Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 30. Apr. 2023 - 4. Sonntag der Osterzeit (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Apg 2,14a. 36-41
Lesung aus der Apostelgeschichte.
Am Pfingsttag trat Petrus auf,
zusammen mit den Elf;
er erhob seine Stimme und begann zu reden:
Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel:
Gott hat ihn zum Herrn und Christus gemacht,
diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.
Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz
und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln:
Was sollen wir tun, Brüder?
Petrus antwortete ihnen: Kehrt um
und jeder von euch
lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen
zur Vergebung eurer Sünden;
dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung
und all denen in der Ferne,
die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.
Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie:
Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht!
Die nun, die sein Wort annahmen,
ließen sich taufen.
An diesem Tag
wurden ihrer Gemeinschaft
etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.
Die erste Lesung stammt heute wiederum aus der Apostelgeschichte. Der Abschnitt ist eine Fortsetzung des Textes vom vorigen Sonntag. Er enthält noch den Schlusssatz der Pfingstpredigt des Apostels Petrus in Jerusalem und stellt dann die - im wahrsten Sinn des Wortes - begeisterten Reaktionen der Zuhörer dar. Die erstaunlich hohe Zahl der neu Getauften im letzten Vers ist symbolisch zu verstehen.
Die Apostelgeschichte als zweitem Teil des lukanischen Doppelwerkes beschreibt die missionarische Ausbreitung des Gotteswortes. Als Autor wird der Arzt und Paulusbegleiter Lukas genannt. Es spricht jedoch wenig für seine Autorenschaft. Als Begleiter und Mitarbeiter des Paulus hätten sich im Text mehr Nähen zu den Inhalten der Paulusbriefe gefunden als es tatsächlich sind.
Am Beginn dieser Geschichte steht die Pfingstpredigt des Petrus. Er tritt als Prophet Jesu auf. Darin zeigt er an, dass Jesu Reich begonnen hat und alle Hoffnung auf dieses Reich seinen berechtigten Platz hat. Wer sich in der Umkehr auf den Weg zum verkündeten Jesus begibt, ist dem Reich ganz nahe gekommen.
Antwortpsalm - Ps 23,1-6
Kv: Der Herr ist mein Hirt,
nichts wird mir fehlen. – Kv
(GL 37,1)
Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. - Kv
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. - Kv
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher. - Kv
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN
für lange Zeiten. - Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - 1 Petr 2,20b-25
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus.
Geliebte,
wenn ihr recht handelt und trotzdem Leiden erduldet,
das ist eine Gnade in den Augen Gottes.
Dazu seid ihr berufen worden;
denn auch Christus hat für euch gelitten
und euch ein Beispiel gegeben,
damit ihr seinen Spuren folgt.
Er hat keine Sünde begangen
und in seinem Mund war keine Falschheit.
Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht;
als er litt, drohte er nicht,
sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.
Er hat unsere Sünden
mit seinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes getragen,
damit wir tot sind für die Sünden
und leben für die Gerechtigkeit.
Durch seine Wunden seid ihr geheilt.
Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe,
jetzt aber habt ihr euch hingewandt
zum Hirten und Hüter eurer Seelen.
Martin Stewen (2005)
Ruth Maria Stamborski (1999)
Lorenz Walter Voith (1996)
Die zweite Lesung stammt wie am vorigen Sonntag aus dem Ersten Petrusbrief. Der Abschnitt steht dort innerhalb eines längeren Buchteils, der sich mit den rechten Verhaltensweisen der verschiedenen Gruppen von Christen in der Welt beschäftigt. Man nennt solche Texte, die in den Briefen des Neuen Testaments häufiger begegnen, auch „Haustafeln“. - Der Lesungstext enthält konkrete Anweisungen für die Sklaven, die damals einen nicht unbeträchtlichen Teil der Christenheit ausmachten.
Die Verse 18 bis 20 a, mit denen dieser Abschnitt über "die Sklaven in der Nachfolge Christi" (so die Überschrift der Einheitsübersetzung) beginnt, sind von der Leseordnung ausgenommen. So kann die Lesung auch nicht auf diesen Aspekt reduziert werden, sondern greift umfassender "die Möglichkeit christlicher Existenz unter den gegebenen bzw. aufgezwungenen Verhältnissen" auf.
Grundlage des Textes ist ein Lied, das der Verfasser für seine Zwecke abwandelt, um den Sinn des Leidens zu begründen mit der Erinnerung an die Leiden Jesu.
Auffallend ist, daß der Text ausschließlich vom Leiden und nicht vom Sterben spricht – weder beim Hinweis auf Jesu Leben, noch bei dem Bezug zu den Adressaten.
Die Rede ist vom ungerechten Leiden, was rühmlicher ist, es zu ertragen als selber Unrecht zu tun.
Im Hinblick auf die damalige Situation wird das Sklavenschicksal durchaus "als eklatanter Fall von Ungerechtigkeit beurteilt". Diese historische Situation muß bedrohlich gewesen sein in Bezug auf Schikanen und Diffamierungen, - da die Hervorhebung des ungerechten Leidens als typische Erfahrung der Christen nicht der durchgehenden Theologie des Verfassers entspricht.
Ermutigung und Hoffnung soll aus dem Blick auf Jesus Christus, in Anlehnung an den leidenden Gottesknecht Jes 53, erwachsen. An ihm wird sichtbar, daß unausweichliches Leid dennoch Hoffnung in sich tragen kann.
Laut Norbert Brox kann man die Rede von den Schafen und vom Hirten in Vers 25 nicht mit den kirchlichen Amtsbezeichnungen in Verbindung bringen. Es geht um Gott als Hirten und Beschützer, von dem Zuversicht und Zusammenhalt ausgehen.
Der Text steht inmitten der Anweisungen und Pflichten des Christen gegenüber dem Menschen (2,11 - 3,12).
Als Adressaten der heutigen Perikope gelten zuerst die zum Glauben gekommenen Sklaven der Urkirche. Im römischen Reich gab es zur Zeit, in der der Petrusbrief geschrieben wurde, mehr Sklaven als Freie. Dem Verfasser geht es hier nicht um Kritik an der Gesellschaftsordnung. Daneben werden als weitere Adressaten auch die "versprengten und verfolgten" Christen angesprochen.
Wenn jemand wegen seiner religiösen Einstellung, seinem Bekenntnis zu Christus bestraft oder verfolgt wird - so ermutigt der Petrusbrief - auf Jesus Christus, den Erlöser, zu blicken, der selbst - wie ein Sklave - geschlagen wurde und das Kreuz auf sich nehmen mußte. Christus selbst wird alle - so die Trostbotschaft des Petrusbriefes - die ihm folgen, als der gute Hirte sammeln, trösten und stärken.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 10,14
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich bin der gute Hirt.
Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.
Halleluja.
Evangelium - Joh 10,1-10
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus:
Amen, amen, ich sage euch:
Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht,
sondern anderswo einsteigt,
der ist ein Dieb und ein Räuber.
Wer aber durch die Tür hineingeht,
ist der Hirt der Schafe.
Ihm öffnet der Türhüter
und die Schafe hören auf seine Stimme;
er ruft die Schafe,
die ihm gehören, einzeln beim Namen
und führt sie hinaus.
Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat,
geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm;
denn sie kennen seine Stimme.
Einem Fremden aber werden sie nicht folgen,
sondern sie werden vor ihm fliehen,
weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.
Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus;
aber sie verstanden nicht den Sinn dessen,
was er ihnen gesagt hatte.
Weiter sagte Jesus zu ihnen:
Amen, amen, ich sage euch:
Ich bin die Tür zu den Schafen.
Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber;
aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
Ich bin die Tür;
wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden;
er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Der Dieb kommt nur,
um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten;
ich bin gekommen, damit sie das Leben haben
und es in Fülle haben.
Martin Stewen (2005)
Ruth Maria Stamborski (1999)
Lorenz Walter Voith (1996)
Das Evangelium des heutigen Sonntags besteht aus zwei Einheiten: der Bildrede Jesu vom Hirten und dem Bildwort von der Tür.
Die Darstellung vom Hirten ist in sich einheitlich und störungsfrei. Das Bild ist klar gegliedert und eindeutig in der Beschreibung. Es stellt sich nun die Frage nach der Intention des Autors. Diese wird deutlich wenn man auf die Betonungen verschiedener Aspekte achtet, so etwa die Erwähnung des Diebes. Auch ist zu sagen, dass es zwar schön tönt, dass der Hirt alle Schafe bei ihrem Namen ruft, dass das aber eher unwahrscheinlich ist im Hirtenalltag. Diese Zuspitzung liegt wohl in der Übertragung der Rolle des guten Hirten auf den Gottessohn Jesus Christus begründet, der ein besonders guter Hirte seiner Herde ist.
Die Form des Rätselhaften, das sich auch dem Wissen der Jünger entzieht, ist wohl mit dem Adressatenkreis, vermutlich einem Kreis von Neugetauften, die noch weiter zur Erkenntnis zu bringen sind, begründet.
Der zweite Teil der Perikope unterscheidet sich grundlegend in der Form. Es handelt sich um ein Bildwort in Ich-Form, das dadurch einen Offenbarungscharakter annimmt. Das Wort von der Tür steht gegenläufig zum Schicksal der „Diebe und Räuber“, die die Tür vermeiden. So präsentiert sich der Gottessohn als Heilsbringer im Gegensatz zu anderen Unheilsbringern.
Für die Hörer der damaligen Zeit war das Bild vom Hirten und der Herde im Freien oder eingesperrt im Hof alltäglich.
Zunächst greift Jesus den Vergleich mit der Tür auf. Mit der Aussage: ich bin die Tür erhebt Jesus einen unwahrscheinlichen Anspruch. "Er allein schenkt Lebensmöglichkeit, ohne ihn ist sie dem Menschen verschlossen."*
Rätsel geben die erwähnten Diebe und Räuber auf. Wahrscheinlich handelt es sich um allgemeine Erlösergestalten und deren Heilsversprechen.
Nachdem die Rede Jesu keiner strengen Logik folgt, scheint sie auf ein aktuelles Gemeindeproblem einzugehen, die sich eher auf den Hirten beziehen, werden mit der Tür in Verbindung gebracht – die inhaltliche Exaktheit war nicht die Absicht des Verfassers, sondern die Beziehung, die Jesus zu den Seinen hat.
* Zitataus Felix Porsch, Johannes-Evangelium, Seite 109, Stuttgarter Kleiner Kommentar, Neues Testament 4
Die Hirtenrede Jesus steht im Zusammenhang mit der vorangehenden Blindenheilung und den nachfolgenden Auseinandersetzungen zum Tempelweihfest. Es geht in allen diesen Fällen um den Anspruch Jesu, der wahre Heilsbringer der Welt zu sein.
Im Gegensatz zum Fremden, der seine Schafe nicht kennt, kennt der Hirte seine Schafe. Damit soll der messianische Anspruch unterstrichen werden. Verstärkt wird dies noch mit dem Motiv der Tür. Jesus selbst wird die "Tür" genannt, das heißt, er ist der einzige zum Heil führende Weg.
Hinter diesen Bildern steht wohl die Auseinandersetzung Jesu mit den Juden um die Person Jesu. Es ist aber auch anzunehmen, daß zur Zeit der Entstehung des Johannes-Evangeliums Richtungskämpfe unter den Christen einen Hintergrund bilden.
Die Bildrede vom Hirten ist dem palästinensischen Volksleben entnommen. So kommt jeden Morgen der Hirt zur Tür des Hofes oder Pferches für die Schafe und führt sie auf die Weide.
Die Kirche der ersten Jahrhunderte hat Christus sehr oft und gern als den guten Hirten betrachtet und ihn so auch etwa in römischen Katakomben abgebildet. Überhaupt wurde durch alle Jahrhunderte hindurch das Bild vom guten Hirten in vielfältiger Weise künstlerisch als Motiv verwendet.
Türsteher, Türhüter, Türöffner
Türhüter
Als junger Mensch habe ich gerne ab und zu Diskotheken besucht. Oft standen dort starke junge Männer vor der Eingangstür. Diese hatten dafür zu sorgen, dass niemand das Tanzlokal betrat, der den Eindruck machte, etwa betrunken zu sein. Sie konnten Einlass gewähren oder auch verweigern. Die jungen Menschen sollten dadurch einen schönen Abend erleben dürfen. Doch auch anderswo, ja sogar an Kirchen oder Konzerten gibt es sie. Ihre Aufgabe ist ein sehr wichtiger Dienst.
Uns begegnen im Evangelium das Bild von der Tür und vom Türsteher. Der Türhüter öffnet dem Hirten die Tür zu den Schafen. Nur der Hirt sorgt gut für die Schafe. Ihm geht es darum, dass die Schafe ein gutes Leben haben. Sie haben Lebensrecht ohne Bedingungen. Sie sind nicht allein dazu da, Wolle und Milch zu geben. Wer nicht durch die Tür hineingeht, will die Schafe für den eigenen Vorteil oder für egoistische Wünsche ausnutzen. Ihnen geht es darum, möglichst viel Geld zu verdienen. So einem liegt nichts am Wohl der Schafen selbst.
Jesus als Tür zu den Menschen
Jesus bezeichnet sich selbst als die Tür. Zum einem ist er die Tür zu den Schafen. Mit den Schafen sind wir Christinnen und Christen gemeint, noch genauer die Gemeinschaft all derer, die an Jesus glauben. Das Wort „Schaf“ darf nicht so verstanden werden, als seien wir alle dumm, als sollten wir unbedacht und unkritisch alles glauben, was uns erzählt wird von den Hauptamtlichen und geweihten Amtsträgern. In früheren Zeiten wurden nur die Amtsträger als die Hirten angesehen. Doch gerade mit dem Wort „Hirten“, sind auch die gemeint, die Verantwortung für Menschen tragen. Jede Mutter, jeder Vater, jeder Religionslehrer, jeder Lehrmeister kann ein Hirte sein. Jeder einzelne und jede einzelne kann ein guter Hirte für andere Menschen sein. Dabei muss es ihr und ihm um das Wohl des anderen gehen.
Wenn ich auf den Mangel an Priestern schaue, dann kann das mit Sorge erfüllen. Doch dieser Mangel an Priestern in Westeuropa ist auch ein Zeichen eines Mangels an glaubenden Menschen. Wir brauchen zum einem wieder mehr Priester, wir brauchen aber auch Menschen, denen Jesus wichtig ist, die ihr Leben auf Jesus aufbauen, ganz gleich welche Lebensform sie gewählt haben, ob verheiratet oder ehelos, ob in einem Orden oder in einer Familie. Wir brauchen die Menschen, die – als gute Hirten – andere zum Glauben führen.
Um im Bild vom Evangelium zu bleiben. Sie müssen durch die Tür gehen, die Jesus heißt. Wenn Jesus sagt: „Ich bin die Tür“, dann will er uns einladen, mit Ihm zu leben. Er sagt damit: Durch mich kommt ihr zum Leben, zu einem Leben mit Sinn und Erfüllung. Ich gehe durch die Tür, die Jesus heißt, wenn ich seine Worte ernst nehme. Ich gehe durch die Tür, die Jesus heißt, wenn seine Auferstehung mein Leben bestimmt. Wenn seine Liebe zu den Menschen mein eigenes Leben prägt, dann ist Jesus für mich die Tür.
Es ist die Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu mich selbst. Es ist auch die Liebe zu den Menschen, mit denen ich mich schwertue. Denn auch sie sind geliebte Töchter und Söhne Gottes. Wenn ich ein Herz für die armen Menschen habe, wenn ich gerade die Außenseiter beachte, dann ist das ein Gang durch die Tür, die Jesus heißt. Ich gehe durch die Tür, die Jesus heißt, wenn ich felsenfest daran glaube, dass auch ich auferstehen werde zu einem neuen und ewigen Leben.
Dieses Leben, das Jesus „Leben in Fülle“ nennt oder mit dem Bild von „guter Weide“ beschreibt, kann schon jetzt beginnen. Sicher bleiben mir als einem, für den Jesus die Tür zum sinnerfüllten Leben ist, Leiden und Schmerzen nicht erspart. Jeder hat seine traurigen Stunden, seine finsteren Schluchten. Doch ich erlebe schon hier und jetzt die Kraft, die das Leben in Fülle schenkt.
Wenn wir uns für Jesus entscheiden, dann können wir wie Gute Hirten werden, dann können wir Türwächter sein für Jesus. Petrus hat die Menschen durch seine Worte die Tür geöffnet zu Jesus. Die Menschen haben gespürt, dass Petrus einen Glauben verkündet, der sie mitten ins Herz trifft. Dabei fordert er sie auf, sich auf den Namen Jesu Christi taufen zu lassen. Jesus schenkt allein das wahre Leben. Jesus führt heraus aus einem Leben, das Menschen klein hält. Jesus ist es auch für die Menschen, an denen Petrus seinen Brief schreibt (2. Lesung). Denn Petrus schreibt an die einfachen Menschen, ganz besonders an die Sklaven. Oft waren diese Menschen ohne Rechte. Der Glaube an Jesus zeigt ihnen, dass sie wertvoll sind. Jesus hat sich mit denen eins gemacht, die unterdrückt sind. Jesus steht auf ihrer Seite. Doch bei Jesus finden sie ihre Würde, ihren Wert, ja echtes Leben.
Türöffner
Wenn wir durch die Tür Jesus gehen, wenn wir Jesus annehmen, dann finden wir Leben in Fülle. Sind wir gute Türsteher?! – sind wir gute Hirten?! Ich versehe diese beiden Sätze mit einem Fragezeichen und einem Ausrufezeichen. Das Fragezeichen setze ich, weil wir uns immer fragen müssen, ob wir Jesus und seine Worte ernstnehmen. Das Ausrufezeichen setze ich, weil wir durch unser Leben, durch unser redliches Mühen wie Türsteher sind, die anderen den Weg zu Jesus eröffnen, den Weg zu einem Leben in Fülle!
Das Bild des Guten Hirten fordert uns heraus
Ins Herz treffen
Lange Reden (oder Predigten) bewegen die Stühle, kurze Reden (oder Predigten) die Herzen… Schläfert das Wort Gottes die Hörerschaft ein oder ist es der Prediger?
Petrus hält, wie wir hörten, eine begeisternde Predigt am Pfingsttag. Diese dürfte tatsächlich große Begeisterung ausgelöst haben, „denn sie traf sie mitten ins Herz“. Sie enthält sein Zeugnis von der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Das ist auch ein wesentliches Element der Taufunterweisung: das Hören auf das Wort Gottes und es auch zu glauben und anzunehmen.
Erstaunlich ist, dass Maria aus Magdala in der Apostelgeschichte nicht vorkommt, obwohl sie zum Jüngerkreis des Herrn gehörte, genauso wie die Gottesmutter. Beide hatten die letzten Tage des irdischen Lebens mit Jesus intensiv miterlebt. Was wir über Maria aus Magdala wissen, erfahren wir großteils aus apokryphen Schriften wie dem Philippus-Evangelium, sozusagen einem unterirdischen Evangelium.
Die zweite Lesung beschäftigt Menschen bis heute. Wieso müssen sehr oft jene, die Gutes tun, sooft Widerstand und bitteres Leid durchstehen? Auch Jesus ergeht es nicht besser. Da geht es keineswegs um Leidensverliebtheit, sondern um Ermutigung, trotz allem im Glauben festzustehen, um Vertrauen und auch um durchzuhalten. Jesus hat sogar den Tod erlitten.
