Sorgsamer Umgang mit Klostergegenständen
Ein Erlebnis mit einem Mitbruder vor 20 Jahren: als gerade geweihter Priester kam ich von einem Jugendzeltlager. Da mein Auto ein wenig dreckig wurde, habe ich mein Auto in der Waschstraße reinigen lassen. Anschließend habe ich es gründlich ausgesaugt. Es sah wieder sehr ordentlich aus. Ein Mitbruder sagte mir, als er den Wagen sah: Ja, der heilige Benedikt sagt, dass man Klostergut wie Altargut behandeln müsse. Tatsächlich findet sich eine derartige Anweisung in der Regel des Heiligen Benedikt. "Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er (der Cellerar des Klosters) als Altargerät."
Ein Auto, dazu noch ein älteres soll also genauso viel Wert haben wie ein Messkelch, in dem regelmäßig die Eucharistie gefeiert wird oder die Patene, auf der Brot in den Leib Jesu Christi verwandelt wird? Erst einmal die anderen Gegenstände, ein Fahrrad, eine Bohrmaschine. Ich habe damals ein wenig innehalten müssen. So bewusst war es mir noch nicht, dass gerade in dieser Regel eine tiefe Weisheit stecken könnte.
Ja, es ist viel Wahrheit dahinter. Denn in der Art und Weise, wie ich meine Gegenstände behandele, kann sich auch viel von meinem Glauben zeigen. Es kann meinen Glauben an Gott auch vertiefen. Aber besonders heiligen Gegenständen sollte ich die notwendige Achtung entgegenbringen. Wenn ich das nicht mehr tue, dann kann es leicht sein, dass ich auch anderes vernachlässige.
Ein heiliger Ort
Das hat auch Jesus gespürt. Der Tempel war ihm lieb. Hier war der Ort, an dem für den frommen und gläubigen Juden Gott wohnte. Hier fühlten sie sich Gott ganz nahe. Gott selbst hat dem berühmten König Salomon in einer Vision den Segen für das Haus versprochen. Vorausgesetzt, das Volk Israel hält Gott die Treue. Doch was hat Jesus gesehen und erleben müssen? Er hat gesehen, wie die Menschen den Tempel entehrt haben, wie aus dem Haus des Gebetes eine Markthalle wurde. Der Ort wurde entfremdet. Darum auch die Wut Jesu.
Wir haben ja heute die einzige Stelle, an der Jesus "gewalttätig" wurde. Das Verhalten der Menschen war für Jesus auch ein klares Zeichen dafür, dass Gott nicht mehr die Bedeutung gegeben wurde, wie es hätte sein sollen und wie es auch heute, ja zu allen Zeiten sein sollte.
Der arbeitsfreie Sonntag
Wenn wir bei uns schauen, dann müssen wir uns fragen: drängen wir Gott und seine Gebote nicht zu sehr zurück. Ein Beispiel dafür ist ja der Sonntag. Immer weiter wurde der Sonntag ausgehöhlt. Der Sonntag: ein arbeitsfreier Tag. Vor allem aber ist der Sonntag der Tag, an dem wir eingeladen sind, Gott zu feiern, uns an seine Taten von Anfang an zu erinnern. Die Aushöhlung des Sonntags ist ja auch nur ein Zeichen wie sehr der Glaube in unserer Gesellschaft verdunstet. Viele Menschen aber spüren auch, dass uns was Entscheidendes fehlt, wenn jeder Tag gleich ist, wenn der Sonntag als der Tag verloren geht, der bei vielen Menschen den Alltag unterbricht. Damit werden jetzt nicht die Menschen an den Pranger gestellt, deren Arbeit auch an Sonntagen notwendig ist. Sie tragen oft zum Gelingen des Sonntags bei. An Sonntagen aber muss kein Geschäft geöffnet sein, nur um mehr Geld einzunehmen.
Vor einigen Jahren wurde bei einem Familienfest der KAB, das an einem Sonntag stattfand, bewusst darauf verzichtet, für die Mahlzeiten Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Vielmehr wurde ein paar Tage vorher Brot gekauft. Damit sollte ein Zeichen gesetzt werden, den Sonntag auch wieder mehr Sonntag sein zu lassen.
Gott die Ehre geben...
