Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 16. Jun. 2024 - 11. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ez 17,22-24
Lesung aus dem Buch Ezéchiel.
So spricht Gott, der Herr:
Ich selbst nehme vom hohen Wipfel der Zeder
und setze ihn ein.
Einen zarten Zweig aus ihren obersten Ästen breche ich ab,
ich selbst pflanze ihn auf einen hohen und aufragenden Berg.
Auf dem hohen Berg Israels pflanze ich ihn.
Dort treibt er dann Zweige,
er trägt Früchte und wird zur prächtigen Zeder.
Alle Vögel wohnen darin;
alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige.
Dann werden alle Bäume des Feldes erkennen,
dass ich der Herr bin.
Ich mache den hohen Baum niedrig,
den niedrigen Baum mache ich hoch.
Ich lasse den grünenden Baum verdorren,
den verdorrten Baum lasse ich erblühen.
Ich, der Herr, habe gesprochen
und ich führe es aus.
"Das Lied von der Untreue des Königs" ist das 17. Kapitel des Ezechiel überschrieben, aus dem die heutige Lesung stammt. Die Konsequenz dieses Handelns wird in Ez 17,21 genannt, dem Vers vor dem heutigen Lesungswort: "Die tapfersten Krieger in all seinen Truppen fallen unter dem Schwert. Die Übriggebliebenen aber werden in alle Winde zerstreut. Dann werdet ihr erkennen, dass ich, der Herr, gesprochen habe."
Im Vers 23 beginnt der Neuanfang Gottes. Er selbst handelt und schafft den Boden für das, was möglich werden soll. Es ist Heilung und Neuerweckung aus dem kleinen Rest.
Ezechiel, Prophet und Begleiter Israels im babylonischen Exil, erzählt die Geschichte von einem neuen Anfang, mit Bildern, die über sich hinaus wachsen: kleine Ableger wachsen auf der Höhe in die Höhe, alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten der übermächtigen Zweige und die Bäume, die in der Ebene wachsen, erkennen Gott als den Herren. Es sind Bilder, die in einer ausweglosen und verunsichernden Situation Hoffnung machen: Israel wird neu eingepflanzt, wird von weitem gesehen, wird zu einem Lebensraum in der Nähe des Himmels und lädt ein, Gottes Größe zu entdecken. Das alles wird im Exil verkündet und erwartet.. Es ist eine Zeit, in der das Volk Gottes in schuldbeladener Geschichte sich und Gott neu entdeckt
Der Schlussteil "Ich mache den hohen Baum niedrig, den niedrigen mache ich hoch. Ich lasse den grünenden Baum verdorren, den verdorrten erblühen" setzt den Akzent noch einmal anders. Der hohe und grünende Baum steht für Babylon, der niedrige und verdorrte für Israel. Im Magnificat, Lk 1, finden wir ähnliche Formulierungen: Er (Jahwe) stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen, er sättigt die Hungrigen mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Jahwe steht zu dem Wort, dass er seinem Volk gegeben hat.
Antwortpsalm - Ps 92,2-3. 13-16
Kv - Gut ist es, dem HERRN zu danken. - Kv
(oder GL 401)
Gut ist es, dem HERRN zu danken,
deinem Namen, du Höchster, zu singen und zu spielen,
am Morgen deine Huld zu verkünden
und in den Nächten deine Treue. - Kv
Der Gerechte sprießt wie die Palme,
er wächst wie die Zeder des Libanon.
Gepflanzt im Haus des HERRN,
sprießen sie in den Höfen unseres Gottes. - Kv
Sie tragen Frucht noch im Alter
und bleiben voll Saft und Frische;
sie verkünden: Der HERR ist redlich,
mein Fels! An ihm ist kein Unrecht. - Kv
2. Lesung - 2 Kor 5,6-10
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Wir sind immer zuversichtlich,
auch wenn wir wissen,
dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben,
solange wir in diesem Leib zu Hause sind;
denn als Glaubende gehen wir unseren Weg,
nicht als Schauende.
Weil wir aber zuversichtlich sind,
ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern
und daheim beim Herrn zu sein.
Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen,
ob wir daheim oder in der Fremde sind.
Denn wir alle
müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden,
damit jeder seinen Lohn empfängt
für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.
Norbert Riebartsch (2009)
Manfred Wussow (2006)
Regina Wagner (1997)
Gott alleine zählt. Er ist der Dreh- und Angelpunkt der Beschreibung, wie es einem Menschen geht. "In der Fremde von Gott" zeigt dies an.
Der Leib verbindet mit der Erde - in die Dimension Gottes kann der Mensch nur kommen, wenn er die Erde überwindet. Daher wird der Leib als etwas angesehen, was es loszulassen gilt.
Paulus stellt Gegensätze heraus: Solange wir in diesem Leib zu Hause sind, sind wir in der Fremde. Oder, wie in einem Spiegel: wir ziehen es vor, aus dem Leib auszuwandern, um daheim beim Herrn zu sein. Das ist eine ungewöhnliche Perspektive, die jedoch erlaubt, über „Heimat“ und „Fremde“ noch einmal anders oder neu nachzudenken. Über den Tod auch.
Die Lesung beginnt damit, die Zuversicht des Glaubens auszudrücken, und endet mit der Offenbarung vor dem Richterstuhl Christi. Eine weltfremde Sicht? Möchte Paulus den Korinthern nahe legen, der Welt zu entfliehen? Aber das hat Paulus gerade in der Auseinandersetzung mit der Gnosis, die in Korinth viele Anhänger hatte, an anderen Stellen ausgeschlossen. Was er in seinem zweiten Brief an die Korinther schreibt, lässt sich so zusammen sehen: Wir suchen die Ehre darin, dem Herrn zu gefallen – der Leib, als Heimat angesehen, verliert seine Macht über uns. Als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende. In diesem Vertrauen werden die Beziehungen neu geordnet: auch die Beziehung von Heimat und Fremde. Dass aus der „Fremde“ (hier als Bild für Christus) Heimat wird, prägt die Zuversicht, die aus Glauben kommt und zu Glauben führt.
Der 2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther steht unter dem Zeichen der Versöhnung. Die Gemeinde hatte sich gegen Paulus aufwiegeln lassen und brauchte mehrere Anläufe, um den Frieden wiederherzustellen. Das Hauptthema des 2. Korintherbriefes ist daher auch das Apostelamt des Paulus und seine paradoxe "Herrlichkeit": Zum göttlichen Auftrag, der Verkündigung des Evangeliums und dem Dienst der Versöhnung, gehört auch das Leiden um dieses Auftrags willen.
So wie der Apostel Paulus den Korinthern für das Leid eine neue Sichtweise eröffnet, so tut er das auch für den Tod. In 2 Kor 5,6-10 spricht er voll Zuversicht von der schon geschehenen Überwindung des Todes durch Jesus Christus. Der Furcht des Menschen vor dem Tod stellt Paulus die Gewissheit des Glaubens gegenüber. So sehr er sonst daraufhinweist, das Christsein heißt, schon jetzt mit oder in Christus zu sein, d. h. in seiner Nachfolge zu leben, so betont er hier, daß der Christ über dieses Leben hinaus noch etwas zu erwarten hat. Das irdische Leben ist für ihn Aufgabe und Auftrag, aber seine Heimat findet der Christ erst bei Gott. Die Gemeinschaft mit Gott geht über den Tod hinaus, und das Sterben ist ein Gehen in die eigentliche Heimat des Menschen, die Nähe Gottes. Dass Gott dem Menschen diese Heimat in der Erlösung schenken will, bedeutet nicht, dass der Mensch dabei untätig sein soll. Dieses große Ziel des Menschen soll schon seinen Alltag prägen.
Ruf vor dem Evangelium - Ltg 0
Halleluja. Halleluja.
Der Samen ist das Wort Gottes, der Sämann ist Christus.
Wer Christus findet, der bleibt in Ewigkeit.
Halleluja.
Evangelium - Mk 4,26-34
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Mit dem Reich Gottes ist es so,
wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät;
dann schläft er und steht wieder auf,
es wird Nacht und wird Tag,
der Samen keimt und wächst
und der Mann weiß nicht, wie.
Die Erde bringt von selbst ihre Frucht,
zuerst den Halm,
dann die Ähre,
dann das volle Korn in der Ähre.
Sobald aber die Frucht reif ist,
legt er die Sichel an;
denn die Zeit der Ernte ist da.
Er sagte:
Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen,
mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?
Es gleicht einem Senfkorn.
Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern,
die man in die Erde sät.
Ist es aber gesät,
dann geht es auf
und wird größer als alle anderen Gewächse
und treibt große Zweige,
sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.
Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort,
so wie sie es aufnehmen konnten.
Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen;
seinen Jüngern aber erklärte er alles,
wenn er mit ihnen allein war.
Norbert Riebartsch (2009)
Manfred Wussow (2006)
Regina Wagner (1997)
Dieser Evangeliumsabschnitt bildet den Abschluss der Gleichnisse, die ab Mk 4,1 zusammengestellt wurden. Mk 4,35 setzt den neuen Blickwinkel der Zeichen, die Jesus tat. Nicht mehr das werbende und erklärende Wort sollte Menschen erreichen, sondern die Tat, die überzeugt.
Die Gleichnisse werden hier dargestellt als Lehre an ein offenes, aber auch einfaches Publikum: "Er verkündete ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten." (Mk 4,33). Wichtig ist: Das Reich Gottes kommt sicher und bewirkt Segen.
Im Evangelium werden zwei Wachstums-Gleichnisse erzählt, jeweils eingeleitet mit "Er sagte".
Im ersten Gleichnis geht es um die selbst wachsende Saat und um den Landwirt als Zuschauer. Er schläft, steht wieder auf. Es wird Nacht und Tag. Sehr eindrückliche Bilder für ein gelingendes Nichtstun. Dass der Samen keimt und wächst, kann nur zur Kenntnis genommen werden. "Der Mann weiß nicht, wie."
Das zweite Gleichnis umkreist nicht nur das Wachsen, sondern erzählt von dem Wunder, wie aus dem winzigen Senfkorn, als das kleinste von allen Samenkörnern, das größte Gewächs hervorgeht.
Beide Gleichnisse, thematisch miteinander verwandt und verbunden, werden zu Bildern des Reiches Gottes. Ohne Zutun des Menschen wird das Reich Gottes Realität. Und erwächst aus kleinsten Anfängen. Im Evangelium wird Menschen die Verantwortung genommen, das Reich Gottes planen oder machen zu müssen, aber der Blick geschärft, Gottes Tun wahrzunehmen und zu achten. In Wachstumsgleichnissen selbst sehen wir mit eigenen Augen das Reich Gottes wachsen. Unbeteiligte Zuschauer kann es nicht geben. Unser Part ist: Staunen.
Das älteste der Evangelien überliefert keine Kindheitsgeschichte Jesu, sondern beginnt gleich mit dem Auftreten Johannes des Täufers, der Taufe und der Versuchung Jesu. Der Abschnitt 1,16 - 6,6 berichtet dann vom Auftreten Jesu in Galiläa und der Dekapolis. Hauptsächlich scheint sich Jesus im Gebiet um den See Genesaret aufzuhalten.
Im 1. Kapitel sind einige Wundererzählungen zusammengestellt. Das 2. und 3. Kapitel enthalten eine Serie von Streitgesprächen. Im 4. Kapitel finden sich Gleichniserzählungen, daran anschließend verschiedene Wunderberichte, abgeschlossen mit dem Aufenthalt in Nazareth, wo Jesus keine Wunder tut.
Die Reich-Gottes-Gleichnisse dürften aus einer vormarkinischen Gleichnissammlung stammen, Matthäus und Lukas bringen alle Gleichnisse, bis auf das Gleichnis vom Wachsen der Saat.
Markus will die Botschaft vom herannahenden Gottesreich verdeutlichen. In den drei Ackergleichnissen, von denen die letzten beiden für das Sonntagsevangelium zusammengenommen wurden, verschiebt sich der Akzent von der Aussaat (Sämannsgleichnis Mk 4,1-9) über die Zwischenzeit (das Wachsen der Saat Mk 4,26-29) auf das Ende hin (Senfkorn Mk 4-30-32).
Wichtig ist dem Gleichnis vom Wachsen der Saat im ersten Teil des Sonntagsevangeliums das Verhältnis des Sämanns zum wunderbaren Wachsen der Saat. Während die Saat aufgeht und auf nicht begreifliche Weise von selbst wächst, wartet der Sämann. Wenn das Getreide reif ist, ist für ihn die Zeit der Ernte gekommen. Jesus erzählt in diesem Gleichnis einen alltäglichen Vorgang und will damit ein tieferes geistiges Geschehen veranschaulichen. Die "Ernte" bezeichnet hier das endzeitliche Gericht. Der Mensch kann zwar die Saat aussäen, aber wie und warum die Saat wächst und wann der Zeitpunkt für die Ernte da ist, bestimmt Gott. Das Gleichnis ist bestimmt von der hoffnungsvollen Zuversicht, daß Gott sein Reich vollenden wird, daß es, auch wenn es im Augenblick nicht so ausschaut, trotzdem schon im Wachsen ist. Gott garantiert das Aufgehen und Wachsen der Saat bis zur Reifen Frucht, daher ist es nicht notwendig angesichts der Unbegreiflichkeit und Nichtmachbarkeit der Vollendung, des scheinbaren Mißerfolgs und der Rückschläge zu verzweifeln. Es scheint sogar eine Notwendigkeit in der Verborgenheit des Wachstum des Gottesreiches zu liegen. In den Worten und Taten Jesu ist die Gottesherrschaft schon spürbar, aber die Jünger damals und wir heute leben in der Zeit des "verborgenen Wachstums". Die Ernte ist noch nicht da, aber ihr Kommen ist uns von Gott her zugesichert.
Im Gleichnis vom Senfkorn liegt der Akzent deutlich auf dem Ergebnis. Aus dem unscheinbaren, dem "kleinsten aller Samenkörner" wird ein gewaltiger Baum von umfassender Bedeutung, ähnlich wie in der 1. Lesung. Es verdeutlicht noch einmal die Handlungsweise Gottes und lädt die Gläubigen ein, darauf zu vertrauen, daß vor Gott nichts verloren geht, weil er aus den kleinsten Ansätzen großartigen machen kann.
Daraus erklärt sich auch, warum nur den Jüngern die Gleichnisse aufgeschlossen werden (Mk 4,33-34): Das Geheimnis der Gottesherrschaft ist nur der gläubigen Gemeinde anvertraut, weil erst im Glauben das vertrauende Hoffen und Warten auf das Handeln Gottes zugänglich ist.
Das Himmelreich ist schon längst unter uns präsent
Das Geschenk des Wachstums
Senfkörner sind für Jesus wohl der Inbegriff des Kleinen. Aber welch gewaltige Kraft steckt in diesen kleinen Körnern! Eine Senfpflanze wird ca. 80 cm hoch – und damit ca. 800 mal größer, als das kleine Senfkorn. Letztlich gilt aber für alle Samen: im Kleinen steckt die Kraft, dass etwas Großes, etwas Neues werden kann.
Der Mensch kann dabei nur aussäen und hoffen, dass jährlich die Frucht aufgeht; dass eine Ernte möglich ist. Die Gewissheit einer sicheren Ernte hat keiner, wie so manche Gärtner und Bauern jährlich merken: Trockenheit oder Flut, Frost und zu große Hitze, Gewitter und Hagel - sie können alles vernichten. Die letzte Kontrolle hat der Mensch darüber nicht - er ist angewiesen darauf, auf Gott zu vertrauen.
Warnung vor Hochmut und Selbstgefälligkeit
In Lesung wird ebenfalls in Bildersprache erzählt, dass Gott das kleine Volk Israel groß gemacht hat. Es war nur ein kleiner Zweig der vielen Völker, des großen Baumes der Völker; aber durch Gottes Willen wurde es ein großes Volk.
Und dann kommt das Wort: „Ich lasse den grünenden Baum verdorren, den verdorrten erblühen.“ Ist Gott also ein willkürlicher Gott, der mit den Menschen spielt? Der nach Gutdünken Leben und Verderben schenkt? So ist es wohl nicht gemeint – sondern als Warnung vor Hochmut.
Damals für das Volk Israel, dass sie sich nicht auf ihrer Erwählung ausruhen; dass sie nicht meinen: Gott ist mit uns, also können wir tun und lassen, was wir wollen.
Aber es hat auch Bedeutung für uns heute: Wenn es uns gut geht, sollte uns das nicht verleiten, stolz und hochmütig zu werden.
Es gibt keinen Grund, auf andere hinabzublicken: weder auf Ärmere, noch auf Schwächere; nicht auf andere Religionen, noch auf andere Völker. Denn letztlich ist alles, was wir haben, Gottes Gabe. Das Leben, das wir haben, ist sein Geschenk. Das wissen jene am besten, die sehnlich (und leider manchmal auch vergeblich) auf neues Leben hoffen, auf Kinder. Nicht alles ist machbar, und es liegt letztlich in Gottes Hand. Und das wissen auch jene, deren Leben durch eine Krankheit geschwächt ist. Das Leben ist Gabe Gottes.