Der "Gute-Hirten-Sonntag"
Am vierte Sonntag der Osterzeit werden in allen drei Lesejahren Texte vom Guten Hirten als Evangelium vorgetragen. Daher wird diese Sonntag auch als „Gute-Hirten-Sonntag“ bezeichnet.
Die heutige Evangelienstelle beginnt nicht gerade einladend. Der Dieb, der Räuber sucht Schlupflöcher, ist hinterhältig, um an die Tiere heranzukommen. „Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe“ (Joh 10,2), also in aufrechtem Gang, denn in der Regel sind Türen so hoch, dass man sich nicht zu bücken braucht. Das Schaf soll hier nicht als dumm hingestellt werden. Es geht um Gemeinschaft, die Führung braucht. „Ich bin die Tür zu den Schafen“ (Joh 10,7). Es gibt noch andere sogenannte „Ich bin-Worte“. Sie dienen dazu, Jesus besser kennenzulernen. Ein bekanntes Beispiel: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6).
Junges Publikum oder Kasinobesucher kennen Türsteher. Da darf nicht jeder in das entsprechende Lokal. Oft gibt es Kleidervorschriften oder man wird auf verdächtige Gegenstände untersucht. Es muss nicht gleich ein Messer oder eine Schusswaffe sein.
Was ist mit diesem Bild gemeint? Ein offenes Ohr, ein liebendes Herz, das ist das Kleid des Glaubens und Vertrauens als Einlassbedingung. Wir haben den freien Willen, das Kleid des Vertrauens und Glaubens anzulegen. Da stehen nicht Dogmen oder Kirchenrecht im Vordergrund. Hinweise für den Eintritt sind die zehn Gebote, die Bergpredigt, die Werke der Barmherzigkeit. „Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden.“ (Joh 10,9).
Dieser Ort ist das vollendete Reich Gottes. Oder um ein anderes Bild zu verwenden: Wir treten ein in die neue Welt Gottes. „Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er [Gott] wird bei ihnen sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“ (Offb 21,3-4).
Weltgebetstag für geistliche Berufe
An diesem Sonntag werden wir auch auf den „Weltgebetstag für geistliche Berufe“ hingewiesen. Eine enge Sichtweise schaut nur auf Priester- und Ordensberufe, Diakone und Pastoralassistent*innen.
Gute Hirten braucht es weltweit in der Politik, in der Wirtschaft, als Lehrer*innen, als Professionisten, die sich zu ihrer Berufung bekennen. Auf dem Land - ich weiß es aus dem Lesachtal - werden für den Sommer oft Hirten zur Betreuung der Tiere gesucht. Im Wort „profiteor“ ist der Begriff „Professionist“ enthalten. „Die Schafe kennen die Stimme des Hirten … und der Hirt kennt sie beim Namen und er ruft sie auch einzeln beim Namen“ (Joh 10,2-4).
Heute haben wir oft viel Stimmengewirr und falsche Hirten: Sprechblasenschleuderer, Blöffer, Influencer, Eyecatcher, Menschen, die es zuwege bringen, andere in ihre Richtung zu locken. Es gibt im Leben verschiedene Stimmungslagen. Diese gilt es zu erkennen. Damit verbunden: die Unterscheidung der Geister. Die Jünger hören auf seine Stimme.
Die Stimme oder Stimmung, die Tonlage, das Sprechtempo, etwaiges Schnaufen und rasches Luftholen sagen viel aus. Wenn Wort und Tat übereinstimmen, können wir einander gute Hirten sein, persönliche Beziehung durch guten Geist aufbauen. Die Worte der Offenbarung, die Stimmigkeit unseres Lebens, führen zum „Leben in Fülle.“
Gute Hirten
Gute Krisenmanager
Ob ein Minister oder Regierungschef auch ein guter Krisenmanager ist, stellt sich erst im Laufe einer länger dauernden Krise heraus. Jedes Land kann froh sein, wenn sich seine Verantwortlichen in einer so spannungsgeladenen Zeit im Krisenmanagement bewähren. Nicht immer wird bei der Besetzung wichtiger Ämter auf diese Kompetenz geachtet. Sachkenntnis allein genügt für ein anspruchsvolles Leitungsamt nicht.
In einer gut funktionierenden Demokratie werden die Verantwortungsträger von Zeit zu Zeit neu gewählt. Das bringt zwar Vorteile, man kann sie wieder abwählen, ist aber trotzdem keine Garantie, dass immer die Besten das Sagen haben.
Gott als Guter Hirte
Das alte Volk Israel hatte ein monarchisches System mit einem König an der Spitze, und auch die Religionsverantwortung wurde in der Priesterkaste weitervererbt. In der damaligen Gesellschaft galt der gute Hirte als Idealbild eines guten Königs, bzw. auch eines guten führenden Priesters. Die Propheten übten die kritische Instanz im Volk aus. Immer wieder klagten sie die Könige und die Priesterschaft an, dass sie ihren Aufgaben nicht gerecht würden. Sie drohten ihnen an, dass Gott selbst die Leitung seines Volkes in die Hand nehmen werde. Er ist der gute Hirte schlechthin, der alle Kompetenzen, die dafür nötig sind, besitzt.
Im Neuen Bund werden diese Qualifikationen Jesus zugeschrieben. Er ist der mustergültige Gute Hirte, und alle, die im neuen Volk Gottes ein Leitungsamt wahrnehmen, bzw. an der Leitung teilhaben, sind am Guten Hirten Jesus zu messen. Beim Bild des Guten Hirten geht es auf keinen Fall darum, alle anderen zu dummen Schafen zu degradieren. Die Versuchung dazu ist jedoch allezeit gegeben. Ähnliches gilt aber auch für politische Ämter.
Kompetenzen eines guten Hirten
Welche Kompetenzen können wir vom Bild des Guten Hirten ablesen?
Jesus hebt vor allem das enge Vertrauensverhältnis zwischen Hirten und Schafen hervor. Vertrauen kann man jedoch nicht anordnen oder fordern, bestenfalls kann man es erbitten. Ein Satz wie "Du musst mir vertrauen", ist nicht mehr als ein frommer Wunsch. Vertrauen kann man auch nicht erkaufen, Vertrauen muss man sich verdienen.
Jesus gilt als der Gute Hirte, weil er sein Leben für die Seinen hingegeben hat. In der Krisenzeit ist er nicht davongelaufen. Dem politischen Kalkül "es ist besser, wenn einer für das ganze Volk stirbt, als das ganze Volk geht zugrunde" hat Jesus einen neuen, tieferen Sinn gegeben. Aus dem politischen Abwägen ist ein freiwilliger Akt der Selbsthingabe geworden. Bildlich gesprochen wurde Jesus zum Lamm, das sich für uns opfern ließ.
Jesus beschreibt das Vertrauensverhältnis zwischen dem guten Hirten und seinen Schafen mit dem Satz: "Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich". Politiker, Wissenschaftler und Wirtschaftsleute unternehmen alles Denkbare, um die Bevölkerung bestmöglich kennenzulernen und bis ins letzte Detail zu erforschen. Sie sammeln alle Daten, die sie über ihre Bürger einholen können, um die Bevölkerung in den Griff zu bekommen. Gegen diese Art des Kennenlernens stellt sich bei vielen Argwohn und Misstrauen ein. Wem können wir trauen? Wem können wir vertrauen? Gefragt sind Verantwortungsträger, die es gut mit uns meinen ohne uns zu entmündigen.
Hier kommt eine weitere Kompetenz des Guten Hirten ins Spiel. Ein guter Hirte muss das, was er beabsichtigt, auch gut kommunizieren können. Er vermittelt der Herde, wohin der Weg führt und hält sie zusammen. Zu guter Kommunikation gehört auch das Hinhören auf etwaige Bedenken, Sorgen und Bedürfnisse der Betroffenen.
Um sich einem guten Hirten anvertrauen zu können, braucht es auf der Seite des Hirten aber auch sachliche Kompetenz. Er soll wissen, wo es gute Weiden gibt, gesundes Wasser, wie man sich gegen Angreifer schützt. Im übertragenen Sinn erwarten wir von einem guten Hirten, dass er weiß, wie wir gemeinsam zu einem dauerhaften guten Leben kommen, und nicht nur, wie wir zu guten Statistiken kommen.
Weltgebetstag um kirchliche Berufe
Am vierten Sonntag der Osterzeit, dem Sonntag des Guten Hirten, beten wir jedes Jahr auch um gute kirchliche Hirten: um gute Priester, Seelsorgerinnen und Seelsorger, um gute Bischöfe, nicht zuletzt um gute Pfarrgemeinderäte und Mitarbeiterinnen der Kirche.
Nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt? Wie werden sie bestellt? Die geringe Zahl an Priestern ist nur 1 Facette der Sorge um gute Hirten. Wichtiger als die Werbung um Personen, die dazu fähig und bereit sind, wäre eine gemeinsame Anstrengung aller, die dafür nötigen Kompetenzen zu fördern und zu stärken: Vertrauen, Kommunikationsfähigkeit und Sachverstand. Je reicher diese Fähigkeiten im Volk Gottes vorhanden sind, desto leichter wird es sein, gute Hirten zu finden und den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen zu sein.
"Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben"
Offene Türen, offene Grenzen
Wir Menschen scheinen wohl die Gabe zu haben, schnell vergessen zu können. Ich muss in der letzten Zeit immer wieder an die Bilder von 1989 denken. Die Mauer wurde geöffnet, Menschen fielen sich um den Hals und freuten sich, dass sie endlich nicht mehr getrennt waren, dass jeder so gehen und fahren konnte wie er wollte. Keine Mauer, keine Grenze, keine Kontrolle. Oder das Schengen-Abkommen in der EU. War es vorher üblich, dass man seinen Ausweis zeigen musste, waren jetzt die Grenzen geöffnet. Ein Klima des Vertrauens in Europa entstand. Ein gutes Gefühl und es war einfach zu spüren: wir gehören zusammen. Die richtigen Türen waren geöffnet worden.
Wir Menschen scheinen die Gabe zu haben schnell vergessen zu können. Wie anders ist da heute die Stimmung. Grenzen werden geschlossen, Menschen ausgegrenzt, Menschen in Lagern festgehalten.
„Wer nicht durch die Tür in den Hof für die Schafe hineingeht, sondern anderswo eindringt ist ein Dieb und Räuber..." und umgekehrt, wer durch die Tür hineingeht ist der Hirt, den die Schafe kennen. Beim Lesen des Evangeliums kam es mir so vor, als wäre es für uns und unsere heutige Situation geschrieben worden. Wieviel Stimmen und Rufer sind heute zu hören, die dadurch, dass sie Angst machen, ausgrenzen, Türen zuschlagen, nur sich selbst sehen und vielleicht noch Menschen, die ins gleiche Horn tuten? Die Trumps, Erdogans, Le Pens, Wilders, Petrys, Gaulands, Kims und Orbans! - sie zerstören was unsere Gesellschaft, was ganz konkrete Menschen in den Jahren nach dem Krieg, nach dem Mauerfall und dazwischen so mühsam aufgebaut haben.
Wertschätzung des anderen
- Achtung vor dem anderen, auch wenn er anders lebt, fühlt glaubt und denkt!
- Achtung vor dem Frieden der immer nur mit dem anderen und nicht nur durch Waffen zu sichern ist!
- Achtung vor der Freiheit, die immer auch die Freiheit des anderen ist!
- Achtung vor der Möglichkeit sein Leben so zu gestalten, wie Mann, Frau und Kind es möchte! Reisen zu können, den Beruf frei wählen zu dürfen, den Menschen heiraten zu können, den man liebt.
- Achtung vor den unterschiedlichen religiösen Überzeugungen, die allen Menschen zugestanden wird, Christen, Muslime, Juden, Hindus, Atheisten, allen!
- Achtung vor der einzigen Grenze die es gibt, nämlich dass die eigenen Rechte dort aufhören, wo die Rechte des anderen beginnen!
All das scheint auf einmal nichts mehr zu gelten, nichts mehr wert zu sein, wo diese falschen Stimmen, diese Diebe und Räuber, wie es im Evangelium steht, um sich schreien und sich die Wahrheit so zurechtbiegen, wie es ihnen nützt.
Leben, das den Tod überwindet
Jeder, vor allem wir als Christinnen und Christen sind hier aufgefordert, anders zu denken, anders zu handeln, anders mit anderen umzugehen.
„Der Dieb kommt nur um zu stehlen, zu schlachten und zu verderben.“ Das ist es, was so viele durch ihr Reden und ihr Handeln provozieren.
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Das ist die Gegenbotschaft gegen die Verführer unserer Tage.
Bischof Genn spricht in seiner Osterpredigt davon, dass die Osterbotschaft den Machtpolitikern unserer Tage etwas entgegenzustellen hat. Er spricht von der Macht der Liebe, die die Grenzen des Hasses, die Grenzen der Gewalt und im letzten die Grenze des Todes überwindet. Das darf uns, meine ich, zum einen gelassen machen und es kann uns den Mut und die Kraft geben, dass wir unsere Demokratie verteidigen. Ich finde es gut, dass in Köln die christlichen Kirchen gegen den Parteitag der AfD demonstriert haben. Ein tolles Zeichen, dass auf einmal Menschen für Europa demonstrieren, weil Europa eine Lebensperspektive bietet, die gegen Hass, gegen Ausgrenzung und für ein miteinander steht.
Zuversicht dank des Guten Hirten Jesus Christus
Der König als Hirte
In den alten Kulturen des Orients, so bei den Babyloniern und Assyrern, gab es für den König eines Volkes die Gestalt des Hirten. Sie kommt aus der Nomadenkultur, als die Menschen mit ihren Futter suchenden Herden umherzogen, für die Tiere sorgten und die Schafe dafür das Lebensnotendige lieferten. Der König des Volkes handelt wie ein guter Hirt, der für gute Weide sorgt und die Tiere vor Angreifern und Ausbeutern verteidigt. Israel, übernahm im Alten Bund, dieses Bild, nicht für den irdischen König, sondern zuerst und einzig für Gott, dem wahren König und Hirten. Besonders in Notzeiten und im Elend rief man zu Gott um Hilfe als dem guten Hirten. Ein wunderbares Gebet dazu ist uns im Psalm 23 erhalten; „Der Herr ist mein Hirt. „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.“
Heute im Johannesevangelium wird Jesus als der gute Hirt und als die Tür zur Herde bezeichnet. Nur über seine Person kommt jemand in den Pferch zu den Schafen. Die Schafe hören auf seine Stimme. Er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme.
Viele Liebhaber von Haustieren erzählen von der Feinfühligkeit, der Treue und geradezu zärtlichen Reaktion ihrer Lieblingstiere. Schafe sind besonders empfindsam. Sie hören auf die Stimme ihres Hirten, wenn er ihren Namen ruft. Sie zeigen ihre Freude und Liebe für ihren Hirten, sie drängeln sich an ihn heran, schlecken ihn ab oder beknabbern ihn. Ist der Hirte in seinem Herzen traurig, merken es die Lieblingstiere und umgeben ihn mit Nähe. Auf die Stimme eines Fremden hören sie nicht, außer sie sind krank.
Jesus als der Gute Hirte
Jesus unterstreicht seine Worte, weil sie so wichtig sind, mit einem doppelten Amen: „Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.“ Ihm öffnet der Türhüter, falls einer da ist, und die Schafe hören auf seine Stimme; namentlich aufgerufen führt er sie hinaus und schreitet voran. Offensichtlich gab es damals auch Diebe und Räuber, die schnell Tiere zu Geld machten oder sich einen kostenlosen Braten besorgen wollten. Solche Leute öffneten anderswo als an der Türe den Zaun, um in die Herde einzubrechen.
„Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.“ Da fährt Jesus bekräftigend fort: „Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.“ Jesus warnt noch einmal entschieden vor den Dieben und Räubern. Es gab und gibt leider genug von denen, die ausbeuten, verderben und großen Schaden anrichten. Bis heute haben in der Geschichte unserer Welt sogenannte Führer Menschen und ganze Völker missbraucht und zu Grunde gerichtet. Diese Gefahr ist bis heute brandaktuell. Oft wurde und wird sogar im Namen Gottes Menschenleben vernichtet.
Jesus versteht sich als der wahre Hirte, dem es um jedes einzelne Schaf und die ganze Herde geht. In unserer modernen Gesellschaft gibt es viele selbsternannte Hirten, die sich an die Tür zur Gesellschaft von heute platzieren. Sie haben oft ihre eigenen Erlösungstheorien, die meist Selbsterlösungslehren sind. Platter machen es die materialistischen Lebenskonzepte, wo Geld und Macht sich zu den scheinbaren Befreiern des Menschen aufschwingen. Jesus warnt noch einmal vor der verlogenen Glückswelt dieser Mächte an der Tür zum Eingang in die Seele des Menschen. Diese beuten aus und vernichten.
Dagegen verspricht die Gemeinschaft mit ihm Leben: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Diese Fülle entspringt nicht dem Nehmen und Haben-Wollen. Er schenkt sich in Liebe, er dient absichtslos und ist barmherzig. Es ist, wie der Psalm 23, ein 3000 Jahre altes Gebet, uns zusagt. „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“
In der Spur des Guten Hirten
Mistbeete und Gewächshäuser
Meine Heimatpfarrgemeinde wurde lange Zeit als das "geistliche Mistbeet" der Diözese Graz-Seckau bezeichnet, da aus ihr verhältnismäßig viele Priester- und Ordensberufe hervorgegangen sind. Umsichtige Seelsorger haben immer wieder Ausschau nach braven, frommen und ausreichend begabten Buben aus sogenannten guten Familien gehalten und dafür gesorgt, dass diese ins Seminar – zu Deutsch "Gewächshaus" - der Diözese, aufgenommen wurden. Seit einigen Jahrzehnten funktioniert dieser Weg aber nicht mehr richtig. In der guten alten Zeit gewann man auf diese Weise ausreichend Diözesan- und Ordenspriester, wie auch Nachwuchs für Schwesternorden. Wie aber kommt man heute zu geistlichen Berufen?
Im Evangelium übt Jesus harte Kritik an den geistlichen Führern seiner Zeit. Er greift dazu ein Bild des Propheten Ezechiel auf, in dem Gott den Anführern des Volkes androht, dass er selbst die Hirtenaufgabe für sein Volk übernehmen werde (Ez 34,10 ff). Jesus selbst ist sowohl der Gute Hirte, der die Seinen kennt und auf dessen Stimme die Schafe hören, wie auch die Tür zu den Schafen. Nur wer durch ihn den Schafstall betritt, ist ein vertrauenswürdiger Hirt der Schafe.
Beide Bilder stammen aus einer agrarischen Kultur und sind vielen Menschen nicht mehr unmittelbar zugänglich. Während im Bild des Mistbeetes und des Gewächshauses der Schutz der angehenden Seelsorger im Vordergrund steht und diese dann ausgesetzt werden, wenn sie ausgewachsen sind, geht es im Bild des Hirten um den Schutz der Herde. Vom Hirten wird gefordert, dass er für seiner Aufgabe Erfahrung im Umgang mit den ihm anvertrauten Tieren mitbringt und mit ihnen vertraut ist. Es sind zwei unterschiedliche Herangehensweisen an die Weckung und Förderung von geistlichen Berufungen.
Wie erlernt man den Hirtenberuf?
Einer meiner Schulkollegen hat durch mehrere Sommer hindurch jeweils mehrere Wochen bei einer befreundeten Familie auf einer Tiroler Hochalm verbracht. Für ihn als Kind der Großstadt war das eine harte Schule. Nach den Ferien erzählte er begeistert davon, was ihm da alles abverlangt wurde.
