Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 09. Nov. 2023 - 9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ez 47,1-2. 8-9. 12
Lesung aus dem Buch Ezéchiel.
Der Mann, der mich begleitete,
führte mich zum Eingang des Tempels
und siehe,
Wasser strömte unter der Tempelschwelle hervor
nach Osten hin;
denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten.
Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab,
südlich vom Altar.
Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus
und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen.
Und siehe, das Wasser rieselte an der Südseite hervor.
Er sagte zu mir:
Diese Wasser fließen hinaus in den östlichen Bezirk,
sie strömen in die Áraba hinab und münden in das Meer.
Sobald sie aber in das Meer gelangt sind,
werden die Wasser gesund.
Wohin der Fluss gelangt,
da werden alle Lebewesen,
alles, was sich regt, leben können
und sehr viele Fische wird es geben.
Weil dieses Wasser dort hinkommt,
werden sie gesund;
wohin der Fluss kommt,
dort bleibt alles am Leben.
An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen.
Ihr Laub wird nicht welken
und sie werden nie ohne Frucht sein.
Jeden Monat tragen sie frische Früchte;
denn ihre Wasser kommen aus dem Heiligtum.
Die Früchte werden als Speise
und die Blätter als Heilmittel dienen.
Ezechiel und seine Gruppe leben unter den Verbannten in Babylon. Der Prophet deutet das Exil zunächst als gerechte Bestrafung der Untreue. Ein erster Teil des Ezechielbuches erreicht einen Höhepunkt in der Vision (Ez 8:1-11:25), dass Jahwe wegen des verkommenen Gottesdienstes und des Abfalls zu fremden Göttern den Tempel und Jerusalem verlässt. Damit ist das Schicksal der Stadt besiegelt.
In den Kapiteln 33-48 des Ezechielbuches werden dagegen die Verzweifelten im Exil getröstet, und es wird neues Heil für Israel angesagt. Höhepunkt ist die Vision von einem neuen Jerusalem und einem neuen Tempel - Ursprung eines Stromes von lebendigem Wasser, der selbst das Tote Meer zu neuem Leben erweckt. Davon berichtet diese Perikope. Jahwe erweist sich erneut als der "Herr des Lebens", darin ist ein Grundzug des Gottesbild von Ezechiel zu sehen (vgl. 18:4).
Antwortpsalm - Ps 46,2-3. 5-6. 8-9
Kv: Des Stromes Wasser erfreuen die Gottesstadt,
des Höchsten heilige Wohnung. - Kv
(GL 550)
Gott ist uns Zuflucht und Stärke, *
als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten.
Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, *
wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres; - Kv
Eines Stromes Arme erfreuen die Gottesstadt, *
des Höchsten heilige Wohnung.
Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. *
Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. - Kv
Mit uns ist der HERR der Heerscharen, *
der Gott Jakobs ist unsre Burg.
Kommt und schaut die Taten des HERRN, *
der Schauder erregt auf der Erde. - Kv
2. Lesung - 1 Kor 3,9c-11. 16-17
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Ihr seid Gottes Bau.
Der Gnade Gottes entsprechend,
die mir geschenkt wurde,
habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt;
ein anderer baut darauf weiter.
Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.
Denn einen anderen Grund kann niemand legen
als den, der gelegt ist:
Jesus Christus.
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid
und der Geist Gottes in euch wohnt?
Wer den Tempel Gottes zerstört,
den wird Gott zerstören.
Denn Gottes Tempel ist heilig
und der seid ihr.
Martin Leitgöb (2003)
In mehreren neutestamentlichen Schriften gewinnt der Jerusalemer Tempel als das zentrale Heiligtum des alttestamentlichen Gottesvolkes allegorische Bedeutung. Er wird zum Symbol für die Gottesgegenwart sowohl im einzelnen Christen wie auch in der kirchlichen Gemeinschaft.
So versteht Paulus die Gemeinde von Korinth als einen Heilsraum, als ein Haus, das auf dem Fundament Jesus Christus gebaut ist und in dem der Heilige Geist zugegen ist, als einen Ort der Heiligkeit. Die Gemeinde soll sich damit vom profanen Bereich abheben. Die Perikope ist eingebettet in die ersten vier Kapitel des Ersten Korintherbriefes, die über das Verhältnis der Gemeinde zu ihren Verkündigern im Licht der Weisheit des Gekreuzigten handeln. Den Hintergrund bilden die Parteienstreitigkeiten unter den Christen von Korinth.
Ruf vor dem Evangelium - 2 Chr 7,16
Halleluja. Halleluja.
(So spricht Gott, der Herr:)
Ich habe dieses Haus erwählt und geheiligt,
damit mein Name hier sei auf ewig.
Halleluja.
Evangelium - Joh 2,13-22
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Das Paschafest der Juden war nahe
und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel
fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben
und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken
und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus
samt den Schafen und Rindern;
das Geld der Wechsler schüttete er aus,
ihre Tische stieß er um
und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg,
macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen,
dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferweckt war,
erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Gabi Ceric (1997)
Im Evangelium finden wir die Vertreibung der Händler aus dem Tempel und die Voraussagung der Zerstörung des Tempels. Während die Synoptiker die Voraussagung der Zerstörung des Tempels zu Beginn der Parusierede, die vor der Leidensgeschichte steht, stellen, ist sie bei Johannes an den Beginn des Evangeliums zwischen der Hochzeit zu Kana und dem Gespräch mit dem Nikodemus zu finden.
Johannes weist in seiner eigentümlichen Art schon auf die Leidensgeschichte und auf die Auferstehung Jesu hin. Er nennt den Grund der Gefangennahme Jesu (vgl. Mt 26,61) und kündet bereits die Auferstehung an. Vorder- und Hintergründiges sind hier miteinander verwoben: Der Hörer des Evangeliums weiß um die größeren Zusammenhänge und um das Eigentliche der Geschehnisse. Den Juden und den anderen Menschen ist diese Einsicht noch verwehrt: Sie bleiben beim Vordergründigen stecken.
Die Tempelreinigung wird zum Hinweis darauf, wessen Haus der Tempel eigentlich ist. Er ist nicht das Haus der Händler und der Wechsler, sondern das Haus Gottes, dessen Sohn Jesus Christus ist.
Vor den Worten der Zerstörung des Tempels wird Jesus, wie des öfteren im Johannesevangelium (vgl. Joh 4,48; 6,30; 9,16; 11,47; 7,31), die Frage nach seiner Vollmacht gestellt: Was ist das für ein Mensch, daß er solches tun darf? Der Schlüssel zum Verständnis seiner Zeichen liegt in der Auferstehung. Doch noch ist es nicht an der Zeit, dies zu begreifen und zu verstehen - auch nicht für die Jünger.
"Wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben."
Ezechiel
Nichts ist mehr wie es früher war: Die Babylonier unter ihrem König Nebukadnezar haben im Jahr 597 vor Christus Jerusalem erobert. In der Folge wurden die Angehörigen der jüdischen Oberschicht ins Exil nach Babylonien (im heutigen Irak) geführt. Unter ihnen der Priester Ezechiel. Im Exil, fern der Heimat also wurde Ezechiel von Gott zum Propheten berufen. Seine außergewöhnlichen Visionen zeugen von seinem Heimatverlust, seiner Zerrissenheit. Er fühlt sich noch mit Jerusalem verbunden, er sieht sich ganz auf der Seite Gottes, aber natürlich auch auf der Seite des Volks. Nur: wurde dieses Volk nicht von seinen Hirten im Stich gelassen? Und: Liebäugelt dieses Volk nicht mit den babylonischen Götzen?
Eine andere Frage, die ihn beschäftigt: Wie kann das jüdische Volk, getrennt von Gott, fern der Heimat überleben? Wie können die Menschen ihre Kultur, ihre Religion bewahren? Ist Gott auch im Exil bei seinem Volk? - Wenn dem so wäre, dann dürfte er aber nicht (nur) mehr im Jerusalemer Tempel "wohnen", sondern müsste auch in irgendeiner Weise nach Babylonien kommen. Ezechiels Vision von der Tempelquelle scheint eine Antwort auf diese Frage zu sein.
Neue Strömungen
Manche bemerken sie schon, viele wünschen sie sich: Neue Strömungen in der Kirche. Ezechiel hingegen sieht eine Strömung aus der Kirche hinaus. Gottes Gegenwart macht sich auf den Weg zu den Menschen. Nichts ist mehr wie es früher war: Gottes Gegenwart ist nicht mehr auf einen Ort - das Allerheiligste im Jerusalemer Tempel - begrenzt, sondern strömt ins Land hinaus, um Segen zu verbreiten. Gott wird zur Kraft, die überall Leben schenkt.
Mehr noch: Dieses Wasser, das aus dem Tempel strömt, macht das salzige Wasser gesund. Wer bereits am Toten Meer gewesen ist, weiß: Es ist ein unwirtlicher, lebensfeindlicher Ort. Der Jordan (zumindest das, was die Israelis nach umfangreicher Wasserentnahme davon überlassen) fließt zwar ins Meer hinein, aber er vermag die salzige Brühe nicht zu verdünnen.
