Vision. Jerusalem – eine Trauminsel inmitten von Chaos und Dreck! Wenn es denn so weit ist, werden auch die Jünger groß herauskommen. Endlich! Einer nach dem anderen – oder alle gleichzeitig? Egal! Nach Jerusalem ziehen Herrenmenschen!
Nach Jerusalem geht Jesus aber, um zu leiden, zu sterben. Auch, um von den Toten aufzuerstehen. Simon weist Jesus zurecht. Er hört: leiden. Er hört: sterben. Auferweckt werden – das hört Petrus schon nicht mehr. Simon ist auch eher ein Heißsporn. Gott soll verhüten, dass Jesus etwas geschieht! Wir hören das „nein“, „das „nur nicht“, wir hören das Entsetzen bei Petrus heraus. Ein Irrtum ist aber ausgeschlossen: Jesus sagt:
„Er müsse nach Jerusalem gehen
und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten
vieles erleiden, getötet
und am dritten Tag auferweckt werden.“
Jesus muss diesen Weg gehen. Nach Jerusalem. Es ist so von Gott vorgesehen. Von Anfang an. Die anderen Träume – sie haben sich ausgeträumt. Gott kommt nicht mit Gewalt, Gott kommt mit Liebe. Nein! Gott kommt als Liebe, die alles gibt – sich selbst. Simon hat nur die Worte „leiden“ und „sterben“ gehört – überhört hat er den Neuanfang, die Zusage von Leben, die Gewissheit von Ewigkeit. Jesus spricht davon, am dritten Tag auferweckt zu werden. Sein Weg ist nicht nur Leiden, Sterben – sein Weg führt in das Leben. Dem Tod wird das letzte Wort genommen. Dem Tod muss das letzte Wort genommen werden Darum müsse er nach Jerusalem gehen – und seine Jünger mitnehmen. Auf, nach Jerusalem!
Fels in der Brandung
Wir brauchen jetzt einen kleinen Blick zurück, der sich dann auch als Blick nach vorne entpuppt. Wer am letzten Sonntag den Gottesdienst mitgefeiert hat, wird sich schnell erinnern: Simon ist alles andere als ein Unbekannter. Er ist in der Reihenfolge der Jünger Jesu die Nummer 1. In der Reihenfolge der Päpste auch. Es kann aber auch ganz schön schwer sein, die Nummer 1 zu sein. Schwerer noch, darauf festgelegt zu werden. Mensch, Simon! Und dann legst du dich noch mit Jesus an, der dich gerufen, der dich berufen hat!
Jesus hatte seine Jünger gefragt: Was sagt ihr denn – wer bin ich? Simon hat, stellvertretend für die anderen, geantwortet: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Dieses Bekenntnis hat ihm den Titel „Fels“ beschert: „auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen“, hat Jesus zu ihm gesagt – und: dieser Fels wird auch nicht von der Hölle, auch nicht von einem Satan überwältigt. Klar, der Fels steht für die Welt Gottes, für den Himmel, für die Liebe, für die Zukunft!
Ein Fels steht für Festigkeit und Stärke – für Menschen, die den Boden unter ihren Füßen verloren haben.
Ein Fels steht für Dauer und Ewigkeit – für Menschen, die einen neuen Halt in ihrem Leben finden.
Als Menschen brauchen wir einen festen Halt unter unseren Füßen. Wir werden hin- und hergerissen. Wogen schlagen über uns zusammen. Ein Nebel raubt uns den Horizont, eine Schwüle den Atem. Irgendein Verwirrer hängt sich wie ein Schatten an unsere Rücken. Wir brauchen einen Fels in der Brandung!
Der Schlüssel liegt in diesem Bekenntnis: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!". In Jerusalem wird sichtbar werden, wer Jesus ist und was das Bekenntnis zu ihm bedeutet. In seinem Leiden und Sterben, in seiner Auferweckung liegt unser Leben, bewegt sich unsere Hoffnung, kommt die Zukunft auf uns zu. Jesus geht den Weg eines Dieners, nicht den eines Herrschers.
Betört und überwältigt
In der Kirche, in den Kirchen, hat sich an vielen Stellen, oft unbemerkt, der Traum eingeschlichen, in der Welt etwas zu sein, Macht zu haben, gar im Namen Gottes Geschichte schreiben zu dürfen. Da ist vieles gründlich schief gelaufen. Auch eine große Ernüchterung hat sich eingestellt. Wir sind sprachlos geworden. Und mutlos. So gut es geht, versuchen wir es zu verdecken. Unsere großen Worte haben Löcher bekommen.
Dass Macht mit Missbrauch verbunden ist, geistert durch Kirchen, Dome und Residenzen. Schlimmer hätte es kaum kommen können. Wir sind nicht nach Jerusalem gegangen, wir haben Gottes MUSS nicht vernommen, wir haben an vielen Stellen sogar die Liebe verloren. Wir haben es nicht einmal gemerkt.
Simon, genannt Petrus, der Fels, ist untrennbar mit der Kirche und ihrer Geschichte verbunden. Da ist es gut, von Jesus zu hören:
„… Petrus: Tritt hinter mich, du Satan!
Ein Ärgernis bist du mir,
denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern was die Menschen wollen.“
Haben Sie den Schatten gesehen, der sich wegducken will? Den Verwirrer aller Sinne, den Herren des Chaos, den dunklen Schatten, der sich über jede Hoffnung legt? Haben Sie ihn gesehen?
Der Prophet Jeremia – von ihm ist die erste Lesung – hat Klage und Zuversicht zusammengebunden:
„Du hast mich betört, o Herr,
und ich ließ mich betören;
du hast mich gepackt und überwältigt…
Sagte ich aber:
Ich will nicht mehr an ihn denken
und nicht mehr in seinem Namen sprechen!,
so brannte in meinem Herzen ein Feuer,
eingeschlossen in meinen Gebeinen.“
Das war das! Das haben wir gehört! Unser Platz ist „hinter“ Jesus. Er geht voran.
Auf nach Jerusalem.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Jesus nachzufolgen kann das Leben kosten
Petrus hat sich das zunächst anders vorgestellt
Gerade noch hat Jesus zu Petrus gesagt: Du bist der Fels, auf den ich meine Kirche baue. Und schon passiert es: als er den Jüngern erklärt, dass er sterben werde, ist es ausgerechnet Petrus, der das verhindern will. Er, der eben noch, wie wir letzten Sonntag gehört haben, aus innerster Überzeugung gesagt hat, Jesus sei der Sohn Gottes, reagiert hier ganz wie ein Mensch, der nicht will, dass sich was ändert. Ihm gefällt es nicht, was Jesus erleiden wird. Er will es nicht und er begreift nicht, wie das alles zusammenhängt. Der Petrus, auf den unser Papsttum aufgebaut ist. Und wenn er es schon nicht begreift, wie sollten wir es können, ohne Jesus gekannt zu haben? 2000 Jahre später? Sicher, wir können Karfreitag von Ostern her anschauen. Aber macht es das wirklich klarer?
Jesus spricht klare Worte: ihm nachzufolgen, hat Folgen. Es kann das Leben kosten; im übertragenen, aber durchaus auch im wörtlichen Sinne. Das zeigen die Lebenswege der Apostel. Seine Worte sind eine Parallele zu der Lesung, die wir gehört haben: Der, der sich an Gottes Wort hält, muss leiden. In der Abkehr allerdings leidet er noch viel, viel mehr.
Die Reaktion des Petrus ist menschlich nachvollziehbar. Und sie ist ok. Denn im Herzen weiß er ja, wer Jesus ist, und er wird in der Nachfolge später so konsequent sein wie viele andere, bis hin in den Tod. Zweifel und Unverständnis hindern nicht, solange man in seinem Herzen weiß, worum es geht.
Heute katholisch sein
Wie ist es bei uns? Katholisch sein in Europa hieß ja lange: eingebettet sein in volkskirchliche Strukturen; in Regeln, die vielleicht manchem zu eng waren, aber doch Sicherheit gaben, der Glaube war selbstverständlich bzw. es wurde niemand belächelt, der an Gott glaubt. Soziales Engagement in der Pfarrei – gelebte Caritas – alles das haben viele von uns quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Aber heute? Gerade heute wieder musste ich mich rechtfertigen, immer noch Mitglied in dieser Kirche zu sein. Gerade heute noch musste ich erklären, was Nachfolge für mich bedeutet: absolute Option für die Benachteiligten, hier und überall, Bewahrung der Schöpfung, immer wieder hinarbeiten auf Frieden und Versöhnung. Viele halten das für bescheuert; vor allem dann, wenn es was kostet. Freizeit, Geld… das gibt man doch nicht her für andere. So denken auch Menschen, die katholisch sind. Die eigene Bequemlichkeit geht vor, darüber hinaus muss man sehen.
Wie ist es bei mir? Wo sind meine Grenzen? Bin ich echt gewillt und in der Lage zur bedingungslosen Nachfolge? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß eins: ich bemühe mich darum immer wieder neu. Und das wird reichen, darauf vertraue ich.
Der Ruf zur Nachfolge hat es in sich
Eine angespannte Situation
Im heutigen Evangelium geht es hoch her. Unmittelbar nach dem Messiasbekenntnis des Petrus (Mt 16,16), von dem wir vergangenen Sonntag gehört haben, steht es Spitz auf Knopf. Die erste Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung stößt auf gemischte Reaktionen, führt zu einer Auseinandersetzung und mündet im Ruf in die Nachfolge.
Es ist eine höchst angespannte Situation, von der uns das heutige Evangelium berichtet. Petrus, der „Vorzeigejünger“, machte seinem Meister nach dessen erster Leidensankündigung Vorwürfe und wollte ihn von seinem Weg zurückhalten. Petrus wollte seinen Meister wohl einfach nur beschützen. Wie auch immer, Jesus hatte erstmals von dem schweren, vor ihm liegenden Weg gesprochen und fand Petrus’ Reaktion gar nicht angebracht. Als Petrus versuchte, sich – wenn auch schützend – vor ihn zu stellen, rief Jesus: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen. Du willst mich zu Fall bringen!“. Ganz ähnlich hatte er in der Versuchungsgeschichte „Weg mit dir, Satan!“ gerufen (Mt 4,10).
Das "Weg mit dir, Satan!" zeigt die Heftigkeit der Auseinandersetzung und bedeutet wörtlich übersetzt: „hinter mich!“. Das kann als ein „Verstelle mir nicht den Blick auf das Wesentliche“ gelesen werden oder auch als Ruf zurück auf den Weg der Nachfolge, als ein: „Du kommst nach mir!“ (vgl. dazu ausführlicher in: Meidl, Be Strong!, Wien 2023.). Der Ausruf Jesu gipfelt in einem „Du willst mich zu Fall bringen, denn nicht Göttliches, sondern Menschliches hast du im Sinn.“ Auf Altgriechisch steht da „σκάνδαλον (skandalon)“, also: „Du bist ein Ärgernis, ein Skandal!“, auch im Sinne eines „Fallstricks“ (Mt 16,23).
Gerade noch hat Jesus dem Petrus die Himmelsschlüssel anvertraut (Mt 16,19). Nun holt er ihn nach diesem „Karrieresprung“ auf den Boden der Tatsachen zurück. Nachdem er ihn stellvertretend für seine Jünger zurechtgestutzt hat, ruft er sie in die Nachfolge. „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34; Mt 16,24; Lk 9,23). Das steht für das Abrücken von einer rein egoistischen Lebenseinstellung im Sinne von: „Wenn jemand mir nachfolgen will, kreise er nicht nur um sich selber!“ Da wird jene „Erneuerung des Denkens“ verlangt, die Paulus im Römerbrief einfordert (Röm 12,2).
Wir alle sind zur Nachfolge Christi berufen. Jede und jeder von uns auf ihre und seine Weise! Doch Vorsicht: Der Nachfolgeauftrag hat es in sich. Er ist nichts für ängstliche „Waserln“, die lieber zu allem „Ja und Amen“ sagen als Flagge zeigen! Wir sollen vorangehen und aufstehen, um Dinge aufzuzeigen, die sich ändern sollten. Vor allem aber gilt es, dorthin zu schauen, wo andere unsere Unterstützung benötigen und wo wir wirksame Veränderungen zum Besseren anstoßen und herbeiführen können.
© Diakon Oliver Meidl, MBA MAS, 1230 Wien-Inzersdorf.
Mach was draus!
Hände gehören nicht in den Schoß
Fatalismus bedeutet eine Gesinnung, die meint, das Geschehen in Natur und Gesellschaft sei durch eine höhere Macht oder aufgrund logischer Notwendigkeit vorherbestimmt. Der Wille des Menschen kann da gar nichts entgegensetzen. Mit der Überzeugung vom eigenen Ausgeliefertsein verbindet sich dann eine Gefühlslage der »Schicksalsergebenheit«. - “Der Mensch denkt, Gott lenkt.” So eine Haltung ist eigentlich alles, nur nicht christlich. Als Christinnen und Christen sind wir doch sicher, dass wir unser Leben als Gottesgeschenk bekamen, um es zu gestalten. Wir sollen unser Leben in die Hand nehmen und es gestalten, wie ein Töpfer einen Tonkrug schafft. Dazu hat Gott uns mit Gnadengaben - Charismen - versehen. Immer wieder spüren wir, dass wir bei der Gestaltung dieses Lebens sehr wohl an Grenzen stoßen können, am allerdeutlichsten, wenn wir leiden oder gar sterben müssen. Aber dennoch: Das Leben ist uns gegeben, dass wir etwas daraus machen, und Gott geht dieses Leben mit, er ist mit dabei - das ist uns in der Taufe sogar zeichenhaft versprochen worden.
Alles in Gottes Händen?
Das Evangelium, das wir zum heutigen Sonntag vernehmen, hat aber auf den ersten Blick doch zunächst einmal einen ziemlich anderen Anschein. Da sagt Jesus zu den Menschen: "Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden." Was ein wenig danach tönt: Wenn du selbst nach deinem Leben schaust und was draus machen willst, hast du keine Chance. Und dann noch: Nimm eher alles - vor allem die Kreuze - an, die dir das Leben so anbietet und sei zufrieden damit. Jesus erinnert an die Tradition der Psalmen: "Wer ist der Mensch, der das Leben liebt / und gute Tage zu sehen wünscht?" (Psalm 34,14). Hart geht schließlich Jesus mit Petrus ins Gericht, als dieser seinen Herrn mahnt, sich drohendem Unrecht entgegenzusetzen: "Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir!" - Jesus doch ein Fatalist?
Sicher ist Jesus nicht einfach blind schicksalsergeben, aber sicher ist Jesus sich auch der Realitäten des Lebens bewusst. Jesus schaut an, was da kommt. Jesus will dem, was ihm das Leben bietet, begegnen und damit umgehen. Er rennt nicht davon.
Schau in den Spiegel deines Lebens
"Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?" Was nützt es einem Menschen, wenn er sich in seinem Leben beständig was vormacht und sich am wahren Leben, das eben auch schwer sein kann, immer wieder vorbeimogelt? Wenn er ständig so tut, als wäre alles gut, obwohl das so gar nicht stimmt? Es mag zwar eine Weile gutgehen, aber echtes, wahres Leben kommt anders daher. Nein, Jesus lässt uns wissen, dass wir uns nicht einfach unserem Schicksal so dahingeben sollen, dass wir unser Leben gestalten sollen, dass wir aber auch vor Not und Leid nicht aufgeben dürfen, dann, wenn wir unser Leben nicht mehr ganz und gar in der Hand haben. Auch dann, wenn alles so aussichtslos erscheint, liegt die Entscheidung, die Kreuze des Lebens anzunehmen und aufzunehmen, immer noch bei uns. Aber der Herr macht uns klar: Folge mir auch jetzt noch nach. Eine Herausforderung. Aber nur so können wir das Leben erfahren, wie es wirklich ist, und nicht als einen trügerischen Schein, mit dem wir uns was vormachen.
Warum das Ganze? Schauen wir uns um, erleben wir doch immer wieder Menschen, die sich Scheinwelten ihres Lebens aufbauen, die “sich betrügen mit dem Schein”, wie es in einem Kirchenlied heißt, und damit eigentlich ganz gut zurechtkommen. Warum müssen wir uns so viel Stress machen mit Authentizität, mit Echtheit? Paulus erklärt das seiner Gemeinde in Rom so: Es geht darum, zu prüfen und zu erkennen, “was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene”. Nicht ganz einfach, was Paulus da meint: als Gottes Ebenbilder zu leben. Und Paulus lässt uns wissen: Sucht das wahre Leben, das echte, weil es das ist, was ihr von Gott bekommen habt. Und kein anderes - da gehören eben auch die Kreuze dazu. Und weil es das ist, was letztendlich zum ewigen Leben führt. - Alles andere führt ins Nichts.
Das Evangelium: sozial und politisch
"Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden." Dieser Anruf Jesu gilt nicht nur für jeden Menschen als Einzelnem. Diese Worte gelten auch zwischenmenschliche Strukturen, für soziale Größen und Einheiten wie etwa auch für unsere Kirche. Als Kirche können wir so viel in unseren Gesellschaften bewirken - aus einem Geist der Liebe, der schließlich das Wirken des Heiligen Geistes bezeugt. Manchmal aber halten wir uns politisch und sozial lieber heraus und legen die Hände in den Schoß.
Auf der anderen Seite haben wir als Kirche Definitionen und Lehren, die uns helfen, unseren Weg durch die Zeiten zu bestehen - und das ist gut und richtig. Aber es gibt hinter all unseren Glaubenstraditionen, hinter allen Lehren auch noch ein »Mehr« an Wirklichkeit, das allein Gott kennt. Und damit bleibt unsere Betrachtung der Wirklichkeit vorläufig, bruchstückhaft. Das ist eine Herausforderung - für manche Menschen in der Kirche ein Kreuz, das sie fast nicht tragen können.
Die Definition unseres Glaubens, unser Glaubensbekenntnis, spricht von dieser einzigartigen Allmacht Gottes - aber ist es auch in den Herzen der Christenheit angekommen? Können wir nicht immer wieder feststellen, dass wir in unseren Pfarreien, in unseren Vereinen und Gruppierungen Gott lieber sagen wollen, wie diese Gemeinschaft seiner Gläubigen auszusehen hat und daherkommen soll, als dass wir uns auf das Wirken des Heiligen Geistes einlassen und diese Kirche zunächst einmal annehmen, wie sie ist? Natürlich ist jede Gemeinschaft - auch die der Kirche - eine Herausforderung, sie erfordert Beweglichkeit, Flexibilität - von jedem und jeder, der dazugehört und dort mitmacht. Und das ist manchmal ganz schön anstrengend. Aber hat Jesus nicht eben gesagt, man nehme sein Kreuz auf sich und folge ihm nach?