Ich selbst bin in einer bäuerlichen Umgebung aufgewachsen. Der Umgang mit Tieren war mir und meinen Geschwistern von klein auf bekannt und täglich vertraut.
Jesus hat sich systematisch Jünger ausgewählt und sie an seinem Leben und an seiner Sendung Anteil nehmen lassen. Von ihm haben sie gelernt, dass er ein Herz für die Schwachen und Kleinen im Volk hatte, dass er Mitleid mit den vielen Menschen empfand. Für ihn waren sie müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben (Mt 9,36). Er verkündete ihnen das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. Wegen der großen Ernte wählt er die Zwölf aus, nennt sie mit Namen und sendet sie aus, das Gleiche zu tun, wie er getan hat (Mt 9,35 – 10,6).
Trotz des Umgangs mit Jesus und seines Beispiels sind die Jünger nicht frei von ganz anderen Wunschvorstellungen und Berufsträumen. Es beschäftigt sie, wer der Größte unter ihnen sei und wer in seinem Reich zur Rechten und zur Linken Jesu sitzen dürfe...
Jesus als Tür zu den Schafen
Vor diesem Hintergrund wird klarer, was Jesus mit dem Bild von der Tür zu den Schafen gemeint haben könnte, von dem wir im Evangelium gehört haben. Jesus selbst hat sein Leben hingegeben für die Seinen. Er war ganz für sie da. Dies befähigt zum Hirtendienst und legitimiert ihn zugleich. Auf die Hingabe kommt es an. Diese erwartet er auch von seinen Hirten.
Im Hirtenamt geht es nicht um die Ausübung einer hierarchischen Macht. Wer Hirte nach dem Bilde Jesu sein will, muss in seine Hingabe für die Menschen hineinwachsen. Auf andere Weise kann er das Vertrauen der Herde nicht gewinnen.
Muttertag
Heute ist Muttertag; Anlass, wenigstens an einem Tag im Jahr darüber nachzudenken, was wir unseren Müttern (und Vätern) verdanken und wie wir es ihnen danken können. Die Beziehung zu den eigenen Eltern ist für jeden Menschen einzigartig. Es geht nicht darum, die eigenen Eltern als die beste Mutter, den besten Vater der Welt erlebt zu haben – oder es ihnen nachzutragen, dass sie dazu nicht imstande waren. Wie viel auch immer sie einem Kind ins Leben mitgegeben haben, es ist ein untrennbarer Teil ihres Lebens. Und dafür gilt es dankbar zu sein.
Dass dies nicht so selbstverständlich ist, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass manche Menschen nicht bereit sind, sich mit Nachwuchs zu belasten und diesem einen Teil ihres Lebens zu opfern. Elternschaft enthält den Anspruch des Hirt-seins, wie ihn Jesus fordert. Elternschaft bedeutet, für andere da zu sein und alles in der eigenen Macht Stehende zu tun, dass die jeweils Anvertrauten sich bestmöglich entfalten können.
In der Spur des Guten Hirten
Die Kirche hat in den letzten Jahrzehnten bei vielen Menschen Vertrauen verloren. Die Missbrauchserfahrungen sind dabei zwar ein gewisser Höhepunkt, sie sind jedoch nicht allein für den Vertrauensverlust verantwortlich. Der Entwicklung dahin hat viele Schattierungen. Zwischen einer Seelsorge, die den ganzen Menschen zur Entfaltung bringen will, und flächendeckender Versorgung mit pastoralen Diensten besteht ein feiner Unterschied, der sehr wohl von vielen wahrgenommen wird und dem hohen Ideal der Hirtenschaft nicht entspricht. Und oft haben Menschen den Eindruck, das Einhalten von Prinzipien sei wichtiger als die Entfaltung des Menschseins, das statistische Wachstum wichtiger als das Wachsen der Persönlichkeit. Es wäre unfair, wollten wir all diese Entwicklungen dem Klerus allein anhängen. Ich fürchte, wir haben uns alle gemeinsam oft mehr vom Zeitgeist als vom Evangelium leiten lassen.
Am Sonntag des Guten Hirten und am Sonntag der geistlichen Berufe tun wir aber auch gut daran, all jenen zu danken, die nach dem Vorbild des Guten Hirten ihre Lebenskraft für das Reich Gottes einsetzen. Dieser Dank gilt einerseits den "klassischen" geistlichen Berufungen, den Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Religionslehrern, Gottesdienst- und Gemeindeleitern, aber auch allen Christen, die ihre Berufung auf eine andere Weise verwirklichen und auf andere Weise für das Volk Gottes und Reich Gottes da sind; nicht zuletzt den Müttern und Vätern, die ihre Elternschaft als Berufung wahrnehmen.
Danke allen, die in den Fußstapfen des Guten Hirten Jesus ihren Weg gehen.
Der Weg un-unterbrochener Liebe
Wiedervergeltung oder Aushalten im Leid?
Der Verfasser des ersten Petrus-Briefes, aus dem wir einen Abschnitt in der Lesung gehört haben, ist ein praktischer und realistischer Seelsorger. Er weiß, dass die einzelnen Gemeinden bei aller Unterschiedlichkeit darin übereinstimmen: Es findet sich viel Gutes unter den Christen, aber auch Schmerzen bereitendes Versagen. Als Realist spürt er: Diese Situation lässt sich nicht restlos zum Guten verändern. Wir Menschen sind und bleiben bei allem guten Willen Begrenzte und Versagende. Darum bleibt zu überlegen: Wie können wir das Miteinander gestalten, um das Beste daraus zu machen?
Grob gesehen werden zwei Lösungsmodelle praktiziert: Wiedervergeltung und Aushalten im Leid.
Die Wiedervergeltung mag unsere Wut und unseren Ärger ein wenig befriedigen; aber im Grunde ist sie keine wirkliche Lösung. In den allermeisten Fällen erhöht sie nur gegenseitige Verunglimpfung und führt zu einer unseligen Kette von Schlägen und Gegenschlägen. Ein Angriff wird mit einem Gegenangriff beantwortet. Die Spirale der Gehässigkeit nimmt ihren Lauf. Die am Anfang noch kleinen Gräben werden vertieft, der Abstand zueinander vergrößert. Zunächst noch geringe Spuren von Feindschaft nehmen aggressive, gehässige Formen an und arten in Kleinkriege aus. Die Praxis zeigt: Die Wiedervergeltung treibt auseinander, erhöht das Unrecht, das man sich zufügt und lässt nur noch schlimmer aneinander leiden.
Hinzu kommt: Wiedervergeltung als Reaktionsmodell beschränkt sich nicht nur auf einzelne Personen; in der Regel weitet sich alles aus, zieht andere mit in den Strudel: Familien gegen Familien, Gruppen gegen Gruppen, Gemeinden gegen Gemeinden.
Kann Leiden eine Alternative sein?
Aus dieser Sicht der Dinge schlägt der Verfasser des ersten Petrus-Briefes den Weg des Leidens, wie er sich im Leben Jesu findet, als die bessere Lösung vor. Jesus wird immer wieder hartnäckig angegriffen, in seiner Heimatstadt will man ihn sogar den Felsen hinabstürzen, er wird verdächtigt und mit erfundenen Vorwürfen konfrontiert, ihm werden Fallen gestellt, gezielt werden Verleumdungen gegen ihn in Umlauf gesetzt, man schmäht ihn und plant im Hintergrund seine Vernichtung. Jesus weigert sich, Widervergeltung ins Auge zu fassen und mit Vergeltungsschlägen zu antworten. Denn er will den Kreislauf des Bösen, die Spirale des sich nur mehrenden Leids durchbrechen und beenden. Jesus erträgt das Unrecht, das ihm angetan wird und hält damit den Weg für ein Zueinander und Miteinander offen. Diesen Weg auch für uns zu wählen, darum wirbt der Verfasser des ersten Petrus-Briefes.
Nun ist es jedoch nicht so, dass Menschen alleine von sich aus Jesus Leid zufügten. Zuweilen ist Jesus selbst mit seinem Verhalten der Ausgangspunkt. Er heilt Kranke, tröstet Traurige, vergibt Schuldigen ihr Versagen, weckt Tote auf. Er erträgt es nicht, dass Menschen abgestempelt und geschnitten werden. Verurteilung und Diskriminierung anderer nimmt er nicht hin, zum Zurschaustellen der Frömmigkeit und Selbstgerechtigkeit schweigt er nicht. Er bekämpft reine Gesetzesfrömmigkeit und verjagt die Händler aus dem Tempelbereich. Er schaut nicht zu, wenn Unrecht geschieht oder geschehen soll. Nein, er ergreift Partei für die Schwachen, Wehrlosen und Unterlegenen. Mit diesem Verhalten macht sich Jesus eben nicht gerade Freunde. Aber das Wohl und Heil der Menschen, gerade auch der Niedrigen und Kleinen, sind ihm das Leid wert, das er sich mit seinem Verhalten im Einsatz für den Nächsten einhandelt.
Dem Beispiel Jesu folgen
Diesem Beispiel sollen wir folgen. Sich für das Wohl und Recht des Nächsten einzusetzen, sollen wir nicht unterlassen, auch wenn es uns Leid und Nachteile einbringt. "Dazu seid ihr berufen!" betont der Verfasser des ersten Petrusbriefes. Wo die Versuchung an uns herantritt, feige auszuweichen, zu schweigen, obwohl wir das Unrecht sehen, und damit den anderen im Stich zu lassen, sollen wir uns gegen uns selbst aufbäumen und widerstehen. Liebe und Erbarmen sollen uns im Blick auf Jesus drängen, um des Nächsten und seines Wohles willen Leid auf uns zu nehmen. Denn es bringt uns Gnade vonseiten Gottes und lässt uns im positiven Sinne teilnehmen am Leben und Leiden Jesu.
Wir befinden uns in der Zeit nach Ostern, sind also vergleichbar in der Situation der Urgemeinden nach der Auferstehung Jesu. Die Gemeinden damals mussten Schritt für Schritt für sich klären, wie sie Nachfolge Jesu praktisch gestalten wollten. In diesen Prozess des Suchens und Überlegens schaltet sich der Verfasser des ersten Petrusbriefes ein und wirbt um die Bereitschaft, sich von der Wiedervergeltung zu verabschieden und den Weg Jesu einzuschlagen.
Die Spirale des Bösen unterbrechen
Jesus gibt uns zwei Faustregeln an die Hand und mit auf den Weg. Erstens: Die sich aufbauende Spirale des Bösen durch Wiedervergeltung lässt sich durbrechen im Verzicht auf ein Zurückschlagen. Das aus dem erfahrenen Unrecht erwachsende Leid ist es wert, ausgehalten zu werden. Denn dadurch verhindern wir die Vertiefung von Gräben, die Verstärkung von Streit und Verbitterung, böses, giftiges Denken und Reden übereinander.
Fürsprecher der Schwachen sein
Und noch zu einem Zweiten möchte uns Jesus bewegen. Wir sollen Partei ergreifen für die Rechte und das Wohl des Nächsten - nicht mit Gewalt, aber auch nicht zaghaft. Sich für die Schwachen stark machen, ihre Fürsprecher sein, sollen wir als Christen nicht unterlassen, auch wenn uns selbst dadurch Nachteile erwachsen. Diesen Weg zu gehen, verspricht am ehesten Erfolg für ein erträgliches Zusammenleben. Mag uns der Weg vollkommener, ununterbrochener Liebe auch nicht gelingen, ihn dennoch mit kleinen Erfolgen immer wieder anzustreben, führt uns sehr oft eng zusammen. Gehen wir diesen Weg, diesen Weg Jesu.
Jesus Christus ist die Tür zum Leben in Fülle
Von Dieben und Hirten
Ort des Geschehens: Jerusalem. Tempelberg. Die Stimmung ist angeheizt. Die Steine zum Werfen schon in der Hand. Jesus entscheidet sich zum Gehen. Die Menge ist aufgebracht. Einmal mehr hat er ihre Vorstellungen in Frage gestellt. Unterwegs, gleichsam im Vorbeigehen, heilt er einen Blinden und heißt ihn sich im Teich Schiloach zu waschen und sich den Pharisäern zu zeigen. Die Juden hatten längst schon beschlossen, jeden, der sich zu Jesus als den Messias bekennt, von ihrer Synagoge auszuschließen. So auch den geheilten Blinden. Das ist der Preis dafür, dass er nicht verschwieg, dass Jesus sein Heiland ist, sondern sich freimütig zu Jesus bekannte.
Das ist die Vorgeschichte des heutigen Evangeliums. Wiederum erhebt Jesus seine Stimme. Wo das genau in Jerusalem war, benennt der Evangelist nicht. Jesus hört nicht auf, die Dinge beim Namen zu nennen, auch dann nicht, wenn sie für die Zuhörerschaft unbequem sind. Er weiß sich von Gott gesandt und hat Mut. Und ist damit nicht der einzige damals, der sich als Messias den Menschen präsentiert. Doch Jesus ist tatsächlich der erwartete Messias, Gottes Sohn. Das ist klar für uns. Wir wissen es aus dem Evangelium. Und es ist klar für jene, die es aufgeschrieben haben. Auch für seine Jünger, die sich vorher selbst davon überzeugen konnten. Doch für viele andere ist es nicht. Noch nicht. Erfüllt von Gottes Geist beginnt Jesus einmal mehr eine Rede mit kräftigen Bildern, die jeder versteht, der sie verstehen will.
Er redet vom Dieb, der sich zu einer Unzeit und zu Unrecht Zutritt verschafft und die Schafe stiehlt und schlachtet und verkauft. Wer schon einmal einen Einbruch erlebt hat, der weiß um dessen Folgen. Es ist nicht allein der materielle Schaden, der angerichtet wird. Ein Dieb hinterlässt auch Spuren in der Seele: Angst und Unsicherheit.
Jesus stellt dem Dieb eine andere Figur gegenüber: den Hirten. Zur rechten Zeit betritt er den Stall. Die Tiere erkennen ihn an seinem Schritt, an seiner Stimme. Die Schafe vertrauen ihm. Der Hirte sorgt für Sicherheit. Der Mensch der Bibel denkt beim Hören vom Hirten an den Psalmisten, der Gott als seinen Hirten preist (Ps 23): Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Kein Preis ist Jesus zu hoch
Und nun bringt Jesus sich ins Spiel: Der Hirte, das ist er selbst. Später wird er sagen, dass der Hirt sein Leben hingibt für seine Schafe. Kein Preis ist ihm zu hoch, damit sie in Sicherheit sind, dass es ihnen gut geht. Jesus wird wie ein solcher Hirte auch sein Leben hingeben - am Kreuz. Wie der Hirt mit seinen Schafen verbunden ist, so ist es Jesus mit jenen, die zu ihm gehören.
Jesus Christus ist die Tür zum Leben in Fülle
Doch Jesus spricht von sich nicht allein als den Hirten, er ist auch die Türe: "Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden und Weide finden." Weide, das ist saftiges, frisches Gras; das sind blühende, hohe Wiesen. Wo Schafe vor lauter Freude zum Springen beginnen. Wo Überfluss erfahrbar wird. Leben in Fülle. Jesus Christus ist die Tür zum Leben in Fülle. Er ist der Zugang zum ewigen Leben. Für alle. Für Juden. Und auch für Nichtjuden. Für Heiden. Jesus erweist sich so als guter Hirt für alle, als Heilbringer für alle, als der Messias schlechthin. Er schließt nicht aus, sondern möchte allen, die sich nach diesem Leben in Fülle sehnen, einen Zugang eröffnen. Und es sollte nicht mehr lange dauern, bis die Juden wiederum Steine aufheben, um sie auf Jesus zu werfen (vgl. Joh 10,31)
In diesem Evangelium begegnet uns ein selbstbewusster Jesus, der weiß, was er sagt und mit welchen Konsequenzen seiner Rede er zu rechnen hat. Einmal mehr macht er allen, die seine Rede hören, klar, was seine Sendung ist: die Menschen ohne Wenn und Aber zu Gott zu führen, zum Heil, zum Leben in Fülle. Menschen, die seiner Rede lauschten, erkennen, dass dies tatsächlich so ist. Dass sie gemeint sind in dem Bildwort, dass sie Jesus vertrauen können, wie die Schafe ihrem Hirten. Und sie hörten auch, wie sehr er sich für jene einsetzt, die von der Synagoge ausgeschlossen werden, die keinen Zugang zum Allerheiligsten im Tempel haben, denen letztlich der Zugang zum Heil bis jetzt verwehrt geblieben ist.
Gute Hirten nach dem Beispiel Jesu
Wir feiern in unserer Kirche den Gut-Hirt-Sonntag. Der Grundauftrag unserer Kirche besteht darin, das Werk Jesu in unserer Welt fortzusetzen. Suchenden Menschen Wege zu Jesus zu eröffnen. Dafür Sorge zu tragen, dass sie vor Dieben bewahrt bleiben, die Schlechtes im Schilde führen. Es ist ihre und damit auch unsere Aufgabe, die wir miteinander Volk Gottes, Kirche, sind, Menschen zu bestärken, auf die Stimme des guten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, zu hören. Ja, vielleicht sie auch erst mit dieser Stimme vertraut zu machen.
Manches Mal aber sind wir es vielleicht selbst, die dieser Sendung im Wege stehen, wenn wir den Zugang erschweren oder sogar verwehren, oder selbst nur auf unsere eigene Stimme hören oder auf das Blöken der anderen im Stall als auf die Stimme des guten Hirten, die Stimme Jesu.
Das Evangelium des Gut-Hirt-Sonntages erinnert uns daran, dass Jesus für jeden einzelnen von uns der Hirt und die Tür ist. Es ruft uns aber auch in eine Entscheidung hinein:
- Bin ich bereit, diesem Hirten zu vertrauen, auf sein Wort zu hören und mich von ihm in meinem Leben führen zu lassen?
- Bin ich bereit, durch die Türe, die mir offensteht, zu gehen, auch wenn ich noch nicht weiss, was sich hinter ihr befindet und mich allein auf die Zusage verlassen muss, es ist wie ein sicherer Stall und wie eine saftige Weide?
"So spricht der Herr: Ich bin der gute Hirt. Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird gerettet werden."
Jesus nachfolgen
Bei einer Weihe oder bei einer kirchlichen Sendungsfeier fragt der Bischof die Kandidaten und die Kandidatinnen nach ihrer Bereitschaft, Jesus Christus nachzufolgen, sich immer mehr mit ihm zu verbinden und am Reich Gottes mitzuarbeiten. So sind sie Bild Jesu Christi in unserer Zeit (vgl. Liturgie der Institutiofeier des Bistums St. Gallen).
Wenn Menschen durch mich, durch mein Reden und Wirken, oder einfach nur durch mein Zuhören und Dasein etwas von Gottes Liebe aufgeht, dann kann Sehnsucht wachsen, ebenso aus dieser Liebe zu leben.
Wenn Menschen spüren, wie sehr ich mich vom guten Hirten Jesus leiten lassen, dann ist es eine Einladung an sie, dies ebenso zu versuchen.
Wenn Menschen erkennen können, wie ein kirchlicher Dienst oder eine geistliche Lebensform sinnstiftend und bereichernd ist, dann ist es eine Einladung an sie, sich selbst zu fragen, ob das nicht auch eine Möglichkeit für sie wäre.
Es gibt viele gute Hirtinnen und Hirten, mit und ohne kirchliche Beauftragung. In den Pfarreien, in den Gemeinschaften, in den Gruppierungen, in den Familien. Dank ihrem Wirken sind wir heute da und feiern miteinander Gottesdienst, hören miteinander auf die Stimme unseres guten Hirten, Jesus Christus, und lassen uns ermutigen und stärken für unseren Auftrag in der Welt und in der Kirche.