Ezechiel hingegen sieht einen Wasserstrom aus dem Tempel, der immer tiefer und kräftiger wird, der das ganze Land durchzieht und sich auch in das Tote Meer ergießt und dort das salzige Wasser gesund macht. Das Wasser aus dem Tempel verdunstet nicht, sondern - ganz im Gegenteil - "entsalzt" sogar das lebensfeindliche, tote Meer. Stärker lässt sich die Kraft dieses lebendigen Wassers wohl nicht beschreiben.
Gott kommt nach Babylon
Gott kommt auch nach Babylon! Er dezentralisiert sich. Das Leben der Gemeinden im Exil ist gesichert. Sein lebenserhaltender Strom stärkt das Volk. Tatsächlich endete mit dem Fehlen des heimatlichen Jerusalemer Tempels die Fixierung der Juden auf den Tempel als alleinigen Ort des Gebets, und es entstanden die ersten Synagogen.
Im Christentum gab es immer schon Kirchen vor Ort, aber nichts ist mehr wie es früher war: Der Kirchenbesuch lässt nach, die Zahl der Priester nimmt ab. Die Antwort der Bischöfe lautet vielerorts: Pfarrzusammenlegungen, Pfarrverbände, Seelsorgeräume.
Gottes Kraft strömt in jede Gemeinde
Pastorale Seelsorge gemäß Ezechiel würde jedoch bedeuten, darauf zu vertrauen, dass Gottes Kraft (wir sagen auch Heiliger Geist dazu) zu jeder Gemeinde (und sei sie noch so klein) strömt. Gott will, dass dort, wohin sein Fluss strömt, alles am Leben bleibt. Die Pfarre ist wichtig: Sie ist "Kraftplatz", ein "Kleinkraftwerk", das die Gläubigen vor Ort mit göttlicher Energie auflädt.
Auch aus unseren Kirchen strömt dieses Wasser des Lebens!
In der Pfarre Marcel Callo in Linz-Auwiesen wird das ganz konkret sichtbar. Das Gotteshaus für die junge Pfarre wurde 1997 im einstigen Produktionsgebäude der Linzer Tuchfabrik errichtet. Die Taufkapelle befindet sich im ehemaligen Turbinenhaus. Mit der dort gewonnenen Energie wurden im 19. Jahrhundert mittels Transmission die Maschinen im Hauptgebäude angetrieben und später Strom für die Textilproduktion und für das Beheizen der umliegenden Wohnbauten erzeugt. Durch die Grotte fließt der Weidingerbach. Während einer Taufe hört man das Wasser des Baches plätschern, sieht manchmal Fische schwimmen, auch Flusskrebse wurden schon gesichtet.
Aus der Kirche in Linz-Auwiesen strömt Wasser des Lebens. Dort wird bei jeder Taufe sichtbar, dass wir als Getaufte befähigt und beauftragt sind, das lebendige Wasser allen zu bringen, die Durst nach Leben haben.
[Hier können Beispiele aus der Gemeinde vor Ort angeführt werden.]
Überall ist die gottesdienstliche Versammlung eine Kraftquelle, die den Gläubigen ermöglicht, "ins Land auszuströmen", Segen zu verbreiten. So können und sollen auch wir wie in der Vision Ezechiels lebensfeindliche Orte (Krisensituationen, Orte, an denen das Leben mühsam ist) mit Leben erfüllen.
Der Weg aus der Krise
Die Weihe der ersten Papstkirche
Wir feiern heute den Weihetag der Lateranbasilika. Nachdem die Christenverfolgung in Rom und im römischen Reich ein Ende gefunden hatte, wurde die Lateranbasilika als erste große Basilika erbaut und 324 "zu Ehren des allerheiligsten Erlösers" eingeweiht. Sie war die erste Papst-Kirche, bis sie durch den Petersdom ersetzt wurde. Geweiht auf den Namen des Erlösers sollte sie daran erinnern, dass wir, die Getauften, um Christus geschart die lebendige Kirche bilden sollen. Christus als Eckstein, Herzmitte und lebendige Quelle sendet seine Gnade wie einen Strom in alle Länder der Erde und wendet sich an uns, seine Botschaft in alle Welt zu tragen.
Kirchen sind Erinnerungszeichen. Ihre Türme weisen unsere Blicke himmelwärts. Wie sehr eine Gemeinde innerlich lebendige Kirche ist, lässt sich allerdings nicht an der Pracht ihres Kirchengebäudes ablesen. Zur Not können wir auf Kirchen verzichten, wenn sie auch als Orte der Versammlung, der stillen Anbetung und des gemeinschaftlichen Betens und der Feier der Eucharistie von großem Wert sind.
Die Erfahrung des Propheten Ezechiel
Wie sehr es auf die innere Einstellung zum Glauben ankommt, daran soll uns die Lesung aus dem Propheten Ezechiel erinnern. Ezechiel lebte in der Zeit, da die Babylonier versuchten, Israel zu erobern. Das Nordreich fiel ihnen sehr schnell in die Hände, ebenso das Gefilde um Jerusalem. Jerusalem selbst aber konnte sich trotz wiederholter Angriffe und Belagerung Jahrzehnte lang behaupten. Das bestärkte alle Israeliten in der festen Überzeugung: Jerusalem ist uneinnehmbar. Dafür sorgt Jahwe, unser Gott.
Aus den eroberten Gebieten nahmen die Babylonier vor allem die Oberschicht als Gefangene mit ins Zweistromland. Zu ihnen gehörte auch Ezechiel. Er war ein Tempelpriester. Diese wohnten nicht alle in Jerusalem. Zur Zeit ihres Dienstes zogen sie hinauf in die Heilige Stadt, kehrten nach ihrem Dienst aber nach Hause zurück. Im Gleichnis vom "barmherzigen Samariter" begegnen wir einem Leviten und Priester, die wie Ezechiel außerhalb Jerusalems wohnten und nun auf ihrem Weg zum Tempeldienst waren.
Verschleppt nach Babylon nimmt Ezechiel seine Arbeit als Priester auf. Die Babylonier erlaubten den Israeliten, fern der Heimat in Siedlungen zusammenzuwohnen. So gab es im Exil viele jüdische Gemeinden. Ezechiel versucht seinen Landsleuten deutlich zu machen: Der Unglaube im Volk und die Abwendung von Jahwe sind der Hintergrund und die Ursache der Deportation. Und er prophezeit: Es werde noch schlimmer kommen. Denn der Glaube, Jerusalem sei uneinnehmbar, sei ein Trugschluss. Aber seine Worte fanden kein Gehör, fielen auf taube Ohren. Eine umfassende innere Umkehr wurde nicht angestrebt. Als Jerusalem dann doch eingenommen wurde und die Babylonischen Truppen den Tempel bis auf die Grundmauern zerstörten, verfielen alle in Trauer und Verzagtheit. Jahwe hat uns endgültig verlassen war ihre von großer Resignation getragene Grundstimmung.
Ein neues Herz, ein neuer Geist, neues Leben
In dieser Situation erkennt Ezechiel: Nicht das Vorhalten von Versagen und Schuld aus der Vergangenheit hilft weiter, sondern ein Neuanfang und die Belebung des Glaubens müssen in Gang kommen. So fordert er die Israeliten auf: Schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Um diesen Schritt zu unterstützen, versammelt Ezechiel die Israeliten. In ihrer Gefangenschaft haben sie nicht den Tempel, um dort zu beten und Opfer darzubringen. Aber sie können zusammenkommen, die Worte der Heiligen Schrift hören und sich neu an ihr ausrichten. Sie können gemeinsam beten, Jahwe loben und preisen auch ohne Schlacht- und Brandopfer. Ein neues Bewusstsein der Gottesverehrung, das auf Tempel und Brandopfer verzichten kann, entwickelt sich. Die Einhaltung des Sabbats als "Tag des Herrn" erfährt neue Beachtung und Bedeutung. Ein offenes, mutiges Bekenntnis zu Jahwe im heidnischen Umfeld kommt mehr und mehr zum Tragen. Die Gläubigen schließen sich eng zusammen, trösten und stärken sich gegenseitig.
Die Not der Deportierten und die Weitsicht des Ezechiel brachten letztlich einen enormen Glaubensaufschwung hervor, der in der satten Beheimatung um den Tempel wohl niemals so deutlich stattgefunden hätte. In diesem Aufbruch überkommt Ezechiel die Vision, die wir in der Lesung gehört haben. Aus dem Tempel strömt Wasser, ein Symbol für Gottes Gnade, in alle Himmelsrichtungen. Neues Leben und Aufblühen im Glauben bricht an. Beides nehmen die Israeliten bei ihrer Rückkehr mit in die Heimat, um dort darauf aufzubauen.
