Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 11. Jun. 2023 - 10. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Hos 6,3-6
Lesung aus dem Buch Hoséa.
Lasst uns den Herrn erkennen,
ja lasst uns nach der Erkenntnis des Herrn jagen!
Er kommt so sicher wie das Morgenrot;
er kommt zu uns wie der Regen,
wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.
Was soll ich mit dir tun, Éfraim?
Was soll ich mit dir tun, Juda?
Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen
und wie der Tau, der bald vergeht.
Darum habe ich durch die Propheten zugeschlagen,
habe sie durch die Worte meines Mundes umgebracht.
Dann wird mein Recht hervorbrechen wie das Licht.
Denn an Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern,
an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.
Die Perikope ist die Fortsetzung eines Bußliedes, welches sich in Hos 6,1-3 findet. Der letzte Vers des Bußliedes ist zugleich der Anfang unserer Textstelle. Das Volk will zu Gott zurückkehren und so seine Rettung erfahren - das ist der Inhalt des Bußliedes.
Darauf erfolgt die Antwort Gottes, vermittelt durch den Propheten. Gott will anstatt äußerer Handlungen der Verehrung und Umkehr lebendige Beziehung, die in der Tiefe des Herzens wurzelt und der damit keine Oberflächlichkeit anhaftet.
Antwortpsalm - Ps 50,7-8.12-15
Kv: Wer den rechten Weg beachtet, der schaut Gottes Heil. – Kv
Oder: GL 53,1
„Höre, mein Volk, ich rede. /
Israel, ich bin gegen dich Zeuge, *
Gott, dein Gott bin ich.
Nicht wegen deiner Opfer rüge ich dich, *
deine Brandopfer sind mir immer vor Augen. – (Kv)
Hätte ich Hunger, ich brauchte es dir nicht zu sagen, *
denn mein ist der Erdkreis und seine ganze Fülle.
Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen *
und das Blut von Böcken trinken? – (Kv)
Bring Gott ein Opfer des Dankes *
und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!
Ruf mich am Tage der Not; *
dann rette ich dich und du wirst mich ehren.“ – Kv
2. Lesung - Röm 4,18-25
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Gegen alle Hoffnung
hat Abraham voll Hoffnung geglaubt,
dass er der Vater vieler Völker werde,
nach dem Wort:
So zahlreich werden deine Nachkommen sein.
Ohne im Glauben schwach zu werden,
bedachte er, der fast Hundertjährige,
dass sein Leib
und auch Saras Mutterschoß schon erstorben waren.
Er zweifelte aber nicht im Unglauben an der Verheißung Gottes,
sondern wurde stark im Glauben,
indem er Gott die Ehre erwies,
fest davon überzeugt,
dass Gott die Macht besitzt, auch zu tun, was er verheißen hat.
Darum wurde es ihm auch als Gerechtigkeit angerechnet.
Doch nicht allein um seinetwillen
steht geschrieben: Es wurde ihm angerechnet,
sondern auch um unseretwillen,
denen es angerechnet werden soll,
uns, die wir an den glauben,
der Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat.
Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben,
wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt.
Martin Leitgöb (2005)
Es geht um den Zusammenhang von Glaube und Rechtfertigung. Nicht durch die Erfüllung der Gesetze und aufgrund eigener Leistung wird der Mensch gerecht vor Gott, sondern allein durch den Glauben. Der Glaube Abrahams, um den es exemplarisch geht, war Hoffnung wider alle Hoffnung. Er richtete sich ganz auf Gott selbst, und er war personal. Wer ohne Vorbehalt zu Gott Ja sagt, zu dem sagt auch Gott Ja, der ist gerecht. Höhepunkt der Rechtfertigung des Menschen durch Gott ist die Auferweckung Jesu von den Toten.
Ruf vor dem Evangelium - Jes 61,1
Halleluja. Halleluja.
Der Herr hat mich gesandt,
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen
und den Gefangenen die Freiheit zu verkünden.
Halleluja.
Evangelium - Mt 9,9-13
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen
und sagte zu ihm: Folge mir nach!
Und Matthäus stand auf
und folgte ihm nach.
Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war,
siehe, viele Zöllner und Sünder kamen
und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.
Als die Pharisäer das sahen,
sagten sie zu seinen Jüngern:
Wie kann euer Meister
zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?
Er hörte es
und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes,
sondern die Kranken.
Geht und lernt,
was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!
Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen,
sondern Sünder.
Christiane Herholz (2005)
Zuerst wird die Berufung des Matthäus erzählt. Mt verändert den Namen "Levi", den er bei Mk vorfand, in "Matthäus". Warum? Handelt es sich um zwei Namen des gleichen Mannes? Dagegen spricht, dass es äußerst ungewöhnlich ist, dass ein Mann zwei aramäische Namen hat. Handelt es sich um zwei verschiedene Personen? Es könnte sein, dass Mt den seiner Gemeinde eher unbekannten Levi durch den der Gemeinde bekannteren Jünger Matthäus ersetzt, der zum Zwölferkreis gehört. Der Zwölferkreis spielte sichtlich für Mt eine Rolle. Warum wählte Mt dann aber Matthäus aus? Hatte sein Name symbolische Bedeutung oder spielte er in der Region eine besondere Rolle? Wenn er in der Region eine besondere Rolle gespielt haben sollte, warum weiß Mt so wenig von ihm? Warum musste er ihn dann mit einer "fremden" Berufungsgeschichte in Verbindung bringen? So liegt die Vermutung näher, dass man von Matthäus noch wusste, dass er Zöllner war und dass deshalb dieser Name verwandt wurde. Dass Mt selbst dieser Matthäus war, ist nicht möglich, weil dem Abschnitt das MkEv zugrunde liegt. Die Zuschreibung des Evangeliums an einen "Matthäus" erfolgte später, vielleicht in Verbindung mit Mt 9:9.
Nach der Berufungsgeschichte wird davon erzählt, dass Jesus im Haus am Tisch liegt. Welches Haus gemeint ist, geht aus dem griechischen Text nicht hervor. Wem das Haus gehört, interessiert Mt nicht. Lk hingegen schafft in seiner Version des Textes einen eindeutigen Bezug zu Levi, indem er in Lk 5:19 berichtet, dass Levi Jesus zu einem Festmahl einlädt. So hat die spätere kirchliche Auslegung auch die Textparallele bei Mt verstanden.
Schließlich wird die Konfrontation zwischen den Pharisäern und Jesus geschildert. (Die Frontstellung der Schriftgelehrten gegenüber Jesus war Thema in Mt 9:3-6.) Der Kontakt mit Zöllnern und Sündern machte kultisch unrein und war daher nach der Ansicht der Pharisäer zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund ist es auch bemerkenswert, dass Jesus den Zöllner Matthäus in seine Nachfolge beruft! In der Antwort Jesu wird ein positives Arztbild überliefert. Das ist insofern interessant, als Ärzte vielen Juden suspekt waren, weil sie potentiell kultisch unrein waren. Mt fügt ein Hosea-Zitat ein (Hosea 6:6), das nicht so recht passt, weil vom Opfer vorher gar nicht die Rede war. Nur implizit ergibt sich ein Bezug, nämlich dann, wenn man bei "Opfer" an den Kult denkt, der Reinheit voraussetzt, und der gerade dann nicht möglich ist, wenn man mit kultisch Unreinen Kontakt hatte.
Wie ist die Gegenüberstellung von "Opfer" und "Barmherzigkeit" zu deuten? Handelt es sich um eine absolute Antithese, dann hieße das, dass das jüdische Zeremonialgesetz nun nicht mehr gelten soll. Das entspricht aber nicht der matthäischen Theologie. Eher ist zu vermuten, dass die griechische Wendung im Sinne einer dialektischen Negation komparativisch zu deuten ist, d.h. gemeint wäre dann: "Barmherzigkeit will ich mehr als Opfer." So verstand es Hosea selbst, das Targum und die zeitgenössische jüdische Exegese. So entspricht es auch der matthäischen Theologie. Mt deutet Hosea 6:6 im Sinne eines ganzheitlichen Gehorsams. Liebe und Barmherzigkeit sollen das Leben prägen. Und nur unter diesem Vorzeichen ist der Kult gottgewollt. Das Hosea-Zitat ist für Mt so wichtig, dass er es in 12:7 noch einmal wiederholt.
Die Aussage im letzten Vers ist in erster Linie christologisch zu verstehen. Das heißt, hier macht Mt deutlich, wer Jesus ist. Er deutet das Verhalten Jesu gegenüber den Zöllnern und Sündern im Lichte des Alten Testamentes. Jesus erfüllt das Gebot der Propheten. Erst in zweiter Linie ist das Zitat paränetisch zu verstehen. So wie Christus barmherzig ist, sollen auch die Menschen barmherzig sein.
Auch Unvollkommene sind willkommen
Erschöpfung
Vor einiger Zeit machte ein WhatsApp-Video die Runde, das einlädt, sich vorzustellen was wir mitgemacht hätten, wenn wir im Jahr 1900 geboren worden wären. 2 Kriege, die Spanische Grippe, Hunger, Zusammenbrüche, und wirklich existenzielle Entbehrungen. Und heute beklagen wir uns wegen Teuerungen, Lieferproblemen, Arbeitskräftemangel, dabei haben wir Strom, Handy, meist ein sicheres Dach über dem Kopf und vieles mehr. So betrachtet können wir nur zufrieden sein, in dieser Zeit zu leben, und dankbar dafür sein. Ich denke, das ist eine Sichtweise die sicher hilfreich ist, wenn wir zu viel Jammern und uns selbst bemitleiden. Sie kann uns auch ermutigen die Lebensfreude nicht gleich zu verlieren.