Und das Reich Gottes?
All dies ist nun "ein Gleichnis vom Reich Gottes". So sagt es das Evangelium: "Mit dem Reich Gottes ist es wie mit ..."
Die Natur ist Bild dafür, wie es auch mit unserem Glauben aussieht, mit der Hoffnung, mit der Liebe. Es sind kleine Anfänge, fast nicht sichtbar. Doch dieses Samenkorn von Glaube - Hoffnung - Liebe ist in jedem Menschen da. Es wird bei uns bestärkt durch die Taufe; durch Sakramente; durch Gottesdienst, durch den Dienst aneinander und füreinander.
Unsere Aufgabe als Pfarrteam, als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, als gläubige Christinnen und Christen, als Väter und Mütter: unsere Aufgabe ist die Arbeit dieses Sämannes, des Bauern: das Wachstum nicht zu behindern, gute Bedingungen zu schaffen, dass Gottes Gnade wirken kann, das Unkraut immer wieder jäten und zu Gott zu beten.
Für das Wachstum des Glaubens sorgt schon Gott selbst, dafür, dass das Reich Gottes bei uns zur Reife gelangt. Wir müssen das Reich Gottes nicht selbst schaffen. Wir sollen ihm nur nicht im Weg stehen, indem wir anderes ansäen; indem wir das Unkraut großwerden lassen. Was wirklich in der Gemeinde oder in der Kirche wächst, sieht keine Statistik über Kirchenbesucher, das sieht wohl nur Gott selbst.
Das Evangelium ist damit nicht der Auftrag, sich auf die faule Haut zu legen und zu sagen: „Der Herrgott wird’s schon richten!“ Es ist der Auftrag, nach unseren Möglichkeiten am Wachstum des Gottesreichs mitzuwirken. Und es die Zusicherung: Gott lässt auch auf kargem Boden etwas wachsen.
Und was ist mit dem Himmelreich? Das ist schon längst unter uns präsent. Es braucht nur ein wenig Achtsamkeit – um z.B. im kleinen Senfkorn die große Kraft zu entdecken, denn gerade in den kleinen Dingen des Lebens ist Gott selber am Werk zu sehen.
Wie Neues beginnt
Zusammenbrüche und Neubeginne
„Hochmut kommt vor dem Fall“, sagen wir von Menschen mit unausstehlicher Arroganz. Das gilt aber auch für eine Gesellschaft, der es lange gut geht, die wirtschaftliche Erfolge hat und für die eine Umstellung nicht in Frage kommt.
Die erste Lesung könnten wir mit einem ähnlichen Sprichwort einleiten: „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel.“ Von den Zedern ist hier die Rede. Sie sind bis heute im Wappen des Libanon abgebildet. Die Zeder, ein stolzer Baum. Mengenweise wurde ihr Holz für den ersten Tempelbau verwendet, aber auch die Schifffahrt bediente sich reichlich an diesen Bäumen. Dieser hohe, mächtige, feste Baum wirkt in dieser Schriftstelle trügerisch. Er verliert seine Wurzeln, was den Abfall von Gott bedeutet. Dahinter steckt aber auch schon der kommende Untergang des Jerusalemer Königreichs. Es sollte aber ein Neubeginn kommen. Das wird durch die kleinen Zweiglein vom früheren Baum dargestellt.
Gott lenkt die Geschicke der Menschen und führt immer wieder zum Neubeginn, nichts darf verlorengehen.
Auch die Kirche von heute kann mit einem stolzen Baum verglichen werden, der im Lauf der Jahrhunderte immer mächtiger geworden ist. Der Einfluss im gesellschaftlichen Leben wurde immer stärker. Und es kam zu Fehlentwicklungen; da wurden Äste morsch, brechen nun ab, kein Leben mehr darin.
Das ist nichts Neues. Theresa von Avila (1515-1582), Karmelitin, spanische Mystikerin, schreibt in einem Brief an engagierte Christen: „Die Kirche ist in vielen der Situation zu meiner Zeit ähnlich… Schon zu meiner Zeit gab es Krankheitsherde, die Kirchenspaltung mit Luther, übertriebene mystische Strömungen, die Inquisition, die vielen Menschen Angst einflößte… Darum bat ich meine Schwestern für die Kirche inständig zu beten… Auch ich habe sehr unter der Hierarchie gelitten…. Der Nuntius Sega sagte mir: Sie sind ein unruhiges Frauenzimmer… unter dem Schein von Frömmigkeit denken sie falsche Lehren aus und dozieren wie ein Universitätsprofessor.“ Gescheite und mutige Frauen gab es auch damals, auch viele, die ganz offen die Probleme beim Namen nannten und wie man sich leicht denken kann, bei den Vorgesetzten Ärger auslösten.
Die Frauenfrage zeigt sich auch heute als entscheidend für neue Wege in der Kirche. Der Heilige Geist wird auf seine Weise der Gemeinschaft der Kirche den Weg zeigen. Die Kirche wird nicht untergehen, weil Gott sie führt.
Wachstum und Entwicklung
Die zweite Lesung erinnert daran, dass alles Irdische ein Ablaufdatum hat. Wir Menschen und auch die Institution der Kirche sind der Vergänglichkeit unterworfen. Das wird im Machtrausch und der mitunter unglaublichen Arroganz oft übersehen. Paulus macht deutlich, dass wir „aus unserem Leib auswandern werden, um daheim beim Herrn zu sein.“ (2 Kor 5,8). Damit werden menschliche Institutionen, so auch die Kirche einmal überflüssig.
Wachstum ist Entwicklung, so lehrt es diese Evangelienstelle. Die Wachstumsgleichnisse haben sehr viel mit unserer Eigenverantwortung und auch mit Mitarbeit zu tun. Ohne Säen gibt´s keine Ernte. Allerdings weisen diese Gleichnisse darauf hin, dass sehr viel ohne unser Zutun geschieht. Wir sind nicht unabhängig. Leistung und Arbeit sind notwendig. Das Wetter können wir nicht beeinflussen, viele andere Dinge im Leben auch nicht.
Vielleicht spricht Gott heute besonders deutlich durch die Natur zu uns. Immer wieder werden wir darauf verwiesen, dass alles seine Zeit hat und auch braucht. Viele Entwicklungen gehen langsam vor sich wie die Erziehung junger Menschen, damit verbunden ihre Ausbildung, aber alles können wir nicht steuern. In einer rastlosen Zeit, in der alles schnell gehen muss, ist Geduld erforderlich, die durch Erfahrung zur Gelassenheit führen soll.
Dazu ein Gebet:
Gott, ich bitte dich um Gelassenheit,
wenn mein Terminkalender übervoll ist,
Vereinbarungen platzen,
wenn mein Gegenüber vor lauter Nervosität schlecht zuhört
und dann alles verwechselt.
Fehler sind oft neue Möglichkeiten,
und manches, was schiefgeht,
erweist sich als dein Fingerzeig.
Amen.
Die Kraft kleiner Anfänge: Vom Senfkorn zur Graswurzelbewegun
Graswurzelbewegungen
Im Gleichnis vom Senfkorn spricht Jesus von etwas, das im Kleinen beginnt und doch zu etwas Großem wird; von einem Senfkorn, das zu einem mächtigen Baum heranwächst, in dessen Zweigen Vögel nistend Schutz finden.
Auch Graswurzelbewegungen beginnen klein und erreichen am Ende, im besten und erfolgreichen Fall, eine große Gruppe von Menschen - dann nämlich, wenn ihre Saat aufgeht. Unsere Kirche war in ihren Anfängen eine Graswurzelbewegung - könnte sie zukünftig wieder eine sein? Und können wir uns dabei vom Senfkorn und seiner Geschichte anleiten lassen?
Graswurzelbewegungen sind vor allem im Zusammenhang mit umwelt- und gesellschaftspolitischen Themen in aller Munde, doch was versteht man eigentlich darunter?
Diese basisdemokratischen Initiativen entstehen unmittelbar aus der Bevölkerung oder kleinen Gruppen, zum Beispiel innerhalb einer Organisation oder eines Unternehmens. Graswurzelbewegungen versuchen, Veränderungen durch direkte Beteiligung zu bewirken und umgehen dabei eingefahrene Prozesse, stets, um im Interesse der Menschen Wandel zu erreichen. Sie setzen sich für gesellschaftliche Alternativen ein - durch den langfristigen Aufbau von Netzwerken, durch aufsehenerregende Einzelaktionen und durch zivilen Ungehorsam.
Graswurzelbewegungen entstehen oft lokal, doch wenn sie wachsen, erreichen sie mitunter nationales oder gar globales Ausmaß. Sie kämpfen gegen soziale Ungerechtigkeit, Umweltprobleme, Menschenrechtsverletzungen, Armut und wirtschaftliche Ungleichheit. Das Fundament sind immer Gemeinschaft und kollektives Handeln, aber auch der Mut einzelner.
Eine starke Basis leidenschaftlicher Christinnen und Christen
Jesus erzählt in seinem Gleichnis von der Aussaat des vermeintlich kleinsten aller Samenkörner - dem Senfkorn. Es reift zu einem mächtigen Baum heran und überragt alle anderen Gewächse. In seinen Zweigen lassen sich die Vögel des Himmels nieder, um Schutz zu finden.
Jesus zeigt uns, dass selbst Unscheinbares zu etwas Bedeutendem werden kann - wie unsere Kirche, die klein begonnen hat und zu einer großen, manchmal mehr, manchmal weniger stabilen Gemeinschaft gewachsen ist; wie Graswurzelbewegungen, die bescheiden anfangen, um durch kollektive Aktionen oder den Einsatz einzelner Veränderung zu bewirken.
Wenn wir genau hinsehen, sehen wir Parallelen zwischen der Kirche und Graswurzelbewegungen. In vielen Gemeinden gibt es eine starke Basis leidenschaftlicher Christinnen und Christen; ein wirksames Engagement von Menschen, die für ihre Kirche als Ort der Gemeinschaft und des Zusammenhalts kämpfen, für ihre Kirche als Ort der gelebten Nächstenliebe, zum Beispiel im Umgang mit geflüchteten Menschen. Diese Basis kann wachsen und erstarken, wenn wir gemeinsam handeln und uns von der Vision einer lebendigen, aktiven Kirche anstecken lassen. Die Kirche, vielmehr die, die in ihr wirken, hat das Potential einer Graswurzelbewegung, die sich aktiv und direkt für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Menschenrechte einsetzt, wie zum Beispiel auch Papst Franziskus mit seiner Enzyklika „Laudato si“, in der er auf die brennenden ökologischen Fragen unserer Zeit eingeht. In einer Welt, die von großen, oft übermächtigen Strukturen dominiert wird, können wir als Kirche auf eine andere Weise wirken - durch Gemeinschaft und das Engagement jedes Einzelnen.
Gott arbeitet oft mit kleinen Anfängen, die große Kraft haben. Das Gleichnis erinnert uns daran, uns nicht entmutigen zu lassen, wenn unserer Anstrengungen unbedeutend erscheinen. Sehen wir es als Inspiration und werden aktiv, unsere Kirche zu einer Bewegung zu machen, die wirklich in der Welt wirkt und die Menschen verbindet; wenn wir zusammenstehen, fällt es leichter, die Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen. Gleichzeitig sollten wir auch die Macht der „weltlichen“ Graswurzelbewegungen erkennen und unterstützen und mit ihnen kooperieren. Sie sind ein Zeichen dafür, dass Menschen auf der ganzen Welt bereit sind, sich für Friede, Gerechtigkeit und das Wohl ihrer Mitmenschen einzusetzen.
Handeln wir im Geist der Graswurzelbewegungen - lokal beginnen, aber mit der Vision und der Hoffnung, dass unsere Taten größere Auswirkungen haben können. So wie das Senfkorn zu einem großen Baum heranwächst, können auch unsere Bemühungen zu etwas Bedeutendem werden!
© Eva Bauernfeind-Schimek, Diözese Linz.
Das Reich Gottes wächst! - Wächst das Reich Gottes?
Erfolgsmessungen
Zu einer traditionellen Jahresschlussandacht gehörte, dass der Pfarrer eine Statistik des Pfarrlebens im abgelaufenen Jahr vortrug. Da wurde die Anzahl der Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse und die jeweilige tendenzielle Entwicklung zum Vorjahr präsentiert und auch die Anzahl der gespendeten Kommunionen. Die hat man aus den Hostien-Bestellzahlen errechnet. Am Sakramentenempfang wurde der selsorgerliche Erfolg abgelesen. In vielen Diözesen wird auch heute noch an zwei Sonntagen im Jahr die Anzahl der Kirchenbesucher ermittelt. Mit der Auflösung der traditionellen Pfarreien und Gottesdienstgemeinden wird das immer schwieriger und weniger aussagekräftig.
Heute versucht man mit Umfragen und soziologischen Erhebungen, die Reichweite kirchlichen Einflusses auf den Grund zu gehen. Gebannt schaut die interessierte Öffentlichkeit auf die Entwicklung der Austrittszahlen. Zusammenhänge mit publik gewordenen Skandalen sind daraus deutlich ablesbar. Oft wird auch die Zustimmung zu einzelnen Glaubenssätzen abgefragt. Solche Ergebnisse sind mit besonderer Vorsicht zu betrachten, denn wie will man ergründen, was sich die Befragten unter einem Glauben an eine Auferstehung der Toten konkret vorstellen oder erwarten.
Grundsätzlich stellt sich die Frage: Wie misst man den Erfolg von Seelsorge? Nicht wenige, die aus der Kirche austreten, sagen von sich, dass sie in ihrer Weise weiterhin gläubig seien. Mit ihrem Austritt wollten sie zum Ausdruck bringen, dass sie ein Kirchensystem, das in ihrer Sichtweise mangelhaft ist, nicht unterstützen. All das hat zwar mit dem Glauben zu tun, aber kann man daran Gläubigkeit messen?
Die Erfolge Jesu
Jesus hat viele Menschen angesprochen. Sie sind ihm in Scharen gefolgt und haben ihm zugehört. Kranke haben sich von ihm Heilung erhofft. Manchen wurde diese nach biblischen Berichten auch geschenkt. Immer wieder heißt es da: Dein Glaube hat dir geholfen. Oder: Dein Glaube hat dich gerettet. Einige Male sagt Jesus sogar: Einen solchen Glauben habe ich in Israel – sprich bei den frommen Juden – nicht angetroffen. Es wird aber auch erzählt, dass Jünger sich von ihm auch wieder getrennt haben: "Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?" (Joh 6,60), finden einige. Petrus beteuert im Namen derer, die bei Jesus geblieben sind: "Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens"… (Joh 6,68).
Jesus ging es nicht um die Gründung einer Religionsgemeinschaft. Die hat sich aus seinem Wirken nach und nach entwickelt. Wer auf die Botschaft hört, die ihm am Herzen lag, entdeckt, dass es ihm um die Frohe Botschaft vom Reich Gottes geht. Auf wen immer er trifft, dem beteuert er: Habt Mut, verzagt nicht: Gott ist am Werk, er wirkt, er ist da.
Das Reich Gottes wächst
Im Evangelium, das wir heute gelesen haben, vergleicht er das Wachsen des Reiches Gottes mit Samenkörnern, die auf einen Acker gestreut werden, mit einem Senfkorn, das wächst und große Zweige treibt, obwohl es so klein und unscheinbar ist. Vermutlich fragten sich auch damals viele Leute: Was soll denn aus dieser Botschaft werden? Was bewirkt sie? Was verändert sie? Es war auch eine persönliche Frage an Jesus: Warum tust du dir so viel Mühe an? Was erwartest du von deiner Predigt?
Die Bilder, die Jesus verwendet, sind der agrarischen Welt seiner Zeit entnommen. Die kannte jeder. Und jeder wusste, dass man zwar viel tun muss, dass Weizen wächst und guten Ertrag bringt. Es war wohl auch jedem klar, dass man Wachstum. nicht machen konnte. Das Wachstum haben die Menschen damals mehr als heute als ein Geschenk Gottes erlebt. Er macht das Entscheidende.
Um die Entwicklung der Kirche, die Entwicklungen in der Kirche, machen sich heute viele Menschen Sorge. Der Einfluss der Kirche auf unsere Gesellschaft scheint abzunehmen. Die Zahlen gehen offensichtlich nach unten. In unserer modernen Welt haben wir gelernt, wie man Wachstum optimiert, wie man zu noch größeren Ernten kommt, wie man die Qualität der Lebensmittel verbessert. Alle möglichen Techniken haben wir dazu entwickelt. Leicht verfallen wir der Meinung: Wir lassen wachsen. Wir machen gute Ernten. Alles können wir machen, wenn wir die Geheimnisse des Wachsens erforschen. Die Erwartung alles machen zu können, wenn man es nur richtig angeht, hat sich in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt. Auch was die Kirche betrifft.
