"Ich habe ihn gesehen. Ich schwöre es. Er lebt!" Diese Worte werden Maria von Magdala in einer Aktualisierung der Jesusgeschichte in den Mund gelegt. Es ist der Film "Jesus von Montreal" aus dem Jahr 1990.
Gerade sind wir wieder Maria von Magdala begegnet. Sie findet als erste das leere Grab vor. Sie deutet es zunächst als Diebstahl des Leichnams. Sie unterrichtet Petrus und Johannes. Diese sehen. Petrus versteht nicht. Johannes glaubt. Was das heißt, kann er nicht sagen. Aber damit fängt Ostern an. [Wo die Langfassung des Evangeliums gelesen wurde: Und dann kommt es zur Begegnung zwischen Maria und Jesus, von der Maria den Jüngern berichtet.]
Die Osterbotschaft aktualisieren
Bei einer Aktualisierung zeigt sich das Anliegen dessen, der es tut. Was halte ich für wichtig? Was kann man weglassen? Was spiegelt nicht mehr den Geist unserer heutigen Zeit?
Im Beispiel des Films heißt das: Es ist wichtig, dass jemand eine Überzeugung hat. Und es ist wichtig, dass diese Überzeugung gut weitergegeben wird. Die Überzeugung Maria von Magdalas war etwas ganz Neues: "Ein Toter lebt. Er lässt sich sehen. Er will, dass man von seinem Leben weiß."
Maria von Magdala war darin so überzeugend, dass sich Petrus und Johannes auf diese Erfahrung eingelassen haben. Die Jünger konnten nach und nach Andeutungen Jesu verstehen. Sie konnten sich daran erinnern, dass er genau das vorhergesagt hatte. Mit dieser neuen Sicht auf die Dinge erkanten auch die Jünger mehr und mehr: Er lebt. Und irgendwann waren auch sie bereit und in der Lage, ihre Erfahrung mit Jesus zu berichten.
Aktualisieren für heute
Als Besucher dieses Ostergottesdienstes stehen wir in einem Übergang: Auf der einen Seite hören wir die alten Texte einer Erfahrung, wie sie vor 2000 Jahren gemacht und erzählt wurde. Vor 1800 Jahren schrieb man es dann auch auf. Auf der anderen Seite müssen wir eine Übersetzung in das Heute schaffen. Es ist ja schön, dass die Menschen damals glaubten und handelten. Aber was bedeutet es mir? Spüre auch ich, dass er lebt? Oder begegne ich Menschen, die für mich überzeugend sagen können: Er lebt? Wie stelle ich mir die Stimme der Maria von Magdala vor, wenn sie den anderen sagt: "Er lebt!"
Begegnungen für das Leben
Ich möchte es an Begegnungen deutlich machen. Als Seelsorger habe ich Begegnungen mit Menschen. Ich treffe auf Menschen, die der Kirche nahe stehen. Wenn in einem Gespräch mit ihnen ein Gebetsanliegen genannt wird oder ein Segen erbeten wird, dann ist es für mich Zeichen. Dieser Mensch spürt einen lebendigen Gott an seiner Seite. Dem kann man mit den kleinen Sorgen des Alltags und den großen Sorgen der eigenen Zukunft kommen.
Ich treffe auf Menschen, die distanziert bis kritisch zur Kirche sind. Im Gespräch fällt ein Stichwort, das einen Weg zu diesen Menschen ermöglicht. Dieses Stichwort ist mir auf die Zunge gelegt worden. gedacht hätte ich daran nie. Aber so wird aus der Diskussion über Kirche eine Begegnung von Menschen mit Glaubenssehnsucht. Eine Antwort auf diese Sehnsucht ist der Satz: Jesus lebt und du kannst seine Spuren merken. Oder es kommt zu Begegnungen, die für mich wichtig werden. Manchmal gehe ich mit Fragen an Gott um, auf die ich keine Antwort finde. Dann kommt in einer Begegnung ein belangloser Satz an mein Ohr, der mir zeigt: Hoppla, Jesus lebt und schenkt dir so die lange gesuchte Antwort.
Liebe Schwestern und Brüder, wenn es stimmt, dass Jesus lebt, dann ist er selbst an Begegnung mit uns interessiert. Dann wiederholt er nicht gute Begegnungen und Gespräche aus einer früheren Zeit. Dann will er uns Antworten geben auf die Fragen von heute. Das kann er nur, weil er lebt und das Hier und Jetzt teilt.
Ihnen eine frohe Ostern zu wünschen ist nichts anderes als der Wunsch, dass Jesus Ihnen wieder begegnen kann.