Neubesinnung heute
Vielleicht stehen wir bei der Entwicklung des christlichen Glaubens in unserer Zeit in einer vergleichbaren Situation wie die nach Babylon verschleppten Juden, auch wenn wir die Heimat nicht verlassen müssen. Gemeinsam mit den Juden von damals ist uns: Das Umfeld, in dem wir leben, wird längst nicht mehr von einem christlichen Milieu oder dem Glauben an Gott und der Beachtung seiner Weisungen geprägt. Darüber trauern und jammern hilft uns nicht weiter. Sich neu besinnen, den eigenen Glauben vertiefen und in ihm miteinander verbunden bleiben, das allein ist die Lösung. Auch Ezechiel ist es sicher nicht gelungen, alle Verbannten zur Erneuerung im Glauben zu bewegen. Aber Träger der Zukunft waren die zur inneren Erneuerung bereiten Gläubigen.
Warum sollen wir den Glauben daran aufgeben, aus unserer gegenwärtigen Krise gestärkt hervorzugehen? Auch wenn nicht alle mitmachen, Träger unserer Zukunft werden - wie damals - die sein, die sich der Botschaft Jesu stellen, sich um ein Wachsen in ihrem Glauben und in der Liebe mühen und sich offen als Christ bekennen. Mit diesem Bekenntnis sagen wir ja nicht, dass wir hochgradig und vorbildhaft besser sind als andere, sondern dass wir mit der Botschaft Jesu gute, ja wahrhaft heilbringende Ziele haben, um deren Verwirklichung wir uns im Vertrauen auf Gottes Hilfe bemühen wollen. Wir bekennen, dass unser Versagen zumeist in der zu geringen Hinwendung zu Gott und der ungenügenden Verbundenheit mit ihm begründet liegt. Weil wir uns damit nicht abfinden wollen, haben wir uns hier versammelt. Gottes Wort soll uns neu berühren, seine Gnade uns neu zum Guten stärken.
Ermutigen wir uns gegenseitig, uns zu unserem Glauben zu bekennen, und helfen wir einander, ihn entschlossen zu leben.
Kirchweihe, Ereignis und Zeichen
Kirche als Bauwerk
Die vielen Kirchengebäude, ebenso wie Gebetsstätten anderer Religionen (Moscheen, Tempel, Synagogen) prägen das Erscheinungsbild unserer Städte und Ortschaften. Sie stellen Zeichen, Hinweise dar, die nicht selten allein wegen ihrer Schönheit und der Harmonie der Formen und Farben die Blicke der Menschen auf sich richten. Wer ein solches Gebäude aus welchen Gründen auch immer betritt, der ist oftmals beeindruckt vom Raum, von der Stille, von der Welt, die sich da auftut. Auch Menschen, die gar nicht (mehr) an Gott denken, fühlen vielleicht, dass der Raum, den sie betreten haben, in ihnen eine Art von Geborgenheit erwachen lässt. Auch wenn der Besucher gar nicht betet, weil er nicht beten kann oder nicht beten will, kann es doch sein, dass der sakrale Raum als bergende Hülle erfahren wird, und es mag eine Form von wohltuender Besinnung stattfinden. Der Raum lädt ein zum Verweilen, zum Nachdenken, zum In-Sich-Gehen. Vielleicht wächst in manchem Besucher das Bewusstsein, dass er in seinem bisherigen Leben auf einer Flucht war und noch ist. Flucht nicht nur vor irgendetwas oder irgendjemandem, sondern eine Flucht vor sich selbst. Der hl. Augustinus, selbst lange Zeit ein Suchender, hat dieses Geschehen folgendermaßen beschrieben: "Ich war mir selbst entlaufen und fand mich selber nicht" (Confessiones V, 2,2).
Kirche als Gemeinschaft von Menschen
Wenn wir von Kirche, Gotteshaus sprechen, so meinen wir nicht nur das Gebäude, selbst wenn darin Jesus im Heiligen Altarssakrament gegenwärtig ist. Kirche ist immer und in erster Linie ein geistiges Haus, das von Menschen gebildet wird, die durch Taufe und Firmung in eine Gemeinschaft mit Gott gerufen wurden. Das griechische bzw. hebräische Wort für Kirche bedeutet ja die Gerufenen, die Eingeladenen, die gemeinsam zum Tisch des Wortes und des Brotes geladen sind. Wir sind geladen, als lebendige Steine eine Kirche als geistiges Haus aufzubauen: "Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen" (1 Petr 2, 5).
Zeugen der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes
"Viele Male und auf vielerlei Weise" (Hebr 1,1) hat Gott zu den Menschen gesprochen. Eine der vielen Formen der Rede Gottes ist das lebendige Zeugnis der Gemeinschaft der Glaubenden. Sie sollen durch ihr Leben und Tun zum Ausdruck bringen, dass das Antlitz Gottes dem Menschen zugewandt ist. Viele vermögen freilich in den Bedrängnissen ihres Lebens dieses Antlitz eines liebenden Gottes nicht zu erkennen; es bleibt ihnen verborgen, und Gott ist für sie der große Unbekannte. Die Prophezeiung des Propheten Jesaia, wonach das im Dunkeln wandernde Volk ein helles Licht sieht (vgl. Jes. 9, 1), hat sich im Leben vieler (noch) nicht zugetragen; was bleibt, ist vielleicht Hoffnung. Die Kleinen, Verletzten, Hilfesuchenden, in mehrfacher Hinsicht Obdachlosen sind weiter den vielen Dunkelheiten, den ungelösten Spannungen ihres Lebens ausgeliefert.
"Mich erbarmt des Volkes" - keiner, der Christus begegnet, soll hungrig weggeschickt werden (vgl. Mk 8, 2). Diejenigen, die selbst Kirche sind, auch wenn sie den Rätseln des eigenen Lebens noch ausgeliefert sind, sollen den Anderen, den Ärmeren, die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes (Tit 3,4) vorzeigen und vorleben.
Hände und Füße Gottes
Es gab und gibt immer wieder Menschen, die das Negative auf Seiten der Institution Kirche aufzeigen und mit einer gewissen Häme hervorkehren. "Bashing" wird dieser Vorgang genannt, bei dem vermeintliche und auch wirkliche Skandale, die von kirchlichen Amtsträgern begangen wurden, genüsslich ausgebreitet werden. Wenngleich in solchen Fällen lückenlose Aufklärung und Schuldeingeständnisse erforderlich sind, so muss doch auch auf die vielen positiven Zeichen der Kirche hingewiesen werden, wo vielen Bedürftigen materiell und geistig geholfen wird, wo Zeichen der Hoffnung gesetzt werden. Gott bedient sich unserer Hände und unserer Füße, wie Mutter Teresa einmal gesagt hat, um das uns zugewandte Antlitz Gottes zum Leuchten zu bringen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Kirche als Organisation wie auch viele einzelne Gläubige sich schon seit Jahrhunderten der Armen und Verlassenen annehmen, dass die Kirche bereits zu einer Zeit Spitäler, Armen- und Waisenhäuser gegründet und unterhalten hat, als staatliche Institutionen noch nicht im entferntesten daran dachten, sich dieser Aufgabe zu widmen. So sei z.B. an die Heilig-Geist-Spitäler des Mittelalters erinnert.
Auch heute erbringt die Kirche erstaunliche Leistungen im Bereich der Caritas und anderer Hilfsorganisationen; sie weiß um vielfältige geistige und materielle Not und versucht, so gut sie kann, abzuhelfen. Und immer wieder sind es Einzelne, die von der Liebe des Guten Hirten nicht nur reden, sondern sich mit ihrer ganzen Kraft denen zuwenden, die wie Schafe ohne Hirten sind und sich vielfach verlaufen haben.
Von der Kirche reden muss auch heißen, von ihren Großtaten reden, ohne die die Welt ärmer wäre als sie es tatsächlich ist. "Freude und Hoffnung, Bedrängnis und Trauer der Menschen von heute, besonders der Armen und Notleidenden aller Art, sind zugleich auch Freude und Hoffnung, Trauer und Bedrängnis der Jünger Christi" (Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, 1). Kirche ist freilich eine Gemeinschaft von Heiligen und Sündern - auch die Heiligen sind ja zugleich Sünder - aber sie ist auch ein "Haus voll Glorie".
Kirchweihe, Ereignis und Zeichen
Kirchweihe ist, wie bereits gesagt, Erinnerung an das historische Ereignis des Baues und der Segnung eines Gebäudes. Es ist aber zugleich ein Mahnmal, ein Zeichen, dass es in dieser Kirche ein Grundgesetz gibt, den Armen eine frohe. befreiende Botschaft zu verkünden (Lk 4, 18) und dass jeder von diesem Gesetz in die Pflicht genommen wird.
Betend das Leben in das Kraftfeld Gottes stellen
Kirchengebäude - Kraftfelder Gottes
Es gibt Worte, die einen ansprechen und eine zeitlang begleiten. Ein solches Wort, das mich gegenwärtig begleitet, ist der Anruf: Betend das Leben in das Kraftfeld Gottes stellen. Gott wird verglichen mit einem Kraftfeld. Ich soll im Gebet mein eigenes Leben und auch das Leben anderer in das Kraftfeld Gottes stellen. So kann Gottes Kraft im Leben wirksam werden; das Leben mit Energie erfüllen, es läutern und neu ordnen, wo dies nötig ist.
