Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 21. Mai. 2023 - 7. Sonntag der Osterzeit (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Apg 1,12-14
Lesung aus der Apostelgeschichte.
Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war,
kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird
und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist,
nach Jerusalem zurück.
Als sie in die Stadt kamen,
gingen sie in das Obergemach hinauf,
wo sie nun ständig blieben:
Petrus und Johannes,
Jakobus und Andreas,
Philippus und Thomas,
Bartholomäus und Matthäus,
Jakobus, der Sohn des Alphäus,
und Simon, der Zelot,
sowie Judas, der Sohn des Jakobus.
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet,
zusammen mit den Frauen
und Maria, der Mutter Jesu,
und seinen Brüdern.
Die Lesung aus der Apostelgeschichte wirft einen Blick auf die Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Wir sehen die Apostel, namentlich genannt, in „das“ Obergemach gehen – es ist ihr Ort, an dem sie nun ständig bleiben. Ein Ort als gemeinsame Mitte. Der erste Kirchraum. Was die Apostel, Maria, Frauen und Brüder, dort zusammenhält, wird von Lukas auch erzählt: das einmütige Gebet. Besonders auffällig ist, dass der Jüngerkreis hier erweitert ist.
Die Jünger, die mit Jesus gezogen sind, werden hier zu Trägern der ersten Gemeinde. Mit Nachdruck stellt Lukas in der Apostelgeschichte heraus, was seitdem prägend ist: die Beständigkeit und das Gebet. Der Weg Jesu geht weiter. Die Pfingstgeschichte setzt hier ein.
Die Perikope ist aufgrund der Zeitangabe für den Sonntag nach Christi Himmelfahrt gewählt (V. 12: "Als Jesus in den Himmel aufgenommen war.") und führt die Lesung des Hochfestes (1,1-11) weiter. Die Nennung der Namen der nach Jerusalem Zurückgekehrten (V. 13) zeigt, daß die Apostel im Vordergrund stehen - sie garantieren die Kontinuität zwischen Jesus und der Kirche.
Jerusalem ist auch theologisch wichtig: Hier hat Jesus seine Mission mit Tod und Auferstehung erfüllt; hier beginnt der Weg der Kirche.
Diese Verse geben eine indirekte Ortsangabe für die Himmelfahrt: den "Ölgarten". Die Versammlung im "Obergemach" läßt an andere Versammlungen an diesem Ort denken (zum Studium, zum Gebet; nach dem Tod Jesu ...)
V. 14 beschreibt einen "Idealzustand": einmütig verharren die 11 Apostel im Gebet - dazu aber auch noch andere Jünger und auch Frauen. Das Pfingstereignis von 2,1ff scheint direkt an diese Verse anzuschließen (nach dem Einschub über die Wahl des Matthias). Der Heilige Geist ist somit Antwort Gottes auf das einmütige Gebet der versammelten Jünger.
Der Abschnitt steht am Anfang der Apostelgeschichte. Er bildet den Übergang von der Erzählung der Himmelfahrt Jesu zum Pfingstereignis. Am Beginn seines zweiten Buches arbeitet der Autor einige wichtige theologische Akzente heraus, gleichsam als Ouvertüre:
Im Gegensatz etwa zu Matthäus ereignet sich die Himmelfahrt Jesu auf dem Ölberg in Jerusalem. Jerusalem ist die Stadt Gottes, von der das Evangelium seinen Ausgang nimmt. Der Autor der Apostelgeschichte will den Weg des Evangeliums bis nach Rom, der Hauptstadt der damals bekannten Welt beschreiben. Jerusalem ist aber auch der Ort der Ablehnung Gottes durch den Menschen. Hier erfüllte sich das Prophetenschicksal Jesu.
An den Anfang der Apostelgeschichte stellt er auch eine Liste der verbliebenen Apostel. Gleich im folgenden Abschnitt wird statt Judas Matthias nachgewählt, um die Zwölfzahl wiederherzustellen. Zum Kreis der Hauptakteure gehören aber auch die Frauen, allen voran Maria, die Mutter Jesu, die bereits im ersten Buch des Lukas eine hervorragende Stellung einnahm.
Die ganze Szene ist in eine Atmosphäre der betenden Erwartung eingehüllt, die viele Künstler angeregt hat. Als Ort wird ein Obergemach angegeben, ein Platz der Zurückgezogenheit und Meditation ermöglicht.
Antwortpsalm - Ps 27,1. 4. 7-8
Kv: Ich schaue Gottes Güte im Land der Lebenden - Kv
Oder: Halleluja.
Oder GL 46,1
Der HERR ist mein Licht und mein Heil: *
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: *
Vor wem sollte mir bangen? - Kv
Eines habe ich vom HERRN erfragt, dieses erbitte ich: *
im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens;
die Freundlichkeit des HERRN zu schauen *
und nachzusinnen in seinem Tempel. - Kv
Höre, HERR, meine Stimme, wenn ich rufe; *
sei mir gnädig und gib mir Antwort!
Mein Herz denkt an dich: Suchet mein Angesicht! *
Dein Angesicht, HERR, will ich suchen. - Kv
2. Lesung - 1 Petr 4,13-16
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus.
Schwestern und Brüder!
Freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt;
denn so könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit
voll Freude jubeln.
Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet,
seid ihr seligzupreisen;
denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes,
ruht auf euch.
Wenn einer von euch leiden muss,
soll es nicht deswegen sein,
weil er ein Mörder oder ein Dieb ist,
weil er Böses tut
oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt.
Wenn er aber leidet, weil er Christ ist,
dann soll er sich nicht schämen,
sondern Gott darin verherrlichen.
Manfred Wussow (2005)
Johann Pock (1999)
Hans Hütter (1996)
Die Menschen, die der Erste Petrusbrief vor Augen hat, haben Anteil an den Leiden Christi. Ihnen wird auch seine Herrlichkeit zugesprochen.
In Wenn-Sätzen entfaltet der Brief, was gemeint ist: Wer wegen des Namens Christi beschimpft wird, ist selig zu preisen. Wer leidet, weil er Christ ist, soll sich nicht schämen – wie jemand, der Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt. Petrus greift Erfahrungen und Befürchtungen auf.
Der Brief übernimmt die schwere Aufgabe, Menschen aufzurichten, die in ihrer Umwelt angefochten werden, Christen zu sein. Der Weg Christi zeichnet auch den Weg der Menschen vor, die sich nach ihm nennen und ihrer Berufung treu bleiben. „Der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch“ – eine Gewissheit, die in der Taufe mitgegeben ist.
Mit 4,12 beginnt ein Briefanhang mit Mahnungen.
V. 12-14 beschäftig sich mit der Frage des Leidens: Es ist nicht Strafe, sondern Feuerprobe. Es ist Teilhabe am Leiden Christi; die Gemeinschaft des Leidens sichert auch die Gemeinschaft in der Vollendung. (Vgl. Phil 3,10; Röm 8,17: "Mit-Leiden": Petrus scheint hier dem paulinischem Gedanken zu folgen.)
Der Abschnitt scheint in einer Zeit drohender oder schon beginnender Verfolgung verfaßt zu sein. Heil bringt aber nur die Verfolgung um Christi willen, nicht aufgrund irgendeiner Straftat. Der Name allein genügt für die Verfolgung!
V. 17f spricht vom Wissen um die eschatologische Stunde: schon beginnt das Gericht - und zwar beim eigenen Volk. Es ist Strafe für den Unglauben.
Wenn aber schon der Gerechte kaum besteht, wie dann der Gottlose? (vgl. Spr 11,31)
V. 19 ermahnt die Leidenden, daß sie an den Gott des Lebens, an den Schöpfer denken und so standhalten.
Christsein ist hier nichts Bequemes, sondern fordert zum Bekenntnis mit dem eigenen Leben heraus - das Leiden für den Namen Christi bringt aber die Verheißung der Vollendung, des Bestehens im Gericht.
Hintergrund unseres Lesungstextes ist die domitianische Christenverfolgung, der die Adressaten des Briefes ausgesetzt waren. Die Christen weigerten sich, den römischen Kaiserkult mitzumachen und den Kaiser als "dominus et deus", als "Herrn und Gott" anzuerkennen. Ihr Herr ("Kyrios") ist der Jesus Christus, ihm allein gebührt göttliche Ehre. Dabei wurde bereits die Bezeichnung "Christ" als ausreichender Grund für die Verfolgung angesehen. Aus den Briefen des Plinius des Jüngeren, der in den Provinzen Bithynien und Pontus als kaiserlicher Legat eingesetzt war, geht hervor, daß die Verfolgung sonst Unschuldige trifft.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 14,18; 16,22b
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.
Ich komme zu euch. Dann wird euer Herz sich freuen.
Halleluja.
7. Sonntag der Osterzeit - Joh 17,1-11a
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
erhob Jesus seine Augen zum Himmel
und sagte:
Vater, die Stunde ist gekommen.
Verherrliche deinen Sohn,
damit der Sohn dich verherrlicht!
Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben,
damit er allen, die du ihm gegeben hast,
ewiges Leben schenkt.
Das aber ist das ewige Leben:
dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen
und den du gesandt hast, Jesus Christus.
Ich habe dich auf der Erde verherrlicht
und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast.
Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir
mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte,
bevor die Welt war!
Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart,
die du mir aus der Welt gegeben hast.
Sie gehörten dir
und du hast sie mir gegeben
und sie haben dein Wort bewahrt.
Sie haben jetzt erkannt,
dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.
Denn die Worte, die du mir gabst,
habe ich ihnen gegeben
und sie haben sie angenommen.
Sie haben wahrhaftig erkannt,
dass ich von dir ausgegangen bin,
und sie sind zu dem Glauben gekommen,
dass du mich gesandt hast.
Für sie bitte ich;
nicht für die Welt bitte ich,
sondern für alle, die du mir gegeben hast;
denn sie gehören dir.
Alles, was mein ist,
ist dein,
und was dein ist,
ist mein;
in ihnen bin ich verherrlicht.
Ich bin nicht mehr in der Welt,
aber sie sind in der Welt
und ich komme zu dir.
Manfred Wussow (2005)
Maria Wachtler (2002)
Johann Pock (1999)
Das sog. hohepriesterliche Gebet Jesu kreist um ein Thema: die Verherrlichung. Johannes zitiert aus der Leidensgeschichte Jesu: die Stunde ist da. Aber anders als dort, wird das Geschick Jesu hoheitsvoll erzählt, gedeutet und verkündigt.
Der Sohn bittet, verherrlicht zu werden, damit er den Vater verherrlichen kann. Das ist zwar schon „auf der Erde“ geschehen, als er das Werk zu Ende führte, das ihm aufgetragen war – aber Jesus bittet, an der Herrlichkeit teilzuhaben, die er vor der Zeit schon hatte. Der Evangelist Johannes verkündet die Würde Jesu, die vor der Welt war. Im Prolog heißt es: Im Anfang, bevor alles wurde, war das Wort … Offenbart wird das am Kreuz.
In diesem Gebet werden Menschen als Zeugen sichtbar. Ihre Erkenntnis, ihr Glaube, kommt von Jesus. Ist Offenbarung. Jedenfalls keine eigene Leistung. Worum es geht? „Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast“. Jesus verweist in seinem Weg und seiner Verkündigung auf den Vater. Es ist kein Konkurrenzverhältnis, sondern eine Gemeinschaft, die älter ist als alles Gewordene.
Jesus tritt für die Menschen ein, bittet für die, die zum Vater gehören. Am Schluss geht es fast unter: in ihnen bin ich verherrlicht. Johannes, der mit einem Adler verglichen wird, der in großer Höhe seine Runden dreht, aber die kleinsten Bewegungen wahrnimmt, sieht sich und den Vater in denen verherrlicht, die „die Worte, die du mir gegeben hast“, angenommen haben.
In der Verherrlichung kommen der Vater, der Sohn und die Glaubenden in eine nicht auflösbare Gemeinschaft. Es ist ein sich gegenseitig „großmachen“, an der Ehre des anderen wachsen, mit sich selbst nicht genug haben. So kommt von dem Wort „Verherrlichung“ ein Glanz, der auch einfaches menschliches Leben schön macht – und Gott auch.
Johannes sammelt in den Abschiedsreden (Kap.14-17) Jesu Worte und Gedanken und gibt ihnen sein sprachliches und theologisches Gepräge. Er sammelt dieses ganze Material und verlegt es an einen Ort, der für uns heute der Geburtsort der Kirche ist. Die Rede ist in sich nicht geschlossen. Sie bietet mehrere Gedankenkreise.
Der heutige Evangelientext, wird seit dem 16. Jahrhundert das "hohepriesterliche Gebet" genannt. Heute wird es oft auch Abschiedsgebet des Herrn genannt. Jesus hat den Auftrag, der ihm mit seinem Leben gegeben wurde, erfüllt. Er hat die Botschaft Gottes verkündigt und gezeigt, wer Gott ist.
Hier haben wir gleichsam das Hochgebet seines Opfers vor uns. Der Evangelist hat dieses Gebet nicht wörtlich aufgeschrieben, sondern so, wie es der erhöhte Herr fürbittend spricht. Jesus bittet für sich, für die gegenwärtigen Jünger und für die zukünftigen Gläubigen. In der entscheidenden Stunde seines Lebens betet Jesus um seine Verherrlichung. Dadurch wird auch der Vater verherrlicht und seine Gottherrrlichkeit geoffenbart. Jesus benützt seine Machtherrlichkeit dazu, den Menschen das ewige Leben zu geben. Dieses besteht in der Gemeinschaft mit Gott, dem Vater und Jesus Christus. Das Gebet wiederholt dann den Anfang - die besondere Betonung der Verherrlichung klingt hier an.
Anschließend bittet Jesus für seine Jünger und begründet diese Bitte. Sie sind seine Jünger - sie gehören aber auch dem Vater. Vater und Sohn haben alles gemeinsam. Auf den heutigen Evangelientext folgen zwei Bitten: die Bitte um Bewahrung im Glauben an die Offenbarung und die Bitte um Heiligung - damit alle die Früchte der Selbstheiligung Jesu sehen und die Einheit der Jünger (Kirche).
Mit Kap. 17 schließt Joh den "Abschiedsreden" (Joh 14-16) ein feierliches Gebet Jesu (das "hohepriesterliche Gebet") an den Vater an - es ist das längste Gebet Jesu in den Evangelien.
V. 1-5: Bitte Jesu um seine Verherrlichung. Ziel der Verherrlichung ist es, den "Seinen" ewiges Leben zu schenken.
Die Bitte um Verherrlichung (V. 1) schließt an 13,31 an und entfaltet die Bedeutung des Hinübergangs Jesu für die Jüngergemeinde.
V. 6-11a: Bringt die Begründung für die Verherrlichung unter Bezugnahme auf die Jünger; es ist gewissermaßen eine "Lebensbilanz" Jesu.
("Der Abschnitt enthält in gedrängter Form die joh. Theologie der Offenbarung und der Heilsgemeinde, die Gottes heiliger Bereich inmitten der Welt sind." - Schnackenburg)
V. 11b-19: Jesus bittet für die Jünger um Bewahrung (11-16) und Heiligeung in der Wahrheit (17-19).
Ohne die Fürbitte fehlt das Ziel von von V. 1-11a!
Evangelium (erweiterte Fassung) - Joh 17,1-19
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
erhob Jesus seine Augen zum Himmel
und sagte:
Vater, die Stunde ist gekommen.
Verherrliche deinen Sohn,
damit der Sohn dich verherrlicht!
Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben,
damit er allen, die du ihm gegeben hast,
ewiges Leben schenkt.
Das aber ist das ewige Leben:
dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen
und den du gesandt hast, Jesus Christus.
Ich habe dich auf der Erde verherrlicht
und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast.
Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir
mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte,
bevor die Welt war!
Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart,
die du mir aus der Welt gegeben hast.
Sie gehörten dir
und du hast sie mir gegeben
und sie haben dein Wort bewahrt.
Sie haben jetzt erkannt,
dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.
Denn die Worte, die du mir gabst,
habe ich ihnen gegeben
und sie haben sie angenommen.
Sie haben wahrhaftig erkannt,
dass ich von dir ausgegangen bin,
und sie sind zu dem Glauben gekommen,
dass du mich gesandt hast.
Für sie bitte ich;
nicht für die Welt bitte ich,
sondern für alle, die du mir gegeben hast;
denn sie gehören dir.
Alles, was mein ist,
ist dein,
und was dein ist,
ist mein;
in ihnen bin ich verherrlicht.
Ich bin nicht mehr in der Welt,
aber sie sind in der Welt
und ich komme zu dir.
Heiliger Vater,
bewahre sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast,
damit sie eins sind wie wir!
Solange ich bei ihnen war,
bewahrte ich sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast.
Und ich habe sie behütet
und keiner von ihnen ging verloren,
außer dem Sohn des Verderbens,
damit sich die Schrift erfüllte.
Aber jetzt komme ich zu dir
und rede dies noch in der Welt,
damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben
und die Welt hat sie gehasst,
weil sie nicht von der Welt sind,
wie auch ich nicht von der Welt bin.
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst,
sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.
Sie sind nicht von der Welt,
wie auch ich nicht von der Welt bin.
Heilige sie in der Wahrheit;
dein Wort ist Wahrheit.
Wie du mich in die Welt gesandt hast,
so habe auch ich sie in die Welt gesandt.
Und ich heilige mich für sie,
damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
Jesu Blick in die Weite, in den Himmel
Mitten drin
Heute hängen wir mitten drin! Am Donnerstag feierten wir Christi Himmelfahrt. Jesus ist jetzt nicht mehr da. Zumindest nicht so, wie er einmal da war. Körperlich. Zum Anfassen. Zum Anschauen. Vielleicht sogar zum Anhimmeln.
Pfingsten aber feiern wir erst nächste Woche. Gott wird seinen Geist ausschütten. Über alle Menschen. Mit Sturm und Feuer bahnt sich eine neue Geschichte an: Einfache Leute, die von der Welt nichts gesehen haben, reden nicht nur so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist – sie reden so, dass die ganze Welt aufhorcht, ja, versteht, wie Gott die Welt liebt und verwandelt.
Da ist er, der Herr, wieder ganz da.
Heute hängen wir mitten drin!
Exaudi
Mitten drin zu sein, ist eigentlich eine schöne Erfahrung. Wir sind von Erinnerungen umgeben, aber auch von Hoffnung. Wir schließen etwas ab, schauen aber gespannt und gebannt nach vorne. Mitten drin ist alles so wundervoll offen. Nichts ist ausgemacht. Nichts ist zugemacht. Nichts ist unmöglich.
Eine schöne Spur legt der lateinische Namen dieses Sonntags: Exaudi. Hört sich schon lateinisch an, ist es auch. Der ganze Satz – ein Psalmwort (Ps 27,7):
"Exaudi, Domine, vocem meam,
qua clamavi ad te;
miserere mei,
et exaudi me!"
"Höre, HERR, meine Stimme,
wenn ich dich rufe;
Sei mir gnädig und erhöre mich!
Höre, Herr!"
Mit den Menschen, die vor uns gelebt, geglaubt, gezweifelt, gehofft haben, sprechen wir Gott an: Er möge hören! Uns hören! Dass es für uns ein offenes Ohr gibt, ein offenes Herz – das ist mehr als eine Wunsch. Das drückt Gemeinschaft aus, Zutrauen – und Geborgenheit. Wie werden so oft überhört. Kaum ein Mensch, der dazu nichts sagen könnte. Und, auch das ist wahr, wieviel überhöre ich in einer lauten Welt?
Mitten drin – ein Glücksfall
Es ist heute ein Glücksfall. Mitten drin. Vor unseren Ohren spricht Jesus seinen Vater an. Von ihm weiß er sich gehört. Johannes überliefert das sogenannte Hohepriesterliche Gebet Jesu. In jedem Satz, so verschachtelt und gewunden sich alles anhört, bittet er zwar auch für sich, hören wir genauer hin: Er bittet für uns. Wir sollen an seiner Schönheit und Herrlichkeit teilhaben. Das breitet Jesus in seinem Gebet aus. Wie in einem Teppich, gewebt aus den Fäden des Lebens.
Jesus sagt:
"Die Worte, die du mir gabst, Vater
habe ich ihnen gegeben
und sie haben sie angenommen.
Sie haben wahrhaftig erkannt,
dass ich von dir ausgegangen bin,
und sie sind zu dem Glauben gekommen,
dass du mich gesandt hast."
Eigentlich sind Gebete nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Johannes, der Evangelist meint aber, dass es jetzt so sein muss. Wir sollen Jesus ins Herz sehen! Dieses Gebet ist eine große Fürbitte. Eine Fürbitte für uns, für die Welt. Jesus vertraut uns seinem Vater an. Er legt uns Gott ans Herz. Nein, verlassen sind wir nicht. Verlassen werden wir nicht.
Jesus sagt:
„Ich bin nicht mehr in der Welt,
aber sie sind in der Welt
und ich komme zu dir.“
Sie, die in der Welt sind – das sind wir. Ursprünglich waren die Jünger gemeint, die mit Jesus unterwegs waren, ihn hörten, sahen – verrieten und verlassen haben. Wohlgemerkt! Jetzt sind wir dazu gekommen.