Uns ist das Leben gegeben, nicht damit wir abwarten, was passiert. Uns ist das Leben gegeben, dass wir etwas draus machen - als Einzelne, als Gemeinschaft. Aber: Wir sind nicht die Baumeister, wir sind die Handwerker unseres Lebens. Der Bauplan ist in seinen Grundstrukturen schon gezeichnet, mit Gottes eigener Hand - wir dürfen und sollen weitermachen. Und die Leichtigkeit dieses Weges wächst mit dem Vertrauen in unseren Gott, der das Leben gab und selbst das Leben ist.
Gewinner werden
Selbstlose Lebensretter
Zum Glück gibt es immer wieder Menschen, die in Notsituationen geistesgegenwärtig beherzt helfen und manches Mal dabei sogar ihr eigenes Leben riskieren. Warum tun sie das? Die Beweggründe lassen sich nicht ohne weiteres auf einen Nenner bringen.
Immer wieder wird aber auch berichtet, dass Menschen wegschauen, sich der Hilfeleistung entziehen, vorbeifahren oder gar Fahrerflucht begehen. Auch dafür gibt es vielerlei Gründe und Ausreden. Man möchte keine Zeit verlieren, nicht in die Probleme anderer hineingezogen werden und anderes mehr.
Es gibt Gott sei Dank auch Menschen, sie sich haupt- oder ehrenamtlich als Helfer der Gesellschaft zur Verfügung stellen. Sie wenden viel Zeit auf, sich weiterzubilden und ihren Dienst zu professionalisieren. Warum tun sie das? Manche haben das Helfen zum Beruf gemacht und erhalten Geld dafür. Die weit größere Zahl tut es unentgeltlich und bekommt dafür oft nicht einmal ein Dankeschön. Ein Lohn, von dem meist nicht geredet wird, ist das gute Gefühl geholfen zu haben. Dieses vermittelt Sinn und stärkt das Bewusstsein wertvoll zu sein.
Liebe ist stärker als Leiden und Tod
Im Evangelium begegneten wir Jesus, der versuchte, die Jünger mit dem Weg des Messias vertraut zu machen. Ihn erwarte in Jerusalem Leiden und Tod. Die Jünger wollen ihn verständlicherweise davon abbringen. Das würden wohl die meisten Menschen so tun. Jesus sieht aber in seinem bevorstehenden Lebensweg eine Bedeutung, die seine Jünger noch nicht verstehen können. In seinem Tod und in seiner Auferstehung wird sich die Liebe Gottes zu den Menschen und die Größe Gottes offenbaren. "Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen. Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; auch Ströme schwemmen sie nicht weg", heißt es im Hohenlied. An Jesus wird sich zeigen, dass die Liebe stärker ist als der Tod.
Wenn Jesus fordert, "wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach", wirbt er dafür, dass wir von ihm lernen, diesen Weg der Liebe zu gehen, auch wenn zunächst zu befürchten ist, dass wir dadurch zu Verlierern werden oder uns Nachteile einhandeln. Das Leben werden wir aber nur gewinnen, wenn wir den Weg der Liebe gehen.
Aneinander wachsen, voneinander lernen
Die Geschichte des Christentums ist voll mit großen Namen von Menschen, die den Tod nicht fürchteten und ihr Leben für andere hingegeben haben. Diese Lebenseinstellung der Hingabe ist aber auch für den gewöhnlichen Alltag bedeutsam. Für einander da sein, für einander einstehen, sich für andere einsetzen, ist Grundlage menschlicher Gemeinschaft. Was wir mit Hingabe tun, stiftet Sinn und stärkt Zusammenhalt. Viele Tätigkeiten erleben wir nur dann als erfüllend, wenn wir sie mit Hingabe tun können. Ich kann mir keinen guten Lehrer, keine gute Lehrerin, keinen Arzt und keine Pflegerin vorstellen, die ihren Beruf nicht mit Hingabe erfüllen, sondern nur als Job verrichten.
Hingabe ist auch ein wesentlicher Teil einer tiefen personalen Beziehung. Wenn eine Beziehung nur auf wechselseitiges Geben und Nehmen aufbaut, wird sie den Beigeschmack des Geschäftlichen nicht los. Ein ausgewogenes wechselseitiges Geben und Nehmen ist zwar für das Funktionieren einer Beziehung notwendige Voraussetzung, wechselseitige Hingabe bringt jedoch erst den Mehrwert.
Sonntag für Sonntag versammeln wir uns zur Eucharistiefeier und rufen wir uns den Tod und die Auferstehung Jesu in Erinnerung. In der Liturgie ist immer wieder vom Opfer Jesu die Rede. Er hat sein Leben hingegeben, sich geopfert, um damit zu zeigen, dass die Liebe stärker ist als der Tod und dass in seiner Auferstehung die Macht und Größe Gottes sichtbar wird. Für uns Christen ist diese Feier eine Schule der Hingabe. An Jesus sehen wir, dass wir das Leben gewinnen, wenn wir bereit sind es hinzugeben. Aus der Verbundenheit mit ihm können wir uns Kraft holen für jene Momente, wo wir aus Angst zu verlieren davor zurückschrecken, uns für andere zu verausgaben.
Christus und den Nächsten in die Mitte des Lebens stellen
Leiden, sterben und auferstehen
Letzten Sonntag bekannte Petrus vor Jesus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Jesus nannte ihn selig und betonte, dass ihm diese Worte vom Vater im Himmel offenbart wurden. Heute fügt das Evangelium ein anderes Thema an: „Jesus begann, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden, getötet, aber am dritten Tag auferweckt werden.“ Was vermutlich alle Apostel schockte, bringt Petrus, spontan ins Wort. Dazu nimmt er Jesus beiseite und beginnt ihn zurechtzuweisen und sagt: „Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!“ Jesus reagiert prompt und entschieden und sagt zu Petrus: "Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist Du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ Jesus spricht klare und harte Worte. Er spricht wie in der Wüste, als der Teufel ihn versucht hatte: „Weg mit Dir, Satan!“ Jesus schiebt Petrus nach hinten: „Tritt hinter mich!“
Was Menschen wollen
Auch wir sind versucht, nicht von der Offenbarung her, die wir im Glauben empfangen haben, zu denken, sondern aus dem, was „Fleisch und Blut“ jetzt sagen. Wir möchten kein Leid. Das Leben erscheint uns hart genug, dass wir Leid nach Möglichkeit vermeiden wollen. Da fügt Jesus noch hinzu: „denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“.
Es bleibt die große Frage: Warum will Gott, dass der Menschensohn leiden und sterben, diesen Weg gehen muss? Später nach der Auferstehung spricht der Herr bei Lukas auch von einem »Muss«: „Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?“ Wir durchdringen diesen Satz nicht in seiner Tiefe, können aber antworten: in der freiwilligen Hingabe in den Tod konnte der Sohn seine abgrundtiefe Liebe zu uns offenbaren. Er zeigte uns, dass wahre Größe, auch bei Gott nicht in auftrumpfender Macht besteht, sondern in seiner Liebe.
Jesus nachfolgen
Wir Menschen klammern uns an das irdische Leben, wollen vor allem uns selbst behaupten, und kämpfen als Verlierer gegen den Tod. Jesus hingegen dachte an den Auftrag des Vaters und an uns, seine Freunde, für die er sein Leben hingab. „Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Deshalb wird Petrus nach hinten geschickt, um hinter Jesus herzugehen. Er soll sich und seinen Willen aus Liebe zum Herrn verleugnen. Verleugnen heißt nicht, nur Nein zum Schlechten zu sagen, sondern manchmal auch zu Positivem, das mir gefallen würde. Dann zählt die größere Liebe, die der Hl. Geist schenkt und nicht ärmer macht oder unfrei, sondern befreit zum Lächeln inmitten des Leids. Das Kreuz, das scheinbar sinnlos ist oder das ich tapfer und hingebungsvoll trage für andere oder aus Liebe zu Jesus, wird mit dem Herrn zum festen Grund inmitten von Bosheit und herrschsüchtigem Egoismus.
An sechs Stellen der Evangelien kommt Jesus auf dieses Thema zu sprechen: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“
Es gibt Menschen, die sich selbst zum Mittelpunkt ihres Lebens machen. Stellen wir stattdessen Christus und den Nächsten in die Mitte unseres Daseins! Es zeigt sich rasch, welches Kreuz wir zu tragen haben im Dienst am anderen und an der Gemeinde. Nicht für uns selbst leben, ist alles andere als eine passive oder von Verzicht gekennzeichnete Lebenseinstellung. Es bedeutet vielmehr großen Einsatz und Sinn für Verantwortung. Wir hinterlassen eine Spur der Weite, der Güte und froher Hoffnung.
Gelebter Gottesdienst
Paulus wendet sich in seinem Brief an die Römer vom Wort her mit einer Mahnung an die Gläubigen. "Ich ermahne euch!" heißt es. Doch es geht dem Apostel nicht um eine Kritik am derzeitigen Lebenswandel der Gläubigen. Die Mahnung ist eher ein ermutigender Aufruf, den angetretenen Weg als Christ in Erinnerung an die Liebe und das Erbarmen Gottes in Treue und mit ganzer Hingebe zu gehen.
Die Bitte, sich selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, bedeutet: Sich nicht nur im Denken an Gott zu erinnern, sondern mit allem, was den Menschen ausmacht, sich in den Dienst Gottes zu stellen. So wie Jesus sich im Denken, Reden und Tun vollkommen dem Willen des Vaters unterwarf, so sollen die, die seinen Namen tragen, die Christen, sich mit Geist, Leib und Seele, Gesinnung und Lebenswandel der Liebe ausliefern und unterstellen. Ein solches Handeln nennt Paulus gelebten Gottesdienst. Nicht mehr heilige Stätten, wie z.B. der Tempel, sind die vornehmlichen Orte der Begegnung mit Gott, nicht mehr Lämmer und Stiere als Opfergaben sind Ausdruck besonderer Hingabe an ihn, sondern die Bereitschaft, sich mit der ganzen Person Gott zur Verfügung zu stellen.
Tätiger Einsatz für den Nächsten
Die Mahnung des Apostels hatte einen Hintergrund. In den größeren Städten des römischen Reiches jener Zeit blühte eine Art Mysterienreligion, der sich viele Bürger angeschlossen hatten. Die Anhänger dieser Mystik lehnten alle dinglichen, materiellen und zumal blutigen Opfer ab. Sie hielten diese Art der Gottesverehrung der Würde Gottes nicht angemessen. Für sie bestand das einzige und wahre Opfer in der inneren Versenkung. Dieser Einstellung kann der Apostel ganz und gar nicht zustimmen. Allein im Gebet und in Verinnerlichung mit Gott in Verbindung zu treten, war für die Vorstellungen eines Paulus bei weitem viel zu wenig. Schlacht- und Brandopfer abzulehnen, darin stimmte Paulus mit den Mystikern überein. Aber Rückzug in eine reine Innerlichkeit und damit vielleicht noch verbunden in eine Abkehr von der Welt und dem Leben im Alltäglichen, genau dagegen will Paulus protestierend seine Stimme erheben. Nicht in der mystischen Versenkung, sondern im Gegenteil, gerade im lebendigen, tätigen Einsatz für den Nächsten, wie Jesus ihn gelebt hatte, sieht Paulus die gebührende Antwort der Menschen im Blick auf den Willen Gottes. Nach den Vorstellungen des Paulus muss die Liebe gelebt werden. Wahrer Gottesdienst ist für den Apostel daher das sich Ausrichten auf Christus und die liebende Hingabe an die Menschen nach seinem Vorbild.
Sich im Denken wandeln, wozu Paulus aufruft, um sich nicht unversehens der Welt und den Zeitströmungen anzugleichen, liegt nicht allein in unserer menschlichen Macht. Das ist für Paulus selbstverständlich. Gott muss helfen, das Neu-Werden des Menschen zu bewirken. Aber es geschieht auch nicht ohne jegliches Mitwirken des Menschen. Was der Wille Gottes ist, liegt nicht für jede Situation offen auf der Hand. Zwar gibt es Grundsätze durch die zehn Gebote, dazu die Botschaft Jesu und sein Handeln als Vorbild; aber wie die christliche Leitlinie der Liebe, Güte, Hilfsbereitschaft, das Handhaben der Barmherzigkeit in der jeweiligen Situation zu verwirklichen ist, bedarf in jedem konkreten Fall sorgfältigen Prüfens und Abwägens. Ist der Weg liebevollen Vorgehens und Verhaltens gefunden, darf in das konkrete Handeln die persönliche Art und der Charakter des einzelnen deutlich in die Vorgehensweise mit einfließen. Gott schreibt uns unser Handeln nicht bis ins Kleinste Schritt für Schritt vor. Dass wir uns an die Liebe halten und ihr dienen, das ist entscheidend. Die Art der praktischen Verwirklichung legt Gott in unsere Hände, dürfen wir nach unseren Ideen gestalten.
Eckig und kantig wie Jesus
"Passt euch nicht der Welt an!" ist ein Aufruf, eine Mahnung, die immer Gültigkeit hat und zu allen Zeiten aktuell ist. Wir Christen sollen prüfen und abwägen, was im Einklang mit Gottes Willen steht. Wir können dies in Ruhe und Gelassenheit tun. Aber wachsam und sorgfältig soll es geschehen. Im alltäglichen Leben können wir dabei auf pikierte Ablehnung stoßen, wenn wir z.B. jemandem nicht nach dem Munde reden, uns nicht automatisch der Mehrheit anpassen, so manches in Frage stellen oder Widerspruch einlegen. Manchmal müssen wir in uns selbst einen Widerstand zerbrechen. Der immer neue Aufbruch zum Nächsten hin, besonders wenn er uns bitter enttäuscht hat, fordert oft enorme Kraft. In diesen Situationen sich nicht ins Gängige flüchten, nicht in Wut, Zorn und Bitterkeit verharren, sich nicht, wie Paulus es ausdrückt, der Welt anpassen, ist eine Herausforderung, die uns oft gewaltige Überwindung abverlangt.
In diesen Fällen ist ein Blick auf Christus oft sehr hilfreich, Trost und Kraft spendend. Wie oft ist Jesus angeeckt. Wie oft blieb seine Liebe, sein Wohlwollen ohne Antwort. Wie viel Unrecht geschah ihm, und er hielt dennoch an der Liebe fest. Gott hat seinen Lebensstil der Liebe durch die Auferweckung als den richtigen Weg beglaubigt. Jesus gestaltete sein ganzes Leben zu einem Gottes-Dienst, zu einem Dienst nach dem Willen Gottes. Er verkündete und predigte die Liebe Gottes zu uns Menschen nicht nur, sondern lebte, was die Liebe ihm in den Sinn gab. Seine Opfergaben zur Verherrlichung Gottes waren nicht Früchte des Feldes, Lämmer oder Stiere. Die Leiden, die die Menschen ihm antaten, sein Durchhalten in der Liebe brachte er als sein Opfer vor den Vater. So gab er sich selbst als Opfergabe.
Die Mühe und Bereitschaft, das Leben Jesu nachzuahmen, kann unsere Opfergabe sein. Daran will Paulus erinnern und uns aufrufen, diesen Schritt zu wagen. Denn es gibt nichts, woran Gott mehr Gefallen hätte oder wodurch wir ihn mehr ehren könnten als durch echte und gelebte Nachfolge Jesu.
Nachfolge Christi
Der Sinn des Lebens ist Jesus Christus
Vor kurzem hörte ich in einer Predigt die Sätze. "Der Sinn des Lebens ist nicht Essen und Trinken. Der Sinn des Lebens ist Jesus Christus." Warum ist das so? Alles ist durch das Wort Gottes geworden und auf Jesus hin geschaffen (vgl. Röm 11,36). Die ganze Schöpfung soll "Leib Christi" werden. Wir alle sollen Christus anziehen und in ihn verwandelt werden. Jesus ist der Sinn des Lebens, weil er unser Heil ist. Das drückt schon sein Name aus. Jesus ist der Sinn des Lebens, weil er der "Weg, die Wahrheit und das Leben" ist. Daher müssen wir ihm nachfolgen, wenn wir für immer glücklich werden wollen.
Aber ein Satz im heutigen Evangelium wirkt wie eine kalte Dusche. Jesus sagt nicht: "Seid brav wie ich brav bin". (Aussage von P. Johannes Lechner). Er sagt vielmehr: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Wie soll ich das verstehen? Da muss ich den Zusammenhang beachten.
Zuerst wird das Messiasbekenntnis von Petrus erwähnt. Simon Petrus erkennt in Jesus den Heilbringer, den Retter der Welt. Wer in Jesus den Höchsten erkannt hat, muss ihm auch unter widrigen Umständen nachfolgen. Er muss auch zur Kreuzesnachfolge bereitsein. Aber nach der Leidensaussage folgt bei Matthäus (17,1-9) die Verklärung Christi. Das heißt, ich kann nicht das Kreuz um des Kreuzes willen annehmen. Ich kann das Leiden nur bejahen, wenn ich weiß, dass meine Wunden einmal verklärt werden.
Leben mit dem Kreuz
Das Kreuz bringt die Pläne eines Menschen total durcheinander. Zum Beispiel kann eine schwere Krankheit meine Lebenspläne zerstören. Das Kreuz kann man nicht wie einen Koffer tragen. Das Peinliche an der Sache Jesu ist und bleibt für immer das Kreuz. Es ist nicht verständlich, nicht zum Erklären, aber eine Tatsache, dass Erlösung auch aus dem Leiden kommt.
Gottes Sohn ist in unsere Welt gekommen, wurde aber nicht angenommen. "Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Joh 1,11). Die Hohenpriester, die Ältesten und Schriftgelehrten ließen den Herrn der Herrlichkeit ans Kreuz schlagen. Eine Tragik sondergleichen. Aber der Karfreitag hat für uns Gottes Seitenwunde geöffnet. So führt der Karfreitag zur Quelle der Liebe Gottes. Die Wunden Jesu haben uns Heilung gebracht. Daher hat uns Jesus in der Eucharistie das Andenken an sein Leiden, aber auch an seine Auferstehung und Himmelfahrt hinterlassen.
Selbstentäußerung, nicht Selbstentwertung
Jetzt werden wir auch verstehen, was mit Selbstverleugnung gemeint ist. Das ist keine Selbstentwertung, sondern eine Selbstentäußerung. Gottes Sohn wurde Mensch, d.h. erniedrigte sich, wusch sogar den Apostel die Füße, obwohl dies die Arbeit eines Sklaven war. "Er hat sich selbst entäußert, nahm Knechtsgestalt an und ward gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz" (Phil 2,8).
Das Lamm ist stärker als der Löwe
Gott will nicht seinen Einfluss sichern, uns erobern, sondern sich verschenken. Wer aber Jesus aufnimmt, nimmt Gott auf und bekommt das ewige Leben als Geschenk. Wer aber sein Leben durch Besitz und Reichtum absichern will, wird es verlieren.
Das Zeichen des Christentums ist nicht der Löwe, sondern das Lamm, das heißt: Gott ist verwundbar. Daher haben wir auf den Hochaltären das Lamm mit den sieben Siegeln. Das Lamm aber ist noch stärker als der Löwe. Denn die Totalhingabe Jesu an seinen Vater und an uns hat die Herzen der Menschen verwandelt. So gelangen wir über den Karfreitag zum ewigen Ostersonntag.