Dieses Wort passt auch gut zu einem Kirchweihfest. Ich kann die Kirche - auch das Gebäude der Kirche - als einen Ort der besonderen Gegenwart Gottes verstehen. In der Kirche kann ich betend mein Leben in das Kraftfeld Gottes stellen.
Dieses Bild von "Kirche" wird erweitert und erläutert durch die biblischen Texte der heutigen Liturgie.
In der ersten Lesung wird uns in einer Vision der Tempel geschildert. Der Tempel ist ein Kraftfeld Gottes. Unter den Tempelschwellen fließt in allen vier Himmelsrichtungen lebendiges Wasser hervor. Wohin dieses Wasser gelangt ,wird das salzige Wasser gesund und können die lebendigen Wesen gedeihen. Der Mensch, der sich betend in den Tempel begibt, begibt sich in das Kraftfeld Gottes. Er kann gesunden und sein Leben entfalten.
Glaubende Gemeinschaft – Kraftfeld Gottes
In der zweiten Lesung sagt uns der Apostel Paulus, dass nicht nur geweihte Orte als Tempel Gottes bezeichnet werden können, sondern dass auch wir ein Tempel Gottes sind, in dem Gottes Geist wohnt. Was hier Paulus vom einzelnen Christen sagt, gilt auch für christliche Gemeinschaften. So kann auch der einzelne Mensch und eine glaubende Gemeinschaft ein Ort sein, wo Gottes Kraft anzutreffen ist. In der Begegnung mit ihnen können wir in das Kraftfeld Gottes gelangen.
In den liturgischen Texten des Kirchweihfestes finden wir die verschiedenen Bilder von Kirche: Kirche als Gebäude, als Gemeinschaft der Glaubenden. . . So gibt es auch verschiedene Weisen, um das Leben betend in das Kraftfeld Gottes zu stellen.
Gefahr des Missbrauchs
Aber der Mensch kann diese Kraftfelder Gottes auch missachten, ja er kann sie auch missbrauchen. Er kann aus dem Tempel eine Markthalle machen, er kann in und durch den Tempel seine egoistischen Geschäfte machen Wie das geschehen kann, wird drastisch im heutigen Evangelium geschildert.
Gegen diesen Missbrauch protestiert Jesus in einer ungewöhnlich scharfen Weise .Er mache eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus. . . Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle."
Menschen brauchen Orte der Nähe Gottes
Der Tempel soll Haus des Vaters bleiben. Das ist nicht die einzige Aussage des heutigen Evangeliums, aber doch ein wichtiger Aspekt. Auch die Kirche in all ihren Formen soll ein Ort der Gegenwart Gottes bleiben. Man darf sie nicht zu einer Markthalle, zu einem Ort des Geschäftemachens missbrauchen.
Wir Menschen brauchen Orte der Nähe Gottes. Entdecken wir neu diese Orte. Am Kirchweihfest sind wir besonders eingeladen, uns in das Kraftfeld Gottes zu begeben und unser Leben betend in sein Kraftfeld zu stellen.
Lebendige Kirche
Ein lebendiger Tempel
Das Jesusbild, das heute uns verkündet wird, befremdet. Jesus greift mit Händen und Worten ein. Er fordert, dass der Tempel Begegnungsstätte zwischen Gott und den Menschen sein muss. Einen Kompromiss, der Zugeständnisse macht, lässt er nicht zu.
Auf die Frage, mit welcher Vollmacht Jesus das tue, verweist er vom Gebäude des Tempels auf sich selbst, auf seine Person, er stellt sich als der eigentliche lebendige Tempel dar. Dann sagt er, dass dieser Tempel niedergerissen wird und in drei Tagen wieder aufgebaut sein wird. Das konnte keiner seiner Hörer verstehen, doch wir wissen, was gemeint sein kann: dieser lebendige Tempel ist Jesus in seiner Lebenshingabe, in seiner Verschwendung für uns Menschen - und in dieser Haltung besteht der wahre Gottesdienst. Am Ende des Evangeliums heute heißt es: Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sie sich und verstanden und glaubten.
Wenn wir uns bei unserem Gottesdienst vom Hl. Geist nicht in diese Haltung, uns an Gott und die Menschen zu verschenken, hineinführen lassen, können wir schief liegen. Wir rutschen in die Ableistung von Ritualen. Dann kann uns der Ritus wichtiger werden als die Jesusbegegnung.
Dass dies nicht geschieht, dafür will auch das Kirchweihfest der Laterankirche stehen, der ersten Papstkirche. Auch da geht es nicht äußerlich um ehrwürdige Mauern, sondern um den Bau Gottes, wie es Paulus formuliert, konstruiert auf dem Grundstein Jesus Christus. Das heutige Fest sucht also die lebendige geisterfüllte Kirche. Der Petrusdienst muss alles dransetzen, dass wir alle eine solche lebendige Kirche sind.- Aber wie?
"Wer glaubt, ist nie allein"
Wir erinnern uns noch an den Deutschlangbesuch des Papstes 2006. "Ja, wer glaubt, ist nie allein!":war das Motto dieser Tage. Papst Benedikt XVI.konnte unserm Glauben lebendige Impulse geben. (auf dem Islinger Feld am 12. September 2006) Immer wieder klang in seinen Reden das Wort durch: "Die Sache mit dem Menschen geht nicht auf ohne Gott, und die Sache mit der Welt, dem ganzen Universum, geht nicht auf ohne ihn." Ähnlich geschah es in Österreich mit der Hauptbegegnung in Mariazell und in Frankreich, anlässlich der 150 Jahre Lourdes. Unser Papst hat die Gnade, seine Theologie und Spiritualität aus der Schrift und den Kirchenvätern zu nehmen und sie uns in ermutigender Form darzulegen. Am Weltjugendtag in Sydney spürten die Jugendlichen ein neues Pfingsten, als der Papst ihnen das Lukaswort deutete: "Ihr werdet die Kraft des Hl. Geistes empfangen, der auf Euch herabkommen wird!" Unvergesslich ist mir der Weltjugendtag von Köln, an dem ich auch teilnehmen konnte. In der nächsten Zeit will der Papst Kamerun und Angola besuchen und eine Bischofssynode für Afrika halten.
Dienst an der Einheit aller Gläubigen
Der Papstdienst ist Dienst an der Einheit aller Gläubigen im einen Bekenntnis des auferstandenen Christus. Durch den Papstdienst kommt unsere Ortskirche auf Großplakatform der Weltkirche.
Sicher, auch die Frage nach Strukturen und Kirchenrecht haben ihre Bedeutung. Da spüren wir schon die Spannung zwischen Ortskirche und Weltleitung. Doch ich bin überzeugt, wenn wir alles daran setzen, der lebendige Leib Christi zu sein, der vom Geist gehaltene Bau Gottes, das priesterliche Volk Gottes, dass sich dann nach und nach auch die erforderlichen Reformen und Strukturen ergeben werden, ganz besonders auch im Blick auf die getrennten Schwestern und Brüder.
Wir Redemptoristen haben heute unseren Gründungstag. Heute vor 276 Jahren, also anno 1732, trieb der Hl. Geist den Hl. Alfons von Liguori, in Scala bei Neapel die Gemeinschaft der Redemptoristen, der Erlösermissionare, ins Leben zu rufen. Bald vom Papst bestätigt sollen wir die Befreiung durch Jesus allen verkünden und selbst befreiend leben. Unser Dienst soll mithelfen, dass das Grundanliegen des heutigen Tages, die Erneuerung der Orts- und Weltkirche - geeint durch den Petrusdienst - den Menschen von heute zu Sinndeutung und neuer Lebensfreude führt.
- Liedvorschläge1
Christoph Enzinger
Liedvorschläge:
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All
GL 386: Laudate omnes gentes
GL 387: Gott ist gegenwärtig
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 438: Wir, an Babels fremden Ufern
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 478: Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land
GL 479: Eine große Stadt ersteht
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit
GL 482: Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ
GL 483: Halleluja. Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn
GL 484: Dank sei dir Vater für das ewige Leben
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 487: Nun singe Lob du Christenheit
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 491: Ich bin getauft und Gott geweiht
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren
GL 618,2: Confitemini Domino
GL Ö891: All meine Quellen entspringen in dir
GL Ö923: Strahlen brechen viele aus einem Licht
GL Ö926: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind
GL Ö927: Wer glaubt, ist nie allein!
Kehrverse und Psalmen:
GL 80: Singt, singt, singt dem Herrn ein neues Lied, sein Lob in der Gemeinde, sein Lob in der Gemeinde. - Mit Psalm 149
GL 285: Ubi caritas et amor, ubi caritas, Deus ibi est
GL 442: Wo die Güte und die Liebe wohnt
GL 445: Ubi caritas et amor, ubi caritas, Deus ibi est
GL 550: Ströme lebendigen Wassers erquicken die Gottesstadt... - Mit Psalm 103 (GL 657,4)
GL 618,2-3: confitemini Domino - mit Psalm 63
GL 630: Halleluja, Halleluja, Halleluja (mit Offb 19,1-2.5-7)
GL 653,2-3: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Psalm 84
GL 654,1: Ihr seid der Tempel Gottes, in euch wohnt Gottes Geist (Antwortgesang)
- Einleitung4
Christoph Enzinger (2014)
Wir sind hier zusammenkommen, um den Sonntag zu etwas Besonderem zu machen. Wir wollen Gott begegnen, indem wir miteinander beten, singen und feiern, und uns von Gottes Wort inspirieren und begeistern lassen. Die Sonntagsfeier ist Mitte und Quelle des christlichen Lebens.
