Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 16. Jul. 2023 - 15. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 55,10-11
Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht der Herr:
Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt
und nicht dorthin zurückkehrt,
ohne die Erde zu tränken
und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen,
dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,
so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt:
Es kehrt nicht leer zu mir zurück,
ohne zu bewirken, was ich will,
und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Der Text stammt aus den letzten Versen des Deuterojesajas. Dieser Teil meint die Kapitel 40-55 des Prophetenbuches. Man nimmt an, dass sie nicht dem Propheten selbst zuzuschreiben sind, sondern verschiedenen Autoren, die in seinem Sinn schreiben. Es ist das Trost- und Verheißungsbuch und verkündet Gottes Wort in die Zeit des Babylonischen Exils und kurz danach - das lässt sich anhand beschriebener historischer Momente nachvollziehen.
Das Wort Gottes entlastet den Menschen. Des Menschen Anteil tritt hinter die Wirksamkeit des Wortes, das von Gott kommt und Heilszusage ist. Das macht auch der Hinweis auf die fruchtbaren Folgen von Regen und Schnee deutlich: an der Fruchtbarkeit des Ackers hat der Mensch nicht den entscheidenden Anteil. Jahwes Wort versorgt den Menschen - wie den Säenden mit Samen und wie den Essenden mit Brot.
Gott sendet sein Heilswort aus wie einen Boten oder wie einen Arzt. Und das Wort bewirkt das, wozu es ausgesandt ist.
Die Kapitel 40-55 des Prophetenbuches sind vom sog. Deuterojesaja oder "zweiter Jesaja" in der Exilszeit geschrieben worden. Die Worte sind Trostworte für das Volk im Exil. Die Knechtschaft wird enden und eine neuer Exodus unter Gottes Führung steht bevor. Der Glaube an den "Einen Gott" (Monotheismus) wird lehrmäßig ausgesagt, die Nichtigkeit der falschen Götter durch ihre Ohnmacht bewiesen. Das Wort, das von diesem Gott ausgeht, bringt Heil, Erlösung und Befreiung. Es ist ein Wort für das Leben der Menschen.
Antwortpsalm - Ps 65,10-14
Kv: Dein Wort, o Herr, fiel auf guten Boden
und brachte reiche Frucht. – Kv
GL 31,1
Du hast für das Land gesorgt, es getränkt, *
es überschüttet mit Reichtum.
Der Bach Gottes ist voller Wasser, /
gedeihen lässt du ihnen das Korn, *
so lässt du das Land gedeihen. – (Kv)
Du hast seine Furchen getränkt, seine Schollen geebnet, *
du machst es weich durch Regen, segnest seine Gewächse.
Du hast das Jahr mit deiner Güte gekrönt, *
von Fett triefen deine Spuren. – (Kv)
In der Steppe prangen Auen, *
es gürten sich die Höhen mit Jubel.
Die Weiden bekleiden sich mit Herden, /
es hüllen sich die Täler in Korn. *
Sie jauchzen, ja, sie singen. – Kv
2. Lesung - Röm 8,18-23
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Ich bin überzeugt,
dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten
im Vergleich zu der Herrlichkeit,
die an uns offenbar werden soll.
Denn die Schöpfung
wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.
Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen,
nicht aus eigenem Willen,
sondern durch den, der sie unterworfen hat,
auf Hoffnung hin:
Denn auch sie, die Schöpfung,
soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden
zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Denn wir wissen,
dass die gesamte Schöpfung
bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.
Aber nicht nur das, sondern auch wir,
obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben,
auch wir seufzen in unserem Herzen
und warten darauf,
dass wir mit der Erlösung unseres Leibes
als Söhne offenbar werden.
Martin Stewen (2011)
Marita Meister (1996)
Der Römerbrief bringt den Menschen das Geheimnis vom Erlösungsgeschehen nahe. Die Antwort des Menschen auf das verheißene Heil Gottes ist der Glaube. Er überwindet alles und bewirkt Freiheit in Gott. Die vorliegende Perikope beschäftigt sich mit dem menschlichen Unheil als einer Form der genommenen Freiheit.
Der Mensch ist ein Teil der ganzen Schöpfung. Das Leben der Christen in dieser Welt hat als Ziel die Herrlichkeit bei Gott. Der Weg dorthin ist gekennzeichnet durch Solidarität mit der Schöpfung, denn wir stehen wie sie unter dem Gesetz der Vergänglichkeit. Doch als Christen haben wir eine sichere Hoffnung: Gott führt uns und alles Geschaffene den Weg zu Befreiung aus aller Knechtschaft und Verlorenheit hin zur Freiheit und Herrlichkeit, die ihren Grund allein in Gott hat.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 13,3
Halleluja. Halleluja.
Der Samen ist das Wort Gottes, der Sämann ist Christus.
Wer Christus findet, der bleibt in Ewigkeit.
Halleluja.
Evangelium - Mt 13,1-23
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
An jenem Tag verließ Jesus das Haus
und setzte sich an das Ufer des Sees.
Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn.
Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich.
Und alle Menschen standen am Ufer.
Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen.
Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen.
Als er säte,
fiel ein Teil auf den Weg
und die Vögel kamen und fraßen es.
Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden,
wo es nur wenig Erde gab,
und ging sofort auf,
weil das Erdreich nicht tief war;
als aber die Sonne hochstieg,
wurde die Saat versengt
und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen
und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.
Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden
und brachte Frucht,
teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.
Wer Ohren hat, der höre!
Da traten die Jünger zu ihm
und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?
Er antwortete ihnen:
Euch ist es gegeben,
die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen;
ihnen aber ist es nicht gegeben.
Denn wer hat,
dem wird gegeben
und er wird im Überfluss haben;
wer aber nicht hat,
dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen,
weil sie sehen und doch nicht sehen
und hören und doch nicht hören und nicht verstehen.
An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesájas:
Hören sollt ihr,
hören und doch nicht verstehen;
sehen sollt ihr,
sehen und doch nicht einsehen.
Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden.
Mit ihren Ohren hören sie schwer
und ihre Augen verschließen sie,
damit sie mit ihren Augen nicht sehen
und mit ihren Ohren nicht hören
und mit ihrem Herzen
nicht zur Einsicht kommen
und sich bekehren
und ich sie heile.
Eure Augen aber sind selig,
weil sie sehen,
und eure Ohren, weil sie hören.
Denn, amen, ich sage euch:
Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt
zu sehen, was ihr seht,
und haben es nicht gesehen,
und zu hören, was ihr hört,
und haben es nicht gehört.
Ihr also, hört, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet.
Zu jedem Menschen, der das Wort vom Reich hört
und es nicht versteht,
kommt der Böse
und nimmt weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde;
bei diesem ist der Samen auf den Weg gefallen.
Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen,
der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt;
er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig;
sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird,
kommt er sofort zu Fall.
In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen,
der das Wort hört,
und die Sorgen dieser Welt
und der trügerische Reichtum ersticken es
und es bleibt ohne Frucht.
Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät,
der das Wort hört und es auch versteht;
er bringt Frucht –
hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.
Martin Stewen (2011)
Marita Meister (1996)
Das Gleichnis vom Sämann ist das erste einer Reihe von - je nach Zählung - sieben bzw. acht Gleichnissen. Bei dreien liefert Jesus die Interpretation gleich mit. Der Text lässt als Quelle Markus 4 annehmen. Dieses erste Gleichnis wird von seiner Interpretation durch eine Jüngerbelehrung getrennt, die auf die Frage der Jünger nach dem Sinn der Gleichnisse folgt. Die Mahnung resp. Belehrung lässt sich so zusammenfassen: 'Gott ist immer Erster.' Handelt und erwählt er nicht zuerst, dann geht gar nichts. Wer nicht berufen wurde zu verstehen, wird auch nicht verstehen. Im Zusammenhang des ganzen Matthäus-Evangeliums heisst dann 'verstehen': Erben des Gottessreiches sein.
Der Interpretationsteil ist eine Engführung des Gleichnisses. Er liefert eine Erklärung für einen bestimmten Personenkreis: für jene Menschen, deren Lebenssituationen dort genannt werden. Damit hat das Evangelium drei Kreise von Hörern des Gleichnisses im Blick: die Menge, der erzählt wird; die Jüngerschar, die ermahnt wird; diejenigen aus der Menge, die in der Interpretation genauer definiert werden.
Das 13. Kapitel bei Matthäus enthält sieben Gleichnisse vom Himmelreich, d.h. von der Königsherrschaft Gottes. Am Anfang steht das Gleichnis vom Sämann und seine Deutung.
Jesus "begnügte" sich offensichtlich damit, die Bedenken, Fragen und Zweifel seiner Zuhörer mit Hilfe von Gleichnissen zu beantworten. Allem Anschein nach war er überzeugt, daß die (Lebens)-Vorgänge, die er in seinen Gleichnissen schilderte, auf ihre Weise die Wahrheit und Zuverlässigkeit, die Richtigkeit und Vertrauenswürdigkeit seiner Botschaft bestätigen.
Wer etwa sieht, daß jede Saat - nomalerweise - Frucht bringt, weshalb sollte der ausgerechnet an der Fruchtbarkeit seiner Saat zweifeln? Muß diese Tatsache uns nicht Mut machen für unser Leben und unseren Glauben? Muß diese Tatsache uns nicht Mut machen für unsere eigene Saat, die es auzusäen gilt. Die Saat wird gesät und ihr Wesen ist es, Frucht zu bringen.
Wir sind eingeladen, unsere eigenen Samenkörner mutig auszusäen und darauf zu vertrauen, daß die Frucht aufgeht, wider alle Steine und Dornen, wider alle Gefahren, die der Saat drohen.
Evangelium (Kurzfassung) - Mt 13,1-9
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
An jenem Tag verließ Jesus das Haus
und setzte sich an das Ufer des Sees.
Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn.
Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich.
Und alle Menschen standen am Ufer.
Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen.
Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen.
Als er säte,
fiel ein Teil auf den Weg
und die Vögel kamen und fraßen es.
Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden,
wo es nur wenig Erde gab,
und ging sofort auf,
weil das Erdreich nicht tief war;
als aber die Sonne hochstieg,
wurde die Saat versengt
und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen
und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.
Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden
und brachte Frucht,
teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.
Wer Ohren hat, der höre!
Die alte Sehnsucht ist geblieben, dass es keinen Hunger mehr gibt
Ein Sämann sät
Saat auf dem Weg? Passiert. Aber sie wird nicht aufgehen. Alles für die Vögel.
Saat auf felsigem Boden? Passiert auch. Doch es wird nicht lange dauern – alles verdorrt.
Saat in den Dornen? Passiert auch. Es wird nichts zu sehen sein – alles überwuchert.
Alles für die Katz!
Saat auf gutem Boden? Das wird eine reiche Ernte werden!
Klar doch: ein Korn vermehrt sich in der Ähre vielfach. Wollen wir das einmal ausrechnen? Hundertfach? Sechzigfach? Dreißigfach? Die Mengenangaben deuten auf ein Wunder hin: So reich wird die Ernte sein! In einer Welt, in der Mangel herrscht – und Hunger – wachsen mit den Zahlen die Hoffnungen.
Saat ist ein Wunder! - Doch Jesus erzählt die Geschichte von der Saat, um zu zeigen, wo sein Wort verschwindet – und aufgeht. Wo es untergeht – und wo es wächst. Wo es verkümmert – und wo es satt macht. Sein Wort ist eine Saat. Sein Wort ist ein Wunder!
Ich sehe den Sämann. Es ist heiß. Die Erde ist trocken. Der Mund ist trocken. Doch wenn die Sonne untergeht, wird die Erde voller Hoffnung sein.
Doch: warum nur erzählt Jesus von einem harten Weg, von einem felsigen Stück Land, von Dornen? Warum nur erzählt er nicht nur von dem guten Boden? Nur von dem guten Boden?
Vier Optionen
Jesus erläutert sozusagen in einem eigenen Anhang, was Weg, Felsen und Dornen ausmacht. Im Leben eines Menschen. In unserem Leben.
Wir sind beschäftigt, ständig unterwegs, ständig unter Druck – es wächst keine Hoffnung.
Wir sind hart geworden, unerbittlich und unersättlich – es wächst keine Hoffnung.
Wir verschanzen uns hinter Floskeln und Fassaden – es wächst keine Hoffnung.
Dann stellen wir fest, dass es keinen Weg gibt, der ins Freie führt, dass der Felsen keinen Halt gibt, wenn es Nacht wird und dass die Dornen uns nicht kleiden, wenn wir nackt da stehen. Ich möchte dem nachsinnen. Ich möchte Ruhe finden. Ich möchte hoffen.
Da erzählt Jesus von dem guten Land. Es liegt ausgebreitet vor uns. Noch unbestellt. Doch wenn das Saatgut einmal ausgebracht ist, wird es aufgehen. Ganz sicher! Wenn doch sein Wort unter uns aufginge! Erst ganz zart und grün, dann Wind und Wetter trotzend, schließlich eine reiche Ernte. Wenn doch seine Hoffnung unter uns aufginge, erst ganz vorsichtig, dann allen Zweifeln trotzend, schließlich ein wogendes Feld Hoffnung. Wenn doch seine Liebe unter uns aufginge, erst ganz behutsam, dann im Streit mit Tod und Teufel, schließlich ein offener Himmel.
Ich bin ganz fasziniert davon: dass sein Wort aufgeht, seine Hoffnung, seine Liebe.
Ich sehe ihn dann als Sämann. Er erzählt Geschichten, die die Welt aufwühlen, er schafft Worte, die die Herzen öffnen, er heilt, was verwundet ist, schließlich verspricht er dem Schächer, neben ihm am Kreuz, das Paradies.
Ich sehe ihn dann als Sämann. Das Land, das ich kenne, ist nicht gut vorbereitet. Wo Wege sein könnten, wuchert das Unkraut – wo Felsen Halt versprechen, bricht alles ab – wo die Dornen sich ausbreiten, gibt es keine Hoffnung.
Ich sehe ihn dann als Sämann. Er kennt die Furchen und die Krumen. Es wird ein gutes Land sein für seine Saat. Für sein Wort.
Der Prophet Jesaja – haben Sie sein Wort noch im Ohr? – hat um diese Gewissheit gewusst:
"Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt
und nicht dorthin zurückkehrt,
ohne die Erde zu tränken
und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen,
dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,
so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt:
Es kehrt nicht leer zu mir zurück,
ohne zu bewirken, was ich will,
und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe."
Vier Optionen hat Jesus kenntlich gemacht. Nur auf einer ruht die Verheißung:
Mein Wort kommt nicht leer zu mir zurück!
Im Bann der Maschinen
Der Sämann von einst ist ausgestorben. Heute fahren Maschinen übers Land. Riesige Ungeheuer mit dicken Reifen. Aber gesät wird immer noch! Von alleine wächst nichts. Außer schöne Wildblumen – und Unkraut. Dass Saatgut heute auch veredelt wird und immer weiter optimiert, wissen nicht nur die Insider. Ganz modern ist eine Schere, die Gen-Schere heißt. Sie erobert sogar die Nachrichtensendungen. Aber sie passt nicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Ich habe sie nicht in der Hand. Es geht um Erträge. Auf dem Acker und in der Bilanz. Schädlinge müssen bekämpft und die Sorten widerstandsfähiger werden. Eine eigene Forschung haust in großen Laboren – und die wirtschaftlichen Interessen der Konzerne werden im Aktienmarkt gesät. Ob da auch etwas unter die Dornen fällt? Oder auf den Weg? Oder auf felsigem Grund? Die Arbeitsklamotten jedoch bestehen aus feinen Anzügen und Kostümen. Der Sämann von einst hat nichts mehr zum Säen.
Das Gleichnis Jesu passt trotzdem! Ich sehe ihn vor mir, den Sämann. Mit großem Wurf holt er aus. Das Saatgut trägt er vor dem Bauch. Gleichmäßig, fast im Takt, sehe ich das Saatgut auf die Erde fallen. Von Scholle zu Scholle ist das Land vorbereitet worden. Es war ein hartes Stück Arbeit. Jetzt liegt das Feld offen vor dem Sämann. Mit den Millionen von Krumen. Wenn die Sonne untergegangen sein wird, wird die Erde voller Hoffnung sein.
Die alte Sehnsucht ist geblieben, fein versteckt unter Zahlen und Lagebericht.
Die alte Sehnsucht ist geblieben, dass es eine Hoffnung gibt für die Welt.
Die alte Sehnsucht ist geblieben, dass es keinen Hunger mehr gibt.
In einem Kirchenlied heißt es:
„Mache mich zum guten Lande,
wenn dein Samkorn auf mich fällt.
Gib mir Licht in dem Verstande,
und, was mir wird vorgestellt,
präge du im Herzen ein,
lass es mir zur Frucht gedeihn“
(Benjamin Schmolck, 1734)
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Damit diese Welt eine andere wird
Der "Mathäuus-Effekt"
„Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.“ Diese Tatsache spiegelt sich aufs erste Hören auch im Spruch: „Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ In der Soziologie spricht man sogar vom Matthäus-Effekt als Erklärungsmodell für Erfolge. Wer erfolgreicher als andere ist, bekommt mehr Aufmerksamkeit. Diese ermöglicht neue Beziehungen und diese wiederum eröffnen neue Möglichkeiten und mehr Ressourcen, mit denen weitere Erfolge wahrscheinlicher werden. Ein sich selbst verstärkender Erfolgskreislauf kommt in Gang. Kleine Anfangsvorteile einzelner Akteur:innen können so zu großen Vorsprüngen heranwachsen, und eine kleine Anzahl von Akteur:innen kann den Hauptteil aller Erfolge auf sich vereinen, während die Mehrheit erfolglos bleibt.
Dieses Phänomen wird in einigen Sprichwörtern thematisiert, z. B. „Es regnet immer dorthin, wo es schon nass ist“, „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“, „Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu". Auf den Punkt gebracht: „The winner takes it all - the looser has to fall"... wie es in einem ABBA-Song heißt.
Funktioniert die Welt so? Also zur Freude einiger weniger und zum Leid vieler Menschen! Die Vermögensstatistik ist da sehr eindeutig: Das weltweit reichste Prozent verfügt über ca. 45 % des Vermögens. Die Reichsten 10 % gar über 85 %. Die Ärmsten 50 % verfügen gerade mal über 1 %. Das entspricht annähernd einer Situation, in der von 100 Personen eine Person 90 % besitzt, während die anderen 99 Personen sich die übrigen 10 Prozent teilen.
Legitimiert also Jesus mit seinem „Wer hat, dem wird gegeben“, dieses System als göttliche Ordnung - als von Gott gewollten Zustand der Welt? Haben die Reichen Gottes Segen und die Armen sollen sich der Realität beugen? Resignation als göttliches Gebot?
Jede:r, der:die Bibel auch nur ein klein wenig kennt, weiß, dass Jesus sich auf die Seite der Armen stellt. Wie passt das also zusammen? Wie lässt sich die Verwirrung auflösen?
Der Schlüssel liegt tatsächlich im „Wer Ohren hat, der höre!“ Jesus ursprüngliche Zuhörer:innen waren meist Kleinbauern und -bäuerinnen. Sie verstanden sofort: So ein Sämann kann keinen Ernteerfolg haben. Kein normaler Bauer könnte es sich leisten, derart verschwenderisch mit seinem Saatgut umzugehen. Die Bodenverhältnisse in Israel machen einen viel sorgfältigeren Umgang notwendig, um einigermaßen erfolgreich ernten zu können. Eine gute Ernte brachte damals ca. das 10 bis 15fache der Aussaatmenge. Dieser Bauer aber vergeudet schon einen Großteil der Aussaat! Ein recht erfolgloser Amateur - dieser Bauer, von dem Jesus da spricht. Eine echte Lachnummer! So wie der, sollte man es also auf keinen Fall machen!
Die andere Welt Gottes
Doch plötzlich horchen sie auf: Was hat er da eben gesagt? Wieviel Körner haben seine Ähren? Ein Vielfaches! Das ist doch absolut unrealistisch, völlig übertrieben! Solche Ähren gibt es doch nur höchstens im Märchen. Der Vollvertrag ist gesichert. Keine Spur von Verlust, vielmehr höchstmöglicher Gewinn! Die Scheune dieses Bauern ist genauso voll, wie ihre eigenen. Noch völlig verwundert beginnen sie über den Sinn dieser „Wundergeschichte“ Jesu nachzudenken. Sie überlegen, was Jesus ihnen damit wohl sagen will? Vor dem geistigen Auge kann man sich vorstellen, wie sie heftig miteinander diskutieren und um ein sinnvolles Verständnis ringen. Langsam geht ihnen auf, was der Kern der Sache ist. Ihnen wird allmählich klar: Der Sinn liegt im scheinbaren Unsinn dieser Geschichte. Das richtige Verständnis hängt davon ab, zu erkennen, wer dieser Bauer ist und worin sein Saatgut besteht.
