Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 05. Mai. 2024 - 6. Sonntag der Osterzeit (B)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Apg 10,25-26. 34-35. 44-48
Lesung aus der Apostelgeschichte.
Als Petrus in Cäsaréa beim Hauptmann Kornélius ankam,
ging ihm dieser entgegen
und warf sich ihm ehrfürchtig zu Füßen.
Petrus aber richtete ihn auf
und sagte: Steh auf!
Auch ich bin nur ein Mensch.
Da begann Petrus zu reden
und sagte:
Wahrhaftig, jetzt begreife ich,
dass Gott nicht auf die Person sieht,
sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist,
wer ihn fürchtet
und tut, was recht ist.
Noch während Petrus redete,
kam der Heilige Geist auf alle herab,
die das Wort hörten.
Die gläubig gewordenen Juden,
die mit Petrus gekommen waren,
konnten es nicht fassen,
dass auch auf die Heiden
die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.
Denn sie hörten sie in Zungen reden
und Gott preisen.
Petrus aber sagte:
Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern,
die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?
Und er ordnete an,
sie im Namen Jesu Christi zu taufen.
Danach baten sie ihn,
einige Tage zu bleiben.
Für diese Lesung wurden 3 kurze Abschnitte aus der Schilderung des Treffens von Petrus mit dem heidnischen Hauptmann Kornelius (Apg 10,23b-48) zusammengestellt. Der ursprüngliche Widerstand des Petrus, als Jude ein Haus von Nichtjuden zu betreten, wurde zuvor von Gott selbst durch eine Vision (Apg 10,9-23a) überwunden. Nun bei der persönlichen Begegnung überzeugt der Bericht des Kornelius (Verse 30-33) Petrus endgültig von der Weite der Liebe Gottes über die Grenzen des Volkes Israel hinaus (Verse 34-35).
Gott, der von Anfang an die Initiative ergriffen hat, besiegelt dies, indem er allen Anwesenden seinen Heiligen Geist schenkt. Die Skepsis der Judenchristen (Vers 44) lässt auf einen Konflikt zwischen Heiden- und Judenchristen unter den Adressaten der Apostelgeschichte schließen. Petrus aber handelt konsequent im Sinne der Weite Gottes, indem er die Taufe nachholen lässt, die normalerweise zuerst erfolgt wäre.
In diesem ganzen Kapitel lernt Petrus schrittweise die Weite Gottes kennen, die über die Grenzen des Volkes Israel und seiner Gesetze hinausgeht. Er wird sensibel für das Wirken Gottes auch dort, wo er es zunächst nicht vermutet, und kann dementsprechend neu und anders handeln. So können auch Christen heute von der Weite Gottes lernen: weil Gott jeden und jede schon längst als sein Kind angenommen hat, sind auch sie herausgefordert, die Grenzen des eigenen engen Denkens zu überwinden. Es gilt, ohne Vorurteile wegen Herkunft, Hautfarbe, Religion oder irgendwelcher Eigenheiten andere Menschen mit einem weiten Herzen anzunehmen.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Die Lesung ist Teil der sogenannten Korneliusgeschichte. Sie gehört zur vorlukanischen Tradition und berichtet von der Taufe der ersten Heiden. Eigentlich besteht sie aus 8 verschiedenen Szenen, die eng miteinander verflochten sind. Die heutige Lesung beinhaltet Teile der 4., 6. und die 7. Szene.
Die Vorgeschichte: In Cäsarea erfährt der gläubige - aber Heide, d. h. Nichtjude - Hauptmann Kornelius von einem Engel, dass seine Gebete erhört worden seien, und er nach Petrus in Joppe schicken soll. Zur gleichen Zeit erfährt Petrus in Joppe in einer Vision anhand eines Gefäßes mit allerlei Tieren, dass er nichts unrein nennen darf, was Gott rein gemacht hat. Die vom Hauptmann ausgeschickten Boten berichten ihm über den Auftrag des Engels, und so weigert sich Petrus nicht, mit den Boten zum Heiden Kornelius mitzugehen.
Mit der Begegnung zwischen Kornelius und Petrus beginnt nun die Lesung. Der Judenmissionar Petrus wird gegen seinen Widerstand von Gott und seinem Geist zum Heidenmissionar berufen. Petrus ist die Hauptperson der Erzählung, er wird zum Überschreiter der trennenden Schranke zwischen Heiden und Juden. Die Verse 34 und 35 sind eine Querverbindung auf die Vision des Petrus mit den reinen Tieren aller Art: es gibt keine unreine Speise, keine unreinen Tiere und deshalb auch keine unreinen Menschen mehr.
Das Ziel, das Gott mit seiner Vision und Lukas mit seiner Erzählung verfolgen geht dahin, dass Petrus und mit ihm die Judenchristen dazu geführt werden, mit den "Unreinen" (Heiden) zusammen zu essen. In der von Petrus angeordneten Taufe stellt er sich ohne Zögern hinter die Willensentscheidung Gottes, die durch die überraschende Sendung des Geistes manifestiert wird. Wenn Petrus abschließend noch einige Tage in Cäsarea bleibt, so will Lukas sagen, dass nun Tischgemeinschaft zwischen den Juden- und Heidenchristen möglich ist, und dass Petrus zu ihr bereit ist.
Die erste Lesung ist Teil der Schilderung der Taufe des Kornelius und somit ein Beispiel einer Bekehrung eines Heiden. Die Zugehörigkeit zu einem Volk ist nicht Voraussetzung zur Annahme des christlichen Glaubens, sondern das persönliche Bekenntnis zu Jesus Christus.
Kornelius war schon vor seiner Bekehrung ein religiöser Mensch, der seine Beziehung zu Gott im Gebet gepflegt hat. Die eigentliche Bekehrung des Kornelius passiert, in dem er von einem Boten Gottes – "einem Mann im leuchtenden Gewand" den Hinweis bekommt, eine Begegnung mit Simon Petrus zu ermöglichen, durch dessen Wort er den letzten Hinweis für seinen Glauben an Jesus Christus erhalten hat. Der Heilige Geist schließt keinen Menschen aus – er ist der Grund für die Taufe der Heiden: Was Gott geschenkt hat, darf der Mensch nicht verweigern. Ein Grundsatz, der für die heutige Sakramentenpastoral wesentlich geworden ist.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Apg 10,25-48
Lesung aus der Apostelgeschichte.
Als Petrus in Cäsaréa beim Hauptmann Kornélius ankam,
ging ihm dieser entgegen
und warf sich ihm ehrfürchtig zu Füßen.
Petrus aber richtete ihn auf
und sagte: Steh auf!
Auch ich bin nur ein Mensch.
Während er sich mit ihm unterhielt,
ging er hinein
und fand dort viele Menschen versammelt.
Da sagte er zu ihnen:
Ihr wisst, dass es einem Juden nicht erlaubt ist,
mit einem Nichtjuden zu verkehren
oder sein Haus zu betreten;
mir aber hat Gott gezeigt,
dass man keinen Menschen unheilig
oder unrein nennen darf.
Darum bin ich auch ohne Widerspruch gekommen,
als nach mir geschickt wurde.
Nun frage ich:
Warum habt ihr mich holen lassen?
Da sagte Kornelius:
Vor vier Tagen um diese Zeit
war ich zum Gebet der neunten Stunde in meinem Haus;
siehe, da stand ein Mann in einem leuchtenden Gewand vor mir
und sagte: Kornelius, dein Gebet wurde erhört
und deiner Almosen wurde vor Gott gedacht.
Schick jemanden nach Joppe
und lass Simon, der den Beinamen Petrus hat, holen;
er ist Gast im Haus des Gerbers Simon am Meer.
Sofort habe ich nach dir geschickt
und es ist gut, dass du gekommen bist.
Jetzt sind wir alle hier vor Gott zugegen,
um all das anzuhören,
was dir vom Herrn aufgetragen worden ist.
Da begann Petrus zu reden
und sagte:
Wahrhaftig, jetzt begreife ich,
dass Gott nicht auf die Person sieht,
sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist,
wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.
Er hat das Wort den Israeliten gesandt,
indem er den Frieden verkündete
durch Jesus Christus:
Dieser ist der Herr aller.
Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist,
angefangen in Galiläa,
nach der Taufe, die Johannes verkündet hat:
wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat
mit dem Heiligen Geist und mit Kraft,
wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte,
die in der Gewalt des Teufels waren;
denn Gott war mit ihm.
Und wir sind Zeugen für alles,
was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat.
Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet.
Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt
und hat ihn erscheinen lassen,
zwar nicht dem ganzen Volk,
wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen:
uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten
gegessen und getrunken haben.
Und er hat uns geboten,
dem Volk zu verkünden und zu bezeugen:
Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter
der Lebenden und der Toten.
Von ihm bezeugen alle Propheten,
dass jeder, der an ihn glaubt,
durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.
Noch während Petrus redete,
kam der Heilige Geist auf alle herab,
die das Wort hörten.
Die gläubig gewordenen Juden,
die mit Petrus gekommen waren,
konnten es nicht fassen,
dass auch auf die Heiden
die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.
Denn sie hörten sie in Zungen reden
und Gott preisen.
Petrus aber sagte:
Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern,
die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?
Und er ordnete an,
sie im Namen Jesu Christi zu taufen.
Danach baten sie ihn,
einige Tage zu bleiben.
Antwortpsalm - Ps 98,1-4
Kv: Der Herr hat sein Heil enthüllt
vor den Augen der Völker. – Kv
(GL 55,1)
Singet dem Herrn ein neues Lied, *
denn er hat wunderbare Taten vollbracht!
Geholfen hat ihm seine Rechte *
und sein heiliger Arm. – (Kv)
Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht *
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
Er gedachte seiner Huld *
und seiner Treue zum Hause Israel. – (Kv)
Alle Enden der Erde *
sahen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Lande, *
freut euch, jubelt und singt! – Kv
2. Lesung - 1 Joh 4,7-10
Lesung aus dem ersten Johannesbrief.
Geliebte, wir wollen einander lieben;
denn die Liebe ist aus Gott
und jeder, der liebt, stammt von Gott
nd erkennt Gott.
Wer nicht liebt,
hat Gott nicht erkannt;
denn Gott ist Liebe.
Darin offenbarte sich die Liebe Gottes unter uns,
dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat,
damit wir durch ihn leben.
Darin besteht die Liebe:
Nicht dass wir Gott geliebt haben,
sondern dass er uns geliebt
und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Wolfgang Jungmayr (2003)
Gabi Ceric (2000)
Der Kernsatz „Gott ist die Liebe.“ (Vers 8b) ist hier nicht als eingrenzende Definition von Gott gemeint, sondern als Unterscheidungskriterium: Wer keine Liebe übt, verfehlt Gott, ist fern von ihm und damit fern vom wahren Leben (Vers 8a). Jeder dagegen, der liebt, gehört zu Gott und lebt schon in dessen Nähe; so werden alle aufgefordert, einander zu lieben (Vers 7). Dass Liebe das Wesen Gottes ausmacht, wurde in seinem Sohn Jesus „offenbart“ (Vers 9), nämlich sichtbar, hörbar und greifbar. Durch ihn wird für die Menschen Angenommensein, Befreiung und damit wahres Leben erfahrbar. Die Liebe Gottes zu den Menschen geht immer schon der Liebe der Menschen zu ihm oder zueinander voraus (Vers 10a). Aus diesem Wissen und dieser Erfahrung sind Christen aufgefordert, einander so zu lieben, wie Jesus es vorgelebt hat. Diese Botschaft wirkt befreiend auf solche Menschen, die aufgrund ihrer religiösen Sozialisation oder anerzogenem Leistungsdenken meinen, sich Gottes Liebe erst durch die eigene Nächstenliebe verdienen zu müssen oder zu können.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Der 1. Johannesbrief ist eigentlich eine Kampfschrift gegen die Irrlehrer in den eigenen johanneischen Gemeinden und dürfte zwischen 90 und 100 nach Chr. entstanden sein.
Nachdem in den Versen 1 Joh. 4,1-6 die Unterscheidung zwischen dem Geist der Wahrheit und dem Geist des Irrtums von den treuen Gemeindemitgliedern eingefordert wird, stellt Johannes nun die Bruderliebe in den Zusammenhang mit der Liebe Gottes.
Die gegenseitige Liebe der Christen wurzelt in Gott und ist von Gottes eigenem Lieben getragen. Nicht wir sind es, die den Beginn dieser Liebe gemacht und das Ausströmen der Liebe eingeleitet haben, Gott hat den Anfang gesetzt. Und weil Gott selbst die Liebe ist, kann jemand, der nicht liebt, die Liebe - und somit auch Gott - nicht erkennen. Anteilhabe durch die Liebe ist deshalb gleichzeitig Teilhabe an der Gemeinschaft mit Gott. Von Ewigkeit her ist Gott ein Liebender, er liebt seinen Sohn und er verströmt seine Liebe auch unter uns und in uns Menschen.
Wir hören den Beginn des ersten Johannesbriefes - verfasst gegen Ende des 1. Jahrhunderts für christliche Gemeinden. Im Brief geht es um die Bewährung im Glauben. Vorausgesetzt ist, dass die Menschen sich bereits zum Christentum bekennen und sich bekehrt haben. Eine der großen Fragen ist die Umsetzung des Glaubens im Leben. Dazu gibt die zweite Lesung einige Hinweise: In knappen Worten wird eine Theorie des gelebten Glaubens mit aller Konsequenz dargelegt: Begründung des Schreibens ist die vollkommene Freude, aus der wir als Christen berufen sind zu leben. Die Botschaft der Freude ist das Licht Gottes. Wenn die Menschen aus diesem Glauben heraus leben, dann sind sie nicht der Finsternis, sondern dem Licht des Lebens zugewandt. Die Christen sollen leben als "Kinder des Lichtes, und nicht der Finsternis". Die Tatsache unserer Sünden bleibt – selbst als Christen sind wir sündige Menschen. Was aber wesentlich ist: dass wir in unserer Sünde Jesus Christus gegenüberstehen, der uns treu und gerecht ist. Die Lesung ist somit eine Aufforderung zur Wahrhaftigkeit im Glauben, die sich bewährt im Leben
Ruf vor dem Evangelium - Joh 14,23
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Wer mich liebt, hält mein Wort.
Mein Vater wird ihn lieben,
und wir werden bei ihm Wohnung nehmen.
Halleluja.
Evangelium - Joh 15,9-17
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wie mich der Vater geliebt hat,
so habe auch ich euch geliebt.
Bleibt in meiner Liebe!
Wenn ihr meine Gebote haltet,
werdet ihr in meiner Liebe bleiben,
so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe
und in seiner Liebe bleibe.
Dies habe ich euch gesagt,
damit meine Freude in euch ist
und damit eure Freude vollkommen wird.
Das ist mein Gebot,
dass ihr einander liebt,
so wie ich euch geliebt habe.
Es gibt keine größere Liebe,
als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
Ihr seid meine Freunde,
wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
Ich nenne euch nicht mehr Knechte;
denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut.
Vielmehr habe ich euch Freunde genannt;
denn ich habe euch alles mitgeteilt,
was ich von meinem Vater gehört habe.
Nicht ihr habt mich erwählt,
sondern ich habe euch erwählt
und dazu bestimmt,
dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt
und dass eure Frucht bleibt.
Dann wird euch der Vater alles geben,
um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
Dies trage ich euch auf,
dass ihr einander liebt.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Wolfgang Jungmayr (2003)
Gabi Ceric (2000)
Dieses Evangelium stammt aus der sog. 2. Abschiedsrede Jesu (Joh 15,1-17). Die Abschiedsreden in Joh 13-17 gehören zur Gattung eines literarischen Testaments, in dem Mahnungen, Empfehlungen und Segensprüche eines Sterbenden zusammengefasst werden. Hier wendet sich Jesus damit vor seinem Tod an die Seinen, also die Jünger. Im Sinn der johanneischen Theologie spricht der erhöhte Christus durch seinen Geist der bedrängten Gemeinde Trost zu und ermahnt sie.
Schlüsselwort im vorliegenden Ausschnitt ist „Liebe“ (4-mal) bzw. „lieben“ (5-mal), und zwar in mehrfacher Beziehung. Die Liebe geht zuallererst vom Vater aus, der Jesus geliebt hat. Dieser wiederum hat ebenso die Seinen geliebt (Vers 9a), die er auch „Freunde“ nennt und für die er sogar sein Leben hingeben wird (Vers 13-15). Die Jünger sollen im Kraftfeld dieser Liebe bleiben, in dem sie die Gebote Jesu halten (Vers 9b-10). Ausdrücklich wird in Vers 12 das zentrale Gebot Jesu folgendermaßen formuliert: „Liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe.“ und in Vers 17 in Kurzform wiederholt.
Sind Christen also heute aufgefordert, einander zu lieben „so wie“ Jesus die Jünger geliebt hat, muss man sich zuerst bewusst machen, wie Jesus seine Liebe zu den Menschen verstanden und gelebt hat. Das wiederum basiert auf der Liebe des Vaters, wie Jesus sie erfahren hat. Beide Arten der Liebesbeziehung lassen sich mit dem Ausdruck „einen Menschen mit den Augen Gottes sehen“ beschreiben, angelehnt an das Wort von F. Dostojewski: „Einen Menschen lieben heißt: ihn so sehen, wie Gott ihn gemeint hat.“ Konkret bedeutet dies, in alltäglichen Begegnungen den Blick zu schärfen für das Gute und Schöne, für das Lebendige und Hoffnungsvolle, das Gott im anderen Menschen angelegt hat. Durch solchen Umgang miteinander können auch verschüttete Lebenskräfte wieder wachsen.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Den Vorspann des Evangeliums bildet die Rede Jesu über die Verbindung von Weinstock und Reben. Das Thema dieser Verbindung spiegelt sich wieder in der Liebesbeziehung zwischen den Jüngern und Jesus.
Die Distanz zwischen Gott und Mensch lässt eigentlich für die Beziehung nicht den Begriff Freundschaft zu. So ist es ein "Umsturz der Werte", wenn nach Johannes Jesus die Jünger zu seinen Freunden macht. Denn in einer Freundesbeziehung gibt es kein unten und oben, man sieht sich von Angesicht zu Angesicht, begegnet sich auf gleicher Augenhöhe. Durch Jesus als Sohn Gottes sind die Jünger – und zwar ausnahmslos alle – Teilhaber auch an seiner Gemeinschaft mit Gott geworden. So kann es nun keine Knechte oder Sklaven mehr geben, denn ein Knecht ist im alttestamentlichen Denken die Unterordnung unter Gott (Deshalb war Moses auch etwas Besonderes, weil er mit Gott von Angesicht zu Angesicht reden durfte).
Der Begriff Liebe findet sich bei Johannes in mannigfache Anwendung und in verschiedenen Bedeutungen. Wenn Jesus hier von der Liebe des Vaters spricht, so besteht der Liebeserweis darin, dass er selbst göttliche Herrlichkeit erhalten hat und so Worte und Werke Jesu auch Gottes Worte und Werke sind. Der größte Erweis der Liebe Jesu ist, in Freiheit sogar sein Leben für seine Freunde hinzugeben.
Deutlich wird in Vers 16 gesagt, dass es Jesus ist, der seine Jünger in diese Liebe hinein nimmt, und dass dadurch auch sie den Auftrag zur Weitergabe (Frucht bringen) der Liebe haben.
Das Evangelium ist ein Kernstück johannäischer Theologie und Fortsetzung des Bildwortes vom Weinstock und den Reben, die auf Jesus Christus und uns übertragen wurde. Leitwort ist die Liebe. Sie ist das, was Gott und Jesus Christus verbindet, was den Menschen mit Gott verbindet und was die Menschen untereinander verbindet. Die Menschen sind in der Liebe Gottes vereint.
Es ist eine hingebende Liebe, die sich am Beispiel Jesu, u. a. als dem Hirten, orientiert. Das hat auch Konsequenzen auf die Beziehung zwischen Jesus Christus und uns Menschen: aus dem Verhältnis Herr - Knecht wird eine freundschaftliche Beziehung, in der der eine vom anderen weiß. Klar definiert wird aber, dass die Initiative dazu von Jesus Christus ausgeht und nicht von uns Menschen. Die Erwählung durch Jesus Christus mündet in den Auftrag: "Liebt einander!"
"Ihr seid meine Freunde..."
Wer bin ich für dich?
Vor 2 Wochen hatten wir den Sonntag des Guten Hirten. „Meine Schafe kennen meine Stimme und sie folgen mir“, hieß es im Evangelium. Ich wurde nach dem Gottesdienst gefragt: „Mögen Sie sich denn als Schaf ansprechen lassen? Vielleicht sogar als das dumme Schaf?“ - Wenn dieser Mensch mich an diesem Sonntag wieder ansprechen sollte, könnte ich ein anderes Gespräch mit ihm führen. Ich könnte ihn fragen: „Gefällt es Ihnen denn, dass Jesus Ihnen sagt: Du bist jemand, den ich liebe? Fühlen Sie sich gut bei dem Wort Jesu: Du bist mein Freund?“
Freundschaft
Es wäre ein besserer Begriff, aber auch eine Anrede, in der eine größere Herausforderung liegt. Von mir als Freund oder Freundin kann er mehr erwarten. Je näher mir jemand steht, desto mehr sehe ich mich in der Verpflichtung. Einen Fremden kann ich leichter ein Nein auf eine Bitte sagen als einem Freund. Einem Fremden kann ich begegnen und danach ist unser Kontakt beendet. Eine Freundschaft lebt von den regelmäßigen Kontakten. Dafür muss ich Zeit haben und Zeit investieren.
„Ein Freund ist jemand, der dich gern hat.“ Unter diesem Titel erschien schon 1958 ein kleines Buch von Joan Walsh Anglund. In Texten und Illustrationen wurde darum geworben, der Freundschaft eine Chance zu geben. Es konnte die Freundschaft mit Menschen, Tieren oder der Natur sein. Dieses Buch wurde mehrfach überarbeitet und neu aufgelegt.