Mit seinen Gleichnissen sagt Jesus: Gott ist da, er lässt sein Reich wachsen. Unsere Rolle ist die des Sämanns. Wir können den Samen des Guten ausstreuen. Wir können für einen guten Boden sorgen. Wachsen lässt jedoch ein anderer. Unser Engagement für das Reich Gottes ist nicht umsonst. Gott wird daraus das Gute wachsen lassen.
Ein Schnappschuss wie aus einer anderen Welt
Ein Baum des Lebens
Da sieht doch der Prophet Ezechiel eine prächtige Zeder auf einem hohen Berg! Es ist kein Urlaubsidyll, aber ein Schnappschuss wie aus einer anderen Welt. Die Zeder überragt alle Bäume. Sie ist von weitem zu sehen. Sie entpuppt sich als ein Zeichen der Schönheit Gottes.
Die Hintergründe bleiben offen. Gibt es nicht schon genug Zedern? Nicht genug Berge? Die Gegend ist voll von ihnen. Sanft, gelegentlich auch wuchtig. Massiv, sagt man dann. Wo man auch hinschaut, die Zedern sind nicht zu übersehen. Doch die eine fehlt! Die, die Gott selber pflanzt. Ein kleiner Steckling, gebrochen, wächst sich zu einem Baum aus, der Himmel und Erde verbindet. Schaut man von Ferne, verwischen sich die Konturen. Da ist der Berg, der eine, dann erhebt sich die Zeder und scheint in den Himmel zu wachsen. Meine Augen gewöhnen sich langsam auch an dieses Bild. Ezechiel zeigt mir das flatternde Leben in diesem Baum. Ich sehe Vögel, höre ihren Gesang. Im Schatten der Zweige kann ich sie kaum ausmachen. Doch der Baum klingt. Der Baum ist Heimat. Ein Baum des Lebens!
Die Menschen, die zum ersten Mal von diesem Baum hören, hadern mit ihrem Leben, mit Gott, mit der Geschichte. Es sind schwierige Zeiten. Alte Gewissheiten tragen nicht mehr. Erinnerungen gehen ins Leere. Es ist, als ob eine kollektive Trauer über dem Land liegt. Und wenn etwas wächst, dann ist es die Klage. Auch die Klage, die stumm geworden ist. Die keine Tränen mehr hat. Welches Bild passt denn noch besser als das von dem Baum, den Ezechiel beschreibt? Gott selbst bricht einen Zweig und pflanzt die Hoffnung. „So spricht Gott, der Herr: Ich selbst nehme ein Stück vom hohen Wipfel der Zeder und pflanze es ein. Einen zarten Zweig aus den obersten Ästen breche ich ab, ich pflanze ihn auf einen hoch aufragenden Berg.“
Säen und ernten
Das üppige und opulente Bild von der Hoffnung wird von Jesus aufgegriffen. Ob er Ezechiel gekannt hat? Der Evangelist Markus verrät nichts, erzählt aber, dass Jesus nur in Gleichnissen mit den Menschen redet, in Gleichnissen aus der kleinen Welt der Bauern.
Heute sind es zwei Gleichnisse. Der Samen wird gesät. Das ist harte Arbeit. Und eine harte Zeit. Ein ganzes Feld muss beackert werden. Vorher. Und dann? Dann geht die Saat auf. Ohne dass ein Mensch etwas tun könnte. Es wird Nacht, es wird Tag. Die Sonne scheint, es regnet. Wer die junge Pflanze zu ziehen versucht, damit sie schneller wächst, reißt sie aus. Wer die junge Pflanze zu formen versucht, damit sie mehr trägt, macht sie kaputt. Nein, Warten ist angesagt – und Staunen. Erst sehen wir das junge Grün, dann wachsen die Halme. Wir sehen ein wogendes Meer vor uns. Wenn das Getreide reift ist, kann geerntet werden. Keinen Tag früher, auch keinen Tag später. Alles hat seine Zeit. Säen und Ernten. Sagt der Prediger im Alten Testament. Die Reifeprozesse liegen nicht in meiner Hand. Ich kann nichts beschleunigen, nichts verbessern.
Ein Gleichnis. Ich hätte gerne alles in der Hand, vom Anfang bis zum Ende. Am liebsten hätte ich über alles die Kontrolle. Zumindest in meinem Leben. Doch Gottes Reich wächst. Wie Samen, der aufgeht. Der Samen ist sein Wort.
Worte wirken ungeheuerlich. Sie können die Welt zerreißen. Sie können in Kriegen enden. Doch Worte können auch in Seelen klingen wie ein Liebeslied. Sie können Schuld vergeben. Worte, gesagt und geschrieben, in Zeichensprache übersetzt und in Symbolen versteckt, entwickeln ihr eigenes Leben. Wenn Gott mit uns redet, gleicht er dem Bauern, der Samen ausstreut. Dann geht der Samen auf. Die Hoffnung wächst. Dann sehen wir Gottes Reich. Was wir dazu tun? Nichts. Oder doch? Wir lassen das Wort wachsen! Wir sind glücklich, dass Gott mit seinem Wort, nur mit seinem Wort, eine neue Welt aufgehen lässt. Es wird Nacht, es wird Tag!
Klein und groß
Jetzt erzählt Jesus noch ein zweites Gleichnis. Das Gleichnis vom Senfkorn. Es ist winzig. Ein Winzling. Geht es aber auf, ist der Baum so groß, dass er alle Baummaße sprengt. Ein Riese unter den Bäumen. Das Missverhältnis zwischen kleinstem Samenkorn und größtem Baum ist sprichwörtlich. Aber in der Geschichte, die Jesus erzählt, ziehen auch die Vögel ein. Im Schatten der Zweige nisten sie. Hier sind sie sicher. Weit ausladend lädt der Baum ein, hier sein Nest zu bauen. Sprichwörtlich: Bauen wir nicht auch Nester? Suchen nicht viele Menschen eine Heimat? Brauchen wir nicht alle auch den Abstand von der Erde? Im Baum, oben, leuchtet der Himmel durch Äste und Blätter.
Der große Baum wird im Gleichnis Jesu zu einem Bild des Reiches Gottes. Gott fängt ganz klein an. Er hat nur sein Wort. Und sein Wort gleicht einem Senfkorn. Klein. Hilflos. Wehrlos. Dass ein Senfkorn Geschichte schreibt, ist gewagt. Abgesehen von dem wunderbaren und schönen Baum setzen wir auf markige Anfänge. Von Anfang an muss alles stimmen. Das Marketingkonzept, der Einsatz der Waffen, die vollendete Drohgebärde. Wer den Anfang vergeigt, vergeigt alles. Wie ein Naturgesetz lastet dieser Druck auf Menschen und ihrem Ehrgeiz. Gott aber sät sein Wort aus. Einem Senfkorn gleich. Dann sehen wir erstaunt und überrascht, dass aus diesem Wort eine neue Welt wächst. So groß und weit, dass Menschen eine Heimat finden. Wie die Vögel, die sich einfach einnisten.
Gottes Reich
Am Ende des Evangeliums heißt es: „Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten.“ Es sind alltägliche Geschichten, alltägliche Bilder. Doch sie lassen unter uns das Reich Gottes aufleuchten. Ohne unser Dazutun, unsere Rechenkünste und Machtspiele. Das Wort ist ausgesät. Das Wort der Liebe. Die Liebe ist klein, wehrlos, hilflos – aber sie wächst. Unbeirrbar. Wie ein Senfkorn.
Gott kann klein anfangen. Weil er nicht groß sein muss.
Als Jesus geboren wurde, wurde Gott selbst ein Kind.
Als Jesus hingerichtet wurde, wurde Gott selbst umgebracht.
Als Jesus von den Toten auferstand, stand Gott selbst zum Leben auf.
Da sieht doch der Prophet Ezechiel eine prächtige Zeder auf einem hohen Berg! Es ist kein Urlaubsidyll, aber ein Schnappschuss wie aus einer anderen Welt. Die Zeder überragt alle Bäume. Sie ist von weitem zu sehen. Sie entpuppt sich als ein Zeichen der Schönheit Gottes.
Es ist die Liebe, die ausgesät wird.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Vom Wachsen und Verändern
Oft hört man Menschen sagen, dass sie nicht glauben, weil sie so wenig von Gottes Wirken in der Welt spüren. Hat die Botschaft des Evangeliums überhaupt eine Chance? Heute an den Gott der Liebe zu glauben, das scheinen manche Menschen aufzugeben.
Gott lässt wachsen
Jesus erzählt Gleichnisse vom Reich Gottes. Sie sind anders. Sie reden nicht vom schnellen Erfolg. Es ist sein ureigenster Auftrag, das Reich Gottes zu verbreiten und es zum Wachsen zu bringen. Er hat die Gelassenheit eines vertrauenden Bauern. Das Entscheidende, das Ackern und Säen hat er gemacht. Er weiß, dass der Schöpfergeist seines Vaters im Stillem und Verborgenen das Wachsen und Reifen vollbringt. Wir hören heute zwei Gleichnisse, vom Aussäen und vom Frucht-Bringen. Jesus kennt das Getreide und das kleine Senfkorn. Die Saat gedeiht langsam und aus dem Senfkorn wächst unmerklich die große Staude. „Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort". Doch viele fragen: Warum ist so wenig zu spüren vom Reich Gottes mitten unter uns? Hat die Botschaft wirklich eine Chance in einer Welt, in der es so sehr an Frieden und Gerechtigkeit mangelt?
Wachsen lassen
Es braucht unseren großen Glauben. Es braucht unsere Bereitschaft, an die Macht selbstloser Liebe zu glauben. Wir können Vieles nicht beeinflussen. Er lädt ein, darauf zu bauen: Gott vermag es doch! Und er nimmt unsre Bereitschaft zum Dienen wie ein Senfkörnchen an. Er gibt uns die Verheißung, dass aus unserem kleinen Beitrag Großes wachsen wird. Wir sind eingeladen gegen das schnelle Erfolgsdenken an Gottes Wirken zu glauben. Gott lässt wachsen, ruft heute Jesus! Es ist seine Initiative; deshalb gebührt ihm der Lobpreis.
Wirkte nicht Gott schon bei uns von Kindheit an? Dass wir leben! Er schenkt uns Gedeihen und Wachsen, er ließ uns reifen körperlich, geistig und seelisch. Er schenkt uns täglich Gesundheit und die Fähigkeit, Beziehungen der Gemeinschaft, wie in einer Familie aufzubauen. Wir kennen doch die kleinen und überraschenden Fügungen der Liebe und Ermunterungen, die der Alltag uns schenkt. Auch wir können helfen, durch Geduld und Kreuztragen den Boden zu besserem Wachsen zu breiten.
Schmerzhafte Wachstumsprozesse
Es gibt Wachstumsprozesse in uns und in der Gemeinde, die aus dem Schmerz und der größeren und großzügig durchgetragenen Liebe erwachsen. Das Ja der liebenden Antwort im Schmerz an Gott verändert mehr als die vernünftigsten schnellen Lösungen aus dem reinen Kalkül. Das Evangelium kennt ja noch die besondere Wachstumsform aus dem Leiden und Sterben: „Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein!“ singen wir im Gotteslob.
Auch Heilige kannten Wachstumsprozesse: Augustinus, der Schüler des Ambrosius „Spät habe ich Dich geliebt, du Schönheit, so alt und so neu; spät habe ich Dich geliebt! Du warst in meinem Innern, aber ich war draußen und suchte dich dort, und ich, der Hässliche, stürzte mich auf das Schöne, das du geschaffen hast.“
Wachstumshilfen
Es gibt in unseren Pfarreien, Städten und Gemeinden Aktionen für Frieden und Geschwisterlichkeit. Menschen setzen sich ein für Behinderte, Kranke und pflegebedürftige Menschen. Asylsuchende finden verständnisvolle Ansprechpartner. Sie machen die Gemeinden offener und menschlicher. Beteiligen wir uns, unterstützen wir sie und lassen wir alles wachsen: So werden wir dazu beitragen, dass Wunden heilen und Konflikte beigelegt werden.
Gott arbeitet wie ein guter Gärtner
Gott arbeitet wie ein guter Gärtner
Am Wachstum in der Natur können wir ablesen, wie Gott wirkt. Er wirkt durch die Menschen, doch das Wachstum schenkt er. Das gibt uns Zuversicht.
Aus einem Samenkorn wird ein Baum
"Viele Menschen können viele Sachen, aber einen Goldfisch können sie nicht machen. Das kann nur Gott allein, er will gelobet sein, nur Gott allein..." Ich kann mich gut erinnern wie ich dieses Lied kennen und lieben gelernt habe. Es werden in den kommenden Strophen noch mehr Dinge aufgezählt, die Menschen nicht machen können, sondern nur Gott. Mit so einfachen Worten zeigt uns dieses Lied: Bei allem Können, bei allem Wissen, ja bei allem Einsatz kommen wir Menschen an unsere Grenzen. Gott ist der alles machen kann. Gott ist es, der die Welt erschuf. Gott ist es, der alles wachsen und gedeihen lässt.
Eben das gilt auch für das Reich Gottes. Jesus gebraucht auch hier ein Bild aus der Natur. Es ist ein einfaches Bild. Doch Jesus verkündet einfache Wahrheiten, keine komplizierte Lehre. Er spricht über das Reich Gottes. Dieses Reich Gottes beginnt aus kleinsten Anfängen. Wie aus einem Samenkorn ein Baum entstehen kann, so kann aus dem Allerkleinsten, was wir geben, das Reich Gottes entstehen. Bleiben wir im Bild. Sicher: das Korn muss gesät werden. Es kommt auf den menschlichen Fleiß an. Es kommt darauf an, dass wir tun, was wir tun können. Wer aber schenkt dem kleinen Korn das Wachstum? Gott!
Dieses Bild macht uns Mut. Angesichts der Kriege in der Welt, angesichts der vielen sozialen Ungerechtigkeit, die wir erleben, fragen wir uns: sind wir Menschen nicht überfordert, diese Welt zu gestalten? Wir scheinen in unser Unglück hineinzurennen. Wir bekommen viele Probleme nicht in den Griff. Wenn ich nur daran denke, was wir alles tun und beachten müssen, damit auch die nachfolgenden Generationen eine bewohnbare Welt vorfinden. Mit dem, was wir können, scheinen wir den Anforderungen nicht gewachsen - oder?
Welt gestalten
Sicher hat Gott uns diese Welt zur Gestaltung anvertraut. Sicher will er sein Reich bauen. Doch dieses Reich Gottes, die neue Welt, sie ist zuerst das Werk Gottes. Es gibt vieles, was mutlos machen könnte. Doch es gibt sie auch - die Lichtblicke. Es gibt auch die Erfahrung, dass Menschen bestimmt sind von dem Wunsch, diese Welt besser zu gestalten. Dabei ist ihnen bewusst, dass sie niemals das ganze Leid der Welt lösen können. Doch wenn ich dort, wo ich lebe, wo mich Gott hingestellt hat, versuche anders zu leben, dann ist schon viel gewonnen.
So kennen wir sicher die Beispiele, in denen Kinder wie selbstverständlich ihre Eltern unterstützen, wo sie können und wo die Eltern es notwendig haben. Es gibt die Menschen, die sich der Flüchtlinge annehmen. Auf einer Autofahrt höre ich im Radio, dass manche evangelische wie auch katholische Gemeinden Flüchtlingen Kirchenasyl bieten. Um das Beispiel mit der Natur aufzugreifen - es gibt viele Menschen, die ganz konkrete Maßnahmen ergriffen haben, um die Umwelt zu schonen. Sie sehen darin auch einen Auftrag als Christen/innen.
Klein anfangen
Es müssen nicht immer die moralischen Höchstleistungen sein, die das Reich Gottes schaffen. Es ist auch im Leben des Glaubens möglich, klein anzufangen, hineinzuwachsen in den Glauben. Dieses Hineinwachsen ist dann auch wieder ein Werk Gottes! Gott macht aus dem, was wir geben wirklich viel.
Wir brauchen auch nicht das ganze Evangelium begriffen zu haben. Roger Schutz, der Gründer von Taizè hat den ermutigenden Satz geprägt: "Lebe das vom Evangelium, was du begriffen hast, und sei es noch so wenig!" Schon das kann die Welt, der Ort, wo ich lebe, das Leben der Menschen, die rechts und links neben mir leben, ein wenig heller und hoffnungsfroher gestalten. Das kleine Korn, von dem Jesus spricht, ist dann ein Wort des Evangeliums, ein Wort, das vom Glauben bestimmt ist.