Diese Sichtweise, soll uns aber nicht daran hindern, hinzuschauen was uns heute buchstäblich fertig macht. Ich nenne es die sehr verbreitete Erschöpfung. In vielen Berichten und Gesprächen der letzten Wochen ist sie durchgeklungen. Bei Politikern genauso wie bei Selbständigen, ArbeitnehmerInnen und Arbeitslosen. Wie müde und erschöpft viele Menschen sind, kriegen wir oft gar nicht mit. Da bleibt vieles unter der Decke. Das wahrzunehmen erfordert ein genaues Hinschauen und Mitgefühl.
In einem Evangeliumsabschnitt heißt es: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; Denn sie waren müde und erschöpft, wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mt 9,36). Diese müden und erschöpften Menschen findet Jesus in nächster Umgebung, es heißt, bei den verlorenen Schafen des Hauses Israel, also bei den eigenen Leuten, man kann auch sagen in der eigenen Familie. Das fordert Jesus heraus, ihnen will er die frohe Botschaft vom Kommen des Reiches Gottes verkünden. Eine sehr schwierige Aufgabe zu der Jesus seine Jünger da einlädt. Unter den Seinen, in nächster Umgebung, in der eigenen Familie Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten, das ist keine leichte Sache. Aber die Jünger stellen sich dieser Aufgabe, genauso wie es viele Väter heute tun.
Sie sind keine Zauberer, sie legen Hand an, sie geben ihr Bestes. Sie stellen sich den Anforderungen der modernen Arbeitswelt, sie schaffen Wohnraum für die Familie, sie sorgen sich um Kinder und bemühen sich um eine gute Beziehung in der Partnerschaft.
Erschöpfte Väter
Um ein guter Vater zu sein, braucht man die Einstellung die uns Jesus, im heutigen Evangelium, nahelegt: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“. Was Väter gerne geben, brauchen sie nicht vorzurechnen. Viele Väter geben aber so viel, dass sich ihre Kräfte erschöpfen. Sie sind erschöpft. Sie fühlen sich überfordert, als Partner, überfordert mit Erziehungsaufgaben, überfordert von den beruflichen Anforderungen, überfordert vom äußeren und inneren Druck, Karriere zu machen und außerdem noch Haus zu bauen und sonst noch überall zu funktionieren.
Manche rasten aus, wenn der Druck von allen Seiten zu hoch wird. Andere wählen den Rückzug in den Hobbyraum, in den Alkohol, ins Schweigen. Männer tun sich besonders schwer, sich Überforderung und Erschöpfung einzugestehen. Der Vatertag könnte ein Anlass sein, diesem Phänomen der Erschöpfung Aufmerksamkeit zu schenken. Muss die Berufsarbeit so stressig sein, wie viele sie erleben? Müssen wir so viel arbeiten um uns immer mehr leisten zu können? Dürfen Männer keine Gefühle zeigen? Müssen Männer sich so mangelhaft um ihre Gesundheit sorgen? Können Väter nicht mehr zuhause sein und das Familienleben teilen?
Dank den Vätern
Neben allen diesen Fragen soll uns der Vatertag aber eine Einladung sein, Danke zu sagen, dem eigenen Vater, dem Partner als Vater, den Vätern, die sich mit Kindern Mühe geben, die nicht ihre leiblichen sind. Ein Dank auch den Großvätern, den Paten, den Wahlvätern verschiedener Art, die oft den Vater ersetzen oder ergänzen. Ein Danke, auch all jenen, die sich politisch dafür einsetzen, dass aktives Vatersein erleichtert wird und weniger Überforderung mit sich bringt.
Um uns als Väter nicht selbst zu überfordern, mag auch ein Rat des Theologen Fulbert Steffensky hilfreich sein. Er sagt: „Es gibt ein Leiden, das durch überhöhte Erwartungen entsteht; die Erwartung, dass die eigene Ehe vollkommen sei; dass ich im Beruf völlig aufgehe; dass die Erziehung der Kinder vollkommen gelingt. Aber so ist das Leben nicht! Die meisten Beziehungen gelingen halb; man ist meistens nur ein halb guter Vater, ein halb glücklicher Mensch. Und das ist viel! Gegen den Terror der Vollkommenheit möchte ich die gelungene Halbheit loben.
Gegen den Terror der Vollkommenheit: gelungene Halbheit
Die Süße und die Schönheit des Lebens liegen nicht im vollkommenen Gelingen und in der Ganzheit. Schön, wenn wir gelegentlich mit unserer Liebe, mit der Freundschaft, mit unseren Lebensoptionen bis in die Nähe der Ganzheit kommen. Schön, wenn wir nicht im Zynismus und im Verrat der Wünsche ersticken! Aber das Leben ist endlich, nicht nur in dem Sinn, dass wir sterben müssen. Die Endlichkeit liegt im Leben selber: im begrenzten Glück, im begrenzten Gelingen, in der begrenzten Ausgefülltheit. Die große Leidenschaft kann sich auch im halben Herzen verstecken.
Das Evangelium dieses Sonntags berichtet von der Berufung des Matthäus. Die Frommen hatten an ihm vieles auszusetzen. Jesus beruft nicht Vollkommene. Er ruft "Zöllner und Sünder" in seine Nachfolge.
Auch wir können uns in allem, was uns überfordert und erschöpft, Gott anvertrauen und mit den Worten eines schönen Kirchenliedes bekennen und bitten:
Mit dir geh ich alle meine Wege,
mit dir bin ich alles was ich bin.
Enge, Weite, Nähe, Licht und Dunkel,
alles, Vater führt mich zu dir hin.
© Robert Bräuer, Diakon und Arbeiterseelsorger der Diözese Linz.
Gott will Barmherzigkeit, nicht Opfer
Opfer sollen gnädig stimmen
Opfer gibt es, seit es Religionen gibt. Schon immer haben Menschen etwas, das ihnen wichtig und wertvoll war, den Gottheiten dargebracht. Die Motive dafür waren Verehrung und Anbetung, Bitten, die die Gottheit erfüllen möge und Dank, wenn das Gebet erhört worden ist. Mit dieser Praxis wurde eine menschliche Erfahrung in Gott projiziert, nämlich, dass Geschenke einen anderen, meist höher gestellten Menschen, gnädig stimmen können und ihn oder sie geneigt machen, die eigenen Wünsche zu erfüllen und die eigenen Bedürfnisse zu stillen.
Diese Projektion ist sehr gefährlich, denn sie nährt die Überzeugung, dass man mit Opfern die Gottheit manipulieren kann, zu den eigenen Gunsten tätig zu werden. Dabei gilt, je größer die Bitte, desto wertvoller das Opfer.
Problematische Opfer
Der Prophet Hosea zeigt schon sehr früh - er lebte im 4. Jahrhundert vor Christus - auf, dass die jüdische Gottheit anders ist. Der Gott, an den das jüdische Volk glaubt, ist absolut frei und durch nichts, auch nicht durch Opfer, manipulierbar.
Aber er ist verlässlich in seiner Zuwendung, Güte und Barmherzigkeit. Drastischer kann man es für die Zeit des Hosea nicht sagen: Gottes Liebe ist so zuverlässig, wie der tägliche Sonnenaufgang und der Frühlingsregen, der die Erde fruchtbar macht.
Wenn aber Gott so ist, dann werden Opfer sinnlos. Denn es ist alles schon da, was wir von Gott erbitten, wir müssen es nur wahrnehmen und uns dafür öffnen.
Dabei manipuliert Gott die Naturgesetze nicht zu unseren Gunsten. Wenn wir leiden oder Verluste erfahren müssen, ist er da und bleibt er bei uns. Wo es möglich ist, wird er uns aus dem Leid führen, und wo nicht, stößt er uns die Türe zum ewigen Leben auf. Das ist seine letzte Trumpfkarte.
Wenn der Prophet sagt, dass Gott Liebe, Gotteserkenntnis und Barmherzigkeit möchte und keine Opfer, so bedeutet das, dass viele Wünsche und Bedürfnisse von Mitmenschen im Namen Gottes durch uns erfüllt und gestillt werden können und sollen.
Kehrseiten der Opferpraxis
Auch für Jesus spielt das Thema eine Rolle. Die Kehrseite hoher Opferbereitschaft zugunsten Gottes und besonderer Treue zu den Vorschriften und Geboten einer Religion ist oft die Ausgrenzung derer, die diese Gebote nicht erfüllen können oder wollen. In den Augen der Pharisäer sind sie daher Sünder und Sünderinnen.
Solche Menschen werden ausgegrenzt und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Jesus aber geht ganz bewusst auf diese Leute zu und baut Vertrauen und Gemeinschaft mit ihnen auf. Am deutlichsten kommt das in der Tischgemeinschaft zum Ausdruck. Diese Tischgemeinschaft schafft neue Beziehungen und kann zu Einsicht, Reue und Umkehr derer führen, die sich nicht korrekt verhalten haben. Jesus legt den Fokus auf die Barmherzigkeit Gottes, die man sich nicht durch Opfer erkaufen oder erarbeiten muss.