Mir gefallen solche Versuche. Zugleich lassen sie mich auch innehalten. Mag ich mich denn bei jedem auch als Freund bezeichnen? Ich denke an Feiern zu runden Geburtstagen oder Ehejubiläen. Da bin ich manchmal eingeladen. Wer mich nach meiner Beziehung zum Gastgeber fragt, bekommt manchmal eine ausweichende Antwort: „Wir kennen uns aus dem Verein. Wir arbeiten immer wieder einmal zusammen.“ In solchen Momenten ist mir das Wort Freund zu schnell und zu viel. Wo gibt es die Abstufungen?
Ich bleibe beim Wort Jesu: „Vielmehr habe ich euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe." (Joh15,15). Sagt er das jetzt auch mir als Hörerin, als Hörer dieses Wortes? Sagt er mir: Ich vertraue dir alles an, was mich bewegt?
Erfahrung der jungen Kirche
Ein Freund ist jemand, der ab und zu verschwenderisch ist. Das zeigt mir die Lesung aus der Apostelgeschichte. Petrus kam zu einem Heiden. Lange hatte er geglaubt, Jesu Liebe sollten nur die Juden erfahren. Gott hatte ihm in einer Vision gezeigt: Das ist falsch. Auch andere sollen von mir hören. So kam es zur Schilderung des Petrus in Cäsarea: „Ich wurde geführt und ermutigt, die Bitte des Kornelius zu erfüllen.“ Das war für die Zuhörer überzeugend. Es geschah dann wie an Pfingsten: Heiliger Geist kam auf alle herab, die das Wort hörten.
Bin ich für dich ein Freund? Das kann jeder beantworten. Schwieriger ist die Antwort auf die Gegenfrage: Bin ich es auch für dich? Wenn ja: Wie wollen wir unsere Freundschaft gestalten? Wenn nein: Wie wird sich unsere Beziehung weiterentwickeln? Möglich wäre auch der Satz: Du bist noch nicht mein Freund, aber ich arbeite daran?
Geben wir dem eine Chance!
Einfach Liebe
"Geliebte, wir wollen einander lieben!“
Sie haben die Lesung gehört, das Evangelium auch. Ein Wort sticht heraus, nein, überschlägt sich förmlich: „Liebe“. Es kommt überwältigend oft vor. Auffällig.
Liebe , die doch so weit weg sein kann.
Liebe, die so heiß ersehnt wird.
Liebe, die so verletzlich ist.
Aber Johannes, der uns heute durch den Gottesdienst führt, spricht uns einfach an: „Geliebte, wir wollen einander lieben!“ Ganz unkompliziert. Wie sich das anhört! Wie das Kreise zieht! Wie das Wunder wirkt! Dass wir geliebt sind, dass wir Freunde Jesu sind, dass es nichts Größeres gibt als die Liebe – das verleiht uns Flügel.
Heute ist doch auch Muttertag. Das hört sich anders an als 6. Sonntag der Osterzeit. Im Briefkasten hatte ich schon Prospekte und im Internet dezente Hinweise. Bilder von glücklichen Menschen gezeigt zu bekommen, rührt schon an. Was davon gestellt, geschönt oder käuflich ist, will ich lieber nicht fragen. Doch was Liebe ist, habe ich bei meiner Mutter erfahren. Von den ersten tapsigen Schritten an. Sie war immer da. Bis zuletzt. Da war so manche durchwachte Nacht dabei. Und auch ein Sorgenkind. Richtig danken konnte ich ihr nicht. Jetzt, wo sie nicht mehr lebt, würde ich ihr gerne noch so viel erzählen, manches auch fragen. Manchmal höre ich sie noch lachen. Dann streife ich mit ihr durch die Wiese, das Gras höher als ich. Die Kindheit ist schnell vergangen.
Mütterliche Liebe
Dass die Liebe aus Gott ist, haben wir schon oft gehört. Ist er nicht auch Mutter?
Johannes ist im Reigen der Evangelisten der vierte – und auch der letzte. Ob er auch den Brief geschrieben hat, der unter seinem Namen überliefert ist? Sieht fast so aus. Als er das Wort „Liebe“ umkreiste, schaute er nicht nur auf das Leben Jesu zurück, er sah ganz viele Menschen.
Schauen wir doch einmal mit seinen Augen heute besonders auf Mütter. Was für ein Glück, ein Kind im Arm zu haben, es an die Hand zu nehmen und es in sein Leben zu begleiten. Davon zeugen Fotoalben, gemalte Kinderbilder, Erinnerungsstücke.
Manche Mutter ist aber, wie es so heißt, „alleinerziehend“. Sie hat schon eine eigene gebrochene Geschichte hinter sich und ein Armutsrisiko vor sich. Viele Mütter sind selbst noch Kinder.
Heute denken wir auch die Mütter, die ihre Kinder schon verloren haben. Im Krieg. Auf der Flucht. In der Dürre. Und wenn sie sie noch haben: wie wird ihr Leben aussehen? Viele Kinder sind schon vom Leben gezeichnet. Viele von ihnen haben sogar schon den Tod gesehen.
So manche Liebe muss durch harte Prüfungen. Wenn Kinder krank werden, wenn sie auf die schiefe Bahn geraten, wenn sie alle Kontakte abbrechen. So diskret Mütter sind, manche Verletzung heilt nie.
Genau genommen, sind das nicht alles Liebesgeschichten?
Wenn wir von Gott und seiner Liebe reden, finden wir seine mütterlichen Seiten. In dem Wort „Barmherzigkeit“ steckt in der hebräischen Sprache der Mutterschoß: in ihm wächst das Leben, in ihm wächst die Liebe. Ein Bild der Geborgenheit. In ihm steckt auch, dass wir alle von ihm geboren werden. Gott – unsere Mutter. Dass er auch Vater ist, gehört zu seinen Geheimnissen. Da mögen Männer sich nichts Falsches einbilden. Und Frauen sich nicht klein machen lassen. Gott passt nicht in unsere Rollen. In unsere Gottesbilder schon gar nicht.
Gott ist Liebe
Eigentlich möchten wir gerne mehr wissen. Oder vielleicht alles? Wer Gott ist, wo er ist, was er macht. Eigentlich. Gott an und für sich. Oder wie wir das nennen wollen. Dicke Bücher sind darüber schon geschrieben und auch wieder vergessen worden. Als ob Gott in ein Buch, in eine Bibliothek passt. Dass es Spaß macht und aufregend ist, alle denkerischen Möglichkeiten auszuschöpfen, reizt oder verführt mich aber immer wieder. Man kann Nächte zum Tag machen – und dabei immer das Staunen neu lernen.
Nur: Wer Gott erkennen möchte, erkennt ihn nur in der Liebe. Die liebt es, besungen und beschrieben zu werden, aber viele Worte braucht sie nicht. Wir stoßen dann auf Grenzen. Wir lieben doch die Worte. Wir möchten alles verstehen. Wir möchten alles besprechen können. Dann wären wir die Herren! Manchmal werden wir regelrecht irre. Es gibt so viel Leid in der Welt und noch mal mehr Ungerechtigkeit. Und uns fehlen die Worte – die richtigen. Der gütige Schöpfer, der liebe Gott – wo ist er? Haben wir ihn verloren? Ist er verloren gegangen? Sind wir ihm womöglich nie begegnet? Und dann kommt die Frage nach dem „Warum“, auf die selbst die klügsten Leute keine Antwort wissen. Warum es Corona gibt, Naturkatastrophen, Dummheit und so weiter. Und so weiter…
Doch die Liebe fragt nicht groß. Sie muss nicht Herrin sein.
Gott ist da seinen Weg gegangen. Er hat Jesus, seinen Sohn, in die Welt gesandt, die wir kennen und lieben, die sich uns entzieht und jeden Tag neue Rätsel aufgibt. Hier ist er für uns gestorben. Damit wir durch ihn leben. Größer kann eine Liebe nicht sein, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
Freundschaft
Und dann sagt Jesus:
"Ihr seid meine Freunde,
wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
Ich nenne euch nicht mehr Knechte;
denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut."
Haben Sie gehört? Wir wissen, was der Herr tut! Wir sind Eingeweihte!
Die ersten, an die Johannes dachte, waren die Jünger. Die Jünger Jesu. Kein einfacher Haufen. Einerseits fromme Leute – andererseits Zweifler, Ignoranten und Träumer. Für Jesus - Freunde! Was er sich dabei gedacht hat? Wusste er, was er tat? Merkwürdig: ihm fällt kein anderes Wort als Liebe ein. Selbst das Schweigen ist voller Verstehen.
„Nicht ihr habt mich erwählt,
sondern ich habe euch erwählt
und dazu bestimmt,
dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt
und dass eure Frucht bleibt.“
Während ich fürchte, ihn zu enttäuschen, bringt er mir ein Vertrauen entgegen, das nur unter Freunden möglich ist. Eine Freundschaft, die durch Dick und Dünn geht, die Berge erklimmt und Abgründe durchmisst, ist vielleicht die schönste Erfahrung von Liebe, die ich machen kann.
Darf ich doch noch mal auf Mütter zurückkommen? Wenn die Kinder groß geworden sind, wird die Mutter zur Freundin. Oft auch für den Schwiegersohn, die Schwiegertochter. Sie kann gut im Hintergrund bleiben und ist doch da. Wenn sie dann „Oma“ genannt wird, beginnt eine neue Geschichte. Aber die heben wir uns für ein andermal auf.
Paul Gerhardt hat in einem Lied gedichtet:
Denn wie von treuen Müttern
in schweren Ungewittern
die Kindlein hier auf Erden
mit Fleiß bewahret werden,
also auch und nicht minder
lässt Gott uns, seine Kinder,
wenn Not und Trübsal blitzen,
in seinem Schoße sitzen.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Subsidiarität – ein Prinzip der Katholischen Soziallehre
Ein Prinzip christlicher Nächstenliebe
„Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt. So wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15,12)
Es gibt wohl kein spezielleres und gleichzeitig universelleres Gebot im christlichen Glauben - und auch nicht darüber hinaus. Im christlichen Glauben gibt es zahlreiche theologische und pastoral-praktische Ausformungen dieses Gebotes. In der Katholischen Kirche allen voran die Prinzipien der Katholischen Soziallehre. In einer Predigtreihe dazu soll heute ein Augenmerk auf das Prinzip der Subsidiarität gelegt werden.
„Sei dankbar für das, was du hast;
warte auf das Übrige und sei froh;
dass du noch nicht alles hast;
es ist auch ein Vergnügen,
noch auf etwas zu hoffen.“
(Seneca)
Jeder Mensch hat je eigene Begabungen, Fähigkeiten, kann auf Ressourcen aus seiner Biographie und in seinem Umfeld zurückgreifen. Kein Mensch aber hat alles, ist in dem Sinn vollkommen.
„Niemand ist eine Insel“ (John Donne), niemand verdankt sich selbst und bewirkt die meisten Dinge alleine aus sich heraus. Wir alle sind auf unser Gegenüber angewiesen, auf Gemeinschaft.
Ausgewogenheit zwischen Selbstverantwortung und sinnvoller Ergänzung
Die Katholische Soziallehre kennt folgende sechs Prinzipien:
Nachhaltigkeit,
Personalität,
Gerechtigkeit,
Solidarität,
Menschenwürde
und Subsidiarität.
Subsidiarität meint die Ausgewogenheit zwischen Selbstverantwortung und sinnvoller Ergänzung, meist als Hilfe zur Selbsthilfe. Jede und jeder Einzelne soll selbst aktiv werden und handeln können, nach den jeweilig gegebenen Möglichkeiten. Wenn Grenzen dieser Möglichkeiten erreicht werden, soll die je größere Einheit unterstützen, das Ihre dazustellen.
Subsidiarität steht für das Recht des und der Einzelnen auf Eigenverantwortung in der kleineren Einheit. Und zugleich für die Pflicht der Gemeinschaft, des Staates, der größeren Einheit zur Ergänzung, dort wo sich in der kleineren Einheit eine Lücke auftut, etwas fehlt.
Über alle Zeiten hinweg ist diese Balance immer wieder in die Schieflage gekommen: politisch-gesellschaftlich, kirchlich und auch familiär usw. Der Kommunismus hat in seiner realen Ausformung meist das Recht und die Verantwortung des Individuums begrenzt oder gar verbieten wollen. Im Liberalismus ist man stets auf die reine Eigenverantwortung und die regulierenden Gesetze des freien Marktes bedacht und versucht, die gestalterische Kraft des Gemeinschaftlichen, des Staates zu unterbinden, massiv zurückzudrängen.
Subsidiarität konkret
Demgemäß ist es dann wohl ein eigenartig anmutender Subsidiaritäts-Ansatz, wenn heute Großkonzerne, die in den vergangenen Jahren nachweislich überaus große Gewinne eingefahren und ihre Aktionäre mit großzügigen Dividenden bedacht haben, im Corona-Jahr staatliche Unterstützung einfordern, wo sonst meistens alles Staatliche schlecht geredet wird.
Wohingegen dringend der Subsidiaritäts-Gedanke zur Anwendung kommen sollte ist in der unrühmlichen Abschiebepraxis gut integrierter Kinder, Jugendlicher und Familien im Asylbereich. Regionale Härtefallkommissionen könnten - neben dem Buchstaben der Bundes-Gesetze als sinnvolle Ergänzung - gut in jedem Einzelfall prüfen, ob nach noch festzulegenden Kriterien ein gesicherter Verbleib in Österreich zugesprochen werden kann oder nicht.
Stärkung der Individualität und Sozialität des Menschen in seinem Alltag
Auch eine ressourcen- und sozialraum-orientierte Seelsorge greift das Prinzip der Subsidiarität auf und hat es für ihre praktische Umsetzung differenziert weiterentwickelt. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung und Stärkung der Individualität und Sozialität des Menschen in seinem Alltag, in seinem persönlichen Umfeld. Sozialer und pastoraler Arbeit kommt die Aufgabe zu, zu helfen, die kommunikativen und materiellen Potentiale der Menschen im sozialen Raum zu entdecken, zu stärken und nutzbar zu machen. Und erst als letzten Schritt dort etwas anzubieten bzw. zu ergänzen, wo definitiv etwas fehlt.
Der Respekt vor der Person des Anderen, dessen Einmaligkeit, lässt nur die Option offen, nicht für die Menschen etwas tun zu wollen, sondern nur mit ihnen. Nur im eigenverantwortlichen Handeln und Sich-Einbringen können sich Menschen als befähigt, kompetent und kreativ erfahren. Und jeder Mensch hat Ressourcen, auf die er bzw. sie zurückgreifen und nutzen kann: persönliche, soziale, materielle und infrastrukturelle.
Unteilbare Würde des und der Einzelnen
Als Basis für alle Prinzipien der Katholische Soziallehre gilt: „Das Licht Christi scheint auf alle Menschen“: dies begründet unter anderem die unteilbare Würde des und der Einzelnen.
Dies zeigt sich im Alltag der Menschen auch darin, ob ihnen etwas zugetraut wird, sie in den eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten bestärkt werden, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung keine leeren Floskeln sind.
© Mag. Peter Schwarzenbacher, Referent für Diakone.
Jesu Vermächtnis
Abschied
Das Evangelium des heutigen Tages ist ein Ausschnitt aus Jesu Abschiedsrede vor seinem Tod. Da, wo die anderen Evangelisten vom letzten Abendmahl berichten, steht bei Johannes lediglich: „Es fand ein Mahl statt...“, und dann erzählt es von der Fußwaschung, diesem symbolischen Akt der dienenden Liebe. Dann wird der Verrat angekündigt, und Judas geht hinaus. Nun folgen die „Abschiedsreden“. Drei Kapitel lang Abschied. Es sind letzte Worte, gewissermaßen das Testament Jesu an die Seinen. Er redet von den unmittelbar bevorstehenden Ereignissen, von der Verleugnung durch Petrus und von seinem Tod. Er spricht von bevorstehender Verfolgung, aber er verheißt auch den Tröster, den Heiligen Geist. Er redet von seiner Wiederbegegnung mit den Jüngern. Und er betet für sie: Das sogenannte „hohepriesterliche Gebet“ beschließt die „Abschiedsreden“.
Wie die Jünger damals hören auch wir heute eine Menge großer Worte: Liebe, Bleiben, Gebote, Erwählung. Sehr große Worte. Eng verschlungen. Liebe, Bleiben, Gebote, Erwählung. Wenn wir ehrlich sind: Welcher dieser Begriffe übt heute noch Faszination aus? Liebe ist ein so oft missbrauchtes, abgedroschenes Wort geworden: Besungen, versprochen, ersehnt und enttäuscht. Was kann »Liebe« uns heute noch bedeuten? Und »Bleiben«, klingt das nicht langweilig, unbeweglich und konservativ, gar nicht einladend? Und doch spüren wir bei allem Streben nach Wandel und Mobilität eine Sehnsucht nach Heimat. »Gebote«; löst das Wort nicht innerlich ein großes Unbehagen aus? Und dann noch »Erwählung«. Es klingt elitär, nach einem Kreis von Auserwählten. Alles Worte, die nicht besonders anziehend klingen. Aber: Sie sollen doch Worte des Trostes und der Zuversicht sein, damals und heute.
Eine neue Art von Liebe
Um zu verstehen, was Jesus meint, muss man die oft verschlungenen Fäden der Rede Jesu entwirren. Jesus redet von Liebe, aber von einer Liebe, die nicht von dieser Welt ist: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!“ In Jesus ist diese Liebe Gottes zu uns Menschen in die Welt gekommen. Diese Liebe soll sich ausbreiten in die Welt. Es ist nicht die Liebe, wie die Welt sie nennt, es ist nicht Freundschaft und Sympathie, nicht körperliche Liebe. Nein, eine neue Art von Liebe tritt in die Welt. Die Liebe Gottes ist es, die Jesus seinen Jüngern weitergibt, mit der er sie liebt, die sie bewahren sollen.
Und ähnlich ist das »Gebote Halten« zu verstehen – und es handelt sich in Wahrheit ja nur ein einziges Gebot: Bleibt in meiner Liebe. Das ist nicht als Aufruf zur Passivität oder zum Nichtstun zu verstehen, sondern ganz im Gegenteil: Die Jünger und auch wir sollen weitergeben von dem, was wir empfangen haben. Geht und handelt und lebt, aber in der Liebe.
Eine neue Qualität der Beziehung
Ist das nicht eine Überforderung? Immer in der Liebe leben, wer kann das? „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15,13). Nein, das verlangt Jesus nicht von uns, aber er tut es für uns. Und daran können wir wie die Jünger erkennen: wir sind seine Freunde. Wir sind nicht mehr nur seine Jünger und Schüler oder gar Knechte. Und seinen Freunden gibt Jesus mit auf den Weg: Bleibt in meiner Liebe. Dazu habe ich euch erwählt, dass die Liebe weitergeht und die Freude bleibt.
Die Männer im Raum des Abschiedsmahls, der Fußwaschung und der Abschiedsreden können als Keimzelle der christlichen Gemeinschaft angesehen werden. Jesus spricht von der Geschwisterliebe untereinander, aber dabei haben sie es nicht belassen: Sie haben sich und ihre Gemeinschaft bewusst geöffnet, andere mit hineingenommen, haben die Freude über ihren Glauben weitergesagt und die Liebe weitergegeben. Wie mutig und grenzüberschreitend, davon erzählt heute die Lesung aus der Apostelgeschichte.
Auch wir sind eingeladen, offene Menschen zu werden. Gott liebt uns, Jesus hat uns erwählt und berufen und erlöst und in die Welt gesandt. Damit wir die Liebe Gottes weitergeben an unsere Mitmenschen, ohne jede Vorbedingung. So kann sie sichtbar und spürbar werden unter uns und in der Welt.
Verpflichtet zu einem neuen Miteinander
Die neue Praxis der Liebe schafft gutes Leben für alle
"Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Und so wie ich die Gebote meines Vaters halte, sollt auch ihr sie halten." Jesus knüpft hier an die Tradition des ersten Testamentes, die Weisungen Jahwes als verbindlich zu tun, an. Immer wieder neu verkündet er diese Anweisungen eines neuen Zusammenlebens. Die Tora als Grundfundament einer neuen Gesellschaft will getan werden. Auch heute. Dann bleiben wir in der Liebe Jesu. Die Liebe Gottes eröffnet einen neuen Zugang zueinander und aufeinander zu und ermächtigt zum Widerstand gegen herrschaftliche Verhältnisse.
Liebt einander - das ist Aufforderung, Verpflichtung und Auftrag für uns: Ist Utopie und Hoffnung auf ein Land, das es noch nicht gibt und auch Anweisung für eine ansatzweise Umsetzung einer neuen Gesellschaft, in der die unbedingte Zuwendung und Solidarität zu unseren Mitmenschen im Vordergrund steht. Jesus ermahnt uns und pocht immer wieder auf unser konkretes Handeln. Es braucht eine neue Praxis im gemeinsamen Miteinander, diese ist Grundlage, um einander neu zu begegnen. Es braucht diese Grundhaltung der Liebe, sie führt zu einem neuen Leben für alle. Diese Grundhaltung, diese neue - „andere“ - Praxis ist für uns Christen und Christinnen also Verpflichtung, nicht Befindlichkeit.
Wenn ihr die Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben: Die Gebote Gottes sind gemeint als „Lebensweisheiten des guten Zusammenlebens“, damit ein gutes Miteinander gelingen kann, ein Leben, das nicht auf Kosten von Anderen geführt wird. Jede und jeder ist eingeladen, alle Menschen haben Platz, es ist genug für alle da. Die Achtung der Gebote Gottes, das Bemühen darum, das ganz persönliche Leben nach diesen Geboten zu gestalten, führt zu einem „befreiten Leben“: Befreiung von Neid und Gier, vom Stress, immer besser sein zu müssen, mehr haben zu müssen, mehr arbeiten und mehr Geld verdienen zu müssen, damit man sich immer mehr leisten kann, und schließlich mehr Erholung zu brauchen und bessere Freizeitangebote zu nützen etc.
