Gott ist Liebe, die sich verschenkt
"Der Mensch ist nicht für sich allein geboren!" Dieses Wort habe ich zum ersten Mal im Lateinunterricht gehört. Es ist wichtig, sich für eine Sache im Leben einzusetzen. Nur für sich selber zu leben, das wird auf die Dauer unbefriedigend. Wir alle gehören zu einer Gemeinschaft. Da ist es wichtig, dass sich jeder, so gut es geht, einbringt mit dem, was er/sie kann. Das sind für mich sehr einsichtige Gedanken.
Wenn ich an das Fest von heute denke - Dreifaltigkeit - dann möchte ich das im gläubigen Sinne weiterführen. Der Mensch ist ein Ebenbild von Gott. Wir beten zu Gott, dem Vater, zu Gott dem Sohn und zu Gott, dem Heiligen Geist. Es sind nicht drei Götter. Gott ist der Vater, der diese Welt aus Liebe geschaffen hat. Gott ist der Sohn. Im Sohn zeigt sich die ganze Liebe des Vaters, spricht der Vater das Wort: "Ich liebe dich, du Mensch". Im Heiligen Geist wirkt Gott auch heute in der Welt und in seiner Kirche. Es ist der Gott für uns.
Dort, wo der Mensch sein Leben für andere lebt, dort zeigt er viel von Gott. Der Mensch findet dort zu sich selbst, zu seinem Wesen, wenn er für andere Menschen lebt. Denn: Gott ist nicht für sich allein geblieben. Gott hat sich - in seiner großen Liebe - verschenkt. Die Liebe sucht immer das Leben, das Glück und auch die Freude des anderen. Die Liebe nimmt vor allen Dingen Anteil am dem, was der andere, das Gegenüber in seinem Leben erfährt.
Gott nimmt teil am Leben der Menschen
Als Christen/ innen dürfen wir an diesen Gott glauben. In der Lesung aus dem Buch Exodus lesen wir: Er lässt sein Volk Israel nicht allein in der Gefangenschaft in Ägypten. Gott hört das Schreien und das Wehklagen des Volkes. Weil Gott das Leben seines Volkes will, darum stellt er sich in der Lesung vor als "ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue." Gott ist diesem Volk, das die Treue zu IHM bricht, immer treu. Gott geht es um sein Volk, dass es zu IHM findet. Gott geht es darum, sein Volk in das gelobte Land zu führen. Gott möchte das Wohl seines Volkes, seine Erfüllung.
Dass Gott immer mit seinem Volk geht, das hat sich in der Geschichte Gottes mit uns immer gezeigt. Wo wir uns auf Gott einlassen, wo wir Frieden halten, wo wir versuchen in Gott eine Gemeinschaft zu sein, dort wird er unser Leben mit uns teilen. Sein Leben teilt Gott mit uns in Jesus Christus. In Jesus ist die Liebe Gottes sichtbar geworden. Gott ist nicht bei sich geblieben. Er verschenkt sich in seinem Sohn. In seinem Sohn schenkt Gott uns seine Gnade. Seine Gnade zeigt sich in der Liebe und in der Zuwendung gerade zu den Schwächsten und zu den Sündern, zu denen, die am Rande standen. Seine Gnade zeigt sich darin, dass Gott alle Menschen retten will, bei sich haben will.
Darum schreibt Johannes in seinem Evangelium, dass er die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen Sohn in die Welt gesandt hat, nicht um zu richten, sondern um zu retten. Wer an Jesus glaubt, der hat das ewige Leben. Alles, was Gott getan hat, das hat Gott aus Liebe zu uns getan. In Jesus ist die Liebe Gottes sichtbar und auch greifbar geworden, Mensch geworden.