Hineingenommen
Wer wir sind, wissen wir dann so genau auch nicht. Schon mutig, was Jesus sagt: Sie – wir – hätten sein Wort angenommen. Ich schlucke. Habe ich sein Wort angenommen? Haben wir sein Wort angenommen? Wann haben wir das gemacht? Wie ist uns das passiert? - Jesus entscheidet wohl alleine darüber, wie sein Wort angenommen wird. So richtig will das nicht in meinen Kopf. Vermutlich aber auch, weil ich gerne ein Wörtchen mitreden möchte, wie und wann Jesu Wort angenommen werden kann. Die Krankheit des Profi – sozusagen. Doch die Sache ist mir aus der Hand genommen. Das Zutrauen, das Jesus in seinem Gebet ausdrückt, ist von einer großen Liebe getragen. Für die gibt es kein Maß und glücklicherweise auch kein fachmännisches Urteil.
Dass wir in der Welt sind und das auch herzlich gerne, wird in diesem Gebet liebevoll vorausgesetzt. Mit der Zusage ewigen Lebens übersteigt Jesus unsere alltäglichen Erfahrungen. Mit Dauer hat Ewigkeit wenig zu tun, mit Tod schon mal gar nichts. Ewiges Leben ist, so fremdartig es sich anhört, die bleibende und liebevolle Gemeinschaft mit Gott, in die wir einfach hineingenommen werden. Unsere Lebensdaten stecken diese Gemeinschaft nicht ab! Vor unserer Geburt war es bei Gott schon so beschlossen, mit unserem Tod kommt es an kein Ende. Gott teilt seine Ewigkeit mit uns. Oder heißt das nicht auch, dass er ohne uns nicht ewig sein möchte?
Die Stunde ist gekommen
Im Gebet Jesu heißt es, dass die Stunde gekommen ist. Die Stunde des Todes Jesu. Die Stunde seines Abschieds. Die Stunde seiner Himmelfahrt. Mitten drin – wir.
So heißt es im Evangelium:
„In jener Zeit
erhob Jesus seine Augen zum Himmel
und sagte:
Vater, die Stunde ist gekommen.
Verherrliche deinen Sohn,
damit der Sohn dich verherrlicht!
Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben,
damit er allen, die du ihm gegeben hast,
ewiges Leben schenkt.“
Es ist ein Blick in die Weite. In den Himmel. So könnten wir einfach beschreiben – oder umschreiben – was ein Gebet ist. Alles fängt mit einem Blick an! Die Augen, die zum Himmel sehen, werden sozusagen mit Himmel gefüllt. Meine kleinen Augen, auch nur zwei an der Zahl – sie trinken den Himmel. Nein, das ist nicht einmal fromm – es passiert beim Fahrradfahren und beim Stadtbummel, am Strand und auf den Bergen – es funktioniert sogar mit geschlossenen Augen, mit müden Augen.
Ob Jesus das so gebetet hat, wie der Evangelist es uns berichtet? Die Frage ist nicht so wichtig, aber dass in diesem Gebet das Herz Jesu sichtbar wird, wird in jedem Wort, in jeder Zeile deutlich. Alles, was er je gesagt, was er je getan hat, kommt in diesem Gebet zum Ausdruck. Es ist, als ob jetzt in diesem Herzen der Himmel aufgeht! Diese Weite. Diese Unendlichkeit.
Heute hängen wir mitten drin! Am Donnerstag feierten wir Christi Himmelfahrt. Pfingsten aber feiern wir erst nächste Woche. Gott wird seinen Geist ausschütten!
Ich bin mitten drin.
Höre, HERR, meine Stimme,
wenn ich dich rufe;
Sei mir gnädig
und erhöre mich!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Kirche im Übergang
Jesu "Rückzug"
Zu diesen sonntäglichen Texten passt ein Gedicht von Wilhelm Wills (1930-2002, Priester und Lyriker), dessen erste Strophe lautet: „Weißt du, wo der Himmel ist - außen oder innen, eine Handbreit rechts und links, du bist drinnen.“ Tatsächlich knüpft bereits die erste Lesung noch an Christi Himmelfahrt an. Dieses Fest war auch früher mit einem alpenländischen Brauchtum verbunden, wo eine Christus-Statue in die Höhe gezogen wurde, dazu gab es mancherlei Anekdoten. Aber man sollte darüber keine Witze machen, denn Erzählungen über die Himmelfahrt finden sich schon in vorchristlicher Zeit und in der Antike: die Himmelfahrt des Mose und des Propheten Jesaja schildern Ähnliches oder auch die Geschichte vom Propheten Elija, der in einem feurigen Wagen zum Himmel fuhr (2 Kön 2,11).
Wenn Lukas im Evangelium und der Apostelgeschichte davon berichtet, will er veranschaulichen, was ihm besonders wichtig ist: die Verbindung von Gott und Mensch, Himmel und Erde. Fromme Juden meinten, Jesus wolle Israel als politische Größe wiederherstellen, wie zur Zeit Davids. Die Situation hat sich aber geändert. Jesus kündigt seinen "Rückzug" an: „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.“ (Joh 14,18). In der Apostelgeschichte werden die zurückgelassenen Apostel sogar namentlich aufgezählt Sie somit sind der „inneren Kern“, der Zwölferkreis, zusammen mit den Frauen.
Erst kleine Schritte der jungen Kirche
Diese Kirche beginnt in kleinen Schritten mit den Aposteln, den Jüngern, zusammen mit Maria und den Frauen zu wachsen, dazu gehört auch Maria aus Magdala als Apostolin, die erste Glaubenszeugin. So entsteht dann die Hauskirche mit den vielen Gemeinden. Dazu kommt später Paulus, der einen breiten Raum in der Apostelgeschichte einnimmt, mit seinem Mitarbeiterteam, bestehend aus Frauen und Männern.
Damit ist auch die Zeit der jungen Kirche gekommen, die als Gemeinschaft Leid und Verfolgung ertragen musste, ebenso jeder einzelne, selbst verschuldet oder auch unschuldig. Christentum ist auch heute die meist verfolgte Religionsgemeinschaft weltweit.
Leid, Verfolgung
„Das Leid ist der Fels des Atheismus“, stellt Georg Büchner (1813-1837, deutscher Schriftsteller, Mediziner) in seinem Drama „Dantons Tod“ fest. George Danton, ehemaliger Justizminister, zur Zeit der Französischen Revolution, Leiter des ersten Wohlfahrtsausschusses, wird hingerichtet, weil er als Verräter der Revolution galt. Er wollte Gutes tun und starb dafür.
Auch Jesus hat Leid bis zu seinem Tod durchgemacht. Wir sind durch die Taufe in Jesu Tod und Auferstehung miteinbezogen. Jesus konnte dieses Leid nicht verhindern, auch wir können es nicht; bestenfalls in manchen Situationen ein klein wenig mildern. „Leid als Fels des Atheismus“. Auch heute fragen Menschen: Wo warst du Gott in meiner Situation? Gibt es dich überhaupt? Wieso lässt du so etwas zu? Du bist ja gar nicht allmächtig, weil du selbst getötet wurdest: Unbeantwortbare Fragen, besonders in allertraurigsten Lebenslagen.
Wenn es uns trifft, sollten wir im Leiden stark werden, das heißt unseren Glauben an Gott nicht verlieren. Da sind dann Menschen gefragt, die beistehen können nach dem Bibelwort: „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.“ (Joh 14,18). Das steht in seinem Testament, in seiner Abschiedsrede, verbunden mit Bitte und Auftrag. Jesus selbst hat den Auftrag seines Vaters erfüllt und gibt diese Bitte weiter an die junge Kirche und an alle nachfolgenden Generationen, an jeden einzelnen.
Beziehungen
Denn wir lesen weiter: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart.“ (Joh 17,6). Der Name ist das Innerste: JHWH heißt: ICH BIN IMMER FÜR EUCH DA UND WERDE FÜR EUCH IMMER DA SEIN. Das klingt sehr philosophisch, ist aber die Zusage, dass uns Gott nicht verlassen wird. In Goethes Faust I heißt es: „Namen sind Schall und Rauch“. Diese Feststellung ist im Zeitalter des Datenschutzes aktuell. Wir verwenden diese Redeweise (manchmal altersbedingt), wenn uns Namen nicht mehr einfallen. Namen sind nicht nur für Gott, sondern auch für uns, wesentliche Identitätsmerkmale. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“ (Jes 43,1). Die innerweltliche Vorgangsweise bei manchen Behörden heißt: „Ich habe dich bei deiner Sozialversicherungsnummer gerufen.“ Aus Sicherheitsgründen haben sehr viele Wohnungen keinen Namensbezeichnung mehr, sondern „TOP“ und Zahl. Beziehungen zu knüpfen, sind so sehr schwer.
Pfingsten ist das Fest der Beziehungen durch den Heiligen Geist, so entsteht Gemeinschaft, auch als Mysterium der Liebe. Natürlich braucht jede irdische Verfassung auch Gesetze, Rechtsordnungen. Durch das Liebesgebot bekommt aber alles eine neue Dimension. Beten wir darum, dass sich Gottes Antlitz durch jeden von uns sich zeigen möge in seiner Freundlichkeit, seinen Begabungen und guten Werken.
Gottes Namen verherrlichen
Gemeinsam Kräfte sammeln
Unter dem Eindruck der Himmelfahrt Christi verharrten die Apostel einmütig im Gebet – wie es heißt „zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern“ (Apg 1,14). Das ist die letzte namentliche Erwähnung Marias im Neuen Testament. Männer und Frauen, die Jesus nachgefolgt sind, beteten gemeinsam, sammelten ihre Kräfte, und dann gingen sie’s an. Denn es gab viel zu tun; es galt, die Botschaft Christi in die Welt zu tragen.
Heute ist es an uns, gemeinsam zu beten, unsere Kräfte zu sammeln und die Botschaft Christi zu verkünden. Und zwar nicht nur mit Worten, nein, sie durch unser Handeln in die Welt hineinzutragen. „Walk the talk“ – wie man auf Neudeutsch sagt. Nicht nur den Weg ansagen wie ein Navi, sondern ihn auch selbst gehen. Praktizieren, was man predigt.
Verkünden in Worten und Taten
Vom französischen Dichter Paul Claudel stammt der Ausspruch: „Rede nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt.“ Und doch sind Worte oft Schall und Rauch. Als ich einmal vor einer wichtigen Präsentation in München nervös war, wurde mir gesagt: „Zwei Wochen nach einem Vortrag wissen die Zuhörer kaum mehr ein Wort von dem, was gesagt wurde. Aber sie wissen, ob sie ein gutes Gefühl dabei gehabt haben.“
Die Apostel hatten seinerzeit nicht nur ein gutes Gefühl, sie waren regelrecht vom Heiligen Geist beseelt, als sie die Botschaft Jesu hinaustrugen. In Jesu Namen wurden sie zu Helfern und Heilern. Sie erkannten: Worten dürfen und sollen Taten folgen.
„Worte belehren, Beispiele aber reißen hin“, schrieb der selige Franz Jägerstätter, der am 21. Mai 1907 getauft wurde; heute ist sein kirchlicher Gedenktag. Er starb am 9. August 1943, hingerichtet im Alter von 36 Jahren, weil er es ablehnte, in der Deutschen Wehrmacht zu dienen. Er diente lieber einem anderen, stand zu seiner Gewissensüberzeugung und ging dafür sogar in den Tod.
In Gottes Namen
Die Jünger Jesu waren zu allen Zeiten Prüfungen ausgesetzt. „Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr selig zu preisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch“ (1 Petr 4,14), lesen wir im ersten Petrusbrief. Christsein ist eine ständige Herausforderung, die wir in Gottes Namen im Großen wie im Kleinen annehmen dürfen und sollen.
„Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast“, hat Jesus zu seinem Vater im Himmel gebetet (Joh 17,6). Jesus ist nicht gekommen, um alle unsere Alltagssorgen wegzuwischen. „Wisch und weg“ spielt es nicht. Jesus tut etwas anderes: Er verkündet uns mit seinem Tun Gottes „Namen“ und lässt ihn spürbar werden. Der „Name“ bezeichnet eine Person, ihre Eigenschaften und ihren Charakter. Christus hat uns die wahre Natur des Vaters gezeigt. Er führt uns Gottes Präsenz in dieser Welt vor Augen. Gleichzeitig ist es an uns, unsere Augen nicht zu verschließen und Gott aktiv zu begegnen, so wie es im Psalm heißt: „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen“ (Ps 27,8), oder in einem Kirchenlied: „In deinem Namen wollen wir den Weg gemeinsam geh’n mit dir!“ - und mit Dir!
© Diakon Oliver Meidl, diakon(at)eni.wien
Betend innehalten
Im Gebet vereint
Nach der Himmelfahrt Christi hätten die Jünger auch folgender Maßen reagieren können: Nun stehen wir allein da. Unser Meister ist nicht mehr sichtbar. Es ist alles ganz anders, als wir es gewohnt sind. Unsere Gegner fühlen sich als Sieger. Es kann uns jederzeit so ergehen, wie sie es mit unserem Meister gemacht haben. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Am besten, wir rühren das ganze Drama nicht noch einmal auf. Warum sollen wir unsere Gegner weiterhin gegen uns aufstacheln? Wir lassen die Sache Jesu zur Ruhe kommen. Wir wollen lediglich das Andenken an unseren Meister in Ehren halten und uns zu seiner Erinnerung ab und zu treffen. Ansonsten soll alles so bleiben wie es vor Jahren war.
Liebe Schwestern und Brüder, es ist eine tückische Versuchung, in kritischer Zeit mit großer Unsicherheit so pessimistisch zu reagieren.
Auch heute befinden wir uns in einer kritischen Phase mit vielen Ausnahmeregelungen, Engpässen, wo trotz staatlicher Unterstützung Firmen- und Geschäftspleiten zunehmen. Ebenso ist unter den Gläubigen Verunsicherung zu spüren und von einer Aufwärtsentwicklung lässt sich wenig erkennen.
Unter solch trüben Aussichten gingen nach Aussagen der Apostelgeschichte die Jünger hinauf in das Obergemach. Das ist jener Raum, wo Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gehalten hat. Dieser geheiligte Saal half ihnen, sich an das große Geschehen zu erinnern, mit dem Jesus ihnen seine Gegenwart zugesichert hat. Vermutlich wurde ihnen erst nach und nach bewusst, dass ihr Herr aufs Ganze ging. Es war ja wenige Stunden vor seinem Kreuzestod. Nicht mehr und nicht weniger als alles, als sein ganzes Leben gab er in ihre Hände. Dieser göttliche Lebensstrom soll weiterfließen für die ratlosen Jünger, für die Vielen, die sie erreichen werden, und für alle Zeiten.
Damit hat der Herr über Leben und Tod alle Quellen des Heiles geöffnet. Und selig, wer diese Chance erkennt und sie für seine Zukunft nützt. Solcher Glaube wächst am besten durch das Beten. In der Lesung heißt es dazu: Sie verharrten einmütig im Gebet und blieben ständig dort. Sie wussten um die Verheißung Jesu: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird. Das Gebet, das lange und inständige Gebet, das sie einmütig und in Gemeinschaft pflegten, eröffnete mehr Zukunft als ihre menschlichen Versuche.
Das Wirken des Geistes über Pfingsten hinaus
Diese übermenschliche Lebenskunst des Heiligen Geistes ist nicht nur an Pfingsten wirksam, sondern lässt sich weit darüber hinaus und unbegrenzt feststellen.
Paulus erinnert die Galater, dass sie durch den Glauben an das Evangelium den „Geist empfangen“ haben, nicht aufgrund von Gesetzeswerken. In der Sicht der Apostelgeschichte wird das Wirken des Geistes darin erfahrbar, dass das Evangelium freimütig und furchtlos verkündet wird; dass wunderbare Heilungen geschehen (Apg 4,30f; Apg 5,12-16) und dass Christen eine feste, innere Gewissheit erlangen, sie sind auf dem rechten Weg.
Unser Beten um die Gaben des Heiligen Geistes
Liebe Mitglaubende, unser gemeinsames Beten baut auf die Erfahrungen unserer Vorfahren auf. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es die Tradition, ab Christi Himmelfahrt die Pfingstnovene zu beten. Novenen hat man zur Vorbereitung auf große Ereignisse und besonders in Pest- und Kriegszeiten gebetet. Beide Anlässe sind für uns zurzeit gegeben.
(Vorschläge für eine Pfingstnovene finden Sie im Internet, z.B. auch im Predigtforum, www.predigtforum.com. Die Solidaritätsaktion RENOVABIS bietet ein eigenes Heftchen an (www.renovabis.de), wo der Blick auf die Ostukraine gerichtet wird.)
Das beharrliche Beten im Abendmahlssaal hat viel gemeinsam mit Klausurtagen, wenn sich Arbeitsgruppen zurückziehen, Rückschau halten, sich auf ihre gegenwärtige Lage besinnen und ihre Sinne für ihre neuen Aufgaben und Chancen schärfen.
In den vergangenen Wochen gab es Ausgangsbeschränkungen. Nicht Wenige konnten ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Eine ausgiebige Klausurzeit zu Hause bot sich an. Glücklich diejenigen, die wie die Urchristen sich betend für die Gnadengaben des Heiligen Geistes zugänglich machen konnten. Diese Ausnahmezeit wird wohl noch eine Weile andauern. Vielleicht will uns Gott mit Hilfe des Betens besser erkennen lassen, wo wir die Umwelt zu sehr belasten, wo wir beim Kaufen und Verbrauchen Unnötiges entdecken. Beten und Verweilen vor Gott kann uns die Augen öffnen für das, was uns nachhaltig zufriedener macht und mehr der Gesundheit dient.
Verherrlichung Christi
Nur einen einzigen Punkt möchte ich aus dem heutigen Evangelium herausgreifen: Christus spricht von Verherrlichung, obwohl sein Kreuzestod immer näher rückt. Der Weg zur Verherrlichung in der Auferstehung führt über das Kreuz. Der Apostel Johannes drückt darin seine Glaubenserfahrung aus, dass ein Mächtiger, der auch Leid auf sich nehmen kann, für ihn nicht kleiner, sondern größer und hilfreicher wird. Eine ähnliche Überzeugung hatte auch der hl. Martin, für den die Botschaft Christi glaubwürdiger wird, weil er dafür mit seinem Leben eingestanden ist. Damit hat sein Herr und Meister den Beweis der höchsten Liebe geliefert. Dies machte es ihm leichter, Christus mehr zu vertrauen als anderen Vorbildern.
Den gleichen Dienst erweist der Gekreuzigte und Auferstandene auch uns in diesem eucharistischen Mahl, das wir jetzt feiern. Möge uns Gottes Heiliger Geist immer tiefer in seine Wahrheit einführen.
Der Glanz Gottes bringt Menschen zum Leuchten
Macht
Wären Sie gerne mächtig? Oder sind Sie es? In welchem Sinn? Über wen oder was bestimmen Sie? Was bewirken Sie dadurch, was belastet Sie? Oder fühlen Sie sich ohnmächtig und ausgeliefert, ohne Gestaltungsspielraum, einfach als ein Rädchen im Getriebe der Gesellschaft?
Das Thema der Macht ist nicht einfach zu greifen, zu vielfältig und auseinanderstrebend sind die Assoziationsketten. Aber es kommt im heutigen Evangelium vor.
„Du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben“ - auf diesen Satz der Lesung springen wir vermutlich am schnellsten an. Wer hat da Macht über mich? Was heißt es, wenn Jesus Macht über alle Menschen hat - wie ist das zu verstehen? Wo bleibt die Entscheidung des/der einzelnen, vor allem in Glaubensdingen? Und offensichtlich ist es ja so, dass diese Macht nicht so groß oder absolut zwingend sein kann, denn alle kennen wir Menschen, die mit Jesus oder mit Glauben nichts am Hut haben.
Und was noch kritisch bei vielen von uns anklingt: Macht als Herrschaft. Da regiert einer über andere, ohne demokratisch legitimiert zu sein. Mit „Macht von Gott her“, wie sich Monarchien oder andere Führer legitimierten, haben allzu viele Völker auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn also die Rede ist von Gott - in Kombination mit weitergegebener Macht, die sich in Strukturen der Politik oder religiösen Knechtschaft ausdrückt, sind wir heute zu Recht vorsichtig bis allergisch.
Ermächtigung
Diese Macht, von der der Evangelist Johannes spricht, ist eigentlich eine Ermächtigung, ein Möglich-machen. Diese Macht Gottes, vermittelt durch Jesus, macht ewiges Leben möglich, an einer anderen Stelle der Bibel heißt es: als Kinder Gottes zu leben. Sie eröffnet uns einen neuen Raum, einen ganz anderen Spielraum, das Leben zu gestalten: Aus dieser Beziehung zu ihm und in ihm zu leben, schafft Freiheit: Ich tue, was mir möglich ist, ich erlaube mir, das Schöne des Lebens auch zu genießen, ich weiß mich verbunden mit den nahen und fernen Menschen der Welt, ich weiß, wo ich herkomme und wo ich hingehöre, ich habe eine Ahnung von dem, was mich wirklich trägt, und ich lasse mich von dieser Liebe bewegen.
Die gehörte Bibelübersetzung verwendet das Wort „verherrlichen" - ich empfinde das als ein Wort der religiösen Sondersprache, es kommt sonst in meinem Sprachgebrauch nicht vor und hat einen starken Anklang an „Herrschaft", auch an das männliche Wort „Herr". Dieses mehrfach gehörte Wort „verherrlichen" ist eine Übersetzung für das griechische Wort »doxa« und bedeutet »Glanz, die Majestät Gottes«, die auch sichtbar werden kann - in Jesus Christus, oder in anderen Menschen. Die Übersetzung der »Bibel in gerechter Sprache« verwendet diese Bedeutung: „Lass den göttlichen Glanz deines Erwählten erstrahlen, damit dein Erwählter dich erstrahlen lässt", oder „Mein göttlicher Glanz erstrahlt in ihnen".