Gottes Gebote machen unseren Blick weit, befreien uns auf den Mitmenschen hin, es geht nicht nur um mich, es geht um alle Menschen. Die Liebe Gottes hat etwas mit Gemeinschaft zu tun, mit der unbedingten Solidarität Gottes zu uns Menschen, und zwar ohne Bevorzugung; das Einhalten der Gebote lässt die Dimensionen der göttlichen Liebe erahnen: Handeln nach der Tora bringt Leben in Fülle für alle.
Ich nenne euch nicht mehr Sklaven/Knechte ... vielmehr habe ich euch Freunde genannt: Jesus spricht die Gleichwertigkeit aller Menschen an. Die christliche Gemeinde ist so der Anfang einer neuen Weltordnung abseits herrschaftlicher, hierarchischer Verhältnisse, ein gleichwertiger und gleichwürdiger Umgang miteinander ist angesagt, angedacht als das Prinzip einer Humanität, die der Menschheit noch bevorsteht und für die das Christentum steht: eine Welt von Brüdern und Schwestern.
Freunde und Geschwister zu sein und zu werden braucht einen klaren, verbindlichen Rahmen. Wie wir in unseren christlichen Gemeinden miteinander umgehen, soll für alle klar sein. Jede Einzelne darf auch darauf vertrauen, dass sich alle daran halten werden. Das eigene Leben, in Zuwendung und Barmherzigkeit, miteinander zu teilen ist Grundgebot, ist existentielle Verbundenheit.
Bei diesem Grundgebot scheint keine Abweichung möglich. „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Johannes gibt in diesem Text klare Anweisungen, es ist geboten, so miteinander umzugehen, es ist ein Gebot, einander zu lieben. „Ihr seid keine Knechte, sondern Freunde,“ bedeutet, dass jeder Mensch in Freiheit sein Leben gestalten kann, dass jeder Mensch den Weisungen des Lebens zustimmen kann. Und diese neue Form, das Zusammenleben zu gestalten, soll sich verbreiten. Durch unser Tun soll die neue Praxis sichtbar werden. Ihr sollt Frucht bringen, diese Tradition teilen und hinaustragen.
Denn in den Gesellschaften rundum weht in biblischen Zeiten ein anderer Wind. Da herrscht Ausbeutung und Unterdrückung, die Römer saugen das Land aus, sind mit militärischer Macht präsent, prägen das Zusammenleben in Angst und Furcht. Männer nutzen ihre Macht zur Unterdrückung von Frauen.
Gegenwind ist auch aktuell bei politisch-Verantwortlichen spürbar: Der amerikanische Präsident droht mit dem größeren Knopf und den effizienteren Waffen. Die derzeitige österreichische Regierung bevorzugt die, die haben, und lässt die, die weniger haben, und die Armen leer ausgehen.
Liebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit sind biblische Grundprinzipien des Zusammenlebens. Es ist also wichtig, welche Grundwerte in einer Gemeinschaft vorrangig sind. Für diese Werte einzustehen braucht immer wieder Kräftigung, auch gemeinsames Gebet und die Klarheit, dass unser Tun im Namen Jesu passiert. Er ist die Gewährsperson, auf die wir unser Leben hin ausrichten und in dessen Namen wir Gott um Unterstützung, Hilfe und Ausdauer bitten dürfen.
Es braucht den Mut jedes und jeder Einzelnen, um immer wieder laut zu sagen, was in unserer Gemeinschaft und Gesellschaft Gültigkeit haben soll. Gerade wenn Asylsuchende als Sündenböcke bemüht werden, um die, die wenig haben, gegeneinander auszuspielen, wenn Bettelverbote ein Abbild einer gnadenlosen Gesellschaft sind, wenn älteren Arbeitslosen durch Streichung der Aktion 20.000 wieder ein Funken Hoffnung geraubt wird, wenn Frauen wieder zurückgedrängt werden in alte Rollenbilder und Abhängigkeiten, wenn neue Strukturen geschaffen werden, die bewusst Menschengruppen bzw. Andersdenkende ausschließen, wenn Bildungsmöglichkeiten eingeschränkt werden und denjenigen vorbehalten sind, die genug dafür bezahlen, dann, ja dann ist es umso mehr notwendig, zu sagen und zu zeigen: es geht auch anders:
Weil wir als Menschen aufeinander bezogen sind, ist einander zu lieben, miteinander zu teilen eine sinnvolle und zukunftsweisende Praxis. Sie setzt uns neu miteinander in Beziehung, berührt und bringt in Berührung. Wenn Liebe zum Gebot wird, wird Leben in Fülle möglich. Für alle.
© Maria Fischer und Fritz Käferböck-Stelzer, BetriebsseelsorgerInnen Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf.
Der Heilige Geist befähigt uns zur Liebe
Wir als Freunde Jesu
Im heutigen Evangelium haben wir gehört: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.“ Jemandes Freund – im echten Sinn und nicht wie in Facebook – zu sein, ist ein Ehrentitel. Das heißt schon etwas. Echte Freunde und Familie gehören zu unserem engsten Beziehungsgeflecht.
Beziehungsstolperstein
Wenn es um die Beziehung Jesu zu seinen Jüngern und zu seiner Familie geht, fällt mir aber eine andere Episode seines Lebens ein, die für mich gleichsam ein Stolperstein im Bild eines ganz auf Liebe zu seiner Ursprungsfamilie ausgerichtetem Jesus ist.
Alle drei Evangelisten schildern die Begebenheit, wie Jesu Mutter und seine Verwandten meinen, so wie er auftritt, sei er von Sinnen. Daraufhin lehnt sie Jesus schroff ab – das passt doch nicht zum „lieben Jesus“. Er muss sie doch damit unheimlich verletzt haben. Da, denke ich, kommt Jesus uns Menschen sehr nahe. Wir kennen das doch, wenn wir selbst eine so schroffe Ablehnung, noch dazu von Leuten, die uns nahestehen, erfahren. Unsere Erwartungen an die „vollkommene Liebe“ unseres Ehepartners, unserer Eltern oder Kinder, unserer Freunde oder Nachbarn wird nicht erfüllt und wir sind ent-täuscht. Sie lieben uns doch nicht so, wie wir geglaubt haben. Und wenn Jesus dann auf die Schar seiner Jünger verweist und sagt: „Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ oder uns – wie im heutigen Evangelium – uns seine Freunde nennt, wenn wir tun, was er uns aufträgt, dann wissen wir doch bei einiger Selbstkritik, dass wir seine Erwartungen nie erfüllen können. Und er weiß das von uns sicher auch. Noch dazu wo die heutige Stelle aus dem Evangelium zu den sog. Abschiedsreden gehört, Worte, die Jesus im Kreis seiner Jünger vor seinem Leidensweg spricht. Mit dabei sind Judas, der ihn gleich im Anschluss an diese Szene im Abendmahlsaal verraten wird und auch Petrus, der ihn in ein paar Stunden drei Mal verleugnen wird.
Menschenliebe - Gottesliebe
Das aber ist der Unterschied zwischen unserer menschlichen Liebe und der Liebe Gottes. Alle unser menschliche Liebe kann immer nur ein kleines Stück der göttlichen Liebe wiederspiegeln und nie so vollkommen und ganz sein wie Gottes Liebe, sie kann nur ein schwaches Abbild der göttlichen Liebe sein. Und in der zweiten Lesung aus dem Johannesbrief haben wir heute gehört: „denn die Liebe ist aus Gott“. Zwei weitere Stellen aus dem Johannesbrief lauten: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt“ und „das ist mein Gebot: Liebt einander!“. Wer mit Jesus leben will, wer als Christ leben will, muss diesen Weg der Liebe gehen, auch dann, wenn er es noch so unvollkommen kann.
Wir kommen nicht umhin, uns an das Eheversprechen zu erinnern, in dem sich die Partner versprechen, einander zu lieben, zu achten und zu ehren und die Treue zu halten. Und wie oft gelingt das nicht.
Wir kommen nicht umhin, unseren Freunden wirklich das für sie Beste zu geben – und das ist nicht immer das, was gleichsam „freundlich“ ist, sondern manchmal heißt das auch, einer Freundin, einem Freund, Perspektiven in ihrem oder seinem Leben aufzuzeigen, denen er nicht gleich freudig zustimmen kann.
Wir kommen nicht umhin, einander immer wieder zu vergeben. Vergeben heißt nicht, das zugefügte Leid und den Schmerz zu vergessen, sondern sich selbst von dem Klotz am eigenen Bein, mit dem wir nach solchen Verletzungen durch unser Leben gehen, zu befreien, ihn abzuwerfen, und wieder befreit ohne diesen Ballast auf den anderen zuzugehen.
Das alles können wir nur wagen, weil wir – bewusst oder unbewusst - selbst geliebt werden von dieser Liebe, die wir Gott nennen. Und dazu braucht es nicht unbedingt den Taufschein. In der heutigen ersten Lesung haben wir Petrus gehört, wenn er sagt, „dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“. Auch über sie ist die Gabe des Heiligen Geistes gekommen. Und dieser Geist, der Heilige Geist, ist es, der als Frucht aus der Liebe des Vaters und des Sohnes auf uns alle ergossen ist und uns zur Liebe befähigt.
Die Liebe als Aufgabe
Die Liebe ist uns aufgetragen. Zu ihr sind wir im Heiligen Geist befähigt. Unsere Liebe wird immer bruchstückhaft bleiben, denn nur Gott selbst ist die vollkommene Liebe. All unser Lieben kann nur ein kleiner Hinweis auf die uns alle umfassende größere Liebe Gottes sein.
Bleibt in meiner Liebe
Liebe
Stellen wir uns noch einmal das Bild vom Weinstock und den Reben vor: es ist eine lebendige Pflanze, die wächst und gedeiht. Mit diesem Bild lädt uns heute Jesus ein: „Bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe."
Freunde statt Knechte
Es könnte sein, dass jemand bei dem Wort »Gebote« sich irreleiten lässt und mehr an ein Müssen denkt, das der Herr seinen Knechten verordnet. Bei Jesu Gebot geht es um die Einladung eines Freundes. Jesus betont: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ Jesus nennt uns Freunde, Schwestern und Brüder. Wir haben Seinen Geist, wir wissen um den Geist der Liebe, der vom Vater über den Sohn uns Menschen eingegossen ist. Als Freunde können wir begreifen, welches Gnadengeschenk die Kreuzeshingabe des Meisters ist.
Als Freunde Jesu wissen wir, dass wir nur dann in der Beziehung zu ihm sind, wenn wir in der Liebe sind. Jedwede Form von Egoismus versklavt uns an unser Ich, das herrschen will, statt zu dienen. Als Freunde verspüren wir die innere Stimmigkeit mit Jesus, wenn wir lieben, für andere leben, auch wenn es uns etwas kostet.
Freude
Als Frucht des Geistes Jesu quillt die Freude auf. Jesus verheißt: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“ Freunde, die von der Liebe ihres Meisters betroffen sind, verschenken sich im Kleinen und im Großen: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Sie geben ihr Leben für andere.
Oft ist es der alltäglich Einsatz im notwendigen Dienst am anderen oder eine einmalig großzügig Geste. Die Freunde sind erwählt von Jesus selbst und durch seinen Hl. Geist befähigt, Frucht zu bringen, die bleibt. Sie verwirklichen lebendige Kirche, in der Hoffnung und Freude zu Hause sind. Wenn wir in seiner Liebe bleiben, wird unser Beten mehr und mehr Jesus-förmig. Wir erbitten, Gottes Willen verwirklichen zu können. Der Vater beschenkt uns mit den kostbaren Gaben des Geistes, mit Freude und neuer gläubiger Liebe.
Lieben und geliebt werden
In der Liebe bleiben
Im heutigen Evangelium finden sich sehr häufig die Worte: „Liebe“, „lieben“, „in der Liebe bleiben“. Dass wir einander lieben und in der Liebe verbleiben, ist Jesu großes Anliegen. Und niemand von uns, die wir uns hier versammelt haben, wird daran zweifeln, dass nicht in jedem von uns der Wunsch steckt, selbst ein liebevoller Mensch sein zu wollen und andererseits von anderen geliebt zu werden. Vom Wünschen und Wollen her liegen wir daher ganz auf der Linie Jesu.
Aber mit der Liebe ist es nicht so einfach. Sicher, manche Menschen mögen wir auf Anhieb. Da gibt es keine Probleme. Andere aber lehnen wir zuweilen schon vom Gefühl her ab oder nach Enttäuschungen mit ihnen. Zu denen, für die sich unser Herz nicht recht erwärmen will, gehören in der Regel all jene, die in ihrem Denken nicht wenigsten grundsätzlich auf unserer Linie liegen. Oder ihre Ideale, ihre Vorstellungen vom Leben, ihre angestrebten Ziele stehen im Gegensatz zu den unseren. Manchmal stört uns auch der Charakter des anderen, sein Auftreten, sein seltsames Gehabe und Benehmen. Dass uns auch negative Gefühle anderen gegenüber befallen, ist Realität.
So bleibt die Frage: “Was tun?“, damit wir der Forderung Jesu zur Liebe und unserem eigenen Wunsch, Liebende zu sein, nachkommen können.
Eine erste Reaktion, zu der wir wahrscheinlich schon alle gegriffen haben, wenn unliebsame Gefühle uns beschlichen, besteht oft darin: Wir lassen uns vom Verstand und Glauben leiten und zwingen uns zu einem Wohlverhalten. Der Vorteil dieses Strebens und dieser Haltung ist: Wir schütten kein Öl ins Feuer, sondern halten unsere Abneigung erst einmal in gesicherten Grenzen und vernünftigen Bahnen. Nur damit löst sich noch nichts. Wir verbleiben in einem inneren Zwang, in den wir uns nicht ein Leben lang einschnüren können, ohne Schaden zu erleiden. Echte Liebe, wirkliches Wohlwollen lassen sich nicht durch irgendwelchen Zwang erreichen.
Gott liebt jeden Menschen
An diesem Punkt kommt uns der Glaube zu Hilfe. Die wichtigste Botschaft, die Jesus verkündete, war der Hinweis: Gott liebt jeden Menschen, ganz gleich welchen Charakter er besitzt, welche Lebensziele er verfolgt, welche Verhaltensweisen er an den Tag legt. Dies bedeutet durchaus nicht, dass es Gott gleichgültig wäre, wie wir leben, was wir denken oder tun und wie wir uns verhalten. Das ganz und gar nicht. Aber seine Reaktion unterscheidet sich von der, zu der wir bei unserer Abneigung zu anderen oft greifen: Ablehnung rundum und grundsätzlich, böser Streit, Verunglimpfung, gehässiges Gerede, Blockade. Die Art zu lieben, wie Gott es tut, ist ihm wahrscheinlich deswegen möglich, weil er nicht vordergründig auf das Verhalten der Menschen schaut, sondern jeden Menschen voll und ganz betrachtet in den ihm gegebenen Möglichkeiten der Entwicklung, in seinem Umfeld, mit seinen Kräften und Grenzen.
Hier stellt sich uns die ernste und sehr entscheidende Frage: Möchte auch ich wirklich in Wohlwollen und Liebe mit jedem verbunden sein? Will ich für dieses Ziel Kraft, Energie und Ausdauer investieren? Denn Liebe fällt nicht vom Himmel in unsere Herzen. Sie muss von uns erzeugt und geschaffen werden. Die Kräfte, die wir dazu benötigen, - darauf dürfen wir vertrauen -, werden sich verstärken, wenn wir uns aufrichtig Mühe geben und Gott um seine Hilfe und seinen Beistand bitten.
Nun ist die Liebe nicht etwas Festes, Abgeschlossenes wie z.B. ein Auto, das wir kaufen und damit handhaben können, oder wie ein Kleidungsstück, das wir anziehen und das uns dann schick auftreten lässt. Die Liebe ist dem Werden und Wachsen unterworfen. Ihr Erwerb kann damit beginnen, dass wir den Nächsten betrachten, wie Gott es tut: nicht vordergründig, sondern umfassend.
Hintergründe
Gehen wir einmal von den Menschen aus, die uns querliegen, die wir nicht so recht leiden können. Unsere Abneigung verringert sich um vieles, wenn wir zu ergründen suchen, warum der andere sich verhält, wie er sich gibt und wir ihn erleben. Was steckt z.B. hinter dem „Angeben“ oder dem „immer Recht haben wollen“? Wie groß ist die Sehnsucht und das Verlangen in diesem Menschen, etwas gelten zu wollen, nicht abgehängt und übergangen zu werden? Welche Negativerfahrungen liegen bei ihm vor, dass er so verbissen um Beachtung kämpfen muss, dass er nicht einmal bemerkt, wie sehr er sich selbst durch sein Verhalten schadet?
Oder der Egoismus, die Rücksichtslosigkeit, fehlendes Feingefühl. Welcher Hintergrund liegt hier vor?
Ein anderes Mal treffen wir auf das Versagen von Menschen, werden Zeuge, oder uns selbst wird Unrecht zugefügt. Kenne ich als Reaktion in diesen Fällen dann nur Enttäuschung, Zorn, Ablehnung, Verwerfung? Oder traue ich dem Versagenden trotzdem zu, dass auch er sich in der Tiefe seines Herzens danach sehnt, ein liebevoller Mensch zu sein und dass er innerlich mit sich ringt, künftig Fehler nicht neu zu begehen?
Auf einander zugehen
Der Blick auf die Hintergründe wird viel an Enttäuschung, Zorn oder Wut in uns dämpfen und den Weg des „aufeinander zu“ offen halten. Wenn unsererseits dann noch hinzukommt, dass wir dem anderen trotz seines Versagens das Gute zutrauen, ihm benennen, was wir an ihm Schönes und Wertvolles entdecken, was wir an ihm schätzen und in welchen Punkten er uns oder anderen überlegen ist, dann geschieht Annäherung um viele Schritte auf beiden Seiten. Im Blick auf die Realität, dass es keinen Menschen ohne Schwächen gibt, und im Blick auf die Werte, die ebenfalls jeder mitbringt, gelingt es, viel an Abneigung zu reduzieren. Ja mehr noch: Es wird der Boden bereitet und die Brücke gebaut, um auf einander zuzugehen. Die Beurteilung des anderen wird sachlicher, rücksichtsvoller und fairer, die Ablehnung wird sich verringern, der auferlegte Zwang fürs Wohlverhalten löst sich zunehmend, erste Schritte von „miteinander gut umgehen“ und „sich näher kommen“ können beginnen. Unsere Liebe ist damit zwar noch lange nicht so, wie wir sie bei Jesus finden können, aber wir stehen nicht mehr außerhalb von ihr.
Bisher haben wir unseren Blick mehr von uns aus auf den anderen gerichtet. Um in die Liebe miteinander zu kommen und in der Liebe miteinander zu verbleiben, müssen wir uns aber auch selbst kritisch unter die Lupe nehmen. Vielleicht sind es ja gar nicht in erster Linie die andern, die einer guten Beziehung zwischen mir und ihnen im Wege stehen. Daher die Frage: Mache ich es anderen schwer, näher an mich heranzukommen? Es gibt ja vielleicht so manches, was anderen auf den Geist geht oder sie auf die Palme bringt, das ich bei mir ändern könnte, ohne mich dabei verbiegen zu müssen. Und dürfen andere mir sagen, was sie stört, ohne dass ich gleich in die Luft gehe oder tödlich beleidigt bin?
Einander ertragen
Auch der folgende Gedanke ist wichtig: Überfordere ich den anderen nicht mit meinen Erwartungen an ihn? Kann er überhaupt erbringen, was ich mir wünsche und worauf ich bestehe? Gerade weil wir Menschen nicht fehlerlos sind, ist auch das Ertragen und einander Aushalten notwendig und von großem Wert. Als Jesus die Jünger zum Kreuztragen aufforderte, hat er sicher auch an diese Situation gedacht. „Einander ertragen“ ist nicht gleichzusetzen mit Desinteresse gegenüber anderen entwickeln, um Last und Schmerz zu lindern, die sich aus dem ergeben, was nicht zu erbringen oder zu verändern ist. Einander ertragen ist das Ja zum „lieben wollen“. Wo sich nicht alles Schwierige auflösen und beseitigen lässt, kann das einander Aushalten eine um vieles größere Liebe bedeuten als harmonisches Miteinander, aber ohne großen Aufwand. Jeder, der wirklich lieben und in der Liebe bleiben will, wird danach streben, es anderen mit sich nicht schwerer zu machen als unbedingt nötig. Er wird sich immer wieder fragen: Was kann ich dafür tun, dass ich niemandem zur Last falle und unerträglich werde?
Sich um die Liebe mühen ist nicht immer einfach. Aber die Mühe lohnt sich. Denn es ist wahr, was Jesus seinen Jüngern sagte: Ich fordere euch deswegen zu einer möglichst großen Liebe auf, damit Freude in euch aufkommt und damit sie immer umfassender wird. Jesus beschreibt seine Liebe zu den Jüngern mit dem Wort Freundschaft und betont, dass er den ersten Schritt auf sie zugetan hat. Vielleicht ist dies auch für uns der Weg, in der Liebe vorwärts zu kommen, indem wir eine tiefe Freundschaft mit Christus schließen, die wir mit seiner Hilfe ausbauen zu möglichst allen Menschen, mindestens aber zu sehr, sehr vielen.
"Liebt einander!"
Muttertag
„Dies trage ich euch auf: Liebt einander!“ und „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe.“ Das Thema von Liebe und geliebt werden passt gut zum heutigen Muttertag. Wie schon eingangs erwähnt hat Präsident Wilson 1914 – vor mehr als 100 Jahren – aufgefordert, diesen 2. Sonntag im Mai „als öffentlichen Ausdruck für die Liebe und Dankbarkeit zu feiern, die wir den Müttern unseres Landes entgegenbringen“. Soweit dieses Anliegen echt und ehrlich als Krönung und Ausdruck der Dankbarkeit gefeiert wird, die den Müttern das ganze Jahr über entgegengebracht wird, ist das auch schön.