Da fällt einem ein: Hat nicht schon der Prophet Jesaja Gottes Wort mit Samenkörnern in der Erde verglichen? Steht dort nicht schon geschrieben, dass es Frucht bringt und erreicht, was Gottes Wille ist? Ist nicht der Wille Gottes, Brot (= gutes Leben) für alle Menschen? Liegt hier der Schlüssel, zum richtigen Verständnis? Jetzt hören sie das Gleichnis mit neuen Ohren. Sie begreifen: Mit diesem Gleichnis will ihnen Jesus etwas über sich selbst und die Welt Gottes sagen. Das worüber Jesus hier eigentlich spricht, ist er selbst.
Landauf, landab ist er unermüdlich unterwegs und verkündet die Botschaft vom Anbruch des Reiches Gottes. Damit sät er die Hoffnung auf Veränderung der sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Das Leben der armen und notleidenden Menschen soll sich radikal verbessern. Die Bodenzustände im Gleichnis spiegeln die Realität des (Gottes-)Volkes: Einige hören gar nicht hin, andere wenden sich nach kurzer Zeit wieder von ihm ab, einige sind klar gegen ihn und versuchen ihn und seine Bewegung zu vernichten. Es ist nur eine kleine Gruppe, die sich ihm anschließt und treu bleibt. Was können die schon bewirken? Ist seine Mission nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt? Über kurz oder lang wird wohl Gras über die Sache wachsen. Sie wird keine Spuren in der Geschichte hinterlassen. Ein kurzes Strohfeuer - mehr nicht.
Ihrer Kritik und ihren Fragen hält Jesus sein Gottvertrauen entgegen. Er rechnet mit dem wunderbaren Wirken des Wortes Gottes. Es kann aus wenig viel machen, wenn es auf guten Boden fällt. Dort, wo es in den Herzen der Menschen Wurzeln schlagen kann, bringt es eine Ernte mit der normalerweise niemals zu rechnen ist. Nur für diese Menschen gilt das Wort: „Wer hat, dem wird gegeben ..." - sie wachsen in der Erkenntnis Gottes. Sie leben aus der überfließenden Fülle der Liebe Gottes und geben sie weiter.
Jesu Wort trifft sie mitten ins Herz. Sie begreifen: Sie selbst sind damit angesprochen. Es ist seine Einladung an jede:n von uns. Welcher Boden für das Wort Gottes will ich sein? Bin ich wie 75 % unfruchtbar oder gehöre ich zu den 25 % fruchtbaren Boden? Lasse ich mich im Vertrauen auf Jesu Wort ein und bin bereit, wunderbares Wachstum an mir geschehen zu lassen?
Eine spirituelle Weltveränderung
Somit müssen wir den „Matthäus-Effekt" neu definieren. Es ist ein Erklärungsmodell für eine „spirituelle" Weltveränderung: Wer sich auf das Wort Gottes einlässt, geht zu den armen und notleidenden Menschen. Aus diesen Beziehungen wächst die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden. Solidarische Freundschaften entstehen und Bündnisse zur Verbesserung der Lebenssituation werden geschlossen. Engagement füreinander statt Kampf gegeneinander, bestimmen die Realität neu und bewirken positive Veränderungen. Dann wird diese Welt eine andere - zur Freude vieler Menschen und zum Leidwesen einiger weniger Reicher. Diese reiche Ernte ist die Verheißung Gottes, die Jesus in diesem Gleichnis ankündigt.
Ich hoffe, ich konnte sie einladen, diese Bibelstelle mal mit neuen Augen zu sehen und neuen Ohren zu hören. Ich behaupte nicht, dass dies die eine, wahre Interpretation ist, aber es ist hoffentlich eine, die den Horizont erweitert und vielleicht zu neuen Erkenntnisse führen kann.
© Herbert Altmann, Regional-Caritas-Koordinator, Steyr Land, Kirchdorf, Diözese Linz.
Gute Erde oder versiegelter Boden?
Worte wirken
Einem Großteil dieser sonntäglichen Lesungen kommt dem ausgesprochenen oder schriftlichen Wort und seinen Folgen zu. Jedem ist es schon passiert, mehr zu sagen, als einem lieb ist. In meiner Jugend hörte ich den Spruch: „Seiner Zunge Meister werden, hat des Nutzens viel auf Erden, weißt du viel, schweig auch viel.“
Die alttestamentliche Lesung macht darauf aufmerksam, dass alles, was wir aussprechen nicht mehr zurückgenommen werden kann, und das alles mit recht guten, aber auch sehr unangenehmen Folgen, dazu der Vergleich mit Regen und Schnee, der auf die Erde fällt. Das Wort „bewirkt, was ich will“, ist zielgerichtet, will damit etwas erreichen. Das göttliche Wort ist zielgerichtet, will erreichen, dass der Mensch mit Hilfe der Schöpfung zu einem „Leben in Fülle“ kommt (Joh 10,10). Die Welt, die Schöpfung, entstand durch den göttlichen logos, das Wort. Gott spricht und handelt. Nach dem anfänglichem Chaos (tohuwabohu) kam Ordnung in die Welt, der Geist schwebte über den Wassern.
Wie Worte aufgenommen werden
Im Evangelium bekommen wir durch die Gleichnisse als Erfahrungen aus dem Leben ausführlichen Anschauungsunterricht. Gott spricht zu uns durch Jesus Christus, durch seinen Geist. Dieses Gleichnis vom Sämann muss bei den jungen Gemeinden so großen Eindruck hinterlassen haben, dass wir es bei allen Synoptikern finden. Ausführlich befasst sich ein Teil mit der Wirkweise, mit der unterschiedlichen Aufnahme von Worten bei den Menschen durch ihre Sinnesorgane. Ohren sind mehr als Brillenhalter oder Hörgeräte-Verstärker. „Der Glaube kommt vom Hören“ (Röm 10,17). Das Ohr führt mit den Worten ins Innere eines Menschen und soll etwas bewirken; anders verstanden: Es soll etwas durch eine Tat zur Wirklichkeit werden. Ohr und Auge sind zwei Grundorgane, die zur Wirklichkeit führen und über Sehen zum Wahrnehmen und Erkennen, zum Verstehen und zur Vernunft führen.
Das gelingt in der Hektik der Zeit des Smartphones, des WhatsApp und der gesamten Reizüberflutung immer schwerer. So entsteht auch innere Leere. Schon im Alltagsleben tauchen Missverständnisse durch schlechtes Zuhören auf, durch die Einbildung, vieles gleichzeitig tun zu können. Auto fahren und E-Mails schreiben an Stellen, wo die Ampel auf Rotlicht steht… Risikolenker versuchen es sogar während der Fahrt. - Vernunft und Weisheit sind Basis für die königliche Würde eines Menschen. Das wird uns in der Taufe bei der Salbung mit Chrisam zugesichert, weil „wir als Erstlingsgabe den Geist haben“ (vgl. 2. Lesung).
Das Evangelium spricht von den unterschiedlichen Wirkweisen mit dem Vergleich des Bodens. Alles ist überlagert mit felsigem Boden. Innerlichkeit, wie Fragen nach dem Sinn des Lebens - Wozu das alles? - kann sich nicht durchsetzen. Über dem steinigen Boden wächst das Dornengestrüpp als Probleme des Lebens: Terminkollisionen, Existenznöte, Krankheit, Beziehungsprobleme. „Kommt, ruht ein wenig aus“ (Mk 6,30f) hat da keine Chance. Der steinige Boden ist nicht offen für das einladende, vertrauende Wort Gottes. Die Vögel, von denen gesprochen wird, stehen für Äußerlichkeiten, für oberflächliches Dahinfliegen von Termin zu Termin, wenig Zeit für genaueres Hinsehen, was sich in meiner Umgebung an Gutem, aber auch an Gefährlichem tut. Schließlich der gute Boden, der gute Früchte bringt. Hoffentlich bringen wir guten Samen und säen nicht Übles, das sich zeigt im Neid, gefährlichem Konkurrenzdenken, Rachegefühlen.
Gute "Erdung"
Wahrscheinlich tragen wir nicht nur Humus in uns, das heißt: gut geerdet sein, sondern auch manches Felsstück an Hartherzigkeit, Sturheit, Formalismus und Unbarmherzigkeit. Wir haben beides in uns: gute Erde, gute Voraussetzungen, aber auch manche üble Haltung.
Wie wäre es, im Urlaub darüber nachzudenken, wie es um unsere Bodenbeschaffenheit steht, wo wir den Humus des Humors, der Gelassenheit, der Freude und des Friedens in uns aufgehen lassen würden? - ein Stück himmlischer Gaben auf dieser Erde.
Wir sind fruchtbarer Acker für Gottes Wort
Kindliche Überraschung
Kinder sind etwas ganz Wunderbares! Sehnsüchtig erwarten wir ihr erstes Wort. Würde es „Mama“ oder gar „Papa“ sein? Mein Jüngster saß gerade auf meinem Schoß und kaute Lasagne-Babynahrung, als ihm sein erstes Wort entwich: „Pfui!“ Der Ton entsteht durch das Schließen des Zuganges zur Speiseröhre bei gleichzeitigem Öffnen des Mundes zum Ausspucken. Er ist Teil eines Selbstschutzmechanismus vor unerwünschten Substanzen.
Erfolg und Misserfolg
Ein Sämann sät die Saat wie Jesus das Wort Gottes unter uns sät. Das Gleichnis ist Teil von Jesu’ „Rede über das Himmelreich“ (Mt 13,1–53; Mk 4,1–34), die nur so vor alltäglichen Erfahrungen strotzt. Da geht es in weiterer Folge um Unkraut im Weizen, um ein winziges Senfkorn und um das Ansetzen von Sauerteig. Das griechische Wort für Gleichnis „παραβολή (parabole)“ bedeutet auch „Rätselrede“. Immer wieder gibt uns Jesus knifflige Rätsel auf, um sie für uns und zu unser aller Wohl zu lösen. „Wer Ohren hat, der höre!“, appelliert Jesus an die Menschen, genau hinzuhören.
Auffällig beim Gleichnis vom Sämann ist die ausführliche Beschreibung des Misserfolgs; es wird geschildert, was alles beim Aussäen daneben gehen kann: Die Vögel fressen das auf dem Weg gelandete Saatgut, der Fels nimmt es nicht auf, und die Dornen umwuchern und ersticken es (Mt 13,4–7; Mk 4,4–7; Lk 8,3–7). Da muss ich mir schon die Frage gefallen lassen, ob das Wort Gottes bei mir auf felsigen oder auf fruchtbaren Boden fällt. Verhallt es ungehört, weggeblasen von einem Windhauch? Kehrt es leer zurück, ohne etwas zu bewirken (Jes 55,11)? Oder fällt es bei mir auf guten Boden und bringt reichlich Frucht (Mt 13,8) – fruchtet es etwas?
Sehen denn meine Augen und hören meine Ohren (Mt 13,9;16), und nehme ich all das, was Jesus mir an Lebenseinstellung vermitteln will, dankbar auf? Oder sind die Lauscher wieder mal verstopft und die Äuglein verpickt (Jes 6,9–10).
Fällt der Same auf den Weg? Ist meine Antwort ein ablehnendes „Nein!“ – ein Wort, das Kleinkinder viel zu oft hören? Indem sie es bald nachsagen, halten sie uns einen Spiegel vor.
Oder fällt der Same auf felsigen Boden, wo er keine Wurzeln schlagen kann? Zuerst scheint es, als hätte ich die heilsbringende Botschaft aufgesogen, doch dann spucke ich sie mit einem lauten „Pfui“ wieder aus wie eine zufällig in den Mund geflogene Fliege!
Vielleicht ist meine Antwort aber auch ein gemächliches „Ja, ja!“ oder „Ich weiß eh!“ Der Same fällt in die Dornen, die ihn bald überwuchert haben. Ich gebe ihm keine Chance, zu wachsen, und lenke mich lieber mit anderen Dingen von allzu tiefschürfenden Überlegungen ab. Vielleicht sage ich es nicht, aber ich meine es!
Reicher Ertrag
Doch es kann und soll auch gut ausgehen: Wenn die Saat auf guten Boden fällt, sprießt sie, wächst und bringt Ertrag. Wir Menschen sind wie ein fruchtbarer Acker, bedeutet uns Jesus. Wenn wir die Botschaft Christi freudig aufnehmen und verinnerlichen, wenn wir uns nicht ständig ablenken lassen, die richtigen Prioritäten setzen und mit unserem Herzen hören, dann geht seine Saat vom Reich Gottes mitten in uns auf. Sein Wort kann jeden von uns substanziell weiterbringen, wenn wir es aufnehmen, in uns wachsen lassen und mit anderen teilen!
© Diakon Oliver Meidl, 1230 Wien-Inzersdorf
Gottes Wort heilt die Welt
Nicht alles ist in Ordnung
"Die gute alte Zeit! oder: Früher war alles besser?!" Liebe Schwestern, liebe Brüder! Vor vielen Jahren habe ich zu diesem Spruch einmal eine Bildkollage gesehen, mit der ein Künstler ausrücken wollte: Auch bereits zu früheren Zeiten gab es Probleme, Dinge, die nicht in Ordnung waren.
Auch zur Zeit des Apostels Paulus war vieles im Leben der Menschen und der Welt nicht in Ordnung. Schon zu seiner Zeit gab es Kriege, gab es Verhaltensweisen, die abscheulich waren. Paulus wusste von Krankheiten, von Ungerechtigkeiten. Paulus wusste sicher auch von Naturkatastrophen, gegen die der Mensch machtlos ist. Immer schon gab es Missbrauch der Macht, im weltlichen wie im religiösen Bereich. Er kannte das Werden und auch das Vergehen in der Natur. Vieles lief und es läuft auch heute in der Schöpfung und auch im Zusammenleben nicht so wie es dem Willen Gottes entspricht.
Schauen wir auf das, was die Welt in unseren Tagen prägt. Wir erleben die Coronakrise. Wir sorgen uns um das Klima. Das Problem mit dem Klima ist zu einem großen Teil von Menschen mitverursacht. Denken wir an die Unmengen von Müll, die aus den Meeren herausgeholt werden. Wir könnten die Liste verlängern. Unsere Welt, so schön sie im Anfang von Gott gedacht ist, ist unerlöst. Sie zeigt Spuren von Vergänglichkeit. Dennoch gibt es in der Welt vieles, was schön ist, was das Leben erfüllen kann. Es gibt schöne Landschaften auf der Welt. Es gibt viele herrliche Tiere. Auch das Miteinander mit anderen kann erfreulich sein. In alldem, was diese Welt doch an Gutem und Schönem bietet, zeigt sich Gottes Herrlichkeit, von der Paulus spricht.
Hoffen trotz der Leiden der Zeit
In dieser Situation lesen wir die Worte, die Paulus an die Römer geschrieben hat. Paulus spricht von den Leiden dieser Zeit. Doch macht Paulus Mut, an die Herrlichkeit Gottes zu glauben. Als Christen, Christinnen ist uns diese Hoffnung geschenkt. Wir dürfen Gottes Liebe erfahren. Gott will uns Menschen, aber auch die Schöpfung erlösen. Diese Schöpfung, wie wir sie erleben, wird wie alles vergehen. Im Anfang, im allerersten Ursprung, war Gottes Schöpfung gut gedacht. Erst durch den Sündenfall bekam sie ihre Vergänglichkeit.
Das Leben in dieser Welt bedeutet Wachsen und Reifen zu einem Leben mit Gott. Reifung geschieht nicht ohne Leiden, ohne Schmerzen, ohne Verlust. Reifung geschieht dann, wenn wir als Einzelne wie als Gemeinschaft uns den Herausforderungen unseres Lebens in unserer Zeit stellen. Wir wachsen und reifen mit den Menschen, denen wir begegnen. Wenn Paulus schreibt, "dass die gesamte Schöpfung seufzt und in Geburtswehen liegt" und ein paar Zeilen später „auch wir seufzen in unserem Herzen!" dann zeigt Paulus, wie tief, ja sogar wie schmerzlich zuweilen diese Sehnsucht in unserem Herzen ist, bei Gott zu leben, nach „der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“.
Die Welt mitgestalten
Wir haben den Auftrag, das Leben in dieser Welt mitzugestalten und in sie hineinzuwirken. In unserer Zeit ist der Schutz des Klimas und der Umwelt ganz wichtig. Als vor einigen Jahren Papst Franziskus seine Enzyklika "Laudato si" verfasste, hat er uns Christen, Christinnen diesen Auftrag ins Stammbuch geschrieben.
Wir verändern die Welt dort, wo wir unseren Glauben ernst nehmen, wo wir die Werte, die uns Gottes Wort immer wieder aufzeigt, leben und neu entdecken. Diese Werte sind die Nächstenliebe, die jeden Egoismus und jede Gedankenlosigkeit überwindet. Wer in der Einstellung lebt „Nach mir die Sintflut“ wirft gedankenlos Müll ins Meer, fährt ohne Rücksicht auf Verluste unnötige Strecken. Als weiteren Wert ist die Barmherzigkeit zu nennen. Diese gilt besonders den Armen, denen das Nötigste zum Leben fehlt. Barmherzigkeit aber brauchen alle, die schuldig geworden sind und darum am Rande stehen. Wir müssen immer wieder bereit sein, Frieden und Versöhnung zu stiften. Wir dürfen immer mehr hineinwachsen, Söhne und Töchter Gottes zu werden, hineinwachsen in das, wozu uns Gott gedacht hat.
Diese Welt und auch das Leben in ihr werden immer unerlöst bleiben. Doch als Christen und Christinnen können wir Hoffnung schenken, weil wir selbst in uns Hoffnung tragen. Diese wird uns durch das Wort Gottes geschenkt. Jesus spricht im Evangelium davon, dass das Wort Gottes wie ein Samen ausgesät wird. Es fällt auf unterschiedlichem Boden. So hat es unterschiedliche Wirkung. Doch es hat Erfolg. Der Same bringt Frucht. Das Wort Gottes bringt Frucht, wenn wir offene Herzen haben. Dann leben wir immer mehr aus Gottes Wort heraus. Dann erfahren wir immer mehr, was der Wille Gottes für unsere Zeit ist. Gottes Wort heilt diese Welt. Diese Welt wird heiler, besser, je mehr Menschen aus diesem Wort leben.
»Wer Ohren hat, der höre!« oder die Kunst des Bibellesens
»Wort des lebendigen Gottes?«
Predigten haben einen zwiespältigen Ruf. Die einen betonen, wie wichtig ihnen eine gute Predigt ist, dass es für sie geistliche Nahrung ist, wenn sie sich von der Predigt etwas mitnehmen können. Anderen wiederum kann die Predigt nicht kurz genug sein. Sie erleben sie als Pflicht- oder Bußübung, die sie über sich ergehen lassen müssen. Manch einer würde gerne darauf verzichten. Und auch für den Prediger ist es nicht einfach, das Ohr oder gar das Herz seiner Zuhörer zu erreichen. Auch er würde es sich manchmal lieber einfacher machen.
Das Evangelium vom Sämann beschreibt, wie wichtig es ist, sich auf das Wort Gottes zu besinnen. Dieses ist seit jeher eine wichtige Lebensgrundlage. Es weist die Richtung, in die wir gehen sollten. Zugleich ist es Brot, das als Nahrung dient und Kraft gibt. Jesus ist wichtig, dass die Frohe Botschaft vom Reich Gottes reichlich ausgebracht wird. Er vertraut darauf, dass genügend Saatgut auf fruchtbaren Boden fällt und reichen Ertrag bringt. Wie der Prophet Jesaja in der Lesung redet er in der Gewissheit, dass das Wort Gotte wirkt und Frucht bringt. Es trägt Frucht, weil es von Gott kommt. Jesus appelliert an seine Zuhörer: Wer Ohren hat, der höre! Sie sollen sich für das Wort Gottes öffnen und ihm genug Boden geben, damit es sich in ihnen entfalten kann.