Sich von Gott betören lassen
Von Gott enttäuscht
Dieser Jeremia gefällt mir. Ich möchte nicht mit seiner Situation tauschen; aber wie er die Dinge beim Namen nennt, wie er mit seinem Gott spricht, das imponiert mir. Jeremia fühlt sich von Gott verführt. Gutgläubig hat sich der Prophet auf Gott eingelassen. Und nun sitzt er in der Patsche. Je lauter er Gottes Botschaft verkündet, um so mehr wird er von seinen Landsleuten belächelt, verspottet, geschnitten. Und Gott reagiert nicht. Wo bleibt Gott mit seiner Hilfe, auf die Jeremia so felsenfest gebaut hatte?
Jeremia ist bitter enttäuscht von Gott. Und er sagt ihm dies mitten ins Gesicht. Du hast meine Gutwilligkeit, meine Unerfahrenheit, meine Dummheit ausgenutzt. Übertölpelt hast du mich. Ich bin auf dich hereingefallen, als ich mein Ja zu deinem Auftrag sagte. Nicht im Geringsten habe ich je mit dem Prophetenamt geliebäugelt. Du hast es mir aufgeschwatzt. Ich übernahm es, weil ich an deine Stärke, an deine Macht geglaubt habe und darauf vertraute, dass du mir hilfst und zur Seite stehst. Reingefallen bin ich mit dir. Im Stich gelassen hast du mich. Verlacht und verspottet werde ich jetzt, zum Außenseiter bin ich geworden. Das alles hast du, Gott, mir eingebrockt. Ein Opfer meines Gehorsams dir gegenüber bin ich geworden.
Jeremia klagt Gott an
Jeremia klagt Gott an. Er hat den Mut, Gott zu sagen, was Sache ist. Es ist kein nerviges Gezeter oder Herum-Geplärre, sondern die sachliche Aufzählung der Punkte, die Jeremia Gott zum Vorwurf macht.
Der Prophet Jeremia hat Format. Er nörgelt nicht irgendwo in den Ecken herum, hetzt andere nicht gegen Gott auf, rächt sich nicht an ihm, indem er Gottes Auftrag nur nachlässig oder schludrig ausführt. Von Mann zu Mann fordert er den zur Stellungnahme heraus, den er für seine missliche Situation verantwortlich macht: Seinen Gott, der ihn betörte.
Bewundernswert an Jeremia ist: Er schleicht sich nicht einfach davon, sondern ringt mit Gott, der ihm eine Last aufgebürdet hat, die seine Kräfte überfordert. Jeremia nimmt Gott ernst. Er gibt Gott Recht, dass dieser nicht länger zusehen will, wie die Mächtigen im Lande die Kleinen und Schwachen ausbeuten, ihnen nach Lust und Laune Unrecht antun und sich nicht um Gottes Gebote scheren. Ihnen muss ins Gewissen geredet und Einhalt geboten werden. Jeremia ist bereit, dazu seinen Beitrag zu leisten. Darum konnte er ein Ja zu Gottes Auftrag sagen.
Aber dann kommt der Hammer, dieses Unverstehbare an Gott. Gerade die, die bereit sind, für ihn zu kämpfen, sich für ihn einzusetzen und zu engagieren, ihm die Treue zu halten, scheinen oft sehr von ihm verlassen zu sein. Ja mehr noch: Sie erleiden nicht nur Misserfolge; sie ernten auch noch Undank, Vorwürfe, Verdächtigungen. Und nicht selten schlägt obendrein das Schicksal zu: Unglück, Pech, Krankheiten.
Auseinandersetzung mit Gott
In jeder Gemeinde gibt es die Fälle, wo Menschen am Boden liegen, weil ihrem Einsatz, ihrem Engagement nicht Lob und Anerkennung folgten, sondern harte, oft ungerechte Kritik, Undank, Vorwürfe, Verdächtigungen.
Es wäre zu einfach und würde den Betroffenen wohl auch nicht gerecht, die Schuld in all diesen Fällen und Situationen allein auf die Mitmenschen abzuwälzen, die natürlich jeweils ihren Anteil an der Misere haben. Jeremia weiß sehr wohl, dass es in erster Linie seine Mitmenschen sind, die nicht auf ihn hören, ihn belächeln, über ihn spotten und ihn zum Außenseiter stempeln. Dennoch, so glaubt der Prophet, ist auch Gott irgendwie mitverantwortlich für seine missliche Lage. Und wenn schon die Menschen nicht mit sich reden lassen, mit seinem Gott will Jeremia reden: Offen und ehrlich.
Welch wunderbares Verhältnis hat Jeremia zu seinem Gott. Er traut diesem zu, dass er, Jeremia, zwar nur ein Mensch und Geschöpf Gottes, dennoch mit ihm ringen und sich mit ihm auseinandersetzen darf. Verinnerlichen wir uns, welch lebendiger Glaube hinter dieser Haltung steht, selbst wenn die Anklage des Propheten Gott gegenüber zunächst anmaßend erscheinen mag. Vergegenwärtigen wir uns außerdem, wie fair Jeremia sich in dieser Auseinandersetzung verhält: Er sucht nicht Verbündete unter den Gegner Gottes, sorgt nicht für eine böse und aufgeheizte Stimmung Gott gegenüber, gießt nicht Öl ins Feuer derer, die Gott und den Glauben an ihn gern lächerlich machen. Unfairness kann Gott seinem Propheten wahrlich nicht vorwerfen.
Und auch in dem Punkt muss man den Propheten bewundern. Jeremia lässt Gott, sobald er sich von diesem im Stich gelassen fühlt, nicht links liegen, als könne man das einfach so, um dann seine eigenen Wege zu gehen. Der Prophet macht Ernst damit, dass man letztlich nicht an Gott vorbei leben kann. Zwar führen ihm seine Landsleute in ihrem gottlosen Lebenswandel vor Augen, dass dies anscheinend sehr wohl zu gehen scheint; aber so viel Einsicht und Achtung vor Gott hat sich Jeremia bei aller Enttäuschung über ihn bewahrt, dass er weiß: Mit Gott kann man nicht auf Ewig sein Spiel treiben. Gott lässt sich von den Menschen nicht in Luft auflösen oder in den Papierkorb werfen. So ist die Auseinandersetzung mit Gott, die Anklage Gottes durch den Propheten letztlich die konsequente Folge eines gläubigen Menschen, der seinen Gott ernst nimmt.
Drei Erfahrungen
In der Auseinandersetzung mit Gott macht Jeremia drei Erfahrungen.
Erstens: Gott rechtfertig sich nicht.
Er begründet dem Propheten nicht, warum die Wahl auf ihn fiel und nicht auf einen anderen, warum er gerade ihn für diese schwierige Aufgabe auserwählt hat, warum er ihm die damit verbundene Last zumutet und aufbürdet. Sodann beweist Gott dem Jeremia nicht, dass er ihm immer nahe war, obwohl sich dieser von seinem Gott sehr verlassen fühlte. Gott setzt Jeremia, der in seiner Not aufschreit, nicht ins Unrecht.
Zweitens: Gott reagiert nicht beleidigt.
Er tadelt den Propheten nicht ob dessen Anklage. Er enthebt Jeremia nicht entrüstet und erbost seines Amtes oder bedenkt ihn gar mit einer Strafe. Gott wendet sich nicht pikiert ab; er lässt die Anklage in vollem Umfang zu.
Drittens: Gott geht seinen eigenen Weg mit den Menschen.
Immer, wenn Jeremia so sehr am Ende ist, dass er den Gedanken hegt, endgültig aufzugeben, verspürt er in seinem Inneren ein Feuer. Er will nicht mehr, er versteht Gott nicht, er spürt seine Nähe und Hilfe nicht, aber Gott lässt nicht von ihm ab. Er befiehlt nicht, er droht nicht, er zwingt nicht, aber er gibt auch nicht auf, Jeremia spüren zu lassen, dass er seine Pläne mit ihm hat. Die bisherige Erfolglosigkeit des Propheten, seine Müdigkeit und Enttäuschungen sind für Gott nicht Grund genug, Jeremia als Propheten aufzugeben.
Ein geheimnisvoller Gott
Am Ende der Auseinandersetzung ist Jeremia äußerlich keinen Schritt weitergekommen. Die Situation bleibt, wie sie ist. Gott macht Jeremia keine Versprechungen, dass sich bald etwas ändern wird. Er sagt ihm auch nicht mehr an Hilfe und Nähe zu, als er bisher gewährt hat. Äußerlich hat Jeremia nicht nur bei seinen Landsleuten nicht, sondern auch bei Gott keinen Erfolg mit seinen Bemühungen.
Innerlich aber war das Ringen des Propheten mit Gott nicht vergeblich. Jeremia hat neu erfahren, dass er vor Gott nicht kuschen muss, dass er Gott vorhalten darf, worunter er als Prophet, als Gläubiger, als Mensch leidet. Er hat erfahren, dass man Gott an seine Mitverantwortung erinnern und an sie appellieren darf, ohne dass Gott pikiert oder wütend reagiert.
Andererseits wird Jeremia neu bewusst, dass Gott auch in Zukunft ein geheimnisvoller Gott bleiben wird, der sich nicht öffentlich erklärt, sich nicht rechtfertigt, sich nicht verteidigt. Er bleibt ein Gott, der Misserfolge, Not, Krankheit, Schicksalsschläge zulässt und nicht begründet, warum er dies tut.
Jeremia steht am Ende der Auseinandersetzung erneut vor dem Gottesbilde, das uns Menschen so sehr zu schaffen macht: Gott ist undurchschaubar, in seinem Verhalten oft einfach nicht zu verstehen. Seine Liebe, seine Nähe, seine Hilfe sind für uns nicht durchgängig spürbar. Wir fühlen uns oft von ihm im Stich gelassen, dem Leiden aus gesetzt, der Überforderung preisgegeben. Geschieht dies zu unserem Heil? In manchen Fällen können wir sicher mit Ja antworten; aber es gibt auch die Situationen, die wir nicht verstehen.
Sich von Gott betören lassen
Jeremia und uns bleibt am Ende die Entscheidung, ob wir uns von Gott neu betören und packen lassen wollen. Er wird uns dazu nicht zwingen. Auch dafür gibt er uns keine Erklärung, warum er uns oder die Menschen allgemein nicht zum Guten zwingt, um das Leid in der Welt zu verhindern. Gott lehnt Zwang und Gewalt ab, er klopft bei uns nur an, wenn er uns in seinen Dienst nehmen und eine Aufgabe übertragen will. Jeremia spürte das Anklopfen Gottes als brennendes Feuer in seinem Herzen. Dies muss bei uns nicht so sein. Das Werben Gottes um uns und unseren Einsatz kennt viele Möglichkeiten, z.B.:
- die Not der Mitmenschen, auf die wir treffen,
- das Unrecht, dem wir begegnen,
- Chancen, die sich auftun und zu nutzen wären, damit Glück, das ohne uns den Bach hinunter zu gehen droht, Wirklichkeit wird,
- das Verlangen und die Sehnsucht in uns, nicht umsonst gelebt haben zu wollen.
Im Herzen, im Gewissen, durch Alltagssituationen oder besondere Ereignisse klopft Gott bei uns an. Dann sind wir am Zug. Wir müssen entscheiden, ob wir uns auf einen Gott, an dem wir auch öfter leiden, den wir oft nicht verstehen, von dem wir uns zuweilen sogar im Stich gelassen fühlen, erneut unser Ja-Wort geben.
Es lohnt sich, Jesus nachzufolgen
"Hätte ich das gewusst!"...
Ich glaube, dass viele von uns schon oft so gedacht haben. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, wie schwer es werden würde, welchen Stress ich aushalten muss... Vielleicht wurde da einem das Blaue vom Himmel versprochen. Oder man hat eine Annonce gelesen, in der man mit Prämien geködert wurde. Diese werden jetzt natürlich nicht gezahlt. Ich denke an so manche verlockende Reiseangebote, in denen ein 4 Sternehotel versprochen wurde. Was man antraf, war allenfalls eine mittelmäßige Pension, die dazu noch an einer Baustelle lag. Nicht immer wird mit offenen Karten gespielt.
Ganz anders Jesus, ganz anders die Bibel, das Wort Gottes. Jesus macht da keine Versprechungen, wie schön und einfach sein Weg werden wird. Klipp und klar sagt Jesus: mein Weg führt ans Kreuz, weil die Menschen Gott und seine Botschaft ablehnen. Das Tragische daran ist: die Menschen glauben mit gutem Gewissen zu handeln und sie wissen dabei nicht, was sie tun. Keiner seiner Jünger konnte sagen: "Hätte ich das gewusst!" Und wenn sie es begriffen hätten: man sieht, wie Petrus reagiert hat. So würden die meisten reagieren.
Jeder Weg soll schön und erfüllend werden. Leiden sollte nach Möglichkeit vermieden werden, damals wie heute. Doch jeder Weg bringt auch so seine Schwierigkeiten. Gerade der Weg Jesu. Es brauchte Zeit, bis seine Apostel schließlich begriffen, was es heißt Jesus zu folgen. Es brauchte Zeit, bis sie bereit waren, ihren eigenen Leidensweg zu gehen.
Was will Gott von uns?
Das zu wollen, was Gott will, dazu braucht es Zeit. Doch was will Gott mit dieser Welt, mit uns Menschen? Was Gott will, steht oft im Gegensatz zu dem, was die Menschen wollen. Das hat Jesus gewusst. Doch Jesus wollte der Welt zeigen, wie Gott ist, was Gott mit der Welt vorhat. Darum musste Jesus seinen Weg gehen. Dieser Weg war die Liebe, die Gewaltlosigkeit. Jesus hat den Hass der Menschen nicht einfach über sich ergehen lassen. Das mag vordergründig so aussehen. Nein, Jesus hat Hass seiner Gegner nicht mit Gegenhass beantwortet, sondern mit seiner Wehrlosigkeit. Jesus hat einen Weg aufgezeigt. Weil Jesus mit seinem Verhalten ein Störenfried war, darum musste er in den Augen seiner Gegner aus der Welt geschaffen werden. Jesus war ein Störenfried, weil er anders war. Es ist schwer, seinen Weg zu begreifen. Petrus hat es sicher gut gemeint, als er Jesus diese Vorhaltungen machte. Doch "gut gemeint" ist oft das Gegenteil von gut! Besonders jetzt ist es der Fall. Gott passt sich nicht unserem Denken an. Andernfalls wäre seine Botschaft ja auch überflüssig gewesen.
Gott ist anders
Wir glauben an Gott. Dieser betört uns nicht, auch dann, wenn es der Prophet Jeremia anders sieht. Schon er hat die Erfahrung gemacht, dass Menschen ihn ablehnen, weil er den Willen Gottes verkündet. Schon er hat Gewalt und Unterdrückung erlebt.
Bei uns Menschen soll der Stärkere siegen, soll der Schwächere unterliegen, dem Stärkeren dienen. Bei uns Menschen ist der Wert eines Menschen abhängig von Erfolg, von Reichtum, bei uns Menschen steht der Mensch als die Krone der Schöpfung an die erste Stelle der Schöpfung.
Anders bei Gott: es sind die schwächsten, die bei Gott am meisten angesehen sind. Wer leitet, der soll das Leitung als Dienst an den Mitmenschen ansehen. Es waren besonders die religiösen Führer, die von den Propheten wie von Jesus kritisiert wurden. Es liegt auf der Hand, dass sie ihre Stellung sich nicht in Frage stellen lassen wollten.
Glaubenszeugen
An Gott zu glauben, das war schon immer lebensgefährlich. Aber nur, was dieses irdische Leben angeht. Besonders die ersten Generationen der Christen haben das erfahren müssen.
In den vergangenen Tagen bin ich in der Liturgie drei Märtyrern begegnet.
Am 7. August wurde im Bistum Augsburg die heilige Afra gefeiert. Sie war zuerst eine junge Frau mit unsittlichem Lebenswandel. Doch nach ihrer Bekehrung bekannte sie sich standhaft zu Christus. Sie wurde angezeigt und schließlich enthauptet.
Zwei Tage später wurde der jüdischen Martyrerin Edith Stein gedacht. Sie war zeitlebens eine Gottsucherin. Wegen ihres Glaubens wurde sie im KZ Auschwitz in der Gaskammer hingerichtet.
Der 10. August ist der Gedenktag des heiligen Laurentius. Der Kaiser wollte von ihm die Schätze der Kirche bekommen. Laurentius sammelte die Armen der Stadt Rom. Er brachte sie zum Kaiser. Daraufhin ließ ihn dieser am Rost verbrennen.
Martyrer sind uns ein Ansporn, ja eine Aufforderung, uns zu unserem Glauben zu bekennen.
Nachfolge
Wir hören gerne Worte, dass Gott uns liebt, dass er für die Armen da ist. Doch was machen die Worte Jesu, die Jesus uns heute sagt, was empfinden wir bei der Lesung aus dem Buch Jeremia? In der Einleitung sprach ich von der Herausforderung, die diese Worte mit sich bringen. Wir werden zwar nicht verfolgt, doch in anderen Ländern werden Menschen oft wegen ihres Glaubens verfolgt.
Für uns aber sind es andere Herausforderungen, denen wir ausgesetzt sind. Führt der Weg Jesu in das Sterben, so kann uns der Glaubensweg in die Einsamkeit führen, dahin, dass wir Außenseiter sind. Uns führt der Weg ins Nicht-verstanden-werden, ins Belächelt-werden. Auch uns können Gedanken kommen, dass Gott uns reingelegt hat, dass er die Menschen, obwohl sie an ihn glauben, im Stich lässt. Manchmal lässt auch uns das Leben mit Gott mehr Fragen übrig als Antworten. Wir kommen an unsere Grenzen und müssen den Weg Gottes mit uns verstehen lernen. Doch gehen wir mutig mit Jesus, so wie Petrus es tat. Im Gehen des Weges können wir Gott verstehen lernen.
Zeugnis
Wenn wir bei uns auch keine staatlichen Schikanen zu fürchten haben, wir haben genug Gelegenheit, Zeugnis zu geben. "Gleicht euch nicht dieser Welt an!" So schreibt es Paulus an die Römer. Passt euch nicht dem Zeitgeist an, wo er gegen den Glauben verstößt. Macht nicht unbedingt jeden Trend mit, den es in der Gesellschaft gibt. Wer Jesus entdeckt hat, der hat es nicht einfach, an den sind auch so manche Herausforderungen gestellt. Haben wir den Mut, anders zu leben, weil wir Christen sind. Wer die Worte Jesu ernst nimmt, der wird zwangsläufig anders leben. Haben wir den Mut, mit anderen Christen Unrecht anzuprangern. Wenden wir uns den Menschen zu, die ausgegrenzt werden. Versuche ich das Gute zu verwirklichen. Mache ich doch nicht mit, wenn ein Mitarbeiter gemobbt wird. Vielleicht sind für Sie die Beispiele langweilig, doch sie sind immer noch aktuell. Stehen wir doch dazu, dass wir zu Jesus gehören und erzählen doch wie wichtig er für unser Leben ist oder Jesus ist für uns nicht wichtig.