Es kommt auf die innere, gelebte Haltung an, wenn solche Gedenktage nicht eine Alibihandlung für all das darstellen sollen, das das ganze Jahr über nicht gelebt wird. Deshalb ist es für mich immer wichtig, zu überlegen, wie ehrlich feiern wir ein Fest. In unserer heutigen Gesellschaft ist das Wort Empathie, also das Mitfühlen mit den anderen, das sich in ihre Gefühls- und Erkenntniswelt einfühlen können, so wichtig. Wie echt bei diesem Mitfühlen meine Gefühle wirklich sind, erscheint mir, kann man selbst leicht überprüfen, wenn wir nicht nur in Trauer und Leid mit den anderen fühlen, sondern uns beobachten, ob wir uns auch ehrlichen Herzens mit anderen mitfreuen können. Denn beim „Mit-leiden“ da geht es uns persönlich ja besser als dem anderen und wir schauen gleichsam aus der Position des Bevorzugten auf ihn herab. Beim Mitfreuen ist es aber der andere, der gerade eine Situation erlebt, die wir selbst vielleicht auch gerne erleben würden, die uns aber verwehrt ist. Sich echt ohne Neid und Eifersucht mit dem zu freuen, der das hat, was ich nicht haben kann, oder sogar darauf bedacht zu sein, dass es dem anderen gut geht, dass er alles bekommt und erleben darf, was er braucht, vielleicht mehr als ich selbst, ist m. E. wesentlich schwieriger. Aber gerade das heißt lieben: Wollen, dass es dem gut geht, den ich liebe. Und das wollen doch auch meistens die Mütter und Väter nämlich, dass es ihre Kinder besser haben als sie es gehabt haben.
Jesus: kein Leid ist ihm fremd
Das hat auch Jesus für uns gewollt: Er hat in der Zeit seines irdischen Lebens auf seine Göttlichkeit in Liebe und in Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters für uns Menschen verzichtet. Er ist ganz Mensch geworden, einer von uns. Er hat als Mensch alle Situationen menschlichen Leids durchlitten, kein Schmerz ist ihm fremd. Nur so ist es auch uns möglich geworden, in allen schwierigen Situationen unseres Lebens vertrauensvoll auf ihn zu sehen, auf sein Leben, auf sein Sterben, auf seine Auferstehung.
Wann fühlen wir uns denn bei einem anderen geborgen, wann können wir jemandem unser Vertrauen schenken? Wir können uns doch nur dann jemandem anderen öffnen, wenn wir spüren, dass der andere versteht, worum es geht; wenn er für uns da ist, wenn wir ihn brauchen; wenn er uns ernst nimmt und wir uns von ihm in unserem Wert als Mensch wahrgenommen fühlen; wenn er ehrlich und offen mit uns umgeht; wenn wir uns auf ihn verlassen können und er uns in seinen Reaktionen nicht gleichsam ständig „kalt und warm gibt“, also einmal so ist, dass wir meinen uns von ihm ernst genommen zu fühlen und das andere Mal erkennen müssen, dass wir ihm nur lästig sind oder er seine eigenen Ziele mit uns verfolgt.
Und eben weil wir – jeder Einzelne von uns – Jesus so wichtig sind, dass er für uns gelebt hat und die unvorstellbare Schmach des Kreuzestodes auf sich genommen hat, dürfen wir in all unseren Nöten zu ihm kommen. Die vorerst unerwartete Wendung, die sein Leiden und Sterben in der Auferweckung durch den Vater genommen hat, gibt auch uns in unserem Auferstehungsglauben die Zuversicht, dass am Ende alle unsere Nöte ein gutes Ende nehmen werden, dass am Ende auch für uns alles gut wird, so hoffnungslos auch manche Situationen im Augenblick erscheinen mögen. Denn so wie er in der Liebe seines Vaters geblieben ist, so verspricht er uns, bleiben wir in seiner Liebe geborgen.
Gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung
Diese Haltung der Liebe und Wertschätzung fordert Jesus auch von denen, die ihm nachfolgen wollen, gegenüber den anderen Mitchristen und Mitmenschen. Das ist die Frucht, die wir erbringen sollen: Dass wir als seine Jünger berufen und dafür auserwählt sind, so aneinander zu handeln.
Jetzt sind wir alle keine „Wunderwutzis“, die das immer perfekt können. Wir sind Menschen, die immer wieder ihre Fehler machen und aus diesen Fehlern aber immer wieder lernen dürfen und können. Dazu haben wir ja unser Gewissen und unseren Verstand: Wir spüren schon, wenn etwas nicht so richtig und ehrlich im Miteinander gelaufen ist. Und wir haben auch unseren Verstand dafür bekommen, nachzudenken, weshalb sich in manchen Situationen unser Gewissen meldet. Eine Haltung des gegenseitigen Vertrauens und der Wertschätzung ist uns in allen Gemeinschaften, ob es jetzt die Familie, die Pfarrgemeinde, die Gesellschaft oder was auch immer ist, aufgetragen. Wir spüren auch sehr fein, ob in einer Gemeinschaft diese Haltung das Miteinander bestimmt oder nicht. Dazu braucht es keine besondere Intelligenz oder Ausbildung, dieses Gespür haben alle Menschen. Und wenn diese Haltung vorhanden ist, schafft sie ein Milieu, in dem sich Menschen wohl fühlen, in dem sie aufleben können, in dem wir Frucht bringen können, ganz so wie es uns Jesus verheißen hat. Ist sie nicht vorhanden, traut sich niemand offen etwas an – oder auszusprechen, die einen flüchten real, andere resignieren; alle sind irgendwie unzufrieden, unglücklich und die ganze Lebenssituation wird zu einer Belastung.
Jesus aber verspricht uns allen, jedem Einzelnen von uns, „Leben in Fülle“, wenn wir als seine Freunde so handeln wie er es uns vorgelebt und aufgetragen hat.
Absage an jede Form von Diskriminierung
"Othering"
Seit Menschen zusammenleben, gibt es wohl jenes Phänomen, das heute Soziologen mit dem Begriff "Othering" umschreiben. Dieser Begriff kommt vom englischen "other", was "anders" bzw. "der/die Andere" bedeutet. "Othering" meint dementsprechend den Versuch, sich selbst und die eigene Gruppe hervorzuheben, indem man gleichzeitig andere Menschen oder Gruppen als "andersartig" und "fremd" bewertet. Dabei wird unterstellt, dass aufgrund der unterschiedlichen Religionen, Kulturen, Lebensformen oder anderer Merkmale ein Miteinander bzw. ein gutes Zusammenleben unmöglich ist. Die Gegensätze scheinen zu groß zu sein. Was heute in Deutschland etwa die "Pegida" propagiert, hat unübersehbar mit "Othering" zu tun. Auch in Österreich gibt es dieses Phänomen. Hier versucht beispielsweise eine bestimmte Partei seit Jahrzehnten das vermeintlich Österreichische vom Nicht-Österreichischen zu trennen, ja das Andere bzw. die anderen als unvereinbar mit der eigenen Identität zu betrachten. Denken Sie nur an das Plakat "Daham statt Islam".
Ausgrenzen oder Brückenbauen?
Die Jahre 2014 und 2015 sind besondere Gedenkjahre für Österreich und Deutschland (100 Jahre Beginn Erster Weltkrieg und 70 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg). Beide "Jubiläen" zeigen, wie leicht der verständliche Wunsch nach Identität und Zugehörigkeit (gerade in unübersichtlichen Zeiten) in Fremdenfeindlichkeit und Hetze, Abgrenzung und Ausgrenzung abgleiten kann - mit dramatischen Folgen. Gleichzeitig zeigt der Blick in die Geschichte, dass es stets Gegenbewegungen zum "Othering" gegeben hat: Nicht nur das Ziehen von Gräben und das Ausgrenzen, sondern auch das "Brücken-Bauen" und Aufeinander-zu-gehen ist ein Phänomen menschlichen Zusammenlebens. Besonders deutlich spiegelt sich das in der Bibel wider. Das Ringen zwischen den beiden genannten Optionen hat hier unübersehbare Spuren hinterlassen: als Aufgabe für Generationen und Zeiten hindurch, als etwas, womit Menschen regelmäßig konfrontiert sind.
Ein spannender Lernprozess ...
So nimmt uns die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte mit hinein in diese uralte wie zugleich aktuelle Herausforderung, Gräben zu überwinden. Die Stelle aus der Apostelgeschichte ist eigentlich in eine größere Erzählung über Petrus und seine Begegnung mit Cornelius eingebettet. Cornelius ist ein Vertreter Roms, der aus einer anderen Kultur und Tradition kommt. Zudem ist er auch noch Centurio jener Armee, die Israel besetzt hält. Er befehligt 100 Soldaten der Italischen Kohorte in Cäsarea. Dennoch wird Cornelius als aufrechter Gottsucher beschrieben mit einem vorbildlichen Lebenswandel. Mit Blick auf Petrus erfahren wir in diesem zehnten Kapitel der Apostelgeschichte ebenfalls Spannendes. Es gibt uns Einblick in das Denken und Fühlen jenes Mannes, der enger Freund und Weggenosse Jesu war. Die Apostelgeschichte macht kein Geheimnis daraus, dass Petrus - trotz seiner Erfahrungen mit Jesus - nach einem ganz bestimmten, scheinbar fest eingefahrenen Muster "tickt". Er trennt die Welt in einen reinen und unreinen Bereich, in reine Menschen und unreine Menschen, in solche, die durch bestimmte Merkmale und durch eine bestimmte Kultur zusammengehören und jene, die durch bestimmte Merkmale und eine bestimmte Kultur nicht dazugehören - ganz nach dem Motto: hier die "Kinder Israels", dort die Heiden. Und damit hat Petrus zunächst auch keine Probleme. So hat er es gelernt, so wurde es in seinem Umfeld übermittelt und praktiziert. Dieses von Beginn an eingeübte Denken, diese Logik, diese Überzeugung wird allerdings aufgebrochen, als er es ganz persönlich mit dem römischen Hauptmann Cornelius zu tun bekommt. Ab diesem Zeitpunkt kommt Bewegung in sein Denken. Er verändert seine Sichtweise - und damit verbunden seine Haltung und seine Praxis. Was für ihn bisher unmöglich schien, wird nun möglich: er überschreitet Grenzen, persönliche wie gesellschaftliche, er bricht Tabus, die bisher als unüberwindbar galten. Wir, die Hörerinnen und Hörer können gleichsam Satz um Satz mitverfolgen, wie es bei Petrus immer mehr "klick" macht und ihm Entscheidendes aufgeht. Was aber hat diese Veränderung bewirkt? Was hat Petrus ermutigt, "Neu-Land" zu betreten? Was hat ihm die Kraft und den Mut gegeben, alte Muster zu überwinden?
... und eine folgenreiche "Ein-Sicht“
Der Knack-Punkt der Geschichte ist eine ganz besondere (Gottes-)Erfahrung: Petrus weilt in Joppe. Er ist im Haus eines Freundes zu Gast, direkt am Meer. Eines Tages geht er in der Mittagszeit (um die sechste Stunde) auf das Flachdach des Hauses, um zu beten. Und wie sich Petrus - mit leerem Magen und hungrig - seinem Gott zuwendet, bekommt er vom Himmel her "Unerhörtes" aufgetischt und vor Augen geführt: Speisen, die für einen Menschen mit jüdischem Hintergrund vollkommen inakzeptabel sind. Ja, mehr noch! Obwohl die Lebensmittel als unrein gelten, wird Petrus durch eine Stimme zu einem Verhalten aufgefordert, das einem Tabubruch gleichkommt: "Steh auf, Petrus, schlachte und iss!" (Apostelgeschichte 10,13) Irritiert antwortet Petrus auf diese göttliche "Zu-Mut-ung": "Niemals, Herr! Noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines gegessen." (Apostelgeschichte 10,14). Aber der Herr gibt in diesem Punkt nicht nach und es heißt weiter: "Da richtete sich die Stimme ein zweites Mal an ihn: Was Gott für rein erklärt, nenne du nicht unrein!" (Apostelgeschichte 10,15).
Was hier geschildert wird, spiegelt wohl das innere Ringen des Petrus wider, sein Verharren in alten Mustern, seine ängstliche Dickköpfigkeit und sein stures Festhalten an äußeren Sicherheiten. Alte Gewohnheiten und Zuschreibungen überwindet man eben nicht von heute auf morgen! Deshalb wiederholt sich das Ganze dreimal. Auch wenn Petrus - dieser "Schauer" - dann immer noch nicht alles richtig "verdaut" hat, ist er dennoch bereit, sich auf die göttliche "Zu-mut-ung" immer mehr einzulassen. Auf diese Weise kommt Bewegung in sein Denken und in sein Herz. Ohne die Begegnung mit dem so ganz anderen Horizont Gottes, ohne die Begegnung mit dessen Weite und Menschlichkeit aber wäre alles beim Alten geblieben. Nur weil Petrus von dieser Weite "kosten" durfte, nur weil er von Gottes Menschenfreundlichkeit herausgefordert wurde, konnte sich sein Horizont und sein Herz wandeln, konnte er weiter und offener werden. Deshalb wagt er es auch schließlich, mit den Leuten des römischen Hauptmanns Cornelius mitzugehen in dessen Haus. Als er hier eintritt, spricht er zu den dort Versammelten den erstaunlichen Satz: "Ihr wisst, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, mit einem Nichtjuden zu verkehren oder sein Haus zu betreten; mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf." (Apostelgeschichte 10,28).
Ganz im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils
Die Erzählung aus der Apostelgeschichte zeigt deutlich: Christsein und "Othering", Christsein und das Ziehen von Gräben - das geht nicht zusammen! Denn für Gott ist das vermeintlich Trennende bzw. Vordergründige unwichtig. Er sieht nicht auf bestimmte Praktiken oder Kleidungsvorschriften, auf Essensregeln oder Gebote, sondern auf das Innere der Menschen, auf ihr Herz und auf ihre Menschlichkeit, auf ihr Suchen und ihr Bemühen, gut zu leben. Wir dürfen und sollen daher mit Petrus sagen: "Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist." (Apostelgeschichte 10, 34 f). Wagen wir es daher ruhig, aufeinander mit Respekt zuzugehen und das in den Blick zu nehmen, was uns mit den Menschen verbindet, auch mit denen aus anderen Religionen und Kulturen.
Dazu ermutigen die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) auf besondere Weise. Gleich zu Beginn ihrer "Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen" heißt es: "Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, fasst sie vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt." Dementsprechend erteilt die Kirche jeder Bewegung, die trennende Barrieren aufbaut und Gräben zieht, eine deutliche Absage. Im Abschlusskapitel von "Nostra Aetate" ist zu lesen: "Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. ... Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht." Lassen wir uns davon immer mehr inspirieren.
© Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung, Diözese Linz
„Lieben heißt: einen Menschen mit Gottes Augen sehen“
Unterschiedliche Erfahrungen von Liebe
„Liebe“ – das ist ein großes Wort. Und jede und jeder versteht etwas anderes darunter – je nachdem, welche Erfahrungen er in seinem Leben bisher mit „Liebe“ gemacht hat. Manch einer wurde vielleicht für seine Leistung oder seinen Gehorsam geliebt, eine andere für ihre Schönheit, andere fühlten sich ungeliebt oder ungewünscht oder wurden im Namen der Liebe sogar missbraucht, manche durften erfahren, um ihrer selbst willen geliebt zu sein.
Von Gott geliebt sein
Wenn wir verstehen wollen, wie Jesus „einander lieben“ gemeint hat, müssen wir uns seine Erfahrung des Geliebtseins anschauen. Die Evangelien schildern dies in der Szene von seiner Taufe am Jordan. „Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Gefallen.“ spricht dort Gottes Stimme über ihn. Das war die Schlüsselerfahrung Jesu: von Gott angeschaut zu sein und geliebt zu sein. Gott hat an ihm Gefallen gefunden, so wie er ist. Aus dieser Erfahrung heraus lebte Jesus in seinen vielen Begegnungen mit anderen Menschen diese Liebe. Für Jesus bedeutet „lieben“ daher: „einen Menschen mit Gottes Augen sehen“.
Wie Gott die Menschen sieht, zeigt schon die Schöpfungsgeschichte: Nachdem Gott den Menschen geschaffen und gesegnet hatte, „sah er alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ (Gen 1,30). Anders übersetzt heißt es an dieser wichtigen Stelle sogar: „Es war sehr schön.“ Von Anfang an gilt also für jeden Menschen: „Du bist sehr gut. Du bist sehr schön.“ Gott hat Gefallen an jedem von uns, so wie wir von ihm geschaffen und gewollt sind, so wie er uns sieht.
Jesus sah die Menschen mit Gottes Augen
Von Gott ganz und gar geliebt zu sein – diese Erfahrung war für Jesus so durchdringend, dass er alle Menschen mit Gottes Augen sehen konnte. Auch die, die in den Augen der meisten Außenseiter waren oder Versager, die hoffnungslosen Krankheitsfälle, die Schuldiggewordenen, die Kinder, die Armen, die nichts vorzuweisen hatten – auch diese sah Jesus als geliebte Kinder Gottes. Er nimmt ihre Einsamkeit, ihre Sorgen, ihre Trauer und ihr Leid wahr. Aber er entdeckt zugleich auch ihre Sehnsucht nach erfülltem Leben und ihr kleinstes Fünkchen Hoffnung auf gelungene Beziehungen. Jesus hatte Augen und Ohren für die kleinsten Hoffnungszeichen, mit denen die Menschen zu ihm kamen: den weiten Weg, den manche auf sich nahmen; das Rufen um seine Aufmerksamkeit oder die Bitte um Heilung.
Jesus glaubte an die Würde und Einzigartigkeit jedes Menschen, an seine ganz persönlichen Lebenskräfte und Talente – und seien sie momentan noch so verschüttet. Durch die Begegnung mit ihm wurden sie wieder geweckt. Sein liebevoller Blick, seine zärtliche Berührung oder sein ermutigendes Wort ließ Hoffnung und Lebenskraft in den Menschen wieder wachsen. So wurden viele heil – so wie es Gott für uns Menschen von Anfang an will. Nach solche heilenden und befreienden Begegnungen betonte Jesus immer wieder: „Dein Glaube - deine Hoffnung, die schon in dir war - hat dich gerettet.“
Unsere Mitmenschen mit Gottes Augen sehen lernen
Und genau das trägt Jesus im Evangelium uns heute auf: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ Unabhängig davon, welche Erfahrungen wir im Leben mit dem großen Wort „Liebe“ gemacht haben: Für jede und jeden von uns gilt ja in Gottes und Jesu Augen: „Du bist sehr gut, sehr schön – so wie du bist.“ Bruchstückhaft dürfen wir das in unserem Leben immer schon erfahren. Nämlich in Menschen, die uns selber liebevoll begegnen: Wenn jemand mir unverhofft eine Freude macht; wenn einer mir ohne Vorurteile begegnet; in Menschen, die mir in schweren Zeiten beistehen; wenn jemand mich ohne viele Worte versteht; wenn einer, der mich nicht versteht, sich ehrlich interessiert und mich so nimmt, wie ich bin.
So sind auch wir aufgefordert, die Menschen in unserer Umgebung mit Gottes Augen anzuschauen. Dann werden wir ihre Einzigartigkeit entdecken. In unseren alltäglichen Begegnungen können wir unseren Blick schärfen für die allerkleinsten Hoffnungszeichen und Lebenszeichen: die offenen Augen, ein Kopfnicken oder ein Sich-Aufrichten. Unsere Ohren können wir öffnen, so dass wir mitten aus den Nöten die leisen Töne der Hoffnung heraushören: in einer Bemerkung am Rande oder in der Stimme, die fester wird. Wenn wir solche Lebenszeichen wahrnehmen und ihnen Raum geben, können Hoffnung und Vertrauen auf die eigenen Lebenskräfte im anderen weiter wachsen.
In solchen achtsamen Begegnungen dürfen beide etwas von Gottes Liebe spüren, nämlich dass von Anfang an für jeden von uns gilt: „Du bist sehr gut, sehr schön, so wie du bist.“
Freunde Jesu
"Hallo Kollege!"
"Hallo Kollege!" begrüßt ein Bekannter jeden Besucher. Wer ihn zum ersten Mal trifft, ist angetan: "Dieser Mensch nennt mich schon Kollege!". Doch wenn er mich fragt: "Wie geht's dem Kollegen", weiß ich nicht immer, nach wem er fragt. Meint er jemand aus dem Seelsorgeteam? Meint er jemand aus dem Freundeskreis? Denkt er an Menschen, mit denen ich in Vereinen zusammen bin? Meint er Frau oder Mann?
"Ihr seid meine Freunde"
Da hatten es die Jünger Jesu einfacher. Als Jünger kannten und erlebten sie sich schon lange. Sie wussten aus Erfahrung, dass Jesus sie immer wieder auf seinen Vater hinweist. Immer wieder erinnerte er sie an Seiten Gottes oder machte neue bekannt.
So geschah es auch im Abendmahlssaal:
Der Vater hat mich geliebt.
Diese Liebe habe ich an euch weitergegeben.
Bleibt in meiner Liebe zum Vater.
Dann geht es euch gut.
Die Krönung ist eine Liebe, die das Leben kosten kann.
Alles Leben von Euch für alle Zukunft der Menschen, die euch vertrauen.
Kommt, macht dieses Programm mit!
Ich traue es euch zu, denn ich habe euch dazu ausgesucht!
Die "Belohnung" dafür kam auch gleich: "Wenn Ihr so handelt, nenne ich Euch Freunde. Das ist das größte Lob, das ich Euch aussprechen kann. Denn ich setze Euch mit mir auf die gleiche Stufe."
Ich weiß gar nicht, wie ich wohl in der Situation reagiert hätte. Was wäre stärker? Der Stolz über das Ansinnen Jesu oder die Beklemmung vor den möglichen Konsequenzen? Bebt das Herz vor Freude oder vor Sorge, den Aufgaben nicht gerecht zu werden?