Jesus als Türöffner
Türen
beim Aufräumen fiel mir vor kurzen eine alte Karte die die Hände. Es war eine Karte mit vielen verschiedenen farbigen Türen: Doors of Dublin, Türen aus Dublin. Ich hatte sie während einer Irland-Reise, an der auch meine beiden Töchter teilgenommen haben, nach Hause geschickt. Die Karte haben wir damals auch als Plakat mit genommen und es hing lange Zeit bei uns zu Hause. Zum einen weckt die Karte die Erinnerungen eine ganz tolle Reise. Die Türen in Dublin haben wir gesehen und sie sahen klasse aus, in ihren vielen bunten Farben.
Bei mir wecken die Türen jedoch auch Fragen: Wenn sie so bunt, so farbig und individuell gestaltet sind, was findet sich dann davon hinter den Türen wieder. Sind die Bewohner dieser Häuser ebenso, bunt, farbig individuell und vielleicht noch mehr? Öffnen sich diese Türen für andere Menschen, sind die die dahinter wohnen so gastfreundlich, dass ein Fremder, ein anderer etwas von ihrem Leben mitbekommt?
Türen können abgrenzen, sichern und den anderen ausschließen. Ich kann einem anderen Menschen die Tür vor der Nase zuschlagen und er ist draußen, für jetzt oder für immer! Tatsächlich oder auch im übertragenen Sinn. Oder ist kann eine Tür öffnen, damit andere hineinkommen, sich bei mir wohlfühlen können, ich etwas von mir zeige und damit ausdrücke, du bist mir willkommen. Und eines ist auch klar, wer einen anderen Weg als eine Tür wählt, um ins Haus oder den Hof zu kommen, dem ist wahrscheinlich nicht zu trauen.
Umgangssprachlich hat die Tür auch im übertragenen Sinn eine besondere Bedeutung. Jemanden die Tür vor der Nase zuzuschlagen, kann tatsächlich geschehen und damit steht der andere draußen, aber wir verwenden es eben auch als Bildwort und meinen damit, die Beziehung und der Kontakt ist abgebrochen, zumindest aber für diesen Moment unterbrochen.
Türöffner
Türöffner hingegen sind Menschen, die es schaffen eine schwierige oder heikle Situation so zu gestalten, so dass Menschen wieder miteinander sprechen oder doch aufeinander zugehen. In der Begleitung oder Behandlung von Menschen können Türöffner Worte, Gesten oder Einladungen sein, die Menschen helfen etwas von sich zu erzählen oder an Themen zu arbeiten, die sie lange verschlossen gehalten haben und die sie doch belasten. Und immer wieder sind auch Menschen solche Türöffner.
Türen schaffen Zugänge, zu Häusern und Höfen, aber eben auch zu Menschen und Erlebnissen.
Jesus als Tür
Im heutigen Evangelium gebraucht Jesus dieses Bild für sich, wenn er sagt: Ich bin die Tür... und er nimmt damit für sich in Anspruch der Einzig zu sein, der einen Zugang zu den, so heißt es im Evangelium, Schafen möglich macht. Damit sind wir, so meine ich in zweierlei Art angesprochen.
Zum ersten verstehe ich es so: Wer heute Menschen von Gott erzählt, wer in einem allgemeinen oder besonderen Auftrag der Verkündigung steht, als Eltern, Katechet, oder Prediger, wer sich aber auch in besonderer Weise für Menschen verantwortlich fühlt, kann dies nur durch Jesus tun. Seine Art vorbehaltlos auf Menschen zu zugehen, sie als die Kinder Gottes anzunehmen, für die er in die Welt kam, um ihnen das Reich Gottes anzubieten, ist auch heute der Schlüssel für eine christliche Verkündigung, hier im Gottesdienst und noch viel mehr im Alltag, im täglichen Miteinander. Christlicher Glaube wird sich heute nicht anders bewähren können als zur Zeit der frühen Kirche, nämlich in der Art wie wir miteinander umgehen und von Gott erzählen.
Und dann bin ich bei dem Satzteil "und die Schafe haben nicht auf sie gehört". Sie, das sind die anderen, die nichts Gutes wollen. Darin zeigt sich für mich ein großes Vertrauen Jesu in die "Schafe" oder übertragen in die Menschen, die auf Gott vertrauen und Jesus folgen. Sie werden sehen und unterscheiden können, was Gottes Botschaft ist und wer dafür einsteht und nicht allem nachlaufen. Es drückt für mich aus, dass wir alle als glaubende und gleichzeitig suchende Menschen ein Gefühle und ein Wissen dafür haben, durch wenn uns das Leben in Fülle geschenkt wird und wer Dieb ist. Jesus kann, wie im Gleichnis vom Unkraut im Acker zunächst einmal wachsen lassen, weil er darauf vertraut, dass das Richtige sich vom Falschen trennt. Ich glaube, dass uns dieser Mut zum Wachsenlassen als Gläubige und auch als Vertreter der Kirche manches Mal fehlt. Und das ist wenig evangeliumsgemäß.
Jesus als Türöffner
Und um noch einmal beim heutigen Evangelium und dem Bild der Tür anzuknüpfen: in dem Bild vom Hirten und den Schafen wird Jesus selber zum Türöffner, im tatsächlichen und übertragenen Sinne, weil er uns zum einen die Tür zum Glauben an das Reich Gottes öffnet, weil er uns zutraut, das wir heute seine Botschafter sind und weil er unsere Tür zum einem gelingenden Leben ist.
Leben in Fülle
In Anspielung an Max Frisch sage ich: Ich bin nicht Priester unserer Gesellschaft, aber auch nicht ihr Schulmeister, sondern als Diakon Diener der Menschen. Im heutigen Evangelium macht mich ein Satz auf das Diakonat aufmerksam. Es ist der Ausspruch Jesu "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" (Joh 10,10). Dieser Satz ist das Thema meiner Predigt, ist das Motto von Jesus gewesen. Damit erweist sich Christus als der größte Diakon aller Menschen und aller Zeiten.
Viele von uns kennen das Buch "Die kleine Raupe Nimmersatt". Sie frisst zuerst Obst, steigert schließlich jeden Tag ihre Portion, aber satt war sie noch immer nicht. Am Samstag isst sie noch mehr, isst Süßes und Saures durcheinander. Es wundert mich nicht, dass sie Bauchschmerzen bekam. Sie hat sich überfressen. Am Sonntag besinnt sie sich und isst das ihr Artgemäße. Sie knabbert nur ein grünes Blatt an. Auf einmal geht es ihr viel besser. Dann kommt die große Verwandlung: aus der Raupe wird ein Schmetterling.
Gleicht unser Leben nicht auch der Raupe und einem Schmetterling. Auch unser Leben muss eine Wandlung erfahren. Sonst können wir leicht den Bogen mit Essen und Trinken überspannen. Das Eigenartige in dieser Welt ist, dass sie uns letzten Endes nicht satt macht. Daher versucht Jesus die Menschen weiter zu führen von der Sättigung des Magens zur Sättigung des Geistes, von der Erhaltung des vergänglichen Lebens zur Erhaltung des unvergänglichen Lebens. Des Menschen Seele findet in der Endlichkeit keine Ruh. Das Leben auf Erden schenkt noch nicht die Erfüllung. Ich muss neu geboren werden. Ich muss mein irdisches Leben lassen, mein kleines begrenztes Ich ablegen, um in das ewige Leben Gottes zu gelangen, in eine unendliche Fülle und Weite. Sterben heißt daher: die Hände frei haben für die ewige Umarmung Gottes. "So gesehen wächst aus dem Tod Leben, Leben in Fülle", sagte eine Frau zu mir, "wie aus dem Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, viel Frucht hervorgeht" (Joh 12,24). Der Mensch stirbt in ein Du hinein, d.h. er steht in Gott wieder auf. Dann gehört der geistig-seelische Hunger und Durst der Vergangenheit an. Da merken wir sofort, dass ich dieses göttliche Leben nicht machen kann, ich muss es mir schenken lassen.
Wir glauben immer, das Leben ist gelungen, wenn wir Erfolg haben. Wir glauben immer: Leben ist "Selbstverwirklichung". Nein! Das wahre Leben beginnt erst, wenn ich über mich hinausschaue, über mich hinauswachse, wenn ich auf Jesus schaue, der "die Auferstehung und das Leben" (Joh 11,25) ist. Wer daher an Jesus vorbeigeht, geht an der Fülle des Lebens vorbei, geht am personifizierten Leben vorbei. Das ist die Botschaft des Evangeliums: Wer Christus aufnimmt, hat Zugang zu Gott, zum ewigen Leben. Das ist die Botschaft des Evangeliums: Jesus ist nicht einer der Auferstandenen, Jesus Christus ist die personifizierte Auferstehung. Wer sich ihm nähert, steht auf, wer bei ihm wohnen darf, hat das Leben in Fülle.
Leben in Fülle
Stimmen
Plötzlich steht ein Fremder im Schlafzimmer. Plötzlich wird eine fremde Stimme im Rücken laut. Plötzlich ist alles anders … So könnte ein Krimi anfangen. Oder eine story nach Mitternacht. So oder so: die Vorstellung ist grausig und unheimlich. Da loben wir die Tür. Sie lässt Menschen hinein. Sie lässt sich aber auch schließen. Sogar vor der Nase zuschlagen.
Jesus kommt - durch die Tür. Er braucht keinen Hintereingang, er kommt auch nicht durchs Fenster. Seine Stimme ist so vertraut und Vertrauen erweckend, dass die Angst keinen Platz mehr hat. Die Sorge auch nicht. Was Johannes erzählt, ist zwar nach außen hin eine Stallgeschichte, bei genauem Zusehen aber eine fast zärtliche Geschichte von Nähe und Vertrauen. Da sehen wir Schafe, die auf Jesus warten, sich von ihm führen lassen, ihm folgen. Zugegeben: das Bild verunsichert, ist aber ungemein treffend - und schön. Denn in dieser Geschichte wird von einem Weg erzählt, der nicht getrübt wird. Der auch in Schluchten gut zu gehen ist. Seit alten Zeiten wird Jesus als guter Hirte dargestellt, die Kirche als seine Herde. Um es gleich vorweg zu sagen: dem Geheul der Wölfe leiht der Evangelist nicht ein Ohr.
Überhaupt: Es ist soviel Mut in diesen Worten:
"Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen." Ich könnte sagen: schön wär’s. Aber ich teile lieber das Vertrauen, dass sich in diesen Worten ausdrückt. Menschen wissen, mit wem sie gehen können, sie wissen auch, wer sie missbraucht. Ihr Vertrauen missbraucht. Ihre Angst. Ihre Sehnsucht. Die Diebe, die sich von hinten anschleichen oder ganz schnell nach der Tasche greifen, sind zwar nicht ausgestorben, aber jede Abzocke im Internet, jede Endlosschleife im Fernseh-Telefon, jedes Produkt, das Glück verspricht, ist geraubte Hoffnung. Eine fremde Stimme. Die fremde Stimme. So viel Deutlichkeit, so viel Abgrenzung muss sein. Jesus sagt: "Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben."
Leben in Fülle
Wie abenteuerlich - und geheimnisvoll - es ist, von der Fülle des Lebens zu reden, erzählt der französische Schriftsteller Alphonse Daudet in der Geschichte Die Ziege des Herrn Seguin. Sechs Ziegen hat ihm der Wolf schon gerissen, die siebente - an ihr hat er sein Herz verloren - will er um jeden Preis bewahren. Aber die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Der Ziege schmeckt das Gras nicht mehr im Pferch, sie träumt von fetten Weiden, von den Bergen - dahinten. Sie wird krank, krank vor Sehnsucht nach Freiheit.
Aber hören sie selbst: "Herr Seguin führte die Ziege in einen dunklen Stall und verschloss die Tür zweifach. Doch hatte er vergessen, das Fenster zu schließen, und kaum hatte er dem Stall den Rücken gekehrt, da war die kleine Ziege auf und davon.
Als die weiße Ziege in den Bergen anlangte, war sie von Entzücken ganz überwältigt. Sie wurde wie eine kleine Königin empfangen. Der ganze Berg feierte ihr Kommen.
Wie war unsere Ziege hier glücklich! Hier gab es kein Seil, keinen Pfahl, nichts hinderte sie, Luftsprünge zu machen! Sie sprang und rannte überallhin. Denn sie fürchtete sich vor nichts.
Einmal sah sie weit unter sich den Hof von Herrn Seguin.
"Wie das alles klein ist", sagte sie, "wie hab' ich es dort nur aushalten können!" - Du Arme! Weil sie so hoch oben war, kam sie sich so groß wie die ganze Welt vor! -
Auf einmal wehte ein kühler Wind. Es war Abend geworden.
"Schön", sagte die kleine Ziege und stand erstaunt still. Eine große Traurigkeit legte sich auf ihre Seele. Sie dachte an den Wolf. Im Tal unten ertönte ein Jagdhorn, sicherlich der gute Herr Seguin, der noch einen letzten Versuch machte. Die Schneeweiße hatte Lust heimzukehren. Aber sie wusste, dass sie dieses Leben nicht mehr ertragen könnte.
Die Ziege vernahm hinter sich im Laub ein Rascheln. Es war der Wolf."
Wollen Sie wirklich wissen, wie die Geschichte ausgeht? Die kleine Ziege kämpft verbissen um ihr Leben, aber am Morgen wird sie gefressen. Sie hat für die Fülle des Lebens auch den Tod in Kauf genommen. Für die Freiheit war sie bereit, das Leben zu geben.
Einfache, gar fromme Antworten verwehrt die Geschichte.
Viele Menschen haben den Traum, ihren Stricken und Fesseln zu entkommen, mit dem Leben bezahlt. Einst standen Sklaven auf, heute fordern Landlose in Lateinamerika ihr Recht, Arme wollen in Nussschalen Meere und Grenzen bezwingen. Andererseits haben
viele Menschen im Kampf um Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit auf eine sichere Karriere verzichtet, wurden im Namen des Volkes zum Tode verurteilt, als Nestbeschmutzer diffamiert. Einige werden heilig gesprochen, die meisten bleiben namenlos. Von ihrem Mut aber zehren Menschen, wenn sie den Aufbruch wagen.
Die kleine Ziege von Monsieur Seguin… sie nahm es mit dem Wolf auf! Mit dem Wolf!
Eine offene Tür
Es ist gar nicht so einfach, in eigenen Worten zu sagen, was Leben in Fülle ist. Die klassischen Träume huschen durch die Seele: Geld, Ansehen, Erfolg. Aber sie werden Albträume: Ich muss immer mehr von ihnen haben, mich ihnen ausliefern, ihnen hinter her laufen - und werde doch nicht satt. Jesus sagt: "Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben."
Die schönsten Bilder dafür hat - lange vor Johannes - der 23. Psalm gefunden. In den Worten von Jürgen Henkys:
"Der mir vorangeht, seines Namens wegen,
führt mich auf rechtem Steg dem Ziel entgegen.
Ob ich auch wandre, wo die Schatten kauern,
durchs finstre Tal und zwischen starren Mauern:
Du bist bei mir! Dein Stab lässt sicher gehen.
Kein Unglück muss ich mehr allein bestehen.
Du deckst den Tisch, den Feinde mir missgönnen.
Du salbst mein Haupt, dass sie es sehen können.
Du schenkst mir ein, dass ich mich vor dir freue
und deinen Bund im Dank an dich erneue.
Die Güte wird, die Liebe um mich bleiben.
Aus deinem Haus darf niemand mich vertreiben."
Plötzlich sind die fremden Stimmen verstummt. Plötzlich ist alles anders. Ich sehe die offene Tür. Ich sehe Christus. Jetzt geht mir das Leben auf.
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 144: Nun jauchzt dem Herren alle Welt (3. Str.)
GL 213: Christ ist erstanden
GL 244: Vom Tode heut erstanden ist
GL 223: Wir wollen alle fröhlich sein
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet
GL 281: Also sprach beim Abendmahle (3. Str.)
GL 326: Wir wollen alle fröhlich sein
GL 329: Das ist der Tag, den Gott gemacht
GL 332: Die ganze Welt, herr Jesu Christ
GL 334: O Licht der wunderbaren Nacht
GL 336: Jesus lebt, mit ihm auch ich!
GL 337: Freu dich, erlöste Christenheit
GL 338: Jerusalem, du neue Stadt
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 365: Meine Hoffnung, meine Freude
GL 366: Jesus Christus, guter Hirte
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott (3. Str.)
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren
GL 392: Lobe den Herren, den mächtigen König
GL 418: Befiehl deine Wege
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 423: Wer unterm Schutz des Höchsten steht…
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren (3. Str.)
GL 456: Herr, du bist mein Leben
GL 459: Selig seid ihr, wenn ihr Wunden heilt
GL 468: Gott gab uns Atem, damit wir leben
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen ( 3. Str.)
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit (2. und 3. Str.)
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht (1. und 2. Str.)
GL 487: Nun singe Lob du Christenheit (4. Str.)
GL Ö834: Das Grab ist leer, der Held erwacht
GL Ö835: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt
GL Ö837: Halleluja! Lasst uns singen
GL Ö838: Christ ist erstanden! Halleluja!
Kehrverse und Psalmen:
GL 37: Der Herr ist mein Hirt; Er führt mich an Wasser des Lebens. - Mit Psalm 23 - VI.
GL 66: Das ist der Tag, den der Herr gemacht; lasst uns frohlocken und seiner uns freuen. - Mit Psalm 118 -VI.
GL 618: Confitemini Domino, quoniam bonus... - Mit Psalm 63 - VII.
- Einleitung5
Jörg Thiemann (2023)
Der Glaube an Gott ist uns durch Wort und Beispiel geschenkt. Es waren oft die Mütter, die Väter, die Großeltern, vielleicht auch gute Freunde, Freundinnen, die uns zu Jesus führten. Sie waren für uns wie gute Hirten, die uns zu dem Guten Hirten Jesus führten. Jesus will uns „Leben in Fülle“ schenken. Er sagt von sich: „Ich bin die Tür zu den Schafen“, die Tür zu einem guten Leben.
Jesus lädt uns ein, auf seine Worte zu hören, er ist uns nahe in Brot und Wein. Diese sind Zeichen seiner Liebe. Bitten wir um sein Erbarmen.
Hans Hütter (2020)
Die Sätzen "Schau auf dich – schau auf mich" und "So schützen wir uns" hören wir diese Tage aus allen Werbekanälen. Die Bundesregierung wirbt damit, dass jeder sowohl auf den eigenen Schutz wie auch den Schutz der Mitbürger bedacht ist und die entsprechenden Regeln einhält. Wir haben es nötig, dass wir auf einander schauen und nicht nur jeder auf sein eigenes Wohl bedacht ist. Es tut gut zu wissen, dass auch andere auf mich schauen und darauf bedacht sind, dass es mir gut geht.
Am vierten Sonntag der Osterzeit stellt Jesus sich uns als der Gute Hirte vor, der für die Seinen sorgt. Zwischen ihm und den Seinen herrscht ein besonderes Vertrauensverhältnis. Seiner Stimme können wir folgen, ihm können wir uns anvertrauen.
Am Beginn der Feier bitten wir ihn um die Zusage seiner Barmherzigkeit und seines Wohlwollens.
Bernhard Rathmer (2017)
Warum?
