Lesung aus dem Buch Ezéchiel.
Der Mann, der mich begleitete,
führte mich zum Eingang des Tempels
und siehe,
Wasser strömte unter der Tempelschwelle hervor
nach Osten hin;
denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten.
Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab,
südlich vom Altar.
Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus
und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen.
Und siehe, das Wasser rieselte an der Südseite hervor.
Er sagte zu mir:
Diese Wasser fließen hinaus in den östlichen Bezirk,
sie strömen in die Áraba hinab und münden in das Meer.
Sobald sie aber in das Meer gelangt sind,
werden die Wasser gesund.
Wohin der Fluss gelangt,
da werden alle Lebewesen,
alles, was sich regt, leben können
und sehr viele Fische wird es geben.
Weil dieses Wasser dort hinkommt,
werden sie gesund;
wohin der Fluss kommt,
dort bleibt alles am Leben.
An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen.
Ihr Laub wird nicht welken
und sie werden nie ohne Frucht sein.
Jeden Monat tragen sie frische Früchte;
denn ihre Wasser kommen aus dem Heiligtum.
Die Früchte werden als Speise
und die Blätter als Heilmittel dienen.
Ezechiel und seine Gruppe leben unter den Verbannten in Babylon. Der Prophet deutet das Exil zunächst als gerechte Bestrafung der Untreue. Ein erster Teil des Ezechielbuches erreicht einen Höhepunkt in der Vision (Ez 8:1-11:25), dass Jahwe wegen des verkommenen Gottesdienstes und des Abfalls zu fremden Göttern den Tempel und Jerusalem verlässt. Damit ist das Schicksal der Stadt besiegelt.
In den Kapiteln 33-48 des Ezechielbuches werden dagegen die Verzweifelten im Exil getröstet, und es wird neues Heil für Israel angesagt. Höhepunkt ist die Vision von einem neuen Jerusalem und einem neuen Tempel - Ursprung eines Stromes von lebendigem Wasser, der selbst das Tote Meer zu neuem Leben erweckt. Davon berichtet diese Perikope. Jahwe erweist sich erneut als der "Herr des Lebens", darin ist ein Grundzug des Gottesbild von Ezechiel zu sehen (vgl. 18:4).
Martin Leitgöb (2008)