Für die Jünger war das entschieden. Als man das Evangelium aufschrieb, wussten alle: Die Jünger hatten sich auf den Weg Jesu eingelassen. Sie waren tatsächlich zu Freunden geworden, die im Sinne Jesu weiter handelten. Aus dem Nachhinein kann ich leichter über die Beklemmung lächeln, die mich vielleicht erwischt hat. Aber heute?
Jesu Einladung an die Jünger heißt ja auch: Verbindlich und für das ganze Leben. Das ist dieselbe Frage, wie sie vor der Ehe, dem Ordenseintritt oder der Weihe steht.
Gott ist Liebe
In diese Gedanken kommt auch der Text der Lesung aus dem 1. Johannesbrief: Gott ist Liebe - und er hat uns seine Liebe gezeigt. Das ist ganz auf der Linie des Evangeliums. Liebe Gottes zum Menschen - weil der Mensch so wertvoll ist. Es geht nicht darum, dass der Mensch es "verdient" hat - er ist nur so wichtig für Gott, dass ER die Liebe lebt.
Auch die Erfahrung der jungen Kirche hilft weiter. Täglich finden sich neue Menschen. Die Gemeinde wächst an Zahl und Kraft. Jedes neue Mitglied zeigt an: "Eure Botschaft über Gott hilft und trägt uns. Ihr seid überzeugend in der Art, in der ihr diesen Glauben verkündet!" In der Berufung des Kornelius kommen zwei Dinge dazu:
* Er lässt sich mit seinem ganzen Haus taufen
* Er findet den Weg zur Gemeinde von außerhalb des Judentums. Christentum darf sich öffnen.
Bin ich Freund Jesu?
Ich habe euch Freunde genannt - so sagte es Jesus zu seinen Jüngern. Und hier und heute? Gilt das Wort nicht auch für uns?
Traditioneller Kirchgang ist schon lange nicht mehr. Wir sind aus Überzeugung gekommen. Die Alternativen der Tagesgestaltung haben uns nicht erfüllt. Das ist schon mal etwas. Der Weg zu einem Leben für die Freunde hingeben ist weit. Aber die Zeit, die wir für andere einsetzen in dem, was wir ehrenamtlich tun?
Wenn ich den Eindruck habe, Jesus würde mich noch nicht Freund nennen, weil ich zu wenig tue, habe ich es in der Hand: Wo will ich mehr tun? Wo wird die Herausforderung mich hinführen? Werde ich so Freundin oder Freund Jesu?
"Ich habe euch Freunde genannt" sagte Jesus seinen Jüngern. "Ich darf Mama zu dir sagen" konnte jeder von uns zu seiner Mutter sagen. Sind nicht auch sie die gewesen, bei denen wir merkten:
- Sie setzen sich für uns ein, wenn wir es brauchen.
- Sie geben ihre Erfahrung mit Glauben weiter.
- Sie sind es, bei denen wir lernen, was das Wort Liebe bedeutet.
Nicht Knecht, sondern Freund des Auferstandenen
Freunde
Ich halte es für eines der schönsten Worte, die Jesus gesagt hat: ,,Nicht Knechte, Freunde nenne euch." Jesus nennt uns: Freunde. Jeder von uns ist da angesprochen. Freund - das ist für mich ein kostbares Wort. Ich nenne nicht jeden meinen Freund. Es gibt Kumpel, Kollegen und Spezln - und es gibt Freunde.
Damit ich jemanden meinen Freund nenne, sind für mich ganz bestimmte Dinge wichtig:
- Sympathie und Zuneigung
Anfangen tut's wohl mit Sympathie und Zuneigung: Ich habe manchen Freund eher zufällig kennengelernt. Man ist ins Gespräch gekommen und hat gemerkt: Wir sind uns sympathisch. Es gibt so etwas wie "Seelenverwandtschaft". Zwei denken und fühlen in vielem ähnlich. Sie interessieren sich dafür, wer der andere ist und wie er denkt. Sie möchten sich gern tiefer kennenlernen.
Sympathie heißt auch: Ich kann den andern so gut leiden, ich kann auch seine Macken und Fehler aushalten. Wenn das nicht der Fall wäre, dann käme bald die Gleichgültigkeit und dann irgendwann die Antipathie, die Ab-neigung.
- Gemeinsame Unternehmungen
So langsam wächst dann der Wunsch, sich wieder zu treffen, mehr Dinge gemeinsam zu unternehmen. Eine Freundschaft wächst durch gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse. Das trägt und schweißt zusammen. Man erzählt sich dann: "Weißt du noch - damals?" Und man spürt: "Es ist gut, dass wir uns gefunden haben und zusammen sind." Und allmählich wächst noch mehr daraus:
- Vertrauen
Es wächst das Vertrauen zueinander. Ich habe erlebt, dass mich der andere nicht 'fertigmacht', dass er mich nicht sitzen lässt, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Ich habe gemerkt, dass der andere sich an Abmachungen hält, dass er ehrlich ist und nicht hintenherum agiert. Er nutzt mich nicht aus. Ich kann zu ihm Vertrauen haben und ihm alles erzählen.
- Gespräch und Zuhören
Und so ermöglicht das Vertrauen auch das gute Gespräch in einer Freundschaft und das gegenseitige Zuhören. Ein Gespräch, das aufbaut, berät, tröstet, ermutigt, das im Guten zurechtweist oder liebevoll Kritik bringt. Da erfahre ich, dass Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruht. Es gibt Zeiten, wo ich mehr gebe, und es gibt Zeiten, wo ich mehr empfange.
All das gehört für mich dazu, damit ich einen anderen Menschen meinen Freund nennen kann.
Jesus nimmt mich als seinen Freund an
Und jetzt sagt Jesus: Ich habe dich Freund genannt! Du und ich.
Jesus sagt mir: Du bist mir sympathisch. Ich interessiere mich für dich. Ich kann dich gut leiden. Jesus sagt mir: Ich möchte mit dir zu tun haben, ich möchte mein Leben mit dir er-leben und teilen. Jesus sagt mir: Ich habe zu dir Vertrauen, ich traue dir etwas zu, ich verlasse mich auf dich. Jesus sagt mir: Ich möchte mit dir im Gespräch bleiben, ich möchte dir sagen können, was mich bewegt, und ich möchte erfahren, was dich bewegt.
Meine Antwort?
Er nennt mich Freund. Aber Freundschaft lebt nur, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht, wenn eine Antwort kommt. Sonst ist sie ein-seitig. Damit die Freundschaft zwischen mir und Jesus leben kann, ist es wichtig, dass ich sie erwidere, dass auch ich Jesus meinen Freund nenne. Darum kann ich diese Fragen auch umdrehen: Ist er mir sympathisch? Mag ich ihn? Ist er mir wichtig? Möchte ich mehr mit ihm erleben und unternehmen? Soll er mir im Leben zur Seite gehen? Möchte ich mich auf ihn verlassen können und ihm vertrauen? Und schließlich: Möchte auch ich mit ihm im Gespräch bleiben? Was ihn bewegt, das sagt er mir immer wieder in der Heiligen Schrift, aber auch durch andere Menschen. Möchte auch ich ihm sagen, was mich bewegt - im Gebet?
Jesus nennt mich seinen Freund. Sein Angebot steht. Aus der Erfahrung menschlicher Freundschaft weiß ich, dass das Wort stimmt. "Mit einem Freund an der Hand ist kein Weg zu lang!" Wie viel mehr muss das erst gelten, wenn ich Jesus zum Freund habe! Bedenken wir, wer Jesus zum Freund hat, der hat Gott zum Freund; denn Gott und Jesus sind eins.
Bedenken wir, was wir Christen für einen wunderbaren Gott haben, der uns Menschen nicht wie Knechte behandelt, sondern wie Freunde. Oft hört man heute, der Glaube wird heute so leicht gemacht. Ich weiß nicht, ob das so leicht ist, dieses Freundschaftsangebot des Herrn anzunehmen und wirklich als sein Freund zu leben. Entscheiden sie selber, was leichter ist, viele Gebote zu erfüllen, oder eine Freundschaft lebendig zu leben. Und darauf kommt es Christus an: "Nicht mehr Knechte nenne ich euch, Freunde habe ich euch genannt."
Gott ist die Liebe
Der große Religionsphilosoph Eugen Biser (*1918) stellt fest, dass das Johannes- Evangelium die "Gralsburg" unter den vier Evangelien wäre: ein streng konstruiertes Bauwerk, voller Rätsel und Geheimnisse in seinem Inneren. Johannes, soweit wir ihm dieses Evangelium zuordnen können, ist tatsächlich der Mystiker unter den Evangelisten, der ganz in den inneren Bereich unseres Glaubens vorzudringen sucht. Das geschieht in sehr bildhafter bewegter Form: "Ich bin das Brot des Lebens", letzten Sonntag hörten wir: "Ich binder wahre Weinstock." (Joh. 15,5). Heute sind all diese Bilder zusammengefasst in dem Satz: "Gott ist die Liebe." (1 Joh. 4,8) und: "Liebt einander!" (Joh. 15,17).
Gelebte Liebe, Freundschaft
Der Hintergrund dieser Sätze ist erschütternd, menschlich kaum fassbar. Jesus spricht wenige Stunden vor seiner Gefangennahme, vor seiner Verlassenheit und seinem Tod am Kreuz von Liebe. Wo bleiben all die Wegbegleiter, die Freunde? Menschlich betrachtet müssten doch Enttäuschung, Zorn auf die Feiglinge und Verräter, auf die Laxheit mancher Jünger die Oberhand gewinnen. Wer so erbärmlich mieses Verhalten erlebt, würde wahrscheinlich Rechenschaft fordern, um eventuell wieder Freundschaft aufzunehmen. Beziehungswunden heilen nur sehr sehr schwer. Von all dem sagt aber das Evangelium nichts. Stattdessen hören wir: "Ihr seid meine Freunde, weil ich euch alles geoffenbart habe, was ich vonmeinem Vater gehört habe." (Joh.15,15).
Hier wird die innige Verbindung von Vater und Sohn deutlich, die sich auf alle Menschen, aller Generationen und Zeiten überträgt, sofern sie diese Botschaft der Liebe und des Vertrauens annehmen. Wer als FreundIn bezeichnet wird, hat Zugang zum ganz persönlichen Lebensbereich seines Mitmenschen und erfährt auch einen großen Vertrauensvorschuss ohne Vertrag, ohne rechtliche Absicherung. Das Liebesgebot des Ersten Testaments wird durch den Menschen Jesus, seinen Lebensweg, sein Leiden, Tod und Auferstehung in einer Weise entfaltet, wie sie keine andere Religion anzubieten hat.
Sehnsucht nach Liebe
Im Grunde seines Herzens sehnt sich jeder Mensch nach Liebe, Friede und Harmonie. Aber warum ist der Weg dorthin so beschwerlich, für manch einen scheinbar unerreichbar? Was ist Liebe? Eine ganz geheimnisvolle Macht, Gefühle sind nur Teilaspekte davon, sicherlich nicht unwesentlich. Vielfach hat man diesen Begriff vertont, verdichtet oder sonst wie künstlerisch gestaltet.
Als Jugendlicher hörte ich oft am Samstagabend die sogenannte Hitparade. Durch lange Zeit führend war der Schlager von Connie Francis: "Die Liebe ist ein seltsames Spiel." Der Text sagt weiter: "Sie kommt und geht von einem zum andern. Sie nimmt uns alles, doch sie gibt auch viel zu viel. Die Liebe ist ein seltsames Spiel…Wir trafen und wir lieben uns seit Jahren, die Zukunft schien uns sonnenklar. Fast wären wir zum Standesamt gefahren bis alles plötzlich so verändert war. . . Die Liebe ist ein seltsames Spiel" - Kann man "Liebe" wirklich nur als "Spiel" bezeichnen?
Liebe macht, wie der Text zeigt, sehr oft blind. Ich glaube aber auch, dass Liebe sehend und sehr gut beobachtend machen kann. Jesu Lebensbeispiel ist das beste Zeugnis dafür, wenn er sich gerade jenen zuwendet, die die Gesellschaft ausgrenzt: den Zöllnern, den Dirnen, den körperlich und /oder geistig Hilfsbedürftigen. Er holt herein, die unmündig sind, also jene, auf die in der Gesellschaft niemand hört.
Grenzenlose Liebe
"Liebt einander!" Dieses Wort gilt wohl als Nagelprobe für heute, in Zeiten der Arbeitslosigkeit, des wachsenden Misstrauens in der Finanz- und Wirtschaftskrise, in einer Zeit der beginnenden Entsolidarisierung und einer großen Ängstlichkeit.
Liebe ist grenzenlos, braucht keine Gesetze, sondern will die kleinen Aufmerksamkeiten, die wir als ganz persönlich empfinden, mehr in unseren Alltag rücken: das heilende anerkennende Wort, das besser wirkt als manche Medizin, das selbst gebastelte Geschenk eines Kindes, eine liebevoll von Kleinkinderhand hingekritzelte Zeichnung etc. Liebe ist Beziehungsgeschehen, soziale Großmacht, Auftrag Jesu an uns. Diese Macht der Liebe ist Grundlage des Reiches Gottes.
In Brautgesprächen und Vorbereitung zur Hochzeit lege ich gerne einen Text vor, von dem ich nicht mehr weiß, wo ich ihn gefunden habe. Dieses Gedicht übersetzt meiner Meinung nach am besten die Stelle des heutigen Evangeliums in unsere Tage:
Ich habe Gott noch nicht gesehen.
Doch wenn er deine Schönheit ausgesonnen hat,
dann muss er unvorstellbar schön sein.
Ich habe Gott noch nicht gehört.
Doch wenn er dir den Klang der Stimme gab,
dann muss sein Sprechen eine Wohltat sein.
Ich habe Gott noch nicht entdeckt.
Doch wenn er dich erfunden hat,
dann muss er unbegreiflich gut sein.
Ich habe Gott noch nicht bewiesen.
Doch wenn er dir die Kraft zur Liebe gab,
dann muss er unvergleichbar lieb sein.
Ich habe Gott noch nicht berührt.
Doch wenn er dich und mich mit seiner Hand beschützt,
dann soll er bitte immer unser Wegbegleiter sein.
Was die Welt zusammenhält
Der Frühling ist endlich mit Macht wieder eingekehrt. "Frühling, ach ein einziger nur ist dem Herzen zuviel", schreibt Rilke und drückt damit das Mysterium von atemlosen Blühen und neuem Leben aus. Das Mysterium bleibt sogar dann, wenn wir rational fragen, warum denn Frühling wird.Vor ein paar Wochen bekam ich einen kleinen Artikel in die Hände, in dem zu lesen stand, was denn alles nötig sei, damit es Frühling werden kann. Die Hauptsache sei die Stellung der Erdachse zur Sonne. Dazu war kurz bemerkt, dass die Erde mit einer Geschwindigkeit von 100 000 Stundenkilometern auf ihrer Kreisbahn um die Sonne dahinrase. Darüber kam ich ins Nachdenken. 100 000 Stundenkilometer! Das ist eine gewaltige Geschwindigkeit. Wäre es da nicht vorstellbar, dass eines Tages die Erde aus dieser Kreisbahn, also einer ständigen Kurve, hinausgetragen werden könnte, wie ja auch mancher Autofahrer aus der Kurve getragen wird, wenn er zu schnell fährt. Wenn das nun geschähe, würde sie hinausstürmen in den bodenlosen Weltraum, die Sonne würde ferner und ferner, das Sonnenlicht immer schwächer, die Nacht zunehmen, und schließlich alles Leben auf der Erde in der Nacht und Kälte des Weltraums zu Eis erstarren.
Die Kraft, die die Welt zusammenhält.
Warum brauchen wir keine Angst zu haben, dass die Erde sich von der Sonne losreißt? Weil die Erde von der gewaltigen Schwerkraft der Sonne gehalten wird wie von einer unsichtbaren Kette. Diese unsichtbare Kraft sorgt hauptsächlich dafür, dass die Erde sicher und ruhig ihre Bahn zieht, dass Tag und Nacht, Frühling und Sommer regelmäßig wiederkehren, dass Leben auf der Erde gedeihen, und der Mensch, so weit es auf die Schöpfung ankommt, in Sicherheit leben kann. Würde der Schöpfer eines Tages diese Schwerkraft wegrufen, so würde die Erde nicht nur aus ihrer Bahn getragen, sondern sie, wie auch die Sonne und alle Sterne würden zerbersten, auseianderplatzen, sich in kleinste Bestandteile auflösen, und das Weltall würde ins Chaos zerfallen.
Die Schwerkraft der Liebe
Gott hat in seine Schöpfung Kräfte gelegt, die aus dem Chaos immer wieder ruhige Ordnung entstehen lassen. Aber nicht nur die Weltkörper brauchen Naturgesetze, die sie zusammenhalten. Auch die Menschen brauchen Kräfte, die sie zusammenführen, die Gemeinschaft ermöglichen, die bewirken, dass die Leute einander trauen können, dass menschliche Wärme entsteht, Sicherheit und Friede möglich sind. Diese Schwerkraft, die die Menschen zusammenhält, ist die Liebe, und wo sie nicht ist, zerfällt alles ins Chaos.
Stark wie der Tod ist die Liebe
Diese Kraft der Liebe ist zunächst eine elementare Naturkraft. Dass normalerweise die Eltern ihre Kinder lieben und die Kinder Vater und Mutter, dass sich die Geschlechter zusammenfinden zur Ehe, ist bedingt durch die naturhafte Liebe, die in jedem Menschen, ja in allem Lebendigen wirkt nach dem Schöpferwillen Gottes. Im Hymnus Beethovens an die Freude, der Europahymne, heißt es von dieser Liebe:
"Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein,
wer ein holdes Weib errungen, stimme in den Jubel ein.
ja, wer auch nur eine Seele sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle weinend sich aus diesem Rund."
Und die Hl. Schrift schreibt von ihr: "Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen. Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen, auch Ströme schwemmen sie nicht weg."
Die göttliche Liebe
"Die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt". In diesem Wort deutet die Schrift schon an, dass die nur naturhafte Liebe auch ihre Gefahren hat, sich sogar ins Böse verkehren kann. Denn der Mensch hat freien Willen, ihm ist es gegeben zu urteilen und zu handeln, aber er kann dabei selbst in den naturgegebenen Anlagen völlig versagen. Deshalb bedarf er noch einer anderen Liebe, der göttlichen Liebe. So wird die Hl. Schrift nicht müde, fast bis zum Überdruss immer wieder das göttliche Gebot der Liebe einzuschärfen, wie wir es in der heutigen Lesung und im Evangelium gehört haben: "Liebe Brüder", heißt es im Johannesbrief, "wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder der liebt, stammt von Gott."
Tätige Liebe, nicht Wunsch sondern Wirklichkeit
Und angesichts des ständigen und ungeheuerlichen Versagens der Menschen im Zusammenleben, verlangt Gott eine ebensolches Übermaß der Liebe, die er in seinem Sohn verwirklicht hat: "Es gibt keine größere Liebe, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde." sagt Jesus im Evangelium. Eine unerhörte aber keineswegs utopische Forderung.
Wie viele Menschen riskieren nicht Tag für Tag Kopf und Kragen für Freiheit und Menschenwürde anderer Menschen: Missionare oder Katechisten und Entwicklungshelfer z. B. in Brasilien oder Peru, einfache Christen, aufrechte Demokraten, Helfer der UNO oder des Roten Kreuzes, die Schwestern und Ärzte in Aussätzigeneinrichtungen. Denken wir an jene kritische Journalistin im Iran, die eben wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde, an die Feuerwehrleute in L'Aquila, die die Verletzen und Toten des Erdbebens geborgen haben. Die Welt hat nicht nur gierige Manager und gewissenslose Banker, sondern ein Heer von Menschen, die sich für andere einsetzen.
Die alltäglichen Pflichten des Zusammenlebens
Solcher besonderer Einsatz ist nicht befohlen, doch die alltäglichen Pflichten des rechten, liebevollen Zusammenlebens sind immer zu üben. Die alltäglichen Pflichten: So, wie ein Feuer nur so lange brennt, als es unterhalten wird, als man ständig neuen Brennstoff in die Glut legt, so lebt auch die Liebe zwischen Mann und Frau, zwischen den Dorfbewohnern, lebt das gute Auskommen miteinander im ganzen Land davon, dass sie ständig unterhalten, dass ständig, jeden Tag, etwas dafür getan wird. Dafür gibt es viele Wege und Möglichkeiten.
Letzen Sonntag wurde weltlich der Muttertag gefeiert, der die Kinder, aber auch und gerade die erwachsenen Kinder daran erinnern soll, dass die Liebe und die Sorge der Mütter, der Eltern, nicht einfach eine Selbstverständlichkeit sind. Aber es müssten keine besonderen Tage sein, an denen man für erwiesene Liebe dankt. Man sollte öfter einmal dem Ehepartner, dem Freund, dem Bekannten, dem Mitbürger eine Freude bereiten, irgendeine Aufmerksamkeit erweisen.
Im Vaterunser heißt es: "Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden." Am irdischen Himmel bewegen sich Sonne, Mond und Gestirne nach den Naturgesetzen Gottes, die Erde zieht sicher ihre Bahn. Hier auf Erden aber sollte der Wille Gottes durch unser freies Mitwirken geschehen, durch liebevolles, freundliches Umgehen miteinander. Denn das ist der Auftrag Christi: "Liebet einander, wie ich euch geliebt habe!"
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern (3. Str.)
GL 405: Nun danket alle Gott
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 423: Wer unterm Schutz des Höchsten steht
GL 424: Wer nur den lieben Gott läßt walten
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen; du schaust mein Wesen ganz
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 474: Wenn wir das leben teilen wie das täglich Brot (4. und 5. Str.)
GL 483: Halleluja... (Gehe nicht auf in den Sorgen dieser Welt) - 4. Str.