Jesus verspricht auch uns nicht, dass dann unser Leben ein Honigschlecken ist, nein er verspricht das Gegenteil. Er möchte, dass wir tapfer zu unserem Glauben stehen, denn der Glaube, das Leben als Christ ist nie leicht. Aber es lohnt sich, Jesus nachzufolgen an dem Ort, wo ich stehe, wenn es auch nicht immer nur Freude bringt.
Gewinn und Verlust
Karrieresprung
"Was hätte ich für eine Karriere machen können!". Sagte die junge Frau. Ihre Augen lachten. Sie hatte ein tolles Examen hingelegt. Was sie anpackte, gelang ihr. Bei Vorgesetzen und Kollegen war sie sehr beliebt.
Aber alles, was sie erzählte, roch nach Vergangenheit. Ich wagte nicht zu fragen. Ein Karriereknick? Ich kenne viele Geschichten. Auch Geschichten von Neid, Intrige und Mobbing. Doch dann sagte sie, als hätte sie meine stille Frage gehört, nur: Ich habe ein Kind adoptiert. Es ist schwer behindert. Ihre Augen lachten noch immer. Dann meinte sie, fast beiläufig, sie habe jetzt ihr Glück gefunden. Die erfolgreichen Geschäftsabschlüsse, die Feiern danach, das unehrliche Getue - sie brauche es nicht mehr. Fast flapsig meinte sie, sie habe einen Karrieresprung gemacht.
Jesus sagt: "Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt …"
Ob die Frau diesen Satz gekannt hat? Ich weiß nicht einmal, ob sie damit einverstanden wäre, dieses Wort mit ihrem Leben zu verbinden. Aber sie hat, vielleicht auch nur unbewusst, eine Perspektive entdeckt für ihr Leben, die einem Gottesgeschenk gleich kommt. Jesu Wahrheit war immer schon inkognito. Wenn er davon spricht, dass ein Mensch seine Seele verlieren kann, geht es ihm darum, seine Seele zu gewinnen!
Schiefe Bahn
Jesu Wort ist viel menschlicher, als es die harte Auseinandersetzung, die er mit Petrus führt, vermuten lässt. Auch alles, was er zu seinem eigenen Leidensweg sagt, lässt uns nicht ratlos zurück, sondern schenkt uns einen ungetrübten Blick auf unser Leben. Was unsere Schuld angeht, aber auch unsere Hoffnung. Es gilt, eine neue Welt zu gewinnen.
Ich denke jetzt an einen Trauerbesuch. Die Geschwister hocken traurig zusammen. Ihr Bruder hat sich das Leben genommen. Jetzt muss die Beerdigung vorbereitet werden. Ein letzter Liebesdienst. Ich bin verstummt. Wo ich doch sonst um Worte nicht verlegen bin. Ich sehe die Eltern vor mir. Sie haben immer nur in Andeutungen geredet. Der Kummer nahm ihnen erst die Lebensfreude, dann immer mehr auch das Leben. Die letzte Etappe bleibt ihnen erspart. Umso hilfloser drehen sich die Gedanken jetzt im Kreis. Was war doch der Bruder für ein Mensch? Er ging bis an die Grenzen, fragte auch nicht groß, ob jeder Zweck die Mittel heiligt. Er ist in krumme Geschäfte geschliddert, er hat es nicht einmal gemerkt. Selbstbewusst, von Erfolg geradezu berauscht, zog er die Schlinge immer fester um seinen Hals. Am Ende fielen die Gläubiger über ihn her wie Hyänen über ein Kadaver. Gute Freunde hatte er noch nie, die falschen kannten ihn auf einmal nicht mehr. Als er die Welt nicht mehr für sich vereinnahmen konnte, legte er sich vor den Zug. Außer einer neuen Verspätung der Pendler blieb von seiner Geschichte nichts - nur Entsetzen und Hilflosigkeit.
Ich höre Jesus sagen: "Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele verliert?"
An einem Sarg ist kein Leben abzurechnen. Aber in dieser schrecklichen Situation, in der sich Gefühle, Worte und Gesten verheddern, kommt aus dem Evangelium eine große Kraft. Jeder wusste, was geschehen war. Viele hatten in schlaflosen Nächten die Geschichte durchgekaut. Aber sie fanden das Wort nicht, das ihnen geholfen hätte, diesem Menschen noch einmal zu begegnen. Jetzt war die Wahrheit ausgesprochen, von der Jesus einmal gesagt hat, dass sie frei macht: Unser Bruder hat in seinem kurzen Leben die ganze Welt gewinnen wollen und ist ihr doch erlegen. Gott sei seiner Seele gnädig.
Die Spuren, die er in seinem Leben hinterlassen hat, verlieren sich so schnell nicht. Ich weiß. Er hat Menschen zu Opfern gemacht. An seinem Grab haben wir ihrer vor Gott gedacht.
Gewinn und Verlust
Zwei kleine Geschichten. Ob sie mitten aus dem Leben gegriffen sind? Ich weiß es nicht. Beide sind auf ihre Weise einmalig: Eine Frau verzichtet auf eine glänzende Karriere, um ihr Leben mit einem behinderten Kind zu teilen - ein auf Erfolg programmierter Mensch gerät auf die schiefe Bahn und geht unter. Auf den ersten Blick haben sie nichts gemeinsam. Unterschiedlicher könnten die Geschichten nicht sein.
Die Sehnsucht, die ganze Welt zu gewinnen, ist uns Menschen schon früh vertraut. Manchmal sagen wir, nicht einmal nur im Scherz: Was kostet die Welt. Diese Unbefangenheit ist ein Motor unzähliger und wichtiger Entdeckungen. Jeder Mensch braucht sie. Wir wissen sogar: Wer die Welt nicht gewinnt, gewinnt sich auch nicht. Ich kenne Menschen, die daran kaputtgehen. Bei den einen ist es die 100. Bewerbung, die unbeantwortet bleibt, bei anderen die Leere, die sich nach einer Trennung einstellt. Mit Jesu Wort sollten wir es uns nicht zu einfach machen. Er hat keine Angst vor der Welt. Er liebt sie. Er liebt sie so sehr, dass er sein Leben für sie gibt.
Aber wir kennen die Angst, nicht nur die Welt zu verlieren, sondern uns selbst. Das steckt in dem alten Wort "Seele". Ich bin doch mehr als 186 cm Länge und 90 kg Lebendgewicht, mehr als die Falten im Gesicht und das Wissen im Kopf. Schlimmeres als seine Seele zu verlieren, gibt es nicht. Wer seine Seele verliert, ist tot - selbst wenn vor der Garage ein teurer Flitzer steht und eine Yacht in Ibizza ankert.
Dass es ein behindertes Kind ist, das über den wahren Reichtum befindet, stellt die Welt auf den Kopf. Denn, bis in die Bilder und Worte hinein, die sich Augen und Ohren erobern, zählt in unserer Welt nur der Erfolg. Er schafft Gewinner und verflucht die Verlierer. Er verhext Zahlen und okkupiert die Nachrichten. Er verspricht Leben, treibt es aber mit dem Tod.
Auch wer sich nicht Christ nennt, versteht Jesu Wort. Auf Anhieb: "Was hilft es denn dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert?"
Der Verwirrung Herr werden
Zwei Geschichten habe ich erzählt. So schön und traurig, wie das Leben manchmal ist. Die dritte Geschichte aber steht im Evangelium. Sozusagen eine Urgeschichte: eine Geschichte von dem Weg Jesu. Dass er leiden wird, bringt Petrus auf die Palme. Schließlich hat er seinen Meister und Herrn doch Christus genannt, den Sohn des lebendigen Gottes. Der kann doch nicht untergehen! In mir wehrt sich auch alles. Er soll nicht sterben, er soll die Welt verwandeln. Ich warte doch schon so lange darauf.
Was jetzt geschieht, lässt sich in Worte kaum fassen. Ist Petrus denn wirklich einer, der die Welt verwirrt? Als er so freimütig und unbefangen Jesus als Christus bekennt, ja, sein ganzes Leben auf ihn setzt, ist er für mich zum Vorbild geworden. Eben wie ein Fels, auf den ich mich stellen kann. Fest, unbeirrbar, allen Stürmen trotzend. Das Bild gefällt mir immer mehr, je länger es mir vor Augen ist. Es tut meiner Seele gut. Wo es doch so viel Zweifel, Bedenken und Widersprüche in meinem Leben gibt.
Als Jesus aber von seinem Leidensweg redet, kann Petrus ihm nicht folgen. Mir wird auch bewusst, warum: Als Sohn Gottes, als Christus, muss er Erfolg haben, die ganze Welt im Sturm gewinnen, allem Bösen ein Ende bereiten. Aber sagt Jesus nicht auch von sich: "Was nutzt es dem Menschensohn, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er seine Seele verliert?"
So sagt Jesus: Weg von mir, Satan. Ich merke: es ist eine Versuchungsgeschichte, in der das Leben auf dem Spiel steht. Später verstehe ich wie mein Freund Petrus, dass der Tod nur durch Liebe zu überwinden ist. Dass Gott meine Welt liebt. Dass er meine Seele wie ein kostbares Geschenk in seiner Hand hält.
Ich sehe die Frau vor mir, die das behinderte Kind angenommen hat als ihr eigenes, ich gehe in Gedanken aber auch noch einmal an das Grab des Mannes, der seine Seele verloren hat. Dass Gott beide Geschichten vollendet, erbitte ich von ihm. Im Namen Jesu.
Erfolg ist kein Name Gottes. Aber seine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
der bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 210: Das Weizenkorn muss sterben
GL 215: Gott sei gelobet und gebenedeiet
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet (1. und 2. Str.)
GL 297: Wir danken dir, herr Jesus Christ
GL 298: So sehr hat Gott die Welt geliebt (Kanon)
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All (3. Str.)
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 359: O selger Urgrund allen Seins (1. und 2. Str.)
GL 366: Jesus Christus, guter Hirte
GL 424: Wer nur den lieben Gott lässt walten
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 460: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde
GL 461: Mir nach, spricht Christus, unser Held
Kehrverse und Psalmen:
GL 42: Nach Gott, dem Lebendigen, dürstet meine Seele - Mit Psalm 42 und 43 - VI.
GL 420: Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott - Mit Psalm 85,4ff (GL 633,7) - II.
GL 616: Got, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir - Mit Psalm 63 - IV.
- Einleitung8
Manfred Wussow (2023)
"Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, *
es dürstet nach dir meine Seele."
So beten wir heute mit dem 63. Psalm.
Wir suchen einen festen Halt, wir suchen ein gutes Wort, wir suchen ein gelingendes Leben.
Im Psalm heißt es:
"Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, *
zu sehen deine Macht und Herrlichkeit."
Er kommt in unsere Mitte. Ihn rufen wir an:
Martin Stewen (2020)
Um Gottes Willen nimm dein Leben in die Hand - das ist der Auftrag an jeden Christenmenschen, der im Namen Gottes getauft ist. Das Leben ist uns aus Gottes Hand geschenkt. Manchmal ist es süß, manchmal trägt es sich schwer wie ein Kreuz. Genießen und ertragen gehört zusammen. Das lässt der Gottessohn heute im Evangelium die Menschen wissen.
Gastautor*in (2020)
In der ersten Lesung hören wir, wie der Herr den Propheten betört und in eine schwierige Situation gebracht hat. Doch sein Herz hat es nicht ausgehalten, den Herrn zu vergessen und zu verlassen.
Bitten wir den Herrn, er möge Platz nehmen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist. Im Kyrie bitten wir ihn um sein Erbarmen.
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Hans Hütter (2017)
Vom Schöpfer heißt es, dass er am siebten Tag geruht habe. Der Sonntag lässt auch uns aufatmen, Ruhe finden, einen Tag lang nicht unter Erfolgsdruck zu stehen, nicht um jeden Preis gewinnen zu müssen. Jesus zeigt einen Weg, wie wir das wahre Leben gewinnen können, wenn wir den Mut haben, ihm nachzufolgen.
Vor ihn treten wir hin und ihn bitten wir um sein Erbarmen:
Klemens Nodewald (2014)
Wir Menschen müssen uns immer wieder entscheiden, mit welcher Gesinnung wir durch das Leben gehen wollen. Was darf oder soll unser Denken und Handeln bestimmen? Die Entscheidung liegt bei uns.
Paulus ruft in seinem Brief an die Römer dazu auf, uns nicht gedankenlos einfach in allem der Welt und dem Zeitgeist anzugleichen. Als Christen sollen wir überprüfen, was dem Willen Gottes entspricht, was ihm gefällt, was gut und richtig ist.
Klemens Nodewald (2011)
Im Propheten Jeremia begegnet uns ein Mensch, der sich von seinem Gott im Stich gelassen fühlt. Er liegt so entnervt und zusammengebrochen am Boden, dass er dringend des Trostes und der Stärke Gottes bedarf.
Wir sind hier zusammengekommen und wer weiß, ob nicht auch mitten unter uns Schwestern und Brüder anwesend sind, denen es ergeht wie Jeremia. Beten wir füreinander, halten wir die Augen offen, ob nicht auch wir ein wenig trösten und aufbauen können.
Jeremia ist zusammengebrochen unter der ablehnenden Haltung seiner Landsleute, unter ihrem Spott und ihrer Kritik. Zu einem Außenseiter haben sie ihn gemacht gegen seinen Willen.
Bitten wir Gott und unsere Mitmenschen um Vergebung, wo wir an ihnen schuldig wurden.
Jörg Thiemann (2011)
Wer sich einer neuen Aufgabe stellt, tut das auch wegen der Herausforderung. Neue Eigenschaften, andere Talente, die in mir stecken, werden dann herausgefordert. Das Wort Gottes ist auch immer wieder eine Herausforderung. "Sein Kreuz auf sich nehmen!" "Sich nicht dieser Welt angleichen, sondern sich wandeln durch ein neues Denken!" zum Gespött zu werden, weil man an Gott glaubt und auf ihn baut... das sind die Aussichten, die uns geschenkt werden.
Zweifellos, diese Herausforderungen gehören dazu. Doch mit Gott und durch die Kraft, die er uns in dieser Feier in seinem Wort und im Brot der Eucharistie schenken will, können wir es wagen, ihm zu folgen.
Grüßen wir Jesus, hinter dem wir stehen und gehen, in unserer Mitte und bitten um sein Erbarmen.
Manfred Wussow (2008)
Wir sind heute (morgen) mit einem Menschen verbunden, der seine ganze Hoffnung in die Worte legt:
Sei mir gnädig, o Herr. Den ganzen Tag rufe ich zu dir.
Herr, du bist gütig und bereit, zu verzeihen;
für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.
(Ps 86, 3.5)
Wir wissen nicht, was ihm zugestoßen oder widerfahren ist. Aber es muss so gravierend gewesen sein, dass es ihn den ganzen Tag über bewegt und nachläuft. Fremd ist uns das nicht. Wir kennen es unserem Leben, wir hören es aber auch, wenn wir aufmerksam darauf achten, was uns Menschen erzählen.
Lass uns um Gottes Erbarmen bitten.
- Bußakt4
Manfred Wussow (2023)
Du, Herr, kommst zu uns.
Unsere ungeordneten Gedanken bringen wir dir.
Herr, erbarme dich.
Du, Herr, warst immer schon bei uns.
Unsere unfertigen Geschichten sind dir vertraut.
Christus, erbarme dich.
Du, Herr, wirst kommen.
Unsere unruhigen Herzen erfüllst du mit Liebe.
Herr, erbarme dich.
So preise ich dich in meinem Leben,
in deinem Namen erhebe ich meine Hände.
mein Mund lobt dich mit jubelnden Lippen.
Klemens Nodewald (2011)
Herr Jesus Christus,
du hast uns aufgetragen, einander zu lieben, wie du uns geliebt hast.
Herr, erbarme dich.
Du hast niemandem einen Negativ-Stempel aufgedrückt oder jemanden in eine bestimmte Schublade gesteckt.
Christus, erbarme dich.
Verzeihe uns unsere Schuld und hilf denen, die unter uns gelitten haben.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der gütige Gott, er nehme von uns unsere Schuld und lasse uns neu das Antlitz seines Erbarmens leuchten. Amen.
Jörg Thiemann (2011)
Herr, Jesus, ein Leben mit dir hat Folgen
Verstehen wir immer wieder deine Wege, deine Worte, das, was Gott will?
Oder denken wir wie Petrus: das soll niemals geschehen?
Herr, erbarme dich.
Nehmen wir auch das Kreuz auf uns, so wie du es getan hast?
Oder suchen wir aus deinen Worten uns das heraus, was uns leicht fällt?
Christus, erbarme dich.
Wandeln wir uns durch ein neues Denken?
Ist unser Leben der wahre und angemessene Gottesdienst?
Oder gleichen wir uns dieser Welt an? -
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2008)
Herr,
du kennst unsere Tagesabläufe und Sternstunden.
Du weißt auch, was uns hilflos und wütend macht.
Herr, erbarme dich.
Dir, Christus, vertrauen wir die Steine an,
die wir anderen auf den Weg legen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
lass uns in der großen Freiheit deiner Kinder
Grenzen überwinden und Brücken zueinander bauen.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie6
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist für uns Mensch geworden
Herr, erbarme Dich.
Du hast für uns den Tod am Kreuz erlitten.
Christus, erbarme Dich.
Wir wollen Dir nachfolgen.
Herr, erbarme Dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
um die Barmherzigkeit des Vaters zu künden, bist du ganz Mensch geworden.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns den Weg gezeigt,
wie wir gottgefällig miteinander leben sollen.
Christus, erbarme dich.
Du schenkst uns eine Hoffnung über Leid und Tod hinaus.
Herr, erbarme dich.
Martin Stewen (2020)
Herr Jesus Christus,
du rufst uns dir zu folgen; - in den Freuden und Nöten des Lebens.
Herr, erbarme dich.
Du mahnst uns, das Leben anzusehen, wie es ist; - ehrlich und wahrhaftig.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns versprochen, mit uns zu gehen bis zum Ende; - und darüber hinaus.
Herr, erbarme dich.
Der gute Gott nehme von uns das Kreuz der Sünde
er machen unseren Gang leicht und aufrecht
er schenke uns in der Verzeihung der Sünde
Kraft zum Leben
und führe uns einst einmal in sein Reich des ewigen Friedens. – Amen.
Gastautor*in (2020)
Herr Jesus Christus,
wir gleichen uns immer wieder dieser Welt an
und verlassen oft den Weg zu dir und zu deinem Vater im Himmel.
Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus,
du hast die Brutalität deiner Gegner auf dich genommen
und hast Kreuz und Tod durchlitten,
damit wir ewiges Leben erlangen.
Christe eleison.
Herr Jesus Christus,
erbarme dich unser, wenn du als Menschensohn kommst in all deiner Herrlichkeit.
Kyrie eleison.
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Hans Hütter (2017)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns aufgefordert,
das Kreuz auf sich zu nehmen und dir nachzufolgen.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns verheißen,
dass wir durch dich das Leben gewinnen.
Christus, erbarme dich.
Du befreist uns von der Angst alles zu verlieren,
wenn wir dir nachfolgen.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Wenden wir uns Gott zu, der unser Glück und Heil will
und uns im Leben Jesu ein Beispiel erfüllten und geglückten Lebens gab.
Vater im Himmel,
die Liebe zu uns Menschen bestimmt dein Handeln.
Herr, erbarme dich.
Dein Sohn Jesus Christus hat uns den Weg aufgezeigt, der zu dir führt.
Christus, erbarme dich.
Voll Erbarmen bleibst du uns nahe,
wenn wir Pfade betreten, die uns von dir entfernen.
Herr, erbarme dich.
Bewege uns, Gott,
damit wir deine Güte und Barmherzigkeit nicht missbrauchen.
Stärke unser Verlangen, ganz dir zu gehören.
Deinen Willen wollen auch wir erfüllen
und dich dadurch gebührend ehren. – Amen.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 22. Sonntag: binde uns immer mehr an dich
Allmächtiger Gott,
von dir kommt alles Gute.
Pflanze in unser Herz
die Liebe zu deinem Namen ein.
Binde uns immer mehr an dich,
damit in uns wächst, was gut und heilig ist.
Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 22. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 30: du hast ihn durch Leiden und Tod hindurchgeführt
Gott, unser Vater.
Du gibst dich uns Menschen zu erkennen
im Schicksal Jesu von Nazaret
Als er von allen verlassen war,
hast du ihn durch Leiden und Tod
hindurchgeführt zum Leben.
Laß uns glauben und vertrauen,
daß auch wir in aller Bedrängnis und Not
unterwegs sind zu dir
mit unserem Herrn Jesus Christus,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Auswahl 30
Messbuch - TG Auswahl 9: der Tod ist überwunden
Gott des Lebens.
Durch die Auferstehung deines Sohnes wissen wir :
Der Tod ist überwunden,
der Weg zu dir steht offen,
unser Leben ist unvergänglich.
Hilf uns,
in dieser Gewißheit unser Leben anzunehmen
und daraus zu machen, was du von uns erwartest.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 9
Messbuch - TG Ostern 5 Di: Festige uns im Glauben
Allmächtiger Gott,
durch die Auferstehung deines Sohnes
hast du uns neu geschaffen für das ewige Leben.
Festige uns im Glauben und in der Hoffnung,
damit wir die Erfüllung deiner Verheißung
voll Zuversicht erwarten.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 5. Dienstag der Osterzeit
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Großer Gott,
deine Wege sind nicht unsere Wege.
Schenke uns das Vertrauen,
daß wir das wahre Leben finden,
wenn wir uns deinem Willen überlassen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2023)
Das Tohuwabohu, das Chaos,
hast du, Gott, geordnet
und Licht in das Dunkel gebracht.
Du kennst die Schatten, die sich über unsere Herzen legen
und die Unsicherheiten, die unsere Schritte lähmen.
Wir bringen dir, was uns verwirrt
und unsere Seelen beschwert.
Hinter unseren Rücken spielen böse Geister Verstecken.
Führe uns den Weg in das Leben.
In Christus, deinem Gesicht,
deinem Wort unter uns.
In der Kraft deines Geistes.
Heute für die Ewigkeit.
Beatrix Senft (2023)
Gütiger Gott,
der du mit uns auf dem Weg bist.
Zu Beginn dieser Woche kommen wir zu dir und bitten dich,
dass deine väterliche Hand uns leitet und uns zur Umkehr und Neubeginn führt.
Lass uns erkennen, was wichtig und wesentlich in unserem Leben ist.
Lass uns dabei auf deinen Sohn schauen,
der das Leben nach deinem Willen hier auf Erden vorgelebt hat.
Darum bitten wir dich durch ihn, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2020)
Guter Gott
du lässt uns die Kreuze unseres Lebens tragen,
weil du uns durch das Kreuz deines Sohnes erlöst hast.
Hilf uns, wenn es scheint zu schwer zu werden.
Schenke uns auch Freude am Leichten und Schönen des Lebens.
So bitten wir ..
Gastautor*in (2020)
Herr, unser Gott,
betöre unsere Herzen,
damit wir mit der Glut
des Heiligen Geistes dich bekennen
und Zeugnis geben von dir und deiner Botschaft
durch Jesus Christus unsern Herrn,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Manfred Wussow (2008)
Gott,
du rufst uns zu dir,
du schenkst uns Abstand von vielen Dingen,
die uns gefangen nehmen wollen.
Wir danken dir.
Hilf uns, für unser Leben gute Entscheidungen zu treffen,
Wege gemeinsam zu gehen
und in leidvollen Erfahrungen stark zu werden.
In deiner Nachfolge stellst du uns dein Reich vor Augen.
In Christus, unserem Herrn.
- Fürbitten12
Manfred Wussow (2023)
Im Evangelium haben wir die Leidensankündigung Jesu gehört. Er geht nach Jerusalem.
Dort wird er leiden, sterben und auferweckt werden. Er nimmt uns mit auf seinen Weg.
In seinem Namen beten wir:
Für die Menschen, die eine Diagnose erhalten haben, die sie in Angst und Schrecken versetzt.
Wir rufen zu dir: Jesu, geh voran!
Für die Menschen, die um ihr Leben kämpfen.
Für die Menschen, die Zweifel säen
Für die Menschen, die Ängste schüren
Für die Menschen, die Hoffnungen stiften
Für die Menschen, die dem Hass wehren
Für die Menschen, die aus dem Dunstkreis der Schatten heraustreten.
Unseren Füßen, Herr, schenke einen festen Halt, unseren Gedanken eine große Weite, unseren Wegen ein verlässliches Ziel und unseren Herzen den Blick auf dein Reich.
In Christus, Anfänger und Vollender unseres Glaubens. – Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
du hast uns in deine Nachfolge berufen.
Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die sich ohne Wenn und Aber für andere einsetzen.
Für alle Menschen, die in Krisengebieten, aber auch bei den Hilfsdiensten wie der Feuerwehr ihr Leben für andere einsetzen.
Für alle Menschen, die auf der Flucht sind und nicht wissen, wo sie willkommen sind.
Für alle Menschen, die Geflüchteten beistehen.
Für alle Menschen, denen die Menschen am Rand der Gesellschaft genauso viel wert sind wie die umjubelten.
Für alle Politiker, die die Sorge um die ihnen anvertrauten Menschen ernst nehmen.
Für alle, die an Deiner Botschaft zweifeln und doch so gerne verstehen würden.
Für uns selbst, dass wir Deinen Weg mit uns erkennen.
Für unsere Verstorbenen.
Guter Gott,
dein Sohn hat uns aufgefordert, in seine Nachfolge einzutreten und unser Kreuz auf uns zu nehmen. Steh uns bei, damit wir dazu in der Lage sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Guter Gott!
Deinen Willen für unser Leben zu erkennen fällt uns oft sehr schwer.
Dich bitten wir:
Für alle, die im Dienst an unseren Pfarrgemeinden ihre je eigenen Begabungen entdecken, entfalten und einsetzen.
Für Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens den Mut zur Wahrheit haben und dafür oft von den Gewaltregimen dieser Welt inhaftiert, gefoltert oder getötet werden.
Für alle, die meinen, ihr persönliches Lebensglück zu finden, indem sie sich von allen Pflichten der Gesellschaft und anderen gegenüber befreien.
Für alle, die in der kommenden Woche ein neues Schul- oder Arbeitsjahr beginnen um Vertrauen in deine Begleitung.
Für unsere Verstorbenen, für die wir die Teilnahme an deiner Herrlichkeit erbitten.
Guter Gott!
Dass unser Weg hier auf Erden zu dir, unserem Ziel, führt, erbitten wir von dir durch Jesus Christus, der uns vorangegangen ist, im Heiligen Geist. - Amen.
Martin Stewen (2020)
Mit den Worten des Psalmisten beten wir:
Ja, du wurdest meine Hilfe,
ich juble im Schatten deiner Flügel.
Meine Seele hängt an dir,
fest hält mich deine Rechte.
So wollen wir dich, o Gott, bitten:
Für alle Schülerinnen und Schüler, die in diesen Wochen nach den Sommerferien mühsam versuchen, Tritt zu finden in einem völlig veränderten Schulalltag.
Für alle, die noch immer mit dieser weltweiten Situation der Pandemie hadern:
Schenke ihnen Einsicht und Geduld mit sich selbst und anderen.
Für all die Menschen, die sich in ihrem Leben was vormachen, “sich betrügen mit dem Schein”,
dass sie es vermögen, in den Spiegel ihres Lebens zu schauen und anzunehmen, was ihnen gegeben ist.
Für alle, die Verantwortung für Menschen tragen:
Schenke ihnen eine aufrichtige Gesinnung und ein Herz für die ihnen Anvertrauten, auch dann wenn die Beziehungen manchmal mühsam sind.
Für alle, die die Kreuze des Lebens hinter sich gelassen und die Leichtigkeit des Ewigen Lebens erfahren:
Vergilt ihnen das Gute, das sie in ihrem Leben getan haben.
So bitten wir dich, den guten Gott, durch Christus, unseren Herrn und Erlöser. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Es ist nur allzu menschlich, den einfacheren Weg zu wählen und die Herausforderungen des Lebens möglichst zu umgehen. Dass das nicht immer gelingt, erfahren wir immer wieder. Wir dürfen aber darauf vertrauen, dass Gott mit uns ist, wenn es schwierig und heikel wird.
Zu ihm lasst uns beten:
Um ein Miteinander von Welt- und Ortskirche, damit wir gemeinsam deinem Verkündigungsauftrag gerecht werden.
Um staatliche Institutionen, denen die Bürger vertrauen können.
Um eine breite Akzeptanz mancher Einschränkungen unserer Lebensqualität aus Sorge und zum Schutz für unsere Mitmenschen.
Um Mut und Sensibilität, die uns ermöglichen, Herausforderungen zu erkennen und anzunehmen.
Um die Aufnahme unserer Verstorbenen in dein Reich.
In Jesus Christus bist du, großer Gott, uns unvergleichlich nahegekommen. Seine Erlösungstat gibt uns Halt und Zuversicht in den schweren Stunden unseres Lebens.
Dafür danken wir dir und preisen dich jetzt und allezeit. - Amen.
Gastautor*in (2020)
Barmherziger Gott,
fürbittend wenden wir uns an dich:
Wenn sich die Herzen der Menschen verhärten,
hilf du ihnen, im heiligen Geist deine Liebe und Barmherzigkeit zu erkennen und danach auch zu handeln.
Sei du allen Menschen nahe, die in verzweifelten Lebenssituationen sind.
Begleite die Menschen in unserem Pfarrverband,
damit du Herr Jesus Christus immer unsere Mitte bist.
Für alle Menschen, die bei uns Ferien machen und Erholung suchen.
Schenke ihnen Kraft für Körper, Geist und Seele.
Lass uns mit deiner Schöpfung so umgehen,
dass du, wenn du wiederkommst, nicht eine verbrannte und ausgebeutete Erde antriffst.
Hilf uns immer wieder aufs Neue,
dass wir uns dieser Welt nicht zu sehr angleichen.
Für alle, die nicht mit uns Gottesdienst feiern können, die aber dennoch mit uns verbunden sind.
Lass sie deine Nähe spüren und erfahren.
Gib, dass wir unsere Verstorbenen nicht vergessen und sie in lieber Erinnerung behalten, damit unsere Toten ihre Würde und Achtung behalten in alle Ewigkeit.
Vollende du uns alle, wenn du als Menschensohn auf den Wolken des Himmels wiederkommst, um die Welt zu richten. - Amen.
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Hans Hütter (2017)
Starker Gott,
dein Sohn Jesus Christus hat sich ganz den Menschen zugewandt,
um ihnen deine Liebe zu offenbaren.
Für sie möchten wir nun bitten:
Für alle, die sich vom hohen Ideal der Nachfolge überfordert fühlen.
zeige ihnen kleine Schritte, die zu dir hinführen.
Für alle, die sich in dem Sinne selbst verwirklichen wollen,
dass sie nur ihren eigenen Interessen Raum geben.
Lass sie erfahren,
dass sie in deiner Nachfolge ihr Leben nicht verlieren,
sondern Lebenssinn und Lebensinhalt finden.
Für alle, die sich im Dienst an den Menschen verausgabt haben
und die sich ausgebrannt und leer fühlen.
Lass sie die Zuwendung und Hilfe erfahren,
die sie selbst brauchen.
Für alle, die andere rücksichtslos ausnützen und ausbeuten.
Befähige sie zu menschlicher Begegnung
und zu menschenwürdigen Beziehungen.
Für alle, die von anderen ausgenützt und ausgebeutet werden.
Gib ihnen Kraft zu Widerstand uns Solidarität
und führe sie zu menschenwürdigen Lebensbedingungen.
Herr, wir vertrauen auf deine Zusage,
dass wir auf diesem Wege das Leben gewinnen werden. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Lasst uns alles, was uns bedrückt und verwirrt, Gott im fürbittenden Gebet anvertrauen:
Für alle, die an deiner Kirche leiden und sich trotzdem in ihr engagieren.
Für alle Menschen, die sich zwar selbst als nichtgläubig bezeichnen, aber ihr Leben Christus gleich für andere einsetzen.
Für alle, die sich innerlich zerrissen fühlen und nach Orientierung und Richtung für ihr Leben suchen.
Für uns selbst, die wir immer wieder auf andere Menschen angewiesen sind, die uns deine Liebe spürbar und erfahrbar machen.
Für unsere Verstorbenen, für die wir das ewige Leben bei dir erhoffen.
Guter Gott!
Lass uns nicht abweichen vom Weg der Einsicht und Erkenntnis deiner Größe,
damit wir dich jetzt und in Ewigkeit loben und preisen können. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Vater des Erbarmens,
der du uns Menschen liebst,
zu dir kommen wir im Vertrauen auf deine Hilfe mit unseren Anliegen und Bitten.
Hilf uns, sorgsam zu prüfen und abzuwägen, was dein Wille ist.
Gott, du unser Vater...
Gib uns Kraft, allen Verlockungen zur Lüge, zu Unfairness, Hinterlist, Trägheit und bequemer Anpassung zu widerstehen.
Gott, du unser Vater...
Schenke allen, die Verantwortung tragen, eine aufrichtige Gesinnung
und ein Herz für die ihnen Anvertrauten.
Gott, du unser Vater...
Berufe immer neu Menschen zum Dienst in deiner Kirche
und schenke allen Berufenen Mut, deinem Anruf zu folgen.
Gott, du unser Vater...
Öffne uns Auge, Herz und Hand für Menschen in Not
und zeige uns rechte Wege, ihnen zu helfen.
Gott, du unser Vater...
Alle Verstorbenen nimm auf in die Gemeinschaft mit dir.
Gott, du unser Vater...
Gott des Erbarmens, der Hilfe und des Trostes,
ohne deine Hilfe gelingt uns wenig Gutes.
Daher vertrauen wir uns dir neu an.
Dank und Lobpreis sei dir für deine Sorge um uns,
deinen Beistand und deine Liebe. – Amen.
Klemens Nodewald (2011)
Wir können nicht jedem helfen,
aber ihn wenigsten mittragen durch unser Fürbittgebet.
So lasst uns füreinander vor Gott eintreten.
Auf den Ruf "Gott, höre unsere Bitte!" antworten wir gemeinsam: "Und lass unser Rufen zu dir kommen."
Beten wir für die Menschen, denen ein besonderer Auftrag von Gott übergeben wurde:
Gott möge ihnen den heiligen Geist und genügend Kraft für diese Aufgabe schenken.
Gott, höre unsere Bitte...
Beten wir für alle Menschen, die vor einer wichtigen Entscheidung stehen: im Blick auf ihren Glauben, im Blick auf ihre Zukunft, im Blick auf ihre Mitmenschen:
Gott möge ihnen die richtige Erkenntnis und den Mut zur Entscheidung geben.
Gott, höre unsere Bitte...
Beten wir für alle, die am Boden liegen, enttäuscht von ihren Mitmenschen, enttäuscht von Gott selbst:
Gott erbarme sich ihrer und erweise sich ihnen als der treue und zuverlässige Gott.
Gott, höre unsere Bitte...
Beten wir für uns selbst, für alle, die uns anvertraut sind, für alle, die Gott uns bewusst über den Weg schickt:
Dass wir unsere Verantwortung ihnen gegenüber ernst nehmen und uns nicht von ihnen trennen, sobald sie uns eine Last werden.
Gott, höre unsere Bitte...
Gott,
nie fallen wir dir lästig mit unseren Bitten,
nie wirst du unserer Gebete überdrüssig,
weil du weißt wie sehr wir dich nötig haben.
Wir danken dir dafür. Amen.
Jörg Thiemann (2011)
Zu unserem Herrn Jesus Christus,
der uns vorausging mit seinem Leiden und Sterben,
beten wir voll Vertrauen:
Mach deiner Kirche, aber auch einzelnen Christen und Christinnen Mut,
sich gegen ungute Strömungen des Zeitgeistes zu stellen,
damit das Licht deiner Botschaft leuchtet.
Lass denen, die sich schwer tun, an dich zu glauben,
entschiedenen Männern und Frauen begegnen,
die echte Zeugen deiner Liebe sind.
Sende dem Papst und allen Bischöfen deinen heiligen Geist,
dass sie deine Herde nach deinem Willen leiten
und nicht nach dem Willen der Menschen.
Hilf allen, die nach Macht und Erfolg streben, zur Einsicht,
dass deine Liebe der einzige und wahre Sinn im Leben ist.
Schenke allen verfolgten Christen und Christinnen deinen Beistand,
den du uns für die Bedrängnis verheißen hast.
Dich loben und preisen wir, jetzt und in Ewigkeit.
Amen.
Manfred Wussow (2008)
Im Evangelium haben wir gehört,
dass der Weg Jesu keinen Erfolg verspricht,
in dem wir uns sonnen könnten.
Lasst uns für uns und für andere beten:
Dass uns die Maßstäbe nicht verloren gehen,
was ein gutes und reiches Leben ist,
Leid uns nicht klein macht,
die Hoffnung nicht verloren geht.
Lasst zum Herrn uns beten:
Dass Menschen nicht länger unter Menschen leiden müssen,
Gewalt ein Ende findet,
Opfer sich erheben.
Lasst zum Herrn uns beten:
Dass kranken Menschen eine gute Versorgung zuteil wird,
Alte nicht heimatlos werden,
Kinder nicht um ihre Zukunft betrogen werden.