Das Gleichnis zeigt aber auch, dass ein echte Hinhören gar nicht so leicht ist. Vieles geht bei einem Ohr hinein und beim anderen wieder hinaus. Man hört etwas, ohne den tieferen Sinn zu verstehen. Das Wort Gottes wirkt und entfaltet sich erst in der Tiefe. Es braucht genügend fruchtbares Erdreich.
Die Mühen des Bibellesens
Das Sämann-Gleichnis ist ein Lehrstück für den Umgang mit dem Wort Gottes. Nicht selten fällt dieses auf einen Boden, auf dem es sich nicht wirklich entfalten kann.
Manche verwenden die Bibeltexte, wie man in vergangenen Jahrhunderte mit verfallenen Bauwerken umgegangen ist. Man hat diese als Fundort für billiges Baumaterial benutzt. Einzelne Sätze und Begebenheiten lassen sich bequem aus den Heiligen Schriften herausholen und für die Stützung eigener Theorien verwenden. Sie werden beliebig, und aus dem Zusammenhang gerissen erkennt man ihre ursprüngliche Bedeutung nicht mehr. Viele Theologen haben dieses Vorgehen meisterhaft beherrscht und damit der guten Sache mehr geschadet als gedient.
Wieder andere trauen den biblischen Texten für die gegenwärtige Zeit keine Bedeutung mehr zu. "Was interessiert uns, was der alte Abraham getan hat und die Israeliten in der Wüste erlebt haben", bekomme ich nicht selten zu hören. Welchen Sinn hat es, Jahrtausende alte Texte in den Gottesdiensten zu lesen? Um sie zu verstehen und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu erkennen, muss man sich in die Zeit ihrer Entstehung versetzen und versuchen nachzuempfinden, was sie den Menschen damals bedeutet haben. Ihre Tiefenaussagen haben meist auch Bedeutung für die Gegenwart. Sie beinhalten allgemeinmenschliche und religiöse Erfahrungen. Diese erahnt man nur, wenn man sich auf diese Erzählungen einlässt. Dass sie als »Wort Gottes« von Generation zu Generation weitergegeben werden, sollte uns neugierig darauf machen.
Eine große Hürde ist auch, dass viele meinen, man brauche umfassende wissenschaftliche Vorkenntnisse, um die alten Texte richtig deuten zu können. Sie trauen sich ein eigenständiges Bibellesen nicht zu. So hilfreich die wissenschaftliche Beschäftigung mit den biblischen Schriften auch ist, sie ist nicht notwendige Voraussetzung für jedermann. Denn ursprünglich wurden diese Texte von einfachen Menschen weitererzählt und in ihrer Tiefenbedeutung noch vor jeder Wissenschaft auch verstanden. Die Wissenschaften sind jedoch gut und notwendig, um einseitigen Auslegungen zu begegnen.
Gemeinsam Bibel lesen
In den letzten Jahrzehnten haben Christen in Ländern, die nicht so gut mit Fachtheologen versorgt sind wie Europa und Nordamerika, entdeckt, wie fruchtbar es sein kann, in kleinen überschaubaren Kreisen die Bibel gemeinsam zu lesen, miteinander darüber nachzudenken, sich darüber auszutauschen und sich so für das eigene Leben inspirieren zu lassen. Auf diese Weise haben sie erfahren, dass diese uralten Schriften, wenn man sie als Wort Gottes annimmt und tief genug in sich hineinlässt, reiche Frucht bringen: dreißigfach, sechzigfach, hundertfach.
Vierfacher Ackerboden
Das „Wort Gottes“ hat es heute nicht leicht. Wir jammern darüber, dass es mit dem Glauben und der Kirche abwärts gehe. Schauen wir ins Evangelium, entdecken wir, dass Jesus im Gleichnis vom ausgestreuten Samenkorn Schwierigkeiten benennt, die es offenbar damals gegeben hat und auch heute noch gibt. Jesus spricht vom vierfachen Ackerboden für sein Wort.
Das Samenkorn fällt auf den Weg
Auf den Trampelpfaden des Alltags ist der Same des Wortes Gottes chancenlos. Alles ist so wichtig und muss mitgenommen werden. Das Diktat der Masse, was alle tun, die Mehrheit, worauf sie abfährt, wälzt das Wort Gotts platt und die Sensationen, die es täglich gibt, sind wie Vögel, die alles aufpicken und vernichten. Das Wort Gottes gibt es nicht mehr. Ich erfahre nichts mehr.
Das Samenkorn fällt auf felsigen Boden
Der felsige Boden spiegelt die schnelle Begeisterung für Jesus und sein Wort. Sobald aber ein bisschen was verlangt wird, gibt der Mensch auf. Da müsste er gegen den Strom schwimmen, sich bekennen und noch dumm anreden lassen: „Was, du bist noch in der Kirche? Du engagierst Dich für Fremde und Ausländer? Die sollen doch daheim bleiben! usw.“
Das Samenkorn fällt in die Dornen
Das dritte Beispiel sind die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum. Man kann sich im Sklavenhaus des Geldverdienens und der materiellen Sorgen dermaßen einrichten, dass man sich darin wohlfühlt. Der Blick auf eine andere Welt, auf die Beziehung zu Jesus und zu seinem Evangelium, das frei macht, ist getrübt oder dunkel. Er wird nicht wahrgenommen. Die Zeit für den Herrgott wird als verlorene Zeit gewertet, um möglichst viel aus diesem irdischen Leben heraus zu holen.
Und dann der gute Boden?
„Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach“. Hier geht es um die Menschen, die die Seligpreisungen leben. Jesus sagte: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich!“ Können wir arm sein, im Geist Jesu loslassen um der Liebe willen? Leben wir für den Nächsten? Versuchen wir es auch dann, wenn der Nächste nicht attraktiv ist, krank, unbeachtet, nicht schön und freundlich?
Die Früchte sind vielleicht kaum wahrnehmbar, aber wichtig. Es sind Friede, Verzeihen, Freude.
Vierfacher Boden in uns
Doch es gibt wirklich ein Problem: In uns allen ist nicht nur guter Boden, auch in uns ist der vierfache Ackerboden. Auch wir verhalten uns, wie es Jesus beschreibt: sind beschäftigt und zugeschüttet wie viele Menschen, sind kraftlos und materiell ausgerichtet- und doch haben wir auch guten Boden: manche Wirkungen des Wortes Gottes siedeln sich in uns an. Das Evangelium, das wir hören, geht nicht nur ins eine Ohr hinein, und dann durchs andere wieder hinaus. Gottes Gnade hilft uns weiter. Es ist etwas Großes, regelmäßig zu glauben, zu beten, zur Messe zu gehen, zu verzeihen und zu helfen. „Wer Ohren hat, der höre!“ Früchte entstehen aus Samen. Samen sind: Grundworte des Evangeliums und der Kirche und die Früchte sind die daraus entstanden Auswirkungen in unserem Leben.
Hören und verstehen.
Jesus spricht heute viel vom Hören und Nicht-verstehen, vom Sehen und doch nicht Sehen, vom hartgewordenen Herzen. Er erinnert damit an die Tragik der Propheten, die Israel nicht hörte, und die sie töteten, um sie nicht hören zu müssen. „Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören. Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.“
Jesus preist uns selig, dass wir hören und etwas verstehen. Wir dürfen es seiner Gnade verdanken. Dazu kommt: In Gemeinschaft von gläubig hörenden Christen hier im Gottesdienst oder irgendwo unter Christen, die im Namen Jesu versammelt sind, spricht uns Jesu Stimme deutlicher an. Entscheiden wir uns, auf seine Stimme hören zu wollen! Lernen wir, die vielen Stimmen in uns zum Schweigen zu bringen, die zur Alltagsunterhaltung gehören und morgen vergessen sind. Der Heilige Geist hilft unserer Schwachheit auf. Auch Gottes leises Flüstern kann unser Leben komplett auf den Kopf stellen.
Früchte wachsen und reifen durch die Liebe.
Wir haben viele kostbare Samen in unserer Hand, wenn wir das Neue Gebot Jesu leben, einander so lieben, wie Er uns geliebt hat. Der kostbare Same der Liebe geht auf. Gott lässt wachsen. Nicht wir sind imstande, diese Liebe zu geben sondern Jesus in uns. Die Samenkörner heißen: in uns die Sorgen der Schwestern und Brüder tragen, an ihrer Lösung mitwirken, als ob es um unsere eigene Sache ginge; sich selbst vergessen, um die Schmerzen und die Freuden des anderen zu teilen. Es gibt dabei unerwartete Früchte. Beten wir heute, dass die Samen in unserem Leben – auch wo es unmöglich erscheint, Früchte bringen.
„Laudato si'“
Widersprüchliche Appelle
Klingen sie auch bei Ihnen in den Ohren, die Appelle, die Umwelt zu schützen und auf kleinerem Fuß zu leben, also weniger Ressourcen zu verbrauchen, sparsam zu sein, jenes nicht mehr zu gebrauchen bzw. zu verbrauchen und dafür etwas anderes zu nutzen. Schlechtes Gewissen inklusive. Gleichzeitig werden wir umworben von Konsumversprechungen: gesünder, keimfreier, ökologischer zu werden durch dieses oder jenes Produkt. Glück, Erfolg und Sinn können miterworben werden, werden jeder und jedem Einzelnen mit dem Kauf versprochen.
Wie wirken diese sich widersprechenden Appelle bei Ihnen? Bei mir hängt es von der Situation ab, mal schenke ich ihnen kaum Aufmerksamkeit, mal wecken sie doch Interesse, langweilen oder nerven mich, besonders dann, wenn die Plakate die Aussicht verstellen oder im Radio, Fernsehen bzw. im Internet gefühlt dauernd Werbung kommt bzw. aufpoppt oder die journalistischen Beiträge der Zeitung von den Werbeanzeigen beinahe überwuchert werden.
Auf der einen Seite die Appelle einen achtsamen umwelt- und sozialverträglichen Lebensstil zu pflegen und so ein gutes Gewissen zu haben und auf der anderen Seite Konsumaufforderungen, um den Wirtschaftsmotor, wie es so schön heißt, in Gang zu halten. Wobei bei Letzterem bei mir kein schlechtes Gewissen ausgelöst wird, sondern eher die Befürchtung abgehängt zu sein, nicht dazu zu gehören oder die negativen Auswirkungen auf die Anzahl der Arbeitsplätze zum Beispiel.
Die Sorge um das gemeinsame Haus
Diesem Spannungsfeld widmet sich auch das päpstliche Rundschreiben, die „Enzyklika Laudato si' (Gelobt seist du). Über die Sorge um das gemeinsame Haus”, die 2015 erschienen ist. Sie thematisiert die aktuelle Konsum- und die dazugehörige Wirtschaftskultur. Diese vorherrschende Kultur wird als Ursache für die einander bedingende soziale und ökologische Krise benannt. Stößt nun die Enzyklika in dasselbe Horn wie die Appelle, kann ich mit meinem Tun die Welt retten? Verspricht sie ein gutes Gewissen bei nachhaltigem, ökologischem Konsum? Nein, es geht um mehr als das!
Sehr wohl diagnostiziert Papst Franziskus den Reaktionen auf die Krise eine „gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige Verantwortungslosigkeit angesichts der ökologischen und sozialen Probleme. Im Schreiben wird vermutet, dass „wir versucht sind zu denken, dass ungewiss ist, was eigentlich geschieht“, und deswegen so zaudernd reagieren. In der Enzyklika ist zu lesen, dass das daran liegt, dass es nur „einige(n) sichtbar(e) Zeichen der Verseuchung und des Verfalls (gibt), die den Anschein erwecken als seien die Dinge nicht so schlimm und der Planet könne unter den gegenwärtigen Bedingungen noch lange Zeit fortbestehen. Wenn wir auf den äußeren Eindruck schauen, hat es, abgesehen von einigen sichtbaren Zeichen der Verseuchung und des Verfalls, den Anschein, als seien die Dinge nicht so schlimm und der Planet könne unter den gegenwärtigen Bedingungen noch lange Zeit fortbestehen. Diese ausweichende Haltung dient uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise, wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht, sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ (LS 59)
Fruchtloses Wissen?
Das Wissen ist da, aber es bringt keine Frucht, um es mit den Worten des Evangeliums zu sagen. Es ist nicht auf den richtigen Boden gefallen. Oberflächlicher scheinbarer Umweltschutz genügt nicht. Es braucht nicht nur erneuerbare Energie, Bioprodukte etc. Die Enzyklika drückt es so aus: „Diese Aktionen lösen nicht die globalen Probleme, bestätigen jedoch, dass wir Menschen noch fähig sind, positiv einzuschreiten.“ (LS 58)
Was ist nun dieses Mehr, dessen es bedarf?
Das Dokument beschreibt im 1. Teil die ökologische Situation und betont den Zusammenhang mit der Situation armutsgefährdeter Menschen. In Laudato si' wird, genauso wie wir es heute im Römerbrief gehört haben, vom Seufzen der Erde gesprochen, das wir hören lernen müssen. Ein Seufzen, das sich mit dem der benachteiligten Bevölkerung vereint. Aber es ist schwer, das zu hören und entsprechend zu reagieren, da laut der Enzyklika viele Menschen die Zeichen wie schon beschrieben nicht wahrnehmen und es nur um das je eigene Wohlergehen, den Erfolg, das Glück des Konsums bzw. des Besitzes geht - dass also ein zerstörerischer Individualismus um sich gegriffen hat.
Laudato si' bleibt also nicht bei Handlungs-Appellen an den Einzelnen und die Einzelne stehen, sondern entwirft ein Gegenbild bzw. greift ein altes Menschen- und Weltbild auf. Im Römerbrief ist zu lesen, dass sich das Seufzen der Erde mit dem Seufzen der Menschen vereint, denn alle sind und alles ist Gottes Schöpfung, denn allem und allen gab Gott die Hoffnung. Die Hoffnung, dass die gesamte Schöpfung von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden soll zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Es geht nicht nur um das eigene Wohlergehen, um das Heil, das im Alleingang zu erreichen ist. Denn diese Hoffnung, die Erlösung ist uns gemeinsam zugesagt. Für uns Menschen heißt das, dass wir uns wieder als Teil der gesamten Schöpfung Gottes verstehen müssen, als bedürftig und abhängig von den anderen genauso wie von der Umwelt. Diese Weltsicht, dieses Menschenbild, das sich als Teil der Natur versteht, leitet an achtsam, dankbarer und einfacher zu leben.
Aufmerksames Hören und Sehen
Um dorthin zu kommen braucht es ein aufmerksames Hören und Sehen. Wir stehen vor der Herausforderung, immer wieder aufs Neue sehen und hören zu lernen, obwohl wir glauben schon zu sehen, zu wissen, am richtigen Weg zu sein. Wir sind aufgefordert, uns nicht selbstverständlich jenen zuzuordnen, die meinen, es längst verstanden zu haben und deswegen am richtigen Weg sind. Vielmehr sollten wir uns immer wieder in Frage stellen lassen, um so achtsam dem Geschenk Schöpfung zu begegnen.
Mit den Worten der Enzyklika gesprochen: „Die christliche Spiritualität schlägt ein anderes Verständnis von Lebensqualität vor und ermutigt zu einem prophetischen und kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein. Es ist wichtig, eine alte Lehre anzunehmen, die in verschiedenen religiösen Traditionen und auch in der Bibel vorhanden ist. Es handelt sich um die Überzeugung, dass »weniger mehr ist«. Die ständige Anhäufung von Möglichkeiten zum Konsum lenkt das Herz ab und verhindert, jedes Ding und jeden Moment zu würdigen. Dagegen öffnet das gelassene Sich-Ein-finden vor jeder Realität, und sei sie noch so klein, uns viel mehr Möglichkeiten des Verstehens und der persönlichen Verwirklichung. Die christliche Spiritualität regt zu einem Wachstum mit Mäßigkeit an und zu einer Fähigkeit, mit dem Wenigen froh zu sein. Es ist eine Rückkehr zu der Einfachheit, die uns erlaubt innezuhalten, um das Kleine zu würdigen, dankbar zu sein für die Möglichkeiten, die das Leben bietet, ohne uns an das zu hängen, was wir haben, noch uns über das zu grämen, was wir nicht haben. Das setzt voraus, die Dynamik der Herrschaft und der bloßen Anhäufung von Vergnügungen zu meiden.“ (LS 222)
„Wir sprechen von einer Haltung des Herzens, das alles mit gelassener Aufmerksamkeit erlebt; das versteht, jemandem gegenüber ganz da zu sein, ohne schon an das zu denken, was danach kommt; das sich jedem Moment widmet wie einem göttlichen Geschenk, das voll und ganz erlebt werden muss.“ (LS 226)
Gelingt es uns diese Haltung einzuüben, werden wir reiche Frucht bringen im Sinne eines guten Lebens für alle.
© Mag.a Lucia Göbesberger, Referentin im Sozialreferat der Diözese Linz.
Vom Wachsen des Reiches Gottes
Erntezeit
In den vergangenen Tagen lief in vielen Gebieten Österreichs die Getreideernte voll an. Für die betroffenen Landwirte ist es eine Zeit harter Arbeit in der Hitze des Sommers. Zugleich aber eine Zeit des gespannten Wartens: Wie gut fällt die Ernte in diesem Jahr aus? In manchen Gegenden stöhnten die Bauern, dass der nötige Regen ausblieb und dass dies Beeinträchtigungen im Ertrag befürchten ließ. In anderen Jahren gab es auch schon zu viel Regen und zu wenig Wärme... Bilanz ziehen kann man erst am Ende der Saison. Wie hoch der Ertrag insgesamt sein wird, hängt von vielen Faktoren ab, die sich trotz ausgeklügelter Techniken nicht vollständig in den Griff bekommen lassen.
Ein Gleichnis nicht nur für die Landbevölkerung
Im Evangelium hörten wir ein Gleichnis, in dem Jesus Überlegungen zum Wachsen des Reiches Gottes anstellt. Er erzählt von einem Sämann, der reichlich aussät und trotz aller Widrigkeiten am Ende reichlich erntet. Auch hier wirken viele Faktoren zusammen. Wie reich die Ernte ausfällt, hängt nicht allein vom Saatgut ab. Es wirken auch andere Gegebenheiten mit: die Beschaffenheit des Bodens, das Klima, die Witterung, nicht zu vergessen eventuelle Schädlinge.
Der Sämann geht im Gleichnis mit dem Saatgut ungewöhnlich verschwenderisch um. Einiges fällt auf den Weg, einiges ins Gestrüpp, einiges auf steinigen Grund. Nicht alles geht auf, weil Vögel es auffressen oder der Boden unfruchtbar ist. Anderes hält nicht durch bis zur Ernte. Es erstickt zwischen anderen Gewächsen, hat nicht genug Feuchtigkeit. Mit all dem rechnet der Sämann. Insgesamt scheint er aber zufrieden zu sein mit dem zu erwartenden Ertrag.
Mehrere Lesarten
Jesus will mit seinem Gleichnis nicht irgendwelchen Bauern erklären, wie man es richtig macht. Er vergleicht die Mühen der Landwirte mit den Anstrengungen der Seelsorger. Auch sie tun alles Mögliche, um zu einer guten Ernte zu kommen. Reichlich säen sie das Evangelium vom Reich Gottes aus. Zur Verwunderung mancher Beobachter tun sie es auch dort, wo nach menschlichem Ermessen nicht viel zu erwarten ist. Manche versuchen auch schwierige Böden fruchtbar zu machen. Oder sie nehmen in Kauf, dass das Wort Gottes in falsche Kehlen kommt. Bei all ihren Anstrengungen sind sie von der Gewissheit getragen, dass das, was sie tun, Sinn macht und aufs Ganze gesehen reichlich Frucht bringt.
Eine andere Lesart des Gleichnisses könnte sein, dass Jesus sein eigenes Verhalten als Prediger der Frohen Botschaft vor seinen streckenweise frustrierten Jüngern rechtfertigt. Lohnt sich der große Aufwand? Müsste man nicht gezielter auf Erfolg hinarbeiten? "zielgruppenorientiert"?