Glanz
Dieses wunderbare Glänzen kennen wir auch aus dem Alltag: Der Glanz in Kinderaugen - wenn Kinder Geburtstag feiern, netten Besuch bekommen, wenn ihnen etwas gelingt. Der Glanz in Gesichtern von verliebten Menschen, die durch und durch strahlen, wenn sie beisammen sind oder voneinander sprechen. Der Glanz in musizierenden Menschen, die ganz aufgehen in ihren Tönen, in der Interpretation der Musik. Der Glanz in Menschen, die sich schon lange nicht gesehen haben, und die das Wiedersehen und Umarmen genießen. Sie haben da auch eigene Erfahrungen.
Da können wir uns schon was vorstellen: Menschen, die von innen leuchten - aus Begeisterung, voll von Liebe und Güte, wo das Licht aufgeht, wenn man sie trifft. Es ist ein Glanz, der fasziniert, der echt ist und nicht geborgt, der aus einer inneren Autorität her leuchtet und nicht von einem Amt oder Titel her. Auch eine Aura oder Atmosphäre, die wir in Heiligenbildern dargestellt finden, mit der Gloriole, dem Heiligenschein. Dieser Glanz ist im Innersten nicht zerstörbar, wie es eine Machtposition wäre, sondern kommt vom Geist Gottes her. Der Glanz Gottes färbt ab, Gott färbt ab, lässt Menschen nicht unberührt, verändert.
Diesen Glanz für uns zu entdecken, ist eine bleibende Herausforderung und Aufgabe in unserem Leben als Christ, als Christin: Was begeistert mich an der Botschaft Jesu? Wo finde ich Gott in meinem Leben und wo kann ich das Gefundene weitertragen? Wann merken andere, dass ich erfüllt bin von Liebe und Hoffnung für die Welt? Auf diesen Menschen - auf uns - liegt der Anspruch, die Welt zum Besseren zu gestalten und zum Leuchten zu bringen.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin St. Franziskus/Wels
Ewiges Leben -Leben in der neuen Christuswirklichkeit
Ewiges Leben
„Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ Jetzt mal ehrlich, haben sie sich so das ewige Leben vorgestellt? Gott und Jesus erkennen und das war’s? Vielleicht sollten wir einmal etwas genauer hinschauen, was Jesus uns mit diesen Worten sagen und zeigen will.
„Jesus Christus erkennen, den du gesandt hast“: beginnen wir mit dem kleinen Verb erkennen, heißt es doch in unserem Verständnis, etwas klar sehen, zuordnen können, einen Zusammenhang begreifen. Die Bibel gibt dem Erkennen eine noch größere Bedeutung, im Sinne von Lieben. Adam und Eva erkannten sich, so heißt es im Alten Testament und Paulus kann im Korintherbrief schreiben: „Wir sehen jetzt wie durch einen Spiegel, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich ganz erkennen, wie auch ich ganz erkannt worden bin.“ Es geht Jesus also um ein liebendes, umfassendes Erkennen seiner Menschlichkeit und ebenso seiner Göttlichkeit und darin um ein liebendes Erkennen des einzig wahren Gottes, seines Vaters.
Der Evangelist Johannes versucht schon mit den ersten Worten seines Evangeliums, diesem Anliegen Jesu zu antworten. „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ Wir können Gott nur als dem Einen begegnen, der in sich liebende Gemeinschaft ist, deren überströmende Liebe sich in der Schöpfung manifestiert. Denn so sagt es das Johannesevangelium: „Durch das Wort ist alles geworden – in ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen“. Von Anbeginn war die Christuswirklichkeit, das Wort Gottes der Rahmen der Schöpfung, alles Geschaffene der Leib Christi, denn in Ihm war das Leben.
Entscheidung für das Leben
Die Menschwerdung Jesu am Wendepunkt der Zeiten, ist die große Einladung Gottes an die Menschheit, sich bewusst für das Leben aus und in dieser Christuswirklichkeit zu entscheiden. Darum die Taufe: der alte, sündige und vergängliche Mensch wird mit Jesus ins Grab gelegt, um mit Christus aufzuerstehen in das neue Leben in Gottes ewiger Gegenwart. Eine solche Entscheidung für ein Leben in der Christuswirklichkeit bleibt nicht ohne Auswirkungen auf unseren Alltag.
Im ersten Petrusbrief haben wir vorhin in der Lesung gehört, welche Konsequenzen eine solche Entscheidung für das Leben aus und in der Christuswirklichkeit mit sich bringt: Petrus zählt einige Dinge auf, von denen wir Abstand nehmen sollten, „deswegen soll keiner von euch leiden müssen“: wegen Mord, Diebstahl, Böses tun, oder sich in fremde Angelegenheiten einmischen.
Auf den ersten Blick Dinge, von denen wir uns schon längst distanziert haben. Doch wenn wir genauer hinschauen, profitieren wir von Strukturen, die diese Dinge in Kauf nehmen und sogar aktiv unterstützen. Jean Ziegler, ein Sonderberichterstatter der UNO, mahnt schon seit einigen Jahren: wenn täglich weltweit 30 000 Kinder an Hunger sterben, die wir ernähren könnten, aber die Augen davor verschließen, dann ist das Mord. Peter Kossens, Priester der Diözese Münster, der am 1. Mai hier in Hamm zur Maikundgebung des DGB sprechen sollte, prangert seit Jahren die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie an und warnte schon zu Beginn der Corona Krise vor der Gefährdung der schlecht bezahlten und teilweise erbärmlich untergebrachten osteuropäischen Arbeiter in den Klauen von Werkverträgen und Subunternehmen. Ist der Vorenthaltene Lohn und die geraubte Menschenwürde kein Diebstahl? Und ist der Plan unserer Verteidigungsministerin bewaffnete Drohnen anzuschaffen, kein einmischen in fremde Angelegenheiten und die Planung von ferngesteuertem Morden?
Dem Bösen den Rücken kehren
Im Taufritus heißt es: Widersagst du dem Bösen und all seinen Werken und all seinen Verlockungen? Erst wenn wir bereit sind, dem Bösen den Rücken zuzukehren, uns ihm und all seinen Werken und Verlockungen zu verweigern, können wir uns der Liebe Gottes öffnen, sind wir bereit, das neue Leben in der Christuswirklichkeit anzunehmen.
Jetzt können wir auch verstehen, warum Petrus den so entschiedenen Christen Mut zuspricht: „Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr seligzupreisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes ruht auf euch." Ein Leben in der Nachfolge Jesu, das neue Leben aus und in der Christuswirklichkeit ist selten ohne Kreuzerfahrungen, Konflikte und Auseinandersetzungen zu haben. Aber deshalb sollen wir uns nicht schämen, denn wenn wir am Gott des Lebens festhalten und an Jesus Christus, den er gesandt hat, können wir auch „beim Offenbarwerden seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln.“
Gutes Leben für alle
Wahlwerbende Parteien
Frankreich, Deutschland und Österreich stehen im Wahlfieber mit all seinen Begleiterscheinungen. Bei allem Unangenehmen, das damit einhergeht, ist das Wählen in einer Demokratie eine wichtige Errungenschaft. Die Parteien stellen ihre Programme vor und die Personen, die diese durchsetzen sollen. Dabei geht nicht nur um die Verteilung von Macht und Geld. Es geht um sehr grundsätzliche Fragen: Was brauchen wir, damit es uns gut geht und was kann eine entsprechende Politik dazu beitragen? Die einen erwarten sich ein gutes Leben von einer blühenden Wirtschaft, andere von einer gerechteren Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel... Die Gesundheitsvorsorge und die Sicherung der Renten kosten Geld, das auf irgendeinem Weg aufgebracht werden muss. Daneben gilt es auch noch an die Zukunft zu denken: Bildungschancen, Forschung, Wissenschaft.
Jede Partei hat zu den jeweils diskutierten Themen eine eigene Position. Die Ansichten, wie gutes Leben aussieht, gehen oft weit auseinander. Dazu kommen noch unterschiedliche gesellschaftspolitische Auffassungen im Umgang mit Minderheiten und in Fragen der Integration.
Nachhaltiges gutes Leben
Um gutes Leben geht es auch im Evangelium. Die Ausdrucksweise des Evangelisten klingt etwas altmodisch, das Anliegen deckt sich aber weitgehend mit dem, was die Menschen auch heute noch umtreibt. Jesus nennt es »ewiges Leben«. Wir denken dabei zu schnell an ein Leben nach dem Tod im Jenseits und gehend damit am eigentlichen Inhalt seiner Botschaft vorbei. Ich übersetze »ewiges Leben« für mich mit »ein nachhaltig gutes Leben«.
Nachhaltig ist gutes Leben nur, wenn es auch die kommenden Generationen einbezieht, wenn wir es uns heute nicht auf Kosten unserer Nachkommen gut gehen lassen und ihnen hohe Schulden und eine belastete Umwelt aufbürden. Ein »nachhaltig gutes Leben« schaut auch auf gute Beziehungen zwischen den Völkern und bedenkt die Möglichkeit, dass unser persönliches Leben über die kurze Lebensspanne, die wir selbst erleben können, hinausgeht.
Das Programm, das Jesus für ein nachhaltig gutes Leben vorsieht und das er seinen Jüngern ans Herz legt, unterscheidet sich auf den ersten Blick erheblich von den politischen Programmen der Parteien, ist aber als generelle Lebensgrundlage von höchster Bedeutung. Er sagt in Worten, die er betend an Gott richtet: "Das ist das ewige Leben: dich den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast."
Christsein und nachhaltig gutes Leben
Was trägt das Christentum zu einem nachhaltig guten Leben bei?
- Menschen, die Gott erkennen und anerkennen, benehmen sich nicht als unumschränkte Herren der Welt, sie versuchen das Wohl aller Menschen im Blick zu behalten, denn sie wissen, dass alle Menschen ohne Unterschied Töchter und Söhne desselben Schöpfers sind.
- Menschen, die sich als Geschöpfe Gottes verstehen, haben eine positive Grundhaltung zum Leben. Sie leben in dem Bewusstsein, das die Schöpfungserzählung am Anfang der Bibel mit den Sätzen umschreibt: "Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut."
- Menschen, die sich in der Hand Gottes wissen, gehen gelassen in die Zukunft. Sie sehen zwar die Gefahren, die uns drohen, dass einige wenige in der Lage sind, die ganze Menschheit auszulöschen, dass wir lernen müssen, mit unserer Umwelt und den Ressourcen der Mutter Erde behutsam umzugehen. Zweifellos! Sie sind aber überzeugt, dass wir in eine gute Zukunft gehen können, wenn wir uns gemeinsam darum bemühen.
Verherrlichung Gottes durch Erkennen Anerkennen Gottes
Die Verherrlichung Gottes geschieht nicht in erster Linie darin, dass wir Hochämter feiern und Gott beweihräuchern. Das hat zwar auch seinen Platz und seine Berechtigung. Die Verherrlichung Gottes geschieht darin, dass möglichst viele Menschen Gott als den einzig wahren Gott erkennen, dass sie durch Jesus erkennen, wie Gott ist und was er für unser Leben bedeuten kann. Wo wir als Jüngerinnen und Jünger Jesu zu diesem Erkennen Gottes beitragen, verherrlichen wir Gott und leisten wir zugleich in unserer Gesellschaft einen bedeutsamen Beitrag zu einem »guten Leben für alle«.
Reformationsjubiläum und die Einheit
Jesu bittet den Vater um Einheit
Jesus betet ín den letzten Kapiteln des Johannesevangeliums vor seinem Leiden für die Jünger, dass sie seine Hingabe am Kreuz verstehen lernen. Im weiteren Verlauf seines Gebetes erfleht Jesus die Einheit derer, die an ihn glauben. „Alle sollen eins sein, damit die Welt glaube!“
Es gibt Trennungen und Abspaltungen. Wir denken vor allem an die Kirchenspaltung der Reformation vor 500 Jahren. Im Laufe der Jahrhunderte hat diese Spaltung viel Leid, Not, Trennung, ja sogar einen 30-jährigen Krieg mit sich gebracht. Im Reformationsjubiläumsjahr 2017 möchte ich von der Einheit der Christen, besonders zwischen Lutheranern und Katholiken sprechen.
Das Reformationsjubiläumsjahr 2017
Im letzten Jahrhundert ist der Wunsch nach Einheit in unseren Kirchen immer stärker geworden. Seit etwa 50 Jahren dürfen wir ein echtes, gemeinsames Suchen nach Wegen zur Einheit feststellen. Seitdem hat sich schon viel verändert und verbessert. Das Gedenkjahr 2017: „500 Jahre Reformation“ soll nun Anlass sein, dass das Reformationsgedenken in ökumenischer Gemeinschaft als Christusfest begangen wird.
Von beiden Kirchen wurde das Papier „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ erarbeitet. Die Verfasser zeigen ihre Überzeugung, dass beide christlichen Traditionen auf das gemeinsame Christliche Erbe schauen sollten. Wir sollen erkennen, dass wir durch unsere gemeinsame Taufe zum gleichen Leib Christi gehören. Wir haben als Christen die gleiche Grundberufung, sind priesterlich und königlich, als Schwestern und Brüder in Christus. Wir dürfen uns nicht mehr von den gegenseitige Abgrenzungen und Verurteilungen her sehen und definieren. Erkennen wir doch, dass wir schon vom Ansatz her durch die hl. Taufe, durch Gaube und Liebe „grundvereinigt“ sind. Wir haben den hl. Geist mit seinen Gaben schon empfangen und sind gemeinsam unendlich reich beschenkt.
Vor langer Zeit wäre diese Sicht noch undenkbar gewesen. „Kardinal Kurt Koch, der im Vatikan für die Ökumene zuständig ist, sagt: „Die neue Sicht der Reformation Luthers darf als reife Frucht des ökumenischen Dialogs gewürdigt werden, der in den vergangenen fünf Jahrzehnten vollzogen worden ist, und der eine tiefe ökumenische Gemeinschaft zwischen Katholiken und Lutheranern ermöglicht hat.“
Gemeinsame Pilgerreise ins Heilige Land
Im Oktober vergangenen Jahres haben zum ersten Mal je neun Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland mit dem Vorsitzenden Bischof Bedford-Strom eine gemeinsame ökumenische Pilgerreise ins Heilige Land gemacht als Auftakt des Reformationsjahres. Auf den Spuren Jesu sollte die Reise an die gemeinsamen christlichen Ursprungsorte führen, und so die „Verbundenheit im Glauben“ ausdrücken.
Kardinal Marx betonte: „Mit dem Rückenwind der ökumenischen Pilgerreise ins Heilige Land haben wir erkannt, wir sollten nicht zu sehr um uns selbst kreisen. Warum sollte das Christusfest 2017 nicht auch ein Jahr der Neuentdeckung und der Vertiefung des christlichen Glaubens werden? Für die Kirchen ist das Reformationsgedenken die Chance, einen neuen Blick auf die Tradition zu werfen.“
Lund 2016
Unser Papst Franziskus nahm am 31. Oktober 2016 am Eröffnungsakt des Gedenkjahres im schwedischen Lund teil. Dort wurde 1947 der Lutherische Weltbund gegründet. Der Papst bezeichnete das gemeinsame Gedenken der Reformation als eine neue Chance, den gemeinsamen Weg der Annäherung weiterzugehen. Er sagte: „Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurde. Dies ist eine Gelegenheit, um einen entscheidenden Moment in der Geschichte wieder gut zu machen, indem wir Kontroversen und Missverständnisse überwinden, die oft verhindert haben, dass wir uns verstehen konnten.“ Die Einheit sei das Zeugnis, das die Welt von der Kirche erwarte. „Wir werden als Christen in dem Maße ein glaubwürdiges Zeugnis der Barmherzigkeit sein, in dem Vergebung, Erneuerung und Versöhnung unter uns eine tägliche Erfahrung ist.“
Papst Franziskus betonte auch, dass der Reformator Martin Luther keine Spaltung der Kirche, sondern deren Erneuerung gewollt habe. Bei bestehenden Unterschieden in Lehre und Praxis könnten durch das Wirken des Heiligen Geistes weitere Übereinstimmungen erreicht werden. Eine weitere Annäherung auf dem Weg zu „immer größerer und sichtbarer Einheit“ sei möglich.
Konkrete Schritte zur Einheit
Welche Schritte stehen an, um dem großen Ziel der Einheit näher zu kommen? Wichtig ist, dass wir uns der Spaltung unserer Kirche bewusst werden und uns nicht vorschnell damit abfinden. Eine Initiative, die es schon seit langer Zeit gibt, ist die alljährliche „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ Ende Januar. Wir sind von Jesus dazu eingeladen, für die Einheit zu beten. Hier können auch Ehen zwischen Katholiken und Lutheranern eine Brücke bauen. Ein konfessionsverschiedenes Ehepaar sagte: „Wir versuchen, den Schmerz der Trennung als Teil unserer ökumenischen Beziehung anzunehmen. Es ist uns wichtig, trotz allem eine wertschätzende Haltung gegenüber beiden Konfessionen zu kultivieren.“
Zu dieser Versöhnung gehört auch die „heilende Erinnerung“ an begangene Schuld von früher und die Bitte um Vergebung. Das bedeutet mehr als nur eine höfliche Entschuldigung. Deshalb haben ökumenische Buß- und Versöhnungsgottesdienste eine Schlüsselstellung beim gemeinsamen Reformationsgedenken. Die zentrale Feier eines solchen Gottesdienstes mit Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm fand am 11. März in der Kirche St. Michaelis in Hildesheim statt.
Der hl. Geist will die Einheit. Wir bekennen sonntäglich: „Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Das erste Kennzechen der Kirche ist ihre Einheit. Leben wir und beten wir dafür weiter!
"... aber sie sind in der Welt"
Papst Franziskus in Palästina
In der Aufregung rund um die Wahlen der Abgeordneten zum Europäischen Parlament ist ein Ereignis, das für mich nicht minder wichtig war, in den Medien beinahe untergegangen: Die Reise Papst Franziskus‘ nach Palästina. Vielleicht war dieses Zusammenfallen sogar ein Vorteil, denn die Medien beobachten und berichten über religiöse und kirchliche Themen mit den Augen der Politik und der Marktwirtschaft. Die theologische Dimension spielt bestenfalls am Rande eine Rolle.
Anlass der Reise war eine Begegnung mit dem Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Bartholomäus I von Konstatninopel, in Erinnerung an die historische Begegnung zwischen Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras vor 50 Jahren. Ein derartiges Treffen in Palästina führt unweigerlich auch zu Begegnungen mit Vertretern des Judentums und des Islam wie auch mit den politischen Akteuren der Region. Alle diese Facetten und Nuancen zu meistern, ist eine eminente Herausforderung. Dabei geht es nicht so sehr darum, die Position der Christen auf dem "Markt der Religionen und Konfessionen" vorteilhaft zu präsentieren als vielmehr die Sendung der Christen und ihr Selbstverständnis als Jünger Jesu glaubwürdig darzustellen.
Vollendung der Sendung Jesu
Im Evangelium hörten wir einen weiteren Abschnitt aus den johannäischen Abschiedsreden Jesu. In diesen reflektiert Jesus seine eigene Sendung in diese Welt. Er versteht sich als der vom Vater ausgehende Sohn, der gekommen ist, den Vater zu verherrlichen, indem er den Menschen ewiges Leben bringt. Am Ende seiner irdischen Lebenszeit sieht er für sich diese Sendung erfüllt. Er kehrt heim zum Vater, denn die innige Gemeinschaft mit ihm ist das letzte Ziel seiner Sendung. Die Jünger haben erkannt, dass er vom Vater ausgeht und haben durch ihn Gott erkannt und das, was dieser mit allen Menschen vorhat. Die Jünger, die durch den Umgang mit Jesus seine Sichtweise übernommen haben, bleiben in der Welt und setzen fort, was Jesus selbst begonnen hat.
In dieser Abschiedsrede Jesu ist auch die Sendung der Kirche auf den Punkt gebracht. An erster Stelle geht es ihr um das Erkennen Gottes und dessen, was er mit der ganzen Schöpfung vorhat. Die Christen sollen teilhaben an seiner Liebe als Empfangende und Gebende. Das ist ewiges Leben und dadurch wird Gott verherrlicht.
Die Sendung der Jünger Jesu
Wie schwierig dies im Konkreten ist, sehen wir, wenn wir diese Gedanken auf die Alltagsrealität beziehen. Gerade in Palästina prallen die gegensätzlichen Interessen verschiedener Nationalitäten, Religionen und Konfessionen aufeinander. Gibt es eine Kraft, die in diesem vielschichtigen Gefüge eine gemeinsame Zukunft ermöglichen kann? Der Glaube an einen liebenden Gott könnte Hass und Misstrauen abbauen helfen und zu einer inneren und äußeren Abrüstung führen.
Was die Vielfalt und Vielschichtigkeit der Interessen betrifft, ist Palästina ein Abbild der ganzen Welt. Um ähnliche Spannungen und Konflikte geht es auch an den übrigen Brennpunkten der Welt. Hier den Geist Jesu, sein Denken und seine Umgangsweise mit den Menschen, ins Spiel der Kräfte zu bringen, ist Aufgabe der Jünger Jesu heute. Papst Franziskus geht uns darin vorbildhaft voran. Wir sind gefordert als Nachahmer, nicht als Zuschauer, die bequem vom Wohnzimmer aus verfolgen, was der Papst zustande bringt.
Auf spannungsgeladene Interessensgegensätze treffen wir auch in unserer nächsten Umgebung. Europa trägt den Anspruch eine Gemeinschaft zu sein im Namen. Sie funktioniert ganz gut, solange man aus dem gemeinsamen Topf etwas holen kann. Die Meinungen gehen jedoch auseinander, sobald Solidarität gefragt ist und Opfer für die Schwächeren notwendig werden. Auf der Ebene der einzelnen Nationalstaaten ist das nicht viel anders.