Änderungsbedarf
Dennoch geistert das Opfer bis in unsere Zeit in der religiösen Sprache herum. Ich werde meine Schmerzen aufopfern, sagen Leute, oder du musst halt ein Opfer bringen und auf dies oder das verzichten. Auch die Rede vom Tod Jesu als Opfer um unsere Sünden zu tilgen ist uns immer noch vertraut. Wenn aber Gott keine Opfer will, wie schon der Prophet sagt, dann müssen wir Jesu Tod anders deuten: als Hingabe seines Lebens, um seine Sendung, uns Gott nahe zu bringen, nicht zu verraten.
Auch die Ausgrenzung von Menschen, deren Lebenswandel kirchliche Vorschriften und Vorstellungen verletzt, ist immer noch verbreitet. Die kirchliche Lehre bestimmt, was richtig und falsch ist und wer sich nicht daran hält soll außen vor bleiben. Ich denke es ist sehr dringend, dass wir in der Kirche wieder auf diese Menschen zugehen, bis hin zur Tischgemeinschaft, im alltäglichen Bereich, aber auch bei der Messe.
Wenn wir tun, was Gott möchte, nämlich Liebe und Barmherzigkeit untereinander zu praktizieren, dann können wir Gott tiefer erkennen. Er ist mitten unter uns mit seiner Zuwendung und Güte, wir müssen uns nur dafür öffnen und daran glauben.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz
Gottesbegegnung und Nachfolge
Erkenntnis des Herrn
Wenn die Bibel ein Buch der Lebens- und Glaubenserfahrungen durch die lange Zeit der Geschichte ist, werden uns in diesen Texten Beispiele gebracht, was Erkenntnis bedeutet und bewirkt und was einen unerschütterlichen Glauben ausmacht, der zu Liebe und Barmherzigkeit führt.
Das Buch Hosea entstand in sehr dunklen Zeiten: Versagen der Könige und der Priesterschaft im 8. Jhdt. v. Chr. Kurz gesagt: Abfall vom Gottesglauben, und es entsteht Chaos. Die Assyrer erobern die nördlichen Nachbarländer bis auch das Nordreich Israel 722 v. Chr. unter ihre Herrschaft fiel. Innerhalb sehr kurzer Zeit gab es vier Königsmorde. Volk und Herrscher haben nicht erkannt, worauf es ankommt.
Der erste Satz dieser Stelle aus dem Buch Hosea ist sehr entscheidend und hat auch für uns Aktualität: „Lasst uns ihn [JHWH] erkennen, ja lasst uns nach der Erkenntnis des Herrn jagen.“ Das wäre auch für uns eine lebenslange Aufgabe. Was bedeutet das? Der Mensch schaut zwar, sieht aber nichts mehr, übersieht das Wesentliche, kann daher nichts erkennen. Er ist zugemüllt von all dem, was er erlebt. Reizüberflutung könnte man sagen. Wenn Sehen zur Erkenntnis führt, heißt das im Hebräischen auch „lieben“, sehen, aufeinander zugehen, den anderen wahrnehmen auch in seiner Gefühlswelt, in seinem nonverbalen außersprachlichen Gehabe.
Das führt weiter zum Verstehen, zur Vernunft. All das sind wesentliche Voraussetzungen für den Glauben. Wenn wir über unseren Glauben Auskunft geben sollen und auch darüber, was uns in so schwierigen Zeiten wie gegenwärtig - damals war es ebenso - hoffnungsfroh macht, dann wirkt Glaube nur überzeugend, wenn er menschlich, alltagstauglich, krisenfest, argumentativ belastbar und redlich ist. Dann kann man auch von einer persönlichen Heilsgewissheit sprechen. Die muss aber erst eingeübt werden. Christentum manifestiert sich in Christus selbst. Auf seine Stimme hören im Schweigen. Wir haben einen menschlichen und einen Heiligen Geist in uns. Dieser menschliche Geist soll mit dem göttlichen Geist zusammenwirken, so wie es Jesus vorgelebt hat. „Dein Wille geschehe!“
Selbsterkenntnis
Zuerst aber muss man mit sich selbst ins Reine kommen. „Erkenne dich selbst!“ Diesen Spruch des Philosophen Sokrates (469-399 v. Chr.) kann man über dem Eingang des Apollotempels in Delphi lesen. Wie ist dieses Zitat zu verstehen? Überprüfe deine Haltungen, deinen Lebensführung, deinen Umgang mit dir selbst: Machst du dich auf vielerlei Weise kaputt? Wie verkehrst du mit deiner Umgebung? Das alles hat Ignatius von Loyola (1491-1556) in seinen Exerzitien zur Sprache gebracht. Wieso bist du so aufgeregt? Ist es freudige Erregung, sind es hoffnungsfrohe Erwartungen oder bringen dich die Sorgen des Alltags aus der Fassung. Versuche Ordnung in deine Gefühls- und Gedankenwelt zu bringen, um zu guten Lebensentscheidungen zu kommen. Vertraue darauf, dass manchmal auch Unmögliches möglich wird, oft nicht gleich.
Glauben
Die zweite Lesung erinnert uns an Abraham als „Vater im Glauben“. Er erlebt, dass Unmögliches möglich wird. Staunen, Zweifel und Wunder (wundern) sind Teilaspekte des Glaubens. Wundern kann auch eine Form des Zweifels sein. Wer zweifelt, fragt nach, will begründen oder Begründungen hören. Unmögliches wird möglich. Die alte Sara bekommt ein Kind. Sara als Mutter Isaaks, überaltert, nicht vorstellbar.
Die Jünger werfen die Netze aus, fischen nichts, sind verzweifelt. Der (Zimmermann) Jesus hat doch vom Fischen keine Ahnung. Die Jünger haben vergeblich die Netze ausgeworfen. Auf Jesu Wort hin probieren sie es noch einmal. Dann war der Fischfang so ertragreich, dass die Netze zu zerreißen drohten. Sie kennen alle ausweglose Situationen: Schlag dir das aus dem Kopf, deine Berufsvorstellungen sind chancenlos. Du bist schon zu alt. Das alles ist nicht motivierend, bedrückend. Und doch gibt es unverhoffte Lichtblicke. „Wenn ein Traum, irgendein Traum sich nicht erfüllt, wenn die Hoffnung nicht mehr besteht, dann geht immer wieder die Sonne auf“, singt Udo Jürgens.
Begegnung, Umkehr, Nachfolge
Und im Evangelium der Aufruf: „Komm folge mir nach!“ Bei Mk 2,14 lesen wir, dass er auch Levit war, eigentlich ungeheuerlich, ein Levit, ein Tempeldiener, der dem Priester beim Gottesdienst assistierte, und einem damals verachteten Beruf nachging, einem Beruf, der auch von Korruption nicht frei war, du der so eine doppelbödige Lebenshaltung führte. Matthäus begegnet Jesus. Vielleicht haben sie schon beobachtet: Begegnungen ereignen sich fast immer mit einem kurzen fast unmerklichen Blickkontakt. Jemandem ins Antlitz sehen. Gott sieht Matthäus ins Antlitz. Diese Begegnung führt zu einer Veränderung in seiner Lebenshaltung.
Vielleicht nehmen Sie diese beiden Sätze mit hinein in Ihren Alltag: „Lasst uns nach der Erkenntnis des Herrn jagen“ und auch darüber nachzudenken, was der Satz für Sie bedeutet: „Komm folge mir nach!“
Ein väterlicher Gott
Barmherzigkeit aus Liebe zu den Menschen
Gerechtigkeit ist eine moralische Grundforderung des menschlichen Zusammenlebens und wird politisch auch oft eingefordert. Wer mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen zusammenarbeitet, sie näher kennen lernt, und sie vielleicht auch unterstützt, macht oft eine Erfahrung: Mit Gerechtigkeit allein kann man nicht immer alles klären und auflösen, es braucht Barmherzigkeit, um zu verstehen und helfen zu können. Jesus führt uns mit seiner Hinwendung zum Zöllner Matthäus von der Gerechtigkeit zur Barmherzigkeit. Sie erwächst aus seiner Liebe zu den Menschen.
Vatertag – persönlich
Heute ist auch Vatertag, damit verbinden wir oft Kinder, die ihren Vater beschenken und ehren. Doch wir alle haben einen Vater und sind eingeladen heute an ihn zu denken. Der Vatertag bietet die Chance auf unseren Vater zuzugehen, ihn zu besuchen, mit ihm Zeit verbringen, mit ihm reden. Wenn ihr Vater schon verstorben ist, ist der Vatertag ein guter Anlass sein Grab zu besuchen und für ihn zu beten, ihm zu danken für das Leben, dass er ihnen geschenkt hat.
Die Grundstimmung eines Gesprächs mit dem Vater soll immer die Güte sein, nicht nur am Vatertag. Ich liebe dich so wie du bist, das gilt für den Vater, aber auch für die Kinder. Vor dem Hintergrund der heutigen Texte können wir auch darüber nachdenken, ob mein Vater ein gerechter und auch ein barmherziger Vater ist oder war. Es gibt eine Sehnsucht des Menschen nach einem guten und barmherzigen Vater. Wir sehnen uns danach, bei ihm Geborgenheit und Liebe zu finden und eine gute Kindheit gehabt zu haben.
