Vermögensverwaltung
Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten gehört zu den Gerichtsreden Jesu. Es will aber nicht nur mahnen oder warnen, es will vor allem ermutigen. Es ruft uns zu: Gebrauche deine Talente, nütze deine Gaben und Fähigkeiten!
Dieses Gleichnis setzt Beziehung und Vertrauen zwischen dem Herrn und seinen Dienern voraus. „Ein Mann, der auf Reisen ging, rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten.“ Der reiche Herr erhofft sich von seinen Leuten viel. Er verteilt auf drei Personen acht Talente, eine sehr hohe Geldsumme. Heute vielleicht Millionenbeträge. Jeder wird nach seinen Fähigkeiten beauftragt.
„Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu.“ Beim Dritten, der ein Talent empfangen hat, wird es spannend. „Er grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.“ Ob das gut geht, fragen wir mit Recht?
Anderes Vermögen
Der Sinn des Gleichnisses kann nicht ein Hinweis auf eine gelingende Geld- und Zinswirtschaft sein. Es glückt alles bei den beiden ersten Geldempfängern. Doch was wäre, wenn sich einer verspekuliert und sein Geld verloren hätte? Es geht Jesus nicht um finanzielle Tüchtigkeit, es geht ihm um das Reich Gottes. Er schaut auf ein anderes Vermögen, das uns schon mit dem Heiligen Geist der Taufe ins Herz eingegossen wurde. Es geht ihm um die Grundgaben, den Glauben und die Liebe. Diese Gaben wachsen und mehren sich in uns, nach dem Maß, wie wir mit diesen Gnaden wuchern und sie großzügig verschenken. Schreibt nicht Matthäus selbst in seinem Evangelium: wenn wir guter Boden sind, bringen wir “Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.“ Weil Glaube und Liebe göttlichen Ursprungs sind, wachsen und vervielfältigen sie sich mit unsern Einsatz. Oder Lukas schreibt in seiner Feldrede: „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.“
Diese Sätze der Frohbotschaft sprechen vom Vermehren unseres inneren Kapitals. Wir lernen staunend, was Gott wirkt. Wir erleben das Öffnen von verschlossenen Herzen. Im Vertrauen auf die Kraft der Liebe riskieren wir das Unmögliche, und Gott schenkt uns überreiche Gaben. Er schenkt es anders, segnend und in Fülle. Christus lässt uns in der Gemeinschaft der Glaubenden seine Gegenwart erfahren. Wir finden Kraft zum Kreuztragen. Wir gewinnen die Früchte des Heiligen Geistes, das sind Freude, Liebe, Sanftmut und vor allem Friede.
Ängslichkeit lähmt und isoliert
Was ist mit dem Diener, der das Talent eingegraben hat? Angst vor dem strengen Herrn ließen ihn tatenlos sein. Er fand kein Vertrauen zu seinem Herrn. Er ist gefangen von seiner Angst, ist isoliert. Es treibt ihn nichts etwas zu wagen. Es kommt keine Freude auf, etwas zu riskieren und zu probieren. Sein Sicherheitsdenken schnürt alles Leben ab. Der Herr lässt ihn hinaus in die Finsternis werfen. Ein hartes Urteil, das einerseits warnt uns nicht ängstlich zurückzuziehen, andererseits ermutigt, mit dem Talent der großmütigen Liebe zu Gott und zum Nächsten zu wuchern.