Lasst zum Herrn uns beten:
Dass sich die Wahrheit der Lüge bemächtigt,
die Propaganda ins Leere läuft,
mit der Angst keine Geschäfte mehr gemacht werden.
Lasst zum Herrn uns beten:
Dass Menschen nicht vergessen werden,
Erinnerungen auf Achtung stoßen,
Tote ihre Würde behalten.
Lasst zum Herrn uns beten:
Du hast, Herr, um Gottes Willen zu erfüllen,
auch das Leid auf dich genommen,
bist am Kreuz für uns gestorben,
hast den Tod für uns überwunden.
Schenke uns gute Wege
und führe uns ins Leben.
- Gabengebet3
Messbuch - GG 22. Sonntag: diese Opferfeier bringe uns Heil und Segen
Herr, unser Gott,
diese Opferfeier bringe uns Heil und Segen.
Was du jetzt unter heiligen Zeichen wirkst,
das vollende in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 22. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Advent 18. Dez: er ist in unser vergängliches Leben eingetreten
Herrn, unser Gott,
dieses Opfer erwirke uns deine Gnade
und lasse uns teilhaben
am ewigen Leben deines Sohnes.
Denn er ist in unser vergängliches Leben eingetreten,
um uns von unserer Sterblichkeit zu heilen.
Er, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Advent 18. Dezember
Messbuch - GG Fastenzeit 2 Mo: den Versuchungen nicht erliegen
Herr,
du hast uns
zur Feier der göttlichen Geheimnisse versammelt.
Nimm unser Gebet gnädig an
und stärke uns,
damit wir den Versuchungen dieser Welt nicht erliegen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Montag der Fastenzeit
- Gebet zur Gabenbereitung4
Manfred Wussow (2023)
In der Nacht, in der Jesus verraten wird,
nimmt er das Brot
und den Becher mit Wein.
Er teilt mit seinen Jüngern sein Leben,
Leib und Blut.
Sein Gedächtnis sollen wir feiern.
So bringen wir ihm
unsere Geschichten, Schmerzen und Sorgen,
das harte Brot.
Wir bringen ihm
unsere Sehnsucht nach erfülltem Leben,
nach Gemeinschaft und Nähe,
den Kelch der Hoffnung.
Wenn wir von dem einen Brot essen,
aus dem einen Kelch trinken,
verkünden wir den Tod unseres Herrn,
bis er kommt.
Komm, unser Herr!
Martin Stewen (2020)
Barmherziger Gott
du sorgst für uns mit den Gaben dieser Erde.
Wir bringen sie nun auf den Altar,
um dir zu danken für deine Hinwendung zu uns.
Mach uns auch empfindsam für Menschen,
die um uns herum so viele Nöte leiden.
Hilf uns zu geben, wie dein Sohn sogar sein Leben gegeben hat.
So bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Gastautor*in (2020)
Herr, unser Gott,
wir bitten dich
nimm dieses Opfer,
das wir dir darbringen, wohlgefällig an
damit es uns zum ewigen Heil gereiche.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn. – Amen.
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Manfred Wussow (2008)
Du, Herr, gibst uns, was wir zum Leben brauchen
und was unser Leben schön macht.
Dafür danken wir dir.
In Brot und Wein legst du deinen Segen
auf unsere Arbeit,
heiligst unsere alltägliche Sorge,
bringst uns an deinem Tisch zusammen.
Schenke uns den Geschmack des Himmels,
fröhliches Lachen,
Gelassenheit und Güte.
Was uns satt macht, bist Du selber.
In deiner Liebe und Treue.
Du, Herr, gibst dich uns ganz.
In Brot und Wein.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - dem Kreuz nicht ausweichen
Kehrvers:
Der Herr ist mein Licht und mein Heil. (GL 38,1)
Guter Gott und Vater,
wir sind hier versammelt, um dich zu loben und dir zu danken.
Kehrvers
Du hast auf das Rufen deines Volkes gehört, als es in Not war,
und es aus der Knechtschaft Ägyptens herausgeführt.
Du bist ihm vorangegangen,
und hast es in das Land deiner Verheißung geführt.
Kehrvers
Du hast Jesus, deinen Sohn gesandt,
damit er die Menschen zum wahren Leben führe.
Durch ihn hast du seine Jünger gelehrt,
dass sie dem Kreuz nicht ausweichen, sondern ihm nachfolgen.
Kehrvers
Durch Leiden und Tod hindurch
ist er ihnen den Weg zur Auferstehung vorangegangen.
Er ist zum Weizenkorn geworden, das in die Erde fällt und stirbt,
um reiche Frucht zu bringen.
Kehrvers
Er gibt auch uns die Kraft, unser Leben dir zu überlassen,
damit wir uns selbst dir als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen
und so ewiges Leben gewinnen.
Kehrvers
Mit allen Engeln und Heiligen loben und preisen wir dich
und sagen wir dir unseren Dank.
Danklied, z. B. Singt dem Herrn ein neues Lied (GL 409)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Sonntage 3: Die Rettung des Menschen durch den Menschen Jesus Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem,
was du an uns getan hast:
Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit
zu Hilfe gekommen und
hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn
Rettung und Heil gebracht
aus unserer menschlichen Sterblichkeit.
So kam uns aus unserer Vergänglichkeit
das unvergängliche Leben
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den
Chören der Engel das Lob
deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 3
Messbuch - Präfation Sonntage 7: Der Gehorsam Christi und unsere Versöhnung mit Gott
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dein Gnade zu rühmen.
So sehr hast du die Welt geliebt,
daß du deinen Sohn als Erlöser gesandt hast.
Er ist uns Menschen gleich geworden
in allem, außer der Sünde,
damit du in uns lieben kannst,
was du in deinem eigenen Sohne geliebt hast.
Durch den Ungehorsam der Sünde
haben wir deinen Bund gebrochen,
durch den Gehorsam deines Sohnes
hast du ihn erneuert.
Darum preisen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ....
MB Sonntage 7
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
- Einleitung zum Vater unser1
Gastautor*in (2020)
Der Apostel Paulus mahnt uns, sich dieser Welt nicht anzugleichen.
Wenn wir mit den Worten beten, die uns der Herr gelehrt hat, gleichen wir uns dem Herrn an.
In diesem Vertrauen beten wir: Vater unser…
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
- Friedensgebet1
Gastautor*in (2020)
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Nachfolge beutetet Frieden in der Welt zu stiften.
Darum bitten wir: Herr Jesus Christus schau auf unsere Bemühungen, auf unsere Gebete, auf unsere Liebe und den Glauben deiner Kirche und schenke uns Einheit und Frieden in dieser Welt.
Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch…
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
- Mahlspruch1
Bibel (2017)
Christus spricht:
Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
(Mt 16,24)
Oder:
Christus spricht:
Wer sein Leben retten will, wird es verlieren,
wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
(Mt 16,25)
Oder:
Christus spricht:
Amen, amen, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;
wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
(Joh 12,24)
- Meditation1
Helene Renner (2020) - ein Leben gegen den Tod
Jesus nachfolgen
das heißt
in radikalem Vertrauen
auf Gott leben
das ist ein Leben gegen den Tod
gegen den Hass
gegen die Angst
gegen die Unsicherheit
das ist ein Leben
das sich getragen weiß
von Gott
nichts - gar nichts
kann mich von seiner Liebe trennen
Jesus nachfolgen
lässt mich neu leben
mein Egoismus wird gesprengt
mein Leben bekommt einen neuen Sinn
auch dann
wenn alles um mich sinnlos scheint
Jesus nachfolgen
gibt meinem Leben eine neue Richtung
und verbindet mich mit allen
die auf ihn vertrauen
die alles
auf ihn setzen
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 22. Sonntag: dir in unseren Brüdern dienen
Allmächtiger Gott,
du hast uns gestärkt durch das lebendige Brot,
das vom Himmel kommt.
Deine Liebe,
die wir im Sakrament empfangen haben,
mache uns bereit,
dir in unseren Brüdern zu dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 22. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Auswahl 8: in der Kraft dieser Speise unseren Weg zuversichtlich gehen
Ewiger Gott,
in dieser Opferfeier hast du uns gestärkt
mit dem Fleisch und Blut deines Sohnes.
Laß uns in der Kraft dieser Speise
unseren Weg zuversichtlich gehen
und mit allen Menschen, die du uns anvertraut hast,
zur Vollendung in deiner Liebe gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 8
Messbuch - SG Ostern 6 So: neu geschaffen für das ewige Leben
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch die Auferstehung Christi
neu geschaffen für das ewige Leben.
Erfülle uns mit der Kraft dieser heilbringenden Speise,
damit das österliche Geheimnis in uns reiche Frucht bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - SG 10. Sonntag: befreie uns von allem verkehrten Streben
Barmherziger Gott,
die heilende Kraft dieses Sakramentes
befreie uns von allem verkehrten Streben
und führe uns auf den rechten Weg.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss5
Manfred Wussow (2023)
Gott,
wo die Schatten kauern,
bist du da,
wo alles im Nebel versinkt,
weist du uns den Weg.
Wir danken dir,
dass du es mit den dunklen Mächten aufnimmst
und uns mit deinem Segen
in die herrliche Freiheit deiner Kinder führst.
Schenke uns und allen Menschen,
denen wir begegnen,
deinen Beistand,
lachende Gesichter und
allezeit etwas Gutes zum Essen.
In Christus,
der Wahrheit, Licht und Leben ist. – Amen.
Beatrix Senft (2023)
Herr,
die neue Woche liegt vor uns.
Wir ahnen, was sie bringen könnte.
Pläne sind gemacht, Hoffnungen und Erwartungen knüpfen sich an sie.
Wir vertrauen darauf, dass einiges so laufen wird, wie wir es planen.
Manches wird anders kommen – ob gelegen oder ungelegen.
Bleibe du als unser Begleiter an unserer Seite,
segne unsere guten Vorhaben
und schenke uns ein gutes Miteinander in allem Tun.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2020)
Allmächtiger und gütiger Gott
genährt mit den Brot des Lebens
und gestärkt mit dem Wort der Hoffnung
gehen wir jetzt hinaus.
Wir wollen das Leben leben, das du uns geschenkt hast:
ehrlich, aufrichtig und dankbar für dieses große Geschenk.
Dazu segne und begleite uns
durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gastautor*in (2020) - Erneuerung des Denkens
Herr, unser Gott,
durch diese Heilige Feier schenke uns
die Erneuerung des Denkens,
damit wir prüfen und erkennen,
was der Wille Gottes ist,
das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene
in dieser Welt zu verkünden -
Jesus Christus unseren Herrn! Amen.
© Pfarrer Mag. Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Manfred Wussow (2008)
Vater im Himmel,
wenn wir dein Wort hören und
als Gäste an deinem Tisch sitzen,
sind wir zu Hause.
Du weißt, was wir erzählen möchten,
was uns stumm macht,
was uns den Mut raubt.
Schicke uns mit neuer Kraft in unser Leben.
Behüte deine kostbaren Gaben bei uns:
das Vertrauen,
die Hoffnung,
die Liebe.
Was wir nicht vollenden können,
wirst du in deiner Barmherzigkeit
gut machen.
In Christus, unserem Herrn und Bruder,
der mit uns ist auf dem Weg zu dir.
In Ewigkeit.
Er geht seinen Weg
ins Leben gesandt
mit wachen Augen
die ganze Fülle
des Lebens
erkunden dürfen
frei
wie nur ein Kind es kann
schauend
ausprobierend
lachend und weinend
erforschend
geborgen
sich lösend
aus der Geborgenheit des elterlichen Nestes
seinen Weg finden
voranschreiten
kleine Ziel erreichen
und
weitergehen
und dann
klar vor Augen haben
eine Vision
seines zukünftigen Weges
seines Ziels
Verlockungen
Umwege - die Schönes verheißen
Meinungen anderer -
die in Frage stellen
schnellere Wege anbieten
„du lebst doch nur einmal“
seinen Weg weitergehen
die mitnehmen
die es vermögen
seinen Lebensweg gehen
der Konsequenzen bewusst sein
aber ihn gehen
und
HOFFNUNG haben
über Raum und Zeit hinaus
dass sein Weg
eine Zukunft hat
eine Zukunft
die nach steinigem
und schmerzhaftem Weg
ins Leben führt
in ein Leben
in Fülle
Beatrix Senft 2023.
Gewinner und Verlierer
Winners and losers, turn the pages of my life | Gewinner und Verlierer, die Seiten meines Lebens |
Chorus: | Chor: |
There's a light and a dark side | Es gibt eine helle und eine dunkle Seite |
Chorus: | Chor: |
Which one will you be today? | Welches werden Sie heute sein? |
Songtext von Social Distortion,
www.songtexte.com/songtext/social-distortion/winners-and-losers-7bdfaa50.html
Lebensretter
Lebensretter 1
Ein unbekannter Helfer zog den verunfallten Ebenseer am 30. Mai 2016 aus seinem Fahrzeug und rettet ihn so vor dem drohenden Flammentod
Ganzer Beitrag:
www.meinbezirk.at/salzkammergut/lokales/update-josef-strassmair-traf-seinen-lebensretter-d2190427.html
Lebensretter 2
Der Chinese Chen Si ist Familienvater und arbeitet sieben Tage die Woche: Unter der Woche fährt er Lieferungen aus – seine Wochenenden verbringt er auf einer außergewöhnlichen Brücke. Was er dort macht, ist so inspirierend, dass seine Geschichte verfilmt wurde.
Im chinesischen Nanjing steht sie: die Jangtse-Brücke. Sie ist 150 Meter hoch und führt über den Jangtse-Fluss. Mittlerweile ist dieses 1968 gebaute Konstrukt aus Stahl und Beton leider nicht mehr nur wegen seiner Größe bekannt, sondern aus einem ganz anderen Grund: Von keiner anderen Brücke stürzen sich jedes Jahr so viele Menschen absichtlich in den Tod.
Verhindern möchte das der 48-jährige Chen Si. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, verzweifelte Menschen vor dem Selbstmord zu bewahren. Laut seinem Blog hat er in den letzten elf Jahren bereits über 300 Menschenleben gerettet.
Ganzer Beitrag:
at.galileo.tv/uncategorized/lebensretter-er-bewahrte-ueber-300-menschen-davor-von-der-bruecke-zu-springen/
Lebensretter 3
Jeden Donnerstag, 20.15 Uhr, sind im MDR FERNSEHEN Lebensretter im Einsatz. Die Retter, die Geretteten und ihre Geschichten stehen im Mittelpunkt des 45-minütigen Magazins "Lebensretter". Die Beteiligten berichten über dramatische Situationen, in denen ihr Leben am seidenen Faden hing. Moderiert wird die Sendung von Sven Voss.
Im Mittelpunkt der Sendung stehen neben den Menschen, denen ein Unglück widerfahren ist, auch mutige Ersthelfer, die selbstlos anderen zu Hilfe geeilt sind. Aber auch professionelle Retter wie Sanitäter, Ärzte und Feuerwehrleute, die nicht selten auch Mut und Ausdauer benötigen, werden in der Sendung vorgestellt. Die Beiträge zeigen reale Rettungsaktionen, die an Originalschauplätzen nachgestellt werden. Dabei wird das Drehteam von medizinischen Einsatzkräften, der Feuerwehr und der Hubschrauberrettung unterstützt. Experten schätzen die Situation ein und beschreiben Gefahren und Risiken. Oft werden auch Themen aus der Sendung wie "Erste Hilfe am Unfallort" im Anschluss im MDR-Gesundheitsmagazin "Hauptsache gesund" aufgegriffen.
www.mdr.de/lebensretter/lebensretter146.html
Internet
Ein geborener Sieger
An einem nett gedeckten Tisch sitzt ein unvergessener Mann. - „Des isch doch der Gienger“, murmelt eine ältere Dame in der Gaststube. Er ist es. Eberhard Gienger, der Vorturner der Nation, der Politiker, der Fallschirmspringer. Auch so einer muss essen. Es gibt Linsen mit Spätzle.
Die Wirtin im Bietigheimer Burghof hat die Holzscheite im Kamin angezündet. Eberhard Gienger beugt sich über seinen Teller. Die neugierigen Blicke um ihn herum stören ihn nicht. Er weiß, dass er immer noch Stoff liefert für Kamerad-weißt-du-noch-Geschichten: Gienger, der Held von der Stange, der Reck-Weltmeister von 1974. Lange vorbei.
Jetzt geht er auf die 60 zu und nippt an seinem Rotwein. Er genießt ohne Reue, weil er noch immer gerne und oft Sport treibt. Einfach weiter geturnt hat der gelenkige Meister nach seiner Karriere und sich der Einberufung ins Heer der Alten widersetzt. Skispringen, Eiskunstlauf, Tauchen, Surfen, Motocross. Irgendwann ist er beim Fallschirmspringen gelandet und im Deutschen Bundestag.
Einen geborenen Sieger haben ihn manche genannt, nachdem er als Quereinsteiger die politische Bühne erobert und im Wahlkreis Neckar-Zaber den SPD-Staatsminister Hans Martin Bury in der Punktewertung klar hinter sich gelassen hatte. Das macht ihm so leicht keiner nach. 2001 in die CDU eingetreten, 2002 ins Hohe Haus zu Berlin eingezogen. Aber Eberhard Gienger ist nicht nur ein geborener Sieger, sondern auch ein gelernter Verlierer. Diese Seite von ihm ist weniger bekannt, weil er nicht gerne über sie redet. Es ist ihm eine Zeit lang schlecht gegangen, sehr schlecht. „Ich habe damals über den finalen Sprung nachgedacht“ sagt er.
Eberhard Gienger wendet sich wieder den Linsen zu. Er schluckt hastig, als er von seiner persönlichen Bruchstelle erzählt, die mit einer öffentlichen Bruchlandung zu tun hat. Es passierte am 28. Mai 2000 beim Tag der offenen Türe der Post in Köngen. Bis zu jenem Einschnitt in seiner Biografie hatte er das Glück gepachtet - selbst im Unglück. Als Kind wäre er fast von einem Laster überfahren worden, später ist er beim Tauchen beinahe ertrunken und als Pilot mit knapper Not einer qualmenden Cessna entstiegen.
Es ist öfter eng hergegangen bei ihm, und manchmal hing sein Leben buchstäblich am seidenen Faden. Im Winter 1996 war er mit seinem Freund Olaf Boesel beim Rückflug von einem Schauauftritt planmäßig über Leutkirch aus einer Maschine gesprungen, die weiterflog nach Villingen-Schwennigen. Wenige Kilometer später ist sie abgestürzt und hat zwei Springer und den Piloten in den Tod gerissen. Der Topf des Wärmetauschers war gebrochen und beim Heizen giftiges Kohlenmonoxid in die Kabine geströmt. Wäre Gienger nicht vorher ausgestiegen, hätte es auch für ihn kein Entrinnen gegeben.
