Das Reich Gottes ist dort, wo Menschen seinen Werten und Gesetzen Raum geben. Jesus hat für das Reich Gottes gekämpft, jedoch nicht mit Waffengewalt. Er wollte den Einfluss Gottes auf die Menschen ausweiten. Dafür musste er sein Leben lassen. Dennoch ist durch ihn die Welt anders geworden.
Herr im eigenen Reich
Als Schüler habe ich einmal gelesen, wie ein Jugendlicher sein eigenes Zimmer beschrieben hat. Mehrmals bezeichnete der Jugendliche sein Zimmer als sein Reich. Damit meinte er offensichtlich. In den vier Wänden seines Zimmers ist er sein eigener Herr. Hier bestimmt er, was erlaubt ist, was nicht. Der Jugendliche beschrieb, wie er sein Zimmer eingerichtet hat. Er erklärte, welche Bilder an der Wand hingen, wo und wie die Möbel seiner Meinung nach zu stehen hatten. In seinem Zimmer fühlte er sich wie ein König! Wer möchte nicht in ähnlicher Weise "sein eigenes Reich" besitzen und sich wie ein "König" zu fühlen? Das kann das eigene Büro sein. Mitbrüder, die eine Pfarrei leiten oder ein Projekt bezeichnen das gerne auch als das eigene Reich.
Jesu Reich
Christkönig - Jesus spricht im Evangelium von seinem Königtum, von seinem Reich. Es ist nicht von dieser Welt. Es braucht kein Militär. Niemand braucht dafür mit Gewalt zu kämpfen und sein Leben lassen. Das Reich von Jesus zeitlich nicht eingegrenzt. Gott möchte, dass sein Reich zu allen Zeiten besteht. Es ist auch nicht auf ein bestimmtes Gebiet eingegrenzt. Denn alle Menschen sind eingeladen, in diesem Reich zu leben. Der Gründer meines Ordens, Franz Pfanner, hat das so ausgedrückt: "Unser Missionsgebiet ist ein Stück vom Reiche Christi, und das hat keine Grenzen!" An diesen Worten spüren wir: Es ist ein anderes Reich, von dem Jesus spricht. Es hat andere Gesetze.
Dar Reich Gottes
"Dein Reich komme, dein Wille geschehe!" So lässt Jesus uns im Vater Unser beten. Das Reich Gottes ist dort, wo Menschen nach dem Willen Gottes suchen. Das Reich Gottes ist dort, wo das, was Gott gesagt hat, das, was Jesus gepredigt und gelebt hat, entscheidend ist für das Leben der Menschen, für mein persönliches Leben. Was Jesus gesagt hat, das soll mich beherrschen.
Wer beherrscht mich?
Ich habe bei Einleitung des Gottesdienstes gesagt: Vieles kann uns beherrschen. Das kann unsere gute Stellung und Position in der Gesellschaft sein. Dann versuche ich alles, um meine Stellung zu halten. Meine ganzen Gedanken kreisen nur noch um meinen Beruf, meinen Besitz. Ich lasse mich gefangen nehmen von meinen Sorgen, ja nicht abzusteigen, ja nicht in die Armut zu verfallen. Ein Sportler kann in Gefahr geraten, sich von seinem Ehrgeiz beherrschen zu lassen. Alles ordnet er dem Sport unter. Dabei kann er sogar langsam, aber sicher mit Doping seinem Körper schaden. Wer beruflich erfolgreich sein möchte, geht gerne auch über Leichen. Ich kann mich von Menschen beherrschen lassen. Es ist ein Unterschied, ob mich ein Mensch führt, ob er mir hilft, mich zu entwickeln und mir meine Freiheit lässt oder ob mich ein Mensch für seine Zwecke gebrauchen, mich von ihm abhängig machen, ja missbrauchen will. Wir brauchen Menschen, die führen und leiten, aber wir sollen und dürfen ihnen nicht hörig sein. Wenn Gott in meinem Leben, in allen Lebensbereichen herrscht, dann bekommt alles, was unser Leben ausmacht, sei es Beruf, Familie, Freunde, seine Wichtigkeit, die es braucht.
Jesus ist unser wahrer und echter Herrscher. Das wichtigste ist dabei die Liebe zu Gott, zum Nächsten und auch zu sich selbst. Wo ich mich darum mühe, dort wird mein Reich, mein Leben, das ich mir aufbaue, immer mehr zu seinem Reich. Je mehr ich seinen Willen suchen im Leben, umso mehr zeige ich: Ich gehöre zu seinem Königtum, zu seinem Reich.
Wessen Werte gelten in meinem Reich?
In seinem Reich gibt es andere Werte, andere Rangordnungen. Stehen in den menschlichen Gesellschaften die Starken, die Erfolgreichen oben, bei Jesus sind es gerade die Ärmsten, die am Rande stehen, am unteren Ende der Skala. "Von den Medaillengewinner sprechen alle, sie stehen auf dem Treppchen und werden gefeiert, doch was ist mit den anderen. Haben die sich nicht auch gemüht?" So ein Mitbruder von mir. Heinrich Böll hat einmal gesagt: "Selbst die allerschlechteste christliche Gesellschaft würde ich den Vorzug geben gegenüber der besten heidnischen Welt, weil in ihr immer noch Platz ist für die Menschen, für die es in vielen Gesellschaften keinen Platz gibt: die Bettler, die Behinderten, Die Blinden, die Obdachlosen..."
Gott und seine Gebote, seine Liebe bestimmen das Leben der Menschen. Sicher gibt es keine heile Welt. Die Welt sähe anders aus, würden alle die Gebote Gottes ernst nehmen. Die Welt sieht Gottes Wirken oft nicht. Es gibt Menschen, die fragen: Was ist denn in der Welt anders geworden durch Jesus. Ich glaube, so einiges. Gott wirkt in den Menschen, die ihr Leben nicht allein - ohne Gottes Liebe zu beachten - aufbauen und leben. Es ist viel Segensreiches entstanden. Gott wirkt dort, wo Menschen ihm erlauben, über das Leben zu herrschen.
Weil Jesus sein Reich Gottes in unseren Herzen errichten wollte, darum musste er sterben. Das Evangelium erzählt uns einen Ausschnitt aus dem Verhör vor Pilatus. Das Verhör endete mit dem Tod von Jesus am Kreuz. Dennoch: Christus ist Sieger, Christus ist König, Christus ist Herr in Ewigkeit. Er ist vom Tod erstanden. Lassen wir das Reich unseres Lebens immer mehr in sein Reich umwandeln.
Lorenz Walter Voith (2000)
Gabi Ceric (1997)