Warum handeln Menschen so? Welche Gedanken treiben sie um? Sehen Menschen nur sich und ihre Anliegen, ihre Bedürfnisse oder ist auch der oder die andere mit im Blick? Warum werden Menschen einander zu Feinden, grenzen sich aus, bekämpfen einander, in unserem Umfeld und an so vielen Orten in der Welt?
Wo stehen wir selber? Was denke und glaube ich? Was gestehe ich dem anderen zu?
Klemens Nodewald (2014)
In den ersten Wochen nach Ostern werden wir durch die liturgischen Texte in besonderer Weise angehalten, auf Christus zu schauen und unser Leben nach seinem Vorbild auszurichten. Im Auferstandenen hat nicht nur das Leben über den Tod gesiegt, sondern auch die Liebe über die Bosheit, die Bereitschaft zu leiden über Wiedervergeltung und Rache.
Wenden wir uns Jesus Christus zu,
der durch seine Liebe und sein Leiden uns den Weg gezeigt hat,
den zu gehen, er uns ans Herz legt.
Gabi Ceric (2011)
Auf welche Rede sollen wir hören? Auf welche Stimme vertrauen? In der Vielzahl der Reden, die geschwungen werden. In der Vielzahl der Stimmen, die auf uns hereinreden.
Was gibt uns Sicherheit? Wer lässt uns wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind? In der Vielzahl der Versicherungsangebote für Leib und Seele. In der Vielzahl von wegweisenden Botschaften und ihren Vertretern.
- Bußakt1
Bernhard Rathmer (2017)
Suchende sind wir, Herr,
nach einem Sinn.
Lass uns hinter den Worten dein Wort finden.
Herr erbarme dich.
Tastende sind wir, Herr,
nach einem Grund.
Lass uns zwischen unserem Tun dein Geheimnis greifen.
Christus erbarme dich.
Wartende sind wir, Herr,
auf ein Echo.
Lass uns zwischen den Pausen dein Atmen hören.
Herr erbarme dich.
- Kyrie5
Jörg Thiemann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist die Tür zu den Schafen.
Du schenkst unserem Leben Halt.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
deine Schafe hören auf deine Stimme.
Du schenkst Worte des Lebens.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du führst uns auf gute Weide.
Du schenkst Leben in Fülle und Freude.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr, Jesus Christus,
du rufst uns beim Namen
Herr, erbarme Dich.
Du öffnest uns die Tür zum Leben
Christus, erbarme Dich.
Du zeigst uns den richtigen Weg
Herr, erbarme Dich.
Hans Hütter (2014)
Herr, Jesus Christus, Du bist der gute Hirte,
auf dessen Stimme die Schafe hören und dem sie vertrauen.
Herr, erbarme Dich.
Du bist die Tür zu den Schafen.
Wer durch dich hineingeht, wird gerettet werden.
Christus, erbarme Dich.
Du bist gekommen, damit wir das Leben haben
und es in Fülle haben,
Herr, erbarme Dich.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
in deine Liebe hast du ohne Ausnahme alle Menschen eingeschlossen.
Herr, erbarme dich.
Du sendest uns, deinen Weg der Liebe und Versöhnlichkeit nachzugehen.
Christus, erbarme dich.
Deinen Beistand willst du uns gewähren,
wenn auch uns auf dem Weg der Liebe Leiden trifft.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er verzeihe uns Nachlässigkeit, Versagen und Schuld
und er stärke neu unsere Bereitschaft für ein Leben,
das von der Liebe bestimmt wird. – Amen.
Gabi Ceric (2011)
Du, Herr, hast Worte des Lebens.
Herr, erbarme dich.
Du, Herr, bietest dich an als treuer Begleiter in unserem Leben.
Christus, erbarme dich.
Du, Herr, zeigst uns den Weg zum Vater.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Ostern 4 So: Geleite die Herde zur ewigen Freude
Allmächtiger, ewiger Gott,
dein Sohn ist der Kirche siegreich vorausgegangen
als der Gute Hirt.
Geleite auch die Herde,
für die er sein Leben dahingab,
aus aller Not zur ewigen Freude.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 4. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - TG Auswahl 1: Öffne unser Ohr
Gott, unser Vater.
Wir sind als deine Gemeinde versammelt
und rufen dich an:
Öffne unser Ohr,
damit wir hören und verstehen,
was du uns heute sagen willst.
Gib uns ein gläubiges Herz,
damit unser Beten dir gefällt
und unser Leben vor dir bestehen kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 1
Messbuch - TG Kirche als Zeichen des Heils unter den Völkern
Gott, du willst, dass deine Kirche
ein Zeichen des Heils unter den Völkern sei
Und das Werk Christi bis zum Ende der Welt fortführe.
Erwecke in allen, die glauben,
die wache Sorge für das Heil der Menschen,
damit aus allen Völkern ein heiliges Volk wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums B
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
dein Sohn schenkt Leben und Geborgenheit.
Gib auch unserer Zeit Menschen,
die als gute Hirten das Lebenswerk Jesu fortsetzen
und anderen Menschen eine Tür zum Leben auftun.
Durch Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2023)
Auf wen sollen wir hören,
sag uns auf wen? –
so singen wir in einem Lied.
Auf dich wollen wir hören, Herr Jesus Christus,
auf dich, der du der gute Hirte bist.
Du willst unser Glück, unsere Freude.
Wir wollen durch dich gehen,
der du die Tür bist.
Wir wollen durch die Tür
deiner Worte und deiner Liebe gehen. - Amen.
Gabi Ceric (2011)
Gütiger Gott,
immer wieder hast du dich deinem Volk als einer erwiesen,
der sich sorgt, begleitet und führt.
Auch durch tiefe Wasser und dunkle Schluchten hindurch.
Wir bitten dich um dein Wort,
das uns Wegweisung und Orientierung ist, für unser Leben.
Lass uns erkennen, was uns zum Heile dient.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Manfred Wussow (2008)
Barmherziger Gott,
du weißt, was uns fehlt,
du kennst unsere Sehnsucht.
Lass uns bei dir geborgen sein,
aus Schatten heraustreten
und dann den Weg gehen,
den du uns führst.
In den finsteren Ecken unseres Lebens
schenke uns Klarheit,
in den Schluchten deine Nähe
und in der Unwegsamkeit einen Pfad.
Mache uns so stark, dass wir andere
mitnehmen, stützen und tragen.
Kein Mensch soll das Unheil fürchten.
In Christus, unserem Herrn.
- Credo1
Gabi Ceric (2011) - Glaubensbekenntnis zu den "Ich-bin-Worten" Jesu
Wir glauben, dass Gott wie ein guter Hirte für uns ist.
Der sich um uns sorgt, uns führt und begleitet.
Uns vor Bösem bewahrt und uns ein Leben in Fülle verheißt.
Wir glauben, dass Jesus Christus die Tür zum Vater im Himmel ist.
Er ist für alle Menschen offen und schließt niemanden vom Heil aus,
der sich danach sehnt.
Wir glauben, dass der Heilige Geist auch heute in Menschen wirkt,
die von Gottes Reich reden und so handeln,
dass es schon jetzt in dieser Welt spürbar wird.
Wir glauben nicht für uns allein,
sondern in der Gemeinschaft der Kirche,
in der wir alle versuchen immer wieder zu erkennen,
was Gottes Wille für die Menschen in der Welt ist.
- Fürbitten10
Jörg Thiemann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist die Tür zu den Schafen. Du schenkst Leben in Fülle.
Wir bitten dich:
Erfülle alle mit Mut, von deiner Liebe und deinen guten Taten Zeugnis zu geben.
Schenke allen offene Herzen für deine Liebe, die nach Sinn und Halt für ihr Leben suchen.
Hilf allen, die in deiner Kirche wirken, die Fragen und die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen.
Gib allen Klugheit, die Verantwortung für Kinder und Jugendliche tragen.
Erfülle alle mit Freude und Mut, die sich für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzen.
Führ die Verstorbenen in deine Herrlichkeit.
Dich loben und preisen wir, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Gott ist gut und treu. So unübersichtlich uns die Welt oft auch erscheint, er liebt seine Schöpfung und jeder Einzelne von uns ist ihm wichtig.
Ihm wollen wir uns anvertrauen und ihn wollen wir bitten:
Für alle Jugendlichen, die sich im Empfang des Firmsakraments deinem Geist öffnen, der sie ermutigt, bestärkt und zur wahren Freiheit führt.
Für alle, die den Versprechungen der Politik für Frieden und gerechte Lebensbedingungen nicht mehr trauen.
Für alle Kranken und Leidenden, deren Hoffnung auf persönliche Betreuung und Hilfe im gegenwärtigen Gesundheitssystem enttäuscht wird.
Für alle, die durch die Versprechungen der Werbung und der Medien verwirrt an ihrem eigentlichen Lebensziel und -sinn vorbeileben.
Für unsere Verstorbenen, für die wir erhoffen, dass deine Verheißung eines Lebens in Fülle sich bereits erfüllt hat.
Guter und treuer Gott!
Du beschenkst uns mit deinem Geist, durch den wir im Gewirr der Stimmen, die täglich auf uns einwirken, erkennen können, wie wir zu dir und unserem Heil gelangen.
Dir sei Dank, Lob und Ehre jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du kennst uns, du weißt, was für jeden einzelnen von uns lebensnotwendig ist.
Wir bitten dich:
Für alle Katechetinnen und Katecheten, Priester, Religionslehrer und Religionslehrerinnen und alle, die Deine Botschaft verbreiten.
Gib ihren Worten die Fülle Deines Lebens so, dass sie wie Petrus die Menschen zu Dir führen.
Für die Menschen in unserer Kirche, die Gesetze und Regelungen zum Zusammenleben aufstellen.
Lass sie erkennen, dass es nicht darum geht, Menschen in Regeln zu zwängen wie in einen abgeschlossenen Stall, sondern darum, ihnen Leben in Fülle zu ermöglichen.
Für alle Menschen, die auf der Suche nach Halt und Orientierung sind in einer Welt, die immer undurchsichtiger wird,
dass sie zu unterscheiden lernen, wer ihnen wirklich Gutes will, und nicht falschen Propheten hinterher laufen.
Für alle, die in Kriegs- und Krisengebieten leben, und dennoch ihr Bestes geben.
Lass Sie spüren, dass Du an ihrer Seite bist.
Für alle, die voller Zweifel und doch voller Sehnsucht auf der Suche nach Dir sind.
Schenke ihnen Weggefährten, denen sie trauen können, und mit denen sie den Weg ins Leben gehen.
Für alle, die hinter verschlossenen Türen leben und niemandem mehr über den Weg trauen.
Sende ihnen Türöffner, die ihnen behutsam zeigen, dass das Leben lebenswert ist.
Für alle, die in den Kriegen unserer Zeit nach friedlichen Lösungen suchen.
Öffne ihnen die Türen für den richtigen Weg.
Für alle, die flüchten müssen, die eine Heimat suchen und einen sicheren Ort.
Sei Ihnen Tür zum Schutz vor Elend und Not.
Für unsere Verstorbenen.
Öffne Ihnen die Tür zum ewigen Leben.
Herr Jesus Christus,
Du möchtest in uns dein österliches Licht entfalten und uns das Leben in Fülle zeigen.
Dafür danken wir Dir. - Amen.
Hans Hütter (2020)
Herr, Jesus Christus,
du bist der Gute Hirte und kennst die Sorgen und Nöte der Deinen.
Dich bitten wir:
Für alle, die in dieser Zeit verunsichert sind und sich um ihre eigene Gesundheit oder die ihrer Angehörigen Sorgen machen.
Lass sie spüren, dass sie nicht allein gelassen sind, dass viele Menschen ihre Sorgen teilen und bereit sind, ihnen zu helfen:
Für alle, die durch die Pandemie in wirtschaftliche Not gestürzt sind, die sich Sorgen um ihre persönliche wirtschaftliche Zukunft oder um die wirtschaftliche Zukunft ihres Betriebes machen:
Eröffne ihnen Wege, wie ihnen geholfen werden kann und stärke ihre Zuversicht in einen Neuanfang.
Für alle, die in der Kirche einen Hirtendienst wahrnehmen:
Schenke ihnen Freude an ihrer Berufung
und Kraft, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Für alle Christen, die unter der geringen Zahl an Priestern, Seelsorgerinnen und Seelsorgern leiden:
Lass sie Wege finden, ihrem Glauben lebendigen Ausdruck zu geben.
Für alle Christen, die deinen Ruf noch nicht gehört haben:
Schärfe ihre Sinne, damit sie deine Stimme erkennen.
Für unsere Verstorbenen; insbesondere für unsere verstorbenen SeelsorgerInnen, Seelsorger und Priester.
Führe sie heim in die Vollendung ihres Lebens.
Herr, wir danken dir,
dass du dein Leben für uns hingegeben hast,
und uns zum Vater führst. - Amen.
Bernhard Rathmer (2017)
Zu Gott, der und durch Jesu Leben, Sterben und Auferweckung die Fülle des Lebens schenkt, beten wir:
Für alle Menschen, die auf der Suche nach dem Inhalt ihres Lebens sind,
die sich einsam und allein fühlen,
die nach ihrem Wert fragen,
dass sie Menschen finden, die ihnen Mut machen.
Gott des Lebens...
Für alle Menschen, die unter schweren Krankheiten leiden,
dass sie Menschen haben, die sie begleiten
und dass sie durch ihren Glauben Kraft und Trost erfahren.
Gott des Lebens...
Für alle Religionen und Konfessionen,
dass sie sich gegenseitig achten und wertschätzend miteinander umgehen.
Gib Ihnen die Kraft, in ihrem Glauben versöhnend an einer gerechteren Welt mitzuarbeiten.
Gott des Lebens...
Für die Menschen, die in den Krisengebieten unserer Erde unter Krieg, Folter und Hunger leiden,
dass wir alle an gerechteren Verhältnissen arbeiten.
Gott des Lebens...
Für die Verantwortlichen in der Politik und Gesellschaft,
dass sie die Rechte und die Würde besonders der andersdenken achten
und sich für eine umfassende Demokratie und Gerechtigkeit einsetzen.
Gott des Lebens...
Für unsere Verstorbenen,
sei Du für sie die Tür zum ewigen Leben.
Guter Gott nimm du unsere Bitten an,
darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Hirten. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Lasst uns zu Jesus Christus, der seiner Kirche als guter Hirte vorangeht, beten:
Um Hirten, die die Nöte der Getauften erkennen
und im ehrlichen Bemühen um deren Heil weitsichtige Entscheidungen treffen.
Um Bürgerinnen und Bürger, die ihren Politikern Respekt und Achtung unserer demokratischen Werte abverlangen.
Um eine weise Verteilung der finanziellen Ressourcen unseres Landes,
bei der das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen berücksichtigt wird.
Um Mitmenschlichkeit und Einsatzfreude für alle, die sich ehrenamtlich für Menschen engagieren, die ihre Hilfe brauchen.
Um dein Geleit als guter Hirte für unsere Verstorbenen.
Herr Jesus Christus,
du gehst uns voran und führst alle, die sich dir anvertrauen, auf ihrem Weg zum Heil.
Dir danken wir und preisen dich jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2014)
Herr, Jesus Christus,
du bist der Gute Hirte und kennst die Sorgen und Nöte der Deinen.
Dich bitten wir:
Für alle, die in der Kirche einen Dienst wahrnehmen:
Schenke ihnen Freude an ihrer Berufung
und Kraft, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Christus, höre uns!
Für alle Christen, die unter der geringen Zahl an Priestern leiden:
Lass sie Wege finden, ihrem Glauben lebendigen Ausdruck zu geben.
Christus, höre uns!
Für alle Christen, die nach einer für sie passenden Lebensform suchen:
Zeige ihnen Wege zu einem Leben in Fülle.
Christus, höre uns!
Für alle Christen, die deinen Ruf noch nicht gehört haben:
Schärfe ihre Sinne, damit sie deine Stimme erkennen.
Christus, höre uns!
Für alle Christen, die Angst haben, das Leben zu verlieren,
wenn sie deinem Ruf folgen.
Schenke ihnen den Mut, sich dir anzuvertrauen.
Christus, höre uns!
Herr, wir danken dir,
dass du dein Leben für uns hingegeben hast,
und uns zum Vater führst. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du hast dich geweigert, durch Wiedervergeltung Leid zu vergrößern.
Liebe zu leben, Leid auszuhalten, war dein Lebensprinzip,
um unser Heil zu wirken.
Wir bitten dich:
Hilf uns, dass auch wir uns von jeder Form der Wiedervergeltung verabschieden.
Christus, du unser Vorbild – Wir bitten dich, erhöre uns.
Segne die Bemühungen aller,
eine Welt des Friedens und der Versöhnung zu schaffen.
Christus, du unser Vorbild – Wir bitten dich, erhöre uns.
Verstärke in uns den Mut,
uns für Schwächere und Benachteiligte stark zu machen.
Christus, du unser Vorbild – Wir bitten dich, erhöre uns.
Sei nahe allen, die um ihres Glaubens willen
oder wegen ihrer menschlichen Gesinnung leiden müssen.
Christus, du unser Vorbild – Wir bitten dich, erhöre uns.
Berufe immer neu Menschen zu besonderem Dienst in deiner Kirche
und beseele sie mit den außergewöhnlichen Gaben des Heiligen Geistes.
Christus, du unser Vorbild – Wir bitten dich, erhöre uns.
Schenke allen Kranken, Leidenden und Sterbenden liebevolle Begleiter.
Christus, du unser Vorbild – Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr Jesus Christus,
du gehst uns voran und stärkst uns, wenn wir das Gute wagen.
Wir danken dir für allen Beistand,
deine Liebe und alle Sorge um uns. – Amen.
Hans Hütter (2014)
Guter Gott und Vater,
du sorgst für uns wie ein Hirte für seine Herde.
Darum bitten wir dich:
Für alle Mütter und Väter, die ihre Lebenskraft und -energie für das Wohl ihrer Kinder einsetzen.
Schenke ihnen Freude an ihrer Berufung
und lohne ihre Hingabe mit einem erfüllten Leben..
Für alle, die in einer besonderen Weise deine Hirtensorge mittragen;
für Papst Franziskus, für unseren Bischof N.
und für alle Priester und Diakone.
Stärke sie und erfülle sie mit Freude an ihrer Berufung.
Für alle Getauften, die für einander Sorge tragen
und so an deinem Hirtenamt teilnehmen.
Lass sie immer neue Kraft finden im Hören der Frohen Botschaft
und in der Feier der Sakramente.
Für alle, die sich im Dienst am Reich Gottes aufgerieben haben
und erschöpft oder ausgebrannt sind.
Erweise dich auch ihnen gegenüber als der gute Hirte,
der für jeden einzelnen sorgt.
Für die jungen Menschen.
Lass sie entdecken, dass sie in der Hingabe ihres Lebens
für das Heil der Menschen Erfüllung und Lebensglück finden.
Für die Verstorbenen. In besonderer Weise beten wir heute für die verstorbenen Eltern und Großeltern, wie auch für die verstorbenen Seelsorger.
Vergilt ihnen das Gute, das sie für uns getan haben.
Deine Gegenwart, Herr, gibt uns Halt und Zuversicht.
Dir vertrauen wir uns an. - Amen.
Gabi Ceric (2011)
Herr, unser Gott, du weißt, was wir zum Leben brauchen.
Wonach wir uns sehnen. Was wir uns erhoffen.
Dich bitten wir:
Wir beten für alle, die nach Halt und Orientierung in ihrem Leben suchen.
