Lesung aus dem Buch Jesaja.
In jener Zeit
sprach der HERR zu Ahas und sagte:
Erbitte dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott,
tief zur Unterwelt oder hoch nach oben hin!
Ahas antwortete:
Ich werde um nichts bitten
und den HERRN nicht versuchen.
Da sagte er: Hört doch, Haus Davids!
Genügt es euch nicht, Menschen zu ermüden,
dass ihr auch noch meinen Gott ermüdet?
Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben:
Siehe, die Jungfrau hat empfangen,
sie gebiert einen Sohn
und wird ihm den Namen Immanuel geben.
Er wird Butter und Honig essen
bis zu der Zeit, in der er versteht,
das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen.
Denn noch bevor das Kind versteht,
das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen,
wird das Land verlassen sein,
vor dessen beiden Königen dich das Grauen packt.
Der HERR wird Tage kommen lassen über dich,
über dein Volk und über das Haus deines Vaters,
wie sie nicht gekommen sind seit dem Tag,
an dem Efraim sich von Juda abwandte -
nämlich den König von Assur!
Die Lesung aus dem Buch Jesaja steht am Anfang des Propheten. In der Zeit der Bedrohung Jerusalems waren die Hoffnungszeichen wichtige Schritte in der Durchhaltekraft des Volkes. In dieser Situation setzt Gott die Hoffnungszeichen der Jungfrau und des symbolischen Namens ihres Kindes: Gott mit uns.
In der Auslegungsgeschichte gibt es einen Streit, wie man den Vers 14 zu deuten hat: Geht es um die Jungfrau oder die junge Frau? Da hier aus der Übersetzung auch Konsequenzen für Verständnis und Interpretation entstehen, ist dieser Text sehr wichtig.
Wie an den drei vorigen Sonntagen stammt die alttestamentliche Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja. Es ist einer der bekanntesten Texte des gesamten Buches und enthält die berühmte Weissagung von der Geburt des Immanuel, was übersetzt heißt "Gott ist mit uns". Das prophetische Wort Jesajas ergeht im Laufe eines Gesprächs an den jüdischen König Ahas während eines Krieges im Jahre 732 v. Chr.
Der König Ahas muß eine politische Niederlage hinnehmen und verschanzt sich in Jerusalem. Zugleich sieht er sich nach einem Bundesgenossen um, der ihm aus der Bedrohung helfen könnte. Er plant, den König von Assur um Hilfe anzugehen. Dies hätte nicht nur politische sondern auch religiöse Folgen gehabt: Die Staatsgötter der Schutzmacht müßten anerkannt werden, die Bilder im Tempel aufgestellt werden. In dieser Situation richtet Jesaia seine Botschaft an Ahas. Er fordert ihn auf, Assur nicht um Hilfe zu bitten, sondern allein der Hilfe Gottes zu vertrauen. Die vom König geforderte Entscheidung besteht in der Wahl zwischen der vertrauensvollen Treue zu Gott oder dem Abfall zu Götzen.
Verse 10-11: Im Auftrag Gottes will Jesaia Ahas zu einer klaren Glaubensentscheidung bewegen. Der Prophet fordert den König auf, sich ein Zeichen von Gott zu erbitten, das ihm Jahwes Gegenwart und Wirkmacht verbürgt. Das angebotene Zeichen soll dem Glauben des Ahas dienen.
Vers 12: Ahas lehnt es ab, ein Zeichen zu fordern, weil er angeblich den Herrn nicht versuchen will. Die Antwort, Gott nicht versuchen zu wollen, ist eine Ausrede und eine Verweigerung des Glaubens. Ahas zieht es vor, sich auf seine "Real-Politik" und nicht auf die Verheißung Gottes zu verlassen.
Vers 13: Gott läßt sich nicht "ausmanövrieren", schon gar nicht von frommen Sprüchen. Gottes Geduld mit dem König ist erschöpft, seine Langmut zu Ende.
Vers 14: Was der Prophet ausspricht, kann ein Heilswort gleichzeitig wie eine Gerichtsdrohung für Ahas sein. Er verheißt einen im Gegensatz zu Ahas stehenden Idealkönig; mit ihm soll nach vorausgegangener Katastrophe eine Ära paradiesischen Glücks anheben. Gott bleibt der David gegebenen Verheißung treu, wird jedoch die gegenwärtig regierenden Linie unterbrechen und einen Neubeginn setzen.
Haupthandelnder dabei ist der persönlich eingreifende Gott. Er wird sich bei seinem Eingreifen einer mit David verbundenen "Jung-Frau" bedienen, die an Gottes Gegenwart und Handeln glaubt und diesem ihrem Glauben Ausdruck verleiht, daß sie ihren Sohn Emmanuel, d.h. "Gott ist mit uns" nennt.
Norbert Riebartsch (2006)
Martin Stewen (2004)
Anna und Alois Mantler-Schermann (1998)