Mit dem Bemühen vieler
Vielleicht spüren wir nach Jahren: wir haben so einiges an Einsatz gebracht. Manches mussten wir uns mühevoll erarbeiten. Aber was jetzt entstanden ist, das ist nicht unser Werk allein. Es war keine falsche Bescheidenheit als die Vorsitzende des Clubs Behinderter und ihre Freunde, der in meinem jetzigen Ort, an dem ich wirke, sagte: "Vieles wäre nicht geschehen, wenn nicht so viele mitgeholfen hätten..." Bei der 30-Jahrfeier war auch eine Atmosphäre der Dankbarkeit und der Freude festzustellen. Da ist aus vielen kleinen Körnern, aus vielen kleinen guten Taten etwas Großartiges entstanden. Hier ist viel geschehen, damit Menschen mit einer Behinderung und Menschen ohne Behinderung (beiläufig will ich sagen: ist nicht jeder auf seine eigene Weise behindert - behindert im Herzen?) zusammenfinden, miteinander etwas unternehmen, sich kennen lernen, Hemmungen abgebaut werden. Hier können beide Gruppen voneinander lernen und profitieren. Was ich damit sagen will: auch hier wirkt Gottes Geist, auch hier entsteht ein Stück Reich Gottes, das ja nicht zuerst Essen und Trinken ist, sondern Friede, Freude und Gemeinschaft im Heiligen Geist ist.
Gott bewirkt
Wenn etwas in einer christlichen Gemeinde gelingt, dann ist das sicher auch auf den Einsatz von Menschen zurückzuführen. Doch der Grund und die Ursache ist und bleibt Gott, der das Wachsen und das Reifen bewirkt. Das ist auf der einen Seite entlastend. Es befreit mich vom Druck, etwas bewirken zu müssen, was ich nicht bewirken kann. Viele Eltern machen sich Vorwürfe, wenn ihre Kinder nicht den Weg zum Glauben finden. Eltern können den Grund legen. Die eigenen Kinder haben die Möglichkeit, sich zu entscheiden. Sie sollten hier auf Gott vertrauen, ihre Kinder begleiten.
Wer in der Gemeinde arbeitet, ganz gleich in welcher Aufgabe, sollte wissen: ich bin nur ein Werkzeug Gottes, aber ein ganz wichtiges. Doch Gott baut sein Reich. Ohne diese Einstellung kann ein Priester, ein pastoraler Mitarbeiter/Mitarbeiterin in furchtbar eingebildet werden. Sicher: ich muss mich einsetzen, so gut ich kann und es in meinen Kräften steht. Doch das Ergebnis, das Reich Gottes, das gilt es ganz Gott anzuvertrauen. Ich muss mir das ehrlich immer wieder selbst sagen! Gott stellt sein Reich her. Auf wunderbare Weise.
Gott arbeitet wie ein guter Gärtner
Wie wunderbar Gott handelt, das zeigt die Lesung aus Ezechiel. Hier wird Gottes Handeln am Baum beschrieben. Nur Gott allein kann das bewirken, nur Gott allein kann den Baum von Grund auf erneuern. Gott schafft eine neue Ordnung. Nach der Zerstörung des Tempels und von Jerusalem führt Gott sein Volk aus der Gefangenschaft. Nur Gott konnte das Volk Israel befreien. Nur Gottes Handeln führt das Volk wieder in die Heimat zurück. Gott arbeitet wie ein guter Gärtner. Er wird den Baum wieder einpflanzen.
Mir geht auf, dass in dem Lied, das ich am Anfang zitiert habe, viel Wahrheit steckt. Wir Menschen können viel. Aber nur, weil Gott es bewirkt. Und eines kann Gott allein auf jeden Fall machen: das Reich Gottes. Gott wirkt, mit uns.
Die Vielfalt der Begabungen in das Leben der Kirche einbringen
Das Wunder des Lebens
Im heutigen Evangelium vergleicht Jesus das Reich Gottes mit einem Samenkorn, an dem wir das Wunder des Lebens beobachten können. Gerade um diese Jahreszeit ist uns das ein sehr geläufiges Bild, wer von uns freut sich nicht, wenn ein Kräuter– oder Blumensamen im Garten oder im Blumentopf aufgeht und wir der Pflanze beim Wachsen zuschauen können. Das erweckt bei jedem Menschen Freude am Leben!
Dieses Staunen über werdendes Leben passt gut zum heutigen Sonntag: dem Vatertag. Ich finde ihn ebenso wichtig wie den Muttertag, denn ohne Väter – egal in welcher Familienkonstellation sie ihr Vatersein ausüben – gäbe es doch keine Kinder. Und ich bin froh, dass es vorsichtige Anzeichen dafür gibt, dass der „Kampf der Geschlechter“ ein Ende hat. Vieles, was in den vergangenen Jahrzehnten an Emanzipationsbewegungen der Frauen geschehen ist, mag schon notwendig gewesen sein. Die patriarchale Struktur unserer Gesellschaft hat sich gewandelt, nicht nur in der Familie, sondern auch im staatlichen und kirchlichen Bereich, auch in der Medizin. Es hat nicht mehr nur einer das Sagen und der oder die anderen folgen wie eine Herde dem Leittier. Jeder von uns hat den gleichen Wert, nur eben eine verschiedene Funktion.
Gleichwertigkeit der Geschlechter
Der heutigen Jugend – oder Y-Generation, wie sie auch bezeichnet wird (das kommt aus der englischen Aussprache von Y [why] und meint damit auch, dass sie alles mit einem „warum“ hinterfragen), - ist die Gleichwertigkeit beider Geschlechter bewusst. Sie sind damit bereits aufgewachsen. Sie wissen, dass ein Mann einen Haushalt führen kann, so er das will, und dass Frauen sich auch in Chefpositionen durchsetzen können, so sie das wollen. Die Schwierigkeit liegt noch vielleicht darin, anzuerkennen, dass ein Mann halt einen Haushalt anders führt als eine Frau und dass eine Frau ein anderes Betriebsklima verbreitet als ein Mann. Wir müssen noch daran arbeiten, dass wir einander gegenseitig zugestehen, dass seine oder ihre Arbeit genauso viel wert ist, auch wenn sie oder er anders an die Probleme und deren Lösung herangehen.
Und so ist es auch in der Kirche. Der Beitrag aller ist gleich viel wert, wenn auch aufgrund der Talente und Begabungen verschiedene Dienste geleistet werden. Die Frauen, die die Kirche putzen, die Männer, die zB. Grünflächen vor der Kirche betreuen, die Organisten, die Lektoren, die Ministranten, die Priester, alles, was an den vielen Diensten für das Funktionieren unserer Gemeinschaft passiert – da könnte ich jetzt noch ganz viel aufzählen – ist gleich wichtig und wertvoll für unser Gemeindeleben.
Das Samenkorn des Glaubens
Dieser Gedanke führt uns wieder zurück zu den Gleichnissen, die Jesus uns im Wort des heutigen Evangeliums mitgibt. In dem Samenkorn, das gesät wird und aufgeht, führt er uns zu einer existenziellen Wahrheit unseres Christseins. Das Samenkorn, das gesät ist, erinnert uns an unsere Taufe: Durch den Empfang des Sakraments wird das Samenkorn des Glaubens in uns hineingelegt, uns geschenkt. Dieser Glaube muss in der Gemeinschaft der Glaubenden wachsen, muss sich oft auch gegen Wind und Wetter oder Trockenperioden bewähren. Er muss am Beispiel und den Worten der Heiligen Schrift wachsen.
Wir brauchen dazu Gottes Gnade, den Heiligen Geist, der uns führt und leitet, der uns beisteht in all den Entscheidungen unseres Lebens, bei all den Hürden, in allen Höhen und Tiefen. Und wir brauchen dazu auch die Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche, unsere Gottesdienstgemeinde vor Ort, wo Christsein nichts Theoretisches ist sondern praktisch gelebt wird: indem wir füreinander da sind, wenn einer den anderen braucht, in dem wir aufeinander hören, indem wir die Wertschätzung der anderen erleben dürfen, indem unsere Kinder in einem christlichen Umfeld aufwachsen können und christliche Werte mitbekommen. Das ist dann – wie es im heutigen Evangelium heißt – das Samenkorn, das dann aufgeht und größer wird als alle anderen Gewächse und große Zweige treibt , „sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.“
Jeder nach seiner Art
Dabei müssen wir nicht alles allein tun, Gott, sein Heiliger Geist, steht uns mit seiner Gnade bei. Er traut uns zu, dass wir das können. Jeder nach seiner Art. Irenäus von Lyon, einer der Kirchenväter, bringt das auf den Punkt, wenn er sagt: „Gottes Ehre ist der lebendige Mensch“. Wir sind alle in unserer Gleichwertigkeit aber auch Verschiedenheit dazu aufgerufen, wir selbst zu werden, unsere Talente und Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln, um selbst ein glückliches und erfülltes Leben zu führen, aber auch um den anderen als der, der wir als einmaliger Mensch von Gott so gedacht sind, zu begegnen und füreinander da zu sein. Und diesen Mut, das Original, das Sie, jeder von Ihnen – Mann oder Frau oder noch Kind – sind, zu leben und immer weiter wachsen zu lassen zu Ihrer individuellen Lebenspflanze, zu Ihrem Lebensbaum, in dessen Schatten sich die anderen wohlfühlen, diesen Mut wünsche ich Ihnen allen.
Kleine Anfänge für Gottes Reich setzen
"Reich Gottes"
"Reich Gottes" - das klingt in unseren Ohren nach "Königreich", nach "Herrschaft" und auch nach dem "Himmelreich" im Jenseits. Jesus hat dieses "Reich Gottes" oft mit Bildern und Vergleichen umschrieben. Für ihn bedeutet "Reich Gottes" Gottes Wirken mitten in der Welt, mitten in unserem Leben: Gottes Wirken, das Menschen befreit, heilt und lebendig macht.
Jesu Botschaft von den ganz anderen Maßstäben Gottes
"Gottes Reich" ist nach Jesu Verständnis überall dort, wo Menschen nach Gottes Maßstäben handeln, wo sozusagen Gottes Gesetze gelten. Die Gesetze der Welt kennen wir allzu gut: Der Stärkste zählt und gewinnt, wer fit ist, jung und gesund, gebildet und erfolgreich, wer hervorragende Leistung und Herkunft vorzuweisen hat - der gilt heute etwas. Ganz anders geht es zu, wo Gottes menschenfreundliche Gesetze gelten. Jesus hat das verkündet und gelebt:
Für ihn waren Außenseiter, Kranke, Schwache, Kinder, Fremde und Benachteiligte genauso wertvoll wie andere Menschen. Gerade ihnen hat er sich zugewendet. Er ist mit ihnen so umgegangen, dass ihr Selbstwertgefühl wachsen konnte und damit auch das Gesunde und Starke in ihnen und ihre Beziehungsfähigkeit. Seine Botschaft in Wort und Tat lautet: Das Kleine, das Schwache und Unscheinbare ist in Gottes Augen viel wert. Man muss ihm Raum geben und Zeit lassen, damit es wachsen und leben kann.
Damit sich auf diese Weise Gottes Reich in dieser Welt ausbreiten kann, hat Jesus keine Revolution angezettelt, obwohl das manche unter der Römerherrschaft gern gesehen hätten. Nicht mit Gewalt, sondern mit Geduld und Entschlossenheit; nicht im Großen, sondern im Kleinen, in einzelnen Begegnungen, hat Jesus die Maßstäbe verändert. Damit hat er sich auch Feinde gemacht unter denen, die bisher das Sagen hatten und sich für besser hielten. Dafür ist er getötet worden und scheinbar selbst gescheitert: er, der selber Gescheiterten eine neue Zukunft eröffnet hat. Scheinbar gescheitert mit seiner Botschaft von Gottes Reich - und doch haben Menschen seit 2000 Jahren immer wieder erfahren und dazu beigetragen, dass Gottes menschenfreundliche Regeln im Hier und Jetzt gelebt werden.
Reich-Gottes-Erfahrungen heute - nur ein "Tropfen auf den heißen Stein"?
Und wo erleben wir das heute, in unserem Leben, in unserer Welt?
- Da hat jemand Zeit, um uns zuzuhören, wenn wir Sorgen haben.
- Eine andere ruft uns an und fragt ehrlich, wie es uns geht.
- Dort geht einer auf einen Obdachlosen zu, hockt sich dazu und spricht ihn an.
- Eine Frau geht für eine alte und kranke Nachbarin einkaufen.
- Ehrenamtliche betreuen benachteiligte Kinder bei den Hausaufgaben.
- Rentner helfen mit ihrer Berufserfahrung Jugendlichen bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle.
- Andere kümmern sich um Flüchtlinge, die alles verloren haben und dann im neuen Land unerwünscht sind.
- Menschen engagieren sich im eigenen Umfeld und in der Politik für Umweltschutz.
- In Kirchengemeinden geben Mütter und Väter ihren Glauben an Kinder weiter, indem sie mit viel Liebe und Fantasie Kindergottesdienste vorbereiten. (Beispiele aus der eigenen Gemeinde nennen!)
Dort überall gehen Menschen wie Jesus mit andern um, mit Schwachen, Ausgrenzten, Leidenden, scheinbar "hoffnungslosen Fällen". So erfahren diese in kleinen Gesten große Zuwendung und Wertschätzung. Überall da wirkt Gottes Geist, überall da ist Gottes Reich lebendig.
Aber angesichts von Leid, Ausbeutung und Gewalt in der Welt und auch in der Kirche:
Ist das nicht "nur ein Tropfen auf den heißen Stein"? Ein kleiner Tropfen auf einem heißen Stein - der sofort verdampft, ohne Spuren zu hinterlassen?
Eine neue Sichtweise des Kleinen
Auch Jesus vergleicht das Reich Gottes mit etwas winzig Kleinem: "Das Reich Gottes gleicht einem Senfkorn.", sagt er. Aber dann beschreibt er ganz anschaulich, wie daraus etwas Großes wird, in dem sogar Lebewesen leben und zuhause sind. Er sieht das Unscheinbare also mit ganz anderen Augen als wir es oft tun: er erkennt die großen Möglichkeiten, die im kleinen Anfang verborgen sind.
Kleine Anfänge können wir ja auch heute entdecken, wie die Beispiele eben gezeigt haben. Und was müssen wir dann alles machen, damit aus diesen Anfängen etwas ganz Großes wird? Auch das sieht Jesus anders als wir es oft tun: "Von selbst" keimt und wächst die Pflanze und reift die Frucht - "und der Mann weiß nicht wie". Nachdem er mit den kleinen Samenkörnern einen Anfang gemacht hat, geht er nur noch seinem ganz normalen Tagesablauf nach. Das Wachsen überlässt er den Kräften der Natur. Genau so, meint Jesus, müssen auch wir nicht viel zum Großwerden kleiner Anfänge dazutun.
Nicht viel machen müssen - nicht viel tun können
Wir müssen nicht viel machen - das mag uns erleichtern. Zugleich gilt aber auch: letztlich können wir nicht viel dazu tun. Das ist ungleich schwieriger zu akzeptieren. Mit Ungewissheiten leben..., Erfolg nicht herbeizwingen können..., eigene Ohnmacht aushalten... und manchmal Rückschläge erfahren... - dazu brauchen wir erst einmal viel Geduld.
Geduldig sein können wir im Alltag lernen. Wenn Sie einen Balkon oder einen Garten haben, machen Sie genau diese Erfahrung: Sie können Blumen nicht zum Blühen zwingen - Sie können sie nur wachsen lassen. Dazu eine Anregung: Betrachten Sie jetzt im Sommer jeden Tag einmal Ihre Pflanzen: Wo sind sie gewachsen? Was ist aufgeblüht, vielleicht sogar über Nacht?
Noch ein anderes Beispiel: Sie stehen mit dem Auto im Stau. Es geht überhaupt nicht mehr vorwärts und Sie wissen nicht, wie lange das noch dauern wird. Was machen Sie? Vielleicht entscheiden Sie sich, einen Umweg zu fahren. Das gibt Ihnen wenigstens das Gefühl etwas zu tun. Ob Sie damit wirklich schneller und sicherer am Ziel ankommen, sei dahingestellt. Im Stau zu bleiben und die eigene Hilflosigkeit auszuhalten ist viel schwieriger. Aber: irgendwann wird sich der Stau von selbst auflösen - ganz ohne Ihr Zutun - es geht weiter Richtung Ziel.
Ein weiteres Beispiel: Ein verstauchter Knöchel oder eine Grippe zwingt mich zum Nichtstun. Ich kann zwar die Gesundung mit dem einem oder anderen Mittel unterstützen. Vor allem aber muss ich mir die nötige Zeit lassen, damit mein Körper von selber heilen kann. Nicht umsonst hat das Wort "Patient" mit "sich gedulden" zu tun.
Die Augen öffnen für kleine Anfänge
Halten Sie einmal bei sich selbst und in Ihrer Umgebung die Augen offen dafür: wo etwas geschieht und besser wird, ohne dass Sie sich dafür abmühen müssen, wo kleine Anfänge große Kreise ziehen: Denn manche soziale Initiative hat damit begonnen, dass ein einzelner den Mut hatte etwas Neues auszuprobieren. Und damit hat er dann andere angesteckt. Und jetzt wächst das Gute.