Dass sie nicht Irrlehrern blind vertrauen, sondern mit Verstand und Vorsicht erkennen, was ihnen zum Leben dient.
Wir beten für jene, die in unserer Kirche Richtlinien und Weisungen erlassen.
Dass sie ihre Verantwortung in der Treue zum Evangelium wahrnehmen.
Wir bitten für alle Seelsorgenden und in der Glaubensverkündigung Tätigen.
Dass sie nicht müde werden von deiner Liebe und Erbarmen in Wort und Tat Zeugnis zu geben.
Wir bitten für alle, die auf die Stimme deines Sohnes gehört haben und sich auf einen kirchlichen Dienst oder auf ein geistliches Leben vorbereiten.
Dass sie unter deinem fürsorgenden Blick erkennen, wozu du sie rufst.
Wir beten für jene, die für andere sorgen,
die Eltern für ihre Kinder, die Lehrer für die Schüler, die Kinder für ihre betagten Eltern, die Pflegenden für Patienten und Heimbewohner...
Dass sie mit Freude ihren wertvollen Dienst tun und darin von deinem Segen begleitet sind.
Wir bitten für alle, die unter Angst und Unsicherheit leiden, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, die in Krisengebieten leben, bei denen eine schwere Erkrankung diagnostiziert wurde...
Dass du dich ihnen als guter Hirt erweist, der sie auch durch diese finsteren Schluchten des Lebens führst.
Wir beten für jene, die im Sterben ihre Hoffnung auf dich setzen...
Dass du an ihnen deine Verheißung wahrmachst und ihr Leben in deiner Liebe vollendet wird.
Das erbitten wir durch Jesus Christus, unseren guten Hirten und Herrn. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Ostern 4 So: führst du das Werk der Erlösung fort
Herr, unser Gott,
gib, dass wir dir allzeit danken
durch die Feier der österlichen Geheimnisse.
In ihnen führst du das Werk der Erlösung fort,
mache sie für uns zur Quelle der unvergänglichen Freude.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - GG um Priesterberufe: Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener
Herr,
nimm die Gebete und Gaben deines Volkes an.
Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener,
die du als Seelsorgerinnen und Seelsorger
und als Priester und Diakone
mit der Verkündigung der Frohen Botschaft
und der Spendung der Sakramente auserwählt hast.
Erhalt sie in deiner Liebe und Treue zu dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB: Orationen Messen um Priesterberufe
Gabi Ceric (2011)
Herr Jesus Christus,
wie der gute Hirt seine Schafe auf saftige Weiden führst,
so hast du uns an deinen Tisch gerufen.
Im Zeichen von Brot (in den Zeichen von Brot und Wein)
wirst du dich selbst an uns verschenken
und uns zur Nahrung werden, aus der wir leben dürfen.
Öffne unsere Herzen für dieses große Geschenk,
das du denen bereitest, die dir vertrauen
und auf deine Stimme hören wollen.
Dir sei Lob und Preis in alle Ewigkeit. Amen.
- Gebet zur Gabenbereitung2
Jörg Thiemann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist nahe in Brot und Wein.
Du schenkst uns, was wir brauchen.
Wir brauchen Nahrung für unseren Leib,
wir brauchen Nahrung für unsere Seele,
wir brauchen deine Liebe.
Was du uns schenkst, das wollen wir weiterschenken.
So können wir einander und für andere
zu guten Hirten werden. – Amen.
Manfred Wussow (2008)
Im Psalm heißt es:
Du deckst mir den Tisch
Vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher.
Herr,
wir haben nichts, was wir mitbringen können,
als unsere Leere, Hoffnung und Sehnsucht.
Deck uns den Tisch!
Wir haben Hunger.
Nach dem Brot, das Leben schenkt.
Wir haben Durst.
Nach dem Kelch, in dem wir dich schmecken.
Alle Gegensätze, Verstrickungen und Ängste
lass an deinem Tisch zur Ruhe kommen.
Schenke uns Versöhnung.
Schenke uns Barmherzigkeit.
Deck uns den Tisch!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Der Herr ist mein Hirt.
Er führt mich an Wasser des Lebens.(GL 37,1)
Großer und treuer Gott, wir treten vor dich,
um dir zu danken.
Du bist der wahre Hirte,
der sein Volk hütet wie ein Hirt seine Herde.
Kehrvers
Den Hirten Abraham hast zu du zum Stammvater
und Vorbild jenes Volkes gemacht,
das du erwählt und ins Herz geschlossen hast.
Kehrvers
Einst hast du Israel, dein Volk, der Hand des Pharao entrissen
und heimgeführt in das verheißene Land,
das von Milch und Honig fließt.
Kehrvers
Den Hirten David hast du von den Herden geholt
und zum König über ganz Israel gesalbt.
Mit Weisheit hat er das Volk geführt
und vor den Augen aller Völker stark gemacht.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth hast du dich selbst zum Hirten gemacht,
um dein Volk aufs Neue zu sammeln,
es vor allem Bösen zu schützen und auf gute Weide zu führen.
Kehrvers
Er ist selbst zum Lamm geworden,
das sich für die Seinen geopfert hat,
und das neue Volk Gottes aus der Bedrängnis herausgeholt hat.
Kehrvers
Er führt seine Herde zu den Quellen,
aus denen das Wasser des Lebens strömt.
Er gibt den Seinen ewiges Leben
und lässt sie niemals zugrunde gehen.
Kehrvers
Für deine Sorge und Treue danken wir dir
und stimmen wir ein in den Lobgesang der großen Schar,
die du aus allen Nationen und Völkern zusammengeholt hast
und die nun vor dir stehen:
Danklied, z. B. Nun lobet Gott im hohen Thron (GL 393)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Osterzeit 3: Christus lebt und tritt beim Vater für uns ein
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater, in diesen Tagen freudig zu danken,
da unser Osterlamm geopfert ist,
Jesus Christus.
Er bringt sich dir allzeit für uns dar
und steht vor dir als unser Anwalt.
Denn einmal geopfert, stirbt er nicht wieder,
sondern lebt auf ewig als das Lamm,
das geschlachtet ist.
Durch ihn preisen wir dich in österlicher Freude
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 3
Messbuch - Präfation Osterzeit 4: Die Erneuerung der ganzen Schöpfung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater,
in diesen Tagen freudig zu danken,
da unser Osterlamm geopfert ist,
Jesus Christus.
Das Alte ist vergangen,
die gefallene Welt erlöst,
das Leben in Christus erneuert.
Darum preisen wir dich in österlicher Freude und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 4
- Mahlspruch1
Bibel (2010)
Christus spricht:
Ich bin der gute Hirte;
ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.
(Joh 10,14)
Oder:
Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat:
Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es.
(1 Joh 3,1-2)
Oder:
So spricht der Herr:
Ich gebe ihnen ewiges Leben.
Sie werden niemals zugrunde gehen,
und niemand wird sie meiner Hand entreißen.
(Joh 10,28)
- Meditation3
Helene Renner (2020)
Du Gott bist mein Hirt
du schaust auf mich
du lässt mich nicht verloren gehen
auf dich kann ich mich verlassen
Du führst mich an Wasser des Lebens
gibst Kraft und Mut
nährst mich mit Brot und Wein
und dem Geschenk der Liebe
Dein Stock und dein Stab
geben Halt und Zuversicht
an dir kann ich mich festhalten und orientieren
du lässt keinen an mich heran, der mir schaden will
ich weiß, du bist stark und groß
dir kann ich mich anvertrauen
Wenn meine Tage dunkel sind
gehst du voraus, bist Licht auf meinem Weg
du lässt mich nicht stolpern und fallen
du bist Wegzeichen und führst mich heraus
wenn ich mich verlaufe
Ich fürchte deshalb kein Unheil
bei dir bin ich sicher und geborgen
denn du, Gott, bist bei mir
nach Psalm 23
Bernhard Rathmer (2017)
Tür
Offenheit
Zugang
Sicherheit
Tür
vor der Nase zuschlagen
verriegeln
abschotten
Tür
öffnen
einlassen
sich zeigen
„Ich bin die Tür“
kümmere mich
schaffe Leben in Fülle
lasse ein!
(Bernhard Rathmer)
Bernhard Rathmer (2011)
Türen
Zugänge
Sicherheit
Verschlossenheit
Türen
vor der Nase zuschlagen
verriegeln
abschotten
Türen
öffnen
einlassen
sich zeigen
"Ich bin die Tür"
kümmere mich
schaffe Leben in Fülle
lasse dich ein
(Bernhard Rathmer)
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Ostern 4 So: sieh voll Huld auf deine Herde
Gott, du Hirt deines Volkes,
sieh voll Huld auf deine Herde,
die durch das kostbare Blut deines Sohnes erkauft ist;
bleibe bei ihr
und führe sie auf die Weide des ewigen Lebens.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB 4. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - SG Taufe des Herrn: gläubig auf deinen Sohn hören
Gütiger Gott,
du hast uns mit deinem Wort
und dem Brot des Lebens genährt.
Gib, daß wir gläubig auf deinen Sohn hören,
damit wir deine Kinder heißen und es in Wahrheit sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Taufe des Herrn
- Gebet zum Abschluss4
Beatrix Senft (2021) - keiner soll dir verloren gehen
Vater im Himmel,
bei dir dürfen wir uns geborgen fühlen.
Jeder und jede von uns ist dir wertvoll und kostbar.
Keine und keiner soll bei dir verloren gehen.
Du gehst uns nach, wohin wir uns auch verirren mögen,
und nimmst uns liebevoll wieder bei dir auf.
Dafür danken wir dir und loben dich,
jetzt und bis in deine Unendlichkeit. – Amen.
Gabi Ceric (2011)
Gütiger Gott,
in dieser Feier hast du uns gestärkt für unseren Alltag
und die Aufgaben, die uns anvertraut sind.
Du hast dich uns als guter Hirt erwiesen.
Dafür danken wir dir.
Lass uns immer wieder aus deiner Güte leben
und auf die Stimme deines Sohnes hören.
Jetzt und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Manfred Wussow (2008) - Gott, du bist barmherzig und treu
Gott, du bist barmherzig und treu,
ein guter Hirte.
Du kennst die Wege, die wir gegangen sind,
auch die, über die wir nicht reden.
Du kennst auch die Strecken, die vor uns liegen,
unser Erwartung, unsere Sorge.
Dir vertrauen wir uns an.
Wenn wir uns in Tiefen verlieren,
führe uns,
wenn wir an Höhepunkten übermütig werden,
bewahre uns,
wenn Durststrecken vor uns liegen,
richte uns auf.
Du lässt uns an deinem Tisch das Leben schmecken.
In Christus, unserem Herrn.
Jörg Thiemann (2023)
Jesus, du hast uns ein Beispiel gegeben.
Auch wir wollen ein Beispiel dafür sein,
was es heißt, auf deine Stimme zu hören
und dir zu folgen.
Segne uns dazu.
Lass uns – wie es der Heilige Franz von Assisi sagt –
durch unser Leben predigen,
durch unser Leben auf dich verweisen.
Gib uns Kraft und Mut dazu,
und segne uns jetzt,
du guter Hirte. – Amen.
- Segen1
Gabi Ceric (2011)
Wie der gute Hirte sei der Herr vor dir,
um dir den rechten Weg zu zeigen.
Wie der gute Hirte sei der Herr neben dir,
um dich auf den Arm zu nehmen
und dich zu tragen, wann du es nötig hast.
Wie der gute Hirte sei der Herr bei dir,
um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Wie der gute Hirte sei der Herr unter dir,
um dich aufzufangen, wenn du fällst
oder aus dem Loch zu befreien, wenn du hineingefallen bist.
Wie der gute Hirte sei der Herr mit dir:
Es segne und behüte dich der allmächtige und gütige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
(nach einer Vorlage von Sedulus Caelius, 425 - 450 n.Chr.)
Das Wagnis der Mission
Vor vierzehn Jahren hatte die EKD Synode Impulse zum Missionsverständnis der evangelischen Kirche noch so formuliert: „Wer glaubt, kann nicht stumm bleiben. Wer glaubt, hat etwas zu erzählen von der Güte Gottes.“ Zwölf Jahre später nun hatten die Kirchen das Thema Mission wieder aufgegriffen: „Wenn wir uns heute erneut dem Thema zuwenden, so geht es dennoch nicht um die Bewältigung kirchlicher Mangelerscheinungen oder eine Strategie zur Gewinnung neuer Mitglieder – auch wenn uns die zurückgehenden Mitgliederzahlen belasten,“ hieß es. Das Leitbild einer missionarischen Kirche komme, laut einer „ausgewogenen“ Kundgebung der Synodalen, dadurch zur Geltung, dass eine „Perspektive interkultureller Begegnungen im Horizont der weltweiten Ökumene“ eingenommen werde. Wie hatte noch der Liedermacher Wolf Biermann in einem Interview mit der ZEIT so richtig gesagt: „Wenn ich früher einen Pfarrer traf, einen von Gottes Bodenpersonal, dann war mein Gedanke: „Ach, dieser arme irrende Mensch. Heute denke ich: Hoffentlich glaubt er wenigsten an Gott.“
Ich frage mich: Warum schleicht unsere Kirche beim Thema „Mission“ um den heißen Brei herum? Petrus bei seiner Pfingstpredigt hielt sich nicht lange auf mit einer „Kirchensoziologischen Entschließung“ zum Thema „Das Wagnis der Mission“. Er bezeugte vielmehr, was er mit Jesus erlebt hatte.
Steht und fällt die Mission doch mit Christen, deren Herz so voll ist, dass ihnen der Mund übergeht? Das Land der Reformation braucht Menschen, die diese Botschaft nicht für sich behalten können, sondern die Hörer ins Herz treffen wie die Predigt des Petrus: 3000 Menschen kamen zum Glauben. Diese Botschaft stellt in die Entscheidung, verlangt Konsequenzen. Wer von der Auferstehung Jesu hört, kann nicht so weiterleben wie bisher, muss sich so oder so entscheiden. Die Menge jedenfalls fragt die Apostel: „Was sollen wir tun?“ (Vers 37). Sie erwarteten noch tragende Antworten auf grundlegende Fragen.
Helmut Kujawa in: Mit der Bibel durch das Jahr 2013, Freiburg 2012.
Hirt und Herde
Der Hirt und die Herde war für das Volk Israel ein gut nachvollziehbares Bild. Bei einem guten Hirten war gut gesorgt, er kannte jedes einzelne Tier und seine Geschichte, er hatte alle im Blick. Das müssen wir uns bewusst machen, wenn wir die vielen Gleichnisse über Schafe und Hirte lesen.
Dennoch war der Hirte nicht ein Abgehobener, im Gegenteil, er war eher unten in der Gesellschaftshierarchie. Aber eben nicht für seine Schafe.
Jesus sagt von sich selbst, er sei die Tür zum Schafstall. Geschlossene Türen schützen vor der Außenwelt. Sie hindern andere daran, mal eben in meinem Schlafzimmer zu stehen. Geschlossene Türen schließen aber auch die aus, die innen hinter dieser Tür stehen: wer hinter verschlossenen Türen lebt, vielleicht aus Misstrauen gegenüber der ganzen Welt, der schließt sich selber von der Vielfalt des Lebens ringsum aus. Wie das ist, hinter geschlossenen Türen zu leben, und das sogar in der eigenen Wohnung, erfahre ich gerade am eigenen Leib: eine Coronainfektion hält mich im Schlafzimmer fest, damit ich meinen Mann nicht anstecke. Ich habe die Tür freiwillig zugemacht, keine Frage, aber sie schneidet mich vom Leben ab.
Eine solche Tür will Jesus genau nicht sein. Er will die Tür sein, die hineinführt in den Schutz, aber gleichzeitig auch hinaus ins Leben, zu den anderen, zur Weide, zum Lebensnotwendigen, zu dem eben auch Gemeinschaft zählt.
Und dann verspricht er das Leben in Fülle. Was ist damit gemeint? Viele versprechen uns ein Leben in Fülle und meinen doch nur Konsum und Zerstreuung oder wollen an unser Geld. Das sind falsche Hirten, die, auf deren Stimme wir nicht hören sollen. Was aber dann ist ein Leben in Fülle? - Für mich ist es ein Leben in Gemeinschaft, die daran arbeitet, dass alle ein Lebensrecht haben in dieser Welt, dass alle Zugänge zum Lebensnotwendigen haben und den Schutz des Lebens genießen können, der ihnen zusteht.
Mein Leben ist Fülle, wenn es mir gelingt, meinen Teil dazu beizutragen in der Hoffnung auf den, der uns alle schützt. Das rettet mich nicht vor Spott und Hohn, das rettet niemanden vor Not und Tod. Aber diese Fülle, die rettet der Herr ins Leben auch nach unserem Tod hinüber.
Peter Köster SJ
Hör mal
Hör mal
Hör bitte mal
Du hörst mir jetzt mal zu
Du hörst auf das, was ich dir sage
Hörst du mir überhaupt zu
Hören
Wirklich hören
Empfangsbereit sein
Wahrnehmen
Wahrnehmen wollen
Hinhorchen
Hin-spüren
Erspüren wollen
Wichtigkeit geben
Teilhabe zulassen
Ganz Ohr sein,
schenkt dem Gegenüber Wichtigkeit,
gibt ihm einen Stellenwert.
Meine Schafe hören auf meine Stimme.
Höre ich???
Gebe ich dem, was ich höre, Wichtigkeit???
Setze ich wirklich auf SEIN Wort???
Wird es spürbar in dieser Welt???
Herr, öffne mich deinem Wort,
lass es schwingen in mir,
dass ich in die Welt gehe
und es liebend verkünde.
Beatrix Senft, 2022
Der gute Hirt
Er, der gut ist
der mich kennt
der mich führt
der immer da ist
der mir Speise gibt
zur rechten Zeit
Er wird mich auch
dorthin führen
in ein anderes Leben
mit sicherer Hand
Ilse Pauls (unveröffentlicht)
Verirrt
Verirrt ist die Herde
Lämmer
Muttertiere
Böcke
sie schreien
in verschiedenen Tonarten
sie suchen
nach frischem Weideland
nach Quellen
die wieder
lebendig machen
sie suchen
nach dem Weg
der sie –
in gelebter Gemeinschaft –
in die Freiheit
führt
sie suchen
suchen
suchen
„Wir haben uns verirrt.
Suche uns,
Jesus,
du guter Hirte,
und
lass uns
deiner Stimme
vertrauen.“
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Worauf sollen wir hören sag uns, worauf?
Worauf sollen wir hören sag uns, worauf? So viele Geräusche, welches ist wichtig? So viele Beweise, welcher ist richtig? So viele reden! Ein Wort ist wahr.
Wohin sollen wir gehen, sag uns, wohin? So viele Termine, welcher ist wichtig? So viele Parolen, welche ist richtig? So viele Straßen! Ein Weg ist wahr.
Wofür sollen wir leben, sag uns, wofür? So viele Gedanken, welcher ist wichtig? So viele Programme, welche ist richtig? So viele Fragen! Die Liebe zählt.
Aus: Altes Gotteslob Nr. 280
Stellenausschreibung
Ich, Besitzer einer großen Schafherde, suche:
verlässlichen Hirten für meine Herde.
Meine Herde ist gerade sehr weit verstreut und verunsichert; es besteht eine große Unruhe innerhalb der Herde, viele Tiere sind auf vielfältige Weise verletzt oder stehen mit dem Rücken zum Zaun.
Auch ist die Herde lange durch dürres Land geführt worden, so dass sie einen starken Durst nach frischem Wasser verspürt.