Gott hat diese Welt nicht geschaffen und sie dann dem Schicksal überlassen. Sondern er hat eingewirkt in die Geschichte der Menschen. Gott greift auch ein in die Geschichte eines jeden einzelnen Menschen. An Christi Himmelfahrt und auch an Pfingsten haben wir gefeiert: Gott sendet seinen Heiligen Geist. In diesem Heiligen Geist wirkt Gott auch heute noch. Dort, wo Menschen miteinander als Christen leben, wo sie Gemeinschaft suchen, da ist auch Gott in seinem Heiligen Geist sichtbar und erfahrbar.
Ein Fest gegen den Egoismus
Dreifaltigkeit - Gott sucht Gemeinschaft mit uns und mit der Welt. Wir werden - ich habe es ja gesagt - dort am meisten Mensch, wo wir füreinander und miteinander leben. Wir kommen dort zu unserem Wesen, wo wir die Beziehung zueinander suchen. Wir finden dort zum Sinn unseres Lebens, wo wir "Liebe" wagen. Wo wir das wagen und uns redlich mühen, dort leben wir unseren Glauben an Gott, der sich in den drei Personen Vater, Sohn und Geist den Menschen zeigt.
So leben wir doch dort am Sinn vorbei, wenn wir eben nur noch für uns leben, nur noch die eigenen Interessen sehen. wir leben auch am Willen Gottes vorbei, wenn wir die Mitmenschen nicht als Bereicherung ansehen, sondern als Feinde, als jemanden, der unser Leben eingrenzt. Wenn ich nur noch meine eigene Meinung gelten lassen, wenn ich glaube, nur mein Volk, meine Religion ist das einzig wahre oder das bessere, dann geht das am Willen Gottes vorbei.
Viel Unterdrückung und Kriege sind wegen derartiger Meinungen entstanden. Wie oft wurden und werden auch heute noch Menschen getötet und unterdrückt wegen ihrer religiösen Anschauung, wegen ihrer politischen Meinung. Der ganze Terror, den wir zurzeit erleben, ist doch auch ein Zeichen davon, dass Menschen nur noch ihre eigenen Interessen sehen. Da ist kein Zugehen mehr auf andere. Da ist auch kein Verständnis für andere. Es macht auch Sorge, dass immer mehr PolitikerInnen nur noch die Interessen des eigenen Landes sehen. Hatte man in früheren Jahren sich um die Einheit bemüht, heute will man aus der Einheit und aus der Gemeinschaft ausbrechen. Viele Probleme, ganz besonders die Flüchtlingsprobleme sind eine Herausforderung, auch an uns als Christen. Hier zeigt sich - besonders in Deutschland, - ob wir nur für uns leben wollen oder ob wir bereit sind zu teilen, ob wir offen sind für die Menschen, die unsere Hilfe suchen.
An der Not der Menschen Anteil nehmen
Klar kann ich hier keine Lösung aller Probleme liefern, aber es geht ja auch um eine Grundeinstellung, das Dasein für andere, das Achten auf die Not der anderen, und nicht einfach das leben für sich selbst. Eine derartige Fehlhaltung kann und ist auch in der Kirche aufgetreten. Auch die Kirche in Deutschland hat so manchen Skandal erleben müssen. Papst Franziskus hat das vor gar nicht all zu langer Zeit angeprangert. Doch dürfen wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Sondern wir sollten immer wissen: Wir haben unseren Glauben nicht für uns allein. Wir müssen ihn weitertragen und auch weitersagen.
Gebet und Gottesdienst, das alles sind Wege, in unserer Liebe zu Gott zu wachsen. Es sind Wege immer mehr mit Gott eins zu werden. Unser Wesen, unser Herz kann und soll sich wandeln. So wie Gott nicht für sich selbst da ist, so sind auch wir nicht für uns selbst da. Wir sollen hineinwachsen in diese Liebe, immer mehr und tiefer. Wir sollen hineinwachsen in der Einstellung, für andere zu leben. Wir sollen hineinwachsen in die Liebe, die sich verschenkt. Wachsen wir in die Liebe Gottes hinein.