Manche von uns sind auch Väter. Für sie ist heute ein guter Tag zu überlegen, bin ich meinen Kindern ein guter und barmherziger Vater? Schenke ich meinen Töchtern und Söhnen genug Zeit, Geborgenheit und Liebe? Räume ich ihnen genügend Platz und Raum in meinem Leben ein?
Vatertag – gesellschaftlich
Das ist auch eine Frage an uns alle. Wir sehen heute, dass die Eltern noch weit mehr Unterstützung und Anerkennung für diese Aufgabe brauchen. Die Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf ist ein grundlegendes Thema für beide Elternteile. Besonders den Männern muss ermöglicht werden, ihren väterlichen Aufgaben nachzukommen. Jeder gute Vater hat den Wunsch, seinen Töchtern und Söhnen genügend Rüstzeug und Fähigkeiten für ein gutes Leben mitzugeben. Leider gab und gibt es noch immer die Ansicht, dass Härte und Strenge die besten Erziehungsmittel dafür sind. Eltern lehren ihrem Nachwuchs mehr als alle anderen Werte vor allem sich durchzusetzen. Heute wissen wir: Härte nimmt den Kindern ihren Selbstwert und schränkt ihr Leben ein. Liebe, Barmherzigkeit und Wertschätzung allein lassen in Mädchen und Buben genügend Selbstwert wachsen, damit sie gut leben können.
Väterlichkeit
Der Papst sagt zur Vaterschaft: Als Vater wird man nicht geboren, Vater wird man nicht, indem man ein Kind in die Welt gesetzt hat, sondern dadurch, dass man sich verantwortungsvoll um das Kind kümmert. Jedes Mal, wenn jemand die Verantwortung für das Leben eines anderen übernimmt, übernimmt er ihm gegenüber in einem gewissen Sinn Vaterschaft.
Wir dürfen auch Gott Vater nennen, er ist ein barmherziger Vater wie ihn Jesus in vielen Gleichnissen zeigt. Das Gleichnis vom barmherzigen Vater ist ein Bild für die Barmherzigkeit Gottes. Das Gleichnis zeigt uns das Spannungsfeld zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Früher wurde bei diesem Gleichnis vom verlorenen Sohn gesprochen.
Männer können ihre Väterlichkeit tiefer verstehen, indem wir auf Jesus schauen. Mitfühlen, begleiten, zulassen und führen, die Welt schöpferisch gestalten und für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit eintreten: Das sind Haltungen Gottes zu uns Menschen und zu unserer Welt. Jesus hat sie uns vorgelebt. Väter können ihre Väterlichkeit als Gleichnis und Zeichen für die Liebe Gottes leben. So eröffnen sie unseren Kindern eine wichtige Dimension über die Grenzen dieser Welt hinaus.
© Josef Muhr, Diakon mit Familie in der Diözese St. Pölten.
Jesus denkt und handelt anders
Jesus denkt und handelt anders; damals und wohl auch heute. Stimme ich dem Verhalten Jesu zu oder eher dem Verhalten der Pharisäer? Oder fühle ich mich in der Rolle der Sünder und Zöllner?
Was am Verhalten Jesu überrascht
Jesus erwählt einen Mann aus der verrufenen Gruppe der Zöllner zu einem seiner Apostel. Er kümmert sich nicht um das Gerede der Menschen. Er traut Matthäus zu, dass er ihm folgen kann.
Jesus isst mit den Zöllnern und Sündern. Er hält Tischgemeinschaft mit Menschen, die anständige und fromme Menschen meiden, um die Sünde nicht gutzuheißen und um nicht selbst von der Sünde angesteckt zu werden.
Jesus ist großzügig. Er setzt Zeichen, dass Gott allen Menschen nahe ist. Er sieht seine vorrangige Aufgabe darin, die Sünder zu rufen und die Kranken zu heilen. Er nimmt es in Kauf, dass sich gerade fromme Leute daran stoßen.
Was Jesus an Menschen, vielleicht auch an uns, stört
Jesus stört die Phantasielosigkeit. Wir haben oft zu wenig Phantasie, um an die Wandlungsfähigkeit von Menschen zu glauben.
Jesus stört die Eng- und Hartherzigkeit, die lieber sich selbst und anderen Opfer auferlegt, als barmherzig und großzügig zu sein.
Jesus stört zweifellos auch die Unbeständigkeit in der Liebe, die der Prophet Hosea Efraim und Juda vorwirft: "Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht". Nur die Liebe kann die Phantasielosigkeit und die Eng- und Hartherzigkeit überwinden.
Was will Gott von uns?
Gott will von uns die Gotteserkenntnis. Sie ist die Grundlage für unser Verhalten. "Lasst uns streben nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot, er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt."
Gott will von uns nicht Schlacht- und Brandopfer, nicht strenge Aszese, sondern Barmherzigkeit und Liebe. "Liebe will ich nicht Schlachtopfer" - "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer"
Gott will von uns die Überwindung der Angst und der Ängstlichkeit durch den Glauben an die Verheißungen Gottes und an die Rechtfertigung durch Jesus Christus (vgl. die zweite Lesung).
Wir bedürfen der Umkehr, um so großzügig und barmherzig wie Jesus zu werden. Voraussetzung für solches Verhalten ist die "Erkenntnis des barmherzigen Gottes, der zu uns kommt wie der Regen, wie der Frühregen, der die Erde tränkt."
Ganzheitliche Heilung
Diese Evangelienstelle enthält drei bedenkenswerte Punkte, an denen niemand in seinem Leben vorbeikommt:
1) die Berufung - der Beruf mit der Frage: Was soll aus dir werden, was gibt deinem Leben Sinn? Wohin führt dein Leben? Im Evangelium heißt es dazu kurz und bündig: "Folge mir nach!"
2) Dieser Gedanke spricht vom Mahl halten, vom Essen und Trinken. Es geht aber um mehr als um lebenserhaltende, immer wiederkehrende Maßnahme.
3)"Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!" Dieses Wort finden wir auch bei Mk. und Lk. Es klingt wie ein Allgemeinplatz, eine No-na-Feststellung. Das ist es aber nicht!
Was soll aus dir werden?
"Was soll aus dir werden, wohin führt dein Leben?" fragt Jesus den Zöllner. So kann man nur sprechen, wenn man Interesse am Menschen zeigt. Zöllner gehörten damals der unteren sozialen Schicht an, mussten Steuern einheben, und weil sie nicht staatlich fix besoldete Beamte waren, scheuten sie nicht davor zurück, die Bevölkerung auszupressen. Oft begingen sie auch Betrügereien, vielleicht auch, um selbst zu überleben. Was soll aus dir werden, wohin führt dein Leben? Berufung enthält die Sendung in bestimmte Aufgaben. Jesus will alle berufen, ohne Unterschied des sozialen Standes. Jeder Mensch hat ein göttliches Antlitz. Berufung und Beruf zeigen sich dort am schönsten, wo Talente, Begabung und Begeisterung - also im guten Geist- sich mit den Bedürfnissen der Welt kreuzen, wo sich Göttliches und Menschliches verbinden. Das ist gar nicht leicht, weil es in jedem Berufs- und Alltagsleben, aber auch in der Verkündigung der Frohen Botschaft Schwierigkeiten gibt. Berufung heißt auch, sich in den Dienst des Nächsten zu stellen, Beziehung aufzubauen.
Beziehung aufbauen
Damit sind wir beim zweiten Gedanken: Jesus tut das, indem er Tischgemeinschaft stiftet, weil "Essen und Trinken, Leib und Seele zusammenhält", so ein bekanntes Sprichwort und auf diese Weise Vertrauen geschaffen wird. Der Tisch ist d a s Kommunikationszentrum von alters her. Der Tisch steht als Symbol für Essen und Trinken, der Platz für Beziehungen und Gespräche aller Art. Deshalb nimmt auch der Altar einen wichtigen, unübersehbaren Platz ein. Hier versammeln sich Menschen zur Eucharistiefeier, zur Danksagung. Er ist im Lauf der Kirchengeschichte an die Wand gerückt worden. Seit der Liturgiereform auf dem II. Vatikanum hat man ihn wieder in die Mitte gerückt. Einige wollen ihn heute wieder an der Wand sehen. - Jesus zeigt bei den Festmählern und schon gar nicht beim Letzten Abendmahl seinen Tischgefährten den Rücken. Es darf und soll kein "Wenn und Aber" geben, Menschen vom Tisch des Herrn fernzuhalten durch Ordnungen, die den Wirklichkeiten des Lebens heute nicht mehr entsprechen. Die Kriterien, die heute Menschen vom Tisch des Herrn ausschließen, sind zu hinterfragen. Die "Rasenmähertheologie", die alles gleich stutzt, ist für die individuelle Lebenssituation des einzelnen nicht hilfreich.
"Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!"