Solche Dinge zu entdecken macht uns gelassener. Es schenkt uns Mut selbst kleine Anfänge für Gottes Reich zu setzen. Wenn wir hier und da bewusst nach Gottes Maßstäben handeln, wird Gott fürs Wachsen sorgen. Darauf dürfen wir vertrauen.
Das Reich Gottes wächst und entfaltet sich
"Kleines Senfkorn Hoffnung"
Es zählt zu den beliebten Liedern und ist in vielen neueren Büchern verzeichnet: "Kleines Senfkorn Hoffnung". Ob es der Text ist oder die Melodie, es erreicht das Herz der Menschen. Es vertont ein Bild, mit dem wir uns auch heute verbinden können. Es ist dasselbe Bild, das Jesus in der Predigt zum Reich Gottes verwendet. Das Senfkorn geht auf. Aus dem kleinen Samen wird ein großer Baum. Aus dem, was einmal Schutz brauchte, wird der Schutzspender.
Wie gesagt, es ist ein Bild, das viele verstehen. Jesus schien das nicht zu reichen. Für jene, deren Herz noch nicht höher schlug, hatte er noch andere Beispiele parat. Reich Gottes ist wie die Saat, die kaum beachtet wird, aber doch reiche Frucht bringt. Im Evangelium gibt es an anderen Stellen noch viele weitere Bilder.
Das Reich Gottes ist etwas, was man in Bildern beschreiben kann, damit alle es verstehen. Die Botschaft lautet in etwa: "Reich Gottes ist ein Geschenk Gottes an euch. Es beginnt ganz klein. Manchmal kannst du es schon sehen. Es wird aber immer größer. Und am Ende ist es etwas, was Leben bedeutet."
Erklärungen für die Jünger
Auf der anderen Seite steht da der letzte Halbsatz am Ende des heutigen Evangeliums: "Seinen Jüngern erklärte Jesus alles, wenn er mit ihnen allein war." (Mk 4,34).
Reich Gottes ist mehr als Gottesgeschenk, mehr als Wachstum und mehr als Erfahrung von Leben. Reich Gottes, das ist auch Einsatz in der Werbung für dieses Reich. Es ist das Wissen um den Gegenwind, den der Einsatz auch mit sich bringt. Es ist das Wissen um die Erlösung und alles, was damit geschieht.
Dieses alles erklärte Jesus den Jüngern im Klartext. Denn sie sollten nicht unvorbereitet in solche Erfahrungen schlittern. Sie sollten wirklich wissen, was auf sie als Mitarbeiter am Reich Gottes zukommt und sich dann entscheiden.
Die Jünger, denen Jesus alles im Klartext erklärte, hatten sich vorher auch von den Bildern anstecken lassen. "Ich will dich zum Menschenfischer machen" hörte der eine. "Ich habe dich unter dem Baum gesehen" hörte ein anderer. Oder die Einladung: "Kommt und seht, wo ich wohne!" Sie alle hatten ihre Berufungsgeschichte. Sie alle hatten den Punkt, wo der Anfang des Reiches Gottes bei ihnen Wirklichkeit geworden war. Nun musste diese kostbare Frucht bewahrt und veredelt werden.
Das Wissen um Wunder steigert das Staunen
Es ist wie mit den Wundern der Natur. Wir stehen immer wieder staunend und dankbar vor ihnen. In den entsprechenden Fernsehsendungen wird berichtet, wie das alles geschieht. Dann wird das Wunder der Natur zu einem noch größeren Wunder. In diesen Sendungen wird deutlich, wie genau und einzigartig alles vorbereitet ist. Zugleich verstehen wir als Zuschauer auch, dass wir mit der Schöpfung sorgsam umgehen müssen. Manche Menschen finden auch so zu ihrem Einsatz.
Mit diesen Gleichnissen stehen wir jetzt am Beginn einer neuen Woche. Aber wo stehen wir? Wenn Jesu Bilder richtig sind, dann wächst im Moment Reich Gottes bei uns. Sehen wir Spuren davon? Ahnen wir, wo es geschieht? Gibt es das nicht auch in unserer Gemeinde und in unserer Nachbarschaft?
Was ist denn mit den kleinen Projekten in der Hausaufgabenbetreuung oder in der Begleitung Trauernder? Was ist mit denen, die immer dann zur Stelle sind, wenn eine helfende Hand gebraucht wird? Was geschähe in unserer Gemeinde, wenn wir unsere Ehrenamtlichen nicht mehr hätten? Ist das nicht auch Reich Gottes?
Zum Beispiel San Egidio
Vor einigen Wochen machte die Bewegung San Egidio (http://www.santegidio.org) Schlagzeilen, weil sie den Karlspreis der Stadt Aachen bekommen hat. Ist nicht auch sie ein Beispiel für das, was einmal klein anfängt und dann zum großen Baum wird? 1968 fing ein 21-jähriger konkret etwas an für die Menschen in seiner Umgebung. Und nun ist daraus eine Bewegung geworden, die in 70 Ländern der Welt präsent ist. Aus der belächelten und unscheinbaren Initiative eines Mannes ist eine Bewegung geworden, die man wahrnimmt und die eine Stimme hat - wie damals eine Stimme für die Armen und Benachteiligten.
Das Reich Gottes kommt. Es ist schon da. Es wird auch heute und bei uns etwas wachsen. An uns liegt es, dieses Wachstum zu sehen und zu fördern.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 221: Kündet allen in der Welt
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All
GL 381: Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus
GL 382/Ö866: Ein Danklied sei dem Herrn
GL 383: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt
GL 402: Danket Gott, denn er ist gut
GL 403: Nun danket all und bringet Ehr
GL 405: Nun danket alle Gott
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 411: Erde singe, dass es klinge
GL 421: Mein Hirt ist Gott, der Herr
GL 424: Wer nur den lieben Gott lässt walten
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 452: Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren
GL 457: Suchen und fragen, hoffen und sehn
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen
GL 467: Erfreue dich Himmel, erfreue dich Erde
GL 468: Gott gab uns Atem, damit wir leben
Psalmen und Kehrverse:
GL 31: Selig der Mensch, der seine Freude hat, seine Freude an der Weisung des Herrn. - Mit Psalm 1 - IV.
GL 51: Wie groß sind deine Werke, o Herr, wie tief deine Gedanken - Mit Psalm 92 - I.
GL 443: Im Jubel ernten, die mit Tränen säen...
GL 645,3-4: Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu - Mit Psalm 104 - VII.
- Einleitung5
Johann Pock (2024)
Das Bild des Baumes, des Wachsens, der Sorge Gottes um den Menschen werden in Lesung und Evangelium als Bild des Reiches Gottes gezeigt. Die Bilder vom Sämann und vom Senfkorn lassen uns etwas vom geheimnisvollen Gott erahnen. Es gibt vieles im Leben, wo wir nicht viel dazu beitragen und trotzdem blüht und wächst etwas oft herrlicher, als wir es uns erträumt hätten.
Der Sonntag ist ein Tag der Schöpfung, ein Tag der Neuschöpfung, des Wachstums, an dem wir der Auferstehung Christi gedenken.
Manfred Wussow (2018)
Sie haben ihre Balkone bepflanzt? Im Garten alles ausgesät? Die Felder bestellt? Kinder lieben es, jeden Tag nachzuschauen. Wie langsam, aber beharrlich alles wächst. Wir können nur zuschauen. Und staunen könnten wir auch.
Gott selber sät aus. Sein Wort. Seine Liebe. Heute sehen wir seine Saat unter uns aufgehen.
Ihn rufen wir an:
Jörg Thiemann (2015)
Ganz gleich, was wir erleben, ganz gleich, was uns umgibt – überall wirkt Gott. Er schenkt das Wachsen in der Natur, er handelt im Leben von Völkern und auch im Leben eines jeden einzelnen von uns. Aus einem Kern kann ein Baum entstehen. Aus kleinen Gesten, wenigen Worten kann viel Gutes erwachsen. Aus unscheinbaren Anfängen wächst das Reich Gottes.
Lassen wir Gott an uns und in uns wirken. Was kann wohl in uns wachsen und reifen? Bitten wir um sein Erbarmen.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Vom "Reich Gottes" spricht Jesus im heutigen Evangelium. Wenn Sie "Reich Gottes" hören - woran denken Sie dann? Vielleicht an eine große, geschlossene Gemeinschaft von Gläubigen, vielleicht an das Himmelreich im Jenseits?
Für Jesus beginnt das Reich Gottes schon im Diesseits, im Hier und Jetzt, mitten unter allen Menschen. Lassen wir uns in diesem Gottesdienst davon überraschen, wie Gottes Wirken sich in unserer Welt ausbreiten will.
Norbert Riebartsch (2009)
Im Neuen Testament gibt es 122 Stellen, in denen es um das Reich Gottes geht. Für Jesus selbst war es ein zentrales Anliegen. So kann es auch nicht überraschen, dass wir heute mit Gleichnissen zum Reich Gottes zu tun haben. Sie wurden erzählt und immer neu gefunden, um alle Menschen zu erreichen und ihnen Geschmack am Reich Gottes zu geben.
Die Einladung dazu gilt bis heute. Auch wir können mit immer neuem Geschmack am Reich Gottes leichter sehen und spüren, wo es lebendig ist. Es ist das Reich, für das Jesus viel getan hat. Zu ihm rufen wir im Kyrie:
- Bußakt1
Zitat (2012)
Manchmal kennen wir Gottes Willen, manchmal kennen wir nichts.
Erleuchte uns Herr, wenn die Fragen kommen.
Herr, erbarme dich.
Manchmal sehen wir Gottes Zukunft, manchmal sehen wir nichts.
Bewahre uns, Herr, wenn die Zweifel kommen.
Christus, erbarme dich.
Manchmal wirken wir Gottes Frieden, manchmal wirken wir nichts.
Erwecke uns, Herr, dass dein Friede kommt.
Herr, erbarme dich.
(nach GL 299)
- Kyrie6
Johann Pock (2024)
Herr Jesus Christus,
du lässt wachsen und erblühen,
wo manches verhärtet und abgestorben ist.
Herr, erbarme dich.
Du lässt uns schöpferisch sein,
auch wenn wir dabei falsche Wege gehen sollten.
Christus, erbarme dich.
Du schenkst Neuanfang und Leben,
wo wir an unsere Grenzen kommen.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2024)
Guter Gott,
Wie ein Sämann säst du den Samen deiner Liebe in uns aus.
Herr, erbarme dich.
Wenn er auf fruchtbaren Boden fällt, dann kann die Liebe in uns wachsen.
Christus erbarme dich.
Wenn wir deine Liebe weitergeben, dann wächst dein Reich.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus,
du vergleichst das Reich Gottes mit einem unscheinbaren Senfkorn.
Wir schauen meist lieber auf die Dinge, die groß und wunderbar vor uns stehen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
durch deine Auferstehung hast du uns eine Hoffnung gegeben,
dass aus Abgestorbenem neues Leben entsteht.
Wir klammern uns in unserem mangelnden Vertrauen lieber an alles Irdische.
Christus, erbarme dich.
Herr, Jesus,
in vielen „Samenkörnern des Wortes und der Tat“ hast du uns die Sicht auf eine Weite in Gott geöffnet.
Oft vergessen wir, dieser „Pflanze“ genügend Raum in unserem Leben zu geben.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2018)
Herr,
uns fällt das Warten schwer.
Wir möchten die Dinge in der Hand behalten
und andere Menschen auch.
Herr, erbarme dich.
Christus,
wir kämpfen um unsere Hoffnungen.
Du säst dein Wort aus,
deine Liebe blüht unter uns auf.
Christus, erbarme dich.
Herr,
von Größe lassen wir uns gerne blenden.
Bei uns geht unter, was klein und gering ist.
Manchmal wissen wir selber nicht, wer wir sind.
Herr, erbarme dich.
Gott hat sich klein gemacht.
In Jesus ist er einer von uns geworden.
Doch seine Liebe verbindet Himmel und Erde.
Wir singen sein Lob:
Ehre sei Gott in der Höhe!
Jörg Thiemann (2015)
Herr Jesus Christus,
das Reich Gottes wächst durch kleine Schritte.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
das Reich Gottes ist mitten unter uns.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
das Reich Gottes ist unser Zuhause.
Herr, erbarme dich.
Norbert Riebartsch (2009)
Herr Jesus,
du Verkünder vom Reich deines Vaters.
Kyrie, eleison.
Du hast in deinen Zeichen und Wundern erkennen lassen,
was uns im Reich Gottes erwartet.
Christe, eleison.
Du hast mit deinem Leben, deinem Sterben und deiner Auferstehung
dem Reich Gottes gedient.
Kyrie, eleison.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG 11. Sonntag: denken, reden und tun, was dir gefällt
Gott,
du unsere Hoffnung und Kraft,
ohne dich vermögen wir nichts.
Steh uns mit deiner Gnade bei,
damit wir denken, reden und tun, was dir gefällt.
Darum bitten wir im heiligen Geist durch Jesus Christus.
MB 11. Sonntag im Jahreskreis
Bittmesse
Messbuch - TG Auswahl 40: "sorgt euch nicht um euer Leben"
Jesus Christus hat gesagt:
"Sorgt euch nicht um euer Leben!
Ängstigt euch nicht!
Euch soll es zuerst um das Reich Gottes gehen;
dann wird euch das andere dazugegeben."
Darum beten wir:
Gott. Wir fürchten, wenn wir uns auf dich einlassen,
wird unser Leben noch schwerer;
wenn wir uns für deine Sache mühn,
kommen wir selber zu kurz.
Mach uns frei von der Angst.
Gib uns Freude an deinem Reich
und laß uns erfahren,
daß dir allein die Zukunft gehört.
Das gewähre uns durch Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 40
Messbuch - TG Ostern 1 Sa: schenkst du der Kirche neues Wachstum
Gnädiger Gott,
in deiner übergroßen Liebe
schenkst du der Kirche neues Wachstum.
Wache über das Volk, das du dir erwählt hast,
bewahre alle Getauften in deiner Gnade
und bekleide sie einst mit dem Gewand der Unsterblichkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Samstag der Osteroktav
- Eröffnungsgebet5
Manfred Wussow (2018)
Wir schauen auf eine Woche zurück.
Du, Gott, hast sie uns anvertraut.
Heute danken wir dir.
Für Gespräche und Begegnungen,
für die Arbeit, für die Freizeit,
für das Lachen.
Du bleibst im Hintergrund,
aber dein Wort, deine Liebe
hast du unter uns ausgesät.
Mit großen Augen sehen wir
deine Vorstellungen von der Welt,
deine Begeisterung für uns,
deine Nähe unter uns.
Hilf uns, heute deine Liebe neu zu verstehen
und deinem Wort zu trauen.
In Christus, unserem Herrn.
Sonntagsbibel
Gott,
im Leben und in der Botschaft deines Sohnes
ist dein Reich auf dieser Welt angebrochen.
Gib uns die Kraft,
unseren Beitrag zum Wachsen
deines Reiches zu leisten.
Durch Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2015)
Guter Gott,
aus dir kommt alles Leben.
Du lässt wachsen und reifen.
Lass dein Wort in uns Frucht bringen.
Hilf uns, in der Liebe zu wachsen.
Wirke unter uns, bei jedem einzelnen und deinem ganzen Volk.
So kann dein Reich unter uns entstehen. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Lebendiger Gott,
in diesem Gottesdienst wendest Du Dich uns ganz zu.
Öffne unsere Ohren und unser Herz,
damit wir immer besser verstehen,
wie Dein Reich mitten unter uns Menschen aussehen soll.
Öffne unsere Augen für seine kleinen Anfänge
und lass sie durch unser Tun und durch Dein Wirken weiter wachsen.
Darum bitten wir Dich, lebendiger Gott.
Amen.
Norbert Riebartsch (2009)
Gott,
dein Sohn hat von deinem Reich erzählt
und alle ermutigt, in diesem Reich zu leben.
Lass uns heute neu spüren,
welches Leben du uns in deinem Reich gibst,
damit wir weiter daran mitbauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn,
unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
- Fürbitten9
Renate Witzani (2024)
In der Taufe erhalten wir die Gnade für ein Leben im Glauben. An unserem Mittun liegt es, wie sich unser Glaube im Leben entwickeln und reifen kann.
An Gott, der uns dabei begleitet und stets nahe ist, richten wir unsere Bitten:
Für die vielen Christinnen und Christen, die in den unterschiedlichen Situationen ihres Alltags voll Hoffnung ihren Glauben leben und am Wachstum deines Reiches und der Verkündigung deiner Botschaft mitwirken.
Für eine christliche Gesellschaft in Europa, die für die Werte des Christentums eintritt und so zeigt, dass sie diese Bezeichnung schätzt und sich ihrer würdig erweist.