Darüber hinaus ist es zu manchen Früh- und Fehlgeburten gekommen und Wölfe konnten in die Herde eindringen. Auch ist es so, dass Tiere, die nicht ins optische Bild der Herde passen, von den Alt-Böcken ausgestoßen und zu „unzumutbaren Sündenböcken“ gemacht werden.
Daher suche ich einen Hirten:
* der sich behutsam der Herde nähert
* der ihre Verletzungen und Bedürfnisse ernst nimmt - sehr ernst
* der mit liebevollem Stab Richtung für sie zu suchen bereit ist
* der sich damit auseinandersetzt, welche Nahrung und welche Quelle dazu beitragen kann, ihr wieder Lebenskraft zu spenden
* der auch in engen Schluchten und in reißenden Strömen verlässlich bei meiner Herde weilt
* der sie vor äußeren und inneren Gefahren schützt
* der danach schaut, auf welche Weise und aus welchem Grund Tiere verloren gingen und der behilflich ist, dass sie zurückfinden, wenn sie wieder in meiner Herde leben wollen
* der mit meiner Herde lebt, wie ein Schaf unter Schafen - damit er den rechten Blickwinkel erhält
Ich weiß, dass ich damit eine hohe Anforderung stelle. Eine Anforderung, der ich mit einer Bezahlung sicherlich nicht gerecht werden kann.
Doch, all meine Liebe liegt in dieser Herde und es jammert mich ihr Zustand. –
Vielleicht geht es Ihnen genauso, wenn Sie auf diese Herde schauen.
Auch weibliche Bewerberinnen sind mir herzlich willkommen.
Mit liebevollem Aufruf:
WEIDET MEINE HERDE,
Ihr und Euer GOTT
Beatrix Senft, unveröffentlicht.
Sendung zum Dienst ohne Hintergedanken
Das Evangelium berichtet davon, dass sich schon die Jünger Jesu über die Lieblingsfrage unterhielten, wer von ihnen wohl der Größte sei. Angesichts der heutigen kirchlichen Situation finde ich in diesem Evangelium einen großen Trost. Es zeigt nicht nur, dass bereits die Jünger Jesu unter sich einen Rangstreit ausgefochten haben. Vielmehr haben wir der Tatsache, dass schon die Jünger Jesu vor der Karrieresucht nicht gefeit waren, die größten Zumutungen und radikalsten Herausforderungen Jesu zu verdanken. Denn Jesus nimmt die Frage der Jünger nach der hierarchischen Rangordnung auf, aber er stellt sie zugleich auf den Kopf: »Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein« (Mk 9,35). Der menschlichen und allzu menschlichen Karrieresucht nach oben stellt Jesus die göttliche Karriere nach unten entgegen, die er selbst gelebt hat, als er seinen Jüngern nicht die Köpfe, sondern die Füße gewaschen hat.
Jesus schreibt damit der Kirche auch heute ins Stammbuch, dass ihre erste Existenzberechtigung und Sendung im uneigennützigen Dienst an den Menschen besteht. Diese Zumutung tut uns gerade in der heutigen Zeit Not, in der wir darunter leiden, dass so viele Menschen unsere Kirche verlassen, und in der wir uns verpflichtet fühlen, viel pastorale Phantasie zu entwickeln, wie wir die austrittswilligen Menschen bei der kirchlichen »Stange« halten können. Wenn wir aber nur auf die stets sinkende Zahl der Kirchenglieder und Gottesdienstbesucher starren, droht unsere Seelsorge zur bloßen »Zählsorge« zu werden.
Christliche Seelsorge aber besteht im Dienst am Menschen, und zwar ohne Hintergedanken und ohne berechnendes Schielen nach pastoralen Erfolgen. Dienende Seelsorge setzt die Grundhaltung der Demut voraus, die eine ungemein herausfordernde Tugend ist. Sie braucht Mut, genauerhin Dien-Mut. Solcher Mut zum Dienen ist grundgelegt in einem noch elementareren Mut; und dies ist die mutige Bereitschaft, sich selbst dienen zu lassen, und zwar von Gott. Denn Gott ist immer der zuerst an uns Handelnde; und unser Handeln kann nur die Antwort auf das vorgängige Handeln Gottes an uns sein.
Aus: Kurt Koch, Bereit zum Innersten. Für eine Kirche, die das Geheimnis lebt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
"Ein Bischof, der nicht dient, handelt falsch"
Vatikanstadt, 26.03.14 (KAP) Papst Franziskus hat zum Gebet für Bischöfe und Priester aufgerufen, die in Schwierigkeiten sind und die es "notwendig haben, dass sie frisch erkennen, dass sie berufen sind". Franziskus sagte bei der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz, die Priesterweihe sei ein Auftrag zum Dienen, zur Liebe zur Kirche und zum Gebet. Thema seiner Ansprache war das Weihesakrament für Diakone, Priester und Bischöfe. Die Audienz dauerte wegen des starken Regens in Rom kürzer als normal.
Die ausgewählten und geweihten Männer seien Weiterträger der Gegenwart und des Wirkens Christi in der Welt, so der Papst: "Jene, die geweiht werden, sind an die Spitze der Gemeinde gestellt. An der Spitze stehen bedeutet für Jesus nicht Chef-Sein, sondern die eigene Autorität in den Dienst zu stellen, so wie er selbst es seine Schüler gelehrt hat (...). Ein Bischof, der seiner Gemeinde nicht dient, handelt falsch. Ein Priester, der seiner Gemeinde nicht dient, handelt falsch."
Das zweite Merkmal des Bischofs, Priesters und Diakons sei "die leidenschaftliche Liebe zur Kirche". "Durch die Weihe widmet der Geweihte sich selbst vollständig seiner Gemeinschaft und liebt sie aus ganzem Herzen: Sie ist seine Familie. Das aber, ohne der Versuchung nachzugeben, sie als Eigentum zu betrachten, als persönlichen Besitz."
Gebet, Schriftlesung, tägliche Eucharistie und häufiger Empfang des Bußsakramentes seien den Geweihten aufgetragen, andernfalls "verlieren sie den echten Sinn ihres Dienstes aus dem Blick", so der Papst. Er rief die Gläubigen dazu auf, ihren Hirten in dieser Hinsicht zu helfen: "Wir müssen den Bischöfen und Priestern helfen zu beten, das Wort Gottes zu hören, das die tägliche Nahrung ist, wir müssen ihnen helfen, jeden Tag die Eucharistie zu feiern und regelmäßig zu beichten."
In freier Rede fügte Franziskus hinzu, Priester werde man nicht, indem man eine Eintrittskarte kaufe. Nur der Herr berufe. "Vielleicht sind ein paar Jugendliche hier, die in ihrem Herzen diesen Ruf gehört haben: die Lust, Priester zu werden, die Lust, anderen zu dienen in den Dingen, die von Gott kommen, die Lust, das ganze Leben im Dienst zu stehen, um zu verkünden, zu taufen, zu vergeben, die Messe zu feiern, die Kranken zu heilen - das ganze Leben. Wenn das jemand von euch im Herzen gespürt hat, dann hat das Jesus da hineingelegt. Pflegt diese Einladung und betet, damit das wächst und Frucht gibt in der ganzen Kirche", so Franziskus wörtlich.
Kathpress, Mittwoch, 26. März 2014 13:58 - Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich - (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Gauck als evangelischer Pastor
Ankara-Berlin, 29.04.14 (KAP) Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat am Dienstag in scharfer Form auf Warnungen von Bundespräsident Joachim Gauck vor Gefahren für die türkische Demokratie reagiert. Gauck halte sich wohl immer noch für einen evangelischen Pastor, sagte Erdogan am Dienstag in einer vom Fernsehen übertragenen Rede vor Parteifreunden in Ankara. "Er war ja mal ein Pastor. Aus dieser Sicht heraus blickt er auf die Dinge. Das geht nicht. Das sind hässliche Sachen."
Gauck hatte am Montag in Ankara gesagt, der autoritäre Führungsstil Erdogans werde von vielen in der Türkei als Gefährdung der Demokratie wahrgenommen. Zudem kritisierte der Bundespräsident Einschränkungen der Pressefreiheit und die Einflussnahme der Regierung auf die Justiz.
Erdogan, der am Montag zwei Stunden mit Gauck gesprochen hatte, wies dies als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Türkei zurück. In dem Gespräch habe er sich bemüht, einige Dinge bei Gauck gerade zu rücken, sagte der türkische Ministerpräsident. Dennoch habe der Bundespräsident anschließend öffentlich Dinge wiederholt, die ihm offenbar in Deutschland gesagt worden seien. Gaucks Verhalten sei "einem Staatsmann nicht angemessen", sagte Erdogan unter dem Applaus von Parlamentsabgeordneten seiner Regierungspartei AKP.
Gauck hatte allerdings auch viele positive Facetten der Türkei gewürdigt. So dankte er im Grenzgebiet zu Syrien für die Flüchtlingshilfe und den sicherheitspolitischen Beitrag. Dass Deutschland mehr tun könnte bei der Aufnahme syrischer Flüchtlinge, sagte Gauck mehrfach.
Rechte der Christen
Der Staatsbesuch des Bundespräsidenten in der Türkei löste auch bei den Christen des Landes hohe Erwartungen aus. Der Bundespräsident solle für mehr Religionsfreiheit und ein Ende von Diskriminierungen eintreten, und er solle insbesondere einfordern, dass der Staat enteignete Kirchengebäude zurückgibt und die Gründung christlicher Stiftungen zulässt, sagte der Baptistenpastor Ertan Cevik (Izmir) gegenüber der evangelischen Nachrichtenagentur "idea". Seine 90 Mitglieder zählende Gemeinde dürfe zwar eine alte evangelische Kirche nutzen, die dem Staat gehöre: "Das Gebäude könnte uns aber jederzeit weggenommen werden."
Cevik zufolge sollte Gauck sich auch dafür stark machen, dass die Kirchen in der Türkei im Land ihre Geistlichen ausbilden können. Theologische Ausbildungsstätten würden bisher nicht genehmigt: "Wenn wir junge Christen zu Pastoren ausbilden wollen, müssen wir sie ins Ausland schicken."
Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" hob hervor, sie hoffe, dass Gauck die Lage der ethnischen und religiösen Minderheiten im Nachbarland Syrien zur Sprache bringe, die zwischen die Fronten der Bürgerkriegsparteien geraten seien. "Der Bundespräsident soll deutlich machen: Wir denken an die dortigen Christen und Kurden", sagte der Nahostreferent der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido.
Entführte Metropoliten
Gauck solle auch dafür eintreten, dass die Türkei keine islamistischen Krieger mehr in das Nachbarland lasse, weil diese dort gezielt Christen angriffen und entführten, so Sido. Er solle sich für eine friedliche Lösung des Syrien-Konflikts einsetzen und dort nur demokratische Kräfte unterstützen, die die christliche und kurdische Minderheit schonten. Gauck solle die türkische Führung ferner auffordern, sich für die Freilassung der zwei in Syrien entführten Metropoliten einzusetzen.
Die verschollenen Bischöfe wurden im April 2013 verschleppt, als sie auf dem Weg von Aleppo nach Al Mansura waren, um über die Freilassung eines entführten Priesters zu verhandeln. Dabei gerieten sie in einen Hinterhalt. Ihr Fahrer, ein Diakon, wurde erschossen. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt.
Kathpress 29.04.14 - Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Diözese Innsbruck informiert bei "Theotag" über Jobs
Innsbruck, 07.02.14 (KAP) Die Kirche als Arbeitgeber stand am Donnerstag im Mittelpunkt des diesjährigen "Theotag" in Innsbruck. Mehr als 400 Schüler und Lehrer kamen, um sich über soziale, pädagogische und pastorale Berufe in der Kirche zu informieren, hieß es in einer Aussendung (Freitag). In seiner Begrüßung zog Diözesanbischof Manfred Scheuer eine Parallele zwischen sozialen Netzwerken im Internet und einem Morgengebet: "Eine Statusmeldung im Internet ist so etwas wie ein Morgengebet. Ich kann darin ausdrücken, was mich gerade umtreibt und wie es mir geht." Der "Like"-Button sei ein Ausdruck für die Sehnsucht nach Freundschaft und Anerkennung.
In Workshops und Gesprächsrunden gaben Mitarbeiter Einblick in die kirchliche Arbeitswelt - Pastoralassistenten, Krankenhausseelsorger, Sozialpädagogen, Ordensfrauen oder Priester berichteten aus ihrem beruflichen Alltag. Professoren der Theologischen Fakultät gaben unter dem Titel "Theologie Live" Einblick in das universitäre Leben und Forschen. Den Abschluss des "Theotags" bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema "Berufung".
Der "Theotag" wurde heuer bereits zum sechsten Mal durchgeführt und gibt als Berufsorientierungsmesse einen Einblick in kirchliche Berufsfelder.
Kathpress, Freitag, 07. Februar 2014 11:35 - Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich - (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Wie Kinder ohne Eltern
Jesus ging jetzt auf Tour. Er zog durch die Städte und redete in vielen Synagogen. Überall erzählte er davon, dass jetzt alles gut werde und dass eine neue Zeit angebrochen sei, eine Zeit, in der Gott das Sagen hat. Egal, wo er war, überall tat er Gutes und machte kranke Menschen wieder gesund. Als er die Massen sah, die hinter ihm her waren, und alle was von ihm wollten, taten sie ihm voll leid. Denn sie hatten keine richtige Peilung vom Leben und brauchten dringend Hilfe. Sie waren alle wie Kinder ohne Eltern. "Es gibt echt viel zu tun, aber es gibt nur wenige, die bereit sind, auch die harte Arbeit zu machen", meinte Jesus zu seinen Leuten. "Ihr müsst Gott bitten, dass er noch mehr Leute schickt, damit sie die Arbeit tun, die getan werden muss!"
Aus: Martin Dreyer, Die Volxbibel. Altes und neues Testament. Volxbibel-Verlag im SCM-Verlag, Witten 2012.
Muttertag
An meine Mutter
So gern hätt' ich ein schönes Lied gemacht
Von Deiner Liebe, deiner treuen Weise;
Die Gabe, die für andre immer wacht,
Hätt' ich so gern geweckt zu deinem Preise.
Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,
Und wie ich auch die Reime mochte stellen,
Des Herzens Fluten wallten darüber her,
Zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
Von einfach ungeschmücktem Wort getragen,
Und meine ganze Seele nimm darin:
Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen.
(Annette von Droste-Hülshoff)
www.garten-literatur.de/Leselaube/abc/muttertag_gedichte.htm
Mütter
Gott konnte nicht überall zur gleichen Zeit sein, und deswegen erschuf er die Mütter.
(Jüdisches Sprichwort)
www.garten-literatur.de/Leselaube/abc/muttertag_gedichte.htm
Die zwölf größten Irrtümer über Mütter
FAZ 08.05.2005: Alle Jahre wieder: Muttertag! Was soll man ihr schenken, was könnte sie freuen - vielleicht die Abschaffung dieser Klischees? Wir räumen auf mit den größten Irrtümern über Mütter - nur einer bleibt bestehen. Bis auf weiteres.
www.faz.net/aktuell/gesellschaft/familie-die-zwoelf-groessten-irrtuemer-ueber-muetter-1230227.html
Auszug aus der Liturgie der Institutio-Feier des Bistums St. Gallen
Bischof:
Ich freue mich zusammen mit allen, die hier feiern und mit euch verbunden sind, und danke euch für eure Bereitschaft für den Seelsorgedienst. Die Verantwortlichen bezeugten mir eure Eignung für diese Aufgabe. Bevor ich euch beauftrage, bitte ich euch, vor mir und allen Versammelten eure Bereitschaft zu erklären.
Seid ihr bereit euren Dienst als Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten im Hören auf das Wort Gottes, im persönlichen täglichen Gebet und in der Teilnahme an der Liturgie zu verwurzeln? - Ich bin bereit.
Seid ihr bereit, euch vom heiligen Geist führen zu lassen und in unserem Bistum - zusammen mit dem Bischof, den Priestern und Diakonen, den Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten, den Katechetinnen und Katecheten und allen Frauen und Männern in den kirchlichen Diensten und mit allen Getauften - am Aufbau des Reiches Gottes mitzuarbeiten? - Ich bin bereit.
Seid ihr bereit euch in Treue zum Evangelium Jesu Christi und zu der Lehre der Kirche einzusetzen und mit mir und meinen Nachfolgern in Ehrfurcht und Gehorsam verbunden zu bleiben? - Ich bin bereit.
Seid ihr bereit, euch in den Dienst am Reich Gottes zu stellen, indem ihr das Wort Gottes verkündet und auslegt, die Glaubenden zu den Sakramenten hinführt und durch tätige Liebe euren Glauben bezeugt, um so ein Bild Jesu Christi in unserer Zeit zu sein? - Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.
Gott selbst vollende das gute Werk, das er in euch begonnen hat.
Auszug aus der Liturgie der Institutio-Feier des Bistums St. Gallen.
Der eine Pastor seiner Kirche
Auch als der Auferstandene will Christus heute unter uns sein als einer, der uns dient. Deshalb ist er der eine Pastor seiner Kirche. Und alle menschlichen «pastores» können nur den Sinn haben, mit ihrer seelsorgerlichen Tätigkeit den einen Pastor der Kirche sichtbar darzustellen. Mit ihrem pastoralen Handeln können sie nur ausdrücken und symbolisieren, was Christus selbst tut. Denn pastorales Wirken ist nicht her-stellendes Handeln, dessen Hauptkriterium in der Effizienz liegt, wie freilich moderne Wortschöpfungen wie «Pastoralkonzepte» und «Seelsorgestrategien» zeigen. Pastorales Wirken ist vielmehr dar-stellendes Handeln, das sichtbar macht, was vorgegeben ist, nämlich das pastorale Wirken des einen Pastors Jesus Christus in seiner Kirche. Darin besteht der wahre Kern jener «caritas pastoralis», die das Zweite Vatikanische Konzil als Zentrum der seelsorgerlichen Spiritualität bezeichnet hat. Solche «caritas pastoralis» kann aber nur wirksam werden, wenn sie selbst nach der Weisheit Jesu lebt, dass Empfangen-Können seliger sein kann als Geben.
Aus: Bischof Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2002.
Eine Kirche, die dem Einzelnen zu mehr Leben verhilft
Viele Menschen, besonders aber die Jugend stehen der Kirche heute skeptisch gegenüber, weil sie fürchten, ihre Vorschriften engen das Leben ein, nehmen ihnen Freiheit und Selbstbestimmung, zeigen ihnen in Krisenfällen eher Stopptafeln hin als Wegweiser in eine neue Zukunft.
Eine Kirche, die Zukunft haben will, müsste immer glaubwürdiger machen, dass sie einen Jesus Christus verkündet, der gekommen ist, "damit sie das Leben haben und es in Fülle haben", wie es uns im Johannesevangelium 10,10 überliefert ist.
Die Jugend hat Hunger nach dem Leben, bisweilen aber sogar Angst davor. Seit vielen Jahren lasse ich mir vor der Firmung von den Jugendlichen Briefe schreiben. Ich habe einige tausend davon. Darin spiegeln sich das jugendliche Leben und auch das Verhältnis zur Kirche wider. Sie schreiben von ihren zahlreichen Hobbys, betreiben vielfach Sport, haben eine große Tierliebe, schätzen besonders Freundschaft und suchen alles, was ihnen "Spaß" macht. Das Wort Kirche kommt selten vor. Lediglich der Gottesdienst, die Messe. Und sie klagen, dass dies oft so "fad" sei und nicht ihrer Lebensweise entspreche.