Der dritte Punkt unserer Überlegungen. Diesen Satz finden wir auch bei Mk. und Lk. - Niemand ist gerne krank, zwischen Kranken und Gesunden gibt es eine große Bandbreite. Viele unserer Krankheiten haben psychosomatischen Ursprung. "Was kränkt, macht krank", sagt eine alte Volksweisheit. Eine der Krankheiten heute sind die vielen Beziehungswunden, die geschlagen werden, bewusst oder unbewusst. Wenn Sakramente, im Besonderen das der Eucharistie und der Schuldvergebung, heilende Wirkung haben, wenn sie Medizin sind, ist es dann richtig, diese heilende Wirkung gerade geschiedenen Wiederverheirateten vorzuenthalten? Petrus und Judas haben den Herrn verleugnet, Thomas war ein großer Skeptiker. Jesus hat sie nicht vom Tisch gewiesen. Der Ausschluss vom Gastmahl sollte erst mit der weiteren Entwicklung des Kirchenrechts Bedeutung gewinnen. Viele sprechen heute von einer hartherzigen Kirche im Vergleich zum vergebenden Jesus. Es gibt verschiedene Formen des Scheiterns. Wer aus Schwäche scheitert, braucht aber ganz dringend Hilfe- die "Medizin" des Sakraments- und nicht den Ausschluss. Die Überraschung nach dem Scheitern ist immer wieder die Vergebung, die Barmherzigkeit. "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!", hörten wir im Evangelium.
Wer freilich Sakramente dazu missbraucht, sie nur als "Aufputz" zu Festen zu sehen, wer lax ist, schließt sich genau genommen selber davon aus.
Jesus zeigt in diesem Evangelium, wie aus Taugenichtsen, aus wankelmütigen Menschen, aus Versagern großartige Christen werden.
Die Kirchen scheinen zurzeit mehr auf Gesetzestreue als auf Barmherzigkeit zu bauen. Zugegeben: Die Gratwanderung zwischen beiden ist schwierig. Mit diesem Evangelium weist Jesus darauf hin, dass jeder von uns Platz hat beim Tisch des Herrn, also im Reich Gottes. Gott schaut nicht nur dem Matthäus ins Herz, bringt ihn zur Umkehr. Gott wendet sich jedem auf seine persönliche Weise zu, hat mit jedem Erbarmen. Das ist die trostvolle Botschaft dieses Sonntags.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2023)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 142: Zu dir, o Gott, erheben wir
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 146: Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch
GL 216: Im Frieden dein, o Herre mein
GL 273: O Herr, nimm unsre Schuld, mit der wir uns belasten
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 361: Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Erden du, Herr Jesu Christ
GL 393: Nun lobet Gott im hohen Thron
GL 395: Den Herren will ich loben, es jauchzt in Gott mein Geist
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL Ö815: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt
Psalmen und Kehrverse:
GL 53,1: Hört auf die Stimme des Herrn, verschließt ihm nicht das Herz. - Mit Psalm 95 - VI
GL 518: Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung. - Mit Psalm 146 (GL 77,2) - VII
GL 639,3-4: Beim Herrn ist Barmherzigkeit, bei ihm ist Erlösung in Fülle - Mit Psalm 130 - II, oder mit Psalm 116 (GL 629,4)
GL 517: Der Herr vergibt die Schuld und rettet unser Leben - Mit Psalm 40 (GL 41,2) - IV
GL 561-2: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade - Mit Psalm 100 - V
- Einleitung1
Hans Hütter (2023)
Fremde zu integrieren, ihnen Platz und Lebensraum zu geben, fällt nicht immer leicht. Es fällt uns auch nicht leicht, mit Menschen Kontakt zu pflegen, die aus der Norm fallen, mit Menschen, denen das Leben arg zugesetzt hat; schon gar nicht, wenn sie selbst schuld daran sind.
Die Mahlgemeinschaft, die uns Christus anbietet, steht allen offen, die selbt für den Ruf Gottes offen sind. Christen verstehen sich als Schwestern und Brüder, als Kinder Gottes. Dies ist leichter gesagt als gelebt. Treten wir vor den Herrn und bitten wir ihn um die Kraft,
einander anzunehmen, wie er uns annimmt.
- Kyrie4
Gastautor*in (2023)
Herr, Jesus, du hast gemäß der Botschaft des Propheten Hosea gelebt und dich um Sünderinnen und Sünder gekümmert. Wir bitten dich:
Du willst Barmherzigkeit und Liebe, keine Opfer.
Herr erbarme dich unser.
Deine Treue ist verlässlich wie das Morgenrot und der Frühjahrsregen.
Christus, erbarme dich unser.
Unsere Liebe ist immer wieder wankelmütig, wie die Wolken, die ständig ihre Form verändern.
Herr, erbarme dich unser.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du hast die Menschen so wahr- und angenommen wie sie sind.
Herr, erbarme dich.
Du hast sie eingeladen mit dir Mahl zu halten
und sich für ihr Leben neu stärken zu lassen.
Christus, erbarme dich.
Du hast ihnen eine neue Sicht auf ihr Leben geschenkt
und sie aufgefordert dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus, du bist Gottes Sohn.
Herr, erbarme dich.
Für dich sind alle Menschen gleich.
Christus, erbarme dich.
Steh uns bei, damit auch wir das begreifen.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2008) - mit Zöllnern und Sündern
Herr, Jesus Christus,
du hast mit Zöllnern und Sündern Mahl gehalten.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich den Kranken und Ausgestoßenen zugewandt.
Christus, erbarme dich.
du hast uns vorgelebt, was es heißt "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer".
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG 10. Sonntag: erkennen, was recht ist
Gott, unser Vater,
alles Gute kommt allein von dir.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir erkennen, was recht ist,
und es mit deiner Hilfe auch tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
MB Die Bittmesse
Messbuch - TG Auswahl 10: du befähigst zu einem neuen Leben
Heiliger Gott.
Du hast deine Gemeinde zur Heiligkeit berufen.
Du befähigst uns schon in dieser Welt
zu einem neuen Leben.
Vergib uns,
wenn wir dennoch immer wieder versagen.
Sende uns deinen Geist
und laß uns erfahren,
daß du die Herzen der Menschen verwandelst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 10
- Eröffnungsgebet2
Sonntagsbibel (2021) - Vergebung und Gemeinschaft
Barmherziger Gott,
du schenkst uns Vergebung und Gemeinschaft
mit dir. Laß uns dein Handeln nachahmen
und Boten deiner Barmherzigkeit sein.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
auch heute lädts du uns wieder ein, dir zu folgen,
deinem Wort zuzuhören und mit dir Mahl zu halten.
An deinem Tisch sind wir willkommen,
mit allem was uns ausmacht.
Mache auch uns bereit,
unseren Mitmenschen offen und einladend zu begegnen
und durch unser Handeln
deine Botschaft von der Menschenliebe Gottes in die Welt zu tragen.
- Fürbitten4
Gastautor*in (2023)
Barmherziger Gott,
auf deine Liebe und Zuwendung können wir uns verlassen.
Deshalb bitten wir dich:
Für alle, die auf deine Liebe und Barmherzigkeit nicht vertrauen können.
Für alle, die glauben sich mit Opfern deine Hilfe und Fürsorge sichern zu können:
Für alle, die Menschen, welche kirchlichen oder gesellschaftlichen Normen nicht entsprechen, ausgrenzen.
Für alle, die von den Menschen Opfer verlangen, statt veraltete und überholte Vorschriften und Regeln zu ändern.
Für alle, die vorbehaltlos mit Menschen Gemeinschaft pflegen und sie auch zum Essen einladen.
Für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen.
Gott, auf deine Güte können wir zählen, wir vertrauen dir alles an was uns bedrückt und am Herzen liegt. – Amen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz.
Renate Witzani (2023)
Im Vertrauen auf Gottes rettende Zuwendung zu seiner ganzen Schöpfung lasst uns ihn bitten:
Hilf deiner Kirche in ihrem Vertrauen auf dich bei der Suche nach Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit.
Hilf uns dort aufeinander zuzugehen, wo notwendige Veränderungen und das Bewahren von Altbewährtem in unserer Gesellschaft schwer in Einklang zu bringen sind.
Hilf allen Vätern, in ihrer Sorge um das Wohl ihrer Kinder und Familien auf deinen Beistand zu vertrauen; besonders dann, wenn die Zukunft aussichtslos und ungewiss erscheint.
Hilf uns, zu unseren Schwächen zu stehen und um Hilfe bitten zu können, wo wir deiner Unterstützung bedürfen.
Hilf allen, die sich auf die Begegnung mit dir in ihrem Sterben vorbereiten und schenke ihnen die Gewissheit, dass du sie auffängst und rettest.
Im Vertrauen auf deine rettende Zuwendung stimmen wir mit der ganzen Schöpfung in das Lob deiner Herrlichkeit ein. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist gekommen, die Sünder zu rufen.
Wir bitten dich:
Durch die Taufe sind wir alle gleich geworden in dir.
Lass uns erkennen, dass niemand der bessere Christ, die bessere Christin ist, sondern dass wir alle deine Schwestern und Brüder sind.
Oft haben wir ein völlig falsches Bild von uns und unserem Weg mit dir.
Hilf uns, aus unserer Verblendung hinauszutreten und deinen Weg mit uns zu erkennen.
In der Welt herrschen unerträgliche Kriege, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine spüren wir sogar hier bei uns. Das macht uns so hilflos, weil wir nicht sehen, was wir tun können.