Für alle, die unsere Kinder und Jugendlichen in den Familien, durch ihre Patenschaft, in den Schulen, in den Vereinen oder Pfarren begleiten, ihren eigenen Glauben an sie weitergeben und so dazu beitragen, dass ihnen aus dem Gnadengeschenk der Taufe für ihr Leben Halt und Zuversicht erwachsen.
Für uns selbst, dass wir deiner Allmacht vertrauen und im rechten Augenblick erkennen, was gerade jetzt unsere Aufgabe ist.
Für unsere Verstorbenen, deren irdisches Leben vollendet ist. Für sie erhoffen wir, dass du sie in ihre Heimat bei dir aufgenommen hast.
Mit Staunen und in Dankbarkeit preisen wir dich, den Vater, Jesus, unseren Bruder und Herrn, im Heiligen Geist. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
Guter Gott,
wie ein Samenkorn legst du deine Liebe in unser Herz, damit sie wachse und wir dein Reich in dieser Welt verbreiten.
Wir bitten dich:
Immer mehr Menschen haben Angst vor der Zukunft. Die Welt ist ihnen zu kompliziert geworden und sie folgen denen, die ihnen einfache Antworten bieten, die oft in die Irre führen.
Herr, lege deine Liebe als Samenkorn in ihr Herz.
Immer mehr Menschen verbreiten Hass und Angst, um die Menschen zu manipulieren, damit sie ihnen folgen und ihnen zu mehr Macht verhelfen.
Immer mehr Menschen, die für Erziehung und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen verantwortet sind, fühlen sich überlastet und hilflos.
Immer mehr Menschen schauen verbittert auf ihr Leben, haben nicht das Gefühl, Frucht gebracht zu haben, fühlen sich von anderen ausgebotet und vom Leben betrogen.
Immer mehr Menschen suchen nach Sündenböcken für ihr eigenes Versagen und werden bei denen fündig, die anders aussehen, anders leben, eine andere Sprache sprechen und bei uns Schutz und Zukunft suchen.
Immer mehr Menschen werden wach, sehen, was passiert, stehen auf und stellen sich denen entgegen, die menschenfeindlich agieren. Unermüdlich treten sie für Gerechtigkeit und Frieden ein.
Immer mehr Menschen leiden unter Kriegen und Terror oder sehen auf Grund des Klimawandels keine Möglichkeit mehr, in ihrer Heimat zu leben. Sie fliehen in der Hoffnung auf ein besseres Leben und sind doch nirgends willkommen.
Herr unser Gott,
immer wieder trifft dein Wort auf fruchtbaren Boden. Immer wieder setzen sich Menschen in deinem Namen für andere ein. Du säst dein Wort und deine Liebe in unser Herz. Hilf uns, darauf zu vertrauen, dass die Saat aufgeht.
Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Wie Gott die Schöpfung entstehen ließ, so lässt er auch sein Reich unter uns wachsen.
Unsere eigene Machermentalität tritt dabei in den Hintergrund.
Lasst uns ihn bitten, dass sein Reich unter uns reifen kann:
Für alle, die von ihrem Glauben an Dich so tief berührt sind, dass sie anderen Räume eröffnen, in denen Deine Botschaft angenommen werden kann.
Für alle, die durch Umweltkatastrophen und durch Schäden am Ökosystem ihre Lebensgrundlage verlieren.
Für eine Gesellschaft, die auch für Väter berufliche und finanzielle Bedingungen schafft, unter denen sie mit Freude und Staunen das Heranwachsen ihrer Kinder begleiten können.
Für alle, deren Leben sich entgegen ihren Plänen entwickelt hat, aber trotzdem viel Gutes durch Deine Fügung daraus entstanden ist.
Für unsere Verstorbenen, für die wir hoffen, dass sie Dich von Angesicht zu Angesicht schauen.
Durch Deine Kraft reift und wächst die Saat nicht nur im Ackerboden sondern auch in unser aller Leben.
Dafür danken wir Dir heute und allezeit bis in Ewigkeit. - Amen.
Manfred Wussow (2018)
Bei uns wachsen nicht alle Bäume in den Himmel.
Manche Bäume dürfen auch nicht in den Himmel wachsen.
Du, Herr, pflanzt deine Liebe ein und eine neue Welt entsteht.
Wir beten:
Wir beten heute für die Menschen, die aus Sorge um die Welt schnelle und leichte Antworten suchen,
die keine Geduld haben und auch nicht mehr zuhören wollen.
Herr, lass deine Liebe unter uns wachsen
Wir beten heute für die Menschen, die das Gefühl haben, keine Zeit mehr zu haben,
die getrieben werden und Angst um sich verbreiten.
Wir beten heute für die Menschen,
die andere erziehen und ausbilden,
die Karriereschritte möglich machen
und Träume von der Welt vermitteln.
Wir beten heute für die Menschen, die alt geworden sind,
die traurig auf ihr Leben schauen
und für sich und andere keine Hoffnung haben.
Herr, lass deine Liebe unter uns wachsen.
Wir beten heute für die Menschen, die Worte in Konflikten finden,
die nicht aufgeben, mit anderen zu sprechen,
die mutig und beharrlich in Parlamenten und Gremien für Recht und Gerechtigkeit eintreten.
Du säst dein Wort in die vielen Furchen der Welt.
Dein Wort geht auf.
Wir danken dir, dass es auch bei uns aufgeht.
In Christus, unserem Herrn.
Renate Witzani (2018)
In Hoffnung und Zuversicht auf Gottes Wirken in der Welt und in unserem eigenen Leben lasst uns ihn gemeinsam bitten:
Für unseren designierten Bischof Alois um einen guten Beginn seines Dienstes und helfende Hände, die ihm dabei zur Seite stehen.
Für die Kinder im Tschad, deren Leben vom Hungertod und von der Terrororganisation Boku Haram bedroht ist.
Für alle Kranken um Lebensmut in ihrer schwierigen Lebenssituation und Dankbarkeit für alle, die ihnen beistehen.
Für uns selbst um Geduld gerade dann, wenn wir meinen, aus eigener Kraft die Dinge vorantreiben zu müssen.
Für unsere Verstorbenen.
Nimm sie in die Vollendung deines Reiches auf.
Denn du lässt aus einem kleinen Senfkorn große Zweige treiben, die den Vögeln Schatten spenden und zum Nistplatz werden.
Schenke uns den Glauben an deine Allmacht, die Hoffnung auf deinen Beistand und die Liebe, in der wir dir und unseren Mitmenschen begegnen und so dein Reich unter uns wachsen kann.
Das erbitten wir von dir, Vater, durch Christus, unseren Herrn und Bruder, in der Kraft des Heiligen Geistes. - Amen.
Jörg Thiemann (2015)
Herr Jesus Christus,
der du uns in Wort und Tat Gottes Liebe neu geschenkt hast
und immer wieder neu schenkt,
wir bitten dich:
Berufe auch heute genügend Frauen und Männer dazu,
deine frohe Botschaft im Dienst der Kirche zu bezeugen.
Öffne die Herzen aller Menschen, die nur an dieses Leben glauben,
für den Glauben an die Auferstehung und an das ewige Leben beim Vater.
Hilf allen Religionslehrerinnen und Religionslehrer,
den Kindern und Jugendlichen die Freude am Glauben zu vermitteln.
Lass alle, die ausgegrenzt und verachtet sind, erfahren,
dass sie nicht allein gelassen sind.
Schenke allen Gemeinden und Gemeinschaften die Kraft,
deine Liebe auszustrahlen
und den Mitmenschen eine echte Glaubensheimat zu sein.
Nimm alle Verstorbenen auf in das Reich deines ewigen Friedens.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit,
in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2015)
Aufgrund unserer Taufe sind wir alle eingeladen, am Reich Gottes mitzuwirken.
Lasst uns gemeinsam den Vater bitten:
Dass deine Kirche für viele zum Trost und Halt in den schwierigen Situationen ihres Lebens wird.
Dass wir gemeinsam daran glauben können,
die Probleme unserer Welt lösen zu können,
weil du Dinge möglich machst,
die unsere Vorstellungen übersteigen.
Dass wir den Mut finden,
die uns von dir geschenkten Gaben und Talente
in unserem Leben zum Vorteil aller zu verwirklichen.
Dass die Verschiedenheit aber Gleichwertigkeit von Mann und Frau
zu immer neuem Reichtum von Leben in den vielfältigsten Facetten beitragen kann.
Dass unsere Verstorbenen,
wenn sie in deiner Gegenwart die endgültige Wahrheit über ihr Leben erkennen,
von deiner Barmherzigkeit getragen werden und umfangen sind.
Weil wir von der Hoffnung getragen sind,
dass du, Vater, unser Wachsen und Gedeihen mit deiner Gnade begleitest,
bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder,
um das Kommen deines Reiches, jetzt und in Ewigkeit. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Herr Jesus Christus,
in Deinem Leben hast Du mitten in der Welt Gottes Maßstäbe verwirklicht.
Durch Dich durften viele Schwache und Arme spüren,
dass sie in Gottes Augen wertvoll sind.
Lass uns das auch heute immer wieder erfahren
und hilf uns, unseren kleinen Beitrag zum Reich Gottes auf dieser Erde zu leisten.
Darum bitten wir Dich nun:
Für alle Schwache, Kranke, Armen, Außenseiter und Benachteiligten unter uns, in unserer Umgebung und in der ganzen Welt.
Schenke uns Menschen Fantasie,
wie wir Deine menschenfreundlichen Maßstäbe auf der Erde verwirklichen können.
Gib uns Mut und Schwung Neues auszuprobieren,
auch wenn wir nicht vorhersehen können,
was daraus werden wird.
Öffne unsere Augen für kleine Anfänge
und lass uns sie wertschätzen.
Lass uns lernen, geduldig zu werden mit dem,
was ohne unser Zutun wächst.
Schenke uns Vertrauen auf Dein Wirken:
in uns selbst, in unserer Umgebung und in der ganzen Welt.
Herr Jesus Christus,
lass unsere kleinen Anfänge wachsen wie ein Senfkorn,
damit Menschen heute erfahren,
dass Du erfülltes Leben für jeden und jede willst.
Darum bitten wir Dich heute und alle Tage. Amen.
Norbert Riebartsch (2009)
Gott in der Höhe und unter uns,
dein Reich hat angefangen und wird sich einmal vollenden.
Wir hoffen auf dein Reich in den Nöten unserer Welt und bitten:
V/A: Dein Reich komme
Menschen stehen in Armut und Not.
Zugleich erleben sie Zeichen von Solidarität.
Wir bitten: Dein Reich komme...
In einer Familie wird ein Kind schwer krank.
Die anderen Kinder erleben die Hilfe der Nachbarschaft.
Wir bitten: Dein Reich komme...
Menschen werden ausgegrenzt in Vereinen, Schulen und Betrieben.
Plötzlich erleben sie, dass jemand Mut hat, aufsteht und nein sagt.
Wir bitten: Dein Reich komme...
Kaffeebauern in Südamerika wollen sich und ihre Familie ernähren.
Sie erleben die Möglichkeit von fairen Mikrokrediten,
die sie zurückzahlen können.
Wir bitten: Dein Reich komme...
Menschen stehen aufgelöst vor einem Automaten,
dessen Bedienung ihnen nicht möglich ist.
Sie erleben, dass jemand stehen bleibt und ihnen hilft.
Wir bitten: Dein Reich komme...
Gott, dein Reich ist noch an vielen Orten lebendig.
Lass auch dort die Menschen spüren, dass du sie trägst und hältst,
bis dein Reich vollendet ist. Amen!
- Gabengebet2
Messbuch - GG 11. Sonntag: neue Kraft schöpfen für Seele und Leib
Herr, durch diese Gaben
nährst du den ganzen Menschen:
du gibst dem irdischen Leben Nahrung
und dem Leben der Gnade Wachstum.
Lass uns daraus immer neue Kraft schöpfen
für Seele und Leib.
Darum bitten wir im heiligen Geist durch Jesus Christus, unseren Herrn.
MB 11. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 15. Sonntag: in deiner Liebe wachsen
Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2018)
Gott,
schauen wir auf die Felder, sehen wir das Brot wachsen.
Betrachten wir die Hänge, sehen wir den Wein.
Es sind deine Gaben, Geschenk des Lebens.
Wir danken dir.
Wenn du Brot und Wein in dein Wort hüllst,
schmecken wir dich.
Wir danken dir
Für Leib und Blut unseres Herrn.
Zu ihm gehören wir
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Jörg Thiemann (2015)
Guter Gott,
in Brot und Wein
gibst du dich in unsere Hände.
In Brot und Wein lebst du für uns.
Brot und Wein sind wie Samenkörner.
Lass sie in uns wachsen und Früchte tragen,
die Früchte, die Hingabe und Liebe heißen. - Amen.
Norbert Riebartsch (2009)
Herr,
wenn wir dich empfangen,
lebt etwas von dir in uns, das uns stärkt im Alltag.
Darum lass die Gaben von Brot und Wein
zu deinem Leib und Blut werden.
Darum bitten wir dich, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers:
Danket dem Herrn, denn ewig währt seine Liebe. (GL 444)
Gott und Schöpfer der ganzen Welt,
wir treten vor dich, um dir zu danken.
Denn du hast alles hervorgerufen, was ist,
allem, was lebt, hast du deinen Atem eingehaucht.
Wunderbar sind deine Werke, o Herr.
Kehrvers
Das Volk, das du dir erwählt hast,
hast du geschützt und genährt, wie Eltern ihr Kind umsorgen.
Wie ein Winzer den Weinstock hegt und pflegt,
hast du es wachsen und groß werden lassen.
Als es sich von dir abwandte,
hast du deinen Sohn gesandt,
damit er die Liebe deines Volkes zurückgewinne.
Kehrvers
Er hat dir aus allen Menschen, die auf seine Stimme hörten,
und aus allen, die dein Wort annahmen,
ein neues Volk erworben.
In ihnen keimt und wächst dein Reich.
Es treibt große Zweige und bringt reife Früchte.
Die Vögel des Himmels nisten in seinem Schatten.
Kehrvers
Auch uns hast du berufen,
diesem deinem Volk anzugehören,
Kinder und Erben deines Reiches zu sein.
Auch uns nährst und stärkst du mit deinem Wort.
Dafür loben und danken wir dir,
mit der ganzen Schöpfung
und mit allen Menschen, die auf dich hören,
preisen wir deine Größe.
Danklied, z.B. Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde (GL 467)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Sonntage 1: Ostergeheimnis und Gottesvolk
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat Großes an uns getan:
durch seinen Tod und seine Auferstehung
hat er uns von der Sünde
und von der Knechtschaft des Todes befreit
und zur Herrlichkeit des neuen Lebens berufen.
In ihm sind wir ein auserwähltes Geschlecht,
dein heiliges Volk,
dein königliches Priestertum.
So verkünden wir die Werke deiner Macht,
denn du hast uns aus der Finsternis
in dein wunderbares Licht gerufen.
Darum singen wir
mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen
des himmlischen Heeres den Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 1
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf.
(Lk 14,15)
Christus spricht:
Man wird von Osten und Westen
und von Norden und Süden kommen
und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.
(Lk 13,29)
Christus spricht:
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe.
(Mt 10,7)
- Meditation1
Helene Renner (2021)
Es gibt
Zeiten der Dürre
der Suche
der Orientierungslosigkeit.
Zeiten
wo einfach nichts
wachsen will.
Bis sich endlich
neue Wege auftun
neue Ziele zeigen.
Neues beginnt
zu wachsen
zu blühen.
Zeiten
wo wieder Früchte reifen.
Vielleicht
beginnen diese Zeiten
gerade heute
gerade hier
gerade
bei mir.
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 11. Sonntag: Einheit der Kirche
Herr, unser Gott,
das heilige Mahl ist ein sichtbares Zeichen,
dass deine Gläubigen in dir eins sind.
Lass diese Feier wirksam werden
für die Einheit der Kirche
Darum bitten wir im heiligen Geist
durch Jesus Christus, unseren Herrn.
MB 11. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 4. Sonntag: beständiges Wachstum wahren Glaubens
Barmherziger Gott,
das Sakrament der Erlösung,
das wir empfangen haben,
nähre uns auf dem Weg zu dir
und schenke dem wahren Glauben
beständiges Wachstum.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Ausbreitungs des Evangeliums: schenke dem wahren Glauben beständiges Wachstum
Barmherziger Gott,
das Sakrament der Erlösung,
das wir empfangen haben,
nähre uns auf dem Weg zu dir
und schenke dem wahren Glauben beständiges Wachstum.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums A
Messbuch - SG Heilige: schenke uns Wachstum in deiner Gnade
Gütiger Gott,
dem Auftrag deines Sohnes getreu,
haben wir das Opfer gefeiert
und das heilige Sakrament empfangen.
Es heile uns von unseren Sünden
und schenke uns Wachstum in deiner Gnade.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Heilige Frauen und Männer
- Gebet zum Abschluss4
Manfred Wussow (2018)
Am Ende dieses Gottesdienstes, Herr,
danken wir dir für dein Wort, für deine Liebe.