Eine Kirche, der die Jugend wieder Vertrauen schenkt, müsste dieser etwas für das Leben, das vollere Leben geben. Zuerst müsste sie wohl überhaupt Mut zum Leben und Freude am Leben vermitteln. Entgegen einer oberflächlichen Fun- und Spaßgesellschaft gilt es, den Jugendlichen tiefere Wurzeln der Freude entdecken zu helfen.
(...)
In dieser Entwicklungsphase der Jugend sind Verantwortliche in der Kirche oft sehr hilflos. Wo ist hier die rechte Mitte zwischen Rigorismus und Laxheit? Was heißt hier Leben in Fülle, wo Leben ja auf einmal in ganz neuer, faszinierender Weise erfahren wird und doch gerade jetzt vieles nicht erlaubt erscheint? Die Jugend steht hier inmitten einer Gesellschaft, die ganz anders als die Kirche denkt, und wird von den Massenmedien gleichsam noch in bestimmte Verhaltensmuster gedrängt, die angeblich den modernen, jungen Menschen ausmachen. Ob es Jugendlichen klarzumachen ist, dass jetzt Fülle des Lebens sich in der beginnenden Eigenverantwortung zeigt und in der Rücksichtnahme und Verantwortung für einen Partner? Dass das eigene Leben so wertvoll ist, dass es nicht nach dem Klischee des Boulevards ablaufen darf? Dass es auch sehr erfüllend sein kann, bewusst andere Wege zu gehen, als die Masse vorzeigt? Dass Warten und Verzichten nicht einengen muss, sondern sogar mehr innere Freiheit schaffen kann? Um aber all das leisten zu können, brauchen Jugendliche gerade in dieser Phase eine "Kirche", die sehr verständnisvoll und vertrauensvoll mit ihnen umgeht. Und sie brauchen gerade jetzt eine besondere Beziehung zu Christus im Gebet und in den Sakramenten und nicht den Ausschluss davon, bis sich ihr Sturm und Drang gelegt hat.
Von der Kirche erwarten auch jene besondere Hilfe, die in Krisen geraten sind. Immer häufiger trifft dies nach gescheiterten Partnerschaften und Ehen zu. Ein Abschnitt eines Lebens, der vielleicht sehr glücklich war, ist dann zu Ende. Ist damit auch das Leben zu Ende, bleibt Liebe künftig nun versagt? Wenn Gott ein Gott des Lebens ist, gibt er dann nicht auch einen neuen Anfang? Kann es nicht sogar eine läuternde Chance sein, auf der Grundlage der traurigen Erfahrungen zerbrochener Liebe diese unter anderen Voraussetzungen noch einmal mit neuen Vorsätzen zu wagen?
Die Nähe der Kirche werden künftig vor allem jene suchen, die bei ihr Verständnis in allen Lebenslagen finden, Trost, Wegweisung, und denen Hoffnung und auch Mut gemacht wird zu neuem Anfang.
Aus: Helmut Krätzl, Eine Kirche, die Zukunft hat. 12 Essays zu scheinbar unlösbaren Kirchenproblemen. Styria Verlag, Wien Graz Klagenfurt 2007.
Vorsteher
Am Herrentage versammelt euch, brecht das Brot und sagt Dank. Bei dem gebrochenen Brot sprecht: Wir sagen dir Dank, unser Vater, für das Leben und die Erkenntnis, welche du uns zu erkennen gegeben hast durch Jesus, deinen Sohn. Dir sei die Ehre für die Zeiten!
Wie dieses gebrochene Brot auf den Bergen zerstreut war und eins wurde, als es so zusammen gebracht war, so soll deine Gemeinde von den Enden der Erde in dein Reich zusammengebracht werden; weil dir die Ehre und die Kraft durch Jesus Christus für alle Zeiten gehören.
Erwählt euch Vorsteher und Dienende, die des Herrn würdig sind, Männer von sanfter Gesinnung, die frei von Geldliebe sind, die wahrhaftig und erprobt sind. Denn sie sind es, die euch dienend den Dienst der Propheten und der Lehrer leisten. Setzt sie also nicht zurück: Denn sie sind bei euch die Geehrten, zusammen mit den Propheten und Lehrern.
Aus der Didache.
Den ihr Herr nennt...
Den ihr Herr nennt,
der hat sich selbst
nie Herr genannt,
der wollte nicht euer sein.
Glaubt ihr jetzt,
wenn ihr ihn immer so nennt,
dass ihr wirklich
in seinem Sinne redet?
(Erich Kästner)
Der Herr mein Hirt! So will ich Gott besingen
1.
Der Herr mein Hirt! So will ich Gott besingen.
Nichts wird mir fehlen, ihm kann's nicht mißlingen.
Er führt, ich finde. Hier ist seine Stelle.
So grün der Hang! So frisch die reine Quelle!
Von Mal zu Mal weiß er mich zu erquicken.
Nie wird er mich in mein Verderben schicken.
2.
Der mir vorangeht, seines Namens wegen,
führt mich auf rechtem Steg dem Ziel entgegen.
Ob ich auch wandre, wo die Schatten kauern,
durchs finstre Tal und zwischen starren Mauern:
Du bist bei mir! Dein Stab läßt sicher gehen.
Kein Unglück muß ich mehr allein bestehen.
3.
Du deckst den Tisch, den Feinde mir mißgönnen.
Du salbst mein Haupt, daß sie es sehen können.
Du schenkst mir ein, daß ich mich vor dir freue
und deinen Bund im Dank an dich erneue.
Die Güte wird, die Liebe um mich bleiben.
Aus deinem Haus darf niemand mich vertreiben.
Jürgen Henkys 1991 in: EG 613
Die Ziege des Herrn Seguin
Herr Seguin hatte mit seinen Ziegen nie Glück gehabt. Er verlor sie jedesmal auf die gleiche Weise. Eines Tages hatten sie ihr Seil durchgebissen, dann liefen sie in die Berge, und dort wurden sie vom Wolf gefressen. Weder die Liebkosungen ihres Meisters noch die Angst vor dem Wolf hielten sie zurück. Sie waren alle sehr selbständige Ziegen, welche die Freiheit und die Weite allem anderen vorzogen.
Der gute Herr Seguin, der vom Charakter seiner Ziegen nichts verstand, war jedoch ganz und gar nicht entmutigt, und nachdem er sechs Ziegen auf die gleiche Weise verloren hatte, kaufte er eine siebente; doch diesmal gab er darauf acht, daß er eine ganz junge erhielt, damit sie sich besser an ihn und sein Heim gewöhnen könne.
Ach, wie schön war sie, die kleine Ziege des Herrn Seguin! Er band sie am schönsten Platz der Wiese an einen Pfahl und gab acht, daß sie an einem langen Seil genügend Bewegungsfreiheit hatte. Die Ziege war sehr glücklich und weidete mit offensichtlichem Vergnügen. Nun endlich, dachte der arme Mann, habe ich doch eine, die sich bei mir nicht langweilt. - Doch Herr Seguin irrte sich.
Eines Tages betrachtete sie die Berge und sagte zu sich selber: Wie schön muß es dort oben sein. Dies Weiden in einem eingezäunten Gehege ist gut genug für einen Esel oder einen Ochsen. Ziegen aber brauchen mehr Spielraum. -
Von diesem Augenblick an dünkte sie das Gras in ihrer eingezäunten Wiese fade. Die Sehnsucht überkam sie. Sie magerte ab.
Herr Seguin wurde gewahr, daß mit seiner Ziege etwas nicht in Ordnung war, aber er fand nicht heraus, was es war. Eines Morgens sagte die Ziege in ihrer Ziegensprache: "Herr Seguin, ich langweile mich bei Ihnen, lassen Sie mich in die Berge gehen!"
"Wie, Schneeweiße, du willst mich verlassen? Weißt du denn nicht, daß der Wolf in den Bergen haust? Du weißt doch, wie es der alten Renate letztes Jahr ergangen ist. Sie hat die ganze Nacht hindurch mit dem Wolf gekämpft, doch am Morgen hat er sie aufgefressen."
"Herr Seguin, lassen Sie mich bitte in die Berge gehen."
[ Doch] Herr Seguin führte die Ziege in einen dunklen Stall und verschloß die Tür zweifach. Doch hatte er vergessen, das Fenster zu schließen, und kaum hatte er dem Stall den Rücken gekehrt, da war die kleine Ziege auf und davon.
Als die weiße Ziege in den Bergen anlangte, war sie von Entzücken ganz überwältigt. Sie wurde wie eine kleine Königin empfangen. Der ganze Berg feierte ihr Kommen.
Wie war unsere Ziege hier glücklich! Hier gab es kein Seil, keinen Pfahl, nichts hinderte sie, Luftsprünge zu machen! Sie sprang und rannte überallhin. Denn sie fürchtete sich vor nichts.
Einmal sah sie weit unter sich den Hof von Herrn Seguin. "Wie das alles klein ist", sagte sie, "wie hab' ich es dort nur aushalten können!" - Du Arme! Weil sie so hoch oben war, kam sie sich so groß wie die ganze Welt vor! -
Auf einmal wehte ein kühler Wind. Es war Abend geworden. "Schon", sagte die kleine Ziege und stand erstaunt still. Eine große Traurigkeit legte sich auf ihre Seele. Sie dachte an den Wolf. Im Tal unten ertönte ein Jagdhorn, sicherlich der gute Herr Seguin, der noch einen letzten Versuch machte. Die Schneeweiße hatte Lust heimzukehren. Aber sie wußte, daß sie dieses Leben nicht mehr ertragen könnte.
Die Ziege vernahm hinter sich im Laub ein Rascheln. Es war der Wolf.
Die Schneeweiße fühlte sich verloren. Als sie sich erinnerte, wie es Renate ergangen war, dachte sie einen Augenblick lang, sich sofort zu ergeben. Doch plötzlich besann sie sich anders, nur um zu sehen, ob sie nicht ebensolange wie Renate durchhalten könne.
O du tapfere kleine Ziege! Mehr als zehnmal mußte der Wolf zurückweichen. Während dieser Ruhepausen pflückte das Leckermäulchen in aller Hast ein bißchen von den köstlichen Gräsern. Dann ging's wieder in den Kampf. Dies dauerte die ganze Nacht hindurch. "Oh, wenn ich nur bis zur Morgendämmerung durchhalten kann!"
Ein bleicher Schimmer erschien am Horizont. "Endlich", sagte das arme Tier, und es streckte sich aus auf der Erde, sein weißes Fell voller Blutflecken. Dann stürzte sich der Wolf auf die kleine Ziege und verzehrte sie.
Alphonse Daudet: Die Ziege des Herrn Seguin, in: Bunte Perlen. Geschichten aus aller Welt, hrsg. von Lisa Tetzner, Gütersloh: Bertelsmann 1956, S. 98 -104. (Gekürzt)
Pastoren gesucht
Wo war der gute Hirte, den dieses Volk brauchte? Was half es hier, dass da Schriftgelehrte waren, die das Volk mit hartem Zwang in die Schulen trieben, dass die Gesetzeseiferer die Sünder hart verurteilten ohne ihnen zu helfen, was halfen da selbst die rechtgläubigen Prediger und Ausleger des Wortes Gottes, wenn nicht das ganze Erbarmen und der ganze Jammer über das missbrauchte und misshandelte Volk Gottes sie erfüllte? Was sind Schriftgelehrte, Gesetzesfromme, Prediger, wenn die Hirten der Gemeinde fehlen? Gute Hirten, "Pastoren", braucht die Herde. (…)
Die Stunde ist gekommen, dass diese Armen und Elenden heimgebracht werden ins Reich Gottes. Jesus sieht über den Massen des Volkes die Verheißung Gottes anbrechen. Die Schriftgelehrten und Gesetzeseiferer sahen hier nur ein zertretenes, verbranntes, zerschlagenes Feld.
Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge (1937), DBW 4, München: Chr. Kaiser Verlag 1989, S. 194f.
Herr Jesu Christe, mein getreuer Hirte
1.
Herr Jesu Christe, mein getreuer Hirte,
komm, mit Gnaden mich bewirte.
Bei dir alleine find ich Heil und Leben,
was mir fehlt, kannst du mir geben.
Kyrieleison.
Dein arm Schäflein wollest du weiden
auf Israels Bergen mit Freuden
und zum frischen Wasser führn,
da das Leben her tut rührn.
Kyrieleison.
2.
All ander Speis und Trank ist ganz vergebens,
du bist selbst das Brot des Lebens,
kein Hunger plaget den, der von dir isset,
alles Jammers er vergisset.
Kyrieleison.
Du bist die lebendige Quelle,
zu dir ich mein Herzkrüglein stelle;
laß mit Trost es fließen voll,
so wird meiner Seele wohl.
Kyrieleison.
3.
Laß mich recht trauern über meine Sünde,
doch den Glauben auch anzünde,
den wahren Glauben, mit dem ich dich fasse,
mich auf dein Verdienst verlasse.
Kyrieleison.
Gib mir ein recht bußfertig Herze,
daß ich mit der Sünde nicht scherze
noch durch falsche Sicherheit
mich bring um die Seligkeit.
Kyrieleison.
4.
Du rufest alle, Herr, zu dir in Gnaden,
die mühselig und beladen;
all ihre Missetat willst du verzeihen,
ihrer Bürde sie befreien.
Kyrieleison.
Ach komm selbst, leg an deine Hände
und die schwere Last von mir wende,
mache mich von Sünden frei,
dir zu dienen Kraft verleih.
Kyrieleison.
Johann Heermann (1630) in: EG 217
Der Herr ist mein getreuer Hirt
1.
Der Herr ist mein getreuer Hirt,
dem ich mich ganz vertraue;
zur Weid er mich, sein Schäflein führt,
auf schöner, grüner Aue;
zum frischen Wasser leit' er mich,
mein Seel zu laben kräftiglich
durchs selge Wort der Gnaden.
2.
Er führet mich auf rechter Bahn
von seines Namens wegen:
obgleich viel Trübsal geht heran
auf finstern Todesstegen,
so grauet mir doch nicht dafür,
mein treuer Hirt ist stets bei mir,
sein Steckn und Stab mich trösten.
3.
Ein' Tisch zum Trost er mir bereit',
sollts auch die Feind verdrießen,
schenkt mir voll ein, läßt Öl der Freud
sich auf mein Haupt ergießen;
sein Güte und Barmherzigkeit
werden mir folgen allezeit,
in seinem Haus ich bleibe.
Cornelius Becker (1602) in: EG 612
Weil ich Jesu Schäflein bin
1.
Weil ich Jesu Schäflein bin,
freu' ich mich nur immerhin
über meinen guten Hirten,
der mich wohl weiß zu bewirten,
der mich liebet, der mich kennt
und bei meinem Namen nennt.
2.
Unter seinem sanften Stab
geh' ich aus und ein und hab'
unaussprechlich süße Weide,
daß ich keinen Mangel leide;
Und sooft ich durstig bin,
führt er mich zum Brunnquell hin.
3.
Sollt' ich denn nicht fröhlich sein,
ich beglücktes Schäfelein?
Denn nach diesen schönen Tagen
werd' ich endlich heimgetragen
in des Hirten Arm und Schoß:
Amen, ja mein Glück ist groß!
Henriette Marie Luise von Hayn (1724 -1782)
Der Herr ist mein Hirt
Ich höre deine Stimme,
Mein Hirt, und allgemach,
Wenn auch in Schwachheit, klimme
Ich deinen Schritten nach.
O laß zu allen Zeiten
Mich deine Wege gehen,
Und deinem sanften Leiten
Mich niemals widerstehn.
Dein Stab und Stecken trösten
Mich, wenn Gefahr mir droht,
Du zeigest dich am größten
Mir in der größten Not.
Will mir die Kraft verschwinden
Und aller Mut entfliehn,
Weißt du doch Rat zu finden,
Mich aus der Angst zu ziehn.
Oft denk’ ich: wie wird’s weiter
In dieser Leidensnacht?
Da wird’s auf einmal heiter,
Daß mir das Herze lacht.
Oft bin ich wie gebunden,
Und weiß nicht aus noch ein;
Und doch wird bald gefunden
Ein Ausgang aus der Pein.
Oft fühl’ ich mich so traurig
In dieser argen Welt,
Die Zukunft sich so schaurig
Mir vor die Seele stellt.
Dein Wort, zum Heil beschieden,
Spricht dann mir tröstend zu,
Da geb ich mich zufrieden
Und finde in dir Ruh.
Oft machen mir der Sünden
Verborgne Wunden Gram,
Da weißt du zu verbinden,
Zu heilen wundersam.
Oft sin’ ich müde nieder,
Ermatt’ in meinem Lauf,
Da weckest du mich wieder,
Und richtest sanft mich auf.
Mein Hirt, mein Gnadenspender,
Zieh mich dir kräftig nach,
Ich folgte gern behender,
Allein ich bin so schwach.
O komm, mir beizuspringen,
Wenn ich nicht weiter kann,
Es wird mir wohl gelingen,
Nimmst du dich meiner an.
Vielleicht ist’s nur ein Kleines,
So ist die Mühe aus,
du führst mich dann in deines
Und meines Vaters Haus;
Dann wird dein treues Leiten
Durch so viel Angst und Pein
Für alle Ewigkeiten
Mein Dank- und Loblied sein.
Karl Johann Philipp Spitta, Psalter und Harfe. Sammlung christlicher Lieder zur häuslichen Erbauung, Leipzig: Hermann Lautenschläger o.J., S. 47-49
Sich kennen und lieben
In Kapitel 10 (Johannesevangelium) beschreibt sich Jesus selbst als „guten Hirten“, der all diejenigen persönlich kennt, die sich seiner Fürsorge anvertraut haben. Im Gegensatz zu einem „Mietling“ rennt der gute Hirte nicht davon, wenn Gefahr naht, sondern setzt sein Leben um der Herde willen aufs Spiel. Er führt die Herde auf satte Weide und gibt ihr alles, was sie braucht, umgekehrt kennen und lieben die Schafe ihren Hirten.
Johannes stellt die Beziehung zwischen Christus und seinem Volk in einem Bild gegenseitiger Hingabe und beidseitigen „Kennens“ dar. Offensichtlich liebt der auferstandene Christus die Kirche und jede einzelne Person, die zu ihr gehört. Offensichtlich hat der irdische Christus sein Leben geopfert, damit andere leben können. Aber es ist nicht immer so offensichtlich, dass die Mitglieder der Kirche gute Schafe sind! Jesus geht davon aus, dass jedes Schaf den Hirten persönlich kennt und all das zu schätzen weiß, was er für das Schaf tut. Insofern handelt es sich tatsächlich um eine wechselseitige Beziehung: sie kennen und lieben sich gegenseitig.
Aber das gilt das auch in unseren Kirchen? Können wir ehrlich behaupten, dass alle Mitglieder unserer Pfarreien Jesus erlauben, ihr Herr zu sein? Nennen sie ihn nur den „guten Hirten“ – oder haben sie seine Führung tatsächlich in ihrem Leben erfahren? Jesu betont an dieser Stelle, dass unsere Beziehung zu ihm ebenso persönlich sein muss wie seine Beziehung zu uns. Die Tatsache, dass wir Schafe sind, heißt noch lange nicht, dass wir zu seiner Herde gehören!
Aus: Richard Rohr / Martos, Joseph (Hrsg.), Das entfesselte Buch, - Die Lebenskraft des Alten Testaments. Verlag Herder, Freiburg Basel Wien 1990.
Martin Stewen (2005)
Norbert Riebartsch (2002)