Kundenbindung
Kundenbindung ist ein wichtiges Schlagwort im modernen Marketing. Handelsketten versuchen durch das Ausstellen von Kundenkarten und daran gebundene Einkaufsvorteile, ihren Kunden das Gefühl zu geben, sie seien etwas Besonderes und gehören dank dieser Karte einem bevorzugten und in manchen Fällen sogar einem exklusiven Personenkreis an.
Wenn Sie zu Veranstaltungen sogenannter besserer Kreise eingeladen werden wollen, müssen sie erst dazugehören. Dazu braucht man meist entsprechende Beziehungen. Oft muss man von einem Mitglied dieses Kreises eingeführt werden oder zur Mitgliedschaft vorgeschlagen werden. Man muss gewisse Kriterien erfüllen, um von den anderen akzeptiert zu werden. Schließlich muss man sich den Regeln dieses Kreises entsprechend verhalten.
Dazugehören
Um das Dazugehören geht es auch in den biblischen Texten des Gründonnerstag. Das Blut des Pessach-Opfers an den Türpfosten weist die Bewohner des Hauses als Mitglieder des Volkes Gottes aus und verschont sie vor dem Zorn und Strafgericht Gottes. Paulus mahnt die Christen in Korinth, sich durch ein angemessenes Verhalten der Gemeinschaft mit Christus würdig zu erweisen. Schließlich geht es im Gottesdienst der Christen um den innersten Kern ihres Glaubens.
Die Erzählung von der Fußwaschung macht deutlich, worauf es ankommt, wenn jemand zum Kreis um Jesus gehören will. Wer zu ihm gehören will, an ihm Anteil haben will, muss bereit sein, so wie Jesus den anderen zu dienen und für einander da zu sein.
Ein Zweites ist noch vorausgesetzt: Den Dienst Jesu anzunehmen. Petrus schreckt davor zurück, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen. Er weiß, dass Jesus der "Herr" ist, der Messias, der Sohn Davids. Der Dienst Jesu ist nicht nur ein menschlicher Dienst, den sonst ein Sklave ausführt. Jesus stiftet mit seinem Dienen Gemeinschaft untereinander und mit Gott. Es ist ein Dienst der Versöhnung mit Gott, ein Heilsdienst. Dabei geht es nicht um die körperliche Reinigung, wie es auch im Bad der Taufe nicht um die Reinigung des Körpers geht. Es geht um das Annehmen des Gemeinschaftsangebotes Gottes.
An der Gegengestalt des Petrus, an Judas, wird noch um einen Grad deutlicher, dass ein inneres Annehmen der Gemeinschaft mit Christus gefordert ist. Dieser hat zwar äußerlich den Dienst Jesu an sich vollziehen lassen. In seinem Inneren hat er aber schon längst einen anderen Weg eingeschlagen.
Für einander da sein
Der Abendmahlsgottesdienst des Gründonnerstags erinnert uns Christen auch an die Einsetzung des Eucharistie-Sakramentes. Jede Eucharistiefeier ist dem Abendmahl nachgestaltet. Dabei vollziehen wir nicht nur das Mahl Jesu mit seinen Jüngern nach. Wir erinnern uns an den Einsatz seines Lebens für unsere Versöhnung mit Gott. Dem Inhalt nach ist auch der Karfreitag und der Ostermorgen darin bereits enthalten.
Wenn wir Eucharistie feiern stehen wir vor der gleichen Entscheidung wie Petrus: nehmen wir den Versöhnungsdienst Jesu an oder sehen wir darin nur einen berührenden Gestus. Wir stehen in einer ähnlichen Versuchung wir Judas: vollziehen wir den Ritus äußerlich zwar mit, innerlich sind wir aber von dem eigentlichen Geschehen, der Gemeinschaft und Bindung an Gott weit entfernt. Sind wir bereit, mit Jesus den Kelch zu trinken, den er getrunken hat?
Wer zu Jesus gehören will, muss bereit sein, so wie er für einander da zu sein. Das erfordert Dienstbereitschaft, Einsatz und Hingabe. Wir können dieses Dienen nicht an andere delegieren und uns selbst heraushalten.
Hinein wachsen
Petrus lässt sich umstimmen und nimmt den Dienst Jesu an. Was dies jedoch nach sich zieht, hat er vermutlich erst einige Zeit später begriffen. Noch in dieser Nacht wird er lernen, dass es mit einem begeisterten Bekenntnis allein noch nicht getan ist. Er wird Jesus verleugnen. Er wird Jesus seinen schweren Leidensweg allein gehen lassen. Erst die Begegnung mit dem Auferstandenen und das Pfingstfest werden Petrus zu dem Felsen machen, als den wir ihn schätzen und ehren. Eine Legende erzählt sogar, dass er Jahre später in Rom noch einmal davonlaufen wollte und erst eine Begegnung mit dem Herrn, in der er ihn fragte "Quo vadis?", "Wohin gehst du?", ihn reif für die endgültige Nachfolge machte.
Auch ein jeder von uns muss seinen Weg der Nachfolge selbst gehen, muss sich viele Male entscheiden, wie er seine Gemeinschaft mit dem Herrn lebt und ihr seine persönliche Gestalt gibt. Im eucharistischen Mahl gibt Jesus uns hier und jetzt Anteil an seinem Erlösungsdienst und an der Gemeinschaft mit ihm. Gleichzeitig gibt er uns auch die Kraft, unser Leben als Heilsdienst an den Schwestern und Brüder und an der ganzen Welt anzulegen.