Steh uns bei, damit wir Klarheit gewinnen, wenn wir den richtigen Weg zum Frieden suchen.
Wir teilen gerne die Menschen, die bei uns in Europa Hilfe suchen, in verschiedene Klassen ein und maßen uns an, zu entscheiden, wer ein Recht darauf hat, zu uns zu kommen und wer nicht. Wir wollen möglichst keine Einbußen und nehmen in Kauf, dass Menschen an den Außengrenzen Europas jämmerlich sterben.
Lass uns erkennen, dass du für alle Menschen in die Welt gekommen bist und jeder Mensch ein Recht zu leben halt.
Du bist gekommen, die Sünder zu dir zu rufen.
Lass uns erkennen, dass auch wir deiner Hilfe und Barmherzigkeit bedürfen.
Für unsere Verstorbenen und für alle, die um sie trauern.
Herr Jesus Christus,
du kennst uns alle und weißt, wer wir sind und was wir brauchen. Du kümmerst dich um uns.
Dafür danken wir dir. – Amen.
Hans Hütter (2008) - an den Rand gedrängt
Herr Jesus Christus,
du hast ein offenes Herz für alle, die deine Hilfe brauchen.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen,
die an den Rand unserer Gesellschaft geschoben worden sind;
die Obdachlosen, die Alkohol- oder Drogensüchtigen
und für alle Verlierer der Modernisierung:
Lass sie Achtung erfahren
und in ihrer Menschenwürde wahrgenommen werden.
Für alle Menschen,
die von der raschen Entwicklung der Wirtschaft überrollt worden sind;
für alle, die ihre Begabungen nicht entwickeln können,
und für alle, die keine Wachstumschancen wahrnehmen können.
Schaffe ihnen gerechtere Lebensverhältnisse.
Für alle Menschen,
die sich in der Kirche und durch die Kirche an den Rand gedrängt fühlen;
für alle, die von den kirchlichen Normen überfordert sind,
und für alle, die ihre Lebensumstände
nicht an die kirchlichen Forderungen anpassen können.
Lass sie spüren, dass du sie liebst
und sie als deine Schwestern und Brüder respektierst.
Für alle Menschen,
die aus eigener Schuld oder unverschuldet in Kriminalität abgeglitten sind;
für alle, die aus der Notlage anderer Gewinn ziehen,
und für alle, die sich ohne Rücksicht auf die anderen durchsetzen.
Gib ihnen die Chance zur Umkehr.
Für alle Menschen,
deren Ruf geschädigt worden ist;
für alle, die sich verachtet fühlen,
und für alle, die durch die Medien zu Opfern öffentlicher Neugier geworden sind.
Lass sie Anerkennung und Respekt erfahren.
Du hast uns Kunde vom barmherzigen und gnädigen Gott gebracht.
Dir vertrauen wir uns an.
- Gabengebet3
Messbuch - GG 10. Sonntag: nimm an, was wir darbringen
Herr, sieh gütig auf dein Volk,
das sich zu deinem Lob versammelt hat.
Nimm an, was wir darbringen,
und mehre durch diese Feier unsere Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 31. Sonntag: die Fülle deines Erbarmens
Heiliger Gott,
diese Gabe werde zum reinen Opfer,
das deinen Namen groß macht unter den Völkern.
Für uns aber werde sie zum Sakrament,
das uns die Fülle deines Erbarmens schenkt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 31. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 4: er erfülle uns Lobgebet mit seiner Hingabe und Liebe
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat uns versprochen,
er werde in unserer Mitte sein,
wann immer wir in seinem Namen versammelt sind.
Er selber erfülle das Lobgebet,
das wir über Brot und Wein sagen,
mit seiner Hingabe und Liebe.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswahl 4
- Lobpreis1
Hans Hütter (2023)
Kehrvers:
Danket dem Herrn, denn er ist gütig,
denn seine Huld währt ewig. (GL 558)
Guter und barmherziger Gott,
dir gebührt Dank und Lobpreis
und wir haben allen Grund, dir Dank zu sagen,
denn du bist ein Gott, der die Schwachen in Schutz nimmt.
Kehrvers
Wir danken dir, weil du uns durch die Propheten gelehrt hast,
dass du Liebe willst und nicht Schlachtopfer,
Gotteserkenntnis statt Brandopfer.
Kehrvers
Wir danken dir, denn du hast dich deines Volkes erbarmt,
als es von unterjocht, versklavt und ausgebeutet wurde,
du hast dich deines Volkes angenommen,
als es in Gefangenschaft verschleppt wurde.
Kehrvers
Du hast immer wieder Geduld mit den Menschen gehabt hast,
wenn sie von deinen Wegen abgewichen sind
und deinen Bund gebrochen haben.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth bist du den Verlorenen nachgegangen.
Er hat die von der Gemeinschaft des Volkes Ausgeschlossenen
in die Mitte gestellt, ihnen Schutz gewährt und mit ihnen Mahl gehalten.
Kehrvers
Schwache und sündige Menschen hat er in seine Nachfolge gerufen
und ihnen die Sorge für das Reich Gottes anvertraut.
Darum preisen dir dich und singen wir mit der ganzen Kirche dein Lob.
Danklied, z. B. Nun saget Dank und lobt den Herren (GL 385)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 3: Jesus geht an keiner Not vorüber
Wir danken dir, treuer und barmherziger Vater,
für Jesus, deinen Sohn unseren Herrn und Bruder.
Seine Liebe galt den Armen und Kranken,
den Ausgestoßenen und Sündern.
An keiner Not ging er vorüber.
Sein Leben und seine Botschaft lehren uns,
daß du ein Gott bist, der sich der Menschen annimmt
wie ein Vater sich um seine Kinder sorgt.
Darum loben und preisen wir dich,
wir rühmen deine Güte und Treue
und verkünden mit allen Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 3
Messbuch - Präfation Sonntage 3: Die Rettung des Menschen durch den Menschen Jesus Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem,
was du an uns getan hast:
Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit
zu Hilfe gekommen und
hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn
Rettung und Heil gebracht
aus unserer menschlichen Sterblichkeit.
So kam uns aus unserer Vergänglichkeit
das unvergängliche Leben
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den
Chören der Engel das Lob
deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 3
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen,
nicht die Gerechten.
(Mt 9,13)
Oder:
Christus spricht:
Lernt, was es heißt:
Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer
(Mt 9,13)
Oder:
Laßt uns streben nach Erkenntnis,
nach der Erkenntnis des Herrn.
(Hos 6,3)
- Schlussgebet6
Messbuch - SG 10. Sonntag: befreie uns von allem verkehrten Streben
Barmherziger Gott,
die heilende Kraft dieses Sakramentes
befreie uns von allem verkehrten Streben
und führe uns auf den rechten Weg.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 33. Sonntag: in der Liebe zu dir Christus nachfolgen
Barmherziger Gott,
wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt
und sein Gedächtnis begangen.
Die heilige Gabe,
die wir in dieser Feier empfangen haben,
helfe uns,
daß wir in der Liebe zu dir und unseren Brüdern
Christus nachfolgen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Auswahl 3: wir waren Gäste am Tisch deines Sohnes
Allmächtiger, gütiger Gott,
wir waren Gäste am Tisch deines Sohnes,
und er war der Herr unseres Mahles.
Laß uns dereinst zu ihm gelangen,
der uns auf dem Weg durch den Tod
in die Herrlichkeit vorausgegangen ist,
unser Herr Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 3
Messbuch - SG 14. Sonntag: in der Danksagung verharren
Herr,
du hast uns mit reichen Gaben beschenkt.
Lass uns in der Danksagung verharren
und einst die Fülle des Heils erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 1 Fr: Gemeinschaft mit dir
Herr, unser Gott,
das heilige Sakrament, das wir empfangen haben,
reinige uns von der alten Schuld.
Es richte uns wieder auf
und schenke uns die Gemeinschaft mit dir,
in der wir das Heil finden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Freitag der 1. Fastenwoche
Messbuch - SG Auswahl 8: in der Kraft dieser Speise unseren Weg zuversichtlich gehen
Ewiger Gott,
in dieser Opferfeier hast du uns gestärkt
mit dem Fleisch und Blut deines Sohnes.
Laß uns in der Kraft dieser Speise
unseren Weg zuversichtlich gehen
und mit allen Menschen, die du uns anvertraut hast,
zur Vollendung in deiner Liebe gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 8
- Gebet zum Abschluss1
Beatrix Senft (2023)
Barmherziger Gott,
durch das Vorbild deines Sohnes hast du uns ein Beispiel gegeben,
wie auch wir barmherzig miteinander leben sollen.
Schenke uns Kraft und Segen seinem Ruf „Folge mir nach“ in Wort und Tat zu folgen.
Das erbitten wir durch ihn, unserem Bruder und Herrn. – Amen.
