Lesung aus dem ersten Buch der Könige.
In jenen Tagen
machte sich der Prophet Elíja auf
und ging nach Sarépta.
Als er an das Stadttor kam,
traf er dort eine Witwe, die Holz auflas.
Er bat sie:
Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken!
Als sie wegging, um es zu holen,
rief er ihr nach:
Bring mir auch einen Bissen Brot mit!
Doch sie sagte:
So wahr der Herr, dein Gott, lebt:
Ich habe nichts mehr vorrätig
als eine Handvoll Mehl im Topf
und ein wenig Öl im Krug.
Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf
und gehe dann heim,
um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten.
Das wollen wir noch essen und dann sterben.
Elíja entgegnete ihr: Fürchte dich nicht!
Geh heim und tu, was du gesagt hast!
Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck
und bring es zu mir heraus!
Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten;
denn so spricht der Herr, der Gott Israels:
Der Mehltopf wird nicht leer werden
und der Ölkrug nicht versiegen
bis zu dem Tag,
an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet.
Sie ging
und tat, was Elíja gesagt hatte.
So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen.
Der Mehltopf wurde nicht leer
und der Ölkrug versiegte nicht,
wie der Herr durch Elíja versprochen hatte.
In der heutigen Lesung wird die Begegnung Elijas mit der Witwe von Sarepta beschrieben.
Nicht zum Lesungstext gehört 1 Kön 17,9 mit dem Wort Gottes an Elija: "Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen." Somit ist es nicht ein zufälliges Treffen, sondern ein gewollter Besuch eines Propheten bei der Witwe. Sie sollte unter der von Gott als Strafe verhängten Dürre (siehe 1 Kön 17,1) nicht leiden.
In dem Gebäck für den Fremden zeigt sie ihre Verwurzelung in der religiösen Tradition: Ein Fremder soll Hilfe finden. Gleichzeitig ist diese individuelle Hilfe für Mutter und Sohn ein Zeichen, dass Gott die Generation dieser Zeit nicht mehr in Kontakt zu ihm sieht. Nur ein "heiliger Rest" glaubt noch und lebt diesen Glauben.
Die Verbindung zum Beispiel des Glaubens wird in Lk 4,26 deutlich, wenn Jesus sie in der Predigt in seiner Heimat zitiert. Der Glaube der Frau hat Gott handeln lassen.
In dieser Erzählung begegnen sich eine Witwe und der Prophet Elija. Der Name der Frau ist nicht überliefert, erzählt wird aber, dass sie allein für sich und ihren Sohn sorgen muss. Als Witwe hat sie keine rechtlich gesicherte Stellung. Sie will den letzten Rest ihrer Vorräte verbrauchen und ist dann bereit, mit ihrem Sohn zu sterben. Indem sie mit dem Propheten aber teilt, werden Mehltopf und Ölkrug nicht leer. Bedrückende existentielle Erfahrung und Gottes schöpferische Kraft werden in dieser Erzählung verbunden.
Die Unterredung einerseits ("so wahr der Herr, dein Gott, lebt"), die Weisung andererseits ("denn so spricht der Herr...") drehen sich um Jahwe, den Gott Israels, der als Schöpfer der Welt Leben gewährt. In dieser Elija-Geschichte wird das auch für Sarepta bezeugt, einem Ort außerhalb Israels (und des Volkes Gottes).
Besonders in den Psalmen wird Gott angerufen als Freund und Helfer der Witwen und Waisen.
Psalm 146 z.B. liest sich wie eine hymnische Fassung der Elija-Geschichte.
1 Kön 17,10:
Der Prophet Elija handelte im Auftrag Gottes und begab sich nach Sarepta, einer Stadt, etwa 13 Kilometer südwestlich von Sidon, an der Straße nach Tyrus. Heute heißt der Ort Sarafant. Nachdem Elija während einer vorangegangenen Hungersnot durch einen von Gott gesandten Raben am Leben erhalten worden war, soll er jetzt von einer armen Witwe versorgt werden.
1 Kön 17,11-12:
Durstigen etwas zum Trinken zu geben, gehörte im Alten Orient zu den ersten Pflichten der Gastfreundschaft. Was zum Essen anzubieten ist gleichsam die zweite Pflicht. Die Witwe ist durchaus bereit zu helfen. Mit der Frage nach etwas Brot und der Unmöglichkeit diese Bitte auszuschlagen, schlittert sie aber in eine absolut existentielle Notsituation. Sie ist bereit ihre letzte Mahlzeit zuzubereiten und auch zu teilen, dann aber müssen sie und ihr Sohn verhungern.
1 Kön 17,13:
Elija spricht ihr vorerst Mut zu und verstärkt dann seine Bitte nach Brot – angesichts der Situation der Witwe eine genaugenommen unverschämte Forderung. Aufgrund der folgenden Verheißung glaubt sie ihm aber und bringt ihm Wasser und Brot.
1 Kön 17,15:
JHWH erhält die Menschen am Leben. Er ist ein Gott der Lebenden. Die Witwe glaubt und ohne berechnend zu sein, übt sie – im Vertrauen auf Gott – die Gastfreundschaft aus.
Norbert Riebartsch (2009)
Manfred Wussow (2006)
Bernhard Zahrl (2000)