Jesus erzählt dieses Gleichnis auch uns heute
Was bringt das Gleichnis uns, die wir es heute hören oder lesen? Das Reden in Vergleichen hat seine Tücken. Nicht nur, dass jeder Vergleich hinkt. Das Ergebnis hängt immer auch davon ab, wer sich mit wem vergleicht. Der Zuhörer ist geneigt, sich selbst auszusuchen, was er womit vergleichen will und was er für sich herausholt. Dazu bieten sich neben den bereits genannten noch weitere Möglichkeiten an.
Gerne begeben wir uns als Zuhörer in die Rolle des unbeteiligten Beobachters, sozusagen als selbsternannte Agrarexperten. Wir beobachten, wie unvernünftig dieser Sämann handelt. Wir beurteilen seinen Erfolg mit einer Aufwands- und Ertragsrechnung und würden ihm gerne Ratschläge geben, was er alles besser machen könnte.
Andere wiederum - nie würden sie es zugeben - begeben sich in die Rolle der Vögel, die über ein Feld herfallen und sich herauspicken, was ihnen schmeckt. Wie Saatkrähen wählen wie aus, was sie aus den Überlieferungen der Religionen schnell und einfach für ihre "Spiritualität" verwerten können.
Wir können uns aber auch in die Rolle der Landarbeiter begeben, die an der mühevollen Arbeit teilnehmen und zugleich kritisch beobachten, was der Gutsherr - sprich Sämann - macht. Dann werden wir besorgt sein, ob für uns wohl genügend herausspringt. Und es tut uns leid, dass unser Herr mit dem Saatgut und dem Einsatz der Mitarbeiter so verschwenderisch umgeht.
Dreißigfach, sechzigfach und hundertfach
Wir sollten aber auch einmal die Geschichte mit den Augen und dem Herzen des Sämanns selbst betrachten.
Was erleben wir, wenn wir uns mit seiner Großzügigkeit identifizieren? Mit seiner Souveränität den Schmarotzern und feindlichen Kräften gegenüber? Und nicht zuletzt mit seinem Vertrauen, dass da einer ist, der wachsen lässt: dreißigfach, sechzigfach oder gar hundertfach?
Ich bin sicher, dass uns diese Sichtweise mehr nützt als der Blick der unbeteiligten "Agrarexperten", oder der Saatkrähen, oder derer, die diese verscheuchen wollen. Und wenn wir uns danach in die Rolle der Mitarbeiter des Herrn begeben, haben wir die Chance, etwas von seiner Großzügigkeit und von seinem Vertrauen in das Wachsen des Reiches Gottes für uns selbst zu ernten.
Grund zu hoffen
Die Leiden unserer Zeit
Ich denke, wir alle fühlen uns angesprochen, wenn der Apostel Paulus in der Lesung von den Leiden der gegenwärtigen Zeit spricht. Jeder Mensch wird irgendwie von diesen Leiden heimgesucht und jeder Mensch erfährt sie anders und ganz persönlich.
Die Leiden unserer Zeit haben vielerlei Gesichter. Sie zeigen sich in Krieg und Terror und das Brutalste sind dabei die unschuldigen Opfer. Die Leiden unserer Zeit zeigen sich in wirtschaftlichen und finanziellen Ungerechtigkeiten, die dazu führen, dass Millionen von Menschen das Nötigste zum Leben fehlt, während Andere im Überfluss prassen. Solches und manch anderes Leid ist verursacht, weil Menschen ihre Freiheit, ihre Verantwortung und vor allem ihre Macht missbrauchen.
Es gibt aber auch eine Unmenge von Leid, wofür der Mensch nichts kann. Was kann ein Mensch dafür, dass er irgendwo in verdreckten Slums aufwachsen muss ohne das, was wir die primitivsten Lebensgrundlagen nennen und ohne Chance auf Bildung und Vorwärtskommen? Was kann ein Mensch dafür, wenn er von heute auf morgen von einer unheilbaren Krankheit befallen wird und wo dann die einzige Perspektive nur noch lautet: wie kann das Dahinsiechen und Sterben einigermaßen bewältigt werden?
Es gibt Abgründe von Leid wo man nur verstummen oder verzweifeln kann und wo Menschen dann fragen: wo soll da ein guter Gott sei? Die Leiden der gegenwärtigen und jeder Zeit gehören jedenfalls zu den stärksten Argumenten, um Gott in Frage zu stellen und abzulehnen.
Der erbarmungslose Kampf ums Überleben
Es ist auch gar nicht leicht, angesichts der Abgründe von Leid darüber zu reden. Tönt es nicht befremdend, wenn der Apostel Paulus schreibt: "ich bin überzeugt, dass die Leiden dieser Zeit nichts bedeuten im Vergleich zur Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll"? Es ist auch für mich nicht leicht, jetzt dazu etwas Zutreffendes zu sagen. Und doch muss etwas gesagt werden, wenn der Glaube bedeutsam sein soll für unser Leben. Ich will versuchen, nur einen Punkt etwas klar zu stellen. Aber es ist ein entscheidender Punkt.
Angenommen, es gibt keinen Gott: wie ist es dann mit dem Leid und jeder Art von Bösem? Warum soll dann nicht der, der stärker ist als der Andere seine Macht und seine Gier ausleben auch auf Kosten der Schwächeren? Wenn es keinen Gott gibt ist das Leben einfach eine brutale Geschichte vom Kampf ums Überleben und zum Brutalsten gehört dann der Tod mit dem dann alles aus ist. Und wer vom Leid einer unheilbaren Krankheit oder sonst einem Unglück getroffen wird, der hat einfach Pech gehabt. Die Natur kennt kein Erbarmen und geht gefühllos über das Schicksal der einzelnen Menschen hinweg. Wenn es keinen Gott gibt, dann ist auch so ein Satz des Apostels Paulus über die Leiden dieser Zeit letztlich sinnlos.
Ein guter Gott und Leid?
Wenn es Gott aber gibt und wenn das ein guter Gott sein soll, dann steht sofort die Frage im Raum: wie geht das zusammen, Gott und das Leid? Darüber ist viel nachgedacht, viel geschrieben und gestritten worden. Eine umfassend befriedigende Antwort gibt es nicht. Dieses "warum" wird das Leben jedes Menschen und gerade jedes gläubigen Menschen begleiten. Wenn es aber Gott gibt, dann steht dieses "warum" doch in einem ganz anderen, in einem neuen und verheißungsvollen Licht. Der Apostel Paulus bringt das zum Ausdruck mit dem Wort "Hoffnung".
Wenn es Gott gibt, dürfen wir hoffen
Wenn es Gott gibt, dürfen wir hoffen, dass über der Welt und dem Leben der Menschen nicht ein blindes Schicksal waltet. Wenn es Gott gibt dürfen wir trotz allen Leides und durch alles Leid hindurch hoffen, dass die Mechanismen dieser Welt nicht das Letzte sein werden, sondern dass allem Anschein zum Trotz Gott alles zum Guten führen wird. Und so etwas kann allein Gott. Nur Gott kann uns Menschen zusagen, dass das Leben mehr ist als ein blinder Mechanismus von fressen und gefressen werden. Nur Gott kann uns verbürgen, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern eben Gott selber und das schenkt uns nach den Worten aus der heutigen Lesung die Hoffnung, dass wir "zusammen mit der ganzen Schöpfung aus jeder Verlorenheit befreit werden zur Herrlichkeit der Kinder Gottes".
Dennoch Frucht im Übermaß
Diese Hoffnung ist begründet in dem was Gott uns selber in Jesus, in seinem Leben, seinem Sterben und seiner Auferstehung gezeigt hat. Jesus macht das heute bildhaft anschaulich im Gleichnis aus dem Evangelium. Obwohl vieles im Leben auf felsigen Boden fällt oder von Dornen erstickt wird und obwohl das immer wieder geschieht, fällt doch ein Teil auf guten Boden und bringt Frucht im Übermaß, sagt das Evangelium. Diese Frucht im Übermaß ist das, worauf alles hinzielt und um dieser Frucht willen lohnt sich der ganze Einsatz und Aufwand des Lebens.
In dieser Perspektive ist der Satz des Apostels Paulus eine unerhört hoffnungsvolle Zusage an uns Menschen. Die Leiden unserer Zeit mögen noch so groß sein - durch alles hindurch wächst auch heute die Saat unseres Lebens einer Herrlichkeit entgegen, neben der die Leiden dieser Zeit verblassen werden.
Göttlicher Samen im Acker der Welt
Ein göttlicher Sämann
Meine Eltern hatten im Waldviertel eine kleine Landwirtschaft. Beim Aussäen des Saatgutes habe ich meinen Vater genau beobachtet. In unseren Feldern gab es damals auch Steinhaufen. Mein Vater hatte sehr darauf geachtet, dass kein Same auf steinigen Grund oder auf dem Weg oder ins Dornengestrüpp fiel. Im Evangelium hingegen ist der Sämann großzügig. Er verstreut fast verschwenderisch seinen Samen. Dieses Gleichnis sagt mir daher, dass mit dem Sämann nicht ein gewöhnlicher Landwirt gemeint sein kann. Hier ist der Sämann Gott selbst, ist Christus, der das Wort Gottes in unsere Herzen ausstreut. Sein tröstendes und heilsames Wort schenkt er allen Menschen, auch wenn sie manchmal ein Herz aus Stein haben. Auf "asphaltierten Herzen" kann jedoch das Wort Gottes nicht gedeihen. Es gibt aber verschiedene Böden.
Die verschiedenen Ackerböden unseres Herzens
Was geschieht, wenn das Wort Gottes Menschen trifft, die in den Sorgen dieser Welt, im Trug des Reichtums oder in den weltlichen Lustbarkeiten aufgehen? Da fällt der Same Gottes unter die Dornen. Er erstickt. Es gibt heute Menschen, die nicht mehr zur Ruhe kommen. Auch im Urlaub nehmen sie den Laptop und den Terminkalender mit. Ihr Geschäft muss blühen, wachsen und gedeihen. Aber unter den täglich aufreibenden Sorgen kann das Wort Gottes nicht wachsen. Es wächst in der Stille, im Gebet, in der Meditation. Diese Menschen verbinden sich lieber mit dem anscheinend omnipotenten Internet anstatt mit Gott, dem Allmächtigen, der durch sein Wort Himmel und Erde erschaffen hat. Haben diese Menschen Erfolg, ruhen sie sich in den Thermen und Wellnesshotels aus. Für die Betrachtung des ewigen Wortes bleibt keine Zeit.
Das Wort Gottes fiel aber auch auf dem Weg. Es gibt Menschen, die verstehen eine religiöse Sprache nicht mehr. Sie fragen: "Welche Bedeutung soll ein religiöses Gespräch haben? Mit dem Tod sei alles sei. Der Glaube an ein Weiterleben habe nur Unterhaltungswert". Das Wort Gottes ist für sie kein Kompass in ihrem Leben.
Andreas Knapp, der ehemalige Regens des Freiburger Priesterseminares, hat seine "geistliche Karriere" aufgegeben und ist in die ehemalige DDR übersiedelt. Er ist zu den kleinen Brüdern von Charles Foucauld gegangen und ist jetzt als Arbeiterpriester tätig. Er will in erster Linie nicht nur durch Worte, sondern durch sein Beispiel den Glaubensfernen predigen. Dieser Priester ist sehr glaubwürdig, sehr authentisch. Er redet nur über das Evangelium, wenn er gefragt wird. Er wirkt durch sein anziehendes Beispiel.
Die Böden unserer Herzen werden durch das Gebet verwandelt
Beim diesjährigen Pfarrgemeinderatkongress in Mariazell, betonte Kardinal Schönborn die Stellvertretung. Weil viele Menschen nicht mehr beten und opfern, müssen wir es für sie tun. Es ist auffallend, das in unserer Zeit Gebetshäuser entstehen, in denen 24 Stunden gebetet wird. Ein Gebetshaus gibt es in Augsburg, vor kurzem ist eines in Salzburg eröffnet worden und in Innsbruck ist eines im Entstehen.
Große Ernte
Jeder von uns kann die Feststellung machen, dass in dieser Welt die Sache Christi oft in Bedrängnis ist. Obwohl Gott immer ein Wort der Liebe und Vergebung ausstreut, dreht sich die Spirale der Gewalt weiter. Trotzdem bringt der Boden so viel Ertrag. Warum? Wer wie Christus sein Herz für die Menschen einsetzt, wird sie auch gewinnnen. Das Wort Gottes bringt Frucht zu seiner Zeit, es kehrt nicht leer zu Gott zurück (vgl. Jes 55,11). Die Ernte wird größer sein als wir es erwarten. Wir brauchen sogar Gastarbeiter, um sie in die Scheunen zu bringen.
Es tröstet mich, dass jeder von uns von Gott ganz persönlich behandelt wird, so wie er es braucht. Mein Vater hat zu gewissen Zeiten, die Steine aus den Feldern geräumt. Und was macht der göttliche Sämann? Wenn wir den steinigen oder dornigen Boden unseres Herzens bei der Gabenbereitung in den Kelch hineinlegen, verwandelt er ihn. Das macht Hoffnung.
Die Kirche ist nicht eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, sie ist eine Gmbh, das heißt: eine Gemeinschaft mit begründeter Hoffnung. Denn Gott ist selbst der Sämann. Bei der Ernte am Jüngsten Tag werden alle Scheunen zum Bersten voll sind. Das wird dann ein Fest sein, ein Fest ohne Ende.
Alles braucht seine Zeit: Vom Glaubenlernen
Gut gebrüllt?
Zum Pfingstfest in diesem Jahr war im Hallenstadion Zürich mal wieder einiges los. Draußen vor den Toren des Stadions standen protestierende Gruppen und warteten auf das Ziel ihrer Aktionen. Aus Amerika gekommen war nämlich der 'Mähdrescher Gottes' - wie sich der deutschstämmige evangelikale Prediger Reinhard Bonnke selbst gern nennt. Fernsehdokumentationen zeigen eindrückliche Bilder seiner Auftritte. Bonnke peitscht das Publikum ein und erzeugt gleichsam eine Massenhysterie, die dann in den Stadien um sich greift. In Chören schreien die Menschen seine Botschaften nach. Von einer systematischen Reflexion des Evangeliums findet man in seinen Predigten keine Spur. Allein der Effekt zählt, nicht die Beherzigung. Spricht man mit Menschen, die bei solchen 'Gottesdiensten' dabei waren, beschleicht einen das Gefühl, dass diese 'Opfer' solcher Predigten eher eine Gehirnwäsche als eine Verkündigung erlebt haben.
Wort Gottes in Menschen hineinbrüllen - geht das? In mir wird das Wort des Propheten Jesaja laut: "Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.” (Jes 6,9) und das Bild des heutigen Evangeliums lebendig: Das Wort Gottes wird über die Leute gekippt, blüht in der Massenhysterie kurz auf und geht völlig unter, wenn es sich in der Hitze des Lebens bewähren muss.
Ob es Bild-Worte Jesu sind oder der Evangelist sie ihm in den Mund gelegt hat, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Sowohl der eine wie der andere wird auch schon damals zu seiner Zeit die Erfahrung gemacht haben: Begeisterung ist schnell ausgelöst - aber wenn sie sich bewähren muss, wird es oftmals recht schwierig. Allein von Zeugen des Glaubens in Bann gezogen werden reicht nicht - die Botschaft Jesu muss auch durch Dick und Dünn des Lebens tragen. Wenn der Glaube tragendes Fundament des Lebens sein will, muss er tief verinnerlicht und geprüft sein, muss er was aushalten können, muss er durch Lebenserfahrungen angereichert sein. Mit dem Glauben wächst dann das Leben und mit dem Leben hat der Glaube die Chance zu reifen. Wie die Entwicklung des Leben ist es auch mit der Entwicklung des Glaubens: Sie endet erst mit dem letzten Atemzug.
Oh happy days?
Ein Spruch sagt: "Schaut, dass euer Leben nicht nur reich an Jahren ist, sondern eure Jahre auch reich an Leben sind." - Der Alltag von uns Seelsorgerinnen und Seelsorgern liefert dazu immer wieder eindrückliche Zeugnisse, wie das gelingen kann. Manchmal begegnen mir bei Besuchen oder im Pfarrhaus Menschen, die mir eigentlich sonst kaum aufgefallen wären. Menschen, die man leicht übersieht. Sie sind nicht laut, tun keine auffälligen Dinge oder treten sonst irgendwie besonders in Erscheinung. Im Gespräch, in der persönlichen Vier-Augen-Begegnung haben sie dann aber Überraschungen parat: Wenn sie aus ihrem Leben erzählen, geben sie Zeugnis von einer unglaublichen Fülle an Erfahrungen und Weisheit. Nicht immer war da alles toll im Leben, aber das Älterwerden hat oftmals eine tiefgreifende Versöhnung auch mit all den üblen Erfahrungen mit sich gebracht. Wo ich innerlich die Empörung in mir aufsteigen spüre, erlebe ich bei meinem Gegenüber sehr oft eine Ausgeglichenheit, eine echte Versöhnung mit all dem was gewesen ist. Sie haben ihre Lebenserfahrungen im Licht der Heilsbotschaft reflektiert. Sie freuen sich über die wunderbaren Anteile des Lebens und sie deuten Schicksalsschläge als Prüfungen, an denen sie reiften durften. Ich verstumme dann oft und bin nur noch überwältigt. Ich spüre, was da für mich an Lehrstoff drin, - an Dingen, die mir für mein Leben dienen können. Wenn diese Menschen mir erzählen, kann ich spüren, was das Wort des Evangelisten Johannes meint: "Leben in Fülle haben”.
Ein Pflänzchen will gegossen werden
In solchen Situationen merke ich: Mein Glaubens- und meine Lebensentwicklung ähneln sehr meiner Orchidee auf meinem Schreibtisch im Pfarrhaus. Zur Zeit blüht sie wunderschön - sie hat aber auch schon ganz anders ausgesehen: Da hatte sie all ihre Blüten verloren und machte einen vertrockneten und traurigen Eindruck. In diesen Zeiten durfte ich die Hoffnung nicht verlieren - und die Orchidee kam wieder zur vollen Blüte. Und wie ich das Wiedererblühen meiner Orchidee vor allem den treusorgenden Händen der Putzfrau und des Hauswartes verdanke, ist es auch mit meinem Glauben. Menschen geben mir eindrückliche Zeugnisse ihres Lebens und Glaubens, an denen ich mich selbst entwickeln kann. Das aber kostet Zeit und Geduld - das geht nicht, wenn jemand seine Überzeugungen auf mich einbrüllt.
Alle sind zur Freiheit Berufene
Der Apostel Paulus schaut in seiner Verkündigung über das Individuum hinaus und hält den Reifungsprozess des Glaubens für eine Angelegenheit der ganzen Schöpfung: "Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt." Die ganze Schöpfung soll Zeugnis abgeben von ihrem Schöpfer. Wenn dieser Prozess für den Einzelnen so schwierig und langwierig ist, wie sehr erst dann für die ganze Schöpfung.
Als Christinnen und Christen sind wir aber nicht nur auf uns als Einzelne zurückgeworfen, sondern tragen auch eine Mitverantwortung für das Ganze. Diese ganze Schöpfung soll fruchtbarer Boden der Heilsbotschaft sein. Wir spüren, was da an Herausforderungen für uns drin liegt. Gehen wir los - immer wieder neu. Wir müssen diese Welt nicht retten, - wir müssen sie nur gestalten. Das geht nicht mit flotten Sprüchen und flachen Parolen, sondern nur mit einer festen Verwurzelung im Leben wie im Glauben. Dann geht der Same auf, es wächst das Zeugnis vom Heil Gottes, verwurzelt sich tief und bringt reiche Frucht für die Menschen.
Das Reich Gottes wächst
Getreidefelder
Für mich ist es ein toller Anblick, wenn ich große Getreidefelder sehe, wo das Getreide wächst und sich die Ähren mit Körnern füllen. Vor 14 Tagen war ich in meiner Frau für eine Woche in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee. Dort sind wir unter anderem viel Fahrrad gefahren und es war richtig schön die Getreidefelder und die gut gewachsenen Ähren zu sehn. Ein Anblick, den wir hier ja schon gar nicht mehr gewohnt sind. Neben dem gut stehenden Getreide standen an den Rändern große Mengen an Korn- und Mohnblumen. Es tat gut und war ganz einfach schön die Natur so zu erleben. Vorstellen kann ich mir schon, dass Jesus beim Anblick eines solchen Weizenfeldes eine Idee von dem bekommt, was das Wort Gottes in einem Menschen auslösen kann und auch wie das Reich Gottes aussehen mag. Aber wie heißt das Sprichwort: von nix kommt auch nix. Aber was hat es mit dem Gleichnis für uns heute auf sich?