Gegensätzliche Interessen hemmen auch das Wachstum innerhalb der Kirchen. Die Nachfahren der Zöllner, Sünder, Pharisäer, Zeloten und Sadduzäer tun sich auch heute noch schwer, miteinander zu reden, miteinander zu beten und Gott zu loben.
Die Rückbesinnung auf unser Ziel, auf die Sendung, die wir von Jesus übernommen haben, ist höchst aktuell. In der Lesung aus der Apostelgeschichte haben wir gehört, dass die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu sich zusammengesetzt und miteinander um den verheißenen Geist als Begleiter und Beistand gebetet haben. Bitten wir ihn, dass er uns auf die richtige Spur führt, auf die Gott uns führen will.
Gehen müssen wir selbst
Freunde?
Die sog. sozialen Netzwerke des Internet - das bekannteste ist wohl Facebook - haben zuvor nicht vorhandene Möglichkeiten geschaffen, Beziehungen zu knüpfen. Als Mitglied eines solchen Netzwerkes kann man sich selbst vorstellen, Bilder von sich ins Netz stellen, seine Vorlieben und Interessen bekannt geben, auf Ereignisse aufmerksam machen, sich mit jemand verabreden u.v.a.m. Beliebt sind Listen, auf denen man anzeigen lässt, wen man zu seinen Freunden zählt oder was einem an anderen Profilen (so nennt man die Einträge der Nutzer) gefällt.
Die sozialen Netzwerke werden nicht nur für private Kontakte genutzt. Sie bieten auch die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun oder sogar politisch etwas in Bewegung zu setzen.
Es gibt aber auch Menschen, die sich bewusst aus solchen Netzen heraushalten, obwohl sie die technischen Möglichkeiten dazu besitzen. Es kostet viel Zeit, auf diesem Wege Beziehungen zu pflegen, Anfragen zu beantworten und seinen Freunden die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Vielen sind diese Beziehungen zu oberflächlich. Nicht selten kommt es vor, dass sich Leute als Freunde eintragen lassen, die jemand kaum kennt. Für manche Teilnehmer geht es mehr um die Menge als um die Qualität von Beziehungen. Engere Beziehungen beinhalten naturgemäß auch Persönliches oder Intimes, das nicht jeder der Neugier eventueller Gaffer preisgeben möchte.
Gott kennen lernen
Um das Erkennen, ein sich Kennenlernen geht es Jesus auch im heutigen Evangelium: "Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast".
Doch in welcher Weise kann man Gott kennen, kennen lernen, erkennen? Gott hat kein Facebookprofil.
Es gibt Menschen, die bezeichnen sich als Agnostiker. Spätestens seit Bruno Kreisky kennen die meisten Österreicher diese Weltanschauung. Als Agnostiker bezeichnen sich Menschen, die nicht an Gott glauben, weil sie überzeugt sind, ihn nicht erkennen zu können. Sie können sich nicht vorstellen, dass man mit irgend einer anerkannten Methode verlässliche Erkenntnis über Gott gewinnen kann.
Gott erkennen oder gar beweisen können wir sicher nicht mit den Methoden der Naturwissenschaft. In den Geisteswissenschaften kommt es darauf an, welche Erkenntniswege die jeweilige Wissenschaft gelten lässt.
Wie soll man da Gott erkennen?
Die Bibel hat im Hinblick auf das Erkennen Gottes ihre eigene Sprechweise. Die biblischen Autoren und ihre handelnden Personen setzen die Existenz Gottes normalerweise als selbstverständlich voraus. Das Wort "erkennen" verwenden sie meist im Zusammenhang mit Beziehung. "Einen Menschen erkennen" bedeutet, eine innige Beziehung mit ihm haben, und wird mitunter auch für die sexuelle Gemeinschaft mit einem Menschen gebraucht. Im Vollzug der Sexualität ist sozusagen inbegriffen, dass man erkennt, wer oder wie der Partner seinem Wesen nach ist. Jedenfalls geht es bei solchem Erkennen um mehr als um eine Facebookfreundschaft und um mehr als um ein "den kenne ich auch".
„Ich kenn’ Sie! - Wer sind Sie?“
Der österreichische Kabarettist Wolfgang "Fifi" Pissecker zieht mit einem Kabarettprogramm über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg durchs Land und hat dafür den Titel gewählt: „Ich kenn’ Sie! – Wer sind Sie?“ Offenbar hat er dabei die Erfahrung gemacht, dass man sein Gesicht erkannte, aber dann doch nicht mehr über ihn wusste.
Wie gut kennen wir jemand, von dem wir meinen, dass wir ihn kennen? Gibt manchmal nicht auch eine vertraute Person Rätsel auf? Man meint, sie oder ihn zu kennen wie kein anderer, und doch ist und bleibt sie oder er immer auch ein Stück fremd. Jemand kennen lernen, erkennen, ist genau genommen ein ganzes Lebensprogramm.
Diese Erfahrung und Überzeugung steht wohl auch dahinter, wenn Jesus sagt: "Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast".
Ein Lebensprogramm
Gott kennen lernen ist ein Lebensprogramm. Allerdings ein sehr lohnendes; behauptet zumindest Jesus: Wer sich auf eine tiefere Beziehung zu Gott einlässt, erfährt, Leben in einer ungeahnten Dichte, "ewiges Leben". Ein Leben, das ähnlich wie das Leben Jesu selbst alle Grenzen, die uns Menschen durch unsere Endlichkeit gesetzt sind, sprengt und überwindet. Es wird zu einem unendlichen Leben nicht nur der zeitlichen Ausdehnung nach, sondern auch in seiner Fülle, volles Leben.
Beispiele solchen Lebens sind das Leben Jesu selbst und die Lebensgeschichten der Heiligen.
Es ist kein Zufall, dass uns dieses Programm nach der Himmelfahrt Jesu und im Hinblick auf die Sendung des Heiligen Geistes vorgestellt wird. Denn diesen Weg muss jeder Mensch selbst gehen. Beziehung in dieser Dichte kann man nur persönlich erleben und nicht als Pauschalerlebnisreise buchen. Jesus bietet uns an, den Heiligen Geist Gottes als Reisebegleiter zu geben. Gehen müssen wir selbst.
Die Sendung der Kirche
Das Pfingstfest als krönender Abschluss des Osterfestes (pente koste, 50 Tage danach), naht in großen Schritten. Das einmalige Geschehen von Tod und Auferstehung des Herrn ist so umfassend, dass wir es auf einen größeren Zeitraum aufgegliedert feiern: den Osterfestkreis. Die Fastenzeit konfrontiert uns sehr stark mit unserer Existenz, vor allem mit Vergänglichkeit, Schuld und Tod (Aschermittwoch und Karfreitag). Die Auferstehung selbst ist die Begegnung des Sohnes mit dem Vater. Sie wurde nicht beschrieben, sondern durch Maria von Magdala mitgeteilt. Auch uns ist die Zusage auf neues und ewiges Leben gegeben. Unser irdisches Leben mit allen Höhen und Tiefen und auch der Tod sind nur Durchgänge. Am Fest Christi Himmelfahrt feiern wir ein zweites Mal Ostern. Zu Pfingsten erhält die Urgemeinde von Jerusalem das Versprechen, dass der Herr mit seinem Geist als Zusammenfassung von Vater und Sohn die Menschheit immer begleiten wird. Der Heilige Geist ist gleichsam der Sturm und das Feuer der Liebe. Die Liebe hält alles zusammen.
Neubeginn
An diesem Punkt setzt die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte ein. Sie beschreibt das Glaubensleben der Urgemeinde und die mühevolle Ausbreitung des Glaubens vor einem historisch- geographischen Hintergrund. Sie beginnt dort, wo das Lukas-Evangelium endet: mit der Erscheinung des Auferstandenen in Jerusalem. Hier entsteht auch die Urgemeinde. Diese Stadt ist von fundamentaler Bedeutung, denn von hier geht das Wort des Herrn aus, es ist der Ort des Leidens und der Himmelfahrt Jesu, der Ort der Wallfahrten, der Ort der Geisttaufe, der Ort der Anwesenheit und Verehrung Gottes im Tempel, der Ort der Augenzeugenschaft der Apostel für die Entrückung des Herrn. Von hier aus beginnt die Mission, die Ausbreitung des Glaubens nach Europa. Es ist der Ort, an dem das Apostelkonzil stattfand, mit Ausstellung eines Konzildekrets. In Jerusalem entwickelt sich der Kern der Urgemeinde von Frauen mit der Gottesmuter und von Männern, den Jüngern und Aposteln.
Apostelgeschichte
Acta apostolorum oder griech: praxeis tonapostolon, also die "Taten der Apostel" oder freier übersetzt: Das Glaubenswirken der Apostel. Lukas zeigt, was die Apostel und die junge Gemeinde getan haben, wie die Hauskirche zur Weltkirche wird, er nennt die beachtlichen Leistungen und Anstrengungen der Menschen, um das Reich Gottes sichtbar werden zu lassen. Wir blicken heute auf fast 2000 Jahre Kirchengeschichte zurück. Für die heutige Situation der Kirchen heißt es: Zurück an den Start! Die Zeiten des Staatskirchentums, vor allem hier im Westen Europas sind vorbei. In der Orthodoxie ist das etwas anders. Vorbei ist die Zeit, in der die Kirche sich des weltlichen Arms bedienen konnte, um Rechte und Privilegien durchzusetzen. Das Christentum begann als Stadtreligion. Jerusalem war ein Schmelztiegel der Religionen, Philosophien, ein Supermarkt der Wertorientierungen.
Klein aber fein?
Heutzutage ziehen viele Menschen in große Städte, wir sind auch hier in Wien und in Österreich multikulturell geworden. Auch in unseren Bereichen gibt es die "Religions- und Wertekomponisten", die sich herauspicken, was für ihr Lebensmodell günstig ist. Die JerusalemerUrgemeinde war klein und überschaubar. Die kleine Schar der Gesandten wollte sich ängstlich einschließen. Der Hl. Geist als treibende Kraft, lässt keine Ruhe. Die JüngerInnen müssen sich den Fragen, den Konfliktpunkten in ihrer Umgebung stellen. Gibt es nicht auch bei uns Tendenzen, sich zu isolieren und vielleicht sogar noch stolz darauf zu sein, eine immer kleiner werdende Schar von Christen zu werden, klein aber fein?! So zu denken ist der Anfang vom Ende! Selbstaufgabe! Fürchterlich damals und heute, dass Gläubige gegen Gläubige aufstehen, der Hohe Rat als Lokalbehörde gegen die Repräsentanten der Urgemeinde. Stephanus wirft dem Hohen Rat vor, diesen wandernden Gott der Bundeslade, der immer unter den Menschen weilt, im Tempel von Jerusalem einzusperren und durch Gesetze und Verbote den Zutritt zum Heiligtum zu erschweren.
Ähnliche Tendenzen lassen sich auch heute feststellen. Auch heute gibt es viele Suchende, Fragende, Unsichere, Ringende, Zweifelnde. Sie werden als ungläubig abgestempelt, durch harte Rechtsvorschriften abgewiesen in der Ökumene oder im Kommunionverbot für geschiedene Wiederverheiratete - eine unerträgliche Rasenmähertheologie, in der alles gleichgeschoren wird.
Die Frohe Botschaft verkünden
Auch die Amtsträger der damaligen Zeit hatten ihre Konflikte durchzustehen. Jesus wusste offenbar, dass diese Einheit von Anfang an bis heute durch kleinkarierte Streitereien, durch Abgehobenheit der Zentrale, durch Machtgehabe und Besserwisserei immer gefährdet war. Deshalb hinterlässt er testamentarisch in seiner Abschiedsrede den Auftrag an die Kirchen, die Einheit zu suchen und schickt als Beistand den Heiligen Geist, der sich bis heute mancher List bedienen muss, um dem Auftrag des Vaters gerecht zu werden, die Frohe Botschaft zu verkünden und zu leben.
Erste Lesung (Apostelgeschichte) und Johannes-Evangelium mit der Abschiedsrede - wir hörten einen Teil davon - mögen für uns alle, für die christlichen Kirchen, ständige Gewissensspiegel sein. Wir haben auch heute als Kirchen sehr viel anzubieten. Was hindert uns daran, wovor fürchten wir uns?
Gott verherrlichen - wozu?
"Wir sind Mozart"
Im Jahre 2006 wurde anlässlich seines 250. Geburtstages in vielfältiger Weise des Wolfgang Amadeus Mozart gedacht; nicht nur in Österreich, in Österreich aber besonders. Die Musik des großen Komponisten wurde im Rundfunk und Fernsehen, in den Opernhäusern und Konzertsälen und an diversen Festspielorten ausgiebig dargeboten. Manch selten gespieltes Stück fand zurück ins Repertoire.
Dieses Gedenkjahr trieb auch sonderbare Blüten. Es wurde für jede Form der Werbung, besonders aber für die Tourismuswerbung ausgeschlachtet. "Ganz Österreich" sonnte sich nach dem Motto "Wir sind Mozart" ihm Ruhm des großen Landsmannes u. a. m.
Trotz bedenklicher Nebenerscheinungen halte ich es für wichtig, dass solche Anlässe ausführlich begangen werden. Eine so bedeutende Persönlichkeit muss von Zeit zu Zeit ins rechte Licht gerückt und gerühmt werden. Dabei geht es um mehr als um eine verspätete Anerkennung und um mehr als ein sich Sonnen im Glanz eines ganz Großen. Es ist eine Form des Dankens. Schließlich tut gute Musik den Zuhörern einfach gut. Ein so großes Erbe gehört gepflegt und genutzt. Das darf dann auch etwas kosten.
"Vater, verherrliche deinen Sohn!"
Im Evangelium des Sonntags zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten hören wir einen Abschnitt aus den Abschiedsreden Jesu. Darin finden wir eine Bitte, mit der wohl viele ähnlich wie ich aufs Erste nichts anfangen können. Jesus bitte: "Vater, verherrliche deinen Sohn!" und "Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war."
Was können wir uns unter diesem Wunsch vorstellen? Will Jesus bewundert werden, wie wir es aus der Glitzerwelt des Starkultes kennen? Eine solche Vorstellung passt nicht zu all dem, wofür Jesus gelebt und sich eingesetzt hat.
Einige Sätze vorher beschreibt Jesus, wie er den Vater verherrlichen wollte: Jesus verherrlicht den Vater, indem er allen Menschen, die dazu bereit sind, ewiges Leben schenkt. Dieses ewige Leben besteht darin, dass sie den einzigen wahren Gott erkennen und Jesus Christus, den er gesandt hat.
Mit dem "Erkennen" ist der johannäischen Sprache gemäß mehr mitgedacht, als wir mit diesem Wort in unserer Alltagssprache zum Ausdruck bringen. Es beinhaltet über das Begreifen und Verstehen hinaus noch "eins werden" und "innige Gemeinschaft". Herzensanliegen Jesu war, eine innige Beziehung zu Gott herzustellen. Damit hat er Gott verherrlicht. Jesus bestätigt auch, dass er dieses Ziel erreicht hat und dass er damit seine Aufgabe erfüllt hat. Die auf ihn gehört haben, sind nun in seine innige Gemeinschaft mit Gott hineingenommen. In ihnen sieht er sich verherrlicht.
Während er jedoch zum Vater zurückkehrt, bleiben sie in der Welt und führen diesen Vorgang weiter. Sie führen die Menschen zu Christus hin und vermitteln so eine neue Gottesbeziehung, die allen Menschen offen steht. Damit verherrlichen sie Christus und den Vater. Für sie bittet Jesus zu seinem Abschied von der Welt.
Was bringt ein Mozartjahr?
Nun, was bringt es den Menschen, wenn sie Gott verherrlichen? Ich denke, es hängt davon ab, wie sie ihn verherrlichen. Ich möchte dies durch den Vergleich mit dem Mozartjahr verständlich machen. Die Sinnhaftigkeit des Gedenkjahres beweist sich nicht damit, wie viele Denkmäler und Mozart-Häuser errichtet werden, wie viel sich die öffentliche Hand und der einzelne sich dieses Ereignis kosten haben lassen, wie viele Menschen an den Veranstaltungen teilgenommen haben oder wie hohe Umsätze erzielt worden sind. Gute Musik tut den Menschen, die sie lieben uns schätzen gut. Gute Musik zu hören, zu erleben, zu genießen ist ein kostbarer Lebensinhalt. Der Applaus, der den Künstlern und den Schöpfern der Musik entgegengebracht wird, wirkt auf jene zurück, die ihn entbieten. Gute Musik zu machen und anzubieten, darf dann auch ruhig einige Anstrengung kosten.
Was bringt die Verherrlichung Gottes?
Gott kennen und lieben lernen, kostet auch eine gewisse Anstrengung. Und ähnlich der Musikszene scheuen manche Gottesliebhaber keine Kosten, um ihre Faszination ausdrücken und erleben zu können. Die Geschichte der Christen ist voll von Zeugnissen dieser Liebhaberei. Diese stellen einen guten Teil unserer Kulturgüter dar. Wo Menschen in inniger Beziehung zu Gott leben und daraus ihr Leben gestalten, verherrlichen sie damit einerseits Gott, andererseits werden sie selbst Nutznießer ihrer eigenen Gottesbeziehung.
Wir stehen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Der irdische Jesus hat sein Werk abgeschlossen. Seine Jüngerinnen und Jünger bitten um seinen Geist. Sie bitten um die Kraft, das Lebenswerk Jesu von Nazareth fortführen zu können. In allen Generationen muss dies neu geschehen. Es braucht jeweils neue Formen. Jeder einzelne muss für sich Gott erkennen und lieben lernen. Jeder einzelne muss auf seine Weise das wahre und ewige Leben entdecken.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 144: Nun jauchzt dem Herren alle Welt
GL 281: Also sprach beim Abendmahle
GL 319: Christ fuhr gen Himmel
GL 326: Wir wollen alle fröhlich sein
GL 339: Ihr Christen, hoch erfreuet euch
GL 342: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft
GL 346: Atme in uns, Heiliger Geist
GL 349: Komm, o Tröster, heilger Geist
GL 351: Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 392: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren
GL 402: Danket Gott, denn er ist gut; groß ist alles, was er tut
GL 481: Sonnte der Gerechtigkeit (6. und 7. Str.)
Kehrverse und Psalmen:
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 - IV.
GL 52: Herr, du bist König über alle Welt - Mit Ps 93 - VIII.
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk - Mit Psalm 100, bzw. Psalm 33 - V.
- Einleitung4
Manfred Wussow (2023)
Der Sonntag heute liegt zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, mittendrin. Zwischen Abschied und Neuanfang. Der Name des Sonntages: Höre, Herr! Mach die Ohren auf! Wir beten mit dem 27. Psalm:
"Höre, HERR, meine Stimme, wenn ich rufe; *
sei mir gnädig und gib mir Antwort!"
Manchmal ist meine Stimme ganz klein. Ich bin müde geworden. Manchmal kann sie nur noch schreien. In mir platzt alles. Manchmal schaue ich gespannt nach vorne. Ich kann es nicht erwarten. Antworte mir!
Dass ich mit Gott so reden kann, ist Ausdruck eines großen Vertrauens. Ich möchte nicht ins Leere reden, nicht vergeblich bitten, nicht umsonst hoffen.
So rufen wir ihn an: Höre, Herr!
Ludwig Götz (2020)
Die Jünger haben sich nach der Auferstehung immer wieder getroffen und ihr Meister trat bei verschlossenen Türen in ihre Mitte. So wuchs ihr österlicher Glaube. Auch uns hilft im Glauben, wenn wir uns versammeln, auch wenn gegenwärtig Abstandsregeln einzuhalten sind.
Im gemeinsamen Beten bereiteten sich die Freunde und Freundinnen Jesu auf das Kommen des Heiligen Geistes vor. Unser Gottesdienst möge uns helfen, dass wir mehr von den göttlichen Gnadengaben mitbekommen.
Im Kyrie wenden wir uns an den erhöhten Herrn.
Hans Hütter (2017)
Wenn eine große Persönlichkeit aus dem öffentlichen Leben abtritt, stellen viel die Frage: Was hat er oder sie hinterlassen? Wie hat er oder die die Welt verändert? Was bleibt von dem, was er oder sie getan hat.? Worauf können wir weiterbauen?
Solche Fragen stellen sich auch nach der Himmelfahrt Jesu. Es geht um sein geistiges Erbe. Traditioneller Weise sagen wir: Er hat uns das ewige Leben erschlossen. Doch was bedeutet das konkret für Menschen, die noch mitten im Leben stehen?
Am Beginn unseres Gottesdienstes treten wir vor den auferstandenen und in den Himmel aufgefahrenen Herrn hin und rufen ihn an als unseren Erlöser:
Hans Hütter (2011)
Der Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten atmet eine eigentümliche Atmosphäre. Es ist eine Zeit des Wartens auf den versprochenen Beistand. Im Raum steht die Frage, wie es weitergeht nach dem Heimgang Jesu zum Vater. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu verbringen diese Zeit im Gebet.
Auch wir bitten um den Heiligen Geist, der uns zeigt, wie christliches Leben nach Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu in unserer Zeit aussehen soll.
Wir wenden uns an den erhöhten Herrn und bitten ihn um Erbarmen.
- Kyrie7
Manfred Wussow (2023)
Herr,
wo bist du nur hingegangen?
Wärst du doch bei uns geblieben!
Wir würden deinem Wort lauschen!
Herr, erbarme dich.
Christus
du bist zum Vater gegangen.