Wie kann er nur
wie kann er nur
diesen Steuerwucherer
diesen Matthäus
einladen ihm zu folgen
wie kann er nur
mit ihm und anderen Sündern
am Tisch Platz nehmen
und Mahl halten
wie kann er nur
den »Rechtgläubigen« sagen
dass er
die Kranken
die Bedürftigen
die Hoffnungslosen
die Aussätzigen
die, deren Lebenskraft zerfließt
die, die noch in Blindheit gefangen sind
die, die sprachlos sind
über alles stellt
und ihnen sagen:
Barmherzigkeit will ich -
Mit-Leid
denn sie alle
sind erschöpft vom Leben
WIE KANN ER NUR
und ICH
und unsere christlichen Kirchen -
als die
vermeintlich „Gottgefälligen“ -
müssen wir uns nicht fragen
was
ja was
verstehen wir bis heute falsch
an seiner Botschaft
des
GELADEN-SEINs
ALLER
und
seiner Aufforderung
zur BARMHERZIGKEIT
müssen wir uns nicht
berechtigter Weise
fragen lassen
„Wie können IHR nur???“
Beatrix Senft zu Math 9
Miteinander Mahl halten
Mahlfeiern: immer wieder ein wichtiges Thema bei Jesus. Und auch bei den ersten Christen: die ersten Gottesdienste waren Treffen zum gemeinsamen Mahlhalten, jeder, der hatte, brachte etwas mit und alle wurden satt, so war es gedacht. Nach und nach allerdings änderte sich so einiges: die Armen und Sklaven mussten ja tagsüber arbeiten, die Reichen dagegen trafen sich bereits am frühen Abend und aßen schon mal das Beste vorweg, die anderen, die erst nach der Arbeit kommen konnten, aßen quasi nach und das, was übrig blieb. Und die Reichen fanden das durchaus auch in Ordnung: blieben sie so doch unter sich. Da das aber nicht das gemeinsame Mahl war, wie Jesus es gemeint hatte, wandelte es sich im Laufe der Zeit: es gab die Eucharistiefeier - für alle gemeinsam, und dann das Mahl - als Ausspeisung für die Armen. Die Reichen aßen unter sich. Ob so das Evangelium wahrgenommen wurde? Nehmen wir es denn wahr? Wie sehen wir uns?
Sind wir die Gerechten, um nicht zu sagen Selbstgerechten, die auf die anderen herabschauen und „hier“ rufen? Wollen wir, dass Jesus mit uns isst, weil wir ja die guten Christen sind, die sich an die Gebote halten und alles richtig machen? Oder sind wir die Kranken, fehlbaren, die Jesu Barmherzigkeit bedürfen?
Echte Gemeinschaft kann es nur geben, wenn niemand ausgegrenzt wird. Und wir sind nicht die, die zu entscheiden haben, wer dazu gehört. Wir sollten auch nicht über uns urteilen – so mancher ist schon darüber gestolpert, dass er oder sie ein völlig anderes Bild von sich hatte, als es der Wirklichkeit entsprach.
Lassen wir uns also heilen von dem, der gekommen ist, uns zu rufen.
Beatrix Senft zu Math 9
Augenblicke der Sehnsucht
Nicht nur abgenützte Worte:
das Sehnsuchtsohr
hört das entscheidende Wort,
das im Herzen brennt.
Das Sehnsuchtsauge
sieht alles, das lebendig wurde,
was tot war,
das Sehnsuchtsherz spürt,
dass heil wird,
was krank war,
dass wiedergefunden wird,
was verloren war.
Der Sehnsuchtsmensch
handelt überraschend,
springt auf,
steigt auf Dächer,
klettert auf Bäume,
steht von seiner Arbeit auf,
berührt Jesu Gewand.
Die Sehnsucht
zu schauen
und zugleich von Ihm
gesehen zu werden
erfüllt sich
in einem Augenblick.
Ilse Pauls
Ermutigung
In Augenblicken der Entmutigung,
der Schwäche, der Angst in deinem Leben,
ist es von größter Bedeutung,
einen guten Menschen zu treffen,
einen, der Verständnis hat,
der dich nicht anschnauzt,
der dich nicht abkanzelt,
sondern der dich aufrichtet
und dich zu trösten vermag.
Wir sind alle arme, schwache Menschen.
Wir sind keine engelgleichen Wesen
mit Flügeln und einem Haupt
hoch über der Erde in den Wolken,
Wesen, die spielend auf dem Hochseil
der Vollkommenheit wandeln.
Wir haben alle Verständnis,
Ermutigung und Vergebung nötig.
Und das ist die Gabe,
die wir uns immer wieder
im Namen Jesu von Nazaret anbieten sollen,
Kennst du ihn?
Viele kennen ihn dem Namen nach.
Wenige kennen ihn als Freund.
Er will die Menschen vom Bösen erlösen
und vom Ungeliebtsein.
Er hält zu den Armen und Sündern
und regt sich nur auf
über Reiche und Scheinheilige,
über Menschen, die meinen,
vollkommen zu sein
und so etwas wie Erlösung und Vergebung
nicht nötig zu haben.
Herkunft unbekannt
Respekt
R-E-S-P-E-C-T - mit diesem Staccato hat die schwarze Soul-Sängerin Aretha Franklin in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts ihren Mann angefleht: «Zeig nur etwas Respekt.» Vierzig Jahre später hämmert der Popstar Pink die Buchstaben in die Köpfe der Männer, als ob sich in der Beziehung nichts geändert hätte. Doch nicht nur zwischen den Geschlechtern ist Respekt so aktuell wie nie zuvor. Heute geht es im Kampf zwischen Schwarz und Weiß, Arm und Reich, Vorgesetzten und Angestellten, Alt und Jung und zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften vor allem um eines: Respekt.
Das Bedürfnis und Verlangen nach Respekt ist universal. Respekt - Respekt! Es liegt in seiner Natur, dass er so begehrt ist und dennoch so wenigen zuteil wird. Dabei passt dieser starre, sehr deutsche Begriff auf den ersten Blick nicht in das Verständnis und den Sprachgebrauch des 21. Jahrhunderts, das von Selbstverwirklichung, Liberalisierung und Emanzipation sowie dem Verwischen sozialer, demografischer und kultureller Grenzen geprägt ist. Im Wechselspiel von Nähe und Distanziertheit bringt dieser Wert den Zeitgeist der globalen Gemeinschaft, deren Protagonisten sich einerseits immer näher kommen, andererseits auf den Erhalt ihrer Identität und Eigenständigkeit bedacht sind, auf den Punkt. Und obwohl «jemanden respektieren» wenig kostet und Respekt für die meisten Menschen einen hohen Stellenwert einnimmt, bleibt er ein knappes Gut.
Dabei könnte doch alles ganz einfach sein: Wenn ich eine Sache oder eine Person respektiere, dann nähere ich mich der Person, halte aber auch eine angemessene Distanz nach dem Motto: «Hier bin ich, dort bist du. Du bist so, wie du bist, und ich so, wie ich bin. Ich nehme dir nichts weg und du mir auch nicht. Wir leben friedlich nebeneinander.» Aber selbst dieser Handel scheint im menschlichen Miteinander - insbesondere wenn ein Interessenkonflikt besteht - immer weniger zu funktionieren. Da unterlassener Respekt nicht bestraft wird, verpuffen die Forderungen nach mehr Respekt zum Leidwesen jener «Aktivisten», die lautstark mehr Respekt für sich einfordern oder sich gekränkt oder frustriert zurückziehen. Doch trotz deren Engagement besteht wenig Aussicht auf Erfolg. Schon gar nicht für Politiker.
Aus: Bernhard Bauhofer, Respekt. Wie man kriegt, was für kein Geld der Welt zu haben ist. Salis Verlag AG Zürich 2008.
Homo socialis statt Homo oeconomicus
Ich höre den Einwand sofort: Der Mensch ist doch kein »Gutmensch«. Er ist grausam, böse und ich-süchtig, geboren für die Konkurrenz wie ein wildes Raubtier. Genau das ist aber der große Irrtum und die Lebenslüge des Kapitalismus. Es stimmt vielleicht sogar: Der Mensch ist - von Natur aus - möglicherweise wirklich nicht »gut«. Aber er ist mit Sicherheit genauso wenig »böse«. Was der Mensch ist, wozu er sich denkend und handelnd macht, ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen und aller Menschen zusammen. »Von Natur aus« sind wir zu beidem befähigt, zu Konkurrenz und zu Kooperation, es kommt darauf an, was wir daraus machen. Seit 300 Jahren gilt: Konkurriere deinen Nächsten und nütze nur dir selbst. Kapitalistische Gesellschaften mussten unter großem Aufwand errichtet werden, in langwierigen Massenerziehungsprogrammen (mit Bienenfabeln, »Nobelpreisen« und Forbes-Listen) wurden Egoismus, Konkurrenzbereitschaft und Kosten-Nutzen-Kalkül gelehrt und gelernt. Homo-oeconomicus-Eigenschaften sind genauso wenig angeboren wie Homo-socialis-Qualitäten. Grenzenlose Gier muss genauso erlernt werden wie grenzenlose Solidarität. Kapitalismus ist in der Geschichte der Menschheit die Ausnahme, nicht die Regel.