Jedoch - und das muss man sich immer wieder bewusst machen - Jesu Auftrag lautete nicht "Feiert schöne Liturgien", sondern "Lasst die Liebe in eurem täglichen Leben sichtbar werden"! Unser Glaube muss im Leben konkret werden.
Unsere Kirche ist nicht nur Versammlungsort und Mittelpunkt der Gemeinde. Sie gibt auch Zeugnis vom Leben dieser Gemeinde. Ihr Zeugnis bleibt sichtbar, auch wenn die Gemeinde nicht anwesend ist.
Kirchengebäude machen aber auch bewusst, wie begrenzt unsere Versuche sind, unseren Glauben im täglichen Leben wirksam werden zu lassen. Eine Kirche aus Stein kann nicht zu den Menschen gehen. Das können nur wir. Was wir in dieser Kirche erleben und erfahren muss wie lebendiges Wasser durch uns in die Welt strömen.
Klemens Nodewald (2014)
Am heutigen Sonntag feiern wir den Weihetag der Lateranbasilika. Kirchen sind erbaut, um die Gläubigen zu versammeln: zur Besinnung, zur Anbetung und zum gemeinsamen Gebet, zu neuem Hören auf Gottes Wort, zum Empfang von Gnade und Kraft in den Sakramenten. Kirchen sollen uns außerdem erinnern, als Gottes Volk eine lebendige Kirche aufzubauen und zu sein.
Wenden wir uns Christus, dem Herrn und Gnadenspender seiner Kirche, zu und bitten wir ihn neu um seine Kraft und seinen Segen.
Bruno Primetshofer (2009)
Die Kirche begeht heute das Fest der Weihe der Basilika auf dem Lateran, die dem Heiligsten Erlöser und später zusätzlich Johannes dem Täufer geweiht wurde. Ihre Ursprünge gehen bereits auf die Zeit des römischen Kaisers Konstantin (4. Jahrhundert) zurück, dem die Kirche nach Zeiten blutiger Verfolgungen ihre Freiheit verdankt. Die Laterankirche ist heute noch die eigentliche Bischofskirche des Papstes als Bischof von Rom und sie versteht sich daher als "Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises" wie es die lateinische Inschrift über dem Haupteingang zum Ausdruck bringt.
Hans Hütter (2008)
Am 9. November feiert die Kirche den Weihetag der Lateranbasilika. Dieses Fest genießt in der Liturgie Vorrang sogar vor der Sonntagsfeier. Die Kirche "Sankt Johannes im Lateran" ist die älteste Kirche des Bischofs von Rom und hat somit eine hohe symbolische Bedeutung.
Unser Glaube muss im Leben konkret werden, sich in Raum und Zeit manifestieren. Kirchengebäude sind nicht nur Versammlungsorte und Mittelpunkte der jeweiligen Gemeinden. Sie geben Zeugnis vom Leben dieser Gemeinden. Ihr Zeugnis bleibt sichtbar, auch wenn die Gemeinde nicht anwesend ist. Sie laden ein zur Gottesbegegnung, sie sind Kraftfelder Gottes und rufen Gott in einer gottvergessenen Welt in Erinnerung.
Kirchengebäude machen aber auch bewusst, wie zeitbedingt und vorläufig alle unsere Versuche sind, unseren Glauben zu konkretisieren. Mit der Bitte um die Annahme unserer eigenen Unvollkommenheiten im Ausdruck des Glaubens beginnen wir diesen Gottesdienst.
- Kyrie2
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du erfüllst alle, die sich dir zuwenden,
mit deiner Gnade und deinem Segen.
Herr, erbarme dich.
Du lässt uns teilnehmen an deinem Erlösungswerk
durch unsere Liebe und unser Wirken.
Christus, erbarme dich.
Versagen willst du uns nicht ständig vorhalten.
Verzeihen ist deine Antwort,
wo wir uns dem Guten wieder neu zuwenden.
Herr, erbarme dich.
Dir, Christus, öffnen wir neu unsere Herzen,
damit dein Geist in uns wohne
und deine Gnade uns zum Guten stärkt. – Amen.
Hans Hütter (2008)
Herr, Jesus Christus,
du selbst bist zum Tempel Gottes geworden,
in dem wir dem himmlischen Vater begegnen.
Herr, erbarme dich.
Du bist der feste Grund,
auf den wir unser Leben aufbauen können.
Christus, erbarme dich.
Du bist das lebenspendende Wasser,
das in Fülle Leben hervorbringt.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Kirchweihe B: Mache die Kirche reich an Früchten des Geistes
Erhabener Gott,
du erbaust dir aus lebendigen
und erlesenen Steinen ein ewiges Haus.
Mache die Kirche reich an Früchten des Geistes,
den du ihr geschenkt hast,
und laß alle Gläubigen in der Gnade wachsen,
bis das Volk, das dir gehört,
im himmlischen Jerusalem vollendet wird.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Kirchweihe B
- Eröffnungsgebet2
Sonntagsbibel - die Heilsgemeinschaft der Kirche
Gott,
du hast uns in die Heilsgemeinschaft
deiner Kirche gerufen.
Gib uns Mut zur Mitarbeit
und Freude über unsere Berufung.
Durch Christus, unseren Herrn.
Zitat (2014) - Alles Lebendige lebt vom Wasser
Alles Lebendige lebt vom Wasser.
Gott, du bist für mich wie Wasser.
Tränke mich, durchdringe mich und nimm mir die Angst
vor den Menschen, vor dem Leben und vor dem Tod..
Darum bitten wir dich durch deinen Sohn, unseren Herrn und Bruder, Jesus Christus.
(Nach Elmar Gruber - gekürzt)
- Fürbitten3
Christoph Enzinger (2014)
Herr, Jesus Christus,
du verbindest uns zu einer Gemeinschaft,
die sich von deinem Geiste leiten lässt.
Wir bitten dich:
Für Papst Franziskus, den Bischof von Rom,
und für alle Bischöfe, die mit ihm der Kirche vorangehen.
Erfülle sie mit deinem Geist,
dass sie die Kirche zum Wohl aller leiten.
Für alle Getauften auf der ganzen Welt.
Wecke in ihnen die Sehnsucht nach Einheit
und lass alle christlichen Gemeinden einen gemeinsamen Weg finden.
Für alle, die unsere Gotteshäuser mit Leben füllen.
Gib, dass ihre Arbeit Früchte trägt
und viele Menschen in lebendigen Gemeinden Heimat finden.
Für alle, die das Wasser des Lebens hinaus zu den Menschen bringen.
Lass sie erfahren, dass du ihnen nahe bist,
und belohne ihren Dienst an der Gemeinschaft.
Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde
und für alle Verstorbenen unserer Pfarrgemeinden.
Nimm sie auf in die ewigen Wohnungen, die du ihnen bereitet hast.
Du, Herr, bist das Fundament und zugleich das Haupt deiner Kirche.
Du erfüllst deine Kirche mit ewigem Leben. Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du bist die Kraftquelle, aus der wir schöpfen.
Wir bitten dich:
Unterstütze unser Bemühen, lebendige Bausteine deiner Kirche zu sein.
Christus, du unsere Kraftquelle...
Segen alle, die Menschen trösten, aufrichten
und in ihrem Glauben stärken.
Christus, du unsere Kraftquelle...
Schenke allen Suchenden liebevolle und geduldige Wegbegleiter.
Christus, du unsere Kraftquelle...
Verstärke in allen Menschen das Bewusstsein und Gefühl für ihre Verantwortung im Großen wie im Kleinen.
Christus, du unsere Kraftquelle...
Hilf den von dir zu besonderem Dienst Berufenen,
ihre Aufgaben mit Hingabe und Freude zu erfüllen.
Christus, du unsere Kraftquelle...
Öffne den unterdrückten Völkern einen Weg zur Freiheit, zum Frieden und zur Gerechtigkeit.
Christus, du unsere Kraftquelle...
Lass alle Sterbenden spüren, dass du ihnen nahe bist,
und nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, du unsere Kraftquelle...
Herr Jesus Christus,
du bist Quelle und Ursprung unseres Heils.
Mit allen, die dich lieben und ehren,
preisen wir deine Güte und Treue;
in dieser Stunde und alle Tage unseres Lebens. – Amen.
Hans Hütter (2008)
Herr, Jesus Christus,
du verbindest uns zu einer Gemeinschaft,
die sich von deinem Geiste leiten lässt.
Wir bitten dich:
Für Papst Benedikt, den Bischof von Rom,
und für alle Bischöfe, die in Einigkeit mit ihm der Kirche vorangehen.