Deine Herrlichkeit möchtest du mit uns teilen.
Es wird hell unter uns.
Christus, erbarme dich.
Herr,
komm wieder! Es ist Zeit.
Schütte deinen Geist über uns aus.
Herr, erbarme dich.
Der HERR ist mein Licht und mein Heil: *
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: *
Vor wem sollte mir bangen?
Ehre sei Gott in der Höhe…
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du hast alles Menschliche auf dich genommen, auch Leid und Tod.
Herr, erbarme dich.
Im Vertrauen auf die lebensspendende Kraft des Vaters hast du den Tod überwunden und bis auferstanden.
Christus, erbarme dich.
Deinen Jüngerinnen und Jüngern bist du erlöst erschienen und hast ihnen den Beistand des Vaters, den Hl. Geist, verheißen.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist der Sohn Gottes.
Herr, erbarme Dich.
Du bist in den Himmel aufgefahren.
Christus, erbarme Dich.
Du bist immer bei uns.
Herr, erbarme Dich.
Ludwig Götz (2020)
Zu Jesus Christus in der Herrlichkeit des Himmels und zugleich in unserer Mitte rufen wir:
Herr Jesus Christus,
du hast Himmel und Erde verbunden.
Herr, erbarme dich.
Du lässt uns nicht allein auf dieser Welt.
Christus, erbarme dich.
In Verbindung mit dir können wir mehr Gutes vollbringen.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2017)
Herr, Jesus Christus,
durch dich haben wir den einzig wahren Gott erkannt.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns die Größe Gottes vor Augen geführt und so deinen Vater verherrlicht.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns berufen, die Größe und Herrlichkeit Gottes der ganzen Welt kundzutun.
Herr, erbarme dich.
Johann Pock (2014)
Herr Jesus Christus,
du bist heimgegangen zum Vater,
um uns Wohnungen zu bereiten.
Herr, erbarme dich unser.
Du hast uns deinen Geist gesandt,
den Geist der Einheit und des Friedens.
Christus, erbarme dich unser.
Du hast Gott in dieser Welt bezeugt
und rufst uns nun zu Zeugen deiner Botschaft.
Herr, erbarme dich unser.
Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du bist heimgekehrt in die Herrlichkeit des Vaters,
von dem du ausgegangen bist.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns gezeigt, wie wir den einzigen wahren Gott erkennen
und zum ewigen Leben gelangen können.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns den Heiligen Geist als Beistand verheißen,
der immer bei uns bleibt.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet5
Messbuch - TG Ostern 7 So: bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt
Allmächtiger Gott,
wir bekennen, dass unser Erlöser
bei dir in deiner Herrlichkeit ist.
Erhöre unser Rufen
und lass uns erfahren,
dass er alle Tage bis zum Ende der Welt
bei uns bleibt, wie er uns verheißen hat.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 7. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - TG Auswahl 15: uns zusammengeführt als deine Gemeinde
Herr, unser Gott.
Junge und alte Menschen,
einfache und kluge,
erfolgreiche und solche, die sich schwertun,
hast du hier zusammengeführt als deine Gemeinde.
Gib einem jeden
etwas von deinem guten, heiligen Geist,
damit wir dich und uns selbst
und einander besser verstehen
und vorankommen auf dem Weg,
auf den du uns miteinander gestellt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 15
Messbuch - TG Auswahl 1: Öffne unser Ohr
Gott, unser Vater.
Wir sind als deine Gemeinde versammelt
und rufen dich an:
Öffne unser Ohr,
damit wir hören und verstehen,
was du uns heute sagen willst.
Gib uns ein gläubiges Herz,
damit unser Beten dir gefällt
und unser Leben vor dir bestehen kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 1
Messbuch - TG 22. Sonntag: binde uns immer mehr an dich
Allmächtiger Gott,
von dir kommt alles Gute.
Pflanze in unser Herz
die Liebe zu deinem Namen ein.
Binde uns immer mehr an dich,
damit in uns wächst, was gut und heilig ist.
Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 22. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Ostern 7 Mi: du versammelst deine Kirche im Heiligen Geist
Barmherziger Gott,
du versammelst deine Kirche im Heiligen Geist.
Gib, daß sie dir von ganzem Herzen dient
und in aufrichtiger Liebe die Einheit bewahrt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 7. Mittwoch der Osterzeit
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
dein Sohn bittet für uns.
Wir machen uns dieses Beten
zu eigen und bitten dich:
Gib uns Anteil am ewigen Leben
und an der Herrlichkeit deines
auferstandenen Sohnes, der mit dir
lebt und herrscht in Ewigkeit.
Manfred Wussow (2023)
Wenn die Sonne scheint, Gott,
träumen wir vom Himmel,
wenn es Nacht wird, bestaunen wir ihn.
Seine Weite und Schönheit sind Bilder von dir.
Doch die Größe hast du in Nähe verwandelt,
die Unendlichkeit in Liebe.
Wir danken dir, dass du uns hörst.
Die kleinen Laute, die sonst niemand hört,
die großen Reden, die uns über den Kopf wachsen.
Schenke uns offene Ohren,
den Geschichten von Menschen zu lauschen,
der Propaganda auf die Schliche zu kommen
und die Wahrheit zu finden.
Schenke uns deinen Geist,
der tröstet, aufrichtet und befreit.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
in allem Tun hat dein Sohn dich auf Erden verkündet
und die Herrlichkeit deiner Liebe zu uns Menschen offenbar gemacht.
Stärke uns in dieser Feier neu durch sein Wort,
damit auch wir die Kraft erhalten,
deine Herrlichkeit in der Welt zu bezeugen.
Das erbitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
- Fürbitten10
Manfred Wussow (2023)
Mitten drin zu sein, ist eine schöne Erfahrung. Wir sind von Erinnerungen umgeben, aber auch von Hoffnung. Wir schließen etwas ab, schauen aber gespannt und gebannt nach vorne. Mitten drin ist alles so wundervoll offen. Nichts ist ausgemacht. Nichts ist zugemacht. Nichts ist unmöglich.
Lasst uns beten:
Wir beten für die Menschen, die sich voneinander verabschieden müssen.
Einige trennen sich, weil sie nicht mehr zusammen leben können, andere werden vom Tod auseinander gerissen.
Herr, sie gehören zu dir!
Wir beten für die Menschen, die zwischen den Stühlen sitzen.
Die einen lavieren und spielen sogar mit der Wahrheit, die anderen wissen nicht, wohin sie gehören.
Wir beten für die Menschen, die Neues erwarten.
Die sich darauf freuen, dass ihr Kind das Licht der Welt erblickt, die glücklich sind, beruflich ein großes Los gezogen zu haben.
Wir beten für die Menschen, die um Zukunft kämpfen.
Viele sind auf der Flucht und suchen eine Heimat, viele setzen sich ein, der Klimakatastrophe zuvorzukommen.
Wir beten für die Menschen, die noch einmal neu anfangen.
Nach einer gescheiterten Beziehung, nach Krisen und Konflikten, nachlanger Krankheit.
Jesus bittet für uns.
Wir sollen an seiner Schönheit und Herrlichkeit teilhaben.
Wie in einem Teppich verknüpft er die Fäden des Lebens.
Ihm vertrauen wir alles an.
Gott teilt seine Ewigkeit mit uns.
In Christus, der uns vorangegangen ist. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Wenn wir miteinander und füreinander beten, erfahren wir, dass unser Hoffen auf Gottes Beistand und Hilfe in eine Gemeinschaft eingebunden ist.
In und mit dieser tragen wir unsere Anliegen vor Gott:
Du weißt besser als wir, wie es im Hier und Jetzt um deine Kirche steht.
Wir bitten um deinen Geist, denn nur mit ihm werden deine Zusagen Wirklichkeit in unserer Gemeinschaft.
Durch die Folgen diverser Krisen haben sich Leid und Spaltung in unserer Gesellschaft breitgemacht.
Wir bitten um deinen Geist, der uns zu gegenseitiger Toleranz und aufrichtigem Respekt befähigt.
Es gibt Grenzen der Machbarkeit und Selbstoptimierung im Menschsein.
Wir bitten dich um deinen Geist, der uns lehrt, dich als den Schöpfer allen Seins anzuerkennen.
Getauft auf dich, den dreieinen Gott, brauchen wir deinen Beistand, um unseren Glauben bewahren und entfalten zu können.
Wir bitten dich um deinen Geist, der alle unsere Beziehungen mit Leben erfüllt.
Nach jedem Abschied bleiben wir oft verwirrt und verunsichert zurück.
Wie Jesus für die Seinen, die er zurücklässt betet, lasst uns für alle Trauernden und ihre Verstorbenen beten.
Dir, dem einzigen und wahren Gott, wollen wir danken und dich mit unserem gemeinsamen Gebet verherrlichen, jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Deine Jüngerinnen und Jünger haben Gemeinschaft untereinander gesucht und gefunden.
Wir bitten Dich:
Für alle, die Deinen Kirchen angehören.
Schenke Ihnen Gemeinschaft untereinander und mit Dir, damit sie einander stärken können für ein Leben in Deiner Nachfolge.
Für alle Menschen, deren Heimat durch Krieg, Katastrophen oder Klimawandel zerstört ist und deren Gemeinschaften daran zerbrechen,
Stehe ihnen bei, dass sie Wege finden, vor Ort oder in der Fremde neu anfangen zu können in Gemeinschaft mit anderen.
Für alle Menschen, die Angst vor Geflüchteten haben, weil sie sie nicht kennen.
Lass sie erkennen, dass Du in den Geflüchteten zu ihnen kommst.
Für alle, die auf der Suche sind nach einem Sinn in ihrem Leben.
Offenbare Dich ihnen als Ursprung allen Lebens
und lass sie in Dir ihren Lebensweg erkennen.
Für alle Menschen, deren Leben einsam geworden ist durch den Tod eines geliebten Menschen, Trennung oder Schicksalsschläge.
Sende Ihnen Menschen, die diese Lücken schließen können
und mit denen sie in Gemeinschaft leben können.
Für uns alle.
Hilf uns, dich im Gegenüber zu erkennen und die Gemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen zu suchen, damit wir uns gegenseitig stärken und Deinen Weg miteinander gehen können.
Für die Menschen, die auf Grund von Krankheit oder Behinderung nicht am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen können.
Lass sie genügend Freunde finden, die ihnen beistehen und sie nicht alleine lassen.
Für unsere Verstorbenen.
Bereite ihnen einen Platz in den himmlischen Wohnungen.
Herr Jesus Christus,
Du möchtest in uns Dein österliches Licht entfalten und uns das Leben in Fülle zeigen.
Dafür danken wir Dir. - Amen.
Ludwig Götz (2020)
Die Jünger haben sich zum gemeinsamen Beten versammelt.
Sie handelten im Auftrag Jesu, der ihnen den Geist von oben verheißen hat.
Auch wir bringen uns und die Anliegen unserer Tage bittend vor Gott.
Herr, unser Gott, lass uns in dieser Krisenzeit unseren Blick auf dich richten, um besser zu erkennen, was für die Zukunft wichtig ist.
Gott, unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns.
Führe uns durch das Beten näher zu uns und unseren inneren Kräften und somit näher zu den Mitmenschen und zu dir.
Entzünde das Feuer Deiner Liebe in uns, wenn wir zu sehr an Dingen und Aufgaben dieser Welt haften bleiben.
Lass uns in Stunden der Stille deutlicher erkennen, wo wir unsere Umwelt belasten und wie wir unsere mitmenschlichen Beziehungen beleben können.
Schenke die österliche Erfahrung, dass die Liebe des Auferstandenen weiterhin begleitet.
Lass alle Mitfeiernden aus der heiligen Messe immer mehr die Gaben des Heiligen Geistes und neue Kräfte erfahren.
Guter Gott, deine Hilfe kann in uns mehr bewirken, wo wir dich über uns verfügen lassen.
Lass unser Beten immer vertrauensvoller werden. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2020)
Gott, unser Ringen mit den Problemen des Alltags nimmt uns oft gefangen. Du möchtest unseren Blick weiten, auf das was du vorhast mit uns, auf die Welt und alle Menschen.
So bitten wir dich:
Um Ruhe und Sicherheit in unserem Inneren
Um tragfähige Beziehungen und ein gutes Sorgen füreinander
Um verantwortungsvolle PolitikerInnen mit einem großen Herzen
Um ein genaues Wahrnehmen der Not und um Solidarität
Um nachhaltiges Handeln für die Bewahrung der Schöpfung
Um ein Wiedersehen mit unseren Verstorbenen bei dir
Gott, dein Glanz strahlt auf in deinem Sohn Jesus Christus und in vielen Menschen auf der Erde. Fülle uns mit diesem Glanz, schenke uns deine heilige Geistkraft. Darum bitten wir dich mit Jesus, unserem Bruder. - Amen.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin St. Franziskus/Wels
Renate Witzani (2020)
Wenn sich Christus im ganz persönlichen Gebet an den Vater wendet, erfahren seine Jünger und wir, wie unendlich wertvoll und geliebt ihm ein jeder von uns ist.
Mit ihm und durch ihn lasst auch uns zu Gott, seinem und unseren Vater, beten:
Wir bitten sich um den Heiligen Geist, der die Kirche auch in dieser Zeit vieler seelsorglicher und gesundheitlicher Bedürfnisse leitet.
Wir bitten dich um den Heiligen Geist, der die politischen Entscheidungsträger begleitet, wenn sie unter dem Druck sehr unterschiedlicher wissenschaftlicher Meinungen, Kritik von Opposition und Medien und den Nöten mancher Bevölkerungsgruppen ihre Verantwortung wahrnehmen.
Wir bitten dich um den Heiligen Geist, der alle stärkt, wenn sie wie einst die Jünger nach Jesu Tod heute dramatische Tage erleben und im Strudel ihrer Sorgen unterzugehen drohen.
Wir bitten dich um den Heiligen Geist, der uns ermutigt in allen unseren persönlichen Anliegen auf deine Güte zu vertrauen.
Wir bitten dich um den Heiligen Geist, der alle jene in Liebe erwartet, die diese Pandemie nicht überlebt haben oder überleben werden.
Vater! Wir brauchen deinen Geist, der uns lehrt, dein Gebot der Liebe zu erfüllen. Er bewegt uns zum Danken, Bitten und Verzeihen. Nur in ihm können wir unseren Glauben an dich durch unser Denken, Reden und Tun bezeugen. - Amen.
Hans Hütter (2017)
Guter Gott und Vater,
Jesus Christus hat uns die Fülle des Lebens verheißen.
In seinem Namen bitten wir:
Für alle Menschen, die dich nicht zu erkennen vermögen.
Schenke ihnen die Gnade des Glaubens.
Für alle Menschen, die an deiner Weisheit und Liebe zweifeln
und ihr Leben nach anderen Inhalten ausrichten.
Lass sie erkennen, was ihre Sehnsucht nach Leben stillt.
Für alle Menschen, die so sehr um ihr Überleben kämpfen müssen,
dass sich dich aus den Augen verloren haben.
Gib ihnen, was sie zu einem guten Leben brauchen.
Für alle Menschen, die sich für ein gutes Leben aller Menschen einsetzen.
Segne ihre Arbeit und lass sie Sinn und Erfüllung finden.
Für alle Menschen, deren irdisches Leben zu Ende ist.
Beschenke sie mit dem ewigen Leben.
Großer Gott,
dein Sohn hat uns deine Größe und Herrlichkeit geoffenbart.
Dich preisen wir und dir danken wir. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Gottes Herrlichkeit wird unter uns im Wunder der Schöpfung sichtbar.
Auch der Mensch als Teil der Schöpfung ist dazu bestimmt,
Gott durch sein Leben zu verherrlichen.
Zu ihm lasst uns beten:
Für die vielen jungen Menschen, die in diesen Tagen das Sakrament der Firmung empfangen,
dass sie bestärkt durch deinen Geist deine Kirche mitgestalten.
Für alle Politiker, die ihre Verantwortung für die Gesellschaft ernst nehmen,
dass sie ermutigt durch deinen Geist an ihrem ehrlichen Bemühen festhalten können.
Für alle Paare, die in ihrer gegenseitigen Liebe den Funken deiner göttlichen Liebe in dieser Welt aufscheinen lassen.
Für uns selbst,
dass wir verwurzelt in unserer Christusbeziehung und durch deinen Geist geführt
Vertrauen, Hoffnung und Zuversicht schenken.
Für alle Verstorbenen
besonders aber für jene, die durch Krieg und Terror ihr Leben verloren haben.
Gott und Vater!
Nach deinem Ebenbild geschaffen und mit deinem Geist beschenkt
sind wir dazu befähigt, dich den einzigen und wahren Gott im Glauben zu erkennen
und dich zu preisen, jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2014)
Vater im Himmel,
dein Sohn Jesus Christus ist zu dir heimgekehrt
und hat uns als Beistand den Heiligen Geist verheißen.
Wir bitten dich:
Für alle, die durch die Taufe Jüngerinnen und Jünger Jesu geworden sind.
Dass sie nicht müde werden um den Geist zu bitten,
der sie in deine Wahrheit einführt.
Für alle Kinder, die in diesen Tagen zum ersten Mal am eucharistischen Mahl teilnehmen konnten.
Dass sie dir gerne in der Feier dieses Sakramentes begegnen.
Für alle, die in diesen Tagen das Sakrament der Firmung empfangen.
Dass sie sich dem heiligen Geist öffnen und von ihm führen lassen.
Für alle Christen, die sich im Laufe der Geschichte entzweit und auseinandergelebt haben.
Dass sie die Einheit mit dir in Christus und im Heiligen Geist anstreben.
Für alle Christen, die aus seelsorglicher Not heraus versucht sind,
die Einheit der Kirche aufs Spiel zu setzen.
Dass sie dich, den einen Gott und Vater, der für seine Kirche sorgt,
nicht aus den Augen verlieren.
Für alle Menschen, die dich zu erkennen suchen und in ihrer jeweiligen Religion verehren.
Dass sie dich als liebenden Schöpfer und Vater entdecken,
der in Jesus von Nazareth den Menschen nahe gekommen ist.
Guter Gott,
dein Sohn Jesus Christus hat dich verherrlicht.
Gib uns die Kraft, dass wir sein Werk fortsetzen. – Amen.
Hans Hütter (2011)
Gott und Vater,
dein Sohn Jesus Christus ist bei dir verherrlicht.
In seinem Namen bitten wir dich:
Für alle Getauften.
Erfülle sie mit Sehnsucht nach inniger Gemeinschaft mit dir.
Für alle, die noch keinen Zugang zum Glauben an dich gefunden haben.
Lass sie dich als den Urheber allen Lebens erkennen.
Für alle, deren Sehnsucht nach tiefen und erfüllenden Beziehungen unerfüllt geblieben ist.
Lass sie Menschen begegnen, die ihren Beziehungshunger stillen können.
Für alle, die von ihrem Leben enttäuscht sind.
Zeige ihnen Wege zu einem erfüllten Leben.
Für alle, die durch Krankheit oder Behinderung in ihren Lebensmöglichkeiten beeinträchtigt sind.
Schenke ihnen Kraft und Freude auf ihrem schwierigen Weg.
Für alle Verstorbenen.
Lass sie am ewigen Leben in deiner Gegenwart teilhaben.
Guter Gott,
Jesus, dein Sohn, hat dich uns als liebevollen Vater vorgestellt,
der uns Leben in Fülle geben will.
Ihm vertrauen wir. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Ostern 7 So: das Leben in der Herrlichkeit des Himmels erlangen
Herr und Gott,
nimm die Gebete und Opfergaben deiner Gläubigen an.
Lass uns diese heilige Feier mit ganzer Hingabe begehen,
damit wir einst das Leben in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - GG 15. Sonntag: in deiner Liebe wachsen
Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 31. Sonntag: die Fülle deines Erbarmens
Heiliger Gott,
diese Gabe werde zum reinen Opfer,
das deinen Namen groß macht unter den Völkern.
Für uns aber werde sie zum Sakrament,
das uns die Fülle deines Erbarmens schenkt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 31. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung1
Manfred Wussow (2023)
Gott, Schöpfer aller Dinge,
in der Wüste hast du dein Volk Israel mit Brot satt gemacht,
ihm im gelobten Land den Wein geschenkt.
Köstliche Gaben für Menschen,
die unterwegs sind.
In der Nacht, in der Jesus verraten wurde,
hat er mit seinen Jüngern Brot und Wein geteilt.
Köstliche Gaben für Menschen,
die schuldig werden.
Heute feiern wir das Geheimnis deiner Liebe,
verkünden den Tod Jesu und seine Auferstehung.
Mit Brot und Wein.
Köstliche Gaben deines Reiches.
Lege du das Wort auf deine Gaben.
Dann bist du Brot und Wein.
Auf dem Weg zu dir.
Komm, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Alles, was Odem hat, lobet den Herrn. (GL 616,1)
Gott und Vater, wir kommen zu dir, um dir zu danken,
denn du hast die Welt und all ihre Wunder hervorgerufen,
weil du sie liebst.
Kehrvers
Um uns Menschen deine Liebe zu offenbaren,
hast du Jesus von Nazareth gesandt,
damit er deine Größe bezeuge.
Kehrvers
Seine Jünger haben erkannt,
dass er von dir ausgegangen ist,
und sie sind zum Glauben gekommen,
dass du ihn gesandt hast.
Kehrvers
Als er alles vollbracht hatte,
hat er sie ausgesandt, damit sie sein Werk fortsetzen
und dich verherrlichen, wie Jesus dich verherrlicht hat.