GL 484: Dank sei dir, Vater (4. und 5. Str.)
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
Psalmen und Kehrverse:
GL 40: Bis in den Himmel reicht deine Liebe, Herr, bis zu den Wolken deine Treue - Mit Psalm 36 - I
GL 55: Jubelt, ihr Lande, dem Herrn; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 - VIII.
GL 285: Ubi caritas et amor, Deus ibi est. - Mit Psalm 36 (GL 40,2) - I.
GL 305,4: Dies ist mein Gebot: Liebe einander, wie ich euch geliebt. - Mit Psalm 81 (GL 49,2) oder mit Psalm 117 (GL 65,2) - VI.
GL 445: Ubi caritas et amor, ubi caritas Deus ibi est. - Mit Psalm 81 (GL 49,2) oder mit Psalm 117 (GL 65,2) - VI.
- Einleitung8
Norbert Riebartsch (2024)
Jede und jeder von uns hat einen Namen. Der steht im Ausweis. Dann gibt es auch die Kosenamen, die einige Menschen kennen und gebrauchen dürfen. Und es gibt die Spitznamen, die uns andere verleihen. Darin drücken sie manchmal aus, wie sie uns erleben.
Jesu Angebot an uns ist viel weiter. Er nennt uns seine Freundin, seinen Freund. Ihm war das wichtig, uns so anzusprechen. Wir nehmen es auf im Kyrie:
Manfred Wussow (2021) - Heute ist Muttertag
Wir sind noch in der österlichen Freudenzeit!
Im Prater blühen wieder die Bäume
Heute ist Muttertag.
Der 98. Psalm schenkt uns den Ton:
Singet dem Herrn ein neues Lied, *
denn er hat wunderbare Taten vollbracht!
Geholfen hat ihm seine Rechte *
und sein heiliger Arm.
Ihn bitten wir um seine Liebe:
Johannes-Michael Bögge (2018)
Ostern geht weiter- weit über den Tag der Auferstehung hinaus. In den heutigen Texten steht die Liebe im Mittelpunkt. Eine Liebe, welche die Grenze überwindet zwischen Himmel und Erde, zwischen den Menschen und Gott. Das Licht der Osternacht, wir sollen und können es weitergeben, indem wir den Mitmenschen liebend begegnen.
Klemens Nodewald (2015)
Jesu großes Anliegen, das darin bestand, uns zur Liebe zueinander zu führen, wird im heutigen Evangelium neu in unseren Blick gerückt. Unsere Beziehung zueinander soll ein Abbild der Liebe Jesu sein. Obwohl Jesus Herr ist, behandelt er die Jünger nicht wie Untergebene oder Knechte, sondern wie Freunde und wie Brüder.
Wie wir uns einander nähern und der Liebe zueinander Wege bereiten können, dazu wollen die Gedanken der Predigt Anregungen geben.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
"Liebe ist..." – diesen Satzanfang wird wohl jeder für sich auf andere Weise vervollständigen: ein Gefühl, Zuneigung, Leidenschaft, Herzenswärme...
Was "lieben" in Gottes Sinn meint und wie weit seine Liebe reicht, wollen uns die heutigen Bibeltexte näherbringen.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserem Gottesdienst. Wir beginnen ihn im Namen Gottes: des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gottes Liebe sei mit uns allen.
„Liebe ist nicht nur ein Wort“ – so beginnt ein Lied und fährt fort: „Liebe, das sind Worte und Taten.“ Dass Gottes Liebe zu uns kein leeres Wort bleibt, sondern in diesem Gottesdienst erfahrbar wird, das wünsche ich uns allen. Dadurch werden auch wir fähig, in Wort und Tat anderen liebevoll zu begegnen.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Norbert Riebartsch (2012)
Möchten Sie Freundin oder Freund Gottes sein? Jesus hat die Apostel seine Freunde genannt - das werden wir heute hören. Er beschreibt, was er damit verbindet - als Auftrag und als Chance. Auch uns kann diese Anrede gelten - wenn wir sie annehmen wollen und unseren Alltag damit verbinden.
Hans Hütter (2009)
Beim Abschiedsmahl mit den Jüngern hat Jesus ihnen zum Zeichen seiner Liebe und Hingabe die Füße gewaschen und ihnen aufgetragen, dass auch sie so miteinander umgehen sollen. Als Ausdruck seiner Liebe und Hingabe hat er ihnen das Brot gebrochen und gesagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis.
Unser Leben in der Nachfolge des Jesus von Nazareth dreht sich um diesen Angelpunkt: Wir wollen und sollen lieben, wie er uns geliebt hat. Wir brechen auch heute das Brot, um an seiner Liebe Anteil zu haben und aus der Verbundenheit mit ihm die Kraft zu solcher Liebe zu schöpfen.
Am Beginn dieser Feier grüßen und preisen wir unseren Herrn, der uns diesen Weg der Liebe gewiesen hat.
- Kyrie8
Norbert Riebartsch (2024)
Jesus, du Freund,
du schaffst darin eine Atmosphäre, in der ich mich öffnen kann.
Kyrie eleison!
Jesus, du Freund,
du nimmst mich mit hinein in deine Beziehung zum Vater.
Christe eleison!
Jesus, du Freund,
du sagst mir, wie ich von dir erzählen kann.
Kyrie eleison!
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
du liebst uns.
Herr, erbarme dich.
Auch wir sollen uns gegenseitig lieben.
Christus, erbarme dich.
Lass uns erkennen, dass Liebe zum Frieden führt.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2021) - Frühling...
Herr,
es blüht vieles in vielen Farben.
Grau in grau ist oft unser Herz.
Herr, erbarme dich.
Herr,
unsere Nasen schnuppern feine Düfte.
Oft können wir einander nicht riechen.
Christus, erbarme dich.
Herr;
es zwitschern viele Vögel.
Im Lärm um nichts hören wir einander nicht mehr.
Herr, erbarme dich.
"Alle Enden der Erde *
sahen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Lande, *
freut euch, jubelt und singt!"
Beatrix Senft (2021)
Vor dir, Herr, stehen wir, mit allem was uns ausmacht.
Du hast uns gezeigt, wie wir unseren Mitmenschen begegnen sollen.
Du warst den Menschen in Liebe und Fürsorge zugewandt.
Herr, erbarme dich.
Dein Entgegenkommen umfasst immer den ganzen Menschen.
Christus, erbarme dich.
Du hast alle Menschen gleichermaßen angenommen
und nicht auf ihren Stand oder ihre Herkunft geschaut.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2015)
Wenden wir uns dem Herrn zu,
der auch uns als Freunde und wie ein Bruder begegnen will.
Herr Jesus Christus,
du hast auf Augenhöhe mit den Menschen gelebt,
warst für jeden erreichbar und ansprechbar.
Herr, erbarme dich.
Menschen mussten dich um deine Liebe und Hilfe nicht anbetteln.
Du hast dich liebevoll selbst angeboten.
Christus, erbarme dich.
Du wirst auch unser Bemühen um die Liebe zueinander
kraftvoll unterstützen.
Herr, erbarme dich.
Der Herr führe uns heraus aus unseren Abneigungen anderen gegenüber.
Er helfe uns, alle Sperren zu beseitigen, die die Liebe in uns blockieren,
damit auch wir Freunde, Brüder und Schwestern füreinander werden. – Amen.
Norbert Riebartsch (2012)
Herr Jesus,
du hast deine Jünger Freunde genannt
und ihnen gezeigt, was du von ihnen entdeckt hast.
Kyrie, eleison.
In der Fußwaschung hast du ihnen ein Zeichen deiner Liebe gesetzt,
das sie bewegt hat.
Christe, eleison.
Im Wachstum der jungen Kirche hast du gezeigt,
dass du weiter mit deinen Freunden Segen wirkst.
Kyrie, eleison.
Josef Stöckl (2012)
Herr Jesus Christus, in den Bildern der Evangelien
der Sonntage dieser Osterzeit rufen wir zu Dir:
Du guter Hirt.
Herr, erbarme dich unser.
Du Weinstock.
Christus, erbarme dich unser.
Du Freund der Menschen
Herr, erbarme dich unser.
Hans Hütter (2009)
Kyrierufe NGL 161 oder:
Herr, Jesus Christus,
du hast uns geliebt, wie dein Vater dich geliebt hat.
Herr, erbarme dich.
Du behandelst uns nicht wie Knechte,
sondern du nennst uns deine Freunde.
Christus, erbarme dich.
Aus Liebe zu uns
hast du dein Leben hingegeben.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Ostern 6 So: damit das Ostergeheimnis unser Leben verwandelt
Allmächtiger Gott,
laß uns die österliche Zeit
in herzlicher Freude begehen
und die Auferstehung unseres Herrn preisen,
damit das Ostergeheimnis,
das wir in diesen fünfzig Tagen feiern,
unser ganzes Leben prägt und verwandelt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - TG 4. Sonntag: die Menschen lieben, wie du sie liebst
Herr, unser Gott,
du hast uns erschaffen, damit wir dich preisen.
Gib, daß wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten
und die Menschen lieben, wie du sie liebst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 4. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Fastenzeit 5 So: in seiner Liebe bleiben
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt
dem Tod überliefert.
Lass uns in seiner Liebe bleiben
und mit deiner Gnade aus ihr leben.
Darum bitten wir im Heiligen Geist durch Christus unseren Herrn.
MB 5. Fastensonntag
Messbuch - TG 25. Sonntag: Das Gebot der Liebe als Erfüllung des ganzen Gesetzes
Heiliger Gott,
du hast uns das Gebot der Liebe
zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen
als die Erfüllung des ganzen Gesetzes.
Gib uns die Kraft,
dieses Gebot treu zu befolgen,
damit wir das ewige Leben erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 25. Sonntag im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Gott,
du hast uns die Freundschaft deines Sohnes geschenkt.
Gieße deinen Geist über uns aus,
damit wir einander lieben, wie du uns liebst.
Durch Christus, unseren Herrn.
Norbert Riebartsch (2024)
Herr und Gott,
wir sind eingeladen,
mit dir und deinem Sohn in Freundschaft zu leben.
Wir sind eingeladen, das als Liebende zu tun.
Gib uns dazu die Kraft und den Mut
und bereichere so die Menschen,
mit denen wir leben.
Darum bitten wir durch Jesus,
deinen Sohn und unseren Freund,
der mir dir und dem Heiligen Geist lebt
und wirkt heute und in Ewigkeit. - Amen.
Manfred Wussow (2021) - Schenke uns den Geist deiner Liebe
Vater bist du uns, Gott,
und Mutter auch.
Wir danken dir für deine Barmherzigkeit,
in der wir jeden Tag,
unser Leben lang,
geborgen sind.
Schenke uns den Geist deiner Liebe,
der unsere Herzen weit macht,
unser Vertrauen rechtfertigt
und unsere alltäglichen Beziehungen
schön und reich macht
in Christus,
unserem Freund
für alle Ewigkeit.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Guter Gott,
du hast alle Menschen als Deine geliebten Kinder angenommen.
Lass uns in dieser Feier spüren,
dass du an jedem einzelnen von uns Gefallen hast
und dass wir immer in Deiner Liebe bleiben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn.- Amen.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Norbert Riebartsch (2012)
Gott und Vater,
dein Sohn hat seinen Freunden alles mitgeteilt,
was er von dir wusste.
Er hat von deiner Hoffnung gesprochen, dem Leben zu dienen.
Lass uns dein Leben spüren und erkennen,
damit wir neu sehen, wohin dein Sohn uns führen will.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, deinen Sohn,
unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen!
- Fürbitten14
Norbert Riebartsch (2024)
Herr Jesus,
du hast uns Freunde genannt. Wir denken an Menschen, die auch deine Freunde sind:
Schenke uns allen Zeichen deiner Nähe.
Wir bitten für die Menschen in Galiläa und dem Gaza Streifen, die um ihr Leben bangen.
Wir bitten für die Obdachlosen in unseren Städten.
Wir bitten für die Menschen, die Gewalt erleben mussten.
Wir bitten für die Kranken und jene, die sie pflegen.
Wir bitten dich für die Sterbenden auf ihrem Weg zu dir.
Noch viele andere kennst du als deine Freunde.
Du wirst bei ihnen sein.
Darauf vertrauen wir. - Amen.
Renate Witzani (2024)
Gott ist Liebe und alle, die sich seiner Liebe öffnen und sie mit anderen teilen, nennt er seine Freunde.
Im Vertrauen auf seine Freundschaft lasst uns ihn bitten:
Um eine Kirche, die Altgewohntes immer wieder neu überdenkt und sich mutig den Menschen und allem, was sie bewegt, stellt.
Um Menschen, die sich als Freunde allen Lebens erweisen und hoffnungsvoll an der Lösung der brennenden Probleme unserer Zeit mitwirken.
Um eine gesellschaftliche Wertschätzung aller, die ihre Geduld, Kraft und Zeit mit denen teilen, die am Rand unserer Gesellschaft stehen.
Um Dankbarkeit und Demut, dass wir uns als von dir Beschenkte uns selbst und den anderen in Liebe zuwenden dürfen.
Um die Hoffnung und Freude aus der Auferstehung, die schon heute unser Leben verändert und in der wir unserer Verstorbenen gedenken.
In Jesus hast du uns deine Liebe erfahrbar gemacht und uns mit neuem Leben erfüllt.
Durch ihn und mit ihm sei dir im Heiligen Geist Preis, Ehre und Dank jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
du hast gesagt, wir sollen einander lieben, wie Du uns liebst.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, denen der Dienst am Nächsten das Wichtigste in ihrem Leben ist:
Dass sie sich immer wieder deiner Liebe rückversichern können und daraus für ihr Tun Kraft schöpfen.
Für alle Menschen, die sich ungeliebt fühlen, die nie kennengelernt hat, wie es ist, wenn man geliebt wird, und die deshalb nicht in der Lage sind, selbst zu lieben:
Schicke ihnen Menschen, die ihnen glaubhaft zeigen, wie liebenswert sie sind.
Für alle Menschen, die sich auf den Weg in eine neue Heimat machen, weil Klimawandel, Terror, Krieg und Hoffnungslosigkeit es ihnen unmöglich macht, zu Hause zu bleiben:
Dass sie nicht nur auf Menschen stoßen, die sie ablehnen, sondern auch Begleiter finden, die sie um deines und ihrer selbst willen lieben.
Für unsere Gesellschaft, in der immer mehr Hass, Hetze und Spaltung die Oberhand bekommen und Menschen, die lieben, belächelt werden:
Schenke allen die Erkenntnis, dass nur Liebe ein tragfähiges Fundament für eine gute Zukunft sein kann.
Für alle Menschen, die in deiner Kirche nicht Liebe erfahren haben, sondern schweres Leid, die sexuell oder geistlich missbraucht wurden, für die deine Botschaft eine Drohbotschaft ist:
Lass sie erkennen, dass du die Liebe bist und willst, dass es jedem von uns gut geht.
Für alle Menschen, die an deiner Kirche verzweifeln, weil sie in ihr deine Botschaft nicht zu erkennen vermögen:
Lass sie Weggefährten finden, mit denen sie weiter gehen können auf ihrem Weg zu dir
Für unsere Verstorbenen:
Dass sie in unserer Liebe bleiben und bei dir leben in Ewigkeit.
Herr Jesus Christus,
wenn es uns gelingt, deine Liebe zu spüren und in deiner Liebe zu bleiben, können wir mitbauen am Reich Gottes.
Wir danken dir für dein Zutrauen. - Amen.
Manfred Wussow (2021) - Lass uns in deiner Liebe bleiben
Gott erkennen wir nur in seiner Liebe.
Aber er schenkt sie uns und wir erkennen ihn.
Wir sind Freunde Jesu.
Lasst uns für die Menschen, für die Welt, für den ganzen Kosmos beten:
Heute denken wir an alle Menschen, die „ja“ sagen zu Kindern,
mit ihnen wachsen und ihre Wege mit Liebe mitgehen.
Wir bitten dich: Lass uns in deiner Liebe bleiben
In Coronazeiten müssen viele Familien Distanzunterricht und Homeoffice unter einen Hut bringen. Oft stoßen Menschen an Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit.
Weltweit werden Familien auseinandergerissen. Viele Kinder sind alleine auf der Flucht. Viele leben auf der Straße.
Im Internet und in menschlichen Beziehungen macht sich Verrohung breit. Hass und Hetze vergiften das Zusammenleben.
Selbst im Weltraum fliegt menschlicher Schrott. Das Wetter reagiert auf Klimaveränderungen. Eine Erde, die ausgebeutet wird, wehrt sich.
Deine Liebe umfasst die ganze Schöpfung.
Uns Menschen hast du deinen Geist eingehaucht,
das Leben.
Hilf uns zu bewahren, was du uns anvertraut hast.
Lass uns in deiner Liebe bleiben.
Renate Witzani (2021)
Jede Liebe wie auch die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind ist Ausdruck der Liebe Gottes. Sie verkündet uns Jesus in seiner Person und seinen Worten.
Durch ihn lasst uns den Vater bitten:
Für deine Kirche, dass sie sich in der Kraft des Heiligen Geistes auf die anderen christlichen Konfessionen hin öffnet und das Gemeinsame vor das Trennende stellen kann.
Für alle Frauen, die gerade jetzt durch ihre beruflichen und familiären Belastungen an ihre Grenzen stoßen.
Für alle Mütter, die heute beschenkt werden und so die Bedeutung, die sie für ihre Familie haben, erfahren.
Für alle Jugendlichen, die sich auf den Empfang der Firmung vorbereiten, dass sie sich im Sakrament vom Heiligen Geist reich beschenkt fühlen.
Für alle Verstorbenen, für die Jesus aus Liebe den Tod überwunden hat.
Vater! Dir dürfen wir alle unsere Bitten anvertrauen.
In der Kraft des Heiligen Geistes danken wir dir und loben dich jetzt und allezeit. - Amen.
Johannes-Michael Bögge (2018)
Gott zeigt uns seine Nähe in Jesus Christus, seinem Sohn und unserem Bruder. Wir bitten ihn:
Für unsere Welt, die so friedlos ist. Schenke den Mächtigen dieser Erde Einsicht, damit sie suchen, was dem Frieden dient.
Gott, du unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns!
Für deine Kirche auf Erden, die sich immer noch in vielen Konfessionen aufspaltet. Lehre die Christen einen liebevollen Umgang miteinander, damit etwas von dieser Liebe aufleuchte in der Welt.
Gott, du unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns!
Für die Einsamen. Lass ihnen Menschen begegnen, die ihnen in Liebe helfen und nahe sind.
Gott, du unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns!
Für uns alle. Mache uns zu Menschen nach deinem Bild, zu Nachfolgern Jesu auf den Wegen des Friedens, der Liebe und der Versöhnung.
Gott, du unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns!
Für unsere verstorbenen Schwestern und Brüder, die uns vorangegangen sind im Glauben und in der Hoffnung auf ein Leben im Lichte Gottes.
Lass sie teilhaben am himmlischen Festmahl.
Gott, du unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns!
Gott unser Vater, du hast uns beauftragt, die Botschaft der Liebe an unsere Mitmenschen weiterzugeben. Verbunden mit dir in Jesus Christus kann uns das gelingen.
Dafür danken wir. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Lasst uns Christus, der in seiner vollkommenen Liebe zu uns sein Leben hingegeben hat, bitten, dass wir uns als seine Freunde erweisen:
Für eine Kirche, in der sich alle willkommen fühlen und die so über Konfession und Religion hinausreicht.
Für eine Gesellschaft, die auf sozial Schwache Rücksicht nimmt und ihnen jene Hilfe anbietet, die sie befähigt, aufrecht und selbstständig durchs Leben zu gehen.
Für die vielen Menschen, die einmal erlittenes Unrecht nicht vergeben können und sich dadurch selbst ihrer Lebensmöglichkeiten berauben.
Für uns selbst, die wir in die Liebe Gottes hineingenommen sind und uns selbst aber sooft gegen diese Liebe entscheiden.
Für unsere Verstorbenen, dass ihre Hoffnung auf deine Nähe erfüllt wird.
Für seine Liebe, seine Erwählung und Freundschaft lasst uns Christus danken, preisen und ehren. - Amen.
Renate Witzani (2015)
Jesus wendet sich an jeden Einzelnen von uns als seine von Gott erwählten Freunde.
In diesem Klima der Wertschätzung und des Vertrauens dürfen wir gemeinsam beten:
Für eine Kirche, die im Bewusstsein dieser seiner Liebe lebt und auch so aneinander handelt.
Für die Menschen in Nepal, die ihre existenziellen Grundlagen und viele ihrer geistigen Zentren verloren haben, dass sie ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten können und Mut zu einem Wiederaufbau bekommen.
Für alle, die heute in ihrer Familie ihr Muttersein festlich begehen und für die, die für ihre Mütter dieses Fest vorbereitet haben.
Für uns selbst, dass wir mit Jesus in Glaube und Liebe verbunden das jeweils Richtige und Gute in den verschiedenen Situationen unseres Lebens erkennen und tun können.
Für unsere Verstorbenen und heute besonders für alle verstorbenen Mütter und Großmütter, deren wir in Liebe und dankbarer Erinnerung gedenken.
Jesus Christus! In deiner Liebe dürfen wir uns angesprochen, angenommen und geborgen fühlen.
Für deine Hingabe, der du bis zum Tod am Kreuz für uns treu geblieben bist, danken wir dir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
das Bemühen der Menschen um Liebe willst du mit deinem Beistand begleiten.
Wir bitten dich:
Für die Menschen, die sich aus dem Wege gehen:
Dass sie Möglichkeiten der Annäherung finden.
Jesus, du Freund der Menschen...
Für die Völker und Volksgruppen, die sich bekämpfen:
Dass sie dem Morden und der Gewalt ein Ende setzen.
Jesus, du Freund der Menschen...
Für die Kirchen und Gläubigen aller Religionen:
Dass sie einander in Achtung und Wertschätzung begegnen.
Jesus, du Freund der Menschen...