Manche fallen nach solchen Erlebnissen um und stehen nicht wieder auf. Er ist schon bald danach wieder geflogen, um seine Luftnummern zu vollführen, obwohl er zu kauen hatte an diesem Unglück. Die Maschine war von seiner Eventagentur gebucht worden. Seitdem friert der ewige Turner lieber, wenn er sich mit seinem Fallschirm in Kleinflugzeuge begibt, die nicht über einen Kohlenmonoxid-Detektor verfügen. Dem Sog des freien Falls gibt er sich noch immer hin.
Gesprungen ist er auch an jenem Tag, der ihn verändern sollte. Eberhard Gienger war morgens noch bei der Europameisterschaft der Turner in Bremen gewesen und wollte abends zur Siegerehrung wieder zurück sein. Gegen 13 Uhr machte er sich bereit im Himmel über Köngen, an dem nichts zu sehen war, was man im Nachhinein als Warnung deuten könnte. Als er nach dem Absprung unweit der Post einschwebte und über Hunderten von Zaungästen mit fünfzig Stundenkilometern eine scharfe Kurve flog, wurde ihm klar, dass es nicht mehr reicht. Im Lehrbuch steht für solche Situationen: „Auf harte Landung vorbereiten.“
Die Szene danach ist für ihn noch immer gegenwärtig. Ein Notarzt fragte, ob er im Unterleib noch etwas spüre. Eberhard Gienger drängte es, etwas zu sagen, das eigentlich nicht zu einem passt, der seine Gefühle meistens ausblendet. „Wenn ich es nicht überstehe, dann sagt meiner Frau, dass es schön war.“ Er konnte es nicht aussprechen. Sein Kreislauf schwächelte, er hatte innere Blutungen, Becken und Oberschenkel waren gebrochen. Der Notarzt versetzte ihn in den Schlaf, und dann flog der Rettungshubschrauber mit dem Schwerverletzten davon. Als er in der Klinik aufwachte, war es eigentlich wie immer. Die Ärzte befanden, dass er Glück gehabt habe. Seine Knochen würden jetzt von Schrauben, Platten und Nägeln zusammengehalten, aber wenn alles gutgehe, sei er schon bald wieder der Alte. Anfangs hat er das auch geglaubt, und nach ein paar Monaten probte er die einarmige Riesenfelge am Reck, und auch aus der Cessna ist er wieder gesprungen. Aber abends kamen die Schmerzen, brutale Schmerzen. Er nahm starke Medikamente, konnte trotzdem nicht schlafen. In seinem Tübinger Haus lief nach Mitternacht der Fernseher. „Bonanza“ und „Lassie“ hat er sich angeschaut, „und alles, was zwischen zwei und fünf Uhr morgens kommt“.
Irgendwann drückten ihm die Schmerzen so sehr aufs Gemüt, dass er seine persönliche Mitte verloren glaubte. Er wollte nicht mehr. Eines Morgens konfrontierte er seine Frau beim Frühstück mit dem Gedanken an den letzten Sprung, den Sprung ohne Fallschirm. Wie ernst ihm das war, sagt er nicht. Das behält er lieber für sich.
Das Feuer im offenen Kamin der Gaststube knistert. Die Wirtin serviert einen Kaffee. Eberhard Gienger macht eine Pause und redet dann über weitere Eingriffe der Mediziner und über einen fiesen Entzündungsherd in seinem Bein. Als der Nagel aus seinem Knochen herausoperiert war, ging es ihm schlagartig besser. „Von diesem Moment an konnte ich wieder ein Leben führen wie vorher.“
Die Krise aber hatte ihn verändert. „Ich glaube seitdem nicht mehr, dass ich die Natur beherrschen kann“, sagt er. Eberhard Gienger, der ewig junge mit der scheinbar unbändigen Kraft, der alles hinkriegt, fand es an der Zeit, ein paar Korrekturen in seinem Leben vorzunehmen. Er hat das nicht von heute auf morgen getan, sondern Schritt für Schritt.
Sportsmann Gienger verabschiedete sich aus einigen Aufsichtsräten, kündigte den lukrativen Job bei der Post, für die er sich um den Formel-i-Zirkus kümmerte, und trat auch in seiner eigenen Firma kürzer. Sogar die Zahl seiner Fallschirmsprünge hat er reduziert, von 300 auf rund 100 im Jahr.
Das Wichtigste aber spielte sich in seinem Inneren ab. Eberhard Gienger fand für sich eine neue Herausforderung in der alten Familie, für die zu wenig Platz war in den Jahren seiner Rastlosigkeit. Er hat mit denen geredet, die ihm nahe stehen und daraus seine Schlüsse gezogen. „Wir haben eine Entscheidung für ein neues Leben getroffen“, sagt Eberhard Gienger. Er meint damit sich und seine Sibylle, und ein bisschen auch die drei Söhne Tobias, Markus und Andreas.
Vor allem für seine Frau, 1973 deutsche Meisterin in der rhythmischen Sportgymnastik und heute Professorin für Musik und Darstellende Kunst an der Hochschule in Frankfurt, hatte er zuletzt nur noch selten Zeit bei seiner Pendelei zwischen Bundestag, Wahlkreis, Eventagentur, der Stiftung Deutsche Sporthilfe, dem Schauturnen, Fallschirmspringen und der Vizepräsidentschaft im Deutschen Olympischen Sportbund. „So ein richtiges Eheleben haben wir nicht mehr geführt“, gesteht er. „Kommst du mal wieder zu Besuch?“ hat seine Frau mitunter gefragt, wenn er zwischendurch zu Hause vorbeischaute.
Er will das ändern und öfter bei ihr sein. Es ist ihm ernst. Nach 26 Jahren in Tübingen trennt sich Eberhard Gienger vom Eigenheim der Familie. Im Wahlkreis hat der CDU-Abgeordnete jetzt ein Apartment, und in Bad Homburg ist er mit Sybille zusammengezogen. „Wir haben so vieles miteinander erlebt“, sagt er. „Aber vieles eben auch nicht.“
Sie sind jetzt mehr als dreißig Jahre verheiratet. „Da wird es Zeit, dass wir die Schnittmenge zwischen uns vergrößern.“ Er fühlt sich nicht zu alt, um privat ein Neuer zu werden. Bad Homburg nennt er neuerdings seinen „Herzenswohnsitz“ Das ist schon was bei einem wie ihm. Der Politik und seinem Sport bleibt Gienger trotzdem verbunden. Der Altweltmeister vermarktet sich weiter selbst, springt aus Flugzeugen, turnt während der Sitzungswochen im Bundesleistungszentrum und spielt zwischendurch Fußball mit den Bundestagskickern. Anders wäre er nicht denkbar.
Die Wirtin vom Burghof bringt die Rechnung. Am Nebentisch winkt aufgeregt ein älteres Ehepaar. „Ja Grüß Gott, Herr Gienger.“ Er ist ihnen wohl irgendwo schon mal begegnet. „So, esset ihr heut’ auch auswärts“, sagt er. Das Handy klingelt. Sein Sohn. Eberhard Gienger sagt, dass er morgen in Köln bei ihm vorbeischauen wolle. Der Sohn hat eine Tochter namens Sophie. Opa Gienger hat Sehnsucht.
Aus: Michael Ohnewald, Und plötzlich ist alles ganz anders. Ungerade Lebensläufe. Klöpfer & Meyer Verlag, Tübingen 2009.
Wer auf das Kreuz blickt, sieht bloß ein Mahnmal irdischer Grausamkeit
Zur immer wieder aufflammenden Debatte, ob Kruzifixe weiter im öffentlichen Bereich einen Platz haben sollten: Drei Missverständnisse sind aufzuklären.
Die Karwoche, zumal der morgige Karfreitag, sind Anlass genug, über die immer wieder geführte Debatte über Kruzifixe im öffentlichen Bereich nachzudenken. Gekennzeichnet ist die Auseinandersetzung durch Missverständnisse, die in manchen von uns so tief verankert sind, dass es schwerfällt, ihrer Herr zu werden.
Das erste Missverständnis geht von der Annahme aus, im Kruzifix sei die Botschaft Jesu an die Menschheit, sit venia verbo, festgenagelt. Obwohl man anhand von einigen Zitaten aus den Evangelien die Gültigkeit dieser Annahme herauszulesen vermag, trifft sie dennoch nicht zu. Denn diese Zitate sind erst aus der Reflexion historischer Ereignisse entstanden, die sich viel später eingestellt haben - allen voran die Zerstörung des Tempels und die Diaspora.
Die ursprüngliche "gute Botschaft" hat mit dem Kreuz gar nichts zu schaffen. Sie kündet das unverzügliche Hereinbrechen der Gottesherrschaft an. Jahrzehnte, ja Jahrhunderte warteten fromme Juden darauf und eben jetzt, das ist der Kern der Heilsbotschaft Jesu, wird sie sich manifestieren.
Der historische Jesus dürfte bis knapp vor seinem letzten Atemzug unbeirrbar an die unmittelbare Ankunft des Messias, des Retters Israels, geglaubt haben. Sogar dann noch, als er als Verbrecher verurteilt am Pfahl hing, die Arme weggestreckt wie ein antiker Orant, die Handwurzelknochen durchbohrt und ans Holz gebannt. Erst als er einsah, dass sich kein Retter zeigen würde und er dem Tod unabwendbar ausgeliefert war, rief er, von tiefster Verzweiflung und bitterster Enttäuschung erfüllt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Aus der Erfahrung seiner Jünger, dem vom Tod Auferstandenen begegnet zu sein, ist es erklärlich, dass man seine Hinrichtung überhöht darzustellen versuchte. Vor allem bemühte man sich um eine Erklärung dieses grauenvollen Ereignisses, und man klammerte sich an haarsträubende Deutungen: Es sei ein Erlösungsakt des himmlischen Vaters, es sei ein Opfer seines Sohnes, stellvertretend für die sündige Menschheit. Doch all das passt vorn und hinten nicht zusammen.
Wer das Kreuz Jesu erklären zu können glaubt, verharmlost seinen Schrecken. Die frühen Christen hätten es auch nie als Symbol ihres Glaubens gebilligt. Es weist nicht auf Gott, sondern auf das Diesseits mit all seinen absurden Abgründen. So gesehen, und das ist das zweite Missverständnis, ist es gar kein religiöses, sondern ein profanes Symbol.
Kaiser Konstantin, vom Spruch "In hoc signo vinces" beflügelt und unter dem Zeichen des Kreuzes siegreich, machte es der Kirche zum Danaergeschenk. Es war nicht mehr Symbol des Galgens in der Antike, aber es blieb profan.
Einige Jahrzehnte später erkannte der heilige Augustinus hellsichtig, dass die Kirche, von Konstantin verführt, in ein unauflösbares Dilemma geriet: Wie kann die Kirche, die Jesu Botschaft zu verkünden beansprucht, sich so gefestigt in ein politisches System eingliedern, ja es sogar so zu dominieren versuchen, als ob es die Gottesherrschaft nie geben werde?
Wenn es sie aber gibt, dann ist sie bestimmt kein politisches Ereignis, wie manche fromme Juden zur Zeit Jesu gehofft haben, möglicherweise sogar der historische Jesus selbst, sondern ein existenzielles Geschehen. Dessen nur der begnadete Einzelne teilhaftig werden kann. Allen voran, so verkünden es die Evangelisten in ihrer Osterbotschaft, der Gekreuzigte und Auferstandene.
Das Ostergeschehen aber macht das Kreuz um keinen Deut besser. Wer auf es blickt, sieht bloß ein Mahnmal irdischer Grausamkeit. Ob es an öffentlichen Stellen den Menschen zugemutet werden soll oder nicht, ist keine Frage, die mit Religion etwas zu schaffen hat, sondern mit nüchternen Erwägungen: Will man einer aus der Spätantike stammenden Tradition weiter folgen? Die Emphase, mit der manche Kruzifixe verbannen wollen, ist das dritte Missverständnis.
RUDOLF TASCHNER am 16.04.2014 in der Tageszeitung Die Presse - © DiePresse.com
Das Kreuzsymbol
Symbole wirken aus sich selbst.
Symbole enthalten Wirklichkeiten,
die zu wirken beginnen,
wenn sie gezeigt werden.
Die rote Rose, Symbol der Liebe,
macht die Liebe sichtbar, erfahrbar.
Sie bringt die Liebe zur Wirkung
bei dem Menschen, der dafür offen ist.
Das Kreuz mit dem Gekreuzigten ist auch
Symbol der Liebe, der absoluten Liebe,
der Liebe bis zum letzten,
die auch den Haß verzeiht.
Hier ist ein für allemal
der Teufelskreis
des eskalierenden Hasses durchbrochen.
Das Kreuz zeigt einen leidenden,
gemarterten, toten Menschen,
es zeigt den Haß der Menschen.
Es zeigt aber weiter,
wie dieser Haß nicht mit Haß bekämpft wird,
sondern durch die Liebe,
die ihn annimmt und aushält,
überwunden und verwandelt wird.
Das Kreuzsymbol
ist ein Ärgernis und eine Herausforderung
für den Menschen,
der auf Haß, Rache und Vergeltung besteht.
Das Kreuzsymbol ist aber auch
eine Quelle der Kraft für die Menschen,
die sich um Toleranz und vergebende
Liebe bemühen,
worauf wir alle angewiesen sind.
So ist das Kreuz als "öffentliches Symbol"
eine öffentliche Lebenshilfe für alle.
Wenn heute viele Menschen
das Kreuzsymbol nicht mehr
oder noch nicht begreifen,
oder wenn auch das Kreuzsymbol
im Lauf der Geschichte
in schrecklichster Weise mißbraucht wurde
und noch mißbraucht wird,
so ist das kein Grund,
das Symbol zu entfernen,
sondern vielmehr ein Grund,
es neu zu erschließen
und neu zu entdecken.
Wenn der Ungläubige weiß,
daß das Kreuz für den Gläubigen
Symbol für vergebende Liebe und Toleranz ist,
wird er das Kreuz tolerieren,
wenn er selbst tolerant ist.
Aus: Elmar Gruber, Das kreuz in meinen leben. Betrachtungen zu einem Ursymbol. Don Bosco Verlag, München 1996.
Das Kreuz des Jesus Christus
Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
was keiner sagt, das sagt heraus
was keiner denkt, das wagt zu denken
was keiner anfängt, das führt aus
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen
wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
wenn alle mittun, steht allein
Wo alle loben, habt Bedenken
wo alle spotten, spottet nicht
wo alle geizen, wagt zu schenken
wo alles dunkel ist, macht Licht
Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu
Aus: Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Verwandelte Wunden
Wo sind die Verbandplätze unserer Welt? Sicher nicht nur in fernen, exotischen Ländern oder auf den Kriegsschauplätzen, auf die momentan die Fernsehkameras gerichtet sind. Dorthin würden uns vielleicht unsere »romantischen« Gefühle automatisch ziehen. Aber: Sie sind überall um uns herum.
»Seht meine Hände und meine Füße an«, sagt Christus heute mit dem Blick auf alle Notleidenden und Verwundeten, Nahestehende und Fremde, »fasst mich doch an und seht: Ein Geist hat doch nicht Fleisch und Bein, wie ihr es an mir seht.«
»Die Männer und die Frauen sind Fleisch und Bein, Hände und Füße, die durchbohrte Seite Christi - sein mystischer Körper«, fügt der Autor hinzu, der sich hinter dem Pseudonym »Mönch der Ostkirche« verbirgt, »in ihnen können wir durch unser Tun die Wirklichkeit der Auferstehung realisieren«. Er fordert uns auf, dass wir Christus nicht nur in sozial Bedürftigen, Kranken, Armen, Verlassenen, sondern insbesondere auch in den Menschen sehen, die uns fremd und unsympathisch sind: »In vielen von diesen Männern und Frauen - in bösen und verbrecherischen Menschen - ist Christus wieder gefangen genommen worden. Befreie ihn dadurch, dass du ihn still und schweigend erkennst und ihn in ihnen anbeten wirst.«
Das sind harte, anspruchsvolle Worte, wer kann sie hören? Und wer wagt es, sie zu realisieren - oder es zumindest zu versuchen? Wir sind es aus vielen Predigten gewohnt, die Aufforderung zu hören, dass wir Menschen in sozialer Not helfen sollen, und vielleicht tun wir das auch ab und zu. Über die Liebe zu den Feinden wird allerdings nicht häufig gepredigt - und wenn darüber gepredigt wird, dann entsteht oft der peinliche Eindruck, dass weder der Prediger noch seine Zuhörer diese Worte allzu »wörtlich« nehmen, schärfer ausgedrückt: Sie nehmen sie gar nicht ernst. Das wird in den Kirchen nur so gesagt! Wir haben schon erwähnt, dass die größte Schwierigkeit mit dieser Aussage Jesu darin besteht, dass wir die Begriffe »Liebe« und »Hass« als bloße Emotionen betrachten (nicht als Lebenshaltungen und Willensentscheidungen, als etwas, an dem wir unser Leben ausrichten); und natürlich wissen wir gut, dass man Emotionen »nicht befehlen kann« und dass unsere Gefühle, Unrecht erlitten zu haben, sich hartnäckig halten, obwohl der gute Wille in uns vorhanden ist, den unerhörten Auftrag Jesu zu erfüllen.
Hier legt uns der Mönch der Ostkirche eine neue theologische und spirituelle Anregung vor, die uns ermutigen soll, auch die Menschen anzunehmen, die wir in der Regel nicht akzeptieren wollen, »die Bösen und die Verbrecher«. Er sagt uns nicht, dass wir ihre Schlechtigkeit lieben und akzeptieren sollen, dass wir ihre schlechten Taten und Eigenschaften übersehen, bagatellisieren und entschuldigen sollen, er verlangt auch nicht von uns, dass wir irgendeine emotionale Neigung ihnen gegenüber entwickeln sollen. Er sagt uns lediglich, dass Christus durch das Geheimnis der Menschwerdung im Menschsein jedes beliebigen Menschen anwesend ist. In den »Bösen« ist er »gefangen«, weil sie ihm die Freiheit nicht geboten haben, weil sie ihn nicht in ihren Herzen und ihrem Handeln herrschen ließen.
Dadurch, dass wir uns bewusst werden, dass auch sie »zu Christus gehören« (und dadurch auch zu uns), befreien wir diese Menschen noch nicht vom Bösen. Einstweilen befreien wir nur unsere Beziehung zu ihnen - dadurch dass wir in unsere Haltung zu ihnen Christus als ein treues Bild des Vaters eintreten lassen, der »seine Sonne über Böse und Gute aufgehen lässt und es über Gerechte und Ungerechte regnen lässt«3. Inwieweit diese unsere innere Haltung, diese unsere Gesinnung ihnen gegenüber, unser Verhalten und Handeln beeinflusst und inwieweit unser Verhalten auf sie zurückwirken, sie beeinflussen und sie vielleicht auch verändern kann, das ist wiederum eine anderer, offener Akt dieses Dramas.