Kehrvers
Alle Menschen sollen dich, den einzigen wahren Gott, erkennen
und Jesus Christus, den du gesandt hast,
damit sie so das ewige Leben haben.
Kehrvers
So bekennen uns auch wir zu Jesus Christus
und rühmen deinen Namen.
Wir preisen deine Größe und singen mit der ganzen Schöpfung:
Danklied, z. B.: Singt dem Herrn ein neues Lied, niemand soll's euch wehren (Gl 409)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Christi Himmelfahrt 2: Erscheinung und Himmelfahrt des Auferstandenen
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn nach seiner Auferstehung
ist er den Jüngern leibhaft erschienen;
vor ihren Augen wurde er zum Himmel erhoben,
damit er uns Anteil gebe an seinem göttlichen Leben.
Am Fest:
Darum jubelt heute der ganze Erdkreis
in österlicher Freude,
darum preisen dich
die himmlischen Mächte und
die Chöre der Engel und
singen das Lob deiner Herrlichkeit:
An den Tagen bis Pfingsten:
Darum preisen wir dich
in österlicher Freude und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Christi Himmelfahrt 2
Messbuch - Präfation Christi Himmelfahrt 1: Das Geheimnis der Himmelfahrt
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater,
zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus,
den König der Herrlichkeit.
Denn er ist (heute) als Sieger über Sünde und Tod
aufgefahren in den Himmel.
Die Engel schauen den Mittler
zwischen Gott und den Menschen,
den Richter der Welt, den Herrn der ganzen Schöpfung.
Er kehrt zu dir heim,
nicht um uns Menschen zu verlassen,
er gibt den Gliedern seines Leibes
die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen,
wohin er als erster vorausging.
Am Fest:
Darum jubelt heute der ganze Erdkreis
in österlicher Freude.
Darum preisen dich die himmlischen Mächte
und die Chöre der Engel
und singen das Lob deiner Herrlichkeit:
An den Tagen bis Pfingsten:
Darum preisen wir dich in österlicher Freude
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit.
Heilig...
MB Christi Himmelfahrt 1
- Mahlspruch1
Bibel (2008)
Christus spricht:
Das ist das ewige Leben:
dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen
und Jesus Christus, den du gesandt hast.
(Joh 17,3)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Wir haben Sehnsucht nach Gottes Geist:
Er ist der Atem,
der uns leben lässt.
Er ist der Sturm,
der die Botschaft zu allen Menschen bringt.
Er ist das Licht,
das die Welt erleuchtet.
Er ist das Feuer,
das kein Wasser löschen kann.
Wir hoffen auf den Heiligen Geist:
Er ist die Freiheit für alle Unfreien.
Er ist der Friede,
der sich nicht vor anderer Meinung versteckt.
Er ist die Wahrheit,
die unsere Welt dringend braucht.
Er ist der Trost für alle Verlassenen
und die Liebe,
die alle Menschen zusammenführt.
Wir bitten dich, komm göttlicher Geist:
Sei Atem und Sturm
Licht und Feuer
Freiheit und Friede
Wahrheit und Trost.
Komm
und erfülle uns mit deiner Liebe.
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Ostern 7 So: Vollendung erlangen
Erhöre uns, Gott, unser Heil,
und schenke uns die feste Zuversicht,
dass durch die Feier der heiligen Geheimnisse
die ganze Kirche jene Vollendung erlangen wird,
die Christus, ihr Haupt,
in deiner Herrlichkeit schon besitzt,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 7. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - SG Votivmesse Eucharistie: brüderliche Verbundenheit in deiner Kirche
Herr, unser Gott,
die Teilnahme am eucharistischen Mahl heilige uns,
damit durch den Leib und das Blut Christi
die brüderliche Verbundenheit
in deiner Kirche gefestigt wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse von der hl. Eucharistie
- Gebet zum Abschluss2
Manfred Wussow (2023)
Gott,
du bist uns Vater und Mutter auch.
Wir hören von deiner Herrlichkeit,
werden aber von Dunkelheiten eingeholt.
Wir hören deine Verheißungen,
sind aber im Bann unsere Zweifel.
Vieles verändert sich.
Vieles wächst uns über den Kopf.
Vieles macht uns wütend.
Fange mit uns neu an.
Schenke uns Ohren, die auf deine Stimme merken,
Münder, die Worte für einander finden
und Herzen, die von deinem Geist erfüllt werden.
Sende aus deinen Geist,
und das Antlitz der Erde wird neu.
In Christus, der bei dir ist, um für uns einzutreten. – Amen.
Beatrix Senft (2023)
Guter Gott,
deine Worte, deine Weisheit und Wahrheit,
hast du durch deinen Sohn, Jesus Christus, der Welt offenbart.
Wir haben sie angenommen.
Schenke uns nun die Kraft des Hl. Geistes,
dass wir fähig werden, sie in dieser Welt zu leben,
damit die Welt dein Gebot der Liebe und des friedvollen Miteinanders erkennt.
Dir sei mit deinem Sohn und dem Hl. Geist, alle Ehre in Ewigkeit. – Amen.
- Segen1
Beatrix Senft (2023)
Der Herr lasse uns spüren seinen Atem,
der uns lebendig macht.
Der Herr lasse uns spüren sein Feuer,
das es in uns entbrennt und Antrieb für unser Leben ist.
Der Herr lasse uns spüren seinen Trost und seine Liebe,
wenn die Ansprüche des Lebens uns besonders fordern.
Sein lebendiger Atem und sein Licht lege sich auf uns und schenke uns Segen. – Amen.
verharren
sie alle verharrten
hielten inne
in dem
was in ihrem Leben
Bedeutung hatte
stellten sich
ihren Zweifeln
und
Anfragen
war alles zerschlagen
oder
durften sie der neuen Hoffnung
trauen
gaben nicht einfach auf
mussten
in einer neuen Wirklichkeit
ankommen
stockend
starr in der Bewegung
brauchten
ein Ver-weilen
ein Ein-halten
ein Inne-halten
woran noch glauben
worauf kann noch gesetzt werden
ausharren
mit allen
Schwestern und Brüdern
in ihrem Suchen
in ihrem Sehnen
gemeinsam bitten
einmütig betend
dass
der neue Weg sich öffnet
neue Kraft -
heilige Kraft -
zugesandt wird
die Zeit
abwarten
bis sie „reif“ ist
nicht nur einen Moment
nein
eine ganze Zeit
und dann
den Zuspruch erhalten
die Geisteskraft empfangen
den Weg erkennen
und
verkündend
sich aufmachen in die Welt
DAMALS
und HEUTE????
Beatrix Senft 2023.
Sich sammeln als Gemeinschaft
Nach Jesu Himmelfahrt rücken die Jüngerinnen und Jünger zusammen. Sie haben Angst vor dem, was geschehen könnte, und stärken einander im Gebet, Männer wie Frauen. Diese Zeit in der Kammer wird sie zusammenschweißen, auch wenn es Konflikte geben wird: der gemeinsame Verlust des Auferstandenen, die Sorge, wie es weitergehen kann, die Gebete um Beistand, den Jesus versprochen hat, in dem er seine Jüngerinnen und Jünger Gott anvertraut hat: das alles ist die gemeinsame Basis, auf der sie in die Welt gehen werden.
Hier zeigt sich, wie wichtig Gemeinschaft ist. Glaube im stillen Kämmerlein, allein, ohne Außenwirkung ist nicht das, was Jesu Nachfolge erfordert. Ja, es gibt sie, die Zeit zum Gebet, sicher auch die zum stillen Gebet allein. Aber es muss Folgen haben: die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden in die Welt ziehen und sein Wort verkünden. Es war eine Kirche im Übergang: sie mussten nun von sich aus tätig werden. Auch heute befindet sich unsere Kirche im Übergang: so, wie es bisher war, die Volkskirche gibt es nicht mehr und wird es auch nicht mehr geben. Neue Wege müssen gefunden werden. Deshalb denke ich: diese Gemeinschaft untereinander und in Jesus Christus unserem Bruder sollten wir suchen und zu leben versuchen, damit die Botschaft nicht im Dickicht der Strukturen und Kirchengesetze verloren geht.
Edith Furtmann
Exaudi
Texte und Gedanken zum Sonntag "Exaudi":
https://www.daskirchenjahr.de/tag.php?name=exaudi&zeit=Ostern
Lied der Woche: "Heilger Geist, du Tröster mein"
https://www.youtube.com/watch?v=4PdMOV33JBY
Die Steppe soll blühen
Die Steppe wird blühen, die Steppe wird lachen und jauchzen.
Die Felsen voll Wasser seit den Tagen der Schöpfung, doch sie halten es fest.
Die Felsen zerspringen.
Das Wasser wird strömen, das Wasser wird funkeln und strahlen.
Durstige kommen und trinken.
Die Steppe wird trinken.
Die Steppe wird blühen,
die Steppe wird blühen und jauchzen.
Die Flüchtlinge kommen nach Hause mit leuchtenden Garben.
Die gingen in Trauer bis ans Ende, hoffnungslos und allein,
sie kommen in Scharen.
Wie Bäche voll Wasser, wie Bäche voll rauschenden Wassers,
stürzend herab von den Bergen,
wie Lachen und Jauchzen.
Die säten in Tränen, sie kommen und lachen und jauchzen.
Der Tote wird leben, die Tote wird hören: jetzt Leben.
Zu Ende gegangen, unter Steinen begraben:
Toter, Tote, steh auf, ein ganz neuer Morgen.
Es winkt eine Hand uns, es ruft eine Stimme:
Ich öffne Himmel und Erde und Abgrund.
Und wir werden hören, und wir werden aufstehn
und lachen und jauchzen und leben.
Lenny Kuhr, Steppe zal bloeien
https://www.youtube.com/watch?v=hptIyJ6Vd7o
Uitvaart en afscheid Huub Oosterhuis
(15 april 2023)
https://www.youtube.com/watch?v=aafUQiKMyPc
Originaltext: De steppe zal bloeien.
Huub Osterhuis, übertragen: Diethard Zils, Lieder zwischen Himmel und Erde, Düsseldorf: tvd 6. Aufl. 2011, Nr. 11
Was die Kirche am dringendsten braucht
Die Kirche macht eine Zeit des Chaos und der Krise durch. Das ist nicht unbedingt schlimm. Eine Krise fordert zum Wachstum heraus. Das Chaos ist die Voraussetzung der Schöpfung, vorausgesetzt - und das ist eine gewaltige Voraussetzung - der Geist Gottes schwebt über ihm.
Was die Kirche heute am dringendsten braucht, sind nicht neues Recht, neue Theologie, neue Strukturen, neue Liturgien - sie alle sind ohne den Heiligen Geist ein leb- und seelenloser Leib. Wir benötigen verzweifelt jemand, der uns unser Herz aus Stein nimmt und ein Herz aus Fleisch gibt; wir benötigen wieder eine Infusion aus Begeisterung, Eingebung, Mut und geistlicher Kraft. Wir müssen ohne Entmutigung oder Zynismus zu unserer Aufgabe stehen, mit neuem Glauben an die Zukunft und an die Menschen, für die wir wirken. Mit anderen Worten: Wir brauchen eine neue Herabkunft des Heiligen Geistes. Um es noch konkreter zu sagen: Wir brauchen Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind.
Anthony de Mello
Komm Heiliger, heilender Geist
Eine Schale will ich sein empfänglich für Gedanken des Friedens,
eine Schale für Dich, Heiliger Geist.
Meine leeren Hände will ich hinhalten offen
für die Fülle des Lebens, leere Hände für Dich, Heiliger Geist.
Mein Herz will ich öffnen bereit für die Kraft der Liebe,
ein Herz für Dich, Hl. Geist.
Gute Erde will ich sein gelockert für den Samen der Gerechtigkeit,
gute Erde für Dich, Heiliger Geist.
Ein Flussbett will ich sein empfänglich für das Wasser der Güte,
ein Flussbett für Dich, Heiliger Geist.
Anton Rotzetter
Gebet wider den Geist der Zeit
In dieser klugen Zeit, Herr, lass uns nicht verdummen:
Vor leerem Menschenwort lass dein Wort nicht verstummen.
In dieser satten Zeit lass uns nicht Hungers sterben:
Speis' uns mit deinem Brot, dass wir nicht gar verderben.
In dieser kalten Zeit lass unsre Herzen brennen:
Lass in der Liebe stehn, die deinen Namen nennen.
In dieser müden Zeit gib Kraft zu neuem Werke:
Wo unser Herz verzagt, sei du, Herr, unsre Stärke.
Zum reinhören:
https://m.soundcloud.com/user-607197191/gebet-wider-den-geist-der-zeit-version-i-zum-reinhoren
Lindolfo Weingärtner
Feuer-Meditation
Dieses Licht brennt als Zeichen für das Feuer des Hl. Geistes.
Dieses Licht möge aus unseren Herzen alle Angst verscheuchen.
Es mache aus uns wieder Begeisterte für die Sache Jesu.
Dieses Licht brennt als Zeichen für die verzehrende Kraft des Hl. Geistes.
Es schmelze den Eispanzer um die Herzen der Menschen,
die durch Leid und durch schlechte Erfahrung verbittert sind.
Dieses Licht brennt als Zeichen der Hoffnung auf Gottes Geist.
Nur er kann die Welt wirklich verändern.
Dieses Licht brennt als Zeichen der Liebe Gottes.
Diese Liebe kann alle Menschen beschenken.
Herkunft unbekannt
Bitte um den Heiligen Geist
Vater, du gibst den Geist
und verweigerst ihn niemals den Menschen, die dich um ihn bitten.
Mehr als wir selbst ersehnst du, dass wir ihn empfangen.
In der Gabe des Geistes birgst du alle Geheimnisse deiner Liebe,
alle Hochherzigkeit deiner Wohltaten.
Diese Gabe ist das Geschenk deines väterlichen Herzens.
Die Gabe des Geistes lässt dein göttliches Leben in uns einfließen.
Du willst unser Herz weit machen
nach der weltumfassenden Weite deines eigenen Herzens.
Die Gabe des Geistes hat die Kraft, uns von Grund auf umzuwandeln,
uns von unseren Schwächen zu heilen,
dem Bild deines Sohnes Jesus Christus ähnlich zu werden.
Die Gabe des Geistes umschließt das ganze Glück,
der Geist entfacht die Glut zu lieben,
in ihm gewährst du uns das Geschenk der Freude.
Nach: J. Galot, Zum Heiligen Geist. Gebete, 3. Aufl., Leutesdorf am Rhein: Johannes-Verlag 1973.
Was ist das gute Leben?
Es ist eine uralte Frage der Menschheit und bedeutet für jeden etwas anderes. Trotzdem scheint eine klare Antwort in unserer Gegenwart schwieriger denn je.
Von Bernd Graff
www.sueddeutsche.de/kultur/philosophoie-das-gute-leben-1.2507168
Bernd Graff
www.sueddeutsche.de/kultur/philosophoie-das-gute-leben-1.2507168
Schöpfung - Natur
76. Von „Schöpfung“ zu sprechen ist für die jüdisch-christliche Überlieferung mehr als von Natur zu sprechen, denn es hat mit einem Plan der Liebe Gottes zu tun, wo jedes Geschöpf einen Wert und eine Bedeutung besitzt. Die Natur wird gewöhnlich als ein System verstanden, das man analysiert, versteht und handhabt, doch die Schöpfung kann nur als ein Geschenk begriffen werden, das aus der offenen Hand des Vaters aller Dinge hervorgeht, als eine Wirklichkeit, die durch die Liebe erleuchtet wird, die uns zu einer allumfassenden Gemeinschaft zusammenruft.
77. „Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen“ (Ps 33,6). So wird uns gezeigt, dass die Welt aus einer Entscheidung hervorging, nicht aus dem Chaos oder der Zufallswirkung, und das verleiht ihr noch mehr Würde. Es gibt eine freie Entscheidung, die in dem schöpferischen Wort ausgedrückt ist. Das Universum entstand nicht als Ergebnis einer willkürlichen Allmacht, einer Demonstration von Kraft oder eines Wunsches nach Selbstbestätigung. Die Schöpfung ist in der Ordnung der Liebe angesiedelt. Die Liebe Gottes ist der fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung: „Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen“ (Weish 11,24). Jedes Geschöpf ist also Gegenstand der Zärtlichkeit des Vaters, der ihm einen Platz in der Welt zuweist. Sogar das vergängliche Leben des unbedeutendsten Wesens ist Objekt seiner Liebe, und in diesen wenigen Sekunden seiner Existenz umgibt er es mit seinem Wohlwollen. Der heilige Basilius der Große sagte, dass der Schöpfer auch „die unerschöpfliche Güte“ ist, und Dante Alighieri sprach von der „Liebe, welche die Sonne und die Sterne bewegt“. Daher steigt man von den geschaffenen Werken Gottes auf „zu seiner liebevollen Barmherzigkeit“.
78. Zugleich entmythologisierte das jüdisch-christliche Denken die Natur. Ohne aufzuhören, sie wegen ihrer Pracht und ihrer Unermesslichkeit zu bewundern, schrieb es ihr keinen göttlichen Charakter mehr zu. Auf diese Weise wird unsere Verpflichtung ihr gegenüber noch mehr betont. Eine Rückkehr zur Natur darf nicht auf Kosten der Freiheit und der Verantwortung des Menschen geschehen, der ein Teil der Welt ist mit der Pflicht, seine eigenen Fähigkeiten auszubauen, um die Welt zu schützen und ihre Potenzialitäten zu entfalten. Wenn wir den Wert und die Zerbrechlichkeit der Natur erkennen und zugleich die Fähigkeiten, die der Schöpfer uns verliehen hat, gestattet uns das, heute mit dem modernen Mythos vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu machen. Eine zerbrechliche Welt mit einem Menschen, dem Gott sie zur Obhut anvertraut, appelliert an unsere Vernunft, um zu erkennen, wie wir unsere Macht orientieren, ausüben und beschränken müssten.
Aus der Enzyklika Laudato Si' von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus. Rom 2015.
Ewigkeit
Ewigkeit ist der Augenblick, der ganz tief erlebt wird, in dem ich ganz in dem bin, was ich tue, was ich fühle, was ich bin. Sie ist eine Erfahrung, die den ganzen Leib durchdringt, die den Menschen in Leib und Seele vibrieren lässt, die das Innerste des Menschen erschüttert. Diese Lust hat in sich etwas vom Geschmack der Ewigkeit. Und sie verweist auf den, der allein unsere tiefste Sehnsucht zu erfüllen vermag.
In der Ewigkeit gibt es keine Zeit mehr. Unser Leben bei Gott ist zeitlos. Es ist reine Gegenwart.
Ewiges Leben ist nicht in erster Linie das Leben nach dem Tod, sondern eine eigene Qualität von Leben. Es ist ein Leben, das jetzt schon das Ewige und Göttliche in sich birgt. Weil der Tod keine Macht hat über dieses göttliche Leben, wird das ewige Leben den Tod überdauern. Es ist weder der Todesgrenze noch der Zeit unterworfen. Das ewige Leben hat keine "Dauer", sondern ist Leben in jedem Augenblick, Leben in Fülle.
Unsere Sehnsucht wird erst im Tod aufhören. Erst da wird sie für immer erfüllt werden. Dennoch brauchen wir dieses Glück nicht festzuhalten, weil es uns verweist auf eines, das ewig bleiben wird.
Wir können in unserem Leben als Menschen die Ewigkeit nicht festhalten. Aber in dem Augenblick, in dem wir ganz im Schauen sind, in dem Zeit und Ewigkeit zusammenfallen, haben wir eine Ahnung von etwas Dauerhaftem, Beständigem, Ewigen, das nicht wieder zerfällt. In diesem Augenblick verstehen wir, was Ewigkeit ist. Und in solchen Augenblicken erfahren wir auch einen inneren Zusammenhang zwischen unserer begrenzten Lebenszeit und der Ewigkeit. In unsere begrenzte Zeit bricht immer wieder Ewigkeit ein. Da berühren wir etwas, was die Zeit übersteigt und der Vergänglichkeit der Zeit nicht unterworfen ist. Das, was wir in solchen Erfahrungen nur ahnen, wird nach dem Tod für immer Wirklichkeit sein.
Aus: Perlen der Weisheit. Die schönsten Texte von Anselm Grün. Herausgegeben von Rudolf Walter. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2010.
Beim Herrn sein
Auch im Zweiten Korintherbrief schreibt er (Paulus) von seiner Sehnsucht, beim Herrn zu sein: „Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein.“ (2 Kor 5,8). Beim Herrn sein heißt für Paulus: daheim zu sein, Heimat zu haben in Christus, für immer bei ihm geborgen zu sein. Im Griechischen stehen hier zwei Worte für Auswandern und Daheimsein, die den gleichen Stamm haben: „ekdemesai“ und „endemesai“. Das heißt: aus dem Land, aus dem, was mir bisher Heimat ist, auszuziehen, und einzuziehen in das neue Land, in das der Verheißung, das uns Christus bei Gott bereitet hat, um dort daheim zu sein. Das ist die tiefste Sehnsucht des Paulus: für immer mit Christus zu sein, bei ihm daheim zu sein, in ihm Heimat haben, ihn anzuschauen und mit ihm eins zu werden.
Beim Herrn sein bedeutet, dass das ewige Leben vor allem in einer intimen Beziehung zu Jesus Christus besteht. Die Erfahrungen, die wir hier auf Erden mit Christus gemacht haben – im Gebet, in der Meditation, in den Sakramenten -, werden im Himmel erfüllt. In den Sakramenten berührt uns Jesus. In der Eucharistie wird er eins mit uns. Aber trotz der Sakramente erfahren wir immer auch Entfremdung und Fernsein von Christus. Wir können die Nähe nicht durchhalten. Im ewigen Leben, so wie Paulus sich es vorstellt, sind wir für immer beim Herrn und mit ihm. Wir dürfen uns an der Gemeinschaft mit ihm erfreuen.