Der Sämann
Der Sämann ist schnell ausgemacht. Jesus selber sät. Er erzählt seine Geschichten vom Reich Gottes und er handelt so, dass das Reich Gottes sichtbar wird, wenn Menschen neuen Lebensmut und neue Lebenskraft gewinnen. Aber ist er immer und einzig der Sämann? Wo stehen wir? Erleben und fühlen wir uns als Verkündiger und Erzähler der Botschaft Gottes? Glauben wir nur Empfänger zu sein? Denken wir dass es ausreichend und richtig war, was wir getan haben?
Ich höre häufig die Worte von Eltern die sagen, wir haben unseren Kindern alles mitgegeben und vorgelebt, aber zur Kirche gehen sie heute doch nicht mehr. Darauf antworte ich häufig und gebe mir wahrscheinlich die Antwort selber auch: Was ihre Kindern nun daraus machen, das liegt in der Verantwortung ihrer Kinder und es ist gut, wenn ihre Kinder eine Ahnung davon bekommen haben, dass Sie Gott in ihrem Leben ansprechen können wenn sie ihn nötig haben. Das ist viel und sie werden es vielleicht in ihrem Leben einmal nutzen können.
Die Saat
Und die Saat? Aus dem einen Korn wird der Halm mit seinen Ähren und Körnern. Soviel an Potential und soviel Möglichkeiten stecken in diesem einen Korn. Es ist das gesprochene Wort, das von Jesus kommt und vom Reich Gottes erzählt. Menschen fühlen sich angesprochen, spüren, dass sie gemeint sind, dass das was Jesus sagt sie angeht, bringen etwas in sich zum Klingen, dass ihnen gut tut und das sich auf andere auswirkt. Es ist auch das was Jesus für die Menschen tut, ganz konkret für den Menschen, der ihm sagt, was ihn bedrückt, dem er Heil zuspricht oder die er vor den Verurteilungen der Menschen rettet, wie bei der Ehebrecherin, die gesteinigt werden soll. Die Saat ist auch das, was jeder von uns tut, damit es ein wenig menschlicher zugeht. Die Zeit, die wir füreinander haben. Ein gutes Wort zur richtigen Zeit. Ein kleiner Handgriff der hilft oder auch nur die Tür die offen gehalten wird. So fällt der Samen in die Erde und kann Frucht bringen.
Der Boden
Der Boden? Hier scheint es schwierig zu werden, denn wohl nicht jeder Boden ist geeignet Körner wachsen zu lassen. Aber zunächst sät der Sämann aus, so wie die Böden sind und nicht so wie er sie sich wünscht. Aber genau an dieser Stelle, meine ich, kommt es noch einmal ganz besonders auf unser Hören an. Mir geht es beim ersten Lesen und Hören häufig, dass ich mitbekomme, ein Teil fällt auf steinigen Boden und daraus wird nichts, ebenso wie mit dem Teil, der unter die Dornen fällt. Und gleich beginnt dann die Sucherei, wo das denn wohl so ist, dass die gute Saat nicht aufgeht, welche Menschen es denn sind, die das Wort Gottes nicht richtig hören, wer denn das Reich Gottes nicht annimmt. Oder übertragen, wer denn ein gläubiger Christ oder wer denn wohl nicht so richtig taugt.
Von diesen Vorverurteilungen ist unsere christlich-katholische Kirchenge-schichte leider voll, weil es dann doch immer den oder die gibt, die es nicht richtig machen oder nicht richtig glauben. Ich kenne zumindest ein solches Milieu christlicher katholischer Abwertung ganz gut und finde es gelinge gesagt ekelig.
Ein Teil wächst und bringt reiche Frucht
Um wie viel hilfreicher ist es zu entdecken wo das Reich Gottes wächst und welche Frucht es bringt. Denn wirklich entscheidenden Teil des Evangeliums überhöre ich und ich glaube überhören viele von uns nur zu schnell. Es heißt: Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teil sechzigfach teil dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre! Darauf kommt es an, hier gilt es hinzuschauen und hinzuhören.
Aber genau so zu hören und zu handeln, war schon wohl in der frühen Kirche nicht ganz einfach. Der Kern des Gleichnisses endet im Vers 9, die angefügten Erklärungen und Erläuterungen sind erste gemeindliche bzw. redaktionelle Ergänzungen, weil das Misstrauen auch in den frühen christlichen Gemeinden häufig wohl schon größer war als das Vertrauen. Dabei lohnt es sich im Leben immer wieder zu schauen, wo etwas wächst, und damit gut umzugehen und nicht danach Ausschau zu halten, wo etwas nicht gelingt. Die Menschen in ihren Ressourcen und nicht in ihren Defiziten anzusprechen macht sie stark. Das vom Reich Gottes zu sehen, was wächst, und nicht nur das, was nicht gelingt, hilft dem Evangelium heute.
Es war wunderschön die Kornfelder mit ihren gut stehenden Ähren, den Korn- und Mohnblumen zu sehn. Schön, dass Korn so wachsen kann. Ich wünsche uns, dass wir dies auch bei uns und bei anderen entdecken können. Ich glaube es täte dem Wachsen des Reiches Gottes gut.
Das Wort Gottes in unserem Leben
Jesus redet in Gleichnissen
Jesus hatte sich, so berichtet der Evangelist Matthäus, an das Ufer des Sees Gennesaret gesetzt. Und weil sich sehr viele Menschen dort einfanden, war er in ein Boot gestiegen. Lange, so hören wir, sprach er zu ihnen in Form von Gleichnissen. Mit dem Gleichnis vom Sämann, das wir im Evangelium gehört haben, hatte Jesus seine Gleichnisreden begonnen.
Eine seltsame Aussaat.
Warum konnte ein Teil der Saatkörner auf den Weg fallen, anderes auf felsigen Boden oder sogar unter die Dornen? Warum fiel es nicht nur auf gutes Erdreich? Damit knüpft Jesus an die Gegebenheiten der damaligen Zeit an, die Art des Säens in seinem Land. Jedes Feld hatte Saatstreifen, auf die die Körner ausgesät wurden. Der Sämann warf die Saat aus, anders als wir es kennen, bevor das Feld umgepflügt wurde. So konnte es geschehen, dass Körner auf den Weg fielen. Oder sie konnten auf felsigen Grund fallen, weil der Humusboden oft sehr dünn war, zudem war er der sengenden Hitze des Südens ausgesetzt. Das aufkeimende Saatgut fasste auf dem felsigen Boden keine Wurzeln und verdorrte. Da bald nach dem Einsäen das Feld umgepflügt wurde, konnten die Vögel es aufpicken. Und wie ist die Anspielung auf das Dorngestrüpp zu verstehen? In der Brachzeit war dieses hochgeschossen. Obwohl es dann bald untergepflügt wurde, konnte es doch wieder nach oben schießen und die junge Saat ersticken.
Wenngleich in diesem Gleichnis der Sämann nicht viel Glück mit seiner mühsamen Arbeit hatte, so war doch ein Teil der Saat auf guten Boden gefallen und hatte reiche Frucht gebracht. Dass Jesus dann von dem dreißigfachen, sechzigfachen, ja hundertfachen Ertrag der Aussaat spricht, mag übertrieben erscheinen. Mit dem abschließenden Satz: "Wer Ohren hat zum Hören, der höre!" will Jesus sagen, dass diesem Gleichnis ein tieferer Sinn innewohnt.
Das Unverständnis der Jünger.
Um den Jüngern, besonders den Aposteln, den "Zwölfen", (vgl. Mk 4,10) das Geheimnis des Gottesreiches zu erschließen, hatte sie Jesus, wenn sie mit ihm allein waren, tiefer in den Sinn der Gleichnisse eingeführt. Das Geheimnis des Reiches Gottes sollte ihnen auf eine ungeahnte Weises erst später offenbar werden, nach dem Tod Jesu und im Aufbrechen des Reiches Gottes. Im Licht von Ostern und Pfingsten. Dann werden die Apostel, werden die Jünger imstande sein, das Geheimnis des Reiches Gottes, das ihnen anvertraut worden war, zu verkünden. Bis dahin blieben jedoch auch sie in den gleichen falschen Vorstellungen von der Gottesherrschaft befangen wie die geistlichen Führer Israels. Sie konnten nicht ahnen, dass Jesus selber das Samenkorn ist, das in die Erde fällt und stirbt, um so Frucht zu tragen. Kurz vor seinem Tod, so überliefert es das vierte Evangelium, hat Jesus dies in einer Metapher zur Sprache gebracht: "Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht" (Joh 12,14).
Jesus hatte sich über das Unverständnis der Jünger gewundert. Darauf folgt dann die Auslegung des Gleichnisses (Mt 13,18-23). Es werden dabei Einzelzüge des Gleichnisses auf das konkrete Leben übertragen Was gesät wird, ist das Wort Gottes, das Wort vom Reich Gottes (Mt 13,19). Ohne es ausdrücklich zu sagen, war für den Evangelisten der Sämann zweifellos Jesus. Die verschiedenen Bodenarten, auf die der Same fällt, werden dann auf bestimmte Menschengruppen übertragen. Es wird beschrieben, auf welche Weise Menschen das Wort, die Botschaft Jesu vom Reich Gottes aufnehmen oder nicht aufnehmen, wie erfolgreich oder nicht erfolgreich der Sämann bei seinem Säen ist. Es wird gefragt, warum der Same bei dem Einen Frucht bringt, bei einem andern nicht. Dies lässt darauf schließen, dass die Deutung des Gleichnisses von der Situation in den frühchristlichen Gemeinden mitgeprägt wurde. Dort gab es offensichtlich Christen, die glaubensschwach geworden waren, lau in ihrem Verhalten, die den Dingen dieser Welt zu sehr anhingen, sich zu viele Sorgen machten, bei Verfolgungen nicht standhielten.
So wird bei der Auslegung des Gleichnisses durch den Evangelisten zuerst von Menschen gesprochen, bei denen das Wort auf den Weg fällt. Sie hören es zwar, aber sie bewahren es nicht in ihrem Herzen, denn der Satan kommt und nimmt es ihnen weg. Menschen, bei denen das Wort auf felsigen Boden fällt, sind diejenigen, die es freudig aufnehmen. Aber da es bei ihnen keine Wurzeln schlägt und sie unbeständig sind, kommen sie sofort zu Fall, wenn sie um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt werden. Dann ist von Menschen die Rede, bei denen das Wort unter die Dornen fällt. Obwohl sie es hören, machen sich die Sorgen der Welt breit, der trügerische Reichtum und die Gier nach all den anderen Dingen. So wird das Wort erstickt, so dass es keine Frucht bringen kann.
Wir sind gemeint
Am Schluss heißt es: "Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach" Mt 13,23). Jesus spricht uns in diesem Gleichnis ebenso an wie die Menschen damals. So sehr wir uns dem Wort Gottes öffnen möchten, um zu denen zu gehören, bei denen das Wort auf guten Boden gesät ist, die es aufnehmen und Frucht bringen, so kann es manchmal doch so sein, dass das Wort auf den Weg fällt, auf felsigen Boden, unter die Dornen.
Jeder müsste sich fragen, ob bei ihm das Wort auf den Weg fällt. Ob er zu den Menschen gehört, die das Wort Gottes zwar hören, aber sich in ihrem Leben nicht darauf einlassen. Ob es nicht eingewurzelt werden kann wegen seiner Unbeständigkeit. Ob er zu den Menschen zählt, die vor lauter Sorgen um das irdische Wohl nur wenig Zeit haben, das Wort Gottes in sich aufzunehmen. Oder ob das Wort Gottes auf bereiten Boden fällt und vielfältige Frucht bringt.
Es wird Situationen, Phasen in meinem Leben geben, in denen das Wort Gottes auf unterschiedliche Weise bei mir Gehör findet. Es kann einmal auf den Weg fallen, dann wieder auf felsigen Boden, ein anderes Mal unter die Dornen und dann auch auf gutes Erdreich. Ich denke, wir alle sind bemüht, dass es immer auf einen guten Boden fällt, dass es in unserem Herzen immer mehr Raum gewinnt. Und dass es sich immer mehr auswirkt in unserem mitmenschlichen Verhalten.
Wir sollen gutes Erdreich sein
Wo bleibt das Reich Gottes?
Das heutige Evangelium hat einen dunklen Hintergrund, der zu allen Zeiten aktuell ist. Jesus hat sein öffentliches Wirken mit einer großen Verheißung begonnen: "Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium" (Mk 1, 15). Diese Botschaft erweckt die Hoffnung, dass nun das Reich Gottes tatsächlich anbricht und sich die Verheißungen des Alten Testamentes erfüllen, dass, um ein Beispiel zu nennen, auch die Worte des Propheten Jesaja wahr werden, die wir heute in der ersten Lesung hören:
"Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe."
Vieles kommt anders, als erwartet. Und so manche beginnen enttäuscht zu fragen. Ist das Reich Gottes tatsächlich im Kommen? Wo bleibt die Wirksamkeit des Wortes Gottes? Das sind Fragen, die auch heute manche bedrängen.
Das ist die Situation, in die hinein Jesus das Gleichnis vom Sämann erzählt, und in der wir dieses Gleichnis hören. Jesus will uns erklären, warum das Reich Gottes so zögerlich kommt und warum das Wort Gottes so wenig Frucht bringt.
Die Wirksamkeit des Wortes Gottes
Die Wirksamkeit des Wortes Gottes hängt auch von der Beschaffenheit des Bodens ab, auf den der Same fällt. Ein Teil des Samens fällt auf den Weg, und die Vögel kommen und fressen ihn. Ein anderer Teil fällt auf felsigen Boden und ein weiterer Teil in die Dornen. ..Gott verändert den Boden nicht gewaltsam. Er respektiert die Freiheit und nimmt sozusagen dieses Schicksal des Samens in Kauf. Aber das Kommen des Reiches Gottes kann trotzdem nicht aufgehalten werden. Der Same fällt auch auf guten Boden und bringt reiche Frucht, hundertfach, sechzigfach und dreißigfach.
Das Gleichnis vom Sämann ist aber nicht nur eine Klärung der Sachverhalte. Es ist zugleich eine Mahnung an die Zuhörer, eine Ermutigung, darauf zu achten, selbst ein gutes Erdreich zu sein. So ist dieses Gleichnis auch Anlass zur Frage auf welchen Boden fällt der Same des Wortes Gottes bei uns. Fällt er auf den Weg oder auf felsigen Boden oder fällt er in die Dornen? Oder fällt er auf gutes Erdreich und bringt reiche Frucht.
Jesus erklärt uns nach dem Evangelisten Matthäus selbst, was diese Bilder zu bedeuten haben.
Seligpreisung
Das Gleichnis vom Sämann, wie es uns der Evangelist Matthäus bringt, hat noch eine weitere Dimension. Es ist verbunden mit einer Seligpreisung und einer ernsten Warnung, man kann sagen mit einem Weheruf. Jesus preist die Menschen mit offenen Herzen selig: "Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören. . . ". Ihnen ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen.
Bußruf
Jesus findet aber sehr strenge Worte gegen jene, deren Herz hart geworden ist, die mit ihren Ohren nur schwer hören und die ihre Augen verschließen, Für sie kann das Aussäen des Wortes zum Gericht werden, sodass sie hören, aber nicht verstehen, sehen, aber doch nicht erkennen, sodass ihnen auch das noch genommen wird, was sie haben. Es ist nicht leicht diese Worte Jesu zu verstehen. Sie sind wohl ein dringender Aufruf zur Umkehr an jene, deren Herz hart geworden ist.
Das Gleichnis vom Sämann, das so trostvoll beginnt und ermutigen will trotz allem an das Kommen des Reiches Gottes zu glauben, wird zu einem Bußruf, sich dem Wirken des Wortes Gottes nicht zu verschließen
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann (2020)
Lieder:
GL 210: Das Weizenkorn muß sterben, sonst bleibt es ja allein
GL 221: Kündet allen in der Not (3. Str.)
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt da All (3. Str.)
GL 397: Alle meine Quellen entspringen in dir
GL 411: Erde singe, dass es klinge
GL 412: Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 449: Herr, wir hören auf dein Wort (1. - 2. Str.)
GL 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
GL 452: Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen (2. Str.)
GL 456 : Herr, du bist mein Leben
GL 459 : Selig seid ihr, wenn ihr Wunden heilt
GL 469: Der Erde Schöpfer und ihr Herr (2. und 3. Str.)
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit (5. Str.)
GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
GL 546: Christus, du Licht vom wahren Licht (2. Str.)
Psalmen und Kehrverse:
GL 31,1: Selig der Mensch, der seine Freude hat, seine Freude an der Weisung des Herrn. - Mit Psalm 1 - IV.
GL 38,1: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 - IV.
GL 312,7: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 67 (GL 46,2) - II.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 19
GL 630,4: Dein Wort ist Licht und Wahrheit...
- Einleitung5
Manfred Wussow (2023)
Sie kennen das bestimmt: Sie sagen etwas – und es verpufft. Sie haben gute Argumente zusammengestellt – und es interessiert keinen Menschen. Sie hoffen etwas – und Sie werden nicht einmal gehört.
Auch Gott könnte darüber klagen. Aber er klagt nicht, er klagt auch nicht an. Mein Wort wird nicht verpuffen. Sagt er. Es bringt, was es sagt: Liebe – und eine neue Welt.
Ihn rufen wir an.
Jörg Thiemann (2020)
Der Regen tränkt die Erde und schenkt ihr Frucht. Ebenso will auch Gottes Wort in uns wirken und unser Leben erfüllen. Hören wir es mit festen Glauben. Öffnen wir uns für das Wort Gottes. Sein Wort erfahren wir in seiner Liebe zu uns. Diese Liebe feiern wir in der Eucharistie. Bitten wir IHN, der uns Gottes Wort schenkt, um sein Erbarmen.
Hans Hütter (2014)
"Was bringt es?", "Welchen Nutzen habe ich davon?" Solche und ähnliche Fragen stellen wir uns beinahe vor jeder Tätigkeit. Diese Fragen machen auch nicht Halt vor Gebet und Gottesdienst.
Jesus vergleicht das Wachsen des Reiches Gottes mit dem Wachstum in der Natur und verheißt uns eine reiche Ernte, wenn wir bereit sind, das Wort Gottes in uns aufzunehmen.
Öffnen wir uns für das Wirken Gottes, damit es in unserem Leben Frucht bringen kann.
Martin Stewen (2011)
Wer mal an einer Massenveranstaltung teilgenommen hat, der weiß, was für ein Phänomen Begeisterung sein kann: Sie kann erheben, glücklich machen, befreien, - sie kann aber auch blind machen und verführen. Das gilt auch für den Enthusiasmus - die Gottesbegeisterung. Wir hören heute davon.
Rufen wir zu dem, der in der Kraft des Heiligen Geistes uns dauerhaft und nachhaltig verändern will:
Hans Hütter (2008)
Die Motive diesen Gottesdienst mitzufeiern sind vermutlich sehr unterschiedlich. Was erwarten Sie von diesem Gottesdienst? - Antworten auf Fragen, die Sie gerade bedrängen? Bestätigung, Beruhigung, Abwechslung…? Welche Wirkung trauen Sie dem Wort Gottes zu? Wie muss das Wort Gottes beschaffen sein, damit es bei Ihnen ankommt?
Durch den Mund des Propheten Jesaja bekräftigt Gott selbst: "Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern es bewirkt, was ich will". Dies zu wissen tut gut.
Jesus selbst betont aber, dass es darauf ankomme, wie aufnahmebereit das Erdreich ist, in das der Same des Wortes Gottes fällt.
Öffnen wir uns dem Wirken Gottes am Beginn dieser Feier, damit das Wort Gottes in uns und durch uns Frucht bringen kann.
- Kyrie7
Manfred Wussow (2023)
Herr, die Welt geht in Worten unter.
Viele Worte sagen nichts mehr.
Sie sind hohl und leer.
Herr, erbarme dich.
Christus, du bist das Wort, das Leben schafft.
Du bist allen Menschen nah.
Christus, erbarme dich.
Herr, Worte verzaubern die Welt.
Sie klingen in Herzen nach, sie lassen Augen funkeln.
Gib unseren Worten Kraft!
Herr, erbarme dich.