Erfülle sie mit deinem Geist,
dass sie die Kirche zum Wohl aller leiten.
Für alle Getauften auf der ganzen Welt.
Wecke in ihnen die Sehnsucht nach Einheit
und lass alle christlichen Gemeinden einen gemeinsamen Weg finden.
Für alle, die unsere Gotteshäuser mit Leben füllen.
Gib, dass ihre Arbeit Früchte trägt
und viele Menschen in lebendigen Gemeinden Heimat finden.
Für alle Pfarr- und Gottesdienstgemeinden.
Schenke ihnen genügend Priester,
die mit ihnen die heiligen Sakramente feiern.
Für alle, die sich um die Pflege und Erhaltung unserer Kirchenräume kümmern.
Lass sie erfahren, dass du ihnen nahe bist,
und belohne ihren Dienst an der Gemeinschaft.
Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde
und für alle Verstorbenen unserer Pfarrgemeinden.
Nimm sie auf in die ewigen Wohnungen, die du ihnen bereitet hast.
Du, Herr, bist das Fundament und zugleich das Haupt deiner Kirche.
Du erfüllst deine Kirche mit ewigem Leben. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG Kirchweihe B: erhöre alle, die an heiliger Stätte zu dir beten
Herr und Gott,
nimm unsere Gaben an,
schenke uns durch deine Sakramente
Kraft und Zuversicht
und erhöre alle, die an heiliger Stätte zu dir beten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Kirchweihe B
Messbuch - GG Kirchweihe A: mit deiner Gegenwart erfüllt
Heiliger Gott,
wir gedenken des Tages,
an dem du dieses Haus zu eigen genommen
und mit deiner Gegenwart erfüllt hast.
Nimm die Gaben an,
die wir an dieser Stätte darbringen,
und mache auch uns selbst zu einer Gabe,
die dir wohlgefällt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Kirchweihe A
- Lobpreis2
Christoph Enzinger (2014)
(im Wortgottesdienst ohne Priester)
Kehrvers:
GL 618,2 Confitemini Domino (jeweils 2x)
Unfassbarer Gott, wir danken dir,
weil du nicht müde wirst, uns nahe zu sein.
Einst hast du in einem Zelt mitten unter den Menschen Wohnung genommen.
Als man dir in Jerusalem einen Tempel erbaute,
hast du ihn mit deiner Gegenwart erfüllt.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth ist dein ewiges Wort Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt.
Er ist der neue Tempel, der sich voll Liebe und Barmherzigkeit zu uns Menschen verströmt.
Kehrvers
Im Heiligen Geist, der von dir und deinem Sohne ausgeht,
sind wir lebendige Steine in deinem Tempel.
Wir danken dir, dass wir durch die Taufe das Wasser des Lebens empfangen haben und weiterschenken können.
Kehrvers
Mit allen Heiligen loben und preisen wir dich
und singen wir zu deiner Ehre:
Danklied, z. B. "Ein Haus voll Glorie schauet. . ." (GL 639)
Hans Hütter
Kehrvers:
Ich will den Herrn loben, solange ich lebe,
meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin.
Unfassbarer Gott, wir danken dir,
weil du nicht müde wirst, uns nahe zu sein.
Einst hast du dein Volk als Feuersäule und als Wolke begleitet.
und in einem Zelt mitten unter den Menschen Wohnung genommen.
Kehrvers
Als man dir in Jerusalem einen Tempel erbaute,
hast du ihn mit deiner Gegenwart erfüllt.
Dort hast du auf die Gebete deines Volkes gehört
und auf seine Opfer geachtet.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth ist dein ewiges Wort Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt.
In ihm hast du gezeigt, wie du bist.
Voll Liebe und Barmherzigkeit bist du uns Menschen begegnet.
Kehrvers
Im Heiligen Geist, der von dir und deinem Sohne ausgeht,
hast du dir aus lebendigen Steinen einen neuen Tempel erbaut
und Menschen aus allen Nationen und Völkern
zu einem neuen Volk zusammengerufen.
Kehrvers
Wir danken dir, dass wir diesem Volk angehören dürfen
und durch die Taufe Wohnrecht in deinem Haus erhalten haben.
Mit allen Heiligen loben und preisen wir dich
und singen wir zu deiner Ehre:
Danklied, z. B. "Ein Haus voll Glorie schauet. . ." (GL 478)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Kirchweihe 2: Die Kirche als Braut Christi und Tempel des Heiligen Geistes
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken und deine Größe zu rühmen.
In jedem Haus des Gebetes wohnst du als Spender der Gnade,
als Geber alles Guten:
Denn du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes,
dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt.
Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild deiner Kirche,
die du zur Braut deines Sohnes erwählt hast.
Du heiligst sie Tag für Tag,
bis du sie, unsere Mutter, in die Herrlichkeit aufnimmst
mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder.
Darum preisen wir dich in deiner Kirche
und vereinen uns mit allen Engeln
und Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Kirchweihe 2
- Mahlspruch1
Bibel (2008)
Ihr seid Gottes Tempel,
und der Geist Gottes wohnt in euch.
Der Tempel Gottes ist heilig,
und der seid ihr.
(1 Kor 3,16-17)
Oder:
Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen,
zu einer heiligen Priesterschaft.
(1 Petr 2,5)
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Kirchweihe B: Abbild des himmlischen Jerusalem
Allmächtiger Gott,
du hast uns in der Kirche auf Erden
ein Abbild des himmlischen Jerusalem geschenkt.
Mache uns durch diese heilige Kommunion
zum Tempel deiner Gnade
und laß uns dorthin gelangen,
wo deine Herrlichkeit thront.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Kirchweihe B
Messbuch - SG Kirchweihe A: deine Gemeinde Tempel deiner Herrlichkeit
Herr, unser Gott,
am Weihetag dieser Kirche
haben wir das Opfer des Lobes dargebracht.
Mache diese Feier
für uns zur Quelle der Gnade und der Freude,
damit deine Gemeinde im Heiligen Geist
zum Tempel deiner Herrlichkeit wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Kirchweihe A
lesung aus ezechiel
er ging schon lange nicht mehr
zur kirche
er sah das protzige gehabe
dieser kirchenleute
und er konnte das ganze nicht anders
als dumm bezeichnen
und er ärgerte sich
denn dieser junge mann
bezahlte eine ganze menge kirchensteuer
denn er war ingenieur und hatte
einen guten posten in der industrie
er hatte lange gehofft
dass aus dieser kirche noch was werden
könnte
aber er sah wie gerade
die kirchlichsten in seinem betrieb
total versagten
sie krochen und schielten nach posten
und verkauften sich
und sie waren auch nicht kleinlich
wenn es einmal darum ging
einen kollegen zu denunzieren
und sonntags sah er sie dann
beim gottesdienst
und etwas hätte er von dieser heuchelei
ja verkraftet
aber so dick
und was er von den kirchlichen behörden
alles hörte
wie leichtfertig sie
mit dem geld umgingen
und was für lächerliche kinkerlitzchen
die verteidigten
und wie sie mit der liturgie
herumsalbaderten
aber wie sie niergendwo den mund auftaten
wo es um unrecht ging
da ließen sie die leute fallen
und flirteten mit der macht
und sorgten
dass die kasse stimmte
das alles erlebte dieser junge mann
aus der bibel
jahrelang und er litt an seiner kirche
und er hätte viel darum gegeben
wenn es anders gewesen wäre
und er träumte von einem anderen tempel
er träumte
und sah im geiste diesen tempel
tot erstarrt
protzig schön
und immer noch protziger und schöner
und er sah
wie plötzlich links an der tempelwand
links
einer der großen protzigen quader
sich bewegte als ob er lebendig wäre
und aus dem toten tempel
entsprang ein quell
und ein rinnsal lief
auf den jungen mann zu
der übrigens ezechiel hieß und später
prophet genannt wurde
weil er sich so aufgeregt hatte
über den toten tempelkram
und das rinnsal lief auf ihn zu
und wurde ein bach
und da kam ein tempelmann
so einer mit stab und mitra
und hatte eine goldene messlatte
in der hand
und maß 1000 ellen
das bächlein entlang
und sagte zu ezechiel
geh hier mal durch das bächlein
und ezechiel ging hindurch
und das wasser ging ihm
bis zu den knöcheln
und der bach wurde breiter
und lief weiter ins land hinein
und ezechiel war sprachlos
und der tempelmann mit stab und mitra
maß weiter mit seiner messlatte
1000 ellen und sagte zu ezechiel
geh hier hindurch
und ezechiel ging hindurch
und das wasser reichte
ihm bis zu den knien
und dann nochmal 1000 ellen