Wir gehen neugierig in die neue Woche.
Vieles wird alltäglich sein,
manches überraschend,
einiges ärgerlich.
Begleite uns auf unseren Wegen.
Schenke uns Worte, die helfen,
Gedanken, die in das Weite führen,
Hoffnungen, die nicht zu beirren sind.
Du fängst immer wieder klein an.
Mache uns groß in deiner Liebe.
In Christus, unserem Herrn.
Jörg Thiemann (2015)
Guter Gott,
auch in dieser Feier
wurde in uns dein Wort wie ein Samenkorn gesät.
Lass es aufgehen in unseren Herzen,
so dass wir an deinem Reich bauen können.
Dein Reich unter uns, das ist dein Werk.
Lass es wachsen in uns und durch uns. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Lebendiger Gott,
in diesem Gottesdienst hast du uns durch unsere Gemeinschaft
und durch dein Wort und Brot gestärkt.
In deiner Zuwendung lässt du uns spüren,
wie wertvoll jede und jeder von uns in Deinen Augen ist.
Schenke uns Fantasie und Mut,
damit wir uns anderen auf gleiche Weise zuwenden
und so das Reich Gottes mitten im Hier und Jetzt wachsen kann.
Darum bitten wir Dich, Gott,
der Du lebst und Leben schenkst jetzt und alle Tage. Amen.
Norbert Riebartsch (2009)
Herr, dein Reich wächst
wie das Senfkorn in der Erde.
Du hast heute wieder etwas in uns gelegt,
was wachsen und Segen werden kann.
Wir danken dir dafür und bitten dich,
uns in deiner Kraft und Liebe zu bewahren.
Darum bitten wir dich, unseren Herrn.
- Segen2
Messbuch - Feierlicher Wettersegen
Gott, der allmächtige Vater, segne euch
und schenke euch gedeihliches Wetter;
er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von euch fern. - Amen.
Er segne die Felder, die Gärten und den Wald,
und schenke euch die Früchte der Erde. - Amen.
Er begleite eure Arbeit,
damit ihr in Dankbarkeit und Freude gebrauchet,
was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist. - Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. – Amen.
(Wettersegen, MB oder Benediktionale Nr. 8)
Norbert Riebartsch (2009)
Es segne euch Gott der Vater,
dessen Reich der Liebe schon begonnen hat.
Amen!
Es segne euch Gott der Sohn,
der den Menschen Mut für dieses Reich gemacht hat.
Amen!
Es segne euch Gott der Geist,
der euch die Zeichen des Gottesreiches erkennen lässt.
Amen!
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
begleite euch auf euren Wegen in das Reich Gottes. Amen!
- Sonstiges1
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Meditation zur Gabenbereitung:
Ein Lob auf den Kompost
»Wie kann das Befreiende und Heilende wachsen
in mir, meinen Beziehungen, in der Welt?«,
fragte die Frau.
Das Eine ist das Handeln und Planen.
Der Wille, etwas verändern zu wollen.
Die Offenheit und Bereitschaft zu kämpfen,
Dunkelheiten zu durchschreiten, Prozesse zu durchleben.
Das andere ist das Ruhenlassen,
ablegen, sein und wirken lassen - wie beim Kompost:
Es gibt Prozesse, die wirken im Innern,
Gärungs- und Umwandlungsprozesse.
Da wirkt die Weisheit im Kleinsten und in der Tiefe.
Da wächst aus Vergangenem und Verdorbenem
eine neue Lebenskraft.
Da geschieht - fürs Auge verborgen -
Verwandlung und Neubeginn.
Dann ist das Lassen mehr als das Tun.
Ein mutiger Akt des Vertrauens.
Barbara Lehner, aus: Andrea Kett und Hildegund Keul (Hg.), Du gibst meinem Leben weiten Raum, Spirituelle Texte von Frauen. Schwabenverlag, Ostfildern 2011.
Hoffnung
Der Bürgersteig vor unserem Haus
hat eine dichte solide Asphaltdecke
Jahrelang bin ich darüber gelaufen
Vorgestern bemerkt ich plötzlich
eine dicke Beule in dem glatten Asphalt
Gestern sah ich zwischen aufgeworfenen Asphaltbrocken
einen weißen Pilz
Heute war der Pilz fort
zertreten, zerstreut, tot
Aber jetzt
ist ein Loch im Asphalt
Aus: Andrea Schwarz, Ich mag Gänseblümchen, Verlag Herder, Freiburg 1985.
Gutes säen
Die Gleichnisse der Bibel entstammen wie viele Geschichten und Psalmen des Alten Testamentes einer Zeit, in der Landwirtschaft überall präsent war. Die Menschen lebten mit der Natur, sie konnten sich Wachstum und Reife zwar nicht erklären, aber sie beobachteten und nutzen das, was da geschah. Aus einem Zweig der Zeder wuchs ein neuer Baum, aus einem winzig kleinen Senfkorn wächst ein großer Baum, der Schatten wirft. Das waren Dinge, die die Menschen kannten.
Auch wir kennen ähnliches: wenn sich irgendwo eine Birke sät, z.B., dann wächst sie ziemlich schnell, wenn man sie lässt. Sie braucht nicht mal Pflege.
Und so können wir uns das Wachsen des Reiches Gottes vorstellen. Der Same der Liebe Gottes zu uns Menschen und der Menschen untereinander ist von Gott gelegt. Wir sind der Nährboden, auf dem das Reich Gottes wachsen kann. Und wir sind auch die, die säen. Auch wenn wir oft das Gefühl haben, nichts ausrichten zu können in dieser kalten Welt, so können wir es doch versuchen, denn nicht umsonst heißt es in einem Sprichwort: geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude doppelte Freude.
Genauso ist es mit der Liebe und dem Frieden: jeder und jede von uns kann ihn verbreiten. Und das tägliche Leben zeigt: manchmal schlägt der Same aus. Wenn ich z.B. zu jemandem freundlich bin und hinterher merke, dass es diesen Menschen zumindest kurzzeitig verändert hat: weil er oder sie sich gesehen gefühlt hat und nun auch andere Menschen sieht.
In der Coronazeit habe ich angefangen, Briefe der Hoffnung zu schreiben. Einfach wahllos an Menschen, die mir näher oder ferner sind, deren Adressen ich aus den verschiedensten Gründen habe. Da erhielt ich nicht nur die Rückmeldung, dass die Briefe gutgetan haben, es gab auch Menschen, die ihrerseits angefangen haben, Briefe zu schreiben. Ohne, dass ich etwas dazu getan habe, breitete sich die Freude darüber, gesehen zu werden, wahrgenommen zu werden, immer weiter aus, auch zu Menschen, die ich gar nicht kenne.
Seien wir also wie der Sämann. Säen wir! Verbreiten wir das Wort Gottes! Verbreiten wir seinen Frieden und seine Liebe! - Und legen wir das Wachstum in die Hände Gottes.
Edith Furtmann 2024.
Wie ein Baum
Mach hell, Herr, mein ganzes Denken,
mach hell mein ganzes Sein.
Und lass in deiner Liebe
mich wachsen und gedeihen.
Verwurzle mich auf Erden,
dass festen Stand ich find.
Doch richte Stamm und Äste,
dass sie dir nahe sind.
Und schenke mir Erblühen,
zu jeder guten Zeit.
Und lass mich Früchte tragen,
zu geben mich bereit.
Dass sich in meinem Schatten,
so mancher bergen mag.
Und schenk du mir die Nahrung,
dass ich stets wachse –
heute und jeden Tag.
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Ein Samenkorn - ein Wunder
Ein Samenkorn – ein Wunder!
Ins Erdreich fällt’s hinunter
und fängt dort im Geheimen
auch bald schon an zu keimen.
Im Körnlein schlummern Kräfte,
da wirken Lebenssäfte;
hervor sprießt eine Pflanze:
Ein Kunstwerk ist das Ganze!
Von all den vielen Samen
weiß ich nur wenig Namen,
weshalb ich mich bescheide,
zu reden von Getreide!
Schon viel zu sagen wäre
zu Wurzel, Halm und Ähre;
vor allem: Wer kann Leben,
Gestalt und Wachstum geben?
Das ist ein großer Meister.
Gott ist’s, und Schöpfer heißt Er.
Auf wunderbare Weise
sorgt Er für unsre Speise,
gibt Brot aus Weizen, Roggen,
aus Hafer feine Flocken,
schenkt Fülle an Getreide,
dass keiner Mangel leide!
Wenn Gott nichts wachsen ließe,
dass es der Mensch genieße –
wir würden bald verderben,
vor Hunger elend sterben!
Doch der einst sprach: „Es werde!“,
schafft Nahrung aus der Erde,
gibt Frucht und wieder Samen,
drum rühm' ich seinen Namen!
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Neu will ich machen
(KV) Lob und preist die herrlichen Taten des Herrn.
Halleluja, Halleluja
So spricht der Herr: Neu will ich machen Himmel und Erde.
Niemand wird nach dem Alten sich sehnen, es ist vergessen.
Jubel wird sein in allen Ländern, Jubel und Freude.
Denn ich will bauen die Stadt der Menschen, für einen jeden.
Friede wird sein für alle Menschen, Friede und Freiheit,
und diese Welt wird endlich bewohnbar für einen jeden.
So spricht der Herr: Ich schuf den Himmel, ich schuf die Erde,
schuf sie zur Wohnung für alle Menschen, doch nicht zur Wüste.
Ich gieße aus über die Menschen Geist aus der Höhe,
dann wird die Steppe, dann wird die Wüste fruchtbarer Garten.
Dann wohnt das Recht unter den Menschen und schafft den Frieden,
für alle Völker – Spruch unseres Gottes- sichere Zukunft.
Diethard Zils (1970), in: EG 429.
Zedern auf den Höhn
Das ist köstlich, dir zu sagen Lob und Preis:
Deine Güte, von der ich zu singen weiß, deinen Namen,
Allerhöchster, rühm ich gern;
überall will ich verkünden: Lobt der Herrn!
Wie ein Palmbaum grün und kräftig werd ich stehn,
wachsen werd ich wie die Zeder auf den Höhn
und dem Sturme trotzend leben in der Welt.
Denk an Gott nur und vergiß nicht, wer dich hält!
Günter Rutenborn (1971) nach einem ungarischen Kirchenlied vor 1575, in: EG 284.
Samenkorn
Seit ein paar Monaten war ich Vikar. Ich sollte einen alten, alleinstehenden Mann zum Geburtstag besuchen - am Ostersonntag, denn da wollte mein Chef nach dem Gottesdienst zu seiner Familie. Ich ging also hin, sprach ein wenig linkisch meine Glückwünsche aus und wartete, was der Mann wohl sagen würde. Er fühlte sich einsam und unglücklich. Er sprach vom Sterben und daß danach alles aus sei. Was sollte ich sagen? Wie sollte ich den Glauben ins Spiel bringen? Ich konnte nur antworten: „Heute ist doch Ostersonntag!“, darauf er: „Na und? - Für mich ein Tag wie jeder andere.“ Ich schwieg. „Ach“ sagte er, „Sie meinen die Geschichte mit der Auferstehung? Die ist doch ein Märchen. Daran glaube ich längst nicht mehr.“ Ziemlich geknickt ging ich davon. Von Hoffnung und Freude hatte ich dem Mann nichts sagen können.
Ein paar Wochen später fuhr ich zu einem Kurs ins Predigerseminar. Irgendwann kam mein Chef zu Besuch. In der Mittagspause erzählte er: „Neulich starb ein Mann aus der Brandlberger Straße. Die Söhne kamen und meldeten die Beerdigung an. Sie sagten, du hättest ihren Vater zum Geburtstag besucht. Jedesmal, wenn sie danach zum Vater gekommen wären, noch am Tag vor seinem Tod, habe der Vater wieder angefangen: „Da war neulich ein Vikar bei mir, so ein kleiner, dicker. Der sprach von der Auferstehung.“
Vielleicht ist an jenem Ostersonntag ein Samenkorn in das Herz des alten Mannes gefallen - gerade als ich meinte: Ich habe versagt. Vielleicht hat der Same Frucht getragen für die Ewigkeit. Ich weiß es nicht. Ich muß das auch nicht wissen.
Dr. Rainer Oechslen,
www.predigtpreis.de/predigtdatenbank/predigt/article/predigt-ueber-markus-426-29-2.html
Kunst der Unterscheidung
Das scheint alles so selbstverständlich zu sein und so klar, der Erde Zeit zu lassen und dadurch selber Zeit zu gewinnen, daß uns so etwas kaum des Nachdenkens wert ist. Und doch macht Jesus uns auf einen so ein-fachen Vorgang aufmerksam, um uns das Geheimnis von Gottes Reich mitzuteilen, das sich nicht irgendwo im Jenseits, sondern ganz in unserer Mitte abspielt. Und dieses Geheimnis besteht darin, daß einer unterscheiden kann zwischen der Zeit, die er sich nehmen muß, wenn er dran ist, und derjenigen Zeit, die er sich lassen kann, weil etwas von selbst zu seinem Besten geschieht, außerhalb seiner selbst. Mit so einer Unterscheidung der Zeiten werden mehr als bloß Erfolge produziert, Scheine gemacht, Leistungen erbracht. Es wächst vielmehr Frucht heran, und ich darf mir Zeit lassen, sie wachsen zu lassen, auch wenn sie jetzt noch verborgen ist.
Ach, wenn wir uns doch durch Jesu Gleichnis in dieses Unterscheiden zwischen Gottes Zeit und unserer Zeit einüben ließen! Wir hätten mehr Zeit und könnten uns mehr Zeit lassen. Das trennt ja den Teufel so abgrundtief von Gott: Der Teufel hat keine Zeit und läßt dir keine Zeit, sondern nimmt dir auch noch die letzte Zeit, so daß du unter teuflischen Zeitdruck gerätst und am Ende nicht einmal mehr schlafen kannst. Am Ende eines Semesters redet er dir ein: Zu spät, mein Lieber, du hast keine Zeit mehr. Das Durcheinanderbringen der Zeiten gehört zum Geschäft des Teufels: Gottes Zeit und deine Zeit wirft er durcheinander. Mal redet er dir ein, daß du ständig und immer dran bist und nimmt dir so die Zeit und jagt dich zu Tode. Und dann redet er dir wieder ein, daß du gar nicht mehr dran bist und alles zu spät ist und bringt dich so in Verzweiflung.
Jesus dagegen übt mit uns die Unterscheidung zwischen Gottes Zeit und unserer Zeit gleichnishaft ein. Und wenn ihr euch in dieses Unterscheiden von Jesus einüben laßt, dann beginnt ihr die Luft von Gottes Reich zu atmen. Gott hat nicht nur Zeit, er läßt uns auch Zeit und schenkt uns Zeit, so wie die Erde diesem Bauern Zeit schenkt, daß er schlafen und aufstehen kann Nacht und Tag.
Prof. Dr. Christian Möller, Predigt am Sonntag Sexagesimae (07.02.99) über Mk 4,26-29
in der Peterskirche Heidelberg.
www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/theologie/universitaetsgottesdienste/990207.html
In der Nähe deines Himmels
Im übrigen meine ich
Dass Gott der Herr uns gerade in diesen Tagen
Des wetterwendischen Frühlings
Aber auch der sich uns nähernden Wärme
Uns wieder den Aufbruch der Natur
Und damit den Neuanfang auch für unser Gemüt
Und unseren Geist deutlich spüren lässt
Dass er uns immer wieder in die Nähe seines Himmels führe
Sein Wort durch unseren Kopf gehen lässt
Seinen Blick in unser Herz senkt
Er möge uns
Sichtbar und unsichtbar zeigen
Dass wir nicht verloren sind
Auch wenn die Welt verloren ging
Und dass er sich unser erbarmt
So wie wir uns erbarmen wollen
Die Hilflosen und Beladenen
Die Obdach- und Besitzlosen
Sollen unser besonderes Augenmerk haben
Die Kunst des Zusammenfühlens und Zusammendenkens
Möchten wir wieder lernen
Mit ihm dem Sohne und dem Heiligen Geiste
Lehre uns auf deine Weise die Dinge zu Ende zu denken
So dass wir neu anfangen können
Mit dir und mit allen Geschöpfen die du gemacht
Mit der Schlange und dem Pferd
Den Menschen aller Arten und Abarten
Den weißen den farbigen allen die unter deinem Himmel
Der heute in Leib und Seele bei uns ist
Leben sterben und sich wiedersehen
Dafür danken wir dir und preisen dich auf unseren Wegen
Von dir und zu dir am Morgen wie am Abend ohne Ende
Aus: Michael Blum und Hans Dieter Hüsch, Das kleine Buch zum Segen, Düsseldorf 1999.