Die Theologie hat diese Worte des Paulus aufgegriffen, wenn sie Christus selbst als den Himmel bezeichnet. Wenn wir in Christus und mit ihm sind, dann sind wir im Himmel, dann ist unsere Sehnsucht nach Angenommen werden, nach Geliebt werden, nach Eins werden, nach Verwandelt werden für immer erfüllt.
Aus: Anselm Grün, Was kommt nach dem Tod? Die Kunst zu leben und zu sterben Münsterschwarzach 2009.
Franziskus traf Jerusalemer Großmufti und besuchte den Felsendom auf dem Tempelberg
Jerusalem, 26.05.14 (KAP) Papst Franziskus hat zu Beginn des dritten und letzten Tages seiner Nahostreise auf dem Tempelberg in Jerusalem zum Dialog zwischen Christen und Muslimen aufgerufen. "Achten und lieben wir einander als Brüder und Schwestern", sagte er Montagfrüh bei einem Treffen mit dem Großmufti von Jerusalem, Muhammad Ahmad Hussein. Christen und Muslime müssten lernen, das Leiden des anderen zu verstehen. Zugleich verurteilte er jede Form von religiös motivierte Gewalt: "Niemand gebrauche den Namen Gottes als Rechtfertigung für Gewalt". Er rief zum gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden auf.
Franziskus erinnerte in seiner Rede bei der Begegnung, an der auch der Vorsitzende des Obersten Muslimrates, Ikrima Sabri, teilnahm, an die gemeinsamen Wurzeln von Muslimen, Christen und Juden. Alle drei Religionen verehrten die biblische Gestalt Abraham als "Vater im Glauben" und großes Vorbild, "wenn auch auf unterschiedliche Weise", so der Papst.
Zu Beginn des Besuchs besichtigte Franziskus den Felsendom. Das islamische Heiligtum erhebt sich über dem Ort, an dem der Überlieferung nach das Opfer Abrahams stattfand. Bis zur Zerstörung im Jahr 70 durch die Römer befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel. Der Felsendom diente unter den Kreuzfahrern im Mittelalter zeitweilig als Kirche. Papst Franziskus zog beim Betreten nach islamischer Sitte die Schuhe aus.
Anschließend begab sich Franziskus an die jüdische Klagemauer, um dort zu beten. Die benachbarten heiligen Stätten sind religiöser Brennpunkt des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern um Jerusalem.
Der dritte und letzte Besuchstag von Franziskus im Heiligen Land steht im Zeichen des Dialogs mit Muslimen und Juden. Im weiteren Verlauf will der Papst am Grab des Initiators des modernen Staates Israel Theodor Herzl (1860-1904) einen Kranz niederlegen und in Yad Vashem der Opfer des Holocaust gedenken. Außerdem sind Gespräche mit Staatspräsident Schimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu geplant.
Kathpress-Schwerpunkt zur Papstreise: www.kathpress.at/papst-im-heiligen-land
Kathpress 26.05.14 - Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Bewohnt von deinem Heiligen Geist
Christus,
gib dass wir jeden Augenblick auf dich schauen.
So oft vergessen wir,
dass wir bewohnt sind von deinem Heiligen Geist,
dass du in uns betest,
dass du in uns liebst.
Dein Wunder in uns ist dein Vertrauen
und dein stets neu geschenktes Verzeihen
in der einzigartigen Gemeinschaft,
die sich Kirche nennt.
Roger Schutz
Gib uns deinen Geist
Jesus Christus,
gib uns Deinen Geist,
der wie Feuer ist,
wie Sturm,
wie Worte, die alle verstehen.
Gib allen Deinen Geist,
der zusammenführt
und neu werden lässt,
Gib Deinen Geist
uns und allen Menschen,
damit wir Dir ähnlich werden;
erfüllt von Liebe zu Gott
und unseren Mitmenschen,
jetzt und in Ewigkeit.
Roger Schutz
Die geheimnisvolle Gegenwart Christi
Lebendiger Gott,
durch die geheimnisvolle Gegenwart Christi
bewohnt uns heute,
morgen und immer
dein Geist.
Und auf einmal können wir begreifen,
dass wir geradewegs
auf die Wirklichkeit des Reiches Gottes zugehen,
sobald das Vertrauen des Herzens
aller Dinge Anfang ist.
Roger Schutz
Geist des auferstandenen Christus
Geist des auferstandenen Christus,
nur wenn wir in großer Einfachheit beten,
können wir dich empfangen.
Du weißt, wie wenig
menschliche Sprache auszudrücken vermag,
was in unserer Tiefe geschieht.
Doch du bist es,
der bei unserem schlichten Gebet
zu uns spricht,
bisweilen durch ein Wort,
durch ein Ereignis,
manchmal in einem Stillehauch.
Du sprichst zu uns,
und in deiner Gegenwart
bricht das Morgenrot
eines Vertrauens an.
Roger Schutz
Die bleibende Bedeutung der Menschheit Jesu
Daß Gott selber Mensch ist, das ist der einmalige Gipfel und der letzte Urgrund zugleich für das Verhältnis Gottes zu seiner Schöpfung, in dem er und sie in gleichem Maße (nicht im umgekehrten) wachsen. Diese Positivität der Schöpfung, nicht nur gemessen am Nichts, sondern auch vor Gott, erhält darum in Christus ihre qualitativ einmalige Aufgipfelung, weil nach dem Zeugnis des Glaubens diese geschaffene Menschheit der indispensable und bleibende Durchgangspunkt ist, durch den alles Geschöpfliche hindurch muß, soll es die Vollendung seiner ewigen Gültigkeit vor Gott finden. Er ist das Tor und die Tür, das A und das O, das Umfassende, in dem als dem Menschgewordenen die Schöpfung ihren Bestand hat. Wer ihn sieht, sieht den Vater, und wer ihn, den Menschgewordenen nicht sieht, sieht auch Gott nicht. Wir können über das Absolute reden ohne das nichtabsolute Fleisch des Sohnes, aber den Absoluten wahrhaft finden kann man nur in ihm, in dem die Fülle der Gottheit in der irdenen Scherbe seiner Menschheit geborgen ist. Ohne ihn ist schließlich alles Absolute, von dem wir reden oder das wir in mystischem Aufschwung zu erreichen meinen, nur das nie erreichte objektive Korrelat zu jener leeren und hohlen, finster und verzweifelt in sich selbst sich verzehrenden Unendlichkeit, die wir selber sind, die Unendlichkeit der unzufriedenen Endlichkeit, nicht aber die selige Unendlichkeit wahrhaft schrankenloser Fülle. Diese aber ist nur dort zu finden, wo Jesus von Nazaret ist, dieser endlich Konkrete, Zufällige, der bleibt in Ewigkeit.
Entscheidend aber ist dies: Jesus der Mensch war nicht nur einmal von entscheidender Bedeutung für unser Heil, d. h. für das wirkliche Finden des absoluten Gottes, durch seine historischen und jetzt vergangenen Taten des Kreuzes usw., sondern er ist jetzt und in Ewigkeit als der Menschgewordene und Geschöpfgebliebene die dauernde Offenheit unserer Endlichkeit auf den lebendigen Gott unendlichen, ewigen Lebens...
Aus: Karl Rahner-Lesebuch. Herausgegeben von Karl Kardinal Lehmann und Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Nicht mehr und noch nicht
Wir hängen dazwischen.
Altes ist leer geworden,
es klingt hohl,
bringt nichts mehr zum Schwingen in uns.
Worte,
Lieder,
Gesten,
Bewegungen,
Gedankengebäude,
sie betreffen uns nicht mehr,
und darum sind wir nicht betroffen.
Es geschieht etwas an uns
aber nicht in uns.
Wir warten.
Wir überlegen.
Wir sind unsicher.
Wir ahnen.
Das Neue ist noch nicht da.
Vorsichtig hat es sich angedeutet.
Wir haben es in inneren Bildern gesehen.
Wir wissen, daß es kommen wird,
weil wir das Alte verloren haben.
Es hat noch keinen Namen.
Die alten Worte passen nicht.
Unsere Vorstellungen sind noch zu eng.
Wege sind noch nicht gebahnt.
Schon die Ansätze laufen gegen Blockaden.
Und der Preis des Wartens
scheint ständig zu steigen.
Müdigkeit ist unser gefährlichster Feind,
und die Mutlosigkeit begleitet uns
wie ein ständiger Schatten.
Wollen wir einander helfen durchzuhalten?
Wir wollen eine Verschwörung bilden,
die in Stärke und Sanftheit
das Neue herbeisehnt.
Hier zu stehen
in diesem Nicht-Mehr und Noch-Nicht,
ist eine Form von Glauben,
und sich die Lösungen der Vergangenheit
nicht mehr zu genehmigen,
ist Ausdruck des Vertrauens,
daß alles weitergeht,
daß es einen Punkt gibt,
auf den wir zuströmen,
daß es eine Kraft gibt,
die die Entwicklung steuert.
Ich will mich der Veränderung nicht entziehen.
Ich will loslassen,
um wieder Neues umarmen zu können.
Und auch das will ich wieder loslassen,
in einer ständigen Entwicklung
auf meinen Ursprung zu,
auf die Vollkommenheit, aus der ich komme
und zu der ich gehe.
Aus: Ulrich Schaffer, Neues umarmen. Für die Mutigen, die ihren Weg gehen. Edition Schaffer im Kreuz Verlag, Stuttgart 1984.
Ganz in seinem Element
Es ist eine Binsenweisheit: Ein Fisch kann im Wasser nicht ertrinken, er ist in seinem Element. Ein Vogel kann in der Luft nicht abstürzen, er ist in seinem Element. Er ist getragen von dem, was ihn umgibt.
Und der Mensch? Was trägt ihn? Wann ist der Mensch in seinem Element? Nie so wie in der Liebe. Wenn er sich Heben läßt, wenn er Gott glaubt und sich ihm anvertraut, dann ist er ganz in seinem Element. "In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir", sagt Paulus (Apg 17,28). Da sind wir so frei wie ein Fisch im Wasser, wie ein Vogel in der Luft.
Der Grundsatz des christlichen Glaubens lautet: Du bist von Gott geliebt! Descartes hat am Beginn der Neuzeit gesagt: Cogito, ergo sum - Ich denke, also bin ich. Bei allem Respekt vor dem Denken sagen Christen das anders: Amor, ergo sum - Ich bin geliebt, also bin ich. Das geht über das Denken hinaus. Das ist der letzte Grund unserer Christen- und Menschenwürde.
Gottes Liebe hat einen Namen: Jesus Christus. Seine Himmelfahrt meint nicht, daß er eine steile Karriere nach oben gemacht hat. Er ist kein Aufsteiger. Er ist heruntergekommen in unser menschliches Dasein. Er hat gehört und selbst erlebt, was hier zum Himmel schreit. Er hat unserer gebeutelten und geschlagenen Menschennatur Raum gegeben in Gott, sie in Gott beheimatet. Das ist der Himmel, von dem Christi Himmelfahrt spricht. Nicht da, wo der Himmel ist, ist Gott (irgendwo über den Sternen); sondern da, wo Gott ist, ist der Himmel. Und in ihm ist der Mensch ganz in seinem Element - wie der Fisch im Wasser, wie der Vogel in der Luft.
Aus: Franz Kamphaus, Zwischen Tag und Nacht. Österliche Inspirationen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
Jesus
Du läßt Dich
nicht festhalten:
Einmal bist Du
im Brot,
im Wein,
im Wort,
in den Menschen.
Du läßt Dich
nicht festlegen,
weil Du überall bist,
weil Du alles bist,
weil Du gesucht werden willst,
weil Du Dich finden läßt,
weil Du uns begegnest
im Feuer,
im Windhauch,
im Engel,
im Bruder,
in der Schwester.
Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Eigenverlag. Nachdruck 2009 Mails & More, A-3441 Judenau.
Du großes Geheimnis,
dessen Stimme ich in den Winden vernehme,
dessen Atem der ganzen Welt Leben gibt,
höre mich!
Ich komme zu dir als dein Kind.
Ich bin klein und schwach.
Ich bedarf deiner Kraft und deiner Weisheit.
Lass mich in Schönheit leben und gib,
dass meine Augen immer
den purpurnen Sonnenuntergang schauen,
Hilf mir, dass meine Hände alle die Geschöpfe achten,
die du gemacht hast,
und meine Ohren deine Stimme hören.
Weisheit gib mir, dass ich die Lehren erkenne,
die du in jeden Baum und jeden Felsen,
jede Pflanze und jedes Tier gelegt hast.
Mache mich stark,
nicht, damit ich stärker bin als meine Brüder,
sondern damit ich den Kampf in mir selbst bestehe.
Mache mich fähig,
dir in die Augen zu schauen
und mit reinen Händen vor dir zu stehen,
so dass, wenn das Leben vergeht,
wie die Sonne abends verlischt,
wie der fahle Mond vergeht
und das Rascheln des Windes verklingt,
meine Seele frei und vertrauend zu dir kommt.
Gebet der Sioux in: Jörg Zink, Das Lied von Gott rings um die Erde. Kreuz Verlag, Stuttgart Zürich 2001.
Wiederkunft
wenn er kommt
wiederum kommt:
vielleicht ein indio jetzt
ein filippino
oder Bantu (was weiss ich?)
wenn er kommt
wiederum kommt:
vielleicht eine frau jetzt
oder auch frau-und-mann
ein paar
wenn er kommt
wiederum kommt:
vielleicht in vielen
die neue gesellschaft
in der gerechtigkeit wohnt
wenn er kommt
wiederum kommt:
vielleicht die stadt gottes
das land der göttin die versöhnung
von mensch und natur
wenn er kommt
wiederum kommt
von einem ende
der erde
zum andern
Aus: kurt marti, geduld und revolte. die gedichte am rand. im radius verlag, stuttgart 1995.
Gott erkennen
Erkennt der Mensch etwas von Gott, so ist er es selbst, das er erkennt, er erkennt Gott nicht. Christus sagt: Das ist das ewige Leben, daß sie Gott den Vater erkennen und Christus, den du gesandt hast.
Wer Gott erkennt und Christus erkennt - das ist ewiges Leben. Und Christus wird nicht erkannt, es sei denn mit nichts. Wo nichts erkannt wird, da wird Gott erkannt; das heißt: wo einem Menschen alles entfällt, so daß er nichts hat und nichts erkennt. Dieses Erkennen kann weder in den Verstand noch in den Begriff kommen; der Begriff ist viel zu grob dazu. Dieses Erkennen ist vielmehr ein Sich Niederbeugen unter Gott.
Claesinne van Nieuwlant in: Im Spiegel der Seele. Die Quellen der Mystik. Ausgewählt und eingeleitet von Elisabeth Hense. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1997.
Sophia
Der Speisesaal in der "Großen Lawra", der mehr als tausendjährigen Mutter aller Athosklöster, ist ein Wunderwerk der Malerei. Schulter an Schulter blicken nicht nur die großen Patriarchen, Propheten und hageren, vergeistigten Asketen auf die an Steintischen versammelten Mönche. In die Schar heiliger Männer mischen sich auch Philosophen, Dichter und Denker: Aristoteles und Platon, Sophokles und Solon, aber auch Pythagoras, Sokrates, Plutarch und einige mehr. Alles Zeugen aus einer versunkenen Ära, als der Athos nicht nur Hort des Glaubens und der asketischen Versenkung war, sondern auch Schatzkammer der Künste und Zentrum des Geisteslebens der Griechen.
...
Sophia, Weisheit, rufen die Priester Nacht für Nacht in den dunklen Athos-Kirchen - hingetreten vor die "goldene Pforte", die Mitteltüre der Ikonostase. So viel Bedeutung erhält kaum ein anderes Wort im orthodoxen Gottesdienst. Freilich: Die Weisheit, die sie verkünden, kommt nicht aus den Gehirnen der Menschen, sondern aus der Zeitlosigkeit des Evangeliums. Aus dem Wort Gottes.
Noch ganz erfüllt vom Licht- und Farbenzauber, von den Gebeten und Gesängen einer vielstündigen nächtlichen Liturgie, sitze ich eines Morgens vor dem Kloster Pantokratoros - mit einem fast unwirklich schönen Blick über Buchten und ferne Klöster hinweg zu den Schneehängen des Athos. Mit mir einer der Metropoliten der Orthodoxie, westlich erzogen, Akademiker und weltgewandt. Alle Bischöfe der Ostkirche kommen ja selbst aus dem Mönchtum. Hier, auf athonitischem Boden, ist die Sache für ihn entschieden: Der Athos beschäftigt sich nicht mit Theologie - er ist Theologie. Hier gibt es nichts zu diskutieren. Für die Mönche ist kein Zweifel offen. Hier wird geglaubt. Alles andere ist Häresie.
Mag sein, dass hinter dieser tiefen Abneigung gegen die Gaben des Verstandes auch die alte Scheidelinie zwischen Byzanz und Rom, Ost und West, zwischen Herz und Verstand deutlich wird. Die "Römer", das sind für die Ostkirche nach wie vor die "Rationalisten", angesteckt von der Nüchternheit des Protestantismus. Die "Erleuchteten", Gottseligen, das sind die Orthodoxen.
Eine noch tiefere Bruchlinie aber verläuft zwischen dem östlichen Mönchtum und der Wissenschaft. Für den großen indischen Priester und Naturforscher Raimon Panikkar experimentiert der Wissenschaftler mit seinen Ideen, der Mönch aber mit seinem Leben. Wer Mönch wird, der wählt diesen Weg nicht, um etwas zu tun oder zu erkennen, sondern um etwas zu sein oder zu werden. Der eine sucht nach der Komplexheit des Problems, der andere nach der Einfachheit des Ursprungs.
Wer mit den Athos-Mönchen heute über Wissen und Glauben diskutiert, der stößt, bei aller herzlichen Aufmerksamkeit, auch an Grenzen der Verständigung. Natürlich, sagt einer von ihnen, die Wissenschaft habe Riesenschritte gemacht, Gott sei Dank. Aber alle gehen nur in eine Richtung - nämlich nach außen. Nur nach außen. Es ist hoch an der Zeit, all den Erfindungen und Entdeckungen, den neuen, ungeahnten Möglichkeiten einen Rahmen, einen Inhalt, eine Seele zu geben. Der Verstand müsse wieder Werkzeug des Menschen werden, nicht aber sein Wesen sein; eine Fähigkeit also, nicht mehr, und jedenfalls ohne selbständige, unkontrollierte Existenz. Ein anderer Mönch nähert sich dem Thema von einer anderen Seite: Hat Jesus die Welt verändert?, fragt er herausfordernd. War er ein Theologe? Nein, er war es nicht. Und die großen Propheten, die Apostel? Keiner von ihnen war ein Intellektueller. Alle großen Glaubenswahrheiten wurden von Menschen formuliert, die auf nichts anderes gehört haben als auf ihr Herz und auf die Stimme Gottes. Wer glaubt, er kann ganz auf Vernunft setzen, wird scheitern.
Eine harte, bittere Botschaft, die unseren Realitätssinn und unser Selbstverständnis provoziert; die zum Widerspruch reizt und vermutlich auch allerlei Verdächtigungen gegen das östliche Mönchtum nährt. Und doch: Klingt da nicht - hinter aller Einseitigkeit etwas an, was die Religions-, ja, die Menschheitsgeschichte seit Urzeiten begleitet? Etwa: Dass man diesen fernen, nahen Gott, wenn überhaupt, nur lieben, aber nicht denken kann - nur erahnen, aber nicht erkennen? Dass also der Glaube auch heute noch, ja, vielleicht mehr denn je, alles Begreifen und Erkennen übersteigt? Dass Glauben und Wissen zwei unverzichtbare Quellen des Humanums sind, die einander zu respektieren und auch zu ergänzen haben, die aber aufgrund bitterer Erfahrung allen Grund haben, das Territorium des jeweils anderen nicht zu besetzen? Mehr noch: Dass sich alles wirklich Große unseres Lebens - Sinn und Erfüllung, Friede und Freude, Staunen und Dankbarkeit, Vertrauen und Liebe, Verinnerlichung und Heiligung - aus ganz anderen Quellen unseres Menschseins nährt als aus denen des Verstandes? Dass es also darum geht, den "Verlust der Mitte" wieder gutzumachen - und endlich in der eigenen Seele anzukommen. Um ganz "bei sich" zu sein? Viertausend Bände über Metaphysik werden uns nicht sagen können, was die Seele ist, hat Voltaire geschrieben. Also ist es vielleicht doch gut und sinnvoll, dass es zumindest diesen einen radikalen Gegenentwurf zu unserer Alltagswirklichkeit gibt. Den gelebten Widerspruch zur Welt der "reinen Vernunft"- mitten in Europa und mitten in dieser Zeit. Der kleine Ausstieg aus der Fortschrittswelt - aus Naturwissenschaft und Theologie vor allem -, ist nicht gerade das auch Teil des Abenteuers jeder Athosreise? Und, mehr noch, ist es nicht auch ein kleiner Sehnsuchts-Stachel, der bleibt - auch wenn man längst wieder heimgekehrt ist?
Aus Heinz Nußbaumer, Der Mönch in mir. Erfahrungen eines Athos-Pilgers für unser Leben. Styria Verlag, Wien Graz Klagenfurt 2006.