Uns wird zugesagt: Auch die Schöpfung soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Das stiftet uns zum Jubel an:
Ehre sei Gott in der Höhe…
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du verkündest Gottes Wort.
Herr, erbarme Dich.
Nicht immer fällt es auf fruchtbaren Boden.
Christus, erbarme Dich.
Öffne unser Herz für Dein Wort.
Herr, erbarme Dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr,
du sprichst dein Wort, und ich bin oft taub.
Herr, erbarme dich.
Du schenkst mir Nährboden, und ich nehme mir nicht die Zeit Wurzeln zu schlagen.
Christus, erbarme dich.
Du eröffnest mir die Geheimnisse des Himmels, und ich klammere mich an die Güter des Irdischen.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du verkündest Gottes Wort. -
Sehnen wir uns nach deinem Wort?
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
dein Wort fällt auf fruchtbaren und unfruchtbaren Boden.
Haben wir dir unsere Herzen bereitet?
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen.
Dein Wort schenkt Hoffnung, dein Wort schenkt Mut.
glauben wir das?
Herr. Erbarme dich.
Hans Hütter (2014)
Herr, Jesus Christus,
Du hast die Frohe Botschaft verkündet
und Deine Jünger durch Gleichnisse gelehrt.
Herr, erbarme dich.
Du hast deine Jünger in die Geheimnisse des Himmelreichs eingeführt.
Christus, erbarme dich.
Dein Wort trägt reiche Frucht.
Herr, erbarme dich.
Martin Stewen (2011)
Jesus Christus
du legst dein Wort ins uns.
Es soll reiche Frucht bringen.
Herr erbarme dich
Jesus Christus
deine Botschaft soll uns verändern.
Du willst Wurzeln in uns schlagen.
Christus erbarme dich
Jesus Christus
du willst, dass wir die gute Nachricht weiter sagen.
Wir sollen reiche Frucht bringen.
Herr erbarme dich
Der gute Gott erbarme sich unser
er nehme von uns, was uns belastet und bedrückt
er schenke uns Frieden mit ihm und untereinander
er mache uns frei von Schuld und Sünde.
Hans Hütter (2008)
Herr, Jesus Christus,
du bist das Wort Gottes, das vom Himmel herabgekommen ist.
Herr, erbarme dich.
Du bist nicht müde geworden,
den Menschen die Ohren für das Wort Gottes zu öffnen.
Christus, erbarme dich.
Du willst in uns und durch uns reiche Frucht bringen.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG 15. Sonntag: du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
Gott, du bist unser Ziel,
du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib allen, die sich Christen nennen,
die Kraft, zu meiden, was diesem Namen widerspricht,
und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 1: Öffne unser Ohr
Gott, unser Vater.
Wir sind als deine Gemeinde versammelt
und rufen dich an:
Öffne unser Ohr,
damit wir hören und verstehen,
was du uns heute sagen willst.
Gib uns ein gläubiges Herz,
damit unser Beten dir gefällt
und unser Leben vor dir bestehen kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 1
Messbuch - TG Auswahl 6: Dein Wort bringt Freude, Frieden Versöhnung
Gott Dein Wort bringt Licht und Freude in die Welt.
Es macht das Leben reich,
es stiftet Frieden und Versöhnung.
Gib, dass wir es nicht achtlos überhören.
Mach uns aufnahmebereit.
Bring dein Wort in uns zu hundertfältiger Frucht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 6
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
du redest uns als Freunde an.
Laß uns dein Wort mit bereitem Herzen aufnehmen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2023)
Du, Gott, bist das Wort,
das Anfang und Ende umfasst,
die Welt und ihre Zeit,
die Menschen und ihre Träume..
Deine Ewigkeit hast du in unser Herz gelegt.
Wir danken dir für die vielen Worte,
die wir jeden Tag neu zusammensetzen können, um einander zu verstehen.
Wir danken dir für Gedichte, Theaterstücke und Reden,
für Gespräche – und auch für die Verschwiegenheit.
Oft müssen wir Worte suchen,
um sie ringen.
Wir sind glücklich, wenn wir liebe Worte hören,
getroffen, wenn Worte verletzen.
Gib unseren Worten Kraft,
lass sie teilhaben an deiner Wahrheit.
Wir danken dir, dass du an uns glaubst.
In Christus,
dein Wort für uns.
Beatrix Senft (2023)
Wir kommen zu dir, Gott,
mit allem, was die zurückliegende Woche ausgemacht hat.
Wir halten es dir hin, das Gelungene und das Unvollkommene.
Öffne uns neu für dein Wort, das durch deinen Sohn zu uns gekommen ist,
damit in uns aufgehen kann die gute Saat deiner Liebe zu uns.
Lass sie Früchte tragen durch uns,
damit die Welt erkennt:
du bist der Herr, der Gott der Liebe und des Friedens.
Jörg Thiemann (2020)
In diese Welt, guter Gott,
die voll von Hass, von Ungerechtigkeit und Armut ist,
in der viele körperlich und an der Seele kranke Menschen leben,
die um ihr Klima bangen muss,
du unerlöst ist,
sende immer wieder
dein Wort, das Hoffnung gibt,
dein Wort, das heilt,
dein Wort, dass allen Egoismus überwindet,
dein Wort, das Frucht bringt,
durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Hans Hütter (2014)
Guter Gott,
Du lädst uns an Deinen Tisch,
um uns mit Deinem Wort und mit Deinem Leib und Blut zu stärken.
Mache uns bereit, Deine Frohe Botschaft in uns aufzunehmen
und in uns zur Entfaltung zu bringen,
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Martin Stewen (2011)
Guter Gott
du entzündest in uns das Feuer der Begeisterung
für dich und deine Botschaft vom Heil.
Lass uns mit wachem Auge
und hellen Verstand prüfen, was bei uns ankommt.
Lass uns unter den vielen Worten dieser Welt
das richtige heraushören.
Lass uns wachsen im Glauben -
allmählich, behutsam aber beständig.
So bitten wir durch Jesus Christus.
- Fürbitten10
Manfred Wussow (2023)
Im Evangelium haben wir gehört, dass Gottes Wort ausgesät wird und einem Samen gleicht, der reiche Frucht bringt. Auf einem ausgetretenen Weg, auf einem Stück Felsen, unter den Dornen hat der gute Samen keine Chance, aufzugehen.
Wir beten:
Herr,
viele Menschen lassen Hasstiraden los. In der Anonymität des Internets fallen letzte Hemmungen. Es wird Angst gesät.
Lass dein Wort nicht leer zu dir zurückkehren.
In der Öffentlichkeit werden viele Worte gemacht. Im Dickicht der Meinungen gehen Menschen verloren. Worte trennen.
Lass dein Wort nicht leer zu dir zurückkehren.
Auf unseren Straßen klingen Worte in vielen Sprachen. Menschen erzählen von fremden Orten. Heimat kennt viele Worte.
Lass dein Wort nicht leer zu dir zurückkehren.
In Kirchen werden viele Predigten gehalten. Die Räume sind voller Worte. Das Wort der Kirchen ist in eine Krise geraten.
Lass dein Wort nicht leer zu dir zurückkehren.
Viele Menschen können nur noch stammeln. Krankheiten und Altersbeschwerden lähmen ihre Sprache. Verstehen geht auch ohne Worte.
Lass dein Wort nicht leer zu dir zurückkehren.
Du, Herr, redest mit uns. Du säst dein Wort aus. Es kehrt nicht leer zu dir zurück, ohne zu bewirken, was du willst, und das zu erreichen, wozu du es ausgesandt hast. – Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir bitten Dich:
Oftmals werden Deine Worte übertönt von der Geschäftigkeit und den Geräuschen unserer hektischen Welt.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören
Oftmals versinken wir in Aktionismus und Ruhelosigkeit.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören
Oftmals interpretieren wir Deine Worte so, dass sie keine Forderungen an uns stellen.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören.
Oftmals suchen wir vergebens nach dem richtigen Weg.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören.
Oftmals schauen wir nicht mehr hin, wo Hilfe und Nächstenliebe dringend gebraucht wird.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören.
Oftmals verschließen wir unsere Ohren vor Deinen Anfragen an uns und wollen nur unsere Ruhe haben.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören
Oftmals wissen wir genau, was Du zu uns sagst, finden aber tausend Ausreden, anders zu handeln.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören.
Herr Jesus Christus,
immer wieder richtest Du Dein Wort an uns. Unermüdlich bietest Du uns Worte des ewigen Lebens.
Lass uns nie das Vertrauen verlieren, dass Du bei uns bist. - Amen.
Renate Witzani (2023)
So sicher wie auf den Wechsel der Jahreszeiten können wir uns auf Gottes Wort verlassen. In Jesus Christus ist Gott selbst in die Geschichte seiner Schöpfung eingetreten. Darauf gründet unsere Hoffnung. Dass sie in unserem Leben für andere sichtbar wird, lasst uns beten:
Heute vor 970 Jahren haben sich die christlichen Kirchen des Ostens und Westens getrennt.
Beten wir für alle, die sich trotz vieler Rückschläge immer wieder neu um Annäherung bemühen.
Wie Friede, soziale Gerechtigkeit und eine gesunde Umwelt erreicht werden können, wird sehr unterschiedlich beurteilt.
Beten wir um Lösungen, die auf fruchtbaren Boden fallen und von vielen mitgetragen werden können.
Wenn unsere Bedenken und Zweifel am eigenen Weg übergroß werden, nehmen wir uns selbst die Möglichkeit zur Weiterentwicklung.
Beten wir um Vertrauen in deinen Plan für uns auf unserem Lebensweg.
Wer für deine Botschaft brennt, will sie auch weitergeben.
Beten wir für alle die mehr als mit Worten durch ihr Verhalten andere dafür begeistern können.
Wenn der Tod unserer Lieben Einsamkeit und Abschiedsschmerz hinterlässt, bist du uns immer nahe.
Beten wir für unsere Verstorbenen und alle jene, die um sie trauern.
Im Vertrauen darauf, dass dein Reich wächst und letztlich alle Widerstände besiegt werden, loben wir dich und danken dir jetzt und allezeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Schenke denen tiefe Einsicht, die sich als Lehrer, als Wissenschaftler und Prediger oder Predigerinnen mit deinem Wort beschäftigen, damit dein Wille in dieser Zeit erkannt wird.
Erbarme dich aller, die sich deinem Wort und deiner Liebe verschließen, und schenke ihnen die Umkehr ihrer Herzen.
Zeige allen Verantwortlichen in Gesellschaft und Politik Wege, die Umweltkrise zu überwinden
und vertreibe jeden Egoismus aus den Herzen aller Menschen.
Hilf Wege zum Frieden zu finden,
im Großen wie im Kleinen.
Sei allen nahe, die sich besonders in der Zeit der Pandemie einsam fühlen,
dass sie nicht verzweifeln und verbittern.
Lass alle Worte der Ermutigung hören,
deren Leben trostlos ist.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2020)
Christus ist das Wort, das der Vater in die Welt hineingesprochen hat.
Im Wort der Schrift ist er unter uns gegenwärtig.
In diesem Glauben lasst ihn uns nun jetzt mit unseren Worten bitten:
Hilf deiner Kirche, so nach deinen Worten zu handeln,
dass deine Botschaft bei allen, die sich nach ihr sehnen, ankommen kann.
Hilf uns, die aufgrund der Pandemie bestehende weltweite Krise so zu bewältigen,
dass die gesamte Menschheitsfamilie in Frieden und Gerechtigkeit leben kann.
Hilf den vielen in ihrer seelischen Gesundheit Beeinträchtigten auf Menschen zu treffen,
die ihnen bei ihrem Weg aus der Krise helfen können.
Hilf uns immer wieder das Jawort der Liebe zu unseren Partnern, Familien, Freunden und Mitmenschen zu sprechen.
Hilf allen, die unter dem Verlust eines lieben Menschen leiden, tröstende Worte auf- und annehmen zu können.
Herr Jesus Christus!
Du bist das Wort des Vaters, das uns im Glauben erfahren lässt, dass er uns liebt und als seine Töchter und Söhne annimmt.
Dafür danken wir dir und preisen dich jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Guter Gott!
Dein Wort schafft Leben.
Lasst uns beten, dass in uns die Kraft, die in deinem Wort liegt, wirksam wird:
Stärke unser Vertrauen auf deinen Beistand, wenn sichtbare Erfolge unseres Engagements in Kirche und Welt scheinbar ausbleiben.
Stärke unser Vertrauen auf deinen Beistand, wenn Klimawandel und Umweltzerstörung geleugnet werden und das ökologische Gleichgewicht auf der Erde noch weiter gefährdet wird.
Stärke unser Vertrauen auf deinen Beistand, wenn uns die Angst vor Krankheit, Leiden und Tod den Mut zum Leben nimmt.
Stärke unser Vertrauen auf deinen Beistand in all den Konfliktsituationen unseres Alltags, in denen wir nach guten Wegen für alle Beteiligten suchen.
Stärke unser Vertrauen auf deinen Beistand für alle, die den Verlust lieber Menschen nicht verkraften. Lasst uns für die Trauernden und für die Verstorbenen beten.
Denn gerade an den tiefsten Punkten unseres Lebens lässt du uns erfahren, dass eine ungeheure Kraft von dir und den Menschen ausgehen kann, die du uns in unserer Not schickst.
Dafür danken wir dir und vertrauen auf deine Allmacht jetzt und allezeit. - Amen.
Bruno Hidber (2014)
Vertrauen wir uns jetzt aufs Neue Jesus und seinem Wort an.
Herr Jesus Christus, du sagst im heutigen Gleichnis:
Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.
Wir bitten:
Dein Wort, Herr, falle bei uns nicht auf den Weg, wo es verdorrt.
Christus, höre uns.
Dein Wort, Herr, fasse Wurzeln in unseren Herzen und bringe reiche Frucht.
Christus, höre uns.
Dein Wort, Herr, möge nicht ersticken in den Sorgen des Alltags.
Christus, höre uns.
Dein Wort, Herr, erwecke unsere Verstorbenen zum ewigen Leben.
Christus, höre uns.
Dein Wort, Herr, ist die gute Saat, die du in unsere Herzen säst.
Lass sie aufgehen und reiche Frucht bringen. - Amen.
Hans Hütter (2014)
Guter Gott,
von dir stammt alles Leben und kommt alles Wachstum.
Daher bitten wir dich:
Wir bitten Dich für alle, die dein Wort hören,
dass sie ihm in ihrem Herzen Raum geben und bereit werden
wachsen zu lassen, was Du in ihnen zum Wachsen bringen willst.
Wir bitten Dich für alle, die Dein Wort zwar hören aber nicht verstehen.
Schenke ihnen Geduld und Ausdauer im Umgang mit Deiner Frohen Botschaft.
Wir bitten Dich für alle, die Dein Wort gering schätzen.
Lass sie erkennen, welche Kraft es in sich hat.
Wir bitten Dich für alle, in denen sich Dein Wort
im Gestrüpp der Alltagssorgen sich nicht entfalten kann.
Entlaste sie von ihren Sorgen und hilf ihnen ihre Probleme zu lösen.
Wir bitten Dich für die Kirche und alle ihre Gemeinden.
Schenke ihnen den Mut und die Energie,
den Samen des Wortes Gottes neu auszustreuen.
Wir bitten Dich für alle Verkünder Deiner Frohen Botschaft.
Lass sie nicht müde werden oder wegen des ausbleibenden Erfolges resignieren.
Herr, Du weißt, dass wir Dein Wort nötig haben wie das tägliche Brot.
Dein Sohn hat uns verheißen,
dass Du uns nicht Steine gibst, wenn wir um Brot bitten.
Dafür danken wir Dir. - Amen.
Martin Stewen (2011)
Mitten in den lauten Tönen dieser Welt sprichst du oft ganz leise zu uns.
Wir bitten dich: Wende dich uns zu und zeige uns deine Gegenwart in unserem Leben.
Wir legen dir unsere Anliegen vor:
Wir beten für die Menschen, die dich suchen und in dir neues Leben gewinnen wollen:
Hilf ihnen, dass deine Botschaft bei ihnen ankommen kann.
Wir beten für die Menschen, die deine Botschaft in lärmende Parolen und billige Effekte verpacken.
Lass sie erkennen, dass du uns Menschen vor allem in der Stille und Verborgenheit der Welt ergreifst.
Wir beten für alle Menschen, die sich in den letzten Arbeitstagen auf ihre Ferien freuen.
Schenke ihnen mit der Ferienzeit auch eine Pause zur geistlichen Neubesinnung.
Wir beten für unsere Verstorbenen, die auf dich gesetzt haben.
Führe du sie an jenen Platz in deinem Reich, den der Glaube ihnen ein Leben lang verheißen hat.
Jesus ruft uns zu: "Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören." Wir danken dir guter Gott, dass du unsere Bitten hörst und mit uns bist auf den Wegen durch diese Welt - in Jesus Christus, unserem Herrn und Bruder.
Hans Hütter (2008)
Guter Gott,
du nimmst Anteil an den Sorgen und Nöten der Menschen.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, denen es an Grundnahrungsmitteln fehlt.
Lass sie teilhaben an den Gütern der Schöpfung.
Für alle Menschen, die satt sind
und keinen Hunger mehr verspüren nach deinem Wort.
Lass sie erfahren, dass der Mensch nicht vom Brot allein leben kann.
Für alle Menschen, die so sehr von Sorgen bedrängt werden,
dass ihnen der Sinn für dein Wirken in dieser Welt abhanden gekommen ist.
Öffne ihre Ohren für deine Frohe Botschaft.
Für alle Lehrer und Seelsorger, die sich abmühen,
den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden.
Segne ihre Arbeit und belohne sie mit einem erfüllten Leben.
Für alle Christen, die Sonntag für Sonntag dein Wort hören.
Lass sie es verstehen und lass es in ihnen reiche Frucht bringen.
Gott und Vater,
wir vertrauen darauf, dass dein Wort nicht wirkungslos zu dir zurückkehrt,
sondern all das erreicht, wozu du es ausgesandt hast. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 15. Sonntag: in deiner Liebe wachsen
Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Hans Hütter (2014)
Guter Gott,
das Brot, das aus vielen Körnern bereitet wurde,
und der Wein, der aus vielen Trauben gewonnen wurde,
sind uns Zeichen dafür, dass Du für uns sorgst und uns nährst.
Wir bitten Dich, stärke und nähre uns mit dem Wort und dem Brot,
das vom Himmel kommt und das nur Du geben kannst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2023)
Dir, Gott, können wir nichts bringen, was wir nicht von dir bekommen hätten.
Brot und Wein.
Du, Gott, wirst uns nichts geben, was nicht von deinem Herzen kommt.
Leib und Blut Jesu,
deines Sohnes,
unseres Bruders.
Er ist für uns gestorben,
für uns ist er von Toten auferstanden.
Wir feiern sein Gedächtnis, bis er wiederkommt.
Für die Ewigkeit.
Jörg Thiemann (2020)
Deine Worte, guter Gott,
wurden sichtbar, erfahrbar und greifbar,
in deiner Liebe zu uns.
Wir bringen dir Brot und Wein.
Sie sind Zeichen deiner Liebe,
die für uns lebt,
die sich für uns hingab.
Sie geben uns Kraft.
Sie verwandeln unsere Herzen.
Sei jetzt die Mitte und stärke uns. - Amen.
Martin Stewen (2011)
Guter Gott,
der Tisch ist gedeckt mit den Gaben,
die du selbst uns schenkst.
Das heilige Mahl bereite den Boden,
dass dein Wort bei uns ankommen
und Wurzeln schlagen kann.
Die Versammlung um deinen Tisch stärke uns,
deine Botschaft mit Leib und Seele zu erfassen.
So bitten wir in Christus unserem Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. (GL 616,5)
Großer Gott und Schöpfer des Alls,
wir kommen zu dir,
um dir zu danken und dir unseren Lobpreis darzubringen.
Du hast alles, was existiert, ins Dasein gerufen
und allem Lebenden deinen Atem eingehaucht.
Kehrvers
Mit der ganzen Schöpfung, die du der Vergänglichkeit unterworfen hast,
teilen wir die Hoffnung, dass wir aus der Verlorenheit
zur Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit werden.
Kehrvers
Durch den Mund der Propheten hast du unermüdlich deinen Willen kundgetan
und dein Wort ausgesandt, damit die Menschen hören und verstehen,
zur Einsicht kommen und sich zu dir hin bekehren.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth ist dein Wort Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt.