Für die Armen und Reichen, die Abgesicherten und Abhängigen:
Dass sie in Wohlwollen einander begegnen,
ohne Neid und mit der Bereitschaft zu teilen.
Jesus, du Freund der Menschen...
Für die Kranken und Behinderten:
Dass sie liebevoll alle Hilfe erfahren, die sie benötigen.
Jesus, du Freund der Menschen...
Für alle Verantwortlichen in den Kirchen, Staaten und in der Gesellschaft:
Dass sie ihr Amt als Dienst an den Menschen verstehen.
Jesus, du Freund der Menschen...
Für die Verstorbenen:
Dass sie von Christus in die Vollendung des Lebens geführt werden.
Jesus, du Freund der Menschen...
Herr Jesus Christus,
Wie dich der Vater liebt, so sehr liebst du auch uns.
Hilf uns, im Streben nach der Liebe zu dir und allen Menschen zu wachsen.
Darum bitten wir dich, Christus unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Herr Jesus Christus,
du hast die Menschen mit Gottes Augen gesehen.
So ist in deinem Leben Gottes Liebe zu allen Menschen sichtbar und greifbar geworden.
Wir bitten dich:
Für alle, die unter Vorurteilen leiden:
Lass sie Menschen begegnen, die ihre Einzigartigkeit und Liebenswürdigkeit wahrnehmen.
Für die, deren Denken durch Vorurteile eingegrenzt ist:
Öffne sie für lebendige Begegnungen mit anderen, die ihnen fremd sind.
Für die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft:
Weite ihren Blick über Ländergrenzen hinweg für das Wohl aller Menschen.
Für unseren Gemeinde und die Kirche:
Lass uns lernen, über den „eigenen Kirchturm hinaus“ andere Menschen als Gottes geliebte Kinder zu sehen.
Herr Jesus Christus, du hast gesagt:
„Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“
Hilf uns, nach deinem Wort und Vorbild zu leben
in unseren alltäglichen Begegnungen und Beziehungen.
Darum bitten wir dich. - Amen.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Guter Gott,
du bist für uns wie ein guter Vater und eine liebende Mutter.
So kommen wir mit unseren Sorgen und Bitten zu Dir:
Schenke den Kindern und Erwachsenen, die keine Liebe um ihrer selbst willen erlebt haben, die Erfahrung, dass sie angenommen sind.
Lass den Flüchtlingen und Heimatlosen Menschen begegnen, bei denen sie sich willkommen und ein Stück zuhause fühlen können.
Schenke den Hoffnungslosen Begegnungen, die in ihnen wieder ein Fünkchen Hoffnung und Lebensfreude entfachen.
Gib uns Christen und den Verantwortlichen der Kirche die nötige Weite, nicht nur um innerkirchliche Probleme zu kreisen, sondern als erstes das Wohl der Menschen im Blick zu haben.
Guter Gott,
schenke allen Menschen ein erfülltes Leben als Deine geliebten Kinder.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Norbert Riebartsch (2012)
Herr Jesus,
du hast Freundschaft zu deinen Jüngern gesucht und gelebt.
Wir bitten dich:
Sei Du der Freund des Lebens
Wir bitten für jene,
die den Reichtum deines Wortes entdecken.
Wir bitten für uns,
die wir die Freundschaft zu dir suchen und leben wollen.
Wir bitten für alle,
die sich ab Mittwoch in Mannheim zum Katholikentag versammeln.
Wir bitten für unsere Mütter
um das, was sie jetzt brauchen.
Wir bitten für unsere verstorbenen Mütter
und alle Verstorbenen um die Zukunft bei Dir.
So vertrauen wir auf dich - jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Josef Stöckl (2012)
Gott, unser Vater,
dein Sohn Jesus Christus hat uns das Wort mit auf den Weg gegeben:
Nicht Knecht seid ihr, Freunde habe ich euch genannt.
Das gibt uns viel zu denken
und wir bringen dir unsere Bitten:
Für die Menschen, die einsam, verlassen sind
und keinen Freund haben, der zu ihnen steht.
Gott, unser Vater: Wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Kinder, die in diesen Wochen zur ersten hl. Kommunion gehen dürfen.
Für alle, die dein Angebot der Freundschaft ablehnen
oder sich darunter nichts vorstellen können.
Für uns alle, die wir die Freundschaft des Auferstandenen im Evangelium zugesprochen bekommen.
Für unsere lieben Verstorbenen, die wir ganz Dir anvertrauen.
Ja, Vater, höre unser Beten
durch Christus, unsern Bruder und Herrn. Amen
Hans Hütter (2009)
Gott und Vater,
dein Sohn Jesus Christus hat sich in der Liebe zu den Menschen aufgerieben.
Er ist nicht müde geworden, sie deine Liebe spüren zu lassen.
Daher bitten wir dich:
Für alle, die in eine unfreundliche und herzlose Umgebung hineingeboren worden sind.
Lass sie entdecken, wie sehr du deine Geschöpfe liebst.
Für alle, die dem Hass der Menschen ausgeliefert sind
und unter Krieg und Verfolgung leiden.
Führe sie zu Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit.
Für alle Menschen, die nach Liebe und Zuwendung hungern.
Zeige ihnen Wege, wie sie ihre Fähigkeit zu lieben entfalten
und ihren Hunger nach Liebe stillen können.
Für die jungen Menschen, die mit hohen Erwartungen Liebe, Beziehung und Partnerschaft suchen.
Lass sie an deinem Vorbild zu liebesfähigen Menschen heranwachsen.
Für alle Menschen,
denen wir über den Tod hinaus in Liebe und Dankbarkeit verbunden sind.
Schenke ihnen ewige Gemeinschaft mit dir.
Himmlischer Vater,
dein Sohn hat uns seine Freunde genannt.
Lass uns in dieser Freundschaft bleiben
und aus der Verbundenheit mit ihm und mit dir Frucht bringen. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Ostern 6 So: Reinige uns durch deine Gnade
Herr und Gott,
laß unser Gebet zu dir aufsteigen
und nimm unsere Gaben an.
Reinige uns durch deine Gnade,
damit wir fähig werden,
das Sakrament deiner großen Liebe zu empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - GG 10. Sonntag: nimm an, was wir darbringen
Herr, sieh gütig auf dein Volk,
das sich zu deinem Lob versammelt hat.
Nimm an, was wir darbringen,
und mehre durch diese Feier unsere Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 15. Sonntag: in deiner Liebe wachsen
Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung3
Norbert Riebartsch (2024)
Herr und Gott,
Jesus hat seinen Freunden Brot
und den Kelch mit Wein gegeben.
Er hat ihnen gesagt:
Es ist mein Fleisch und mein Blut.
Wir haben Brot und Wein vorbereitet.
Lass diese Gaben für uns zur Begegnung werden
mit deinem Sohn, der auch uns Freunde nennt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2021) - Du bist das Brot des Lebens
Brot und Wein, Herr, schenkst du uns,
Zeichen deiner Liebe.
Wie die Barmherzigkeit,
die uns mütterlich umfängt.
Sprich du das Wort, das alles neu macht.
Du bist das Brot des Lebens,
du bist der Kelch des Heils.
Komm, unser Herr!
Norbert Riebartsch (2012)
Gott des Lebens,
das Beispiel deines Sohnes war ein Zeichen:
Wer mit aller Liebe handelt, hilft zum Leben.
Lass uns in den Gaben nu erkennen,
wie du noch immer zum Leben stärkst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers:
Bis in den Himmel reicht deine Liebe, Herr,
bis zu den Wolken deine Treue (GL 40,1)
Guter Gott und Vater,
wir kommen zu dir, um dir zu danken und dich zu loben.
Wir preisen dich für die Liebe, die du uns Tag für Tag erfahren lässt.
In den Geboten, die du den Menschen ins Herz geschrieben hast,
zeigst du uns den Weg zu erfülltem Leben.
Kehrvers
Jesus von Nazareth hat uns in seinen Worten
und in seinem Umgang mit den Menschen gezeigt,
wie wir einander in Liebe begegnen und für einander da sein können.
Alle, die seine Nähe gesucht haben, hat er zu seinen Freunden gemacht
und in seine Liebe zu dir, guter Gott, hineingenommen.
Kehrvers
Im Vertrauen, dass du seine Liebe nicht vergeblich sein lässt,
hat er für seine Freunde das Leben hingegeben.
Du aber hast ihn von den Toten auferweckt und uns gezeigt,
dass deine Liebe nicht an der Grenze des Todes Halt macht.
Kehrvers
Seine Botschaft der Liebe hat die Grenzen überwunden,
die Menschen vor einander aufgerichtet haben.
Denn dir ist in jedem Volk willkommen, wer sich deiner Liebe öffnet.
Du hast auch uns berufen,
Jesus auf dem Weg der Liebe und Hingabe nachzufolgen
und uns aufzumachen und Frucht zu bringen.
Dafür loben und preisen wir dich und singen wir dir unseren Dank:
Danklied, z. B. GL 464: Gott liebt diese Welt.
- Präfation4
Messbuch - Präfation Sonntage 7: Der Gehorsam Christi und unsere Versöhnung mit Gott
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dein Gnade zu rühmen.
So sehr hast du die Welt geliebt,
daß du deinen Sohn als Erlöser gesandt hast.
Er ist uns Menschen gleich geworden
in allem, außer der Sünde,
damit du in uns lieben kannst,
was du in deinem eigenen Sohne geliebt hast.
Durch den Ungehorsam der Sünde
haben wir deinen Bund gebrochen,
durch den Gehorsam deines Sohnes
hast du ihn erneuert.
Darum preisen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ....
MB Sonntage 7
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 3: Jesus geht an keiner Not vorüber
Wir danken dir, treuer und barmherziger Vater,
für Jesus, deinen Sohn unseren Herrn und Bruder.
Seine Liebe galt den Armen und Kranken,
den Ausgestoßenen und Sündern.
An keiner Not ging er vorüber.
Sein Leben und seine Botschaft lehren uns,
daß du ein Gott bist, der sich der Menschen annimmt
wie ein Vater sich um seine Kinder sorgt.
Darum loben und preisen wir dich,
wir rühmen deine Güte und Treue
und verkünden mit allen Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 3
Messbuch - Präfation aus Hochgebet 4: Der alleinige lebendige und wahre Gott
In Wahrheit ist es würdig, dir zu danken,
heiliger Vater.
Es ist recht, dich zu preisen.
Denn du allein bist der lebendige und wahre Gott.
Du bist vor den Zeiten und lebst in Ewigkeit.
Du wohnst in unzugänglichem Lichte.
Alles hast du erschaffen,
denn du bist die Liebe
und der Ursprung des Lebens.
Du erfüllst deine Geschöpfe mit Segen
und erfreust sie alle mit dem Glanz deines Lichtes.
Vor dir stehen die Scharen der Engel
und schauen dein Angesicht.
Sie dienen dir Tag und Nacht,
nie endet ihr Lobgesang.
Mit ihnen preisen auch wir deinen Namen,
durch unseren Mund rühmen dich alle Gesschöpfe
und künden voll Freude das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Hochgebet 4
Messbuch - Präfation Osterzeit 4: Die Erneuerung der ganzen Schöpfung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater,
in diesen Tagen freudig zu danken,
da unser Osterlamm geopfert ist,
Jesus Christus.
Das Alte ist vergangen,
die gefallene Welt erlöst,
das Leben in Christus erneuert.
Darum preisen wir dich in österlicher Freude und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 4
- Einleitung zum Vater unser2
Norbert Riebartsch (2024)
Jesus hat uns von Gott und seiner Hoffnung für uns erzählt.
Er hat auch von einem vertrauten Gegenüber gesprochen.
An dieser Beziehung haben wir Anteil.
Daher beten wir:
Vater Unser…
Norbert Riebartsch (2012) - Einleitung zum Vater Unser:
Gott, du bist die Liebe.
Das erkennen wir und darauf bauen wir, wenn wir zu dir rufen:
Vater unser...
Einleitung zum Friedensgebet:
Herr, wenn wir deine Freunde sein dürfen,
dann lebt in uns auch etwas von dem Frieden,
den du bringen wolltest und oft gezeigt hast.
Wir wollen ihn in deinem Namen leben
und bitten dich deshalb:
Schaue nicht auf unsere Sünden...
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2024)
Herr Jesus,
wer dir Freund ist, erfährt etwas von deiner Kraft und deinem Frieden.
Wir wollen diese Erfahrung machen und bitten dich:
Herr Jesus Christus, du Auferstandener,
du Sieger über Sünde und Tod, schaue nicht…
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.
(Joh 15,12)
Oder:
Christus, spricht:
Es gibt keine größere Liebe,
als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
(Joh 15,13)
Oder:
Christus spricht:
Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt,
dass ihr Frucht bringt,
und dass eure Frucht bleibt.
(Joh 15,16)
- Schlussgebet4
Messbuch - SG Ostern 6 So: neu geschaffen für das ewige Leben
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch die Auferstehung Christi
neu geschaffen für das ewige Leben.
Erfülle uns mit der Kraft dieser heilbringenden Speise,
damit das österliche Geheimnis in uns reiche Frucht bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - SG 2. Sonntag: Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe
Barmherziger Gott,
du hast uns alle mit dem einen Brot des Himmels gestärkt.
Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe,
damit wir ein Herz und eine Seele werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 33. Sonntag: in der Liebe zu dir Christus nachfolgen
Barmherziger Gott,
wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt
und sein Gedächtnis begangen.
Die heilige Gabe,
die wir in dieser Feier empfangen haben,
helfe uns,
daß wir in der Liebe zu dir und unseren Brüdern
Christus nachfolgen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Herz Jesu Fest: Entzünde auch in uns das Feuer deiner Liebe
Herr, unser Gott,
du hast uns gestärkt mit dem Sakrament jener Liebe,
durch die dein Sohn alles an sich zieht.
Entzünde auch in uns das Feuer deiner Liebe,
damit wir in unseren Brüdern ihn erkennen und ihm dienen.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unsern Herrn.
MB Herz Jesu
- Gebet zum Abschluss4
Norbert Riebartsch (2024)
Gott und Vater,
am Ende des Gottesdienstes danken wir dir.
Wir haben neu gehört
und neu empfangen,
was uns Kraft geben kann.
Erhalte in uns, was du und geschenkt hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2021) - Segen für die Mütter
Wenn wir zusammenkommen, Herr,
begegnen wir den Geschichten, die du mit uns teilst,
Geschichten deiner Liebe.
Dass wir deine Freunde sind,
kommt einem Wunder gleich.
Wir bitten dich um deinen Segen
heute besonders für unsere Mütter,
für die Mütter unserer Kinder,
für die Mütter überall auf der Welt.
Behüte und begleite uns,
wenn wir arbeiten,
wenn wir feiern,
wenn wir uns streiten,
wenn wir wachen und beten.
Hilf uns, einander nicht zu verlieren
in Christus, der uns ausgesucht hat
für das Leben.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Guter Gott,
in diesem Gottesdienst hast du uns deine Liebe wieder neu zugesagt und spüren lassen.
Gib, dass wir auch anderen Menschen so, wie sie sind, liebevoll begegnen können.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
© Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 4/2012, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2012, S. 109-119.
Norbert Riebartsch (2012)
Du Gott der Liebe,
wir haben gehört, was uns Mut macht.
Wir haben empfangen, was uns Kraft gibt.
Wir haben auf uns wirken lassen, was uns aufgetragen ist.
Wir danken dir für all diese Dinge
und bitten dich um deine Hilfe, sie zu leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
- Segen3
Norbert Riebartsch (2024)
Es segne uns der Vater
für eine neue oder bestärkende Erfahrung mit ihm. – Amen.
Es segne uns Jesus
für ein Leben in Freundschaft mit ihm. – Amen.
Es segne uns Gottes Heiliger Geist,
auf dessen pfingstliche Gaben wir uns schon freuen. – Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes…
Beatrix Senft (2021)
Seid gesegnet,
wenn ihr in der Freude der Liebe erstrahlt
und meint, alles zu vermögen.
Seid gesegnet,
wenn die Wege eurer Liebe euch viel abverlangen.
Seid gesegnet,
wenn ihr mühsam neue Brücken der Liebe bauen müsst.
Seid gesegnet von dem Gott,
der der Inbegriff der Liebe ist
und sich uns schenkt
als Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Norbert Riebartsch (2012)
Gottes Liebe ist groß.
Sie lasse euch Segen spüren. - Amen!
Die Freundschaft mit Jesus trägt.
Er helfe euch, sie zu finden und zu vertiefen. - Amen!
In Gottes Geist kann wachsen,
was in unserer Zeit Spiegel für die Liebe aus dem Himmel ist. - Amen!
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
führe die Mütter unter Euch und alle
in eine Woche, des Vertrauens und des Lebens. - Amen.
Wage zu träumen
Wage zu träumen
von dir
und dem, was du nicht bist
wage zu träumen
von dir
wie du wirklich bist
Aus: Margit Bickel / Hermann Steigert, Wage zu träumen. Herder Verlag Freiburg 1982.
Mensch, ich hab dich gern
„Mensch, ich hab dich gern“ –
sag es weiter mit Worten oder ohne Worte.
Sag es mit einem Lächeln,
mit einer Geste der Versöhnung
mit einem Händedruck
mit einem Wort der Anerkennung
mit einer Umarmung
mit einem Kuss
mit einem Stern in deinen Augen.
Aus: Phil Bosmans; Vergiß die Freude nicht. Herder Verlag Freiburg – Basel – Wien 1976.
Segen für eine Freundin
Sei gesegnet mit Gottes Zärtlichkeit.
Sie berühre deine Schulter,
wenn du dir eine Auszeit nimmst
und dich selbst genießt.
Sei gesegnet mit Gottes Warmherzigkeit.
Sie stehe dir zur Seite,
wenn du für deine Kinder sorgst
und sie ins Leben begleitest.
Sei gesegnet mit Gottes Entschiedenheit.
Sie nehme dich an der Hand,
wenn du Beruf, Familie und Ehrenamt
miteinander verbindest.
Sei gesegnet mit Gottes Echtheit,
sie stärke deinen Rücken,
wenn du auf dein Inneres hörst
und mitteilst, was dich bewegt.
Sei gesegnet mit der Fülle des Segens
im Namen Gottes,
unserer Schwester
und Freundin.
Amen.
Christiane Bundschuh-Schramm in: Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP (Hrsg); Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag Ostfildern 2006.
Langjährige Freunde
Dank sei dir gesagt, oh Herr,
für diesen besonderen Menschen,
den ich schon so lange Freund nennen darf.
Lass deinen Segen auf ihm ruhen.
Füll du sein Leben mit deiner Güte.
Gieße Hoffnung in sein Herz.
Lass ihn durch deine Liebe wachsen
er sei von deiner Wahrheit umgeben
alle Tage seines Lebens.
Hilf uns, unsere Freundschaft
ein Leben lang bewahren zu können.
Aus: Thomas Schwartz; Segen voller Leben. Gute Worte für alle Tage. Herder Verlag Freiburg 2017.
Mit Christus in Freundschaft leben
Unser ganzes Ordensleben soll von der Freundschaft mit Gott seine Prägung erhalten. So werden wir Diener der Liebe Christi zu den Kranken. Wir suchen immer mit Christus in Freundschaft zu leben und sein Geheimnis in der Tiefe zu verstehen.
Aus der Ordensregel der Kamillianer.
Liebesgebot konkret
Vor kurzem wurde ich gefragt: Was ist eigentlich das, was Dich am Christ sein festhalten lässt? - Es ist die Liebe. Gottes Liebe, die so unendlich ist, dass wir sie uns gar nicht vorstellen können. Er liebt jeden einzelnen von uns, egal wer wir sind – und wir müssen gar nichts dafür tun.
Und dann geht es weiter: wenn wir erkennen, dass wir unendlich geliebt werden, dann müssen wir uns nichts beweisen, müssen wir nichts kompensieren, können wir einfach wir selbst sein.
Unser Auftrag: liebet einander, wie ich euch geliebt habe. Das allerdings ist deutlich schwerer, als es sich anhört. Aber wer sich geliebt weiß, der kann Liebe weitergeben. Liebe ist etwas, das ausstrahlt, hinausgeht in die Welt.
Wenn wir lernen, einander zu lieben (und zwar alle Menschen, nicht nur die, die uns genehm sind), dann wird die Welt ein freundlicherer Ort.
Ich weiß, es ist schon in der Familie schwer. Da ist die Schwester, die immer meinte, einen erziehen zu müssen, der Bruder, der alles besser weiß, man muss genau schauen, wer wieviel erbt, dass alles gerecht ist – wo soll da Liebe sein?
Und wie soll ich dann noch den Nachbarn lieben, der immer meckert, die Menschen, von denen ich mich übers Ohr gehauen fühle, die, die so gar nicht in mein Weltbild passen, die mich vielleicht auch negativ ansprechen? Ja, das ist schwer.
Vielleicht muss ich genauer hinsehen. Dann sehe ich vielleicht, dass die Schwester eigentlich nur will, dass es mir gut geht, dass der Bruder sich nicht genügend gewertschätzt fühlt, die Gerechtigkeit der Eltern eine andere ist, die sich nicht in Euro und Cent ausdrücken lässt.
Dann sehe ich vielleicht, dass der Nachbar einsam ist oder sich nicht gesehen fühlt. Dass die, die mich anpöbeln, gar nicht mich meinen, sondern ihren Frust loswerden müssen.
Wenn ich mich davon lösen kann, dass alles mit mir zusammenhängt, wenn ich vielleicht etwas neutraler hinschauen kann, dann merke ich, dass die Menschen durchaus liebenswert sind.
Und Fremde lieben? Nun, da ist es einfach. Ich lächele sie an. Meist lächeln sie zurück. Jemanden, der einen anlächelt, zu lieben, ist gar nicht so schwer. Oft muss ich mich nur liebenswürdig verhalten, dann bekomme ich ein solches Verhalten zurück.
Es lohnt sich, das auszuprobieren. Versuchen wir es. Denn wer es versucht, wird merken, es geht, vielleicht nicht immer, aber immer öfter.