wurden abgemessen
und ezechiel ging wieder hindurch
und das wasser reichte ihm bis zu den hüften und
da kam der tempelmann ganz nervös und
maß weiter 1000 ellen den fluss entlang
und ezechiel versuchte nochmal
durch das wasser des flüssig gewordenen
tempels zu gehen aber
er konnte nicht mehr hindurch gehen
er fand keinen grund und boden mehr
er musste schwimmen
und das wasser des tempels
war glasklar
so schönes wasser hatte
er lange nicht mehr gesehen
und das wasser trug ihn
und ezechiel freute sich
und ezechiel schaute zum alten tempel
und da war kaum noch was
von übriggeblieben
er war fast ganz flüssig geworden
und die tempelbehörde
war alles andere als erfreut
der tempel war ihnen und ihrer verwaltung
unter der hand weggelaufen
er war nicht mehr zu bändigen
das geht nicht schrien sie alle
durcheinander
und schrieben auch
über diesen neuen zustand in der kirche
in ihren zeitschriften
das geht nicht
alles schwimmt
man muss das ganze
wieder in den griff bekommen
und sie sahen gar nicht
wie dieser flüssig gewordene tempel
eine freude wurde für das ganze land
wie er die menschen wieder berührte
wie die menschen
wie bäume wurzel schlugen an den ufern
dieser neuen strömung
im land
aber die tempelbehörde
war nicht zu beruhigen
sie schrieben und sagten
die leute haben keinen glauben mehr
und kein sündenbewusstsein mehr
und dass sie selbst blind waren
das sahen die tempelbeamten nicht
sie hatten plötzlich nicht mehr
ihren tempel
es war jetzt der tempel
zum strom geworden
zu einem glasklaren
durchsichtigen schönen
alles land erfrischenden strom
der die menschen endlich wieder
zu erfreuen anfing
aber dafür war manch einer blind
und konnte nicht aufhören
lamento zu machen
lamento für einen toten tempel
Wilhelm Willms 1974 (aus: "roter faden glück")
Geschichte von Gott
Als Gott nach langem Zögern wieder mal nach Hause ging, war es schön; sagenhaftes Wetter! Und das erste was Gott tat, war: die Fenster sperrangelweit zu öffnen, um sein Häuschen gut zu lüften. Und Gott dachte : Vor dem Essen werde ich mir noch kurz die Beine vertreten. Und er lief den Hügel hinab zu jenem Dorf, von dem er genau wusste, dass es da lag. Und das erste, was Gott auffiel, war, dass da mitten im Dorf während seiner Abwesenheit etwas geschehen war, was er nicht erkannte. Mitten auf dem Platz stand eine Masse mit einer Kuppel und einem Pfeil, der pedantisch nach oben wies. Und Gott rannte mit Riesenschritten den Hügel hinab, stürmte die monumentale Treppe hinauf und befand sich in einem unheimlichen, nasskalten, halbdunklen, muffigen Raum. Und dieser Raum hing voll mit allerlei merkwürdigen Bildern, viele Mütter mit Kind mit Reifen überm Kopf und ein fast sadistisches Standbild von einem Mann an einem Balkengerüst. Und der Raum wurde erleuchtet von einer Anzahl fettiger, gelblich-weißer, chamois-triefender Substanzen, aus denen Licht leckte. Er sah auch eine höchst unwahrscheinliche Menge kleiner Kerle herumlaufen mit dunkelbraunen und schwarzen Kleidern und dicken Büchern unter müden Achseln, die selbst aus einiger Entfernung leicht modrig rochen.
"Komm mal her! Was ist das hier?"
"Was ist das hier! Das ist eine Kirche, mein Freund. Das ist das Haus Gottes."
"Aha ... wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!"
"... das weiß ich nicht."
"Kommen hier viele Menschen her, Knabe?"
"Es geht in letzter Zeit etwas zurück."
"Und woher kommt das Deiner Meinung nach? Oder hast Du keine Meinung?"
"Es ist der Teufel. Der Teufel ist in die Menschen gefahren. Die Menschen denken heutzutage, dass sie selbst Gott sind und sitzen lieber auf ihrem Hintern in der Sonne."
Und Gott lief fröhlich pfeifend aus Kirche auf den Platz. Da sah er auf einer Bank einen kleinen Kerl in der Sonne sitzen. Und Gott schob sich neben das Männlein, schlug die Beine übereinander und sagte: "... Kollege !"
Hermann van Veen
Verständnishilfen
Wenn ich "Kirche" sage,
damit wir uns nicht falsch verstehen,
meine ich nicht nur Papst, Bischöfe,
und die da oben.
Wenn ich "Kirche" sage,
damit wir uns nicht falsch verstehen,
meine ich nicht das Haus aus Stein,
Beton oder Marmorblöcken.
Wenn ich "Kirche" sage,
denke ich an Menschen, die leben,
Gemeinden, die geben,
an dich und mich.
Wenn ich "Kirche" sage,
damit wir uns nicht falsch verstehen,
meine ich nicht Gesetze, Formeln und Riten,
nicht Angst, sondern Wagnis.
Wenn ich "Kirche" sage,
denke ich an Jesus Christus,
an die Freundschaft Gottes mit den Menschen,
denke ich an uns.
Aus: Werner Schaube, Rufsäule. Versuche zu beten. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1986.
Wasser des Lebens
"O Gott, Bastian, was war nur los? Ich bin fast verrückt geworden aus Sorge um dich. Wo warst du denn nur?"
Und nun begann Bastian zu erzählen, was er erlebt hatte. Er erzählte alles ganz ausführlich, und es dauerte viele Stunden. Der Vater hörte ihm zu, wie er ihm noch nie zugehört hatte. Er verstand, was Bastian ihm erzählte. Gegen Mittag unterbrach er ihn einmal, aber nur, um die Polizei anzurufen und mitzuteilen, dass sein Sohn zurückgekehrt und alles in Ordnung sei. Dann machte er für sie beide Mittagessen, und Bastian fuhr fort, zu erzählen. Der Abend brach schon herein, als Bastian mit seinem Bericht bei den Wassern des Lebens angekommen war und erzählte, wie er davon dem Vater hatte mitbringen wollen und es dann doch verschüttet hatte.
Es war schon fast dunkel in der Küche. Der Vater saß reglos. Bastian stand auf und knipste das Licht an. Und nun sah er etwas, was er noch nie zuvor gesehen hatte. Er sah Tränen in den Augen seines Vaters. Und er begriff, dass er ihm das Wasser des Lebens doch hatte bringen können. Der Vater zog ihn stumm auf seinen Schoß und drückte ihn an sich, und sie streichelten sich gegenseitig. Nachdem sie lange so gesessen hatten, atmete der Vater tief auf, schaute Bastian ins Gesicht und begann zu lächeln. Es war das glücklichste Lächeln, das Bastian je bei ihm gesehen hatte. "Von jetzt an", sagte der Vater mit einer ganz veränderten Stimme, "von jetzt an wird alles anders werden mit uns, meinst du nicht?"
Und Bastian nickte. Sein Herz war zu voll, als dass er hätte sprechen können.
Aus: Michael Ende, "Die Unendliche Geschichte"
Besser als jede heidnische Welt
Ich weiß: die Geschichte der Kirchen ist voller Greuel; Mord, Unterdrückung, Terror wurden ausgeübt und vollzogen, aber es gab auch Franziskus, Vincent, Katharina - es würde zuviel Platz erfordern, wollte ich das Register des »Martyrologium Romanum« hier abdrucken lassen. Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache, und mehr noch als Raum gab es für sie Liebe, für die, die der heidnischen wie gottlosen Welt nutzlos erschienen und erscheinen.
Heinrich Böll
Das Haus Gottes
Ein Blick gesucht
mit denen,
die kein Ansehen haben.
Das kann ein Stein
für eine neue Kirche sein.
Aus solchen Steinen baut Gott ein Haus.
In dem er selbst zu Hause ist.
Ein Wort gesprochen
mit denen,
die keine Stimme haben.
Das kann ein Stein
für eine neue Kirche sein.
Aus solchen Steinen baut Gott ein Haus.
In dem er selbst zu Hause ist.
Ein Schrift gegangen
mit denen,
die keine Zukunft haben.
Das kann ein Stein
für eine neue Kirche sein.
Aus solchen Steinen baut Gott ein Haus.
In dem er selbst zu Hause ist.
Ein Traum geträumt
mit denen,
die Lust am Leben haben.
Das kann ein Stein
für eine neue Kirche sein.
Aus solchen Steinen baut Gott ein Haus.
In dem er selbst zu Hause ist.
Frank Reintgen in: Gemeinsam entdeckien. Ökumenische Gebete und Miditaitonen, Herausgegeben von Marcus Leitschuh / Cornelia Pfeiffer Bonifatius Verlag Paderborn / Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2003.
Glasfenster in Chartres
Brenne die Glut
der Farben in
mein Herz.
Über Jahrhunderte
leuchtet aus ihnen
der Glaube der vielen,
die längst ins
Glück des Schauens
heimgefunden.
In dem Dunkel
der Zeit
ist mir das Licht
dieser Farben ein
Abglanz ersehnter
Herrlichkeit.
Aus: Klemens Jockwig, Im Haus der Fremde. Gedichte. Lahn Verlag Limburg 1989.