Er ist für uns zum Weizenkorn geworden,
das in die Erde fällt und stirbt, um reiche Frucht zu bringen.
Kehrvers
Eindringlich hat er uns die Frohe Botschaft vom Reich Gottes ans Herz gelegt,
damit wir sie aufnehmen, wie fruchtbarer Boden die Samenkörner aufnimmt
und reiche Frucht bringen lässt.
Kehrvers
Wir danken dir, dass du uns die Hoffnung gibst,
dass dein Wort auch in uns und durch uns reiche Frucht bringt.
Mit der ganzen Schöpfung singen wir dir unser Lob:
Danklied, z. B: Mein ganzes Herz erhebet dich (GL 143)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Wochentage 4: Gotteslob als Gottesgeschenk
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater,
zu danken und deine Größe zu preisen.
Du bedarfst nicht unseres Lobes,
es ist ein Geschenk deiner Gnade,
daß wir dir danken.
Unser Lobpreis kann
deine Größe nicht mehren,
doch uns bringt er Segen und Heil
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn rühmen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 4
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Selig seid ihr,
denn Eure Augen sehen und eure Ohren hören.
(Mt 13,16)
Oder:
Christus spricht:
Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
(Lk 11,28)
- Meditation1
Helene Renner (2020) - Ackerboden sein
Ackerboden sein
fruchtbar und schwer -
aufnahmebereit
für Gottes Wort
Ackerboden sein
kraftvoll und offen -
aufnahmebereit
für den Samen Gottes
Ackerboden sein
Steine und Felsen wegräumen -
freudig aufnehmen
und wachsen lassen
Ackerboden sein
hören und verstehen
was Gott von mir will -
und Frucht bringen
hundertfach
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 15. Sonntag: Lass deine Heilsgnade in uns wachsen
Herr, unser Gott,
wir danken dir für die heilige Gabe.
Laß deine Heilsgnade in uns wachsen,
sooft wir diese Speise empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Taufe des Herrn: gläubig auf deinen Sohn hören
Gütiger Gott,
du hast uns mit deinem Wort
und dem Brot des Lebens genährt.
Gib, daß wir gläubig auf deinen Sohn hören,
damit wir deine Kinder heißen und es in Wahrheit sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Taufe des Herrn
Messbuch - SG 13. Sonntag: Lass uns Frucht bringen in Beharrlichkeit
Gütiger Gott,
die heilige Opfergabe,
die wir dargebracht und empfangen haben,
schenke uns neues Leben.
Laß uns Frucht bringen in Beharrlichkeit
und dir auf immer verbunden bleiben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 13. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss5
Manfred Wussow (2023)
Wir haben dein Wort gehört,
wir haben dein Wort gefeiert,
Gott.
Du bist größer als alle Worte.
Beschenke uns mit deinem Segen.
Schenke uns Worte, einander zu verstehen,
Dinge beim Namen zu nennen
und für Wahrheit und Gerechtigkeit einzustehen.
Bewahre uns davor, Vorurteilen auf den Leim zu gehen
und alternativen Fakten Vertrauen zu schenken.
In deinen Wortschatz hast du unsere Namen aufgenommen,
unsere Geschichten und Schmerzen,
unsere Hoffnungen und unsere Zweifel.
Wir danken dir,
dass dein letztes Wort „Liebe“ ist.
In Christus, unserem Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
auch wir warten sehnsüchtig darauf, dass die Welt erkennt,
dass nur ein Leben nach deinem Liebesgebot zu einem Leben in Fülle und Frieden führt.
Mache uns zu friedvollen Streitern dieses Liebesgebotes
und schenke uns dazu die Kraft deines segnenden Mit-uns-seins.
Das erbitten wir durch deinen Sohn,
der uns ein glaubhaftes Vorbild dieses Liebesgebotes gegeben hat.
Jörg Thiemann (2020)
Wenn einer träumt,
ist es nur ein Traum,
wenn viele träumen,
dann ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit.
Wenn einer deine Worte verkündet,
dann kann dein Wort bereits Frucht bringen,
Wirkung zeigen.
Segne uns,
dass durch unsere Worte
die Welt immer mehr nach deinem Willen gestaltet werde. - Amen.
Hans Hütter (2014)
Guter Gott,
in dieser heiligen Feier hast Du uns mit dem heiligen Sakrament gestärkt
und Dein Wort zur Nahrung gegeben.
Wir bitten dich,
lass uns daraus Kraft für unsere Aufgaben im Alltag finden
und gib uns den Mut und die Kraft, Deine Frohe Botschaft weiterzusagen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, Unseren Bruder und Herrn.
Martin Stewen (2011)
Guter Gott,
wenn wir jetzt hinaus gehen,
sind wir eingeladen und aufgerufen,
von dir Zeugnis abzulegen.
Lass dein Wort durch unser Mittun reiche Frucht bringen.
Stärke und segne unser Reden und Handeln
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Mit dem Herzen hören
Was ist der Unterschied zwischen Hören und Zuhören? Ein ganzes Wochenende mit Kommunionkindern, immer diese Frage im Blick, kreiste um den ersten Teil dieses Evangeliums. Und die Kinder brauchten den zweiten Teil nicht, sie verstanden es gut: Sie kannten alle Arten des Hörens aus eigener Erfahrung. Das hören, wenn die Mutter ruft, einfach so als Geräusch im Hintergrund – das ist wie der Samen auf dem Weg, das Gehörte hat keine Chance, irgendwie anzukommen. Dann gibt es das Hören auf den Ruf der Mutter, das wahrgenommen wird, aber sofort wieder verdorrt – man hat zwar gehört, was sie will, denkt vielleicht sogar kurz drüber nach - hat es aber sofort wieder vergessen. Das ist die versengte Saat. Oder man ruft: ja, ich komme gleich – muss aber erst noch den Level zu Ende spielen oder die Seite zu Ende lesen und vergisst es darüber wieder.
Die Kinder haben es schnell begriffen. Aber wie ist das mit mir? Wie oft fällt das Wort Gottes bei mir auf fruchtbaren Boden? Ist es nicht häufig eher so „ich müsste eigentlich“ und schwupp ist es überwuchert von dem, was auf mich einstürmt in der lauten Welt. Oder verdorrt, weil ich es direkt wieder beiseiteschiebe. Und wie oft kommt es gar nicht erst an?
„Mit dem Herzen hören“ haben die Kommunionkinder es genannt, wenn das Wort auf fruchtbaren Boden fällt. Ja, vielleicht sollten wir alle viel häufiger mit dem Herzen hören: damit das Wort wahr werde in unserer Welt.
Edith Furtmann
Wie eine Boje
wie eine Boje –
gleichnishaft –
setzt Jesus sich ins Boot
sichtbar für alle
Orientierung gebend
fordernd
zu sehen
hinzuhören
mit dem Herzen dabei zu sein
damit
seine heilbringende Botschaft
zu gelingendem Leben wird
IHM folgend
finde ich sichere Fahrt
finde ich fruchtbringenden Boden
finde ich
LEBEN IN FÜLLE
Beatrix Senft
Mit der ganzen Schöpfung in die Herrlichkeit Gottes eingehen?
Muss ich dir noch lange erklären, dass es Unfug ist, über die Art und Weise dieser Auferweckung nachzugrübeln, etwa über die Frage, ob denn unser Leib in der Ewigkeit aus dem gleichen Stoff besteht wie jetzt? Es geht um Dinge, die jenseits unseres Verständnisses liegen, und es kommt allein darauf an, dass Gott uns zur Vollendung führen will. Alle Chancen, die in uns stecken, will er zur Reife bringen, ein großartiges Einswerden mit Gott und untereinander ist hier verheißen! So ist die Hoffnung auf ein ewiges Leben keine billiger Trost. Sie lässt uns vielmehr unseren Rang und unsere Würde begreifen. Wer so viel von Menschen hält, muss sich auch schon auf dieser Welt für seine Würde, seine Freiheit und seine Rechte einsetzen!
Mit uns soll die ganze Schöpfung in Gottes Herrlichkeit eingehen. Das ist ein faszinierender Gedanke. Er lässt uns allerdings unwillkürlich innehalten: die ganze Schöpfung - auch das Böse, das sich in ihr ausgebreitet hat? Muss nicht erst alle Zwiespältigkeit der Welt besiegt werden - sodass nur noch Gottes Reich besteht ohne einen Schatten von Bosheit oder Sünde? Genau das meint die Kirche mit ihrer Lehre vom kommenden Weltgericht. Darüber möchte ich dir in meinem nächsten Brief mehr erzählen.
Aus: Winfried Henze, Glauben ist schön, Harsum 2001, 6. Auflage.
Uns anvertraut
Großer Gott, gib uns ein verständiges Herz:
damit wir von deiner Schöpfung
nicht mehr nehmen, als wir geben,
damit wir nicht willkürlich zerstören
nur um unserer Habgier willen,
damit wir uns nicht weigern,
ihre Schönheit mit unseren Händen
zu erneuern,
damit wir niemals von der Erde nehmen,
was wir nicht wirklich brauchen.
Großer Gott,
gib uns Herzen, die verstehen;
dass wir Verwirrung stiften,
wenn wir die Musik der Erde stören;
dass wir blind für ihre Schönheit werden,
wenn wir ihr Angesicht verunstalten;
dass wir ein Haus voll Gestank haben,
wenn wir gefühllos ihren Wohlgeruch
verderben.
Ja, Herr, wenn wir sorgsam mit unserer Erde
umgehen, sorgt sie für uns.
Indianisches Gebet aus: Kokschal Annegret und Peter, Gebete für das ganze Leben, St. Benno-Verlag Leipzig 2004.
Ich setze mich zur Lesung
Ich setze mich zur Lesung
Ich höre (nicht)
Ich stehe auf zum Evangelium
Ich höre (nicht)
Ich setze mich zur Predigt
Ich höre (nicht)
Ich stehe auf zum Credo
Ich glaube (nicht)
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Predigen in Zeiten der Aufklärung
Berüchtigt sind die Predigten, die in der Zeit der europäischen Aufklärung nicht nur gehalten, sondern auch vonseiten der Obrigkeit dringlichst empfohlen wurden. Achim Buckenmaier schilderte in einem Vortrag „200 Jahre Säkularisation - Glück oder Unglück für die Kirche?“ die Thematik solcher Predigten:
„Es gab jetzt Natur- und Ackerpredigten; es gab die sogenannte „Rossbollenpredigt“. Eine Weihnachtspredigt kam über den Stall von Bethlehem auf den Vorzug der Stallfütterung gegenüber der Koppelwirtschaft zu sprechen, eine Osterpredigt pries, ausgehend vom Gang der Jünger nach Emmaus, die Wohltat des Spazierengehens, an Pfingsten wurde über die frische Luft gesprochen, das Wort „der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ war ein willkommener Anlass, vom „unaussprechlichen Segen des Kartoffelanbaus“ zu reden.“
Aber sind wir heute besser? Es wird gepredigt (nicht nur, aber oft) über das Sich-selbst-Finden, das Sich-selbst-Lie-ben, die Geduld mit sich selbst, die Geduld mit den Anderen, über spirituelle Lebensqualität, Toleranz, Tierliebe und Verhalten im Straßenverkehr. Man predigt Humanismus und gibt Orientierungshilfen. All das ist noch ziemlich weit vom Christentum entfernt. Es kommt aus der Angst, die Gottesdienstteilnehmer wollten mit den Mysterien des Christentums nichts zu tun haben. Ob das nicht eine gewaltige Täuschung ist?
Aus: Gerhard Lohfink, Heute – wann sonst? Unangepasstes über Gott und die Welt. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2015.
lectio divina heißt anders lesen
Geht man nach den Verkaufszahlen des Buchmarkts, den Neuerscheinungen auf der Frankfurter oder Leipziger Buchmesse, den vielen Buchpreisen, die in unserem Land vergeben werden, dann bekommt man den Eindruck, dass wir eine hohe Kultur des Lesens üben. Und es wird tatsächlich viel gelesen: dicke Romane, Zeitschriften, Tages- oder Wochenzeitungen, Fach- und Sachbücher. Dazu lesen wir im Internet, in E-Mails und unbewusst immer auch Werbung, die uns überall begegnet.
Zwischen all diesen vielen Worten und Informationen, die von uns täglich aufgenommen werden, mischt sich ein Buch ein, das anders gelesen werden will: Das Buch der Bücher, die Bibel. Ob im Studium, in der wissenschaftlichen Forschung oder der persönlichen Bibellektüre, ob in der Liturgie oder geistlichen Lesung: Die Bibel will anders gelesen werden: Langsamer, gründlicher und mit vielfältigen Lesemethoden.
Bei der Lectio divina, dem Gott gewidmeten Lesen, steht das Lesen an erster Stelle. Dieser Betonung des Lesens als einer Möglichkeit, mit Gott ins Gespräch zu kommen, soll hier nachgegangen werden.
Grundsätzlich sollen die biblischen Texte in der Lectio divina so gelesen werden, dass sie zur lebendigen Quelle der Gottes- und Christusbeziehung werden. Wie ist das möglich?
Zunächst einmal durch das genaue und gründliche Lesen des biblischen Textes. Die Art, die Bibel zu lesen, unterscheidet sich z.B. vom Lesen einer Tageszeitung, wo es in erster Linie um schnelle Informationsaufnahme geht. Beim Lesen der biblischen Texte - egal ob in der Bibelwissenschaft oder in der geistlichen Übung geht es darum, langsam zu lesen: einzelne Worte werden sorgsam beobachtet, Strukturen im Text entdeckt, Zusammenhänge mit andern biblischen Texten gefunden. Alles dient dazu, der Botschaft des Textes und dem Gespräch der biblischen Schriften immer besser auf die Spur zu kommen.
Dieses verlangsamte und gründliche Lesen wird in der Lectio divina dadurch erreicht, dass verschiedene methodische Schritte im Leseprozess eingebaut sind: vor allem das mehrfache, wiederholende Lesen des biblischen Textes, das halblaute Lesen des Textes für sich selbst (ruminatio) und die Meditation des Textes sind hier zu nennen. Durch das gründliche mehrfache Lesen und Meditieren kann der Reichtum eines Textes erschlossen werden. Die biblischen Texte sind ja oft über lange Zeiträume gewachsen, an ihnen haben oft mehrere AutorInnen, Redaktionen, Abschreiber usw. über Jahrhunderte hinweg gearbeitet. Es sind gute, reiche, manchmal aber auch sperrige Texte, die wir kennenlernen müssen wie einen Menschen, mit dem wir Bekanntschaft schließen.
P. Ludger Feldkämper, der für Bibelkreise auf den Philippinen die sog. Vigan-Methode als Modell einer Lectio divina entwickelt hat, spricht von der „joy of discovery“, der Freude am Entdecken, die die Menschen bei den Gruppentreffen erleben und die die Sehnsucht nach weiteren, ähnlichen Leseerfahrungen weckte. Durch das wiederholende und verlangsamende Lesen werden Entdeckungen gemacht, die regelrecht spannend sind und die Entdecker-Freude erfahren lassen - bei allen und jeder/m, die sich auf diesen Weg einlassen.
Dabei stellt sich oft auch heraus, dass niemand de r„Herr“ des Textes ist und die Kompetenz der alleinigen Auslegung hat - weder Priester, Theologen, noch die akademische Gebildeten sind hier im Vorteil. Oft machen gerade die Menschen, die die Texte mit dem Schlüssel der Lebenserfahrung lesen, die spannendsten Beobachtungen und Entdeckungen, da sie die Texte von einem ungewohnten Blickwinkel aus lesen können, bisher unbeachtete Aspekte und Worte aufgreifen und damit im Sinngefüge des Textes neue Lese- und Verstehensmöglichkeiten freilegen.
Aus: Bettina Eltrop, auf einem Folder des Katholischen Bibelwerks e. V.
Über die Sorge für das gemeinsame Haus
1. "Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr", sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.”
2. Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern. Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken. Darum befindet sich unter den am meisten verwahrlosten und misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde, die „seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8,22 ). Wir vergessen, dass wir selber Erde sind (vgl. Gen 2,7 ). Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.
Aus: Papst Franziskus, Enzyklika LAUDATO SI', über die Sorge für das gemeinsame Haus. Rom 2015.
Kanzel-Notizen
Ihre Predigt gestern, Herr Pfarrer,
hat mich wirklich gefesselt! -
Was Sie nicht sagen, - eigentlich
sollte sie eher befreiend wirken.
Der Mann auf der Kanzel
sprach vom verlorenen Sohn.
Die verlorenen Väter und Mütter
hörten ihm nachdenklich zu.
Ich bin der Gute Hirt,
höre ich den Prediger sagen.
Freundchen, denk ich bei mir,
hoffentlich weißt du auch,
dass du zitierst!
Die lange Predigt wollte den
Leuten allerhand mitgeben.
Ich fürchte jedoch, sie hat sie
statt dessen arg mitgenommen.
Die Predigt dauert und
dauert. Mich dauert
die Zeit, die sie dauert.
Bedauernd warte ich
dauernd aufs Amen.
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Die Worte der Bibel als Worte meditieren
Gottes Stimme ertönt in der Schöpfung, in allem, was an unser Ohr dringt, im Wind, im Rauschen der Bäche, im Regen, im Gesang der Vögel. Es käme darauf an, in den Stimmen der Schöpfung die Gestimmtheit der Welt zu erhorchen und darin Gott zu erahnen. Gottes Stimme trifft mich aber vor allem im Wort. Das können innere Worte sein, die inneren Stimmen meines Herzens, meines Gewissens. Das können aber auch Worte sein, die wir im Traum hören. In diesen Worten kann Gott zu uns sprechen. Wir sollten sie ernst nehmen, zwar nicht als absolute Worte Gottes, aber doch als innere Eingebungen, die beachtet werden möchten. Und dann gibt es die Worte, die ein anderer zu uns spricht. Aus dem Wort bricht die Emotion des Sprechenden hervor. Wenn mir ein Mensch ein Wort "zu-spricht", das aus seinem Herzen kommt, dann habe ich teil an seinem Gestimmtsein. In der Bibel hat uns Gott sein Wort zugesprochen. Wenn ich Gottes Wort mit dem Ohr meines Herzens höre, dann kann mir darin Gottes Herz aufgehen. Dann ist das Wort nicht Information, über die ich nachdenken kann, sondern Kommunikation. Gott selbst teilt sich mir im Wort mit. Und im Wort erahne ich etwas vom Geheimnis seiner Person.
Die Worte der Bibel sind für mich Worte eines Du, einer Person, die mit mir in Beziehung treten will. Daher ist es für mich wichtig, die Worte der Bibel als Worte zu meditieren, die Gott jetzt in diesem Augenblick ganz persönlich an mich richtet, in denen er mich anspricht. Wenn ich zum Beispiel das Wort meditiere: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir" (Jesaja 43,1), dann stelle ich mir vor: Dieses Wort spricht Gott ganz persönlich zu mir. Ich bin gemeint. Das ist meine tiefste Wirklichkeit. Wenn das stimmt, was Gott mir da zuspricht, wie fühle ich mich dann, wie erlebe ich mich und wie erlebe ich Gott? Indem ich nicht über das Wort nachdenke, sondern es in mein Herz fallen lasse, es mit dem Herzen schmecke und koste, durchdringt es meine Emotionen und bewirkt dort Gefühle des Angerührtseins, der Freude und des Vertrauens. Ich muß das Wort Gottes in meinem Herzen aufklingen lassen, daß es mit seinem Klang meinen Leib und meine Seele froh macht und heilt.
Aus: Anselm Grün, Wenn du Gott erfahren willst, öffne deine Sinne. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2000.
Glaubens-Wachstums-Räume
Zu den tiefgreifenden Glaubenserfahrungen meines Lebens gehören die Momente, in denen ich während der letzten Jahre meiner Schulzeit vom Internat in die Ferien fuhr. Ich bekam selten einen konkreten Wunsch und nie eine Mahnung mit auf den Heimweg. Meist verabschiedete mich unsere Schwester Dominika mit den Worten: »Ich bete für dich.« Es hat eine Weile gedauert, bis ich in diesen Momenten nicht mehr irgendwie unbeholfen dastand.