Jesus geht es darum, dass wieder mehr Gott die Ehre gegeben wird. Das haben viele Menschen gespürt. Darum kamen auch viele zum Glauben an ihn, aufgrund der Zeichen, die er bei ihnen tat. Diesem Gott, dem wir den ersten Platz im Leben geben sollen, ging es immer um den Menschen. Es ging darum, dass unser Leben gelingt und erfüllt wird. Darum hat er uns Hilfen gegeben.
Eine wichtige Hilfe sind seine Gebote. Diese sind ein Ausdruck seiner Liebe zu uns. In der Lesung aus dem Buch Exodus haben wir die 10 Gebote gehört. In vielen Darstellungen sehr wir sie auf zwei Tafeln angeordnet. Dabei sehen wir die ersten drei Gebote auf der ersten Tafel, die Gebote vier bis sieben auf der zweiten Tafel angeordnet. Die ersten drei Gebote behandeln unser Verhältnis zu Gott, die anderen sieben Gebote unser Verhalten zu unseren Mitmenschen.
Das sieht so aus, als gebe es eine Trennung vom Heiligen und vom Weltlichen. Doch wir müssen das Heilige wieder mehr das Heilige sein lassen. Wenn das geschieht, dann kann sich das auch auswirken auf mein Verhältnis zum Mitmenschen. Wenn ich Gott liebe, seine Gebote wichtig erachte, dann kann es auch sein, dass ich den Mitmenschen achte, weil auch er ein geliebtes Kind Gottes ist. Wenn ich Gott achte, dann respektiere ich vielleicht eher den Besitz des anderen, dann verschaffe ich mir nicht Vorteile auf Kosten anderer. Wenn ich Gott achte, dann gehe ich auch eher achtsam mit dem um, was er geschaffen hat, oder mit dem, was Menschen geschaffen haben. Alle Dinge bekommen dann ihren eigenen Wert. Wichtig ist nur, dass sich mein Glaube, meine Liebe auf das Verhalten zum Mitmenschen auswirken kann.
... in allen Lebensbereichen
Wann gehen Menschen nachlässig mit dem Heiligen um? Wenn Gott immer weniger Bedeutung hat für das Leben. Es ist aber durchaus möglich, dass sich ein nachlässiger Umgang mit den Mitmenschen negativ auf meinen Glauben auswirkt. Ich greife noch einmal die Regel des Heiligen Benedikt auf. Der Heilige Benedikt fordert einen sehr sorgsamen Umgang mit den Klostergegenständen, vor allem aus der Liebe zu Christus heraus. Da ist kein Bereich ausgenommen.
Ein Beichtspiegel greift vier Bereiche auf. Der erste Bereich stellt Fragen über mein Verhältnis zu Gott, ein anderer mein Verhältnis zur Natur und zu den Dingen, ein Dritter mein Verhältnis zu den Mitmenschen, ein vierter mein Verhalten zu mir selbst. In allem kann ich zeigen, dass mir Gott wichtig ist, dass ich Gott die Ehre geben möchte.
Jesus Christus der neue Tempel
Gott die Ehre geben, darum sah sich Jesus sich zu diesem Verhalten, das wir im Evangelium hören, berechtigt. Er wirft alles hinaus, was in diesen Tempel nicht gehört. Aber es hatte noch einen tieferen Grund. Jesus ist der neue Tempel, der wahre Tempel, der Ort, an dem Gott erfahren wird. Der Tempel ist nicht mehr der prachtvolle Steinbau, sondern vor allem Jesus, seine um ihn versammelte Gemeinde. Als Christen und Christinnen machen wir ihn zum Lebensinhalt. Durch sein Leiden und Sterben, durch seine Auferstehung, die angekündigt wird, hat Jesus uns Menschen befreit. Wie die Israeliten durch das Blut des Lammes befreit wurden, gerettet wurden, so hat uns Jesus befreit, in dem "der Tempel seines Leibes nach drei Tagen wieder aufgebaut wurde." Denn er hat auch uns Auferstehung erworben. Auch wir werden auferstehen, wieder aufgebaut werden, um einmal im Bild des Evangeliums zu bleiben.
Dass wir Jesus erfahren, dafür brauchen wir heilige Orte, heilige Zeiten, wir brauchen es auch, in allem die Liebe Gottes zu sehen. Das hilft mir, in der Liebe zu Gott zu wachsen. Diese Liebe kann sich im Umgang mit allem zeigen.