Wohnung werden für Gott
Es ist unsere Lebensaufgabe, Wohnung des Herrn zu werden. Das ist eine weitere Wegweisung für den Menschen auf seinem Weg. Nicht nur dass Franziskus die zerfallenen Kirchen wieder aufbaut und so Gott wieder »Wohnung bereitet«, nicht nur, dass er Maria grüßt: »Sei gegrüßt, du sein Palast. Sei gegrüßt, du sein Gezelt. Sei gegrüßt, du seine Wohnung«, sondern er preist all die, die den Willen Gottes tun, »denn auf ihnen wird der Geist des Herrn ruhen, und er wird sich bei ihnen eine Wohnung und Bleibe schaffen, und sie sind Kinder des himmlischen Vaters«.
Unser Lebensweg ist dadurch gekennzeichnet, immer mehr Wohnung des Herrn zu werden. Wer Jesus in sein Leben aufnehmen will, muss sich fragen: Wo wohne ich? Bin ich wirklich bei mir? Bin ich bei mir zu Hause oder auf der Flucht und habe mich mir selbst entfremdet? Bisweilen kennen wir nicht mehr die Tür zu uns selbst oder finden den Schlüssel der Haustüre nicht. Wenn wir tatsächlich den Eingang unseres Menschenhauses betreten und die ersten Schritte durch den Flur wagen, können wir in Bedrängnis geraten. Es ist, als käme uns aus der Tiefe unseres Hauses so viel Unklares, Ungeordnetes und Unverarbeitetes entgegen, dass wir keine weiteren Schritte wagen. Es ist sehr hilfreich und leitet einen Reifungsprozess ein, wenn wir uns von Jesus als Wegbegleiter bei seinem Gang durch das Haus unseres eigenen Lebens an die Hand nehmen lassen.
Jesus reinigt unser Lebenshaus. Wer im eigenen Haus nicht aufräumt, lebt gleichsam in einem Spukschloss, in dem böse Geister und Ängste herumschwirren. Jesus möchte, dass wir das alte Gerümpel hinausschaffen und ihm den Raum anbieten. Er will mir dabei helfen. Schließlich geht es um die Übergabe meines Lebenshauses an den Herrn. Eine heikle Sache. Wir verteidigen unsere Eigentums-rechte am Haus zäh. Wenn der Herr anklopft, sagen wir: »Herr, ich habe dir bisher diesen oder jenen Raum eingeräumt, und ich bin bereit, dir weitere zu öffnen, dir noch mehr Zeit, noch mehr Kraft und Liebe zu schenken. Aber das alles soll unter meiner Führung geschehen!« Haben wir nicht Angst, unser Leben in seine Hände zu geben? Befürchten wir nicht allzu oft, dann zu kurz zu kommen?
Leicht täuschen wir uns. Wir beten zum Beispiel: »Herr, fülle meine leeren Hände!« Wenn wir wüssten, wie gefüllt unsere Hände sind und was wir krampfhaft festhalten. Oder wir sagen: »Herr, ich bin schwach und klein«. Dabei wollen wir so häufig alles selber machen. Oder wir sagen: »Herr, dein Wille geschehe!« Dabei machen wir unsere Pläne, suchen unseren Willen durchzusetzen und bitten den Herrn, er möge damit einverstanden sein, das Geplante zu ermöglichen.
Und manchmal bieten wir ihm das Wohnzimmer an, lassen ihn aber nicht in unseren Keller, wo unsere Erinnerungen geheilt werden und unsere Erwartungen versöhnt werden wollen.
Dem Herrn Wohnung und Bleibe zu schaffen, ihm unser ganzes Leben anzubieten, gehört zum Reifungsweg des Menschen. Das Geheimnis Gottes will mehr und mehr in uns wohnen, das ist die Berufung des Menschen. Nur so werden wir wahrhaft frei. Ich muss es wagen, mehr und
Aus: Ludger Schulte, Gott suchen - Mensch werden. Vom Merhwert des Christseins. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2006.
Gebet gegen die Kirche aus Papier
Täusche dich nicht, Jesus, kühner Mann!
Seit langem wird deine Kirche nicht mehr auf den Fels
des Glaubens, sondern auf Papiere gebaut:
Gesetze, Verordnungen, Reglemente, Register,
Statistiken, Budgets, Berichte, Protokolle,
Erlasse, Anweisungen, Verbote.
Verfasst wird das alles von kirchlichen Instanzen,
Ämtern, Stellen, die unablässig so viele Papiere
produzieren, dass wieder neue Amts- und
Stabsstellen geschaffen werden müssen, die
die Papiere lesen und auswerten.
Und wozu das?
Um noch mehr Papiere zu drucken, zu versenden ...
(ach, ihr schönen Bäume, ihr armen Wälder!),
Du aber, mit wie wenigen Worten bist du ausgekommen damals
in der Bergpredigt, in den Gleichnissen!
Deshalb wirst du dir nur schlecht vorstellen können, dass
eine Kirche langsam absacken und ersaufen kann
in einem Ozean selbst fabrizierter Papiere.
Doch siehe!
Bislang noch Gutgewillte in den Gemeinden wenden sich ab,
enttäuscht, ermüdet.
übrig bleiben erst recht der Apparat, die Apparatschiks
mit ihrer galoppierenden Papier-Diarrhöe -
die bürokratische Karikatur deiner Kirche.
Mann mit der Peitsche!
Der du die Händler, die Wechsler verjagt hast!
Bist du wirklich machtlos gegen die Amts- und Büropäpste,
die breit sitzenden Arsches in deiner Kirche regieren?
Lach sie doch aus, dass sie erbleichen!
Ziehe ihnen mit deinem Gelächter die Stühle unterm
Hintern weg!
Du, das wird ein Fest, wenn sie fassungslos purzeln, während
du in ihre Papierberge prustest und die Papiere
auf- und zu Fenstern hinausflattern, so
dass man auf der Straße meint, es habe zu
schneien begonnen.
Oder wird ein Konfetti-Karneval draus?
So oder anders - tu es!
Fege mit deinem Lachen die papierene Herrlichkeit fort
und lass deine Kirche aus ihrer
bürokratischen Verwesung auferstehen!
Kurt Marti in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Hohe Verlag, Erfstadt 2007.
Weg zum Ziel
Das Credo macht einen sehr wichtigen Unterschied, den wir im Deutschen sprachlich leider so nicht mitvollziehen. Dort heißt es: »Credo in Deum«, ich glaube »an Gott«, ich überlasse mich ihm, ich lege mein Leben in seine Hand. Dagegen heißt es bei der Kirche: »Credo ecclesiam«, ich glaube »die Kirche« - als Mittel, als Weg zum Ziel. Das A und 0 des Glaubens ist allein der dreifaltige Gott.
Damit ist die Kirche ins rechte Licht gerückt, in das Licht Gottes. Sie ist keine menschliche Erfindung, sondern eine Schöpfung des Heiligen Geistes. Er ist die Seele der Kirche, ihre treibende Kraft. Sie ist kein Verein, der sich selbst immer neu zur Disposition stellen könnte. Wäre sie nur ein x-beliebiger Interessenverband, dann hätten die Christen, nicht zuletzt die Bischöfe und Priester und auch die Päpste, sie längst zugrunde gerichtet. Ist es nicht ein Wunder, dass sie trotz aller Menschlichkeit und allen Ärgers mit der Institution nach 2000 Jahren immer noch da ist und sich erneuert? Offenkundig, sage ich mir, steckt mehr dahinter. Ich sage das nicht zuletzt aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts. Wir haben erlebt, wie gewaltige Systeme, deren Vertreter sich wie Herrgötter gebärdeten, innerhalb weniger Jahrzehnte kommen und gehen.
Die Kirche ist nicht Gott. Aber Gott hat sich durch seinen Geist bleibend mit ihr verbunden. Durch sie schenkt er uns seine Gegen-wart und Gemeinschaft, sein Wort und Sakrament, und dies in guten und in bösen Tagen. Weil er sie nicht fallen lässt, dürfen wir zu ihr stehen, sie in ihrer Gebrechlichkeit anschauen und lieben. Sie gehört nicht dem Papst, sie gehört nicht uns Bischöfen und Priestern, sie gehört allein Gott: »Paulus, Apollos, Kephas . . . alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott«, heißt es im Ersten Korintherbrief (3,22f.). Wir sind nicht bestimmter Menschen wegen in der Kirche, sondern Gottes wegen. Und darum dürfen wir uns um Gottes willen nicht bestimmter Menschen wegen von der Kirche verabschieden. Die Entscheidung, um die es hier geht, stellt uns vor Gott. Das Evangelium Jesu Christi und seine Verkündigung in aller Welt sind wichtiger als Ärgernisse in der Kirche.
Worauf kommt es an in dieser bedrängenden Stunde der Kirche? Dass wir unser spezifisches Gewicht wahren, das Gewicht des Glaubens. Dann kommen wir nicht ins Schleudern. Dann können wir gelassen das uns Mögliche tun, damit die Kirche immer mehr wird, wozu sie da ist: der Raum, Gott zu suchen und zu finden, zum Heil der Menschen.
Aus: Franz Kamphaus, Den Glauben erden. Zwischenrufe. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2001.
Martin Leitgöb (2008)