Bäume als religiöse Symbole
Bäume sprechen die Seele des Menschen an. Unzählige Gedichte, Lieder und Bilder belegen die reichen Erfahrungen, die Bäume uns Menschen schenken. Bäume schenken uns durch die Photosynthese das Leben. Bäume sind Wesen mit Ausstrahlung. Im Alten Orient wurden weibliche Gottheiten in Bäumen verehrt. Eine Spur davon gibt es noch in der Bibel: Im Buch Jesus Sirach vergleicht sich die Weisheit Gottes mit Bäumen. Im Buch Hosea 14,96 stellt sich Jahwe als grünender Wacholder vor.
Wir kennen den Baum der Erkenntnis und manche den Baum der Weisheit (Sir 24,12ff). In unserem Lebensraum gibt es Bäume, Wälder. Sie sind bedroht durch die von uns verursachte Umweltzerstörung, wie uns das Waldsterben eindringlich zeigt. Nicht zu vergessen die Abholzung der Regenwälder in anderen Kontinenten. Erst sterben die Bäume, dann die Menschen, so lautet die Einschätzung von Fachleuten. Es ist an der Zeit, dass uns Bäume wieder heilig werden. Von ihnen müssen wir lernen, im Einklang mit den Naturkräften zu leben.
Wenn wir wieder eine wirkliche Verbindung zu Bäumen spüren, wird das Bedürfnis, sie zu erhalten und zu schützen, existentiell.
Viele Freizeiten finden draußen statt. Bäume stehen überall. Lebensbäume zu entdecken, gerade mit Kindern und Jugendlichen, dazu laden wir ein.
Aus: Jutta Schnitzler–Forster, …und plötzlich riechst nach Himmel, Religiöse Erlebnisräume und Freizeiten und in Gruppen, Ostfildern 1999.
Segen
Wie ein Baum
entfaltet sich Segen
über dir
Schatten spendet er
in Sommerglut
und seine Vögel
singen dir
ein Segenslied:
Gott ist mit dir
hab keine Angst
du darfst geborgen sein
gesegnet bist du
unter vielen
und mit den vielen
die auf deinem
Wege sind
und Leben schenkt er dir
der Segensbaum
verwurzelt
wie er ist
in Gott
und du darfst selber
Segen sein
für manchen Menschen
der da weint
darfst Baum und Wurzel sein
und Nest und Lied
darfst für das Morgen singen
wider alle
Hoffnung
Eva Maria Leiber in: Jutta Schnitzler–Forster, …und plötzlich riechst nach Himmel, Religiöse Erlebnisräume und Freizeiten und in Gruppen, Ostfildern 1999.
Beim Herrn sein
Auch im Zweiten Korintherbrief schreibt er (Paulus) von seiner Sehnsucht, beim Herrn zu sein: „Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein.“ (2 Kor 5,8). Beim Herrn sein heißt für Paulus: daheim zu sein, Heimat zu haben in Christus, für immer bei ihm geborgen zu sein. Im Griechischen stehen hier zwei Worte für Auswandern und Daheimsein, die den gleichen Stamm haben: „ekdemesai“ und „endemesai“. Das heißt: aus dem Land, aus dem, was mir bisher Heimat ist, auszuziehen, und einzuziehen in das neue Land, in das der Verheißung, das uns Christus bei Gott bereitet hat, um dort daheim zu sein. Das ist die tiefste Sehnsucht des Paulus: für immer mit Christus zu sein, bei ihm daheim zu sein, in ihm Heimat haben, ihn anzuschauen und mit ihm eins zu werden.
Beim Herrn sein bedeutet, dass das ewige Leben vor allem in einer intimen Beziehung zu Jesus Christus besteht. Die Erfahrungen, die wir hier auf Erden mit Christus gemacht haben – im Gebet, in der Meditation, in den Sakramenten -, werden im Himmel erfüllt. In den Sakramenten berührt uns Jesus. In der Eucharistie wird er eins mit uns. Aber trotz der Sakramente erfahren wir immer auch Entfremdung und Fernsein von Christus. Wir können die Nähe nicht durchhalten. Im ewigen Leben, so wie Paulus sich es vorstellt, sind wir für immer beim Herrn und mit ihm. Wir dürfen uns an der Gemeinschaft mit ihm erfreuen.
Die Theologie hat diese Worte des Paulus aufgegriffen, wenn sie Christus selbst als den Himmel bezeichnet. Wenn wir in Christus und mit ihm sind, dann sind wir im Himmel, dann ist unsere Sehnsucht nach Angenommen werden, nach Geliebt werden, nach Eins werden, nach Verwandelt werden für immer erfüllt.
Aus: Anselm Grün, Was kommt nach dem Tod? Die Kunst zu leben und zu sterben Münsterschwarzach 2009.
Im Guten ist Gottes Kraft
Vielleicht denkt der eine oder andere: Was kann ich denn schon Gutes tun? Das Gleichnis Jesu vom Senfkorn (Mk. 4, 30–32) macht Mut. Es sagt: Ein Gramm Güte kann einen ganzen Berg zum Schmelzen bringen; denn im Guten und mag es auch noch so klein sein, ist Gottes Kraft, ist Gott selbst gegenwärtig.
Daher kann bereits ein gutes Wort, eine kleine Aufmerksamkeit, ein freundlicher Gruß eine enorme Wirkung haben. Diese kleinen Dinge sind es, die uns selbst zu einem Baum emporwachsen lassen, der für manch einen zum Ort der Geborgenheit wird. Das prophezeit Amos mit prophetischer Gewissheit, wenn er sagt: „Sucht das Gute, nicht das Böse; dann werdet ihr leben.“
Wer bekommt also eine Ahnung dessen, was Leben eigentlich ist? Der Sucher des Guten. Kann man über einen Menschen etwas Besseres sagen als dies: Er ist ein Sucher des Guten?
Aus: Jutta Schnitzler–Forster, …und plötzlich riechst nach Himmel, Religiöse Erlebnisräume und Freizeiten und in Gruppen, Ostfildern 1999.
Ein Lob auf den Kompost
»Wie kann das Befreiende und Heilende wachsen
in mir, meinen Beziehungen, in der Welt?«,
fragte die Frau.
Das Eine ist das Handeln und Planen.
Der Wille, etwas verändern zu wollen.
Die Offenheit und Bereitschaft zu kämpfen,
Dunkelheiten zu durchschreiten, Prozesse zu durchleben.
Das andere ist das Ruhenlassen,
ablegen, sein und wirken lassen - wie beim Kompost:
Es gibt Prozesse, die wirken im Innern,
Gärungs- und Umwandlungsprozesse.
Da wirkt die Weisheit im Kleinsten und in der Tiefe.
Da wächst aus Vergangenem und Verdorbenem
eine neue Lebenskraft.
Da geschieht - fürs Auge verborgen -
Verwandlung und Neubeginn.
Dann ist das Lassen mehr als das Tun.
Ein mutiger Akt des Vertrauens.
Barbara Lehner, aus: Andrea Kett und Hildegund Keul (Hg.), Du gibst meinem Leben weiten Raum, Spirituelle Texte von Frauen. Schwabenverlag, Ostfildern 2011.
Ein Beginn
Es hilft dann und wann zurückzutreten
und die Dinge aus der Entfernung zu betrachten.
Das Reich Gottes ist nicht nur jenseits unserer Bemühungen.
Es ist auch jenseits unseres Sehvermögens.
Wir vollbringen in unserer Lebenszeit lediglich einen winzigen Bruchteil
jenes großartigen Unternehmens, das Gottes Werk ist.
Nichts, was wir tun, ist vollkommen.
Dies ist eine andere Weise zu sagen,
dass das Reich Gottes je über uns hinausgeht.
Kein Vortrag sagt alles, was gesagt werden könnte.
Kein Gebet drückt vollständig unseren Glauben aus.
Kein Pastoralbesuch bringt die Ganzheit.
Kein Programm führt die Sendung der Kirche zu Ende.
Keine Zielsetzung beinhaltet alles und jedes.
Dies ist unsere Situation.
Wir bringen das Saatgut in die Erde,
das eines Tages aufbrechen und wachsen wird.
Wir begießen die Keime, die schon gepflanzt sind
in der Gewissheit, dass sie eine weitere Verheißung in sich bergen.
Wir bauen Fundamente, die auf weiteren Ausbau angelegt sind.
Wir können nicht alles tun.
Es ist ein befreiendes Gefühl,
wenn uns das zu Bewusstsein kommt.
Es macht uns fähig, etwas zu tun und es sehr gut zu tun.
Es mag unvollkommen sein, aber es ist ein Beginn,
ein Schritt auf dem Weg, eine Gelegenheit für Gottes Gnade
ins Spiel zu kommen und den Rest zu tun.
Wir vermögen nie, das Endergebnis zu sehen bekommen,
doch das ist der Unterschied zwischen Baumeister und Arbeiter.
Wir sind Arbeiter, keine Baumeister.
Wir sind Diener, keine Erlöser.
Wir sind Propheten einer Zukunft, die nicht uns allein gehört.
Bischof Oscar A. Romero
Zwei Gärten
Ein Mann kam in ein Dorf, in dem, wie überall erzählt wurde, wunderschöne Gärten waren, große und kleine, vornehme und einfache. Der Mann, mit seinem eigenen Garten nicht mehr zufrieden, wollte sich in diesen Gärten einmal umsehen. Vielleicht, so dachte er, kann ich dieses und jenes dann in meinem Garten ändern.
Am Eingang des Dorfes saß ein alter Mann, der verständig und weise aussah. Ihn fragte er, wie er es anstellen müsse, einen der Gärten zu besehen, um derentwillen das Dorf so berühmt sei. Der alte Mann winkte einen seiner Söhne herbei, und dieser führte ihn in einen großen Garten. "Die Gartenpforte muss erneuert werden", sagte der Sohn, als sie den Garten betraten, und zeigte auf einige unschöne Stellen. "Und diese Wege sind reichlich ausgetreten und müssen eingeebnet werden." Vor einem Rosenstrauch blieb er nachdenklich stehen: "Seht Ihr die Blattläuse? Er wird kaum überleben. Und das Gewächs dort hinten an der Mauer, es wird wohl auch eingehen. Die Wurzeln sind befallen und nehmen das Wasser nicht mehr auf. Wir können gießen, soviel wir wollen, es hilft nicht mehr." Der Sohn zeigte ihm noch manches, was nicht in Ordnung war. Es schien ein kranker Garten zu sein, und der Mann überlegte, warum man ihn gerade in diesen Garten geführt hatte. Enttäuscht berichtete er dem Alten vom schlechten Zustand des Gartens und fragte ihn, ob er nicht einen anderen sehen könnte.
Der weise Alte winkte einen anderen seiner Söhne herbei. Dieser führte den Mann in
einen Garten, der ihm wohl gefiel. "Seht hier, diese Kletterrose", sagte der Sohn und zeigte auf einen Bogen über der Gartenpforte. "Sie blüht das ganze Jahr. Es gibt keine andere Kletterrose im ganzen Dorf, die so viele Blüten treibt. Und dort ein Mandarinenbaum. Er trägt die süßesten Früchte." Er gab dem Mann eine reife Frucht von köstlichem Aroma, die ihm wohl schmeckte. "Dieses Beet haben wir neu angelegt. Vor einigen Tagen haben wir die Samen in die Erde getan. Es werden Blumen wachsen, große, weiße, mit starkem Duft, ähnlich wie die blauen dort an der Mauer. Die ersten Sprossen kommen schon. Seht Ihr sie? Und dort ist unser Brunnen. Schaut nur, wie tief er ist. Noch nie hat es uns an Wasser gefehlt." So führte dieser Sohn den Mann durch den Garten und zeigte ihm all seine Schönheiten. Begeistert berichtete der Mann dem Alten von allem, was er in diesem Garten gesehen hatte, und bedankte sich.
Der Weise lächelte nur und fragte: "Habt Ihr nicht gemerkt, dass Ihr in ein und demselben Garten gewesen seid?"
Aus: Renate Schubert, Durch viele Welten wandern wir, Günter Kohn, Verlag Eschbach, Eschbach/ Markgräflerland 1997.
Meditation für eine Tulpenzwiebel
Eine Tulpenzwiebel in meiner Hand
klein
eher unscheinbar
braune Schale
sie wirkt tot
und doch
ruht in ihr das Leben
lebt in ihr eine Blume
einpflanzen
mitten im kalten Winter
in dunkle Erde
voll Hoffnung
das sie Wurzeln schlägt
und wächst und blüht
hoffen wider alle
Hoffnungslosigkeit
das ist Advent:
die Hoffnung
auf das Leben
in die dunkle Kälte pflanzen
sorgfältig einen Ort
für diese Tulpenzwiebel
suchen
die Erde aufgraben
mir die Hände dreckig machen
zupacken
und dann
die Tulpenzwiebel
in die aufgebrochene Erde legen
mit Erde bedecken
dem Dunkel übergeben
der Kälte aussetzen
loslassen
vor meinen Augen
das Bild
einer blühenden Tulpe
im Frühling
und dann
warten
warten
warten
Warten
das heißt nicht
nichts zu tun
warten - das heißt
an meine Tulpenzwiebel zu denken
wird sie es schaffen
wird sie aus dem Dunkel wachsen
um eines Tages zu blühen?
warten
voll Sehnsucht sein
und doch die Realität nicht vergessen
meine Hoffnung kann scheitern
mein Traum wird nicht wahr
meine Erwartungen werden nicht erfüllt
die Sehnsucht nicht gestillt
ich kann diese Tulpenzwiebel
nicht zum Wachsen
und zum Blühen zwingen
hier
vor dieser unscheinbaren Zwiebel
mit der braunen Schale endet meine Macht
ich kann hoffen
warten
an sie denken
aber ich kann nicht
für sie blühen
was ich tun konnte
habe ich getan
mit meiner Erwartung
diese Tulpenzwiebel
muss blühen
werde ich scheitern
damit verachte ich die Freiheit des Lebens
diese Blume kann sterben
bevor sie geblüht hat
sie hat das Recht dazu
es ist ihr Leben
nicht meines
sie braucht
meine Hoffnungen und Erwartungen
nicht zu erfüllen
sie ist nicht dazu da
um mich glücklich zu machen
sondern um ihren eigenen Weg zu gehen
Ich kann an sie denken
nach ihr schauen
ihr das geben
von dem ich meine
dass sie es braucht
und vielleicht muss
ich
den Winter aushalten
wenn ich im Frühjahr
eine Tulpe blühen sehen will
Aus: Andrea Schwarz, Wenn ich meinem Dunkel traue. Auf der Suche nach Weihnachten. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1993.
Wo Gott wohnt
Jede Verschlossenheit ist eine Form von Hass, eine Form davon, dass einer nicht annehmen will. Gott kommt nicht im Hass, nicht im Laster, nicht in Zank und Streit, nicht in Nörgelei, nicht in Neid und Verbitterung.
Gott wohnt einzig und allein in der Güte von Mensch zu Mensch, in der Vergebung, in der Versöhnung, im Verständnis füreinander, in Freundlichkeit und Nachsicht. Gott ist Liebe. Gott wohnt - in dir?
Phil Bosmans in: Für jeden Tag ein gutes Wort. Freiburg - Basel - Wien 2005.
Kleines Senfkorn Hoffnung
Kleines Senfkorn Hoffnung
mir umsonst geschenkt,
werde ich dich pflanzen,
dass du weiter wächst?
Dass du wirst zum Baume,
der uns Schatten wirft,
Früchte trägt für alle, alle,
die in Ängsten sind.
Alois Albrecht in: Beiheft zum Gotteslob für das Erzbistum Freiburg, Erzbischöfliches Seelsorgeamt Freiburg 1985.
Weißt du, wo der Himmel ist
Weißt du, wo der Himmel ist,
außen oder innen.
Eine Handbreit rechts und links.
Du bist mitten drinnen.
Weißt du, wo der Himmel ist,
nicht so tief verborgen.
Einen Sprung aus dir heraus.
Aus dem Haus der Sorgen.
Weißt du, wo der Himmel ist,
nicht so hoch da oben.
Sag doch ja zu dir und mir.
Du bist aufgehoben.
Aus: Der Regenbogen. Liederheft der Abtei Münsterschwarzach. Als Manuskript gedruckt.
Der Himmel in dir
Halt an, wo läufst du hin?
Der Himmel ist in dir.
Suchst du ihn anderswo,
fehlst du ihn für und für.
Angelus Silesius in: . . . unterwegs in ein neues Jahrtausend. Pilgerbuch zur St. Ansgar-Pilgerfahrt Hamburg 2000.
Manchmal bricht dein Licht
Manchmal bricht dein Licht
in Menschen durch, unaufhaltsam,
so wie ein Kind geboren wird.
Gedenk des Menschen,
der wird genannt: dein Kind,
dein Königreich, dein Licht.
Keine Finsternis hat ihn je überwältigt.
Gedenk unser, die wie er,
geboren sind, ein für allemal,
die aus seinem Namen deinen Namen hörten.
Huub Oosterhuis in: Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Freiburg - Basel - Wien 2007.
Norbert Riebartsch (2009)
Regina Wagner (1997)