Wenn es uns gelingt, die Menschen so zu lieben, wie Gott uns liebt, oder zumindest ein bisschen in die Richtung, dann wird die Welt heller werden. Wer sich geliebt fühlt, wird nicht so leicht hassen. Er muss es nicht, weil er merkt: ich bin gut so, wie ich bin.
Edith Furtmann 2024.
Auftrag Christi: Bleibt in meiner Liebe
Märtyrer des Glaubens: Würde auch ich mein Leben geben?
Der selbstverständliche Glaube eines französischen Polizisten und von 21 ägyptischen Kopten fordert heraus.
diepresse.com/home/meinung/kommentare/5398171/
Ist das Christentum gut oder böse ?
Das Christentum wird nur als Sammlung von Skandalen wahrgenommen, sagt Manfred Lütz. Im neuen Buch geht er ihnen auf den Grund.
„Wenn die christliche Geschichte tatsächlich so skandalbehaftet war, dann wäre es das Ende des Christentums.“ Manfred Lütz redet nicht lange herum. Mit seinem neuen Buch verspricht der Bestseller-Autor, der zugleich Psychiater und Theologe ist, seinen Lesern „spektakuläre Ergebnisse“ aus der Erforschung des Christentums.
Man kann bemängeln, dass die Ergebnisse nicht gar so spektakulär sind wie angekündigt. Dennoch ist eine dichte Auseinandersetzung mit den großen Missetaten der größten Weltreligion herausgekommen. Denn für Lütz wissen alle zu wenig darüber, Christen wie Atheisten, Verteidiger wie Kritiker, alle sitzen wir den vielen Klischees auf. Und so können wir eine entscheidende Frage niemals beurteilen: Taugt das Christentum noch als Fundament des modernen Europa?
kurier.at/wissen/ist-das-christentum-gut-oder-boese/400026772/
Wie christdemokratisch ist die EVP?
[…] Was bleibt an christdemokratischem Selbstverständnis in der EVP? Sie definiert sich selbst als „christdemokratisch“ sowie als „Partei der Mitte und rechten Mitte“ (EVP-Manifest 2012). Die grundlegenden Werte sind eindeutig den christlichen Soziallehren entnommen: an persönliche Verantwortung gebundene Freiheit, Chancengleichheit, Solidarität, Personalität, soziale Marktwirtschaft, die auf ökologischer Nachhaltigkeit beruht, Subsidiarität. […]
diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/5404906/
Pressebeiträge zum Thema christliche Werte, Christentum
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Aus: Erich Fried, Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte, Verlag Wagenbach, Berlin 1983.
Segen
Gott,
du segnest uns,
wenn wir froh sind,
wenn uns vieles gelingt,
wenn wir lachen und uns nicht mehr einkriegen können vor Lachen,
wenn wir das schöne Gefühl haben „Alles ist O.K.!“
Gott ,
du segnest uns,
wenn es uns schlecht geht,
wenn wir traurig sind und überhaupt nicht mehr weiter wissen,
wenn unser Herz so schwer ist, dass wir glauben:
„Ich kann mich nie mehr in meinem Leben über irgendetwas freuen!“
Gott,
du segnest uns,
wenn wir vor Wut platzen,
wenn wir uns selbst oder andere nicht mehr leiden können,
wenn wir das Gefühl haben „Das ist nicht fair!“
Gott,
du segnest uns,
wenn wir keine Wunder vollbringen,
wenn wir den Erwartungen anderer nicht entsprechen,
wenn wir der ganzen Welt entgegen rufen möchten:
„Das bin ich nicht und so werde ich nie sein!“
Gott,
du segnest uns,
wenn wir ängstlich sind,
wenn wir schwach sind,
wenn wir glauben „Das schaffe ich niemals!“
Gott,
du segnest uns,
wenn wir auf die Nase fallen,
wenn was nicht so läuft und das Ergebnis einfach nur mies ist,
wenn wir nur noch schreien wollen: “So ein Mist!“
Manchmal spüren wir deine Nähe, manchmal nicht.
Gott,
du gehst mit uns.
Wir sind dir nicht egal.
Das ist gut so.
Amen.
© Ute Josten
Es gibt dich
Dein Ort ist
wo Augen dich ansehn
Wo die Augen treffen
entstehst du
Von einem Ruf gehalten
immer die gleiche Stimme
es scheint nur eine zu geben
mit der alle rufen
Du fielest
aber du fällst nicht
Augen fangen dich auf
Es gibt dich
weil Augen dich wollen
dich ansehn und sagen
dass es dich gibt
Aus: Hilde Domin, Gesammelte Gedichte, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1987
Der Segen meines Großvaters
Wenn ich an den Freitagnachmittagen nach der Schule zu meinem Großvater zu Besuch kam, dann war in der Küche seines Hauses bereits der Tisch zum Teetrinken gedeckt. Mein Großvater hatte seine eigene Art, Tee zu servieren. Es gab bei ihm keine Teetassen, Untertassen oder Schalen mit Zuckerstückchen oder Honig. Er füllte Teegläser direkt aus einem silbernen Samowar. Man musste zuerst einen Teelöffel in das Glas stellen, denn sonst hätte das dünne Glas zerspringen können. Mein Großvater trank seinen Tee auch nicht so, wie es die Eltern meiner Freunde taten. Er nahm immer ein Stück Zucker zwischen die Zähne und trank dann den ungesüßten heißen Tee aus dem Glas. Und ich machte es wie er. Diese Art, Tee zu trinken, gefiel mir viel besser als die Art, auf die ich meinen Tee zu Hause trinken musste.
Wenn wir unseren Tee ausgetrunken hatten, stellt mein Großvater stets zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Dann wechselte er auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Manchmal sprach er diese Worte laut aus, aber meist schloss er einfach die Augen und schwieg. Dann wusste ich, dass er in seinem Herzen mit Gott sprach. Ich saß da und wartete geduldig, denn ich wusste, jetzt würde gleich der beste Teil der Woche kommen.
Wenn Großvater damit fertig war, mit Gott zu sprechen, dann wandte er sich mir zu und sagte: "Komm her, Neshumele." Ich baute mich dann vor ihm auf und er legte mir sanft die Hände auf den Scheitel. Dann begann er stets, Gott dafür zu danken, dass es mich gab und dass Er ihn zum Großvater gemacht hatte. Er sprach dann immer irgendwelche Dinge an, mit denen ich mich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte, und erzählte Gott etwas Echtes über mich. Jede Woche wartete ich bereits darauf, zu erfahren, was es diesmal sein würde. Wenn ich während der Woche irgendetwas angestellt hatte, dann lobte er meine Ehrlichkeit, darüber die Wahrheit gesagt zu haben. Wenn mir etwas misslungen war, dann brachte er seine Anerkennung dafür zum Ausdruck, wie sehr ich mich bemüht hatte. Wenn ich auch nur kurze Zeit ohne das Licht meiner Nachttischlampe geschlafen hatte, dann pries er meine Tapferkeit, im Dunkeln zu schlafen. Und dann gab er mir seinen Segen und bat die Frauen aus ferner Vergangenheit, die ich aus seinen Geschichten kannte - Sara, Rahel, Rebekka und Lea -‚ auf mich aufzupassen.
Diese kurzen Momente waren meiner ganzen Woche die einzige Zeit, in der ich mich völlig sicher und in Frieden fühlte. In meiner Familie von Ärzten und Krankenschwestern rang man unablässig darum, noch mehr zu lernen und noch mehr zu sein. Da gab es offenbar immer noch etwas mehr, das man wissen musste. Es war nie genug. Wenn ich nach einer Klassenarbeit mit einem Ergebnis von 98 von 100 Punkten nach Hause kam, dann fragte mein Vater: "Und was ist mit den restlichen zwei Punkten?" Während meiner gesamten Kindheit rannte ich unablässig diesen zwei Punkten hinterher. Aber mein Großvater scherte sich nicht um solche Dinge. Für ihn war mein Dasein allein schon genug. Und wenn ich bei ihm war, dann wusste ich irgendwie mit absoluter Sicherheit, dass er Recht hatte.
Mein Großvater starb, als ich sieben Jahre alt war. Ich hatte bis dahin nie in einer Welt gelebt, in der es ihn nicht gab, und es war schwer für mich, ohne ihn zu leben. Er hatte mich auf eine Weise angesehen, wie es sonst niemand tat, und er hatte mich bei einem ganz besonderen Namen genannt - „Neshumele", was "geliebte kleine Seele" bedeutet. Jetzt war niemand mehr da, der mich so nannte. Zuerst hatte ich Angst, dass ich, wenn er mich nicht mehr sehen und Gott erzählen würde, wer ich war, einfach verschwinden würde. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, dass ich auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelernt hatte, mich durch seine Augen zu sehen. Und dass einmal gesegnet worden zu sein heißt, für immer gesegnet zu sein.
Aus: Rachel Naomi Remen, Aus Liebe zum Leben. Geschichten, die der Seele gut tun, © Arbor Verlag, Freiburg im Breisgau 2002.
Die Liebe
Die Liebe
ist langsam im Urteilen und verurteilt nicht,
bejaht den anderen nicht nur um seiner Leistung willen,
will dem anderen das Beste,
kann auch andere Meinungen gelten lassen,
ist unendlich geduldig,
nörgelt nicht, wo es dem anderen nichts hilft,
kritisiert nicht hinter dem Rücken,
sagt ein offenes Wort, wo es sein muss,
taktiert nicht um des eigenen Vorteils willen.
Die Liebe glaubt alles - hofft alles - hört nie auf!
Aus: Elmar Simma "Hätte aber die Liebe nicht" Gedanken, Impulse, Geschichten für sozial Engagierte und die Caritas-Arbeit heute , Ott-Müller-Verlag, Salzburg, Wien.
Selig, die ihr Herz offenhalten
Selig, die ihr Herz offenhalten
als Raststätte für gepeinigte
und für Selbstsichere,
für Spötter und für Beter,
für Verzweifelte und für Starke.
Selig, die Spannungen aushalten,
die sich nicht mit Schwarzweißmalerei begnügen.
Selig, die sich um Gemeinsamkeit
von Wissen und Glauben bemühen.
Selig, die eine Brücke bauen
zwischen den Religionen.
Selig, die Kulte und Riten
mit Leben erfüllen.
Selig, die es wagen,
frei mit Gott zu reden.
Selig, ja selig die Ausgelaugten, die Leeren,
die von Gott erfüllt werden können.
Selig, die nach Worten ringen
und keine bequemen Lösungen anbieten können.
Selig, die erkennen,
dass es nichts gibt,
was nicht zwei- oder mehrfach deutbar ist.
Selig, die in keiner Ideologie daheim sind,
denn diesen Heimatlosen
gehört das Reich Gottes!
Aus: Martin Gutl "In vielen Herzen verankert", Styria-Verlag 2004, www.styriapichler.at
Miteinander wohnen
Freundschaft leben
einen Ort zu haben
wo ich loslassen darf
sein mit meinen dunklen Seiten
meinem Bedürfnis nach Angenommensein
Freundschaft leben
kein Bild voneinander machen
Entfaltungsmöglichkeiten bestärken
im Spiel der Zuwendung.
Aus: Pierre Stutz; 50 Rituale für die Seele. Verlag Herder Freiburg 2001.
Segen am Tag
Gott, ich möchte mich wandeln.
Doch an einem einzigen Tag
kann ich kein anderer Mensch werden.
Ich will gut sein.
Lass mich mit einer guten Tat beginnen.
Ich möchte froh sein
lass mich die kleinen Dinge,
die am Wegesrand liegen, sehen.
Hilf mir,
dass ich mein Herz
für dich und für die Menschen öffnen kann.
Hilf mir,
dich in meiner Welt zu sehen
und zu finden.
Segne mich
für diesen Tag.
Aus: Rainer Bareis; Segen. Du bist gesegnet! Segenswünsche, Segensgebete. Kehl Sadifa Media 2007.
Du gestaltest uns mit deinen Händen
Du hast den Menschen erschaffen nach Deinem Bild
Du lässt uns werden, wer wir sind
Du gestaltest uns mit Deinen Händen:
wie ein Töpfer
Lehm knetet -
zerbrechlich
wie eine Bäckerin
Brot formt -
vergänglich
wie eine Hebamme
zum Leben verhilft -
menschlich
Angela Berlis in: Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegund Keul, Aurelia Spendel OP (Hrsg); Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag Ostfildern 2006.
So wie die Liebe dich krönt, so kann sie dich auch kreuzigen
Wenn dich die Liebe ruft, so folge ihr,
auch, wenn ihre Wege schwer und steil sind.
Und wenn ihre Flügel dich umfassen,
gib ihr nach, auch wenn das Schwert
in ihrem Gefieder versteckt
dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube ihr,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerstört,
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
So wie die Liebe dich krönt,
so kann sie dich auch kreuzigen.
So wie sie dein Wachstum begünstigt,
so ist sie auch für dein Beschneiden.
So wie die Liebe emporsteigt in deine Höhe
und deine zartesten Äste liebkost,
die in der Sonne zittern,
so wird sie hinabsteigen in deine Wurzeln
und sie erschüttern,
während sie die Erde festhalten.
Aus: Der Prophet von Khalil Gibran. Herder Verlag, Freiburg 2002.
Ehe oder Lebensabschnittspartner?
Ein letzter Punkt, auf den ich noch kurz eingehen möchte, ist die Liebe. Vielleicht bin ich in dieser Beziehung etwas zynisch, aber ich glaube nicht, dass man sich ein Leben lang lieben kann. Darauf bin ich durch meine Eltern gekommen. Die haben sich aneinander gewöhnt. Liebe? Nein, die herrscht wohl nicht mehr. Dadurch kann ich aber einen Seitensprung gut verstehen: das Gefühl des Verliebtseins ist unheimlich schön. Und stark. Kein Wunder, dass manche Menschen zu regelrechten "Beziehungsjunkies" mutieren! Ist dieses starke Gefühl des Verliebtseins weg fackelt man nicht lange, sondern sucht sich einen neuen Menschen, in den man sich velieben kann.
Eigentlich ist es schade, dass so viele Menschen ihren Glauben an die Ehe verloren haben. Für mich ist sie nach wie vor ein Symbol der Sicherheit und Geborgenheit. Auch ich will irgendwann heiraten. Aber ich mache mir keine Illusionen: ich rechne mit mindestens einer Scheidung in meinem Leben. Ich finde das nicht so schlimm, hoffe aber, dass die Sache nicht zu schmutzig ablaufen wird. (Man kann sich ja friedlich scheiden lassen oder einander das Leben schwer machen.)
Nur mit einem Lebensabschnittspartner zusammen leben möchte ich nicht. Ich sehe die Ehe als ein Zeichen: "He, seht her, wir gehören zusammen! Vielleicht nicht für immer, aber für eine lange Zeit!"
www.kopfchaos.ch/geschichten/aufsaetze-und-wettbewerbe/ehe-oder-lebensabschnittspartner.html
Aufgerichtet durch die Liebe
Dem tieferen Grund
nicht mehr ausweichen können
Kontrolle aufgeben müssen
angewiesen sein auf Hilfe
weil der letzte Atemzug sich ankündigt
Aufgerichtet werden
hingelegt werden
sich ausbreiten können
in der eigenen ganzen Verletzlichkeit
endlich nicht mehr stark sein müssen
Getragen werden
in Momenten tiefster Bodenlosigkeit
aufgefangen werden
beim Hinausfallen aus festen Rollen
befreit zum tieferen Selbst
Hinabsteigen
in die Fülle des Nichts
hineinsterben
in die Begegnung der Liebe
die alles neu ausrichtet
Aus: Pierre Stutz, Die Lebendigkeit der Seele entdecken. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2007.
Unvergleichbar lieb
Ich habe Gott noch nicht gesehen.
Doch wenn er deine Schönheit ausgesonnen hat,
dann muss er unvorstellbar schön sein.
Ich habe Gott noch nicht gehört.
Doch wenn er dir den Klang der Stimme gab,
dann muss sein Sprechen eine Wohltat sein.
Ich habe Gott noch nicht entdeckt.
Doch wenn er dich erfunden hat,
dann muss er unbegreiflich gut sein.
Ich habe Gott noch nicht bewiesen.
Doch wenn er dir die Kraft zur Liebe gab,
dann muss er unvergleichbar lieb sein.
Ich habe Gott noch nicht berührt.
Doch wenn er dich und mich mit seiner Hand beschützt,
dann soll er bitte immer unser Wegbegleiter sein.
Herkunft unbekannt
Beziehungskrisen als Ausdruck eines Entwicklungsvorgangs
Zu den grundlegenden Regeln, die für die menschliche Sexualität und Intimität gelten, gehört auch, daß Paare in bestimmte typische Krisensituationen geraten. Diese Krisen sind für die Partner eine Chance, ihr Liebesleben zu bereichern, in ihrer persönlichen Entwicklung voranzukommen und ihre Zufriedenheit mit der Beziehung zu steigern.
Mit anderen Worten, hinter Beziehungskrisen verbirgt sich mehr, als unsere verkürzten Vorstellungen von einer Paarbeziehung das nahelegen. Denn manche Beziehungskrisen sind in Wirklichkeit gar keine »Probleme« oder gar Anzeichen einer »Fehlentwicklung«. Vielmehr handelt es sich um ganz normale Aspekte einer Paarbeziehung, auf die wir durch unsere wirklichkeitsfremden Überzeugungen nicht gebührend vorbereitet sind. Krisen sind Ausdruck eines zentralen Entwicklungsvorgangs, der in jeder Paarbeziehung von Bedeutung ist - der Differenzierung. (Ich werde diesen Begriff gleich erläutern.) Die Art und Weise, wie Sie den Prozeß der Differenzierung bewältigen, gibt Ihrer Beziehung ihre typische Prägung. Den Situationen, in denen Ihre Differenzierungsfähigkeit gefordert ist, können Sie gar nicht entgehen - entscheidend ist, was Sie daraus machen.
Wie kommt es, daß wir nicht verstehen, wie Sexualität und Intimität in Paarbeziehungen tatsächlich funktionieren? Eigentlich ist das nicht weiter verwunderlich, denn wir haben uns ja nie wirklich darum bemüht. Erst in den letzten Jahren haben Sexualtherapeuten und Paartherapeuten ernsthafte Versuche unternommen, Brücken zwischen ihren Arbeitsfeldern zu schlagen und zu erforschen, wie Sexualität und Intimität in dem komplexen System einer Paarbeziehung zusammenwirken. Das ist keine leichte Aufgabe, denn Paartherapie und Sexualtherapie gehen von ganz verschiedenen Grundannahmen und Begriffen aus, die oft im Widerspruch zueinander stehen.
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Die Pionierleistung einer Integration von Sexual- und Paartherapie liegt darin, daß sie einen Weg eröffnet, die Sexualität als Werkzeug der persönlichen Reifung zu nutzen. Bislang zielte die Sexualtherapie vor allem darauf, Funktionsstörungen und Libidomangel zu beheben. Wenn wir sexuelle Schwierigkeiten aber nur unter Aspekten wie Leistungsdruck, Wissenslücken oder Gehemmtheit betrachten, verbauen wir uns die Möglichkeit, sie für unser inneres Wachstum zu nutzen. Die meisten Beziehungsprobleme sind nicht durch das Erlernen von Fertigkeiten und Techniken zu lösen, sondern durch Reifungsschritte.
Aus: David Schnarch, Die Psychologie sexueller Leidenschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2006 (7. Auflage).
Liebe und Narzissmus
Für den narzißtischen Menschen ist nur er und was ihn betrifft ganz real; was außerhalb ist, was andere anbelangt, erscheint ihm nur oberflächlich für seine Wahrnehmung als real. Anders gesagt: Die Außenwelt ist nur für seine Sinne und für seinen Verstand real, aber nicht in einem tieferen Sinne, für sein Fühlen oder für sein Verstehen. Das, was außerhalb ist, interessiert ihn nur insofern, als es ihn betrifft. Er hat keine Liebe, kein Mitgefühl, kein rationales, objektives Urteil. Der sehr narzißtische Mensch hat eine unsichtbare Mauer um sich erstellt; er ist alles, die Welt ist nichts - oder vielmehr: er ist die Welt.
(Vom Haben zum Sein, 153)
Viele Menschen versuchen, ihren Narzißmus zu verstecken, indem sie sich besonders bescheiden und demütig geben. Oder sie verstecken ihren Narzißmus in einer subtileren Weise und beschäftigen sich mit religiösen, okkulten oder politischen Angelegenheiten, die den Anschein erwecken, über die Privatinteressen hinauszugehen.
(Vom Haben zum Sein, 154)
Auch die Liebe zwischen Mann und Frau hat oft narzißtische Züge. Ein in eine Frau verliebter Mann kann seinen Narzißmus auf sie übertragen, nachdem sie »die Seine« geworden ist. Er bewundert und verehrt sie oft auf Grund von Eigenschaften, die er auf sie über-tragen hat. Nur weil sie ein Teil seiner selbst geworden ist, wird sie zum Träger außergewöhnlicher Eigenschaften.
(Seele des Menschen, 206)
Seelische Gesundheit hat für mich mit der Überwindung des Narzißmus zu tun oder, um es positiv zu formulieren, mit dem daraus resultierenden Erreichen von Liebe und Objektivität, mit der Überwindung der Entfremdung, mit dem daraus resultierenden Identitäts- und Unabhängigkeitserleben, mit der Überwindung der Feindseligkeit und der dar-aus folgenden Fähigkeit zu einem friedvollen Leben und schließlich mit dem Erlangen von Produktivität, die die Überwindung der archaischen Phase des Kannibalismus und der Abhängigkeit bedeutet.
(Pathologie der Normalität, 113)
Aus: Erich Fromm, Worte wie Wege. Herausgegeben und eingeleitet von Rainer Funk. Herder Verlag, Freiburg Basel Weine 1992.
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Wolfgang Jungmayr (2003)
Gabi Ceric (2000)