Die lachende Erkenntnis lautet: Genauso bewusst, wie wir uns für den Homo oeconomicus entschieden haben, können wir uns für einen anderen Menschen, ein anderes Menschenbild, eine alternative Ethik entscheiden, zum Beispiel für den Homo socialis. Dieser wäre keine reine Gegenideologie zum Homo oeconomicus, da die Freiheit des Individuums auch weiterhin zählt, allerdings fände sie an der (ökonomischen) Freiheit des Nächsten ihre Grenze; der Homo socialis erkennt die jeder echten Freiheit zugrunde liegende gegenseitige Abhängigkeit an, woraus sich Kooperation, Solidarität und Gemeinwohl als logische Werte und Methoden des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenlebens ergeben. Der Homo socialis wäre keine größere Utopie als der Homo oeconomicus. Der entscheidende Unter-schied ist, dass dieses Menschenbild nicht als Naturgesetz behauptet oder mythologisiert wird, sondern eine bewusste Entscheidung der Gesellschaft wäre, um die wirtschaftlichen Beziehungen auf das gewünschte Werte-Fundament zu stellen. Da der Homo socialis keine Menschennatur, sondern eine Kunstfigur, eine kollektive ethische Entscheidung ist, besteht jederzeit die Möglichkeit, diese wieder umzumodeln. Demokratische Entscheidungen stehen permanent zur Disposition, das gilt zuallererst für die Werte. Um die abendländischen oder europäischen Werte wird laufend gerungen, in diese Debatte sollten auch die ökonomischen Werte einbezogen werden - zumal sie sich im Lauf der Geschichte ohnehin radikal verändert haben. Der Kapitalismus kann, da er nach 300 Jahren immer noch auf enorme und wieder wachsende Akzeptanzschwierigkeiten stößt, als gescheitert betrachtet werden: Es ist Zeit für etwas Neues.
Ein letzter Gedanke zu Homo oeconomicus und socialis: Derzeit leben wir in ethischen Parallelwelten: In den Familien- und Freundschaftsbeziehungen gelten - zumindest vom Anspruch her - ganz andere Werte als im beruflichen Alltag, in der Wirtschaft: Zusammenhalten, Wärme, Geborgenheit, Fürsorge, Teilen. Das ist unverträglich, denn die Werte sind die Basis der Lebensführung, und die können nicht mal so, mal so sein. Das ist gelebte Schizophrenie. Warum zwingen wir uns zu dieser permanenten Spaltung? Sollten wir uns nicht um Integration bemühen und diejenigen Werte, mit denen wir uns wohl fühlen, in allen Bereichen leben?
Aus: Christian Felber, 50 Vorschläge für eine gerechtere Welt. Gegen Konzernmacht und Kapiatlismus. Deuticke im Paul Zsolnay Verlag Wien 2006.
Gastfeundschaft
Der Fremde hat den Menschen immer herausgefordert. Er war der Unheimliche, der oft Bedrohung und Tod brachte. So kam gegen Fremde immer schon ein großes Misstrauen auf. Auch wenn es keine Feinde waren, so brachten sie mit ihren anderen Lebensgewohnheiten, einer anderen Sprache und oft auch einer anderen Religion Unbekanntes und oft schwer Verständliches. Die Begegnung mit Fremdem und mit Fremden ist immer ein Wagnis. Immer besteht die Angst, beim Zusammentreffen mit Fremden die eigene Identität zu verlieren. Deshalb grenzt man sich gegenüber dem solchermaßen gefürchteten Fremden durch manche Maßnahmen ab.
Jede Kultur muss sich mit dem Fremden auseinandersetzen. Wir wachsen immer auch an dem, was wir noch nicht kennen und was uns schließlich bereichert - auch wenn wir dies am Anfang noch nicht wissen. Dies gilt auch für die Begegnung von Menschen, die sich noch nicht kennen oder sich zunächst sogar misstrauisch gegenüberstehen.
Es gehört deshalb auch zur Kultur, dass man dem Menschen aus der Fremde gastfreundlich begegnet. Erst recht ist diese Gastfreundschaft ein Gebot der Stunde, wenn der Fremde in Not ist und des Schutzes bedarf. Die Bibel berichtet schon früh von der Gewährung eines solchen Schutzes für jeden Fremden. Gewalt gegen Fremde, die keine Feinde sind, galt als eine schreckliche Tat. "Kein Fremder musste draußen übernachten, dem Wanderer tat meine Tür ich auf”, sagt Hiob. Dahinter stand die Erfahrung, dass Gott selber alle Menschen einlädt zur Teilhabe an den Gütern der Schöpfung und dass sich im unbekannten Fremden, der auf uns zukommt, Gott selbst verbirgt.
In verschiedenen Ausformungen ist diese Urgestalt der Gastfreundschaft ein Bestandteil wahrer Humanität geworden. Wer Gewalt anwendet gegen Fremde und Ausländer, verletzt die Menschenwürde in einer besonders barbarischen Weise. Gewalt und Hass gegen fremde Menschen, besonders wenn sie schutzbedürftig sind, ist ein schändlicher Rückfall in die Unmenschlichkeit. Auch ein solches Tun hat Motive und Gründe. Wir brauchen mehr Information und Aufklärung über die vielfache Not in der Welt und die großen Wanderungsbewegungen allüberall, die Elend und Hunger, Gewalt und Krieg entkommen wollen. Wir müssen die richtigen Instrumente finden, die zwischen den wirklich Schutzbedürftigen und denen unterscheiden helfen, die unser einzigartiges, freilich eben auch verletzliches Asylrecht missbrauchen. Wir brauchen Konsequenz im Handeln, wenn Gesetze es ermöglichen. Wir brauchen eine Verbesserung mancher Rahmenbedingungen, wie z. B. im Wohnungsbau. Der Druck darf nicht die Städte und Gemeinden so überlasten, dass die Aufnahmebereitschaft der Menschen immer mehr sinkt und sich Abneigung breit macht. Wer die Gastfreundschaft für Menschen in der Not der Verfolgung und des Krieges aufrechterhalten will - gewiss können wir nicht alle Opfer bei uns aufnehmen -, der muss Missstände entschlossen abbauen. Ein Exempel für Parteiengezänk ist das Thema nicht: wir alle sind davon betroffen.
Aus: Kardinal Karl Lehmann, Mut zum Umdenken. Klare Positionen in schwieriger Zeit. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2000.
Von unserem kleinen Ego zu einer größeren Welt
Als ich als geistlicher Leiter in die Daybreak-Gemeinschaft kam, in der Betreuer mit behinderten Menschen ihr Leben teilen, erlitt ich ziemlich viel persönlichen Schmerz. Die vielen Jahre in der akademischen Welt, meine Reisen nach Mittelamerika und später meine weltweite Vortragstätigkeit hatten mich ausgelaugt. Mein Terminkalender hielt mich auf Trab. Ich eilte durch meine Tage, aber statt durch mein ständiges Hasten meinen inneren Konflikten zu entkommen, nahm der Aufruhr in mir nur stetig weiter zu. Wegen meines völlig ausgebuchten Terminkalenders konnte ich mich meinem inneren Schmerz jedoch nicht wirklich und vollständig stellen. Ich blieb der Illusion verhaftet, dass ich die Kontrolle hatte, dass ich die Punkte meiden konnte, mit denen ich bei mir persönlich und auch in meinem Umfeld nicht konfrontiert werden wollte.
Als ich dann aber in Daybreak ankam, wurde ich Zeuge des ungeheuren Leids der geistig und körperlich behinderten Menschen, die hier leben. Nach und nach sah ich meine eigenen schmerzlichen Probleme in einem neuen, ganz anderen Licht. Mir wurde klar, dass sie Teil eines sehr viel größeren, umfassenderen Geschehens waren, und durch diese Erkenntnis bekam ich neue Kraft, mit meiner eigenen Not zu leben.
Mir wurde klar, dass Heilung beginnt, wenn wir unseren Schmerz aus seiner teuflischen Isolation herausholen und erkennen, dass wir gemeinsam mit der ganzen Menschheit, ja sogar mit der gesamten Schöpfung leiden. Wenn wir es so sehen und praktizieren, werden wir an dem großen Kampf gegen die Mächte der Finsternis beteiligt. Mit unserem kleinen Leben haben wir dann Anteil an etwas sehr viel Größerem.
Und ich fand in Daybreak noch etwas, nämlich Menschen, die nicht so sehr fragen: »Wie werde ich mein Leiden los?«, sondern: »Wie kann ich es als Chance zur Weiterentwicklung und Erkenntnis nutzen?«
Unter diesen Menschen, von denen die meisten nicht lesen oder schreiben und viele sich nicht einmal selbst versorgen können, habe ich miterlebt, wie Menschen lernen, den Zusammenhang zwischen menschlichem Leiden und dem Leiden Gottes herzustellen. Sie haben mir geholfen zu erkennen, dass der Weg durchs Leid nicht darin besteht, es zu leugnen, sondern ganz und gar mitten darin zu leben. Sie stellten sich die Frage, wie sie es erreichen könnten, Schmerz nicht mehr als lang anhaltende Störung des Lebens, sondern als Chance zu betrachten.
Wie stellen wir persönlich solche Zusammenhänge her? Wie schaffen wir den Wechsel von der Schmerzvermeidung, dem Ausweichen, hin zu der Bitte an Gott, den Schmerz durch sein Einwirken zum Guten zu nutzen?
Aus: Henri Nouwen, Du schenkst mir Flügel. Gedanken der Hoffnung. Benno Verlag Leipzig / Gerth Medien GmbH Asslar 2002.
Martin Leitgöb (2005)