Christus kommt immer nur als Aufforderung, Angebot, als Einladung, der man Folge leisten kann, als offene Möglichkeit - als »the God who may be«. Ihm ist jedweder beliebige Druck völlig fremd, mit dem er uns vielleicht manipulieren, unsere Freiheit nicht respektieren würde. Der Gott, den uns Christus vorstellt (mit seinen Worten und seiner Person) spricht uns an und fordert uns auf, aber er zwingt uns niemals zu etwas. Entsprechend soll auch unser christliches Zeugnis sein: Wir sind dazu da, dass wir den Horizont des »Möglichen« (d. h. des erwartbaren, gewöhnlichen, »logischen«, »natürlichen« Handelns - wie man handelt, wie es in der Welt zugeht) um das erweitern, was Menschen, die Gott nicht kennen oder Christus nicht ernst nehmen, als unmöglich erscheint. Dass wir als »alternatives Angebot« da sind, ist schon Bestandteil des Dienstes der Heilung, der Befreiung und der »Austreibung des Bösen«, den sich viele ein wenig zu romantisch vorstellen.
Aus: Tomáš Halík, Berühre die Wunden. Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Spitzenfußballer erzählen von ihrem Glauben
Bonn, 02.06.14 (KAP) Kreuzzeichen vor Spielbeginn, Stoßgebete vor dem Elfer und Jesus-Botschaften auf T-Shirts: Fußball-Länderspiele werden oft zum Schauplatz von Glaubenszeugnissen von Spitzensportlern, und in Brasilien, dem Austragungsort der Weltmeisterschaft 2014, ist dies erst recht zu erwarten. Der deutsche Autor David Kadel lässt in seiner neu aufgelegten "Fußball-Bibel" zahlreiche international bekannte Fußballstars erzählen, warum sie an Gott glauben und welche Werte sie geprägt haben.
Für Uruguay-Stürmerstar Edison Cavani etwa spielt Gott privat und auch im Berufsleben "eine große Rolle": Sein Fußballtalent sei ihm von Gott geschenkt worden, zudem fühle er sich bei den Versuchungen, die mit dem Fußball oft verbunden seien, von Gott gelenkt und "vor schlechten Entscheidungen beschützt", gab der bei Paris Saint-Germain unter Vertrag stehende Sportler an.
Wie Cavani weiter ausführte, lese er gemeinsam mit seiner Freundin seit einigen Jahren die Bibel und habe Gott dadurch "zum ersten Mal richtig im Herzen kennengelernt und ihn in verschiedenen Situationen erfahren". Der Weg mit Gott sei zwar nicht automatisch einfach, er mache aber Freude "und bedeutet am Ende sowieso, dass man ein Sieger ist", so der Fußballstar aus Uruguay.
Falcao: "Jesus-Lebensstil"
Glaubensstärke sei sein "außergewöhnlichstes Merkmal", erklärte Kolumbiens Stürmer-Ass Radamel Falcao, der beim AS Monaco spielt.
Schwierige Phasen mit Verletzungen - zwei Augenoperationen stellten einst seine Fußballkarriere und auch ein Kreuzbandriss zu Jahresbeginn seine WM-Teilnahme infrage - zeigten ihm, "dass es nicht mein eigener Erfolg ist, sondern vor allem Gottes Hilfe für mich. Alles, was ich bin und habe, hat mir Gott gegeben."
Er habe als Fußballstar "großen Einfluss auf Leute, vor allem auf die Jugend", ist sich Falcao bewusst. Er versuche über den Sport anderen zu erzählen, "dass es einen Gott gibt, der alle Menschen liebt". Ein "ehrlicher Jesus-Lebensstil" könne mehr Leute beeinflussen als eine Predigt von der Kanzel, so seine Überzeugung.
Luiz: Gott lässt uns lachen
"Mein Glaube an Jesus gibt mir Kraft, immer wieder rauszugehen aufs Feld, um mein Bestes zu geben, aber auch um andere zu begeistern", so Brasiliens Team-Verteidiger David Luiz. Da Gott alles über sein Leben wisse, könne er jedes Mal "entspannt" sein, wenn ihn sein Coach auf die Bank versetze, "weil ich eben glauben kann, dass es wohl das Beste für mich ist". Gottesglaube habe auch mit Freude zu tun - "Gott hat uns nicht nur zum Essen Zähne gegeben, sondern auch zum Lachen", so der Sportler, dessen Wechsel vom FC Chelsea zu Paris St. Germain kürzlich offiziell wurde.
Im Kader der Elfenbeinküste ist der bei Hannover 96 spielende Didier Ya Konan. "Gott hat mein Denken stark gemacht, was heute im Profifußball extrem wichtig ist", gab er im Interview an. Statt ständig an sich selbst zu zweifeln und zu grübeln, habe er durch den Glauben "auch mental alle Freiheiten, alles erreichen zu können". Er glaube an einen liebenden Gott, dem er immer vertraue und der ihn auch träumen lasse - "zum Beispiel eines Tages bei einem ganz großen Klub zu spielen". Er arbeite wirklich hart dafür, Gott dafür zu ehren und zu danken.
Alaba: Bete auch beim Spielen
Nicht zur WM fährt David Alaba, Titelfigur der "Fußball-Bibel". "Es bedeutet mir sehr viel zu spüren, dass Gott mich liebt und mir immer wieder Kraft gibt. Die Beziehung zu Gott und seine unfassbare Liebe sind das Wichtigste in meinem Leben", gab der 21-jährige österreichische Verteidiger vom FC Bayern München an. Auch während der Spiele kommuniziere er mit Gott: "Bei Unterbrechungen und kurzen Pausen spreche ich mit Gott und mache mir immer wieder bewusst, dass er für mich da ist und mir Kraft und Intuition schenkt."
Große Aufmerksamkeit erfuhr Alaba, der Mitglied der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist, nach dem letztjährigen Sieg des FC Bayern München im Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund: Er streifte damals ein T-Shirt mit der Aufschrift "Meine Kraft liegt in Jesus" über. Wie er angab, hätten ihn seine Eltern mit der biblischen Erzählung von David und Goliath in der Kindheit "damit begeistert, was man im Leben mit Gott alles erreichen kann", so Alaba. "Aus den Geschichten der Bibel ziehe ich heute noch meine Kraft."
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Die zwei Aspekte des Jüngerseins
Jesus, der die Inkarnation des wehrlosen Gottes ist, musste die Konsequenzen der Entscheidung Gottes für Gewaltlosigkeit und Mitleiden durchleben, nämlich diese Welt nur durch Liebe und uneingeschränktes Erbarmen zu erlösen. Er selbst musste die Zurückweisung der Liebe Gottes an seiner eigenen Person erfahren. Da diese Liebe wehrlos war, konnte man ihn, die Inkarnation dieser wehrlosen Liebe, ohne Gottes gewaltsames Eingreifen zu fürchten, aus der Welt schaffen.
Das, was Jesus erlebte, gehört auch zum Leben seiner Jünger und Jüngerinnen. Das kann der einzelnen Person zustoßen, aber auch der Gemeinschaft derer, die entschlossen sind, Jesus nachzufolgen. Wenn wir die Evangelien sorgsam lesen, wird deutlich, dass Jesus dies seinen Jünger immer wieder zu verstehen gegeben hat, obwohl es ihnen schwer fiel, diesen Aspekt der Nachfolge zu verstehen. Im Markusevangelium wird dies am deutlichsten. Markus gibt uns eine klare Beschreibung dessen, was es heißen wird, dem Herrn nachzufolgen: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." (Mk 8, 34)
Wir wissen, dass Gott niemals der Ursprung des Bösen sein kann. Er ist der Ursprung alles Guten. Das Böse in seinem Ausmaß wurde von Jesus durch die Liebe vernichtet, die ihre letzte Größe im Kreuz zeigte: "Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden." (Kol 1,13-14)
Aus: Johannes Füllenbach, Dein Reich komme, Münsterschwarach 2007.
Mit ihm leben
Wer gibt Auskunft, was Jesus heute will? Viele sind ratlos, weil in der Welt und in der Kirche seit den ersten Zeiten der Christenheit sich so ziemlich alles geändert hat. Die Probleme, die wir heute angehen müssen, sind anders als damals. Wir haben den Konflikt der Generationen, wir suchen nach einem alternativen Lebensstil, wir sehen die unglaubliche Diskrepanz zwischen armen und reichen Ländern, wir suchen nach einer neuen Ordnung von Familie und Gesellschaft. Manche Zeitgenossen sind enttäuscht, weil die alten Vorstellungen und Lehrsätze zu unseren Aufgaben und Problemen nicht mehr passen, unbrauchbar geworden sind. Sie kommen sich hilflos und verlassen vor. Vielleicht haben sie den Glauben der Kirche und die Weisungen des Evangeliums nicht verstanden.
In jeder Zeit stellt sich die Frage, was Jesus will, mit neuer Brisanz und fordert von den Menschen, ihren ganzen Verstand einzusetzen. Immer neu hat die Kirche in der Geschichte Antwort gesucht auf die drängenden Probleme der Zeit. Sie war dabei nie vom Herrn verlassen worden, auch wenn die Suche oft lange dauerte und viel Beten und Nachdenken erforderte.
Eines ist immer deutlich geworden: Jesus beantwortet nicht unmittelbar alle unsere Einzelfragen, er bietet keine Lösungen an wie ein Computer. Aber er schenkt seinen Geist, er vermittelt den entscheidenden Ansatz, um weiter zu kommen.
Jesus will nicht wie der Ratgeber einer Illustrierten einzelne oder gar ganze Gemeinden aus ihrem eigenen Suchen befreien und sie entlasten; er will vielmehr - vor allen Problemlösungen - den Menschen Gemeinschaft und Freundschaft anbieten. Wer diese Freundschaft annimmt, kann viele Probleme neu angehen und lösen. Jesus bietet seine Freundschaft an. Er sucht den Menschen, der sucht dich und mich, er sucht alle.
Aus: Wilfried Hagemann, Freundschaft mit Christus, München 1980.
Tapferkeit
Der Begriff der Tapferkeit mag ein wenig antiquiert klingen; in der Alltagssprache kommt er fast nicht mehr vor. Doch es ist nicht zu übersehen, dass er ein höchst aktuelles Thema berührt: Es geht um Angst und um Mut, um die Reaktion auf Ängste, auf beklemmende bange machende Situationen. Jeder kennt solche Momente. Wer durchlebt in der Mühe um das Gute nicht Widerwillen, wer ist nicht mal versucht, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen? Wer wird nicht gelegentlich von Ängsten und Zaghaftigkeit gepackt, etwa wenn er in der heiklen Angelegenheit öffentlich das Wort ergreifen soll? Die Angst hält uns öfter davon ab, zu tun, was wir als gut und richtig erkannt haben, oder uns zu Wort zu melden. Wir reden viel von Konformismus - in Wahrheit handelt es sich um Angst. Zu den vielfältigen Verhaltensweisen, die im Gegensatz zur Tapferkeit stehen, gehört auch die omertà, die Wahrung jenes Gesetzes des Stillschweigens, das überall, wo die Mafia herrscht, verheerende Folgen hat.
Tapferkeit ist überall vonnöten, wo Menschen Drohungen widerstehen, wo sie Ängste überwinden müssen. Wir brauchen sie, um der inneren Müdigkeit und dem Verdruss entgegenzutreten, um die Abneigung gegen den Alltagstrott zu überwinden und das Gute tun zu können. Die Tapferkeit ist eine grundlegende sittliche Tugend, die von jedem rechtschaffenden Menschen gefordert ist.
Aus: Carlo Maria Martini, Damit Leben stimmig wird, München 2001.
Mut
Wozu braucht es Mut?
Zu leben.
Heute zu leben als ein denkender Mensch, der nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst für seine Taten verantwortlich macht.
Es braucht Mut, in dieser Welt, die wohl an den verheerenden Folgen unserer Zivilisation und Bequemlichkeit zugrunde gehen wird, mit der hoffnungslosen Hoffnung weiterzuleben, dass es vielleicht doch noch besser werden könnte.
Es braucht Mut, sich dieser Realität zu stellen mit all ihren Konsequenzen.
Es braucht Mut, den Kopf nicht einfach in den Sand zu stecken und zu resignieren, sondern mit der eigenen Kraft zu versuchen, die bestehende Zustände zu ändern.
Es braucht Mut, in einer Welt zu leben, in der Unfähige, Alte und Kranke keinen Platz haben dürfen. In einer Welt zu leben, die uns die Vereinsamung des Menschen gebracht hat und deren einziges Ziel Produktion und Absatz ist.
Es braucht Mut, dies alles zu wissen und mit dem Gefühl der Ohnmacht weiterzuleben, daran jemals etwas ändern zu können und trotzdem nicht hoffnungslos zu sein.
Das braucht Mut.
Christoph, 17 J.
Christoph, 17 J. in: Hans Joachim Remmert, Firmung vorbereiten, Ein Werkstattbuch, Freiburg 1995.
durchkreuzt gebrochen
Nein
und doch
manchmal
ist leben
eine Zumutung
da werden dir
Kreuze aufgeladen
die du
nicht tragen kannst
und willst
da werden dir
Kreuze aufgeladen
die dich in die Knie
zwingen
und die Hoffnung
verraten
und keine netten
Worte
schöne Gesten
Resolutionen
Verzweiflung
Wut
Gebrochenheit
und im
Todesahnen
ein Schrei
nach Leben
durchkreuzt
gebrochen
nicht wollen
und doch
müssen
hier und jetzt
ich
und du
mein Leben
dein Leben
durchkreuzt
gebrochen
mein Kreuz
und dein Kreuz
verbunden
im nein und doch
wird mein Kreuz
zu deinem Kreuz
und dein Kreuz
zu meinem Kreuz
und dann
all das
dem hinhalten
der
das
aushält
der die Tränen
in seinem Krug
aufhebt
und der
all das
verwandeln kann
dem Leben
entgegen
Aus: Andrea Schwarz, 5. Station, Nein und doch, in: Hermann Schalück (Hrsg), Stationen der Hoffnung, München 2002.
Jeremia
Einmal war ich weich wie früher Weizen,
doch, du Rasender, du hast vermocht,
mir das hingehaltne Herz zu reizen,
dass es jetzt wie eines Löwen kocht.
Welchen Mund hast du mir zugemutet,
damals, da ich fast ein Knabe war:
eine Wunde wurde er: nun blutet
aus ihm Unglücksjahr um Unglücksjahr.
Täglich tönte ich von neuen Nöten,
die du, Unersättlicher, ersannst,
und sie konnten mir den Mund nicht töten;
sieh du zu, wie du ihn stillen kannst,
wenn, die wir zerstoßen und zerstören,
erst verloren sind und fernverlaufen
und vergangen sind in der Gefahr:
denn dann will ich in den Trümmerhaufen
endlich meine Stimme wiederhören,
die von Anfang an ein Heulen war.
Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, IT 2246, Frankfurt 1998, 513f.
Lasset uns mit Jesus ziehen
Lasset uns mit Jesus ziehen,
seinem Vorbild folgen nach,
in der Welt der Welt entfliehen
auf der Bahn, die er uns brach,
immerfort zum Himmel reisen,
irdisch noch schon himmlisch sein,
glauben recht und leben rein,
in der Lieb den Glauben weisen.
Treuer Jesu, bleib bei mir,
gehe vor, ich folge dir.
Lasset uns mit Jesus leiden,
seinem Vorbild werden gleich;
nach dem Leide folgen Freuden,
Armut hier macht dorten reich,
Tränensaat, die erntet Lachen;
Hoffnung tröste die Geduld:
es kann leichtlich Gottes Huld
aus dem Regen Sonne machen.
Jesu, hier leid ich mit dir,
dort teil deine Freud mit mir!
Lasset uns mit Jesus leben.
Weil er auferstanden ist,
muß das Grab uns wiedergeben.
Jesu, unser Haupt du bist,
wir sind deines Leibes Glieder,
wo du lebst, da leben wir;
ach erkenn uns für und für,
trauter Freund, als deine Brüder!
Jesu, dir ich lebe hier,
dorten ewig auch bei dir.
Sigmund von Birken (1653) in EG 384, 1.2.4
Biographie
Ich war zum Unglück vorherbestimmt
Ich war als Dulder strukturiert
Ich war auf Leiden angelegt
Ich war fürs Scheitern programmiert:
Ich war der geborene Künstler.
Ich bin ein Hans, das meint: im Glück
Ich bin es voller Ungeduld
Ich bin so sehr auf Freuden aus
Ich bin zum Sieger umgepolt:
Ich bin ein geschworener Lebenskünstler.
Robert Gernhardt., Im Glück und anderswo. Gedichte, Frankfurt: Fischer 2002, S. 271.
Was ich tragen kann
Vater im Himmel,
Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht,
Lob und Dank sei dir für den neuen Tag,
Lob und Dank sei dir für alle deine Güte und Treue in meinem vergangenen Leben.
Du hast mir viel Gutes erwiesen,
laß mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen.
Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann.
Du läßt deinen Kindern alle Dinge zum besten dienen.
Herr Jesus Christus,
du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich.
Du kennst alle Not der Menschen,
du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht,
du vergißt mich nicht und suchst mich,
du willst, daß ich dich erkenne und mich zu dir kehre.
Herr, ich höre deinen Ruf und folge. Hilf mir!
Heiliger Geist,
gib mir den Glauben, der mich vor Verzweiflung und Laster rettet.
Gib mir die Liebe zu Gott und den Menschen, die allen Haß und Bitterkeit vertilgt,
gib mir die Hoffnung, die mich befreit von Furcht und Verzagtheit.
Dietrich Bonhoeffer (1943) in: EG 967.
Entsagung
Eins ist, was altersgraue Zeiten lehren
Und lehrt die Sonne, die erst heut getagt:
Des Menschen ew'ges Los, es heißt: Entbehren,
Und kein Besitz, als den du dir versagst.
Die Speise, so erquicklich deinem Munde,
Beim frohen Fest genippter Götterwein,
Des Teuren Kuß auf deinem heißen Munde,
Dein wär's? Sieh zu! Ob du vielmehr nicht sein.
Denn der Natur alther notwend'ge Mächte,
Sie hassen, was sich freie Bahnen zieht,
Als vorenthalten ihrem ew'gen Rechte,
Und reißen's lauernd in ihr Machtgebiet.
All, was du hälst, davon bist du gehalten,
Und wo du herrschest, bist du auch der Knecht.
Es sieht Genuß sich vom Bedarf gespalten,
Und eine Pflicht knüpft sich an jedes Recht.
Nur was du abweist, kann dir wieder kommen.
Was du verschmähst, naht ewig schmeichelnd sich,
Und in dem Abschied, vom Besitz genommen,
Erhälst du dir das einzig deine: Dich!
Franz Grillparzer, Entsagung, in: Stimmen im Kanon. Deutsche Gedichte, ausgewählt von U. Hahn, Stuttgart: Reclam 2003, S. 170.
Martin Stewen (2020)
Lopez Weißmann (1999)
Hans Hütter (1996)