Agnostizismus
Der Agnostizismus (latinisierte Form des altgriechischen ἀγνωστικισμός agnōstikismós, von ἀγνοεῖν a-gnoein "nicht wissen, unbekannt, unerkennbar"; vergleiche Gnosis und Gnostizismus) bezeichnet die philosophische Ansicht, dass bestimmte Annahmen - insbesondere theologischer Art, welche die Existenz oder Nichtexistenz eines höheren Wesens wie beispielsweise eines Gottes betreffen - entweder ungeklärt oder grundsätzlich nicht zu klären sind.
Der Agnostizismus ist eine Weltanschauung, die insbesondere die prinzipielle Begrenztheit menschlichen Wissens betont. Die Möglichkeit der Existenz transzendenter Wesen oder Prinzipien wird nicht bestritten. Agnostizismus ist sowohl mit Theismus als auch mit Atheismus vereinbar, da der Glaube an Gott möglich ist, selbst wenn man die Möglichkeit der rationalen Erkenntnis Gottes verneint.
Die Frage "Gibt es einen Gott?" wird dementsprechend nicht mit "Ja" oder "Nein" beantwortet, sondern mit "Ich weiß es nicht", "Es ist nicht geklärt" oder "Es ist nicht beantwortbar".
Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. erklärte Protagoras, einer der vorsokratischen sophistischen Philosophen der griechischen Antike, seinen agnostischen Standpunkt mit den Worten: "Was die Götter angeht, so ist es mir unmöglich, zu wissen, ob sie existieren oder nicht, noch, was ihre Gestalt sei. Die Kräfte, die mich hindern, es zu wissen, sind zahlreich, und auch ist die Frage verworren und das menschliche Leben kurz."
Der Begriff des Agnostizismus wurde maßgeblich durch Thomas Henry Huxley (1825-1895) geprägt. Obwohl es sich um eine noch junge Begriffsbildung handelt, ist die dahinter stehende Auffassung deutlich älter und findet sich unter anderem bei Laotse sowie einigen griechischen Vorsokratikern und Sophisten.
Starker und schwacher Agnostizismus
Die Auffassung, dass die Existenz von Göttern und anderen höheren Wesen grundsätzlich unerkennbar sei, wird auch als starker Agnostizismus bezeichnet. Dagegen bezeichnet schwacher Agnostizismus die Auffassung, dass die Existenz von höheren Wesen nicht grundsätzlich unerkennbar ist, sondern nur zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbekannt ist. Während ein schwacher Agnostiker auf die Frage, ob es einen Gott gibt, mit "Ich weiß es nicht" antworten würde, würde ein starker Agnostiker mit "Ich kann es nicht wissen" (bzw. "das kann niemand wissen und wird auch nie jemand wissen können") antworten.
Agnostizismus und Theismus
Prinzipiell sind Agnostizismus und Theismus miteinander vereinbar, in der Praxis jedoch stehen die meisten Agnostiker dem Glauben an (konkrete) Gottheiten kritisch gegenüber. Die Gottesbeweise des Theismus (z. B. im Judentum, Christentum, Islam oder Hinduismus), das Offenbarungswissen und die in Religionen überlieferten Wunder und sonstigen angeführten Argumente für die Existenz höherer Wesen halten nach dem Urteil der Agnostiker einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Eine Gottestheorie, die nicht falsifizierbar ist, gilt in den Augen vieler Agnostiker aufgrund der fehlenden Falsifizierbarkeit als unwissenschaftlich und sollte nach der als »Ockhams Rasiermesser« bekannten Denkregel vermieden werden, da sie eine unnötig verwickelte Erklärung sei.
Viele Agnostiker lehnen insbesondere anthropomorphe Gottesvorstellungen ab, da ihnen diese als unglaubwürdig erscheinen. Eine Form des Theismus, die von manchen Richtungen des Agnostizismus akzeptiert wird, ist der Pantheismus, der die Natur bzw. das Universum als "göttlich" bezeichnet. Viele Philosophen, wie beispielsweise Schopenhauer, bezeichnen den Pantheismus allerdings lediglich als dezenten Atheismus.
Agnostizismus und Atheismus
Der grundsätzliche Unterschied zwischen Agnostizismus und Atheismus besteht darin, dass es beim Agnostizismus um die prinzipielle rationale Erkennbarkeit eines Gottes, beim Atheismus dagegen um den tatsächlichen Glauben an einen Gott geht. Daher ist der Agnostizismus vor allem eine philosophische Grundsicht, während sich der Atheismus vor allem als Gegenpol zum Theismus sieht. Der Unterschied erscheint zunächst gering, weshalb auch die Begriffe Agnostizismus und (schwacher) Atheismus oft (fälschlicherweise) synonym gebraucht werden.
Gelegentlich wird auch argumentiert, dass der Agnostizismus keine eigenständige Weltanschauung, sondern als Unterkategorie des Atheismus einzuordnen sei. Andere behaupten, tatsächlich sei es genau umgekehrt: Atheismus sei nur als Folge der agnostischen Weltanschauung sinnvoll. Erst die agnostische Ansicht, dass keine Möglichkeit der Erkenntnis Gottes existiere, mache die atheistische Ansicht, nämlich den Glauben an Gott nicht zu haben (schwacher Atheismus) oder gar zu negieren (starker Atheismus), überhaupt möglich. Hierbei sei angemerkt, dass diese Argumentationen nicht den Atheismus im starken Sinne betreffen, da dieser die Existenz eines Gottes bestreitet, was laut Agnostizismus nicht möglich ist.
Wegen der Betonung der Nicht-Erkennbarkeit eines höheren Wesens lehnt es der Agnostizismus ab, die Existenz höherer Wesen vollständig zu bestreiten, wie es im starken Atheismus geschieht.
Eine Richtung des Agnostizismus, der "atheistische Agnostizismus", im Grunde gleichbedeutend mit dem "agnostischen Atheismus" der meisten Atheisten weltweit, vertritt zwar die Ansicht, dass die Existenz eines Gottes unbekannt ist, hält aber meist auf Grundlage von Ockhams Rasiermesser die Nicht-Existenz für plausibler.
"Ich kenn' Sie! - Wer sind Sie?"
732 km alleine zu Fuß durch Nordspanien - Wolfgang Fifi Pisseckers Soloprogramm erzählt die Geschichte von interessanten, wunderlichen, aber vor allem sehr lustigen Erlebnissen auf seinem Weg von Pamplona nach Santiago de Compostela. "Habitation individual por favor" heißt dabei die wichtigste Parole. "Haben Sie bitte ein Einzelzimmer?" Falls nicht, darf man mit 40 wildfremden anderen Pilgern in einem "Refugio" schlafen, einer Mischung aus besserer Scheune und Scheune.
Was passiert, wenn man in einem Beichtstuhl ein Telefon entdeckt und plötzlich direkt mit Gott verbunden wird? Oder nach einer "30-er" Etappe nur noch schlafen will und sich die Herberge jedoch als einschlägiges Etablissement entpuppt? Gibt es Doping eigentlich auch am Jakobsweg? Heißt "Buen Camino" wirklich schöner Schornstein?
Was bedeuten die vielen gelben Pfeile und warum dreht sich alles nur noch um diese 3 Fragen: Wo schlaf ich? Wo wasch ich? Und: Wird's trocken bis morgen?
Antworten darauf und auf vieles mehr in Geschichten, Bildern und Szenen voller Humor, hinreißender Dialoge und schönen Gedanken.
Mein Leben ist voller Gott
Zum Heilwerden
unseres inneren Menschen
gehört das Dankbarwerden.
Ich traue es Gottes Liebe zu,
dass er nicht um seinet-,
sondern um unseretwillen
zur Dankbarkeit einlädt,
denn nur der Mensch
ist zu wirklicher Freude fähig,
der auch die kleinsten Dinge
wachen Herzens
dankbar entgegennimmt.
Gott, mein Gott,
ich danke dir
für die Stunden meines Lebens,
in denen das Herz weiß,
was sich dem Begreifen entzieht:
Es ist gut mit meinem Weg.
Ich entbehre manches,
aber ich bin nicht arm.
Du machst mich reich.
Du bringst zum Schweigen
die Stimmen der Verneinung
in mir.
Du weckst mir Freude an kleinen Dingen
und lehrst mich
die Zeichen deiner Liebe erkennen.
Die brennende Kerze
spricht mir von dir.
Ich atme dich im Duft der Hyazinthe.
Du kommst mir entgegen
im Wohlwollen von Menschen.
In der Musik
berührst du den Grund der Seele
und machst mich gewiss,
dass eine andere Welt ist,
wo die Verlassenen
zu Geborgenen werden.
Du lässt mich wohnen
in deinen Worten
wie in einem Haus.
Nicht mehr verzweifelt
sind die Tage der Traurigkeit,
sondern erfüllt
von deinen Tröstungen.
Wie Morgentau
auf ausgedörrtem Weideland
ist deine Gegenwart,
mein Gott,
für mich.
Anbeten will ich dich
und dir zusingen
meinen Dank.
Aus: Antje S. Naegli, Die Nacht ist voller Sterne. Gebete in dunklen Stunden. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2001.
Mozartjahr
Seit dem 19. Jahrhundert werden - vor allem in Österreich und Deutschland - zu allen runden Gedenkjahren von Wolfgang Amadeus Mozart sogenannte Mozartjahre begangen. Insbesondere sind es folgende Jahre: 1856, 1956 und 2006 (die Jahre zur 100., 200. und 250. Wiederkehr von Mozarts Geburtstag am 27. Januar 1756) 1891 und 1991 (die Jahre zum 100. und 200. Todestag Mozarts am 5. Dezember 1791)
Im Mozartjahr 1991 fanden allein in Salzburg und Wien jeweils mehrere hundert Konzerte statt und es wurden verschiedene Forschungsprojekte durchgeführt: unter anderem zu Mozarts Umfeld, seinen ersten Lehrern (siehe auch Bachsöhne) und das Verhältnis zum dominanten Vater Leopold Mozart; ferner zum damaligen und jetzigen Image des weltweit berühmtesten Komponisten, zur Untersuchung an seinem (vermutlichen) Schädel und seiner in Salzburg bestatteten Verwandtschaft.
Im Mozartjahr 2006 gab es in Deutschland und Österreich einige tausend Veranstaltungen. Mancherorts wurde sogar die Befürchtung geäußert, es könnte eine Übersättigung eintreten - was sich aber kaum einstellte.
Es erschienen zahlreiche Biografien mit teilweise neuen Erkenntnissen, unter denen jene der Historikerin Brigitte Hamann hervorsticht. Sie belegt u. a., dass auch das "Wunderkind" eine intensive Lehrzeit benötigte und es (bzw. die Schwester Nannerl und der Vater) zunächst mehr durch das Klavierspiel als durch frühes Komponieren bekannt wurde. Auch einige teilweise offene medizinische Fragen wurden geklärt - z. B. zur Pockenerkrankung in Prag und den vermutlich bleibenden Entstellungen in Mozarts Gesicht, die sein empfindsam-extravagantes Wesen verstärkt haben dürften. Die Frage, ob der in Wien seinerzeit aus dem Schachtgrab am Sankt Marxer Friedhof exhumierte Schädel der seine ist, verbleibt angesichts falsch zugeordneter Verwandter im Salzburger Familiengrab indessen noch ungeklärt. Zahlreiche Veranstaltungen (und Forschungen zur Familiengeschichte) finden auch in Augsburg statt, dem Geburtsort von Vater Leopold Mozart.
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Weltverklärung
Himmelfahrt ist ein Fest der Zukunft der Welt. Das Fleisch ist gerettet und verklärt, da der Herr für immer auferstanden ist. Wir Christen sind also die sublimsten Materialisten: wir können und dürfen uns keine Vollendung des Geistes und der Wirklichkeit überhaupt denken, außer wir denken auch die Bleibendheit der Materie und ihre Vollendung. Wir können uns zwar nicht konkret vorstellen, wie eigentlich für alle Ewigkeit eine solche Bleibendheit und Verklärtheit der Materie aussehen soll. Aber wir haben diese unsere Leibhaftigkeit und ihre weltliche Umwelt so zu lieben, daß wir in Ewigkeit nicht bereit sein dürfen, uns anders als die auch in der bleibenden Materialität Vollendeten zu denken. Und - es schaudert einen vor der "Blasphemie”, die dieser Gedanke für den griechischen Geist sein muß - wir dürfen uns den ewig vollendeten Logos Gottes auch in alle Ewigkeit nicht denken außer als den in Materialität hinein Verleiblichten. Wir sind ärgere Materialisten als die Materialisten, die sich so nennen. Denn bei diesen könnte man noch denken, daß sich die Materie einmal doch restlos durch einen dialektischen, qualitativen Sprung aufhebt in etwas, was man nicht mehr Materie nennen könnte, weil die Zukunft diese Herkunft hinter sich gelassen hat. Wir dürfen nicht so denken. Wir bekennen die Ewigkeit und die ewige Herrlichkeit dieser Materie. Sie muß verklärt werden, sie geht durch eine Verwandlung hindurch, deren Tiefe wir nur erschauernd und qualvoll erleben können in dem, was wir als unseren Tod er-fahren. Aber sie bleibt, sie ist immer gültig, sie feiert ein ewiges Fest, sie ist jetzt schon so, daß ihr letztes Wesen bleiben kann. Und daß Gott sie als seinen eigenen Leib angenommen hat. Non horruisti virginis uterum. Non horruisti materiae beatam aeternitatem. [Du hast den Schoß der Jungfrau nicht gescheut, noch die selige Ewigkeit der Materie.] Und schon ist diese Welt als ganze brausend zu diesem ungeheuerlichen Ende aufgebrochen, schon ist sie erfüllt von den Kräften dieser unsagbaren Verwandlung. Und ihre Dynamik heißt, wie uns Paulus kühn bestätigt im Blick auf die Auferstehung des Fleisches, heiliges Pneuma Gottes. Es ist freie Gnade, es ist nie dasjenige, was die Welt als ihr eigenes Eigentum autonomen Rechtes usurpieren dürfte. Aber es ist die wahre und letzte, die mächtige Entelechie der Welt, die brausend über dem Chaos des Anfangs brütet und die alles bewahren und alles vollenden wird, was war und ist. Und diese Macht aller Mächte, dieser Sinn über allem endlichen Sinn ist jetzt ins Innerste aller, auch der materiellen Wirklichkeit eingestiftet und hat schon frohlockend den Anfang der Welt im verklärten Fleisch des Sohnes in das Ende der Vollendung gebracht. Himmelfahrt ist das Fest der wahren Zukunft der Welt. Wir feiern ein eschatologisches Fest. Wir antizipieren in dieser Feier das Fest der einstigen Weltverklärung, die schon begonnen hat und seither ihrer Offenbarheit entgegenreift.
Aus: Karl Rahner Lesebuch herausgegeben von Karl Kardinal Lehmann und Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1982/2004.
Die kosmische Dimension der Erlösung
Die Erlösung, die im Kolosserbrief eine kosmische Dimension hat, will sich aber auch im Verhalten des Menschen ausdrücken. Jesus hat nicht nur alles, was in dieser Welt zerrissen ist, mit Gott versöhnt, sondern auch uns selbst. Der Kolosserbrief sagt nicht, mit wem uns Jesus versöhnt hat. Versöhnung hat für den Kolosserbrief weniger mit Kommunikation zu tun. Ich muss nicht mit jemandem versöhnt werden. Vielmehr erscheint Versöhnung als ein kosmisches Geschehen. Alles in dieser Welt wird von Christus und seinem Geist durchdrungen. Dadurch wird die Zerrissenheit der Dinge aufgehoben und wird alles miteinander versöhnt. Die Liebe Christi durchdringt auch die himmlischen, irdischen und unterirdischen Bereiche dieser Welt. Der Kirchenvater Irenäus spricht in seiner Auslegung von Kolosser 1,20 von der Zusammenfassung der Schöpfung in Jesus Christus, von der »Recapitulatio«, in der er alle Menschen hinein nimmt in seine Neuschöpfung. Das Kreuz - so meint Irenäus - sei durch Jesu Tod am Kreuz der ganzen Natur eingeprägt worden (vgl. Schweizer 192ff).
Das Kreuz ist der Schlüssel, der den ganzen Kosmos aufschließt für den unsichtbaren Logos, der die Welt immer mehr durchdringt, um sie in ihrem Ursprung zu heilen. Die Kirchenväter haben die kosmische Dimension der Erlösung, wie sie im Kolosserbrief aufscheint, sehr geliebt. Man spürt in ihren Schriften ihre Faszination von der alles durchdringenden Liebe Christi. Diese macht nicht Halt beim menschlichen Herzen. Sie macht nicht Halt in der Geschichte der Menschen. Und sie scheut sich nicht, in die Abgründe dieser Welt hineinzuwirken und den ganzen Kosmos mit göttlicher Liebe zu durchdringen.
In unserer Zeit hat Teilhard de Chardin diese Idee am eindrücklichsten entfaltet. Er spricht von der »Amorisation«, von der Durchdringung der Welt mit der Liebe Christi, die eindringt auch in die unbelebte Schöpfung. Überall begegnet uns, sowohl in der Materie als auch in der belebten Natur, die Liebe Jesu Christi, die durch das Kreuz in die ganze Welt fließt. Teilhard bezieht sich in seiner Entfaltung einer kosmischen Christologie immer wieder auf Kolosser 1,15ff. Die Evolution geht über die Kosmogenese, Biogenese und Noogenese zur Christogenese. Christus will die ganze Welt immer mehr durchdringen mit seinem Geist und seiner Liebe. Christus ist das Zentrum der Welt. Er hält das Auseinanderstrebende zusammen. Das Kreuz symbolisiert für Teilhard den Aufstieg der Schöpfung zu Gott durch Anstrengung. Die Erlösung vollendet die Schöpfung. Teilhard spricht von der alles durchdringenden Gegenwart des »immer größeren Christus«. Für ihn ist Christus, der Auferstandene, die Mitte und das Ziel der sich immer mehr vereinigenden Elemente der Welt. Er spricht von der Auferstehung Jesu als »Universalisation«. Sie betreibt im Herzen des Kosmos immer mehr die Vereinigung und Verwandlung allen Seins. Man mag über die wagemutigen Gedanken Teilhards geteilter Meinung sein. Aber dass die Erlösung den ganzen Kosmos berührt und verwandelt, das auf eindrückliche Weise aufgezeigt zu haben, ist sein bleibendes Verdienst und eine beständige Herausforderung an uns, Erlösung nicht zu klein und zu individualistisch zu verstehen. Die Christen haben zu wenig ihre Beziehung zur Schöpfung reflektiert. Sie mussten von anderen Bewegungen dazu gedrängt werden, die biblischen Aussagen von der kosmischen Bedeutung der Erlösung neu zu lesen und in einem neuen Verhalten der Achtsamkeit und Behutsamkeit im Umgang mit der Schöpfung zu verwirklichen.
Aus: Anselm Grün, Erlösung. Ihre Bedeutung in unserem Leben. Kreuz Verlag, Stuttgart 2004.
Schöpfungsauftrag
Ich bewundere die grandiose Lebenskraft, die sich aus allem Unheil und aller Zerstörung immer wieder erhebt und durchsetzt. Ich freue mich zu sehen, wie wunderbar alle die Abwehrkräfte in allem, was lebt, sich wehren gegen Krankheit und Zerstörung, und ich liebe alles, was heilt, was Mut macht und was zum Leben hilft. Dabei verstehe ich, dass ich selbst einer werden muss, der heilt, der Mut macht und zum Leben hilft. Ich muss einer werden, der sieht, was da überall an Leid erlebt wird, an Verletzung, an Gefährdung, einer, der die Klagen der Dinge und alles Lebendigen hört. Ich muss einer werden, der mitempfindet und als ein Mitempfindender glaubt. Ich verstehe, dass Leid, Entbehren, Verlassenheit und Not an Körper und Seele im Plan und Werk Gottes zusammengehören mit dem Glück und der Erfüllung eines Lebensschicksals, und es wird meine Liebe sein, die mitträgt, was diesem oder jenem unter meinen Mitgeschöpfen auferlegt ist. Liebe und Nähe sind es, die die bloße Schrecklichkeit des Leidens überwinden.
Darum liebe ich auch den Auftrag, der mir allen anderen Geschöpfen gegenüber mitgegeben ist, nämlich achtsam zu sein auf das, was um mich her leben will, Wege zu suchen, zu leben ohne allzu viel fremdes Leben zu gefährden. Mich berühren zu lassen von allem Leiden und Zugrundegehen, das von so vielen lebendigen Wesen erlitten wird, und das ich zum Teil mitverschulde. Ich soll darauf vertrauen, dass das meiste, was mir zum Leben hilft, mir ohne mein Zutun gewährt ist, und zwar so elementar wie mein Atem oder der Kreislauf meines Blutes.
Meine Liebe zu allem, was ist, meine Hoffnung für alles, was ist, wird das eigentliche Glaubensbekenntnis sein, das ich aussprechen kann. Ich kann sagen: »Ich glaube an Gott Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde«, wie es die alte Formel tut, und ein solches Wort wird seine Glaubwürdigkeit aus der Liebe gewinnen, die ich dieser ganzen geschaffenen Wirklichkeit entgegenbringe. Mit dieser Liebe wünsche ich mir, ich könnte das Lied mitsingen, das alle Dinge auf ihre Weise darbieten, den rühmenden Gesang zu dem, der alles in seiner Hand hat. Mit der Offenheit meiner Liebe nehme ich das Wenige dankbar an, das von der Weisheit Gottes in meinem Geist und in meiner Hand Raum fand.
Aus: Jörg Zink, Schöpfungsglaube. Alles ist gut. Denn in allem ist Gott. Kreuz Verlag, Stuttgart 2006.
Manfred Wussow (2005)
Johann Pock (1999)
Hans Hütter (1996)