Achtsamkeit und viel Augenkontakt; Zuhören; Respekt; zärtliche Gesten, eine Umarmung etwa; mahnende, aufmuntemde, tröstende Worte; das Daumendrücken für den Herzenswunsch; Gespräche, die die halbe Nacht dauerten; tatkräftige Unterstützung im (Schul-)Alltag - all das nicht ohne Strenge: Schwester Dominika kannte viele Weisen, zum Ausdruck zu bringen, wie sehr sie an meinem, an unserem Leben Anteil nahm. So kannte sie uns alle wohl ziemlich gut. Auch mich. Früh hat sie meine religiöse Sehnsucht wahrgenommen, weise und aufmerksam und ebenso zurückhaltend. Sie beantwortete das auf schönste Weise, indem sie ganz einfach noch diesen anderen Raum für mich öffnete: ihr Gebet.
Das Gebet füreinander drückt die Anteilnahme am Ringen um die richtige Lebensspur in eigener Weise aus. Es ist nicht das gemeinsame Diskutieren, Planen, Suchen und Wünschen, das Nachdenken darüber, was falsch, was richtig sein könnte; auch nicht der Rückzug in fromme Gottergebenheit. Es ist eine andere Dimension des Mit-Lebens, die man hier betritt und jemandem öffnet: das Vertrauen in Gott, dem man das Lebensentscheidende zutraut. Wo es in Freiheit füreinander geschieht, bestimmen nicht eigene Wünsche, nicht eigene Lebensentwürfe das Gebet. Zunächst ist es vielleicht nur das: einen Menschen, der mir am Herzen liegt - oder sorgenvoll auf der Seele - zu Gott mitnehmen, damit auch sein Leben unter Gottes Augen aufblühen kann. Es ist eine Begegnung ohne Vor-Urteil, ein Mit-Gehen, ohne schon die »richtige« Lösung parat zu haben. Darum mochte ich eintreten in den Raum, der mir da geöffnet wurde: Glaubens-Raum, Hoffnungs-Raum einer um viele, viele Jahre älteren Schwester im Glauben, die sich eher hätte berauben lassen, als ihre Tür zu schließen - Glaubens-Raum, Hoffnungs-Raum darum auch für mich.
Räume, in denen ich mich nicht dagegen schützen muss, missbraucht zu werden. Räume, in denen Platz ist für die Suche und das lange Hinhören. Räume, die erst einmal die tastenden Schritte erlauben und das noch quälende Ringen um Zutrauen. Räume, in denen ich willkommen bin und so lange verweilen darf, bis ich selbst zu spüren beginne, was das für ein Weg ist, der sich da auftut unter meinen Füßen: hinein ins Leben, das mir von Gott zugedacht ist als »Leben in Fülle« (Joh 10,10). Räume, durch die hindurch ich hineinfinden und Zutrauen fassen kann in Gottes Verheißungen, so dass sie mir zum Versprechen werden, dem ich glauben - und schließlich selber dienen - kann. Räume, in denen Menschen ihre Zweifel und die übergroßen Fragen nicht verschweigen, ihren Glaubensmut und ihre Hoffnung teilen und sich gemeinsam hineinwagen in Gottes gute Herrschaft, die in all dem schon angefangen hat. Solche Räume sind Glaubens-Wachstums- Räume, auch deswegen, weil in ihnen die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes in mein, in unser Alltagsleben einsickern kann. Sie öffnen sich nicht schon dort, wo lehramtlich und strukturell alles in Ordnung ist, wo Kirche (noch) »funktioniert«. Glau- bens-Wachstums-Räume entstehen aufgrund ihrer Lebens-Nähe, ihrer Zugänglichkeit, ihrer Wärme, ihrer Unmissverständlichkeit - und nicht zuletzt durch die Menschen, die ihre Türe offen halten. Hinter der Schwelle findet sich nicht selten »heiliger Boden«. Werden die, die für die gegenwärtige »Restrukturierung« der Bistümer in der Verantwortung stehen, das im Blick behalten?
Vera Krause, Dipl. Theol., Referentin für Bildung und Pastoral bei »Misereor«, Autorin, Kurs- und Vortragstätigkeit, Aachen,
In: Johannes Röser (HG.), Mein Glaube in Bewegung. Stellungnahmen aus Religion, Kultur und Politik. HerderVerlag, Freiburg Basel Wien 2008.
Das verwandelnde Wort
Wir leben in einer Welt, in der Worte billig zu haben sind. Wörter überschütten uns. In Anzeigen, auf Werbetafeln und Verkehrsschildern, auf Flugblättern, in Prospekten, Broschüren und Büchern, auf Schallplatten, Projektionswänden, Bildschirmen, an Wänden und am Himmel: Wörter in vielen Klängen, Farben und Formen stürzen auf uns ein. Wörter, die aufleuchten und verlöschen, die laufen, tanzen oder hüpfen; Wörter, die heller oder fetter werden. Aber schließlich sagen wir: »Doch alles nur Wörter!« An Zahl unermeßlich gewachsen, an Wert unermeßlich gesunken. Ihr erster Zweck scheint die Information zu sein. Wörter halten uns auf dem Laufenden. Wir brauchen Wörter, um zu wissen, was oder wie wir etwas tun sollen, und wohin zu gehen und wie es zu erreichen ist.
Kein Wunder also, daß man auch die in der Eucharistiefeier verwendeten Wörter weithin nur noch als Wörter versteht, die uns informieren wollen. Sie erzählen uns eine Geschichte, sie unterweisen, sie ermahnen. Und weil die meisten von uns diese Wörter schon gehört haben, rühren sie uns selten noch wirklich an. Oft hören wir kaum mehr hin; alles ist uns schon bekannt, zu vertraut. Wir erwarten gar nicht mehr, überrascht oder berührt zu werden. Wir stellen uns darauf ein, doch immer wieder bloß das gleiche zu hören, mag das nun aus einem Buch vorgelesen oder von einem Ambo her gesprochen werden.
Das Schlimme daran ist, daß das Wort dann seine sakramentale Qualität verliert. Das Wort Gottes hat sakramentalen Charakter. Das heißt, es ist heilig. Ein heiliges Wort aber macht das gegenwärtig, wovon es spricht. Als sich Jesus mit den beiden traurigen Wanderern auf dem Weg nach Emmaus unterhielt und ihnen die Worte der Schrift erklärte, die von ihm selbst handelten, begannen ihre Herzen zu brennen, das heißt, sie erfuhren seine Gegenwart. Indem er von sich sprach, wurde er ihnen gegenwärtig. Seine Worte bewirkten nicht nur, daß sie an ihn dachten; er sagte ihnen nicht bloß etwas über sich selbst oder inspirierte sie bloß durch seine Erinnerung an ihn. Das ist damit gemeint, wenn wir von der sakramentalen Qualität des Wortes sprechen: Das heilige Wort erschafft, was es sagt.
Das Wort Gottes ist immer sakramental. Im Buch Genesis wird uns gesagt, Gott habe die Welt erschaffen, aber im Hebräischen ist das Wort für »sprechen« dasselbe Wort wie für »erschaffen«. Wörtlich übersetzt heißt es also: »Gott sprach Licht, und es wurde Licht« (Genesis r, 3). Für Gott ist Sprechen und Erschaffen ein und dasselbe. Wenn wir sagen, Gottes Wort sei heilig, dann meinen wir, Gottes Wort sei mit Gottes Gegenwart erfüllt.
Oft stellen wir uns das Wort so vor, als wolle es uns bloß ermahnen, hinauszugehen und unser Leben zu ändern. In Wirklichkeit geht es gar nicht in erster Linie darum, daß wir es als Anregung dafür auffassen, was wir in unserem Leben ändern müssen, wenn wir anschließend die Kirche verlassen. Nein, seine eigentliche Wirkmacht besteht darin, daß es als göttliche Kraft an uns umwandelnd wirkt, während wir es hören.
Die Evangelien sind voller Beispiele dafür, wie Gott im Wort gegenwärtig ist. Mich persönlich hat ganz besonders die Geschichte von Jesus in der Synagoge von Nazaret angesprochen. Er hat damals aus Jesaja vorgelesen: »Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkündige und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe« (Lukasevangelium 4,18f).
Nachdem Jesus diese Worte vorgelesen hatte, sagte er: »Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt« (4,21). Plötzlich wird klar, daß die Armen, die Gefangenen, die Blinden und die Zerschlagenen nicht irgendwelche Leute da draußen außerhalb der Synagoge sind, die eines Tages aus ihrer Not befreit werden. Nein, von den Zuhörern selbst ist die Rede. Und im Zuhören wird Gott ihnen gegenwärtig und heilt sie.
Das Wort Gottes ist kein Wort, das wir irgendwann in unserem Alltagsleben in die Tat umsetzen sollten; es ist ein Wort, das uns durch unser Zuhören hier und jetzt und während dieses Zuhörens heilen möchte.
Aus: Henri Nouwen, Auf der Suche nach dem Leben. Ausgewählte Texte mit einer Einführung von Robert A. Jonas. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2001.
Erfolg und Misserfolg
Der englische Dramatiker Oscar Wilde kam spät nachts in seinen Club, nachdem er der Premiere eines seiner Stücke beigewohnt hatte, das durchgefallen war. Hier fragte man ihn: "Wie ging es mit deinem Stück heute abend, Oscar?"
Wilde antwortete: "Das Stück war ein großer Erfolg. Die Zuschauer waren ein Misserfolg."
Aus: Antony de Mello, Wer bringt das Pferd zum Fliegen? Weisheitsgeschichten. Herder Spektrum, Freiburg Basel Wien 1989 (5).
über dein wort wachen
siehe oh herr
ich singe kein lob auf dich
ich suche dich
mit meinen gliedern
die ich eigens für dich gezüchtet habe
denn ich will über dein wort wachen
auf daß die liebe neu entdeckt werde
und wir unsere wildheit zurückgewinnen
Aus: Said, Psalmen. Mit einem Nachwort von Hans Maier. C.H.Beck Verlag, München 2007.
scharf
Ich mag das alles nicht mehr hören:
Die Worte, die Begriffe, in die sie dich verpackt
haben.
Die sind brüchig geworden
und deine papierene Verkleidung reißt auf.
Die Ränder sind so scharf,
dass ich mich schneide daran,
wenn ich nicht ganz vorsichtig bin.
Aus: Thomas Weiß, Hörst du mein Schweigen. Gebete der Sehnsucht. Herder Verlag , Freiburg Basel Wien 2008.
Im Kindergarten
Die Begrüßung in unseren Kindergärten ist immer von besonderer Herzlichkeit, - und Lautstärke. "Hallo, Herr Pfarrer!” Noch schaffe ich es, auf den kleinen Sesselchen in der Runde Platz zu nehmen - und wieder hoch zu kommen. Während die Kindergartentante und ihre Helferinnen mit den Kindern die Begrüßungslieder singen, lenkt mich oft der Gedanke ab, was wohl aus diesen offenherzigen und unbekümmerten Kindern werden wird, und dass so manche äußerliche Unbekümmertheit vielleicht schon jetzt nicht dem Inneren entspricht. Auf der einen Seite steht die Erwartung der Eltern an den Kindergarten, dort Unterstützung in ihrem oft hektischen und zeitknappen Erziehungsalltag zu finden, auf der anderen Seite die wachsende und belastende Komplexität von Kindergartenarbeit in unserer Gesellschaft. Das alles wird auch zwischen den Spielzeugschachteln und Kasperltheaterkulissen und in den Gesprächen am Rand des lebendigen Treibens spürbar. "Tschüss, Herr Pfarrer! Gehst Du schon?” Eine Menge Hände sind zu schütteln. Und hinter mir geht es weiter. Hut ab vor denen, die da täglich arbeiten, und vor ihrer Verantwortung.
Aus: Helmut Schüller, Notizen eines Landpfarrers. Edition Steinbauer, Wien 2007.
Die vier Rabbiner
Eines Nachts wurden vier Rabbiner von einem Engel besucht. Der weckte sie auf und trug sie auf seinen Schwingen in die Siebente Kammer des Siebenten Himmels. Dort erblickten sie das Heilige Rad des Hesekiel* mit eigenen Augen.
Auf dem Rückweg zur Erde verlor der erste Rabbiner bereits seinen Verstand, denn sein Geist war dermaßen von dem göttlichen Glanz geblendet worden, dass er fortan nur noch brabbelnd durch die Lande irrte:
Der zweite Rabbiner zeigte sich unbeeindruckt und verleugnete einfach, was er im Siebenten Himmel gesehen hatte. Er winkte ab und sagte: Ach was, das haben wir doch bloß geträumt!
Der dritte Rabbiner wurde fanatisch. Er stellte sich auf den Marktplatz, und mit flammender Rede verkündete er die Bedeutsamkeit seiner Botschaft für den Fort-bestand der Welt. Wer seine Rede belächelte, den verdammte er in den Schlund der Hölle.
Der vierte Rabbiner aber wurde zum Dichter. Er setzte sich an das Fenster seiner Kammer und verfasste ein Danklied nach dem anderen: Über die Tauben im Kirschbaum, seine kleine Tochter in der Wiege und alle Sterne der Nacht.
So erging es den vier Rabbinern, als sie in der Siebenten Kammer des Siebenten Himmels das Heilige Rad des Hesekiel mit eigenen Augen gesehen hatten.
Aus dem Chassidismus
*) ist eine Umschreibung für 'Gott', dessen Name nicht ausgesprochen werden darf. Das Bildwort leitet sich her aus der Berufungsvision des Propheten Hesekiel.
Zur Erklärung: Sowohl bei dem Gleichnis Jesu wie bei der Erzählung von den vier Rabbinern gibt es drei Ausfälle; nur der vierte Boden trägt reiche Frucht; nur der vierte Rabbiner lebt ganz aus seiner Gotteserfahrung. Das Gleichnis Jesu legt den Gedanken nahe, dass der vierte Boden mit seiner überreichen Frucht den Ernteausfall bei den drei anderen Böden mehr als kompensiert.
Aus: Karlheinz May, Vom Duft der Auferstehung. Die vier Evangelien in Auszügen mit Meditationen, kommentierenden Texten und Zeichnungen. Im Eigenverlag (Holsteinstr 1, D-51065 Köln).
Blüh auf gefrorner Christ
Bald nach den Verwüstungen des Dreißig-jährigen Krieges hat der schlesische Konvertit, Priester und Mystiker Johannes Scheffler, der besser unter seinem Dichternamen Angelus Silesius bekannt ist, in Hunderten zweizeiligen Versen die Lehre der deutschen und der spanischen Mystik zu Wort gebracht. Einer der bekanntesten dieser Verse lautet: "Blüh auf, gefrorner Christ, der Mai ist vor der Tür: Du bleibest ewig tot, blühst du nicht jetzt und hier."
Dieses Gedicht ist nicht bloß Frühlingslyrik, sondern ein geistlicher Gesang. Nicht ein konfessionsloser Naturliebhaber wird hier angesprochen, sondern der Christ. Die aus winterlicher Erstarrung erwachende Natur wird zum Gleichnis für seinen spirituellen Zustand. Er soll aufwachen, aufstehen, aufblühen unter dem Licht der "Dreistrahligen Sonne" - so hat ein griechischer Kirchenvater den Dreifaltigen Gott genannt. Er soll sich "auftun wie die Rose", sagt Angelus Silesius an anderer Stelle und fügt hinzu: "Dein Herz empfanget Gott mit allem seinem Gut, wenn es sich gegen ihn wie eine Ros' auftut."
"Blüh auf, gefrorner Christ" - das ist ein österlicher Ruf, wenn die anschließende Verheißung "Der Mai ist vor der Tür" vertieft wird zur Verheißung "Christus ist vor der Tür". Es ist jener Christus, der zur Zeit seines irdischen Lebens zu einem toten Mädchen gesagt hatte: "Talita kum! - Mädchen, steh auf!" (Mk 5,41), und der vor dem Grab seines Freundes Lazarus dröhnend gerufen hatte: "Lazarus, komm heraus!" (Joh 11,43) Die Evangelien berichten, daß das Mädchen sich erhob und daß Lazarus aus dem Grab trat. Dies waren kleine Osterfeste, die hinweisen auf das bevorstehende große Ostern Christi.
Im Leben vieler Menschen kommt nur ein geringer Teil dessen, was in ihnen angelegt ist, zur Blüte. Anderes blüht zwar, stirbt aber ab, bevor es Frucht bringt. Ein Christ, der sich als österlicher Mensch von der Kraft der Auferstehung Jesu erfüllen läßt, blüht nicht nur, er bringt auch viele Frucht.
Aus: Egon Kapellari, Ein Fest gegen die Schwerkraft. Osterbetrachtungen. Styria Verlag Wien Graz Klagenfurt 1993.
Repetenten
In der Schule des Lebens
sind wir meistens nur Repetenten.
Aber die Sitzenbleiber
lernen allmählich mehr verstehn
als die Aufsteiger, die nichts als wissen.
Aus: Christine Busta. Gedichte. Der Himmel im Kastanienbaum. Otto Müller Verlag Salzburg 1989.
Seelsorgsarbeit
Die im Kern selbe Seelsorgsarbeit ist in der Pfarre einerseits und an den Universitäten andererseits doch ganz verschieden und auch ganz verschieden anzulegen. In der Pfarre geht es um die Aktualisierung, die Verheutigung dessen, was hier in Probstdorf schon seit fast tausend Jahren geschieht. Die Seelsorge an den Universitäten kann dagegen immer nur kurzfristige "Traditionen” begründen. Sie hat es, was die Studierenden anlangt, mit einer sich ständig ändernden Zielgruppe zu tun. Für die Pfarrseelsorge hingegen ist es wiederum typisch, dass da über viele Jahre hin dieselben Menschen in den Wechselfällen ihres Lebens, in ihrem Heranwachsen, in ihrem Leben und in ihrem Sterben zu begleiten sind. Der Unterschied wird für mich beim örtlichen Wechsel zwischen den beiden Hauptfeldern meiner Seelsorgerarbeit auch sinnlich spürbar: hier die geschäftige, von großen Menschenmengen geprägte Atmosphäre einer Universitätsaula, dort das Ruhe ausstrahlende, alte Kirchengebäude mitten in einem übersichtlichen Dorf mit den mir immer vertrauteren Menschen. Aber das Äußerliche kann auch täuschen. Plötzlich kommt Dramatik in das Leben von Menschen und Familien. Und andererseits gibt es mitten im hektischen Uni-Getriebe ganz plötzlich Inseln der Stille. Mit denen an die uralten Traditionen angeknüpft, Gottesdienst gefeiert oder einfach auch in aller Ruhe über den Glauben, den Sinn des Lebens oder die Berufung im zu-künftigen Beruf gesprochen wird.
Aus: Helmut Schüller, Notizen eines Landpfarrers. Edition Steinbauer, Wien 2007.
Zum Glauben wird man bewogen
(nach Eugen Biser)
Der Mensch ist ursprünglich von der Natur aus zum Glauben veranlagt; ähnlich wie zum Gehen, Sprechen und Lieben. Diese Veranlagung aber muss "getätigt" und "freigesetzt" werden. Und diese Freisetzung erfolgt - nach Eugen Biser - nicht durch Argumente und Unterweisung, sondern durch inspirative Impulse. Das heißt im Blick auf den christlichen Glauben: "Zum Glauben wird man nicht erzogen oder angeleitet, sondern bewogen; bewogen durch die von Jesus vielfältig ausgehende Inspiration, die in dem Maß, wie sich Menschen von ihr berühren lassen, in ihnen den Glauben weckt."
Eugen Biser ("Die Glaubensgeschichtliche Wende - Eine theologische Positionsbestimmung", Verlag Styria 1986) sucht in diesem Zusammenhang nach dem "Neuen", das durch Jesus in die Welt gekommen ist, nach Spuren, an denen die nachwirkende Inspiration heute erkannt wird.
Eine solche Spur sieht er in der Feststellung von Romano Guardini, dass durch das Christentum die menschliche Existenz "einen Ernst, den die Antike nicht gekannt hat", gewonnen hat. Dieser neue Ernst, wie auch die damit verbundene neue Würde, "stammt nicht”, so Romano Guardini, "aus der eigenen menschlichen Reife, sondern aus dem Anruf, den die Person durch Christus von Gott her erfährt”.
Aus: P. Alois Kraxner, Wie Kristalle in taubem Gestein. Christsein im Alltag. Wagner Verlag, Linz 2008.
Martin Stewen (2011)
Marita Meister (1996)